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1. Geschichte des Mittelalters - S. 96

1870 - Mainz : Kunze
96 a. Scheitern der Reform der Kirche und der Erfolge des Baseler Concils wesentlich durch Friedrichs Energielosigkeit und Scheu vor einem neuen Schisma. Einfluß seines Geheim- fchreibers Aeneas Sylvins (Liren Silvio), des späteren Pabstes Pius Ii. Auflösung des Concils 1447; das Wiener Concor- dai ein völliger Sieg des Pabstthums. b. Friedrich, anfangs Vormund von Ladislaus Post- humus, Albrechts Ii nachgebornem Sohne, in den Erbländern Ungarn, Böhmen, Oesterreich, dann nach dessen frühem Tode (1457) sein Erbe in einem Theile (seit 1463 ganz) Oesterreichs (der erzherzogliche Titel, schon seit 1359 üblich, 1453 förmlich von Friedrich eingesührt), nicht aber in Böhmen und Ungarn, wo die Wahlfreiheit und der Deutschenhaß siegen. Die hervor- ragenden Könige Georg von Podiebrad von Böhmen (Czeche und Utraquist ß 1471) und Matthias Corvinas (ß 1490) von Ungarn, zeitweise der glückliche Vorkämpfer gegen die Tür- ken, aber auch mit Friedrich Iii wiederholt in Fehde. Eroberung Wiens 1485. (S. das Weitere Thl. Ili, S. 7). o. Eroberung Eonstantinopels durch die Osmani- 1458 scheu Türken (1453), die seit 1321 bereits Streifzüge nach Eu- ropa unternommen, (schon 1337 Constantinopel bedrohend), seit 1357 sich dort festgesetzt und vielfach mit der christlichen Bevölk- rung gemischt hatten. Eroberung Adrianopels durch Murad I 1361, siebenjährige Einschließung Eonstantinopels seit 1381 durch Bajesid I, den „Blitz"; Vordringen bis nach Steiermark nach Sigismunds Besiegung 1396. Unterbrechung des Siegeslaufs der Osmanen durch ihre Kümpfe mit dem Tartarenherrscher Ti- nnir Lenk (1405), einem zweiten Dschingis Chan. Der jugend- liche Mohammed Ii der Eroberer Eonstantinopels und Zerstörer des griechischen Kaiserthums. An Stelle des Kreuzes auf der Hagia Sophia der Halbmond. Vorher wiederholte Hülfgesuche byzantinischer Kaiser im Abendlande; verfehlte Uuionsplane der getrennten Kirchen; vergeblicher Versuch des Pabstthums, einen Kreuzzug gegen die Eindringlinge anfzubieten. Segensreiche Fol- gen dieses Einsturzes für die Cultur und Literatur des Abend- landes. Seitdem sind die Türken in Europa, eingekeilt in die christliche Welt, eine stehende Drohung und Gefahr für die Nach- barreiche bis tief in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts. — Dann stirbt ihr Volksthum und ihr Staat in ähnlicher Weise ab, wie das griechische Kaiserthum innerlich erstorben war.

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1. Geschichte des Mittelalters - S. 113

1861 - Freiburg : Herder
Das Mittelalter geht zu Ende. 113 stützten, geriethen darüber in Streit, in welchem die ersten vollständig obsiegten; denn der von ihnen erwählte Regent Georg Podiebrad Georg Po- behauptete sich bis zu des Ladislaus Tod (1457), wurde dann zum ^kbrad. Könige erwählt und regierte mit Klugheit und Kraft bis zu seinem Tode (1471). Ungarn, das von den Türken bedroht wurde, übertrug während der Minderjährigkeit des Thronfolgers Ladislaus die Krone dem König Ladislaus Vi. von Polen, der 1444 bei Warna gegen Johannes die Türken siel, woraus der Held Johannes Hunyad als Statthal- Hunyad. ter Ungarn bis zu seinem Tode gegen die Türken vertheidigte. 1456. § 339. König Ladislaus von Böhmen und Ungarn starb 1457; von seinem Erbe siel das Herzogthum Oesterreich au Friedrich Iii. und dessen Bruder Albrecht, die Böhmen wählten den Regenten Podiebrad zum Könige, die Ungarn Hunyads Sohn Mathias Korvinus (1458 bis 1490). Dieser schlug die Türken mehrmals zurück, richtete aber seine Waffen nicht vorzugsweise gegen diese Barbaren, sondern entriß dem Nach- folger Podiebrads Mähren, Schlesien und die Lausitz, dem Kaiser Unterösterreich mit Wien, wo er 1490 an einem Schlagflusse starb. Auf diese Weise kam Friedrich Iii. wieder zu seinem Herzogthum und beerbte auch seinen Bruder Albrecht; 1456 hatte er die erledigte Grafschaft Cilly eingezogen und als Herzog Sigismund 1490 Friedrichs Sohne Maximilian Tyrol übertrug, sah der alte Kaiser das ganze habsburgische Erbe wieder vereinigt, aber seit 1480 auch die verwüstenden Streifzüge der Türken nach Kärnthen und Steyermark. Die osmanischen Türken. Eroberung Konstantinopels (29. Mai 1451). 8 340. Die türkischen Fürstentümer in Vorderasten warfen das mongolische Joch frühe ab, worauf sich unter ihnen die Dynastie der Osmanen rasch zur herrschenden erhob. Osman, der Sohn Er- to^ruls, kam 1296 an die Spitze der von ihm benannten Horde und gründete seine Herrschaft am trojanischen Olymp. Sein Sohn Orchan Reg. 1326 eroberte Brusa, Nikäa und Ni komedia und nahm den Titel Pa- bis 1359. dischah an (Herr des Thrones). Er errichtete ein stehendes Fußvolk, die Janitscharen (Jenitscheri, d. h. junge Leute), und die Reiterei der Späh i. Ein Spahi, der im Dienste des Sultans einen glücklichen Die Späht. Feldzug gemacht hatte, erhielt von diesem ein Lehen (Timar), das ihn zum Auszuge auf das Gebot des Sultans verpflichtete; das Lehen war aber nicht erblich, sondern die Spahisöhne mußten sich durch Kriegsdienst erst Lehen erwerben, daher waren alle voll Kriegslust. Orchans Sohn So lim an setzte 1356 über den Hellespont und eroberte Gallipoli; Murad I. bemächtigte sich Adrianopels (1361), wo er seine Re-Reg. 1359 stdenz aufschlug, sowie Thessalonikas (1386) und umspannte da- bis 1389. durch das byzantinische Reich, auch unterwarf er sich die kleinen türki- schen Reiche in Vorderasieu. § 341. Er vollendete die Organisation der Janitscha-Die Janit- ren, die er vorzugsweise aus kräftigen Christenknaben heranzog; sparen, dieselben wurden entweder in Kriegszügen erbeutet, oder aus den unter- worfenen Christenfamilien von Zeit zu Zeit (wie etwa der Zehnten) ausgehoben und auf Kosten des Sultans zum Christenhasse und Waffen- dienste nach spartanischer Weise erzogen. Dieses Fußvolk, welches an die Bumüller, Wkltg. Ii. o

2. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 187

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 187 — die Schuldsumme nicht zurückzahlen konnte, überließ er ihm die verpfändete Mark erb- und eigenthümlich, und die feierliche Belehnung fand im Jahre 1415 zu Konstanz statt. So wurde jener Burggraf, als Friedrich I., der Stammvater des preußischen Königshauses. Eiue zweite Rangerhöhung wurde dem Markgrafen Friedrich dem Streitbaren von Meißen bewilligt, dem Sigismund, nach dem Aussterben der Wittenbergischen Linie des sächsischen Hauses, mit deren Besitzungen die sächsische Kurwürde zuerkannte (1422). §. 65. Uetiergang der Kaiserkrone an das österreichische Haus. Da Sigismund keine männlichen Erben hinterließ, wählten die Fürsten zu seinem Nachfolger seinen Schwiegersohn, Albrecht von Oesterreich, durch welchen die Kaiserkrone dauernd an das österreichische Haus kam. Albrecht Ii. (1437—1439), König von Böhmen und Ungarn, war ein einsichtsvoller, edler Fürst; doch ging seine kurze Regierung für Deutschland spurlos vorüber, da die Angelegenheiten seiner Erb-länder seine ganze Zeit in Anspruch nahmen. Er starb im Jahre 1439 auf der Rückkehr von einem unglücklichen Zuge gegen die Türken. Ihm folgte sein Vetter Friedrich Iii. (1439—1493), Herzog von Kärnthen und Steiermark, ein Fürst von häuslichen Tugenden, doch ohne die nöthige Thatkraft und kriegerischen Unternehmungen abhold. Unter seiner unthätigen Regierung ging das Reich mehr und mehr seinem Verfalle entgegen. Durch die Vormundschaft über Albrechts nachgeborenen Sohn, Ladislaus von Ungarn, Böhmen und Oesterreich, wurde er in mannigfache Streitigkeiten mit den Ungarn und Böhmen verwickelt. Nach Ladislaus frühem Tode (1457) erbte er zwar Oesterreich, mußte jedoch auf die Kronen von Böhmen und Ungarn Verzicht leisten. Die erstere erhielt der böhmische Gras Georg Podiebrad, die letztere der kluge und tapfere Mathias Co r-vinus, der Sohn des früheren Reichsverwalters Hunyades. Seine eignen österreichischen Erbländer machte ihm sein Bruder-Albrecht streitig, der ihn sogar in Wien belagerte (14-62). Durch die Vermittlung des zum Schutze des Kaisers herbeigeeilten Podiebrad kam zwar ein Friede zwischen Beiden zu Stande; die Streitigkeiten begannen jedoch bald aufs Neue und dauerten fort bis zu Albrechts Tod (1463). Um die Macht seines Hauses zu vergrößern,

3. Altertum und Mittelalter - S. 295

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 295 — hohe Stellung verdiente , bewies er namentlich bei Gelegenheit seiner Romfahrt, auf welcher er sich um den Preis der Ver- 1*52 zichtleistung auf die zu Koftnitz und Bafel gewonnenen kirchlichen Rechte die Kaiserkrone holte. Anstatt bei seiner Ankunft in der Lombardei den Versuch zu machen, ob er nicht den trotzigen Franz Sforza, der nach dem Tode des letzten Visconti ohne Zustimmung des Reiches den herzoglichen Stuhl von Mailaud bestiegen, zur Unterwerfung bringen könne, berührte er lieber dessen Gebiet gar nicht, um allen unangenehmen Konflikten aus dem Wege zu gehen. Dasselbe Verfahren beobachtete er auch auf seinem Weitermarsche; stets vermied er die Städte, wo er Feindseligkeiten erwarten durfte, um dafür Orte zu besuchen, wo friedliche Festfeiern, Lustbarkeiten der Bürger und Lobreden schmeichelnder Schöngeister in Aussicht standen. Natürlich konnte es nicht fehlen, daß unter einem solchen Herrscher das Ansehen der Reichsgewalt gänzlich verloren ging, die Selbstherrlichst der Fürsten immer größere Ausdehnung gewann und Deutschland seiner Auflösung in eine Menge von Einzelstaaten mit Riesenschritten entgegeneilte. Eben so wenig wie die Würde des Reichs wußte Friedrich das Interesse seines Hauses zu wahren. In Ungarn wurde nach dem Tode Albrechts Ii dessen nachgeborener Sohn Ladislaus von den Anhängern der deutschen Partei zum König ausgerufen. Doch die Wahl eines Kindes war nicht nach dem Sinne der Mehrheit der Bevölkerung, und diese bot deshalb die Krone dem Könige Wladislawiii von Polen an, der denn auch in zweijährigen Kämpfen die Besitzergreifung des Landes vollendete und Albrechts Witwe zwang, nach Österreich zu fliehen und ihren Knaben unter den Schutz und die Vormundschaft des Kaisers zu stellen. Erst nachdem Wladislaw gegen die Türken gefallen, wurde Ladislaus, dessen Rechte zu verteidigen Friedrich so gut wie nichts gethan, allgemein anerkannt. Da aber der letztere seinen Mündel nicht aus seiner Hut geben wollte, ernannten die Stände einen Reichsverweser in der Person des tapferen Hunyadi, der bis zur Volljährigkeit des Königs das Regiment mit Kraft und Nachdruck führte und mit Ruhm und Glück die Grenzen beschützte. Leider sank Ladislaus bald nach dem selbständigen Antritt der Herrschaft ins Grab, und nun mußte es der schwache Kaiser geschehen lassen, daß die Ungarn auf feine Erbansprüche nicht die mindeste Rücksicht nahmen und den Sohn des verstorbenen Hunyadi, den tüchtigen Matthias Corvinus, auf deu erledigten Thron erhoben. In ganz ähnlicher Weise gestalteten sich die Dinge in Böhmen. Erst nach längerem Schwanken erkannte man hier das Königtum des Ladislaus an, und als

4. Die Geschichte des Mittelalters - S. 557

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
109. Friedrich Iii. (Iv.) 557 frieden waren. Nicht selten mußte er seine früheren Schritte modificiren oder ganz widerrufen zum größten Nachtheil seines ohnehin geringen Ansehens. Er mußte zur Genüge erfahren, daß ohne materielle Hülfsmittel, ohne Hab und Gut bei seinen so selbsüchtig gewordenen Zeitgenossen Ansehen und Wirksamkeit nicht zu erlangen seien. Daher suchte er durch eine mitunter vielleicht zuweit gehende Sparsamkeit wieder einzubringen, was durch König Sigmund's leichtsinnige Verschwendung und unstete Unternehmungssucht und durch Albrecht's Ii. kostspielige Versuche, ein durch Parteien so zerrissenes Erbe wie Böhmen und Ungarn zu behaupten, verloren gegangen war. Die geringe Thätigkeit, welche Friedrich zu entwickeln im Stande war, wurde noch außerdem in seinen Erblanden zu sehr in Anspruch genommen, als daß dem Reiche davon viel hätte zu Gute kommen können. Zuerst blieb die Vormundschaft über seinen jungen Vetter Ladislaus eine Quelle von Beunruhigung für ihn. Die Oesterreicher, Böhmen und Ungarn sahen mit Mißvergnügen ihren künftigen Beherrscher in Friedrich's Händen, und als ihn Friedrich sogar auf seiner Romfahrt nach Italien mitnahm, stieg ihr Unwille zu so hohem Grade, daß sie den Kaiser mit Gewalt zur Auslieferung seines Mündels zwangen. Böhmen blieb unter der Statthalterschaft des Georg von Podiebrad und in Ungarn behielt Johann Hunyadi die Regierung, welche er geführt hatte, seitdem König Wladislaus in der Schlacht bei Varna gegen die Türken gefallen war (1444). Durch den plötzlichen Tod des 18jährigen Ladislaus, 1457, wurde jedoch der Kaiser bald wieder in eine Reihe von Unannehmlichkeiten gestürzt, die ihn an das Reich gar nicht denken ließen. Mit Ladislaus erlosch die österreichische Linie des habsburgischen Hauses. Von der steiermärkischen Linie dagegen blühten noch zwei Zweige, der steiermärkische, der aus dem Kaiser Friedrich und seinem Bruder Albrecht bestand, und der tyrolische, von dem bloß Sigmund vorhanden war. Als der Aelteste seines Geschlechtes wollte nun Friedrich das nach einem Hausgesetze unheilbare Oesterreich allein in Besitz nehmen; sein Bruder Albrecht Vi. und sein Vetter Sigmund zwangen ihn aber zu einer Theilung (1458); er mußte Oberösterreich an seinen Bruder und einen Theil von Kärnten an seinen Vetter abtreten und sich mit Niederösterreich begnügen; Wien blieb den drei Fürsten gemeinschaftlich. Durch eine Menge neu angelegter Zölle und grobe Verschlechterung der Münze (seine „Schinderlinge" wurden nur zum zwölften Theile des Nennwerthes angenommen), welche die Preise der Lebensmittel zu einer unerhörten Höhe steigerten, machte sich der Kaiser in Niederösterreich sowohl bei den Bürgern als bei dem Adel verhaßt, und alle seine Gegner schlossen sich an Albrecht an. Der von dem Viehhändler und Rathsmitgliede Wolfgang Holzer aufgewiegelte und angeführte Pöbel belagerte den Kaiser in der Burg zu Wien, und ohne den Entsatz und die Vermittlung durch die Böhmen wäre Friedrich seines Bruders Gefangener geworden. Der Vergleich mit Albrecht (1462) befreite ihn zwar aus dieser Gefahr, allein er mußte seinem

5. Die Geschichte des Mittelalters - S. 565

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
107. Friedrich Iii. (Iv.) 565 dete Rechte, als König Friedrich, keiner aber auch so wenig Ent- schlossenheit und Thatkraft, als er. Es gelang daher dem Grafen Franz Sforza, einem der berühmtesten Condottieri in Italien, der mit des letzten Visconti unehelicher Tochter vermählt war, sich von dem Commando der Truppen, welches ihm Mailand als Republik anvertraut hatte, zur Herrschaft zu erheben und darin zu behaupten (1450). Friedrich that nichts, als daß er bei seinem Römerzuge Mai- land vermied und dem neuen Herzoge Anerkennung und Belehnung ver- weigerte. Die geringe Thätigkeit, welche Friedrich zu entwickeln im Staude war, wurde noch außerdem in seinen Erblanden zu sehr in Anspruch genommen, als daß dem Reiche davon viel hätte zu Gute kommen können. Zuerst blieb die Vormundschaft über seinen jungen Vetter Ladislaus eine Quelle von Beunruhigung für ihn. Die Oesterreicher, Böhmen und Ungarn sahen mit Mißvergnügen ihren künftigen Beherrscher in Friedrich's Händen und als ihn Friedrich sogar nach Italien mitnahm, stieg ihr Unwille zu so hohem Grade, daß sie den Kaiser mit Gewalt zur Auslieferung seines Mündels zwangen. Böhmen blieb unter der Statthalterschaft des Georg Podicbrad und in Ungarn behielt Johannes Corvinus die Regierung, welche er geführt hatte, seitdem König Wla- dislaw in der Schlacht bei Varna gegen die Türken gefallen war (1444). Durch den Tod des Ladislaus 1457 wurde jedoch der Kaiser bald wieder in eine Reihe von Unannehmlichkeiten gestürzt, die ihn an das Reich gar nicht denken ließen. Mit Ladislaus erlosch die österreichische Linie des habsburgischen Hauses. Von der steiermärkischen Linie dagegen blühten noch zwei Zweige, der steiermärkische, der aus dem Kaiser Fried- rich und seinem Bruder Albrecht bestand, und der tyrolische, von dem bloß Sigmund vorhanden war. Als der Aeltcste seines Geschlechtes wollte nun Friedrich das nach einem Hausgcsetze untheilbare Oesterreich allein in Besitz nehmen; sein Bruder Albrecht und sein Vetter Sigmund zwangen ihn aber zu einer Theilung (1458); er mußte Oberösterreich an seinen Bruder und einen Theil von Kärnthen an seinen Vetter ab- trcten und sich mit Niederösterreich begnügen; Wien blieb den drei Für- sten gemeinschaftlich. Durch seinen Geiz machte sich der Kaiser in Nie- derösterreich sowohl bei den Bürgern als bei dem Adel verhaßt und alle seine Gegner schlossen sich an Albrecht an. Der von dem Bürger- meister Ulrich Holzer aufgewiegelte und angeführte Pöbel belagerte den Kaiser in der Burg zu Wien und ohne den Entsatz und die Vermitt- lung durch die Böhmen wäre Friedrich seines Bruders Gefangener ge- worden. Der Vergleich mit Albrecht (1462) befreite ihn zwar aus dieser Gefahr, allein er mußte seinem Bruder gegen eine Geldentschädi- gung den Besitz von Niederösterreich auf 8 Jahre einräumen. Erft durch den plötzlichen Tod Albrecht's (1463) erhielt er Ruhe und den ungestörten Besitz von ganz Oesterreich. Auch auf des Ladislaus beide Königreiche Böhmen und Ungarn machte Friedrich Anspruch. Ohne aber darauf Rücksicht zu nehmen,

6. Geschichte des Mittelalters - S. 302

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
302 Deutschland und Italien sinken. einem Neffen der Kaiserin Barbara, der Wittwe des Kaisers Sigismund, zu übergeben. Ladislaus war demnach seit November 1452 dem Namen nach König von Ungarn und Böhmen, Herzog von Oesterreich und Markgraf von Mähren, er ließ sich aber von dem Grafen von Cillp regieren, während Podiebrad in Böhmen herrschte und Hunyades Un- garn gegen die Türken vertheidigte. Letztern versuchte Cillp zu stürzen und als er 1456 gestorben war, übertrug er seinen Haß auf dessen Söhne Ladislaus und Mathias Korvinus; dafür wurde er von deren Anhängern zu Belgrad bei einem in Gegenwart des Königs ausge- brochenen Wortwechsel erschlagen. Der König fand erst im folgenden Jahre Gelegenheit, die Gewaltthat zu strafen; Ladislaus wurde zu Ofen enthauptet, Mathias Korvinus aber als Gefangener nach Prag ab- geführt. Doch bald darauf starb der junge König selbst (November 1457); obwohl Friedrich Iii. dessen nächster Verwandter war, so gelang es ihm doch nicht, eine der erledigten Kronen auf sein Haupt zu setzen; die böhmische wurde durch die Wahl der Stände dem Georg Podiebrad zu Theil (Mai 1458), die ungarische dem Mathias Korvinus, den Podie- brad mit seiner Tochter verlobte und aus Prag nach Ungarn entließ, als er ihm 60,000 Dukaten versprochen hatte. Podiebrad regierte bis 1471 als kräftiger und gewandter Herrscher, obwohl er auch mit inneren Unruhen zu kämpfen hatte. Die Katholiken und Kalixtiner standen sich immer mißtrauisch und drohend gegenüber, und als Papst Pius Ii. (1462) die Prager Kompaktaten als schädlich aufhob, widersetzte sich Podiebrad und behauptete sich, obwohl er 1467 selbst von einem deut- schen Kreuzheere angegriffen wurde. Vor seinem Tode (22. März 1471) rieth er den böhmischen Ständen den polnischen Prinzen Wladislaw zum Könige zu wählen, was auch geschah; derselbe hatte aber an Mathias Korvinus einen gefährlichen Nebenbuhler, von dem er den Frieden mit großen Opfern erkaufen mußte. Dieser ungarische König (1458—1490) schlug die Türken mehr- mals zurück, behauptete auch die Oberherrlichkeit über Serbien und die Donaufürstenthümer, doch richtete er seine Waffen nicht vorzugsweise gegen die Türken, sondern entriß dem böhmischen Könige Wladislaw Schlesien, Mähren und die Lausitz, dem Kaiser Friedrich Iii. sogar Unter- österreich mit Wien, wo er 1490 an einem Schlagflusse starb. Der Kaiser hatte Oesterreich von Ladislaus (1457) geerbt, aber mit seinem bösen Bruder Albrecht theilen müssen, der auch die Wiener gegen ihn aufwiegelte, so daß diese ihn in der Burg belagerten und er dem Georg Podiebrad seine Befreiung verdanken mußte. Albrecht starb das Jahr darauf kinderlos und hinterließ Friedrich Iii. einen Theil der habsburgischen Länder, während der andere Theil an Sigismund fiel,

7. Die deutsche Geschichte - S. 70

1855 - Essen : Bädeker
70 Kleine umkamen. Jetzt erst wurde Sigismund als König von Böhmen anerkannt, und er hielt 1435 seinen feierlichen Einzug in Prag. Schon im nächsten Jahre beschloß er sein vielbewegtes Leben, und mit ihm endigte das luxemburgische Haus. §. 90. Kaiser Albrecht Ii. 1438 — 1439. Herzog Albrecht von Oesterreich, Sigismunds einziger Tochter Gemahl, wurde von den zu Frankfurt versainmelten Kurfürsten auf den Thron erhoben, den er nicht gesticht, und den er nicht ohne Bedenken bestieg. Bon ihm an tragen mit geringer Unterbrechung nur Habsburger die Kaiserkrone. Mehr war ihm daran gelegen, seines Schwie- gervaters Nachfolger in Ungarn und Böhmen §u werden, was ihm auch gelang, freilich in Böhmen nicht ohne Kampf, denn die Utraquisten (Hussiten) hatten ihm einen polnischen Prinzen als Gegcnkönig gestellt. Leider starb dieser einsichtsvolle Fürst auf der Rückkehr von einem glück- lichen Feldzug wider die Türken, die in Europa furchtbare Fortschritte machten, und die ein Mann wie er hätte abwehren können, hätte Gott nicht die verderbte Christenheit dem Gericht zu überliefern beschlossen gehabt. §. 91. Friedrich Iii. 1440 — 1493. Er war Albrechts Vetter, und ein tngendsamer Mann, der aber über Alles die Ruhe liebte, und sich daher auch drei Monate Bedenk- zeit nahm, ob er die ihm dargebotene Krone annehmen solle. Deshalb auch lehnte er die böhmische Krone ab, wohl aber auch darum, weil sie Albrechts unmündigem Sohne Ladislaus gebührte, dessen Vormund er war, und er weigerte sich mit starrem Eigensinne, sowohl den Böh- men, als den Ungarn und den Oesterreichern den Prinzen, den sie in das väterliche Erbe einsetzen wollten, zu übergeben, bis eine förmliche Empörung ihn dazu zwang. Nach des Ladislaus frühem Tode wähl- ten die Böhmen und die Ungarn einen ihrer Edeln zum Könige, jene Georg Podiebrad, diese Matthias Corvtnus; Friedrich siel von dieser reichen Erbschaft nur Oesterreich zu, das er zum Erzherzog- tchum erhob. Zwar holte er sich in Rom die Kaiserkrone, — er ist der letzte deutsche König, der sich in Rom krönen ließ — aber um die Regierung kümmerte er sich wenig. Freilich berief er Reichstage genug, aber die Fürsten schickten, da er selbst selten kam, meist nur ihre Ge- sandten hin, und jeder wollte am wenigsten zum Wohl des Vaterlandes beitragen; so kam nichts zu Stande, und was zu Stande kam, nur sehr langsam. Der Kaiser beschäftigte sich, außer mit Geldzusammen- scharren, mit Astrologie, Alchymie, Destillation und Blumenzucht. Einige Kurfürsten dachten daran, den Podiebrad statt seiner auf den Thron zu erheben; der Papst hintertrieb es, weil ihm der unthätige Kaiser, der ihm Alles zu Willen that, eine gar angenehme Person war, und auch die meisten Fürsten hatten gern freie Hand. Und doch wäre damals ein Podiebrad dem zerrütteten und von den Türken bedrohten Reiche nothwendig gewesen. Während seiner 53jährigen Regierung, wenn wir

8. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 213

1851 - Heidelberg : Winter
Kap. 29. Die habsburgischen Kaiser. (Albrecht Ii. Friedrich Iii.) 213 Kap. 29. Befestigung der Kaiferwürde im Habs- burgisch-österreichifchen Haufe. S. Dittmar's histor. Atlaö, Tab. Xi. (1.) Aurch Stimmenetnheit der deutschen Kurfürsten wurde nach Sigmund's Tode zu seinem Nachfolger 1438 Albrecht der Zweite von Oesterreich, Sigmund's Schwie- gersohn und Erbe der luxemburgischen Länder, gewählt, und von ihm an blieb dashabsburgisch-österreichischehaus fortwäh- rend auf dem Ka iserth ron e. Streng, gerecht und mehr geneigt zu handeln, als zu sprechen, bestätigte er den Böhmen ihre Religions- freiheit, gab eine Landfriedensordnung und machte deßhalb, wie schon Wenzel gethan hatte, den Vorschlag, Deutschland in vier oder auch in sechs Landfriedens-Kreise zu theilen, wozu aber wieder weder die ihre Freiheiten eifersüchtig festhaltenden Städte, noch die auf die Macht der Städte eifersüchtigen Fürsten und Herren zu bringen waren. Auch ließ er durch seinen treuen Kanzler Schlick eine Münzverbesse- rung, die Einschränkung des römischen Rechts und andere wohlthätige Entwürfe vorbereiten, starb aber auf seiner Rückkehr aus dem Türkenkrieg zu allgemeinem Leidweisen: denn er war zugleich ein Schild für die Guten und ein Schrecken für alle Schlechten. Die allzuwcitgchenden, wieder zu einer Kirchenspaltung führenden Grund- sätze des Basler Conctliumö nahm er nicht an ; doch bestätigte er die eine von den deutschen Fürsten angenommenen Mainz er Compactaten, welche sich auf die Beschränkung der päpstlichen Gerichtsbarkeit und der päpstlichen Gclderpresiungen bezogen. (2.) Albrecht's frühzeitiger Tod setzte Deutschland in eine traurige Lage, da sein nachgebo rner Sohn Ladislaus noch in der Wiege lag und daher von den deutschen Fürsten 1441 Friedrich der Dritte, Albrecht's Neffe, gewählt wurde, dessen lange, unthätige Regierung Deutschlands Entwicklung zurückhielt, indeß ringsunl in der Welt eine neue Gestalt der Dinge sich vorbereitete. Die Böhmen wollten anfangs einen fremden König wählen, standen aber davon ab, als Friedrich ihnen eine Statthalterschaft gewährte, welche von zwei ncbcngeordnetcn Statthaltern, einem katholischen und einem hussi- tischen, geführt wurde. In Ungarn hatte Friedrich eigentlich für Albrecht's Sohn Ladislaus die Vormundschaft; diese aber wurde von den Ungarn nicht an- erkannt, sondern dem polnischen König Wladislav Iii überlasten. Seine große Schwäche und Unklugheit zeigte sich zunächst in sei- nem Versuch, den unter den Eidgenossen ausgebrochenen Bür- gerkrieg zur Demüthigung derselben zu benützen, — ein Versuch,

9. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 272

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
272 Deutschland und Italien sinken. in das Land und brannten wie die Hussiten. Aber der Pfalzgraf Fried- rich griff seine Feinde an, als sie bei Seckenheim auf einer Au standen, die der Neckar beinahe ganz umschlang (30. Juni 1462). Die Fürsten konnten nicht durchbrechen und wurden sämmtlich gefangen auf das Schloß nach Heidelberg gebracht, aus dem sie nur gegen große Summen frei wurden; auch bei Seckenheim fochten Schweizer. In Thüringen und Sachsen dauerte zwischen dem Kurfürsten Fried- rich und dem Herzog Wilhelm ein Bruderkrieg fünf Jahre lang (1446 bis 1451). In Böhmen begannen nach Albrechts Ii. Tod vieljährige Unruhen. Rechtmäßiger Kronerbe war Albrechts Ii. Sohn Ladislaus (Wladislaw), Posthumus genannt, weil er nach dem Tode des Vaters geboren war. Sein Vormund war sein Vetter Kaiser Friedrich Hl.; dieser behielt den unmündigen Prinzen bei sich, als die böhmischen Stände denselben zum König begehrten, weil er ihn nicht zum Spiel- balle der Parteien hergeben wollte, und ermahnte die Stände, bis zur Volljährigkeit des Thronerben eine Regentschaft einzusetzen. Diese wähl- ten (1441) zwei Statthalter; die Kalirtiner, zugleich die nationale d. h. tschechische Partei, setzten Ptaczek von Lippa durch, die Katholiken, die deutsche Partei, den Mainhard von Neuhaus. Als Ptaczek 1444 starb, erhielt er den Georg Podiebrad zum Nachfolger, der bald darauf sich Prags durch einen Handstreich bemächtigte, den Mainhard von Neuhaus verhaftete und im Gefängniß sterben ließ und seitdem auf die Kalirtiner gestützt Böhmen mit königlicher Gewalt regierte. In Ungarn wählte ein Theil der Stände den polnischen König Wladislaw, obwohl. Ladis- laus Posthumus bald nach seiner Geburt in Stuhlweißenburg gekrönt worden war; den deßwegen ausgebrochenen innern Krieg konnte Papst Eugen Iv., dessen Worten die von den Türken drohende Gefahr Nach- druck gab, dahin vermitteln, daß der polnische König bis zur Volljäh- rigkeit des Ladislaus auch die ungarische Krone tragen sollte. Als der Pole 1444 bei Varna gegen die Türken gefallen war, wurde Ladis- laus (Vi.) auf dem Felde Nakos bei Pefth zum König, zugleich aber der Held Johannes Hunyades zum Statthalter des Reichs ernannt, der nur durch das Vordringen der Türken von seinem Vorhaben abgehalten wurde, den minderjährigen König dessen Vormund, dem Kaiser Fried- rich Iii., mit Waffengewalt zu entreißen. Das gleiche beabsichtigte eine Partei im Herzogthum Oesterreich selbst und Friedrich Iii. entschloß sich des Friedens wegen seinen 13jährigen Mündel seiner Obhut zu entlassen und dem Grafen Ulrich von Cilly, einem Neffen der Kaiserin Barbara, der Wittwe des Kaisers Sigismund, zu übergeben. Ladislaus war demnach seit November 1452 dem Namen nach König von Ungarn und Böhmen, Herzog von Oesterreich und Markgraf von Mähren, er ließ sich aber von dem Grafen von Cilly regieren, während Podiebrad in

10. Mittelalter - S. 225

1896 - Stuttgart : Neff
— 225 — § 69. Friedrichs Beziehungen zu Böhmen und Ungarn. Sein Krieg mit den Wittelsbachern. Albrechts Ii. nachgeborenen Sohn Ladislaus Posthumus musste Friedrich 1452 aus seiner Obhut entlassen. Ladislaus übernahm dem Namen nach die Regierung des Herzogtums Oesterreich, Ungarns und Böhmens, wo Podiebrad seit 1448 tliatsächlich regierte und nun als Gubernator anerkannt wurde. Von Belgrad, das Hunyad gegen Muhammed Ii. erfolgreich verteidigt hatte, zurückgekehrt, starb König Ladislaus Ende 1457 in Prag. Die Ungarn wählten 1458 den 15jähr. Sohn Hunyads, Matthias „Corvinus“, zum König, dem gegenüber Friedrich 1463 gegen Entschädigung an Geld und Land verzichtete, die Böhmen den Utraquisten Georg Podiebrad, der seine Krönung und damit die Anerkennung auch von seiten der katholischen Partei und der Nebenländer (ausser Breslau) durch die geheime Zusage, von nun an der römisch-katholischen Kirche getreu und gehorsam zu sein und völlige Einigung und Gleichförmigkeit der böhmischen Kirche mit der römischen herbeizuführen, erkaufte und noch 1458 von Friedrich auerkannt wurde. Friedrich bekam Niederösterreich, war aber im Begriff, es zum zweitenmale an den feindseligen Bruder Albrecht zu verlieren, als dessen Tod 1463 ihn zum Herrn auch Oberösterreichs machte. Bei verschiedenen, weder selbstlosen noch für die Dauer ernstgemeinten, Versuchen einer Reichsreform, die von Fürsten gemacht wurden, war schon 1456 der Gedanke aufgetaucht, Friedrich, der von 1444 an 27 Jahre lang nimmer im „Reiche“ erschien, einen römischen König zur Seite zu stellen oder ihn ganz abzusetzen. Georg Podiebrad griff als Vermittler vielfach in die deutschen Dinge ein, betrieb 1460/61 seine eigene Wahl zum römischen König und trat 1463 seinerseits mit einem Reformentwurf auf. Für den Kaiser, der von Reformen auf Kosten seiner Machtbefugnisse nichts wissen wollte, trat als Vorkämpfer auf Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg, der für seine eigenen politischen Plane (u. a. Ausdehnung der Befugnisse seines „kaiserlichen“ Nürnberger Landgerichts) die Unterstützung des Kaisers nötig hatte. So konnte er mit seinen Bundesgenossen (Graf Ulrich von Württemberg und Markgraf Karl von Baden, schliesslich auch einige Reichsstädte) den Krieg gegen Friedrich von der Pfalz, der sich durch die vom Kaiser nicht bestätigte „Arrogation“ aus dem Verweser zum Kurfürsten gemacht hatte, und gegen Herzog Ludwig von Bayern-Land shut (1460—68) bald als Reichskrieg führen. Aber Friedrich nahm in der Schlacht bei Seckenheim (heute Friedrichsfeld) den Württemberger, den Badener und Lehrbuch d. Weltgeschichte. Mittelalter. 15

11. Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 133

1918 - Paderborn : Schöningh
133 den folgenden Iahren machten die Hussiten sogar Einflle in das Reich und suchten die benachbarten Lnder, Schlesien, Sachsen, Brandenburg und Bayern, mit schrecklichen Plnderungszgen heim. Ein neues groes Rreuzheer, von Friedrich I. von Brandenburg gefhrt, lste sich schon bei der Annherung der gefrchteten Scharen (bei Taus, 1431) in wilder Flucht auf. Nach dieser Niederlage knpfte das Konzil, das damals zu Basel versammelt war, mit den Ealirtinern, der gemigten Partei, Unterhandlungen an und verstattete ihnen in den sogenannten P r a g e r Kompaktsten (1433) die Spendung des Abendmahls unter beiden Gestalten. Die fanatischen Taboriten zogen, der diesen Vertrag er-grimmt, gegen die Calirtiner zu Felde, wurden aber bei Bhmisch-brod, wo beide Prokope fielen, geschlagen (1434). Durch die den Bhmen zugestandene Landeskirche war die Einheit der allgemeinen Kirche durchbrochen. Sigismund, der vom Papste in Rom die Kaiser-krne erhalten hatte, erkannten nunmehr die Bhmen als ihren König an. Mit ihm erlosch ein Jahr spter der Mannesstamm der Luxem-burger (1437). Vii. Albrecht Ii. (14381439) 81. und Friedrich Iii. von sterreich (14401493). Sigismunds Schwiegersohn Alb recht, Herzog von sterreich, war in den Knigreichen Bhmen und Ungarn Sigismunds Nachfolger. Er wurde auch von den Kurfrsten zum deutschen Könige gewhlt (1438). Mit ihm erhielt die Habsburgische Dynastie die deutsche Krone, die sie mit einer Unterbrechung bis zur Auf-lsung des deutschen Reiches behauptet hat. Albrecht starb schon im sollenden Jahre. Auf die krzeste aller Re-gierungen deutscher Könige folgte die lngste mit seinem Vetter Fried-rich Iii., Herzog von Steiermark. Er war eine trge, gleichgltige Natur, ohne Entschlossenheit und Tatkraft. 1. Die Erblnder. Dem Könige Friedrich Iii. fiel als Vormund von Albrechts erst nach des Vaters Tode geborenem Sohne Ladislaus (Postumus) die Regierung in Osterreich, Bhmen und Ungarn zu. Aber er fand weder in Bhmen noch in Ungarn Gehorsam. Unter schweren inneren Wirren und Kmpfen gelangten hier Männer des Landesadels als Reichsverweser zur Regierung, und nach des jungen Ladislaus frhzeitigem Tode (1457) whlten sowohl die Bhmen als die Ungarn selbstndig ihren König. Mit diesen Herrschern fhrte Friedrich mehrere unglckliche Kriege. Spter wurden Ungarn

12. Unser Vaterland - S. 307

1900 - Berlin : Bruer
- 307 - Ler Bundesgenosse der Türken, vor denen jetzt Albrecht zurückwich und auf dem Heimwege nach Oesterreich im ersten Jahre seiner Regierung starb. Wohl hatte er Pläne gefaßt, um erkannte Mißstände im Reiche «abzustellen und den unter Sigismund erprobten Kanzler Schlick beauftragt, manche Neugestaltung, Einschränkung der römisch-päpstlichen Rechte, besonders die Gelderpressung der Geistlichen zu hindern und Gerichtsbarkeit über sie vorzubereiten. Auch eine Landfriedensordnung wurde zu Nürnberg vorgelegt, wonach das Reich, in landsmannschaftliche Kreise geteilt, endlich durch besonders dazu bestellte Richter, Kreishauptleute genannt, strenge Handhabung der Gesetze finden sollte. Aber die Städte blickten scheel zu all diesen Plänen, welche ihre während schwacher Kaiserherrschaft errungenen Rechte bedrohten. Nun hatte der Tod allen guten Vorsätzen des jungen Kaisers ein jähes Ende Bereitet (27. Okt. 1439). 2. Friedrich Iii. von Oesterreich. (1440 bis 1493.) Erst nach dem Tode Albrechts Ii. wurde diesem ein Sohn geboren, und der Vetter desselben, Friedrich Iii. von Oesterreich, wurde zum deutschen Reichsoberhaupt erwählt. Doch kam er zunächst gar nicht nach Deutschland, da er bemüht war, die Regentschaft für den unmündigen Ladislaus über Böhmen und Ungarn zu erlangen. Dreijährige Verhandlungen führten endlich dazu, daß den Böhmen ein katholischer und ein hnssitischer Statthalter bewilligt wurde. Später fanden sie in dem Hussiten Georg Podiebrad einen tüchtigen Führer. Die Ungarn erwählten sich einen Tapfern ihres Volkes, Johann Hunyados. Dadurch stand Friedrich Iii. noch ärmer und haltloser da, als seine Vorgänger, die wenigstens in ihren Stammländern eine Stütze gefunden hatten, und war darum so recht ein König nach dem Herzen der Fürsten, die feinen mächtigen König wollten. Mit Bangen war Friedrich zwei Jahre nach seiner Erwählung zur Krönung nach Aachen geeilt; denn auch feine österreichischen Lande ■wurden ihm von dem eigenen Bruder streitig gemacht und von den Türken bedroht. Dazu hatte er sich mit den Tyrolern verfeindet, weil er nach dem Tode des Herzogs Friedrich von Tyrol die vorrnundfchaft- 20*

13. Geschichte der Deutschen - S. 135

1856 - Münster : Cazin
aus dem Hause Oesterreich. 135 darauf im Jahre 1453 durch Eroberung von Constantinopel dem byzantinischen Reiche ein Ende und suchte seine Herrschaft auch über die angrenzenden Länder auszudehnen. In dieser Zeit der allgemeinen Gefahr wurden von Friedrich zwar acht Reichstage ausgeschrieben, die er aber selbst nicht besuchte, und wo auch die Berathung der Fürsten ohne Resultat blieb. Eben so wenig konnte Pabst Pius Ii. die Deutschen auf einem Con- gceß zu Mantua zu einem Kreuzzuge gegen die Türken bewe- gen. Wie leicht hätte daher das innerlich zerrissene Deutschland dem äußeren Feinde unterliegen können, wenn nicht Ungarn zu einer starken Schutzmauer desselben geworden wäre! Nicht weniger schlecht als um die Angelegenheiten des Reichs stand es unter Friedrich um die Erhaltung der habsburgischen Hausmacht. Ein nachgebvrener Sohn Albrechts Ii., Ladislausböhmen u. Posthumus, hatte die Krone von Böhmen und Ungarn erhalten; ^"garn rr- doch nicht Friedrich, ein Oheim desselben, erhielt während sei- Ko- ner Minderjährigkeit als Vormund die Regentschaft dieser Län- nige. der, sondern in Ungarn wurde Johann Hunyadi zum Reichs- verweser, in Böhmen .aber ein Katholik und ein Utraquist zu Regenten erwählt. Und als' Ladislaus 1457 starb, ernannten die Ungarn den Sohn ihres Reichsverwesers, Matthias Corvi- nus, die Böhmen dagegen den utraquistischen Regenten Georg Podiebrad, welcher den katholischen Mitregenten verdrängte, zum Könige, und Friedrich mußte sogar beide anerkennen. Auch das Herzogthum Oesterreich, welches ihm nach Ladis-^'O^^ laus Tode zugefallen war, konnte er nur zum Theil für sich nahmen behaupten, indem sein Bruder Albrecht und sein Vetter Sig- Friedrichs mund die südlichen Länder sür sich beanspruchten. Ersterer un-V"'wandte. terstützte sogar eine Empörung des durch Steuern gedrückten Volkes gegen seinen Bruder und belagerte denselben in Verbin- dung mit den Rebellen in seiner Burg zu Wien. Friedrich wurde nur durch ein böhmisches Entsatzheer gerettet, mußte aber im Frieden auch Nieder - Oesterreich, sein letztes Besitzthum, an Albrecht abtreten. Doch erhielt er ein Jahr darauf nach dem Tode seines Bruders alle österreichischen Lande mit Ausnahme Tyrols, welches Siginund besetzt hatte, zurück. 1463. — Aber schon 1485 wurde ec durch eine zweimalige Niederlage von dem ungarischen Könige Matthias Corvinus aus seinen österreichi- schen Besitzungen wieder vertrieben und mußte bis zu dessen Tode 1490 gleichsam als Verbannter in Schwaben unter ärmlichen Verhältnissen sein Leben fristen. Da eroberte sein Sohn Maxi- milian Oesterreich wieder und erlangte sogar durch einen Ver- trag mit dem Könige des jetzt vereinigten Ungarn und Böhmen das Recht der Nachfolge in beiden Ländern. In demselben Jahre (1490) trat der durch eine schlechte Regierung allgemein

14. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 42

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 42 — der jahrhundertlange Kampf zwischen Oesterreich und der Schweiz endlich beendet. d) Friedrich und Ungarn — Böhmen. König Albrecht Ii. hinterließ 2 Töchter, aber nach seinem Tode gebar seine Gattin noch einen Sohn, Ladislaus, Posthumus (der Nachgeborene) genannt, der nun der Erbe von Böhmen und Ungarn war. Ueber ihn führte Friedrich die Vormundschaft. Aber er tat nichts für sein Mündel. In Ungarn hatte sich eine Partei gebildet, die den Oesterreichern feindlich war; diese bot König Wladislaus von Polen die Krone an, die dieser auch annahm, aber nicht lange trug, denn in den Kämpfen gegen die Türken fand er seinen Tod in der Schlacht bei Varna 1444. Nun erkannte der ungarische Reichstag Ladislaus als König an, ernannte aber Johann Hunyady, einen ungarischen Edelmann, der sich in den Kämpfen gegen die Türken ausgezeichnet hatte, zum Gubernator, der nun tatsächlich die Regierung führte. Aehnlich war es in Böhmen. Auch hier hatte man einen polnischen Prinzen, Kasimir, zum König gewählt, aber er konnte nicht genügend Anhang gewinnen. Jetzt erkannte man wohl Ladislaus als König an, setzte aber auch hier einen Gubernator ein, Georg Podiebrad, einen böhmischen Edelmann. Als Ladislaus herangewachsen war, übernahm er selbst die Regierung (1450); doch schon 1457 starb er in Ofen an der Pest. Jetzt hätte Friedrich, wenn er energisch eingegriffen hätte, beide Kronen gewinnen können, doch er war allem kraftvollen Vorgehen abhold. So kam es, daß in Böhmen Georg Podiebrad, in Ungarn Matthias Hunyady (nach seinem Wappen Eorotnus genannt), der Sohn Johann Hunyadys, zu Königen gewählt wurden. Letzterer brachte sogar fast ganz Oesterreich, Kärnten und Steiermark in seine Gewalt. Auch als Georg Podiebrad 1479 starb, tat Friedrich nichts, um Böhmen wiederzugewinnen, und die Böhmen wählten, obwohl Matthias von Ungarn und Herzog Albrecht von Sachsen sich um die Krone bewarben, Wladislaw von Polen, den Sohn Kasimirs. Dieser wurde, als Matthias 1490 starb, auch zum König von Ungarn gewählt. So waren beide Reiche vereint, aber in anderen als habsburgischen Händen. c) Friedrich und Burgund. Herzog Karl der Kühne von Burgund hatte den Plan, das seine südlichen und nördlichen Besitzungen trennende Herzogtum Lothringen zu erobern, und ferner strebte er danach, sein Gebiet zu einem unabhängigen Königtum zu erheben und sich selbst zum Römischen Könige wählen zu lassen. Zur Erreichung der beiden letzten Ziele trat er mit Kaiser Friedrich Iii. in Unterhandlungen ein und bot diesem die Verlobung seiner Tochter Maria, seiner einzigen Erbin, mit Maximilian, dem Sohn des Kaisers, an. Doch der Kaiser wollte nichts von einer Lösung Burgunds aus dem

15. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittelschulen - S. 154

1877 - Würzburg : Stahel
154 und die fanatischen Taboriten bekriegten nun einander selbst, und als die letzteren 1434 bei Lipan unterlagen Prokopins fiel in der Schlacht , wurde die Ruhe allmhlich hergestellt, Sigis-mund aber 1436 als König von Bhmen anerkannt. Er starb bald darauf 1437 und liegt zu Prag in St. Veit begraben. Die sterreichischen Kaiser (14371806). Albrecht Ii. 14371439. Friedrich Iii. 14401493. 91. Mit Kaiser Albrecht Ii., dem Gemal der einzigen Tochter seines Vorgngers, Elisabeth, und Erben von Bhmen und Ungarn, kam die lange Reihe der Habsburgischen Fürsten auf den Thron, fr welche, wenige ausgenommen, die Wrde eines deutschen Kaisers kaum mehr als ein bloer Titel war, der brigens auch in Zukunft von der Wal der Kurfrsten abhngig blieb. Albrecht war ein trefflicher Fürst, gerecht und tatkrftig, suchte die Ordnung im Reiche durch Bildung von Landfriedenskreisen zu befestigen und hoffte dann alle Fehde abzutun", bereitete auch eine Menge anderer wolttiger Entwrfe in Bezug auf das Rechtswesen, die Mnzverhltnisse zc. vor, starb aber inmitten seiner Ttigkeit auf einem Feldzuge gegen die Trken bei Gran 1439, von Hoch und Niedrig, Reich und Arm so betrauert, wie sonst nie ein Fürst." Er wurde in der Frstengruft bei den Kapuzinern in Wien beigesetzt. Die Regierung Friedrichs Hi., dieses friedliebenden und be-dchtigen, aber schwachen und sorglosen Kaisers, war eine fort-laufende Kette von Demtigungen fr das Reich und den energielosen Kaiser selbst. Nur mit Schmerz kann man die Geschichte dieses Kaisers lesen, welcher den Strmen jener Tage und seinen kraft-vollen Zeitgenossen so onmchtig gegenberstund. Der Son Albrecht's, Ladislaus, war beim Tode seines Vaters erst sechs Jare alt. So konnte erseinemvaterwederimreichefolgen, noch wollten ihn die Bhmen als ihren König anerkennen. Diese boten also die bhmische Krone Albrecht von Bayern an: welcher sie jedoch 144u mit den Worten zurckwies: Billig soll man die Waisen beschtzen, nicht beraubeni" Nach dem Tode des Ladislaus (1457) walten die Bhmen den krftigen Georg Podiebrad, einen Utraquisten oder Husiten, zum Könige; Ungarn aber fiel zuerst an den Trkenbezwinger Hnnyades Corvinns, dann an dessen tapferen Son Matthias Corvinns, der den Kaiser aus Wien vertrieb und bis 1490 in Oesterreich herrschte. So hatten sich also diese beiden Lnder noch einmal zu selbstndigen Walreichen erhoben. In Bayern-Ingolstadt wtete 14481447 eine heftige Fehde, wrend welcher Ludwig der Hckerige von Ingolstadt

16. Theil 2 - S. 276

1880 - Stuttgart : Heitz
276 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Geld, daß er auf seinen Reisen die Zehrung bezahlen konnte. Dagegen ist seine nngcheuchelte Gottesfurcht zu rühmen, die mehr als bloßer Ceremoniendienst war. Er fing kein Geschäft ohne Gebet an, damit ihm der Beistand dessen, von dem allein das Gelingen unserer Arbeit abhängt, nicht fehle. Wie kam es aber, daß ihm dennoch so wenig gelang? — Darum, weil er es beim guten Willen bewenden ließ und seine Kräfte nicht anstrengen wollte. Daher wurde er auch in seinem eigenen Lande, in Oestreich, wenig geachtet. Albrechts Ii. Sohn, der junge Ladislaus, der nach seines Vaters Tode König von Böhmen geworden war, wurde auch von einem Theile der Ungern zum König gewählt. Da er aber noch unmündig und daher unter der Aufsicht seines Vormundes, Friedrichs Iii., war, so verlangten sie, der Kaiser solle den jungen König und die ungarische Krone ihnen herausgeben, und da er das nicht wollte, so fielen sie mehrere Jahre hintereinander in Oestreich ein und verwüsteten das Land. Der träge Kaiser ließ das ruhig geschehen; er faß indessen in Wienerisch-Neustadt und pflegte seine Blumen, als wenn ihn der Krieg gar nichts anginge. Endlich halfen sich die Oestreich er selbst; sie boten den Landsturm aus und jagten die Ungarn über die Grenze; aber vor ihrem Kaiser konnten sie keine Achtung haben. Zuletzt brach ein förmlicher Aufruhr gegen ihn aus. Er-hatte nämlich feine Söldlinge entlassen; diese aber blieben, weil er ihnen ihren Sold nicht gegeben hatte, beisammen und plünderten das Land aus. Das erregte natürlich allgemeines Murren. Eyzinger, einst Albrechts Liebling, der ihn aus gemeinem Stande zum Baron erhoben hatte, stellte sich an die Spitze der Unzufriedenen. Aber Friedrich gab nicht nach; im Gegentheil ließ er den jungen Ladislaus, dessen Auslieferung die Empörer verlangten, in noch sicherern Gewahrsam bringen, und reiste, als wenn ihn die Unruhen nichts angingen, nach Italien, wo er sich mit der portugiesischen Prinzessin Eleonora vermählte und sich in Rom krönen ließ. Als er zurückkam, wurde er in Wienerisch-Neustadt von den Unzufriedenen belagert und nicht eher freigelaffen, bis er den jungen König herausgegeben hatte, den nun die Böhmen, Oestreich er und Ungern mit Frohlocken als ihren Herrn aufnahmen. Ladislaus nahm nun seine Residenz in Wien und ließ Oestreich — denn dem Kaiser gehörte nur Oberöstreich — durch den Grafen Ulrich von Eilley, Böhmen durch Georg von Podiebrad, und Ungarn durch

17. Die Geschichte des Mittelalters - S. 560

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
560 Vierter Zeitraum des Mittelalters: 1273— i492. den Fahnen Procopins des Großen vereinigte. Bei Böhmisch-Brod kam es zwischen beiden Parteien zu einem entscheidenden Kampfe (30. Mai 1434), in welcher die Calixtiner durch die List einer scheinbaren Flucht siegten, Procopins fiel und der größte Theil seines Heeres ward auf- gerieben. Es hatte sich der Ausspruch Sigmund's bewahrheitet, daß Böhmen nur durch Böhmen selbst besiegt werden könnten. Doch dauerte es noch zwei Jahre, ehe Sigmund von der böhmischen Nation die An- erkennung als ihr rechtmäßiger König erhielt, denn die hnssitische Geist- lichkeit, welche die Masse des Volkes beherrschte, wirkte dagegen. Erst nach vielfachen Concessioncn und einer Reihe von Urkunden zur Siche- rung und Beruhigung der Böhmen konnte der Kaiser seinen feierlichen Einzug in Prag halten (23. August 1436), um, nachdem er schon andert- halb Jahrzehnt die böhmische Krone getragen hatte, endlich auch in den Besitz des Thrones der Czechen zu gelangen. Kaum sah Sigmund seine Regierung in Böhmen allgemein aner- kannt, so trat eine Reaction ein, da der Kaiser viele Zugeständnisse ge- macht hatte, die er theils von Anfang an nicht zu halten gedachte, theils jetzt bereute, weil man ihm vorhiclt, er habe an der Kirche Unrecht ge- handelt, indem er den Hussiten so viel zugestanden habe. Die Calixti- ner beschwerten sich alsbald über Verletzung der Cvmpactaten und es schien von Neuem zum Bürgerkriege zu kommen, ja, es entstand eine weit verzweigte Verschwörung gegen ihn und seinen Schwiegersohn, den Herzog Albrecht von Oesterreich, der ihm in der Regierung folgen sollte. An der Spitze derselben stand die Kaiserin selbst, eine stolze, herrsch- süchtige und zugleich sehr ausschweifende Frau, die den natürlichen Tod ihres fast 70jährigen'gemahls nicht abwarten konnte und durch Ver- mählung mit dem polnischen König Ladislaus, der kaum erst aus dem Knabenalter getreten war, die Kronen Böhmens, Ungarns und Polens vereinigen wollte. So hoffte man ein großes slavisch-inagyarisches Reich mit einer besonderen hnssitischen Kirche stiften zu können. Die Uneinigkeit der Verschworenen verzögerte den Ausbruch der Verschwörung, der Kaiser, durch seinen Schwiegersohn, zu dessen Nachtheile sie hauptsächlich ange- legt war, davon unterrichtet, verließ Prag, um sich durch Mähren nach Ungarn zu begeben. Doch erstarb (nach einer sehr schmerzhaften Ope- ration an einer großen Zehe) in Znaim (9. Dccembcr 1437), nachdem er die ungarischen und böhmischen Herren in seinem Gefolge aufgefor- dert hatte, seinen Schwiegersohn, Herzog Albrecht, zum Könige beider Reiche zu wählen; denn die Vereinigung beider Kronen sei nothwendig, woll- ten die Ungarn den Türken mit Erfolg widerstehen. Seine sterbliche Hülle wurde in Großwardein in der Begräbnißstätte der ungarischen Könige und zwar zu den Füßen des von ihm besonders verehrten h. Ladislaus bcigesetzt. Von allen seinen Bestrebungen ist Sigmund nur eine vollständig gelungen, die Einheit in der Kirche ward hergestellt, und daß dieses Sigmund's Werk war, haben schon die Zeitgenossen anerkannt. Aber Sigmund hielt auf dem Kaiserthrone sich auch berufen, alle Streitig-

18. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 33

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 33 — Herzogtum Sachsen kamen). Sie haben das durch Kriege entvölkerte Land der Kultur gewonnen, während die kriegerischen Magyaren jeder harten Arbeit abhold waren und sind. Auch hier wie in Polen errang der Adel große Macht, 1222 erzwang er von König Andreas Ii. die „goldene Bulle", eine Art ungarischer Magna Charta, die dem Adel gegen die einzige Kriegsdienstpflicht Steuerfreiheit gewährte. Später traten Adel und Geistlichkeit zu einem Reichstag zusammen, der sogar Recht über Krieg und Frieden gewann. Seit 1241 wurden Infolge der mongolischen Verwüstungen wieder zahlreiche deutsche Kolonisten ins Land gezogen. 1301 starb das Haus Arpad aus, und nun Herrschte lange Zeit dort das Haus Anjou, das von Neapel herübergekommen war. Zu ihm gehörte Ludwig der Große, der auch König von Polen ward. Auf diesen folgte sein Schwiegersohn, Kaiser Siegmund, der besonders von den Türken bedrängt wurde. Nach seinem Tode wählte man seinen Schwiegersohn Albrecht Ii. von Oesterreich, und als dieser 1439 starb, Wladislaw Iii. von Polen; doch dieser fiel in der Schlacht von Varna 1444 gegen die Türken. Nun wurde für Albrechts jungen Sohn Ladislaus (Posthumus = der Nachgeborene) als Regent der tapfere Türkenbesieger Johann Huny adi eingesetzt, und als Ladislaus 1457 plötzlich starb, erhoben die Magnaten den Sohn Johanns, Matthias Corvinus zum Könige. So war in Ungarn ein nationales Königtum entstanden. 5. Böhmen. Auch in Böhmen wurde ein nationales Königtum geschaffen. Hier war für Ladislaus Posthumus als Regent der Huffit Georg Podiebrad eingesetzt, und als Ladislaus starb, erklärten die Tschechen, daß sie „einen Tschechen und keinen andern zum Könige wollten". Obwohl sich mehrere, unter ihnen die Hohenzollern Friedrich von Brandenburg und sein Bruder Albrecht, ferner Ludwig von Bayern um die Krone bewarben, setzte Pobiebrab seine Wahl durch, inbem er die katholische Partei im fianbe und den Papst durch das Versprechen gewann, die Ketzerei abzuschwören und zu unterbrücken. Er hat bieses Versprechen burchzuführen gesucht, aber ohne Erfolg, im Gegenteil, er schuf sich baburch Feinde im eigenen Lanbe und erschien boch bett Katholiken und dem Papst oerbachtig. Sein Streben ging noch höher, er wollte Römischer König werben und war daher sogar geneigt, dem Papst das Recht der Besetzung des beutfchen Thrones zuzugestehen, aber die Utraquisten in feinem eigenen Lanbe vereitelten sein Streben nach der beutfchen Königskrone. Umschau. 1. Nicht nur Frankreich und England, sondern auch die nordischen Reiche, die Schweiz, Burgund, Polen, Böhmen und Ungarn standen dem Reiche selbständig und meist feindlich gegenüber. 2. Nicht nur deutsches Gebiet zu erlangen war ihr Streben, sondern sie suchten sogar Deutschland das Kaisertum zu entwinden. Bar, Deutsche Geschichte. V. z

19. Bd. 2 - S. 21

1844 - Leipzig : Kollmann
21 — D i e Söhne Hunyad 6. Johann Hunyad Corvinus,*) der Sage nach ein natürlicher Sohn Kaiser Sigismunds, von einer Griechin geboren, hatte dem Königreiche Ungarn bisher als Neichsvcrweser. und oberster Feldherr vorgestanden. Sein Einfluß, der diesem Reiche bereits zwei Könige, Wladislaus von Polen, und den jetzt regierenden, Ladislaus von Oesterreich gegeben hatte, schien in der Person seiner beiden Söhne, Ladislaus und Matthias Corvin, fortdauern zu wollen. Bald aber erhob sich gegen sie eine mächtige Gegenpartei. Graf lllrich von Cilley, Gubernator von Oesterreich und Vertrauter des Königs, seit langer Zeit eifersüchtig über das Ansehn des großen H u nyad, ja, sogar beschuldiget, demselben wiederholt nach dem Leben getrachtet zu haben, setzte nun, als dieser in glorreichem Kampfe gegen die Türken den Tod gefunden, seine arglistigen Plane wider die Söhne des Helden fort. Indem Cilley glaubte, zum Sturze des ihm verhaßten Hauses die Hülflosigkeit der beiden Jünglinge benutzen zu dürfen, vermochte er den König, sich persönlich nach Ungarn» zu begeben« Der Tod des Hunyad, sagte er, müffe ihm so angenehm seyn, wie die Niederlage der Türken, weil er erst jetzt Herr eines Königreiches werden würde, das bis hichce in den Händen eines übcrmüthigcn Statthalters gestanden habe; wobei er sich zugleich seines ganzen Einflusses bediente, auf die Corvincr den Verdacht der gefährlichsten Anschläge auf die Krone zu wälzen. — Dem zu begegnen, zog im Anfänge des Jahrs 1457 König Ladislaus, vom Grafen Cilley und einem Heere begleitet, bei dem sich unter andern 800 Kreuzfahrer befanden, nach Ungarn, um sich der Festung Belgrad zu bemächtigen, welche mit einer starken ungarischen Besatzung Ladislaus Hunyad inne hatte. Dieser jedoch, durch einen aufgefangenen Brief von des Grafen Cilley verderblichem Anschläge in Kenntniß gesetzt, ließ wohl den König und dessen nächste Umgebung, nicht aber *) Dcn Namen Corvinus führte er von seinem Geburtsorte, dem Dorfe Hollos oder Rabcndorf, an der siebcnbürgischen und wallachi- schen Grenze, einem Aufenthalte vieler Raben; den Namen Hunyad aber von dem siebcnbürgischen, nahe bei Belgrad gelegenen Flecken dieses Namens, den Kaiser Sigismund ihm geschenkt hatte.

20. Geschichte des Mittelalters - S. 267

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
267 Sehr eigentümlich war auch sein Verhalten gegen Albrechts Ii. Sohn, den jungen Ladislaus, der nach seines Vaters Tode König von Böhmen geworden war. Dieser wurde auch von einem Teile der Ungarn zum Könige gewählt. Da er aber noch unmündig und daher unter der Aufsicht Friedrichs Iii. war, so verlangten die Ungarn, der Kaiser solle den jungen König und die ungarische Krone ihnen herausgeben, und da er das nicht wollte, so fielen sie mehrere Jahre hintereinander in Österreich ein und verwüsteten das Land. Der trüge Kaiser ließ das ruhig geschehen; er saß indessen in Wiener-Neustadt und pflegte seine Blumen, als wenn ihn der Krieg gar nichts anginge. Endlich halfen sich die Österreicher selbst; sie boten den Landsturm auf und jagten die Ungarn über die Grenze; aber vor ihrem Kaiser konnten sie keine Achtung haben. Zuletzt brach ein förmlicher Aufruhr gegen ihn aus. Drohend verlangten die Aufständischen die Auslieferung des jungen Königs. Aber Friedrich gab nicht nach; er ließ im Gegenteil Ladislaus in noch sicherern Gewahrsam bringen und reiste, als wenn ihn die Unruhen nichts angingen, nach Italien, wo er sich mit der portugiesischen Prinzessin Eleonora vermählte und sich in Rom krönen ließ. Als er zurückkam, wurde er in Wiener-Neustadt vou deu Unzufriedenen belagert und nicht eher freigelassen, bis er den jungen König herausgegeben hatte, den nun die Böhmen, die Österreicher und die Ungarn mit Frohlocken als ihren Herrn aufnahmen. Ladislaus nahm nun feine Residenz in Wien und ließ Österreich — denn dem Kaiser gehörte nur Oberösterreich — durch den Grasen Ulrich von Cilley, Böhmen durch Georg von Podiebrad, und Ungarn durch Johann C o r o i n H u n y a des, der damals noch lebte, als Statthalter regieren. Aber die Ruhe dauerte nicht lange. Des Kaisers Bruder Albrecht, der Verschwender genannt, ein unruhiger und habsüchtiger Mensch, hetzte die Wiener gegen den Kaiser ans. Dieser versprach, sich mit ihm zu besprechen und deshalb nach Wien zu kommen, schickte auch seine Frau Eleonore und seinen Sohn Maximilian dahin ab. Kaum aber waren diese dort angekommen, so erregte der Pöbel einen Aufruhr. Friedrich, statt schnell den Semigen zu Hilfe zu