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1. Bd. 3 - S. 261

1793 - Hannover : Helwing
26 t Die Geschichte' nach' Christi' Geburt- Bruder, Johann, in Verbindung mit dem treulosen König von Frankreich das ohnehin unglückliche England von al- len Seiten und die erschrockenen Engländer sehnten sich nach ihrem König mit dem heftigsten Verlangen. Da entschloß sich Blondín, des Königs Kapellmeister, sei« nen Herrn aufzusuchen, sollte er auch bis ans Ende der Welt gehen. Er wußte, daß Heinrich ihn gefangen hielt, aber der Ort war ihm ein Gehcimniß. Der treue Diener reiste von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorj> und allenthalben erkundigte er sich nach seinem Könige» Endlich kam er an den Ort, wo der Thurm war und er-- fuhr, daß in demselben rin vornehmer Gefangener ver- wahrt werde. Er eilte dahin, stellte sich an die Thür desselben und fieng ein Lied au zu singen, das Richard in Vereinigung mit dem Blondin ehemals componirt hatte. Mit der ersten Hälfte des Liedes machte der Sän- ger eine Pause, und im Thurme fieng nun der Gefangene die andere Hälfte an. Blondín erkannte seines Königs Stimme, eilte voll Entzücken fort und kam wie geflügelt «ach England, wo er die geängstigten Großen in den Stand setzte, den gefangenen König, wiewohl nicht an- ders , als gegen cm sehr großes Lösegeld, von seinen Fesseln zu befrepen. Wenn Euch diese Treue eines Die- ners gegen seinen Herrn gefallt, so versäumet uicht, ein gleiches zu thun, sobald Euch die Vorsehung die Gele« genheit dazu anbietet. Rlchñl'd eilte sogleich in seine geliebte Insel und grif den eidbrüchigen Philipp gustan. Es kam jedoch zu keiner Hauptschlacht, denn beyde Partheyen verglichen sich« Zuletzt verlohr Richard im Jahr 1199 das Leben, da er das Schloß eines feiner aufrührerischen Großen belagerte. Weil seine ganze Re- gierung kriegerisch war und er außer feiner Güte und sei- nem Edelmuthe beständig eine ausnehmende Tapferkeit zeigte, fo gab man ihm den schönen Namen Löwenherz. Er , R 3 bin«-

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1. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 381

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Frankreich, England und Spanien im Zeitalter der Kreuzzüge. Ztzl ihrer Großen eine Steuer, den Saladinszehuten, ausgeschrieben hatten. Ihn überlebten von seinen Söhnen nur zwei, Richard, später Löwenherz genannt, der ohne Streit sein Nachfolger wurde, und Johann, genannt ohne Land, weil er bei Vertheilung der französischen Besitzungen nicht berücksichtigt worden war. 7. War bisher das Verhältniß des Königs von Frankreich zu dem Könige von England sowohl, als zu den französischen Vasallen, ein schwankendes gewesen, so erstieg seine Macht unter Philipp Ii. eine neue Stufe, indem nach beiden Seiten eine Ueberlegenheit begründet wurde. Ohne groß zu sein, verstand der König die Gunst der Zeitumstände mittelst kluger Berechnung zu benutzen. Er war kein König im Sinne der ritterlichen Zeit, der ein kühn gewähltes Ziel in raschem Anlaufe verfolgt hätte. Seine Stärke war die Staatskunst, die an Alles, was sich günstig zeigt, anzuknüpfen, jeden Vortheil durch Anschmiegen der eignen Thätigkeit zu steigern sucht und, ohne an die eigne Handlungs- weise den Maßstab sittlicher Güte zu legen, still und sicher baut, um den Erfolg, welcher der drängenden Gewalt so leicht entgeht, allmälig und unvermerkt zu gewinnen. Im Anfänge seiner Regierung bildete sich von Auvergne aus eine Verbindung zur Ausrottung der Brabanyonen, und Philipp leistete ihr durch seine Truppen Beistand, rettete aber selbst einen Theil der Brabanyonen dadurch, daß er sie zu einer Fehde gegen den Grafen von Flandern, die er um die einst demselben überlassene Grafschaft Vermandois erhoben hatte, in Sold nahm. Die flandrische Fehde endete mit Besitznahme eines Theiles des streitigen Gebietes durch den König. Ein neuer Krieg brach im Jahre 1187 in Aquitanien aus, da er sich des Grafen von Toulouse gegen Richard annahm. Als auch Heinrich zur Unterstützung seines Sohnes erschien, kam eine Vermittlung durch päpstliche Legaten bald zu Stande, da der jüngst erst mit seinem Sohne versöhnte König von England ein Auschließen desselben au den König von Frankreich befürchtete. Der Entschluß zu dem gemeinschaft- lichen Kreuzzuge fand im folgenden Jahre in Gisors in der Normandie statt, aber Richard, der mit Annahme des Kreuzes den beiden Königen vorangegangen war, ward die Ursache neuer Zögerung durch neue An- griffe auf den Grafen von Toulouse. Der Krieg nahm gleichen Verlauf wie früher, aber Philipp zog diesmal wirklich den Sohn Heinrichs auf seine Seite, begegnete den päpstlichen Legaten, die unter Androhung geistlicher Strafen die Annahme eines von Heinrich angeboteuen Ver- gleiches verlangten, mit der Erklärung, daß des Papstes Gerichtsbarkeit sich auf Lehensangelegenheiten nicht erstrecke, und erzwang von dem Gegner Erneuerung der aufgeküudigten Lehenshuldiguug, sowie Ab- tretung alles bisher von den englischen Königen in Auvergne Besessenen. Der Kreuzzug, der seit dem Jahre 1187 die große Angelegenheit der

2. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 84

1911 - Leipzig : Hirt
84 Das Mittelalter. 1309. Streit zugunsten des Knigs. Er verlegte 1309 seinen Hofhalt nach Avignon, womit das sogenannte Babylonische Exil der Ppste begann. Auch darin willfahrte er dem König, da er ihm den Orden der Tempel-Herren preisgab. Philipp Iv. berief zum erstenmal die Abgeordneten des Adels, der Geistlichkeit und die des Brgertums (Etats generaux). 1328. 1328 starb das Haus der Kapetinger aus. 2. England unter den ersten Knigen aus dem Hause Anjon-Plantagenet. 1154. 1154 bestieg Heinrich Ii. aus dem franzsischen Hause Anjou-Plantagenet*) als nchster Verwandter des normannischen Knigshauses den englischen Thron. Er besa auer England durch Erbschaft und Heirat den West-lichen Teil Frankreichs als franzsisches Lehen und war hier mchtiger als sein Lehnsherr. Durch einen Zug nach Irland, wo sich verschiedene 1171. Fürsten um das Oberknigtum stritten, legte er 1171 den Grund zur englischen Herrschaft auf dieser Insel, indem er die Fürsten ntigte, ihn als Oberherrn anzuerkennen. Sein Sohn Richard Lwenherz brachte den grten Teil seiner Regierungszeit im Auslande zu, nmlich zwei Jahre in Palstina, ein Jahr in deutscher Gefangenschaft und vier in seinen festlndischen Be-sitzungen im Kriege gegen Philipp Ii. Hier fiel er im Kampfe. Sein Bruder Johann entzweite sich mit Innozenz Iii. der die Be-fetzuug des Erzbistums Canterbury. Dieser sprach der England das Interdikt, der den König den Bann aus, erklrte dessen Absetzung und lud Philipp Ii. von Frankreich ein, das Urteil zu vollstrecken. Um nun nicht den Scherznamen Ohne-Land", den sein Vater einst dem Knaben, dem jngsten von vier Shnen, gegeben, zur Wahrheit werden zu lassen, shnte sich Johann mit dem Papste aus, nahm sein Land von ihm zu Lehen und versprach einen jhrlichen Tribut. Ein Rachekrieg, den er gegen Frankreich unternahm, endete mit seiner Niederlage. Diese Bedrngnis 1215. benutzte der englische Adel, ihm 1215 den Groen Freiheitsbrief (magna Charta libertatum), die Grundlage der englischen Verfassung, abzutrotzen. Darin versprach der König, keine auerordentlichen Abgaben zu erheben ohne Zustimmung der Reichsversammlung, die aus der hohen Geistlichkeit und den weltlichen unmittelbaren Lehnstrgern bestand, und keine Willkr-lichen Verhaftungen und Gtereinziehungen vorzunehmen (also Sicherheit der Person und des Eigentums). Unter Johanns nchsten Nachfolgern erhielten auch die Ritterschaft und die Städte Zutritt zum Parliament so nannte man die Reichsversammlung , das sich nun in ein Ober-Haus (House of Lords, geborene Adelsvertreter und hohe Geistlichkeit) und ein Unterhaus (House of Commons, gewhlte Vertreter der Grafschaften und der Städte) gliederte. *) Plantagenet war ursprnglich der Beiname von Heinrichs Vater, der einen Ginsterbusch (planta genista) am Helm zu tragen pflegte.

3. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 84

1911 - Leipzig : Hirt
84 Das Mittelalter. 1309. Streit zugunsten des Knigs. Er verlegte 1309 seinen Hofhalt nach Avignon, womit das sogenannte Babylonische Exil der Ppste begann. Auch darin willfahrte er dem König, da er ihm den Orden der Tempel-Herren preisgab. Philipp Iv. berief zum erstenmal die Abgeordneten des Adels, der Geistlichkeit und die des Brgertums (Etats generaux). 1328.1328 starb das Haus der Kapetiuger aus. 2. England unter den ersten Knigen aus dem Hause Anjon-Plantagenet. 1154. 1154 bestieg Heinrich Ii. aus dem franzsischen Hause Anjou-Plantagenet^) als nchster Verwandter des normannischen Knigshauses den englischen Thron. Er besa auer England durch Erbschaft und Heirat den West-liehen Teil Frankreichs als franzsisches Lehen und war hier mchtiger als sein Lehnsherr. Durch einen Zug nach Irland, wo sich verschiedene 1171. Fürsten um das Oberknigtum stritten, legte er 1171 den Grund zur englischen Herrschaft auf dieser Insel, indem er die Fürsten ntigte, ihn als Oberherrn anzuerkennen. Sein Sohn Richard Lwenherz brachte den grten Teil seiner Regierungszeit im Auslande zu, nmlich zwei Jahre in Palstina, ein Jahr in deutscher Gefangenschaft und vier in seinen festlndischen Be-sitzungen im Kriege gegen Philipp Ii. Hier fiel er im Kampfe. Sein Bruder Johann entzweite sich mit Innozenz Ih. der die Besetzung des Erzbistums Canterbury. Dieser sprach der England das Interdikt, der den König den Bann aus, erklrte dessen Absetzung und lud Philipp Ii. von Frankreich ein, das Urteil zu vollstrecken. Um nun nicht den Scherznamen Ohne-Land", den sein Vater einst dem Knaben, dem jngsten von vier Shnen, gegeben, zur Wahrheit werden zu lassen, shnte sich Johann mit dem Papste aus, nahm sein Land von ihm zu Lehen und versprach einen jhrlichen Tribut. Ein Rachekrieg, den er gegen Frankreich unternahm, endete mit seiner Niederlage. Diese Bedrngnis 1215. benutzte der englische Adel, ihm 1215 den Groen Freiheitsbrief (magna Charta libertatum), die Grundlage der englischen Verfassung, abzutrotzen. Darin versprach der König, keine auerordentlichen Abgaben zu erheben ohne Zustimmung der Reichsversammlung, die aus der hohen Geistlichkeit und den weltlichen unmittelbaren Lehnstrgern bestand, und keine willkrlichen Verhaftungen und Gtereinziehungen vorzunehmen (also Sicherheit der Person und des Eigentums). Unter Johanns nchsten Nachfolgern erhielten auch die Ritterschaft und die Städte Zutritt zum Parliament so nannte man die Reichsversammlung , das sich nun in ein Ober-Haus (House of Lords, geborene Adelsvertreter und hohe Geistlichkeit) und ein Unterhaus (House of Commons, gewhlte Vertreter der Grafschaften und der Städte) gliederte. *) Plantagenet war ursprnglich der Beiname von Heinrichs Vater, der einen Ginsterbusch (planta genista) am Helm zu tragen pflegte.

4. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 259

1847 - Leipzig : Engelmann
Geschichte der übrigen europäischen Staaten im Mittelaller. 259 Zahl der Verbrechen mehrte, dahin beschränken, daß Geistliche in weltlichen Sachen den königlichen Gerichten, ohne Appellation an die römische Curie, unterworfen und die Excommunicationen von der Einwilligung des Königs abhängig sein sollten. Darüber ge- rieth Heinrich mit dem Erzbischof von Canterbury, Thomas Becket, (der früher sein Kanzler gewesen, damals aber ein zurückgezogenes Büßerleben führte und deswegen in hoher Verehrung bei dem Volke stand) in einen heftigen Streit. Thomas verwarf die Constitutionen von Clarendon und entsetzte alle Geistlichen, die sich denselben fügten; und als er mit einer gerichtlichen Untersuchung bedroht wurde, verließ er England und sprach den Bannfluch über Heinrich aus. Durch Vermitlelung des Papstes kam jedoch nach einiger Zeit ein Vergleich zu Stande. Kaum war aber Thomas nach Canterbury zurückgekehrt, so verfuhr er mit der alten Strenge gegen die Geistlichen, die die Artikel von Clarendon angenommen. Da entfuhr dem König, der gerade wider Frankreich im Felde stand, ein Ausruf des Unwillens gegen Thomas, was vier seiner getreuen Dicnstmannen bewog, nach England zu eilen und den Erzbischof vor dem Altare seiner Kathedrale zu ermorden. Diese kirchenschänderische That erregte allgemeines Ent- 117°- setzen und verschaffte dem Papstthum einen vollständigen Sieg in Eng- land. Die Thäter wurden bestraft, die Constitutionen von Clarendon abgeschafft und Thomas Becket zum Heiligen erhoben. Tausende von Wallfahrern pilgerten zu seinem Altare und der König selbst gab einige Jahre später ein merkwürdiges Beispiel seiner Reue, indem er sich auf dem Grabe des Märtyrers von den Mönchen den entblößten Rücken geißeln ließ. — Die unter Heinrich Ii. begonnene Eroberung der dem englischen König von dem Papst verliehenen Insel Irland war nur eine nominelle; denn durch das ganze Mittelalter hindurch erkannte blos Dublin und die Umgegend Englands Oberhoheit an. «) Philipp August von Frankreich und Johann ohne Land von England (c. 1200). §. 342. Von Heinrichs Söhnen (die durch ihre Mutter Eleonore aufgestiftet zuletzt die Waffen wider den eigenen Vater kehrten) über- lebten ihn zwei, Richard Löwenherz (§. 288) und Johann ohne Land. In dem Charakter des erstern war ritterlicher Heldenmuth und^E ungestüme Tapferkeit mit Leichtsinn und Unbesonnenheit gepaart, daher durch ihn die englische Nation der unter seinem Vater erworbenen Vor- —, theile wieder verlustig ging. Johann aber verlor an den klugen und unternehmenden Philipp August die Normandie und alle französischen 17*

5. Theil 2 - S. 259

1867 - Breslau : Max
Kail Vt. 257 hörte. Die unnatürliche Mutter! Aber es sollte noch besser kommen. Der Dauphin und Johann der Unerschrockene von Burgund näherten sich einander wieder und vertrugen sich end- lich (1419). Zur förmlichen Versöhnung sollte eine Zusammen- kunft zwischen ihnen stattfinden. Aber Burgund traute nicht recht; sein Gewissen erinnerte ihn, wie er sich auch mit dem Her- zoge von Orleans versöhnt und doch ihn erschlagen habe. In- dessen konnte er doch die Zusammenkunft nicht ausschlagen. Man ging aber dabei mit aller möglichen Vorsicht zu Werke. Auf der Brücke über die Ponne bei Montereau wurde ein doppeltes Staket gebaut. In dem Zwischenräume sollten Beide zusammen- kommen, Jeder nur mit zehn Begleitern. Der Dauphin erschien zuerst; aber gleich nachdem Burgund eingetreten war, wurde er von dem Gefolge des Dauphin niedergemacht, wobei sich nament- lich du Chatel hervorthat. Wer erkennt darin nicht die Hand der gerechten Vergeltung? Ob es mit Wissen und Willen des Dauphin geschah, ist nicht ausgemacht, aber wahrscheinlich. Bur- gund kniete nämlich vor ihm nieder, um ihn wegen der bis- herigen Feindschaft um Verzeihung zu bitten, bemerkte aber, daß dabei sein Schwert zu weit hintergerückt sei und zog es vor. Da rief du Chatel aus: „Wie, Herzog! Ihr untersteht Euch, in Gegen- wart des Dauphin die Hand an den Degen zu legen?" und hieb ihn sogleich mit der Streitaxt nieder. Dieser Mord machte die Spaltung zwischen dem Dauphin und seiner Mutter noch un- heilbarer; sie sagte sich nun förmlich von ihrem Sohne los, und die meisten Derer, die es noch bisher mit ibm gehalten hatten, kehrten ihnl nun den Riicken und schlossen sich an die Vur- gnndsche Partei an. Johann der Unerschrockene hatte nänckich einen Sohn hinterlassen, Philipp den Guten, der auf nichts eifriger dachte, als sich an den Mördern seines Vaters zu rä- chen, und den Dauphin aufs tiefste verabscheute. Beide, Jsabeau und Philipp der Gute vereinigten sich in ihrem Haß gegen den Dauphin, und um ihn ganz zu verderben, verabredeten sie einen Plan, der zugleich ganz Frankreich zu Grunde richtete. Sie lie- ßen nämlich dem König von England — es war damals Hein- rich V. — ein Bündniß gegen den Dauphin antragen. Das kam dem Heinrich eben so unerwartet wie angenehm. Er reiste nach Troyes, wo damals der französische Hof sich aufhielt, . und schloß hier mit Karl Vi., o. i. mit dessen Frau, Jsabeau, und dem Herzoge von Burgund, 1420 ein Bündniß, durch wel- Weltgesch lebte für Töchrer. 11. 14. Au fl. 17

6. Das Mittelalter - S. 234

1896 - Bamberg : Buchner
234 ergriff Heinrich vorbergehend die Partei des kaiserlichen Papstes. Doch nach der Ermordung des Erzbischofs verstand sich der König, um die ffentliche Meinung zu beruhigen, nicht blo zur Kirchenbue, sondern versprach auch Aufhebung aller während feiner Regierung ausgekommenen, der Kirche nachteiligen Verordnungen. b) Auf Heinrich folgten nach einander seine beiden Shne auf dein Thron, erst Richard Lwenherz (118999), der den grten Teil seiner Regierungszeit auerhalb Englands zubrachte teils auf abenteuerlichen Fahrten im heiligen Lande, teils in deutscher Gefangenschaft, teils in Kmpfen mit seinem Todfeind, dem König Philipp Ii. Augustus von Frankreich, dann I o-hann ohne Land (11991216). Wegen der Ermordung seines Neffen (Arthurs von der Bretagne) vom Franzosenknig Philipp Ii. zur Verantwortung gezogen, verlor Johann smtliche englische Besitzungen nrd-lich der Garouue; in einem Streite mit dem Papste Innocenz Iii. mit dem Verluste seines Knigreiches bedroht, bertrug er England dem ppstlichen Stuhle zu Lehen; bei Wiederaufnahme des Krieges mit Frankreich erlitt er mit seinem Neffen, dem Kaiser Otto Iv., die schimpfliche Niederlage beibonvines (1214) und stand im folgenden Jahre wegen feines tyrannischen Willkrregiments im Innern, der Schdigung des englischen Ansehens nach auen einer Erhebung seiner Barone gegenber. Aber gerade des Knigs Schwchen und Fehler wurden zum Glck fr die natio-nale und freiheitliche Entwickelung Englands; der mit den Niederlagen gegen Philipp den Schnen angebahnte Verlust der franzsischen Besitzungen leitete eine Verschmelzung der bisher einander feindlich gegenber-stehenden franzfisierten Normannen und der niederdeutschen Angelsachsen ein, die Erhebung der Barone im Bunde mit den Prlaten und den greren Stdten erzwang den Erla der Magna Charta libertatum" 1215, des Grundsteins des englischen Parlamentes. An und fr sich enthielt der Freibrief nichts Neues, aber das Gewohnheitsrecht, das sich gegenber dem Hanse Plantagenet unzulnglich erwiesen, wurde ersetzt durch den Zwang des geschriebenen Gesetzes. Die Rechte, welche die Barone forderten, galten der ganzen Nation: Sicherstellung Der Kirche gegen Verletzung ihrer Freiheiten, Sicherstellung des Adels gegen willkrliche Steigerung feines Heerdienstes und feiner Lehensabgaben, Sicherstelluug der Brger gegen Beschrnkung ihrer stdti-schen Freiheiten wie gegen finanzielle Ausbeutung, Sicherstellung der buerlichen Pchter gegen gesetzwidrige Erpressungen ihrer Herren, Sicherstellung aller Englnder gegen willkrliche Maregelung ohne gerichtliche Verurteilung seitens der Standesgenossen. Gerade durch diese Vertretung der gemeinsamen Interessen wurde auch das Zusammen-wachsen der verschiedenen Bevlkerungselemente zu einer nationalen Einheit wesentlich gefrdert. Der Schwerpunkt des Freibriefes aber liegt in der Bestimmung, da zu den herkmmlichen Lehensabgaben keine neuen Auflagen gemacht werden drften ohne Bewilligung der Reichsversam m luug der Prlaten und Barone; damit war ein gesetzlich anerkanntes Steuerbewilligungsrecht, eine ver-sassuugsmige Beschrnkung der Regiernngsgewalt des Knigs eingeleitet. Um den

7. Mit einem Stahlstich - S. 192

1837 - Stuttgart : Belser
192 Sechstes Hauptstück. Eleonore und mit wiederholten Empörungen seiner von Frankreich aus unterstützten Söhne H e i n r i ch, G o t tfr i e d und Richard zu kämpfen. Der Erstere starb 1183, Gottfried 3 Jahre später, und 1188 wurde, mit beson- drer Rücksicht auf Palästina, ein Friede zwischen England und Frankreich geschlossen: da stand Richard auf, voll Neides gegen den bevorzugten jünger» Bruder Johann, und augenblicklich forderte Philipp August, daß seine seit Jahren mit Richard verlobte Schwester, Hegen die der englische König wohl selbst nicht unempfindlich war, dem Prinzen mm einmal angetraut werde. Heinrich mußte die Flucht ergreifen; Bischöffe vermittelten auf der Ebne bei Tours eine Unterredung zwischen ihm und Philipp August: dieser erschien mit dem Stolze des Siegers, je- ner gebeugt von Alter und Mißgeschick; während sie in einiger Entfernung von der Menge miteinander redeten, schlug der Blitz mehrmals neben ihnen ein, wodurch Heinrich dergestalt erschüttert wurde, daß seine Begleiter Mühe hatten, ihn auf dem Pferde zu erhalten; er ver- sprach daher Philipp eine Schadlvshaltung von 20,000 Mark, erlaubte seinen Vasallen, dem Richard zu huldi- gen, machte sich anheischig, unmittelbar nach dem Kreutz- zuge die Prinzessin Adelheid entweder an Richard oder an Philipp auszuliefern, und stellte nur die Bedingung, daß man ihm ein Verzeichniß aller der Barone einhän- digen wolle, auf die Frankreich hätte zählen können. Als er nun an der Spitze desselben den Namen seines Lieblings Johann erblickte, starb er den 6. Juli 1189 zu Ehinvn, gebrochncn Herzens, und unter Flüchen, die er im Fieber wider seine Kinder ausstieß. Doch wie laut auch Heldenlieder des Mittelalters seinen Sohn und Nachfolger Richard I. unter dem Namen des Lö- we n h e r z i g e n gefeiert haben mögen, Heinrich Ii. war ein größrer und verdienterer König gewesen, hatte treff- lich für die Rechtspflege gesorgt, indem er die 6 Di- strikte des Reichs von je 3 Baronen durchreisen und diese, was vor das königliche Gericht gehörte, an Ort

8. Bd. 1 - S. 889

1883 - Leipzig : Engelmann
§.491. 1. Frankreich und England. 389 Mcht blos gegen die Geistlichkeit hatte Heinrich ü. schwere Kämpfe zu bestehen, auch seine eigenen vier Söhne, Heinrich, Richard, Gottfried, Johann, deren wilden Leidenschaften der Vater bald allzu nachsichtig die Zügel schießen ließ, und die er dann wieder in strenger Unterwürfigkeit hielt, verursachten ihm viel Herzeleid und vermehrten die Verwirrung im Reich. Mit diesen seinen Söhnen, welche von ihrer güterreichen, wegen Heinrichs Liebe zu der schönen Rosamunde Clifford eifersüchtigen Mutter Eleonore (§. 488) zum Aufstand aufgereizt wurden, hatte er jahrelange Fehden zu bestehen, in die sich auch Frankreich und Schottland als Verbündete der Empörer mischten. Doch warf Heinrich, unterstützt von seinem natürlichen Sohn Wilhelm Langdegen, den Trotz feiner Vasallen und Söhne nieder und zwang Frankreich und Schottland zu harten Friedensbedingungen. Der König Wilhelm von Schottland gerieth in Gefangenschaft und mußte den Vasalleneid schwören. „Heinrich war ein Mann von mittlerem Wüchse, fein Haar war blond und Begann erst Bei zunehmendem Alter ins Graue überzugehen. Sein Haupt war schön gerundet, und Nase und Auge standen in gutem Ebenmaße. Die Augen waren Bei ruhigem Gemüthe sanft und freund« tich; von Zorn und Leidenschaft geweckt, leuchteten und Blitzten sie wie Feuer. Sein Geist war von berselben seltenen Beweglichkeit, wie sein Körper; stets hielt er ihn angespannt: den Sorgen für die Verwaltung feiner weiten Länder gehörte der größte Theil feiner Zeit, und die Stunden der Erholung Brachte er im Kreise feiner Belesenen Geistlichen zu, denen er kluge Fragen stellte. Auch der Literatur stand er nicht fern; er verstand mehrere Sprachen und redete neben feiner Muttersprache, der französischen, auch Latein. Er war in hohem Grabe Berebt und wußte sich gefällig auszubrücken; wem er nur einmal ins Gesicht gesehen, was er nur einmal gehört, vergaß er nicht leicht wieber." c) Philipp August von Frankreich und Johann ohne Land von England. §. 491. Von Heinrichs vier Söhnen überlebten ihn zwei, Richard Löwenherz marb (§. 390) und Johann ohne Land. In dem Charakter des erstem war ritter- ^nsö-1 licher Heldenmuth und ungestüme Tapferkeit mit Leichtsinn und Unbesonnenheit Johann gepaart, daher durch ihn die englische Nation der unter seinem Vater erwor-'noi-1 benen Vortheile wieder verlustig ging. Richard war das echte Kind jener roman- 1216* tisch-wilden Zeit mit allen ihren Schwächen und Fehlern und einigen ihrer Tugenden. Johann aber, ein unbesonnener despotischer Fürst, verlor an den klugen und unternehmenden Philipp August die Normandie und alle französischen Erbländer; an den Papst die Unabhängigkeit seiner Krone und an das englische Volk die unbeschränkte Herrschermacht seiner Vorfahren. 1) Als Johann seinen Neffen Arthur, der nähere Rechte auf das Erbe der Plantagenets hatte, im Gefängniß zu Rouen tödten ließ, oder, nach einer dichterischen Erzählung, ihm selbst in dunkler Mitternacht auf einem Boote in der Seine das Schwert durch den Leib und die Schläfe stieß und den Körper in den Fluß warf, lud Philipp August, als Lehnsherr der Normandie von den Ständen dieses Landes um Gerechtigkeit angegangen, den englischen König vor das aus den zwölf ersten Baronen Frankreichs (sechs geistlichen und sechs weltlichen) gebildete Pairs-gericht, und als er nicht erschien, erklärte ihn jener seiner französischen Lehen für verlustig und unterwarf sich mit Hülfe eines Söldnerheers (Brabauxons) im

9. Mittlere und neue Geschichte - S. 127

1825 - Stendal : Franzen und Große
England. 12 7 lo5. Diefts Verhalkniß zu Schottland hob ^ reifs fein zweiter Sohn und Nachfolger' Richard I. Lowenherz (f J199) wieder auf, um Geldsumme« zu seinem Kreutzzuge znsamnienznbringcn. So sehr er auf demselben als Held hervorstrahlte, so drückend wur- den für England die Kosten, die es vor und nachher aufbringen mußte, und so nachtheilig das Verbaltniß, worein er dadurch mit Frankreich versetzt ward. Die auf dem Wege nach Palästina eroberte Insel Cyprus verschenkte Richard an den verdrängten Kon. Wido von Jerusalem. Als hierauf Philipp Li« von Frankreich, der Neider seiner Größe, ihn zur Rückkehr ndthigte, hatte er das Unglück bei Aquileja in die Hände seines Feindes, des H. Leopold von Ostreich, und in die Ge- fangenschaft Kaisers Heinrichs Vi. zu gerathen, des- sen Habsucht die Gelegenheit benutzte, ein Lösegeld von l5oooo Mark zu erpressen. Nach seiner Befreiung focht Richard glücklich gegen Philipp 11. und verzieh seinem Bruder Johann, der sich von diesem hatte ver- führen lassen, als Kdnig aber mit ihm sehr bald zerfiel. Johann ohne Land, der Jüngste von Heinrichs 11. Söhnen, gewann vor Arthur, seines Bruders Gott- fneds Sohne, in England den Vorzug, weil e? da- selbst bekannter als dieser war. Allein Arthur, der bloß das Herzogth. Bretagne besaß, machte Ansprüche auf das Ganze, und fand an Philipp Ii. eine Stütze. Er wurde aber von seinen! Oheim gefangen genommen, und, da er beharrlich sein Recht behauptete, von ihm mit eigener Hand ermordet 1202. Die grausame Thal benutzte Philipp Ii., und erklärte als Oberlehnsherr den Kon. Johann aller französischen Lehen verlustig; worauf er selbst Anjou, Poitou und Normandie ero- berte,

10. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 615

1839 - Wesel : Bagel
615 Orleans wurde auf Befehl Johanns auf der Straße ermordet, als er sich eben zum Könige begeben wollte. Johann floh, kehrte aber zurück, söhnte sich mit dem Hofe aus und die Aufsicht über den Dauphin führend, hatte er nun auch den König auf seiner Seite. Bald aber trat die Königin Jsabeau (Jsabo) und ihre Partei auf's Neue auf und in der Gegend von Paris kam eine Menge von Gefechten vor. Beide Theile bemühten sich um den Besitz der Stadt, in welcher indessen Johann die meisten Anhänger hatte. Ein Dritter mußte hinzukommen. Dieser war Heinrich, mit dem sich Johann von Burgund vereinigte. Selbst die Jsabeau ließ sich von diesem Herzog verleiten, sich mit England zu vereinigen. Die Burgunder eroberten Paris im Sturm. Zwischen dem Dauphin und Johann war eine Aussöhnung zu Stande gekommen und auf der Brücke bei Montereau (Mohngtero) fand eine mündliche Unterredung Statt. Indessen zeigten die Vorsichtsmaaßregeln, die man getroffen hatte, hinlänglich, daß das Vertrauen fehlte, und kaum war der Dauphin von der Stadt, der Herzog von der Burg gekommen, als dieser niedergestochen wurde. Wie viel Antheil der Dauphin an diesem Mord gehabt habe, ist ungewiß. Philipp, Johanns Sohn, war glühend vor Rache und England reichte die Hand dazu. Man bot Heinrich V. eine Tochter des Königs, versicherte ihm die Nachfolge nach dessen Tod und die Regentschaft, während er noch lebe; dagegen sollten die Anhänger des Dauphins strenge verfolgt und bestraft werden. Heinrich schlug nun seinen Sitz in Paris auf und Catharine beschenkte ihn mit einem Sohne. Indessen dauerte dieses Glück nicht lange. Schon 1422 starb dieser König und der Herzog von Bedford übernahm den Oberbefehl. Nun Nahm aber der 10 Jahr alte Dauphin unter dem Namen Carls vn. den Titel eines Königs an und viele südliche Provinzen schloßen sich an ihn an. Die Engländer hatten ihn nur den kleinen König von Bourges (Buhrsch) genannt, wohin er sich zurückgezogen hatte. Hätten die Engländer nach dem Siege bei Verneuil (Wernöhl) diesen verfolgt und wären sie über die Loire (Loar) gegangen, so wäre vielleicht Carl, der gar kein Geld hatte, nm eine neue Armee zu schaffen, oder nur die noch übrigen Truppe verstärken, verloren gewesen. Doch der Herzog von Bur- gund entzweite sich etwas mit dem Herzog von Bedford und handelte nicht mehr mit der früheren Thätigkeit. Ja an der Belagerung von Orleans, das man haben wollte, che man über die Loire gieng, nahm er gar keinen Antheil. Johann von Salisbury und Talbot bedrängten es hart und bereits dachten die Belagerten, angeführt von dem wackern Grafen von Dunois (Dünoa), Bastard von Orleans, an die Ueber- gäbe. Schon wollte auch Carl es den Engländern überlassen und sich

11. Die Weltgeschichte - S. 109

1881 - Gießen : Roth
il_______ Philipp August Von Frankreich und Johann ohne Lcinb von England. 109 *arte England mit dem Interdikt belegt war, durfte ltje Messe gelesen, kein Gottesdienst gehalten, keine Glocken gelutet w ^ne Einsegnungen vollzogen werden. Aber auch jetzt widerstand h ^ Johann, er bestrafte die Geistlichen, die ihm den Gehorsam ! weigerten, zog die Gter der Kirche ein. Da entband Inno-^ Iii. alle nterthanen Johanns des Eides der Treue, erklrte ,J Johann ohne Land des Thrones von England fr verlustig foru denselben an Philipp August, der das Land erobern ejn Schon rstete Philipp August eine bedeutende Flotte und kroes Heer zur Eroberung Englands, da demthigte sich Johann ein m Papste, schenkte sein Reich dem Papste und nahm es gegen ' ^.en jhrlicheu Tribut von 1000 Mark als Lehen des Papstes wieder ' 5>Iuut*' Hieraus wurde Johann vom Banne gelst und dem Philipp ^ Siist der Feldzng gegen England verboten. Doch Philipp ' j^Ust wollte nicht ganz umsonst gerstet haben. Er wandte sich ine seinem Heere gegen den Grafen von Flandern ( 64 An-! W ^)' ^et ein Bundesgenosse Johanns ohne Land war. Es | be 5ut Schlacht bei Bouviues in Flandern (1215). Auf Seiten von Flandern stand Johann ohne Land und der K^ser Otto Iv., während der deutsche Kaiser Friedrich Ii. don pp August hielt. In dieser Schlacht, in der der Gras i Flandern selbst gefangen genommen wnrde, blieb Philipp Ust Sieger, der sich nun eines Theils von Flandern bemchtigte, ^as englische Volk aber, entrstet der die Demthigungen ^Niederlagen, die Johann ohne Land berall nach Auen hin *W lltt^ der die Gewaltthtigkeiten, die er sich gegen seine Unter-|ejn ^ erlaubte, nahm die Waffen und zwang den König, ihm alle C^Mte und Freiheiten durch einen groen Freiheitsbrief (Magna )' ^s erste Reichsgrundgesetz Englands, zu besttigen. Im 1215 wurde dieser Freiheitsbrief auf einer groen Wiese bei 'dsor (|K Uinbft) erteilt. fe|h folgenden Jahre starb Johann ohne Land. Ihm folgte ^bn Heinrich Iii. (1216 1272). Damals wurden zuerst ^Qfir*>ne*e Dn Stdten und Flecken zur Reichsverfammlung zu-ll.en' und dies gab die Grundlage zum Unterhaus? ober zum Hause V ^^'einen. Heinrich Iii. legte bett Grurtbstem zu dem Prachtbau bieje^eftminfier=A6tet in London, welche spter die Begrbnisttte englischer Könige und Kniginnen wurde. Ihm folgte fein der krftige Eduard I. (1272 1307). Er unterwarf die Qetm^ ^ates (spr. Hehls), die bis dahin noch sst ganz unabhngig 0ti tar' und gab seinem erstgebornen Sohne den Titel: Prinz a*e", und seitdem fhrt der lteste Sohn des Knigs von

12. Bd. 1 - S. 557

1854 - Leipzig : Engelmann
1. Frankreich und England. 557 v) Philipp August von Frankreich und Johann ohne Land von England (c. 42smi). §. 373. Von Heinrichs vier Söhnen überlebten ihn zwei, Richard Richard Löwenherz (tz. 317.) und Johann ohne Land. In dem Charakter desh»zues erstern war ritterlicher Heldenmuth und ungestüme Tapferkeit mit Leichtsinn Johann und Unbesonnenheit gepaart, daher durch ihn die englische Nation der unter "irss"— seinem Vater erworbenen Vortheile wieder verlustig ging. Johann aber, ein 121c' unbesonnener despotischer Fürst, verlor an den klugen und unternehmenden Philipp August die Normandie und alle französischen Erbländer; an den Papst die Unabhängigkeit seiner Krone und an das englische Volk die un- beschränkte Herrschermacht seiner Vorfahren. 1) Als Johann seinen Neffen Arthur, der nähere Rechte auf das Erbe der Plantagenets hatte, im Gefängniß zu Rouen tödten ließ, lud Philipp August, als Lehnsherr der Normandie von den Ständen dieses Landes um Gerechtigkeit angegangen, den englischen König vor das aus den zwölf ersten Baronen Frankreichs (sechs geistlichen und sechs weltlichen) gebildete Pairsgericht, und als er nicht erschien erklärte ihn jener seiner französischen Lehen für verlustig und unterwarf sich mit Hülfe eines Söldnerheers (Braban^ons) die Norman- die nebst Bretagne, die Grafschaft Anjou, Maine und Touraine, das Land Poitou u.a.m. Johann, ohne ritterlichen Muth und in schwel- gerischer Sorglosigkeit dahinlebend, war, wie auch seine nächsten Nachfolger, zu schwach, als daß sie an eine Wicdereroberung hätten denken können, wäh- rend Philipp August, an den Geschäften des handelnden Lebens frühzeitig gereift und durch die ritterliche Dichtkunst jener Tage für Kampf und Er- oberung begeistert, Klugheit und Besonnenheit mit Kraft und Energie ver- band. 2) Der englische König hatte bereits durch seine Härte, Willkür und Grausamkeit alle Stände gegen sich erbittert, als er mit dem Papste wegen der Besetzung des erzbischöflichen Stuhls von Canterbury in einen Streit gerieth, welcher Bann und schweres Interdikt über ihn und das Land her- abzog. Die Unterthanen, ihres Huldigungseids entbunden, waren zum Aufstand bereit, der französische König, von dem Papste mit Johanns Län- dern beschenkt, traf bereits Anstalten zu einem Eroberungszug — da demü- thigte sich Johann, indem er durch einen feierlichen Akt die Krone von Eng- land dem Papst schenkte und sie gegen einen jährlichen Tribut von 1000 Mark aus den Händen des Legaten als päpstliches Lehn wieder annahm. Nun wurde Johann von dem Banne losgesprochen und dem König von Frank- reich der Kriegszug wider ihn untersagt. Aber Philipp August, ergrimmt über diese Wendung, kehrte jetzt seine Waffen gegen Johanns Bundesgenos- sen, den Grafen von Flandern, und bemächtigte sich, nach der siegreichen Schlacht von Bouvines (tz. 318.) eines Theils seiner Länder. „Mit 1215. diesen Ereignissen war die erste lebendige Regung eines Gemeingefühles der

13. Theil 2 - S. 163

1839 - Leipzig : Fleischer
163 Nebermuth mit Füßen trat (1213). Von da eilte dieser nach Frank- reich, und verbot nun dem Könige von Frankreich die Fortsetzung des Kriegs, weil Johann sich mit dem päpstlichen Stuhle ausgesöhnt habe, und dessen Lehnsmann sey. Aber Philipp August wollte die Aussicht, den König Johann seiner Besitzungen in Frankreich zu berauben, nicht aufgeben, und setzte den Krieg eifrig fort, obgleich er zugleich von dem Herzog von Flandern und dem deutschen Kaiser Otto 4. angegriffen wurde. Gegen die beiden letzteren gewann er einen großen Sieg bei Bovines unweit Lille 1214, der ihn nicht nur augenblicklich von seinen Feinden befreite, sondern ihm auch über die französischen Großen ein solches Uebergewicht gab, wie kein König vor ihm gehabt hatte. Johann, der froh war, einen fünfjährigen Waffenstillstand zu erlangen, hoffte nun wenigstens in England ruhig regieren zu können. Aber die englischen Barone wollten seine Ohnmacht benutzen, um ihre Vor- rechte zu erweitern. Sie verlangten, daß er ihnen die schon von Hein- rich 1. bewilligten, aber nachher nicht bewilligten Freiheiten bestätige, und da er sich dessen weigerte, schlossen sie unter einander ein Bünd- niß, gingen bewaffnet auf den König, der nur ein Gefolge von sieben Rittern bei sich hatte, los, und zwangen ihn, so sehr er auch wüthete, ihnen einen Freiheitsbrief auszustellen. Dies ist die berühmte Magna Charta, die noch heute in England gilt und von den Engländern hoch geehrt wird. Sie wurde auf dem Felde Runnemede unweit Windsor 1215 vom Könige ausgefertigt und beschworen. Aber Papst Innocenz 3. that als Lehnsherr von England dagegen Einspruch, und löste den vom Könige geleisteten Eid. Johann, der ohnedies nur höchst ungern die Charte unterzeichnet hatte, verwarf diese nun gänzlich, und so erhob sich ein neuer Krieg der Barone gegen den König. Sie riefen den ältesten Sohn Philipp Augusts, Ludwig (8), herüber, und boten ihm die Krone an. Der Prinz kam, konnte aber die Liebe der Engländer nicht gewinnen, da er überall seinen mitgebrachten Fran- zosen den Vorzug gab. Indessen hatten die heftigen Leidenschaften Johanns dessen Gesundheit zerstört, und ehe es noch zu einer Schlacht kam, starb er 1216 zu allgemeiner Freude. Nach Johanns Tod bestieg sein lojähriger Sohn Heinrich 3. (1216 — 1272) den englischen Thron. Anfangs führte der wohlden- kende Graf Wilhelm von Pembroke als Protector die Regierung. Nach- dem aber Heinrich diese selbst übernommen hatte, beging er Fehler auf Fehler. Zwei Kriege, die er gegen Frankreich führte, um die verlornen Besitzungen wieder zu erkämpfen, sielen unglücklich aus; er mußte der Normandie, Anjou, Maine, Touraine und Poitou entsagen, und froh seyn, daß ihm der südwestliche Theil Frankreichs (Guienne und einige kleinere Grafschaften) gelassen wurde. Während er sich in England vom Papste beherrschen und ausplündern ließ, drückte er seine Unter- 11»

14. Für einen einjährigen Unterricht in einer mittleren Klassen berechnet - S. 140

1861 - Hildburghausen : Nonne
no 3 Großes Drangsal hatte Richard auf seiner Rückreise zu bestehen. Durch Stürme ward er nach längerer Irrfahrt in das adriatische Meer verschlagen, wo er bei Aquile; a, unweit Venedig. Schiffbruch litt und kaum sein Leben rettete. Als Pilger gekleidet, setzte er nun seine Reise zu Lande fort. Aber sein Diener verrieth sich zu Wien durch morgenlän- dische Münzen, und Richard sich selbst durch einen kostbaren Ring. So ward er entdeckt, von Leopold von Oesterreich, der die Beschimpfung sei- ner Fahne noch nicht vergessen hatte, gefangen genommen (12. Dee. 1192) und nach der Feste Dürrensteinl) in Gewahrsam gebracht. Ueber die Nachricht von Richard's Gesangennehmung empfand Nie- mand größere Freude als Philipp August von Frankreich. Seines Eides vergessend, trat er sofort mit Richard's Bruder Johann ohne Land?) in Verbindung und versprach ihm, gegen Abtretung eines Theils der Nor- mandie bei der Besitznahme des englischen Throns behülflich zu sein. Bald mußte aber Leopold seinen Gefangenen an Kaiser Heinrich Vi. auslie- fern, weil dieser erklärte, daß es nur dem Kaiser, nicht aber einem Her- zoge zustehe, einen König gefangen zu halten. Richard wurde nun nach der Burg Trifels * *) abgeführt und daselbst scharf bewacht. Hier erschien auch Blondel, sein treuer Diener und einst sein Lehrer in der Kunst des Gesanges. Unter dem Thurme sang er die erste Strophe eines Liedes; eine Stimme aus demselben sang es zu Ende — das war Richard's Stimme. Blondel eilte nach England und wirkte hier kräftigst für die Befreiung seines Herrn. Man schickte sogleich einen Gesandten an Kaiser Heinrich Vi., um über die Loslaffung Richard's Unterhandlungen zu pflegen. Der Kaiser leugnete zwar Anfangs, ihn in seiner Gewalt zu haben, als er aber hörte, auf welche Art es entdeckt worden sei, sah er darin eine Wirkung der Vorsehung und gab ihn für 100,000 Mark Silber (2,000,000 Thaler) wieder frei (Febr. 1194). Sobald Philipp August davon Kunde erhielt, schrieb er an Johann ohne Land: „Nehmt Euch in Acht, der Teufel ist wieder los!" Johann unterwarf sich und erhielt von seinem Bruder Verzeihung. Richard's Krieg gegen Philipp August war ohne Erfolg, da England durch Austreibung des großen Lösegeldes erschöpft war. Bevor noch der Friede abgeschlossen war, starb Richard, erst 42 Jahr alt, im Kampfe gegen einen seiner Vasallen, den er wegen Voreuthaltung eines aufgefundenen Schatzes in dem Schlosse Chalus (im Limousin) belagerte. Die Besatzung wollte endlich gegen freien Abzug das Schloß übergeben; allein Richard antwortete: „Ich will euch Alle hängen lassen!" und setzte die Belagerung fort. Da schoß der treffliche Schütze Gour- don einen Pfeil auf den König ab und traf denselben in die Schulter. Richard befahl nun sofort einen wüthenden Sturm, und als das Schloß in seiner Gewalt war, ließ er die ganze Besatzung aufhängen — Gourdon allein ausgenommen. Jetzt erst bekümmerte er sich um seine Wunde; sie war an sich nicht tödtlich, wurde es aber durch die ungeschickte Behand- *) Dürrenstein zwischen Linz und Wien, eine Meile oberhalb Krems. — Trifels bei dem Städtchen Anweiler, oberhalb Landau. *) Johann trug diesen Beinamen, weil er bei dem Tode seines Vaters noch mindersährig war und darum kein Lehen empfangen konnte.

15. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 113

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
1100—1517. 113 und jedem römischen Geistlichen, der sich in seinem Reiche be- treffen ließ, Nase und Ohren abschneiden lassen wolle, wenn der Papst ihn in den Bann thäte und England mit dem Jnterdicte belegte. Dabei war er in dem Wahne sich die Treue seiner Va- sallen dadurch sichern zu können, daß er Geißeln von ihnen ver- langte, oder auf andre gewaltsame Weise zu Werke ging. Jn- nocenz Iii belegte England mit dem Jnterdicte, allein nur we- nig Priester wagten, es gegen den grausamen König in Ausfüh- rung zu bringen. Fünf Jahre hindurch trotzte er der Macht des Adels und der Kirche, indem er sich auf seine Micthstruppen stützte, welche er mit dem Gelde der Kirche bezahlte. Allein als die Ketzer in Toulouse sich der katholischen Kriegsmacht unter- worfen hatten, predigte Innocenz einen Kreuzzug gegen Eng- land und trug dem Könige Philipp Ii von Frankreich auf, die Rechte der Kirche zu wahren. Nun gab Johann nach, demüthigte sich vor dem Papste, empfing England als ein Lehn vom heili- gen Stuhle und versprach, eine jährliche Abgabe zu entrichten. Empört »über die Demüthigung, und Angesichts der Schwachheit des Königs voll Muthes, standen die englischen Barone auf und erzwangen sich vom Könige einen Freiheitsbrief (magna Charta 1215), welcher die Rechte des Adels der Krone gegen- über fcststellte. Innocenz fürchtete diesen Freiheitssturm, welcher England der Oberherrschaft des Papstes zu entziehen drohte, und schleuderte den Bannstrahl nach den Baronen, allein umsonst: die magna Charta blieb als die erste unvollkommene Grundlage der englischen Freiheit stehen. Die Barone erklärten den König für abgesetzt und beriefen den Sohn des französischen Königs, Ludwig, auf den englischen Thron. Allein als König Johann starb, (1216) fürchtete ein Theil des Adels die französische Herrschaft und zog es vor, den jungen Sohn Johanns, Heinrich, zum König zu wählen. Ludwig verlor eine Schlacht und mußte England verlassen. Heinrich Iii (1216—1272) war ein schwacher, un- tätiger König, der von seinen französischen Günstlingen beherrscht Bahrs Lchrb. der Gesch. des Mittelalters. 8

16. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 189

1879 - Leipzig : Engelmann
. 276. England. 189 sollten. Darber gerieth Heinrich mit dem Erzbischof von Canterbury, Thomas Becket, in einen heftigen Streit. Thomas verwarf die Artikel von Clarendon und entsetzte alle Geistlichen, die sich denselben fgten; und als er mit einer gerichtlichen Untersuchung bedroht wurde, appellirte er an den ppst-lichen Stuhl und entfloh heimlich nach Frankreich. Hier verlebte er mehrere Jahre in einem burgundischen Kloster und sprach der die Anhnger des Knigs und die Verwalter seines Erzbisthums den Kirchenbann aus. Durch 1166-Vermittlung des Papstes Alexander Iii. kam jedoch nach einiger Zeit ein Vergleich zu Stande. Kaum war aber Thomas nach Canterbury zurckge-kehrt, so verfuhr er mit der alten Strenge gegen die Geistlichen, welche die Artikel von Clarendon angenommen. Da entfuhr dem König, der gerade wider Frankreich im Felde stand, ein Ausruf des Unwillens gegen Thomas. Er beschwerte sich der seine Ritter und Getreuen, da sie ihn nicht einmal von dem rnkevollen Priester zu erlsen vermchten. Diese rasche Rede hrten vier seiner Dienstmannen. Sie stahlen sich heimlich aus dem Lager, eilten auf verschiedenen Wegen nach England und ermordeten den Erzbischof auf den Stufen des Hochaltars. Diese kirchenschnderische That erregte allgemeines 1170-Entsetzen und verschaffte dem Papstthum einen vollstndigen Sieg in England. Die Thter wurden bestraft, die Constitutionen von Clarendon abgeschafft und Thomas Becket zum Heiligen erhoben. Tausende von Wallfahrern Pilger-len zu seinem Altare, und der König selbst gab einige Jahre spter ein merk-wrdiges Beispiel seiner Reue, indem er sich auf dem Grabe des Mrtyrers von den Mnchen den entblten Rcken geieln lie. 1174- . 276. Von Heinrichs Shnen berlebten den Vater zwei: Richard gjss&j Vowenherz (. 223) und Johann ohne Land So sehr der erftere sich H8# durch Tapferkeit und ritterlichen Heldenmuth auszeichnete, fr England war feine Regierung nicht heilbringend; und was den letzteren betrifft, so ist er L-nv m allen Kmpfen unterlegen. Als er seinen Neffen Arthur, der nhere Rechte 1199 auf das Erbe der Plantagenets hatte, zu Rouen im Gefngni tdten lie, 1216, lud ihn Philipp August von Frankreich als Oberlehnsherr vor den Ge-nchtshos der Pairs. Johann leistete der Ladung keine Folge und verlor ,203* darber an den klugen und unternehmenden König die Norman die und alle Erblnder seines Hauses an der Loire und Garonne; und als er mit dem Papste wegen Besetzung des erzbischflichen Stuhls von Canterbury in emeu Streit gerieth, in Folge dessen der heilige Vater Bann und Jnterdict Uder England aussprach, die Unterhalten ihres Eides entband und den König von Frankreich zur Eroberung des Landes aufforderte da demthigte sich xjohartn, indem er durch einen feierlichen Act die Krone von England dem Papste schenkte und sie gegen einen jhrlichen Tribut von tausend Mark aus cn Hnden des Legaten als ppstliches Lehn wieder annahm. Nun wurde Johann von dem Banne losgesprochen und dein franzsischen König .cr Kriegszug wider ihn untersagt. Emprt der diese entehrende Handlung wles Knigs, der ohnehin durch seine Hrte, Willkr und Grausamkeit alle Staude gegen sich erbittert und durch die Niederlage bei Bouvines (. 270) 1214-jctnc ritterliche Ehre eingebt hatte, griff das englische Volk nunmehr zu den Waffen und zwang Johann, durch Ertheilung des groen Freibriefs (Magna l215-crtfa5ttt) ailf einer Wiese bei Wittdsor die Grundlage zur freien Ver-J/Msung Englands zu legen. Dieser Freibrief sicherte dem Klerus ^^Wahlrecht seiner Bischfe, dem Adel Befreiung von lstigen Lehnsver-Pachtungen und dem Brgerstand freien Handel und Schutz gegen nmende und ungerechte Zlle. Die lange Regierung von Johanns Sohn *v tllllch Hl. war der Erstarkung der Freiheit frderlich, so traurig auch im im.

17. Theil 5 - S. 340

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
340 stes Geschäft war, die bisherigen Diener des Kö: utgö abzusetzen und za bestrafen, die kein ande* res Verbrechen begangen hatten, als nur ihren persönlichen Zwecken entgegen geiirebt zu haben. Ihre Macht, die sie aueüdten, reizte die Eifer, sucht des Herzogs von Orleans, Bruders des Königs, der nicht weniger Recht an der Vermal, tung des Reichs zu haben glaubte. Ein bürget, ltcher Krieg brach aus, zu keinem andern Zwecke als zu entscheiden, wer die königliche Gewalt wer, de mißbrauchen können und dürfen, in deren Namen die Großen letzt nur handeln wollten. Solch eine Wendung harte die Verfassung genom, nen. Die Ruhe, welche anfangs die Verheirathung Richards, als Königs von England, mit einer Tochter des Königs von Frankreich, und hernach die in England selbst ausaebrochenen Stürme, die dem Richard das Leben kosteten, gaben- benutzte man nicht, um sich ln eine gute Verfassung zu sehen, nur durch Gewalt suchten die Großen ihre persönlichen Zwecke durchzusetzen, besonders als der bisherige Herzog von Burgund, Philipp,*) starb (1404), und sein Sohn Johann der Un, erschrockene ihm folgte. Die Königin und der *) Dieses neuburgundiscbe Haus war unter Johann ent, standen, der seinen jüngsten Sohn Philipp damit bc» lehnt hatte, als der altburgundische Stamm ausstadb 1363.

18. Die Weltgeschichte - S. 102

1881 - Heidelberg : Winter
102 Kap. 29. § 118. England. (Richard Löwenherz, Johann ohne Land, Heinrich Iii.) Sein Sohn und Nachfolger, der zwar ritterlich tapfere, aber grausame, hochfahrende und unbesonnene Richard Löwenher; (1189 — 1199) verhandelte die Lehenshoheit über Schottland und machte den dritten Kreuzzug mit (§ 97), während dessen sein Bruder Johann den Bischof von Ely, welchem Richard die Reichsverwesung in England überlassen hatte, vertrieb und sich den Thron zuzueignen suchte. Als Richard nach seiner Lösung aus deutscher Gefangenschaft nach England zurückkam, begann er Krieg mit Philipp Ii von Frankreich, weil dieser seinen Bruder Johann unterstützte. Zuletzt wurde er vor Schloß Chalus in Limousin durch einen Pfeilschuß getötet. (118.) Sein treuloser Bruder Äohann ohne Land, der sich nach Richards Tod durch die Ermordung seines thronberechtigten Neffen Arthur von Bretagne den Weg zum Thron gebahnt hatte, verlor in einem Kriege mit Philipp Ii August von Frankreich, der als Oberlehnsherr ihn jener Unthat wegen vergeblich vor den Gerichtshof der Pairs hatte laden lassen, alle seine französischen Besitzungen bis auf Guyenne. Auch geriet er über die Besetzung des erzbischöflichen Stuhles von Canterbury mit dem Papst Innocenz Iii in Streit, und mußte, um sich und sein Land vom Bann und Jnterdict zu befreien, dem päpstlichen Stuhl in Bezug aus England und Irland die Lehns- und Zinspflicht geloben. Diese unkönigliche Handlung erregte den tiefsten Unwillen seiner ohnedies bisher von ihm in ihren Rechten so oft gekränkten Unterthanen, und als er vollends im Kriege mit Frankreich (samt seinem Bundesgenossen, dem Kaiser Otto Iv) die schmähliche Niederlage von Bouvines (1214) erlitt, zwangen sie ihn mit den Waffen in der Hand auf dem Felde bei Windsor, die Magna Charta libertatum (1215) zu gewähren d. i. den Freiheitsbrief, welcher die Grundlage der englischen Verfassung und Volksfreiheit enthält. Zwar suchte er durch Waffengewalt die Willkürherrschaft wiederherzustellen, aber es gelang ihm nicht. Durch die Magna charta wurde die Geistlichkeit fast ganz unabhängig von der Krone, der Adel frei von drückenden Lehnsverbindlichkeiten^ der Bürger von Hemmungen des Handels, und jeder Freie erhielt das Recht, nur von seines Gleichen gerichtet zu werden. Insbesondere verpflichtete sich der König keine willkürlichen Verhaftungen und Gütereinziehungen vorzunehmen und keine außerordentlichen Abgaben ohne Zustimmung des Parlaments zu erheben. Spätere erweiternde Zusätze machten diese Charte zum „Palladium der britischen Freiheit". — Sein Versuch, diesen Freiheitsbrief (den der Papst nicht anerkannte) wieder zu vernichten, scheiterte an der Festigkeit der Nation. Sein Sohn Heinrich Iii (1216—1272) war erst 9 Jahre alt, als er den Thron bestieg, den sein Vormund Graf Pembroke gegen die Anmaßung Frankreichs verteidigte. Auch mündig geworden, erwies sich Heinrich so schwach, daß der päpstliche Stuhl, als Lehnsherr, unermeßliche Kirchensteuern aus England zog, und daß seine mißvergnügten Großen unter der Führung seines Schwagers, des Grafen von Leicester (spr. Leßter), ihn zur Berufung eines Rates von 24 Baronen zwangen, welcher die Regierung an sich riß, bis sie Heinrich, durch das Volk unterstützt, wieder übernahm. Darüber entstand Bürgerkrieg, in welchem der König samt seinem Bruder, dem deutschen König Richard von Cornwallis (§ 128), in der Schlacht bei Lewes 1264 von Leicester gefangen wurde. Darauf ließ Leicester, um sich zu behaupten, angeblich im Namen des Königs,

19. Die mittlere Zeit - S. 167

1881 - Leipzig : Krüger
— 167 — Primas Englands, Thomas Becket, erschlagen. Er wurde heilig gesprochen und Heinrich mußte sich, da sein Volk sich von ihm abwendete, der Kirchenbuße unterwerfen. — Er war vermählt mit der leidenschaftlichen Eleonore*) v. Poitou (die zuerst Gemahlin Ludwig Vii. v. Frankreich gewesen war); diese reizte die eigenen Söhne zur Empörung gegen den Vater, so daß Heinrichs letzte Jahre mit Unmut, ja mit Verzweiflung erfüllt waren. Er starb gebrochenen Herzens mit den Worten: „Schande einem besiegten Könige! Verflucht sei der Tag, an dem ich geboren bin, und von Gott verflucht seien die Söhne, die ich hinterlasse." Ihm folgte Richard Löwenherz (1189—1199), ein Ritterspiegel, um den sich ein ganzer Kranz von Sagen gebildet hat. Und doch war er so geldgierig, daß er sagte: Hatte sich ein Käufer gefunden, so würde ich ihm auch London zugeschlagen haben. Seine lange Abwesenheit auf dem 3. Kreuzzuge und in deutscher Gefangenschaft ermutigte in England einen Widerstand gegen die königliche Gewalt, der sich unter s. Bruder Johann**) (ohne Land 1199—1216) sehr fühlbar machte. Johann war ein treuloser, grausamer Fürst von niedriger Gesinnung; im Glück stolz und hochfahrend; im Unglück feig und verzagt. Den Sohn seines ältesten Bruders,***) Arthur von Bretagne, der ein besseres Anrecht auf die Krone halte als er, ließ er umbringen. Mit Papst Innocenz Iii. geriet er in heftige Streitigkeiten, aus denen er gänzlich besiegt hervorging, so daß sein Königreich ein Lehen des päpstlichen Stuhles wurde. Zu dieser schmachvollen Bedingung hatte er sich erst verstanden, als das Interdikt über sein ganzes Land verhängt worden war und Philipp August von Frankreich sich anschickte, ihn zu vertreiben. Selbst nach der Unterwerfung unter den Papst kam es zum Kriege mit Frankreich. Die Schlacht bei Bouvines-f) (1214) fiel für Johann unglücklich aus. Nun zwangen ihn auch die Großen feines Landes, wesentliche Rechte seiner Königsmacht ihnen preiszugeben durch Ausstellung des „großen Freibriefes" (magna charta libertatum)-^)- Darin verzichtete der König auf das Recht, Steuern ohne Zustimmung der Reichsversammlung auszuschreiben; ferner wurde bestimmt, jeder solle von seinesgleichen gerichtet werden. — Aber Johann gedachte das Gesetz wieder zu vernichten ; schon hatten sich aus Zorn über den Wankelmut des Königs die Großen dem französischen Thronerben zugewendet, als Johann starb. Seinen schuldlosen Sohn erkannten nun doch die Großen als König an. Heinrich Iii. (1216—1272) war erst 9 Jahre alt; der Reichsseldherr *) Th. Körner: Rosamunde. **) Shakespeare: König Johann. *'"'*) Dieser war vor dem Vater gestorben, so daß Richard den englischen Thron bestiegen hatte. t) Otto Iv. von Braunschweig beteiligte sich an derselben, ff) Schiller, die unüberwindliche Flotte: Das große Blatt, das deine Könige zu Bürgern Zu Fürsten deine Bürger macht............

20. Theil 2 - S. 161

1839 - Leipzig : Fleischer
161 Liebe und Sorge; denn sie sind dir von Gott übergeben. Beleidige niemand; denn erst nach verübter Rache pflegen sich die Menschen wieder zu versöhnen. Hasse niemand; denn Men steht der gleiche Tod bevor. Hast du gegen Gott gefehlt, so sey reuig; er ist barmherzig." Richard hatte, ehe er England wiedersah, noch viel Ungemach auszustehen; der Fluch seines Vaters ruhte nicht. Ein Sturm trieb ihn ins adriatische Meer, und als er in .der Nähe der deutschen Küste war, litt er Schiffbruch. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als durch Deutschland zu reisen; da er aber zuerst durch Oestreich gehen mußte, und hier sein Feind, Herzog Leopold, wohnte, so lag ihm alles daran, unerkannt zu bleiben. Deshalb zog er ein Pilgerkleid an, und hoffte, daß man ihn nicht entdecken würde. Aber in Wien war er so unvorsichrig, mehr Aufwand zu machen, als man von einem armen Pilger erwarten konnte. Man wurde aufmerksam aus ihn, und — erkannte ihn. Leopold ließ ihn gleick se st n e b m e n / u n o' ba der deutsche Kaiser, Heinrich 6., ein Sohn Friedrichs 1., den Richard auch als seinen Feind ansah, so gab er dem Herzog eine Geldsumme für den Gefangenen, und nahm ihn in eigene feste Verwahrungt^^ Was Richard bei seinem ungeduldigen und heftigen Character in dem Gefängnisse empfand, läßt sich denken, besonders da er erfuhr, daß sein schändlicher Bruder Johann sein Unglück benutzte, die Krone von England an sich zu reißen, und deshalb mit Philipp August ein Bündniß geschlossen hatte, dem er dafür den östlichen Theil der Nor- mandie überlassen wollte. Ein Glück war es für Richard, daß die getreuen Engländer den Johann durchaus nicht annehmen wollten, und auch Philipp August sich nicht so schnell, als er gedacht hatte, der Normandie bemächtigen konnte. Wer weiß, ob Kaiser Heinrich jemals Richard wieder losgegeben hätte, wenn nicht der Papst dazwi- schen getreten wäre. Dieser drohte mit dem Banne, wenn er ihn nicht losließe. Heinrich ließ sich ein Lösegeld von fast 2 Millionen Thaler bezahlen, und Richard reiste nun nach einer Gefangenschaft von länger als einem Jahre eilig nach England zurück. Keiner erschrak mehr als Johann. Die erste Nachricht bekam er durch den König von Frank- reich, der ihm nur die wenigen Worte schrieb: „nehmt euch in Acht; der Teufel ist wieder los." Es blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen Bruder um Verzeihung zu bitten, und sich seiner Großmuth zu überlassen. Er siel ihm zu Füßen, und erhielt Vergebung. „Ich vergebe dir," sprach Richard, „und hoffe, daß ich deine Beleidigung eben so bald vergessen werde, als du meine Gnade." Mit Frankreich mußte Richard einen Krieg führen, dessen Ende er nicht erlebte. Er wurde bei der Belagerung eines festen Schlosses Nöfs. Wcltgesch. Ii. Th. U