Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Viertehalb Jahrhunderte - S. 579

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland. 579 Xx. Kaiser Karl V. und die Kirchenlrennung in Deutschland. 1. Karl, geboren zu Gent am 24. Februar 1500, erhielt von den Kronen, die er zu tragen bestimmt war, zuerst die der spanischen Reiche. In Bezug auf Caftilien war zwischen seinem Vater Philipp und seinem Großvater Ferdinand seit Jsabellens Tode ein gespanntes Verhältniß gewesen, das der baldige Tod Philipps löste. Bei seiner Mutter Johanna hatte sich durch Philipps Tod eine Gemüthskrankheit so gesteigert, daß sie außer allem Verhältniß zu den öffentlichen Angelegenheiten blieb. Als Ferdinands Tod herannahte, sandte Karl aus den Niederlanden, wo er ausgewachsen war, seinen Lehrer, den Cardinal Hadrian von Utrecht', und leicht verständigte sich dieser mit dem Cardinal Ximenez, da dieser große Mann, der zu seinen Verdiensten um die Verwal- tung und dem Ruhme seiner Gelehrsamkeit im Jahre 1509 durch die Eroberung von Oran den Lorbeer des Heerführers gesellt hatte, gern dem Boten seines neuen Herrn den Vorrang einräumte, ohne in seiner Thätigkeit für denselben nachzulassen. Ximenez beseitigte die Gefahr, welche bei der ohnehin schwierigen Zeit eines Regierungswechsels durch die dem Lande fremden niederländischen Räthe Karls herbeigeführt wurde. Da er sie von dem Plane, Karln sofort vor seiner Ankunft zum Könige ausrufen zu lassen, nicht abbringen konnte, verwandte er seine ganze Kraft für die Ausführung ihres Beschlusses und trat den Großen Casti- liens, welche die Ansprüche der noch lebenden Johanna zum Vorwände des Sträubens nahmen und ihm das Recht zur Führung der Negierung be- stritten, mit der Hinweisung auf die Kriegsmittel entgegen, die in Folge seiner weisen Verwaltung hinreichten, das königliche Ansehen zu wahren. Erst als der Vertrag zu Noyon das Verhältniß zu Frankreich geordnet hatte, verließ Karl auf Ximenez' dringende Bitten die Niederlande und erschien im Jahre 1517 in Asturien. Die Eifersucht seiner niederländischen Räthe zeigte ihm die Thätigkeit des hochverdienten Ximenez in falschem Lichte und beraubte ihn, da er ihn mit Versicherung der Anerkennung von den Geschäften entfernte und derselbe bald darauf in hohem Alter starb, eines Dieners, den nie ein anderer an Treue übertroffen hat. Seinen Unterthanen noch fremd, beging der König, von Fremden umgeben, manche Mißgriffe, welche den Geist der Widersetzlichkeit nährten. Als er darauf durch die Kunde, daß er in Deutschland zum Kaiser erwählt sei, im Jahre 1520 Spanien wieder verließ, begann sich allgemeine Unzufriedenheit in einem Aufruhre zu entladen. Dieser Aufruhr ging von den Bevölkerungen der Städte aus, und eine Anzahl empörter Städte, an deren Spitze Toledo stand, bildete aus Abgeordneten unter

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

1. Die deutsche Geschichte - S. 352

1829 - Elberfeld : Büschler
352 Vi. Zeit. Karl V. bis zum westphal. Fried. 1520 — 1648. %\/\ilw/\ Ivww^ Www W% 'W'wv* 111w1 /Vvvvvvvwvv% 'W'x'v Der junge König hatte schon seit zwei Jahren seine Regierung in Spanien angetreten; allein die Welt kannte ihn noch nicht. Die Meisten hatten geringe Hoffnung von ihm. Der frühe Tod seines ritterlich edlen Vaters Philipps des Schönen, der Wahn- sinn seiner Mutter Johanna, die Trennung von seinem Bruder Ferdinand, der in Spanien erzogen wurde, seine eigne Jugend unter fremden Menschen in den Niederlanden, — dieses Alles hatte sein Gemüth tief in sich zurückgedrangt und ihm früh eine Verschlossenheit gegeben, welche dem fremden Blicke sein Inneres verbarg. Dazu reifte er nur langsam zu der Klarheit und Selbst- ständigkeit heran, welche ihn spater groß machten; es schien, als wenn seine Rathgeber ihn ganz beherrschen würden. Nur, die tiefer in der Menschen Seele zu blicken verstanden, hatten die Lichtblitze der seinigen bemerkt. Zu Valladolid, in einem großen Ritterspiele, erschien der junge König, der von Jugend auf die ritterlichen Uebungen geliebt hatte, in vollen Waffen, und hielt einige Rennen mit seinem Stallmeister. Drei Lanzen brach er mit ihm, und jedesmal erfüllte das Jubelgeschrei des Volkes die Luft; denn der Jüngling, der noch nicht 18 Jahre alt war, den man für schwach und untergeordnet gehalten hatte, erschien mit dem edelsten Anstande und herrlicher Kraft, und auf seinem Schilde las man das einzige Wort: Nondum („noch nicht!") £ic, welche den Sinn des Wortes faßten, erwarteten mit Ver- langen den Augenblick, da er es an der Zeit halten würde^ selbstständig hervorzutreten. Er kam. Seine Wahl zum Kaiser in Deutschland war ge, schehen, und er sollte sich rasch entscheiden, ob er Spanien jetzt verlassen und in dem neuen Reiche die Zügel ergreifen wolle. Bei der großen Nachricht blieb der zwanzigjährige Jüngling un- verändert. „Unser König, der jetzt Kaiser ist," so erzählt eirr Augenzeuge, „schien das Größte, was das Glück gewahren kann, für nichts zu achten; seine Gemüthsgröße und sein Ernst sind so außerordentlich, daß er das Ansehen hat, als habe er den Erd- ball unter seinen Füßen." — Der Entschluß, den er fassen sollte, wäre für einen gewöhnlichen Geist sehr schwer gewesen. Spanien war in großer Gährung und fast schon in vollen Flammen, denn gewaltige Kräfte standen hier feindlich gegen einander: die könig- liche Gewalt, ein mächtiger Adel, und reiche und stolze Städte. In Deutschland aber wartete seiner ein ebenfalls unruhiges, ver- worrenes Reich, und vor Allem der große Kampf des Zeitalters über die Glaubenstrennung, welcher eben begonnen hatte, und auf den schon Aller Angen gerichtet waren. Die Spanier selbst waren mißvergnügt über die Kaiserwürde ihres Königs; sie fürch- teten nun ein Nebenreich unter eigenmächtigen Statthaltern zu werten. „Was das Kaiserthum wohl sey, sagten sie, als der Schatten eines überaus großen Baumes? Ein Sonnenstrahl, der durch das Fenster in das Zimmer falle, und das Haus beleuchte? Man solle aber nur eine Unze von diesem Lichte mit der Hand

2. Die Neuzeit - S. 31

1905 - Bamberg : Buchner
31 4. (Ausgang Karls V.) Karl V., frh gealtert und krnklich, hatte trotz unermdlicher Ttigkeit die Hauptaufgaben seines Lebens, die Wiedervereinigung der Kirche und die Beschrnkung Frankreichs, scheitern sehen mssen und zog sich zunchst von den deutschen Angelegenheiten zurck, die Entscheidung derselben seinem Bruder Ferdinand berlassend. Seinem Sohne Philipp hatte er 1540 das Herzogtum Mailand, 1554 (bei Philipps Vermhlung mit der Knigin Maria Tudor von England) das Knigreich Neapel berlassen, 1555 trat er ihm zu Brssel die Re-gierung der Niederlande nebst der Franche Comte", 1556 auch die Krone Spaniens ab. Im gleichen Jahre 1556 verzichtete Karl V. aus die Kaiserwrde zugunsten seines Bruders Ferdinand und reiste aus den Niederlanden nach Spanien ab, wo er in klsterlicher Abgeschiedenheit zu S. Juste (in Estremadura) 1558 starb. Auf eine Nachfolge seines Sohnes Philipp im Reich hatte Karl V. um seines Bruders willen und angesichts des Widerstrebens der deutschen Stnde gegen eine fernere Verbindung von Deutschland und Spanien verzichten mssen, dafr schien dem König Philipp eine groe Aussicht erffnet durch jene Vermhlung mit der englischen Knigin. Schon fr den Reichstag von 1555 erteilte der Kaiser seinem Bruder Ferdinand Vollmacht abzuhandeln und zu beschlieen ohne hinter sich zu bringen" und wollte ihm das Kaisertum abtreten". Bei seiner Abreise nach Spanien (im Herbst 1556), wo seine Anwesenheit ntig schien, weil im Jahr zuvor seine Mutter Johanna (die Wahnsinnige) gestorben war, beauftragte er Wilhelm vou Oranien, seinen Verzicht auf die Kaiserkrone an die Kurfrsten zu berbringen. Erst im Frhjahr 1558 (noch vor dem Tode Karls Y.) wurde die Verzichtleistung angenommen und Ferdinand nach beschworener Kapitulation gekrnt. Whrend Karls Sohn Philipp die spanische Linie des Hauses Habsburg begrndete, welche 1700 mit Karl Ii. erlosch, wurde Ferdinand der Stammvater der deutschen Habsburger, deren Mannesstamm 1740 mit Karl Vi. erlosch, Karl V. wurde nicht Mnch, aber er machte alle Andachtsbungen der Hiero-nymiten von S. Juste mit und beschftigte sich mit Gartenbau, ohne die Teilnahme fr die Politik zu verlieren. Vergl. Platen, Der Pilgrim vor St. Just. 11. Der Kalvinismus und die Verbreitung der Reformation in den auer- deutschen Lndern. 1. Die Lehre Zwinglis hatte sich nach seinem Tode (1531) in der nrdlichen Schweiz erhalten. In Genf, das sich um diese Zeit von der savohischen Herrschast losgerissen hatte und ein republikanisches Gemein- 1 So wurden diese Lnder, der burgundische Kreis, sowie Mailand, dem Deutschen Reiche entfremdet. der den Vorgang in Brssel ist Schillers Schilderung zu vergleichen.

3. Die neuere Zeit - S. 31

1892 - München [u.a.] : Buchner
— 31 — es von gemeinen Rechten oder der Kirchen und Stisft Gewohnheiten zugehöret, ein Person, der alten Religion verwandt, zu wählen und zu ordnen, zugelassen seyn." — Diese Bestimmung, welche der Ausdehnung der neuen Lehre auf die geistlichen Herrschaften vorbeugen und den Zusammenhang des „römischen Reiches" mit der römischen Kirche aufrecht erhalten sollte, suchten die Protestanten später zu umgehen, indem sie geltend machten, beiß sie schon auf dem Reichstage von 1555 dagegen Einspruch erhoben hätten: auch besage der Wortlaut nicht, daß das Capitel einen Angehörigen der alten Religion wählen muss e. 4. (Ausgang Karls V.) Karl V., früh gealtert und kränklich, hatte trotz unermüdlicher Thätigkeit die Hauptaufgaben seines Lebens, ^Wieder-, Vereinigung der Kirche und die Beschränkung Frankreichs, fcheiteru feheu müssen und zog sich zunächst von den deutschen Angelegenheiten zurück, die Entscheidung derselben seinem Bruder Ferdinand überlassend.)Seinem Lohne Philipp hatte er 1539 das Herzogtum Mailand, 1554 (be^ Philipps Vermählung mit der Königin Maria von England) das Königreich Neapel überlassen, 1555 trat er ihm zu Brüssel die Regierung der Niederlande nebst der Franche Comtek, 1556 auch die Krone Spaniens ab. Im gleichen Jahre 1556 verzichtete Karl V. auf die Kaiserwürde zu Gunsten seines Bruders Ferdinand und reiste aus den Niederlanden nach Spanien ab, wo er in klösterlicher Abgeschiedenheit zu S. Inste (in Estremadura) 1558 starb. : Auf eine Nachfolge seines Sohnes Philipp im Reich hatte Karl V. um seines Brnders willen und angesichts des Widerstrebens der deutschen Stände gegen eine fernere Verbindung von Deutschland und Spanien verzichten müssen, dafür schien dem König Philipp eine große Aussicht eröffnet durch jene Vermählung mit der englischen Königin. Schon für den Reichstag von 1555 erteilte der Kaiser seinem Bruder Ferdinand Vollmacht „abzuhandeln und zu beschließen ohne hinter sich bringen" und wollte ihm das Kaisertum „abtreten". Bei seiner Abreise nach Spanien (im Herbst 1556), wo seine Anwesenheit nötig schien, weil im Jahr zuvor seine Mutter Johanna (die Wahnsinnige) gestorben war, beauftragte er Wilhelm von Oranien, seinen Verzicht aus die Kaiserkrone an die Kurfürsten zu überbringen. :Erst im Frühjahr 1558 (noch vor dem Tode Karls V.) würde die Verzichtleistung angenommen nnb Ferbincmb nach beschworener Kapitulation gekrönt. Währenb Karls Sohn Philipp die spanische Linie des Hauses Habsburg begründete, welche 1700 mit Karl Ii. erlosch, wurde Ferdinand der Stammvater der deutscheu Habsburger, deren Mannesstamm 1740 mit Karl Vi. erlosch. Karl V. wurde nicht Mönch, aber er machte alle^Andcschtsübnngen der Hierony-miten von S. Juste mit und beschäftigte sich mit Gartenbau, ohne die Teilnahme für die Politik zu verlieren. Vergl. Platen, Der Pilgrim von St. Just. i So wurden diese Länder, der burgundische Kreis, sowie Mailand, dem deutschen Reiche entfremdet. Über den Vorgang zu Brüssel ist Schillers Schilderung zu vergleichen.

4. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 307

1877 - Berlin : Herbig
Spanien. 307 liehen Macht durch Verbindung der Grofsmcisterschaften der drei Ritterorden von San Jago, Alcántara und Calaträva (s. S. 250) mit der Krone, Unterstützung der Verbindung der Städte (Herman- dad) gegen den Raubadel; (spanische) Inquisition. Nach Isabellas Tode (1504) war ihre Tochter Johanna, Gemahlin des Erzherzogs Philipp von Oesterreich (s. S. 279), die rochtmäfsige Erbin von Castiiien. Allein ihr Vater Ferdinand der Katholische, dessen lang gehegter Plan es war, die beiden Reiche zu einem Königreiche Spanien zu verschmelzen, lässt sich von den Cortes die Regierung für seine abwesende Tochter übertragen. Im Jahre 1506 kommt Philipp mit Johanna nach Castilion, um Ferdinand mit Gewalt zu vertreiben. Zusammenkunft beider Fürsten und Ver- trag zu Villafaßla, nach welchem die Regentschaft an Philipp ab- getreten wird. Kurz nach dem Vertrage stirbt Philipp plötzlich (an Gift?), Ferdinand übernimmt wieder die Regentschaft (f 1516). Die wahnsinnige Johanna wird erst von ihrem Vater, dann von ihrem Sohne Karl 49 Jahre lang (f 1555) in strenger Haft gehalten.1 So folgt in beiden Reichen (anfangs nominell als Mitregent seiner Mutter) Philipps und Johannas Sohn 1516—1556. Karl I. (als deutscher Kaiser Karl V., s. S. 280). Er begründet nach Niederwerfung eines Aufstandes in Castiiien die absolute Königsgewalt (die Cortes fortan ohne Be- deutung). In Amerika Eroberung von Mexico, Peru,, Chile, Neu- O-ranada (s. S. 277). Bei seiner Abdankung gehen die spanischen Ränder (mit den Kolonien), die Niederlande, die Franche-Conité, Neapel und Mailand über auf seinen Sohn 1556—1598. Philipp Ii., vier Mal vermählt, mit: 1) Maria von Portugal (Mutter des Don Carlos), 2) Maria der Katho- lischen von England (s. S. 310), 3) Elisabeth, von Valois, 4) Anna, Tochter Maximilians Ii. Krieg mit Frankreich (s. S. 300). Blutige Verfolgung der Mauren und der Protestanten in Spanien. Inquisition, Autos da fe, 1 Der nicht ohne gewichtige Gründe aufgestellten Behauptung Pergenroths, dass Johanna nur aus politischen Gründen für wahn- sinnig erklärt worden sei (Karl V. und Johanna in v. Sybel’s Hist. Zeitschrift, 1868, Iv), wird von anderen Forschern (Gachard, Rcesler, Maurenbrecher) entschieden widersprochen. 20*

5. Bd. 1 - S. 588

1854 - Leipzig : Engelmann
588 Das Mittelalter. Juans, des Halbbruders von Philipp, worauf die noch übrigen Moriskos theils hingerichtet, theils nach andern Gegenden Castiliens versetzt wurden. Allein die Geistlichkeit betrachtete dieselben stets mit Mißtrauen, und da ihr die Unterhaltung der Missions- und Schul-Anstalten zu beschwerlich wurde, 1609. so erwirkte sie bei Philipp Iii. den Befehl, daß alle noch vorhandenen Abkömmlinge der Mauren den spanischen Boden verlaffen sollten, ein Be- fehl, der trotz der Vorstellungen der Gutsherren, die in ihnen die fleißigsten Pachter verloren, mit der grausamsten Härte vollzogen ward. Da verließen gegen 800,000 Mauren, Männer und Frauen, Greise und Kinder das Land ihrer Geburt, ihre blühenden Aecker und ihre selbstgebauten Hütten, um auf Afrika's Küste wieder ein Beduinenleben zu führen oder als Freibeuter an den Schiffen ihrer Peiniger Rache zu nehmen. Diejenigen, die zurückblieben, huldigten äußerlich den christlichen Kirchengebräuchen und verschlossen den Glauben ihres Herzens in schweigsamer Brust. Bald lagen die blühenden Fluren des südlichen Spaniens verödet; der Ackerbau verfiel, der Gewerb- fleiß stockte; wohlhabende Dörfer sanken in Trümmer, gewerbfleißige Städte wurden entvölkert, Armuth, Schmutz und Trägheit lagerten sich über die einst reichen und glücklichen Gegenden, von deren entschwundener Pracht noch jetzt gewaltige Ruinen Zeugniß geben. Auch die Juden traf ein ähn- liches Loos; Priester und Höflinge theilten sich in die Güter und Schätze der Verfolgten. — Ergreifend hat der große spanische Geschichtschreiber M endo za diese gräuelvollen Kriege in Granada geschildert (§. 343). §. 396. Vernichtung der ständischen Freiheiten unter Karl I. (V.) Ein hartes Geschick stürzte die meisten Kinder Ferdinands und Jsabellens in ein frühes Grab, daher ihre Tochter Johanna und deren Ge- mahl Philipp vonburgund (§. 399.) nach der Mutter Tod in Casti- 1304. lien zur Regierung kamen. Als aber Philipp jung starb und Johanna in Wahnsinn verfiel, erklärten, auf Limenez'betreiben, die Stände von Castilien Ferdinand (der kurz zuvor auch Herr von Neapel geworden [§. 391.]) zum Vormund seines von ihm zum Universalerb en allerspa- nischen Besitzungen eingesetzten Enkels Karls I. (als deutscher Kaiser 1516. Karl V.). Nach Ferdinands Tod übernahm Timenez für den noch in den Niederlanden weilenden sechzehnjährigen Karl die Regentschaft von Castilien und wirkte so sehr in seinem Interesse, daß dieser (ungeachtet Johanna noch 1517. lebte) als König von Castilien und Aragonien anerkannt wurde. Timenez hatte Truppen, Finanzen und Kriegsbedarf in solchen Stand gesetzt, daß die Stände nichts gegen ihn zu unternehmen wagten. Aber der uner- fahrene, junge König befolgte bei seiner Ankunft in Spanien nur die Rath- schläge niederländischer Günstlinge, entließ den um die Krone hochverdienten Cardinal Timenez mit Undank (was dem 80jährigen Greise das Herz brach) und besetzte die einflußreichsten Stellen in Kirche und Staat mit Niederlän- dern. Dies erzeugte eine solche Unzufriedenheit im ganzen Lande, daß, als

6. Die Weltgeschichte - S. 125

1881 - Gießen : Roth
s Rckblick. 125 Achtbare Inquisition ein. Dies mar ein heimliches Gericht, welches der des Umgangs mit Juden oder Muhammedanern oder des .^falls von der Kirche beschuldigt wurde, in unterirdischen Kerkern Urch die schrecklichsten Foltern und Qualen Gestndnisse abzuzwingen Mte und ihn dann dem Feuertode bergab. Da Ferdinand das '^cht hatte, die Richter der Inquisition ein- und abzusetzen und die ^uter der Verurtheilten einzuziehen, so war dieses schreckliche Gericht ^an5 von dem Könige abhngig und wurde nicht allein gegen Juden Muhammedaner benutzt, sondern auch gegen sehr reiche Adelige ^d Geistliche, deren Schtze der König begehrte. In allen Orten Samens gab es Helfershelfer der Inquisition; sie war das beste Littel, um persnliche Feinde auf einen bloen Schein des Verdachtes J!n aus dem Wege zu rumen. Zwar wurde durch die Inquisition ,le Macht des Knigs erhht und die Uebermacht der Adeligen ge-Jchen; aber in bestndiger Furcht und Mitrauen muten die Spanier leben, und Grausamkeit, Nachsucht, Heimtcke und Heuchelei wurden ihnen eigentmlich. , , Die einzige Tochter Ferdinands und Jsabella's, Johanna,, jj^tothete den Sohn des Kaisers Maximilian I., den Philipp von ^Urguud, dessen Sohn war Karl, der von seiner Mutter her Spanien, von seinem Vater her die Niederlande und die st-^ichischen Lnder in Deutschland besa und auch deutscher Kaiser ^urde; als solcher hit er Karl V. Da unter ihm die Spanier ^tter mehr Kstenlnder in dem neu entdeckten Erdtheil Amerika Loderten und neues Land gewannen, so konnte man von ihm sagen, vft die Sonne in seinem Reiche nicht untergehe. Die Geschichte lefe Karl V. gehrt nicht mehr dem Mittelalter, sondern der "euen Geschichte an. - Rckblick. 94. v Die Geschichte des Mittelalters beschftigt sich vorzugsweise mit Jl] deutschen Vlkern, wehalb wir auch mit dem ersten Auf-eten der alten Deutschen und ihren Kmpfen mit den Rmern die Mhlung der mittleren Geschichte begonnen haben. Art diese Kmpfe den Rmern reiht sich die groe Vlkerwanderung an (^. 568), durch welche die krftigen deutschen Völker an die Und ' ^er entarteten Rmer traten, das westrmische Reich auslsten ln allen eroberten Lndern das Christenthum herrschend machten. Ql l e neue Reiche entstanden von deutschen Vlkern, gingen aber aus wieder unter, so da am Schlsse der Vlkerwanderung dem Westgothenreiche in Spanien nur noch drei von den deutschen

7. Tabellen der Geschichte sämtlicher Kulturvölker - S. 94

1889 - Leipzig : Fues
94 Spanien. 1212 Schl. b. Tolosa a. d. Sierra Morena, g. 200 000 Mauren f. 1250 (c.) Ferdinand d. Heilige erobert Estremadura , Murcia u. Andalusien. Die Araber auf Granada beschränkt. 1469 Vermählung Jsabellas v. Castilien mit Ferdinand d. Katholischen v. Aragonien. Dadurch Vereinigung d. Reiche. Gemeinschaftliche Regierung 1474—1504. 1492 Beginn der amerikanischen Erwerbungen. — Granada, letzte maurische Besitzung erobert. 1503 Neapel erobert. Vgl. S. 98. 1504 — 06 Philipp d. Schöne v. Östreich Gemahl der unglücklichen Johanna. 1506—16 Ferdinand d. Katholische (z. 2.Mal). ii. Neuere Zeit. 1516—56 Karl I (deutscher Kaiser seit 19 als Karl V), zugleich Beherrscher der Niederlande, Mailands, Neapels, Si-ciliens und Amerikas. Blüte Spaniens. 1556—98 Philipp Ii. Die spanische Inquisition (bis 1808). Blüte Spaniens vernichtet. 1556—59 Kr. g. Frankreich. Sieg bei St. Quentin 57 und Gravelingen 58. 1568 Philipps Sohu Don Carlos f im Gefängnis. 1568 — 1648 Befreiungskämpfe d. Niederlande. Hinrichtung Egmonts durch Herzog Alba. Wilhelm v. Dramen. Vgl. ©• no.

8. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 424

1895 - Gera : Hofmann
424 Viertes Buch. I. Abschnitt: Bilder aus der deutschen Reformation. Schwäche erschöpft fand. Gicht, Asthma, sowie die Folgen seiner Ausschweifungen plagten ihn seit langer Zeit und traten immer quälender auf, zumal er sich in den von ihm stets sehr geliebten Tafelfreuden durchaus keine Beschränkung auferlegen wollte. Bereits als Fünfzigjähriger war er ein gebrochener, hinfälliger Greis, dem man ein baldiges Ende vorhersagte. Unter diesen Umständen nahm die schwermütige, der Welt feindliche Gemütsstimmung, die ihm als Erbteil von seiner Mutter und deren Vorfahren überkommen war, immer mehr zu. Schon seit vielen Jahren hatte er den Gedanken gehegt, sich in die Stille eines Klosters zurückzuziehen. Als sein einziger Sohn heranwuchs, gewann dieser Vorsatz größere Festigkeit und Bestimmtheit; jetzt wurde seine Verwirklichung zu einem wahren Bedürfnis für den kranken, mißmutigen, an sich selbst verzweifelnden Kaiser. Wie ihm der große Erfolg geworden, die Hand Marias von England für seinen Sohn Philipp zu gewinnen, übertrug er diesem bereits (Sommer 1554) Neapel und Mailand. Der Tod seiner geisteskranken Mutter Johanna (Frühjahr 1555) verstärkte seinen Trübsinn. So faßte er den unwiderruflichen Entschluß, die Bürde seiner Geschäfte von sich ab auf jüngere Schultern zu wälzen, selber den kühlen und feuchten Norden auf immer mit der reineren und wärmeren Luft Spaniens zu vertauschen. — Er ließ Philipp von England nach Brüssel kommen, und hier trat er ihm, am 25. Oktober 1555, in feierlicher Versammlung der Generalstände die Niederlande ab. Im Januar 1556 erfolgte dann, abermals in Brüssel, zu seines Sohnes Gunsten die Zession der spanischen Königreiche mit allen, sowohl in der Alten wie in der Neuen Welt davon abhängigen Ländern. Die Vereinigung der Niederlande mit den spanischen und italienischen Gebieten der älteren Habsburger Linie bedeutete zugleich die endgültige Trennung jener von Deutschland. Denn indem Karl alle durchaus katholischen Länder seines Machtbereiches auf Philipp übertrug, brach er seine und seines Sohnes Verbindung mit dem überwiegend ketzerischen Deutschland ab. Er hatte sich schließlich ganz mit der Absicht seines Bruders ausgesöhnt, das deutsche Kaisertum für den jüngeren Zweig des Habsburgischen Hauses zu reservieren. War doch dieses Kaisertum jetzt völlig von der Idee verschieden, die Karl einst mit demselben verbunden hatte. Der Versuch, es wieder zur höchsten, allgemeinen Obrigkeit der Christenheit in weltlichen und geistlichen Dingen zu erheben, war gescheitert. Nicht einmal das war gelungen, in Deutschland selbst die kaiserliche Gewalt zu einer unabhängigen, wahrhaft monarchischen zu machen; vielmehr war sie durch die Ereignisse des Jahres 1552 mehr als je dem fürstlichen Übergewichte unterworfen. Eine solche Krone hatte weder für Karl V., noch für Philipp Ii. große Anziehungskraft. Am 7. September 1556 übertrug jener seinem Bruder die Negierung des Reiches. Doch behielt er stets den kaiserlichen Titel, Krone, Mantel und Zepter; auch einen Gesandten Ferdinands hatte er bei sich im Kloster und verhandelte fortwährend mit seinem Bruder über die Reichsgeschäfte. Wenige Tage nach der letzterwähnten Übertragungsurkunde, am 17. September, ging er zum letzten Male zur See, um den schon längst von ihm erwählten und vorbereiteten Ruhesitz auszusuchen. Es war das Hierouymiten-

9. Geschichtswiederholungen in Fragen und Antworten - S. 83

1914 - München : Hugendubel
Frage 165, 166. 83 gestärkt durch den Stolz auf die Reinheit der Abstammung gegenüber den Mauren. Das Königtum demütigt mit Hilfe der Polizeitruppen der Städte (Hermandad) den Adel, vereinigt in seiner Person das Großmeisteramt der drei Ritterorden von St. Jago, Alcantara und Calatrava, beherrscht fast ganz die spanische Kirche (Inquisition als Staatsanstalt). Entscheidendes Ereignis: Die Vereinigung von Aragonien und Kastilien durch die Vermählung Ferdinands des Katholischen mit Isabella 1469. 165. Wie entwickelt sich die habsburgische Hausmacht zur Weltmacht? Die habsburgische Ha u sm ach t besteht seit 1282 aus den alten habsburgischen Besitzungen im Elsaß, Breisgau, dem Aar- und Thurgau und dem neuerworbenen Österreich, Steiermark und Krain. Dazu tritt im 14. Jahrhundert Kärnten und Tirol (dagegen Verlust der Schweiz), im 15. die Erbschaft der Luxemburger mit der Anwartschaft auf Böhmen, Mähren und Ungarn, 1477 durch die Vermählung Maximilians mit Maria, der Tochter Karls des Kühnen, die burgundische Erbschaft (behauptet werden die Niederlande und die Freigrafschaft Burgund [Franche Comte]). Zur Weltmacht wird diese habsburgische Macht durch die Vermählung des Sohnes Maximilians, Philipps des Schönen, mit Johanna, der Erbin Spaniens. Philipps ältester Sohn, Karl V., erhält demnach von mütterlicher Seite Spanien und die europäischen Nebenländer (Sardinien, Sizilien, Neapel) und die amerikanischen Entdeckungen, von väterlicher die burgundischen und die alten österreichischen Besitzungen. *166. a) Wo haben wir in Deutschland Anfänge modernen staatlichen Lebens zu suchen? b) Wodurch werden sie gekennzeichnet? c) Wodurch werden Sie gefördert? * a) Die Anfänge modernen staatlichen Lebens in Deutschland sind nicht im Reiche zu suchen, sondern in den Städten und vor allem in den Territorien. b) Ihre Kennzeichen sind: I. die Zusammenfassung der Finanzkräfte des Gebiets zu staatlichen Aufgaben (Steuergesetzgebung), 2. die Ausbildung von Staats-

10. Mittelalter - S. 112

1882 - Oldenburg : Stalling
112 Entscheidung von Streitigkeiten ward em Reichskammergericht eingesetzt, zu dessen Unterhalte zum erstenmale eine allgemeine Reichssteuer, der sog. gemeine Pfennig, ausgeschrieben wurde Deutschland ward in zehn Kreise eingeteilt, von denen jeder ein Kriegskontingent stellen sollte, um die Urteile des Reichskammer gerichtes durchzuführen. Es waren der östreichische (Östreich, Steiermark, Körnchen, Kram, Tyrol), der bairische (Herzogtum Baieru mit der Oberpfalz, Salzburg, Regensburg), der schwäbische (Wür-temberg, Baden), der fränkische (Ansbach und Baireuth), der oberrheinische (Lothringen, Elsaß, Hessen), der kur- oder niederrheinische (die Bistümer Mainz, Trier, Köln), der westfälische (zwischen Maas und Weser), der obersächsische (Sachsen, Brandenburg, Pommern), der niedersächsische (zwischen Weser und Elbe) und burgundische (die Niederlande, Franche Comte). In dem Streben, die Macht des Habsburgischen Hanfes zu vermehren, war Maximilian glücklich. Seinen Sohn Philipp verheiratete er mit Johanna, der Tochter des Königs Ferdinand von Aragonien und der Königin Jsabella von Castilien. Philipps Sohn, Karl vereinigte in der Folge Aragonien und Castilien zum Königreich Spanien; dazu kamen die Niederlande als Erbschaft feines Vaters, die spanischen Besitzungen Neapel, Sicilien und Sardinien, endlich die nenentdeckten Länder in Amerika, so daß dieser Karl, später auch deutscher Kaiser, ein Reich beherrschte, in dem die Sonne nicht unterging. Sein Brnder Ferdinand ward König von Ungarn und Böhmen. Maximilian ist der letzte mittelalterliche Kaiser und steht schon in der neuen Zeit. In seine letzten Lebensjahre fallen bereits die Anfänge der Reformation. § 20 Mittelalterliche Zustände und Einrichtungen. Bei der Eroberung des römischen Reiches durch die Völkerwanderung nahmen die Deutschen einen großen Teil des Landes in Besitz. Das meiste davon fiel in kleinen Ackerlosen als wirkliches Eigentum (Allod) an die Freien. Die Könige erhielten den reichen Besitz der römischen Kaiser, der noch durch viele herrenlose

11. Neuere Zeit - S. 45

1891 - Münster i. W. : Schöningh
M aurenbrecher: Kaiser Karl V. 45 Spanier ihren Enkeln, eine neue Zugabe für den Habsburgischen Charakter, der bis dahin durchaus weltlich gewesen war. Karl V. ist das erste Produkt der damaligen Mischung; von ihm haben die Nachkommen des Geschlechtes ihr Gepräge empfangen. Am 24. Februar des Jahres 1500 war Karl in Gent geboren: man nannte ihn den Herzog von Luxemburg. In den Niederlanden verbrachte er seine Jugeud. Und auch als im Dezember 1501 die Eltern, Philipp und Johanna, nach Spanien reisten, ließen sie ihn zurück, unter der Aufsicht seiner Tante, der Erzherzogin Margaretha. Die Sorge für den Knaben fiel ihr immer mehr zu. Denn schon im Jahre 1503 traten die Anzeichen jener Geistes- und Gemütskrankheit in Johanna zu Tage, die in zunehmendem Maße ihre Tage nmdüstert und sie anfangs freiwillig und nachher nach dem Willen ihrer Umgebung dem Verkehr mit der Außenwelt entzogen hat. Seit Januar 1506 regierten Philipp und Johanna als Könige von Kastilien; auch als Philipp ganz plötzlich im September 1506 gestorben war, blieb Johanna auf der pyrenäischen Halbinsel. Karl war seit 1506 dem Namen nach der Beherrscher der Niederlande; für ihn führte seine Tante Margaretha die Zügel der Regierung. Auf burgundischem Fuß war der Hof eingerichtet, eine Schar niederländischer Großen diente dem jungen Fürsten persönlich. Karl war ein schwächliches Kind, oft von Krankheiten geplagt. Als er heranwuchs, als er durch fortgesetzte Leibesübungen seine Kräfte gestärkt, auch da war und blieb er stets Anfällen ernsthafter Leiden ausgesetzt: ganz besonders die Gicht hat ihn schon in frühen Jahren heimgesucht. Der Heranwachsende konnte keinesfalls für schön gelten: etwas unter Mittelgröße war seine Figur, blaß und hager sein Antlitz, hellblond, fast rötlich sein Haar, gebengt seine Haltnng; er hatte ein hervortretendes Kinn und stechende Augen; scheinbar apathisch und kalt, verbarg er doch unter ruhigem Äußeren tiefe und heftige Leidenschaften: er war durchaus eine nervöse reizbare Natur. Im Ärger war er surchtbar; schonungslos verfolgte er die ihn beleidigt hatten, selten zur Milde geneigt, war er rachsüchtig und hart gegen seine Feinde. Schon von dem Jüngling hieß es, er werde niemals eine Beleidigung vergessen; wehe dem, der ihn einmal gereizt und sich zum Feinde gemacht! Er wnrde unter Niederländern von Niederländern erzogen. Seine Spielgenoffen und Jugendfreunde waren aus dem niederländischen Adel gewählt. Als Lehrer diente dem Jüngling ein niederländischer Professor der Universität zu Löwen, Adrian aus Utrecht. Das war ein ernster, strenger Theologe, als Lehrer eine Zierde der Löwener Hochschule, ein einflußreicher Prediger, ein fruchtbarer Schriftsteller, dessen theologischen Werken sich weder Gelehrsamkeit noch sachlicher Ernst absprechen läßt. Er ist es unzweifelhaft gewesen, der in Karls Seele jene religiösen

12. Theil 6 - S. 169

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
Nach Ferdinands des Katholischen Tode (23. Jan. 1516) würde die Regierang der nun vereinigten spanischen Reiche unbedenklich in die Hände seiner Tochter Johanna gefallen seyn, wenn diese nicht immer noch an jener unglückli- chen Gemüthökrankheit gelitten harte. Das be, wog die kastilischen Stande zu dem Beschlüsse, den ältesten Prinzen Karl *) zum Regenten an, zunehmen, wann dieser das gehörige Alter er, reicht haben würde, bis dahin aber, nach Ferdi- nands Verordnung, dem klugen Cardinal Ttme- nez **) als Reichsverweser zu gehorchen. ^ Prinz Karl, damals sechszehn Jahre alt, befand stch eben in den Niederlanden, als sein Großvater starb. Voller Vorliebe für dies sein Vaterland (er war zu Gent den 24 Febr. 1500 geboren) eilte er eben nicht sehr, sein neues Er- be persönlich zu besuchen; und die Niederländer, «) Johanna hatte vom Erzherzog Philipp zwei Söhne, Karl und Ferdinand, und vier Prinzessinnen. ’*) Sprich Chimenes.

13. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 71

1900 - Karlsruhe : Lang
— 71 — für Irrlehren erklärt und er selbst mit dem Kirchenbanne bedroht wurde, wenn er diese Sätze nicht widerrufe. Die Bekanntmachung dieser Bulle verursachte die größte Aufregung, und Luther verbrannte sie öffentlich vor dem Elsterthore zu Wittenberg. Im folgenden Jahre wurde Luther vor den Reichstag nach Worms geladen und zum Widerruf feiner Lehren aufgefordert. Er verweigerte den Widerruf, wofern man ihm nicht aus der heiligen Schrift beweise, daß er unrecht habe. Nnn wurde die Reichsacht über ihn ausgesprochen. Hierdurch war sein Leben bedroht; darum ließ ihn sein Landesherr, der Kurfürst von Sachsen, auf die Wartburg in Sicherheit bringen, wo er Über ein Jahr blieb und das neue Testament ins Deutsche übersetzte. In den nächsten Jahren gewann Lnther unter den Gelehrten in den Städten und an den fürstlichen Höfen immer mehr Anhänger, die sich von der alten Kirche völlig lossagten. An vielen Orten wurde der katholische Gottesdienst abgeschafft. die Klöster aufgelöst und ein neues Kirchenwefen eingerichtet. Auf dem Reichstage zu Speier (1529) wurde verordnet, daß bis zu einer allgemeinen Kirchenverfammlnng in Sachen der Religion nichts geändert werden solle. Gegen diese Verordnung legten die lutherisch gesinnten Fürsten und andere Reichsstände Protest, d. h. Verwahrung ein; daher wurden fortan die Anhänger Luthers Protestanten genannt. Im Jahre 1530 übergaben die Protestanten dem Reichstage zu Augsburg eine Zusammenstellung der Sätze ihres Glaubens, die sogenannte Augsburger Konfession. Von nun an war die dauernde Trennung der deutschen Christen in zwei Bekenntnisse entschieden. Luther war, unterstützt von seinem Freunde Philipp Melanchthon, für die Ausbreitung und Befestigung des von ihm gestifteten Kirchenwefeus thätig bis zu feinem Tode, der am 22. Februar 1546 erfolgte. Xviii Karl -er Fünfte 1. Die ersten Zeiten seiner Regierung. Nach dem Tode Kaiser Maximilians I. wurde 1519 dessen Enkel Karl, König von Spanien*), zum deutschen Kaiser gewählt. Karl war der mächtigste Fürst der damaligen Zeit; man sagte mit Recht, in feinen Ländern gehe die Sonne nie unter. Er besaß als Erbe seines Vaters Holland, Belgien und die Freigrafschaft Burgund, als Erbe feiner Mutter das Königreich Spanien, Neapel, Sizilien und die spanischen Kolonien in Amerika und gemeinsam mit feinem Bruder Ferdinand die österreichischen Lande in Deutschland. *) Maximilian war mit Maria, der Tochter des Herzogs Karl des Kühnen von Burgund, vermählt. Sein Sohn, Philipp der Schöne, besaß als Muttererde die Niederlande und die burgundische Freigrafschaft und heiratete Johanna, die Tochter Ferdinands des Katholischen von Spanien. Philipps und Johannas Söhne waren die deutschen Kaiser Karl V. und Ferdinand 1.

14. Geschichte der Neuzeit - S. 13

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Kaiser Karl V. 13 Brtige gut deutsch gesinnt, handelte als rechtschaffener Kurfürst" und wies alle Gelder ab. Als der Kaiser am 12. Januar 1519 zu den Vtern der-sammelt war, arbeitete Franz I. von Frankreich (15151547), der Genua und die Lombardei in seinen Hnden, Savoyen und die Schweiz zu seinen Diensten hatte, mchtig darauf hin, die deutsche und die rmische Krone zu erlangen. Die ungeheuern Summen, welche er sich seine Bewerbung kosten lie, stimmten zwar die Mehrzahl der Kurfrsten seiner Wahl gnstig damals verhandelte Hutten fr den Mainzer der ein Bndnis mit Frank-reich , vermochten aber die Abneigung des deutschen Volkes gegen ein sran-zsisches Reichshaupt nicht zu berwinden. Unter dem Drucke der ffentlichen Meinung whlten die Kurfrsten trotz aller franzsischen Praktiken" am 28. Juni 1519 Karl, der selbst mit Stolz seine Ansprche auf seine deutsche erlauchte Abstammung grndete, zum König. Freilich kostete ihn die Wahl der 800000 Gulden, und zudem mute er eine seine Macht beschrnkende, die deutsche Libertt", die frstliche Landeshoheit, sichernde Wahlkapitulation unterschreiben: er verpflichtete sich, kein fremdes Kriegsvolk ins Reich zu führen, deutsche Truppen nicht unter fremde Anfhrer zu stellen, keinen Reichstag auer-halb Deutschlands zu berufen, das Reichsregiment wieder herzustellen u. dgl. Durch seinen Vater Philipp Erbe der Niederlande, durch seine Mutter Johanna, die Tochter Ferdinands und Jsabellens, König von Spanien und Neapel, besa er zugleich die neu entdeckte Welt, so da er sich rhmen durfte, in seinem Reiche gehe die Sonne nicht unter. Der Tod Maximilians machte ihn und seinen Bruder Ferdinand auch zu Herren der sterreichischen Lande. Seine Weltmacht verwickelte ihn notwendigerweise in die Welthndel und hinderte ihn, seine Kraft ganz fr Deutschland einzusetzen; sein Wille war gut, seine Thtigkeit rastlos. In Gent am 24. Februar 1500 geboren, von Wilhelm von Croy und dem trefflichen Priester Hadrian von Utrecht streng kirchlich erzogen, verkannte er nicht die Notwendigkeit kirchlicher Reformen und versuchte spter eigen-mchtig durch Zugestndnisse eine Einigung der getrennten Parteien herbei-zufhren; zu einer Deformation" mochte er die Hand nicht reichen. Aber wenngleich er mit dem Papste als weltlichem Herrn Krieg fhrte, eine Be-eintrchtigung der Autoritt des Papsttums duldete er nicht. Karl war eine langsame, aber gediegene Natur. Schwer entschied er sich, erst nach reiflicher berlegung; hatte er aber einen Entschlu gefat, dann verfolgte er denselben mit Umsicht und unerschtterlicher Ausdauer. Im Krieg zeigte er sich als tchtiger Feldherr, als solcher der letzte unter den alten Kaisern. Seine Politik war nicht frei von dem Machiavellismus seiner Zeit, der in der Wahl der Mittel wenig Bedenklichkeit kennt und die Beseitigung auch hoch-verdienter Männer, wenn sie entbehrlich scheinen, zu einem Hauptgrundsatz

15. Geschichte des Mittelalters - S. 206

1887 - Leipzig : Teubner
Ausnahme des Herzogtums Burgund im engeren Sinn (Bourgogne), welches der französische König als Lehen einzog und mit Gewalt der Waffen behauptete. Auf Friedrich Iii. folgte in der deutschen Kaiserwürbe"" sein Sohn Maximilian I. (1493—1519), der mit dem einen Fuße gleichsam noch im Mittelalter, mit dem andern bereits in der neuen Zeit steht. Man nannte ihn „den letzten Ritter". Er war lebhaft und feurig, tapfer und kühn und von rastloser Thätigkeit; aber es fehlte ihm die Standhaftigkeit und Ausbauer in der Verfolgung seiner Pläne. Deutschland blieb unter ihm zerstückelt und zerspaltet, so daß der Kaiser die Macht des Reiches nicht mit Nachdruck nach außen verwenden konnte. Im Innern stellte er einigermaßen die Ordnung her durch Aushebung des Fehderechts und Stiftung eines ewigen Landfriedens (1495). Die Reichsglieder sollten hinfort ihre Streitigkeiten nicht mit den Waffen ausfechten, sondern von einem Reichskammergericht entscheiden lassen, das aus einem Kammerrichter und 16 andern Richtern bestand und anfangs in Frankfurt, dann in Speier und feit 1689 zu Wetzlar seinen Sitz hatte. Damit der Landfrieden besser gehandhabt werden könne, wurde im I. 1512 Deutschland in 10 Kreise geteilt, von denen jeder an der Spitze einen Hauptmann mit einigen Raten hatte. Die Kreise waren: der östreichische, bayrische, schwäbische, fränkische, oberrheinische, kurrheinische oder niederrheinische, burgundische, westfälische, niedersächsische, obersächsische. Am glücklichsten war Maximilian in der Vermehrung ^seiner Hausmacht. Im I. 1496 vermählte er seinen Sohn Philipp, aus der Ehe mit Maria von Burgund, mit Johanna, der Tochter des Königs Ferdinand von Aragonien und der Königin Jsabella von Castilieu, und ba-burch würde Philipp nach Jsabellens Tod (1504) König von Castilieu; boch er starb schon zwei Jahre nachher. Philipps ältester Sohn Karl, der schon seit 1506 die Niederlande besaß, bereinigte nach dem Tode seines Großvaters Ferdinand die Kronen Castilieu und Aragonien

16. Das Mittelalter, die neuere und die neueste Zeit - S. 154

1893 - Leipzig : Voigtländer
— 154 — Herr über das größte Reich der Welt, obgleich er nicht Kaiser wurde, und obgleich er auf Deutschland verzichten mußte. Philipp besaß Spanien, Neapel, Sizilien, Sardinien und Mailand, die Franche Comts und die Niederlande, einen Teil der Nordküste und Inseln an der Westküste von Afrika, die neu entdeckten Länder und Inseln in Amerika; 1580 erbte er auch Portugal. Diese gewaltige Macht wendete Philipp gegen die Reformation. Die Protestanten waren in seinen Augen nicht bloß die Feinde der Kirche, sondern auch des Thrones. Um durch keine auswärtigen Feinde behindert zu sein, schloß er den Frieden von Cateau Cambresis und begann sodann gegen die Niederlande ernstlich vorzugehen. Die Niederlande waren im sechzehnten Jahrhundert das reichste Land von Europa. Besonders standen die Städte in höchster Blüte. In Flandern lagen sie so nahe aneinander, daß das ganze Land eine einzige große Stadt zu bilden schien. Karl V. hatte die Reformierten in diesen Ländern grausam verfolgt; seine Regierung war aber sonst wohlwollend gegen die Niederlande gewesen, besonders hatte er den Handel begünstigt. Mit Vorliebe hatte er Niederländer in seinen Dienst gezogen und sich von ihnen beraten lassen. Das änderte sich unter der Regierung Philipps Ii. welcher die Spanier vorzog. Um das Wachsen der Ketzerei zu unterdrücken, welche in den Niederlanden trotz der Maßregeln seines Vaters starken Eingang gefunden hatte, errichtete Philipp drei neue Erzbistümer und elf neue Bistümer; ferner ordnete er die Durchführung der Beschlüsse des Tridentiner Konzils an und legte spanische Garnisonen in die wichtigsten Städte. Die Niederländer sahen sich in ihrem Nationalgefühl gekränkt, in allen ihren Interessen, in ihrer religiösen und politischen Freiheit bedroht, und eine lebhafte Opposition erhob sich gegen den Kardinal Granvella, das eigentliche Haupt der Regierung. Vergebens versuchte Philipps Halbschwester, die Regentin Margarete von Parma, die allgemeine Unzufriedenheit Zu besänftigen. Die spanischen Truppen wurden zurückgezogen, Granvella abberufen, aber strenge Ausführung der Erlasse gegen die Ketzer wurde der Regentin zur Pflicht gemacht. Da bildete der größte Teil des Adels 1566 das Kompromiß von Breda und verpflichtete sich zu gegenseitigem Beistände. Gras Egmont wurde nach Madrid gesendet, und selbst der König schien zu einer Milderung der Regierungsmaßregeln geneigt. Aber mittlerweile war es zu Volksausständen gekommen, zu Bilderstürmen und Kirchenschändungen. Da sendete Philipp seinen tüchtigsten Feldherrn, den Herzog von Alba

17. Theil 3 - S. 127

1875 - Leipzig : Brandstetter
127 schädlich zu machen. Der Prinz stürzte sich aus Unmuth in den Strudel lärmender Vergnügungen und gab durch sein wüstes Leben Dichtern und Romanschreibern Veranlassung, die abenteuerlichsten Begebenheiten von ihm zu erzählen. Als er später als Statthalter in den Niederlanden, wahrscheinlich an Gift starb, mochte der stolze Rittersinn, mit welchem er sich weigerte, ein blutiges Werkzeug der Inquisition zu sein, ihm die Ehre eines Volksmärchenhelden erworben haben. Zu dieser Zeit waren die Niederlande ein durch Handel, Gewerbe und Seefahrt reicher, blühender Staat Es war für Deutschland von großer Wichtigkeit, wie die dortigen Verhältnisse sich in religiöser Beziehung gestalten sollten, als Philipp Ii. die Regierung übernahm. Inmitten des fast ganz protestantischen Landes wurden gleich anfänglich zu den bereits vorhandenen, vierzehn neue Bisthümer errichtet und jedem derselben zwei Inquisitoren beigegeben. Kardinal Granvella, Sohn des Kanzlers Karl's V., bekleidete zugleich die Würde eines Großinquisitors. Im Jahre 1559 verließ Philipp die Niederlande und übertrug die Regentschaft über dieselben seiner Halbschwester Margaretha von Parma. Schon Karl V. hatte den auf ihre angestammten Freiheiten und Rechte eifersüchtigen niederländischen Provinzen manchen Grund zu Klagen gegeben. Aber er war ein Niederländer, er hatte ein Herz für das Volk, verstand seine Art und Weise und ertrug seine Unarten. Philipp im Gegensatz betrachtete die niederländischen und italienischen Staaten nur als fremde Provinzen. Er war Spanier durch und durch und in seinen absolutistischen Herrscherideen wie in seinem finstern Glaubenseifer nicht gewillt, den Niederländern ihre Vorrechte: Steuerbewilligung, unabhängige Gerichte, Fernhalten spanischer Truppen u. s. w., ungestraft zu lassen. Die Mißstimmung steigerte sich, als „zur Wahrung des reinen Glaubens" die neuen Bisthümer errichtet, die Ketzergerichte geschärft wurden, durch deren Hülfe dann auch die Inquisition mit allen Schrecknissen ihren Einzug in den Niederlanden hielt. Unter den bedeutendsten Männern in den vereinigten Niederlanden nahmen Wilhelm von Oranien und die Grafen Egmont und Hoorn die erste Stelle ein. Auf dem Ersteren besonders ruhte die Hoffnung des Staates. Schweigsam und vorsichtig, aber voll muthiger Thatkraft nach gefaßtem Entschlüsse, ging er unaufhaltsam seinen Weg vorwärts ohne Wanken und ohne Uebereilung. Sein Wahlspruch war: Ruhig in stürmenden Wogen." Gegenwart wie Zukunft lagen stets klar vor seinen Augen, und indem er die Herrschaft über sich selbst niemals verlor, war er Herr der Umstände. Seine Milde und Herablassung bezauberten alle Herzen, wie seine überzeugende Weisheit die Geister bezwang. Er war der Zögling und Liebling Karl's V. gewesen; auf seine Schulter hatte sich Karl während des feierlichen Aktes der Abdankung gelehnt; durch ihn sandte er die niedergelegte Krone an seinen Bruder Ferdinand nach Wien; schon deshalb haßte ihn Philipp.

18. Neuzeit - S. 210

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 210 — Die nächste Folge dieser Zusammenfassung lange getrennter, oft feindseliger Kräfte bildete die Bewältigung des letzten Restes der Maurenherrschaft in Granada, welcher sich später die Eroberung Neapels, des nordafrikanischen Dran und des seither von Frankreich abhängigen Navarra anschloß. Den höchsten Glanz verbreitete um die Regierung Ferdinands und Jsabellas die Entdeckung von Amerika, welche denselben den Besitz ausgedehnter überseeischer Länderstrecken verschaffte und eine Duelle unermeßlicher Reichtümer zu erschließen versprach. Nach innen wußte das Königspaar, unterstützt von dem ausgezeichneten Minister Kardinal Timenes, die Macht der Krone wesentlich zu stärken und die stolzen und übermütigen Großen in ihre Schranken zu verweisen. Es erreichte diesen Zweck, indem es die Leitung der drei Ritterorden von San Jago, Alcantara und Calatrava an sich brachte, die Besetzung der Bistümer für sich in Anspruch nahm, die unter dem Namen der „heiligen Hermandad" gegen das Raubunwesen des Adels gestiftete Verbindung der Städte begünstigte und die gesamte Rechtspflege der einen rein staatlichen Charakter tragenden Inquisition überwies. Leider wurde die letztere auch benutzt, um eine Zwangsbekehrung der besiegten Mauren und der zahlreichen Juden herbeizuführen, wodurch man nicht wenige tüchtige und wohlhabende Bewohner zum Verlassen des Landes nötigte. Als Jsabella 1504 starb, sollte ihre Tochter Johanna, welche mit Philipp von Österreich, dem Sohne Kaiser Maximilians I, verheiratet war, den Thron von Castilien erben. Ferdinand wünschte jedoch eine fernere Teilung der Herrschaft zu verhindern, und da Philipp bald nachher plötzlich aus dem Leben schied und Johanna für wahnsinnig galt, so vermochte er sich bis an seinen 1516 eintretenden Tod im alleinigen Regiment zu behaupten. Dann folgte ihm in der Regierung der nunmehr auch rechtsgiltig vereinigten Reiche sein Enkel Karl I, Philipps und Johannas ältester Sohn, der drei Jahre später nach dem Hinscheiden Maximilians I zugleich in den Besitz der Habsburgischen Länder kam und als Karl V den deutschen Kaiserthron bestieg. Der neue König, dessen hervorragende Beteiligung an den damaligen Weltbegebenheiten wir zur Genüge kennen gelernt haben, setzte in Spanien die Arbeit Ferdinands und Jsabellas zur Begründung einer absoluten monarchischen Gewalt mit andauerndem Glück fort, so daß die Ständeversammlungen, die Cortes, fast alle Bedeutung verloren. Im Jahre 1556 legte Karl V feine Kronen nieder und überließ Spanien, Neapel, die Niederlande mit der Franche-Comte sowie die amerikanischen Kolonien seinem Sohne

19. Unser Vaterland - S. 440

1900 - Berlin : Bruer
— 440 — weniger bedeutenden Jesuitenseminare hervor, in welchen klug geprüft wurde, an welcher Stelle der Einzelne am besten zu verwenden sei. Ja, um Weltton und Gewandtheit der Formen zu üben, wurden Theater, Fechtkunst und andere Dinge, von denen die Klöster nichts wußten, eifrig gepflegt, und die Geschichte ist sicher mehr von diesen Vätern der Gesellschaft Jesu beeinflußt worden, als von irgend einem andern Stande. Als Philipp die Regierung antrat, bestanden die Niederlande aus siebzehn blühenden Provinzen. Sie waren reich durch Handel und Gewerbe. Ihre Kauffahrteischiffe beherschten alle Meere der Erde. Der außerordentliche Wohlstand des Landes, der durch die milde Regierung der burgundischen Herzoge begünstigt worden war, erhöhte das Selbstgefühl der Niederländer, die ihre Rechte und Freiheiten eifrig zu wahren suchten, welche ihnen Philipp, gleich Karl V. bestätigt hatte. Doch Katholiken und Protestanten, alle Stände, Fürsten und Volk unterlagen jetzt einem, nach der spanischen Inquisition geordneten Glaubensgerichte, dessen Strenge, Heimlichkeit und Ungerechtigkeit schwer auf den Niederländern lastete. Da wiederholte Vorstellungen und Bitten ganz erfolglos blieben, schlossen die Stände, besonders der mißvergnügte Adel einen Bund (Kompromiß zu Breda, 1566), die teuern Vorrechte des Landes zu wahren. Es war darin ausdrücklich betont, daß die Mitglieder nichts wider Gott, König, Staat und Kirche unternehmen, aber die Inquisition nicht dulden wollten. Sie verfaßten eine Bittschrift, die Philipps Halbschwester, Margaretha von Partim, Statthaltern: der Niederlande, um Abstellung aller Ungerechtigkeiten anflehte, welche das Land zu erdulden hatte. Margaretha war trotz einer fast männlichen Festigkeit des Willens voll weiblicher Milde und allezeit bestrebt gewesen, das Volk zu beglücken, unter dem sie geboren und erzogen war. Als aber die Herren vom Adel, je vier und vier, gefolgt von der Volksmenge, ihrem Palajte entgegenzogen, war sie nicht wenig bestürzt. Erst das Wort eines ihrer Räte ermutigte sie, daß sie sich vor solchem Bettelgesindel (gueux, davon der spätere Parteiname Geusen) nicht zu fürchten brauche, und als sie versprach, die Inquisition einzustellen, schien der Sturm beruhigt. Mochte das Volk durch die leicht erlangte Zusage der erschrockenen Fürstin übermütig geworden sein, der Pöbel rottete sich in verschiedenen Orten zusammen und verwüstete in wenigen Tagen 400 Kirchen und Klöster. Darum fürchtete Margaretha mit Recht,

20. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 219

1888 - Habelschwerdt : Franke
219 Druck seiner Regierung erregte Unzufriedenheit und ertötete das geistige Leben des Volkes. A. Z>er Aöfass der Niederlande. Die erste Auflehnung gegen den Absolutismus Philipps Ii. ging von den Niederlanden aus. 1. Zustand der Niederlande. Dieselben bestanden damals aus 17 Provinzen, die von einem Generalstatthalter vermaltet wurden. Die einzelnen Provinzen hatten eigene Verfassungen und sandten in die Landesoer-tretung ihre Stände. Die wichtigste Regierungsbehörde war der Staatsrat zu Brüssel. Die Niederlande waren durch Handel und Industrie das reichste Land der Welt geworden. Neben Fleiß und Betriebsamkeit kennzeichnet die Niederländer namentlich der Sinn für geistige Bildung, Freiheitsstolz und Frohsinn. In politischer Beziehung gehörten die Niederländer früher zu Deutschland, und zwar zum burgundischen Kreise. Karl V. aber hatte ihre Trennung von Deutschland angebahnt, indem er sie zu einem Kronlande des habsburgischen Hauses machte, an Spanien verwies und die nationale Abneigung der Niederländer gegen die Spanier hierbei nicht berücksichtigte. Der verschlossene, ernste Philipp Ii. konnte sich bei dem Volke nicht beliebt machen. 2. Ursachen des Abfalls. Der Widerstand gegen die spanische Herrschaft ging vom hohen Adel aus und verbreitete sich allmählich über die Städte und das Land. Die Führer des Adels waren Wilhelm Gras von Nassau-Oranien (Taciturnus), ein Mann, der mit Energie eine berechnende Schlauheit verband, und Lamoral Graf von Egmont, durch sein leutseliges Wesen der Liebling des Volkes. In den Beweggründen ihrer Opposition vermischten sich politische und religiöse Bestrebungen: a) die spanische Besatzung des Landes widersprach den Landesprivilegien; b) der Adel strebte nach größerer Teilnahme an der Regierung, die unter der Statthalterin Margareta von Granoella, Bischof von Arms, säst willkürlich geleitet wurde und den Staatsrat, dessen Mitglieder die Adligen waren, verdunkelte; c) der Plan einer neuen Diözesaneinteilnng fand Widerspruch; d) die Regierung wollte dem Weitergreifen des Protestantismus durch die Einführung der Inquisition steuern. 3. Der Kampf bis zur Utrechter Union. Seit dem Jahre 1559 ließ Philipp Ii. die Niederlande durch Statthalter verwalten. a) Margareta von Parma, 1559—1567, eine Halbschwester Philipps. Um die Aufhebung der Inquisition durchzusetzen, vereinigte sich ein Teil des Adels in dem Kompromiß zu Breda und überreichte der Statthalter in eine Bittschrift zu Brüssel, 1566. Die spöttische Äußerung eines Mitgliedes des Staatsrates gab die Veranlassung, daß sich die Partei der Bittsteller Geusen nannte. Eine scheinbare Ermäßigung der Bestimmungen gegen die Protestanten konnte die Antragsteller nicht befriedigen. Überall nahm die Aufregung zu, und in Flandern brachen Kirchen- und Bilderstürme aus. Die Statthalterin schloß mit den