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1. Römische Kaisergeschichte, Geschichte der Völkerwanderung und deutsche Geschichte im Mittelalter bis 1519 - S. 108

1909 - Bamberg : Buchner
108 Mittlere Geschichte. 3. Seines Nebenbuhlers glcklich ledig, verlegte sich Ludwig in der Folgezeit auf die Vergrerung seiner Hausmacht. Die Gelegenheit kam ihm entgegen. Brandenburg war durch den Tod eines kinderlosen Mark-grasen erledigt. Ludwig bertrug die Markgrafschaft seinem ltesten Sohn Ludwig, der damals allerdings erst 9 Jahre alt war. Dann erwarb er sich Ansprche auf Holland, indem er die Erbin des Landes heiratete. Ferner erneuerte er die verjhrten Rechte auf Oberitalien, auf das aber auch Frankreich im stillen ein Auge geworfen hatte. Und hier war es, wo die Kurie einsetzte und sich durch den franzsischen Papst Johann Xxii. im Sinne Frankreichs in die deutschen Angelegenheiten einmischte (1323). Zunchst verkndete der Papst, da ihm bei zwiespltigen Wahlen die Entscheidung zustehe, und da er krast dieses Rechtes die Wahl Ludwigs ebenso aufhebe wie diejenige Friedrichs und eine Neuwahl anordne. Und als sich Ludwig an diese ppstliche Aufforderung nicht kehrte, erfolgte der Zusammensto. . 4. Johann Xxii. tat den König nach altem Herkommen in den Bann. Doch hatte derselbe auch in Deutschland nicht mehr die gewnschten Folgen.1 Auch die Deutschen standen wie vorher die Franzosen aus Seiten ihres Knigs gegen den Papst. Auch in Deutschland ging die ffentliche Meinung dahin, da in weltlichen Dingen jede Nation selbstndig und vom Papste unabhngig sei. Auch in Deutschland hatte der universale Gottesstaatsgedanke nicht mehr viele Anhnger. Die Zeiten hatten sich gendert, und mit ihnen die Ansichten der Gott und Welt, Staat und Kirche, Kaiser und Papst. In diesem Kampf zwischen zwei Weltanschauungen, der universalen und nationalen, kurz in diesem Kulturkampf" standen selbst Geistliche auf Seiten des Kaisers. Die Spiritnalen, Zugehrige des groen Franziskanerordens, bekmpften eifrig in Wort und Schrift die Weltherr-schast des Papstes. Vor allem aber war es der Theologe Marfilius von Padua, Professor zu Paris, der in einem besonderen Werke die Ansichten Angustius der den Gottesstaat widerlegte und auseinandersetzte, da nicht die Kirche, sondern die Nation die natrliche Grundlage jedes selbstndigen Staatswesens sei, und da ein Ketzer nur dann strafbar wre, wenn er in Leben und Lehre gegen die brgerliche Rechtsordnung Verste. Das Priestertum 1 Die Kurfrsten wollten von einer Neuwahl durchaus nichts wissen. Sie wollten sich nicht durch Frankreich ein Kuckucksei ins Nest legen lassen. Denn als ppstlicher Kandidat fr den Kaiserthron galt der König von Frankreich. Ludwig der Bayer aber machte mit Habsburg seinen Frieden. Doppelregierung Ludwigs und Friedrichs von 1325 bis zum Tode Friedrichs 1330. 216

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1. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte - S. 623

1817 - München : Königl. Schulbücher-Hauptverl.
Dritter Zeitraum. Don 1096 bis 1517. (325 Gefangenschaft zurück. Der biedere Kaiser aber, erfreut über diese seltene Treue, nahm den Herzog mit offenen Armen auf,' hielt ihn als seinen beßten Freund, aß mit ihm an Einem Tische und schlief mit ihm in Einem Bet- te. Ja, er theilte das Reich mit Friedrich, und nur der Widerspruch der Reichsfürsten vereitelte den Plan der ge- meinschaftlichen Negierung. Als im Jahre darauf (1326) Leopold, der Bruder Friedrichs, starb, schien die Ruhe in Teutschland hergestellt zu seyn. Nun ( 15^7) begab sich daher Ludwig nach Italien, um auch hier das kaiser- liche Ansehen geltend zu machen. Sein Muth ward nicht erschüttert, als ihn der Papst ( 1327 ) aller seiner Lan- der und Lehen, besonders des Herzogthums Baierns, ver- lustig erklärte, und alle seine Vasallen von dem Eide der Treue gegen ihn lossprach. Er ließ sich vielmehr (132 8) zu Rom als Kaiser krönen, den Papst Johann Xxii. absetzen, und Nicolaus V. an dessen Stelle wählen. Um eben diese Zeit vertheidigten mehrere Gelehrte (Marfi- l i u s von Padua, W i l h e l m O c e a m, I 0 h a n n von Gent) die Sache des Kaisers, und fingen zugleich an, die Rechte des Staates in Bezug auf die Kirche zu un- tersuchen. — Indessen so glorreich der Kaiser in Italien begonnen hatte, so traf doch auch ihn bald das Schick- sal seiner Vorgänger; er mußte, ohne die teutsche Ober- herrschaft aufs neue befestigt zu haben, Italien im Jah- re 1329 verlassen. — Vertrag zu P a v ia. — Aber auch in Teutschland hatte seine Abwesenheit neue Zerrüttung hervorgebracht. Besonders war das Interdict, welches Johann Xxii. (1331) über das teutsche Reich ausge- sprochen hatte, die Ouelle großer Verwirrung. — Ludwig wünschte jetzt Aussöhnung mit der Kirche; aber nur erst, nachdem Johann Xxii. ( 1334) gestorben war, schien dieser Wunsch erreichbar. Papst Benedikt Xii. ( 1334- 1342) war auch wirklich mit aller Aufrichtigkeit zum Frieden niit dem Kai- ser geneigt. Die Versöhnung war sogar schon der Voll- endung nahe. Aber Philipp Vi. von Frankreich verhinder- te den Papst mit Ungestüm, Frieden mit dem Kaiser zu schließen. Hierüber ward ganz Teutschland empört« Auf linem Reichstage zu Frankfurt (1333) erklärten die Starts

2. Mittlere Geschichte - S. 199

1859 - Leipzig : Fleischer
199 und seine Deutschen aus Rom zu treiben. Im Gegentheil wurde eine Klage gegen den Papst angestellt, und da sich Keiner sand, der daraus antwortete, so wurde Johann Xxii. als ein überwiesener Ketzer und Majestätsschänder seiner Würde feierlich entsetzt. Das römische Volk erwählte daraus zum Papst einen Minoritenmönch, der den Namen Nikolaus V. annahm. — Aber bald gestalteten sich die Angelegenheiten anders. Castruccio, der sich vom Kaiser beleidigt glaubte, kehrte unter einem Vorwände nach Lucca zurück, und entzog dadurch dem Kaiser seine große Hülfe. Am nachtheiligstcn aber war für ihn der Mangel an Geld; da er seine Soldaten nicht bezahlen konnte, so erlaubten sich diese Gewaltthätigkeiten und Plünderungen, und als er gar den Römern eine Steuer auflegte, entstand eine allgemeine Unzufriedenheit. Bei dieser Lage der Sache mußte er eiligst Rom verlassen, und hatte dabei noch die Schmach, daß das Volk bei seinem Abzüge mit Steinen nach den Deutschen warf, und ihnen nachschrie: „Nieder mit den Ketzern und Gebann- ten! es lebe die heilige Kirche!" Ja der Pöbel grub die Leichen der Deut- schen aus, schleppte sie durch die Straßen, und warf sie in die Tiber. Auch auf dem Rückzuge ging es dem Kaiser traurig. Seine besten Truppen ver- ließen ihn, weil er sie nicht bezahlen konnte; Castruccio, auf den er sehr ge- rechnet hatte, war eben gestorben, und selbst die Stadt Pisa, die sonst so treu an ihm gehangen hatte, wandte sich von ihm ab. Da die aus Deutsch- land erwartete Hülfe, die ihm Johann von Böhmen versprochen hatte, nicht kam, und die Geldnoth immer drückender wurde, entschloß er sich endlich zur Rückkehr nach Deutschland, 1330. In Trient erfuhr er die Nachricht, daß Friedrich von Oestreich gestorben sei. — Der unglückliche Gegenpapst Ni- kolaus hatte ein trauriges Geschick. Er war mit Ludwig aus Rom abgezogen, und hatte ihn bis Pisa begleitet; aber die Pisaner jagten ihn fort. Nachdem er sich bei einem Freunde verborgen hatte, wurde er eutdeckt, seinem Gegner ausgeliefert, in Avignon zu öffentlicher Kirchenbnße und endlich zu lebens- länglicher Gefangenschaft verurtheilt. Auch nach Friedrichs Tode hat Ludwig keine ruhige Regierung geführt, denn er war nie recht einig mit sich selbst, ein Zustand, in welchem kein Mensch ruhig und glücklich werden kann. Das Haus Oestreich war noch immer feindlich gegen ihn gesinnt, und wurde erst nach einiger Zeit versöhnt, der Papst wollte den gegen ihn ausgesprochenen Bann nicht auflösen, und der König von Frankreich (Philipp Vi.) freute sich heimlich über alle diese Un- einigkeiten, und suchte sie durch seine Ränke noch zu vermehren. Zwar starb Johann Xxii. (1334), und der folgende Papst (Benedict Xii.), ein sanfter Mann, war zur Versöhnung bereit, aber der König von Frankreich drohte ihm mit dem Schicksal Bonisaz' Viii., und so durste die Lossprechung des Kaisers nicht stattfinden. In Deutschland war man indessen mit dem unwürdigen Betragen des päpstlichen Stuhles sehr, unzufrieden, und da der Kaiser ans dem Reichstage in Frankfurt am Main (1338) erzählte, wie oft er sich Mühe gegeben habe, sich mit der Kirche auszusöhnen, und da er durch das Hersagen des Vater- unser, des Ave-Alaria und des Glaubensbekenntnisses seine Rechtgläubigkeit erwiesen hatte, so erklärten sie, er habe nun redlich das Seine gethau; daher solle von nun au das Jnterdict, das Johann Xxii. über Deutschland aus-

3. Geschichte des Mittelalters - S. 170

1884 - Leipzig : Teubner
170 - i unter erneuter Ladung fr den 1. Oktober die Entziehung aller Lehen, welche er vom imperium und der Kirche habe, sowie aller ihm und seinen Vorgngern (im Herzogtum Bayern) verliehenen ppstlichen und kaiserlichen Privilegien angedroht.1) Doch z^rte Johann Xxii., am 1. Oktober die angedrohten Strafen auch wirklich zu verhngen. Ein Stillstand trat ein, der dem bisher eingehaltenen folgerechten Vorgehen gegenber um fo merkwrdiger erscheint. Statt einen neuen Proze zu erlassen, verffentlichte der Papst am 10. No-vember 1324 die Bulle Quia quorundam, die sich gegen gewisse Leute" wendet, welche die beiden gegen die minoritische Auffassung der Armut er-lassenen Bullen ffentlich mit Wort und Schrift angegriffen htten. In schul-miger Weise wird hier der in die Sachsenhuser Appellation eingeschaltete Abschnitt der die Armut Christi Satz fr Satz widerlegt, oh^e da Lud-wig und seine Appellation oder die Minoriten genannt wrden.^) Die poli-tische Lage ntigte den Papst zu solcher Zurckhaltung. Seine Prozesse wurden zwar in Deutschland verkndigt, aber ihre Ausfhrung stie fast berall auf harten Widerstands) Die ffentliche Meinung stand Ludwig Iv. zur Seite, zumal seit seiner Parteinahme fr die verfolgten Minoriten, welche durch ihre Thtigkeit als Prediger und Beichtiger auf die groe Masse des Volkes einen tiefgehenden Einflu hatten. Von den Bischsen wagten freilich nur wenige, offen die Partei des Knigs zu ergreifen; einer der gehorsamsten Diener des Papstes war der Erzbischof Friedrich von Salzburg; aber er bte seine Willfhrigkeit mit der Verwstung seines Landes/) Ausdrcklich hebt er hervor, da auerhalb seiner Dizese die ppstlichen Prozesse nur ge-ringen Erfolg gehabt htten, da nach wie vor der Herzog von Bayern rmischer König genannt werdet) Auch ein Teil der Dominikaner, auf deren Buudesgenosseuschast Johann Xxii. im Streit mit den Minoriten vor allem gerechnet hatte, verweigerte die Verffentlichung der Prozesses) Solche Erfahrungen werden ihn bewogen haben, den Bogen nicht allzustraff zu spannen. Insgeheim aber arbeitete er weiter an dem Sturze des Bayern; gelang es ihm, die deutschen Kurfrsten zur Wahl des Knigs von Frank-reich zu bestimmen, so war er seines Sieges gewi. In dieser Richtung war er in den solgenden Monaten unausgesetzt thtig. Schon waren einzelne fr das ppstliche Projekt gewonnen, da brachte die schlaue Politik Ludwigs dasselbe zum Scheitern. Sein Scheinverzicht zu Gunsten Friedrichs fhrte 1) Martene et Durand Ii, 660. Vgl. Mller I, 100. 2) Nicol. Minor, bei Baluze Miscell. ed. Mansi Iii, 233. Das Verhltnis dieser Bulle zur Sachsen-Huser Appellation hat Mller I, 95flg., 360flg, klargestellt. Ritter (in v. Sybels hist. Ztschr. 42, 301) hat ein gleichzeitiges Zeugnis dafr, da die Bulle eine Wider-legung der Appellation enthalte, bei Occam gefunden. 3) Vgl. Preger, Der kirchenpolitische Kampf unter Ludwig dem Bayer und sein Einflu auf die ffent-liche Meinung in Deutschland in Abh. d. b. Ak. Xiv. Bd. 1. Abt. 1878. p. 1 flg. 4) Vgl. die von Mayer im Arch. f. sterr. G. 62, 174flg. verffentlichten Briefe des Erzbischofs, des. no. 2, 3, 7,12, 13,16. 5) a. a. O. no. 3. p. 179: Id autein est notorium, quod ambo prefati episcopi (von Freising und Regensburg) et clerus illorum absque prompte periculo personarum et rerum aut exilii dispendio duci non possent resistere, neenon extra meam provinciam in multis aliis civitatibug et dyocesibus processus ipsi adhuc nullum sorciuntur effectum. In hiis finim partibus dux predictus rex Romanorum appellatur eique tan-quam regi intenditur sicut prius, insuper claves contempnuntur ecclesie, viola-tur interdictum, divina officia prophanantur etc. Daran schliet sich die oben p. 166 A, mitgeteilte Stelle der die Verkndigung der Appellation Ludwigs. 6) Preger a. a. O. p. 40.

4. Theil 2 - S. 216

1880 - Stuttgart : Heitz
216 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Mitkönig an. Sie schlossen den Vertrag von München (1325), durch den sie sich zu gemeinschaftlicher Regierung einigten. Ihre Befehle wurden von beiden untersiegelt und unterschrieben, und heute stand Ludwigs, morgen Friedrichs Name voran. Zog der eine zu Felde, so regierte der andere indessen daheim. Dieser schöne Verein zweier hochherziger Fürsten dauerte bis an Friedrichs Tod, der schon 1330 erfolgte. Von nun an regierte Ludwig allein. Aber seine Regierung war weder für Deutschland, noch für ihn glücklich, wenn das Glück eines Fürsten darin besteht, daß ihn seine Unterthanen lieben; denn er sorgte mehr für die Vergrößerung seines Hauses, als für die Ruhe Deutschlands, und seine Feindschaft mit dem Papste in Avignon, der ihn gar in den Bann that,*) war eine Quelle vieler Verwirrung. Zwar zog Ludwig nach Italien, ließ sich in Rom von einigen besonders dazu *er= nannten vornehmen Römern krönen, erklärte den ihm feindlichen Papst in Avignon (Johann Xxii.) für abgesetzt und ließ in Rom einen andern wählen; aber die Römer, erbittert über eine ihnen aufgelegte Steuer und über die Plünderungen der deutschen Kriegsknechte, empörten sich, verfolgten ihn beim Abzüge mit Steinwürfen und verjagten feinen Papst, der nun, nachdem er in die Hände seines erbitterten Gegners, Johann Xxii., gefallen war, zu lebenslänglicher Gefangenschaft verurtheilt wurde. Die Fürsten waren mit Ludwig höchst unzufrieden und drei Jahre vor seinem Tode sagten sie ihm geradezu: „Das Reich ist unter dir, Baier, so sehr verfallen und geschwächt worden, daß man auf alle Art vorbeugen muß, daß es nicht wieder an einen baierschen Fürsten gelange." In der That war damals in Deutschland jede Ordnung aufgelöst; überall Rechtlosigkeit, überall Fehde, Unterdrückung des Schwächeren durch den Stärkern und Ungerechtigkeit. Dies gab Veranlassung zu der Entstehung der Fehmgerichte in Westfalen, die von der Mitte des 13. bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts bestanden zu haben scheinen. Die Freigerichte waren wohl im Grunde nichts weiter als eine Fortbildung der alten *) Der gegen Ludwig erlassene Bannfluch lautete: „Verflucht sei Ludwig bei seinem Eingänge, verflucht bei seinem Ausgange! Der Herr schlage ihn mit Wahnsinn, Blindheit und Tollheit! Der Himmel sende über ihn seine Blitze! Der Zorn Gottes und der Apostel entbrenne gegen ihn in dieser und der zukünftigen Welt! Der Erdkreis kämpfe gegen ihn, der Boden öffne sich und veröde! Seine Kinder mögen daraus vertrieben werden und in die Hände derer fallen, die sie todten!"

5. Hülfsbuch für den ersten Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 84

1877 - Mainz : Kunze
84 in Mailand die lombardische Knigskrone. Dann zog er nach Rom, erhielt im Namen des rmischen Volkes die Kaiserkrone und lie den Papst Johann Xxii. absetzen. Die Auflage einer Kronsteuer erbitterte jedoch die wankelmthigen Italiener, er mute Rom und nach Friedrichs Tode 1330 auch Italien verlassen. Vom Banne niedergedrckt suchte Ludwig Ausshnung mit dem Papste Benedikt Xii., der 1334 auf Johann Xxii. gefolgt war; aber der König von Frankreich hielt den Papst davon ab. Die Ppste residirten seit Clemens V., frher Erz-bischos von Bordeaux, der auf den Wunsch des Knigs in Frank-reich blieb, in Avignon (13091377) und standen unter franzsischem Einflsse. Da erklrte ein Reichstag zu Frankfurt das ppstliche Verfahren fr ungerecht; die Kurfrsten bestimmten 1338 auf dem Kurverein zu Reuse, da die Kaiserwrde unmittelbar von Gott komme und ein rechtmig ge-whlter Kaiser auch ohne ppstliche Krnung Reichs-oberhaupt sei; damit war der Einflu des Papstes, der berhaupt die Weltstellung bereits verloren hatte, auf die Reichs-Angelegenheiten gebrochen. Ludwigs Streben fr eine Hausmacht und Ab-setzung. Lndwig hrte nicht auf. fr die Vermehrung seiner Hausmacht zu sorgen. Durch kaiserliche Machtvollkommenheit lste er die Ehe der Margaretha Maultasch von Tyrvl mit dem Sohne des Knigs Johann von Bhmen auf und verband diese mit seinem Sohne Ludwig, dem er nach dem Absterben der Askanier die Mark Brandenburg 1324 gegeben hatte. Dadurch erbitterte er die deutschen Fürsten, und nachdem Clemens Vi (13421352) den Bann gegen ihn und das Interdikt der Deutschland erneuert hatte, whlten fnf Kurfrsten den Sohn Johann's von Bhmen, den Markgrafen Karl von Mhren aus dem luxemburgischen Hause zum Könige. Ludwig suchte sich zu behaupten, starb aber pltzlich 1347.

6. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neuere Zeit bis 1648 - S. 168

1902 - Paderborn : Schöningh
168 hei er sonderbaren Einigung ihre Zustimmung, und sie wurde in Wirk-lichkeit nicht durchgefhrt. 2. Streit mit dem Papste. Nachdem Ludwig in Deutschland die Gegenpartei ausgeshnt hatte, zog er nach Italien, empfing in Mai-land die lombardische und iu Rom aus der Hand des Volkes die Kaiser-krne, lie den Papst Johann Xxii. von den Rmern absetzen und erhob selbst einen Minoriten auf den ppstlichen Stuhl. Da er aber dem Könige Robert von Neapel, dem Bundesgenossen Johanns, nicht gewachsen war, so kehrte er bald mit Preisgebung des Gegenpapstes nach Deutschland zurck. Hier gewann er zwar nach Friedrichs Tode (1330) leicht alle Parteien fr sich, konnte aber doch vom Papste Johann die Lossprechung vom Banne nicht erlangen, wenn er sich nicht zur Niederlegung der Krone verstehen wollte. Daher schlo er, um den franzsischen Einflu, unter dem der Papst stand, abzuschwchen, ein Bndnis mit England gegen Frankreich und sprach die Untersttzung der auf dem Reichstage versammelten Kurfrsten an. Diese nahmen jetzt, ganz anders als zur Zeit Heinrichs Iv. im Streite des Kaisers mit dem Papste, fr den Kaiser Partei und bestimmten auf dem Kur-verein zu Renfe am Rhein (bei Koblenz), 1338, da der von den Kurfrsten Gewhlte auch ohne ppstliche Besttigung rechtmiger König und zur Ausbung der kniglichen und kaiserlichen Regierungsrechte befugt fei. Der in demselben Jahre abgehaltene Reichstag zu Frankfurt ver-warf die gegen den Kaiser erlassenen ppstlichen Verordnungen. 3. Vermehrung der Hausmacht. Bald strte Ludwig selbst durch seine Lndergier die ihm gnstige nationale Bewegung, a) Die Mark Brandenburg bertrug er bereits 1324 nach dem Aussterben des askanischen Hauses seinem Sohne Ludwig und erregte dadurch den Unwillen Johanns von Bhmen, welcher einzelne Teile der Mark, die ihm von Ludwig von Bayern fr feine in der Ampfinger Schlacht geleistete Hilfe zugesagt waren, zu erwerben wnschte, b) Er erwarb Tirol, indem er die Ehe Johanns des Jngeren, eines Sohnes des bhmischen Knigs Johann, mit der Grfin Margareta Maultafch von Tirol, der Erbtocher des Herzogs Heinrich von Krnten und Tirol, willkrlich trennte und seinen Sohn Ludwig mit der geschiedenen Grfin vermhlte. Diese ganz gesetzwidrige Ehescheidung verfeindete den Kaiser gnzlich mit der luxemburgischen Partei und gab dem Papste Veran-lassung, den Bann gegen ihn zu erneuern. Als der Papst ihn auf-forderte, die Krone niederzulegen, sprachen sich zwar die Abgeordneten

7. Vom Untergange des Weströmischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden - S. 113

1894 - Breslau : Trewendt
Stellung Ludwigs zu den Päpsten. Kurverein zu Rense 1338 113 sich aber die beiden Könige, die vor ihrer Wahl die engsten Freunde gewesen waren, zu einer gemeinsamen Regierung. Der Gedanke war zwar nicht glücklich und erhielt auch nicht die Zustimmung der Kurfürsten; aber Friedrich trat so wenig selbständig hervor, daß dem Reiche aus dem Doppelregiment seht besonderer Schaden erwuchs, zumal da Friedrich schon 1330 starb. [(Stellung Ludwigs zu den Päpsten. Knrverein zu Rense 1338]. Währenddem war zwischen Ludwig und Johann Xxii. ein Streit ausgebrochen, dessen Bedeutung darin besteht, daß er der letzte war, der zwischen Kaisertum und Papsttum ausgefochten wurde, und der erste, in dem die deutsche Nation — Fürsten und Städte — unbedingt auf die Seite des Kaisers trat. Was also in England und Frankreich bereits geschehen war, die nationale Erhebung gegen das Priestertum, das erfolgte jetzt auch in Deutschland, wo sogar die Franciskaner die Sache des Kaisers verteidigten. Als nämlich Johann Xxii. von Avignon aus den König mit dem Banne und Deutschland mit dem Interdikte belegte, weil Ludwig die ghibellinische Partei in Italien durch deutsche Truppen unterstützt hatte, machten diese kirchlichen Strafen auf die deutschen Stände keinen großen Eindruck mehr. Die Fürsten hatten vom Papste nichts mehr zu erwarten, wie in früheren Zeiten, sie besaßen nahezu die volle Selbstherrlichkeit in ihren Gebieten, und in den großen Städten erlangten gerade damals die Zünfte den von ihnen so lange erstrebten Anteil am Ratsregiment, sodaß auch hier ein freierer Geist im Auftommen war. Ludwig konnte es daher wagen, der päpstlichen Gewalt seine weltliche entgegenzustellen; er unternahm 1327 einen Römerzug, wurde in Rom selbst von der ghibellinischen Partei mit offenen Armen empfangen und in der Peterskirche durch Laienhand zum Kaiser gekrönt. Aber bald wieder von Gewissensangst getrieben, verabsäumte er in den folgenden Jahren keine Demütigung, um den Frieden mit Avignon, den der französische König mit allen Mitteln zu hintertreiben verstand, doch wieder herzustellen. Da erklärten die Kurfürsten, gereizt durch die Eingriffe Frankreichs und erbittert über den Widerstand der Kirche, 1338 in einer Zusammenkunft zu Rense bei Koblenz, daß ein von der Mehrzahl der Wahlsürsten gewählter König nicht der Bestätigung des römischen Stuhles bedürfe; und auf dem daraus folgenden Reichstage zu Frankfurt fügte Ludwig die Bestimmung hinzu, daß jeder deutsche König auch ohne päpstliche Krönung die römische Kaiserwürde besitze. Dies war der härteste Schlag, der den päpstlichen Stuhl treffen konnte! Jaenicke, Lehrbuch der Geschichte. Ii. 2. Aufl.

8. Die Weltgeschichte - S. 365

1849 - Heidelberg : Winter
§. 111. Die Kaiser aus verschiedenen Häusern. 365 Der Fr e ih eitsb it n b auf dem Rütli wurde von Walther Fürst, Werner Stauffacher und Arnold von Melchthal zum Zweck der Vertreibung der österreichischen tyrannischen Landvögte geschlossen. Die Töd- tung Geßlcr's durch Wilhelm Teil stand indeß in keinem Zusammenhang mit dem Bunde. Dieser erstarkte nachher im Kampfe mit den Herzogen von Österreich und dehnte sich mehr und mehr aus, ohne sich von dem deutschen Reiche zu trennen. Nachdem Kaiser Albrecht von seinem Vetter Herzog Johann (Parricida), dem er sein väterliches Erbe vorenthielt, 1308 ermor- det worden war, wurde Heinrich Vh, Graf von Luxemburg gewählt, der seinem Hause Böhmen erwarb und dadurch den Grund zur Macht des l uxe mbu rg isch en H a u ses legte, aber vergebens die kaiserliche Macht wieder in Italien geltend zu machen suchte, obgleich er sich die lombardische und römische Krone errang. (Über den damaligen Zustand Italiens s. §. 115.) Nach seinem plötzlichen Tode erfolgte eine zwiespältige Kaiser- wahl (1314), so daß zwischen den Gewählten, Ludwig dem Bayern und Friedrich dem Schönen von Österreich, ein heftiger Krieg um die Krone ausbrach, der fortdauerte, bis Lud- wig durch die Schlacht bei Ampftng (1322) die Oberhand bekam und Friedrich 1325 der Krone entsagte. Weil aber Lud- wig i n It a l i e n d e n G h i b e l l i n e n b e i st a n d, that ihn Papst Johann Xxii in den Bann. Zwar ließ Ludwig durch seine Par- tei einen andern Papst wählen und sich krönen, aber als er nach Friedrichs Tode 1330 Italien verlassen hatte, ward er von seinen päpstlichen Gegnern fortwährend mit Bann und Jnterdict verfolgt. Allein die Treue seiner Stände und zuletzt der 1338 von dem Kurverein zu Rense (d. i. von den daselbst verei- nigten Kurfürsten) gefaßte Beschluß, daß forthin der Kai- ser leine Würde und Macht bloß in Kraft der Wahl, ohne päpstliche Bestätigung, ausüben könne, erhielt nicht nur ihn, sondern auch die Würde der deutschen Nation aufrecht. Denn Papst Johann Xxii hatte (auf Betrieb des Königs Karl Iv von Frankreich) die Prüfung der Kaiserwahl, ja die Rcichsverwesung in Anspruch genommen und sogar die deutsche Krone einem sranzöschen Prin- zen geben wollen; — wie denn überhaupt Frankreichs Könige im Ver- laufe der Geschichte gar oft die deutsche Katscrwürde an sich zu bringen suchten.

9. Das Mittelalter - S. 94

1879 - Leipzig : Baedeker
94 Ludwig's Streit mit dem Papste. . 37. Ludwig's Hauptgegner waren die in Avignon residirenden Ppste, zunchst Johann Xxii., welcher sich fr Friedrich von Oesterreich entschieden hatte und nicht nur das Recht in Anspruch nahm, bei einer zwiespltigen Wahl die Entscheidung zu geben, sondern auch während einer Erledigung des Thrones die Reichsverwaltung zu führen. Als nun Ludwig nach der Schlacht bei Mhldorf die Mai-lnder gegen den Papst untersttzte und zugleich eine nachdr-ckliche Verwahrung gegen die Ansprche des Papstes erlie, sprach Jo-Hann Xxii. in Avignon Absetzung und Bann der Ludwig aus und verhngte das Jnterdict der das Reich. Nach der Ausshnung mit Oesterreich kam Ludwig, von den Ghibellinen, d. h. den An-hngern der frheren Hohenstanfenschen Partei, aufgefordert, nach Italien (1327), empfing die lombardische und zu Rom aus den Hnden des Sciarra Colouna die Kaiserkrone. Zugleich lie er durch eine Volksversammlung Johann Xxii. absetzen und einen Gegenpapst (Nicolaus V.) erheben. Doch entzweite er sich bald mit den Ghibellinen, wurde von diesen und von seinen deutschen Sldnern wegen Geldmangels verlassen und kehrte nach Friedrichs Tode (1330) nach Deutschland zurck. Seine wiederholten Ver-suche einer Vershnung mit dem folgenden Papste Benedikt Xii. blieben erfolglos; sie wurden von dem Könige Philipp Vi. von Frankreich vereitelt, weil Ludwig in dem damals bevorstehenden Erbfolgekriege zwischen Frankreich und England sich mit seinem Schwager, dem englischen Könige Eduard Iii., verbndete. Um nicht lnger die Rechtmigkeit des deutschen Knigs von dem Ausspruche eines franzsischen Papstes abhngen zu lassen, erklrten im I. 1338 sowohl die geistlichen als die weltlichen Kurfrsten, mit Ausnahme des französisch gesinnten Knigs von Bhmen, auf dem ersten Kurverein zurheufe bei Koblenz: der von den Kurfrsten durch Stimmenmehrheit gewhlte deutsche König habe durch die bloe Wahl, auch ohne Besttigung des Papstes, die Besugui zur Ausbung der kniglichen Rechte. Auf einem Reichstage zu Frankfurt wurde dieses Recht auch aus die Fhrung des Kaisertitels ausgedehnt. Allein das gute Einverstndni Ludwig's mit den deutschen Fürsten wurde bald wieder getrbt durch seine Lndersucht und durch die rcksichtslose Weise, mit welcher er die Vermehrung seiner Haus-macht betrieb. Nachdem er 1) die Markgrafschaft Brandenburg nach dem Aussterben des ascanischen Hauses im I. 1324 seinem noch nicht 10jhrigen Sohne Lud-wig zu Lehen gegeben, obgleich er sie dem Könige Johann von Bhmen vor

10. Das Mittelalter - S. 99

1877 - Wolfenbüttel : Zwißler
— 99 — Friedrich konnte aber die Billigung seiner Uebereinkunft nicht durchsetzen und kehrte zu Ludwig in die Gefangenschaft zurück, der von solcher Treue gerührt den frühern Gegner als Freund und Mit-regenten annahm 1325. Die gemeinschaftliche Reichsregierung der beiden Kaiser dauerte bis zum Tode Friedrichs 1330. 2. Nachdem Ludwig seine Herrschaft in Deutschland gesichert hatte, und auch sein rastloser Gegner Leopold gestorben war, unternahm er einen Römerzug gegen die Guelsen und empfing in Rom die Kaiserkrone ohne den Papst 1328, den er in die Acht erklärte. Da aber der Kaiser wegen Geldmangel zur Rückkehr nach Deutschland genöthigt wurde und der von ihm eingesetzte Gegenpast kein Ansehn gewinnen konnte, so suchte der gebannte Kaiser eine Aussöhnung mit Johann Xxii. Als jedoch auch dessen milderer Nachfolger trotz aller Demüthigungen Ludwigs keine Nachgiebigkeit zeigte, weil er zu Avignon in der Gewalt des Königs von Frankreich war, traten die Kurfürsten in dem Kurverein zu Rense 1338 zusammen, wo sie einstimmig erklärten, daß der von der Mehrzahl der Kurfürsten Gewählte der Bestätigung des Papstes nicht mehr bedürfe. 3. Bald verdarb jedoch Ludwig der Baier selbst seine günstige Lage durch maßloses Streben nach Hausmacht, womit er die Interessen der deutschen Fürsten verletzte. Nachdem er Brandenburg schon 1324 nach dem Aussterben der Askanier an seinen Sohn Ludwig verliehen hatte, suchte er auch Tyrol für sein Haus zu gewinnen. Er trennte die Ehe der Gräfin Margaretha Maultafch, die ihrem Gemahl, dem zweiten Sohne Johanns von Böhmen, Tirol und Kärnthen zugebracht hatte, aus kaiserlicher Machtvollkommenheit und vermählte die Geschiedene mit seinem Sohne Ludwig von Brandenburg 1342, der so in den Besitz von Tirol gelangte. Kärnthen erhielt Oestreich. Durch seine Ländergier und eigenmächtige Ehescheidung hatte Ludwig aber nicht allein das mächtige luxemburgische Haus zur Feindschaft gereizt, sondern auch den Papst erbittert, weil diesem als kirchlichem Oberhaupte allein das Recht zustand, Ehen zu lösen. Von Neuem wurde der Kaiser vom Banne getroffen und durch päpstlichen Einfluß der älteste Sohn Johanns von Böhmen, Karl Iv., von mehreren Kurfürsten als Gegenkönig aufgestellt. In dem nun ausbrechenden Kampfe hielt sich Ludwig der Baier durch die Unterstützung der Städte, welche er stets begünstigt hatte, bis zu ' 7*

11. Bd. 2 - S. 398

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
398 lx. Zeit des sinkenden Papstthums. gleichung mit Johann Xxii., der ja doch der Papst blei- den tollte. Allein dieser wies, wie es freilich nach den Vorgängen in Italien gar nicht anders zu erwarten stand, alle seine demüthigen Anträge schroff zurück. Zwar starb Johann 1334 und ein friedliebender Mann, Be- nedict Xii., folgte ihm; aber gegen Ludwig durfte er keine» Friedensgedanken Raum geben, denn das litt sein Herr und Meister, der französische König, nicht. Ludwig sandte dem Papste ein Sündenbekenntniß und Gehor- samsgelöbniß zu, erhielt aber nur diese Antwort: wenn er der Milde und Erbarmung des apostolischen Stuhls genießen wolle, so solle er zuvor seine Krone nie- derlegen, die er ohne päpstliche Genehmigung trage. Doch da mußten nun alle nickt Stockblinden deut- lich sehen, worauf gezielt werde, daß das deutsche K a iser th u m zu Schanden gemacht und D eu tsch- land unter Frankreich geknechtet werden solle, und da erhob sich jetzt das ganze Reich mit lauter Stimme wider solcheschnödigkeit, und die Kurfürsten traten zu dem berühmte» K urverein z u Rense (am Rheine), 1338, zusammen, allwo beschlossen wurde, „daß der recht- mäßig gewählte deutsche Kaiser seine Macht von Gott habe und der päpstlichen B e st ä t i g u n g gar nicht bedürfe." Dieser Beschluß wurde auf einem nachfolgenden Reichstage a ls R e i ch s gr u n dgese tz auf- gestellt. Somit war denn auch das deutsche Kaiserthum, so wie schon vorher das französische Königthum (tz 4), von der römischen Hierarchie unabhängig erklärt worden. Wie hätte Ludwig von dieser Erhebung der Deutschen ermnthigt werden können! Aber bald stellte sich wieder sein Klcinmuth ein, und in der Verzagtheit seines Herzens handelte er merkwürdig verkehrt und sehr ärger- lich. Er wollte jetzt den französischen König, seinen und Deutschlands Erbfeind, zu seinen Gunsten stim- men, um durch diesen des Papstes Gnade und Los- sprechung vom Banne zu erlangen, und verließ zu dem Ende ein mit England gegen Frankreich nicht lange zu-

12. Römische Kaisergeschichte, Geschichte der Völkerwanderung und deutsche Geschichte im Mittelalter bis 1519 - S. 109

1909 - Bamberg : Buchner
Friedrich der Schne von sterreich. Ludwig der Bayer. Das babylonische Exil. 109 und sein Oberhaupt, der Papst, habe keine obrigkeitlichen, sondern nur seelsorgerliche Obliegenheiten (1326). Als Marsilius wegen dieser freien Ansichten Paris verlassen mute, begab er sich nach Deutschland an den Hos Ludwigs. Doch dieser konnte mit Worten wenig gegen den Papst aus-richten. ($r mute ihm mit Taten beweisen, da der Ketzer Marsilius Stecht habe. Dieser bewog ihn denn 'auch zu einem Rmerzug. 5. der Triest zog Ludwig nach Italien (1327). Begeisterter Empfang in Oberitalien, und Krnung in Mailand. Dann Aufbruch nach Rom. Die Rmer, deren Stadt seit dem Wegzug der Ppste verdet war, und die deshalb auf die franzsischen Ppste gar nicht gut zu sprechen waren, nahmen Ludwig mit Freuden auf. Er wurde zum Kaiser gesalbt (1328) und mute Johann Xxii. als einen Ketzer ab- und einen neuen Papst einsetzen. Beides tat Ludwig. Nun aber htte der Kaiser gegen den König von Neapel ziehen sollen, der, ein Franzose, auf Seiten des franzsischen Papstes Johann stand und Rom bedrohte. Weil Ludwig dies unterlie, schlug die Stimmung der Rmer so rasch um, da sich der Kaiser mit seinem Papst nicht rasch genug aus Rom entfernen konnte, das dann vom König von Neapel besetzt wurde (1328). Was half es nun Ludwig, da er Johann Xxii. in der Gestalt einer Strohpuppe unter dem Jubel der Rmer als Ketzer verbrannt hatte? Johann Xxii. blieb trotzdem der alleinige Papst. Der Gegenpapst verschwand, und Ludwig kehrte ruhmlos der die Alpen zurck. 6. In Deutschland war man insofern befriedigt, als Ludwig wemg-stens den Kaisertitel mitgebracht hatte und das Reich in keine sonstigen Kriegskosten strzen wollte. Den Kaiser aber suchten, wie es scheint, schwere Gewissensbisse heim. Er wollte vom Banne srei sein und trat mit Jo-Hann Xxii. sogar in Verhandlungen ein. Aber von Avignon aus ver-langte man als Vorbedingung, der Kaiser solle die Krone niederlegen. Schon wollte Ludwig hierauf eingehen, als die Nachricht hievon in Deutschland allgemeine Entrstung hervorrief. Daraufhin gab Ludwig die ffentliche Erklrung ab, er wolle nicht abdanken, habe nie abdanken wollen, und wer dies behaupte, fei ein Lgner. Zum Glck fr Ludwig starb gerade um tiefe Zeit (1334) Papst Johann Xxii. Sem Nachfolger htte den Kaifer gerne vom Banne gelst. Aber es lag im Jntereffe Frankreichs, mit Hilfe des auf Ludwig lastenden Bannfluchs die Verhltnisse in Deutschland zu verwirren. Mau wollte im Trben fischen. Der Kaifer blieb alfo im Bann. Ganz zerknirscht erklrte er, er verdamme die Ansichten des Mar-Mus; er wolle die Ketzer ausrotten, und es tue ihm leid, mit ihnen der- 217

13. Bd. 1 - S. 836

1883 - Leipzig : Engelmann
836 Das Mittelalter. §. 461. folglich während eines Zwischenreichs die kaiserliche Gewalt an den Papst zurückfalle. Da setzte der Kaiser seinen bisherigen Gegner Friedrich zum Reichsverweser ein und begab sich nach Italien, wo er, unterstützt von den dem Papste «27. feindlich gesinnten Minoriten (§. 398) und der ghibellinischen Partei, anfangs glänzende Fortschritte machte, durch ein feierliches Gerichtsverfahren den abwesenden Papst wegen ketzerischer Lehrmeinungen absetzte, einen Minoriten-1328. mönch an seine Stelle erhob und sich in Mailand und Rom krönen ließ. Als er aber, um seine habgierigen Söldnerschaaren zu befriedigen, die Italiener durch 133g. drückende Geldforderungen sich entfremdete und Friedrichs Tod ihn nach Deutschland rief, gewann die päpstliche Partei wieder die Oberhand. Der Gegenpapst verzichtete auf seine Würde und nahm in Avignon das Gnadenbrod an, und die Häupter der Ghibelliueu suchten sich mit Johann auszusöhnen. Umsonst warf sich jetzt der unruhige, abenteuerliebende Sohn Heinrichs Vii., König Johann 1831. von Böhmen, zum Friedensstifter auf; der Jubel, mit dem er anfangs in Italien begrüßt wurde, verlor sich bald, als man seine selbstsüchtigen Absichten erkannte; Fürsten und Städte vereinigten sich zu seiner Vertreibung. Nicht erfolgreicher waren seine Bemühungen bei dem Papste; Johann Xxii. weigerte sich, den Bannfluch zu lösen, ehe Ludwig der Kaiserkrone entsagt habe. So 1834. dauerte der Kampf fort. Als aber der neue Papst Benedict Xii. von dem französischen König gezwungen wurde, gegen seinen Willen Bann und Jnterdict zu wiederholen und die von dem Kaiser demüthig dargebotene Hand der Versöhnung zurückzuweisen, da erließen die versammelten Kurfürsten, nachdem sie sich von Ludwigs Rechtgläubigkeit und Friedensversuchen Überzeugt, auf dem 1836 Kurverem zu Rense die Erklärung: daß fortan jede von den Kurfürsten vollzogene Wahl eines deutschen Königs auch ohne päpstliche Bestätigung Gültigkeit habe, und stärkten aus dem denkwürdigen Reichstag zu Frankfurt die kaiserliche Gewalt durch kräftige Gesetze wider die Unbotmäßigkeit der Großen, wider das wilde Fehdewesen und wider Bruch des Landfriedens. Die Geistlichen, die dem Interdikte Folge leisteten, wurden als Ruhestörer behandelt und abgesetzt. Zugleich stärkte sich der Kaiser durch ein Bündniß mit England gegen Frankreich und den päpstlichen Stuhl. Die heftigen Streitschristen, womit Papst und Kaiser einander bekämpften, minderten Beider Ansehen. Besonders aber schwand der Glanz der päpstlichen Tiara durch die Hab-qier und Genußsucht,, die sich die französischen Kirchenhäupter zu Schulden kommen ließen und zu deren Befriedigung Johann Xxh. den schmählichsten Pfründenhandel trieb, neue Sporteln erfand und unerhörte Erpressungen übte, so daß er bei seinem Tode siebzehn Millionen Goldgulden seinen Verwandten und sieben Millionen an Silbergeschirr und Edelsteinen in der Schatzkammer hinterließ. „Ganz darauf gestellt zu herrschen, ward Alles, was das hierarchische System berührte, wie jenem Midas, der im Gold verhungerte und verdurstete, zu eitel Macht und weltlicher Herrlichkeit. Jede tief christliche Regung, jede heiligste Begeisterung ward von diesem System entweder zermalmt oder ging m ferner Fürsorge in Entartung und Fäulniß über, ward geistiger Tod." §. 461. Ludwigs Ausgang. Die Eintracht zwischen den deutschen Fürsten und dem Kaiser zur Schwächung der päpstlichen Gewalt schwand bald, als Ludwig, von Ländergier und Habsucht getrieben, geistliches und weltliches Recht unter seinen Vortheil beugte, aus eigener Machtvollkommenheit die Ehe der

14. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 - S. 168

1902 - Paderborn : Schöningh
168 dieser sonderbaren Einigung ihre Zustimmung, und sie wurde in Wirk-lichkeit nicht durchgefhrt. 2. Streit mit dem Papste. Nachdem Ludwig in Deutschland die Gegenpartei ausgeshnt hatte, zog er nach Italien, empfing in Mai-land die lombardische und in Rom aus der Hand des Volkes die Kaiser-krne, lie den Papst Johann Xxii. von den Rmern absetzen und erhob selbst einen Minoriten auf den ppstlichen Stuhl. Da er aber dem Könige Robert von Neapel, dem Bundesgenossen Johanns, nicht gewachsen war. so kehrte er bald mit Preisgebung des Gegenpapstes nach Deutschland zurck. Hier gewann er zwar nach Friedrichs Tode (1330) leicht alle Parteien fr sich, konnte aber doch vom Papste Johann die Lossprechung vom Banne nicht erlangen, wenn er sich nicht zur Niederlegung der Krone verstehen wollte. Daher schlo er. um den franzsischen Einflu, unter dem der Papst stand, abzuschwchen, ein Bndnis mit England gegen Frankreich und sprach die Untersttzung der auf dem Reichstage versammelten Kurfrsten an. Diese nahmen jetzt, ganz anders als zur Zeit Heinrichs Iv. im Streite des Kaisers mit dem Papste, fr den Kaiser Partei und bestimmten auf dem Kur-verein zu Rense am Rhein (bei Koblenz). 1338, da der von den Kurfrsten Gewhlte auch ohne ppstliche Besttigung rechtmiger König und zur Ausbung der kniglichen und kaiserlichen Regierungsrechte befugt sei. Der in demselben Jahre abgehaltene Reichstag zu Frankfurt ver-warf die gegen den Kaiser erlassenen ppstlichen Verordnungen. 3. Vermehrung der Hausmacht. Bald strte Ludwig selbst durch seine Lndergier die ihm gnstige nationale Bewegung, a) Die Mark Brandenburg bertrug er bereits 1324 nach dem Aussterben des askanischen Hauses seinem Sohne Ludwig und erregte dadurch den Unwillen Johanns von Bhmen, welcher einzelne Teile der Mark, die ihm von Ludwig von Bayern fr seine in der Ampfinger Schlacht geleistete Hilfe zugesagt waren, zu erwerben wnschte, b) Er erwarb jtirol, indem er die Ehe Johanns des Jngeren, eines Sohnes des bhmischen Knigs Johann, mit der Grfin Margareta Maultafch von Tirol, der Erbtocher des Herzogs Heinrich von Krnten und Tirol, willkrlich trennte und seinen Sohn Ludwig mit der geschiedenen Grfin vermhlte. Diese ganz gesetzwidrige Ehescheidung verfeindete den Kaiser gnzlich mit der luxemburgischen Partei und gab dem Papste Veran-lassung, den Bann gegen ihn zu erneuern. Als der Papst ihn auf-forderte, die Krone niederzulegen, sprachen sich zwar die Abgeordneten

15. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 140

1868 - München : Lindauer
140 Oberbayern unter Ludwig dem Bayern. einen Sprößling dieses Hauses, den neapolitanischen König Ro- bert (1309 —1343), zum Reichsverweser in Italien ein, hosfend, dadurch den Welsen über die Gibellinen die Oberhand zu ver- schaffen. So bald der Mailänder Math äo Viscont i vernahm, daß der Papst keinen der Gegenkönige anerkenne, ließ er sich vom Volke zu Mailand als Hauptmann der Stadt erwählen und sing an, als souveräner Fürst über diese Stadt und die ganze Lombardei zu herrschen. Die meisten und größeren italienischen Städte, wie Pavia, Piacenza, Rovarra, Pergamo, Venedig, Como, auch Verona und Lucca, selbst der Kaiser von Konstanti- nopel, die alle nicht wollten, daß Italien unter die Herrschaft Frankreichs gerathen solle, traten auf Visconti's Seite. In dieser Bedrängniß zog Johann Xxii den Herzog Friedrich den Schönen durch vortheilhafte Versprechungen in sein Bünd- niß und vermochte ihn, ein Heer unter seinem Bruder Heinrich gegen Math äo Visconti nach Italien zu schicken. Friedrich merkte jedoch bald, daß hieraus für ihn und für Deutschland kein Vortheil erwachse, und veranlaßte, daß sein Bruder Heinrich mit seinem Heere wieder nach Deutschland zurückkehrte. Johann Xxii ließ nun seine Truppen unter dem Cardinallegaten Pojet auf Mailand losgehen und den Galeazzo Visconti, der seinem Vater Mathäo gefolgt war, streng einschließen. Galeazzo wandte sich in dieser Roth an Ludwig den Bayern, und dieser schickte alsbald mehrere Heerhaufen nach Italien. Die päpstlichen Truppen wurden besiegt, und damit man nicht sagen konnte, daß Ketzern geholfen worden sei, entsetzte Ludwig den Galeazzo, dessen Vater wegen Verbreitung irriger Lehren mit dem Banne belegt war, seines Amtes und ernannte den Grafen von Reyffen . zum Statthalter von Mailand. Der Papst war darüber, daß durch Ludwigs Einmischung in die italienischen Angelegenheiten der neapolitanische König Robert nicht zur Regentschaft in der Lombardei gekommen war, höchst entrüstet und forderte Lud- wig in einem an die Kirchenthüre zu Avignon angeschlagenen Manifeste (8. Oktober 1323) auf, der deutschen Krone zu ent- sagen. Ludwig, dem die feindliche Haltung des Papstes ernste Be- sorgniß einflößte, schlug den Weg der Unterhandlungen ein'"), konnte aber keine Verständigung erzielen. Auf die bloße Wei- gerung hin, die deutsche Krone niederzulegen, belegte ihn Papst Johann Xxii mit dem Banne und alle Orte, wo ihm Ge- horsam geleistet würde, mit dem Interdikte (21. März und 11. Juli 1324). In Deutschland erregte dieses Vorgehen des

16. Das Mittelalter - S. 189

1896 - Bamberg : Buchner
189 kam es zu einem zweiten, dem Mnchener Vertrage, in welchem Ludwig versprach, mit Friedrich die Regierung des Reiches zu teilen. Auch dieser Vertrag blieb unausgefhrt infolge des Widerspruchs der Kurfrsten, namentlich der ltzelburgischen Partei. In einem dritten Vertrage machte sich Ludwig erbtig, auf das Reich zu Gunsten Friedrichs zu verzichteil, falls dieser die Genehmigung des Papstes erlange. Der Papst erkannte, wie zu erwarten war, Friedrich nicht an, dessen Knigtum aber wurde bedeutungslos durch den Tod Leopolds; bald darauf ist Friedrich selbst gestorben (1330). ^ Inzwischen war Ludwig auf die Einladung der Ghibellinen nach Italien gezogen. In dem verdeten Rom, wo es zu einem Aufstand gegen das avignouesische Papsttum gekommen war, empfing er im Namen der Republik aus den Hnden des Senators Sciarra Colonna die Kaiserkrone (1328). Auf Drngen der kirchlichen und litterarischen Widersacher wurde Johann Xxii. in einer Volksversammlung abgesetzt und ein Minorit unter dem Namen Nikolaus V. auf den ppstlichen Stuhl erhoben. Bei seinen geringen Streitkrften und seinem Geldmangel mute Ludwig bald darauf unter den Verwnschungen des Volkes die ewige Stadt verlassen. Die Rmer shnten sich mit dem avignonesischen Papste wieder aus, und auch Nikolaus V. unterwarf sich. Die Romfahrt Ludwigs hatte wohl zu lauten Kundgebungen der Ghibellinen gefhrt, aber auch den Gegensatz zur Kurie verschrft. Bei seiner Rck-kehr nach Deutschland lie Ludwig nicht die geringste Spur einer kaiserlichen Herrschaft in Italien zurck (1330). Die glcklichen Jahre Ludwigs des Bayern. In Deutschland stand trotz der ppstlichen Prozesse die Mehrheit der Nation auf der Seite des Kaisers. Und als nach dem Tode Papst Johanns Xxii. (1334) die mit dessen Nachfolger Benedikt Xii. angeknpften Friedensversuche von den Knigen von Frankreich und Neapel hintertrieben wurden und Ludwig nun-mehr in Unterhandlungen mit dem Feinde Frankreichs, dem ihm verschwgerten Könige Eduard Iii. von England, trat (englisch-franzsischer Erbfolgekrieg!), ging eine gewaltige nationale Bewegung durch Deutschland, auch die Kurfrsten traten fr den Kaiser ein. Im Jahre 1338 erklrten diese zu Rense fr Recht und bewhrte Gewohnheit des Reiches, der von allen oder von der Mehrheit der Kurfrsten Gewhlte sei befugt, die kniglichen und kaiserlichen Rechte zu den, ohne der Besttigung des Papstes zu bedrfen (vgl. Nrn-berger Appellation). Dem Kurfrstentage von Rense folgte der Reichstag zu Frankfurt; hier ward der Beschlu von Rense dahin erweitert, da der von der Mehrheit Gewhlte auch befugt sei, den Kaisertitel zu führen. Im nmlichen Jahre 1338 fand dann eine persnliche Zusammenkunft zwischen Ludwig und Eduard Iii. zu Koblenz statt; in feierlicher Frstenversamm-

17. Das Mittelalter - S. 187

1896 - Bamberg : Buchner
Krieg acht Jahre hin. Erst das Jahr 1322 brachte die Entscheidung; die Schlacht bei Mhldors^am Inn endigte mit der Niederlage des Habs-burgischen Gegenknigtums und der Gefangennahme Friedrichs. Whrend Friedrichs Heer gegen den Inn vorrckte, nahte von Schwaben Leopold. Die Mnche des Cisterzienserklosters Frstenfeld nahmen den Boten der beiden Heere die Rosse weg und hintertrieben dadurch eine rechtzeitige Verstndigung. Friedrich nahm die von Ludwig angebotene Schlacht an, ohne die Ankunft seines Bruders ab-zuwarten. Der bedeutendste Bundesgenosse Ludwigs war der Bhmenknig, die Entscheidung aber brachte der aus einem Hinterhalt hervorbrechende hohenzollersche Burggraf Friedrich von Nrnberg. Die Schlacht war nicht nur eine der folgenreichsten des Mittelalters, sie war aucfa die lekle arotte Ritterschlacht in Deutschland: daraus erklrt sich, da sie mehr als irgend ein Ereignis der bayerischen Geschichte von Sagen umsponnen ist (Albrecht Rindsmaul und sein Schwager Sieg-fried der Schwepfermann). 2. Ludwig im Kampfe gegen das avignonesische Papsttum. Das Doppelknigtum hatte die Herrschaftsplne der Kurie und des Knigs von Neapel mchtig gefrdert. Nach der Schlacht bei Mhldorf aber sandte Ludwig den Grafen Berthold von Reifen als Reichs Vikar nach Italien, um die Rechte des Reiches daselbst geltend zu machen und die Ghibellinen im Kriege gegen den Papst und den König von Neapel zu untersttzen. Diese Er-neueruug der Kaiserpolitik Heinrichs Vii. gab den unmittelbaren Anla zu dem endlosen Kampfe mit der Kurie, zur Einmischung des avignonesischen Papstes in den deutschen Thronstreit. Johann Xxii., trotz feines hohen Alters von bewundernswerter Energie, war nicht gewillt, irgendwelchen ppstlichen An-sprchen auf Italien zu Gunsten des Kaisertums zu entsagen, auch nicht uu-abhngig genug, um den von der Knrie zum Reichsvikar von Italien be-stellten König Robert von Neapel fallen zu lassen. Da eine Fortdauer des deutschen Thronstreites im ppstlichen Interesse lag, forderte Johann bei Strafe des Bannes, da Ludwig binnen drei Monaten die Regierung niederlege; dem Papste stehe bei zwiespltigen Knigswahlen die Entscheidung, bei Erledigung des Kaisertums das Reichsvikariat in Italien zu. Der König beantwortete die ppstlichen Kundgebungen mit der Nrnberger und dersachsenhanserappel-lation; dort erklrte er, der von der Mehrzahl der Kurfrsten gewhlte deutsche König bedrfe der ppstlichen Besttigung nicht und sei von Ansang an, auch vor Empfang der Kaiserkrone, zur Ausbung der kaiserlichen Rechte befugt, hier ergriff er in dem zwischen dem Papste und dem Franziskaner- oder Minoriten-orden ausgebrochenen Armutsstreite" die Partei der letzteren. Der Papst bannte Ludwig und arbeitete an der Erhebung Karls Iv. von Frankreich, eines Sohnes Philipps Iv., zum deutschen Könige; mit dem Papste und Frankreich trat in ein enges Bndnis nicht blo Herzog Leopold von

18. Allgemeine Weltgeschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 154

1907 - Berlin : Schultze
— 154 — Friedrichs Treue und Me Versöhnung. — Der Bruder Friedrichs, Leopold von Österreich, setzte unter Begünstigung des Papstes Johann Xxii. den Krieg fort. Der Papst tat Ludwig in den Bann und belegte Deutschland mit dem Interdikt. (Das war eine der schwersten kirchlichen Strafen, welche über eine Gemeinde oder über ein ganzes Land verhängt wurde. In einem solchen Lande war jede kirchliche Handlung verboten; der öffentliche Gottesdienst hörte auf, die Altäre wurden entkleidet; keine Glocke rief mehr zum Gebet; feilte Taufe, keine kirchliche Einsegnung der Ehen fand statt, und kein Geistlicher begleitete die Leichenbegängnisse.) Da setzte Ludwig seinen Gefangenen auf freien Fuß, unter der Be-dingung, seinen Bruder zum Frieden zu bewegen. Da ihm das aber nicht möglich war, kehrte er getreulich zur bestimmten Zeit in die Gefangenschaft zurück. Durch folchen Edelmut und solche Treue tief gerührt, drückte ihn Ludwig an sein Herz, erneuerte mit ihm die alte Jugendsreundschast und teilte Wohnung, Tafel und auch die Regierung mit ihm. Friedrich aber zog sich lebensmüde zurück und starb im Jahre 1330. Der Kurverein zu Rense (1338). — Nach Friedrichs Tode wurde Ludwig allgemein als Kaiser anerkannt; aber die seit 1309 zu Avignon in Frankreich residierenden Päpste hoben weder Bann noch Interdikt auf. Ludwig zog nach Italien, erklärte den Papst für abgefetzt und erhob auf den päpstlichen Stuhl einen deutschen Bettelmönch, aus dessen Händen er die deutsche Kaiserkrone empfing. Ferner berief Ludwig die deutschen Fürsten zu einer Versammlung (Kurverein) nach Rense (südlich von Koblenz am Rhein gelegen). Diese beschlossen und beschworen, daß der deutsche König seine Macht allein von Gott und durch die Wahl der deutschen Fürsten empfangen habe und dem Papste keinerlei Entscheidung, Bestätigung oder Verwerfung zustehe. Ludwigs Streben nach Vergrößerung seiner Hausmacht und sein Ende. — Nachdem in der Mark Brandenburg das tapfere Geschlecht der Assanier ausgestorben war, gab Ludwig 1324 dieses Land als erledigtes Reichslehen seinem Sohne Ludwig. Ferner suchte er diesem auch noch Tirol zu erwerben, indem er ihn mit der Erbin dieses Landes, Margarete Maultasch, vermählte. Einem anderen Sohne verschaffte er aus ungesetzliche Weise Holland, Seeland und Friesland. Diese unersättliche Ländergier Ludwigs_ empörte die deutschen Fürsten gegen ihn. Sie sprachen 1346 zu Rense [eine Absetzung aus und wählten ihm in der Person Karls aus dem Hause Luxemburg, Sohn des Königs Johann von Böhmen, einen Gegeukaiser. Dieser konnte aber nicht eher zu Ansehen kommen, bis Ludwig 1347 starb.

19. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 222

1880 - Heidelberg : Winter
222 Kap. 28 § 159. Kaiser Ludwig. (Freilassung Friedrichs.) Balduin von Mainz und seines Bruders, des Deutschordeus-Commen-turs Berthold von Bucheck. Bei dem Streite mit dem Papste hatte Ludwig denjenigen Teil der Minoriten (Franciskaner) für sich, der die Unfehlbarkeit des Papstes bestritt und den Grundsatz aufstellte, daß das Concilium über dem Papste stehe. Ebenso traten Gelehrte, wie Meister Ulrich von Augsburg, Johann von Gent und Marsilius von Padua, desgleichen die Universitäten von Paris und Bologna auf und bekämpften in Schriften die angemaßte Obergerichtsbarkeit des Papstes. Weil indes weder der Papst noch Leopold die von Ludwig gestellten Bedingungen der Aussöhnung annahm, und Ludwig wahrnahm, daß die lang verzögerte Freigebung Friedrichs ihm mißdeutet wurde, so begab er sich persönlich nach Trausnitz und setzte Friedrich, um den sich seine Gemahlin blind geweint hatte, unter der Bedingung in Freiheit, daß er der Krone entsage und seine Partei zum Frieden bewege. Weil aber Friedrich weder seine Brüder noch den Papst zum Nachgeben bringen konnte, so stellte sich der treue Mann freiwillig wieder zur Haft ein, so daß Ludwig gerührt in dem Münchener Vertrage vom Sept. 1325 die Regierung mit ihm teilte, so daß sie, gleich als eine einzige Person, alles gemeinschaftlich pflegen und handeln, die wichtigsten Reichsgeschäfte zusammen besorgen und dabei im Vorsitz wechseln wollten; ja sie sollen sogar Wohnung, Tisch und Lager mit einander geteilt haben. Diese deutsche Art offener Versöhnung und Freundschaft konnte der Papst Johann anfangs gar nicht glauben, bis er selbst Nachricht davon erhielt; da rief er aus: „Es ist wirklich wahr, man hat mirs aus Deutschland geschrieben." Doch diesem Übereinkommen versagten die Kurfürsten ihre Zustimmung, weil es dem Reichsgrundgesetz zuwiderlief. Der Papst aber bot aufs neue alles auf, die Kurfürsten zur Absetzung Ludwigs und zur Wahl des Königs von Frankreich zu bewegen. Schon erbot sich Ludwig, um der Bedrängnis ein Ende zu machen, zur Abtretung der Krone an Friedrich, als unvermutet Leopold (1326) starb, so daß sich nun Friedrich freiwillig in die Stille der Burg Guttenberg zurückzog, und sich Ludwigs Stellung und Macht in Deutschland mehr befestigte. 160. Um aber vorzüglich in Italien dem Papste seine Stützen zu entziehen und sich die Kaiserkrone zu holen, zog Ludwig selbst über die Alpen, erklärte auf den Rat der ihn umgebenden, gegen den päpstlichen Hos zu Avignon wirkenden Franciskanersraktion, an deren Spitze Ludwigs Leibarzt Marsilius von Padua stand, den Papst Johann Xxii für einen des apostolischen Stuhles unwürdigen Ketzer, ließ sich am 31. Mai 1327 zu Mailand die lombardische und in Rom die römische Krone von dem Haupt der herrschenden Partei, Colon na, im Namen des römischen Volks durch zwei gebannte Bischöfe geben, und setzte daselbst einen Minoriten unter dem Namen Nicolaus V zum Papst ein. Weil es ihm aber an Geld und Mannschaft fehlte und ihm die Neapolitaner schon die Zufuhr abschnitten, so kehrte er mit seinem Papste eiligst nach Deutschland zurück, wo eben Friedrich gestorben war (1330). Auf dieser Rückkehr aus Italien errichtete Kaiser Ludwig in Angelegenheiten seines

20. Grundriß der deutschen Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 66

1871 - Koblenz : Bädeker
66 Erster Kurverein. . 15. den Krieg gegen Ludwig mit mehr Glck fortsetzten, so schlo dieser mit seinem Gegner einen Vergleich, wonach er gegen Verzichtleistung auf die deutsche Krone die Freiheit wiedererhielt. Als Friedrich's Bruder Leopold diesem Vertrage nicht beistimmte und Friedrich sich deshalb dem Vertrage gem selbst wieder als Gefangener stellte, war Ludwig durch diese Treue so gerhrt, da er sich nun mit ihm zu einer gemein-schaftlichen Regierung vereinigte; jedoch blieb Friedrich ohne Einflu auf die Reichsgeschfte, da seine Hauptsttze, Herzog Leopold, bald starb. Ludwig's Hauptgegner war der in Avignon residirende Papst Johann Xxii., welcher schon bei der Kaiserwahl fr Friedrich von Oesterreich Partei genommen hatte und nicht nur das Recht in An-spruch nahm, bei einer zwiespaltigen Wahl die Entscheidung zu geben, sondern auch während einer Erledigung des Thrones die Reichsver-waltung zu führen. Als nun Ludwig nach der Schlacht bei Mhl-dorf die Ghibelliuen in Italien gegen die dem Papste ergebenen Welfen untersttzte, sprach Johann Xxii. in Avignon Absetzung und Bann der ihn aus und verhngte das Jnterdict der das Reich. Die deutschen Kurfrsten aber, welche durch die Ansprche des Papstes ihr Wahlrecht bedroht sahen, wollten die Hand zu einer neuen Wahl nicht bieten. Nach der Ausshnung mit Oesterreich kam Ludwig, von den Ghibellinen aufgefordert, nach Italien (1327), empfing die lombardische und zu Rom aus den Hnden des Adels (von Sciarra Colonna) die Kaiserkrone. Zugleich lie er einen Gegenpapst (Nicolaus V.) whlen. Doch entzweite er sich mit den Ghibellinen, und von diesen, wie von seinen deutschen Sldnern (wegen Geldmangels) verlassen, kehrte er nach Friedrich's Tode (1330) nach Deutschland zurck und machte noch viele vergebliche Versuche einer Vershnung mit dem Papste. Allein diese ward von dem Könige von Frankreich vereitelt, weil Ludwig in dem damals bevorstehenden Erbfolgekriege zwischen Frankreich und England sich mit seinem Schwager, dem englischen Könige Eduard Iii., verbndete. Um nun nicht lnger die Legitimitt des deutschen Kniges von dem Ausspruche eines vom franzsischen Hofe abhngigen Papstes abhngen zu lassen, erklrten sowohl die geistlichen als die weltlichen Kurfrsten (auer dem französisch ge-sinnten Könige von Bhmen) auf dem ersten Kurverein zu Rhense, 1338 (und auf einem allgemeinen Reichstage zu Frankfurt), der von den Krfrsten durch Stimmenmehrheit gewhlte deutsche König habe durch die bloe Wahl (also auch ohne Besttigung des Papstes) die Befngni, die Rechte eines rmischen Kaisers auszuben.