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1. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 314

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
314 wohl sie nicht zu ihrem Schuh, sondern zu ihrer Unterjochung unternommen wurden, beitragen. Nur in Betreff Holsteins ward scheinbar nachgegeben. Es ward aus dem Gesammtstaat entlassen und erhielt eine eigne Regierung, die zu Plön ihren Sitz nahm. Männer, d'e im Lande jedes Ansehens und Vertrauens entbehrten, sollten die holsteinischen Angelegenheiten leiten — natürlch wie man es in Kopenhagen für gut fand. So hatte man also einen Gesammt- staat ohne Holstein oder, was dasselbe ist, ein Dänemark bis an die Eider, wie es das „junge Dänemark" so lange ersehnt und erstrebt hatte. Jetzt war nur noch übrig, für Dänemark-Schleswig eine gemeinsame Verfassung zu geben, eine Maßregel, welche die Einverleibung Schleswigs vollendete. Eine solche Verfassung ward nun dem Reichsrath am 29. Sep- tember 1863 vorgelegt. Da konnte der Bund nicht länger in seiner Passivität verharren. Seine Drohungen hatten keinen Wandel geschafft, höchstens die Sache verschlimmert; so beschloß er denn am 1. October die Erecution. Deutsche Truppen sollten Holstein besetzen, deutsche Kommissaire das Land verwalten, um die Rechte des Bundes zu wahren. Das schreckte aber das kleine übermüthige Dänemark nicht. Der Reichs- rath ging ruhig an seine Arbeit — die Berathung einer Verfassung für Dänemark-Schleswig, und vollendete dieselbe am 13. November. Es fehlte nur noch die Unterschrift des Fürsten. Ii. Die Retter. Da legte sich die Vorsehung selber ins Mittel. Friedrich Vii. hielt sich im Herzogthum Schleswig auf Schloß Glücksburg auf und machte von dort aus Ausflüge nach andern Oertern im Herzogthum. Sein Interesse für Alterthümer führte ihn oft liaci) dem Moor von Brarup, in welchem schon manch schöner Fund gemacht war. Als er Anfang November bei rauher Witterung von einem solchen Ausflüge zurückkehrte, erkrankte er an der Gesichtsrose. Sein Zustand verschlimmerte sich von Tag zu Tag; am 15. November, dem ersten Tage nach der Geburt der neuen Verfassung, war der Zwingherr Schleswigholsteins, der Letzte seines Stammes , eine Leiche. Das verhaßte Band, das die Herzogthümer an Dänemark knüpfte, war zer- rissen; das Glockengelänte, das man auf Befehl der Regierung täglich in den Herzogthümern hörte, verkündigte den Bewohnern, daß die Stunde der Er- lösung aus dänischer Knechtschaft gekommen sei, und rief über Stadt und Land: D er H err d e r H e.e r s ch a a r e n wird Euch erretten. Der nächste Erbe des fchleswigholsteinischen Thrones, der Herzog Christian von Augustenburg, hatte sich bei dem Verkauf seiner Güter die Hände gebunden; der älteste Sohn dieses Fürsten aber, Prinz Friedrich von Augustenburg, zu dessen Gunsten der Vater jetzt auf die Herzogthümer ver- zichtete, trat an seine Stelle. Er hatte in den Jahren der Erhebung mit seinem Volke gekämpft, war mit den übrigen Gliedern seines Hauses seit 1851 aus seinem Vaterlande verbannt und erließ nun — am 16. November — von Schloß Dölzig in Schlesien aus eine Proklamation an die Schleswig- Holsteiner. „Von derueberzeugung durchdrungen, daß mein Recht Eure Rettung ist," schrieb er, „gelobe ich für mich und mein Haus zu Euch zu

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1. Die Neuzeit - S. 97

1905 - Leipzig : Hirt
101. Die deutsche Einigung. 97 Haltung seiner Hauptstadt nachgebend, genehmigte nach seiner Thron-besteigung eine schon ausgearbeitete neue Verfassung, wonach Schleswig vllig in Dnemark einverleibt werden sollte. Fr Schleswig-Holstein aber machte Friedrich von Augustenburg*) seine Ansprche geltend und wurde untersttzt durch den Deutschen Bund, der am Londoner Protokoll nicht beteiligt war, und durch die Stimmung des deutschen Volkes, das die endliche Befreiung der Herzogtmer forderte. Preußen und sterreich hatten zwar das Londoner Protokoll unterzeichnet, traten aber gegen die vertragswidrige Einverleibung Schleswigs auf und erklrten, als Dnemark hartnckig blieb, den Krieg. Ein preuisch-sterreichisches Heer unter dem Oberbefehl des 1864. greisen Wrangel rckte in Schleswig ein. Der Krieg wurde ent-schieden bei den Dppeler Schanzen, die durch die Preußen unter dem Prinzen Friedrich Karl nach siebenwchiger Belagerung erstrmt wurden. Da auf einer Londoner Konferenz die dnische Verblendung mige Friedensbedingungen zurckwies, wurde der Krieg fortgesetzt, und erst nach der Eroberung der Insel Alfen und der Besetzung ganz Jtlands durch die Verbndeten bequemten sich die Dnen im Wiener Frieden dazu, Schleswig-Holstein an Preußen und sterreich auszuliefern. 3. Zwiespalt zwischen Preußen und sterreich. Die gemeinsame Verwaltung des Landes durch Preußen und sterreich konnte keinen Bestand haben, da die Absichten der beiden Gromchte zu sehr auseinandergingen. sterreich wollte aus Schleswig-Holstein einen selbstndigen Kleinstaat unter Friedrich von Augustenburg machen. Auch Preußen war bereit, ihn anzuerkennen, aber unter der Bedingung, da er seine Truppen unter preuischen Oberbefehl stelle und den Kieler Hafen an Preußen berlasse, eine Bedingung, auf die der Augusten burger im Vertrauen auf den Beistand sterreichs nicht einging. Bismarck hatte im eigenen Lande die schwierigste Stellung: der Konflikt mit der Volksvertretung verschrfte sich; man hatte fr seine groen Plne kein Verstndnis und kein Zutrauen; der Ha gegen ihn zeitigte sogar einen Mord-versuch, bei dem er wie durch ein Wunder dem Tode entging. Im Gasteiner Vertrage i. I. 1865 kamen Preußen und fter- 1865. reich dahin berein, da Schleswig von Preußen, Holstein von fter-reich verwaltet werden sollte. Aber auch hierdurch konnte der Krieg nur hinausgeschoben werden. fterreich bertrug die. Entscheidung der Schleswig-Holstein dem Deutschen Bunde und bewirkte, als *) Sein Vater Christian hatte nach dem Londoner Protokoll auf Schleswig-Holstein verzichtet. Christensen, Grundri der Geschichte. Iii. B. 5. Aufl. 7

2. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 20

1908 - Berlin : Simion
— 20 — 7. Per Sieger in drei großen Iekdzügen. a) Der Krieg mit Dänemark \86^. Fern im Norden unseres Vaterlandes liegt das Land Schleswig-Holstein. Das wollte der König von Dänemark sich nehmen und hatte kein Recht dazu. Da baten die Schleswig-Holsteiner Preußen und Österreich um Schutz und Hilfe gegen Dänemark. Die preußischen und österreichischen Heere kamen herbei. Bei dem Orte Düppel hatten sich die Dänen sicher hinter großen Erdhaufen und Holzpfählen (Schanzen) versteckt und schossen aus ihrem Versteck auf die herannahenden Preußen. Diese stürmten am 18. April 1864 aus die verborgenen Dänen los und verjagten sie. Die Feinde blieben dann auf der Insel Alsen stehen, die in der Ostsee liegt. In der Nacht vom 28. zum 29. Juni fuhren die preußischen Soldaten in etwa 200 Fischerbooten nach der Insel hinüber und trieben am Morgen die Dänen auch hier fort. Nun wurde Friede geschlossen. Preußen und Österreich bekamen Schleswig-Holstein; beide wollten sie das Land regieren. b) Der Feldzug gegen (Österreich \866. Bald aber kam es zwischen diesen beiden Mächten auch zu einem Kriege, weil Österreich immer wieder Streit anfing um Schleswig-Holstein. Darum rückten drei starke preußische Heere in Böhmen ein und schlugen die Feinde in mehreren Schlachten. Der Hauptkampf war am 3. Juli 1866 bei Königgrätz. Vom frühen Morgen bis zum späten Nachmittag dauerte diese Schlacht. Der Kronprinz Friedrich kam mit seiner Armee aus der Ferne herbei und nahm noch rechtzeitig an dem Kampfe teil. Nun wurden die Österreicher in die Flucht geschlagen. Ant Abend traf der Kronprinz mit seinem Vater auf dem Schlachtfelde zusammen. Der König nahm den höchsten militärischen Orden von seiner Brust und hängte ihn seinem Sohne um den Hals mit den Worten: „Nimm ihn, du hast ihn ja verdient!" Nach einigen Wochen schloß Österreich Frieden und ließ Preußen allein in Schleswig-Holstein regieren. c) Der Krieg gegen Frankreich ^870/7 V Die neidischen Franzosen wollten das Glück Preußens gern zerstören. In ihrem Übermute suchten sie irgend einen Grund, mit uns Krieg anzufangen. Bald fanden sie einen. Die Spanier hatten ihre

3. Fürst Bismarcks Lebenswerk - S. 48

1903 - Leipzig : Scheffer
Christian in Dänemark und in Schleswig-Holstein regieren sollte, daß er aber die Schleswig-Holsteiner nicht zu Dänen machen dürfte. Das, was sie damals ausgemacht hatten, das hatten sie niedergeschrieben in einem Protokoll, das von jeder Großmacht ein Vertreter unterzeichnen mußte. Und da die Vertreter in London verhandelt und unterzeichnet hatten, so nannte man das Protokoll das Londoner Protokoll, und Prinz Christian wurde vom Volke der Protokollprinz genannt. Er sollte ja nur dann in Schleswig-Holstein regieren dürfen, wenn er die Schleswig-Holsteiner nicht zu Dänen machte. Nun hatte König Friedrich Vii. kurz vor seinem Tode ein Gesetz gegeben, darin sagte er: „Die Holsteiner können Deutsche bleiben, aber die Schleswigs sollen Dänen werden; Dänemark soll bis zur Eider reichen." Das war nun gegen das Londoner Protokoll; also das durften sich die Großmächte nicht gefallen lassen; sie konnten sich doch nicht von dem kleinen Dänemark auf der Nase herumspielen lassen. Nuu sagte man in ganz Deutschland: „Jetzt ist die Zeit da, daß Schleswig-Holstein ganz von Dänemark befreit werden muß; wir wollen Herzog Friedrich zum Landesherrn von Schleswig-Holstein machen, und der soll dann in den deutschen Bund als Bundesfürst eintreten. Preußen und Österreich sollen sich nicht mehr um das Londoner Protokoll kümmern; das haben die Dänen ja doch gebrochen; jetzt wollen wir es machen, wie wir wollen." Da sagte aber der preußische Minister von Bismarck: „Das wäre nicht klug von uns, wenn wir vom Londoner Protokoll zurücktreten wollten. Denn wenn wir Schleswig-Holstein für uns nehmen wollen, dann kommen die Engländer und Franzosen und Russen und sagen: ,Halt, das gilt nicht, das leiden wir nicht; Schleswig-Holstein soll nicht von Deutschland erobert werden, damit sind wir nicht einverstanden.' — So werden uns die anderen Großmächte zurufen. Deshalb

4. Die deutsche Geschichte in der Neuzeit seit 1740 - S. 72

1898 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
— 72 — die L-pannung zwischen den Oeiben Mächten so verschärft, daß schon damals ein seinbliches Zusammenstoßen unvermeiblich schien. Doch ronrbe die Abrechnung bnrch den bänischen Krieg, der sogar vorübergehend eine Waffenbrüberschast herbeiführte, verschoben. Der dänische Krieg (1864). König Friedrich Vii. von Dänemark starb 1863, und sein bnrch das Lonboner Protokoll von 1852 als Nachsolger bestimmter Nesse folgte ifjm als Christian Ix. aus dem Throne. Er würde dazu gebrängt, eine neue, für Dänemark mit Einschluß Schleswigs, aber mit Ausschluß von Holstein und dauenburg gegebene Verfassung zu beschwören, die eine Einverleibung Schleswigs in Dänemark bebeutete. währenb sich bieses 1852 verpflichtet hatte, die Rechte der beiben Herzogtümer Schleswig und Holstein zu achten. Zugleich machte bei* Prinz Friedrich von Augustenburg sein Erbrecht aus Schleswig und Holstein geltenb und würde sowohl in den Herzogtümern, als auch von den meisten kleinen beutfchen Staaten anerkannt. Zufolge eines Bnnbesbeschlusses rückten Bnnbestrnppen in Holstein ein, um das Recht des Augustenburgers zu schützen. An Schleswig aber hatte der Bunb fein Recht. Preußen und Österreich bagegen erklärten, an dem Londoner Vertrage festhalten zu wollen, wenn Dänemark seine damals in Bezug aus die Herzogtümer gegebenen Zusagen erfülle, und wenn Schleswig und Holstein nur durch Personalunion mit Dänemark verbunben blieben. Da Dänemark im Vertrauen aus die Hilfe des Aus-lanbe», besonbers Englanbs, sich weigerte, die Einverleibung Schleswigs zurückzunehmen, ließen Preußen und das aus Eisersucht ihm hierin solgenbe Österreich ihre verbünbeten Truppen in Schleswig einrücken, zusammen etwa 80 000 Mann. Das preußische Heer stand unter dem Prinzen Friedrich Karl, einem Neffen des Königs, das österreichische unter dem General von Gablenz. Den Oberbefehl über beibe führte der greife preußische Felbmarschall von Wrangel. Die Dänen räumten nach einigen für sie ungünstigen Gesechten, und nachdem die Preußen schon die Schlei überschritten hatten, die allzu ausgebehnte Stellung des Danewerkes und zogen sich mit der Hauptmacht aus die für uneinnehmbar geltenbe Stellung der Düppeler Schanzen auf der Halbinsel Sunbewitt, gegenüber der Insel Alsen, zurück. Die Preußen erstürmten nach längerer Belagerung unter des Prinzen Friedrich Karl die Düppeler Schanzen, 18. April. In kurzer Zeit waren alle Werke genommen und der Feind zum Rückzug nach Alsen gezwungen. Ein Waffenstillstand erfolgte, aber eine Konferenz bet*

5. Neues Realienbuch für Schule und Haus - S. 80

1910 - Bochum : Westfäl. Verl.- und Lehrmittel-Anst.
80 riefen die Schleswig-Holsteiner den Deutschen Bund um Hilfe an. Im Februar 1864 rückten 40 000 Preußen und 25 000 Österreicher unter dem Oberbefehl des Generalfeldmarschalls Wraugel in Holstein ein. Erstürmung der Düxxeler Schanzen (18. April 1864). Die Dänen hatten sich hinter dem Danewerk, einer ans 18 Schanzen gebildeten Be- festigung bei Schleswig, festgesetzt. Die Armee des Prinzen Friedrich Karl setzte über die Schlei und drohte den Dänen in den Rücken zu fallen. Des- halb zogen sich diese in die Düppeler Schanzen zurück. Dies waren 6 in hohe Erdwälle, die mit Gräben von 6 in Breite und 4 in Tiefe umgeben waren. In den Gräben standen Reihen von spitzen Pfählen. Alle Schanzen waren mit Kanonen besetzt und durch Straßen miteinander verbunden. In langen, tiefen Laufgräben näherten sich die Preußen den Schanzen. Am 18. April sollte der Sturm auf die Schanzen stattfinden. In der Nacht erhielten die dazu bestimmten Regimenter den Befehl, in den Laufgräben Aufstellung zu nehmen. Zu gleicher Zeit eröffneten die Preußen auf die Schanzen ein furchtbares Kanonen- feuer. Um 10 Uhr verstummte der Kanonendonner. Es erscholl das Kommando: „Vorwärts zum Sturm!" Unter den Klängen des Preußenlicdes stürmten die tapferen Krieger auf die Schanzen los. Ein furchtbarer Kugelregen empfing sie. Aber unaufhaltsam drangen die Tap- feren vor. Noch sind die Palissaden zu beseitigen. Da springt Pionier Klinke vor. „Geht zur Seite," ruft er, „ich werde ein Loch machen. Herein müßt ihr, Kameraden." Dann reißt er den Pulversack von der Schulter, hängt ihn an die Palissaden und entzündet ihn. Mit einem furchtbaren Krach stie- den die Planken in die Luft. Der Weg ist frei. Aber auch Klinke liegt in sei- nem Blute. Nach dreistündiger, blutiger Arbeit weht von sämtlichen 10 Schanzen die schwarz-weiße Fahne der Sieger. Ein österreichischer General, der dem Kampfe zugeschaut hatte, rief aus: „Hut ab vor einer solchen Armee!" Ein französischer General äußerte: „Mit solchen Truppen wäre die Welt mein." Übergang nach Alfen. Friede. Die Reste des geschlagenen Heeres zogen sich aus die Insel Alsen zurück. In der Nacht vom 28. ans den 29. Juni setzten die Preußen in 160 Kähnen nach Alsen über. Nach mehrstündigem, heftigem Kampfe ergaben sich die Dänen oder flohen ans ihre Schisse. Im Frieden zu Wie n traten die Dänen Schleswig-Holstein nebst Lauen- burg an Preußen und Österreich ab. Der Deutsche lirieg (1866). Veranlassung. Anfänglich wurden die beiden Herzogtümer Schleswig- Holstein von Preußen und Österreich gemeinschaftlich verwaltet. Deutsche Klein- staaten, die auf Preußen neidisch waren, wollten aus den Herzogtümern einen selbständigen Staat machen und an die Spitze desselben den Herzog Friedrich von Augnstenbnrg, den Vater unserer Kaiserin, stellen. Österreich billigte den Vorschlag. Preußen dagegen wollte nur dann zustimmen, wenn der Herzog sein Heer der preußischen Armee einverleibe. Da der Herzog darauf nicht ein-

6. Nr. 16 - S. 75

1911 - Breslau : Hirt
I Geschichte. 75 kerung Preußens seitdem von 12 auf 18 Millionen stieg. Deshalb ließ der König fortan bedeutend mehr junge Männer zum Heeresdienst ausheben als bisher. Die Waffen wurden durch Einführung des Zündnadelgewehrs und der Hinterladekanonen erheblich verbessert. Der Ratgeber des Königs in militärischen Dingen war der Kriegsminister von Rvon (Bild 29). Da der preußische Landtag zur Ausrüstung und Unterhaltung des verstärkten Heeres nicht die nötigen Mittel bewilligte, kam der König in eine schlimme Lage. Es war ein Glück für ihn, daß ihm der kluge und mutige Ministerpräsident von Bismarck zur Seite stand, und daß sich bald Gelegenheit bot, zu beweisen, wie notwendig und zweckmäßig die Vermehrung und Verbesserung des Heeres für Preußen gewesen war. 3. Der Dänische Krieg (1864). Um die Mitte des 15. Jahrhunderts starben die Herzöge von Schleswig-Holstein aus. Weil das dänische Königs- haus mit ihnen verwandt war, fiel ihm die Herrschaft über beide Länder 29. Graf Roon. 30. Prinz Friedrich.^Karl. zu. Es wurde jedoch bestimmt, daß Schleswig und Holstein nie geteilt und nie mit Dänemark vereinigt werden sottten. Als aber im Jahre 1863 der König von Dänemark starb, zwangen die Dänen seinen Nachfolger, Schleswig- Holstein wie eine dänische Provinz zu verwalten. Preußen und Österreich suchten Dänemark zunächst durch Verhandlungen zu bewegen, die alten Be- stimmungen anzuerkennen. Als dies aber nicht gelang, schritten sie zum Kriege. 1861 rückten preußische und österreichische Truppen unter dem Ober- befehl des Feldmarschalls von Wrangel in Schleswig ein. Nachdem die Dänen zur Räumung des Danewerks gezwungen waren, wichen sie in die Düppeler Schanzen zurück, die mit vielen großen Kanonen besetzt und mit Gräben und Pfahlwerk befestigt waren. Die Österreicher drangen nun nach Norden bis Jütland vor. Die Preußen aber belagerten die Düppeler Schanzen, erstürmten sie am 18. April und zwangen den Feind, über den Sund nach der Insel Alsen zu entweichen. Die Dänen brachen hinter sich die Schiff-

7. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 490

1911 - Leipzig : Dürr
490 Prosaheft Vil Dies geschah erst 1864 mit dem Tode Friedrichs Vii. Jetzt galt es zu handeln, jetzt war Schleswig-Holstein auch für den Zuschauer wieder „in Szene gesetzt". Mit einem Schlage erwachte die alte Be- geisterung aufs neue, und man vernahm das — für kurze Zeit — ganz wahre Wort: daß fortan in Sachen Schleswig-Holsteins alle Partei unter den Deutschen aufhöre, daß nur eine öffentliche Meinung bestehe. Übrigens hatte sich der allgemeine Standpunkt gegen früher nun- mehr völlig umgekehrt. Von 1845—48 half Schleswig-Holstein den Gedanken der strafferen deutschen Einigung wecken; 1864 hingegen war es das seit dem italienischen Krieg immer dringender gewordene Streben nach dem deutschen Bundesstaate, dem Reich, welches die gebildete Masse für Schleswig-Holstein begeisterte. Das Mittel war Zweck; die mut- maßliche Folge war Herr geworden über die bewegende Ursache. Preußen benutzte diesen Umschwung der öffentlichen Meinung mit großem Scharf- blick. Es zerhieb den Knoten der Rechtsfrage mit dem Schwerte, es zerhieb zugleich das Recht, wofür es anscheinend stritt. Die Erbfolge des Augustenbnrgischen Hauses wurde beseitigt und die politische Selb- ständigkeit der verbundenen Herzogtümer obendrein. Was tausend Rechtsdeduktionen verlangt hatten, das wurde nicht erfüllt; aber was im Liede gesungen war, was die Gefühlspolitik der deutschen Volks- stimme gefordert hatte, das erfüllte sich. Das meerumschlungene Land blieb „deutscher Sitte hohe Wacht"; ungeteilt blieb die „Doppeleiche unter einer Krone Dach", „das Vaterland wankte nicht", — alles, wie's im Liede steht; der Dänentrotz war gebrochen, die fremden Einspruchsgelüste be- seitigt, dem deutschen Reiche, der deutschen Seemacht eine neue Zukunft vorbereitet. Zwar in den Herzogtümern vergaß man nicht sofort das genaue Recht, um das man eigentlich gekämpft hatte; aber das allgemeine Ziel war erreicht, der nationalen Begeisterung ein Genüge getan, und also beruhigte sich auch die öffentliche Meinung. Sie schloß ab mit ihrem „Schleswig-Holstein", weil die ungelöste Rechtsfrage, unverständ- lich für die meisten, mit dem Nordbunde, mit dem neuen Reich abschloß, wofür man im Herzen ein Verständnis fand. Und nun wiederhole ich meinen Satz: „Die Politik des Verstandes muß sich erst zur Gefühlspolitik verdunkeln und verklären, um von der öffentlichen Meinung durchgreifend erfaßt zu werden." Er wird jetzt nicht mehr paradox erscheinen. Ich spreche da ein verspottetes und verpöntes Wort gelassen aus — Gefühlspolitik! Als den wahren Drachentöter der deutschen Gefühlspolitik nennt man den Fürsten Bismarck. Er soll die reine Realpolitik an ihrer Statt auf den Thron gehoben haben, die Staatskunst, welche nur auf Tat- sachen fußt, mit Tatsachen rechnet, nicht mit Stimmungen, Gefühlen, Leidenschaften. Und wirklich ist er der große Realpolitiker; er wurde

8. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 67

1902 - Leipzig : Hirt
93. Wilhelm I. bis zur Grndung des Norddeutschen Bundes. 67 Vergebens wandte Bismarck seine ganze Beredsamkeit auf, um die widerstrebende Mehrheit des Abgeordnetenhauses zu berzeugeil. Man spottete der den Mann von Blut und Eisen";*) aber der Mann, auf den der grte Teil des Volkes mit Ha oder Mitrauen blickte, begngte sich damit, da er das Vertrauen des Knigs besa, und gab nicht nach. (Konfliktszeit.) 4. Der zweite Schleswig-Holsteinische Arieg, 1864. Die Zerfahrenheit der deutschell Verhltuisse ermutigte die Danen, die Vergewaltigung der Herzogtmer fortzusetzen. Christian Ix., der drohendeil Haltung seiller Hauptstadt nachgebend, genehmigte nach seiner Thronbesteigung eine schon ausgearbeitete neue Verfassung, wonach Schleswig vllig in Dnemark einverleibt werden sollte. Fr Schleswig-Holstein aber machte Friedrich von Augustenbnrg**) seine Ansprche geltend und wurde untersttzt durch den Deutschen Bund, der am Londoner Protokoll nicht beteiligt war, und durch die Stimmung des deutscheil Volkes, welches die endliche Befreiung der Herzogtmer forderte. Preußen und sterreich hatten zwar das Londoner Protokoll unterzeichnet, traten aber gegen die vertragswidrige Einverleibung Schleswigs auf und er-klrten, als Dnemark hartnckig blieb, deil Krieg. Eiil preuisch-sterreichisches Heer uuter dem Oberbefehl des greifen Wrangel rckte 1864. in Schleswig ein. Der Krieg wurde entschieden bei den Dppel er Schanzen, die durch die Preußen unter dem Prinzen Friedrich Karl nach siebenwchiger Belagerung erstrmt wurden. Da auf einer Lon-doner Konferenz die dnische Verblendung mige Friedensbedingnngen zurckwies, wurde der Krieg fortgesetzt, und erst nach der Eroberung der Insel Alfen und der Besetzung ganz Jtlands durch die Ver-bltbeten bequemten sich die Dnen im Wiener Frieden dazu, Schles-wig-Holsteiu an Preußen und sterreich auszuliefern. 5. Zwiespalt zwischen Preußen und (sterreich. Die gemeinsame Verwaltung des Landes durch Preußen und sterreich konnte keinen Bestand haben, da die Absichten der beiden Gromchte zu sehr aus-einander gingen. sterreich wollte ans Schleswig-Holstein einen selbstndigen Kleinstaat unter Friedrich voll Augustenbnrg machen. Auch Preueu war bereit, ihu anzuerkennen, aber unter der Bedingung, da er seine Trnppeit unter preuischen Oberbefehl stelle und den Kieler *) Nicht durch Reden und Mehrheitsbeschlsse werden die groen Fragen der Zeit entschieden dies ist der Fehler von 1848 und 49 gewesen sondern durch Eisen und Blut." (Bismarck im Abgeordnetenhause.) **) Sein Vater Christian hatte nach dem Londoner Protokoll auf Schleswig-Holstein verzichtet.

9. Bd. 1 - S. 15

1913 - Leipzig : Poeschel
Vir Entstehung ües Deutschen Reiches 15 Bestimmung aber war, daß Preußen selbst den Bundestag wieder beschicken und die Mitglieder seiner eigenen Union dazu auffordern mußte. Der alte deutsche Bund beginnt 1851 von neuem. Während die meisten der Einzelstaaten Verfassungen erhalten haben, scheint es, als ob die deutsch-nationale Bewegung keinen Fortgang nehmen wolle. Aber auch damals sehen wir, wie Preußen das Ziel nicht aus dem Auge verliert. Abgesehen davon, daß es zäh festhält am Zoll- verein, erwirbt es 1853 den Jadebusen, um dort einen Kriegs- hafen anzulegen, und beginnt eine Flotte zu bauen. Der preußisch-österreichische Gegensatz erfährt in derselben Zeit eine Verschärfung durch die Schleswig-Holsteinische Frage, die seit 1848 die Diplomatie beschäftigte und schon mehrere Kriege verursacht hatte. Die männliche Linie des dänischen Königshauses stand 1848 nur noch auf den Augen Friedrichs Vii., nach dessen Tode die weibliche Linie erbberechtigt war. Mit Dänemark war Schleswig-Holstein m Personalunion vereinigt. Von diesen beiden Herzogtümern ge- hörte Holstein zum Deutschen Bunde, in dem der König von Däne- mark als Herzog von Holstein Sitz und Stimme hatte. In Schleswig- Holstein galt das salische Erbfolgegesetz, wonach die weibliche Linie von der Regierung ausgeschlossen ist. Hier war der Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg erbberechtigt. Die Schwierigkeit hätte leicht behoben werden können, wenn Dänemark Schleswig einverleibt und den deutschen Besitz Holstein preisgegeben hätte. Aber dieser Lösung stand die Bestimmung des Jahres 1460 entgegen, wonach beide Herzogtümer „up ewig un- gedeelt" bleiben sollten. Nach diesem Stand der Frage war eine friedliche Lösung un- möglich, es sei denn, daß eine der beteiligten Mächte, Dänemark, Schleswig, Holstein oder der deutsche Bund, auf seine Rechte ver- zichtet hätte. Das deutsche Volk war von dem Gedanken erfüllt, bei dieser Gelegenheit die Herzogtümer Deutschland einzuverleiben. Und als Friedrich Vii. eine Erbordnung für die Herzogtümer im Sinne

10. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 293

1898 - Altenburg : Pierer
293 1. Wie kommen Deutschlands Fürsten und Völker dazu, ge-meinsam um Schleswig-Holstein zu kmpfen? 2. Ob es ihnen gelingt, die Herzogtmer von fremder Herrschaft zu befreien? Synthese: Wie kamen also die beiden Mchte dazu, um Schleswig-Holsteins willen den Kampf mit Dnemrk zu führen? Der letzte König aus dem alten dnischen Knigshause, Friedrich Vii. versuchte es, das Deutschtum in dem Herzogtum auszurotten und Schleswig zu einer dnischen Provinz zu machen. Wie wird er dies anfangen? (Dnische Beamte, dnische Sprache in den Schulen, vor den Gerichten, Predigten in dnischer Sprache zc.) Der König lie sich durch seine Ratgeber auch dazu bewegen, eine neue Verfassung auszuarbeiten. Welche Bestimmungen der Schleswig? So war es, die Rechte Schleswigs wurden durch diese Verfassung gnzlich vernichtet, Schleswig wurde da-durch zur dnischen Provinz gemacht und verlor seine Selbstndigkeit. Ehe jedoch diese neue Verfassung zur Durchfhrung gelangte, starb Friedrich Vii. und, da er kinderlos war, folgte ihm ein Verwandter als König von Dnemark. Dieser genehmigte die neue Verfassung und wollte sie im Lande einfhren. Doch dagegen wehrten sich die beiden Herzog-tmer. Sie erklrten, da durch den Tod Friedrichs Vii. ihre Verbindung mit Dnemark berhaupt gelst sei und da sie sich einen eigenen Herzog whlen wrden. Uberall in den Herzogtmern ertnte jetzt das zur Nationalhymne gewordene Lied: Schleswig-Holstein meerumschlungen,, deutscher Sitte hohe Wacht, wahre treu, was schwer errungen, bis ein schnrer Morgen tagt!" Der Bundestag widersetzte sich auch der Einverleibung Schleswigs in Dnemark. Doch der Widerspruch half nichts. Da man auch in allen deutschen Gauen fr Schleswig-Holstein Partei nahm, so gingen Preußen und Osterreich gemeinsam vor und verlangten die Auf-Hebung der neuen Verfassung und die Wiederherstellung der Rechte der beiden Herzogtmer. Der Dnenknig., leistete dieser Aufforderung nicht Folge. Da erklrten Preußen und Osterreich an Dnemark den Krieg. Zusammenfassung. Wie die Rechte der Herzogtmer Schleswig-Holstein durch den Dnenknig verletzt wurden. Wie wird sich der Kampf gestaltet haben? Schon im Januar 1864 rckte das preuisch-sterreichische Heer in Holstein ein. Am 1. Februar wurde der Grenzflu zwischen Holstein und Schleswig, die Eider, berschritten. Siegreich rckten die vereinigten Truppen vor. Die Dnen verloren eine Festung nach der andern; selbst das Danewerk" bei Schleswig vermochten sie nicht zu halten. Nur noch zwei Bollwerke hatten sie, wo sie sich gegen den Feind verteidigen konnten; die Festung Friedericia und die Dppler Schanzen. Whrend die sterreichische Armee die erstere nehmen sollte, hatte die preuische die Aufgabe, die Dppler Schanzen zu erstrmen. Diese Schanzen zogen sich in zwei Reihen von Norden nach Sden hin und stieen an beiden Endpunkten ans Meer. Hinter den Schanzen erstreckte sich der schmale Alsensund, der welchen eine Brcke nach der Insel Alfen fhrte. Die Schanzen bestanden aus 6 Meter hohen Erdwllen, vor welchen Grben lagen, die 6 Meter breit und 4 Meter tief waren. In denselben standen

11. Geschichte für evangelische Schulen - S. 75

1911 - Breslau : Hirt
I Geschichte. 75 kerung Preußens seitdem von 12 auf 18 Millionen stieg. Deshalb ließ der König fortan bedeutend mehr junge Männer zum Heeresdienst ausheben als bisher. Die Waffen wurden durch Einführung des Zündnadelgewehrs und der Hinterladekanonen erheblich verbessert. Der Ratgeber des Königs in militärischen Dingen war der Kriegsminister vonroon (Bild 29). Da der preußische Landtag zur Ausrüstung und Unterhaltung des verstärkten Heeres nicht die nötigen Mittel bewilligte, kam der König in eine schlimme Lage. Es war ein Glück für ihn, daß ihm der kluge und mutige Ministerpräsident von Bismarck zur Seite stand, und daß sich bald Gelegenheit bot, zu beweisen, wie notwendig und zweckmäßig die Vermehrung und Verbesserung des Heeres für Preußen gewesen war. 3. Der Dänische Krieg (1864). Um die Mitte des 15. Jahrhunderts starben die Herzöge von Schleswig-Holstein aus. Weil das dänische Königshaus mit ihnen verwandt war, fiel ihm die Herrschaft über beide Länder zu. Es wurde jedoch bestimmt, daß Schleswig und Holstein nie geteilt und nie mit Dänemark vereinigt werden sollten. Als aber im Jahre 1863 der König von Dänemark starb, zwangen die Dänen seinen Nachfolger, Schleswig-Holstein wie eine dänische Provinz zu verwalten. Preußen und Österreich suchten Dänemark zunächst durch Verhandlungen zu bewegen, die alten Bestimmungen anzuerkennen. Als dies aber nicht gelang, schritten sie zum Kriege. 1864 rückten preußische und österreichische Truppen unter dem Oberbefehl des Feldmarschalls von Wrangel in Schleswig ein. Nachdem die Dänen zur Räumung des Danewerks gezwungen waren, wichen sie in die Düppeler Schanzen zurück, die mit vielen großen Kanonen besetzt und mit Gräben und Pfahlwerk befestigt waren. Die Österreicher drangen nun nach Norden bis Jütland vor. Die Preußen aber belagerten die Düppeler Schanzen, erstürmten sie am 18. April und zwangen den Feind, über den Sund nach der Insel Alfen zu entweichen. Die Dänen brachen hinter sich die Schiff* 29. Graf Roon. 80. Prinz Friedrich Karl.

12. Teil 3 - S. 276

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 276 — Schleswi g auszurotten und das Dänentum in demselben zur Herrschaft zu bringen. In rücksichtsloser, verletzender Weise wurde das volle Maß übermütiger und gewalttätiger Fremdherrschaft über das unglückliche Land ausgeschüttet. Dänische Beamte, dänische Prediger und Lehrer, oft Männer ohne Sitte, Ehre und Gerechtigkeitsgefühl, wurden angestellt; vor den Gerichten sollte in dänischer Sprache verhandelt, in Kirche und Schule die deutsche Sprache durch dänische Predigt und dänischen Unterricht verdrängt werden. Das ganze dänische Volk, besonders die leidenschaftliche Bevölkerung Kopenhagens, betrachtete es als Verdienst, ihren Haß und ihre Rachsucht über die Deutschen auszugießen. Jeder einzelne Däne sah in dem deutschen Schleswigs einen persönlichen Feind und hielt es für seine Pflicht, das deutsche Wesen im Norden der Eider von der Erde zu vertilgen. Auch am Hofe des Königs gab es eine Partei, deren Grundsatz es war, Dänemark müsse bis zur Eider, dem Grenzfluß zwischen Schleswig und Holstein, reichen. Man nannte diese Leute „die Eiderdänen". Mit kleinlichem Haß unterdrückte und verfolgte man alle Regungen deutscheu Nationalbewußtseins, zerriß man alle Bande, die Schleswig an die stammverwandten deutschen Völker knüpfte, erstickte man alle Erinnerungen an die deutsche Vergangenheit. Dänisches Militär lag über das ganze Schleswig-Holstein zerstreut, um der Zwingherrschaft der Polizei und Amtleute den rechten Nachdruck zu geben, während die Söhne des Landes über das Meer geführt wurden, um in den dänischen Kolonieen ihrer Heimat zu vergessen oder als Geiseln festgehalten zu werden. Armee und Flotte, Zoll, Post, Münze, alle staatlichen Einrichtungen sollten dänisch sein. Das alte Band zwischen Schleswig und Holstein war zerschnitten; diese Herzogtümer sollten nur noch als zerrissene Glieder des dänischen Staates neben Jütland und dem Jnselreich gelten. Der Druck gegen das deutsche Wesen erreichte den höchsten Grad. „Was mir jetzt noch in den Weg kommt, soll zertreten werden!" äußerte sich ein dänischer Minister. Endlich im Jahre 1863, dem letzten Jahre seiner Regierung, brachten „die Eiderdänen" den König Friedrich Vii. dazu, daß er eine Verfassung ausarbeitete, welche alle besonderen Rechte Schleswigs vernichtete, jeden Unterschied zwischen Schleswig und dem eigentlichen Dänemark aufhob und beide zu einem einheitlichen Gesamtstaat vereinigte, dem sich dann Holstein, von Dänen nach dänischen Interessen regiert, anschließen sollte. Damit war das uralte Recht der beiden Elbherzogtümer, auf ewig ungeteilt beisammen zu bleiben, mit Füßen getreten. Aber das Schicksal zerschnitt den ungerechten Plan. Bevor diese Verfassung noch ins Werk gesetzt werden konnte, zwei Tage, nachdem sie vom dänischen Reichsrat genehmigt worden war, ereilte den König plötzlich der Tod, noch ehe er der neuen Verfassung seine Zustimmung gegeben. Da er kinderlos war, so folgte ihm ein Verwandter, Christian Ix., als König von Dänemark

13. Illustrierte preußische Geschichte - S. 244

1904 - Breslau : Hirt
244 Zweiter Zeitraum. König von Dänemark mit Napoleon ein Bündnis schloß, hatten die Elbherzogtümer von den Engländern viel zu leiden, die damals Helgoland an sich rissen, das sie nach den Befreiungskriegen auch behielten. Holstein, das bis 1806 dem deutschen Reiche angehört hatte, wnrde auch in den Deutschen Bund aufgenommen. Durch die Befreiungskriege war auch in Schleswig-Holstein das deutsche Bewußtsein reger geworden; bte Dänen aber, die Norwegen verloren hatten, waren jetzt um so eifriger bemüht, die für sie so wichtigen Herzogtümer nicht nur festzuhalten, sondern ganz dänisch zu machen. Da nun der Mannesstamm des dänischen Königshauses dem Aussterben nahe war, in Dänemark die weibliche Linie, in Schleswig eine männliche Nebenlnue folgen mußte, so erklärte Christian Viii. durch den „offenen Brief" (1846) daß Schleswig - Holstein stets unzertrennlich mit Dänemark verbunden bleiben also auch m werblicher Linie forterben solle, während die Schleswig-Holsteiner das bevorstehende Erlöschen der älteren Linie ihres Herrscherhauses zu benutzen gedachten um von Dänemark loszukommen. Herzog Christian, das Haupt der Augustenburger Familie, dre nach sallschem Gesetz zur Erbfolge in Schleswig-Holstein berechtigt war. protestierte samt seinem ganzen Hause gegen den „offenen Brief" und verlangte namens der schleswig-holsteinischen Stände eine gemeinsame neue Verfassung für die Herzogtümer. Christians Veh. Nachfolger Friedrich Vii. brachte die Empörung zum Ausbruch, indem er Schleswig einverleibte und Holstein eine freie Verfassung versprach. Sofort erhoben sich die Schleswig-Holsteiner, und deutsche Turner und Studenten eilten ihnen zu Hilfe. Der König von Preußen sandte den greisen Feldmarschall Wrangel, der das Danewerk zerstörte und die Dänen nach einem Siege bei Düppel ans dem Lande trieb. Als aber preußische Truppen auch in Jütland einrückten, um sich für den Schaden zu rächen, den die dänische Flotte dem preußischen Handel zufügte, traten die europäischen Großmächte dazwischen, die den dänischen Gesamtstaat zu erhalten wünschten; besonders Rußland nahm eine so drohende Haltung an, daß Friedrich Wilhelm Iv., der ohnehin die Erhebung der Herzogtümer als eine Art Revolution ansah, zu Malmö einen Waffenstillstand aus sieben Monate schloß. Aber die Verhandlungen mit Dänemark zerschlugen sich; im Frühjahr griffen die Bewohner der Herzogtümer abermals zu den Waffen, unterstützt von deutschen Bundestruppen. Wieder wurden die Dänen geschlagen, und die schleswig-holsteinische Armee verfolgte den Feind bis unter die Thore von Fridericia; die Bnudes-truppeu folgten nur zögernd. Zum zweitenmal ward unter dem Druck auswärtiger Mächte ein Waffenstillstand geschlossen; die übrigen deutschen Bundestruppen kehrten heim, nur die Preußen hielten noch Schleswig besetzt. Ein ganzes Jahr ruhte nun der Krieg; dann schloß Preußen mit Dänemark Frieden und überließ die Schleswig-Holsteiner ihrem Schicksal. Aber unverzagt setzten diese, obwohl sie vor Fridericia durch die ausfallenden Dänen schon eine empfindliche Niederlage erlitten hatten, den Krieg gegen den ihnen jetzt weit überlegenen Gegner fort. Nachdem sie auch noch bei Jdstedt (Juli 1850) geschlagen waren, vermochten sie sich nur mit Mühe noch kurze Zeit zu halten. Inzwischen hatte sich Preußen ans dem Tage zu Olmütz (S. 246) vor Rußland und Österreich gebeugt; Preußen und Österreich forderten nun von den Schleswig-Holsteinern die Einstellung der Feindseligkeiten und sandten Truppen ab, um sich Gehorsam zu erzwingen. In dem Londoner Protokoll (8. Mai 1852) bestimmten dann die europäischen Großmächte, daß der dänische Gesamtstaat ungeteilt auf den Prinzen Christian von Glücksburg übergehen solle.

14. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 112

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 112 — 58. Schleswig-Holstein, meerumschlungen. Von Matthäus Friedrich Chemnitz. Schleswig-Holstein, meerumschlungen, deutscher Sitte hohe Wacht, wahre treu, was schwer errungen, bis ein schön'rer Morgen tagt! Schleswig-Holstein, stammverwandt, wanke nicht, mein Vaterland! Ob auch wild die Brandung tose, Flut auf Flut von Bai zu Bai: o, laß blühn in deinem Schoße deutsche Tugend, deutsche Treu! Schleswig-Holstein, stammverwandt, bleibe treu, mein Vaterland! Doch, wenn inn're Stürme wüten, drohend sich der Nord erhebt, schütze Gott die holden Blüten, die ein mild'rer Süd belebt! Schleswig-Holstein, stammverwandt, stehe fest, mein Vaterland! Gott ist stark auch in den Schwachen, wenn sie gläubig ihm vertraun; zage nimmer, und dein Nachen wird trotz Sturm den Hafen schaun. Schleswig-Holstein, stammverwandt, harre aus, mein Vaterland!

15. Teil 1 - S. 201

1891 - Essen : Bädeker
201 war Preußen trotz der vorher erwähnten Mißklänge sofort bereit, sich mit Österreich zu gemeinsamem Handeln zu verbinden. Die Sache verhielt sich so: Herzog von Holstein und Schleswig war zwar der König von Däne- mark; aber diese Länder gehörten nicht zum dänischen Staate, sondern bildeten nach altem Rechte selbständige miteinander verbundene Staaten, die nach eigenen Landesgesetzen regiert werden sollten. Dennoch sing die dänische Regierung schon in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts an, das her- gebrachte Recht der Herzogtümer zu verdunkeln. Friedrich Vii. gab ihnen sogar zu Anfang des Jahres 1848 eine gemeinsame Verfassung mit Däne- mark und suchte sie auf immer mit Dänemark zu vereinigen. Das war eine schwere Verletzung der Rechte Holsteins und Schleswigs, und da sich in ganz Deutschland eine große Teilnahme für das deutsche Bundesland Holstein geltend machte, so hatte der damalige König von Preußen, Friedrich Wilhelm Iv., zum Schutze der Herzogtümer eine Armee unter Wrangel hingesandt. Dieser schlug am 23. April 1818 die Dänen bei Schleswig und besetzte die große, dänische Halbinsel bis zur äußersten Spitze von Jütland. Aber England und Rußland nötigten Preußen, die Herzogtümer sich selbst zu überlassen, und so endete durch den Frieden von 1850 der erste schleswig- holsteinsche Krieg. Die Dänen aber erfüllten nicht, was ihnen zur Bedingung des Friedens gemacht worden war, sondern, behandelten die Herzogtümer wie dänisches Land; sie besetzten die kirchlichen Ämter mit dänischen Geistlichen, stellten in den Schulen dänische Lehrer an, vergaben die verschiedenen Stellen der Landes- verwaltung an dänische Beamte und suchten deutsche Sitte und die deutsche Sprache allmählich ganz aus dem Lande zu verdrängen. Das arme Volk seufzte; aber der dänische Übermut stieg immer noch höher. Im März 1863 sonderte zwar Friedrich Vii. Holstein und Lauenburg von dem dänischen Staate ab, jedoch Schleswig riß er von beiden los, um es Dänemark einzuverleiben. Das ging den Schleswigern und Holsteinern, deren Losung ist: „Up ewig ungedeelt," wie ein Schwert durchs Herz, und dieser Gewalt- streich erweckte auch in ganz Deutschland den heftigsten Unwillen. Österreich und Preußen verbanden sich nun miteinander, um den König von Dänemark mit Gewalt zu zwingen, seine widerrechtlichen Absichten aufzugeben. Noch ehe die Feindseligkeiten begannen, starb der dänische König. Es folgte ihm Christian Ix. aus dem Geschlechte der Herzöge von Glücksburg. Auch er gab den Dänen Gehör, deren Losung war: „Fort mit dem Deutschtum aus Schleswig und mit der Zeit auch aus Holstein!" Solchem Trotz gegenüber kam es nun zum zweiten schleswig-holsteinschen Kriege. Es rückten die Österreicher und die Preußen unter den: alten Feldmarschall Wrangel, der die Dänen schon 1818 einmal aus Schleswig herausgejagt hatte, in Holstein ein, und am 1. Februar 1861 gingen die verbündeten Truppen über die Eider. Ihr Ziel war das berühmte „Dannewerk", ein durch Wälle und Gräben, durch Schanzen und Türme befestigter Danun, an dem die Dänen seit 1850 gebaut hatten, und von dem sie glaubten, es werde ihn kein Feind erstürmen können. Diese Festungsanlagen sollten die Grenze zwischen Schleswig und Holstein sichern. Während dessen ging ein preußisches Corps unter dem tapferen Prinzen Friedrich Karl der Ostseeküfte näher nach Norden und Begann am 2. Februar eine Kanonade auf die Schanzen von Missunde an der Schlei. Obgleich dichter Nebel auf dem Schnee- gefilde lag, machten die preußischen Kanoniere ihre Sache doch so gut, daß

16. Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 149

1892 - Berlin : Simion
— 149 — sie sich für Christian, weil Adel und Geistlichkeit von der Herr-fchaft eines fremden Königs mehr Vorteil für ihre Sonderintereffen erwarteten. Doch ließen sich die Stände vorher von ihm nicht bloß ihre Privilegien, sondern auch die staatsrechtliche Einheit Schlewig-Holsteins („up ewig ungebeelt") verbriefen und wählten dann (zu Ripen im März 1460) din König Christian I. zum Herzog von°^Lcmmg ünt^rafen von Holstein. 400 Jahre lang hat seitdem die Kraft Schleswig-Holsteins zu Meer und Land dem dänischen Reiche gedient. Der dänische König aber war nun für Holstein, welches der Kaiser 1474 zum Herzogtum erhob, ein deutscher Reichsstand. Christians I. Söhne teilten die landesherrlichen Güter und Einkünfte in Schleswig-Holstein so, daß der ältere, König Johann, den „Segeberger Anteil" (mit Rendsburg), der jüngere, Herzog Friedrich, den „Gottorper Anteil" bekam; die Regierung der beiden Lande blieb gemeinsam. Zur Unterjochung der Dit-marschen Bauern brachten der König-Herzog und der Herzog mit Hilfe der benachbarten niederdeutschen Fürsten und Edelleute ein Heer von 20 000 Mann ins Feld; sie erlitten aber zwischen den Gräben und Deichen der Marsch bei Hemm.i.nastedt (Februar 1500) von den Bauern (Jwrand unodietapfere Telse) eine Ihatte Niederlage. Anderwärts in Schleswig-Holstein gelang es der Ritterschaft, begünstigt von den Königen, die Bauern zu Knechten herabzudrücken. Nachdem Johanns Sohn, König Christian Ii. (der Schwager Joachims I. von Brandenburg), 1523 von seinem Oheim Friedrich vertrieben worden, regierte in Dänemark und Schleswig-Holstein die jüngere, gottorpsche Linie des Hauses Oldenburg. Mit ihr kam das Luthertum hier zur Herrschaft, welchem das Volk rasch zufiel. Völlig durchgeführt wurde die Reformation in Schleswig-Holstein 1542 mit Zustimmung der Stände und unter der geistlichen Leitung Bugeuhagens. Das Hochdeutsche — die Sprache der lutherischen Bibel — wurde nun hier die Sprache der höheren Bildung. 1544 wurden die Domänen der Herzogtümer wieder geteilt; der König nahm den „Sonderburger Anteil", sein ältester Bruder den „Gottorper". Einig blieben die Zweige der Familie im Haß gegen die Ditmarschen, und diese erlagen endlich der Übermacht (besiegt in,.der Schlacht,bei Heide 15591: fortan mußten die Ditmarschen den Herzogen von Holstein huldigen und zinsen. Die Greuel des dreißigjährigen Krieges, an welchem König Christian Iv. teil nahm, verheerten zweimal Schleswig-Holstein;

17. Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg - S. 122

1917 - Breslau : Hirt
122 Geschichte. I gebots neun Jahre betragen. Der Ratgeber des Königs in militärischen Dingen war der Kriegsminister von Noon (Bild 38). Da der preußische Landtag zur Ausrüstung und Unterhaltung des verstärkten Heeres nicht die nötigen Mittel be- willigte, kam der König in eine schlimme Lage. Es war ein Glück für ihn, daß ihm der kluge und mutige Ministerpräsident von Bismarck zur Seite stand, und daß sich bald Gelegenheit bot, zu beweisen, wie notwendig und zweck- mäßig die Vermehrung und Verbesserung des Heeres für Preußen gewesen war. 3. Der Deutsch-Dänische Krieg (1864). Um die Mitte des 15. Jahrhunderts starben die Herzöge von Schleswig-Holstein aus. Weil das dänische Königshaus mit ihnen verwandt war, wählten die Schleswig-Holsteiner den dänischen König zu ihrem Herzoge. Es wurde jedoch bestimmt, daß Schleswig und Holstein nie geteilt und nie mit Dänemark vereinigt werden sollten. Als aber im Jahre 1863 der König von Dänemark starb, zwangen die Dänen seinen Nachfolger, Schles- 38. Graf Noon. 39. Prinz Friedrich Karl. wig dem dänischen Staate einzuverleiben. Preußen und Österreich suchten Dänemark zunächst durch Verhandlungen zu bewegen, die alten Bestimmungen anzuerkennen. Als dies aber nicht gelang, schritten sie zum Kriege. 1864 rückten preußische und österreichische Truppen unter dem Oberbefehl des Feldmarschalls von Wrangel in Schleswig ein. Die Dänen hatten südlich von der Stadt Schles- wig eine Reihe von Schanzen und Wällen angelegt, die man das Dane werk nannte. Sie sahen aber, daß sie diese Befestigungen gegen die Verbündeten nicht halten konnten, und wichen in die Düppeler Schanzen zurück, die mit vielen großen Kanonen besetzt und mit Gräben und Pfahlwerk befestigt waren. Die Österreicher drangen nun nach Norden bis Jiitland vor. Die Preußen aber belagerten die Düppeler Schanzen, erstürmten sie am 18. April und zwangen den Feind, über den Sund nach der Insel Alsen zu entweichen. Die Dänen brachen hinter sich die Schiffbrücke ab und glaubten, sie seien nun vor jedem Angriff sicher, weil die Preußen keine Schisse besaßen. Prinz Friedrich Karl, der die Preußen befehligte (Bild 39), ließ jedoch heimlich eine große Anzahl

18. Die Geschichte der neuesten Zeit - S. 361

1877 - Köln : DuMont-Schauberg
35. Der erste Kampf um Schleswig-Holstein. 361 (nach dem Aussterben des schleswigschen Zweiges der dänischen Königs-sarnilie) von Dänemark mit dem Herzogthum Schleswig belehnt wurden, und zwar nach der sog. constitutio Waidemari mit der Bedingung, daß Schleswig nie wieder mit der Krone oder dem Reiche Dänemark vereinigt werden sollte. Mag diese Urkunde echt sein, wie die Deutschen wollen, oder unecht, wie die Dänen behaupten, jedenfalls ist sie merkwürdig, als der erste Versuch, Schleswig sogleich von Anfang an mit Holstein unauflöslich zu verbinden. Dieser Verbindung drohte aber die Auflösung, als mit Adolf Viii., dem letzten Grafen von Holstein und Herzog von Schleswig, das Fürstenhaus Schauenburg ausstarb. Obgleich die Nebenlinien des Schauenburgischen Hauses Anspruch auf die Succession in Holstein hatten, so ließen sich doch die Holsteiner, die eben so wenig ein Recht hatten, ihren Fürsten zu wählen, wie irgend ein anderes deutsches Reichsland, mit dem Könige Christian I. von Dänemark in Unterhandlungen ein, dem sie den Besitz von Holstein anboten gegen das Versprechen, daß Holstein und Schleswig auf ewige Zeiten ungetheilt vereinigt bleiben sollten. Seit der Verbindung mit Holstein erhielt das deutsche Element das Uebergewicht in Schleswig, die deutsche Sprache drang über die Schlei vor, und. besonders als im folgenden Jahrhundert mit Einführung der Reformation deutsche Prediger und Schullehrer das Land überschwemmten, verbreitete sich deutsche Sprache und Bildung bis an die Königsau oder die Grenze von Jütland. Ohne daß die deutsche Nation davon Notiz nahm, erweiterte sich im Stillen ihre Herrschaft über eine große und durch ihre Lage zwischen zwei Meeren wichtige Provinz. Während nun in Dänemark das „Königsgesetz" (lex regia) von 1665 aus allen Mitgliedern des herrschenden oldenburgischen Hauses nur die Nachkommenschaft des damalige^ Königs Friedrich Iii., sowohl im Manns-als Weiberstamme für erbfolgeberechtigt erklärte, galten in Schleswig-Holstein auch solche Linien des Hauses, die sich schon vor Friedrich Iii. von der königlichen abgezweigt, alle Linien aber nur im Mannesstamme als successionssähig. Verschiedenheit des Erbfolgerechtes ließ immer die Möglichkeit offen, daß Schleswig-Holstein und Dänemark wieder an verschiedene Fürsten aus einander fielen — ähnlich wie sich 1837 die mehr als hundertjährige Personal-Union zwischen England und Hannover ohne Schwierigkeit gelöst hat. Seit dem Anfange des 19. Jhrdts. trat nun ein Streben der dänischen Regierung hervor, das hergebrachte Recht der Herzogtümer zu verdunkeln und die Möglichkeit einer bereinftigen Trennung von dem Königreiche zu beseitigen. Die Erlernung der dänischen Sprache wurde officiell als ein Mittel rascheren Vorrückens auch in schleswig-holsteinischem Staatsdienste anempfohlen, und in den nördlichen Gegenden von Schleswig suchte man die dänische Sprache, die dort in einem Dialekte von einem Theile der Bevölkerung gesprochen wurde, zur Alleinherrschaft zu bringen. In Schleswig-Hol-

19. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 109

1892 - Leipzig : Voigtländer
7j Schleswig-Holstein. 109 hatte, namentlich daß Schleswig und Holstein zu ewigen Zeiten ungeteilt beisammen bleiben, nicht mit Dänemark vereinigt werden, auch nur von einheimischen Beamten verwaltet werden sollten. Auf diese Weise wurde damals wohl die Gemeinschaft der beiden Länder gesichert, aber in der Personalverbindung mit Dänemark lag auch eine Gefahr für ihre Selbständigkeit und ihr Volkstum und der Grund zu den Verwickelungen der späteren Zeit. 7. Die ersten Herzoge aus dem Hause Oldenburg. 1. Die Teilung des Landes. Christian I. (1460—81) hielt Freundschaft mit dem deutschen Reich und erlangte 1474 von dem Kaiser Friedrich Iii., daß die Grafschaft Holstein zu einem Herzogtum erhoben wurde, zu dem auch das bisher freie Dit- marschen als Reichslehen gehören sollte. In dem Grundgesetz von 1460 war das Recht der Nachfolge den Nachkommen Christians insgesamt zuerkannt, den Ständenaber die Freiheit gelassen, auch einen jüngeren Sohn zu wählen. Als nun Christian zwei Söhne hinterließ, Johann und Friedrich, wurden Erbrecht und Wahlrecht in der Weise ausgeglichen, daß mit Zustimmung der Stände das Land in zwei gleiche Teile, einen königlichen und einen herzoglichen, jeder aus mehreren Stücken von Schleswig und Holstein bestehend, geteiltwurde. Der Herzog Friedrich erhielt den Teil, in welchem Gottorp bei Schleswig der Fürstensitz wurde. Diese Teilung blieb fast 300 Jahre bestehen, führte aber zu keiner vollständigen Trennung, dastände, Landesrat, Lehn-recht it. a. gemeinsam blieben. Der Erhaltung des deutschen Volkstums aber gab die Anwesenheit eines selbständigen Fürsten im Lande einen weiteren Halt. 2. Die Schlacht bei Heunningstedt. Johann und Friedrich wollten nun auch gemeinsam das vom Kaiser verliehene Recht aus Ditmarschen geltend machen, und da die Ditmarscher auf ihre Freiheit trotzten, unternahmen sie mit der schleswig - holsteinischen Ritterschaft, mit Zuzug aus Deutschland und Dänemark, namentlich aber mit einer gefürchteten Landsknechtschar, die schwarze Garde genannt, im Februar des Jahres 1500 einen Kriegszug. Gegenüber der gewaltigen Heeresmacht von 20 000 Mann schien jeder Widerstand vergeblich zu sein; aber es wurde dem ritterlichen Heere von einem Haufen Bauern ähnlich mitgespielt, wie schon ein Jahrhundert früher in der Schweiz. Nachdem das Heer den Hauptort Meldorf erstürmt hatte, stieß es erst weiter nördlich bei Hemmingstedt auf die Hauptmacht von etwa 2000 Bauern, welche die zwischen tiefen Wassergräben nach Heide führende Straße durch eine Schanze gesperrt hatten. Mit dem höhnenden Ruse: „Wahr di Bur, de Garr

20. Grundriß der deutschen Geschichte - S. 216

1882 - München : Lindauer
216 ttug-Holstems von Dnemark, die fr den Fall zu erwarten stand, da sein Sohn Friedrich keine erbberechtigten Nachkommen hinterlie, durch Einverleibung beider Herzogtmer in den dni-schen Staat verhten und hatte zu diesem Zwecke am 8. Juli 1846 in einem offenen Briefe" erklart, da die weibliche Erbfolge des dnischen Knigshauses in den Herzogtmern Schleswig und Holstein giltig, da ganzschleswig untrennbar mit Danemark verbunden sei, das Gleiche auch fr einen Teil von Holstein gelte und fr das brige erstrebt werde. Diese Erklrung enthielt eine Verletzung des im Jahre 1460 von dem Könige Christian I von Dnemark gegebenen Versprechens, da die Herzogtmer ewig zusammenbleiben sollen ungeteilt (up ewig imgedeelt)." Christian Viii starb citrt 20. Januar 1848, ohne da es ihm gelungen war, seinen in dem offenen Briefe" enthllten Plan zur Ausfhrung zu bringen. jset Sohn und Nachfolger Friedrich Vii erlie schon am 28. Januar 1848 eine vorlustge Verfassung fr den Gesamt-staat Dnemark, also auch fr die Herzogtmer Schleswig und Holstein, und gab durch diesen Schritt zu erkennen, da auch er die alten Rechte der Herzogtmer Schleswig und Holstein beseitigen und durchsetzen woll'e, da ihm in Ermang-lmtg erbberechtigter Nachkommen der Prinz Christian von Glcksburg nicht blos in Dnemark, sondern auch in Schleswig und Holstein folge, obschon hier der Herzog Friedrich von Au gasten brg (die Angnstenbnrger Linie hatte sich im 16. Jahrhundert von der kniglichen Linie abgezweigt) das Erbrecht hatte. Dabei kam ihm gelegen, da die Pariser Februarrevolution in Kopenhagen eine Mrzbe-wegnng (21.) hervorrief, welche darauf abzielte, Schleswig feierlich dem dnischen Staate einzuverleiben, Holstein dagegen bei dem deutschen Bunde zu belassen. Wider solches Beginnen erhob sich Holstein, setzte in Kiel eine provi-sorische Regierung ein und entri den Dnen die zu Holstein gehrige Festung Rendsburg (24. Mrz). Nach den Niederlagen, welche das holsteinische Heer bei Bau und Flensburg durch die Dnen erlitt, rckten gem einem Beschlsse des deutschen Bundes preuische und andere deutsche Bundestruppen unter dem preuischen General rangel in Schleswig ein