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1. Von Böhmen, Oesterreich, Bayern, Francken, Schwaben, Ober-Rhein, Nieder-Rhein, Westphalen, Nieder-Sachsen und Ober-Sachsen - S. 2

1753 - Leipzig] [Frankfurt : [S.n.]
r Dom heiligen Römischen Reiche ten Constitutione Qtton1ana, jtti* schm Kayser Ottone I. und zwischen Pñbst Leo- ne Ve einmal vor allemal ist feste gestellet wor- den, daß die Deutschen Ronige allemal zugleich Römische Rapser seyn sollen. Als auch der König in Franckreich,Caro!u8 Viil den bekannten Zug nach Italien that , und sich bey solcher Gelegenheit zum Könige von Italien vom Pabste wolle crönen lassen : so drang Kayser Ma- ximilianus L. darauf, daß es ins künftige das heili- ge Römische Reich Deutscher Nation muste ge- nennet werden. 2. Von den Gmitzen. Das Römische Reich stöst i. gegen Osten an Ungarn unv Polen, 2. gegen Süden an die Scbweitz und Italien, z.gegen Wellen an Francs reich und Niederland; und 4. gegen Norden an \ die Nord-See und an die Ost See. 3. Von der Grosse. Das Römische Reich hat sich einmal weiter er- * strecket, als das andere, davon wir am Ende dieses r Buch s in einem besondem Articul Nachricht ge-- den wollen. Was aber das eigentliche Deutschland an sich i selber betrift, so kan man die Grösse von Westen ge-e gen Osten nicht über 220. Meilen; und von Sü-1 den gegen Norden nicht mehr, als i?4. Meilen« rechnen. Von der Beschaffenheit des Landes. Deutschland ist durchgebends fruchtbar, starckk bewohnet, und wohl bebauet.

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1. Von der Entstehung eines selbständigen deutschen Reichs bis zu Karl V. 843 - 1519 - S. 55

1885 - Wiesbaden : Bergmann
Deutsches Königtum und römisches Kaisertum. 55 Zugleich wurden die deutschen Könige durch ihr Verhältnis zu den Päpsten in die italienischen Angelegenheiten (welche Deutschland nichts angingen) verstrickt, in mannigfaltige, größtenteils-unglückliche Kämpfe verflochten, in denen sie die Kräfte des Reichs vergeudeten und viel kostbares deutsches Blut vergossen, wurden außerdem durch diese ihre italienische Politik ihren näheren Pflichten entfremdet und oft jahrelang von Deutschland fern gehalten. Otto I. weilte erst 961—963, dann wieder 966—972 fast ununterbrochen in Italien; Otto Ii. ging 978 dorthin und starb daselbst 963; Otto Iii. brachte den grössten Teil seiner kurzen Regierung in Italien zu und starb gleichsalls auf fremder Erde; Friedrich Barbarossa unternahm fünf Römerzüge, deren jeder ihn lange Zeit von Deutschland sern hielt, und sein Sohn Friedrich Ii. verweilte volle fünfzehn Jahre jenseits der Alpen und ließ inzwischen das Reich durch andere regieren — zum größten Nachteil des Königtums wie der Nation. Endlich aber übten diese Verwickelungen in Italien indirekt noch eine sehr nachteilige Wirkung aus. Weil die Hohenstansen bei den dortigen freien Städten einen heftigen Widerstand sanden, der ihre Pläne kreuzte, faßten sie gegen das Städte- und Bürgertum überhaupt einen tiefen Haß, den sie auf die deutschen Städte übertrugen, und weil sie zur Brechung jenes Widerstandes und zur Durchführung ihrer italienischen Polikik des Beistandes der deutschen Fürsten bedurften, machten sie diesen die ausschweifendsten Zugeständnisse und suchten ihnen zu liebe das aufstrebende Bürgertum zu unterdrücken. Gegenüber diesen Schattenseiten der Kaiserpolitik beruft man sich wohl auf gewisse, angeblich ebenso bedeutende, Lichtseiten derselben. Man sagt: „das deutsche Volk sei dazu berufen gewesen, christliche Kultur zu den Heiden zu tragen; dieser weltgeschichtlichen Aufgabe habe das römische Kaisertum als Organ gedient"/. Allein die Verbreitung christlicher Kultur nach dem Osten, wo es am meisten not that, lag in dem eigensten nationalen Interesse des deutschen Volkes, welches den ehemals deutschen Boden den Slawen wieder abnehmen, folglich diese unterwerfen, germanisieren und christianisieren mußte. Auch sind die wichtigsten Schritte für diese Christianisierung unabhängig von der Idee des Kaisertums geschehen: durch Heinrich I., der nie Kaiser war, durch Otto I., ehe er Kaiser wurde, durch Konrad Ii., der weit mehr deutscher König, als römischer Kaiser war, durch Heinrich den Löwen, den Gegner der italienischen Hohenstaufenpolitik. Man sagt -ferner: die Beziehungen der deutschen Könige zu Italien seien dem deutschen Handel, der deutschen Wissenschaft und Kunst zu gute ge-

2. Wiederholungsfragen aus der Geschichte - S. 21

1897 - Bamberg : Buchner
21 16. St. (Die Hohenstaufen.) 1. Wodurch wurde der erste König aus dem Hohenstaufenhause an der Erlangung der Kaiserkrone gehindert? 2. Durch welche Ereignisse wurden im Verhltnis Friedrich Barbarossas zu Italien entscheidende nderungen herbeigefhrt? 3. Inwiefern haben die letzten Regierungsjahre Friedrichs I. etwas Vershnendes? 4. Welche Shne Friedrichs I. treten in der Geschichte hervor? 5. Welche Ziele verfolgte Heinrich Vi. ? a) in Deutschland; b) in Italien. 6. Weltstellung des Papsttums unter Innocenz Iii. a) Einflu in Italien und in Deutschland; b) in den brigen Reichen des Abendlandes; c) im Osten. 7. Ist aus dem Hause der Weifen ein deutscher Kaiser hervorgegangen? * Die Welsen in der Geschichte (von Judith, der Gemahlin Lndwigs d. Fr., bis znm Hans Hannover). 8. Welcher deutsche König ist der erste, der eines gewaltsamen Todes starb? 9. Wo ist Friedrich Ii. herangewachsen; wer stellte ihn als Kaiser auf? 10. Hat Friedrich Ii. die Erwartungen, welche die Ppste an seine Erhebung knpften, erfllt? 11. Was hat Friedrich Ii. fr Deutschland gethan? Bei welcher wichtigen Gelegenheit fehlte er dem Reich? 12. Warum konnte Friedrich Ii. in Italien zu keinem vollstndigen Sieg gelangen?

3. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 228

1895 - Gera : Hofmann
228 Viertes Buch. I. Abschnitt: Bilder aus der deutschen Reformation. den ersten Apostel des Humanismus in Deutschland bezeichnen kann, durch seine jahrelang erfolglos versuchte Propaganda ermüdet und erbittert, zu einer grimmigen Verurteilung der Fürsten wegen ihrer Nichtachtung der Poesie gelangt; „wenn sie lieber", so hatte er gesagt, „Pferde und Hnnde haben wollen als Dichter, werden sie auch ruhmlos wie Pferde und Hunde hinsterben." An den Adligen hatte er nur Roheit und Völlerei bemerkt und wurde nicht müde, Geschichtchen über die Trunkenheit der Deutschen in seine Briefe einzumischen; von der Gelehrten unfruchtbaren Spekulationen und ihren wissenschaftlichen, d. h. den rein theologischen Untersuchungen sprach er nur mit einem an Verachtung streifenden Lächeln. Diese verschiedenartigen Äußerungen sind nicht zufällige Ergüsse, die eine hervorgerufen durch fassungsloses Staunen, die andere durch unkritisches Übelwollen, das sich infolge der unfreiwilligen Entfernung von der Heimat verschärfte, sondern unzweideutige Bemerkungen der vollkommen entgegengesetzten Stimmung, die sich der Italiener beim Anschauen deutscher Verhältnisse bemächtigte, und die, im wesentlichen richtig, den geistigen Zuständen Deutschlands entsprach. Denn ein großartiger Umschwung hatte sich innerhalb dieser vierzig Jahre in Deutschland vollzogen. An Italien knüpfte die Veränderung an, denn nach Italien waren die jungen Deutschen eifrig und lernbegierig ge- zogen und glaubten ihre Bildung erst vollendet, wenn sie mit reichen Schätzen heimgekehrt waren; trotz dieser Zusammengehörigkeit aber, ja Abhängigkeit von italienischer Kultur, welcher Unterschied zwischen italienischer Renaissance und deutschem Humanismus! In Italien war es eine gewaltige Geistesströmung gewesen, welche, fast zwei Jahrhunderte hindurch unaufhörlich fließend, selbst die widerstrebendsten Elemente mit fortreißend, schließlich dem Halt hatte gehorchen müssen, das elementare Kräfte ihr geboten; in Deutschland eine Bewegung, die kaum ein halbes Jahrhundert andauernd, von gleich mächtigen Gegnern im Siegeslaufe aufgehalten, endlich durch eine entschiedenere, die ganze Nation fortreißende Erregung in andere Bahnen gelenkt wurde; in Italien hatte das Eindringen der Fremden der Renaissance ein Ende bereit, in Deutschland trat an die Stelle des Humanismus die Reformation. Hier bezweckte die neue Bewegung, wenn sie auch nicht ausschließlich eine gelehrte war, doch zunächst nur eine Änderung der gelehrten Bildung, während sie in Italien eine Reform der gesamten Lebensanschauung und Lebensführung zur Folge hatte. In Italien waren alle, Geistliche und Laien, hoch und niedrig, geeint in demselben Streben — waren doch die Päpste, in der Unterstützung der Studien und in der Begünstigung ihrer Pfleger vorangegangen — in Deutschland dagegen waren die Humanisten selbst in Parteien gespalten, namentlich in Fragen, in denen Wissen und Glauben sich berührten. Die größere Vertiefung indessen, die Hinneigung zum Volksgemüt, wie sie sich im deutschen Humanismus zeigt, erweckte die Volkslitteratur nicht zu neuem Leben. Während in Italien die bedeutendsten Humanisten von Dante an bis zum Ende der Renaissanceepoche, die einen freiwillig, die andern halbgezwungen, der italienischen Sprache neben der lateinischen sich bedienten, so daß beiden Litteraturen gleichzeitig eine Blüte-

4. Neuere Zeit - S. 3

1891 - Münster i. W. : Schöningh
Geiger: Der Humanismus in Deutschland. 3 Nichtachtung der Poesie gelangt; „wenn sie lieber", so hatte er gesagt, „Pferde und Hunde haben wollen als Dichter, werden sie auch ruhmlos wie Pferde und Hunde hinsterben." An den Adligen hatte er nur Roheit und Völlerei bemerkt und wurde nicht müde, Geschichtchen über die Trunkenheit der Deutschen in seine Briefe einzumischen. Diese verschiedenartigen Äußerungen sind nicht zufällige Ergüsse, die eine hervorgerufen durch fassungsloses Staunen, die andere durch unkritisches Übelwollen, das sich infolge der unfreiwilligen Entfernung von der Heimat verschärfte, sondern unzweideutige Bemerkungen der vollkommen entgegengesetzten Stimmung, die sich der Italiener beim Anschauen deutscher Verhältnisse bemächtigte, und die, im wesentlichen richtig, den geistigen Zustünden Deutschlands entsprach. Denn ein großartiger Umschwung hatte sich innerhalb dieser vierzig Jahre in Deutschland vollzogen. An Italien knüpfte die Veränderung an, denn nach Italien waren die jungen Deutschen eifrig und lernbegierig gezogen und glaubten ihre Bildung erst vollendet, wenn sie mit reichen Schätzen heimgekehrt waren; trotz dieser Zusammengehörigkeit aber, ja Abhängigkeit von italienischer Kultur, welcher Unterschied zwischen italienischer Renaissance und deutschem Humanismus! In Italien war es eine gewaltige Geistesströmung gewesen, welche, fast zwei Jahrhunderte hindurch unaufhörlich fließend, selbst die widerstrebenden Elemente mit fortreißend, schließlich dem Halt hatte gehorchen müssen, das elementare Kräfte thr geboten; in Deutschland eine Bewegung, die kaum ein halbes Jahrhundert andauernd, von gleich mächtigen Gegnern im Siegeslaufe aufgehalten, endlich durch eine entschiedenere, die ganze Nation fortreißende Erregung m andere Bahnen gelenkt wurde; in Italien hatte das Eindringen der Fremden der Renaissance ein Ende bereitet, in Deutschland trat an die Stelle des Humanismus die Reformation. Hier bezweckte die neue Bewegung, wenn sie auch nicht ausschließlich eine gelehrte war, doch zunächst nur eine Änderung der gelehrten Bildung, während sie in Italien eine Reform der gesamten Lebensanschauung und Lebensführung zur Folge hatte. In Italien waren alle, Geistliche und Laien, hoch und niedrig, geeint in demselben Streben — waren doch die Päpste, namentlich Julius Ii. (1503—1513) und Leo X. (1513—1521), in der Unterstützung der Studien und iit der Begünstigung ihrer Pfleger vorangegangen — in Deutschland dagegen waren die Humanisten selbst in Parteien gespalten, namentlich in Fragen, in denen Wissen und Glauben sich berührten. -tie größere Vertiefung indessen, die Hinneigung zum Volksgemüt, wie sie sich im deutschen Humanismus zeigt, erweckte die Volkslitteratur nicht zu neuem Leben. Während in Italien die bedeutendsten Humanisten von Dante an bis zum Ende der Renaissanceepoche, die einen freiwillig, die andern halbgezwuugen, der italienischen 1*

5. Neuere Zeit - S. 5

1891 - Münster i. W. : Schöningh
Geiger: Der Humanismus in Deutschland. 5 nicht weil sie patriotischer waren als jene — denn auch den letzteren mangelte keineswegs der vaterländische Sinn —- sondern weil sie weitsichtiger die Unzulänglichkeit einer bloß gelehrten Kultur klar erkannten, suchten der deutschen Sprache eine ähnliche Berechtigung wie dem lateinischen Idiom zu verschaffen. Sie alle aber, mochten sie noch so volltönende Worte über Deutschlands Herrlichkeit brauchen und jeden Vorrang Italiens vornehm ableugnen, sie hätten gern für Deutschland auch die förderliche Teilnahme der Fürsten gehabt, welche für die Re-naiffancemtur Italiens von so segensreichen Folgen begleitet war. Sie fühlten sich mit dem Volke verwachsen, aber verschmähten in denselben Lauten mit ihm zu reden; sie begehrten Schutz und verständnisvolle Teilnahme der Fürsten und mußten sich doch meist mit einer lauen Huld-versicherung begnügen. So sehr nun auch die beutsche Geiftesbewegung jener Jahre von Italien abhängig ist, so wenig bars man boch den beutfchen Humanismus als eine bloß importierte, gänzlich unselbständige Bildung bezeichnen. Vielmehr regen sich, noch bevor die nahe Berührung mit Italien stattgefunden hat, eigentümlich deutsche Elemente; eine deutsche Erfindung vorab, die Buchdruckerkunst, erspart dem einzelnen ermüdende, zeitraubende Arbeit und gewährt den Schriftstellern die Möglichkeit, mit ungeahnter Raschheit auf die Zeitgenossen, nahe und ferne, zu wirken. Eine Geschichte der Buchdruckerkunst ist an dieser Stelle nicht zu geben. Dagegen ist darauf hinzuweisen, daß biefe Ersinbung mit größter Schnelligkeit die Welt eroberte, daß sie ferner den in Deutschland fchlummernben Bildungstrieb zu frischem Leben erweckte. Als „Lehrerin aller Künste zum Besten der Kirche" wird die Buchdruckerkunst, ihre Pfleger als „Priester, die nicht durch das Wort Prebigen, sondern durch die Schrift" gerühmt durch die Mitglieber einer biefe Kunst fleißig üben-ben Schar, nämlich der „Brüder des gemeinsamen Lebens". Gerhard Groot (1340— 1384) war der Stifter dieser kirchlichen Gesellschaft. Durch die päpstliche Bestätigung gefördert, entfaltete sie hauptsächlich in Deutschland eine rege Thätigkeit, die vornehmlich dem Abschreiben von Büchern und dem Unterricht der Jugenb gewibmet war. Ersteres würde systematisch betrieben, benn es galt als Pflicht, die eignen Bibliotheken mit den Schriften der christlichen und heibnifchen Vorzeit zu bereichern und durch den Verkauf der für den eignen Gebrauch unnötigen anbere Wiffensburfttge zu fördern. Der Unterricht gründete sich auf eine christliche Erziehung, aber er berücksichtigte, bei aller Ehrfurcht vor den christlichen Schriften als „der Wurzel des Studiums", die beutsche Sprache, legte das Hauptgewicht auf die lateinischen Schriftsteller und blieb der griechischen Litteratur nicht fremd. Die frommen Brüder, welche Schreiben und Lehren als ihre Hauptaufgabe betrachteten, waren indessen nicht

6. Mittelalter - S. 346

1911 - Kempten : Kösel
346 Heinrichs Vi. Plan zur Umgestaltung der Reichsverfassung. in den beiden Reichen verschiedenen Personen oder Linien des staufischen Ge-schlechtes bertragen werden knnen; Heinrichs Forderung fgte also zu der ersten etwas Neues und Selbstndiges hinzu: die untrennbare Zusammengehrig-keit beider Reiche unter dem Szepter eines Herrschers. Damit htte sich das Schicksal Italiens berhaupt entschieden: die Lombarden, der welche nun erbliche Könige des staufischen Geschlechtes geherrscht htten, fgten sich in das gewaltige Reich ein; Mittelitalien war bereits unter der Botmigkeit kaiserlicher Statt-Halter; es sollten alle Grenzen zwischen Deutschland und Italien fallen; es sollten die italienischen Barone so gut Reichsmannen sein wie die deutschen Fürsten oder vielmehr: der die einen wie der die andern, von der friesischen bis zur sizilischen Kste, sollte mit gleicher Stetigkeit und gleicher Macht ein einziger Wille gebieten. Der gesamte Plan ging also auf die Strkung der kaiserlichen Macht in Deutschland und Italien zugleich und suchte alle getrennten Glieder der staufischen Herrschaft zu einem Weltreich zu verbinden. Der Zeitpunkt, in welchem Heinrich mit seinem Plane hervortrat, war meisterhaft gewhlt. Noch gingen die Erzhlungen von den groen italienischen Siegen des Kaisers von Mund zu Mund; noch sprach man berall mit Staunen von der unermelichen Siegesbeute, die man durch Deutschland in die kaiserlichen Schlsser hatte tragen sehen; jeder Krieger, der, aufs reichlichste beschenkt, in seine Heimat zurckkehrte, war ein Lobredner fr die Huld und Strke des Kaisers. Die Unterwerfung des Normannenreiches, der vollendete Triumph Deutschlands der Italien das waren die Ereignisse, die damals die Gemter allenthalben mit Stolz und Freude erfllten. In so erregter Stimmung konnte man sich am ehesten dazu entschlieen die Abhngigkeit Italiens von Deutschland zu einer dauernden und entschiedenen zu machen; in der lebhaften Bewunderung der Taten des jungen Kaisers, in der regen Erinnerung an die Verdienste seines ganzen Geschlechtes um das Reich war man am ehesten geneigt dankbar und vertrauend seinen Vorschlgen beizupflichten. Wenn aber diese Stimmungen vielleicht eher die Masse des Volkes beherrsch-ten als die mitrauischen und selbstschtigen Fürsten, so hatte doch Heinrich noch viel strkere Bande zu flechten gewut auch ihren Willen zu fesseln. Er hatte sich soeben in den Dienst der Kirche gestellt; all sein Sinnen war scheinbar aus-schlielich auf die Erfllung seines frommen Gelbdes, auf die Eroberung Jerusalems gerichtet. Der Segen des Papstes, dessen sehnlichster Wunsch mit diesem Unternehmen in Erfllung ging, begleitete den Kaiser; es herrschte das beste Einverstndnis zwischen beiden Huptern der Christenheit. Wenn die Fürsten jetzt, mitten unter den Rstungen zum Kreuzzuge, dem Willen des Kaisers widerstrebten, so stellten sie vielleicht den ganzen Zug in Frage. Die-jenigen von ihnen, die zur kirchlichen Partei hielten und die in den Jahren

7. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 337

1911 - Leipzig : Dürr
G. Kaufmann, Das Kaisertum und die deutsche Nation. 337 Fürst fand den Vorrat an Machtmitteln kleiner und den Besitz der Fürsten größer. Gerade für die langdauernden Züge über die Alpen mußten die Fürsten mit Zugeständnissen bezahlt werden, die eine Er- neuerung der königlichen Macht auf dem Wege, der in Frankreich so erfolgreich betreten wurde, durch Einziehung der heimgefallenen Lehen an die Krone und durch Erweitern der Hausmacht des Königs beim Aussterben mächtiger Familien verhinderten. Ein vielleicht noch schwereres Hindernis lag darin, daß die Könige oft Jahre hindurch in Italien festgehalten wurden und deshalb die wichtigsten Angelegenheiten der deutschen Gebiete gar nicht, oder auf italienischen Hoftagen und Heerversammlungen auf Grund von spär- lichen und bisweilen schon veralteten Berichten entschieden. Otto der Große zog dreimal nach Italien und verweilte dort, abgesehen von dem ersten kurzen Zuge, der nur sechs Monate 951 bis 952 in Anspruch nahm, vom September 961 bis Januar 965 — dreieinhalb Jahre — und vom August 966 bis August 972 — sechs Jahre. Er starb am 7. Mai 973 und war also von den letzten elfeinhalb Jahren seiner Regierung nur acht Monate und anderthalb Jahre, also im ganzen wenig mehr als zwei Jahre in Deutschland gewesen. Die übrigen neun Jahre hatte er in Italien zugebracht. Begreiflich ist, daß nun sein Sohn Otto Ii. zuerst mehrere Jahre mit den Großen zu kämpfen hatte und deshalb in Deutschland blieb. Sobald er es aber wagen zu können glaubte, zog er nach Italien, 980, und blieb dort bis an seinen Tod, 983 den 7. Dezember. Otto Iii. stand bis 996 unter Vormundschaft, zog dann aber gleich im Februar dieses Jahres nach Rom. Im August kam er zurück, blieb etwa ein Jahr in Deutschland, war dann von Ende 997 bis Ende 999 in Italien, um nach einem kurzen Aufenthalt von sechs Monaten in Deutschland wieder nach Italien zurückzukehren und dort bis an seinen Tod, 1002, den 23. Januar zu bleibeu. Von den sechs Jahren seiner Re- gierung hat dieser Kaiser also nicht einmal zwei Jahre in Deutschland zugebracht und die damals recht schwierigen Verhältnisse des Reiches nur auf Grund der späten und spärlichen Nachrichten beurteilt, die ihm durch Boteu und durch die streiteuden Parteien zukamen. Heinrich Ii. hat drei Züge nach Italien unternommen, 1004, 1013, 1021—22, sein Nachfolger Kvnrad Ii. zwei, 1026—27 und 1036—38, Hein- rich Iii. drei, 1046, 1047 und 1055. Heinrichs Iv. und Heinrichs V. Regierungen waren dann ebenfalls stark durch die italienischen Verhält- nisse beherrscht. Es spricht manches für die Annahme, Otto I. und die seiner Politik folgenden Könige hätten durch den Papst die geistlichen Fürsten des Reiches in Gehorsam zu halten versucht. War das ihre Absicht, so hätten sie für die einzelnen Erfolge, die sie etwa so gewannen, einen ungeheuren Preis bezahlt. Jedenfalls haben sie durch ihre italie- Lorentzeri-Rode-Weise, Prosaheft Vii. 22

8. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 47

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Heinrich V. 1106 — 1125. 47 (f. § 52). Ja, auch die eigene Familie blieb dem Kaiser nicht treu. Sein ältester Sohn Konrad, den der Vater schon zum König hatte krönen lassen, ließ sich, während Heinrich auf einem zweiten Zuge in Italien weilte, dort von der päpstlichen Partei verführen und fiel ab; er war der erste deutsche König, der dem Papste den Steigbügel hielt. Er starb später in Italien. Der Kaiser aber, durch Leiden zu einer hoheitsvollen Milde und Heimich^iv. Versöhnlichkeit gereift, setzte in seinen letzten Lebensjahren alle Kraft satter, daran, dem von Krieg und Fehde zerrütteten Deutschland den Frieden wiederzugeben. Er verkündete einen allgemeinen Landfrieden, suchte die Bauern und das aufblühende Bürgertum in den Städten zu schützen und die Landstraßen vor Wegelagerern zu sichern und trat dem trotzigen, fehdelustigen Adel entgegen. Mehr und mehr fand er Anerkennung; nur die Kirche verharrte in ihrer Feindschaft. Da mußte es der Kaiser erleben, daß auch sein zweiter Sohn, rich, den er nach Konrads Absetzung zum König hatte krönen lassen, ihm untreu wurde. Im Jahre 1105 erhob er sich gegen den Vater, auf die Mißstimmung des niederen Adels und die Bundesgenossenschaft der Kirche bauend. Wieder waren es die Städte, die dem Kaiser treu blieben. Da gelang es dem Sohne durch die schnöde Vorspiegelung, er wolle sich unterwerfen, den Vater zu betrügen; er nahm ihn verräterisch gefangen und zwang ihn zu Ingelheim der Krone zu entsagen. Aber der Kaiser entfloh; er begab sich nach Lüttich zu dem ihm treu gebliebenen Bischof. Der Bürgerkrieg drohte von neuem auszubrechen; da starb Kaiser Heinrich, erst 56 Jahre alt. Heinrich iv. Sein Sarg stand, da er im Banne gestorben war, noch jahrelang 1106. auf uh geweihtem Boden, bis er in dem Dome zu Spei er, der Grabeskirche der fränkischen Kaiser, die Ruhe fand. Heinrich V. 1106—1125. § 50. Heinrich Y. war ein tatkräftiger, aber auch rücksichtslos harter, von niemand geliebter Fürst. Mit Hilfe der Kirche war er emporgekommen; aber die Kirche hat nicht weniger als die Fürsten seine harte Hand verspürt. Sobald es ihm die deutschen Verhältnisse erlaubten, zog er nach Italien und ertrotzte von dem Papste die Kaiserkrönung. Bald »aiser-aber brach ein Aufstand der deutsche» Fürsten aus; ihr Führer war der Herzog Lothar von Sachsen. Ein neuer Papst verhängte über den Kaiser den Bann. So wurde Deutschland wiederum von Zwietracht zerrissen.

9. Deutsche Geschichte - S. 47

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Heinrich V. 1106—1125. 47 (f. §52). Ja, auch die eigene Familie blieb dem Kaiser nicht treu. Sein ältester Sohn Konrad, den der Vater schon zum König hatte krönen lassen, ließ sich, während Heinrich auf einem zweiten Zuge in Italien weilte, dort von der päpstlichen Partei verführen und fiel ab; er war der erste deutsche König, der dem Papste den Steigbügel hielt. Er starb später in Italien. Der Kaiser aber, durch Leiden zu einer hoheitsvollen Milde und Ver- Iv-söhnlichkeit gereift, setzte in seinen letzten Lebensjahren alle Kraft daran, Friedens-deni von Krieg und Fehde zerrütteten Deutschland den Frieden wiederzugeben. Er verkündete einen allgemeinen Landfrieden, suchte die Bauern und das aufblühende Bürgertum in den Städten zu schützen und die Landstraßen vor Wegelagerern zu sichern und trat dem trotzigen, fehdelustigen Adel entgegen. Mehr und mehr fand er Anerkennung; nur die Kirche verharrte in ihrer Feindschaft. Da mußte es der Kaiser erleben, daß auch sein zweiter Sohn, Hein-rich, ihm untreu wurde. Er hatte ihn nach Konrads Absetzung zum König krönen lasten, jedoch erst nachdem er geschworen hatte, nicht vor des Vaters Ableben nach der Krone zu greifen. Trotzdem verließ ihn im Jahre 1105 sein Sohn, auf die Mißstimmung des niederen Adels und die Bundesgenostenschaft der Kirche bauend. Wieder waren es die Städte, die dem Kaiser treu blieben. Da gelang es dem Sohne durch die schnöde Vorspiegelung, er wolle sich unterwerfen, den Vater zu betrügen; er nahm ihn verräterisch gefangen und zwang ihn zu Ingelheim der Krone zu entsagen. Aber der Kaiser entfloh; er begab sich nach Lüttich zu dem ihm treu gebliebenen Bischof. Der Bürgerkrieg drohte von neuem auszubrechen; da starb Kaiser Heinrich, erst 56 Jahre alt. Sein Sarg stand, da er im Banne gestorben war, noch jahrelang auf H06. ungeweihtem Boden, bis er in dem Dome zu Spei er, der Grabeskirche der fränkischen Kaiser, die Ruhe fand. Heinrich V. 1106-1125. § 50. Heinrich Y. war ein tatkräftiger, aber auch rücksichtslos harter, von niemand geliebter Fürst. Mit Hilfe der Kirche war er emporgekommen; aber die Kirche hat nicht weniger als die Fürsten seine harte Hand verspürt. Sobald es ihm die deutschen Verhältnisse erlaubten, zog er nach Italien und ertrotzte von dem Papste die Kaiserkrönung. Bald aber brach ein Kaiser-Aufstand der deutschen Fürsten aus; ihr Führer war der Herzog Lothar von Sachsen. Ein neuer Papst verhängte über den Kaiser den Bann. So wurde Deutschland wiederum von Zwietracht zerrissen.

10. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 47

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Heinrich V. 1106-1125. 47 (f. 52). Ja, auch die eigene Familie blieb dem Kaiser nicht treu. Sein ltester Sohn Konrad, den der Vater schon zum König hatte Abfall krnen lassen, lie sich, während Heinrich auf einem zweiten Znge in Italien weilte, dort von der ppstlichen Partei verfhren und fiel ab; er war der erste deutsche König, der dem Papste den Steigbgel hielt. Er starb spter in Italien. Der Kaiser aber, durch Leiden zu einer hoheitsvollen Milde und Henrich iv. Vershnlichkeit gereist, setzte in seinen letzten Lebensjahren alle Kraft tatfer. daran, dem von Krieg und Fehde zerrtteten Deutschland den Frieden wiederzugeben. Er verkndete einen allgemeinen Landfrieden, suchte die Bauern und das aufblhende Brgertum in den Stdten zu schtzen und die Landstraen vor Wegelagerern zu sichern und trat dem trotzigen, fehdelustigen Adel entgegen. Mehr und mehr fand er Anerkennung; nur die Kirche verharrte in ihrer Feindschaft. Da mute es der Kaiser erleben, da auch sein zweiter Sohn, Hein- Abfall rich, den er nach Konrads Absetzung zum König hatte krnen lassen,etnrtc^' ihm untreu wurde. Im Jahre 1105 erhob er sich gegen den Vater, auf die Mistimmung des niederen Adels und die Vundesgenossenschaft der Kirche bauend. Wieder waren es die Städte, die dem Kaiser treu blieben. Da gelang es dem Sohne durch die schnde Vorspiegelung, er wolle sich unterwerfen, den Vater zu betrgen; er nahm ihn ver-rterisch gefangen und zwang ihn zu Ingelheim der Krone zu ent-sagen. Aber der Kaiser entfloh; er begab sich nach Lttich zu dem ihm treu gebliebenen Bischof. Der Brgerkrieg drohte von neuem auszubrechen; da starb Kaiser Heinrich, erst 56 Jahre alt. iv. Sein Sarg stand, da er im Banne gestorben war, noch jahrelang noe. auf ungeweihtem Boden, bis er in dem Dome zu Speier, der Grabeskirche der frnkischen Kaiser, die Ruhe fand. Heinrich V. 1106-1125. 50. Heinrich Y. war ein tatkrftiger, aber auch rcksichtslos harter, von niemand geliebter Fürst. Mit Hilfe der Kirche war er emporgekommen; aber die Kirche hat nicht weniger als die Fürsten seine harte Hand versprt. Sobald es ihm die deutschen Verhltnisse erlaubten, zog er nach Italien und ertrotzte von dem Papste die Kaiser kr nung. Bald Kaiser-aber brach ein Ausstand der deutschen Fürsten aus; ihr Fhrer war dericmui0' Herzog Lothar von Sachsen. Ein neuer Papst verhngte der den Kaiser den Bann. So wurde Deutschland wiederum von Zwietracht zerrissen.

11. Kaiser und König Wilhelm I. - Kaiser und König Wilhelm II. - S. 366

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
366 ihn mit Ehren zu erkämpfen. Das wird es mit Gottes Hilfe vermögen nach der Stärke, die es durch das von Ihnen einmütig beschlossene jüngste Wehrgesetz erhalten hat. Diese Stärke zu Angriffskriegen zu benutzen, liegt Meinem Herzen fern. Deutschland bedarf weder neuen Kriegsruhmes, noch irgend welcher Eroberungen, nachdem es sich die Berechtigung, als einige und unabhängige Nation zu bestehen, endgültig erkämpft hat. Unser Bündnis mit Österreich-Ungarn ist öffentlich bekannt; Ich halte an demselben in deutscher Treue fest, nicht bloß, weil es geschlossen ist, sondern weil Ich in diesem devensiveu Buube eine Grnnblage des europäischen Gleichgewichts erblicke, sowie ein Vermächtnis der Deutschen Geschichte, dessen Inhalt heute von der öffentlichen Meinung des gesamten Deutschen Volkes getragen wird und dem herkömmlichen europäischen Völkerrechte entspricht, wie es bis 1866 in unbestrittener Geltung war. Gleiche geschichtliche Beziehungen und gleiche nationale Bedürfnisse der Gegenwart verbinden uns mit Italien. Beide Länder wollen die Segnungen des Friedens festhalten, um in Ruhe der Befestigung ihrer neu gewonnenen Einheit, der Ausbildung ihrer nationalen Institutionen und der Förderung ihrer Wohlfahrt zu leben. Unsere mit Österreich-Ungarn und Italien bestehenden V e r-abredungen gestatten Mir zu Meiner Befriedigung die sorgfältige Pflege Meiner persönlichen Freundschaft für deu Kaiser vou Rußland und der seit hundert Jahren bestehenden friedlichen Beziehungen zu dem russischen Nachbarreiche, welche Meinen eigenen Gefühlen ebenso wie den Interessen Deutschlands entspricht. In der gewissenhaften Pflege des Friebens stelle Ich Mich ebenso bereitwillig in den Dienst des Vaterlandes, wie in der Sorge für unser Kriegsheer, und freue Mich der traditionellen Beziehungen zu auswärtigen Mächten, durch welche Mein Bestreben in ersterer Richtung befördert wird. Im Vertrauen auf Gott und die Wehrhaftigkeit unseres Volkes hege Ich die Zuversicht, daß es uns für absehbare Zeit vergönnt sein werbe, in frieb-l ich er Arbeit zu wahren und zu festigen, was unter Leitung Meiner beiden in Gott ruhenden Vorgänger auf dem Thron kämpfenb erstritten wurde." Die Verlesung der Thronrede wurde mehrfach mit lebhaftem Beifall begleitet, besonders fanden die Betonung der Friedensversicherungen und die Stellen, welche sich auf die Bündnisverträge mit Österreich und Italien beziehen, begeisterte Zustimmung. Während im deutschen Reichstage die verbünbeten Fürsten und die Vertreter des beutfchen Volkes es waren, in bereu Kreise Kaiser Wilhelm Ii. gelobte, der Ehre des Vaterlandes und dem Frieden ein entschlossener Schirmherr, der Verfassung des Reiches ein getreuer Wächter zu sein, scharte der neue

12. Deutsches Lesebuch - S. 100

1844 - Hamburg : Herold
100 dieser Gelegenheit leisteten mehrere der vornehinsten Fürsten ihrem erwählten Oberhaupte gewisse Dienste; so trug einer von ihnen das Essen auf die königliche Tafel, ein Anderer versah das Amt eures Mundschenken; ein Dritter sorgte für die Unterbringung der zahlreich versammelten Fremden; wie- der ein anderer hatte die Aufsicht auf die Pferde des Königs lind dessen Gefolge. Die Verwaltung aller dieser freiwillig übernommenen Aemter rechneten sich die Fürsten zur Ehre an, indem sie dadurch den Glanz der deutschen Krone zu erhöhen trachteten. Um sie nun als solche vorzügliche Aemter Zu bezeichnen, nannte man sie Erzämter, und so gab es also einen Erzmllndschenk, Erzkämmerer, Erzmarschall, die bei der Krönung eines deutschen Königs ihre Dienste zu verrich- ten hatten. Der jltnge König hatte erst im Innern des Reiches nranche Unruhen zu dämpfen, indem mehrere Unzufriedene sich gegen ihn empörten, die er aber alle überwand. Darauf konnte er das angefangene Werk seines Vaters, Deutschland gegen die Angriffe der benachbarten Völker sicher zu stellen, weiter fortsetzen. Er führte daher mehrere Kriege mit den Wenden und Slaven, und gründete in den Ländern dersel- den mehrere Bisthümer, damit das Christenthum hier immer mehr befestigt und ausgebreitet werde. Die Dänen hatten die Markgrafschaft Schleswig wiederum zerstört; er aber stellte sie wieder her, drang tief in das Land der Dänen, und begründete daselbst ebenfalls zwei Bisthümer. Unerwartet erhielt jetzt der König eine Botschaft atls Italien. Hier waren, seitdem die Karolinger ausgestorben, mancherlei Unordnungen vorgefallen. In diesem Augenblicke hatte sich Berengar Ii. Markgraf von Ivrea die höchste Gewalt angemaßt, die er tyrannisch ausübte. Die Witwe des letzten Königs von Italien, Adelheid, wurde vou ihm ins Gefängniß geworfen, weil sie sich nicht mit seinem Sohn Adelberl vermählen, und so die Krone von Italien an fein Haus bringen wollte. Die verfolgte Frau entkam mit Hülfe eines treuen Mönchs, Martin, aus dem Gefängnisse, und nachdem sie eine Zeitlang in einer Fifcherhütte sich verborgen hatte, gelang es ihr, das feste Schloß Canossa zu erreichen, wo sie aber bald von dem grausamen Berengar belagert ward. Da schickte sie den Mönch Martin zum König Otto nach Deutschland, und ließ ihn um Hülfe bitten, und Otto säumte nicht, ihr dieselbe zu gewähren. Er zog mit einem

13. Bd. 2 - S. 232

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
232 Vii. Das deutsche Reich. Hand und Italien zur Mitgift anbot. Otto säumte nicht mit einem Kriegsheere dahinzugehen, 951, erlöste die von Berengar zu Kanossa belagerte Dulderin, nahm die Hauptstadt P a v i a ein, ließ sich dort als König Italiens huldigen und hielt auch daselbst an Weih- nachten dieses Jahres mit Adelheid eine prachtvolle Hochzeit. Er lebte mit ihr i» süßer Liebe, und sie ge- bar ihm einen lieblichen Sohn. Aber ungestört konnte er seines häuslichen Glückes sich nicht freuen, denn diese Heirath selbst gab Anlaß zum Kriege mit seinen nächste» Angehörigen, llnd kaum ist dieser geendigt, so folgt ein anderer schwerer Kampf. a. 955 machten die Ungern einen neuen Ranbzug durch Deutschland. Sie suchten dießmal vornehmlich Bayern heim und belagerten dann Augsburg, das aber von seinem Bischöfe Udalrich (dem heil. Ulrich) muthig und vortrefflich vertheidigt ward, bis Otto mit dem Reichsheere herbeikam. Unweit der alten Angusta ss. 1. B. S. 442) ans dem Lech selbe wurde geschlagen. Das ganze Ehristenheer betet aber zuvor, empfängt das heil. Abendmahl und schwört treu zusammenzustehen gegen den Feind bis in den Tod. Das Banner des Erzengels Michael flattert wieder voran und wieder schwingt der König die heilige Lanze, und so stürmt er an der Spitze des Heers gegen den Feind an. Es war ein harter Streit vom Morgen bis zum Abend, er entscheidet sich aber völlig für die Deutsche» und das Hunnenheer, gegen 100,900 Mann, wird beinahe völlig aufgerieben. Biel brave Deutsche sind freilich auch gefallen; unter ihnen liegt Otto's Schwiegersohn, der Herzog Conrad von Franken, der zur Sühne seiner vorigen Empörung mit höchster Anstrengung kämpfte, dem, als er vor Hitze die Halsberge lüftete, ein Pfeil in die Kehle fuhr. Doch n n » in ehr hatten die Ungern Deutschland f ü r immer satt, sie kehrten niemals w i e d e r. a. 96! ging Otto znm andernmal »ach Italien. Er hatte dasselbe in seiner königlichen Milde dem Bereu-

14. Rückblick auf die äußere und innere Entwickelung Brandenburg-Preußens und Deutschlands, Preußen als Verfassungsstaat, die Verfassung und Verwaltung und die Weltstellung des Deutschen Reiches - S. 12

1912 - Leipzig : Teubner
12 Vernichtung der Koiferinocht Kaiser und Italiener. Salier und Staufer haben kein Opfer gescheut, um ihre Herrschaft der Italien zu behaupten. Doch ihre Rmerzge gaben Nicht blojt etilem jahrhundertelangen verderblichen Streite zwischen Kirche und Reich immer neue Nahrung? sie entflammten auch das Nationalgefuhl der Italiener Das Italienische Brgertum erhob sich gegen die Kaifer und ihre Anhnger und bildete eine dritte Gefahr fr die Kaifermacht. Reichsfrsten. Durch die Rmerfahrten wurden die Kaifer von Deutschland abgezogen, hier schalteten unterdessen die Fürsten, und das Wachstum ihrer Macht wurde beschleunigt, viele weltliche Fürsten verurteilten das Streben der Kaiser nach einer Oberherrschaft der Italien. Ihr Widerstand gegen die Kaiser-Politik fhrte schlielich zu offener Feindschaft. Dieser Gegensatz der Kaiser Zu den Relchssursten war eine vierte Gefahr fr die kaiserliche Herrscher* geroalt. Das Geschlecht der Staufer hatte einen langwierigen und unheilvollen Kampf zu führen gegen das mchtigste Reichsfrstengeschlecht feiner Seit, nmlich gegen die Weifen. Gegen die dreifache Gegnerschaft Papsttum, italienisches Burgertum und deutsches Frstentum konnte sich die Kaisermacht auf die Dauer unmglich behaupten. Wege zur Strkung der kaiserlichen Herrschergewalt wurden gesucht. Um die Ubermacht der ehnstrger von unten her zu erschttern, griff schon der erste Salier Konrad Ii. zu neuen, eigenartigen Mitteln. 1. Er erklrte auch die niederen ehen (Unterlehen) fr erblich (f. Iii, 35!). 2. Cr teilte erledigte Reichslehen vielfach gar nicht mehr als Lehen aus, fondern lie sie durch Hofbeamte, die sog. Minister!-alen, verwalten. Diese waren ihrer Geburt nach Unfreie. Aber durch den Dienst bei Hofe stiegen sie in Rang und Ansehen und wurden bald den freigeborenen Rittern des niederen Adels gleichgestellt. Aus ihnen erwuchs der Stand der Reichsritter. 3. (Eine neue Sttze ihrer Macht suchten und fanden die falifchen Kaiser in dem mchtig aufstrebenden Brgertum (f. Iii, 3940!). Der wichtigste Schritt milingt. (Erbliche Reichslehen, erbliche Unterlehen und das Reichsoberhaupt whlbar! Die Groen des Reiches (spter die Reichsstnde) be* nutzten das Wahlrecht, um die Kaisermacht einzuschrnken. Die Zentralgewalt mar erst dann gesichert, wenn auch die Kaiserkrone erblich wurde. Heinrich Vi., Kaiser Barbarossas Sohn, fate dieses Ziel ins Auge. Doch ehe er es erreichen konnte, fank er ins Grab (f. Iii, 50!). Seinem frhen Tode folgt ein Sturz ohnegleichen. Die Kaisermacht vernichtet. Zwiespltige Wahl und Doppelknigtum halfen die Reichseinheit und die Herrschergewalt zugrunde richten. Dafr stieg das Papsttum zur Weltherrschaft empor. In dem deutschen Thronstreite warf sich der Papst zum Schiedsrichter auf. Um feinen Beistand zu gewinnen, gab erst der Weise tto Iv., dann am Beginn feiner Regierung auch der Staufer Friedrich Ii. die hchsten kaiserlichen Rechte preis, als wre das Kaisertum ein ppstliches Lehen geworden. Fried* rieh Ii. (12151250) hat noch einmal sein ganzes Leben eingesetzt, um die Weltherr* fchaft des Kaisertums gegen das Papsttum wiederherzustellen. In Deutschland aber lie er den Fürsten freie Hand; er mute ihnen bereits die Rechte wirklicher Landes-Herren zugestehen (f. Iii, 5053!). Im fruchtlosem Kampfe um Italien ging

15. Geschichte der Deutschen - S. 244

1781 - Leipzig : Weidmann und Reich
244 Hhauptth. Neueregesch. Vlll Buch. j. nach C- er es nicht aus Neigung allein gewesen ist, nicht tzj/ia' r ^ständig Vorwände zu neuen Rricgcn erson» ' n7*'ncn, sondern diejenigen, die er führte, als un- vermeidliche Ucbel ergriffen hat, und immer zu ihrer Endigung fortgeeilet ist. Man kann unter so vielen derselben kernen nennen, worinne er nicht die Gerechtigkeit auf seiner Seite gehabt hätten durch mehrere derselben beschützte er seine Unterthanen, und machte den Verwüstungen ih. rer benachbarten Feinde ein Ende. Daß er die Alte Tapferkeit der Deutschen solchergestalt un- terhalten und befestigt hat, war auch kein ver- ächtlicher Vortheil: allein daß er mitten unter allen Schlachten und Siegen so sanft, versöhn- ltch, großmüthig und friedliebend geblieben ist; daß also Oie Deutschen durch sein Beysprel nicht verwildert, sondern auch bewaffnet zu recht menschenfreundlichen Gesinnungen aufgemun- rert worben sind: das war mehr werth, als alles übrige. — Die Erwerbung Italiens und Ver Raiserwürde für Deutschland, woran Gtto unter andern auch durch seine jweyte Gemahlin», eine verwitwete Königin» von Italien, ein ge- gründetes Recht hatte, war nicht bloß als glan- zende Ehre den Deutschen wichtig. Sie war gerade der treffende Weg, zu verhüten, daß Oie römrschen Bischöfe, welche bereits so mächtig in Deutschland geworden waren, nicht zum Scha- den aller Stande dieses Reichs noch mächtiger würden. Italien warschon mehrereiahrhun- derte lang der Herrschaft der Deutschen gewohnt gewe-

16. Der biographische Unterricht - S. 37

1874 - Berlin : Gaertner
- 37 — eine Schule, in welcher er die Söhne der Vornehmen träger als die armen Kinder fand. Da sagte er zu den letztern: „Ich freue mich, meine lieben Kinder, dass ihr so gut einschlagt, bleibt dabei; zu seiner Zeit soll euch mein Lohn nicht fehlen. Ihr aber" — und dabei wandte er sich zu den vornehmen Kindern — „ihr seinen Burschen, die ihr euch so vornehm dünkt, ihr faulen, unnützen Buben, ich sage euch, euer Adel und eure hübschen Gesichter gelten nichts bei mir, und ihr habt nichts gutes zu hoffen, wenn ihr eure Faulheit nicht durch eifrigen Fleiß wieder gut machet!" Ein andermal machte der gelehrte Alcuin den Kaiser mit den Schriften der berühmten Kirchenväter Hieronymus und Augustinus bekannt, und der Kaiser sagte: „O, wenn ich doch zwölf solche Männer in meinem Reiche hätte!" Darauf sagte Alcuin: „Der Schöpfer Himmels und der Erden hat nur diese zwei gehabt, und du verlangst ihrer zwölfe!" Karl wurde mit Recht von allen Völkern der Große genannt. Selbst Harun al Raschid, Kalif von Bagdad, schickte ihm aus Anerkennung seiner Größe kostbare indische Geschenke. — Als nun Karl 46 Jahre regiert hatte, fühlte er, dass fein Ende nahe fei. Er ernannte daher feinen Sohn Ludwig zum Erben des großen fränkischen Reiches, nachdem dieser ihm das Versprechen gegeben, für das Land, die Kirche und die Seimgen zu sorgen, und starb an einem bösartigen Fieber im Januar des Jahres 814. Das Volk setzte den Leichnam im kaiserlichen Schmucke zu Aachen bei. Von der katholischen Kirche wurde Karl später unter die Zahl der Heiligen aufgenommen. Kaiser Kudolf von Habsburg. §• 45. Deutschland seit Karl dem Großen. Karl der Große besaß die Kraft, ein großes Reich zu regieren, in vollem Maße. Nicht so sein Sohn Ludwig. Dieser fromme, aber schwache Kaiser theilte aus Liebe zu seinen Söhnen das fränkische Reich, so dass jeder einen Theil davon bekam. Deutschland, Frankreich und Italien waren die Theile. und jedes Land wurde von nun an durch eigene Fürsten verwaltet. Unter den deutschen Königen waren manche recht ausgezeichnet. Besonders machten sich Heinrich I. und sein Sohn Dtto'l. um Deutschland verdient. Denn Deutschland wurde zu jener Zeit (930) von den Ungarn, einem sehr wilden und raubsüchtigeu Volke, vielfach beunruhigt. Beide Fürsten kämpften tapfer gegen sie, und Otto brachte ihnen sogar eine solche Mederlage bet, dass sie niemals wieder kamen. Er verschaffte sich auch vom Papste d:e römische Kaiserkrone, die seit jener Zeit immer bei Deutschland geblieben ist. Schade nur, dass Otto sich um Italien so viel bekümmerte. Er unternahm, ähnlich wie Karl der Große, Kriegszüge dahin und gelangte so in den Besitz Nord- Italiens. Zwar hat er darüber Deutschland nicht vernachlässigt; aber desto mehr thaten es seine Nachfolger, welche gar zu gern in Italien weilten. Das gab zu vtelen Unruhen und Zwistigkeiten in Deutschland Veranlassung; denn die Deutschen wollten nicht, dass ihre Könige Jo häufig nach Italien zögen. Außerdem hatten auch die Papste sich em großes Übergewicht über die deutschen Fürsten zu verschaffen gewusst, und nicht selten wurde zwischen dem römischen Stuhle und dem Kaiser Krieg geführt. Es kam zuletzt so weit, dass sich die Fürsten weigerten, die Kaiserkrone anzunehmen, und es mehrere Jahre lang gar keinen Kaiser gab. Da wurde gemordet und geplündert, und jeder suchte sich selbst sein Recht (Faustrecht) zu verschaffen. Endlich wählten.die Deutschen sich einen Kaiser, welcher durch Gerechtigkeit und Milde • ™!un^ totc*>et herstellte, und welcher besonders hoch geachtet werden muss, weil er em Mann des Volkes war.. Dieser Kaiser ist Rudolf von Habsburg. © t tcr ^U^wlss Kaiserwahl. Wenn die deutschen Kurfürsten einen Ier fahlen wollten, so kamen sie gewöhnlich in einer großen Stadt zusammen

17. Aus Deutschlands Urgeschichte - S. 88

1908 - Leipzig : Quelle & Meyer
später als in Italien. Man findet nämlich bei uns Bronzesachen, die in der ältesten Bronzezeit Italiens von diesem Lande nach Deutschland gelangten oder einheimische Nachbildungen jener eingeführten südlichen Formen sind. Ham aber veränderten in Italien die Geräte in der älteren Bronzezeit ihre Form ziemlich schnell. Genau in derselben weise verändern sich die ältesten Bronzen in Deutschland. Ittan konnte aber bei uns dem Wechsel der Moden im Süden nur dann folgen, wenn ein äußerst lebhafter Verkehr mit Italien bestand. Da man nun die Zeit der italienischen Bronzen mit einiger Sicherheit berechnen kann, hat man auch ein Mittel in der Hand, den Beginn des Bronzehandels mit Italien und damit den Beginn der deutschen Bronzezeit zu bestimmen. (Er liegt um 2000 v. Chr. Daß die meisten Bronzegegenstände wirklich in Deutschland angefertigt wurden, läßt sich leicht beweisen. Rn vielen Orten hat man nämlich (Bußformen und Hbfälle gefunden, die beim Gießen und der Behandlung der frisch gegossenen Bronzen entstanden. (Einfachere Gegenstände wurden in Formen aus Stein, gebranntem Ton oder Bronze gegossen. Diese bestanden aus zwei Teilen, die beim Gießen zusammengeklappt wurden. Durch eine Öffnung ließ man die flüssige Bronze einlaufen. Da nun die beiden Teile der Form nie vollständig aufeinander passen, drang immer etwas Metall in die Fuge zwischen den Hälften. (Es entstand die sogenannte Gußnaht, die an einigen hier im Lande gefundenen unvollendeten Bronzen noch zu sehen ist. Durch Feilen, hämmern und Bearbeiten mit harten Bronzemeißeln wurden die frisch gegossenen Geräte für den Gebrauch zurechtgearbeitet. Der Kanal, der zum (Eingießen der Bronze diente, füllte sich ebenfalls mit Metall. Der auf diese weise entstehende „Gußzapfen" mußte auch beseitigt werden. Klumpen geschmolzenen Metalls, beim Guß verschüttete Tropfen und die abgeschlagenen Gußzapfen sind vielfach bei uns und selbst in Skandinavien gefunden worden. Manche Funde enthalten nur alte, abgenutzte und zerbrochene Geräte, die wohl zum Einschmelzen bestimmt waren. Vielfach formte man von dem zu gießenden Gegenstand zunächst ein Modell aus wachs. Dieses wurde mit einem Mantel aus

18. Geschichte des Mittelalters - S. 155

1884 - Leipzig : Teubner
155 am 5. September auf dem Grunde der Trausnitzer Abrede einen neuen Vertrag. Sie kamen berein, das rmische Reich mit allen Wrden, Ehren, Rechten, Leuten und Gtern gemeinsam zu besitzen, sich Brder zu heien, Leid und Freud mit einander zu tragen, sich beibe rmische Könige und Mehrer des Reichs zu nennen. In dem Siegel des einen sollte zugleich der Name des andern enthalten sein. Wichtige Reichsgeschste, wie die Ver-leihung grerer Lehen, sollten nur in bereinstimmung geschehen, die An-ordnungen des einen die Besttigung des andern erhalten. Zge einer nach Italien, so sollte dieser in Italien, der andere in Deutschland das Regiment handhaben. Die vor Abschlu des Vertrags erfolgten Belehnungen sollten auch ferner Bestand haben, vor allem sollte die Mark Brandenburg Ludwig dem jngern verbleiben. Urteilssprche, welche gegen Anhnger des einen oder des andern erlassen worden, sollten null und nichtig sein, gegen diejenigen, welche sich dem Vertrage widersetzten, wollten beide gemeinsam ihre Waffen kehren.1) Der Vertrag, der so ganz dem Herkommen widersprechend ohne Zu-stimmuug der Kurfrsten, deren Rechte er beeintrchtigte, abgeschloffen wurde, war auch an sich nicht ausfhrbar, denn er mute wohl oder bel zu Reibungen zwischen den beiden Knigen führen, wenn er seinem Wortlaute nach vollzogen wurde. Doch scheint geradezu eine Teilung der Macht in Aussicht genommen worden zu sein. Trifft diese Vermutung das Richtige, so erscheint der Mnchner Vertrag nicht so abenteuerlich. Ludwig war damals ganz von dem Gedanken eines italienischen Zuges erfllt. Botschaften der Ghibellinen hatten schon 1324 sein Eingreifen in die ver-wirrten Verhltnisse der Halbinsel gefordert, und er hatte ihnen fr 1325 sein Erscheinen zugesichert.^) Gleiches versprach er dem König Friedrich von Sicilien, mit dem er am 17. Mrz 1325 ein Bndnis gegen Robert von Neapel abschlot) Zwar verbot die politische Lage, schon im Juli 1325, wie er gewollt, nach Italien zu ziehen, aber da darum der Plan nicht aufgegeben war, beweist die Abseudung des Meisters des Johanniter-ordens in Deutschland, Albrecht von Schwarzburg, an Friedrich von Sieilien, die in den Tagen des Mnchner Abkommens erfolgte.4) Dem Herzog Leopold wurde die Stellung eines Generalstatthalters in Italien zu-gedacht.5) Ludwig wollte also in Italien die kaiserliche Gewalt aufrichten; während seiner Abwesenheit sollte Friedrich der Schne als rmischer König in Deutschland walten. Wie es nach der Rckkehr Ludwigs gehalten werden sollte, darber wurde, soweit wir wissen, nichts vereinbart; thatsch-lich wrde der Besitz der Kaiserkrone Ludwig eine hhere Stellung im Reiche gesichert haben. Der Mnchner Vertrag bedurste, um ins Leben treten zu knnen, der Zustimmung der Kurfrsten. Denn es lag auf der Hand, da bei der Bedeutung, welche die kurfrstliche Oligarchie erlangt hatte, nur von ihrer Billigung eine allgemeine Anerkennung der Abmachung zu erwarten stand. Auf mindestens zwei Versammlungen wurde denn auch in den nchsten sechs Monaten von den Kursrsten der den Vertrag beraten;6) doch fand 1) Den Vertrag s. bei Olenschlager, Urk. B. p. 138, Kurz a. a. O. 489. 2) Bhmer, Reg. Lud. add. Ii, no. 2957. 3) a. a. O. Nr. 3230. 4) Vgl. darber Friedensburg 49 flg. 5) So berichtet weitigsteitsvillani Ix, 314 (Mur. Xiii, 582 flg.). Vgl. dazu Friedensburg a. a. O. S. 55flg, welcher im Gegensatz zu Dobner diese Nachricht als glaubwrdig ansieht. 6) Die Briefe des Papstes lassen darber keinen Zweifel, da die Kurfrsten zur Beratung des Vertrags zusammenkamen,

19. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 460

1894 - Gera : Hofmann
460 Zweites Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus der Zeit der fränk. u. stauf. Kaiser. Slawen für das Christentum und die deutsche Kultur erreicht hatte, um des zweifelhaften Gewinnes willen, den nicht er, sondern der Kaiser in Italien machen konnte, auf das Spiel zu fetzen, konnte sich Heinrich der Löwe nicht entschließen. Und wer möchte ihn darum tadeln? Es handelt sich hier nicht mehr um einen Konflikt der Personen, der Interessen: historische Mächte, historische Richtungen und aus ihnen erwachsene Pflichten waren es, die bisher frieblich nebeneinanber gehenb sich jetzt gegeneinander wenden und zum Eutfcheidungskampfe zusammenstoßen. Nach zwei Richtungen konnten die Lebens- und Kraftäußerungen Deutschlands zu jener Zeit namentlich gehen. Durch die feit Otto dem Großen erneute Verbindung der deutschen Königskrone mit dem römischen Kaisertum war Deutschland hingewiesen auf Italien als den Sitz des mit Hülfe der weltbeherrfchenden Kirche zu erneuenden altrömischen Imperiums; wertvoller für die Nation, gewinnbringender und segensreicher für die Zukunft derselben war die große Kulturarbeit, welche ihr im Norden und Osten gegenüber den Slawen geboten wurde. In der ersteren Richtung suchte Friedrich die Größe Deutschlands, in der letzteren war Heinrich der Löwe bisher mit dem glänzendsten Erfolge bemüht gewesen, eine einheitliche Macht im Nordosten zu schaffen, welche die Slawenländer germanisieren und so die Grenzen des Reiches weiter und weiter gegen Osten hinausschieben sollte: für ihn selbst lag aus diesem Felde der Thätigkeit noch reicher Gewinn an Macht und Ehre bereit. Das alles sollte er jetzt im Stiche lassen, um die allerdings aus das schwerste gefährdete Macht des Kaisers in Italien sicher zu stellen, deren Schwächung für ihn selbst nur vorteilhaft fein konnte, deren Stärkung für ihn nicht ungefährlich war. Die mit schweren Opfern gewonnenen Vorteile, welche der Nation noch mehr nützten, als sie ihn selbst ehrten, sollte er einer ernsten Gefahr aussetzen, weil die von Friedrich erhoffte Verwirklichung der ihrem Werte und ihrer Ausführbarkeit nach so zweifelhaften Idee eines auf das geknechtete Italien gestützten weltherrschenden staufischen Kaisertums soeben endgiltig Schiffbruch gelitten zu haben schien: er, der kluge, sicherem Gewinn nachgehende Rechner, der stets allein seine Interessen wahrnehmende Politiker sollte seinen Vorteil auf das Spiel fetzen um der Idee des Kaisertums willen. Um so weniger glaubte Heinrich der Löwe das zu thun zu brauchen, je weniger er in feiner damaligen Machtstellung des Kaisers zu bedürfen sich bewußt war. So mußte denn nach allen Erwägungen die Entscheidung Heinrichs des Löwen dahin ausfallen, daß er der Aufforderung, dem Kaiser nach Italien zu Hülfe zu eilen, nicht Folge leisten könne. Es war ein Schritt von der höchsten Bedeutung, von den weittragendsten Wirkungen, den der Herzog mit dieser Weigerung that. Er zog damit nicht blos die letzte Konsequenz, welche sich aus der von Friedrich selbst anfangs so entschieden begünstigten Entwickelung des deutschen Fürstentums zur Territorialhoheit schließlich ergeben mußte: er drohete damit vielmehr zugleich, den Kaiser zum Ausgeben der bisher verfolgten Politik, zum Fallenlassen des Kampfes gegen die Lombarden und das hierarchische Papsttum Alexanders Iii. zu zwingen, und verlangte von demselben nichts Geringeres als einen Verzicht auf alle die bisher verfolgten Pläne, die es freilich dahin zu bringen droheten,

20. Die Alpen und Süddeutschland - S. 88

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 88 — Bedeutung der Alpcnbahuen. Die großen Alpenbahnen haben eine außer- ordentliche Bedeutung für den Verkehr. Die diesseit und jenseit der Alpen gelegenen Länder sind durch sie einander viel näher gerückt, und der Verkehr ist seit der Eröffnung der Bahnen gewaltig gewachsen, insbesondere zwischen Deutschland und Italien. Die reichen Erzeugnisse Italiens, namentlich Wein, Öl, Südfrüchte ^besonders Apfelsinen und Zitronen), Seide, Marmor u. s. w., können jetzt leicht und billig nach Deutschland gebracht werden, und die Preise dieser Gegenstände sind gegen früher bedeutend herabgegaugeu. Umgekehrt liefert Deutschland dafür nach Italien die Erzeugnisse seiner Industrie, Metallwaren und Webstoffe. Ebenso hat auch der Personenverkehr zugenommen. Während man früher zur Übersteignng der Alpen mehrere beschwerliche und oft gefahr- volle Tagereisen gebrauchte, bringt einen der Eisenbahnzug iu einigen Stunden leicht, bequem und gefahrlos hinüber. 19. Die Beschäftigung der Alpenbewohner. Die Beschäftigung der Alpenbewohner ist gar mannigfaltig. Sie hängt ab von der Natur und Beschaffenheit der einzelnen Gegenden. In den großen und tiefen Tälern wird hauptsächlich Feld- und Gartenbau getrieben; hier ge- deihen treffliche Obstsorten; an den Bergabhängen im W. und S. reift edler Wein, und in den größeren Ortschaften finden wir Industrien verschiedener Art. Anders wird das Bild, wenn wir im Gebirge weiter emporsteigen. Die Täler werden enger, die Bergabhänge steiler, das Klima rauher. Wein- und Obstbau verschwinden. Die schmale Talsohle wird meist als Wiese benutzt. Die Ab- hänge bieten nur wenig Raum mehr für Ackerland; die Felder sind häufig steinig und liesern nur geringen Ertrag, der nicht ausreicht, die Bewohner zu ernähren. Diese sind darum genötigt, noch andere Erwerbszweige zu ergreifen. Unter diesen nimmt die Viehzucht die erste Stelle ein. a. Die Viehzucht. Die Alme». Die höheren Gebiete der Alpen sind für die Viehzucht vor- züglich geeignet. In den Gegenden zwischen der Baum- und Schneegrenze liegen ausgedehnte Weideplätze, die Matten oder Almen, die in der Schweiz gewöhnlich einfach Alpen genannt werden. Zum Anbau siud sie uicht geeignet; denn nur eine dünne Erdschicht bedeckt deu harten Felsen. Auch sind sie zu uneben und häufig mit zahlreichen Felsstücken übersät. Aber die dünne Erd- krume, die durch die vielen Regengüsse und das von den Felsen herabrinnende Schneewasser stets feucht erhalten wird, reicht hin, einen saftigen Gras- und Kräuterwuchs zu erzeugen. Das Gras wächst zwar uicht zu solcher Höhe empor wie in fetten Talwiesen und Marschländern; dafür steht es aber sehr dicht, wie ineinander gefilzt, und im Verein mit den trefflichen, gewürzhaften Kräutern