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1. Geschichte des Mittelalters - S. 69

1870 - Mainz : Kunze
69 reiches 1198; seine Erklärung gegen König Philipp 1201; Ottos Iv Demüthigung und Verheißungen. Nach längerem blu- tigem Bürgerkrieg Umschwung zu Philipps Gunsten, besonders nach Kölns (damals der dritten Stadt Europas) Uebertritt. Friede mit Jnnoeenz, Philipps Ermordung zu Bamberg 1208 durch Pfalzgraf Otto von Wittelsbach als Opfer privater Rache. Die Klagen Walters von der Vogelweide. — Sinken der Autorität des Reichs; Dänische Eroberungen in Norddeutschland; Einmischung Englands und Frankreichs. Ottos Aussöhnung mit der staufischen Partei, Verlobung mit Beatrix, Philipps Tochter. Seine Kaiserkrönung 1209. Verletzung 1209 seiner Zusagen, indem er die dem Reiche entzogenen Lehen wieder einziehen wollte. Sturz Ottos durch Friedrich Ii 1212, der in 1212 Rom zuvor versprechen mußte, nach seiner Kaiserkrönung zu Gunsten seines Sohnes auf Sicilien zu verzichten. Auf des ersteren Seite Johann von England, auf des letzteren Philipp Ii August von Frankreich. Englands und Ottos Niederlage bei B 0vines 1214; 1214 Friedrichs Krönung zu Aachen 1215. Otto Iv. tz bedeutungslos 1218. Auf Jnnoeenz Anstoß und nach der Kreuzpredigt Fulcos von Neully wurde der s. g. Vierte Kreuzzug 1204 von französischen Rittern 1204 unternommen. Ueberfahrtsvertrag mit Venedig (der Doge Dandolo); Kriegsdienste für die Republik wegen Zahlungs- unfähigkeit; Einmischung in dynastische Streitigkeiten des griechischen Kaiserhauses. Statt nach Palästina führte fo die Expedition nach Konstantinopel. Gründung des von vorn- herein hinfälligen lateinischen Kaiserthums in Griechenland 1204—1261. Graf Balduin von Flandern erster Kaiser mit einem Viertheil des Landes als Krougut; 3/i unter die Venetianer und die fränkischen Herren getheilt. — Die ersteren bleiben auch nach dem Untergang des Reiches im Besitz. Bedeutung dieser Besitzungen für den Venetianischen Welthandel. Ein Ausfluß der Bestrebungen der Kreuzzüge imb des Pabstes Jnnoeenz war der s. g. Kreuz zug gegen die Albigenser 1208—1229. Katharer und Waldenser (Stiftung durch Petrus Waldus aus Lyon um 1180) zahlreich in der Provence; Verfol- gungen unter Jnnoeenz' Auspizien. Die Ermordung des Legaten Peter von Calsteluau wird dein Grafen Raimund Vi von Toulouse zur Last gelegt. Die Führer des Kreuzzugs Arnold Abt von Ci-

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1. Das Zeitalter der Hohenstaufen und der Kaiser aus verschiedenen Häusern - S. 94

1914 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
94 boxt Friedrich I. mit Frankreich geschlossene Bündnis erneuerte und dahin erweiterte, daß Philipp dem französischen Könige gegen dessen Hilse im otreit mit seinem Gegenkönige Hilfe gegen England versprach. Winkelmann, der Geschichtsschreiber Philipps, sagt: „Eine Schmach war dieser Vertrag, unerhört, daß ein deutscher König gegen Reichsaenossen mit einer fremden Macht sich verbündete." Übrigens steht der Vertrag der Gegenpartei mit England nicht höher. Zunächst war Ottos Königtum auf die Rheingebiete beschränkt, die, besonders Köln, auf Grund ihres Handels starke Beziehungen gil England hatten, und Philipps Heer unter dem Reichsmarfchall Heinrich vou Kalden errang tüchtige Erfolge. Als aber ein Zug gegen Braunschweig mißlang und ein Großer dev Reichs, der sich bisher zurückgehalten, Ottokar von Böhmen, auf Ottos Seite trat, hielt Jnnoeenz den Zeitpunkt seines Eingreifens für gekommen. In einem Schreiben an die deutschen Bischöfe, der Deliberatio domini papae, stellt er den doppelten Grundsatz auf, daß dem Papst die Entscheidung über die deutsche Königswahl grundsätzlich und endgültig zustehe, und daß die Kaiserkrone als Lehen vom Papste verliehen werde. Deliberatio Innocentii. tjw 9camen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Es gebührt dem Apostolischen Stuhle, sorgsam und weise in der Fürsorge snr das Römische Reich zu haudelu, da das Kaisertum grundsätzlich und endgültig von ihm abhängt; grundsätzlich deshalb, weil es durch ihu und für ihn von Griechenland her übertragen ist, und es der Überträgerin wegen desto sorgfältiger zu verteidigen ist; endgültig deshalb, weil der Kaiser vom Papst die Erhebung persönlich empfängt, da er von diesem geweiht, gekrönt und mit der Kaisermacht bekleidet wird. Das sah Heinrich (Vi.) ein, der, nach Empfang der Kaiserkrone durch Papst Eölestin seligen Angedenkens zunächst sich entserueud, dennoch, nachdem er in sich gegangen, zurückkehrte und die Juvestitur mit dem goldenen Zepter begehrte. Wie nun brei zu Königen erwählt sind: der Knabe (Friedrich Ii.), Philipp und Otto, so ist dreierlei zu erwägen: was ist erlaubt, was gelernt sich, was ist nützlich? Uber, wenn ebensoviele oder mehr der Wahlberechtigten wie zu der Wahl des audereu sich zu seiner Wahl bekanntlich einigten, wenn weniger die Zahl der Wähler als die Geeignetheit und Würdigkeit der Person in Frage kommt, wenn weniger die Mehrheit bezüglich der Zahl als das Bedenken der Wohlfahrt (des Reiches) von den Wählern erwartet wird und Otto geeigneter zur Regierung erscheint als Philipp, da Gott die Sünden der Väter an den Kindern straft bis ins dritte und vierte Glied bei deuen, die ihn hasten, das ist, wenn die Kinder in den Sünden der Väter fortfahren, wenn, obwohl man nicht Böses mit Bösem vergelten soll, sondern

2. Deutsche Dichtung im Mittelalter - S. 140

1881 - Trier : Lintz
140 die ougenweide sehent die fürsten gerne. 10. swer nü des riehes irre ge1), der schouwe, wem der weise2) ob sime nacke ste: der stein ist aller fürsten leitesterne. 17. Philipps Kirchgang. (1199) 1. E3 gienc eins tages, als unser kêrre wart geborn von einer maget, die’r im ze muoter hâte erkorn, ze Megedeburc der künec Philippes schöne, da gienc eins keisers bruoder und eins keisers kint in einer wät, swie doch der namen drie3) sint: er truoc des riches zepter und die kröne, er trat vil lise, im was niht gäch, im sleicli ein höchgeborniu küniginne nach, rös’ âne dorn, ein tübe sunder gallen. 10. diu zulit was niener anderswä: die Düringe und die Sahsen dienten also da, daz ez den wisen muoste wol gevallen. 18. Erich an Kaiser Otto Iv. (Bei der Rückkehr Ottos aus Italien 1212. 1. Her keiser, sit ir willekomen! der künege name ist in benomen: des schinet iuwer kröne ob allen krönen, iur haut ist krefte und guotes vol, ir wellet übel oder wol, so mac si beidiu rechen unde Ionen. 19. Mahnung den 1. Her keiser, swenne ir Tiuschen4) fride gemachet stæte bi der wide, so bietent in die fremden zungen ere. die suit ir nemen an' arebeit und süenen al die kristenheit5:) daj tiuret inch und müet die beiden sere. dar zuo sag’ ich iu mære: diu fürsten sint iu undertän, sie haben t mit zühten iuwer kunft erbebet; 10. und ie der Mîssenære der 'st iemer iuwer âne wân: von gote wurde ein engel ê verleitet. Frieden anzurichten, ir traget zwei keisers eilen: des aren tugent, des lewen kraft, die sint dés herzéichen an dem schilte. 10. die zwêne hergesellen, wan weiten s’an die heidenschaft !G) waz widerstüende ir manheit unde ir milte ? 20. Der Zinsgroschen. (1210) 1. Do gotes sun liie’n erde gie, dö versuochten in die juden ie: sam täten s’ eines tages mit dirre frage, sie fragten ob ir friez leben dem riebe iht Zinses solte geben, dö brach er in7) die huote und al ir läge. er iesch ein münizisen, er sprach: „ wes bilde ist hie ergraben ? “ „des keisers,“ sprächen dö die merkmre. 10. dö riet er den unwisen daj sie den keiser liezen haben sin keisers reht, und got swaj gotes wsere. *) wer nicht weiß, wen er als Kaiser betrachten soll. — *) Vgl. S. 139 Anm. 5. — 3) Insofern Philipp selbst Kaiser war. — 4) Dat. Pl. — 5) der ganzen Christenheit den Frieden geben. -- ch 0 daß sie (Adler und Löwe) doch gegen die Heiden ziehen wollten. — 7) Dat. Pl.

3. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Dreißigjährigen Krieges - S. 109

1909 - Breslau : Dülfer
Philipp von Schwaben und Otto Iv. 109 b. Die Kaiserin Konstanze wnschte die Trennung Siziliens vom Imperium und bertrug daher dem Papste mit der Vormunbschaft der ihren Sohn Friedrich auch die Lehnshoheit der ihr normannisches Knig-reich. Es wurde fortan eine Hauptaufgabe der ppstlichen Politik, die Wieber-Vereinigung Deutschlands und Siziliens zu verhindern. c. Um seine italienischen Errungenschaften zu befestigen, blieb Innozenz in dem Streit der deutschen Könige zunchst neutral: die deutschen Könige sollten sich selbst zerfleischen" und damit aus Italien ferngehalten werden. Als daher Philipp 1200 eine Romfahrt ankndigte, bannte ihn der Papst und erkannte Otto Iv. an. Dieser machte ihm dafr die weitgehendsten Zugestndnisse: er verzichtet auf die Regalienrechte in den geistlichen Gebieten, gesteht die Appellationen an den Papst zu, gelobt, das sizilianische Knigreich unter ppstlicher Oberherrschaft zu erhalten, und erkennt die ppstlichen Rekuperationen an. Anmerkung. Die Rekuperationen sind vom Papste beanspruchte italienische Gebiete auerhalb des Patrimoniums Petri: das Herzogtum Spoleto, Ankona und Teile von Tuscien. 4. Der Versuch Ottos Iv., mit dnischer Hilfe eine krftige Monarchie des Nordens zu grnden, treibt die Fürsten auf Philipps Seite und verschafft diesem das entschiedene bergewicht. Nach Philipps Bannung fielen mehrere der bedeutendsten geistlichen und weltlichen Fürsten von ihm ab. Allein Otto hatte inzwischen im uersten Nordosten selbst den ersten Grund zu seinem Sturze gelegt." Die Dnen waren unter Knud erobernd an der deutschen Kste vorgedrungen und hatten it. a. auch den Grafen von Schaumburg aus Holstein vertrieben. Otto trat in verwandtschaftliche Beziehungen zum Dnenknige und gab seinem Bruder das Herzogtum Sachsen. Unter dnischem Schutze schien eine groe welfische Macht an Elbe und Nordsee im Entstehen begriffen. Das lie die Partei Ottos fr ihre frstliche Selbstndigkeit frchten; sie wandten sich dem Staufer zu, und Otto war vllig machtlos. Da wurde Philipp 1208 durch Otto von Wittelsbach ermordet." 5. Nach Philipps Tode tritt Otto Iv. ganz in die Bahnen der staufifcheu Politik und erlangt dadurch allgemeine Anerkennung. Es gelang Otto, die staufisch gesinnte Ministerialitt zu gewinnen, in-dem er sich mit Philipps Tochter Beatrix verlobte, die Erhaltung der staufischen Hausmacht erstrebte und Philipps Mrder verfolgte. Auch dem Papste gegenber verfolgte er ganz die Ziele der Politik Heinrichs Vi. Er richtete in den Rekuperationen wieder eine Reichsverwaltung ein und trachtete danach, Sizilien dem Reiche zu unterwerfen; schon begann er den Krieg gegen das normannische Reich. Innozenz war zunchst dieser energischen Politik gegenber vllig machtlos. 6. Ottos kraftvolles Auftreten vereinigt Papsttum und Fürsten zu seinem Sturze. Ottos Angriff auf Sizilien fhrte zum Bruche mit dem Papsttume. Innozenz bannte den Kaiser und stellte Friedrich von Sizilien als Gegenknig auf. Der Bann hatte in Deutschland eine unerwartet starke Wirkung, zahlreiche Fürsten whlten 1211 Friedrich zum König und riefen ihn nach Deutschland. 7. Im Siege des ppstlichen Gegenknigs und dem Unter-liegen Englands gegen Frankreich erreicht das Papsttum den Hhe-Punkt seiner Macht.

4. Das Zeitalter der Hohenstaufen und der Kaiser aus verschiedenen Häusern - S. 99

1914 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
99 Dieser war, nachdem er dem Papst den Lehnseid für Sizilien geleistet und versprochen, dieses Land nie mit dem Reiche zu vereinen, nach Deutschland aufgebrochen und hatte in Konstanz deutschen Boden betreten. Er schloß einen Vertrag mit Frankreich, erhielt französische Hilfsgelder, und französische Gesandte waren für ihn in Deutschland tätig. In Gegenwart eines päpstlichen Legaten und der französischen Gesandten ward er in Frankfurt von einer stattlichen Anzahl deutscher Fürsten gewählt und am 9. Dezember in Mainz gekrönt. Sodann zog er nach Osten gegen die dortigen Anhänger Ottos, und in Eger schloß er am 12. Juli 1213 mit Zustimmung der Fürsten seinen Vertrag mit dem Papst. In der sogenannten Goldenen Bulle von Eger gestand er folgendes zu: Er trat alle von der Kurie seit dem Tode Heinrichs Vi. beanspruchten Gebiete ab. Er erkannte ansbrücklich die päpstliche Lehnshoheit über Sizilien an und versprach, btefe Anerkennung nach seiner Kaiserkrönung eiblich zu wieberholen. Er verzichtete — wie Otto — auf die im Wormser Koukorbat verbrieften Rechte. Er verzichtete auf das Spolienrecht und gab die Berufung an den Papst frei. Man sieht, welches Interesse der Papst an einem deutschen Throu-streit hatte; es sprangen für ihn nur Vorteile weltlicher, kirchlicher und persönlicher Art dabei heraus. Otto warf sich nun ganz in die Arme Englanbs. Mit Johann von England rüstete er zu einem Doppelangriff auf Frankreich, um, toemt biefer siegreich verlief, baburch Friebnch die Hilfe Frankreichs zu entziehen und mit Hilfe Englanbs seine Stellung in Deutschland wieberzugewinnen. Der Plan schlug völlig fehl; bei Bouvines würden er und Johann 1215 gänzlich geschlagen, und seine Nieberlage in Frankreich entschieb auch seine Nieberlage im Reich. Zum ersten Male ward Deutschlands Geschick vom Ausland entschieden. „Seit dieser Zeit sank der Ruf Deutschlands bei den Welschen," klagt ein Chronist. Die Stellung Ottos zu England und Friedrichs zu Frankreich vgl. mit der ähnlichen zur Zeit des Streites zwischen Philipp und Otto. Auch ein drittes Ausland ward mit in den Streit hineingezogen. Um Dänemark für sich zu-gewinnen, trat ihm Friedrich alle früheren Reichsgebiete jenseits der Elbe und der Elbe ab. Ottos Lage war jetzt völlig hoffnungslos; benitoch verstaub er

5. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 82

1911 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
82 Vierter Zeitraum. Von der Neugründung des Reiches bis zum Ende der Staufer. 5. Der Staufer Philipp von Schwaben (1198—1208) und der Welfe Otto Iv. (1198—1215). a) Ter Thronstreit bis zur Ermordung Philipps. Auf den jungen Friedrich wurde zunächst keine Rücksicht genommen. Die staufische Partei wählte seinen Oheim, den Herzog Philipp von Schwaben, zum König. Ihre Gegner erhoben den Welfen Otto, einen Sohn Heinrichs des Löwen, auf den Thron. So kam es zu einem greuelvollen Bürger-kriege, der die beiden Könige zwang, ihre Anhänger mit Reichsrechten und Reichsgütern zu beschenken und so das Königtum empfindlich zu schwächen 1. Philipp stützte sich vor allem auf seine kriegstüchtigen Dienst-mannen, Otto Iv. auf das reiche und feste Köln2, das mit England die lebhaftesten Handelsbeziehungen unterhielt. Otto gelang es, Innozenz Iii. für sich zu gewinnen. Dieser war wegen seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten bereits mit 37 Jahren zum Papste gewählt worden (1198). Sein letztes Ziel war, das Papsttum über alle weltlichen Reiche zu erheben (vgl. S. 66). Da Otto auf alle Reichsrechte in den streitigen Besitzungen Mittelitaliens zu Gunsten des Kirchenstaates verzichtete, so erlangte er die Anerkennung des Papstes (1201). Seitdem stieg sein Stern immer höher. Aber allmählich trat ein Umschwung zu Gunsten des Staufers ein. Schon wollte Philipp zum letzten Schlage gegen Otto Iv. ausholen, als er zu Bamberg ermordet wurde (1208). b) Otto Iv. als Alleinherrscher (1208—1212). Der Bürgerkrieg hatte ein Ende. Otto Iv. fand bald allgemeine Anerkennung, zog nach Italien und erwarb die Kaiserkrone. Als er aber die Eroberung des sizilischen Reiches begann, das der Staufer Friedrich als Lehnsträger Innozenz' Iii. beherrschte, traf ihn der Bann des Papstes (1210). Ein Teil der deutschen Fürsten wählte jetzt Friedrich Ii. zum König und zwang dadurch Otto zur Rückkehr in die Heimat (1212). c) Ter Thronstreit zwischen Otto Iv. und Friedrich Ii. (1212—1215). Mit Zustimmung des Papstes trat Friedrich die Reise nach dem Norden an und begann den Kampf gegen die Welfen. Damit war ein neuer Bürgerkrieg entfesselt. Nach mancherlei Mißerfolgen Ottos Iv. wurde 1 In diesen Krieg griff auch Walter von der Vogelweide, einer der größten Dichter unseres Volkes, mit seinen Liedern ein. 2 Im Jahre 1180 hatten die Bürger den Bau einer neuen, gewaltigen Ringmauer begonnen, die an Umfang nur wenig hinter der Pariser zurückblieb und 700 Jahre lang (bis 1881) gestanden hat.

6. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 157

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
15. Walther von der Vogelweide. 157 hätte. Jedenfalls ist es eine Thatsache, daß der unselige, mit Kaiser Heinrichs Tode anhebende Wahlstreit es war, der, ihn aus seiner behag- lichen Ruhe am Wiener Hofe aufschreckend, aus seinem Geiste die ersten Funken patriotischer Begeisterung schlug. Die ältesten Gedichte, deren Entstehungszeit bestimmt werden kaun, fallen, wenn nicht noch in des Kaisers Todesjahr, doch in den Ansang des Jahres 1198. Mit diesem großen und so verhängnisvollen Wendepunkte unserer Geschichte sehen wir Walthers Poesie das politische Gebiet betreten und jene Richtung ein- schlagen, der er durch volle 30 Jahre unerschütterlich treu geblieben und von der er bis zu seinem Tode nie auch nur um eines Fußes Breite ab- gewichen ist. Über die Wahl, die er zwischen den beiden Bewerbern um die deutsche Krone treffen sollte, war dieser klare, scharfblickende und gesinnungsvolle Geist keinen Augenblick schwankend: mit voller Entschiedenheit wandte er sich demjenigen zu, der durch seine Geburt auf die durch lange Ge- wohnheit geheiligte erbliche Nachfolge ein unbestreitbares Recht hatte, und ans dessen Seite alle standen, welche deutsch dachten und fühlten und des Reiches Größe und Wohlfahrt über die eigenen persönlichen Interessen stellten: Philipp von Schwaben. Noch von Wien aus erhob er seine Stimme zu dessen Gunsten, indem er das deutsche Volk aufforderte, Philipp die Krone aufzusetzen, und als sich durch Herzog Friedrichs Tod das bisherige Verhältnis gelöst und seines Bleibens dort nicht mehr war, begab er sich an des Königs Hof und in seinen Dienst. Über die Dauer dieses Verhältnisses zum staufischeu Könige fehlt uns jede sichere Andeutung. Doch hat es wohl nicht länger gewährt, als unbedingt nötig war, kaum über das Jahr 1204 hinaus. Von diesem Zeitpunkte an, wo sich Philipps Stellung befestigte, wo es ihm gelang, seinen Gegner in offener Schlacht aus dem Felde zu schlagen und die Herzen derer, die jenen zuerst erhoben, für sich zu erobern, und er infolge dieses doppelten Sieges 1205 nun auch zu Aachen gekrönt wurde, von dieser Zeit au verstummt auch Walthers politische Dichtung, und weder Philipps gewaltsamer Tod (1208), noch auch Ottos nunmehr einmütige Erhebung auf den deutschen Thron und dessen Krönung zum römischen Kaiser (4. Oktober 1209) vermochten ihr einen neuen Ton zu entlocken. Erst im Jahre 1210, als zwischen Otto und Innocenz der unheil- bare Bruch eintrat, als der kanm zuvor Gesalbte mit dem Banne belegt wurde, und neues schweres Unheil dem Reiche drohte, sehen wir Walthers patriotische Muse wieder aufwachen und für des Kaisers und des Reiches Recht mit jugendlicher Frische und Kraft sich erheben. Obschon gegen Otto wegen seines Charakters und seiner Vergangenheit nichts weniger als sympathisch gestimmt, schloß er sich ihm, als dem gesetzlichen Reichs-

7. Das Zeitalter der Hohenstaufen und der Kaiser aus verschiedenen Häusern - S. 95

1914 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
wohltun denen, die sich an uns versündigen, wir dennoch nicht Ehre für Beleidigungen zu erweisen brauchen denen, die gewöhnlich mit Bosheiten antworten oder gegen uns Rasende bewaffnen, wenn der Herr, der die Starken erniedrigt, die Schwachen (zu seinen Werkzeugen) erwählt, wie cremst David zum Könige erwählte, scheint es erlaubt, geziemend und nützlich zu fein, jenem die apostolische Gnade zuzuwenden. Es sei ferne, daß wir gegen Gottes Willen einem Menschen abfallen oder das Angesicht der Mächtigen fürchten, da wir nach des Apostels Gebot nicht vom Bösen überhaupt, sondern von jeder Art Bösem uns enthalten. Denn es steht geschrieben: „Verflucht fei, der sich auf Menschen verläßt und seinem (Gottes) Arm sich entgegenstellt." Wir glauben daher aus deu augeführten Gründen für den Knaben (Friedrich) nicht einstehen zu sollen, damit das Kaisertum gegenwärtig erhalten bleibe, die Person Philipps aber wegen der bekannten Hindernisse durchaus nicht als geeignet zu bezeichnen, sondern ihm zu widerstehe,: auf-zusorderu, damit nicht das Kaisertum gewaltsam in Besitz genommen werde. Im übrigen aber werden wir durch unseren Legaten bei den Fürsten vorstellig werden, daß sie sich auf eine geeignete Person einigen oder unsere m Urteil und Befehl unterwerfen; daß, wenn sie keinen von beiden erwählen, wie wir lange erwarteten, wir sie zur Eintracht ermahnen, daß wir sie durch Briefe und durch unseren Legaten unterweisen und ihnen unseren Rat auseinandersetzen lassen, damit es nicht scheine, als begünstigen wir ihre Zwietracht, und damit wir mit Ezechiel sagen: „Friede und Wahrheit sei mit unsern Tagen," und wir nicht gezwungen werden, eine solche Wahrheit, wie sie in Christo ist, und der wir seit langem uuter dem Beistände Petri, damit wir ein Ende sähen, gefolgt waren, zu verleugnen. Diese Angelegenheit soll keinen Aufschub erleiden, denn Otto ist sowohl selbst der Kirche ergeben und stammt aus beiderseitig der Kirche ergebenen Familien, von Mutterseite aus dem Hause der Köuige Englands, von Vatersseite aus dem Geschlecht der Sachsenherzoge, welche sämtlich der Kirche ergeben waren und besonders Kaiser Lothar, sein Vorfahr, welcher zweimal um der Ehre des Apostolischen Stuhles willen nach Apulien zog und im Gehorsam gegen die römische Kirche starb. Darum ist er öffentlich zu begünstigen und zum König zu erheben und unter Wahrung der Ehren der römischen Kirche zum Kaiser zu kröneu. ■siehe den Rückblick aus S. 80/81. Stellung des Papsttums zum Kaisertum, Streben des Papsttums nach entscheidendem Einfluß auf Königsund Kaiserwahl. Gregor Vii., Hadrian Iv. (Reichstag zu Besonnn.) Er erkannte jetzt das Königtum Ottos offen an und unterstützte dessen Kampf gegen Philipp mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln. Otto errang große Erfolge über Philipp, aber im Jahre 1204 trat ein völliger Umschwung ein. Ottos Anhänger gerieten untereinander in Streit, und sein eigener Bruder, Pfalzgraf Heinrich, trat zu Philipp über. Philipp konnte sich jetzt in Aachen feierlich krönen lassen. Wohl oder übel mußte auch Jnnoeenz sich jetzt zu Philipp be-

8. Das Deutsche Reich unter den sächsischen, den fränkischen und den hohenstaufischen Kaisern - S. 70

1914 - Leipzig : Voigtländer
70 Die Hohenstaufen. verzeichnet ist Ich habe auch zu der Zeit gehört, was schwer wiederzugeben und kaum zu glauben ist, derselbe Papst habe gesagt, er werde Philipp das königliche Diadem entreißen oder selbst der päpstlichen Würde entsagen. 1206. Bald beschlossen die Fürsten, der anhaltenden Kriege überdrüssig, die Könige zur Eintracht zu ermahnen. Da einmal sicherlich das Haupthindernis dieser Sache der Herr Papst war, und da zum andern der Anhang Ottos sehr geschwächt war, so ist daher beschlossen worden, Boten nach Rom zu senden, um Philipp die Gnade des höchsten Bischofs wieder zu erwirken. Endlich ist ein schriftlicher Vergleich aufgesetzt worden, in dem unter anderm festgesetzt wurde, was auch nachher ausgeführt worden ist, nämlich daß Otto die Tochter Philipps heirate, und um des Friedens willen vom apostolischen Stuhle Dispens erteilt werde. *) Dann kehrten die Gesandten nach Rom zurück. 1208. Daher beschloß Philipp, im folgenden Jahre mit einem Heere nach Sachsen zu ziehen gegen einige Aufständische. Er kam daher nach Babinberg (Bamberg); dorthin war auch jener gottlose Otto, Pfalzgraf von Witilsbach, gekommen. Der König aber ließ sich daselbst an beiden Armen zur Ader, und sehr viele von den ©einigen ebenfalls, da kam der verruchte Otto mit Soldaten des Eggibert und des Markgrafen Andehfe Heinrich, des Bruders des obengenannten Bischofs (Bischof von Bamberg) in den Palast. Jener gewissenlose Mensch (Otto v. W.) trat an die Türe der Kammer, in der der König ruhte und klopfte um Einlaß. Der König, der nichts Böses ahnte, hieß ihn einlassen. Da er außer dem König und dem Kanzler und dem Mundschenk niemanden in der Kammer sah, kehrte er um, öffnete die Türe, ergriff das Schwert eines Dieners und schwang es gegen den Hals des Königs; aber durch die Schreie des Mundschenks erschreckt, schlug er fehl und brachte dem König nur eine kleine Wunde am Halse bei, zerschnitt aber dabei eine Hauptader. Da der obengenannte Mundschenk den Ausgang der Türe verschließen wollte, verwundete er (Otto) ihn am Kinnbacken mit demselben Schwerte. Die ehrenvolle Narbe behielt er bis zum Tode. Überall entsteht Lärm, der König selbst macht ein paar Schritte vorwärts und bricht sterbend zusammen. Aber jener Bösewicht flüchtet sich zu den obenerwähnten Personen, dem Bischof und dem Markgrafen, weshalb sie auch des Mordes mit angeklagt wurden. Er (der König) wurde aber getötet an den Calenden des Juli (10. Juni) allein aus folgendem Grunde: der König hatte einer seiner Töchter mit dem genannten Verbrecher verlobt. *) Die Tochter Philipps hatte noch nicht das heiratsfähige Alter erreicht.

9. Von Augustus bis zur Reformation - S. 66

1892 - Berlin : Nicolai
Rückhalt zu haben, als Friedrich ihn jetzt bieten konnte; die welfische aber Heinrichs des Löwen zweiten Sohn Otto zum Könige. Mit diesem Zwie-spalte brach eine Zeit unsäglichen Jammers über Deutschland herein. Innocenz Iii. In dem nun beginnenden Kriege um den Thron hatte Philipp anfangs das Übergewicht; da trat Innocenz Iii. aus die Seite der Welsen. Dieser Papst nahm den Gedanken der päpstlichen Weltherrschaft wieder auf. Ein Mann von tiefem Verstände, starkem Willen und reichen Kenntnissen, Derfolgte er ihn mit ganzer Kraft. Sein Anspruch war, daß der Papst der Mittler zwischen Himmel und Erde und als solcher auch allen Königen übergeordnet sei. Er erreichte auch, daß Aragonien, Portugal, Ungarn seine Oberherrschaft anerkannten, daß der König Johann von England („ohne Land") sein Vasall wurde. Er entschied den deutschen Thronstreit zu Gunsten Ottos. Aber die Hohenstaufen blieben trotzdem Sieger in diesem Kriege; Otto wurde nach Braunschweig zurückgedrängt. Nuu gab ihn auch der Papst auf und trat mit Philipp in Unterhandlungen, die zu einem Vergleich führten. Da ward Philipp ermordet. Er richtete eben in Bamberg die Hochzeit einer Verwandten aus, als Otto von Wittelsbach ihn in seinem Zimmer tötete. Er rächte sich an dem Könige dafür, daß dieser ihm die eigene Tochter versagt hatte und auch verhindert haben sollte, daß ein schlesischer Herzog ihm die Tochter 1208 zur Ehe gab. Otto Iv. Nun wurde Otto auch von der staufischen Partei als König anerkannt. Er ächtete den Mörder feines Gegners und verlobte sich mit Philipps Tochter Beatrix. In Deutschland kam der Bürgerkrieg zur Ruhe. Bald aber brachen Zwistigkeiten mit dem Papste aus. Otto war entschlossen, die Machtstellung des Reiches in Italien wieder herzustellen; er ging über die Alpen und empfing auch in Rom die Kaiserkrone. Als er aber nun in Apulien einrückte, um auch das süditalische Königreich wieder mit dem Reiche zu verbinden, mahnte ihn der Papst bei Strafe des Bannes ab, da er Sicilien als ein päpstliches Lehen betrachtete, sprach den Bann wirklich ans und forderte die Unterthanen zum Abfall vom Könige auf. Das wirkte in Italien und auch in Deutschland. Aber hier machte sich auch eine nationale Strömung für Otto geltend. Ihr gehörte der Minnesänger Walther von der Vogelweide an, der in feurigen Liedern für den König und gegen die Ansprüche des Papstes stritt. Otto gewann wieder Boden. Nun aber trat Innocenz für den jungen Friedrich auf; der König von Frankreich setzte sich mit den deutschen Feinden Ottos in Verbindung. Mit dem Tode der Beatrix zerriß auch das Band, welches die Stansen an den König geknüpft hatte. Da machte sich Friedrich aus den Weg nach Deutschland, überschritt den Splügen und erschien im Rheinthale, und nun erfolgte ein allgemeiner Abfall von Otto. Der junge Staufe wurde überall mit Jubel empfangen, in Frankfurt zum 1212 Könige gewählt und in Mainz gekrönt. Otto focht tapfer für sein Recht.

10. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 114

1902 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
114 2. Der Thronstreit. Sein Vorgehen in Deutschland wurde Innozenz durch den Thronstreit erleichtert, der nach dem Tode Kaiser Heinrichs ausbrach. Die staufische Partei whlte nach einigem Zgern Heinrichs Bruder, Philipp von Schwaben, die welfische den zweiten Sohn Heinrichs des Lwen, Otto Iv. von Braunschweig. Philipp fand Untersttzung bei Frankreich und Otto bei England. Der Streit zwischen Staufen und Welsen entbrannte mit erneuter Heftigkeit (dritter Welfenkrieg). In-nozenz Iii., der nach dem Grundsatz handelte, die Kaiserkrone sei ppst-liches Lehen, entschied sich zunchst nicht, erst 1201 erkannte er Otto Iv. an und bannte Philipp. Allmhlich neigte sich aber das bergewicht auf Philipps Seite, und schon lste der Papst den siegreichen Philipp von dem Bann, schon sah sich Otto aus seine Erbgter in Niedersachsen zurckge-drngt, als Philipp im Jahre 1208 von dem Pfalzgrasen Otto von Wittelsbach, der sich vom König gekrnkt glaubte, ermordet wurde. Um den Frieden wiederzuerlangen, erkannten nun alle Fürsten Otto Iv. an, der auch von Innozenz gekrnt wurde. Bald verlor er aber die Gunst des Papstes durch sein tatkrftiges Auftreten fr die Rechte des Kaisers in Italien, und als er das Normannenreich zum Reiche ziehen wollte, ver-fiel er dem Bann. Zugleich begnstigte Innozenz den Plan der hohen-staufischen Partei, die den jungen Friedrich, den Sohn Kaiser Heinrichs Vi., zum Könige whlen wollte. Im Jahre 1212 erschien der achtzehnjhrige Friedrich in Deutschland und gewann durch seine ebenso liebenswrdige wie krftige Persnlichkeit die Mehrzahl der deutschen Fürsten fr sich. Er fand nach Ottos unglcklichem Feldzug gegen Frankreich (1214) allgemeine Anerkennung und wurde 1215 zu Aachen gekrnt. Otto Iv. starb, fast von allen seinen Anhngern verlassen, 1218 auf der Harzburg. 5. Kiedrich Il 13151250. Der frh verwaiste Friedrich hatte an dem Papste Innozenz einen treuen Vormund gewonnen, der seinen Geist durch wissenschaftliche Bildung wecken und veredeln lie. Er erwarb sich staunenswerte Kenntnisse, die ihn zu einem der grten Gelehrten seiner Zeit machten. Er redete die Sprachen aller Völker, die in seinem weiten Reiche vereinigt waren, auch hegte er neben den Wissenschaften die poetische Richtung seiner Zeit; doch war er durch seine Geburt und seine Erziehung dem deutschen Wesen ent-fremdet. Am liebsten weilte er in Italien, und sein Hof in Palermo zeigte manches Phantastische; sarazenische Tnzerinnen, Mohren, Gaukler, Astrologen erinnerten an den Luxus orientalischer Herrscher. Sein Ziel

11. Das Mittelalter - S. 87

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Philipps Tod. Ottos Herrscherstellung und Ansprche. 87 Könige. Da keiner dem andern weichen wollte, muten die Waffen entscheiden. Jedenfalls bedeutete dieser Streit eine gewaltige Schwchung der Kaiser st ellung in Italien; nmsomehr, als damals ein Mann zur ppstlichen Wrde gelangte, der nicht blo die Ansprche Gregors Vii. erneuerte, sondern auch durch seine Klugheit und Tat-kraft wirklich Groes zu erreichen vermochte: Innocenz Iii. Die Christenheit sollte nach seinem Willen jetzt endlich in einem Gottes-reiche leben, und der Papst sollte die Herrschast der die Welt führen. Jeden Widerstand wute er zu berwinden. Die Einheit der Kirche und ihre Macht ging ihm der alles. Darum wandte er gegen die Wal denser in Sdfrankreich, die von der kirchlichen Lehre ab-wichen, rcksichtslose Strenge an. Sie erschienen ihm schlimmer als die Unglubigen. Er lie sogar gegen sie das Kreuz predigen, und die weltliche Obrigkeit mute ihren Arm zur Ausrottung der Uit. glcklichen leihen. Damit solche Bewegungen im Keime erstickt werden knnten, fhrte Innocenz die Inquisition ein. Es wurden Gerichte von Geistlichen beauftragt, Abtrnige, die man Ketzer nannte, aus-findig zu machen und zur Bestrafung zu bringen. Innocenz war entschlossen, eine so gewaltige Machtstellung, wie sie Heinrich Vi. in Deutschland und in Italien innegehabt hatte, nicht weiter zu dulden. Sie vertrug sich ja gar nicht mit den ppstlichen Ansprchen; nach ihnen gehrte dem Heiligen Stuhle zum mindesten die Vorherrschaft in Italien. Hatten die Hohenstaufen im Sden und im Norden seines Gebietes feste Stellungen mite, so war das Papsttum in Gefahr, von ihnen erdrckt zu werden. Darum fgte es das Schicksal fr ihn gnstig, da nach Heinrichs Tode der Thronstreit ausbrach. Diesen Streit zu schlichten, hielt sich Innocenz fr befugt und erklrte, da ihm bei einer Doppelwahl die Entscheidung zustehe. Als Otto auf alle Gebiete in Italien verzichtete, die der Papst fr sich in Anspruch nahm, erkannte ihn Innocenz an und verhngte der Philipp den Bann. 2. Philipps Tod. 1208. Ottos Herrscherstellung und Ansprche. Doch Philipp unterwarf sich nicht. Wider Erwarten zeigte sich die hohenstausische Partei strker als ihre Gegner. Da fand denn eine Annherung zwischen König und Papst statt: der König wurde sogar vom Banne gelst. Doch hinderte ihn das Schicksal an weiteren Verhandlungen. Philipp fiel im Jahre 1208 von der Mrderhand Ottos von Wittelsbach, weil er den Vater einer Prinzessin,

12. Das Mittelalter - S. 165

1881 - Paderborn : Schöningh
— 165 — endlich, weil er von dem Staufer Gefahr für die Selbständigkeit Italiens und des päpstlichen Stuhles befürchtete, für Otto, und als dieser vollends in einem Vertrage zu Neuss auf alle kaiserlichen Rechte, auf Ravenna, die Pentapolis und die Mathil-dischen Güter Verzicht geleistet hatte, befahl er sogar den Ständen bei Strafe des Bannes ihn anzuerkennen. Dies hatte zwar die Folge, dass sich jetzt mehrere geistliche Fürsten auf die Seite Ottos stellten; indes gewann doch Philipp durch seine persönliche Tüchtigkeit immer mehr Anhang und zwang seinen Gegner sogar, sich nach England zu flüchten und sich nach auswärtiger Hülfe umzusehen. Als aber dieser nach Deutschland zurückkehrte, um von England und Dänemark unterstützt das Verlorene wiederzugewinnen, ward Philipp, ehe es noch zum letzten Entscheidungskampfe kam, auf seiner Pfalz bei Bamberg von Otto von Wittelsbach, dem Neffen jenes Otto von Wittelsbach, dem einst Friedrich I. Baiern verliehen hatte, aus Privatrache ermordet (1208). Das Reich erlitt durch seinen Tod einen empfindlichen Verlust, da er mit des Vaters Entschiedenheit und Thatkraft versöhnende Milde paarte. 2. Otto. Um die staufische Partei zu gewinnen, verlobte sich Otto unter Zustimmung des Papstes mit Philipps erst zwölfjähriger Tochter Beatrix. Dann trat er den Römerzug an, erhielt in Mailand die lombardische Krone, konnte aber die Kaiserkrone nur dadurch gewinnen, dass er auf alle kaiserlichen Rechte über Ancona, Ravenna, die Pentapolis und Spoleto Verzicht leistete und die Mathildischen Güter auszuliefern versprach. Kaum aber hatte er die Kaiserkrone erhalten, als er in den päpstlichen Gebieten Belehnungen vornahm, die Herausgabe der Mathildischen Güter verweigerte und sogar Sicilien und Apulien als dem Reiche gehörige Gebiete in Besitz zu nehmen drohte. 3. Thronstreit mit Friedrich dem Staufer. Als Otto sich zum Übergange nach Sicilien rüstete, sprach der Papst über ihn den Bann aus. Dadurch verlor er einen grossen Teil seines früheren Anhangs und sah sich zur Rückkehr nach Deutschland genötigt. Dennoch konnte er den Abfall der hohen Geistlichkeit und der staufisch Gesinnten nicht verhindern, welche sogar dem damals achtzehnjährigen Friedrich, dem Sohne Heinrichs Vi., die Krone anboten.

13. Das Mittelalter und die neue Zeit bis 1648 - S. 88

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
88 ^ nbnt^m rn' die todfiwc den feiten Shn Heinrichs des -otoen, Otto Iv_ von 58raunfcf|tocig. Philipp fand Untersttzung bei Frankreich und Otto bei England. Der Streit zwischen Staufen und Wellen entbrannte m,t erneuter Heftigkeit Jnnoeenz Iii., der nach dem handelt-, die Kaiserkrone sei ppstliches Lehen, entschied sich *7? * etfl 1201 ert"te et Otto Iv. an und bannt- Philipp. Allmhlich neigte sich aber das Ubergewicht auf Philipps Seite, und schon loste der Papst den siegreichen Philipp von dem Bann, schon sah sich Otto ifnr T N'^-rsachsen zurckgedrngt, als Philipp im Jahre 1208 vvn dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach, der sich vom König gekrankt glaubte, ermordet wurde. Um den Frieden wiederzuerlangen, erkannten nun alle Fürsten Otto Iv an, der auch von Innocenz gekrnt wurde. Bald verlor er aber die Gunst des^Papstes durch sein thatkrstiges Auftreten fr die Rechte des Kaisers m stallen, und als er das Normannenreich zum Reiche ziehen wollte, ver- Jl m930""' 3u9teic^ begnstigte Innocenz den Plan der hohen-stauftschen Partei, die den jungen Friedrich, den Sohn Kaiser Heinrchs Vi. zum Könige Wahlen wollte. Im Jahre 1212 erschien der achtzehnjhrige Fneduch m Deutschland und gewann durch seine ebenso liebenswrdige wie krftige Persnlichkeit die Mehrzahl der deutschen Fürsten fr sich, ^cach Ottos unglcklichem Feldzug gegen Frankreich (1214) fand er allgemeine Anerkennung und wurde 1215 zu Aachen gekrnt. Otto Iv. starb fast von allen seinen Anhngern verlassen, 1218 auf der Harzburg. 5. Friedrich Ii. 12151250. Der frh verwaiste Friedrich hatte an dem Papste Innocenz einen treuen Vormund gewonnen, der seinen Geist durch wissenschaftliche Bildung wecken und veredeln lie. Er erwarb sich staunenswerte Kenntnisse, die chn zu einem der grten Gelehrten seiner Zeit machten. Er redete die Sprachen aller Völker, die in seinem weiten Reiche vereinigt waren, auch hegte er neben den Wissenschaften die poetische Richtung seiner Zeit; doch war er durch seine Geburt und seine Erziehung dem deutschen Wesen ent-fremdet. Am liebsten weilte er in Italien, und sein Hof in Palermo ^etgte manches Phantastische; sarazenische Tnzerinnen, Mohren, Gaukler-Astrologen erinnerten an den Luxus orientalischer Herrscher. Sein Ziel war die Herstellung eines hohenstaufischen Weltreiches nach dem Vorbilde seines Vaters; als Grundpfeiler feiner Macht ersah er Unteritalien. Friedrich Ii. in Italien. Sogleich nach feiner Krnung in Aachen hatte er dem Papste Innocenz das Versprechen gegeben, das Normannenreich als

14. Geschichte des Mittelalters und der Reformationszeit - S. 94

1899 - Leipzig : Teubner
94 Das Mittelalter. Wahl beabsichtigten, erhoben die Anhnger dieses Hauses Philipp von Schwaben, Friedrich Rotbarts jngsten Sohn, auf den Thron (1198 1208). Bald darauf erklrte sich die Minderheit der Fürsten fr den Welsen Otto, den Sohn Heinrichs des Lwen. Der durch die Doppel-whl entfesselte Brgerkrieg brachte viel Jammer und Unheil der Deutschland. Um sich die Hilfe Frankreichs zu verschaffen, berantwortete ihm Philipp den zum Reiche gehrigen Teil von Vlamland.^) So lange die Sache Ottos ungnstig stand, enthielt sich der Papst einer klaren Parteinahme. Als aber ein Umschwung zu dessen Gunsten erfolgt war, erkannte er Otto Iv., der gleich nach seiner Wahl die Ausbreitung der ppstlichen Landeshoheit der die krzlich ge-wonnenen, zum Reiche gehrigen Gebiete Mittelitaliens gutgeheien Philipp gebannt, hatte, cm2) und sprach der Philipp den Bann ans.3) Nach einigen schweren Jahren wandte sich jedoch das Glck derartig Philipp zu, da Otto zuletzt auf seine brannschweigischen Erblande beschrnkt war. Nun Von Innocenz vollzog sich eine Schwenkung der ppstlichen Politik. Innocenz lste anerkannt- ken staufischen König vom Banne, erkannte ihn an und versprach die Herausgabe der dem Reiche seit dem Jahr 1197 entrissenen Lnder. Bereits sammelten sich die Mannschaften zum letzten Zuge wider den Welfen, als Philipp vom Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach, den er persnlich gekrnkt hatte, zu Bamberg ermordet wnrde>^ Otto Iv- allein 3. Ottos It. Alleinherrschaft (12081215). Otto trat jetzt nt0' wiederum als Bewerber um die Krone auf. Er wurde nun von beiden Parteien gewhlt und fand allgemeine Anerkennung. Die staufischen Dienstmannen gewann er dadurch fr sich, da er sich mit der lteren der beiden noch unvermhlten Tchter Philipps verlobte/) Mit starker Hand richtete er den Landfrieden auf und zog im Jahr 1209 nach Italien, wo er die Reichsgewalt wieder herstellte und die Kaiserkrone empfing. Trotz der Abmahnungen des Papstes trug er seine Waffen auch der die normannische Grenze. Um die drohende Vereinigung Sd-italieus mit Deutschland zu verhindern und dessen Herrscher, sein Mndel, zu schtzen, schleuderte Innocenz Iii. den Bannstrahl wider Otto Iv. 1) Der grte Teil Vlamlands gehrte zu Frankreich. 2) In einer Denkschrift vom Jahre 1201 setzte Innocenz als die ihn leitenden Gesichtspunkte auseinander: Dem Papste gebhrt grundstzlich und ettbgttttg (finaliter) die Entscheidung bei einer Doppelwahl, und die Kaiserkrone ist ein Sehen des Papstes. 3) S. Walther von der Vogelweides Lieder. Der schlimmen Zeit nach der Doppelwahl gedenkt er in dem Spruche: ich sa^ f eime steine. Nach der Doppelwahl mahnt er zur Eintracht: ich horte ein wa^er diesen. Dann feiert er Philipps Krnung: diu krne ist elter danne der kunec Philippes si. Herner gehren noch in diese Zeit: ich sach mit minen ougen. Knc Constantin, der aap so vil. Nu wachet! uns get zuo der tac. Her habest, ich mac wol genesen. Got git ze knege swen er wil. Her keiser, s!t ir wille krnen. Da gotes sun hien erde gie. 4) Auch Walther von der Vogelweide wandte sich Otto Iv. zu. Philipp von Schwaben 11981208. Otto Iv. der Welfe 11981215.

15. Charakterbilder aus der Geschichte der christlichen Reiche - S. 271

1909 - Regensburg : Manz
Halte er Mitverschworne? 271 ein Flecken, den er bar auf bemerkte, Verdacht in ihm; er wandte sich an einen seiner Vertrauten und sprach zu ihm: „Eröffne mir den Inhalt bieses Briefes." Als bi es er den Brief burchlas, erschrak er und sprach: „Ich bitte Euch um Gottes willen, mich nicht zur Angabe des Inhalts zu Zwingen, benn ich sehe den Tod vor mir, wenn ich ihn angebe." Da ging kr Pfalzgraf mit dem Briefe zu einem andern und setzte dem so lange zu, bis er den Inhalt des Schreibens erfuhr; barüber aber kam er in solche Wut, daß er auf nichts anberes sann als auf den Tod des Königs." So die Erzählung Arnolbs, die sich, auch ohne daß man sie in ihren einzelnen Teilen einer genaueren Prüfung unterwirft, als sagenhaft zu erkennen gibt. Aber auf bloßer Erfindung beruht sie barum nicht. Ist boch Arnolb der einzige beut)che Chronist, welcher von der durch polnische Quellen verbürgten Absicht einer Vermählung Ottos mit der schlesischen Herzogstochter etwas weiß. Und müssen wir auch die Geschichte von dem Uriasbriefe wohl fahren lassen, so mag Otto boch immerhin und vielleicht auch nicht ohne Grnnb den König für den Störer seines zweiten Heiratsplanes angesehen haben, sei es nun, daß Philipp gerabezn den Herzog Heinrich, der in nahen verwanbtschaftlichen Beziehungen zu den Staufern staub, vor dem wüsten und rauhen Pfalzgrafen warnte, ober nur mittelbar, inbem er ihn ob seines an Wolf, einem bayerischen Edelmanne aus der Umgebung Herzog Lubwigs, verübten Totschlages vor dem Fürstengericht belangen und verurteilen ließ. Bei einem Menschen von so starken und ungebanbigten Leibenschasten, wie Psalzgras Otto war, reichte auch eine geringere Beleibigung, der bloße Verbacht von Verrat hin, seine Rachsucht zu entflammen und ihn zu rascher Freveltat fortzureißen. Einstimmig wirb Otto von Wittelsbach als ein Mann von gewalttätiger, wilber Art geschilbert. Auch die Gerechtigkeit warb bei ihm zur Grausamkeit; um eines Hellers Wert ließ er die Diebe aushängen und es ging die Rebe von ihm, er führe, wenn er ausreite, immer eine Anzahl Stricke im Gürtel mit sich, um die Missetäter gleich auf der Stelle strafen zu können. Wie viel nun auch der Haß und der Abscheu vor dem Königsmörder dazu beigetragen haben mag, die Persönlichkeit Ottos von Wittelsbach noch schwärzer darzustellen, als sie wirklich war, soviel steht dem einstimmigen Bericht der Quellen gegenüber außer Zweifel, daß wir jenes Maß von Entschuldigungsgründen, das jede menschliche Freveltat für sich in Anspruch nehmen darf, nicht in der Größe des erlittenen Unrechts, sondern in der Leidenschaftlichkeit und Wildheit des Gemütes des Pfalzgrafen zu suchen haben. Jedoch die Ermordung König Philipps, sagt man, war nicht eine Tat plötzlich aufflammender Rachsucht; infolge einer Verschwörung wurde er von dem Pfalzgrafen getötet. Und als feine Mittier-schwornen werden Bifchof Egbert von Bamberg und sein Bruder Heinrich, Markgraf von Istrien genannt. Heinrich, heißt es, habe ihn zu seinem Verbrechen aufgestachelt; von Soldaten der beiden Brüder begleitet, fei Otto in den Palast gekommen und bei ihnen habe er nach vollbrachter Tat eine Zuflucht gesucht. Allein alles, was uns über die Andechsischen Brüder und ihr Verhältnis zu Philipp überliefert wird, ist viel zu wenig, als daß man daraus irgend ein gültiges Urteil über Schuld oder Unschuld gewinnen könnte. Von den Zeitgenossen wurden sie freilich der Mitwissenschaft und hilfreicher Beteiligung an Ottos Mordtat für überwiesen angesehen und demgemäß der Stab über sie gebrochen, die Burg Andechs von Grund aus zerstört. Es war auf dem großen Reichstage, den König Otto nach seiner allgemeinen Anerkennung am Martinustag 1208 zu Frankfurt hielt, da trat die 10jährige Beatrix, Philipps älteste Tochter, geführt von dem Bischof Konrad von Speier, in den Kreis der versammelten fürsten. „Züchttglicher Geberde warf sich das Mägdlein, das so schön war und so fein, zu

16. Römische Kaisergeschichte, Geschichte der Völkerwanderung und deutsche Geschichte im Mittelalter bis 1519 - S. 84

1909 - Bamberg : Buchner
84 Mittlere Geschichte. der Tuscien usw. bestand, versprach ihm der Papst seine Anerkennung und die Kaiserkrnung. Aber eben als Philipp sich zum letzten Zug gegen den verlassenen Otto anschickte, ward er zu Bamberg von dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach aus Privatrache ermordet (1208). 2. Otto Iv. lie den Mrder tten, und nun wurde er auch von der Staufenpartei anerkannt, und der Papst schwenkte wieder ein. Otto hatte ihm abermals die Oberhoheit der Tuscien usw. abgetreten und auf die Mitwirkung des Knigs bei den Bischofswahlen verzichtet. Dafr wurde er zu Rom zum Kaiser gekrnt (1209). Nun aber erhob er ganz nner-wartete Ansprche auf Sizilien, dessen Lehensherr der Papst, und dessen nationaler König der Stanfe Friedrich war. Einen solchen Schritt des Kaisers durfte und konnte Jnnoeenz Iii. nicht dulden. Er bannte ihn (1210). Die Folge war der offene Abfall Deutschlands von Otto, und die Wiederwahl Friedrichs von Sizilien zum deutschen König (1212). Er wurde vorlufig in Frankfurt ct. M. gekrnt, während Otto Iv. rheinab-wrts zurckwich. Acht Jahre blieb dann Friedrich Ii. in Deutschland. - 3. Merkwrdig bei dieser Wahl war das gewesen, da der König Philipp August von Frankreich sie angeregt und durch eigene Sendlinge in Deutschland betrieben hatte. Friedrich Ii. schlo denn auch nach der Wahl ein Bndnis mit ihm, wornach er gegen franzsische Hilfsgelder Otto Iv. als den Bundesgenossen Englands in dessen Kriegen mit Frankreich bekmpfen sollte. Zwar konnte ihn Friedrich Ii. an einem Einfall in Frankreich (1214) nicht hindern, doch endigte derselbe mit der Niederlage Ottos Iv. bei Bonvines (spr. Bnwihn) und hatte noch die weitere Folge, da Otto nun auch die Rheiulande verlor. Mit dem Fall von Cln und Aachen fiel auch Ottos Kaisertum zusammen, und Friedrich Ii., nach seinem Einzug in 1215 die alte Kruuugsstadt zum zweitenmal gekrnt (1215), ward nach der Meinung der Zeitgenossen erst jetzt das rechtmige Oberhaupt. Otto Iv. aber starb 1218 verlassen auf der Harzburg an den Folgen einer zu stark genommenen Arznei, kaum 36 jhrig. 4. Um diese Zeit stand Jnnoeenz Iii. auf dem Gipfel semer Macht: nacheinander hatte er in Ehesachen der die Könige von Frank-reich und Spanien und deren Untertanen Bann und Interdikt verhngt; 1 Das Interdikt den Bann im groen empfand man damals noch als eine furchtbare Strafe: der ffentliche Gottesdienst hrte auf, die Glocken verstummten, die Leichen wurden ohne Sang und Klang hinausgetragen. Nur dte Taufe der Neugeborenen und die Absolution der Sterbenden fanden noch statt. Doch wurden mtt der Reit Bann und Interdikt durch den Mibrauch der Ppste verachtltch. 192

17. Teil 7 = Für Obersekunda - S. 200

1918 - Leipzig [u.a.] : Teubner
200 Stimme zu dessen Gunsten, indem er das deutsche Volk anfsorderte, Phi- lipp die Krone auszusetzenl), und als sich durch Herzog Friedrichs Tod das bisherige Verhältnis gelöst und seines Bleibens dort nicht mehr war, begab er sich an des Königs Hof und in seinen Dienst. . . . Über die Dauer dieses Verhältnisses zum stausischen Könige fehlt uns jede sichere Andeutung. Doch hat es wohl nicht länger gewährt, als un- bedingt nötig war, kaum über das Jahr 1204 hinaus. Von diesem Zeit- punkt an, wo sich Philipps Stellung befestigte, wo cs ihm gelang, seinen Gegner (Otto Iv.) in offener Schlacht aus dem Felde zu schlagen und die Herzen derer, die jenen zuerst erhoben, für sich zu erobern, und wo er in- folge dieses doppelten Sieges 1205 nun auch zu Aachen gekrönt wurde, von dieser Zeit an verstummt auch Walthers politische Dichtung, und weder Philipps gewaltsamer Tod (1208), noch auch Ottos nunmehr einmü- tige Erhebung auf den deutschen Thron und dessen Krönung zum römischen Kaiser (4. Oktober 1209) vermochten ihr einen neuen Ton zu entlocken. Erst im Jahre 1210, als zwischen Otto und Innocenz Iii. der unheilbare Bruch eintrat, als der kaum zuvor Gesalbte mit dem Banne belegt wurde und neues schwereres Unheil dem Reiche drohte, sehen wir Walthers patriotische Muse wieder aufwachen und gegen römische Macht- sprüche für des Kaisers und des Reiches Recht mit jugendlicher Frische und Kraft sich erheben. Obschon gegen Otto wegen seines Charakters und seiner Vergangenheit nichts weniger als sympathisch gestimmt2), schloß er sich ihm, als dem gesetzlichen Reichso.erhaupt, enge und mit der ihm eigenen Energie an, und trotz aller persönlichen Unbill, trotz der Demüti- gungen und Täuschungen, die ihm von dem rohen und gewalttätigen Fürsten als Dank für seine wichtigen Dienste zuteil wurden, hielt er den- noch treu bei ihm aus, solange er ihn als den rechtmäßigen Kaiser be- trachteil durfte. Nachdem mit der Schlacht bei Bouvines (27. Juli 1212) dessen Glücksstern sich geneigt hatte und er, gebrochen und hilflos, ein volles Jahr lang von der Gnade der ihn widerwillig beherbergenden Kölner Bürger lebend, immer tiefer verkam, da konnte sich auch Walther nicht länger mehr der Überzeugung verschließen, daß Otto nur noch Schat- tenkaiser, ohne Macht und Bedeutung, und daß für Deutschlands Heil nichts mehr von ihm zu erwarten sei. Erft dann fiel auch Walther, der Letzten einer, von dem noch im Unglück Trotzigen ab und wandte sich dem neu aufgestiegenen Sterne zu, dem die Herzen der deutschen Patrioten mit freudiger Erwartung entgegenschlugen. Diesinal sollten des Dichters Hoffnungen, wenigstens was seine Per- son betraf, nicht getäuscht werden. Nicht nur daß Friedrich Ii. das ihm 1) Vgl. Nr. 61 a. E. 2) Vgl z. B in den Dichtungen Nr. 70 a. 78 S. H7 u. 120.

18. Das Mittelalter - S. 147

1896 - Bamberg : Buchner
147 - dessen ein neuer Umschwung; Otto sah sich von fast all seinen Anhngern verlassen, auch der Papst trat in Unterhandlungen mit Philipp ein, welche im Jahre 1208 ihren Abschlu fanden. An der Schwelle des endgltigen Sieges wurde Philipp von dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach ermordet. Nach diesem Ereignisse vereinigten sich die beiden Parteien des Reiches zur Auer-kennung Ottos. Der nunmehr eifrig fr den Welfen thtige Papst Innocenz Iii. wurde durch das Speyerer Abkommen (1209) befriedigt; darin erkannte Otto nicht blo die ppstliche Lehensherrlichkeit der Sizilien, sondern auch die ppstlichen Recuperatioueu" in Mittelitalien an (Abtretung Tnsciens wie der Romagna, der Mark Ankona, des Herzogtums Spoleto), verzichtete nicht blo auf das Spolienrecht, sondern auch auf die im Wormser Konkordate dem Kaiser verbliebenen Rechte. Was den Pfalz grasen Otto zur Ermordung Philipps veranlagte, ist nicht vllig aufgeklrt. König Philipp hatte ihm frher seine Tochter verlobt, aber wegen seines wilden Charakters das Verlbnis gelst; der König soll auch eine zweite Ver^ wbung des Pfalzgrafen mit einer schleichen Prinzessin hintertrieben haben. Vielleicht hatte die Angelegenheit einen weiteren Zusammenhang, da alsbald auch Bischof Ekbert vou Bamberg und Markgraf Heinrich von Jstrien ans dem Hause Andechs der Mit-Schuld angeklagt und gechtet wurden. Jf. Ottos Iv. Romfahrt feine Verfeindung mit dem Papste. Als Otto im Sommer 1209 die italienische Reichsheerfahrt antrat, nahm er im Widerspruche mit dem zu Speyer, freilich ohne Zustimmung der Fürsten gegebenen Versprechen das vom Papste recuperierte Gebiet in Mittelitalien wieder in Besitz. Trotzdem erlangte er die Kaiserkrnung. Erst als er in Erneuerung der Politik Heinrichs Vi. den ppstlichen Lehensstaat Sizilien zum Reiche schlagen wollte, schritt der Papst zur Bannung des Kaisers. Die Kandidatur des Kindes von Sizilien, Friedrichs Ii., wurde gleichzeitig vom alten Freunde des staufischen Hauses, Philipp Ii. Augusws von Frankreich, wie vom alten Gegner desselben, der Kurie, gegen Otto ausgespielt. Bezeichnend fr den Umschwung der ottonischen Politik sind die Worte -seines nach Italien vorausentsandten Knigsboten: Wir sind nicht mehr, was wir waren, da nicht mehr zwei Könige regieren, sondern Otto und nochmals Otto, Otto Iv." 4. Otto und Friedrich Ii. Otto hatte es nicht verstanden, die Gemter fr sich zu gewinnen. Der alte staufische Anhang schatte sich immer mehr um Friedrich Ii., namentlich seitdem Ottos staufische Gemahlin gestorben und damit das verwandtschaftliche Band zwischen Welfen und Staufern zerrissen war. Die vernichtende Niederlage bei Bonvines 1214, die sich Otto als Bundesgenosse des englischen Knigs Johann ohne Land durch seine Einmischung in den englisch-franzsischen Krieg zuzog, der bertritt des Bayernherzogs Ludwig des Kelheimers, dessen Sohn Otto (den Erlauchten") Friedrich mit der rheinischen Pfalzgrafschaft belehnte, der Abfall des Knigs Walde- 10*

19. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 102

1910 - Leipzig : Hirt
102 16. Königswahl und Kaiserkrönung. zwei Ausländer, Richard von Coruwallis und Alfons von Kastilien, als Könige schenkte, sind die sieben Fürsten allein im Besitze des Wahlrechts, sie bilden das Kurfürstenkollegium und üben nun in ihrer Sonderstellung auch einen wesentlichen Einfluß aus auf die Regierung des Kaisers. Zn wichtigern königlichen Verfügungen war ihre Zustimmung erforderlich, die sie in der Form der sogenannten Willebriefe erteilten. Die wichtigste Urkunde der mittelalterlichen Reichsverfassung, die Goldne Bulle vom Jahre 1356, legte der Kurfürsten Vorrechte gesetzlich fest. Sie sollten im Bartholomäusdome zu Frankfurt unter dem Vorsitz des Erzbischofs von Mainz den neuen König wählen, der ihnen dann sofort alle ihre Rechte zu bestätigen hatte. Man vermißt in diesem Gesetze Bestimmungen über die Krönung sowohl zum König wie zum Kaiser. Nur nebenhin und in anderm Zusammenhange wird des Amtes des Cölner Erzbischofs gedacht, dem Erwählten das königliche Diadem anfs Haupt zu setzen. Und ebenso nebenbei wird stets nur von der Wahl des zum Kaiser zu befördernden Königs gesprochen. Der Mitwirkung des Papstes bei der Wahl und Krönung geschieht mit keinem Worte Erwähnung, obschon doch der Papst aus seinem Rechte, den Gewählten zum Kaiser zu krönen, wichtige Forderungen herleitete. Offenbar sollte die Wahl als rein weltlicher Akt das Recht des Königs auf Titel und Herrschaft begründen. Mit Stillschweigen wollte man die Ansprüche der geistlichen Gewalt übergehen, man wollte weder durch Zurückweisung kränken noch auch durch Zugeständnisse einen Rechtsboden schaffen. Doch dürfen wir billig fragen, ob durch diese leise Politik eine fast zweihundertjährige Entwicklung aufgehalten und namentlich der Einfluß der Kurie auf die Wahl lahmgelegt werden konnte. Wir müssen uns hier erinnern, daß feit der unheilvollen Doppelwahl des Jahres 1198 die Päpste durch stets gesteigerte Ansprüche auf Mitwirkung bei der Königskur die Rechte der deutschen Fürsten mehr und mehr einzuschränken gesucht haben. Und wie oft gab ihnen während der beiden folgenden Jahrhunderte zwiespältige Wahl den Anlaß zur Einmischung! Im Jahre 1198 war auf der einen Seite der Staufe Philipp von Schwaben, auf der andern der Welfe Otto Iv. gewählt worden. Philipps Machtmittel waren größer. Er durfte sich außerdem auf sein Erbrecht an die Krone stützen, durch welches das Wahlrecht der Fürsten in gewisser Weise gebunden war. Seine Wähler begnügten sich denn auch mit einer einfachen Anzeige an Innozenz Iii., um zugleich den Gewählten der Gunst und dem Wohlwollen des Papstes zu empfehlen. Dagegen glaubten die Wähler Ottos sich der Unterstützung des Papstes am besten versichern zu können, wenn sie ihn um Bestätigung der Königswahl und -Krönung baten. Der Papst verhielt sich anfangs vorsichtig. Er hoffte, die Fürsten würden zur rechten Einsicht kommen, welche Person sich zum König und damit zum Kaiser eigne. Mit besonderer Wärme führte er dann auf, was für Otto Iv. spricht (1200). Schärfer spannt der Papst im Jahre 1202 die Saiten. Die Bulle Venerabilem will zwar das Wahlrecht der Fürsten nicht antasten. Aber der König werde, so führt sie aus, später Kaiser und genieße diesen Vorzug, seitdem zu Karls des Großen Zeiten der Papst das Kaisertum von den Griechen auf die Deutschen übertragen habe. Darum müsse seine Wahl auch insofern der Prüfung des Papstes unterliegen, als festzustellen sei, ob sich kanonische Einwände dagegen erheben ließen. Herzog Philipp habe nun zur Zeit seiner Wahl der Exkommunikation unterlegen, er habe also nicht gewählt werden dürfen, und seine Wahl müsse für ungültig erklärt werden. Der Papst wollte den deutschen Fürsten diese Forderung noch empfehlenswerter machen durch den Hinweis, daß durch die Wahl des Staufers ein Erbrecht dieses Hauses anerkannt und dadurch die Freiheit des Reiches geschmälert würde. Wir sehen, der Papst stellte auf Grund

20. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 - S. 132

1902 - Paderborn : Schöningh
132 das seiner Vorgnger, selbst Ottos Iii., weit hinaus. Mit der Erwerbung Unteritaliens schien erreicht, was die Kaiser seit Otto I. in Italien angestrebt hatten. Und doch wurde gerade diese Erwerbung fr das glnzende Geschlecht der Staufer verhngnisvoll. Kaum begann die Kaisermacht sich selbstndig der die ppstliche zu erheben, da ward sie wieder durch einen Thronstreit in Deutschland und durch die Entschiedenheit des Papstes Innocenz Iii., eines anderen Gregor, in ihrem stolzen Aufschwnge gehemmt. Insoweit besteht zwischen Heinrich Iii. und Heinrich Vi. eine groe hnlichkeit, als unter beiden Herrschern die Kaisermacht ihren Hhepunkt erreichte, von dem sie unter der zunchst folgenden Regierung wieder herabsank. 4, Philipp von Schwaben, 11981208. Otto Iv., 11981215. 76. 1. Der Thronstreit. Die ftciufische Partei whlte jetzt, weil man eine vormundschaftliche Regierung vermeiden wollte, nicht Hein-richs dreijhrigen Sohn Friedrich, sondern seinen Bruder Philipp, Herzog von Schwaben, zum König. Mehrere rheinische Fürsten, der Erzbischof von Kln an der Spitze, erhoben dagegen Otto, den zweiten Sohn Heinrichs des Lwen. Whrend Philipp von den meisten Bischfen und Fürsten Deutschlands untersttzt wurde, standen auf Ottos Seite sein Oheim, König Richard von England, sein Schwager, der König von Dnemark, und der Herzog von Brabant. Beide Parteien suchten vor allem den Papst Innocenz Iii. fr sich zu gewinnen. Dieser ermahnte anfangs zu gtlicher Beilegung des Zwistes, entschied sich aber endlich, weil er von dem Stanfer Gefahr fr die Selbstndigkeit Italiens und des ppstlichen Stuhles befrchtete, fr Otto und befahl den Stnden bei Strafe des Bannes, ihn anzuerkennen. Dies hatte zwar die Folge, da sich mehrere geistliche Fürsten auf die Seite Ottos stellten; indes gewann doch Philipp durch feine persnliche Tchtigkeit immer mehr Anhang und zwang seinen Gegner sogar, sich nach England zu flchten. Als aber dieser nach Deutschland zurckkehrte, um, von England und Dnemark untersttzt, das Verlorene wiederzugewinnen, ward Philipp, ehe es noch zum letzten Entscheidungskampse kam, zu Bamberg von Otto von Wittelsbach, dem Neffen jenes Otto von Wittelsbach, dem einst Friedrich I. Bayern verliehen hatte, aus Privatrache ermordet (1208). Das Reich erlitt durch seinen Tod einen empfindlichen Verlust, da er mit des Vaters Entschiedenheit und Tatkraft vershnende Milde paarte. 2. Otto. Um die staufische Partei zu gewinnen, verlobte sich Otto unter Zustimmung des Papstes mit Philipps erst zwlfjhriger Tochter