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1. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 191

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Vom Kassai bis Mukenge. Ul auf dein Marsche nach Tschimbundu, deni neuen Lager-- Platz. Wir passierten den Schimbindabach, der in un- steten Windungen durch ein an Öl- und Weinpalmen reiches Tal dem Kassai zueilt. Gegen Eintritt der Dun- kelheit erreichten wir Tschimbundu. Der folgende Tag war für einen Besuch der Kassai^ sälle bestimmt. Frühzeitig ritten Wißmann, Franz Mueller und Franc-ois in Begleitung von 27 Trägern dorthin ab. Der Führer behauptete, daß es möglich sei, schon am Abend von den Fällen zurück zu sein, doch war hieran gar nicht zu denken, denn die zahlreichen tiefein- geschnittenen Wasseradern erschwerten das Vordringen und rieien eine solche Ermüdung hervor, daß im Dorfe Kabeje Halt geniacht werden mußte. Beim Weitermarsch wurde bald das Rauschen des Falles vernehmbar, an- fangs undeutlich und in Unterbrechungen, jedoch stets zunehmend, bis es zum Brausen anwuchs und plötzlich der herrliche Strom sichtbar wurde. In drei mächtigen Armen stürzten wirbelnd und schäumend die gewaltigen Wassermassen bei einer Breite von 200 111 über das felsige Bett in das 6 in tiefer gelegene Becken hinab. Hier strömten sie in eiliger Hast einem nur 30 m breiten Felsentor entgegen. Die Massen schoben und drängten sich, an den nackten Wänden leckten die gejagten Wellen hoch empor, und hindurch eilte in heftigem Toben das erregte Element, um noch lange schäumend zwischen Palmen und Pandanus dahinzufließen. Der Anblick war überraschend schön. Mochte das Auge den heran- wälzenden Wogen entgegen oder hinab in den brausenden Kessel schauen, wo der weiße Gischt der zerrissenen Wellen sich an der Felswand brach, oder mochte es den Strom entlang über die palmenbedeckte Ebene schweifen, bis die blitzenden Windungen in der Ferne verschwanden, überall fesselte die großartige Szenerie der Natur! Der Rückweg wurde in aller Frühe angetreten. Die Bewohner der Ortschaften grüßten uns wie alte Be- kannte und gaben uns von Ort zu Ort das Geleit.

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1. 1. Bd. - S. 45

1827 - Heidelberg : Engelmann
45 Franz: Was wollen sie mit dem Baume machen, Vater? Willst Du sie fragen? Die Männer sagten, sie wollten den Baum nach dem Sägeplatz führen, um ihn zu Bretern sägen zu lassen. Sie gingen etwas weiter, und bald darauf bogen die Männer in einen schmalen Steig seitwärts und zogen den Karren hinter sich her. Franz sagte seinem Vater, daß er sehr gern sehen möchte, wie das Holz zersägt würde.. Er war nicht weit davon, und sein Vater ging mir ihm den schmalen Steig hinunter und zeigte es ihm. Auf dem Sägealatze bemerkte Franz, wie die Säger das Hol; sägten. Er sah einige Breter an, die man eben durchgesägt hatte. Als der Säger sich ausruhte, betrach- tete Franz die großen scharfen Zähne seiner Säge, und als dieser Mann mit seiner Arbeit fortfuhr, bat Fran- zens Vater ihn, langsam zu sägen, und Franz bemerkte, daß die Zähne der Säge sehr kleine Stücke von dem Holze durchschnitten und abbrachen, so wie sie hin und her ge- zogen wurde. Er sah eine große Menge gelben Staubes auf dem Sägeplatze, den man, wie sein Vater ihm sagte, Sägespähne nannte, und frische Sägespähne sielen von den Zähnen der Säge, so wie sie bewegt wurde. Die Männer, welche den Baum gebracht hatten, der zu Bretern gesägt werden sollte, waren während dieser ganzen Zeit beschäftigt gewesen, mit einer Axt die kleinen Aeste abzuhauen, und Franz wandte sich um und wollte sehen, was sie machten; aber sein Vater sagte zu ihm: -Ich kann jetzt nicht länger warten; ich habe bey dem Zimmermann etwas zu thun.» Darauf folgte Franz sei- nem Vater gleich, und sie gingen zu dem Zimmermann. Als sie vor die Thürseiner Werkstatt kamen, hörten sie schon das laute Hämmern und Klopfen. Franz schlug in die Hände und rief: «Ich freue mich, daß ich häm- mern höre; ich möchte wohl selbst einmal hämmern!"

2. 1. Bd. - S. 36

1827 - Heidelberg : Engelmann
36 genagelt war und nahm das Netz herunter/ welches er darüber gebreitet hatte. Franz fragte feine Mutter/ warum dieses Netz dar- über gebreitet wäre. Sie sagte ihm/ es geschähe/ um die Vögel davon abzuhalten, daran zu picken und die Kirschen aufzuessen. Die Kirschen sahen sehr reif aus und der Gärtner fing an/ sie zu pflücken. Franz fragte / ob er ihm helfen könnte/ einige der Kirschen zu pflücken. Mutter: Ja/ ich denke/ der Gärtner wird Dir seine Kirschen anvertrauen/ weil er gesehen hat/ daß Du nichts von seinen Sachen ohne seine Erlaubniß an- rührtest. Der Gärtner.antwortete/ daß er ihm gern vertraute/ und Franz war froh darüber. Er pflückte alle Kirschen/ die er erreichen konnte und die reif waren. Der Gärtner wünschte / er möchte keine pflücken/ die nicht reif wären/ und seine Mutter zeigte Franz eine reife und eine unreife Kirsche/ damit er den Unterschied zwischen beyden bemerkte/ auch bat sie den Gärtner/ ob er Franz diese beyden Kirschen nicht kosten lassen wollte/ damit er den Unterschied im Geschmacke kennen lernte. «Recht gern/ Madam/" antwortete der Gärtner. Franz kostete die Kirschen und fand/ daß die reife süß/ und die unreife sauer war. Der Gärtner erzählte ihm/ die Kirschen/ welche jetzt unreif wären/ würden in einigen Tagen reif wer- den/ wenn sie am Baume hängen blieben und von der Sonne beschienen würden. Franz rief: «Mutter/ wenn Du mir erlaubst/ in einigen Tagen wieder mit Dir hierher zu gehen, so will ich nach diesen Kirschen sehen, ob sie schon reif werden.» Franz achtete darauf, nur die reifen Kirschen zu pflük-

3. Das zweite Schuljahr - S. 108

1893 - Langensalza : Schulbuchh.
108 Das Vogel'ncsl. Franz fand im Garten in einer Hecke ein Vogelnest. Jubelnd lief er zum Vater, holte diesen in den Garten und zeigte ihm seinen Fund. „Sieh nur," rief der glückliche Knabe, „steh nur das zarte, weiche Nestchen von Moos und Wolle und darin die niedlichen Eier! Ich möchte diese Eier nehmen und damit spielen! Darf ich wohl Vater?" — „Nein, lieber Franz," antwortete der Vater, „laß nur die Eier im Neste liegen, du erlebst dann noch mehr Freude." Franz ließ die Eier liegen, ging aber am andern Morgen wieder hin und fand sogar fünf Eier. Er erzählte dies dem Vater wieder und dieser sagte: „Nun bleibe einmal vierzehn Tage weg von dem Nestchen, dann aber will ich selbst mit dir hingehen." Das geschah, und wie sehr freute sich Franz, als er jetzt mit dem Vater zu dem Neste trat und statt der Eier fünf kleine, nackte Vögelein erblickte. Die sperrten die Schnäbel auf, als wollten sie Futter haben. Vater und Sohn traten jetzt auf die Seite. Da kam bald die Mutier der Vögelein und hatte ein Würmchen ini Schnabel, mit dem sie die Kinderchen fütterte. „Siehst du," sagte der Vater, „hättest du damals die Eier ausgenommen, so würdest du jetzt die Freude nicht haben!" Täglich ging nun Franz zu feinem Neste, bis die Vögelchen größer wurden und endlich fortflogen. Im andern Jahre aber kamen die Alten wieder und bauten ihr Nest in derselben Hecke. Kellner. Zusammenfassung. „Ninnnst du dem Vogel Nest und Ei, Jst's mit Gesang und Obst vorbei. Laß doch in Ruhe, liebes Kind, Die Tierchen, die unschädlich sind." 5. Anwendung. Was darfst und wirst du niemals thun? Aus welchen Gründen wirst du nie ein Vogelnest ausnehmen und zerstören? — Schütze und pflege die Vögel! Auch im Winter! Inwiefern? Weshalb ist es notwendig, daß wir die Vögel pflegen und schützen? — Das Obst ist ein sehr gesundes Nahrungsmittel. „Daher sollten alle, welche ein Stück Land, das sich zum Garten eignet, besitzen, sich die Zucht der Obstbäume sehr angelegen sein lassen. Selbst das kleinste Fleckchen Erde, etwa auf dem Hose, oder vor dem Fenster, ließe sich durch ein Obstbäumchen zieren. Und welch' schönes, unschuldiges Ver- gnügen kann man so manche Stunde durch den Aufenthalt in einem wohlgepflegten Garten haben. Und selbst ein einzelnes, schattiges Bäumchen gewährt des Angenehmen so viel, daß es immer der Mühe lohnt, auch nur hiermit den Anfang gemacht zu haben." (Masius.)

4. 1. Bd. - S. 61

1827 - Heidelberg : Engelmann
61 äußere Bedeckung des Weizens durch die Schläge des Dreschflegels abgelößt würde. Der Pachter sagte: „Sie können etwas von dem Wei- zen in die Hand nehmen, junger Herr, und dann auch etwas von der Spreu; dann werden Sie den Unter- schied zwischen beyden sehen." Die Spreu war die äußere Bedeckung. „Und wie wird denn aus diesem Weizen Brot ge- macht?" fragte Franz. „O, mein junges Herrchen," entgegnete der Pachter, »damit muß erst vielerley vorgenommen werden, ehe Brot daraus gemacht wird — es muß zur Mühle geschickt und gemahlen werden." „Ich möchte wohl die Mühle sehen, Mutter," sagte Franz; „aber ich weiß nicht, was er unter gemahlen werden versteht." „Das wirst Du sehen, wenn Du die Mühle besuchst." „Wollen wir jetzt die Mühle besuchen, Mutter," fragte Franz. „Nein, liebes Kind, ich möchte lieber, daß Du einen Tag abwartetest, wo Dein Vater Zeit haben wird, mit Dir zur Mühle zu gehen, weil er Dir alles weit besser erklären kann, als ich." Jetzt dankten Franz und seine Mutter dem Pachter für alles, was er ihnen gezeigt hatte, und Beyde machten darauf einen angenehmen Spaziergang nach Hause zurück. »Den Käfer quäle nicht, das zeigt ein böses Herz; Dir macht es wenig Lust/ ihm macht es großen Schmerz!" Franz nahm sich sehr in Acht, den Insekten, oder auch andern Thieren, Schaden zu thun. Er belauschte gern die Spinnen bey ihrem Gewebe und die Ameisen, die ihre weiße Last forttrugen; aber nie quälte erste; selbst solchen

5. 1. Bd. - S. 77

1827 - Heidelberg : Engelmann
77 Als Franz nach Hause ging/ sagte er: «Nun/ Mutter/ da ich weiß/ was mit den Bienen in ihren Wachszellen gemeint ist/ kann ich jene Verse lernen/ wenn Du sie mir vorsagen willst." Mutter: Es ist mir beschwerlich / mein Kind / sieso oft herzusagen; aber hier ist ein Buch / in welchem Du sie selbst lesen kannst; Du magst sie nun gern auswendig lernen / wenn es Dir Vergnügen macht." Franz las die Verse über und versuchte/ sie auswen- dig zu lernen; endlich konnte er sie/ wie er glaubte/ fer- tig hersagen/ und eines Tages ging er nach dem Mittagö- essen zu seinem Vater/ und erzählte ihm/ daß er ihm einige hübsche Verse hersagen könne/ wenn er es ihm er- lauben wollte. ..Es wird mir lieb seyn/ sie zu hören/" sagte sein Va- ter; «fang' an und sage sie auf." Franz sagte sie darauf/ ohne sich einmal zu verspreche» / her; sein Vater legte ihm einige Fragen über diese Worte vor/ um zu versu- chen/ ob er sie auch verstände und freute sich/ daß er sie wirklich verstanden hatte. Franz erzählte ihm/ daß seine Mutter so gut gewesen wäre/ ihm ein Johanniswürmchen zu zeigen / und eine Mücke/ und einen Bienenkorb/ und daß sie ihm jedes Wort in den Versen erklärt/ die er zuerst nicht verstanden hätte. «Ich freue mich/ lieber Franz/" sagte sein Vater/ «daß Du so viel Vergnügen genossen/ und die Beharrlich- keit gehabt hast/ dasjenige gut zu lernen / was Du ein- mal zu lernen angefangen hattest. Aber sage mir doch/ warum Du beständig den Knopf an Deinem Rock auf- und wieder zuknöpftest/ als Du mit mir sprachst und die Verse hersagtest?« «Das weiß ich nicht/ Vater/" sagte Franz lachend; ich erinnere mich nur/ daß/ als ich die Verse auswendig

6. 1. Bd. - S. 43

1827 - Heidelberg : Engelmann
43 Franz erinnerte sich, daß sein Vater ihm befohlen hatte, er solle nicht von Drachen reden, wenn er be- schäftigt wäre, und ob Franz gleich sehnlichst einen zu haben wünschte, so wartete er doch, bis er sah, daß sein Vater weder las, noch schrieb, noch mit Jemanden sprach ; dann sagte er: »Vater, ich glaube Du bist jetzt nicht be- schäftigt, willst Du mir wohl einen Drachen geben?" ..Ich habe keine fertigen Drachen im Hause," erwie- derte sein Vater, «aber ich will Dir zeigen, wie man einen macht, und Dir einiges Papier, Kleister und etwas Holz geben, um ihn daraus zu verfertigen." Darauf gab ihm sein Vater drey große Bogen Papier, seine Mutter aberzog die Glocke und befahl dem Mädchen, der Köchin zu sagen, sie sollte einigen Kleister bereiten. Franz fragte sie, wie die Köchin Kleister mache, und woraus sie ihn bereite? Seine Mutter faßte ihn bey der Hand und sprach: «Du sollst es sehen." Dann nahm sie Franz mit sich die Treppe hinunter nach der Küche, in der er früher noch nie gewesen war. Sie blieb bey ihm, während er Acht gab, wie die Köchin den Kleister machte. Franz: Was für ein weiffes Pulver ist es, welches die Köchin jetzt in die Hand nimmt? «Es ist feines Mehl, mein Kind; Du kannst etwas davon in die Hand nehmen und es kosten." «Woher kommt es, Mutter?" «Von Korn, mein Kind; Du hast Korn auf dem Felde wachsen sehen, und wenn wir wieder spazieren ge- hen, wo Getreide wächst, und Du mich daran erinnerst, so will ich Dir den Theil der Pflanzen zeigen, woraus Mehl bereitet wird." «Bereitet, Mutter? wie wird es denn bereitet?" «Es wird in der Mühle gemahlen; aber ich kann Dir

7. 1. Bd. - S. 48

1827 - Heidelberg : Engelmann
48 erblickte ein Pferd auf der Landstraße/ die gerade vor dem Fenster war. Das Pferd hatte Sattel und Zaum , aber Niemand ritt darauf. Es stand still/ aß etwas Gras am Wege und bog dann einen Seitenweg ein. Bald darauf/ als Franz das Pferd hatte vorbey ge- hen sehen/ rief ihn sein Vater/ der jetzt sein Geschäft mit dem Zimmermann beendigt hatte/ damit er mit ihm nach Hause zurückkehrte. Franz dankte dem Zimmermann/ daß er ihm den Ho- bel, den Meißel und die Säge hatte besehen lassen und ihm ein Stückchen Holz zu seinem Drachen gegeben hatte. Er nahm das Stückchen Holz mit sich und folgte seinem Vater. Als sie einige Schritte von des Zimmermanns Wohnung entfernt waren/ ging ein Mann an ihnen vor- über, der sehr erhitzt und ermüdet schien. Er blickte sich nach Franzens Vater um und sagte: «Entschuldigen Sie, mein Herr, haben Sie nicht so eben ein Pferd auf die- sem Wege gesehen?» ..Nein, mein Htrr, ich habe keins gesehen," antwor- tete Franzens Vater. ..Aber ich, Vater," rief Franz, .ich sah ein Pferd auf diesem Wege vorübergehen, als ich eben vor des Zimmermanns Fenster stand." ..Ich bitte Sie, junger Herr," rief der Fremde, «wel- che Farbe hatte das Pferd, das Sie gesehen haben?" „Es war schwarz, mein Herr," erwiederte Franz. „Hatte es Sattel und Zaum?" fragte der Fremde. „Ja, mein Herr, die hatte es." »Und wollen Sie wohl so gut seyn, junger Herr, und mir sagen, ob es auf dieser Landstraße, die gerade vor uns liegt, fortgegangen ist, oder sich nach diesem Sei- tenweg zur Rechten oder nach jenem zur Linken gewandt hat?"

8. 1. Bd. - S. 94

1827 - Heidelberg : Engelmann
94 lichste Knabe/ den sie in ihrem Leben gesehen hätte, und er mochte sie noch lieber leiden. Sie wickelte etwas Band in ein Papier, worauf etwas gedruckt war, und fragte ihn, ob er einige dieser Wörter lesen könnte. „O ja,- sagte Franz, und er las: ..Das modernste Assortissement von Tastet, Modewaa- ren und Shwals.» Die Dame verschloß ihm den Mund mit Küssen und sagte ihm, er wäre wirklich ein kleiner geschickter Bursche. Franz dachte, er würde ihr noch geschickter vorkommen, wenn er ihr die Verse hersagte, die er auswendig gelernt hatte. — «O was für ein Gedächtniß er hat! Ich hörte nie etwas so schön hersagen!» rief die Dame aus. Franz fuhr jetzt fort, ihr die Geschirre zu erzählen, wie er sich selbst von der üblen Gewohnheit geheilt hätte, den Rock auf- und zuzuknöpfen, und erzählte ihr auch, daß sein Vater ihm ein Buch geschenkt; dabey wiederholte er Wort für Wort, was ihm sein Vater zu Anfang deö Buches hinein geschrieben hatte. Die Dame hörte dies alles mit lächelnder Miene an und Franz wollte eben fortfahren, von sich selbst zu spre- chen, als seine Mutter aus dem Zimmer in den Laden zurück kam; sie rief: ..Franz!» und nahm ihn mit sich nach Hause. Am andern Tage sagte seine Mutter, die ihn gewöhn- lich jeden Tag etwas lesen ließ, zu ihm, er möchte ihr sein Buch bringen und lesen. Er fing an zu lesen und versah sich einige Mal; .Franz,» sagte seine Mutter, »Du gibst diesen Morgen nicht Acht auf das, was Du thust.« Franz las etwas sorgfältiger weiter, und als er ohne ein Versehen ungefähr eine halbe Seite gelesen hatte, hielt er plötzlich inne und sagte: ..Aber, Mutter, Du lobst mich nicht, wie gestern die Dame im Laden."

9. Fröhlicher Anschauungsunterricht in Stadt- und Landschulen - S. 231

1910 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
231 I. Vorbereitung. Junge. Wilder Junge! Was das für ein Junge ist. Nest. Vogelnest. Wo hast du schon ein solches gesehen? .... Wie es aussah .... Wie der wilde Franz an das Vogelnest gekommen sein mag . . . Was er tun wird . . . Ii. Darbietung. 1. Erzählung (bis zur bildlich dargestellten Szene). Eine Mutter hatte einen Knaben von sieben Jahren, der hieß Franz. Franz liebte seine Mutter und bereitete ihr oft Freude, manchmal aber auch durch seinen Mutwillen und Un- gehorsam Schmerz. So blieb er bisweilen länger bei dem Spiele, als ihm seine Mutter erlaubt hatte. Nur zu gern lief er in den nahen Wald, wo er sich tummeln, wo er Blumen pflücken und die muntern Vöglein hören konnte. Nicht selten kam er mit zer- rissenen Kleidern nach Hause. Gar oft hatte er dafür seine Strafe erhalten. Eines Tages nun mußte die Mutter in der nahen Stadt etwas kaufen. Franz dachte gleich: „Wenn die Mutter fort ist, gehe ich in den Wald!" — Ehe die Mutter aber ging, sagte sie zu Franz: „Ich gehe jetzt in die Stadt und komme bald wieder. Bleibe ruhig hier, und gehe mir ja nicht in den Wald!" — Weil sie aber wußte, wie gern Franz in den Wald ging, nahm sie ihm seine Jacke und seine Schuhe weg und schloß die Sachen in den Schrank. Nun ging die Mutter fort. Lange Zeit stand Franz weinend am Fenster. Bald schaute er der Mutter nach; bald blickte er hinüber zum nahen Wald. Dann dachte er an die vielen Blumen, die dort blühen und an die lustigen Vögel, die dort singen und sagte sich: Du sollst hier in der engen Stube sitzen! Wie wär's, wenn du ein wenig im Walde spieltest? — Ehe die Mutter zurückgekehrt ist, bist du auch längst wieder hier!" — Er besann sich nun nicht lange mehr, sondern eilte geschwind über die Straße in den Wald. Ihn kümmerte es nicht, daß er keine Jacke und keine Schuhe hatte, daß er bald hier, bald dort mit den Hemdärmeln festhing und er seine Füße sich an Dornen und Steinen blutig ritzte. An die enge Stube dachte er in dem Walde erst recht nicht mehr. Doch, was war das?------Aus einem nahen Strauche tönte es leise: „Piep!" Er bleibt verwundert stehen und lauscht. Da tönt es

10. 1. Bd. - S. 63

1827 - Heidelberg : Engelmann
.63 und mit nach Hause nehmen dürfte; sie erklärte ihm zu- gleich, daß es ein Schneckenhaus wäre. «Ein Schneckenhaus/ Mutter!" rief Franz: „ich habe früher nie ein so hübsches Schneckenhaus gesehen; ich freue mich/ daß ich es gefunden habe und will mich in Acht nehmen / es nicht zu zerbrechen." Franz hielt es auf dem übrigen Spaziergange sorgfäl- tig in der Hand und blickte oft darnach hin/ um zu sehen/ ob es noch ganz sey. Gerade als er vor der Hofthür war/ öffnete er seine Hand und sing an/ die farbigen Ringe auf dem Schneckenhause zu zählen. «Ein, zwey / drey/ vier/ fünf Ringe, Mutter!" rief Franz; „die Ringe schei- nen sich an der Schale um und um zu winden; sie sind un- ten größer und werden kleiner und immer kleiner/ so wie sie sich nach der Spitze hinaufwinden." — „Das nennt man eine Spirallinie/" sagte sein Vater/ indem er auf die Linie wies/ welche/ wie Franz sagte/ sich an dem Schneckenhause um und um zu winden schien. Als Franz die Schale noch mit Aufmersamkeit betrach- tete/ fühlte er/ daß etwas Kaltes/ Klebriges und Unan- genehmes unten an dem Schneckenhause seine Hand be- rührte. Er wollte mit seiner andern Hand das Schnecken- haus aufheben / um zu sehen/ was es wäre, aber als er es anrührte, fühlte er einen Druck an der Hand, und wenig Augenblicke nachher sah er, wie das Schneckenhaus sich aufzurichten schien, auch bemerkte er die Hörner und den Kopf einer Schnecke, welche unter der Schale her- vorguckten. — „O, Mutter," rief Franz, „hier in der Schaleisieinelebendigeschnecke; sieh doch einmal! Sieh! jetzt ist sie schon viel weiter herausgekrochen; sie trägt ihr Haus auf dem Rücken, das ist lustig; — aber ich wollte, sie kröche sonst irgendwo, als auf meiner Hand, denn ich mag das kalte, stechende Gefühl nicht haben." Franz wollte nun die Schnecke von der Hand abschüt-

11. 1. Bd. - S. 49

1827 - Heidelberg : Engelmann
49 Als der Mann dies sagte, zeigte er auf die Seitenwege, und Franz antwortete: „Da§ Pferd, welches ich sah, trabte, diesen Weg zu meiner rechten Hand hinunter." „Ich danke Ihnen, junger Herr," sagte der Mann, „ich will ihm nachgehen, ich hoffe, die Leute in jenem Hause dort, werden es angehalten haben. Es ist ein so gutes und sicheres Pferd als eines seyn kann; nur wenn ich es auf der Landstraße lasse, ohne e§ mit dem Zügel festzubinden, so läuft es gern davon, und das hat es jetzt auch gethan." Als der Mann dies gesagt hatte, ging er den Sei- tenweg zur rechten Hand hinunter, und Franz eilte mit seinem Vater weiter. Der Weg nach Hause ging einen steilen Hügel hinauf, und Franz wurde müde, bevor er noch die Hälfte des Hügels erreicht hatte. Franz: Es ermüdete mich nicht so, Vater, da wir den Hügel hinabstiegen; aber ihn wieder hinanzusteigen, ist sehr schwer. «Ich höre von Allem nichts, was Du sagst," erwie- derte sein Vater, «Du bist so weit hinter mir zurück: — kannst Du mir nicht nachkommen?" «Mein Vater," sagte Franz so laut als er konnte, «weil ich müde bin. Meine Beine sind vom Ersteigen dieses großen Hügels sehr ermüdet." Sein Vater stand still und sah sich nach ihm um. Er bemerkte, daß Franz sich bemühte, den Hügel so schnell als nur immer möglich herauf zu kommen. Da hörte Franz hinter sich das Getrappel eines Pfer- des; er sah sich um und erblickte den Mann, mit dem er kurz zuvor gesprochen hatte, auf eben dem schwarzen Pfer- de, welches, wie er zuvor bemerkte, den Seitenweg hin- abgegangen war. Der Mann redete ihn an: «Ich danke Ihnen, junger I. 4

12. 1. Bd. - S. 53

1827 - Heidelberg : Engelmann
53 nahm die Kastanie in die Hand und sagte: „Es würde Dir leid thun, diese Kastanie wegwerfen zu sehen; würde es nicht?“ „Ja, Mutter," sagte Franz, „denn ich mag sie gern herumrollen und damit spielen, und diese ist die einzige von meinen Kastanien, die ich noch übrig habe." „Aber," sagte die Mutter, „ich fürchte, daß Du noch ein anderes Fenster damit zerbrechen wirst; wenn Du sie aber wegwerfen wolltest, so könntest Du keins mehr damit zerbrechen, und der Schmerz, den Du über Deine weg» geworfene Kastanie empfinden würdest, müßte Dich, wie ich glaube, schon erinnern, harte Dinge nicht gegen Glas- fenster zu werfen." Franz stand ein Weilchen da und sah seine Kastanie an; darauf sagte er: „Gut, Mutter, ich will sie wegwer- fen," und warf sie aus dem Fenster. Einige Tage nachher rief die Mutter Franz nach dem Tische hin, an dem sie eben arbeitete, nahm aus ihrem Arbeitskorbe zwey lederne Bälle heraus und gab sie Franz; einer von diesen war sehr hart und der andere sehr weich. Seine Mutter rieth ihm, mit dem weichen Balle zu spielen, wenn er im Hause, und mit dem harten, wenn er vor der Thüre wäre. Sie sagte, daß sie den weichen Ball besonders für ihn gemacht hätte, damit er einen zum Spielen haben möchte, wenn es regnigtes Wetter wäre und er nicht ausgehen könnte. Dieser weiche Ball war mit Pferdehaaren ausgestopft; er war aber nicht fest gestopft und Franz konnte ihn mit den Fingern zusammendrücken. Franz dankte seiner Mutter, denn ihm gefielen die bey- den Bälle gar sehr, und seine Mutter sagte zu ihm: «Du hast kein Fenster mehr zerbrochen, Franz, seitdem Du Dich durch das Wegwerfen Deiner Kastanie selbst

13. 1. Bd. - S. 25

1827 - Heidelberg : Engelmann
25 Franz zog sogleich seine Hände von dem Tischfuße zurück und ließ es nach. Er kam unter dem Tische her- vor, stand auf, und stellte stch neben seine Mutter, in- dem er sagte; «Mutter, ich bin von dem Tischfuße weggegangen." Franz: Aber willst Du mir wohl sagen, liebe Mut- ter, warum Du mir befohlen haft, es nachzulassen? „Ja, das will ich," antwortete seine Mutter, und setzte darauf einige der Tassen auf einen andern Tisch; der Vater setzte auch die Theemaschine weg und dann sagte die Mutter zu ihm: «Nun lieber Franz, geh hin und ziehe den Tischfuß weg, wie Du vorhin thun wolltest." Und Franz zog den Tischfuß weg. Als er ihn ein wenig weggezogen hatte, hielt er an, sah zu seiner Mut- ter hinauf und sagte: „Ich sehe, daß ein Theil des Ti- sches stch gegen meinen Kopf bewegt, Mutter, und wenn ich den Fuß noch weiter zurückziehe, so fürchte ich, daß er mir auf den Kopf fallen und mir weh thun wird." „Ich will diesen Theil des Tisches, den man die Klappe nennt, festhalten," sagte seine Mutter, „damit er nicht auf Deinen Kopf fallen kann. Ziehe den Tischfuß zurück, so weit Du kannst." Franz that, was seine Mutter ihm gesagt hatte, und als er ihn so weit er konnte, zurück- gezogen hatte, hieß ihn seine Mutter unter dem Tisch herauskommen; als er es gethan, sagteste: „Stelledich neben mich und steh zu, was geschehen wird, wenn ich die Tischklappe fahren lasse, die ich jetzt halte." Franz aber rief: „Ich weiß, was geschehen wird; ich glaube, sie wird niederfallen, Mutter, denn da ich den Tischfuß weggezogen habe, so wird ste durch nichts mehr gehalten, als durch Deine Hand." Da nahm die Mutter die Hand weg, und die Tisch- klappe siel nieder. Franz legte seine Hand auf den Kopf und sagte: «Ach, Mutter, das würde sehr weh gethan

14. 1. Bd. - S. 70

1827 - Heidelberg : Engelmann
70 Das Licht war angezündet, und alle Fenster im Zim- mer zugemacht, jenes ausgenommen, welches man offen gelassen hatte, um frische Luft hereinzulassen, denn es war ein warmer Abend. Franzens Mutter saß auf dem Sopha und las, und Franz kniete auf einem Stuhle neben dem Tische, auf welchem das Licht stand. Er besah einige Bilder in einem Buche, welches feine Mutter ihm geliehen hatte. Durch das Fenster, welches offen war, flog eine große Mücke ins Zimmer. — Sie flog nach dem Lichte hin. „£> Mutter, hier ist eine Mücke!" rief Franz. Als er dies gesagt hatte, kam die Mücke, welche ein paar Mal sehr schnell rund um das Licht herumgeflogen war, der Flamme so nahe, daß Franz glaubte, sie würde sich verbrennen. „O, sie wird sich verbrennen!" rief er, und legte die Hand vor die Augen, um nicht zu sehen, wie die Mücke zu Tode käme. — Aber seine Mutter hielt die Hand nicht vor die Augen, sondern stand so schnell als möglich auf, hielt ihre Hand leise über die Mücke, sing sie, und verhinderte sic so, sich an dem Lichte zu ver- brennen. „Wie lieb ist es mir, daß Du sie gefangen hast, Mut- ter!" sagte Franz; „das nächste Mal will ich auch versu- chen, sie zu fangen und nicht die Hände vor die Augen halten, weil dies der Mücke doch keinen Vortheil bringt." Seine Mutter bedeckte darauf die Mücke mit einem umgekehrten Glase und setzte es auf den Tisch; Franz sah durch das Glas und bemerkte die Mücke ganz deutlich. Als die Mücke ruhig geworden war, nahm Franzens Mutter ein Geißblatt aus ihrem Blumenstrauß, hob das Glas an der einen Seite etwas von dem Tische ab und schob so das Geißblatt unter dasselbe. Sobald die Mücke bemerkte, daß die Blume ihr nahe gekommen war, ging sie darauf zu und Franz sah, wie sie das Glied ausstreckte,

15. Das erste Schuljahr - S. 69

1907 - Langensalza : H. Beyer (Beyer & Mann), Herzögl. Sächs. Hofbuchh.
2. Der Wolf und die sieben jungen Geißlein. — b) Heimatkunde. 69 war nicht sehr groß. Wir konnten gerade hineingehen, aber unser Lehrer mußte sich sehr bücken. 2. Was wir in der Ziegenftube sahen! In dem Stalle war nur ein Raum, das ist die Stube für die Ziegen. Hier müssen sie wohnen und schlafen. Sie haben aber keinen Tisch, keinen Stuhl, keinen Schrank und kein Bett in ihrer Stube. Der Fußboden ist auch nicht mit Dielen bedeckt, sondern ist richtige Erde. Auf der Erde lag Stroh. Darauf legen sich die Ziegen, wenn sie müde sind. In der Mitte lag ein Häufchen frisches Gras. Das war das Ziegenfutter. Rundherum stand die alte Ziege mit ihren drei jungen Ziegen; alle fraßen tüchtig von dem grünen Gras. 3. Warum es in der Ziegenstube nicht sehr hell zu sein braucht! In dem Ziegenftalle ist es aber lange nicht so hell wie in unserer Stube. Reben der Tür ist nur ein ganz kleines Fenster. Darum kann nicht viel Licht herein. Und wenn die Tür geschlossen wird, ist es fast ganz finster. Aber das schadet nichts. Die Ziegen brauchen ja nicht zu lesen und zu schreiben. Darum brauchen sie auch keine ganz helle Stube. Das Futter finden sie auch im Finstern. 4. Wie Franzens Mutter die Ziegen aus der Stube führte! Freilich konnten wir die Ziegen nicht recht deutlich sehen. Da kam Franzens Mutter und sagte: „Wartet nur ein Weilchen! Ich führe die Ziegen heraus: denn ich muß noch den Ziegen ein frisches Bett machen!" Sie ging hinein, führte die alte Ziege an einer Kette heraus und band sie am Gartenzaune fest. Die kleinen Ziegen kamen von selbst hintennach und sprangen lustig auf der Wiese umher. Die Ziege, der Spielkamerad. 1. Was wir an der Ziege sahen! Run konnten wir die Ziegen richtig sehen. Die alte Ziege sah weiß aus und hatte ein zottiges, langhaariges Fell. Auf dem Kopfe trug sie zwei Hörner, die waren nach hinten gebogen. Unter dem Kmn hatte sie einen hübschen Bart. Die kleinen Ziegen hatten noch keine Hörner. Ihr Fell war auch nicht weiß. Die eine kleine Ziege war ganz schwarz, die beiden anderen waren schwarz und weiß gefleckt. Die Ziegen haben auch eine Stimme. Als sie lustig auf der Wiese herumsprangen, wollte die alte Ziege auch mitspringen. Sie konnte aber nicht; denn sie war ja angebunden. Darum war sie traurig und schrie immer: „Meck, Meck, Meck." 2. Wie Franz mit den jungen Ziegen spielte! Die jungen Ziegen kannten unsern Franz ganz genau. Sie fraßen aus seiner Hand Gras. Wenn Franz ihnen die Hände entgegenhielt, kamen sie gesprungen, senkten den Kopf und stießen gegen die Hände. Dann holte Franz einen kleinen Wagen aus dem Holzstalle und spannte eine Ziege da- vor. Als er sich hineingesetzt und den Zügel in die Hand genommen hatte, zog die Ziege den Wagen schnell auf dem Wege dahin und unser Franz wurde gefahren. Dafür holte Franz ein paar Kohlblätter aus dem Garten

16. Vaterländisches Lesebuch - S. 46

1857 - Jena : Mauke
46 dann der zweite Gedanke unseres Franz. War er früher froh und zuversichtlich, so war er es jetzt doppelt; denn er glaubte steif und fest, er dürfe nur beten und schlafen, und es würde ihm Alles bescheert. Das ging aber nicht immer so glücklich, und er mußte in Venedig mit leerem Magen herumlaufen und in den offenen Säulengängen ans den Steinen schlafen. So hatte er sich eines Abends, als es zu dämmern begann, ein gutes Plätzchen ausge- sucht. Nicht weit von ihm hatte sich ein schwarzbärtiger Alaun niedergelassen und suchte Franz für „sein freies Leben in den Ber- gen," wie er die Räuberei nannte, zu werben. Franz aber wollte nicht mitthun, legte die Beine übereinander und betrachtete die vom Himmel geschenkten Stiefel; der Bandit behauptete, er habe Franz die Stiefel geschenkt; dieser aber lachte ihn ans, und schalt ihn einen Ungläubigen. Schon mehrmals war ein Mann vorüber- geschlichen und hatte Franz und seinen Kameraden genau betrach- tet. Fetzt kam er wieder, aber in Begleitung von einem halben Dutzend Häschern. Ohne viel Federlesens wurde Franz und sein Kamerad festgenommen und ihnen frei Logis angewiesen. „Was werden sie in Fürfeld dazu sagen," dachte Franz wieder, und jetzt war er froh, daß man dort nicht Alles von seinen Schicksalen er- fuhr, so gern er auch das vormals gewünscht hatte. Mit gutem Gewissen in der Brust schlief Franz ruhig ein. Wie erstaunte er aber an: andern Morgen, als er im Verhör vernahm, daß er wegen seiner Stiefel, die er geraubt habe, angeklagt sei. Franz behauptete nachdrücklich, er habe darum gebetet und habe sie di- rect vom Himmel bekommen. Da nahm der Engländer — denn niemand anders, als dieser, hatte die Beiden verhaften lassen — ein Messer, schnitt die Doppelsohlen an den Stiefeln entzwei, zog eine Menge Banknoten, die viele tausend Gulden zu bedeuten hat- ten, heraus und sagte: „Dieß habe ick)» darin verborgen, um mich vor den Räubern zu sichern." Jetzt gingen Franz die Angen auf, und er dachte daran, was ihm der Bandit gestern gesagt hatte. Er zitterte wie Espenlaub und der Richter sah das für ein Zei- chen der Schuld an. Franz aber überlegte, ob er den Banditen verrathen dürfe. Er sah fast keinen andern Ausweg. Da kam der Gefängnißwärter und brachte einen Ring; den der Bandit aus feinem Fenster geworfen hatte. Der Engländer erkannte ihn als sein Eigenthum, und nun war die Schuld des Andern gewiß; Der Bandit gestand auch, da er überführt war, die Geschichte mit den Stiefeln ein, und Franz konnte frei und barfuß davon ziehen. Fetzt dachte er wieder ans Arbeiten und ging nach dem Strande. Dort traf er auch den Engländer, der sich mit ihm in ein Ge-

17. Für die Oberklassen - S. 80

1850 - Leipzig : Wöller
80 trachtet. Jetzt kam er wieder, aber in Begleitung von einem halben Dutzend Häschern. Ohne viel Federlesens wurde Franz und sein Kamerad festgenommen und ihnen ftei Logis (sprich: Loschie) angewiesen. „Was werden sie in Fürfeld dazu sagen," dachte Franz wieder, und jetzt war er froh, daß man dort nicht alles von seinen Schicksalen erfuhr, so gern er das auch vormals gewünscht hatte. Mit gutem Gewissen in der Brust, schlief Franz ruhig ein. Wie erstaunte er aber am andern Morgen, als er im Verhöre vernahm, daß er wegen seiner Stiefel, die er geraubt habe, angeklagt sei. Franz behauptete nachdrücklich, er habe darum gebetet und habe sie direct vom Himmel bekommen. Da nahm der Engländer — denn niemand anders, als dieser, hatte die Beiden verhaften lassen — ein Messer, schnitt die Doppelsohlen an den Stiefeln entzwei, zog eine Menge Banknoten, die viele tausend Gulden zu bedeuten hatten, heraus und sagte: „Diese habe ich darin verborgen, um mich vor den Räubern zu sichern." Jetzt gingen Franz die Augen auf, und er dachte daran, was ihm der Bandit gestern gesagt hatte. Er zitterte wie Espenlaub, und der Richter sah das für ein Zeichen der Schuld an. Franz aber über- legte, ob er den Banditen verrathen dürfe. Er sah fast keinen andern Ausweg. Da kam der Gefängnißwärter und brachte einen Ring, den der Bandit aus seinem Fenster geworfen hatte. Der Engländer erkannte ihn als sein Eigenthum, und nun war die Schuld des An- dern gewiß. Der Bandit gestand auch, da er überführt war, die Geschichte mit den Stiefeln ein, und Franz konnte frei und barfuß davon ziehen. Jetzt dachte er wieder an's Arbeiten, und ging nach dem Strande. Dort traf er auch den Engländer, der sich in ein Ge- spräch mit Franz einließ und Wohlgefallen an ihm zu finden schien. Der Engländer war ein höherer Offizier der Flotte, und versprach Franzen, ihm zu seinem Glücke zu verhelfen, wenn er tüchtig arbei- ten könne. Nun lernte Franz alle Seilerarbeit für die Schiffe machen, und als der Engländer zurück reiste, nahm er ihn mit. Durch Fleiß und Geschicklichkeit ward Franz in England mit der Zeit ein angesehener Mann, der Hunderte von Seilern beschäftigte. Ost, wenn er so sein Wesen übersah, dachte er: „Was würden sie in Fürfeld dazu sagen," und er nahm sich vor, wenn er hundert- tausend Gulden hätte, zurück zu kehren. Wie das aber so geht, als er die Hunderttausend hatte, wollte er nur noch dieses und jenes Geschäft machen, und so wurde er ein alter Mann mit grauen Haa- ren, der an sein Testament dachte. Wie erstaunten eines Tages die Fürfelder, als ein schwarzer Wa- gen mit schwarzbehangenen Pferden und in Trauer gekleideten Be- dienten in das Dorf kam, und die Leiche des Franz brachte, der hier

18. Für die Oberklassen - S. 80

1857 - Leipzig : Wöller
80 tracbtct. Jetzt kam er wieder, aber in Begleitung von einem halben Dutzend Häschern. Ohne viel Federlesens wurde Franz und sein Kamerad festgenommen und ihnen frei Logis (sprich: Löschte) angewiesen. „Was werden sie in Fürseld dazu sagen," dachte Franz wieder, und jetzt war er froh, daß man dort nicht alles von seinen Schicksalen erfuhr, so gern er das auch vormals gewünscht hatte. Mit gutem Gewissen in der Brust, schlief Franz ruhig ein. Wie erstaunte er aber am andern Morgen, als er im Verhöre vernahm, daß er wegen seiner Stiefel, die er geraubt habe, angeklagt sei. Franz behauptete nachdrücklich, er habe darum gebetet und habe sie direct vom Himmel bekommen. Da nahm der Engländer — denn niemand anders, als dieser, hatte die Beiden verhaften lassen — ein Messer, schnitt die Doppelsohlcn an den Stiefeln entzwei, zog eine Menge Banknoten, die viele tausend Gulden zu bedeuten hatten, heraus und sagte: „Diese habe ich darin verborgen, um mich vor derr Räubern zu sichern." Jetzt gingen Franz die Augen auf, und er dachte daran, was ihm der Bandit gestern gesagt hatte. Er zitterte wie Espenlaub, tind der Richter sah das für ein Zeichen der Schuld an. Franz aber über- legte, ob er den Banditen verrathen dürfe. Er sah fast keinen andern Ausweg. Da kam der Gefängnißwärter und brachte einen Ring, den der Bandit aus seinem Fenster geworfen hatte. Der Engländer erkannte ihn als sein Eigenthum, und nun war die Schuld des An- dern gewiß. Der Bandit gestand auch, da er überführt war, die Geschichte mit den Stiefeln ein, und Franz konnte frei und barfuß davon ziehen. Jetzt dachte er wieder an's Arbeiten, und ging nach oem Strande. Dort traf er auch den Engländer, der sich in ein Ge- spräch mit Franz einließ und Wohlgefallen an ihm zu finden schien. Der Engländer war ein höherer Offizier der Flotte, und versprach Franzen, ihm zu seinem Glücke zu verhelfen, wenn er tüchtig arbei- ten könne. Nun lernte Franz alle Scilerarbeit für die Schiffe machen, und als der Engländer zurück reiste, nahm er ihn mit. Durch Fleiß und Geschicklichkeit ward Franz in England mit der Zeit ein angesehener Mann, der Hunderte von Seilern beschäftigte. Oft, wenn er so sein Wesen übersah, dachte er: „Was würden sie in Fürfeld dazu sagen," und er nahm sich vor, wenn er hundert- tausend Gulden hätte, zurück zu kehren. Wie das aber so geht, als er die Hunderttausend hatte, wollte er nur noch dieses und jenes Geschäft machen, und so wurde er ein alter Mann mit grauen Haa- ren, der an sein Testament dachte. Wie erstaunten eines Tages die.fürfeldcr, als ein schwarzer Wa- gen mit schwarzbchangenen Pferden und in Trauer gekleideten Be- dienten in das Dorf kam, und die Leiche des Franz brachte, der hter

19. 1. Bd. - S. 34

1827 - Heidelberg : Engelmann
34 Darauf sagte die Mutter: «Es ist Zeit/ daß wir nach Hause gehen." Franz dankte jetzt dem Gärtner/ daß er ihm erlaubt hatte/ in seinem Garten zu spazieren und ihm dabey zeigte/ wie man den Saamen säen müsse; darauf gingen sie nach Hause. Einige Tage/ nachdem Franz in dem Garten gewe- sen war/ der die grüne Pforte hatte/ sagte seine Mutter zu ihm: «Franz/ nimm Deinen Hut und komm mit mir/ ich will in den Garten gehen/ in welchem wir vor zwey oder drey Tagen waren." Franz freute sich sehr/ als er dies hörte. Er setzte augenblicklich seinen Hut auf und begleitete seine Mut- ter/ indem er singend und springend vor ihr her hüpfte. Als sie auf den Aeckern waren, die zu dem Garten mit der grünen Pforte führten / lief Franz voraus. Er kam zu einem Geländer; ein Knabe von seinem Alter saß auf der obersten Stufe desselben und hielt seinen Hut auf seinen Knieen/ in welchem einige Nüsse waren/ deren weißen Kern der Knabe von der Schale zu trennen suchte. Als der Knabe Franz erblickte/ sagte er zu ihm: «Willst Du über diesen Steg gehen?" Franz antwortete: «Ja/ das will ich." Der Knabe verließ darauf seinen Platz/ sprang hinab und ging bey Seite / um Franz durchzulassen. Franz und seine Mutter stiegen jetzt über und schlu- gen den Fußpfad zum nächsten Felde ein. In einiger Entfernung von dem Geländer sah Franz einen schönen Büschel Nüsse. «Mutter/" sagteer/ «ich glaube/ diese Nüsse gehö- ren dem kleinen Knaben/ der auf dem Geländersaß; viel- leicht hat er sie verloren und weiß es nicht. Darf ich sie aufnehmen und ihm nachlaufen / um sie ihm wieder zu geben?»

20. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 7

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
7 19. Gnte Lehren. 1. Rein gehalten das Gewand, 2. ^Wer Pech angreift, besudelt sich: rein auch Herz und Mund und Hand! vor bösen Buben hüte dich. 3. Wer auf dem Kopf hat einen Hut, dem steht er noch einmal so gut, wenn er ihn oft herunter thut. Und wer die Mütz' trägt auf dem Kopf wie angewachsen auf dem Schopf, der heißt mit Recht ein grober Tropf. 29. Das Vogelnest. Franz fand im Garten in einer Hecke ein Vogelnest. Voll Freude lief er zum Vater, holte diesen in den Garten und zeigte ihm seinen Fund. „Sieh nur,“ rief der glückliche Knabe, „sieh nur das zarte, weiche Nest- ehen von Moos und Wolle und darin die drei niedlichen, rothgetüpfclten Eier. Ich möchte diese Eier nehmen und damit spielen. Darf ich wohl, Vater?“ — „Nein, lieber Franz“, antwortete der Vater, „laß nur die Eier im Neste liegen, du erlebst dann noch mehr Freude!“ Franz ließ sie liegen, ging aber am andern Tage wieder hin und fand nun gar vier Eier. Er erzählte dies dem Vater wieder, und dieser sagte: „Nun bleibe einmal vierzehn Tage von dem Nestchen weg, dann aber will ich selbst mit dir hingehen!“ — Das geschah, und wie sehr freute sich Franz, als er jetzt mit dem Vater wieder zu dem Nestchen trat und statt der Eier vier kleine, nackte Vögelchen erblickte. Die sperrten die Schnäbel auf, als wollten sie Futter haben. Vater und Sohn traten jetzt auf die Seite. Da kam bald die Mutter der Vögelchen und hatte ein Würmchen im Schnabel, mit dem sie die Kinder fütterte. „Siehst du,“ sagte der Vater, „hättest du damals die Eier ausgenommen, so würdest du jetzt diese Freude nicht haben!“ — Täglich ging nun Franz zu sei- nem Neste, bis die Vögelchen groß wurden und endlich fortflogen. Im andern Jahre aber kamen die alten wieder und bauten ihr Nest in die- selbe Hecke. 2. 21. Gebet um Ein reines Herz, Herr, schaff' in mir, schleuß zu der Sünde Thor und Thür, vertreibe sie und laß nicht zu, daß sie in meinem Herzen ruh'. öffn' ich, Jesu, meine Thür, ach komm' und wohne du bei mir, treib' all' Unreinigkeit hinaus aus deinem Tempel und Wohnhaus. 5, ein reines Hey. 3. Laß deines guten Geistes Licht und dein hellglänzend Angesicht erleuchten Herz mir und Gemüth, o Brunnen unerschöpfter Güt'. 4. Und mache dann mein Herz zugleich an Himmclsgut und Segen reich, gieb Weisheit, Stärke, Rath, Verstand aus deiner milden Gnadenhand. So will ich deines Namens Ruhm ausbreiten als dein Eigenthum, und dieses achten für Gewinn, wenn ich nur dir ergeben bin-