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1. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 101

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Marschlandschaften an der Weier. 101 Der Fährmann von der Müggelbude hat sich^zu mir gesetzt, und ich dringe jetzt in ihn, mich über den Tee zu fahren, aber statt jeder Antwort zeigt er nur auf eine grauweiße Säule, die mit wachsender Hast auf uns zu- kommt. Wie zornige Schwäne fahren die Wellen der Miiggel vor ihr her, und während ich meinen Arm fester um die Fichte lege, bricht der Sturm vom See her in den Wald hinein und jagt mit Gekläff und Gepfeif durch die Kronen der Bäume hin. Einen Augenblick nur, und die Ruhe ist wieder da- — aber die Bäume zittern noch nach, und auf dem See, der den Anfall erst halb überwunden, jagen und haschen sich noch die Wellen, als flöge ein Zug weißer Möven dicht über die Oberfläche hin. Die Müggel ist bös! es ist, als wohnten noch die alten Heidengötter darin, deren Bilder und Altäre die leuchtende Hand des Christentums vou den Müggel- bergen herab in den See warf. Die alten Mächte sind besiegt, aber nicht tot, und in der Dämmerstunde steigen sie herauf und denken, ihre Zeit sei wieder da. 16. Marschlandschaften an der Weser. (Sladland und Butjadingen). Hermann Allmers: Marschenbuch. Land- und Volksbilder aus den Marschen der Weser und Elbe. 2. durchges. und verm, Auflage. Oldenburg 1875, Schulzesche Buchhandlung. S. 358, 375—383. (Gekürzt.) Stadland und Butjadingen haben beide so viel Ge- meinsames in ihrem äußern Charakter, ihrem Volke, ihrer Bauart, ihrer Agrikultur, ihrer Geschichte und gehen überdies so ineinander über, daß nur dem ge- übtern Blick eines aufmerksamen Beobachters die ge- ringern Unterschiede derselben bemerkbar werden. Nur ist in erstem Marsch der Boden schwerer, also tonreicher und weniger sandig, und daher ist man hier naturgemäß

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1. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 132

1885 - Leipzig : Spamer
132 Bremen und die Wesermündung. Geschichte haben, daß es schwer hält, sie voneinander zu unterscheiden. Der größte Unterschied dürfte der sein, daß das Stadland als Flußmarsch, Butjadingen dagegen als völlige Seemarsch, namentlich in Klima und Strandflora, anzusehen ist. Früher begriff man auch die ganze Gegend unter der gemeinsamen Benennung Rustringen. Die Namen Stad und Butjadingen kommen erst ziemlich spät vor. In keiner Marsch ist der Boden so wellig, wenn auch nur in leise ge- dehnten Linien geschwungen, als hier. Der Grund mag teilweise in den einstigen Jnselbildungen beruhen, andernfalls indes trägt die Menge von alten, jetzt sehr zusammengesunkenen oder auseinander gespülten Wurten des Landes zu dieser Erscheinung bei, welche wir nirgendwo so zahlreich wiederfinden. Was die Kultur des Landes und die Zivilisation der Bewohner betrifft, können wir Butjadingen, namentlich aber Stadland, unter den Marschen an der Weser unbedingt den ersten Rang zusprechen, und es nimmt in seiner Weise hier die Stelle ein, welche Hadeln unter den Elbmarschen behauptet, während das eigentliche Butjadingen dem Stadlande etwas nachsteht und ungefähr zu diesem sich wie Kehdingen zu Hadeln verhält, vor allem im Bildungsstande seiner Bevölkerung. Nirgends am ganzen rechten und linken Weserufer finden wir so herrliche, wohlgepflegte und musterhafte Marschhöfe als im Stadlaude; nirgends die Felder in solch uutadelhaftem Stande, die Viehzucht auf solcher Höhe und Bedeutsamkeit; in keiner Marsch eine solche Ordnung und fast holländische Reinlichkeit in der ganzen Wirtschaft, und nirgends so uralte, noch blühende, reiche Patriziergeschlechter, als diese Marsch sich deren rühmen kann. Das Land bietet nicht wie Sted'ngen und die gegenüberliegenden Weser- marschen den Anblick so mächtiger, baumloser, ununterbrochener Ebenen und wieder so kompakter Dorfschaften, sondern es hält gewissermaßen die Mitte zwischen diesen und den Elbmarschen, die überall mit einzelnen Höfen und Häusern besäet sind und das Auge selten ein Stück Horizont sehen lassen. Es gibt hier nicht nur zahlreiche kleinere Dörfer, sondern anch eine Menge Höfe und Einzelhäuser, die sich aber nicht regelmäßig zerstreut, sondern fast immer reihenweise an den Hauptstraßen gelegen durchs Land ziehen. Die Bauart ist im ganzen wenig von der in andern Wesermarschen verschieden, nur macht sich in diesem und jenem, wie auch in Sitte und Sprache ein offenbar vom west- lichen Friesland hergedrungener Einfluß bemerkbar. Um 1720 entdeckte durch Zufall ein Hausmann zu Fedderwarden, Namens Jürgens, die merkwürdige Wirkung der Kalkerde, die hier häufig in Bänken gelagert vorkommt, auf den Pflanzenwuchs und ward der erste „Wühler" im Lande. Seitdem ist das „Wühlen", d. h. das Heraufholen dieser Erde aus den Bänken und Ausbreiten auf der Ackerfläche, für den Ackerbau Butjadingens mit jedem Jahre von zunehmender Bedeutsamkeit geworden, und wer eine Bank Wühlerde in seiner Besitzung findet, kann es als einen wahren Schatz ansehen. Denn mancher Strich Landes, der einst für den Pflug uuberührbar bleiben mußte, trägt jetzt die üppigsten Raps- und Kornfelder. — Während in Butja- dingen meist der Ackerbau vorherrscht, steht im Stadlande dagegen Viehzucht, Fettweiden des Viehes und Handel damit in erster Reihe und zwar auf einer so blühenden Höhe und in einer Bedeutsamkeit, wie in keiner andern Marsch. Das Land macht im Sommer auf den Fremden einen äußerst wohl- thuenden Eindruck. Da liegt sie vor uns die reichgesegnete Ebene. Zu beiden

2. Charakterbilder deutschen Landes und Lebens für Schule und Haus - S. 56

1875 - Leipzig : Brandstetter
Aufstehen kommen kann; namentlich gilt dies, auch in höheren Ständen, von den Jeveranern. Wie Fische auf dem Trockenen, werden sie erst lebendig und kordial, wenn sie gründlich angefeuchtet sind. Die Ansto- kratie des Landes, die reichen Bauern, schlagen bei solcher Gelegenheit furchtbare Schlachten, und die Zahl der leeren Weinflaschen, die den Morgen nach der Festlichkeit aufgeschichtet liegen, ist ungeheuer. Eine durch alle Stände sehr beliebte Unterhaltung ist das Kegeln, das auf wohlgepflegten Bahnen, deren Brett die ganze Tenne hinab- läuft, mit außerordentlich großen und schweren Kugeln in allen Jahres- zeiten betrieben wird. Es bestehen, besonders in den Städten, zahlreiche Kegelgesellschaften, deren Mitglieder auf ihrer Bahn so wohl eingekegelt sind, daß ein Fremder, Wilder genannt, unmöglich mithalten kann. Sie haben eine Menge Kunstausdrücke und entwickeln in ihrer Holz-auf- Holz-Spiel eine Feinheit und, was wirklich merkwürdig ist, einen En- thusiasmus, daß ich oft darüber erstaunt gewesen bin. Im Butjadinger- und Jeverlande ist die Bevölkerung zur Winters- zeit sehr der Belustigung des Klotschießens ergeben. Es besteht im Werfen von schweren hölzernen, mit Blei ausgegossenen Kugeln. Nur int Winter, wenn "ein tüchtiger „Kahlfrost", d. h. ein nicht mit Schnee- fall verbundener Frost, die weite Marschebene zu einer felsenharten Tafel umgeschaffen, kann dieses eigentümliche Spiel stattfinden. Zwei Par- teien, meistens die Bewohner zweier Dörfer, fordern sich dabei zum Wetr- kämpfe heraus und bringen eine Preissumme, manchmal 100 Thaler und darüber betragend, zusammen, ihren höchsten Stolz darin suchend, wer von ihnen den besten „Klotschießer" zu stellen vermag. An einem anberaumten Tage kommen in großer Zahl die Mitglieder der beiden Parteien unter Zuströmen vieler Zuschauer an einen: bestimmten Orte zusammen. Ein oft stundenweit vom Platze des Auslaufs entferntes Ziel wird festgesetzt, und jede Partei stellt ihren Kämpfer; oft auch hat jede deren zwei, die sich ablösen, denn das Werfen ist ungemein an- strengend. Die Kugel, „Klot" (Höcht). Kloß) genannt, wiegt meistens ein bis anderthalb Pfund. Der erste Klotschießer holt jetzt weit aus, nimmt einen kräftigen Anlauf und wirft dann mit aller Leibesmacht die Kugel von sich, welche mit ungeheuerer Vehemenz erst eine Strecke durch die Luft saust, dann den harten Boden trifft, nun heftig wieder aufschnellt, eine Weile ricochettirend vorwärts hüpft und endlich noch eine tüchtige Strecke rollt. Kaum liegt die Kugel, so tritt der zweite Klotschießer auf und sucht die seine noch möglichst weiter zu werfen. Dann geht's vorwärts, um von neuein an- zufangen, wo das Ende des ersten Wurfs war, und so abwechselnd Wurf auf Wurf weiter, bis die Bahn durchmessen ist. Die Gewalt, mit welcher die Klotschießer werfen, ist so mächtig, daß sie häufig durch den Schwung heftig zu Boden stürzen und mancher sich schon einen Bruch geworfen hat. Daher sind immer Leute bestimmt,

3. Teil 3a = 7. u. 8. Schulj - S. 221

1912 - Halle a.S. : Schroedel
221 daß inan von einem Ufer zum andern Hinüberrufen konnte. Eine Reihe von Sturmfluten hat den Busen aufgewühlt. Durch die Flut von 1218 erlitt die Jademündung eine solche Erweiterung, daß dadurch die Rustringer Friesen östlich und westlich der Jade getrennt wurden. Nun nannten die Friesen westlich der Jade ihre jenseitigen Stammesgenossen „die Friesen buten (jenseits) der Jade", und so erhielt das Land den Namen „But- jadingen". Erst während der „Antoniflut" 1511 bekam der Jadebusen seine jetzige Gestalt. Viele Menschen kamen dabei ums Leben, und mehrere Kirchdörfer wurden weggerissen. Die oberahnischen Felder, die wir dort in der Jade sehen, sind noch ein Überrest von versunkenem Lande. Es sind Düneninseln, die jetzt als Viehweiden benutzt und von großen Scharen von Wasservögeln bewohnt werden, die dort nisten und brüten. Im Jahre 1570 war die „Allerheiligen-Flut", in welcher allein in Butjadingen 4000 Menschen umkamen und viele Häuser umgestürzt wurden. In der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember 1717 brach die „Weihnachtsflut" herein, in welcher viel Vieh ertrank und 15000 Menschen umkamen. Die Wiederherstellung und Verbesserung der Butjadinger Deiche kostste da- mals 800 0o0 Taler. Die letzte bedeutende Flut ereignete sich 1825. Zur Erinnerung an diese Füllen sind noch in nlanchen Kirchen Gedenktafeln aufgehängt. 3. Die Geschichte des Jadebusens ist also eine Reihe unsäglicher Kämpfe der Friesen mit den hereinbrechenden Sturmfluten. Immer und immer wieder durchbrach das empörte Meer die zu schwachen Deiche und wälzte namenloses Elend über die armen Küstenbewohner. Aber iminer wieder stellte das zähe Volk den grollenden Wogen Dämme entgegen, bis es endlich gelang, die Deiche so zu erhöhen und zu verstärken, daß sie bis jetzt den Fluten Trotz bieten. Der ganze Jadebilsen ist ein Grab untergegangener Dörfer und Kirchspiele. So unsägliches Elend aber auch die Fluten über die Küstenbewohner brachten, so verdankt doch das Friesenvolk den Kämpfen mit der See seinen ehrenwerten Charakter, dessen Hauptzüge Zähigkeit, Festigkeit, Heimats- und Freiheitsliebe sind. Noch jetzt bemerken wir an der Innenseite des Deiches die redenden Zeugen von den Sturmfluten. Es sind die sog. Braken, stille, tiefe, wie das Volk sagt, zum Teil bodenlose Wasserbecken, Kolke, die von den durch den Deich donnernden Fluten aufgewühlt sind. Am Ufer nicken und rau- schen braune Rohrkolben und hohes, schlankes Schilf. Nächtlich und still ist's rings umher. Nur manchmal plätschert's im Wasser, wenn der scheue Fischotter eilends hinuntertaucht oder das scheue Wasserhuhn durch Schilf, Rohr und Wasserlilie huscht. 4. Gehen wir jetzt den Deich hinab, um uns im Watt umzuschauen. Noch ist es Ebbe, und weithin bis ans Wasser dehnt sich ein grauer Schlamm

4. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 102

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
102 Marschlandschaften an der Weser. mehr auf Viehzucht angewiesen, während in letzterer des leichten Bodens halber der Ackerbau entschieden vor- herrscht. Der größte Unterschied zwischen beiden besteht aber namentlich darin, daß das Stadland noch überall als Flußmarsch, Butjadingen dagegen in Klima und Strandflora als völlige Seemarsch anzusehen ist, da dessen User rings die Salzflnt bespült: hier die Wesermün- dung, dort die des Jadebusens, dem es seinen Namen verdankt. Was Kultur des Landes und Zivilisation der Be- wohner betrifft, können wir Butsadingen, namentlich aber Stadland, unter den Marschen an der Weser nnbe- dingt den ersten Rang zusprechen, und es nimmt in sei- ner Weise hier ganz die Stelle ein, welche Hadeln unter den Elbmarschen behauptet, während das eigentliche But- jadingen dem Stadlande etwas nachsteht, vor allem im Bildungsstande seiner Bevölkerung. Nirgends am ganzen rechten und linken Weserufer aber finden wir so herrliche, woblgepflegte und muster- hafte Marschhöfe als im Stadlande' nirgends die Felder in solch nntadelhaftem Stande, die Viehzucht auf solcher Höhe und Bedeutsamkeit; in keiner Marsch eine solche Ordnung und fast holländische Reinlichkeit in der ganzen Wirtschaft, und nirgends so uralte, noch blühende, reiche Patriziergeschlechter, als diese Marsch sich deren rühmen kann. Das Land bietet nicht wie Stedingen und die gegen- überliegenden Wesermarschen den Anblick so mächtiger, baumloser, ununterbrochener Ebenen und wieder so kompakter Dorfschaften, sondern es hält gewissermaßen die Mitte zwischen diesen und den Elbmarschen, die überall mit einzelnen Höfen und Häusern besät sind und das Auge selten ein Stück Horizont sehen lassen. Es gibt hier nicht nur zahlreiche kleinere Dörfer, sondern auch eine Menge Höfe und Einzelhäuser, die sich aber nicht unregelmäßig zerstreut, sondern fast immer reihen- weise au den Hauptstraßen gelegen durchs Land ziehen.

5. Landeskunde des deutschen Reiches - S. 381

1890 - Meißen : Schlimpert
— 381 — die Mühen der Vorfahren. Halbinselartig schieben sich die See- marschen zu beiden Seiten des Jahdebnsens in das Meer vor. Im Osten der Jahde liegt das Butjadingerland (d. h. ein Land jenseits der Jahde) mit seinen stattlichen Gehöften in körnerreichen Feldgebreiten. Und im Westen der Jahde breitet sich das Jever- land aus, wo seit alters der Bauer kräftige Rinder und Pferde züchtet. Jeverland und Butjadingen sind die schönsten Marschen des Großherzogtumes. Moorflächen durchziehen das Land von Süden nach Norden. Sie häufen sich besonders an der Westseite des Großherzogtumes, wo die Saterems sich aus zwei Quellflüssen bildet. Diese um- schließen ein Sumpfgebiet, vou dem bisher nur der 20. Teil an- gebaut worden ist. In ihm wohnen in vier Kirchspielen einige Tausend Bauern, die noch keine Familiennamen führen und freie Jagd und freien Fischfang in ihrer Gemarknng haben. Abge- schlössen von der Welt, führen sie hier in einem wenig zugüng- lichen Gebiete ein dürftiges Leben, indem sie sich hauptsächlich von Ackerbau und Viehzucht nähren. Diese Ackerlandschaft ist uns schon unter dem Namen Saterland bekannt geworden, das einen der dürftigsten Striche des Großherzogtumes bildet. Nebeu dem Moorstreifen zieht auch das Geestland iu der Richtung der Flüsse von Süd nach Nord. Es besteht meist aus Saud, der mit Heidegestrüpp bewachsen ist. Stellenweise tritt aber auch der Lehm in größeren Lagern in der Geest zu Tage. Wo er erscheint, bestockt sich auch der Boden sofort mit Büschen und Bäumen. Besonders lieben Eichen und Buchen die lehmigen Gründe. An einigen Stellen des Großherzogtumes scharen sich die Laubbäume auch zu schönen Waldungen zusammen. Ja, an zwei Orten des Landes bilden sie alte Waldbestände, die wir wohl als deutsche Urwälder bezeichnen können. Einer derselben breitet sich westlich von der Jahde bei dem Städtchen Neuen- bürg aus und besteht größtenteils aus Eichen, deren Durchmesser uicht selten 2 bis 3 in beträgt. Die Stämme dieser Rieseu siud hohl und mit Baumerde augefüllt. Von der Rinde entblößt, strecken sich hier blanke Äste wie knöcherne Riesenarme aus. Dort siud andere mit frischem Laube lebensvoll bis zu den kleinsten Zweigen umkleidet. Epheu windet sich bis zu deu hohen Wipfeln hinauf, und wirre Brombeerrauken hängen von dem knorrigen Astwerke herab. Farn sprossen aus den modernden Stämmen auf,

6. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 133

1885 - Leipzig : Spamer
Das Stadland und Butjadingen. 133 Seiten der gräbenumzogenen Landstücke liegen die üppigen Fettweiden dicht aneinander gereiht. Hier grasen herrliche Rinder, dort steht eine Schar Ochsen, bestimmt, mit dem nächsten Dampfschiff nach England befördert zu werden; dort wieder grasen sanfte, breitstirnige, bunte Kühe, voll Sehnsucht schon der Magd entgegensehend, die von fern mit messingbeschlagenem Eimer kommt, die strotzenden Euter zu leeren; dort endlich jagen sich mit fliegender Mähne ein paar braune Rosse, bäumen sich und schlagen und wiehern vor Überkraft und Jugendlust, und dann wieder wird die grüne Weidefläche angenehm unter- krochen, bald durch ein hellleuchtendes Rapsfeld, bald von prächtigen Weizenäckern oder üppiger Wintergerste oder einer dunklen, ja fast blaugrünen Haferflur. Moorgegend an der Wesermündung. Nun kommen wir zu einem freundlichen Dorfe, alle Häuser so reinlich, so wohlgehalten, auch das kleinste mit einem Kraut- und Blumengärtchen, und in der Mitte des Dorfes ragt auf hoher Wurt das alte, kleine Kirchengebände, fei's von Ziegel, Sandstein oder Tuff, moosig und wettergrau, ein ehrwürdig Denkmal alter Friesenzeit. Und treten wir in die Häuser, so finden wir einen Schmuck der Wohnräume, die in nichts von den städtischen abweichen und mit einem alten, einfachen Bauerntum in geradem Widerspruch zu stehen scheinen. Die Geschichte der alten Rnstringer ist gleich der ihrer Nachbarn voll Kampf, Sturm und Ungemach; auch sie waren gleich jenen kühne Piraten, die mit ihren kleinen Schiffen an den Nordseeküsten herumschwärmten und den Bremern manchen Schaden zufügten, woraus sich denn manche Fehde mit

7. Charakterbilder deutschen Landes und Lebens für Schule und Haus - S. 41

1875 - Leipzig : Brandstetter
41 tausendfaches Leben hervorruft, scheint hier einem ewigen Tode verfallen. Man kann stundenlang der Straße folgen, ohne einem Wagen, einem Wanderer zu begegnen; kaum läßt ein einsamer Vogel seine Stimme hören, die wie eine Klage durch die Oede schallt. Doch dort zeigt sich ein Schäfer, der, in weißwollenem Mantelkragen auf einem Erdwalle sitzend, langsam strickend die rochen Finger bewegt. Winzige Schafe von struppigem und schmutzigem Aussehen bewegen sich in possierlichen Sprüngen um ihn her. Es sind dies die Haidschnucken, deren Wolle einst ein Leipziger Kaufherr für Hundshaar erklärte. Hier in diesen Gegenden wird, wenn irgendwo, die Eisenbahn eine unendliche Wohlthat sein; sie wird, in weit höherem Grade als die öden Landstraßen, als Brennpunkt des Verkehrs und der Cultur dienen, und nebenbei wird der Reisende den Vortheil haben, in möglichst schneller Zeit die braune Oede zu überwinden. Man könnte den Großherzog von Oldenburg den Pharao mit den sieben fetten und den sieben mageren Kühen nennen; die sieben mageren sind die Geest, die sieben fetten die Marsch. Marsch, ein Wort, das sprachlich und sachlich an das lateinische mare und das französische marais erinnert, heißen die fetten Niederungen an den Flußmündungen und Meeresküsten, die jenen Mündungen benachbart sind. Ein eigenthüm- licher, durch Anschwemmung gebildeter, schwerer Thonboden, Klei ge- nannt, der neben Thon, Lehm und Sand auch Torf und andere Pflanzentheile, Muscheln, Infusorien und überhaupt verschiedene thieri- sche Ueberreste enthält, verleiht der Marsch die außerordentliche Frucht- barkeit, wovon Weiden und Fruchtfelder ein glänzendes Zeugniß ab- legen. Ist der Süden des Herzogthums das Hauptgebiet der Geest, so ist der Norden das der Marsch. Der großen, im Nordwesten und Nord- osten gelegenen Marschen Jeverland und Butjadingen ist schon oben ge- dacht. Ein dritter Marschdistrict ist das Stedinger Land an der Weser und untern Hunte, das, im Gegensatze zu jenen, bloße Flußmarsch ist. In alten Zeiten erstreckte sich die Wesermündung über dieses dem Wasser abgetrotzte Gebiet. Alles Marschland muß durch hohe, sehr kostbare Dämme, Deiche genannt, gegen das andringende Meer geschützt werden. Besondere Ge- fahr bringt das Zusammentreffen von Spring - und Sturmfluth, wenn nämlich der höchste Standpunkt der Fluth, der beim Voll- und beim Neumond ungewöhnlich schnell eintritt, durch einen auf das Land we- henden Sturm noch gesteigert wird. Zu verschiedenen Zeiten sind Sturm- fluchen für das oldenburger Tiefland verderblich gewesen, ja der ganze Jahdebusen ist ein ungeheures Grab, worin eine Menge Ortschaften, deren Namen noch bekannt sind, seit drei, vier und sechs Jahrhunderten versunken liegen. Um die Marsch zu entwässern, sind eine Menge Kanäle, sogenannte

8. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 38

1918 - Breslau : Hirt
38 Das Herzogtum Oldenburg. Sieg Graf Johanns V. über die Friesen 1499 in der oldenburgischen Geschichte be- rühmt geworden. Bei Langwarden erfolgte 1514 die letzte, entscheidende Nieder- läge der Rüstringer, nach welcher Butjadingen an Oldenburg kam. Tossens ist See- bad. Von der schwer gebauten Anlegebrücke Eckwarderhörne geht eine Dampf- fähre nach Wilhelmshaven. Die Jeverische Marsch, in der sich eine große Anzahl über das Land zerstreuter Wurten befindet, gehört zwanzig Gemeinden. Die zahlreichen kleinen Kirchen dienten als Festungskirchen. Accum, Fedderwarden und Sengwarden bildeten die Herrlichkeit Kniphausen. In der Kirche zu Accum ruhen der Häuptling Tido von Knipens und seine Gattin Eva von Rennenberg, die schon um 1550 ihre Untertanen für eine feste Abgabe von allen Hofdiensten und anderen Verpflichtungen befreiten. Ihre Grabdenkmäler sind erhalten. Von der alten Burg Kniphausen sind einige Gebäudeteile und ein Turm auf dem mit einem Graben umzogenen Platze erhalten. Der ursprüngliche Name von Hohenkirchen war Gokerken. Bischof Ansgar von Bremen gründete hier im 9. Jahrhundert die Mutterkirche des Wangerlandes. Aus den Kapellen, die ihr untergeben waren, wurden später eigene Kirchspiele. Wertvolle holzgeschnitzte Heiligenfiguren der Kirche aus gotischer Zeit befinden sich jetzt im Kunst- gewerbemuseum zu Oldenburg. Altar, Kanzel und Taufsteindeckel sind von Ludwig Munstermann geschnitzt und erhalten. Alte Häuptlingssitze, wie Fischhausen und die Sibetsburg Ede Wimmekens in der früheren Gemeinde Neuende und andere, sind noch im Jeverland genug zu erkennen. Die Stadt Rüstringen, 47600 Einwohner, die das Amt gleichen Namens ausfüllt, ist aus den Gemeinden Bant, Heppens und Neuende gebildet worden. Die Bevölkerung besteht überwiegend aus Arbeitern, die auf den Werft- und Hafeuanlagen der Kaiserlichen Marine beschäftigt werden. Etwa an dieser Stelle lag das alte Kirchspiel Bant; die Fundamente der Kirche, die nach der Antoniflut von 1511 ausgedeicht wurde, sind auf dem Banter Kirchhof im Außen- groden noch fast vollständig erhalten. Rüstersiel und Horumersiel an der Jade sind Seebäder. Die Grenze zwischen Jeverland und Ostfriesland verläuft in der. Nähe der Küste schnurgerade und heißt die Goldene Linie, weil sie bei der Grenzregelung auf der Karte mit Gold eingetragen war. Das Vorland und die Inseln. Außendeichs liegt das Watt; es ist das schlickerfüllte Land, welches täglich zweimal überflutet wird und zweimal aus dem Meere hervortritt, rings um den Jadebusen, dann nörd- lich von Butjadingen der Langlütjensand mit zwei Forts und der Hohe Weg und die Alte Mellum, nördlich von Ieverland Mmser Oldeoog und das Neue Brack. Tiefe Rinnsale, die Baljen, ziehen sich von der offenen See in das Watt hinein. Das offene Fahrwasser berührt nur an zwei Punkten die Küste unmittelbar: bei Fedderwardersiel in Butjadingen und bei Wilhelmshaven. Zu großen Häfen ist aber außer der durch einen Meer- busen erzeugten Jade nur die Weser geeignet. Die Watten sind alle sehr verschieden voneinander. Minser Oldeoog und die Alte Mellum lassen sich mit Pferd und Wagen erreichen, der Weg von Wangeroog nach dem Fest- land ist durch tiefe Schlicklagen gefährlich. Die Deiche liegen nirgends hart am Watt, sondern sind durch Außengrodenland geschützt, das durch künst- liche Vorrichtungen in das Watt vorgeschoben wird. So schreitet der Land- gewinn besonders an der jeverischen Küste fort. Im Jadebusen darf kein Land dem Watt abgewonnen werden, weil dadurch die Stromkraft und die Tiefe des Wilhelmshavener Fahrwassers verringert würde. Die olden- burgische Regierung mußte im Interesse des Reichskriegshafens auf den Versuch verzichten, durch eine große Schlenge, die seit den fünfziger fahren

9. Lehrstoff der mittleren und oberen Klassen - S. 186

1910 - Leipzig : Warting
186 Fünfter Abschnitt. durch die Anschwemmungen der Flüsse und des Meeres gebildet, liegen dem Meere zunächst, die Geest meist weiter zurück; nur bei Geestemünde tritt sie unmittelbar an die Küste heran. An den deutschen Küsten bilden die Mar- schen einen 10—20 km breiten Streifen, nur längs der Elbe und Weser reichen sie weiter ins Land hinein. Die Marschgegenden werden von einer sehr wohlhabenden, kernigen Bauern- bevölkerung bewohnt, die auch in den Zeiten des Mittelalters, wo der größte Teil des deutschen Bauernstandes in Hörigkeit verfiel, ihre Freiheit sich zu wahren wußte. Die einzelnen Marschgegenden führen seit alters her besondere Namen. An der schleswig- holsteinischen Küste: Nordfriesland, die Halbinsel Eiderstedt und die Ditmarschen, zwischen Elbe und Weser das Alte Land, Land Kedingen, Land Hadeln und Land Wursten, westlich der Elbe Butjadingen und Ostfriesland. Die Ortschaften der Marschen sind nicht geschlossen, sondern bestehen aus weit zerstreuten Höfen. Neben

10. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 567

1890 - Gotha : Behrend
Wilhelmshaven. 567 Hammerschmiede wiegt 15 000 kg; die aus einem Eisenblock bestehende Ambosnnterlage hat ein Gewicht von 300 000 kg. Südlich von den bisher beschriebenen älteren Hafenbauten liegen die neuen Hafenanlagen Wilhelmshavens. Wir beginnen mit dem Bootshafen zwischen den beiden Einfahrten, welcher durch eiueu breiten Kanal mit der Jade in Verbindung steht. An der Ostseite liegt hart am Deiche ein hölzernes, auf Pfahlwerk erbautes Häuschen, in welchem zwei Rettuugsböte stehen, die vermittelst einer schiefen Ebene schnell zu Wasser gelassen werden können Wegen des schrägen Ufers befinden sich daselbst mit Schienen versehene Ladebrücken, zum bequemeren Ansladen der Schiffe dienend, die teils Backsteine von der Ems und Butjadingen, teils nordisches Bauholz und schwedische Granitblöcke ab- laden. Links vom Bootshafen folgt die zum Handelshafen führende neue Hafeneinfahrt, eingefaßt von gewaltigen Molen. Das von den letzteren eingeschlossene Becken kann für den Fall, daß ein im Ge- fecht schwer beschädigtes Schiff die Docks der Werft nicht mehr erreichen kann, in ein Notdock verwandelt werden. Zu diesem Zwecke wird es dnrch sogenannte Pontons*) abgeschlossen und mittels Maschinen aus- gepumpt, worauf das Schiff allmählich sinkt und endlich auf ausge- mauertem Boden ruht, auf welchem es, gehörig gestützt, bequem aus- gebessert werden kann. Zwischen den Pontons befinden sich die Schleusen, mächtige, fast ganz aus Eisen bestehende Doppelthore znm Verschluß des Hafens und zum Schutz gegen den Andrang des Wassers. Zu beiden Seiten der Thüren befinden sich in unterirdischen Gewölben Maschinen, welche, von einigen Arbeitern in Bewegung gesetzt, die Thüren öffnen und schließen, wenn ein Schiff dieselben passieren soll. In der Nähe des eigentlichen Handelshafens stand während des Bans ein jetzt abgebrochenes hölzernes Gebände mit großem Pumpwerk, von dessen zwei Maschinen während des Hafenbaus bei Tag und Nacht abwechselnd eine thätig war, um das Bassin vom Wasser möglichst freizuhalten, welches massenweise vom alten Hafenkanal und von der Jade her durch deu Boden hereindrang. Auf unterirdischem Wege wurde dasselbe in einem Strahle von 20 cm Durchmesser iu den Hafenkanal geleitet; die Maschine entfernte auf diese Weise in der Minute 5 cbm Wasser. Mit der Eröffnung der zweiten Hafenein fa hrt in Wil Helms- Häven (13. Nov. 1886) kam eine mehr als zehnjährige, mühevolle Arbeit zum Abschluß, welche das Marineetablissement in Wilhelmshaven nahezu zur Bollendung bringt. Nach der Marinedenkschrift oom 21. April 1873 ist die zweite Hafeneinfahrt in Wilhelmshaven im wesent- liehen nur die durch die Benutzung der Kriegsschiffe bedingte Erweiterung *) Ein Ponton ist ein großer Wasserbehälter von etwa 14 m Höhe, 20 m Länge und 5 m Tiefe, _ welcher, wenn er nur zum Teil gefüllt ist. noch einige Meter über den Wasserspiegel hervorragt, während er bei ganzer Füllung unter- sinkt. An beiden Zeiten befindet sich eine etwa 30 cm hervorstehende Kante von 4/a m Höhe, welche beim Versenken in eine Mauerrinne von gleicher Ausdehnung faßt und so den Ponton trägt.

11. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 135

1885 - Leipzig : Spamer
Das Stadland und Butjadingen. 135 Häuptlinge zu Golzwarden und Blexen ohne Kampf. Alle übrigen aber ver- banden sich nur um so inniger, bereit, des Landes Freiheit bis auf den letzten Blutstropfen zu schirmen. Nachdem Edo seinen Rachedurst an Hajo gelöscht hatte, mochte doch wohl ein Scham- und Reuegefühl ihn überkommen sein, ein Bündnis mit den Feinden des Landes eingegangen zu sein; denn bald darauf zog er sich von ihnen zurück. Diese aber beschlossen nichtsdestoweniger, mit einem Schlage die Macht und und Freiheit der sriesischen Weserrepubliken zu vernichten. Zu dem Zwecke schlössen sie ein Bündnis mit dem Grafen Moritz Iii. von Oldenburg. Die Aussicht auf reiche Beute zog bald von allen Seiten eine Menge Streitlustiger herbei und nach kurzer Zeit konnte ein 6000 Mann starkes Heer an der friesischen Küste landen. Vor solcher Macht sahen sich die Rustringer genötigt, sich bis auf die äußerste Spitze des Landes, Langwarden, zurückzuziehen, Die Verbündeten folgten plündernd und sengend. Eine überaus reiche Beute an Vieh fiel ihnen zu. Der Häuptling von Langwarden, Dedo Onneken, unterwarf sich, das Nutzlose eines Kampfes einsehend. — Die Bremer drangen nun auf eifrige Verfolgung des Sieges; doch Graf Moritz und die bremische Ritterschaft, denen es zumeist auf die Beute ankam, trennten sich von ihnen und zogen heim. Die Bremer, plötzlich geschwächt, mußten ihnen folgen und dem Lande seine alte Unabhängigkeit belassen. Doch nur ein Jahr lang sollte sich das Land der Ruhe erfreuen, denn bereits 1401 unternahmen die Bremer einen zweiten Zug gegen Rnstringen und drangen siegreich vor. Um nun dauernd sich die Herrschaft Hierselbst zu sichern, errichteten sie bei Atens eine Feste, die „Friedeburg", umzogen mit an- sehnlichen doppelten Gräben und Wällen. Dies lief aber den Verträgen mit den oldenburgischen Grafen stracks zuwider; diese sandten den Bremern einen Fehdebries und demselben folgte bald ein ansehnliches Heer. Doch die Bremer, verstärkt durch den Grafen von Diepholz, drangen ins Moorriem ein und nahmen den Grafen Christian von Oldenburg gefangen. Erst gegen ein be- deutendes Lösegeld und Verpfändung des Landes Wührden erhielt der Graf seine Freiheit wieder, nachdem er noch nebst seinen zwei Brüdern hatte ver- sprechen müssen, den Bau der Burg nicht zu hindern, den Bremern freie Fischerei in der Hunte zu gewähren, „sich gestrandeter Sachen nicht zu über- winden", nie eine Feste an der Weser zu bauen und endlich sogar den Bremern gegen die Rustringer sofort beizustehen, wenn sie es verlangten. Damit war für lange Zeit die Macht und der Einfluß der oldenburgischen Grafen und der Marschen gebrochen, die „Friedeburg" wurde stärker als je gemacht, und die Einwohner mußten schwören, nie wieder sich Anführer zu wählen. — So herrschte scheinbar die größte Ruhe im Lande, aber tief in vieler Herzen glühte eine stille Wut über die Schmach des bremischen Joches. Zehn Jahre glimmte der Funke, da sollte er zu heller Flamme hervor- brechen. Mehrere Häuptlinge hatten sich verbunden, das verhaßte Joch ab- zuschütteln. Mit der Überrumpelung der verhaßten Zwingfeste wollte man beginnen, das sollte zugleich das Zeichen zur Erhebung des ganzen Landes sein. Alles war vorbereitet. Ein jeder harrte auf die Botschaft von der genommenen Feste, um die Waffen zu ergreifen. Doch es follte anders kommen. In der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober des Jahres 1413 nahte sich eine kleine

12. Deutschland - S. 22

1886 - Breslau : Hirt
22 A. An der deutschen Meeresküste. und nur durch fortwährende Wachsamkeit gegen die Angriffe des immer drohen- den mächtigen Elements zu erhalten vermögen, konnte nicht ohne Einfluß bleiben auf den Charakter der Bewohner. Und so ist es uns verständlich, daß sich das Volk der Friesen in hohem Grade durch Beharrlichkeit, Mut, Energie, Ernst, Religiosität, Selbstgefühl, Vaterlands- und Freiheitsliebe auszeichnet. Diese Vorzüge zeigten sich bei den Bewohnern fast aller Marschstriche im Laufe der Geschichte, und obgleich alle die von ihnen gegründeten kleinen Marschdemo- kratien, wie das Land Eiderstedt, Ditmarschen, das Land Hadeln, das Alte Land, das Land Kehdingen, Butjadingen, Jever u. a., nach unzähligen blutigen Kämpfen mit den mächtigen Grafen und Herren der benachbarten binnenlän- dischen Distrikte allmählich ihre Unabhängigkeit verloren haben, und das Volk unter dem Einflüsse des umwohnenden niedersächsischen Stammes teilweise seine Nationalität eingebüßt hat, so erkennt man doch auch jetzt noch in demselben schätzenswerte Eigentümlichkeiten des alten kräftigen, freiheitliebenden Sinnes der Stammväter. Mehr phlegmatischen Wesens, läßt sich der Marschbewohner schwer von alten Gewohnheiten abbringen; mit Eifersucht behauptet er uoch bestehende alte Rechte und Freiheiten. Selbstgefühl und Stolz wohnt besonders dem reichen Marschbauer iu hohem Grade inne. Vor allem ist er stolz aus seiuen Stand als freier Grundbesitzer; stolz ist er aber auch auf seine fruchtbare Heimat, die er iu treuer Anhänglichkeit an den Boden, zu dessen Gewinnung und Sicherung er wohl selbst ein gut Teil beigetragen, um keinen Preis mit einer anderen vertauschen würde. Dieser Stolz ist wohlberechtigt, und wenn ein Pliuius heute wieder diese Marschländer seheu könnte, da würde er wohl staunen, was aus dem bedauernswerten Volke der Sumpfansiedler geworden, und das Land selbst würde er wohl wie wir als das kostbarste Stück deutschen Landes bezeichueu. Nach Allmers, Kutzen u. Gutlie. 4. !Ue friesischen Inseln. Die friesischen Inseln, deren Reihe sich fast ohne Unterbrechung vom Zuyderfee bis nach dem südlichen Jütland zieht, liegen in einem der unruhigsten Meere der Welt und erscheinen deshalb in ihrer Existenz höchlich bedroht. Sie be- stehen hauptsächlich aus Düueusand und bildeten früher sicher eine ziemlich zusammenhängende Dünenkette. Als noch eine Landverbindung zwischen Eng- land und Frankreich bestand und die Nordsee noch ein Binnenmeer war, lagerte das Meer jenen fruchtbaren Schlamm ab, der unter dem Namen Marschland bekannt ist. Nachdem aber jeue Landbrücke gesprengt war, zerstörte das Meer

13. Teil 3a = 7. u. 8. Schulj - S. 220

1912 - Halle a.S. : Schroedel
220 „So? Bloß darum? So komm!" Und sie gehen zusammen den Deich hinunter, zwei stattliche, hohe Gestalten. Ihre Nachkommen sitzen noch heute auf derselben Werft, auf der Hans und Martje sich einst ihr Nest bauten. 4. Das sind gerade fünfhundert Jahre her. . . Inzwischen verwitterte der gelbe Sand der Düne und überzog sich mit einem kleide, mit einem billigen Kleide; denn der Sand ist arm, . . . aber mit einem schönen Kleide; denn die Dünen sind eitel: mit tief- dunkelm Heidekraut, helle Ginster hineingewebt. Hier und da wächst aus dem dürren Erdreiche des Abhangs eine kümmerliche Eiche oder eine bescheidne Weißbirke, mehr Gestrüpp als Baum; aber oben auf dem Rücken haben sich Lärchen und Tannen angepflanzt, von selbst, nicht durch Men- schenhand. Anfangs wohl kümmerliche, niedrige Bäumchen, aber im Laufe der Zeit, der Jahrhunderte, hat sich durch jährlichen Nadelsall und Baum- sturz ein wenig Waldesboden gebildet, und auf dem fruchtbaren Grabe der Vorfahren waren die Nachkommen besser fortgekommen. Freilich immer noch unansehnliche, schlechte Stämme, über welche der Förster des Binnen- landes verächtlich hinwegsieht, aber Stämme, wie der Landmann sie braucht, wenn er seine Koppeln einfriedigt und Heckpfähle einrammt und die hoch- gelegten Garben aus dem Erntewagen mit überlegtem, niedergebundnem Balken festhalten will. Gustav Frenssen. 128. Kuf dem Deiche. 1. Eine Wanderung auf dem Deiche bietet des Interessanten, Neuen und Überraschenden viel, besonders für den, der sie zuerst macht. Wir beginnen eine solche an der Westküste Butjadingens. Von der Kappe des Deiches können wir ganz Butjadingen und den Iadebufen überschauen. Der Iadebufen hat die Form eines 4 Quadratmeilen großen herzförmigen Blattes, in welchem die tiefen Rillen der Jade und anderer kleiner Flüsse und Sieltiefe die Adern bilden. Es ist helle Luft, so daß uns das jenseitige Ufer sichtbar wird. Im Südwesten erblicken wir das Seebad Dangast. Der weiße Streifen davor ist Arngast, eine Düneninsel, der Rest eines untergegangenen Kirchspiels. Weiter östlich ragen die Fabrikschornsteine Varels empor. Uns gerade gegenüber liegt die Küste Ieverlands aus- gebreitet. Weiterhin nördlich ist eine endlose Wassermasse, die im See- nebel verschwimmt. Dort münden Jade und Weser in die Nordsee. Am fernen Rande des Horizonts zieht die dunkle Gestalt eines Schiffes vor- über, das hinaussegelt ins weithinrollende Meer. 2. Der Iadebufen hat nicht immer einen so bedeutenden Flächenraum eingenommen wie gegenwärtig. Früher war die Iademündung so schmal,

14. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 352

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 352 — Sturm aus Westen geweht, der ungeheure Wassermassen durch den Kanal gepeitscht hatte, brach sie über die armen Marschen herein und richtete wieder unbeschreibliches Unglück an. Nicht eine Gegend blieb verschont; namentlich litten die Oldenburger Marschen, und fast in allen Kirchen hängen dort heute noch Gedächtnistafeln, die aus ihren Kirchspielen manch' grausige Geschichte erzählen. Genau weiß man, daß diese Flut hier 2471 Menschen und über 4000 Stück Vieh fortspülte, in Ostfriesland die fast gleiche Zahl und auf der ganzen Nordseeküste über 15 000 Menschen. Auch uach dieser Flut lag Osterstade wieder zwei Jahre offen; weit und breit waren die Deiche zerstört, und die Lasten auf deu Ländereien wurden so unerträglich, daß mancher Grundeigentümer, welcher die Kosten des Deichens nicht er- schwingen konnte, nach altem Brauch iu seine schönsten Ländereien den Spaten steckle. Wer ihn herauszog, übernahm die Deichlasten und ward Besitzer des Landes. Mutige Arbeiter haben manchen Spaten gezogen und dadurch für bessere Zeiten einen Reichtnm gegründet, dessen sich jetzt viele Familien in den Marschen zu erfreuen haben. Das war die letzte große Flut des vorigeu Jahrhunderts, welche über das Friesengebiet hinbrauste. Einzelne Marschen dagegen litten noch öfter. In das arme Nordfriesland brach in jedem der drei folgenden Jahre das Meer ein und endlich noch zweimal in den fünfziger Jahren. Dann erst trat Ruhe ein, die nun fortdauerte bis in unser Jahrhundert. (3. Wassernot und Verkehrsschwierigkeit iu der Marsch.) Ein großer Übelstand in den meisten Marschen ist der Mangel an gutem Trinkwasser. Die Brunnen müssen oft 60—70 Fuß tief durch alle Erd- schichten geführt werden, bis man auf das Saudlager stößt. Hier erst findet sich einigermaßen gutes Wasser, das demuugeachtet sehr selten klar und reinschmeckend ist. Und dennoch können die Bewohner der Gegenden, wo Brunnen möglich sind, sich glücklich preisen. In den nördlichen Marschen, wie im Jeverland, Ostsriesland, Butjadingen und im Lande Wursten, findet man in einigen Strichen oft weit und breit keinen einzigen. In diesen Gegenden ist der Boden so reich an Salzteilen, anderen Orts wieder an Schwefelwasserstoff- gas, das sich vorzüglich in der Dargschicht^) findet, daß alle Versuche, Trinkwasser aus ihm zu erhalten, gänzlich scheiterten. Es war stets trübe, übelriechend, ungesund und vom abscheulichsten Geschmacke, Wo die Geest nahe ist, führt diese uoch einiges Wasser herbei, sonst ist man einzig und allein auf Regenwaffer angewiesen, das man in Gräben und Cisternen auffängt. Und selbst dieses kaun man nicht immer vor den Einwirkungen des Bodens bewahren. Kommt nicht oft frischer Zufluß, so stagniert es bald, überzieht sich mit einer dicken, farbenschillernden Haut und kann nun vor üblem Geruch und Geschmack kaum hinuntergewürgt werden. Viele Häuser besitzen daher einen Filtrier-Apparat, in welchem das Wasser sich reinigt, indem es dnrch mehrere Schichten von Kiessand, zerstoßenen Muschelschalen und Holz- kohlen sickert. Dieser leistet durchgängig treffliche Dienste. Im Winter, wenn ein strenger Frost das Wasser in den Gräben und Cisternen gefrieren i) Der Darg bildet die unterste Schicht des Marschlandes' er kommt nur stellen- weise vor und besteht aus einer dunkelbraunen Schicht von Blättern, Halmen und Wur- zeln des gemeinen Rohrs, welche verwoben, vertorst und zusammengepreßt sind.

15. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 572

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
Beamte, Handwerker^ und Arbeiter bauen und reparieren Schiffe, die im Dienite der Marine bis in die entlegensten Weltmeere hinausdampfen. Offiziere und Soldaten sinv am Exerzieren. Flinke Dampspinafsen und niedliche Boote durch- kreuzen den Hafen. Wir gelangen auf die Molen von Wilhelmshaven. Es sind das zwei mächtige Steindämme, die mit ihren Köpfen in die Salzflut hinausragen und die Einfahrt zum Hafen bilden. Von hier aus haben wir einen prächtigen Ausblick auf das Meer. Vor uns, nach Süden, liegt wie ein großes Wasserbecken die Binnenjade, der eigentliche Jadebusen, links, nach Osten, zwischen hier und Eckwarden die schmälste Stelle des Jade- busens, nördlich davon die trichterförmig sich erweiternde Außenjade. Segelschiffe, einige hellschimmernd, andere dunkel- farbig, schweben wie riesenhafte Schmetterlinge über die blaue Fläche dahin, bis die Ferne sie mit duftigem Schleier um- hüllt. Wandelt ein Kriegsdampfer den schmalen Meerespfad, der aus der Jade in die offene Nordsee hinausführt, dann flattert ein langer, liefdnnkler Rauchwimpel von seinem Schornsteine aus in die Luit. Im Süden steigen aus dem ounkelblauen Bande, mit welchem die Wälder der friesischen Wede die Jade umsäumen, an verschiedenen Stellen schwere Rauchwolken auf-, vereinigt schweben sie, wie eine dunkle Schicht, über Butjadingen dahin. Sie haben ihren Ursprung in den zahlreichen Ziegeleien, die in der Umgegend von Varel jährlich Millionen der herrlichsten Steine und Klinker fabri- zieren. 2. Ebbe und Flut. Die Salzflut strömt jetzt von der Nordsee her in die Jade hinein. Das Einströmen, den An- prall der Meereswogen an die Küsten nennt man Flut. In dem Trichter der Außenjade drängen die heranströmenden Wassermassen sich immer enger zusammen und müssen sich durch die Meeresenge zwischen Wilhemshaven und Eck- rvarden hindurchwälzen. Deshalb erreicht hier die Flut eine Höhe, wie sonst nirgends an der Nordseeküste. In alle Öffnungen und Rinnen dringt das Flutwasser hinein. Weit läuft es in der Weser hinauf. Durch die Hunte gelangt es bis Oldenburg. Bei Augustfehn, Barßel und Strück- lingen kann man von Zeit zu Zeit beobachten, daß das Wasser der dortigen Flüsse nicht nach Leer hinabläuft, sondern rückwärts, woher es gekonunen. So reichen die Flutbe- wegungen des Meeres in ihren letzten Ausläufern weit in das Binnenland hinein. Das Steigen des Meeres an den Küsten dauert ungefähr 6 Stunden. Dann fällt es L Stunden

16. Tazitus' Germania - S. 35

1911 - Düsseldorf : Schwann
35 gekommen, oder daß wir, was irgendwo großes ist, seinem Ruhme beizumessen gewohnt sind. Zwar fehlte es dem Drusus Germanikus nicht an Kühnheit; allein der Ozean verhinderte die Erforschung sowohl seiner, des Meeres selbst, als der Säulen des Herkules. Seither hat es niemand versucht: frömmer und ehrerbietiger schien es, in göttlichen Dingen zu glauben, als zu wissen. So weit unsere Kunde von den Abendländern Germaniens. 35. Gegen Mitternacht zieht sich das Land in weiter Biegung herum. Zuerst findet sich das Volk der Chauken1), welches zwar bei den Friesen anhebt und einen Teil der Küste umfaßt, aber dann neben den vorerwähnten Stämmen sich hinzieht und bis ins Katten-land ausdehnt. Dieser ungeheure Landstrich wird von den Chauken nicht bloß besessen, sondern auch ausgefüllt; sie sind das edelste Volk unter den Germanen, das seine Größe durch Gerechtigkeit zu behaupten vorzieht. Ohne Vergrößerungssucht, ohne Übermut , ruhig und abgeschieden, reizen sie nicht zum Kriege, schädigen nicht durch Plünderung und Raub. Der beste Beweis der Tapferkeit und Stärke ist, daß sie ihr Übergewicht nicht auf Beeinträchtigung anderer gründen. Schlagfertig ist jedoch alles, und im Notfall ein Heer in Bereitschaft; an Männern und Rossen ist Überfluß, ihr Name auch im Frieden groß. x) In Ostfriesland, Oldenburg und um Bremen. Der ältere Plinius (hist, naturalis 16; 1—2) entwirft aus eigener Anschauung ein düsteres Bild von dem zu seiner Zeit öden Strande des heutigen Harlinger-, Butjadinger- und Hadelner Landes mit seinen Notdämmen gegen die See, seinen ärmlichen Fischerhütten und Torfgruben. — Nach J. Grimm bedeutet der Name der damals das Land bewohnender Chauken die Hohen, Erhabenen und weist damit auf ihre alte Vormacht unter ihren Nachbarn hin. 3*

17. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 87

1855 - Mainz : Kunze
Weser und Ems. 85 sisch Oog, dänisch Oe) liegen in einer Reihe vor ihr hin, und brechen die an- stürmende Flut, wenigstens an vielen Orten. b) Das Innere und zwar 1) die Sandgegenden, worunter die größte und bekannteste die Lüneburger Haide, nahe den Ufern der Aller und nördl. bis gegen die Elbe. Sie besteht ans Kiefernwald und Haidekraut (dessen zahl- lose Blüten eine Lieblingsnahrung der Bienen sind) ans Geestäckern und mageren Grasplätzen, worauf man Heerden kleiner schwarzer Schafe oder Haidschnncken sieht. Dazwischen liegen Dörfer, wenn auch ärmliche, hie und da an den Bächen umher, und zwar öfters von Eichen, Ellern, Buchen und Birken umgrünt, und mit Hafer-, Gerste- auch wohl Roggen-, Flachs-und Rübenfeldern umgeben. Aus der Schaf- und noch besser ans der Bienenzucht wissen sie einigen Gewinn zu ziehen. — 2) Unter den Geestländern sind die der Lüneburger Haide freilich die ärmsten, aber anderwärts findet man Dörfer, deren fleißige Bewohner sich über die Dürftigkeit ihrer Nachbarn bis zu einem gewissen Wohlstände herauf gear- beitet haben. Manche Gegenden, ehemals nur Kiefernwald und Haide, sind zu Geestland umgeschaffen. — 3) Moore oder Brücher, die zwischen den dürren Sandländern hier und Pa trübselig umherliegen. Sie sind spärlich mit kurzem schilfigem Moorgras und etwa mit Binsen überzogen; überall tritt braunes übel- schmeckendes Wasser zu Tag. Eine Todtenstille ruht auf ihnen, höchstens unter- brochen durch das Geschrei des Kiebitz, der in Brüchen seine Nester baut, oder durch den klagenden Laut des einsamen Moorhnhns. Oft erinnern nur die grad- linigen widerlichen Einschnitte der Torfstecher, und die Abzugkanäle an die Nähe der Menschen. Solche Kanäle werden angelegt, um das Moorwasser, das sich in die benachbarten fruchtbareren Lande ergießen würde, abzuleiten, oder auch zur Entsumpfung der Moore. Es ist schon an manchen Orten geglückt, auf solche Art Weiden, Wiesen und Felder zu schaffen. Nur die Torfmoore muß man er- halten, weil ihre Grasdecke unermeßliche Schätze an Torf gewährt. Meist sind sie zwischen drei und 10, hie und da an 20' dick, ;a in manchen Mooren hat man die Tiefe nicht ergründen können. Unter den größeren Mooren merken wir: den Drömling, einen bruchigen Wald auf der Wasserscheide, nahe der obern Aller; das Teufelsmoor unweit Bremen, worin Kartoffel- und Kornfelder; das todte Moor am Steinhndersee; das Wietingmoor zwischen Hunte u. Hase; das große Hochmoor zwischen Oldenburg und der Ems, worin auf Streifen festeren Bodens die kleinen .Ortschaften des Saterlands liegen; das Burtanger Moor westl. der Ems und in Holland. — 4) Marschen oder Masch. Die Ufer der untern Weser von Minden abwärts begleitet Wiesen- und Ackergrund, anfangs schmal, dann sich links und rechts ausdehnend, so daß immer mehr seitab der Geestboden zurücktritt. Die Niederung wird immer fruchtbarer und zieht sich an der Meerküste neben und zwischen Geest und Mooren umher. Das Gleiche ist in der Gegend der Ems und an der Jahde, und eben so im benachbarten östl. Stromgebiet der untern Elbe der Fall. Man nennt jene fruchtbaren Striche Marschen. Die bedeutendsten hierher gehörigen Marschen sind: rechts der Weser die von Wührden u. Wursten mit dem Ort Dorum im Bremischen; links derweser: Stedingerland, dann Butjadingen an der Jahde, weiter

18. Charakterbilder deutschen Landes und Lebens für Schule und Haus - S. 220

1875 - Leipzig : Brandstetter
220 die Arbeit ist auch in der Welthandelsstadt Hamburg selber das Correetiv, das die Freude am materiellen Genuß nicht ausarten läßt in entkräf- tende Schwelgerei und Ueppigkeit. Diese Erwerbslust und Erwerbstüchtig- keit, die mit dem kaufmännischen Leben im großen Styl unzertrennlich verbunden ist, wirkt wie ein frischer Luftzug aller Versumpfung entgegen. Sie befähigt zugleich den reicheren Hamburger, seinem längst bewähr- ten Zuge der Wohlthätigkeit zu folgen und für die Armen und Kranken seiner Stadt bedeutende Opfer zu bringen. Außer dem großen Waisen- Hause, dem Krankenhause in der Vorstadt St. Georg und anderen Wohl- thätigkeitsanstalten im Gebiete der Stadt (auch das von Dr. Wichern geleitete Rauhe Haus im Dorfe Horn für innere Mission verdient ehrende Erwähnung) erfreut sich Hamburg einer Menge wohlthätiger Stiftungen, unter welchen das Schröderstift, vom Kaufmann Schröder gegründet, hervorzuheben ist. Es fehlt Hamburg, wie keiner Großstadt, nicht an Armen, aber diese bilden noch kein in seinen Säften verdorbenes Pro- letariat. 3. Bremerhaven. 1.*) Wenn uns der Dampfer von Bremen aus stromabwärts trägt, wenn längst die Thürme der alten ehrwürdigen Hansestadt dem Auge verschwun- den sind, auch der freundliche Hafenort Vegesack mit seinen Schiffswerften und gartenumgebenden Landhäusern, das waldgrüne Blumenthal und die Fabrikschornsteine Ronnebeks hinter uns liegen, dann tritt plötzlich das hohe und steile, in den Fluß abfallende Sandufer zur Rechten in's tiefere Land zurück; aber davor legt sich nun niedriges, thoniges und üppigbegrüntes Schwemmland, das von jetzt an hüben wie drüben den Fluß einfaßt und ihn begleitet bis zu seiner Mündung Die reichen Marschen sind es, zwischen denen nun der Dampfer hin- rauscht. Da solgen der Reihe nach am rechten Weseruser die alten Di- stricte Osterstade, das Land Wührden, das Vierland, und zuletzt, wo schon salzige Wogen rollen und eine ächte Meerstrandflora die Ufer schmückt, das Land Wursten; am linken dagegen haben wir das Stedingerland, das Stadland und endlich Butjadingen. Voll prächtiger Kornfelder, voll üppiger Weiden und Wiesen, belebt von Tausenden und Tausenden mächtig schwerer Rinder, reich besäet mit freundlichen Kirchthürmen, Windmühlen und großen stattlichen Bauern- gehöften, vor Allem aber bewohnt von einem freien, wackern Bauernvolk *) Vgl. A. A. Zeitz. 1857. Nr. 211.

19. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 9

1918 - Breslau : Hirt
Entstehung des Bodens. — Klima. 9 Untergründe an einer Stelle, die durch Niederschlagswasser feucht genug ist, um den Torfmoosen ein Fortkommen zu gewähren. Sie wuchsen über Höhen und Tiefen zu einem Riesenschwamm mit uhrglasförmig gewölbter Oberfläche heran, begruben ganze Wälder unter sich und fanden nur an den Flußadern ihre Grenze. Bedeutende Flächen der Hochmoore werden jetzt mit Kunstdünger in Anbau genommen, ein ganz geringer Teil wird noch gebrannt, daher rührt der Moorrauch, der früher gerade an den. schönsten Frühlingstagen am lästigsten auftrat. Die Marschen sind bei dem Wechsel von Ebbe und Flut durch die Schlickablagerungen der Weser und Elbe entstanden, die noch immer Land anbauen. Wo die Strömung beim höchsten Stande der Flut zum Stillstand ge- langt, fallen zur Stauzeit, namentlich in den Sommermonaten, die Sinkstoffe zu Boden. Die im Brackwasser, wo sich salziges und süßes Wasser mischen, sterbenden zahllosen Infusorien düngen den Boden. Dem Fieber in den Marschen ist man durch Entwässerung mit Erfolg entgegengetreten. Eine zusammenhängende Kette von Dünen umsäumte einst von Holland bis Jütland die Küsten, wurde aber durch Sturm- fluten zerrissen. Nur der Kranz der Friesischen Inseln, darunter Wangeroog ' (s. Bild 22, S. 62), blieb bestehen, und tiefe Baljen wühlte die See in das Marsch- land, welches dadurch großen Abbruch erlitt. An der Stelle des Jadebusens war im früheren Mittelalter überall noch viel festes Land. Die Jade stand mit der Line von Elsfleth her in Verbindung und ver- einigte sich mit der Wapel, die von Westen her kam und in alten Zeiten als Haupt- fluß in der Nähe der Oberahnischen Felder in die Seebalje mündete. Links vom Zu- sammenfluß der Wapel und Jade lag Arngast mit Kirche, Vorwerk, Acker- und Wiesen- land, es war mit Dangast durch einen Geestrücken verbunden. Nicht weit von Arn- gast lag das Kloster Jadeleh. Von Osten her kamen noch mehrere Wasserarme von der Weser heran, das breite, schiffbare Lockfleth, das von der Gegend von Brake her, westlich vom Stadland, nach Norden floß und im Seefeld mündete, und die Ahne, die sich mit der Heete verband. Zwischen Lockfleth und Ahne lag eine größere Insel, die von Arngast nur durch den Jadestrom getrennt war und jetzt zu dem Großen Ober- ahnischen Feld zusammengeschrumpft ist. Eine tiefgreifende Zerstörung wurde durch die Marzellusflutperiode, die am 16. Januar 1219 ihren Höhepunkt erreichte, herbei- geführt; die Deiche mußten weit zurückgelegt werden, ein breites Wasser teilte nun das Land der Rüstringer Friesen und löste Butjadingen von dem alten Verbände los. Am 16. Januar 1511 brach ein neues Unglück herein, die Antoniflut zerstörte die Deiche an der Westseite von neuem, und ein großes Brack nordwestlich von Dangast drang bis zur Made, dem Grenzfluß Ostringens und Rüstringens, durch, so daß das Banter Viertel Rüstringens nun zur Insel und Jeverland von Oldenburg getrennt wurde. Die Deiche wurden in Ermangelung einer starken Staatsgewalt westlich am Jade- busen sehr weit zurückgelegt und sieben Kirchspiele ausgedeicht und aufgegeben, dar- unter befand sich Bant. Die Kirchen von Arngast und Jadeleh, die noch 1423, aller- dings damals schon seit 80 Jahren ohne Pfarrer, nachzuweisen sind, verschwanden nun gleichfalls. Die Weihnachtsflut von 1717 zerstörte den soeben erst gelegten Schwei- burger Deich und verheerte die Deiche rings um Butjadingen so entsetzlich, daß wieder viel Land ausgedeicht werden mußte und manches Jahr darüber hinging, bis endlich der ganze Deichring durch den Deichgräfen Münnich und den Oberlanddrosten Sehe- stedt erneuert wurde. Nach und nach ist seitdem durch planmäßige Eindeichung viel Grodenland der See wieder entrissen und vor allem die Verbindung mit Jeverland wiederhergestellt worden. Das Klima des Herzogtums Oldenburg ist durch die Nähe des Meeres und den Mangel an erheblichen Bodenanschwellungen bedingt. Während das Binnenlandklima gesteigerte Gegensätze der im Schatte?: gemessenen Luftwärme bei Tag und Nacht, im Winter und Sommer aufweist, steht Oldenburg unter dem mildernden^Einfluß des warmen Golfstroms wie

20. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 13

1918 - Breslau : Hirt
Bodennutzung. 13 Diele, die nur als Einfahrt und Arbeitsstätte, nicht aber als Aufenthaltsort dient. Der Berg ist von Jeverland nach Butjadingen gekommen, hat in den Wesermarschen vielfach das sächsische Hans verdrängt und dringt auch in die Geest ein. Das friesische Haus ist wie das sächsische ein Einbau, aber schlichter, ohne besondere Schönheit der Durchbildung im einzelnen. Dieser Unterschied tritt auch in den Ortsbildern hervor: mährend es im sächsischen Gebiete an malerischen, reizvoll gebildeten Ecken und Winkeln nicht fehlt, fällt in Friesland die Nüchternheit auf. Die Bodennutzung. Im Herzogtum Oldenburg sind Handel und Industrie im letzten Jahrzehnt zu hoher Blüte gelangt und haben in der Zahl der Berufszugehörigen die Landwirtschaft und verwandte Berufsarten überflügelt. Aber der wichtigste Zweig der Volkswirtschaft bleibt doch die Landwirtschaft; sie hat sich in mancher Hinsicht glänzend entwickelt und erheblich größere Werte als früher hervorgebracht. Daran hat der südliche Teil des Herzogtums, das Münsterland, einen erfreulichen Anteil 1. Besonders nachdrücklich sind aus Moor und Ödland neue Anbauflächen herangezogen und kultiviert worden. Da der Getreide-, Hackfrucht- und Futterbau gesteigert sind und viele Wiesen und Dauerweiden an- gelegt wurden, so nimmt das Herzogtum an der Sicherstellung der heimischen Getreideernte, besonders aber an der brennenden Frage der Fleisch- Versorgung hervorragenden Anteil. Besonders die Wiesen sind ständig ver- mehrt, seit 1906 im ganzen 10000 ha durch umfangreiche Neukulturen, vor allem im südlichen Herzogtum, im Ammerlande und in einem Teile des Amtes Varel, gewonnen worden. Der Weizenbau beschränkt sich fast ganz auf die Marschen und nimmt im ganzen eine geringe Anbau- fläche ein, während die Hauptfrucht des Herzogtums der Winterroggen bleibt, dessen Anbaufläche ständig ganz erheblich steigt und sich folgender- maßen verteilt: auf die südlichen Amter Vechta und Cloppenburg kommen volle 50%, auf die übrigen Amter erheblich weniger: auf Wildeshausen 8,8%, Delmenhorst 8,i%, Oldenburg und Westerstede je 6,s %, Fries- oythe und Varel je 6 %, auf die übrigen Amter des nördlichen Herzog- tums zusammen nur etwa 8%, Am wenigsten wird Gerste gebaut, weil sie an Boden und Klima zu hohe Ansprüche stellt. Die Wintergerste be- schränkt sich völlig auf die Marschen in Jeverland und Butjadingen. Nächst dem Roggen nimmt der Hafer die größte Anbaufläche ein; er gewinnt ununterbrochen an Ausdehnung, besonders wo, wie im Münsterlande und auch im Amte Varel, viel Ödland der Kultur erschlossen wird. Kar- toffeln werden in ständiger Zunahme hauptsächlich nur für den eigenen Bedarf für Speise- und Futterzwecke gebaut. Mit der Zunahme der Vieh- Haltung hängt die Steigerung des Anbaus von Klee zusammen, während infolge der Öolandkultur der Buchweizenbau ständig zurückgeht. Auch die Heide verschwindet immer mehr, und bald wird die Heidschnucke zu den Seltenheiten gehören. Auf der Geest überwiegt der Ackerbau, so sehr auch der Wiesenbestand zugenommen hat. In Jeverland überwiegt das Weideland, der Ackerbau 1 Bericht der Landwirtschaftskammer für das Herzogtum Oldenburg über den Zeitraum 1906/12, S. 243ff. Oldenburg 1914.