Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Geschichte des Mittelalters - S. 93

1870 - Mainz : Kunze
93 1) Beseitigung des Schisma, indem das Concil all- mählich alle 3 Päbste absetzt, ihre Wiederwahl für unzulässig und jede Neuwahl von der Zustimmung des Cotteils abhängig erklärt. Prozeß gegen den unwürdigen Johann Xxiii; seine Flucht mit Hülfe Friedrichs von Oesterreich, der durch den Bann des Con- cils und die Reichsacht des Königs zum Nachgeben genöthigt wird; Gefangennehmüng und Entsetzung Johanns 1415; freiwilliger und ehrenvoller Rücktritt Gregors, hartnäckige Weigerung Bene- dicts, den man erst 1417 absetzt. Vor der Neuwahl eines all gen: ein en Pabstes verlangte Sigismund, auf die germanischen Nationen (die deutsche und englische) gestützt, die kirchliche Reform. Die romanischen (Italiener, Franzosen, Spanier) begehrten zuerst das neue Kirchenoberhaupt. Sigismund gab nach unter Bedingung, daß der zu wählende Pabst das Concil vor erreichter Reform nicht auflöjen dürfe. Einstimmige Wahl des Cardinals Otto von Colonna als Martin V 1417. Unzulänglichkeit seines Reformationsent- 1417 Wurfes; Separatverträge des Pabstes mit den einzelnen Nationen; sein Abzug von Kostnitz 1418; formelle Auflösung des Concils 1422. Die Reform blieb unerreicht. — 2) Erhebung der Hyh enzollern: Die arg verkommene Mark Brandenburg hatte bereits 1411 König Sigismund dem trefflichen Burggrafen von Nürnberg Fr i e d r i ch Vi v 0n Hohen- zollern als einem „vollmächtigen gemeinen Verweser und obristen Hauptmann" zur Verwaltung (mit Ausnahme der Kur) über- tragen, nicht verpfändet. — Uebertragung auch der Kur- und Erzkämmererwürde auf Friedrich auf dem Kostnitzer Concil 1415. 3) Johann Hus: Böhmen ward besonders stark ergriffen von dem Verlangen nach kirchlichen Reformen. Beispiel und Be- deutung der reformatorisch gesinnten Prager Universität. Einfluß der Wicliffscheu (John Wicliffe 1324—1384) Lehren auf Böhmen und vor allen auf die Prager Universitätslehrer Johann Hus und seinen Freund Hieronymus v0n Prag. Haupt- es ntro Versen Wicliffs: die Stellung des Pabstthums, Fegfeuer, Mönchthum, Ohrenbeichtc, Ablaß, Abendmahlslehre u. s. w. Johann Hus, geb. 1369 zuhusinec, aus niederm Stande, böhmisch-czechischen Stammes, seit 1391 Prediger an der Bethle- hemskapelle, seit 1398 Lehrer an der Hochschule zu Prag, 1402 Rector, Beichtvater der Königin. Anhänger der Wicliffschen Ii

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

1. Württembergisches Realienbuch - S. 70

1909 - Stuttgart : Bonz
70 fahrendes Volk, das sein Glück machen wollte. Ihre eigentliche Aufgabe hat diese Kirchenversammlung nicht erfüllt; aber einen ernsten, frommen Mann, Johann Hus, hat sie zum Feuertod verurteilt. Johann Hus, der Sohn eines armen Landmanns in Böhmen, war Professor und Prediger in Prag, wo seine Predigten viel Aufsehen erregten. Durch seinen Freund Hieronymus lernte er die Schriften des Engländers Wiklif kennen. Darin waren freimütig die Schäden und Mißbräuche auf- gedeckt, die in der Kirche herrschten. Weil Hus die Schriften Wiklifs ver- breitete und dessen Lehren öffentlich verkündigte, wurde er zur Verantwortung nach Rom geladen, erschien aber nicht. Nun sprach der Papst den Bann über ihn aus. Auch mußte in Prag aller Gottesdienst aufhören; keine Glocke rief zur Kirche, kein Kind wurde getauft, kein Abendmahl gefeiert und keine Leiche mit kirchlichen Ehren begraben. Das wirkte; Hus mußte Prag verlassen, und er predigte nun in seinem Geburtsort auf freiem Felde. Das Konzil zu Konstanz sollte über seine Sache entscheiden. Kaiser Sigismund stellte ihm einen freien Geleitbrief aus. Im Vertrauen ans den kaiserlichen Schutz zog Hus getrosten Mutes nach Konstanz. Trotz des kaiserlichen Geleitbriefes wurde er in einem dumpfen Kerker gefangen gesetzt, und als der Kaiser seine Freilassung verlangte, sagten ihm die Päpstlichen, einem Ketzer brauche man sein Wort nicht zu halten. Weder die Drohungen seiner Feinde noch das liebevolle Zureden seiner Freunde vermochten Hus zum Widerruf zu bewegen. Darum verdammte ihn das Konzil zum Feuer- tod. Die Henkersknechte führten Hus auf den Richtplatz und verbrannten ihn. Die Asche des treuen Glaubenszeugen wurde in den Rhein gestreut. — Ein Jahr darauf starb sein Freund Hieronymus an derselben Stelle den Märtyrertod. 16. Erfindungen: Kompafi, Feuerwaffen, Suchdruckerkunst. 1. Kompaß. Schon im Altertum kannte man die Eigenschaften des Magnets. Die Chinesen wußten, daß eine Magnetnadel beständig nach Norden zeige. Sie benützten eine an einem Seidenfaden aufgehängte Nadel als Wegweiser durch die Steppen und Meere. Im Abendland wußte man erst seit dem 14. Jahrhundert die Magnetnadel in der Schiffahrt anzuwenden. Man schreibt dieses Verdienst einem Italiener zu. Er erfand den Kompaß, indem er eine Magnetnadel mit einer Windrose derart verband, daß die Nadel, auf einer Spitze schwebend, sich drehen konnte. Die Erfindung des Kompasses war für die Entwicklung der Schiffahrt von großer Bedeutung. Während dieselbe bisher vorwiegend Küstenschiffahrt war, konnte jetzt der Seefahrer hinanssteuern in das Weltmeer und unbekannte Länder und Erd- teile aufsuchen.

2. Lebensbilder aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgang des Dreißigjährigen Krieges - S. 53

1912 - Berlin : Mittler
Sigismund. Johann Hus. 53 Mittelalters. Neben zahlreichen geistlichen Wrdentrgern fanden sich die deutschen Kur- und Reichsfrsten, zahllose Grafen und Ritter, sowie die Gesandten fast aller christlichen Herrscher ein, um mit Kaiser Sigismund und dem Papst der Kirche und Reich Rats zu pflegen, so da sich in den engen Gassen und in der Umgebung der Stadt ein buntes Leben und Treiben entfaltete. Zuerst wurden alle drei Ppste zur Abdankung bewogen oder abgesetzt. Als neuer Papst wurde der kluge und gewandte Martin V. gewhlt. So war zwar die Einheit der Kirche glcklich wieder-hergestellt, eine Kirchenverbesserung aber wute der neue Papst geschickt zu hintertreiben. Es blieb bei den alten Mistnden. Eine besondere Wichtigkeit hat das Konzil noch durch die Verurteilung von Johann Hus erlangt. Hns war Prediger und Professor an der Hochschule zu Prag. In seinen Schriften und Predigten hatte er ohne Scheu kirchliche Satzungen, die sich nicht auf die Heilige Schrift grndeten, an-gegriffen und schonungslos das hoffrtige und zuchtlose Leben der Geistlichen getadelt. Auch bestritt er, da der Papst der Nachfolger Petri und der Statthalter Christi sei. Obgleich Hus vom Papste gebannt worden war, hatte er seine Lehrttigkeit unbehelligt fort-gesetzt, ja die Zahl seiner Anhnger war noch gewachsen. Als aber der Tscheche Hus immer schrfer deutschfeindlich wurde, ver-lieen wegen seiner Haltung gegen die Deutschen alle deutschen Angehrigen der Hochschule, Professoren und Studenten, Prag und siedelten nach Leipzig der, wo eine neue Universitt entstand. Mit einem Geleitsbrief vom Kaiser Sigismund ausgestattet, der ihm freie Hin- und Rckreise verbrgte, erschien Hus vor dem Konzil, um seine Lehre zu rechtfertigen. Bald nach seiner Ankunft aber wurde er auf Befehl des Papstes in ein ekelhaftes, ungesundes Gefngnis geworfen. Sigismund war zwar anfangs der den Bruch seines Geleits heftig erzrnt. Als man ihm jedoch vorstellte, da man einem Ketzer sein Wort nicht zu halten brauche, lie er zur Schmach des kaiserlichen Namens den Verhandlungen gegen Hus freien Lauf. Dieser suchte die Wahrheit seiner Lehre aus der Bibel zu begrnden. Aber seine Richter forderten, ohne ihn zu widerlegen, nur unbedingten Widerruf. Als er diesen verweigerte, wurde er wegen Ketzerei zum Flammentode verurteilt. Vor dem Stadttor errichtete man einen Scheiterhaufen, und hierhin wurde der Verurteilte abgefhrt, nachdem man ihn des

3. Teil 2 - S. 94

1890 - Breslau : Hirt
94 Kaiser Sigismund. zu gleicher Zeit, deren jeder die beiden anderen in den Bann that. Whrend dieser Zeit der Kirchenspaltung war die Kirche ganz verderbt. Die Ppste verkauften die Vergebung der Snden und geistliche mter fr Geld; viele Bischfe hatten nie ihre Städte gesehen, nie ihre Kirche betreten, nie ihre Gemeinde besucht; sie verwendeten Tag und Nacht auf Jagd, Tanz, Spiel und Gastmhler. Allgemein wurde des-halb der Wunsch nach einer Besserung der Kirche laut. Da bewog Kaiser Sigismund den Papst zu Rom, ein Konzil, d. i. Kirchenver-sammlung, nach Konstanz am Bodensee auszuschreiben. Auer vielen Erzbischsen. Bischfen, bten und 18 000 niederen Geistlichen erschienen 1 600 Fürsten und Grafen, viele Gelehrte und so viele Ritter, da man einmal 30 000 Pferde zhlte; auerdem eine Menge Kaufleute, Geld-Wechsler und Abenteurer aller Art. Etwa 30 verschiedene Sprachen konnte man damals in Konstanz hren. Diese Versammlung sollte eine Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern vornehmen, also der Kirche einen allgemein anerkannten Papst geben, ferner die Verbesserung der Kirche und ihrer Diener herbeifhren und endlich die von der Lehre der katholischen Kirche abweichende Lehre des Johann Hus untersuchen. Die drei Ppste wurden abgesetzt, damit war die unheilvolle Trennung der Kirche beseitigt; während nun die Deutschen zuerst eine Verbesserung der Kirche in ihren Gliedern vornehmen wollten, setzten die anderen Völker es durch, da man zunchst einen neuen Papst whlte, der dann jede grndliche Kirchenverbesserung zu verhindern wute. Ja, als in Konstanz eine Seuche ausbrach, benutzte er dies als willkommenen Vorwand, das Konzil aufzulsen. Die dritte Aufgabe, die Lehre des Johann Hus zu untersuchen, hatte das Konzil bereits gelst. 2. Johann Hus war Professor an der Universitt zu Prag und zugleich Prediger daselbst. In Rede und Schrift wandte er sich frei-mutig gegen die Anmaung des Papstes, gegen die Lehren vom Fege-feuet, gegen das Sndenvergeben fr Geld (Abla), sowie gegen die Sittenlosigkeit der Priester und Mnche. Bei dem Volke fand er vielen Beifall; der Papst aber lud ihn vor seinen Richterstuhl nach Rom. Allein Hus ging nicht hin, sondern berief sich auf ein allgemeines Konzil. Da sprach der Papst den Bann der ihn aus. Als nun das Konzil zu Konstanz erffnet wurde, verlangte Hus, von demselben gehrt und beurteilt zu werden. Kaiser Sigismund gab ihm einen Geleitsbrief, in welchem er ihn in feinen und des Reiches besonderen Schutz nahm; auch der Papst versprach, es solle ihm kein Leid geschehen. So kam Hus schon gleich nach der Erffnung des Konzils nach Konstanz, ward aber schon nach wenigen Wochen vor dem Verhre verhaftet und in

4. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 58

1904 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
An die Stelle der allgemeinen Beichte war die Ohrenbeichte (Bekenntnis jeder einzelnen Sünde) getreten, der Heiligendienst sowie die Verehrung der Reliquien hatte überhand genommen, und beim Abendmahl entzog man den Laien den Kelch. (Nur der geweihte Priester durfte den Wein trinken, damit kein Tropfen des Blutes Christi verschüttet würde.) Besonders aber erregte das gottlose Leben vieler Geistlichen Anstoß. Ein Papst wurde wegen Meineides, Gotteslästerung, Mordes und Ehebruchs abgesetzt, und Johann Xxiii. war sogar in seiner Jugend Seeräuber gewesen. Dieser letztere Papst hatte noch 2 Gegenpäpste, und so gab es 3 Päpste aus einmal, die sich gegenseitig verfluchten und in den Bann taten. Und ivie das Haupt, so die Glieder. Die Priester waren meist sehr unwissend und führten nur zu oft kein Gott wohlgefälliges Leben. Das Volk wurde in Dummheit und Aberglauben erhalten. Wer in der Bibel las, wurde sogar als Ketzer bestraft. 2. Hus. Gegen die Irrlehren der Kirche trat am Ende des 14. Jahr- hunderts zuerst Johann Hus öffentlich auf. Johann Hus, eines Landmanns Sohn, war Prediger zu Prag, und zugleich Lehrer an der dortigen Hochschule. Als er einst als Jüngling die Erzählung von dem grausamen Feuertode des heiligen Laurentius las, sprang er auf und streckte seine Hand in ein nahe stehendes Kohlenfeuer, um zu sehen, ob er es dem Heiligen gleichtun könne. Durch seinen Freund Hieronymus lernte er die Schriften des Engländers Wykliff kennen. In diesen waren die Irrlehren der Kirche scharf angegriffen. Hus erkannte, daß Wykliff recht hatte. Freimütig geißelte Hus mit scharfen Worten die Sünden der Geistlichen, den Ablaß, den Aberglauben des Volkes re. und mahnte zur Umkehr. Besonders eiferte er auch dagegen, daß man dem Volke den Kelch beim h. Abendmahl ent- ziehe. Die Priester aber waren erbost über Hus und brachten die Sache vor den Papst. Dieser verbot ihm das Predigen, tat ihn in den Bann und sprach über die Stadt Prag, die es mit Hus hielt und die Ablaßbulle unter dem Galgen ver- brannt hatte, den Kirchenbann aus. (Während desselben blieben die Kirchen ver- schlossen, die Glocken verstummten, kein Geistlicher durfte den Toten zu Grabe folgen, und die Taufen und Trauungen mußten auf dem Kirchhofe vollzogen werden.) 3. Konzil zu Konstanz. Bald darauf bewog Kaiser Sigismund den Papst Johann Xxiii., eine Kirchenversammlung nach Konstanz zu berufen. Hier sollte eine Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern vorgenommen werden. Hus verlangte, von dem Konzil gehört und beurteilt zu werden. Der Kaiser gab ihm einen Geleitsbrief, worin er ihm seinen besonderen Schutz zusagte, und auch der Papst versprach, es solle ihm kein Leids geschehen, und lvenn er auch des Papstes Bruder ermordet hätte. Als aber Hus in Konstanz ankam, ward er noch vor dem Verhör in ein ekelhaftes, ungesundes Gefängnis geworfen. Sigismund, hierüber unwillig, ward von den Geistlichen durch die Worte beruhigt, einem Ketzer brauche man das gegebene Versprechen nicht zu halten. Hus verfiel in eine schwere Krankheit und war dem Tode nahe. Kaum genesen, ward er in die Domkirche geführt, wo das Konzil versammelt war. Aller Augen sahen auf ihn. Nach seiner gewaltigen Verteidigungsrede forderte man, er solle seinen als ketzerisch bezeichneten Lehren abschwören. Er aber sprach: „Wenn man mich aus der Bibel eines Irrtums überführt, so will ich gerne widerrufen, wo nicht, so werde ich bis in den Tod meinem Glauben treu bleiben." Da verdammte ihn das Konzil zum Feuertode. 4. Auf dem Scheiterhaufen. Jetzt riß man ihm mit Flüchen stückweise

5. Mittelstufe - S. 60

1903 - Berlin [u.a.] : Velhagen & Klasing
An die Stelle der allgemeinen Beichte war die Ohrenbeichte (Bekenntnis jeder einzelnen Sünde) getreten, der Heiligendienst sowie die Verehrung der Reliquien hatte überhand genommen, und beim Abendmahl entzog man den Laien den Kelch. (Nur der geweihte Priester durfte den Wein trinken, damit kein Tropfen des Blutes Christi verschüttet würde.) Besonders aber erregte das gottlose Leben vieler Geistlichen Anstoß. Ein Papst wurde wegen Meineides, Gotteslästerung, Mordes und Ehebruchs abgesetzt, und Johann Xxiii. war sogar in seiner Jugend Seeräuber gewesen. Dieser letztere Papst hatte noch 2 Gegenpäpste, und so gab es 3 Päpste auf einmal, die sich gegenseitig verfluchten und in den Bann taten. Und wie das Haupt, so die Glieder. Die Priester waren meist sehr unwissend und führten nur zu oft kein Gott wohlgefälliges Leben. Das Volk wurde in Dummheit und Aberglauben erhalten. Wer in der Bibel las, wurde sogar als Ketzer bestraft. 2. Hus. Gegen die Irrlehren der Kirche trat am Ende des 14. Jahr- hunderts zuerst Johann Hus öffentlich auf. Johann Hus, eines Landmanns Sohn, war Prediger zu Prag, und zugleich Lehrer an der dortigen Hochschule. Als er einst als Jüngling die Erzählung von dem grausamen Feuertode des heiligen Laurentius las, sprang er auf und streckte seine Hand in ein nahe stehendes Kohlenfeuer, um zu sehen, ob er es dem Heiligen gleichtun könne. Durch seinen Freund Hieronymus lernte er die Schriften des Engländers Wykliff kennen. In diesen waren die Irrlehren der Kirche scharf angegriffen. Hus erkannte, daß Wykliff recht hatte. Freimütig geißelte Hus mit scharfen Worten die Siinden der Geistlichen, den Ablaß, beu Aberglauben des Volkes rc. und mahnte zur Umkehr. Besonders eiferte er auch dagegen, daß man dem Volke den Kelch beim h. Abendmahl ent- ziehe. Die Priester aber waren erbost über Hus und brachten die Sache vor den Papst. Dieser verbot ihm das Predigen, tat ihn in den Bann und sprach über die Stadt Prag, die es mit Hus hielt und die Ablaßbulle unter dem Galgen ver bräunt hatte, den Kirchenbann ans. (Während desselben blieben die Kirchen ver- schlossen, die Glocken verstummten, kein Geistlicher durfte den Toten zu Grabe folgen, tind die Taufen und Trauungen mußten ans dem Kirchhofe vollzogen werden.) 3. Konzil zu Konstanz. Bald darauf bewog Kaiser Sigismund den Papst Johann Xxiii., eine Kirchenversammlung nach Konstanz zu berufen. Hier sollte eine Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern vorgenommen werden. Hus verlangte, von dem Konzil gehört und beurteilt zu werden. Der Kaiser gab ihm einen Geleitsbrief, worin er ihm seinen besonderen Schutz zusagte, und auch der Papst versprach, es solle ihm kein Leids geschehen, und wenn er auch des Papstes Bruder ermordet hätte. Als aber Hus in Konstanz ankam, ward er noch vor dem Verhör in ein ekelhaftes, ungesundes Gefängnis geworfen. Sigismund, hierüber unwillig, ward von den Geistlichen durch die Worte beruhigt, einem Ketzer brauche man das gegebene Versprechen nicht zu halten. Hus verfiel in eine schwere Krankheit und lvar dem Tode nahe. Kaum genesen, ward er in die Domkirche geführt, wo das Konzil versammelt lvar. Aller Augen sahen auf ihn. Nach seiner gewaltigen Verteidigungsrede forderte man, er solle seinen als ketzerisch bezeichneten Lehren abschwören. Er aber sprach: „Wenn man mich aus der Bibel eines Irrtums überführt, so will ich gerne widerrufen, lvo nicht, so werde ich bis in den Tod meinem Glauben treu bleiben." Da verdammte ihn das Konzil zum Feuertode. 4. Ans dem Scheiterhaufen. Jetzt riß man ihm mit Flüchen stückweise

6. Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 95

1910 - Berlin : Salle
Johann Hus und seine Lehre. 95 Verfassung, die Befreiung von der Türkengefahr (die Türken waren, nachdem Osman das osmanische Reich gegründet und sein Sohn sich Kleinasien bis zum Hellespont unterworfen hatte, unter verschiedenen Sultanen erobernd bis in die Donauländer vorgedrungen)*), die Beilegung des Schismas und der hussitischen Unruhen in Böhmen, die nicht nur eine religiöse, sondern auch eine hervorragende politische Bedeutung hatten, denn ihnen lag das Bestreben zugrunde, die Vorherrschaft des Deutschtums in Böhmen zu beseitigen. Sigismund gelang es, ein gewisses Ansehen in ganz Deutschland zu gewinnen. Sein Bemühen ging dahin, ein neues, glänzendes und allgemein beschicktes Konzil in Konstanz 1414—1418 zusammentreten zu lassen, das über dem Papst stehen sollte. Das Verlangen nach einer Reform der Kirche an Haupt und Gliedern war immer dringender geworden. Die Abstellung der Mißbrauche, die sich in die Kirche eingeschlichen hatten, und die Beseitigung des Schismas waren die vornehmsten Aufgaben dieses Reformkonzils zu Konstanz. Die drei vorhandenen Päpste wurden zur Abdankung gezwungen, und das Konzil wollte nun die Kirchenreform vor der neuen Papstwahl durchführen. Eine besondere Schwierigkeit und Verwicklung entstand für den Reformplan durch die hussitische Bewegung. Johann Hus und seine Lehre. Bis nach Böhmen waren die Lehren des Oxforder Theologieprofessors Johann Wiklif, der am Ausgange des 14. Jahrhunderts die Ansprüche der Päpste auf weltliche Herrschaft, das Mönchswesen, die Ohrenbeichte, die Lehre vom Fegefeuer und viele andere Lehrsätze der Kirche angegriffen hatte, gedrungen. In seine Fußtapfen trat Johann Hus, Lehrer an der Hochschule zu Prag, von Geburt ein Tscheche, und sein Freund Hieronymus von Prag. Die Bewegung, welche die beiden Männer durch Predigten und Vorlesungen hervorgerufen hatten, nahm bald einen nationalen Charakter an. Da die Tschechen meistens der Wiklifschen Lehre zugetan waren, die Deutschen jedoch an der orthodoxen festhielten, der Senat der Universität aber die Lehre des Engländers verworfen hatte, so regte sich bei jenen eine heftige Erbitterung gegen die „Fremdlinge", die „lästigen Einwanderer". *) Die Osmanen, streitbare Nomadenhorden am Kaspischen Meer, hatten sich, bedrängt von den Mongolen, die Trümmer des Seldschukkenreichs in Kleinasien erobert. Durch die Heranbildung eines streitbaren Fußvolks, der Janitsch aren, die meist den besiegten christlichen Völkern entstammten, verbesserten die osmanischen Sultane das türkische Kriegswesen. Das berühmte Korps bedeutete später eine Gefahr für die Sultane, weil es sich allen militärischen Reformbestrebungen widersetzte. 1826 wurde es aufgelöst.

7. Realienbuch - S. 64

1908 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 64 Ix. Die Kirchenspaltung und der Dreißigjährige Krieg. u Johann Hus. 1415. 1. Cebre. Johann Hus, ein Tscheche, war Prediger zu Prag und zugleich Lehrer au der dortigen Hochschule. Durch seinen Freund Hieronymus lernte er die Schrifteit des Engländers Wykliff kennen, die von der Lehre der Kirche ab- wichen. Hus behauptete nun, einige Menschen seien zur Seligkeit, andere zur Verdammnis bestimmt, und gegen diese höhere Bestimmung vermöchten sie nichts. Sodann lehrte er, es gebe kein sichtbares Oberhaupt der Kirche. Besonders eiferte er gegen die Lehre von der Ohrenbeichte, vom Fegefeuer und vom Ablaß. Auch forderte er, daß man den Laien beim Abendmahle den Kelch reiche. Der Papst verbot ihm das Predigen, tat ihn in den Bann und sprach über die Stadt Prag, die es mit Hus hielt und die Ablaßbnlle unter dem Galgen verbrannt hatte, den Kirchenbann aus. Während desselben blieben die Kirchen verschlossen, die Glocken verstummten. Kein Geistlicher durfte den Toten zu Grabe folgen, und die Taufen und Trauungen mußten ans dem Kirchhofe vollzogen werden. — Zu der kirchlichen Bewegung kam noch eine nationale. Die deutschen Professoren waren Hus' Gegner. Hus wußte den König von Böhmen zu einer Bedrückung der deutschen Lehrer zu veranlassen. Darauf zogen diese mit ihren Studenten aus und gründeten 1409 die Universität Leipzig. 2. Konzil zu Konstanz. Hus wurde wegen seiner Lehre vor das Konzil zu Konstanz berufen. Der Kaiser gab ihm einen Geleitsbrief, worin er ihm seinen besonderen Schutz zusagte. In Konstanz verlangte man von Hus, er solle widerrufen. Er aber beharrte bei seiner Lehre und wurde deshalb für einen Ketzer erklärt. Die Ketzerei sah man damals zugleich als ein Staatsverbrechen an, ans dem die Todesstrafe stand. Auf einer Insel im Rhein wurde der Scheiterhaufen errichtet. Ais die Flammen emporschlugen, sang Hus: „Christe, du Lamm Gottes, erbarme dich mein!" bis der Ranch die Stimme des Sterbenden erstickte. Seine Asche wurde in den Rhein gestreut. Ein Jahr darauf starb auch sein Freund Hieronymus an derselben Stelle den Feuertod. 3. Hussitenkrieg. 1419—1435. Wilder Zorn ergriff die Böhmen bei der Nachricht von dem Fenertode des Johann Hus. Ritter, Bauern, Hand- werker scharten sich zusammen und forderten den Kelch beim Abendmahle zurück. Zu ihrem Anführer wählten sie den wilden Ziska (d. h. der Einäugige). In ihren Fahnen flatterte das Bild des Kelches, und dem Zuge voran ging ein Priester mit dem Kelche in der Hand. 1419 drangen sie ins Prager Rathaus und stürzten 13 Ratsherren zum Fenster hinaus, weil diese Befehle gegen ihre Versammlungen erlassen hatten. Dann plünderten sie Kirchen und Klöster und verübten furchtbare Grausamkeiten an den Katholiken. Den Kaiser Sigismund wolltet! sie als König von Böhmen nicht anerkennen, weil er wortbrüchig ge- worden sei. Er schickte mehrere Heere gegen sie, aber diese konnten nichts aus- richten. Mit Sensen, Keulen, Dreschflegeln und Lanzen bewaffnet, durchzogen die Hnssiten Böhmen, Bayern und Franken und verwüsteten alles Land rings- umher. Später kam ein Vertrag zustande, wonach die Hnssiten Sigismund als König anerkannten, während ihnen der Kelch beim Abendmahl zugestanden wurde.

8. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Westfälischen Frieden - S. 67

1900 - Leipzig : Hirt
Wenzel, Ruprecht und Sigismund. 67 sich selbst zu schtzen und ihre gemeinsamen Angelegenheiten zu verwalten. So war der Hansabund entstanden, so hatten sich der rheinische und der schwbische Stdtebund gebildet. Gegen den schwbischen Stdtebund stand Graf Eberhard von Wrttemberg im Auftrage des Kaisers. In der Schlacht bei Reutlingen wurde Eberhards Sohn Ulrich von dem Heere der schwbischen Städte besiegt, Ulrich selbst verwundet. Viele edle Ritter fielen, darunter ein Graf von Zollern. In der Schlacht bei Dffingen dagegen wetzte Graf Ulrich diese Scharte wieder aus. Er besiegte das Heer der Stdter, fiel aber selbst im Kampfe. Die Stdtebndnisse lsten sich auf. Besonders durch Uhlauds Rhapsodie vom Grafen Eberhard sind die beiden Schlachten bekannter geworden. Das Aonzil von Konftarij. Unter Sigismunds Regierung wurde das Konzil von Konstanz abgehalten. Dieses ist fr die branden-burgisch-preuische Geschichte deshalb besonders wichtig, weil Kaiser Sigis-mund dort die Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nrnberg aus dem Hause Hohenzollern mit der Mark Brandenburg vornahm. Diese Belehnung fllt in das Jahr 1415. Seitdem herrscht das Haus Hohenzollern der Brandenburg. Friedrichs Nachfolger haben ihr Besitztum zu dem Umfange des heutigen Knigreichs Preußen erweitert, das jetzt die ausschlaggebende Macht des Deutschen Reiches ist. Das Konzil von Konstanz ist von besonderer Bedeutimg fr die Kirchengeschichte. Durch die Uneinigkeit der Kardinle waren drei Ppste gewhlt worden. Das Konzil setzte zwei ab, der dritte dankte freiwillig ab, und nun wurde ein neuer Papst gewhlt. Johann Z}us. An der Universitt Prag lehrte zu jener Zeit der Professor Johann Hus, der zugleich Priester war. In seinen Vor-lesungen und auf der Kanzel rgte er Mibruche, die sich in Bhmen in die Kirche eingeschlichen hatten. Dabei entfernte er sich von der Lehre der Kirche und stellte Lehrstze auf, die das Konzil fr irrig er-klrte. Mit einem Geleitsbrief des Kaisers Sigismund erschien Hus in Konstanz. Hier wurde er aufgefordert, jene Lehrstze zu widerrufen. Er that es nicht. Deshalb erklrte ihn das Konzil der Ketzerei schuldig und bergab ihn dem weltlichen Gerichte des Kaisers Sigismund. Nach damaligem Gesetze war als Strafe fr Ketzerei der Feuertod festgesetzt. Infolgedessen wurde Hus auf dem Scheiterhaufen verbrannt. In Bhmen aber hatte Johann Hus viele Anhnger. Diese griffen zum Schwerte, und es entspannen sich die Husitenkriege, die siebzehn Jahre hindurch Bhmen und dessen Grenzlnder verheerten. Sigismund war auch König von Ungarn. Die Behauptung dieses Landes hat ihn viele Kmpfe gekostet, und er mute deshalb hufig aus dem deutschen Reiche abwesend sein. So hat das deutsche Volk von

9. Teil 2 - S. 213

1887 - Hannover : Helwing
Kaiser Sigismund. 213 Turniers flüchtete er in Ritterkleidung und unter Beistand des Herzogs Friedrich von Östreich nach Schaffhausen. Er hoffte dadurch das Konzil aufzulösen und seine Macht beizubehalten. Als seine Flucht in Konstanz bekannt wurde, entstand allgemeine Bestürzung, und mehrere italienische Geistliche machten sich schon reisefertig. Da ritt Sigismund durch die Straßen, beruhigte das Volk und sagte, das Konzil solle unter seinem Schutze fortgesetzt werden. Die Kirchenväter aus Deutschland, England und Frankreich erklärten unter Vorsitz des Kaisers: da das Konzil seine Gewalt unmittelbar von Christus habe, also über dem Papste sei, so sollten seine Beschlüsse auch ohne päpstliche Bestätigung die Kirche einigen und reformieren. Friedrich von Ostreich ward in die Reichsacht und in den Bann gethan, und Burggraf Friedrich von Nürnberg besetzte mit dem Reichsheer dessen Länder. Der Papst Johann ward der ärgsten Verbrechen angeklagt und für abgesetzt erklärt. Bald fiel er in die Gewalt des Kaisers und ward gefangen gesetzt. Nicht lange nach seiner Freilassung (1418) starb er. . Jetzt ward über Hus Gericht gehalten (s. unten!); dann setzte Sigismund das Werk der Kircheneinigung fort. Gregor Xii. verzichtete bereitwillig auf seine Würde; aber Benedikt Xiii. in Spanien weigerte sich hartnäckig. Sigismund unternahm selber eine nicht ungefährliche Reise nach Spanien und erreichte, daß die Spanier den von ihnen unterstützten Papst fallen ließen, das Konstanzer Konzil anerkannten und als fünfte Nation beschickten. Teils um die Zwecke des Konzils zu fördern, teils um zwischen Frankreich und England einen Frieden zu vermitteln, besuchte Sigismund auch noch Paris und London und kehrte erst 1417 nach Konstanz zurück, wo die Arbeiten des Konzils, ohne weltliches und geistliches Oberhaupt, wenig weiter gekommen waren. Benedikt wurde nun für abgesetzt erklärt; so war also die unheilvolle Trennung der Kirche beseitigt. Die Deutschen wollten nun zunächst die Reformation der Kirche in ihren Gliedern vornehmen; die übrigen Nationen dagegen, besonders die Italiener, wollten zunächst einen neuen Papst wählen. Sigismund mußte nachgeben, und so wurde ein Italiener unter dem Namen Martin V. auf den päpstlichen Stuhl erhoben. Er war ein feingebildeter, schlauer Mann und durchaus nicht geneigt, die päpstliche Macht in irgend welcher Weise einschränken zu lassen. Geschickt wich er allen Verbesserungsanträgen aus und schloß mit den Nationen einzeln Verträge (Konkordate), in denen er ihnen Abstellung der schreiendsten Mißbrauche verhieß. Als in Konstanz eine Seuche ausbrach, benutzte er dies als willkommenen Vorwand, das Konzil aufzulösen. Johann Hus. So hatte also das unter so großen Erwartungen eröffnete Konzil kaum einen anderen nennenswerten Erfolg gehabt, als der Kirche wieder ein gemeinsames Oberhaupt gegeben zu haben; die Reformation der Kirche war vollständig gescheitert, und die Verurteilung des Johann Hus brachte über das deutsche Reich nur Verwüstung und Schrecken. Johann Hus war (1369) zu Hussinetz in Böhmen geboren und zu Prag gebildet, wo er später Lehrer an der Universität wurde. Da er zugleich Prediger an einer Kirche Prags war, hatte er Gelegenheit, zu dem Volke zu reden. Durch

10. Grundriß der Weltgeschichte für höhere Bürgerschulen und mittlere Gymnasialklassen - S. 159

1874 - Kreuznach : Voigtländer
159 residirt hatten (babylonische Gefangenschaft"), war seit 1378 sowohl zu Rom als zu Avignon ein Papst gewhlt worden. Diese Kirchenspaltung (Schisma) hatte das Concil zu Pisa nur vergrert, indem es einen nenyn Papst einsetzte, ohne doch die beiden brigen zur Abdankung zwingen zu knnen. Es gab daher jetzt drei Ppste (wie im Jahre 1410 drei Kaiser). Zur Herstellung der Ordnung in der Kirche wurde daher auf Betreiben des Kaisers b. das Concil zu Kostnitz 14141418 gehalten, die grte Kirchenversammlung des Mittelalters. Es gelang, das Schisma zu beseitigen, indem das Concil die drei Ppste theils ab-setzte, theils zur Niederlegung ihrer Wrde bewog und einen neuen Papst whlte. Eine Reformation der Kirche cm Haupt und Gliedern", welche vor Allen die Deutschen forderten, kam dagegen nicht zu Stande. Vielmehr wurde t)er Bhme Johann Hus, der wie frher der Englnder Wykliffe gegen die Mibruche in der Kirche aufgetreten war, trotz des kaiserlichen Geleitsbriefes 1415 als Ketzer verbrannt und ein Jahr darauf auch dessen Freund Hieronymus von Prag. Hierdurch entstand c. der Hussitenkrieg. Die Anhnger von Hus erhoben unter Zizka einen Aufstand, der sich der ganz Bhmen verbrei-tete, weigerten sich nach Wenzels Tode (1419) den wort-brchigen" Sigismund als König anzunehmen, schlugen seine Heere mehrmals zurck, machten unter der Anfhrung der beiden Procope, die dem blinden Zizka (| 1424) im' Oberbefehle folgten, verheerende Einflle in die Nachbarlnder und wurden erst nach dem Zugestndnisse des Kelches (beim Abendmahle), den ihnen das Concil zu Basel (seit 1431) gestattete, durch innere Spaltung (in die milderen Calixtiner und die Taboriten) geschwcht, unterworfen. Whrend des Kostnitzer Concils 1415 erhob Sigismund den Burg-grasen Friedrich Vi. von Nrnberg aus dem Hause Hohen-zollern zum Markgrafen von Brandenburg und bertrug ihm die Kur- und Erzkmmererwrde des heiligen rmischen Reiches ( Hl A, Iii).

11. Teil 2 - S. 70

1888 - Hannover : Helwing
/ 70 Das Mittelalter. vor. Alle freuten sich; Sigismund kte ihm die Fe und dankte ihm, da er der Welt ein so herrliches Beispiel der Selbstverleugnung gegeben habe. Aber er hatte nur zum Schein abgedankt. Bei Gelegen-heit eines Turniers flchtete er in Ritterkleidung und unter Beistand des Herzogs Friedrich von Ostreich nach Schaffhausen. Er hoffte dadurch das Konzil aufzulsen und seine Macht beizubehalten. Als seine Uua in Konstanz bekannt wurde, entstand allgemeine Bestrzung, und mehrere italienische Geistliche machten sich schon reisefertig. T)a ritt Sigismund durch die Straen, beruhigte das Volk und sagte, das Konzil solle unter seinem Schutze fortgesetzt werden. Die Kirchen-Vter aus Deutschland, England und Frankreich erklrten unter Vorsitz des Kaisers: da das Konzil seine Gewalt unmittelbar von Christus habe, also der dem Papste sei, so sollten seine Beschlsse auch ohne ppstliche Besttigung die Kirche einigen und reformieren. Friedrich von Ostreich ward in die Reichsacht und in den Bann gethan, und Burggraf Friedrich von Nrnberg besetzte mit dem Reichsheer dessen Lnder. Der Papst Johann ward der rgsten Verbrechen berfhrt und fr abgesetzt erklrt. Bald siel er in die Gewalt des Kaisers und ward fnf Jahre gefangen gehalten. Der zweite Papst, der in Sd-Italien lebte, legte freiwillig seine Wrde nieder; der dritte aber, der in Spanien sich auf-hielt, wollte von keiner Abdankung wissen. Kaiser Sigismund reiste selber nach Spanien, um den alten Mann zu bereden, richtete aber nichts aus. Auch als er fr abgesetzt erklrt war, sprach er dennoch f, den Bann der die ganze Welt aus, bis er endlich als neunzigjhriger Greis starb. So war die unheilvolle Trennung der Kirche beseitigt. Die Deutschen wollten nun zunchst die Reformation der Kirche in ihren Gliedern vor-nehmen; die brigen Nationen dagegen, besonders die Italiener, wollten zunchst einen neuen Papst whlen. Sigismund mute nachgeben, und so wurde ein Italiener unter dem Namen Martin V. auf den ppstlichen Stuhl erhoben. Er war ein feingebildeter, schlauer Mann und durchaus nicht geneigt, die ppstliche Macht in irgend welcher Weise einschrnken zu lassen. Geschickt wich er allen Verbesserungsantrgen aus und schlo mit den Nationen einzeln Vertrge (Konkordate), in denen er ihnen Abstellung der schreiendsten Mibruche verhie. Als in Konstanz eine Seuche ausbrach, benutzte er dies als willkommenen Vor-wand, das Konzil aufzulsen. Der zweite Zweck des Konzils war also vollstndig gescheitert; die dritte Aufgabe, die Lehre des Johann Hus zu untersuchen, war schon frher gelst. c. Johann Hus war zu Hufsinetz in Bhmen geboren und zu Prag gebildet, wo er spter Lehrer an der Universitt wurde. Da er zugleich Prediger an einer Kirche Prags war, hatte er Gelegenheit, zu ^ dem Volke zu reden. Durch seinen Freund Hieronymus lernte er die Schriften des Englnders Wykliff kennen, der Professor an der Universitt Oxford und spter Prediger gewesen war. In diesen Schriften waren die verdorbenen Sitten der Geistlichen, die groe Macht des Papstes, die Lehre vom Fegefeuer, die Mnchsorden, die Heiligen- und

12. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht - S. 193

1899 - Breslau : Hirt
Kaiser Sigismund: Das Konzil zu Konstanz; Johann Hus. 193 reich war auch die Bestimmung der Goldenen Bulle, daß die weltlichen Kurfürstentümer immer ungeteilt in männlicher Linie vererben sollten. b. Das Konzil zu Konstanz. Unter Wenzel, Karls Iv. Sohn, erreichte die Gesetzlosigkeit ihren Höhepunkt; überall, besonders aber bei der Geistlichkeit, war der träge und grausame König verhaßt. Deshalb setzten die rheinischen Kurfürsten ihn als „einen Entgliederer des Reichs" (1400) ab und wählten zu seinem Nachfolger einen aus ihrer Mitte, Ruprecht von der Pfalz, der aber ebenso wenig gegen die Unordnung ausrichtete. Nach seinem Tode wurde Sigismund, der jüngere Bruder Wenzels, zum Könige gewählt. Um diese Zeit war die römische Kirche gespalten. Bei einer Papstwahl waren die Kardinäle uneinig und wählten zwei Päpste; der eine wohnte in Rom, der andere in Avignon in Südfrankreich. Eine Kirchenversammlung setzte beide ab und wählte einen neuen Papst; da jene beiden aber ihre Würde nicht niederlegten, so gab es drei Päpste; jeder derselben that die beiden anderen in den Bann. Überhaupt war damals die Kirche ganz verderbt. Die Päpste handelten mit Ablaß und Ämtern wie mit einer Ware. Viele Bischöfe hatten nie ihre Städte gesehen, nie ihre Kirche betreten, nie ihre Gemeinde besucht; sie verwendeten Tag und Nacht auf Jagd, Tanz, Spiel und Gastmähler. Allgemein wurde deshalb der Wunsch ncyh einer Besserung der Kirche laut. Da bewog Sigismund den Papst zu Rom, ein Konzil nach Konstanz auszuschreiben. Diese Versammlung sollte eine Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern vornehmen, also der Kirche einen allgemein anerkannten Papst geben, ferner die Verbesserung der Kirche und ihrer Diener herbeiführen und endlich die von der Lehre der römischen Kirche abweichende Lehre des Johann Hus untersuchen. Die drei Päpste wurden abgesetzt und so die Kirchenspaltung beseitigt. Der neue Papst wußte jedoch eine gründliche Kirchenverbesserung zu verhindern. Ja, als in Konstanz eine Seuche ausbrach, benutzte er dies als willkommenen Vorwand, das Konzil aufzulösen. Eine andere Ausgabe, die Lehre des Johann Hus zu untersuchen, hatte das Konzil bereits gelöst. 6. Johann Hns war Professor an der Universität zu Prag und zugleich Prediger daselbst. In Rede und Schrift wandte er sich freimütig gegen die Anmaßung des Papstes, gegen die Lehren vom Fegefeuer und vom Ablaß, sowie gegen die Sinnlosigkeit der Priester und Mönche. Bei dem tschechischen Volke fand er vielen Beifall, um so mehr, da er sich zugleich gegen die Herrschaft der Deutschen in Böhmen wandte. Der Papst aber sprach den Bann über ihn aus. Als trotzdem Hus nicht schwieg und immer mehr Anhänger gewann, wurde er vor das Konzil zu Konstanz gefordert. Kaiser Sigismund gab ihm einen Geleitsbrief, auch der Papst versprach, es solle ihm kein Leid geschehen. Dennoch Hoffmeyer und Hering, Hilfsbuä. 9. Aufl. 13

13. Das deutsche Vaterland - S. 284

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 284 — Zur sachlichen Besprechung. a) Woher mag es kommen, daß der Bodensee im Sommer am wasserreichsten ist? Bei unseren Gewässern ist doch gerade in der heißen Jahreszeit eine Abnahme des Wassers zu be- obachten? (Der Bodensee erhält sein Wasser hauptsächlich vom Rhein und seinen Nebenflüssen. Diese aber führen im Sommer die größte Wassermenge, weil in dieser Zeit Eis und Schnee auf den hohen Bergen schmelzen. Im Herbst, wo Schnee und Eis nicht mehr so tauen, sind die Zuflüsse nicht mehr so stark und können darum auch dem Bodensee nur wenig Wasser zuführen. b) Woher kommt es wohl, daß der Südteil des Sees weniger tief ist? sdaran ist der Rhein schuld. Er bringt eine große Menge Geröll und Sand mit und lagert diese Massen auf dem Seegrunde ab.) Ii. Der Bodensee wird aber auch seiner Schönheit wegen der König der deutschen Seen genannt. Obstgärten skirschen und Pflaumen am Norduser, Birnen und Äpfel am Südufer!) und Rebenhügel ziehen sich am Rande des Sees hin. Prächtige Personendampfer mit rußigen Schornsteinen, schwer- beladene Segelboote, Fischerkähne mit weißen, vom Winde auf- geblähten Segeln beleben die fischreiche Flut. Ein Kranz schmucker Dörfer, Schlösser und alter Städte umgibt das Gestade, darunter Lindau, die freundliche Jnfelstadt, Friedrichshafen, in dessen Nähe Zeppelins Luftschiffhalle*) im See verankert ist, und Konstanz, das alte Kostnitz, wo einst — vor ungefähr fünfhundert Jahren — Johann Hus den Tod auf dem Scheiterhaufen erlitten hat.2) Aus der Ferne aber grüßen die [Weiße] genannt wird. Langsam dacht sich dieselbe zum Seekessel ab, der bei Lindau 77, bei Bregenz 62 m Tiefe hat und gegen die Mitte des Sees, westlich von der Linie Friedrichshafen-Romanshorn, auf 271 w herabsinkt. Der Boden- see ist ohne Zweifel zum größten Teile durch die „auspslügende" Wirkung der diluvialen Eismassen ausgehest worden. — Die merkwürdigste Entdeckung bei der jüngsten Auslotung des Sees war aber das unterseeische Rinnsal des Rheines, das sich nahezu 12 km weit in den See hinein verfolgen läßt, [Geiftbeck.] *) Die Halle, zu deren Bau das Reich einen Beitrag von t/z Million leistete, ist 150 in lang, 25 m breit und 23 m hoch. Sie ruht auf 38 eisernen Pontons; ein ausziehbares eisernes Floß, 112 m lang, 7 m breit, auf 28 Pontons ruhend, ist in der Halle geborgen. 2) Für den Lehrer: An dem Platze, auf dem einst der Scheiterhaufen stand, erhebt sich jetzt ein von der protestantischen Gemeinde zum Gedächtnis errichteter Granitblock. Weiter zeigt man noch heute im Münster zu Konstanz, in dem die Hauptsitzungen des Konzils stattgefunden haben, auf einer großen Steinplatte die Stelle, auf der Hus bei seiner Verurteilung am 6. Juli 1415 gestanden haben soll. Hier im Münster war es auch, wo er dem Kaiser Sigismund durch seine Mahnung an das freie kaiserliche Geleit die Schamröte ins Gesicht getrieben hat.

14. Das deutsche Vaterland - S. 338

1917 - Leipzig : Wunderlich
— 338 — b) Woher kommt es wohl, daß der Südteil des Sees weniger tief ist? (Daran ist der Rhein schuld. Er bringt eine große Menge Geröll und Sand mit und lagert diese Massen auf dem Seegrunde ab.) c) Der Rhein hat bei seinem Eintritt in den See graue und schlammige Fluten, bei seinem Austritte aber grü- ues und reines Wasser. Wie ist das zu erklären? (Im Bodensee sinken Schutt und Geröll, welche der Rhein aus den Schluchten der Berge, durch die er niederbraust, mit fortgerissen hat, zu Boden. Gleichsam gereinigt und gesäubert tritt der Rhein aus dem See heraus. Der Bodensee dient dem Rheine also als. Reinignngs- oder Läuterungsbecken.) d) Wird der Bodensee durch die Schuttzufuhr des Rheins nicht nach und nach ausgefüllt? (Gewiß!! Aber das Becken des Sees ist so groß und tief, daß es erst in Jahrtausenden von den Slnkstossen des Rheins ausgefüllt werden kann.) Ii. Der Bodensee wird aber auch seiner Schönheit wegen der König der deutschen Seen genannt. Obstgärten (Kirschen und Pflaumen am Nordufer, Birnen und Äpfel am Südufer!) und Rebenhügen) ziehen sich am Rande des Sees hin. Prächtige Personendampfer mit rußigen Schornsteinen, Last- kähne, welche Getreide, Wein, Obst, Holz oder Vieh von einem Orte zum anderen bringen, Fischerboote mit weißen, vom Winde anfge- blähten Segeln beleben die fischreiche Flut. Ein Kranz schmucker Dörfer, Schlösser und alter Städte umgibt das Gestade, darunter Lindau, die freundliche Jnselstadt, Friedrichshafen, in dessen Nähe Zeppelins Luftschiffhalle2) im See verankert ist, und Konstanz, das alte Kostnitz, wo einst — vor ungefähr fünfhundert Jahren — Johann Hus den Tod auf dem Scheiterhaufen erlitten hat. 3) Aus der Ferne aber grüßen die 1) Schon die Mönche von St. Gallen pflanzten Reben! Der beste Seewein wächst bei Meersburg. (Baden!) 2) Die Halle, zu deren Bau das Reich einen Beitrag von V2 Million leistete, ist 150 m lang, 25 m breit und 23 m hoch. Sie ruht auf 38 eisernen Pontons; ein ausziehbares eisernes Floß, 112 m lang, 7 m breit, auf 28 Pontons ruhend, ist in der Halle geborgen. 3) Für den Lehrer: An dem Platze, auf dem einst der Scheiterhaufen stand, erhebt sich jetzt ein von der protestantischen Gemeinde zum Gedächtnis errichteter Granitblock. Weiter zeigt man noch heute im Münster zu Konstanz, in dem die Hauptsitzuugeu des Konzils stattgefunden haben, auf einer großen Steinplatte die Stelle, auf der Hus bei seiner Verurteilung am 6. Juli 1415 gestanden haben soll. Hier im Münster war es auch, wo er dem Kaiser Sigismund durch seine Mahnung an das freie kaiserliche Geleit die Schamröte ins Gesicht getrieben hat.

15. Die Blütezeit des römischen Reiches unter den großen Kaisern, Deutsche und preußische Geschichte bis 1740 - S. 85

1904 - Breslau : Hirt
Fnfzehntes Jahrhundert. Stillstand der Kolonisation im Osten und Verluste. 85 Lehre angeeignet hatten und sie in der tschechischen Landessprache vortrugen, war der bedeutendste Johann Hus, ein bescheidener, sanfter, leutseliger Mann von reinem Herzen und groem Ernste. Er fand Freunde und Anhnger im ganzen Volke. Gegen die Angriffe des Erzbischoss von Prag schtzte ihn Wenzel, der ein Freund der tschechischen Prediger war, und machte ihn zuletzt zum Rektor der Universitt. Als er spter in den Bann getan wurde, verlie er auf Bitten des Knigs Prag, predigte aber, geschtzt von seinen mchtigen Freunden, unter gewaltigem Zulaus im ganzen Lande. Als das Konzil in Konstanz zusammentrat, wurde er von Sigismund dorthin eingeladen, um sich daselbst zu verantworten. Der König stellte ihm, wie den brigen Besuchern des Konzils, einen Geleitsbries aus. Trotzdem wurde Hus wenige Tage nach seiner Ankunft ins Gefngnis geworfen und ist nicht wieder freigelassen worden. Zuerst wurde mit ihm heimlich verhandelt, weil man hoffte, ihn zum Widerruf bestimmen zu knnen; da er aber fest blieb, wurde er vor das Gericht des Konzils be-schieden. Hier hatte man eben die Lehre Wiclefs verdammt und konnte daher gegen Hus, der sich zu verschiedenen Lehren Wiclefs mannhaft be-kannte, nicht anders verfahren. Hus wurde verdammt, aus der Kirche ausgestoen, seiner priesterlichen Gewnder entkleidet und schlielich aus dem Scheiterhausen verbrannt. Ein Jahr spter folgte ihm sein Freund Hieronymus in den Tod. Dieses Todesurteil hatte die schwersten Folgen. 2. Angriffe der Slawen gegen die Deutschen. Hatten sich die Deutschen bisher aus Kosten der Slawen nach Osten ausgedehnt, so schloffen sich jetzt die Slawen zusammen und wiesen nicht nur ihre Angriffe zurck, sondern eroberten groe bereits ger-manisierte Gebiete zurck. Die strksten Gegner waren die Polen und die hu ssi tischen Tschechen. 1410 Niederlage des Deutschen Vrdens bei Tannenberg. 14191433 Die Hussitenkriege. 1466 3m zweiten Thorner Frieden tritt der Deutsche Grden West-preuen und Lrmeland an polen ab. 83. Die Schlacht bei Tannenberg, 1410. Im vierzehnten Jahrhundert beherrschte der Deutsche Orden das preuische Land. Obwohl er noch von Zeit zu Zeit Kreuzzge nach Litauen unternahm, wurden diese allmhlich unbedeutender und entarteten schlielich zu Heidenjagden". Der Orden eroberte nicht mehr, sondern besiedelte das eroberte Land mit Deutschen und breitete das Christentum aus. Unter dem Hochmeister Winrich von Kniprode (1370) hatte er seine glnzendste Zeit. Herrliche Städte mit reichen Brgern blhten in seinem Gebiete aus; Dan zig wurde mit Venedig verglichen. Auf der fruchtbaren Erde im Delta der Weichsel saen wohlhabende Bauern; auch war ein deutscher Adel im Lande entstanden, der sich des Besitzes weit ausgedehnter Rittergter erfreute. Der Orden hatte das Land in Komtureien eingeteilt; jeder Komtur regierte

16. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 83

1905 - Breslau : Handel
8. Der Niedergang der Kaisermacht. 83 Verurteilung der hussitischen Irrlehre. Johann Hus war Professor der Theologie und Prediger in Prag und stand durch Sittenstrenge und glänzende Beredsamkeit bei seinen Landsleuten, den Tschechen, in hohem Ansehen. Es wurde noch erhöht durch den Eifer, mit welchem er ihren Nationalhaß gegen alles Ausländische schürte. Seiner fortgesetzten Anfeindungen müde, verließen 1409 die deutschen Professoren und Studenten die blühende Universität und zogen meist nach Leipzig, wo ihnen der Kurfürst bereitwillig eine neue Hochschule errichtete. Zugleicki aber trat Hus als Jrrlehrer auf, indem er die von der Kirchenlehre abweichenden Schriften des Oxforder Professors Wiklif verbreitete und für sie auf der Kanzel und dem Katheder eintrat. Hus lehrte,' daß geistliche und weltliche Obrigkeiten nur dann Anspruch auf Gehorsam hätten, wenn sie sich im Zustande der Gnade befinden, und daß die Gültigkeit eines Sakramentes durch die Würdigkeit des Ausspenders bedingt sei. Auch bekämpfte er den weltlichen Besitz der Kirche, die Rangunterschiede des Klerus, das Zölibat u. f. w. Seine Irrlehren fanden bei den Tschechen Anhang. Da er trotz des Verbots des Erzbischofs in ihrer Verkündigung fortfuhr, belegte ihn der Papst mit dem Banne, wogegen er sich auf die Entscheidung einer Kirchenversammlung berief. 1414 wurde er vor das Konzil zu Konstanz geladen. Den königlichen Geleitsbrief, d. h. einen Reisepaß, erhielt er erst nach 'seiner Ankunft daselbst. Anfangs erfreute er sich völliger Freiheit. Erst als er unter den Augen der versammelten Väter fortfuhr, feine Lehre zu verbreiten, ward er in Haft genommen. Das Konzil bezeichnete eine Anzahl von ihm verkündeter Glaubenssätze als ketzerisch und forderte ihn zum Widerruf auf. Da er ihn hartnäckig verweigerte, wurde er vom Konzil seiner kirchlichen Würde entkleidet und dem weltlichen Gerichte überliefert. Dieses verurteilte ihn nach den Satzungen des geltenden Rechts zu dem für Ketzer üblichen Feuertode. Noch am nämlichen Tage endete Hus auf dem Scheiterhaufen. Kirchliche Reformen. Während des Aufenthalts der Päpste in Avignon, besonders aber während des langen Schismas hatten sich in der Kirche mancherlei Mißstände eingeschlichen. Ihre Abstellung gehörte auch zu den Ausgaben des Konzils; die angesehensten Mitglieder drangen auf eine Verbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern. Eine Einigung über eine allgemein durchzuführende Reform kam aber nicht zustande. Sie wurde vielmehr auf ein künftiges Konzil verschoben. Der Papst begnügte sich, durch Konkordate die kirchlichen Verhältnisse der einzelnen Länder zu regeln. Weltliche Angelegenheiten. Außer Sigismund selbst waren in Konstanz fast alle Fürsten des Reiches anwesend. Darum wurden dort auch viele weltliche Angelegenheiten erledigt. Unter ihnen ist die 1415 1415 6*

17. Geschichte für mecklenburgische Schulen - S. 65

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 65 — An die Stelle der allgemeinen Beichte war die Ohrenbeichte (Bekenntnis jeder einzelnen Sünde) getreten, der Heiligendienst sowie die Verehrung der Reliquien hatte überhand genommen, und beim Abendmahl entzog man den Laien den Kelch. Nur der geweihte Priester durfte den Wein trinken, damit kein Tropfen des Blutes Christi verschüttet würde. Besonders aber erregte das gottlose Leben vieler Geistlichen Anstoß. Ein Papst wurde wegen Meineides, Gotteslästerung, Mordes und Ehebruchs abgesetzt, und Johann Xxiii. war sogar in seiner Jugend Seeräuber gewesen. Er hatte noch zwei Gegenpäpste, und so gab es drei Päpste auf einmal, die sich gegenseitig verfluchten und in den Bann taten. Und wie das Haupt, so die Glieder. Die Priester waren meist sehr unwissend und führten oft kein Gott gefälliges Leben. Das Volk wurde in Dummheit und Aberglauben erhalten. Wer in der Bibel las, wurde sogar als Ketzer bestraft. 2. Hus. Gegen die Irrlehren der Kirche trat am Ende des 14. Jahr- hunderts zuerst Johann Hus öffentlich auf. Er war Prediger zu Prag und zugleich Lehrer an der dortigen Hochschule. Durch seinen Freund Hieronymus lernte er die Schriften des Engländers Wykliff kennen. In diesen waren die Irrlehren der Kirche scharf angegriffen. Hus erkannte, daß Wykliff recht hatte. Freimütig geißelte Hus mit scharfen Worten die Sünden der Geistlichen, verwarf Ohrenbeichte und Ablaß, Heiligenverehrung und Bilderdienst und mahnte zur Umkehr. Besonders eiferte er auch dagegen, daß man dem Volke den Kelch beim h. Abendmahl entziehe. Die Priester aber waren erbost über Hus und brachten die Sache vor den Papst. Dieser verbot ihm das Predigen, tat ihn in den Bann und sprach über die Stadt Prag, die es mit Hus hielt und die Ablaßbulle unter dem Galgen verbrannt hatte, den Kirchenbann ans. Während desselben blieben die Kirchen verschlossen, die Glocken verstummten. Kein Geistlicher durfte den Toten zu Grabe folgen, und die Taufen und Trauungen mußten auf dem Kirchhofe vollzogen werden. 3. Konzil zu Konstanz. Bald darauf bewog Kaiser Sigismund den Papst, eine Kirchenversammlung nach Konstanz zu berufen. Hier sollte eine Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern vorgenommen werden. Hus verlangte, von dem Konzil gehört und beurteilt zu werden. Der Kaiser gab ihm einen Geleitsbrief, worin er ihm seinen besonderen Schutz zusagte, und auch der Papst versprach, es solle ihm kein Leids geschehen, und wenn er auch des Papstes Bruder ermordet hätte. Als aber Hus in Konstanz ankam, warf man ihn noch vor dem Verhör in ein ekelhaftes, ungesundes Gefängnis. Sigismund war hierüber unwillig; aber die Geistlichen beruhigten ihn durch die Worte, einem Ketzer brauche man das gegebene Versprechen nicht zu halten. Hus verfiel in eine schwere Krankheit und war dem Tode nahe. Kaum genesen, wurde er in die Domkirche geführt, wo das Konzil versammelt war. Nach seiner ge- waltigen Verteidigungsrede forderte man, er solle seinen als ketzerisch bezeichneten Lehren abschwören. Er aber sprach: „Wenn man mich aus der Bibel eines Irrtums überführt, so will ich gerne widerrufen, wo nicht, so werde ich bis in den Tod meinem Glauben treu bleiben." Da verdammte ihn das Konzil zum Feuertode. Auf einer Insel im Rhein wurde der Scheiterhaufen errichtet. Geschichte für Mecklenburgische Volks- und Mittelschulen. 5

18. Realienbuch - S. 59

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
59 I verurteilt war, so konnte er sich durch Geld von diesen Strafen loskaufen. Er erhielt dann einen Schein, daß ihm die Strafen erlassen seien. Beim Volke bildete sich daher allmählich der Glaube aus, daß man sich durch Geld auch von den ewigen Strafen freimachen könne. An die Stelle der allgemeinen Beichte war die Ohrenbeichte (Bekenntnis jeder einzelnen Sünde) getreten, der Heiligen dienst sowie die Verehrung der Reliquien hatte überhand genommen, und beim Abendmahl entzog man den Laien den Kelch. Nur der geweihte Priester durfte den Wein trinken, damit kein Tropfen des Blutes Christi verschüttet würde. Besonders aber erregte das gottlose Leben vieler Geistlichen Anstoß. Ein Papst wurde wegen Meineides, Gotteslästerung, Mordes und Ehebruchs abgesetzt, und Johann Xxiii. war sogar in seiner Jugend Seeräuber gewesen. Er hatte noch zwei Gegenpäpste, und so gab es drei Päpste auf einmal, die sich gegenseitig verfluchten und in den Bann taten. Und wie das Haupt, so die Glieder. Die Priester waren meist sehr unwissend und führten oft kein Gott gefälliges Leben. Das Volk wurde in Dumm- heit und Aberglauben erhalten. Wer in der Bibel las, wurde sogar als Ketzer bestraft. 2. I)us>. Gegen die Irrlehren der Kirche trat am Ende des 14. Jahr- hunderts zuerst Johann Hus öffentlich auf Er war Prediger zu Prag und zugleich Lehrer an der dortigen Hochschule. Durch seinen Freund Hieronymus lernte er die Schriften des Engländers Wykliff kennen. In diesen waren die Irrlehren der Kirche scharf angegriffen. Hus erkannte, daß Wykliff recht hatte. Freimütig geißelte Hus mit scharfen Worten die Sünden der Geistlichen, ver- warf Ohrenbeichte und Ablaß, Heiligenverehrung und Bilderdienst und mahnte zur Umkehr. Besonders eiferte er auch dagegen, daß man dem Volke den Kelch beim h. Abendmahl entziehe. Die Priester aber waren erbost über Hus und brachten die Sache vor den Papst. Dieser verbot ihm das Predigen, tat ihn in den Bann und sprach über die Stadt Prag, die es mit Hus hielt und die Ablaß- bulle unter dem Galgen verbrannt hatte, den Kirchenbann aus. Während desselben blieben die Kirchen verschlossen, die Glocken verstummten. Kein Geist- licher durfte den Toten zu Grabe folgen, und die Taufen und Trauungen mußten auf dem Kirchhofe vollzogen werden 3. Konzil zu Konstanz. Bald darauf bewog Kaiser Sigismund den Papst, eine Kirchenversammlung nach Konstanz zu berufen. Hier sollte eine Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern vorgenommen werden. Hus verlangte, von dem Konzil gehört und beurteilt zu werden. Der Kaiser gab ihm einen Geleitsbrief, worin er ihm seinen besonderen Schutz zusagte, und auch der Papst versprach, es solle ihm kein Leids geschehen, und wenn er auch des Papstes Bruder ermordet hätte. Als aber Hus in Konstanz ankam, warf man ihn noch vor dem Verhör in ein ekelhaftes, ungesundes Gefängnis. Sigismund war hierüber unwillig; aber die Geistlichen beruhigten ihn durch die Worte, einem Ketzer brauche man das gegebene Versprechen nicht zu halten. Hus verfiel in eine schwere Krankheit und war dem Tode nahe. Kaum genesen, wurde er in die Domkirche geführt, wo das Konzil versammelt war. Nach seiner ge- waltigen Verteidigungsrede forderte man, er solle seinen als ketzerisch bezeich- neten Lehren abschwören. Er aber sprach: „Wenn man mich aus der Bibel

19. Realienbuch - S. 59

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
59 I verurteilt war. so konnte er sich durch Geld von diesen Strafen loskaufen Er erhielt dann einen Schein, daß ihm die Strafen erlassen seien. Beim Volke bildete sich daher allmählich der Glaube aus, daß man sich durch Geld auch von den ewigen Strafen freimachen könne. An die Stelle der allgemeinen Beichte war die Ohrenbeichte (Bekenntnis jeder einzelnen Sünde) getreten, der Heiligendienst sowie die Verehrung der Reliauien hatte überhand genommen, und beim Abendmahl entzog man den Laien den Kelch. Nur der geweihte Priester durfte den Wein trinken, damit kem Trovlen des Blutes Christi verschüttet würde. Besonder- aber erregte das gottlose Leben vieler Geistlichen Anstoß. Ein Papst wurde wegen Meineides, Gotteslästerung. Mordes und Ehebruchs abgesetzt, und Johann Xxiii. war sogar in seiner Jugend Seeräuber gewesen. Er hatte noch zwei Gegenpäpste, und so gab es dre, Pavste auf einmal, die sich gegenseitig verfluchten und in den Bann taten. Und wie das Haupt, so die Glieder. Die Priester waren meist sehr unwissend und führten oft kein Gott gefälliges Leben. Das Volk wurde in Dumm- heit und Aberglauben erhalten. Wer in der Bibel las, wurde sogar als Ketzer bestraft. 2 k)us. Gegen die Irrlehren der Kirche trat am Ende des 14. Jahr- hunderts zuerst Johann Hus öffentlich auf. Er war Prediger zu Prag und zugleich Lehrer an der dortigen Hochschule. Durch seinen Freund Hieronymus lernte er die Schriften des Engländers Wyklrff kennen In dresen waren dre Irrlehren der Kirche scharf angegriffen. Hus erkannle. daß Wykliff recht hatte. Freimütig geißelte Hus mit scharfen Worten die Sünden der Geistlichen, ver- warf Ohrenbeichte und Ablaß, Heiligenverehrung und Bilderdienst und mahnte zur Umkehr Besonders eiferte er auch dagegen, daß man dem Volke den Kelch beim h. Abendmahl entziehe. Die Priester aber waren erbost über Hus und brachten die Sache vor den Papst. Dieser verbot ihm das Predigen, tat ihn in den Bann und sprach über die Stadt Prag, die es mit Hus hielt und die Ablaß- bulle unter dem Galgen verbrannt hatte, den Kirchenbann aus. Während desselben blieben die Kirchen verschlossen, die Glocken verstummten. Kein Geist- licher durfte den Toten zu Grabe folgen, und die Taufen und Trauungen mußten auf dem Kirchhofe vollzogen werden. 3. Konjil zu Konstanj. Bald darauf bewog Kaiser Sigismund den Papst, eine Krrchenversammlung nach Konstanz zu berufen. Hier sollte eine Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern vorgenommen werden. Hus verlangte, von dem Konzil gehört und beurteilt zu werden. Der Kaiser gab ihm einen Geleitsbrief, worin er ihm seinen besonderen Schutz zusagte, und auch der Papst versprach, es solle ihm kein Leids geschehen, und wenn er auch des Papstes Bruder ermordet hätte. Als aber Hus in Konstanz ankam, warf man ihn noch vor dem Verhör in ein ekelhaftes, ungesundes Gefängnis. Sigismund war hierüber unwillig; aber die Geistlichen beruhigten ihn durch die Worte, einem Ketzer brauche man das gegebene Versprechen nicht zu halten. Hus verfiel in eine schwere Krankheit und war dem Tode nahe. Kaum genesen, wurde er in die Domkirche geführt, wo das Konzil versammelt war. Nach seiner ge- waltigen Verteidigungsrede forderte man, er solle seinen als ketzerisch bezeich- neten Lehren abschwören. Er aber sprach: „Wenn man mich aus der Bibel

20. Realienbuch - S. 59

1910 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
59 I verurteilt war, so konnte er sich durch Geld von diesen Strafen loskaufen. Er erhielt dann einen Schein, daß ihm die Strafen erlassen seien. Beim Volke bildete sich daher allmählich der Glaube aus, daß man sich durch Geld auch von den ewigen Strafen freimachen könne. An die Stelle der allgemeinen Beichte war die Ohrenbeichte (Bekenntnis jeder einzelnen Sünde) getreten, der Heiligendienst sowie die Verehrung der Reliquien hatte überhand genommen, und beim Abendmahl entzog man den Laien den Kelch. Nur der geweihte Priester durfte den Wein trinken, damit kein Tropfen des Blutes Christi verschüttet würde. Besonders aber erregte das gottlose Leben vieler Geistlichen Anstoß. Ein Papst wurde wegen Meineides, Gotteslästerung, Mordes und Ehebruchs abgesetzt, und Johann Xxiii. war sogar in seiner Jugend Seeräuber gewesen. Er hatte noch zwei Gegenpäpste, und so gab es drei Päpste auf einmal, die sich gegenseitig verfluchten und in den Bann taten. Und wie das Haupt, so die Glieder. Die Priester waren meist sehr unwissend und führten oft kein Gott gefälliges Leben. Das Volk wurde in Dumm- heit und Aberglauben erhalten. Wer in der Bibel las, wurde sogar als Ketzer bestraft. 2. I)us. Gegen die Irrlehren der Kirche trat am Ende des 14. Jahr- hunderts zuerst Johann Hus öffentlich auf. Er rvar Prediger zu Prag und zugleich Lehrer an der dortigen Hochschule. Durch seinen Freund Hieronymus lernte er die Schriften des Engländers Wykliff kennen. In diesen waren die Irrlehren der Kirche scharf angegriffen. Hus erkannte, daß Wykliff recht hatte. Freimütig geißelte Hus mit scharfen Worten die Sünden der Geistlichen, ver- warf Ohrenbeichte und Ablaß, Heiligenverehrung und Bilderdienst und mahnte zur Umkehr. Besonders eiferte er auch dagegen, daß man dem Volke den Kelch beim h. Abendmahl entziehe. Die Priester aber waren erbost über Hus und brachten die Sache vor den Papst. Dieser verbot ihm das Predigen, tat ihn in den Bann und sprach über die Stadt Prag, die es mit Hus hielt und die Ablaß- bulle unter dem Galgen verbrannt hatte, den Kirchenbann aus. Während desselben blieben die Kirchen verschlossen, die Glocken verstummten. Keilt Geist- licher durfte den Toten zu Grabe folgen, und die Taufen und Trauungen mußten auf dem Kirchhofe vollzogen werden. 3. Koncil zu Konstanz. Bald darauf bewog Kaiser Sigismund den Papst, eine Kirchen Versammlung nach Konstanz zu berufen. Hier sollte eine Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern vorgenommen werden. Hus verlangte, von dem Konzil gehört und beurteilt zu werden. Der Kaiser gab ihm einen Geleitsbrief, worin er ihm seinen besonderen Schutz zusagte, und auch der Papst versprach, es solle ihm kein Leids geschehen, und wenn er auch des Papstes Bruder ermordet hätte. Als aber Hus in Konstanz ankam, ward er noch vor dem Verhör in ein ekelhaftes, ungesundes Gefängnis geworfen. Sigismund, hierüber unwillig, ward von den Geistlichen durch die Worte beruhigt, einem Ketzer brauche man das gegebene Versprechen nicht zu halten. Hus verfiel in eine schwere Krankheit und war dem Tode nahe. Kaum genesen, ward er in die Domkirche geführt, wo das Konzil versammelt war. Nach seiner ge- waltigen Verteidigungsrede forderte man, er solle seinen als ketzerisch bezeich- neten Lehren abschwören. Er aber sprach: „Wenn man mich aus der Bibel