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1. Neuere Geschichte - S. 79

1869 - Mainz : Kunze
79 bildung, bis ins Kleinste der Volkssitte, z. B. Tracht, Gastereien u. dgl. mit durchgreifender Härte erstreckten, stießen auf Wider- stand, besonders während seiner Abwesenheit. Empörung der Anhänger des Alten, der Geistlichkeit und der 15000 Strelitzen, die sich gegen die neueren Truppen zurück- gesetzt sahen unter Leitung der Großfürstin Sophia. Blutige Unterdrückung durch Peter 1698; Sophia aufs neue in engerer Klosterhast (f 1704). Während seiner zweiten Reise stellte sich Al ex ei, ein Sohn aus Peters erster Ehe und Thronfolger, an die Spitze der Oppo- sition der Altrussen. Flüchtig, zurückgeführt und zum Tode ver- urtheilt, starb er im Kerker 1718. Zuletzt nmcht Peter auch die griechische Kirche in seinem Reiche von der weltlichen Macht abhängig, nachdem er schon 1700 das russische Patriarchat aufgehoben; 1721 Einführung des dirigierenden heiligsten Synods, durchaus dem Zaren unterthan. B. Nordischer Krieg 1700 — 1721. Schweden seit Gustav Adolfs Tod. Nach dem Rück- tritt seiner Tochter Christi n a (1632—1654) Regierung der den Wasas verwandten Wittelsbacher. Karl Ix. Gustav von Pfalz-Zweibrücken (—1660), Neffe Gustav Adolfs, begann den- Schwedisch-Polnischen Erbfolgekrieg 1655—1660 gegen den Kronprätendenten Johann Casimir von Polen aus dem Hause Wasa. Dreitägige Schlacht bei Warschau 1656, in der Karl X nüt brandenburgischer Hülfe siegt. Dänemarks Theilnahme am Kampfe gegen Schweden führt zu seiner De- müthigung und großen Gebietsabtretungen im .Frieden von Röskild 1658, der Bruch des Friedens durch Karl X zu einer Coalition der Seemächte, Frankreichs, Polens, des Kaisers, Brandenburgs gegen Schweden. Nach Karls X Tod die Frie- densschlüsse zu Oliva (zwischen Polen und Schweden) und Kopenhagen (zwischen Dänemark und Schweden) 1660. Karls Xi (1660—1697) friedliches Regiment entwickelte Schwedens innere Hülfsquellen; unter ihm der Staat unbestritten die erste Macht des Nordens. Die Jugend seines Sohnes Karls Xii veranlaßt einen Angriffsbund der drei nordischen Mächte Rußland (zu Eroberungen an der Ostsee), Polen und Dänemark (zur Wiedergewinnung ihrer Verluste in den genannten Friedensschlüssen) — Peters I,

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1. Theil 9 - S. 7

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
7 sehr natürlichen Drang, jene fremden Hüter sei, ner Küsten wieder fortzutreiben; und diesmal war vorherznsehen, daß Schweden den Krieg wohl aus eigenen Mitteln würde führen, und folglich bald ermatten müssen. Nur eine ganz vorzügliche kriegerische Furchtbarkeit konnte jene vielen an fremden Küsten angebauten Besitzung gen znsammenhalren; aber eine solche beruht ja meistssnö auf dem persönlichen Charakter des Re, genten, und ist also selten von langer Dauer, da, hingegen der Haß jener von Schweden beeinträch, tigten Feinde unauslöschlich seyn mußte, so lange die natürlichen Gränzen dieser von den Truppen jener besetzt blieben» Brandenburg, obgleich am meisten (in Pom, meni) gehemmt, schwieg noch, als Karl Xi. starb, (1697), aber Dänemark, Polen und Rußland glaubten den Zeitpunkt benutzen zu müssen, da ein fünfzehnjähriger Regent, von dessen Fähigkei, ten mgn bisher noch wenig Proben gesehen hat- te, den schwedischen Thron bestieg. Alle drey gedachten jetzt, mit leichter Mühe diejenigen Lan, der wieder zu erlangen, die ihnen Gustav Adolf und Karl X. ehemals abgenommen hatten, und Schweden in seme alten, von der Natur selbst ihm angewiesenen Granzen zurückzüdrängen. Alle drei) Monarchen waren junge und kraftvolle Män, ner; ja, wir wissen es schon, sogar ein Peter der Große war unter ihnen. Sie schlossen 1699 eta

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte seit 1648 - S. 14

1912 - Paderborn : Schöningh
14 b) Ter schwedisch-polnische Krieg (1655-1660). Der brandenburgische Staat war durch die Erwerbung von Ostpreuen und von Hinterpommern in die Reihe der Ostseemchte eingetreten und wurde dadurch in die Wirren hineingezogen, welche das Streben nach der Herrschaft der das baltische Meer schon zur Zeit Gustav Adolfs hervorgerufen hatte. Bald nach dem Dreiigjhrigen Kriege brach wieder ein Krieg zwischen Polen und Schweden aus. In Schweden legte Gustav Adolfs Tochter und Nachfolgerin Christine freiwillig die Krone (1654) nieder, wurde katholisch und verlie die Heimat. Ihr Nachfolger war Karl X. aus dem deutschen Hause Psalz-Zweibrcken, der Sohn einer Schwester Gustav Adolfs. Das wenig volkreiche und arme Schweden war, wenn es sein Heer erhalten wollte, aus Krieg und Eroberung angewiesen. Darum wandte sich der neue König gegen Polen. Die schwedischen Truppen rckten aus Vorpommern durch brandenburgisches Gebiet in Polen ein und eroberten in raschem Siegeszuge das Land, welches der polnische König flchtig verlie. Karl X. zog dann gegen das Herzogtum Preußen und ntigte den Kurfrsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg sich ihm anzuschlieen. In einem Vertrage (zu Knigsberg) mute dieser Ostpreuen von Schweden zu Lehen nehmen und an dem weiteren Kriege gegen Polen teilnehmen. Vereint siegten Brandenburger und Schweden in der dreitgigen Schlacht bei Warschau (1656) der die Polen, die sich wieder einmtig gegen den Sieger erhoben hatten. Um nun der ferneren Beihilfe Brandenburgs sich zu versichern, gestand der schwedische König in dem Vertrage zu Labiau (in Ostpreuen, 165b) dem Kurfrsten die Lehnsunabhngigkeit des Herzogtums Preußen zu. Indessen traten Osterreich, Dnemark, bald auch Holland, um das Kriegsglck Schwedens zu brechen, auf die Seite Polens. Das schwedische Heer mute von dem polnischen Kriegsschauplatze zu Lande gegen Dnemark sich wenden. Der Kurfürst fhlte sich aber den zahlreichen Feinden Schwedens gegenber zu schwach; darum gab er die Verbindung mit Schweden auf und schlo im Vertrage von Wehlau (in Ostpreuen, 1657) Frieden mit Polen, wodurch ihm auch von diesem die volle Hoheit (Souver-nitt) im Herzogtum Preußen zugestanden wurde. Auch branden-burgische Truppen fochten nun in Pommern gegen die Schweden.

3. Vorschule der Geschichte Europas - S. 373

1834 - Berlin : Enslin
nahe gleichzeitig mit Michael Romanow in Rußland, der schon erwähnt? große König Gustav Adolf, Karls X. Sohn, den Thron im I. 1611. Wie nun König Sigis- mund Iii. von Polen die Ansprüche auf das Königreich Schweden noch nicht aufgegeben hatte, und Gustav Adolf als einen unrechtmäßigen König anfah, so standen sich diese beiden Könige vorzüglich auch in ihrer Religion feindlich gegenüber, weil Sigismund Iii. eben so eifrig für die Erhaltung der katholischen Kirche besorgt war, als Gustav Adolf für die der protestantischen. So begann nach verflossenem Waffenstillstand im I. 1617 der Krieg zwischen ihnen von neuem, und sogleich zeigte sich auch König Gustav in. seiner kriegerischen Größe, denn bald hatte er dem polnischen König Liefland ent- rissen, und siegte darauf noch in mehreren Schlachten, so daß es nöthig war, d-aß der deutsche Kaiser Sigis- munden ein Hülfsheer schickte, und ihn zur Fortsetzung des Kampfes ermunterte. Da aber wurde er von dem drängenden Feinde dadurch befreit, daß Gustav Adolf sich im dreißigjährigen Kriege fcet; protestantischen Kirche in Deutschland annahm, was er für höher achtete, und daß er indeß mit dem polnischen König einen Waffen- stillstand schloß, worauf er jedoch in Deutschland, wie schon erzählt worden, nach so herrlichen Thaten einen ruhmreichen Tod fand. So dauerte nun auch die Waf- fenruhe zwischen den beiden Königreichen Polen und Schweden die übrige Zeit des dreißigjährigen Krieges hindurch, und auf Sigismund Iii. in Polen folgte zuerst sein Sohn Wladislaw, und diesem im 1.1618 sein Bru- der Johann Kasimjr, welche Könige" in diesen Zeiten am meisten nach Osten hin mit Rußland und den Ko- sacken beschäftigt waren. Dagegen war in Schweden nach Gustav Adolfs Tod seine Tochter Christine auf den Thron erhoben worden, welche durch ihre Handlungs- weife neue Bewegungen für den Norden herbeiführte. Obgleich mit seltenen Geistesanlagen und mit körper- licher Schönheit geschmückt, war sie doch für den Thron nicht geschaffen, weil ihr die ernsten Regierungsgefchäfte unangenehm waren. Sie überließ sie daher den Staats- leuten und ihren Lieblingen, und vergnügte sich indcß mit Künstlern und Gelehrten, die sie an ihrem Hofe ver-

4. Neuere Geschichte - S. 79

1884 - Wiesbaden : Kunze
79 gegen diese Neuerungen. Der Aufstand wurde durch Peter blutig unterdrückt 1698, Sophia in engere Klosterhaft gebracht (f 1704). Während einer zweiten Reise des Zaren (1716 1717) über Dänemark nach Holland und Frankreich, die gleichfalls Kulturreformen des russischen Volklebens im Auge hatte, erhob sich aufs neue die Opposition der Altrussen, geführt von dem Thronfolger Alexei. Flüchtig, zurückgeführt und zum Tode verurteilt, starb dieser 1718 im Kerker. B. Nordischer Krieg 1700—1721. Schweden seit Gustav Adolfs Tode. Nach der freiwilligen Thronentsagung seiner zum Katholizismus übergetretenen Tochter Christina (1632— 1654) kamen die den Wasas verwandten Wittelsbacher zur Regierung. Karl X. Gustav von Pfalz-Zweibrücken (—1660), Neffe Gustav Adolfs, begann den Schwedisch - Polnischen Erbfolgekrieg 1655 1660 gegen den Kronprätendenten Johann Kasimir von Polen aus dem Hause Wasa. In der dreitägigen Schlacht bei Warschau 1656 siegte Karl X. mit brandenburgischer Hilfe. Dänemarks Teilnahme am Kampfe gegen Schweden führte zu seiner Demütigung und großen Gebietsabtretungen im Frieden von Roeskild 1658, der Bruch des Friedens durch Karl X. zu einer Koalition der Seemächte, Frankreichs, Polens, des Kaisers, Brandenburgs gegen Schweden. Nach Karls X. Tode Friedensschlüsse zu Oliva (zwischen Polen und Schweden) und Kopenhagen (zwischen Dänemark und Schweden) 1660. Karls Xi. (1660—1697) friedliches Regiment entwickelte Schwedens innere Hilfsquellen; unter ihm wurde der Staat unbestritten zur ersten Macht des Nordens. Die Jugend seines Sohnes Karl Xii. veranlafste einen Angriffsbund der drei nordischen Mächte Rußland (zu Eroberungen an der Ostsee), Polen und Dänemark (zur Wiedergewinnung ihrer Verluste in den genannten Friedensschlüssen), Peters I., Augusts Ii. des Starken von Sachsen-Polen und Friedrichs Iv. von Dänemark.

5. Historisches Hilfsbuch für die oberen Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 79

1883 - Wiesbaden : Kunze
79 gegen diese Neuerungen. Der Aufstand wurde durch Peter blutig unterdrückt 1698, Sophia in engere Klosterhaft gebracht (f 1704). Während einer zweiten Reise des Zaren (1716—1717) über Dänemark nach Holland und Frankreich, die gleichfalls Kulturreformen des russischen Volkslebens im Auge hatte, erhob sich aufs neue die Opposition der Altrussen, geführt von dem Thronfolger Alexei. Flüchtig, zurückgeführt und zum Tode verurteilt, starb dieser 1718 im Kerker. B. Nordischer Krieg 1700—1721. Schweden seit Gustav Adolfs Tode. Nach dem Rücktritte seiner Tochter Christina (1632—1654) kamen die den Wasas verwandten Wittelsbacher zur Regierung. Karl X. Gustav von Pfalz-Zweibrücken (—1660), Neffe Gustav Adolfs, begann den Schwedisch-Polnischen Erbfolgekrieg 1655—1660 gegen den Kronprätendenten Johann Kasimir von Polen aus dem Hause Wasa. In der dreitägigen Schlacht bei Warschau 1656 siegte Karl X. mit brandenburgischer Hilfe. Dänemarks Teilnahme am Kampfe gegen Schweden führte zu seiner Demütigung und großen Gebietsabtretungen im Frieden von Röskild 1658, der Bruch des Friedens durch Karl X. zu einer Koalition der Seemächte, Frankreichs, Polens, des Kaisers, Brandenburgs gegen Schweden. Nach Karls X. Tode kommen die Friedensschlüsse zu Oliva (zwischen Polen und Schweden) und Kopenhagen (zwischen Dänemark und Schweden) zustande 1660. Karls Xi. (1660 —1697) friedliches Regiment entwickelte Schwedens innere Hilfsquellen; unter ihm wurde der Staat unbestritten zur ersten Macht des Nordens. Die Jugend seines Sohnes Karl Xii. veranlafste einen Angriftsbund der drei nordischen Mächte Rußland (zu Eroberungen an der Ostsee), Polen und Dänemark (zur Wiedergewinnung ihrer Verluste in den genannten Friedensschlüssen), Peters I., Augusts Ii. (des Starken) von Sachsen-Polen und Friedrichs Iv. von Dänemark.

6. Die Neuzeit - S. 74

1881 - Berlin : Gaertner
74 1521—1786: Die übrigen europäischen Staaten und die Zeit Friedrichs d. Gr. Dessen Forderungen zu beschränken, war auch der mit freudiger Zustimmung 1587 1587 gewählte Sigismund, der Sohn und präsumtive Thronfolger des Königs von Schweden, der zum Katholizismus übertrat, aufser stände. 95. Gustav Ii. Adolf, König von Schweden 1611—1632. Sigismund*) regierte über Schweden und Polen nach dem Tode seines Vaters 7 Jahre. Darauf verdrängte ihn sein ehrgeiziger Onkel Karl Ix. in Schweden. Mit dessen Sohne Gustav Adolf starb hier die männliche Linie Gustav Wasas aus. Gustav Adolf entrifs, bevor er nach Deutschland aufbrach, den Russen Karelien und Ingermanland und führte einen glücklichen Krieg mit Polen, von denen er im Frieden fast ganz Livland erhielt. So war Schweden im Besitze des gröfsten Teiles der Ostseeprovinzen. Noch bedeutender ist Gustav Adolf für sein am Anfänge der Regierung im Innern und von aufsen bedrängtes Reich dadurch, dafs er den Herrenstand, welchen er durch seine persönliche Milde und einzelne Zugeständnisse gewann, zum regelmäfsigen Heeresdienste und zum Gehorsam zwang. Er reorganisierte Verwaltung und Gericht, Kirchen- und Schulwesen, stellte die Hoheit des Staates gegenüber der Kirche fest und gab an der Verwaltung derselben den Mitgliedern Anteil. Die Städte gelangten unter ihm zur Blüte, Handel und Verkehr wurden lebhafter und durch Handelsverträge begünstigt, Kolonisten besonders aus Deutschland ins Land gezogen. 96. Der große schwedisch-polnische Krieg 1655—1660. Nach dem Tode Gustav Adolfs regierte seine ebenso begabte wie gelehrte Tochter Christina, umgeben von den berühmtesten Gelehrten und 1654 Künstlern, über 20 Jahre im Frieden über das Reich. 1654 dankte sie zu Gunsten ihres Vetters Karl X. ab und trat schliefslich in Rom zur katholischen Kirche zurück. Karl Ix. Gustav Adolf. Katharina, vermählt mit d. Pfalzgraf von Zweibrücken. 7. Christina 1632—1654. 8. Karl X. 1654—1660. 9. Karl Xi. 1660—1696. 10. Karl Xii. 1697—1718. 11. Ulrike Eleonore 1718—1719, Gem.: Friedrich I. (von Hessen-Kassel) 1720—1751. Karl X. nahm die kriegerische Politik Gustav Adolfs wenige Jahre nach Beendigung des 30jährigen Krieges wieder auf, um seinem kleinen und von Parteikämpfen zerrissenen Lande Beute, Eroberung und Kriegs-jg'-ruhm zu verschaffen. Als Johann Casimir, König von Polen, auf gjjden schwedischen Thron Ansprüche erhob (weshalb?), entbrannte 1655 ein sechsjähriger Krieg. *) Könige aus dem Hause Gustav Wasa: 1. Gustav Wasa 1523—1560. 2. Erich Xiv. 3. Johann Iii. 5. Karl Ix.' 1560—1568. _______________1568-1592. 1600—16u. Sigismund, König von Polen 1587—1632, 6. Gust. Ii. Ad;Kathar. 4. König von Schweden 1592—1599. 1611 —1632. Wladislaus Iv., König von Joh. Casimir, König von Polen 1633—1648. Polen 1648—1658.

7. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 281

1888 - Habelschwerdt : Franke
281 Resultat: Friedrich Wilhelm I. hat dem preußischen Volke den Geist nüchterner Sparsamkeit und strenger Zucht eingeflößt und seinem Sohne die Mittel geschaffen, seine großen Thaten zu vollbringen. Im Staatsschatze hinterließ er gegen 9 Millionen Thaler. Die nordischen Reiche. i. Schweden. Hier war auf Gustav Adolf seine Tochter Christine gefolgt, die jedoch der Regierung entsagte, zum Katholizismus übertrat und den Rest ihres Lebens in Rom zubrachte. Es folgte Karl X., 1654—1660, der Sohn des Pfalzgrafen von Zweibrücken, der mit einer Schwester Gustav Adolfs verheiratet war. Zweiter fchw edisch-polnischer Krieg. Die Ansprüche der in Polen regierenden Linie des Hauses Wasa auf den schwedischen Thron benutzte der kriegslustige König zu einem Kriege gegen Polen. Von Brandenburg unterstützt, siegte er in der dreitägigen Schlacht bei Warschau, 1656; doch hemmte eine Verbindung Polens mit Dänemark, dem Kaiser und Rußland seine Fortschritte. Auch der Große Kurfürst trat derselben bei. Trotzdem zwang Karl X. Dänemark zur Abtretung seiner südlichen Provinzen in Schweden. Sein Tod hinderte weitere Unternehmungen (siehe S. 272). Karl Xi., 1660—1697, beendigte den schwedisch-polnischen Krieg durch den Frieden zu Oliva, 1660, worin Johann Kasimir von Polen seine Ansprüche ans den schwedischen Thron aufgab und Estland und Livland abtrat. Mit Dänemark wurde endgültig der Friede zu Kopenhagen geschlossen. Karl Xii., 1697—1718. Erst 15 Jahre alt, erbte er von seinem Vater ein blühendes Land und ein tüchtiges Heer. Aber durch seine Leidenschaftlichkeit, von der er sich in der Politik, wie im Kriege leiten ließ, hat er die Großmachtsstellung Schwedens gänzlich vernichtet (siehe S. 283 u. f.). Ii. Pole». 1. Die Jagellonen (siehe S. 195) hatten hier (von 1362) bis 1572 regiert und die Grenzen des Reiches bis nach Schlesien und zum Donez (Nebenfluß des Don), bis zur Ostsee und zum Schwarzen Meere erweitert. Bei dem Aussterben der Jagellonen wurde Polen ein Wahlreich. Die Verfassung Polens war fast eine republikanische; denn die höchste Gewalt lag im Reichstage. Letzterer bestand 1. aus dem Senate, gebildet aus den Bischöfen, Woiwoden (Statthaltern der Provinzen), Kastellanen (königlichen Burggrafen) und den hohen Staatsbeamten, 2. ans der Versammlung der Landboten, zusammengesetzt aus den Abgeordneten der Ritterschaft. Die Bürgerschaft war vom Reichstage ausgeschlossen; die Bauern waren Leibeigne-Da im Reichstage zu einem Beschlusse Einstimmigkeit erforderlich war, jeder

8. Theil 3 - S. 278

1875 - Leipzig : Brandstetter
278 In Schweden regierte nach dem westphälischen Frieden bis zum Jahre 1654 Gustav Adolfs Tochter, Christina, ein geistvolles, wunderliches Wesen, von hohen königlichen Eigenschaften, männlichem Muthe und gelehrter Bildung, großmüthig und edel eben so wohl als herrisch und despotisch in ihrer Laune, jedoch ohne die ausdauernde Charakterkraft, welche den gebornen Herrscher bekundet, so wie ohne die weibliche Anmuth, welche diesen Mangel vielleicht hätte ersetzen können. Ihren gelehrten Studien hingegeben, und von den Ständen des Reiches in ihrer fast mehr als königlichen Verschwendung beschränkt, wurde sie bald der Regierung überdrüssig und entsagte zu Gunsten ihres Vetters Karl's X., - Herzogs von Zweibrücken, der ein Schwestersohn Gustav Adolfs war, freiwillig dem Throne (1654). Sie verließ das Reich, von welchem sie sich bestimmte Jahrgelder ausbedungen hatte, trat zur katholischen Religion über *), und bereiste mehrere Länder von Europa, mit gelehrten Liebhabereien, mit Sammlung von Kunstschätzen und Alterthümern beschäftigt. Noch zweimal besuchte sie Schweden, in der Absicht, den verschmähten Thron aufs Neue in Besitz zu nehmen, was aber an der festen Haltung der Reichsstände völlig scheiterte. Nach Rom zurückgekehrt, starb sie daselbst nach einem vielbewegten und reichen, doch nicht reinen Leben im Jahre 1689. Schon unter Karl X. (1654—1660) begannen die großen nordischen Kriege, aus welchen nach und nach die russische Macht an das Licht treten sollte. Er überzog Polen mit Krieg, vertrieb den König Johann Casimir und verband sich mit dem großen Kurfürsten von Brandenburg, welcher sich unter dem Versprechen einer selbstständigen Regierung des bis jetzt noch immer von Polen abhängigen Preußens gewinnen ließ. Diesem Bündniß setzte sich Dänemark entgegen, während Polen von Deutschland und Frankreich unterstützt wurde. Karl X., ein würdiger Vorläufer des spätern abenteuerlichen Karl Xii., wandte sich, aus Polen vertrieben, gegen die Dänen, und seine tollkühnen Märsche über das Eis des kleinen und großen Belt bei eintretendem Thauwetter haben wohl das Andenken seines Muthes, nicht aber das seiner Vorsorge und Klugheit verewigt. Anders wurde es unter seinem Sohne. Als Karl Xi. (1660 1697) die Regierung antrat, hegten seine Vormünder die Hoffnung, daß der nur nothdürftig unterrichtete und nie an Arbeit gewöhnte junge König die Verwaltung des Reiches ohne Widerstreben ihren Händen überlassen würde. Doch sie täuschten sich und mußten nun bald den Ernst und die Kraft seines Charakters erkennen, welcher, von innen heraus sich entwickelnd und die Dinge unbefangen betrachtend, überall das Wohl des Ganzen streng im Auge *) Auch aus Laune; denn sie verlachte die Jesuiten, wo sie konnte, und ärgerte bei der Messe das katholische Christenvolk durch unanständiges Betragen.

9. Geschichte der neueren Zeit für höhere Unterrichtsanstalten und zum Selbstunterrichte Gebildeter - S. 291

1839 - Leipzig : Gebhardt & Reisland
Die Autokratie. 291 werden. Der große Kriegsruhm, welcher in dem dreißigjährigen Kriege gewonnen worden, war gegen diese Feindschaft nur so lange eine Schutzwehr, als die Kräfte Schwedens nicht so übermäßig ange- spannt wurden, daß die Siege mit Nothwendigkeit aufhören mußten. Das Reich Schweden war nach dem Falle Gustav Adolfs an seine junge Tochter Christin« gekommen, welche indessen erst am 8. Decbr. 1644, achtzehn Jahr alt, die Regierung übernahm. Das seltsame Mannweib fühlte sich bald unheimisch auf dem Throne. Die Staatsgeschäfte, durch finanzielle Schwierigkeiten verwickelt, ekelten sie an. Lieber wollte sie den Künsten und den Wissenschaften leben; es zog überdem eine innere Neigung sie zum Katholicismus, für den jedoch eine Reaction nicht mehr vorzunehmen war. Jahre lang trug sie den Entschluß, die Krone niederzulegen, bei sich; end- lich führte sie denselben 16. Juni 1654, trotz der Gegenreden der 1654 treuen Schweden, aus. Die Stände und die Königin waren schon früher über den Uebergang der Krone auf Karl Gustav, Pfalzgraf von Zweibrücken-Birkenfeld, welchem Christina erst ihre Hand ver- sprochen, Übereinkommen. Dieser ward nun König Karl X. von Schweden. Nun standen die katholischen Wasa noch in Polen da. Johann Casimir dachte wohl noch an den schwedischen Thron, aber eine eigentliche Hoffnung auf denselben hatte er nicht mehr. Karl X. aber wollte einen Krieg gegen Polen, und da sich sonst keine Veran- lassung fand, mußte ihm der Umstand dienen, daß der polnische Hof sich einmal ein Versehen in den Titulaturen des Königs von. Schweden zu Schulden kommen lassen. Dennoch begann Karl X. diesen Krieg mit einer großen politischen Ansicht. Er wollte alle Lander um den baltischen Meerbusen und um die Ostsee zu dem schwedischen Reiche bringen und die feindlichen Mächte tiefer in das Binnenland zurückdrücken. Denn nur so, meinte er, könne die schwe- dische Macht bestehen und dauern. Nun sind die Russen in Polen eingebrochen und Karl X. meint, daß er nicht säumen dürfe, die Russen könnten ihm sonst in Polen zuvorkommen. Schon hat er den Gedanken der Theilung Polens aufgefaßt. Er unterhandelt darüber mit Rußland, mit der Pforte, mit Oestreich, mit Brandenburg. Die Schwierigkeit ist, daß Rußland und Schweden zugleich nach dem Besitz der Ostseeküste streben, und daher eine Verständigung nicht erfolgen kann. Indessen brechen die Schweden in Polen ein und das elende Reich erlag der Gewalt ihrer Waffen; selbst Warschau und Krakau sielen und Johann Casimir entwich nach Schlesien. Mit dem raschen Glücke waren die Erwartungen Karls X. gestiegen. Grauert. Christina von Schweden und ihr Hof. I. 1837. 19 *

10. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 311

1858 - Weimar : Böhlau
311 verwickelt. Mit Dänemark wurde 1613, mit Rußland 1617 Friede ge- schloffen. Schweden erhielt von Rußland Karelien und Jngermanland, welche die finnländischen Besitzungen Schwedens mit Esthland verbanden, und dadurch wurden die Russen gänzlich von der Ostsee ausgeschlossen. Der Krieg mit Polen war beim Tode Karls Ix. durch einen längeren Waffenstillstand unterbrochen, 1617 von Gustav Adolf wieder eröffnet und dann größtentheils mit Glück geführt worden. Im Jahr 1629 ver- mittelte ein Abgeordneter Richelien's einen sechsjährigen Waffenstillstand zwischen Schweden und Polen. Richelieu war von denselben Bedenklichkeiten über die Entwürfe Kaiser Ferdinands Ii. ergriffen worden, wie die katholischen Fürsten und Stände Deutschlands. Diesen Strom wollte er aufhalten, das Haus Habsburg sollte nicht weiter steigen, ja er trachtete, es von seiner jetzi- gen Höhe bedeutend herunterzubringen, damit Raum für Frankreichs Macht und Größe gewonnen werde. Richelieu gedachte nicht selbst für die Protestanten aufzutreten, welche Ferdinand Ii. unterdrücken zu wol- len schien, nicht allein weil sie Protestanten waren, sondern auch weil ihm nach ihren Ländern gelüstete. Richelieu hatte sich nach einem Bun- desgenossen gegen Oestreich umgesehen und er glaubte diesen in Gustav Adolf gefunden zu haben. Das Haus Gustav Wasa's hatte sich in zwei Linien gespalten, die in Todfeindschaft neben einander standen. An der Spitze der einen stand Gustav Adolf; sein Königthum, sein ganzes Dasein ruhte auf dem Protestantismus. An der Spitze der andern stand Sigismund Iii. von Polen, der sich ganz auf den Katholi- cismus gestellt hatte. Unter ihm hatte die katholische Reaction in Polen begonnen; die Reformation war nicht nur in ihrem Fortgang gehemmt worden, sondern sie war bedeutend zurückgeschritten. Ein großer Theil des Adels war wieder katholisch geworden, uin nicht von Ehren, Würden und Nutznießungen ausgeschlossen zu werden, welche der König auf den Rath der Jesuiten nur an Katholiken gab. Wenn der Prote- stantismus in Deutschland unterging, so konnte er sich in Schweden schwerlich halten, und wenn er unterging, hatte Gustav Adolf keiu Recht mehr auf den Thron von Schweden. Sein ganzes Dasein war mit dem Protestantismus verwachsen. Ein starker Glaube an die Wahr- heit desselben und ein tiefes Mitgefühl für die bedrängten Glaubens- genossen kam hinzu. Schon 1614 hatten die evangelischen Fürsten Deutschlands Gustav Adolf zum Eintritt in ihren Bund aufgefordert. Im Jahr 1625 war Gustav Adolf geneigt gewesen, sich an die Spitze der Niedersachsen zu stellen; doch waren seinen Anerbietungen die Christians Iv. von Däne- mark vorgezogen und die dänische Macht bei Lutter am Barenberge ver- nichtet worden. In den Herzögen von Mecklenburg sah Gustav Adolf seine Verwandten schwer gekränkt. Oestreichs Pläne auf die Ostsee waren für Schweden zu bedenklich, um nicht zum Kriege aufzufordern, und ein siegreicher Krieg verhieß Schweden eine glänzende Ausdehnung seiner Macht am baltischen Meere und die Besetzung der Küsten von Riga bis Stralsund. Gelang es hingegen dem Kaiser, sich in den Besitz von Stralsund zu setzen, so war Schweden den katholischen Heeren geöffnet. Das hatte Gustav Adolf bestimmt, der bedrängten Stadt Hülfe zu sen- den. Ferner harte der Kaiser die schwedischen Gesandten von den Unter-

11. Lehrbuch der neueren Geschichte - S. 156

1880 - Berlin : Habel
156 Sohn Gustav Ii. Adolf setzte die von seinem Vater gegen Rußland, Dänemark und Polen mit Erfolg begonnenen Kriege glücklich fort, eroberte zu Finnland auch Esthland, Livland, Jngermanland und Karelen und erhob Schweden zur ersten nordischen Macht. Da der Bestand des schwedischen Königtums eng mit demjenigen des Protestantismus verknüpft war, so begann er im dreißigjährigen Kriege den Kamps gegen die Habsburgische Macht (s. Seite 86 ff.), aus welchem Schweden unbestritten als die Beherrscherin der Ostsee und als europäische Großmacht hervorging. -1697 2. Schweden dis ?u Karts Xil Regierungsantritt 1697. Nachdem Gustav Adolfs Tochter Christine (1632—1654) die Krone niedergelegt hatte (sie trat später zur katholischen Kirche über) gelangte nach ihrer Bestimmung ihr Vetternder Pfalzgraf von Zweibrücken unter dem Namen Karl X. Gustav (1654—1660), aus den schwedischen Thron, welcher 1655-1660 gegen den Thronbewerber Johann Ii. Kasimir von Polen (Wasa) um die schwedische Krone kämpfte und die Polen mit 1656 brcmdeuburgischer Hilse 1656 bei Warschau besiegte. Auch nötigte er die Dänen, welche sich seinen Feinden angeschlossen 1658 hatten, 1658 zu dem für sie höchst nachteiligen Frieden von Roeskilde, in welchem sie Blekinge, Schonen und Hallaud an Schweden abtreten mußten. Da Karl X. den Frieden brach, bildete sich gegen ihn ein Bund Frankreichs, Polens, des Kaisers, Brandenburgs und der Seemächte; doch kam es 1660 schon 1660, aber erst nach des Königs ^ode, zu den Friedensschlüssen zu Oliva mit Brandenburg und Polen und zu Kopenhagen mit den Dänen. Karls X. unmündiger Sohn war Karl Xi. (1660—169/), welcher anfangs unter 'der Vormundschaft seiner Mutter, seit 1672 aber selbständig regierte. Seine Regierung war mit Ausnahme der Jahre, in welchen er als Bundesgenosse Frant-reichs gegen Brandenburg unglücklich Krieg führte (s. Seite 132), eine friedliche. Dafür schuf er ein tüchtiges Heer, gab neue Gesetze, führte viele Bauten aus und starb mit Hinter -lassnna eines Schatzes von mehreren Millionen Thalern, der seinem Sohne und Nachfolger Karl Xu. (1697 1(18) tue Mittel lieferte, mit Kraft und Schnelligkeit gegen seine Feinde aufzutreten. B. ^erkauf des nordischen Krieges. Ursache und Veranlassung. Der erst fünfzehnjährige Karl Xii. zeigte anfangs wenig Neigung für seine Regierungsgeschäfte. Man hielt ihn für einen mittelmäßigen Äop|.

12. Die neuere Zeit von 1648 bis auf die Gegenwart - S. 33

1901 - Paderborn : Schöningh
33 gestorben. So mute er die schwierige Regierung des arg darnieder-liegenden Landes seinem Urenkel, einem fnfjhrigen Kinde, berlassen. Das drohende bergewicht Frankreichs war gegen Ende seiner Regie-rung durch die Verbindung der brigen Gromchte gebrochen, und die Staatsschulden waren durch die bestndigen Kriege endlich zu einer furchtbaren Hhe angewachsen, wofr der gewonnene Lnderzuwachs nur schwachen Ersatz bot. Frankreich hrt fr die nchste Folgezeit auf, in die Ordnung der staatlichen Verhltnisse Europas bestimmend einzugreifen, und ohne seine Mitwirkung vollziehen sich wichtige Ver-ndernngen, wie der Sturz Schwedens und die Erhebung Rulands und nachmals Preuens zu Gromchten. Dennoch trug die Zeit noch lange nach Ludwig Xiv. das Geprge, welches er ihr aufgedrckt. Die nordischen Reiche. 14. Whrend der spanische Erbfolgekrieg zur Folge hatte, da Frankreich nicht mehr eine unbestrittene Vorherrschaft in den Ver-Hltnissen des Westens bte, entstand im nordischen Kriege eine neue Gromacht, Rußland, welches bald den Einflu der franzsischen Politik in Polen kreuzte und Schweden und die Trkei, die bisherigen Bundes-genossen Frankreichs, zu Mchten zweiten Ranges erniedrigte. x Schweden, Polen und Rußland. I. Schweden. Hier war auf Gustav Adolf seine Tochter Chri-stine gefolgt (1632 1654), bei deren Minderjhrigkeit anfangs eine vormundschaftliche Regierung eintrat. Ihr Hang zu gelehrten Studien und ihr Widerwille gegen die Regierungsgeschfte, besonders aber ihre Hinneigung zum Katholicismus veraulaten sie, die Krone niederzulegen. Sie trat zur katholischen Religion der und verlebte den Rest ihres Lebens grtenteils zu Rom, mit dem Studium der alten Klassiker und dem Sammeln von Kunstschtzen beschftigt. Doch machte sie beim Tode ihres Nachfolgers noch einen vergeblichen Versuch, den schwedischen Thron wieder einzunehmen. Sie starb zu Rom (1689). Karl X. Gustav (16541660), der Sohn einer Schwester Gustav Adolfs und des Pfalzgrafen von Zweibrcken, ein kriegslustiger Fürst, nahm die Ansprche, welche der in Polen regierende Zweig des Stein, Lehrbuch der Geschichte fr obere Kl. Iii. 3

13. Ausführliche Geschichtstabellen - S. 99

1913 - Paderborn : Schöningh
Die Zeit der unbeschränkten Selbstherrschaft. 99 3. Die nordische und orientalische Politik. a) Die politischen Verhältnisse in Nord- und Osteuropa. Der mächtigste nordeuropäische Staat ist seit Gustav Adolf durch seine starke Militärmacht das Königreich Schweden. Es besitzt außerhalb Schwedens die heute russischen Ostseeprovinzen Finnland, Jngerntanland, Estland und Livland sowie die 1648 erhaltenen deutschen Gebietsteile. Sein Ziel bleibt die volle Herrschaft über die Ostseeländer. Natürliche Gegner Schwedens sind demnach das Königreich Dänemark-Norwegen, das Königreich Polen, das Kaiserreich Rußland und von den deutschen Fürstentümern besonders Bran-denburg-Preußen. Im Orient besteht die Großmacht der Türkei. Ihr Umfang übertrifft den des alten oströmischen Reiches. Zur Türkei gehören in Europa: die Balkanhalbinsel, fast ganz Ungarn nebst dem abhängigen Fürstentum Siebenbürgen, das heutige Rumänien und die Länder am Nordrande des Schwarzen Meeres; in Asien: Kleinasien, Armenien, Syrien und Mesopotamien nebst Teilen von Arabien; in Afrika: Ägypten, Tripolis sowie als abhängige Vasallenstaaten Tunis und zeitweise Algier. Natürliche Gegner der Türkei sind die europäischen Nachbarstaaten Venedig, Österreich, Polen und Rußland. b) 1655—1660 Angriffskrieg des schwedischen Königs Karl X. auf das Königreich Polen. 1656 Die Schweden, von brandenburgischen Truppen unterstützt, siegen über die Polen bei Warschau. Der Bund der schwedenfeindlichen Ostseemächte durchkreuzt die Eroberungspläne Karls Xii. 1660 Sein früher Tod führt den Frieden von Oliva herbei. Er stellt im wesentlichen den status quo ante wieder her. Doch hat der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg durch kluge Politik die Souveränität über das Herzogtum Preußen gewonnen. c) 1683 Der letzte Angriffskrieg der Türken gegen Österreich. Sie belagern zum zweitenmal unter Kara Mustafa Wien. Die Stadt wird von Graf Rüdiger Starhemberg 7*

14. Die Neuzeit - S. 71

1878 - Wolfenbüttel : Zwißler
— 71 — Meere. Darauf führte er seinen Lieblingswunsch, den Bau einet Flotte aus und unternahm selbst 1697 als Mitglied seiner eigenen Gesandtschaft eine Reise über Berlin nach Amsterdam (Ausenthalt in Zaardam) und England, um hier Die Schiffsbaukunst- gründlich feimen zu lernen. Nach feiner Rückkehr über Wien begattn Peter d. Gr. die Eivilisirung seiner Russen mit aller Energie. Er gebot die Einführung europäischer Tracht und suchte die altrussischen Sitten und Gebrauche auszurotten. Fremde Handwerker, Künstler und Seeleute wurden ins Land gerufen, Buchdruckereien angelegt, in allen bedeutenden Städten Schulen errichtet. Die Stiftung der Petersburger Akademie krönte die humanen Bestrebungen. Peters Steuerungen stießen bei den Altrussen auf entschiedenen Widerstand. Die über den Einfluß der Fremdlinge erbitterten Großen verbanden sich mit den Strelitzeu, die, von der Sophie ermuthigt, einen Aufstand gegen den Ezaren wagten. Peter wurde Herr der Empörer, über die er ein furchtbares Strafgericht abhielt. Sophie blieb bis zu ihrem Tode in Gefangenschaft. Mit derselben rücksichtslosen Strenge verfuhr er gegen feinen Sohn Alexei, der sich als Anhänger des Alten in eüte Verschwörung gegen den Vater eingelassen hatte. Dieser unglückliche Prinz wurde zum Tode verurtheilt und endete im Kerker. In der Verwaltung zielten alle Reformen Peters auf Herstellung einer absoluten Herrfchergewalt. Er brach die Macht der Bojaren (Großen) durch Errichtung eines dtrtgirendeit Reichsfeitates und setzte an Stelle des Patriarchats als oberste geistliche Behörde die heilige Synode ein, die dem Kaiser untergeordnet war. — So wirkte Peter als „Selbsteinrichter" und „Haushalter" seines Reiches, das er zu einem europäischen Großstaat erhob. Der Plan Peters d. Gr. außer an dem schwarzen Meere auch Besitzungen an der Ostsee zu erwerben, damit er auch hier eine Seemacht errichten konnte, nöthigte ihn zu einem Kampfe gegen die Schweden. Mit Rußland verbanden sich Polen und Dänemark zu diesem sog. nordischen Krieg. § 31. Schweden. Schweden war bei Gustav Adolfs Tode die tonangebende nordische Macht. Seine Tochter Christine, die, als Liebhaberin der

15. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 50

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
50 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Schweden. Polen. Rußland. Darstellung finden. Zum besseren Verständnis desselben aber müssen wir uns vorerst einen flüchtigen Überblick über die Verhältnisse der nordischen Staaten: Schweden, Polen und Rußland vor dem Kriege verschaffen. 2. In Schweden giug nach Gustav Adolfs Tod die Regierung auf seine Tochter Christine über. Sie entsagte 1654 der Krone, wurde in Innsbruck katholisch, starb in Rom und wurde in der St. Peterskirche begraben. Ihr folgte ihr Vetter Karl X., Sohn des Pfalzgrafen Johann Kasimir aus der wittelsbachischeu Linie Simmern-Zweibrückeu und einer Schwester Gustav Adolfs, und diesem sein Sohn Karl Xi. (1660—1697). Unter beiden Regenten machte Schweden erfreuliche Fortschritte. Im Besitze der Flußmündungen der Newa, Düna, Oder und Weser, sowie der meisten Ostseeprovinzen (Finnland, Jugermanland, Esthland, Livland, Vorpommern), beherrschte es den ganzen Handel des Baltischen Meeres und schwang sich zur ersten Macht des Nordens und zur europäischen Großmacht empor. Nach Karls Xi. Tod gelangte dessen fünfzehnjähriger Sohn Karl Xii. (1697—1718, gewöhnlich „Charles douze“ genannt) zur Regierung, ein tatendurstiger Jüngling, der seine oft unüberlegten Entschlüsse mit verblendetem Eigensinn und tollkühnem Wagemut durchzuführen suchte. 3. In Polen wurde 1697 Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen, welcher durch verschwenderische Prachtliebe und riesige Kör-perstärke besannt war, als August Ii. zum König gewählt (Nadj-solger Sobieskis), nachdem er zum Katholizismus übergetreten war und damit aus die Führersd)ast der deutschen Protestanten verzichtet hatte. Die Zustände im polnisd)en Reiche waren wenig erfreulich. Weitaus die meisten der Einwohner seufzten unter dem schweren Druck strenger Leibeigenschaft und lebten in finsterer Unwissenheit. Der Adel verwaltete alle Staats- und Kriegsämter und war fortwährend bemüht, die Rcdjte und die Macht des Königs einzuschränken. Mehr und mehr wurde der Staat eine Adelsrepublik mit monarchischer Spitze; der König sank allmählid) zum bloßen Vollstrecker der Reid)s-tagsbeschlüsse herab. 4. In Rußland herrschte Peter der Große (1689—1725) ans dem Hanse Romanow, ein Mann mit vielseitiger Begabung und lebhaftem Streben nad) Bildung. Ihn erfüllte der große Gedanke, sein Volk, das nod) in der Nacht asiatischer Barbarei lebte, mit west-europüischer Kultur zu beglücken, ein starkes Heer zu bilden, Besitzungen an der See (Ostsee, Schwarzes Meer) zu erwerben, um durch direkte Aus- und Einsuhr von Produkten den Wohlstand seines Volkes vermehren zu können, endlich Rußland zu einer Großmad)t zu erheben. Damit er die Einrid)tnngen der hochentwickelten westlichen

16. Deutsche Geschichte - S. 157

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
157 anders aussehe als in der russischen Wildnis. Da erwachte in Peter der Wunsch, Europa mit eignen Augen kennen zu lernen. So unternahm er denn eine Reise durch Deutschland, Holland, England und Frankreich. Besonders gut gefiel ihm Holland. Hier gab es fr ihn viel Neues zu sehen und zu hren. Eifrig besuchte er Handwerker und Knstler in ihren Werksttten; Mhlen, Maschinen und Dmme lie er sich grndlich erklären. Namentlich aber fesselte ihn der Schiffbau. Um darin Erfahrungen zu sammeln, trat er sogar bei einem Zimmermann in der Nhe von Amsterdam in Arbeit. Auch in England verweilte er mit Vorliebe auf den Werften. Als ihm ein Seemanver vor-gefhrt wurde, rief er voll Begeisterung aus: Wre ich nicht Zar von Rußland, so mchte ich englischer Admiral sein." 3. Seine Reformen. Bald ging er daran, sein Reich nach europischem Muster einzurichten. Errief zahlreiche tchtige Auslnder herbei, die in Rußland die Kultur des Westens verbreiten sollten. Es kamen Grtner und Frster, Seiler und Schmiede, Bergleute und Schiffbauer, rzte und Apotheker, und wohl tausend fremde Offiziere bildeten die russischen Truppen aus. Den meisten Russen gefielen diese Neuerungen freilich nicht. Sie haten die Fremden und die Einrichtungen, die diese brachten. Mehrmals lieen sie sich sogar zu blutigen Emprungen hinreien, die Peter indes mit grausamer Strenge bestrafte. 4. Seine Ziele. In Holland und England hatte der Zar er-kannt, wie wichtig fr ein Land die Lage an der See ist. Nun besa sein Reich nur eine einzige Kste, nmlich die am Nrd-liehen Eismeer, desfen Hfen neun Monate des Jahres zugefroren sind. Wollte Rußland Handel treiben, so mute es Zu-gang zum Schwarzen Meere und zur Ostsee haben. Jenen erhielt Peter nach leichteren Kmpfen mit den Trken, diesen erst nach einem schweren Kriege mit den Schweden. 5. Karls Xii. Siegeslauf. Schweden gehrte seit Gustav Adolfs Tagen zu den Gromchten. Im Jahre 1697 kam hier Karl Xii. zur Regierung. Er war ein tollkhner Jger und Reiter, aber noch jung und unerfahren, dazu sehr eigenwillig. Deshalb glaubten die feinblichen Nachbarn, es sei nun ein Leichtes, Schweden seine auswrtigen Besitzungen abzunehmen. Dnemark, Polen und Rulanb

17. Geschichte der Neuzeit seit dem Jahre 1648 - S. 12

1910 - Leipzig : Voigtländer
12 Der Grohe Kurfürst. 60 toerben^estflischen Friedens 1648 hatte er wesentlichen Anteil; seine grtebm i648r^anfpr^e auf das Herzogtum Pommern konnte er indes nicht vllig durchsetzen: er erhielt nur Hinterpommern. Fr Vorpommern bildeten Magdeburg (erst 1680 erfolgte die Besitzergreifung), Halber st adt und Minden keinen entsprechenden Ersatz, obschon es fruchtbare Gebiete waren, die eine Verbindung mit dem Westen herstellten. Der Westflische Friede s. Teil Iv, S. 174 hatte wie des Reiches Untergang, so Brandenburgs Aufgang zur Folge. 2. Begrndung der Unabhngigkeit Ostpreuens und Pattsch- der unumschrnkten Regierungsgewalt. Eine selbstndige Stellung unter den europischen Mchten zu erringen und die Rsten von der schwedischen Fremdherrschaft zu befreien diese Ziele konnte der Rurfrst nur erreichen, wenn er der ein starkes stehendes Heer verfgte. Wegen der ntigen Ausgaben dafr geriet er d?nstn?en^ erbitterte, langandauernde Zwistigkeiten mit den Stnden. Er mute ihnen als Ersatz fr die geringen Mittel, die sie bewilligten, alle Ansprche auf Bauernland besttigen und die niedere Polizeigewalt der die Bauern berlassen (1653). Reichsgesetzliche Grundlage fr die landesherrliche Militrhoheit bot den Stnden gegenber der Reichstagsbeschlu (1654), da die Land-sassen, Untertanen und Brger" dem Landesherrn fr Festungen und Garnisonen die erforderlichen Geldmittel zu bewilligen haben. Sf$et ~ Im schwedisch-po,ljtj4^en_erbfolgekriege erhielt der Kur-rbfoigetrieg fr st Gelegenheit, sein landesherrliches Recht zur Geltung zu bringen und sich der Abhngigkeit von Polen zu entziehen. In Schweden war nmlich auf Gustav Adolfs gelehrte Tochter Christine, die von der Regierung zurcktrat, ihr Vetter Karl X. Gustav aus dem mittels bachischen Haus^Na^-Zw^^^en^gefolgt, ein neuer Pyrrhus". Um fein Heer zu unterhalten und die Herrschaft der die Ostsee vllig zu ge-Winnen, begann er Krieg gegen den katholischen König von Polen, Johann Kasimir, der aus dem Hause Wasa stammte und daher sein Erbrecht in Schweden geltend machte. Karl X. besetzte Warschau und wandte sich dann mit bermacht gegen den Kurfrsten in Ostpreuen. Zum ersten Male erkannten die Stnde, da das Wohl des ganzen Staates auf dem Spiele stand, und bewilligten die Mittel zum Unterhalt von 6000 Mann. Der Kurfürst half 1656 bei Achau Warschau die Polen niederwerfen. Bald aber drangen diese 1656 aufs neue vor, und Karl X. sah feine Rettung nur in enger Verbindung

18. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte der Neuzeit bis 1740 - S. 63

1913 - Paderborn : Schöningh
63 b) Der schwedisch-polnische Krieg (16551660). Der brandenburgische Staat mar durch die Erwerbung von Ostpreuen (1618) und von Hinterpommern (1648) in die Reihe der Ostsee-mchte eingetreten und wurde dadurch in die Wirren hinein-gezogen, welche das Streben nach der Herrschaft der das baltische Meer schon zur Zeit Gustav Adolfs hervorgerufen hatte. Wie damals, so brach bald nach dem Dreiigjhrigen Kriege wieder ein Krieg zwischen Polen und Schweden aus. Hier legte Gustav Adolfs Tochter und Nachfolgerin Christine aus berdru an den Regierungsgeschften die Krone (1654) nieder, wurde katholisch und verlie die Heimat. Ihr Nachfolger war Karl X. Gustav aus dem Hause Pfalz-Zweibrcken, der Sohn einer Schwester Gustav Adolfs. Das wenig volkreiche und arme Schweden war, wenn es sein Heer erhalten wollte, auf Krieg und Eroberung angewiesen. So nahm denn der neue König die Ansprche, welche der in Polen regierende Zweig des schwedischen Knigshauses Wasa auf die Nachfolge in Schweden machte, zum Anla eines Krieges gegen Polen. Die schwedischen Truppen rckten aus Vorpommern durch brandenburgisches Gebiet in Polen ein und eroberten in raschem Siegeszuge das Land, welches der polnische König Johann Kasimir flchtig verlie. Karl Gustav zog dann gegen das Herzog-tum Preußen und ntigte so den Rurfrsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg sich ihm anzuschlieen. In einem Vertrage (zu Knigsberg) mute dieser Ostpreuen von^ Schweden zu Lehen nehmen und an dem weiteren Kriege gegen Polen teilnehmen. Vereint siegten Brandenburger und Schweden in der dreitgigen Schlacht bei Warschau (1656) der die Polen, die sich wieder einmtig gegen den Sieger erhoben hatten. Um nun der ferneren Beihilfe Brandenburgs sich zu versichern, gestand der schwedische König in dem Vertrage zu Labiau (in Ostpreuen, 1656) dem Kurfrsten die Lehnsunabhugigkeit des Herzogtums Preußen zu. Indessen traten sterreich, Dnemark, bald auch Holland, um das Kriegsglck Schwedens zu brechen, auf die Seite Polens. Das schwedische Heer mute von dem polnischen Kriegsschauplatze sich zu Lande gegen Dnemark wenden. Der Rurfrst fhlte sich aber den zahlreichen Feinden Schwedens gegenber zu schwach;

19. Theil 2 - S. 403

1830 - Königsberg : Bornträger
Das Königreich Schweden. 403 hier vergißt man ganz, daß man nur einige 100 Schritte von der großen Hauptstadt entfernt ist. — Nicht weit von Gustav Adolfs Markt ist der Kö n ig S g a r ten, ein angenehmer Spa/ tziergang, der mit dem Garten der Tuilerien in Paris zu ver- gleichen ist. Davor steht das Zeughaus, in welchem wir un- ter andern die Kleidungsstücke Karls Hi. finden, in denen er er- schossen wurde*): den Hut, in dem man noch das Loch sieht, welches die Kugel machte, seinen Nock von grobem Tuch mit groß- ßen Mctallknöpfen und ledernen Taschen, seinen blauen Tuchman/ tel, seine langen, steifen, mit Blut befleckten Handschuhe, seine steifen Stiefeln mit schweren, eisernen Sporen u. s. w. „Wie wunderbar lebendig tritt eine Begebenheit, selbst der entferntesten Zeiten, vor unsere Phantasie, beim Anblicke lebloser Dinge, wel- che, alö sie geschah, ihre stummen Zeugen waren, aber noch nach Jahrhunderten von ihr reden! Keine Erzählung vergegenwärtigt den Tod des edlen königlichen Helden so, als diese Kleidungsstücke, in denen er zum letzten Mal geathmet hat. Mit einem ähnli- chen Gefühl sieht man hier auch den Maskenanzug, in welchem Gustav Hk. 1792 im Opernhause (an Gustav Adolfs Markt) von Ankarström den tödtlichcn Schuß erhielt: eine graue gestrickte seidene Jacke mit eben solchen Pantalons, einen Domino, das blutige Hemde und die Larve**)." Auch ist Gustav Adolfs Har/ nisch und Sturmhut hier zu sehen. Nach Södermalm führt ein breiter, mit Häusern bebauter Damm von Staden aus. Auch hier sind die Straßen schnurge- rade, aber die Häuser nicht so ansehnlich als in Norrmalm, und je weiter man geht, desto weniger glaubt man in einer Haupt- stadt zu seyn; zuletzt werden die Gassen ganz dorfmäßig und ho/ rcn ganz auf; denn die äußersten Gegenden dieser großen Insel sind ganz unbebaut; viel Land an und zwischen den Klippen ist noch öde, oder wird zu Gärten, zu Gras - und Ackerland benutzt. Södcrmalm ist der höchste, bergigste Theil von Stockholm. Man findet hier Straßen, die so steil sind, daß man sich scheut, hin- unterzufahren, ja in manchen ist dies gänzlich unmöglich. Sonder- bar sieht es aus, wenn man zuweilen von unten her in den höch- sten Gassen einen Wagen gleichsam über den Dächern der darun- ter liegenden Häuser schweben sieht. Was nun die Bauart von Stockholm betrifft, so bietet die Stadt die sonderbarsten Contraste dar. Betrachtet man das wahrhaft königliche Schloß, schaut man von den Anhöhen auf die belebtesten Theile der Stadt herab, auf die von Menschen wimmelnde Brücke, auf den Platz Gustav Adolfs, auf den mit *) S. mein Lchrb. der Weltgeschichte für Töchterschulen, 2te Ausg., Th. 3., S. 256. **) Ebend. S. 346. 26 *

20. Deutsche Geschichte - S. 145

1912 - Halle a.S. : Schroedel
145 die Kultur des Westens verbreiten sollten. So kamen Grtner und Frster, Seiler und Schmiede, Bergleute und Schifsbauer, Arzte und Apotheker, und wohl tausend fremde Offiziere bildeten die russischen Truppen aus. Den meisten Russen gefielen diese Neuerungen freilich nicht. Sie haten die Fremden und die Einrichtungen, die diese brachten. Mehrmals lieen sie sich sogar zu blutigen Emprungen hinreien, die Peter indes mit grausamer Strenge bestrafte. 4. Seine Ziele. In Holland und England hatte der Zar erkannt, wie wichtig fr ein Land die Lage an der See ist. Nun besa sein Reich nur eine einzige Kste, nmlich die am Nrdlichen Eismeer, dessen Hfen nenn Monate des Jahres zugefroren sind. Wollte Rußland Handel treiben, so mute es Zugang zum Schwarzen Meere und zur Ostsee haben. Jenen erhielt Peter nach leichteren Kmpfen mit den Trken, diesen erst nach einem schweren Kriege mit den Schweden. 5. Karls Xii. Siegeslauf. Schweden gehrte seit Gustav Adolfs Tagen zu den Gromchten. Im Jahre 1697 kam hier Karl Xii. zur Regierung. Er war ein tollkhner Jger und Reiter, aber noch jung und unerfahren, dazu sehr eigenwillig. Deshalb glaubten die feindlichen Nachbarn, es sei nun ein Leichtes, Schweden seine auswrtigen Besitzungen abzunehmen. Dnemark, Polen und Rußland schlssen also gegen den mchtigen Nachbarn einen Bund, und so brach der groe Nordische Krieg aus. Die Gegner Karls Xii. hatten sich grndlich verrechnet. Mit Blitzesschnelle landete der junge König aus Seeland und belagerte Kopenhagen. Da ergriff die Dnen ein solcher Schrecken, da sie schleunigst Frieden schlssen. Hierauf wandte sich der Sieger gegen Peter. Whrend eines heftigen Schneegestbers griff er ihn 1700 bei Nartoa an und schlug mit seinen 15000 Schweden 80000 Russen in die Flucht. Auch der Polenknig August der Starke, der zugleich Kurfürst von Sachsen war, mute vor ihm weichen. Karl verfolgte ihn bis in sein Stammland hinein und zwang ihn dort zum Frieden von Altranstdt. 6. Die Grndung von Petersburg. Durch den Zug nach Sachsen verlor Karl Xii. viel kostbare Zeit. Diese nutzte der Zar sorgfltig aus, Froning-Klarmann-Wewer. Geschichte fr Mittelschulen. Iii. Teil. 10