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1. Geschichte des Mittelalters - S. 92

1870 - Mainz : Kunze
Iii. Die Zeit der großen Concilien 1378 1406 Gleiche Verwirrung und Anarchie in Reich und Kirche. In jenem wie in dieser eine Dreispaltnng. Nach Ruprechts Tod wird der unruhige und leichtsinnige Luxemburger Sigismund (1410—1438) von Ungarn, ein längerer Sohn Karls Iv, von der einen, sein Vetter Jodocus (Jost,Jobst, tz 1411) von der andern Partei der Kurfürsten gewählt, ohne daß Wenzel ab- gedankt hatte. Beendigung des s. g. babylonischen Exils der Kirche (s. ob. S. 83) durch Pabst Gregor Xi, der, dem Verlangen Italiens und der Römer nachgebend, 1377 nach Rom zurückkehrt. Nach seinem Tod 1378 eine Dvppelwahl: Urban Vi, ein Ita- liener, mit dem Sitze in Rom, Clemens Vii, ein Franzose, in Avignon; — gegenseitiger Bann, doppelte Erpressungen. Fort- setzung des Schismas durch fortgesetzte Doppelwahlen. Ein allgemeines Concil zu Pisa 1409 als höhere Instanz, von den Cardinälen beider Pübste betrieben, sollte den Nothstand heilen. Zugleich erhebt sich der Ruf des Volks wie der Cardinäle nach einer Reformation der Kirche an Haupt und Glie- dern. Absetzung der beiden, in Wirklichkeit aber nicht abtreten- den Schismatiker Gregor Xii und Benedict Xiii, Neuwahl des schon betagten Alexander V und nach seinem baldigen Tode (1410) des sittenlosen und ränkevollen Johann Xxiii. So i. I. 1410 3 Kaiser und 3 Pübste! — Nach des kinderlosen Jobsts Tode theilen sich die beiden Vettern Wenzel und Sigismund in seine Erblande (Mähren und die Niederlausitz an Böhmen, Branden- burg an Sigismund). Herstellung der Reichscinheit, indem der letztere 1411 einstimmig zum römischen König gewählt wird und sich niit Wenzel gütlich verständigt. Concil von Kostnitz 1414—1418, eifrig von Sigismund betrieben, von Johann Xxiii besucht; die größte Kirchenversamm- luug des Mittelalters und zugleich der erste große Fürstencon- greß der neueren Zeit. Abstimmung nicht nach Köpfen, sondern nach Stationen. Die Häupter der Reform-Partei G erso n, Kanzler von Paris, und der Cardinal Peter d'ailly. Drei Hauptstücke kommen zur Erledigung.

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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 115

1837 - Elberfeld : Büschler
Kaiser aus verschiedenen Häusern. 115 und so fanden 656 Grafen, Herren und Ritter, die gemeinen Krieger ungerechnet, hier ihren Tod. Die Schweizer gewannen durch diesen Sieg einen großen Zuwachs ihres Bundes und auf geraume Zeit Ruhe vor ihren Feinden. In dieser unglücklichen Zeit der Verwirrung war die Unord- nung auch in die Kirche gedrungen. Statt Eines, waren zwei Päpste aufgestanden, der eine zu Rom, der andere zu Avignon in Frankreich, und beide sprachen den Bannfluch über einander und über ganze Länder und Völker, die ihnen gegenseitig anhingen, aus. Dadurch verlor der Bann seine Kraft, und überhaupt mußten bei solchem Zustande die Sitten der Weltlichen sowohl als der Geistlichen noch mehr verwildern. Viele der rechtschaffensten und einsichtsvoll- sten Geistlichen forderten eine allgemeine christliche Kirchen- versammlung, um der Spaltung der Kirche ein Ende zu machen; allein Wenzel, der als Kaiser sich dieser Sache am ersten hätte an- nehmen müssen, war zu kraftlos und zu gleichgültig! Ja, er war so sehr in der öffentlichen Achtung gesunken, daß ihn seine eignen böh- mischen Unterthanen auf dem Schlosse zu Prag gefangen setzten. Die deutschen Fürsten wurden seiner ebenfalls überdrüssig, da er sich nicht um Deutschland kümmerte und in 6 Jahren gar nicht einmal da gewesen war; sie setzten ihn im I. 1400, „als einen Nachlässigen und Unwürdigen," ab, weil er weder der Kirche zum Frieden ver- holfen, noch sich wegen der vielen Fehden und Unruhen im Reich gekümmert habe, so daß keiner wisse, wo er Recht, Schutz und Sicher- heit suchen solle. 53. Ruprecht von der Pfalz und Sigismund. 1400 — 1437. Ruprecht von der Pfalz (1400 — 1410), der nun gewählt wurde, konnte, trotz seines guten Willens, in der kurzen Zeit seiner Regierung die großen Uebel nicht gründlich heilen. Sigismund (1410 — 1437), des abgesetzten Wenzels Bru- der, dagegen hat den Ruhm erworben, daß er durch Thätigkeit und Ernst doch einiges wieder in ein besseres Geleise gebracht hat. Seine erste Sorge war auf die^ Beendigung der Kirchenspaltung gerichtet; denn es waren nun 3 Päpste, in Rom Johann Xxiii., in Frank- reich Gregor Xii. und in Spanien Benedikt Xiii. Sigismund brachte wirklich im I. 1414 die Kirchenversammlung in Kost- nitz zu Stande. Es war eine glänzende Versammlung: 346 Kar- dinäle, Erzbischöfe und Bischöfe, 564 Prälaten und Lehrer der freien Künste und Wissenschaften, und über 1600 Fürsten, Herren, Grafen und Ritter. Von den drei Päpsten war nur Johann Xxiii. zuge- gen; er hoffte durch seine Italiener, welche die zahlreichsten in der Versammlung waren, den Sieg über die beiden andern Päpste zu gewinnen. Allein das Concilium hatte beschlossen, daß alle drei Päpste ihre Krone niederlegen müßten, damit eine ganz neue Ord-

2. Von der Entstehung eines selbständigen deutschen Reichs bis zu Karl V. 843 - 1519 - S. 122

1885 - Wiesbaden : Bergmann
122 Deutschland unter Mahlkönigen. land zurückkehren. Ebensowenig gelang es ihm, den Landfrieden aufrecht zu erhalten und die bestehenden Bündnisse aufzulösen. Im Gegenteil entstand ein neuer Bund, der sog. „Marbacher", dem mehrere Fürsten und Grasen, auch eine Anzahl Städte angehörten und an dessen Spitze der Erzbischof von Mainz stand. Ruprecht mußte zufrieden fein, durch Verhandlungen mit diesem Bunde soviel zu erlangen, daß derselbe sich nicht direkt gegen ihn kehrte. In der Kirche entstanden neue Verwickelungen. Ein Konzil zu Pisa, von den Kardinälen berufen, fetzte beide Päpste, den zu Rom und den zu Avignon, ab und wählte einen neuen, Alerand er V., dem, da dieser bald starb, Johann Xxiii. folgte. Ruprecht wollte sich des Papstes Gregor annehmen, nötigenfalls mit Gewalt; da ereilte ihn im kräftigsten Mannesalter der Tod (1410). Vergeblich suchte Wenzel jetzt sein Recht als König geltend zu machen. Es erfolgte nun eine Doppelwahl. Die eine Partei wählte Sigismund, den zweiten Sohn Karls Iv., die andere Jost, einen Bruderssohn desselben, also gleichfalls einen Luxemburger. Da letzterer bald nach seiner Wahl starb, ward Sigismund nunmehr einmütig gewählt. Wenzel entsagte feinen Ansprüchen zu Gunsten feines Bruders gegen Belastung des Königstitels. Die Regierung Sigismunds ist wesentlich ausgefüllt durch fortdauernde kirchliche Verwickelungen. Die wiederholten Spaltungen der Kirche durch eine Mehrheit von Päpsten hatten die Notwendigkeit eines allgemeinen Konzils, welches über den Päpsten stände,, immer fühlbarer gemacht. Auch waren in der Kirche so viele Mißbrauche eingerissen, darunter in erster Linie der Ablaßhandel, daß eine durchgreifende Kirchenreform — eine „Reformation an Haupt und Gliedern", wie man es nannte — nicht länger zu umgehen schien. Dem Kaiser Sigismund gelang es, den Papst Johann Xxiii. dahin zu bringen, daß er ein allgemeines Konzil, und zwar nach einer deutschen Stadt, Konstanz oder Kostnitz, ausschrieb. Im November 1414 wurde dasselbe eröffnet. Alle Hauptländer der katholischen Christenheit waren darauf vertreten; auch eine Menge weltlicher Fürsten fanden sich dabei ein. Es gab ein glänzendes, zum Teil auch lustiges Treiben, wie gewöhnlich bei solchen Konzilien. Um das Übergewicht der, besonders zahlreich erschienenen, italienischen Prälaten (die zu Johann hielten) zu brechen, ward auf den Vorschlag der Franzosen, denen die Deutschen beitraten, das Konzil in vier Nationen geteilt, die deutsche, französische, italienische und englische, von denen jede unter sich durch Mehrheiten abstimmte, in der allgemeinen

3. Hilfsbuch für den Unterricht in der Geschichte - S. 153

1897 - Breslau : Handel
11. Das Konzil zu Konstanz. 153 Das abendländische Schisma (1378—1417). Das Ansehen der Päpste, das unter Innocenz Iii. den Gipfelpunkt erreicht hatte, sank im 14. Jahrhundert allmählich. Nicht wenig trug dazu die 1309 erfolgte Verlegung ihrer Residenz nach Avignon bei. Sie gerieten dort in Abhängigkeit von den französischen Königen, die ungescheut die geistliche Macht des Papsttums für ihre weltlichen Zwecke mißbrauchten. Gegen 70 Jahre blieben die Päpste in Avignon. „Babylonische Gefangenschaft der Päpste" heißt diese Zeit des Unglücks. Im Jahre 1377 ward endlich die päpstliche Residenz nach Rom zurückverlegt. Als noch in demselben Jahre der Tod des bisherigen Papstes eine Neuwahl nötig machte, rotteten sich die Römer vor dem Vatikan zusammen und verlangten, nicht ohne einiges Geschrei, die Wahl eines Römers, oder wenigstens eines Italieners. Dies nahmen einige französisch gesinnte Kardinäle nach erfolgter Wahl zum Vorwande, um dieselbe für ungültig zu erklären, weil sie unfrei gewesen sei. Sie wählten einen neuen Papst, der seinen Sitz in Avignon nahm. Jeder der beiden Päpste hatte seinen Anhang, und so entstand das große abendländische Schisma. Zu dem rechtmäßigen Papste in Rom hielt sich besonders Deutschland, zu dem Gegenpapste namentlich Frankreich. Die Gemüter der Christen wurden in Verwirrung gebracht; unheilvolle Mißstände entwickelten sich in der Kirche. Da die Kardinäle jeder Partei beim Tode ihres Papstes sofort zur Neuwahl schritten, war ein Ende des Schismas nicht abzusehen. Ein 1409 unternommener Versuch zur Hebung desselben verschlimmerte das Übel nur. Eine Anzahl von Kardinälen hatte nämlich auf einer Kirchenversammlung in Pisa die beiden Päpste für abgesetzt erklärt und sodann ein neues Kirchenoberhaupt gewählt. Aber die beiden bisherigen Päpste kehrten sich an den Beschluß der Kirchenversammlung nicht, und so hatte jetzt die Christenheit gar drei Päpste. Beseitigung des Schismas. Bei seiner Wahl hatte sich König Sigismund verpflichtet, für die Beilegung des Schismas zu sorgen. Es gelang ihm, den Pisanischen Papst Johann Xxiii. zur Zusammenberufung des bereits erwähnten (teilweise allgemeinen) Konzils zu Konstanz zu bewegen. Auf demselben erschien eine außerordentlich große Zahl von Kirchenfürsten, und es gilt als das glänzendste des Mittelalters. Johann Xxiii., der persönlich erschienen war, ließ sich zur Abdankung bewegen, wohl in der Hoffnung, nach Absetzung seiner beiden Gegenpäpste aufs neue gewählt zu werden. Aber bald gereute ihn seine Verzicht-leistung, er entfloh heimlich aus Konstanz und widerrief seine Abdankung als erzwungen, in der Absicht, dadurch das Konzil zu sprengen. Letzteres wurde jedoch durch die Umsicht des Kaisers vereitelt. Johann Xxiii. wurde wegen schwerer Vergehen als ein des päpstlichen Stuhles Unwürdiger abgesetzt und unterwarf sich diesem Beschlusse. Der von den römischen Kardinälen erhobene Papst verzichtete um der Herstellung der Kircheneinheit willen freiwillig auf seine Würde. Der dritte Papst aber war durch nichts zur Abdankung zu bewegen, trotzdem Sigismund sich

4. Theil 2 - S. 360

1875 - Leipzig : Brandstetter
360 Der römische Papst Gregor, ein den niedrigsten Lastern ergebener Mann, auf dem so manche Sünde haftete, groß genug, um eines Menschen Leben zu vergiften und seine Todesstunde mit Schauer zu umgeben, sandte damals seine Ablaßkrämer nach Böhmen, um sich Geld zu einem Kriege gegen den König von Neapel zu verschaffen. Huß erhob gegen diesen Mißbrauch seine Stimme mit voller Gewalt; das Prager Volk siel ihm bei; da setzte es der Erzbischof gegen des Königs Willen durch, daß Huß, als Zeuge der Wahrheit vom Papste exkommunizirt und seines Amtes entsetzt, Prag verlassen mußte. Wyklef's Schriften wurden feierlich und öffentlich verbrannt, während Huß, von seinem Freunde Hieronymus und von Schaaren seiner Anhänger begleitet, das Land durchziehend, durch seine begeisternden Predigten unter freiem Himmel allenthalben die tiefste Aufregung hervorrief. Aber nicht nur in Böhmen, auch in Deutschland, Frankreich und Italien tönte der Ruf nach einer durchgreifenden Kirchenverbesserung. „In aller Munde war es, daß dem heiligen Reiche in seinem geistlichen wie weltlichen Wesen eine Reformation an Haupt und Gliedern Noth thue." Sigismund, oder nach deutscher Zunge Sigmund, war zu klug, um die Zeichen der Zeit verläugnen zu wollen. Von Natur lebhaft und geistvoll, mit Einsicht und Kraft begabt, hätte es ihm wohl an ächtem Herrschersinn nicht fehlen mögen, wenn seine wilde Jugend und seine genußsüchtige Leidenschaftlichkeit nicht die besseren Seiten seines Wesens frühe überwuchert hätten. „Von deutscher Treue und Redlichkeit wußte er wenig und die guten Sitten schien er gänzlich hinter sich gelassen zu haben." Indessen fehlte es ihm nicht an Thätigkeit und Energie, und das war es, was man in Deutschland zunächst nöthig zu haben glaubte. Im Jahre 1414 wurde das große, vielberühmte Concilium zu Kostnitz (Konstanz) ausgeschrieben; auf welchem alle die schwebenden geistlichen und weltlichen Streitfragen des Reiches in's Reine gebracht werden sollten. Es fanden sich daselbst, außer dem Papste Johann Xxiii. (die beiden anderen Päpste schickten nur Gesandte), 22 Kardinäle, 20 Erzbischöfe, 92 Bischöfe, 250 Aebte und Prälaten und eine Menge anderer Geistlichen ein. Kaiser Sigmund mit 19 regierenden Fürsten, 83 Grafen und einer Menge vornehmer Ritter und Herren hielt einen glänzenden Hof, trotz seiner steten Geldverlegenheiten. Der Zusammenfluß von Menschen in und um Kostnitz, die Pracht der Aufzüge und Festlichkeiten werden in den alten Chroniken gleich einem Wunder geschildert. Die kirchlichen Wirren in Böhmen waren der erste Gegenstand, den das Concilium seiner Aufmerksamkeit unterzog. Huß wurde nach Kostnitz berufen; er kam mit einem Geleitsbriefe des Kaisers Sigmund versehen, worin ihm freie Hin- und Wiederkehr verbürgt war. Aber das Wort des gesinnungslosen Sigismund war eine schwache Bürgschaft. Gleich nach seiner Ankunft ward Huß verhaftet und in einen finstern Kerker geworfen. Nach einem dreitägigen Verhör, in welchem der böhmische

5. Mittlere Geschichte - S. 60

1892 - Leipzig : Reisland
— 60 — mit ihren Lanzen eine schwer zu durchbrechende Reihe. Die (Schweizer stürmten an, allein mancher der Tapferen fiel. Da rief Arnold von Winkelried aus Unterwalden: „Treue liebe Eidgenossen, ich will euch eine Gasse machen, sorget für metn Wet£> und meine Kinder!" Dann sprang er vor, umfaßte mit seinen Sinnen soviel Spiele, als er sonnte be-grub sie in seine Brust und riß sterbend Mann und Spieß mit sich zu Boden. In die dadurch entstandene Lücke stürzten steh die Schweizer und zersprengten das Heer der Ritter. Viele wurden von den Bauern erschlagen, manche erstickten unter ihren Panzern. Auch Herzog Leopold fiel tapfer kämpfend. Bald darauf erfochten bei Näfels die Glarner einen Sieg über die Österreicher, wodurch die Freiheit und Unabhängigkeit der Schweiz gesichert war. Im westfalischen Frieden 1648 wurde dieselbe anerkannt. 11. Sigismund. 1. Regierung. Auf Karl Iv. folgte der Böhmenkönia Wenzel (1378 1400) als deutscher Kaiser; dieser wurde aber wegen seiner Unwürdigkeit abgesetzt. An feine Stelle kam Ruprecht von der Pfalz (1400—1410), der trotz feiner guten Eigenschaften die deutsche Krone nicht wieder zu Ansehen brachte. Sein Nachfolger war Sigismund, Wenzels -oniber, ^urfürft von 53rctnben6urg und Aönig von Ungant. . Damals war eine große Verwirrung in der Kirche ein-gerissen. Die Kirchenspaltung (das Schisma) war so groß, daß drei Päpste sich gegenüberstanden, die sich gegenseitig verfluchten : Benedikt Xiii. in Avignon, Johann Xxiii. in Rom und Gregor Xii. in Rimini. Auch die gesamte Geistlichkeit war in Sittenlosigkeit versunken. Daher verlangte man allgemein nach einer Verbesserung der Kirche „an Haupt und Gliedern" durch ein allgemeines Konzilium. Durch die eifrigen Bemühungen des Kaisers Sigismund wurde nun eine große Kirchenverfammlung nach Kostnitz (Konstanz) am Bodensee ausgeschrieben (1414), die der Papst Johann selbst besuchte. Außer dem Kaiser und vielen Fürsten und Herren kamen Patriarchen, Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe, Abte re. aus Frankreich, England, Schweden, Dänemark ac. und viele Neugierige. Die gewöhnliche Zahl der Anwesenden war 80 000. Johann Xxiii. hatte eine große Menge italienischer Geist-

6. Mittelalter - S. 107

1882 - Oldenburg : Stalling
107 Huß war ein Böhme, zu Prag gebildet und später Lehrer an der Universität daselbst, ein Mann von großer Gelehrsamkeit und Beredsamkeit, wie von sittenreinetn Wandel. Durch seinen Freund Hieronymus lernte er die Schriften des Engländers Wykliff kennen (Professors an der Universität Oxford). Dieser hatte die Verderbnis des Papsttums und der Geistlichkeit und die Mißbräuche der katholischen Kirche angegriffen. Huß rühmte Wykliff als einen frommen Mann und predigte in dessen Geiste. Zugleich verschaffte er, ein eifriger Söhnte, als Rektor der Universität den böhmischen Stimmen das Übergewicht und ward so den Deutschen verhaßt*). Der Erzbischof von Prag brachte es dahin, daß die Universität 45 Sätze Wykliffs als irrig, gefährlich und ketzerisch verdammte, die, wie dessen andere Schriften, verbrannt wurden. Den Huß verklagte er beim Papste und verbot ihm das Predigen. Darüber geriet das Volk in Aufregung, es geschahen Mordthaten, Kirchen und Klöster wurden geplündert. Papst Johann Xxiii. lud Huß uach Rom vor, allein dieser ging nicht hin und berief sich auf ein allgemeines Konzil. Als nun gar der Papst zum Kriege gegen den König von Neapel vollkommenen Ablaß verhieß, griffen Huß und Hieronymus dieses Verfahren so schonungslos an, daß das Volk die Ablaßbulle unter dem Galgen verbrannte und die Ablaßhändler mißhandelte. Da sprach der Papst den Bann über sie aus. Huß mußte nun Prag verlassen, predigte aber auf dem Lande, oft unter freiem Himmel, bei unglaublichem Zulauf des Volkes. Bei Eröffnung des Konzils war Huß, ausgestattet mit einem Geleitsbriefe Sigismunds, der ihn in seinen und des heiligen Reiches besonderen Schutz nahm, im November 1414 zu Konstanz erschienen. Auch der Papst hatte versichert, es solle ihm nichts Böses geschehen, wenn er auch des Papstes Bruder ermordet hätte. Aber wenige Wochen nach seiner Ankunft ward Huß auf Befehl des Papstes verhaftet und in ein ekelhaftes, ungesundes Gefängnis geworfen. Sigismund, der erst später ankam, wurde zwar über den Bruch des Geleites unwillig, ließ sich aber durch die Erklärung der Geistlichen, einem Ketzer dürfe man nicht Wort halten, beruhigen. Huß verstel in eine schwere Krankheit und blieb eine Zeitlang unbeachtet, bis man endlich (im Juni 1415) seine- Sache wieder vornahm. Obwohl Huß alle gegen ihn erhobenen Anklagen durch Berufung auf die hl. Schrift zurückwies, verlangte man dennoch, daß er seine als ketzerisch bezeichneten Lehren abschwöre. *) Sie verließen Prag und gründeten die Universität Leipzig (1409).

7. Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 137

1913 - Paderborn : Schöningh
Könige aus dem Hause Bhmen-Luxemburg. 137 gaben gestellt: 1. die Beilegung des Kirchenschismas, 2. die Entscheidung der die Lehre des Hus, 3. die von hervorragenden Theologen, namentlich der Pariser Universi-tat, eifrig verlangte Reformation der Kirche am Haupt und an den Gliedern. a) Durch die Verlegung des ppstlichen Stuhles nach Avig-non waren die Ppste in groe Abhngigkeit von Frankreich geraten. Erst 1377 verlegte der Papst seinen Sitz wieder nach Rom. Im nchsten Jahre kam es zu einer zwiespltigen Papst-whl. Whrend der eine der Gewhlten in Rom blieb, nahm der andere wieder in Avignon seine Residenz. Das dadurch ent-standene Kirchenschisma wurde noch vergrert, als die Kirchen-Versammlung zu Pisa (1409) die beiden Ppste fr abgesetzt erklrte und einen neuen Papst whlte. So hatte denn die Kirche damals drei Ppste (Gregor Xii., Benedikt Xiii., Johann Xxiii.), von denen jeder sich fr den rechtmigen Papst ausgab. Als Einberufer des Konzils erschien Johann selbst mit einer groen Anzahl italienischer Prlaten in Konstanz. Da voraus-zusehen war, da bei der gewhnlichen Art der Abstimmung die berzahl der Italiener die Entscheidung haben werde, so wurde vom Konzil auf Betreiben der Reformpartei beschlossen, nach Nationen abzustimmen (anfnglich vier: die franzsische, Deut-sche, englische, italienische; spter kam noch die spanische hinzu), johann erklrte sich bereit, freiwillig abzudanken, wenn auch die anderen Ppste ein Gleiches tun wrden. Aber bald ent-wich er, untersttzt von dem Herzog Friedrich von sterreich, nach Schaffhausen, um das Konzil aufzulsen. Da stellte sich die Kirchenversammlung der den Papst und erklrte, da jeder, selbst der Papst, sich dem Beschlsse des Konzils zu unterwerfen habe. Sigismund belegte den Herzog Friedrich mit der Acht und zwang ihn, dem Papste seinen Schutz zu entziehen. Das Konzil setzte dann Johann Xxiii. ab (während Gregor Xii. abdankte und der unbeugsame Benedikt Xiii. von seinem Anhange aufgegeben wurde). Nach langen Verhandlungen wurde Martin V. zum Papste gewhlt (1417). b) .johann Hus, ein Tscheche von Geburt, war Prediger und Lehrer der Theologie an der Universitt Prag. Als er mit

8. Geschichte des Mittelalters - S. 276

1896 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
276 Das Mittelalter. Kamps zwischen Frstentum u. Monarchie, Stdten u. Adel. von Kroatien, sein mchtigster Anhnger, ermordete sogar die Knigin-Witwe. Aber Sigismund, der 1385 sich mit Maria vermhlt hatte, gewann durch Untersttzung seines Bruders Wenzel die Oberhand und 1387 die Krone. Doch hatte er bald mit den unruhigen Groen, bald mit den Trken zu schaffen, die ihm bei Nikopoli an der Donau eine schwere Niederlage bei-brachten (1396). Die unruhigen Adeligen in Ungarn und Siebenbrgen be-dienten sich sogar gegen ihn der Trkenhilfe und hielten ihn (1401) in Ofen 18 Wochen lang in Gefangenschaft, aus der ihn erst die Luxemburger befreiten. Mit Hilfe des Adels demtigte er jetzt den hohen Klerus und erlie ein Landes-gesetz, durch welches die Geistlichen in weltlichen Dingen dem weltlichen Gericht unterstellt wurden, wie es die eidgenssischen Bauern einige Jahre vorher auch angeordnet hatten. Den Handel in Ungarn befrderte er durch vernnftige Zollgesetze, den Bauern gab er freien Zug in die kniglichen Städte und berief zum Reichstage Abgeordnete des Komitatsadels und der kniglichen Städte, so da derselbe aus zwei Tafeln bestand: status et ordines. Mit Venedig mute er als ungarischer König einen dreijhrigen blutigen Krieg führen (14101413), weil dasselbe das ihm von Ladislaus von Neapel (1409) um 100 000 Dukaten verkaufte dalmatische Kstenland nicht herausgab und gleichzeitig seine Herrschaft in der Lombardei ausbreitete. Zwischen Conegliano und Sacile erfocht die strmische Tapferkeit der Ungarn einen glnzenden Sieg (5. Januar 1412), aber ihr Feldherr d'ozora trat, durch venetianisches Geld besiegt, den Rckzug an. Nach wechselvollem Kampfe wurde ein fnfjhriger Waffenstillstand geschlossen, der wesentlich zu Gunsten der Venetianer ausfiel. In Italien hielt sich Sigismund lngere Zeit auf, aber ohne Ruhm zu ernten, und ward durch seine Geldbedrfnisse den Freunden zur Last. Als Ladislaus von Neapel den Pisaner Papst Johann Xxiii., Balthasar Cosfa, aus Rom vertrieb, verkndete dieser, von rein weltlichen Rcksichten geleitet, nicht nur einen Kreuzzug gegen denselben und schrieb fr die Teil-nhme einen Abla aus, der besonders bei den schon lnger religis auf-geregten Tschechen gewaltigen Sturm erregte, sondern wandte sich auch an Sigismund, der als Schutzherr der Kirche Johann Xxiii. (am 9. Dezember 1413) zur Berufung eines allgemeinen Konzils auf 1. November 1414 nach Konstanz bestimmte, um das kirchliche rgernis zu heben. l>. Kirchliche Zerrttung (13781414). Gregor Xi. (13701378), ob seiner Kenntnisse und seines sittlichen Ernstes hoch angesehen, hatte durch Ernennung von zwlf neuen Kardinlen den altern Mitgliedern des Kollegiums das bergewicht entwunden und 1377 seinen Sitz wieder nach Rom verlegt, dessen unruhige Bevlkerung ihm aber

9. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 97

1883 - Hannover : Helwing
Kaiser Sigismund. 97 verbreitete dessen Schriften und sing an, im Sinne derselben zu predigen. Der Erzbischof von Prag dagegen setzte es durch, daß von der Universität' Prag 45 Sätze aus Huß' Schriften als irrig, gefährlich und ketzerisch verbrannt wurden; Huß verklagte er beim Papste und verbot ihm das Predigen, Wykliffs Schriften ließ er verbrennen. Darüber geriet das Volk in Aufregung; es wurden Mordthaten begangen, und man plün- derte Kirchen und Klöster. Der Erzbischof wandte sich wieder an den Papst, und dieser lud Huß nach Rom vor._ Der Geladene aber ging nicht hin, sondern berief sich auf ein allgemeines Konzil. Als nun gar der Papst Johann Xxiii. einen Krieg gegen den König von Neapel führen wollte und allen Teilnehmern an demselben vollkommenen Ablaß versprach, predigte Huß so gewaltig gegen den Ablaß, daß das aufgeregte Volk die Ablaßbulle unter dem Galgen verbrannte und die Ablaßhändler verspottete und mißhandelte. Da sprach der Papst den Bann über Huß und seinen Freund Hieronymus und das Interdikt * über Prag aus. Huß mußte Prag verlassen; er ging in seine Heimat, wo er unter freiem Himmel bei sehr großem Zulauf des Volkes predigte. Als nun das Konzil zu Konstanz eröffnet wurde, verlangte Huß, von demselben gehört und beurteilt zu werden. Kaiser Sigismund gab ihm einen Geleitsbrief, in welchem er ihn „in seinen und des heiligen Reiches besonderen Schutz" nahm, und der Papst Johann versprach, es solle ihm kein Leid geschehen. So kam Huß schon gleich nach der Er- öffnung des Konzils nach Konstanz, ward aber schon nach wenigen Wochen vor dem Verhör verhaftet und in ein ekelhaftes, ungesundes Gefängnis gesetzt. Sigismund kam erst später auf das Konzil; als er von dem an Huß verübten Unrechte hörte, forderte er zwar unwillig dessen Befreiung, ließ sich aber bald durch die Worte der Geistlichen be- ruhigen: einem Ketzer brauche man sein Wort nicht zu halten. So ward das freie Geleit gebrochen. Huß verfiel in eine schwere Krankheit; auf dringendes Ansuchen des böhmischen Adels ward er endlich öffentlich über seine Lehren verhört. Obwohl Huß seine Lehren genügend aus der heiligen Schrift verteidigen konnte, forderte man doch, er solle seine als ketzerisch bezeichneten Lehren abschwören. Dagegen erklärte er: „Wenn man" mich aus der Bibel eines Irrtums überführt, so will ich gern widerrufen; wo nicht, so werde ich bis in den Tod meinem Glauben getreu bleiben." Da verdammte ihn das Konzil zum Feuertode. Er starb am 6. Juli 1415, an feinem Geburtstage, erst 42 Jahre alt. 1 Von den vier Landsmannschaften, den Böhmen, Sachsen, Bayern und Polen, stimmten die drei letzteren für, Böhmen allein gegen diese Verdammung. Huß und seinen Freunden schien dieser Vorgang ein Eingriff in die Rechte der Universität; sie änderten mit Zustimmung des Königs die Verfassung der Universität dahin, daß in Zukunft bei allen Abstimmungen den Böhmen drei, den Ausländern nur eine Stimme zustehen sollte; dadurch beleidigt, zogen die Ausländer, Professoren und Studenten, aus und gründeten die Universität Leipzig. (1409.) 2 Während der Kirchenbann den Einzelnen aus der kirchlichen Gemeinschaft auchchloß, wurde das Interdikt wegen schwerer kirchlicher Vergehen auf ganze Städte oder Länder gelegt. Es verbot daselbst jede kirchliche Handlung : die Glocken verstummten, die Kirchen schlossen sich, kein Geistlicher folgte den Toten, die Ehen tvurdcn auf dem Kirchhofe eingesegnet. Hofsmeyer und Hering, Hülfsbuch Ii. 1415 7

10. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 82

1905 - Breslau : Handel
82 Aus der deutschen Geschichte. Jahre starb Jobst. Mit Wenzel einigte sich Sigismund, und so vereinigte dieser 1411 bei einer erneuten Wahl alle Stimmen auf sich. Das abendländische Schisma (1378—1417). Das Ansehen der Päpste, das unter Innozenz Iii. den Gipfelpunkt erreicht hatte, sank im 14. Jahrhundert allmählich. Nicht wenig trug dazu die 1309 erfolgte Verlegung ihrer Residenz nach Avignon bei. Sie gerieten dort in Abhängigkeit von den französischen Königen, die nngeschent die geistliche Macht des Papsttums für ihre weltlichen Zwecke mißbrauchten. Gegen 70 Jahre („babylonische Gefangenschaft der Päpste") blieben die Päpste in Avignon. Im Jahre 1377 ward endlich ihre Residenz nach Rom zurückverlegt. Als uoch in demselben Jahre der Tod des bisherigen Papstes eine Neuwahl nötig machte, rotteten sich die Römer vor dem Vatikan zusammen und verlangten, nicht ohne einiges Geschrei, die Wahl eines Römers oder wenigstens eines Italieners. Dies nahmen einige französisch gesinnte Kardinäle nach erfolgter Wahl zum Vorwande, um sie für ungültig zu erklären, weil sie unfrei gewesen sei. Sie erhoben einen neuen Papst, der seinen Sitz in Avignon aufschlug. Jeder der beiden Päpste hatte seinen Anhang, und so entstand das große abendländische Schisma. Zu dem rechtmäßigen Papste in Rom hielt sich besonders Deutschland, zu dem Gegenpapste namentlich Frankreich. Die Gemüter der Christen wurden in Verwirrung gebracht; unheilvolle Mißstände entwickelten sich in der Kirche. Da die Kardinäle jeder Partei beim Tode ihres Papstes sofort zur Neuwahl schritten, war ein Ende des Schismas nicht abzusehen. Ein 1409 unternommener Versuch zu seiner Hebung verschlimmerte das Übel nur. Eine Anzahl von Kardinälen erklärte nämlich auf einer Kirchenversammlung in Pisa die beiden Päpste für abgesetzt und wählte sodaun ein neues Kirchenoberhaupt. Aber die beiden bisherigen Päpste kehrten sich an den Beschluß der Kirchenversammlung nicht, und so hatte jetzt die Christenheit gar drei Päpste. Beseitigung des Schismas. Bei seiner Wahl hatte sich König Sigismund verpflichtet, für die Beilegung des Schismas zu sorgen. Es gelang ihm, den pifanischen Papst Johann Xxiii. zur Zusammenberufung des (teilweise allgemeinen) Konzils zu Konstanz zu bewegen. Auf diesem erschien eine außerordentlich große Zahl von Kirchenfürsten, und es gilt 1414 als das glänzendste des Mittelalters. Johann Xxiii. wurde als ein 1418 päpstlichen Stuhles Unwürdiger abgesetzt. Der von den römischen Kardinälen erhobene Papst verzichtete um der Herstellung der Kircheneinheit willen freiwillig auf seine Würde. Der dritte Papst aber war durch nichts zur Abdankung zu bewegen; auch ihn erklärte das Konzil für abgesetzt. In Martin V. wurde hierauf am Martiustage (11. November) 1417 der Kirche ein allgemein anerkanntes Oberhaupt gegeben.

11. Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der Geschichte des Mittelalters - S. 230

1865 - Langensalza : Beyer
230 dem luxemburgischen Hause. Sein Hauptaugenmerk richtete er auf die ungeheure Verwirrung, in welche die Kirche gefallen war; denn es waren damals drei Päpste: in Rom Johann Xxiii., in Frankreich Gregor Xii. und in Spanien Benedict Xiii. Da durch dieses dreifach gespaltene Papstthum die Kraft der Kirche geschwächt war, so veranstaltete Sigismund im Jahre 1414 eine Kirchenversammlung zu K o st n i tz. Auf dieser glänzenden Versammlung (die Zahl der Fremden betrug 100,000 von allen Nationen) wurden alle drei Päpste, Johannes Xxiii., Gregor Xii. und Benedict Xiii. a b g e s e tz t und statt ihrer ein neuer Papst in der Person Martin's V. gewählt. Mar- tin war ein sehr kluger Mann, und wußte Allem auszuweichen, was die Versammlung im Sinne hatte, um die päpstliche Gewalt zu schwächen. Auf diese Versammlung ward auch Johann Huß berufen, der als Lehrer an der Universität zu Prag Grundsätze gegen die Kirche verbreitet hatte, welche von den gewöhnlichen ganz abwichen. Da er hierüber vor das Concilinm in Kostnitz zur Verantwortung vorgefordert ward, so ging er, hoffend, daß die alte Lehre und die seinige hier einer freien und gründlichen Untersuchung unterworfen werden sollte. Dem war aber nicht also. Man forderte von ihm den bestimmten Widerruf aller seiner Lehren; wo nicht, so müsse er als Ketzer auf dem Scheiter- haufen sterben. Huß wählte lieber den Tod, als den Widerruf seiner Lehren, von deren Wahrheit er überzeugt war. Nun wurde er gefaßt und gegen das kaiserliche Wort (Sigismund hatte ihm sicheres Geleit versprochen) ohne Weiteres verbrannt sd. 6. Juli 1415). *) In Böhmen brach nun über die Ermordung des Johannes Huß eine furchtbare Empörung aus, und es entbrannte der blutige Hussitenkrieg, welcher von 1420—1436 dauerte. Die schönsten Gegenden Deutschlands: Böhmen, Baiern, Franken rc. wurden von den Husfiten schrecklich verwüstet. Aus der Regierungszeit des Kaisers Sigismund ist noch Folgendes merkwürdig: Bei den fortwährenden Geldnöthen, in denen sich Sigismund befand, hatte er sich genöthiget gesehen, die Mark Brandenburg ') Ein gleiches Schicksal hatte auch sein Freund Hieronymus von Prag.

12. Geschichte der Deutschen im Mittelalter - S. 46

1892 - Hamburg : Meißner
— 46 — Satte das Reich gleichzeitig breisönige. Erst nach Jobsts Tode 1411 urt Wenzels Verzichtleistung wurde Sigismund allgemein anerkannt 4. Sigismund 1410-1437. .) Kirchliches Schisma. Nach dem Tode des von Avignon nach Rom zurückgekehrten Gregor Xi. ■ bestand durch die Doppelwahl eines italienischen und eines französischen Papstes ein vierzigjähriges Schisma (Spaltung) infolge dessen m der ganzen Christenheit der Ruf nach einer Reformation (Verbesserung) der Kirche an Haupt und Gliedern mut wurde. Das von den Kardinälen berufene Konzil zu Pisa 1409 vermehrte die Verwirrung durch die Wahl eines dritten Papstes (gleichzeitig 1410 drei Kaiser). b) Konzil zu Kostnitz 1414-1418. Auf Drängen Sigismunds trat em vom Papste Johann Xxiii. berufenes Konzil 1414 zu Kostn(Konstanz) zusammen, welches 1) die Einheit der Kirche wiederherstellen, 2) die entstandene Ketzerei beseitigen, 3) die Reformation der Kirche herbeiführen sollte. Das Konzil zwang die drei vorhandenen Päpste zur Abdankung, ließ den Prager Professor und Prediger Johann Huß, welcher nach dem Vorgänge des Engländers Wycliffe manche Mißbräuche der katholischen Kirche angegriffen hatte, trotz eines kaiserlichen Geleitsbriefes 1415 verbrennen und wählte einmütig Martin V. zum Papste. Eine Reformation der Kirche wußte dieser durch Sonderverträge mit den einzelnen Völkern zu verhindern. Während des Konzils verlieh Sigismund die Mark Brandenburg mit der Kurwürde 1415 an Friedrich von Hohenzollern, Burggrafen von Nürnberg, welcher dieselbe schon seit 1411 als Statthalter verwaltet hatte. , c) Die Hussitenkriege 1419 — 1436. Die über Huß' Hinrichtung erbitterten Böhmen wollten nach Wenzels Tode (1419) die Nachfolge seines wortbrüchigen Bruders Sigismund nicht anerkennen und vernichteten unter ihren Führern Ziska und Prokop nicht nur die gegen sie ausgesandten Kreuzheere (bei Deutsch-Brod 1422, bei Tauß 1431), sondern fielen auch plündernd in die Nachbarländer ein. Erst nachdem ihnen einige der geforderten kirchlichen Reformen (Laienkelch, Predigt in der Landessprache) bewilligt waren, wurde Sigismund, welcher 1435 m Rom die Kaiserkrone empfangen hatte, 1436 als König von Böhmen anerkannt. Mit ihm erlosch 1437 das Haus Luxemburg;

13. Das Mittelalter - S. 92

1894 - Hamburg : Meißner
— 92 — Päpste sowie erhöhte Erpressungen in allen christlichen Ländern zur Folge und wurde durch fortgesetzte Doppelwahlen immer wieder aufrecht erhalten. infolge dieser Mißwirtschaft erhob sich bald überall der dringende Ruf nach einer Resorm der Kirche. Aber das von den Kardinälen beider Päpste berufene allgemeine Konzil zu Pisa 1409 vermochte weder eine Reformation durchzuführen noch das Schisma zu beseitigen. Zu den beiden schismatischen Päpsten, Gregor Xii. und Benedikt Xiii., welche trotz der vom Konzil ausgesprochenen Absetzung nicht abdankten, wurde noch ein dritter gewählt, Alexander Y. welcher nach Bewilligung einiger finanziellen Reformen das Konzil auflöste; ihm folgte 1410 der lasterhafte Johann Xxiii. Der Dreiteilung des deutschen Reiches entsprach gleichzeitig eine Dreiteilung der Kirche. _ Nach Herstellung der Reichseinheit suchte Sigismund (1410 bis 1437) auch das kirchliche Schisma zu beseitigen und nötigte Johann Xxiii. zur Berufung eines allgemeinen Konzils. Das Konzil zu Konstanz (1414—1418) machte sich zunächst von Johann Xxiii. unabhängig, indem es die Abstimmung nach Nationen beschloß und sich in Sachen der Kirchenreform dem Papste für übergeordnet erklärte. Dann stellte es die Einheit der Kirche durch die Absetzung der drei Päpste wieder her; Johann wurde nach einem Fluchtversuche gefangen genommen und zur Unterwerfung gezwungen, Gregor verzichtete freiwillig, nur Benedikt behauptete sich in einem kleinen Kreise von Anhängern bis zu seinem Tode. Die Erwartungen der Reform freunde wurden aber enttäuscht. Durch die Verurteilung des Böhmen Hus 1415 verzichtete das Konzil auf eine Reform der Kirchenlehre und beschränkte sich auf die der Verfassung. Aber der neugewählte Papst Martin V. (Otto Colonna) wußte auch diese Bestrebungen zu vereiteln, indem er nach Abstellung einiger Mißbräuche des päpstlichen Finanzwesens die einzelnen Nationen durch Sonderverträge beschwichtigte und dann das Konzil 1418 auslöste. Der Tod des Hus rief in Böhmen große Aufregung hervor, welche sich nach Wenzels Tode 1419 zu offenem Aufstande gegen Sigismund steigerte. Nationale, religiöse und soziale Gründe, der Haß der Czechen gegen die Deutschen, die Begeisterung für Hus,

14. Die deutsche Geschichte - S. 59

1837 - Mannheim : Schwan [u.a.]
— 5<J — thanen setzten ihn 1393 wegen seiner Nachläßigkeit ab; und die deutschen Fürsten, die seiner ebenfalls überdrüßig wur- den, folgten ihrem Beispiele im Jahr 1400; doch entsagte er seiner Krone noch nicht. An seine Stelle wurde erwählt: 51. Ruprecht von der Pfalz. 1400 — 1410. Ruprecht, ein thätiger und ritterlicher Mann, suchte der herabgewürdigten Kaiserkrone wieder Ansehen zu verschaf- fen; aber die Zeiten waren schon zu sehr verworren, und seine Regierung zu kurz. Er starb, ohne etwas Erhebliches gethan zu haben 1410. Nach seinem Tode erhielt Wenzels Bruder, Sigismund, König von Ungarn und Churfürst von Brandenburg, die Kaiserwürde. 52. Kaiser Sigismund. 1410 — 1437. Dieser Kaiser war ein redlich gesinnter Mann. Sein nächstes Augenmerk richtete er aus die verderbliche Spaltung in der Kirche; denn es waren damals 3 Päpste: in Rom Johann Xxiii., in Frankreich Xii., und in Spanien Benedikt Xiii. Er veranstaltete daher eine Kirchenvcrsammlung zu Costnitz (Constanz), welche 1414 anfing. Auf dieser glänzenden Versammlung (die Zahl der Fremden betrug 100,000 von allen Nationen) wurden die drei Päpste, wovon aber nur Johann Xxiii. zugegen war, abgesetzt, damit eine ganz neue Ordnung ansangen könnte, und ein neuer Papst, Martin V. aus dem Hause Colonna, wurde gewählt. Er war ein sehr kluger Mann, und wußte allem auszuweichen, was die Versammlung zur Einschrän- kung der päpstlichen Gewalt im Sinne hatte. Auf dieser Versammlung wurde auch Johann Huß, Lehrer der Theo- logie an der Universität zu Prag, wegen seiner Grundsätze gegen die Kirche, zur Verantwortung vor das Concilium gefordert, und gegen das kaiserliche Wort verbrannt, wel- ches Veranlassung zu dem blutigen Hussitenkriege gab, der von 1420 — 1436 dauerte. Die schönsten Gegenden Deutschlands: Böhmen, Baiern, Franken und Meißen, wurden von den Hussiten schrecklich verwüstet. Aus der Regierung des Kaisers Sigismund ist noch besonders merk- würdig , daß er aus Geldverlegenheit die Mark Branden- burg mit der Churwürdc, 1417 an den Burggrafen von

15. Geschichte des Mittelalters - S. 111

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Kaiser aus dem Hause Böhmen-Luxemburg. 111 Bischöfe und Gesandte fast aller Fürsten und Völker des Abendlandes einfanden. Das. Konzil wählte einen neuen Papst, der von den meisten Völkern anerkannt wurde. Als dieser bald darauf starb, folgte ihm Johann Xxiii; da aber die beiden Gegenpäpste ihre Ansprüche nicht aufgaben, wurde die Verwirrung noch größer. Um sie zu beseitigen, berief Johann Xxiii. auf Betreiben Sigismunds ein neues Konzil Konstanz. 1414-18. Neben dem Konzil, das einen großen Reichstag der Christenheit darstellte, tagte in der kleinen deutschen Stadt auch ein deutscher Reichstag. Außer Johann Xxiii. und Sigismund versammelten sich in Konstanz fast alle Kardinäle, mehrere Hundert Bischöfe und Äbte, Gesandte der meisten christlichen Völker, Vertreter der Universitäten, zahlreiche deutsche Herzoge, Fürsten, Grafen und Ritter; die Gesamtzahl aller Fremdeu soll an 72000 betragen habeu. Um zu verhindern, daß Johann Xxiii. und die Italiener, die sehr zahlreich erschienen waren, einen zu großen Einfluß ausübten, wurde festgesetzt, daß nicht nach Köpfen, sondern nach Nationen (deutsche, französische, englische, italienische, spanische) abgestimmt werden sollte. 1. Die wichtigste Aufgabe des Konzils war die Beilegung v Schismas. Der in Rom wohnende Papst legte freiwillig sein Amt nieder, die beiden andern wurden für abgesetzt erklärt. Die Kardinäle und die Vertreter der fünf Nationen wählten sodann Martin V., der aus der vornehmen römischen Familie Colonna stammte und sich durch Sitteu-reinheit, Klugheit und Gelehrsamkeit auszeichnete. Damit war die größte Krisis, die die katholische Kirche je durchgemacht hat, beendet. 2. In der Zeit der Wirren hatten die Päpste vielfach geistliche Ref01" Ämter gegen Zahlung von Geld verliehen; sie beanspruchten bei Neu= mtapite besetznng von Bistümern die Einkünfte des ersten Jahres (Annaten); fürm^ia Befreiung von kirchlichen Vorschriften. Verleihen von Ablässen usw. mußten bestimmte Summen bezahlt werden. Diese Forderungen erregten viel Unwillen; deshalb verlangte man eine reformatio in capite; daran schloß sich der Wunsch einer reformatio in membris, da namentlich die Sitten des höheren Klerus manchen Anstoß erregten. Über diese Reformbestrebungen konnte auf dem Konzil keine Einigung erzielt werden, daher zog Martin V. es vor, die Wünsche der einzelnen Nationen durch besondere Konkordate zu erledigen. 3. Waren diese Bestrebungen nur gegen die drohende Verweltlichung Johann der Kirche gerichtet, so griffen andere auch die kirchliche Lehre an. Der Professor der Universität Oxford John Wiclif verwarf den Primat be§(t 1334., Papstes, die Transsubstantiation und die Tradition. Diese Gedanken griff der Professor der Prager Universität Johann Hus auf. Er betoute ferner scharf die Prädestination und den Satz, daß man der obrigkeitlichen Gewalt (geistlichen und weltlichen) nicht zu gehorchen brauche,

16. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 122

1901 - Leipzig : Teubner
122 Das Mittelalter. (t 1384), ein Lehrer an der Hochschule zu Oxford. Er verwarf die Ohrenbeichte, den Abla, die Lehre von der Bue und die von der Transsnbstantiation; im Papst fah er den Antichrist. In Prag wurde Johannes Hus. (bis auf die Verwerfung der Transsubstantiation) Johannes Hus der erfolgreichste Vorkmpfer dieser Lehren. Der Spro einer tschechischen Bauernsamilie, war Hus Lehrer der Theo-legte an der Prager Hochschule und Synodalprediger. Mit demselben Eifer, mit dem er sich gegen die verweltlichte Geistlichkeit aussprach, erklrte er sich gegen das Deutschtum. So wurde er zugleich das Haupt der kirchlichen Reformpartei wie des nationalen Tschechentums. Er fand einen Rckhalt an König -Wenzel, der die Verfassung der Universitt abnderte und der bhmischen Nation", die bislang eine Stimme besessen hatte, drei, den anderen Nationen zusammen nur eine Auszug der berwies. Hierber entrstet, wanderten die deutschen Lehrer und stttngehrigen Studenten aus. Ein Teil derselben wandte sich nach der neugegrndeten aus Prag 1409. Universitt zu Leipzig. Drei Jahre darauf wurde der Hus der Kirchen-bann ausgesprochen. Kirchenversamm- Sigismund wute den Papst Johann Xxiii. zu veranlassen, eine ^hu-ui?115 Kirchenversammlung nach Konstanz auszuschreiben, die die Spaltung beseitigen, die Kirchenverbesserung vornehmen und der Hus' Lehre richten sollte. Da zu gleicher Zeit in den Mauern jener Stadt ein deutscher Reichstag abgehalten wurde, erschien Konstanz wenige Jahre lang fast als der Mittelpunkt des christlichen Abendlandes. Die Be-ratungen und Abstimmungen wurden dahin geregelt, da die Geistlichen und die Doktoren der Theologie und des Kirchenrechts in vier Nationen gegliedert wurden (in die deutsche, italienische, englische und franzsische), von denen jede eine Stimme hatte. Auch Hus wurde aufgefordert zu erscheinen. Im Vertrauen auf seine Sache und einen Geleitsbrief Sigismunds, der ihm sichere Heimkehr versprach, kam er.1) Aber der Papst Johann Xxiii. lie ihn verhaften. 45 Stze Wiclifs wurden Hus gerichtet von der Kirchenversammlung verdammt, Hus wurde dreimal verhrt. und ui5tannt Als er standhaft jeden Widerruf verweigerte, wurde er verbrannt (1415). Indes war die Kirchenspaltung beendet worden. An alle drei Ppste erging die Aufforderung, auf ihre Wrde Verzicht zu leisten. Johann Xxiii. willigte zwar ein, dann aber floh er zu Herzog Friedrich von sterreich, der in den habsburgischen Landen, in Tirol und Ala-mannten gebot. Rasch entschlossen, verhngte der Kaiser der den Herzog die Reichsacht. Die Kirchenversamntlnng aber erklrte feierlich, da sie ihre Gewalt von Christns habe, und da auch die Ppste ihr zum Gehorsam verpflichtet seien. Gregor Xii. verstand sich bald znm Rcktritt; Benedikt Xiii. aber weigerte- sich dessen und wurde abgesetzt. l) der Hus in Konstanz s. bei Krmer S. 444f.

17. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 122

1900 - Leipzig : Teubner
122 Das Mittelalter. (t 1384), ein Lehrer an der Hochschule zu Oxford. Er verwarf die Ohrenbeichte, den Abla, die Lehre von der Bue und die von der Transsnbstantiation; im Papst sah er den Antichrist. In Prag wurde Johannes Hus. (bis auf die Verwerfung der Transsubstautiation) Johannes Hus der erfolgreichste Vorkmpfer dieser Lehren. Der Spro einer tschechischen Bauernfamilie, war Hus Lehrer der Theo-logie an der Prager Hochschule und Synodalprediger. Mit demselben Eifer, mit dem er sich gegen die verweltlichte Geistlichkeit aussprach, erklrte er sich gegen das Deutschtum. So wurde er zugleich das Haupt der kirchlichen Reformpartei wie des nationalen Tfchechentnms. Er fand einen Rckhalt an König Wenzel, der die Verfassung der Universitt abnderte und der bhmischen Nation", die bislaug eine Stimme besessen hatte, drei, den anderen Nationen zusammen nur eine Auszug der berwies. Hierber entrstet, wanderten die deutschen Lehrer und Sseprigen Studenten aus. Ein Teil derselben wandte sich nach der neugegrndeten aus Prag 1409. Universitt zu Leipzig. Drei Jahre darauf wurde der Hus der Kirchen-bann ausgesprochen. Kirchenversamm- Sigismund wute den Papst Johann Xxiii. zu veranlassen, eine Kirchenversammlung nach Konstanz auszuschreiben, die die Spaltung beseitigen, die Kirchenverbesserung vornehmen und der Hus' Lehre richten sollte. Da zu gleicher Zeit in den Mauern jener Stadt ein deutscher Reichstag abgehalten wurde, erschien Konstanz wenige Jahre lang fast als der Mittelpunkt des christlichen Abendlandes. Die Be-ratungen nud Abstimmungen wurden dahin geregelt, da die Geistlichen und die Doktoren der Theologie und des Kirchenrechts in vier Nationen gegliedert wurden (in die deutsche, italienische, englische und franzsische), von denen jede eine Stimme hatte. Auch Hus wurde aufgefordert zu erscheinen. Im Vertrauen auf seine Sache und einen Geleitsbrief Sigismunds, der ihm sichere Heimkehr versprach, kam er.1) Aber der Papst Johann Xxiii. lie ihn verhaften. 45 Stze Wiclifs wurden Hus gerichtet von der Kirchenversammlung verdammt, Hus wurde dreimal verhrt, und verbrannt ^ er standhaft jeden Widerruf verweigerte, wurde er verbrannt (1415). Indes war die Kirchenspaltung beendet worden. An alle drei Ppste erging die Aufforderung, auf ihre Wrde Verzicht zu leisten. Johann Xxiii. willigte zwar ein, dann aber floh er zu Herzog Friedrich von sterreich, der in den Habsburgischen Landen, in Tirol und Ala-mannien gebot. Rasch entschlossen, verhngte der Kaiser der den Herzog die Reichsacht. Die Kirchenversammlung aber erklrte feierlich, da sie ihre Gewalt von Christus habe, und da auch die Ppste ihr zum Gehorsam verpflichtet seien. Gregor Xii. verstand sich bald zum Rcktritt; Benedikt Xiii. aber weigerte sich dessen und wurde abgesetzt. Ii der Hus in Konstanz bei Krmer S. 444f.

18. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 209

1863 - Essen : Bädeker
209 großem. Die Kirche sammelte nur irdische Scbätze, und besaß ungehsure Reichthümer; Geistliche und Mönche lebten in Unwissenheit und Ueppigkeit. Da war apostolische Einfalt, evangelische Heiligung, gründliche Erkenntniß christlicher Wahrheit eine große Seltenheit ge- worden, und die wahren Jünger des Herrn, die Zeugen der Wahrheit, waren gewöhnlich der Gegenstand grausamer Verfolgung von Seiten der kirchlichen Machthaber. Johann Huß, geb. 6. Juli 1373 zu Hussinecz in Böhmen, ein frommer und gelehrter Professor und Prediger zu Prag, sah mit tiefem Schmerze das Verderbniß der Kirche. Er sprach und schrieb gegen das hoffärtige, üppige und sittenlose Leben der Geistlichen, aber auch gegen manche Irrlehren und Mißbräuche, die sich in der Kirche festgesetzt hatten, z. B. dagegen, daß den Nichtgeistlichen (Laien) der Kelch im h. Abendmahle entzogen wurde; auch lehrte er, daß das Wort Gottes höhere Geltung habe, als das der Päpste und der Kirchenversammlungen (Concile). Des hochverehrten Mannes Worte fanden großen Beifall in Böhmen, aber nicht in Rom: der damalige Papst Johann Xxiii. that ihn in den Bann. Das vermehrte die Zahl und den Eifer seiner Anhänger. Damals gab es zu gleicher Zeit drei Päpste, die sich einander verdammten und verfluchten und die ganze Christenheit mit dem In- terdikt belegten, d. h. es durfte kein Gottesdienst gehalten, keine Glocke geläutet, keine Ehe eingesegnet werden u. dgl. Diesem Ärger- niß ein Ende zu machen, veranlaßte der Kaiser Sigismund ein all- gemeines Concil, das im Jahre 1414 zu Kostnitz oder Konstanz am Bodensee sich versammelte. Zuerst wurden die drei Päpste abgesetzt und dann sollte Huß vernommen werden. Dem hatte der Kaiser Si- gismund freies Geleit versprochen, und er sollte sich frei verantworten dürfen. Aber kaum war er am 3. Nov. angelangt, so wurde er ge- fangen gesetzt. Man forderte, er solle widerrufen, und da er die Wahrheit nicht verleugnen wollte, so wurde er verurtheilt, als Ketzer- lebendig verbrannt zu werden. Vergebens berief er sich auf das kai- serliche Geleit. Einem Ketzer dürfe auch der Kaiser nicht Wort halten, behaupteten die Kirchenlehrer. Nun stieg er, geschmückt mit einer pa- piernen Kappe, auf welcher Teufel gemalt waren, mit gläubigem Muthe auf den Scheiterhaufen, sing mit Heller Stimme an zu singen und starb betend. Seine Asche wurde in den Rhein verstreut. Das ge- schah am 6. Juli 1415; sein Geburtstag war auch sein Todestag. „Jetzt bratet ihr eine Gans (Huß), aber nach hundert Jahren wird aus meiner Asche ein Schwan aufsteigen, den werdet ihr nicht über- mögen" — soll der heilige Märtyrer geweissagt haben. Ein Jahr darauf wurde daselbst auch Hieronymus von Prag verbrannt (30. Mai). Als man die Anhänger dieser Wahrheitszeugen mit den Waffen über- wältigen wollte, brach der schreckliche Hussitenkrieg aus (1420—1434), der Deutschland verheerte und nur dadurch zu Ende gebracht werden konnte, daß der Papst den Hussiten den Genuß des Kelches im h. Ha esters' Lesebuch für Oberkl. evangel. Volkssch. H

19. Geschichte des Mittelalters - S. 278

1896 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
278 Das Mittelalter. Kampf zwischen Frstentum u. Monarchie, Stdten u. Adel. liche aus. Husig wies man das Einkommen der Pfrnde schon an Kinder, die fr den geistlichen Stand bestimmt, oft aber sich spter gar nicht weihen lieen und nicht blo ungebildet waren, sondern gar manchmal ein hchst ungeistliches Leben fhrten. Die zunehmende Verarmung edler Familien der-mehrte den Zudrang zu den geistlichen Versorgungsstellen. Die Kirchenzucht erschlaffte, und da zu gleicher Zeit im weltlichen Regiments noch grere Unordnung herrschte und die bestndigen Kriege der Zgellosigkeit freien Spielraum gaben, da ferner Genusucht und Hang zu Ausschweifungen ein weit verbreitetes Gebrechen der Zeit waren, so zeigte sich auch vielfach die Geistlichkeit von einer sittlichen Verwilderung angesteckt, die seitdem kaum mehr ihresgleichen gefunden hat. Die Heilung der allgemeinen Krankheit mute nach dem Urteile der Gutgesinnten ausgehen von der Besserung dieser Zu-stnde. Jener allgemeine Zerfall erklrt auch den groen Anhang derer, welche zuerst gegen die Mibruche eiferten, dann aber sich von Angriffen gegen Auswchse und persnliches Verschulden der Kirchendiener fortreien lieen zum Krieg gegen die Einrichtung und Lehre der Kirche selbst. Es war unleugbar groes rgernis vorhanden, aber durch ein greres lie sich das nicht heilen, und ein solches gaben die, welche die Mutter mit Fen traten und verleugneten, weil sie durch andere Shne verunehrt und beschimpft ward, welche Leidenschaften bekmpften, indem sie andere aufwhlten und die erbitterten Gemter noch mehr verhetzten. c. Das Konzil zu Konstanz (14141418). Zu dem Konzil erschienen auer Sigismund, Johann Xxiii. und einer Menge von Kirchenfrsten, Gelehrten der Theologie und Geistlichen zahlreiche weltliche Fürsten und Ritter, Abgeordnete der Städte und Hochschulen, dazu eine Unmasse Gefolge und gewinnschtiges Volk, zum Teil von lockerster Sitte: Tausende und aber Tausende. Das Mittelalter hat keine glnzendere Kirchenversammlung gesehen, die, fr Deutschland zugleich Reichstag, fr Europa einen Kongre der christlichen Völker bildete. Drei Aufgaben harrten der Erledigung durch das Konzil: 1. die causa unionis, die Beilegung des Schismas; 2. die causa reformationis, die Reform der Kirche an Haupt und Gliedern; 3. die causa fidei, die Beseitigung des husitifchen rgernisses. 1. Causa nnionis. Whrend Johann Xxiii., obwohl mit Widerstreben, in Person bei der Kirchenversammlung erschien, beschickte Gregor Xii. dieselbe durch einen Kardinallegaten und lie durch diesen, um der Kirche den Frieden zu geben, seine Bereitwilligkeit zur Resignation erklären. Benedikt war nur zu einer

20. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. 33

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 33 — Gott vereint werden. Sie müsse vielmehr erst durch das „Fegefeuer" von allen bösen Lüsten und Begierden gereinigt werden. Doch könne die Qual im Fegefeuer dadurch verkürzt werden, daß man für die Verstorbenen „Messen" (Gebete) lesen lasse. Reiche Leute setzten in ihrem Testamente oft große Summen für solche Messen aus. Diese Lehre brachte daher der Kirche viel ein. Aber noch einträglicher als die Lehre vom Fegefeuer war die Lehre vom Ablaß. Wenn nämlich ein Übeltäter vom Priester zum Fasten, znr Geißelung, zur Wallfahrt re. verurteilt war, so konnte er sich durch Geld von diesen Strafen loskaufen. Er erhielt dann einen Schein, daß ihm die Strafen erlassen seien. Beim Volke bildete sich daher allmählich der Glaube aus, daß man sich durch Geld auch von den ewigen Strafen frei machen könne. An die Stelle der allgemeinen Beichte war die Ohrenbeichte (Bekenntnis jeder einzelnen Sünde vor dem Priester) getreten. Der Heiligendienst sowie die Verehrung der Reliquien hatte überhand genommen. Beim Abendmahl entzog man den Laien den Kelch. Besonders aber erregte das gottlose Leben vieler Geistlichen Anstoß. Ein Papst wurde wegen Meineids, Gotteslästerung, Mordes und Ehebruchs abgesetzt, und Johann Xxiii. war sogar in seiner Jugend Seeräuber gewesen. Dieser letztere Papst hatte noch 2 Gegenpäpste, und so gab es 3 Päpste auf einmal, die sich gegenseitig verfluchten und in den Bann taten. Und wie das Haupt, so die Glieder. Die Priester waren meist sehr unwissend und führten mir zu oft kein Gott wohlgefälliges Leben. Das Volk wurde in Dummheit und Aberglauben erhalten. Wer in der Bibel las, wurde sogar als Ketzer bestraft. 2. Hus. Gegen die Irrlehren der Kirche trat am Ende des 14. Jahrhunderts zuerst Johauu Hus, Prediger und Professor in Prag, öffentlich auf. Freimütig geißelte er mit scharfen Worten die Sünden der Geistlichen, den Ablaß, den Aberglauben des Volkes re. und mahnte zur Umkehr. Besonders eiferte er auch dagegen, daß man dem Volke den Kelch beim h. Abendmahl entziehe. (Nur der geweihte Priester durfte den Wein trinken, damit kein Tropfen des Blutes Christi verschüttet würde.) Die Priester aber waren erbost über Hus und brachten die Sache vor den Papst. Dieser verbot ihm das Predigen, tat ihn in den Bann und sprach über die Stadt Prag, die es mit Hus hielt und die Bannbulle unter dem Galgen verbrannt hatte, den Kirchenbann ans. (Während des- selben blieben die Kirchen verschlossen, die Glocken verstummten, kein Geistlicher durste den Toten zu Grabe folgen, und die Trauungen und Taufen mußten auf dem Kirchhofe vollzogen werden.) 3. Konzil zu Konstanz. Bald darauf bewog Kaiser Sigismund den Papst Johann Xxiii., eine Kirchenversammlung nach Konstanz zu berufen. Hier sollte eine Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern vorgenommen werden. Hus verlangte, von dem Konzil gehört und beurteilt zu werden. Der Kaiser gab ihm einen Geleitsbrief, worin er ihm seinen besonderen Schutz zusagte, und auch der Papst versprach, es solle ihm kein Leids geschehen, und wenn er auch des Papstes Bruder ermordet hätte. Als aber Hus in Konstanz ankam, ward er noch vor dem Verhör in ein ekelhaftes, ungesundes Gefängnis geworfen. Sigismund, hierüber unwillig, ward von den Geistlichen durch die Worte beruhigt: „Einem Ketzer braucht man das gegebene Wort nicht zu halten". Hus verfiel in eine schwere Krankheit und war dem Tode nahe. Kaum genesen, ward er in die Domkirche geführt, wo das Konzil versammelt war. Aller Augen sahen auf ihn. Nach seiner gewaltigen Verteidigungsrede forderte man, er sollte seine