1908 -
Verden
: [Selbstverl.] F. Vogeler und H. Wilkens
- Autor: Wilkens, Hans, Vogeler, F.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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abgelagert. Der Elbstrom wurde nach Jahrhunderten immer
mehr eingeengt, bis der Meerbusen ausgefüllt war. Während
jeder Flut wurde das neu entstandene Land wieder unter
Wasser gesetzt. Das Hochwasser konnte aber den Geestrand
selten wieder erreichen und neues Land bilden. So bekam
der Teil des Landes, der an der Elbe liegt, eine erhöhte Lage.
Man teilt daher die Marsch in Hochland und Sietland
(stet — niedrig) ein. Ersteres liegt an der Elbe, letzteres im
Innern der Marsch. Vor nicht gar langer Zeit wurde das
Sietland seiner niedrigen Lage wegen jedes Jahr unter Wasser
gesetzt. Nur durch Boote und Flöße konnten die Bewohner
des Landes mit einander verkehren. Wenn im Winter das
Eis nicht halten, aber auch nicht brechen wollte, so stockte
aller Verkehr. Nur Sommerkorn wurde in die feuchte Erde
gesät. Nachdem aber ein Kanal, der Hadelner Kanal, gebaut
wurde, der das Land in kurzer Zeit entwässerte, steht das
Sietland dem Hochland in bezug auf Fruchtbarkeit wenig
nach. Im Sietlande werden besonders Weizen, Raps, Roggen
und Bohnen angebaut. Im Hochlande, namentlich in der
Nähe des Elbdeichs, ragen überall aus dem mächtigen Saaten-
meere die schönen Gehöfte hervor, die meistens mit Eichen,
Erlen, Eschen oder Buchen umgürtet sind. Zur Entwässerung
der Marsch dienen außer dem Hadelner Kanal die Medem
und der Braakstrom. Der Hadelner Kanal bildet die natür-
liche östliche Grenze des Kreises. Er ergießt sich durch eine
gewaltige Schleuse in die Medem. Die Medem entsteht aus
der Gösche und Emmelke. Beide Zuflüsse kommen aus dem
Moore, sind sehr wasserreich und vereinigen sich nahe bei
Ihlienworth. Die Medem mündet unterhalb Otterndors in
die Elbe. Der Braak ström kommt aus der Nähe Ottern-
dorfs und fließt in westlicher Richtung bis Altenbruch. Ein
hoher Deich schützt das Land Hadeln gegen die Elbfluten.
Der Marschboden des Landes ist ziemlich leicht. In gewisser
Tiese birgt der Boden Kalk- und Muschelerde, die durch das
Kuhlen an die Oberfläche gebracht wird, um damit die Acker-
krume zu vermengen und zu verbessern. Die Viehzucht wird
im Lande weniger betrieben als der Ackerbau.
An den Südrand der Marsch legt sich das Moor, das
aus zwei größeren Teilen besteht, einem südlichen und einem
westlichen. Im südlichen Teile liegen das Ahlener und das
Falkenburger Moor, im westlichen Teile das Wester- und
Ostermoor. Das Moor wird von der Aue und der Emmelke