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1. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 54

1909 - Bamberg : Buchner
54 Neue Geschichte. auch Frankreich auf den Plan. Richelieu erklrte zwar den Krieg nicht offen, aber er schlo mit Schweden einen Vertrag (28. April 1635), gemeinsam mit den sddeutschen Protestanten den Kaiser zu bekmpfen und blo gemeinsam Frieden zu schlieen. So hatten nun die protestantischen Schweden ihre abgefallenen norddeutschen Glaubensgenossen zu zchtigen (Bauer, Torstenson), die katholischen Franzosen aber im Verein mit den sddeutschen Protestanten (Bernhard von Weimar in franzsischen Diensten; Gnebriant, Turenne, Conds) zu bekriegen die Liga und den Kaiser. Der Kriegsschauplatz umfate von 1635 an gleichzeitig ganz Deutschland, das nun von Freund und Feind aufs allereutsetzlichste ausgeraubt und verwstet wird. Das Kriegsglck schwankte hin und her, und Kaiser Ferdinand Ii. sah das Ende des Kampfes nicht mehr. Er erlebte noch die Niederlage seines und des schsischen Heeres bei Wittstock (i. d. Priegnitz) durch Baner (Oktober 1636), sowie die Wahl seines Sohnes Ferdinand zu seinem Nachfolger (Dezember 1636) und starb dann, schon lnger leidend, nicht ganz 60 Jahre alt, Mitte Februar 1637. In seinem Testament ver-fgte er die Unteilbarkeit smtlicher Erblnder und begrndete so dauernd die sterreichische Gesamtmonarchie, wenn er sie zunchst auch in einem Zustande heilloser Miwirtschaft zurcklie. Kapitel 83. Ferdinand Iii. (16371657). 1. Ferdinand Iii. war mit den Wirren, die er beilegen sollte, groß geworden: das Grndungsjahr der Union (1608) war sein Geburtsjahr. Mochte er auch noch migere Fhigkeiten als sein Vater aufweisen: in einem Punkte war er ihm berlegen er war sparsam, machte der unsinnigen Verschwendung am Hofe ein Ende und entzog den Jesuiten jeglichen Einflu auf die Staatsgeschfte. Beim Tod seines Vaters befand er sich in Regensburg zur Feststellung des nchsten Feldzugs-Plans. Er gab nun sein Kommando ab und reifte unverzglich nach Wien. Den Oberbefehl der die kaiserlichen Truppen bernahm sein Bruder Leopold, ein Kirchenfrst von erst 21 Jahren, der, ohne je die Wethen empfangen zu haben, bereits Erzbischof von Magdeburg und gleichzeitig Bischof von Paffau, Straburg, Halberstadt, Breslau und Olmtz war. Zum Leiter feiner Politik ernannte Ferdinand Iii. den klaren, rechtlichen und arbeitsamen Grafen Tranttmansdorff. Noch im Jahr 1637 wurde 320

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1. Die Geschichte der Deutschen - S. 240

1855 - Langensalza : Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
240 Erster Abschn. Von der Rcformarion b>s auf dcn wcstphälischc'n Frieden. welche die Ausländer gebracht hatten, verdorben. Französisches Geplapper galt für vornehmer, als die deutsche Sprache, und selbst die Gelehrten fingen an, französisch zu schreiben oder doch ihre Schriften mit einer Un- zahl fremder Wörter zu verunstalten. Bei alledem arbeitete sich das deutsche Volk in kurzer Zeit wieder empor, die blutgedüngteu Gefilde wurden bald wieder angebcuit und trugen so reichlich, daß ihre Erzeugnisse nicht alle verzehrt werden konnten, bis die Bevölkerung sich allmählich wieder mehrte. Kirchen- und Schulwesen ward von neuem geordnet und geregelt und zeigte bald seinen wohl- thätigen Einfluß. Nur die Städte vermochten sich nicht so schnell wieder empor zu heben. Sie hatten durch den veränderten Welthandel und durch den Krieg allzusehr gelitten. Viele, die sonst blühend waren, lagen in der Asche; es fehlte an Menschen, sie aufzubauen, und die Gewerbe lagen wegen Mangel an Arbeitern gänzlich darnieder. Die geldarme Zeit war aus Mäßigkeit hinsichtlich der künstlichen und unnöthigen Be- dürfnisse hingewiesen. Viele Städte mußten sich daher den Fürsten unter- werfen, und die wenigen noch übrigen freien Reichsstädte konnten sich nur dürftig behaupten, bis auch sie, bis auf Frankfurt a/M., Hamburg, Lübeck und Bremen, in der neuesten Zeit ihre Unmittelbarkeit verloren. Der Kaiser Ferdinand Iii. regierte noch in Ruhe neun Jahre lang nach dem westphälischen Frieden. Die Fürsten hatten seinen Sohn Ferdinand zum römischen Könige erwählt, aller Augen waren mit freudiger Hoffnung auf diesen jungen, kräftigen Mann gerichtet; aber schon 1654 starb derselbe an den Blattern. Da warb der Vater für seinen zweiten Sohn Leopold, der mit weniger vorzüglichen Anlagen begabt war; doch bevor er seine Wünsche erfüllt sah, starb der Kaiser den 2. April 1657.

2. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 358

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
358 Neunter Zeitraum. Platz in seine Hände. Jetzt erdachte die Eifersucht des französi- schen Eabiners, denn nimmer wir man gesonnen, ihm die schönen Gauen des Elsasses zu überlassen. Man sing an die bedungenen Hülssgelder zurück zu halten und der Tod raffte den kühnen Hel- den mitten im Laufe seiner Siege dahin, den tt. Juli 16-! 9. Nach der Meinung Vieler ftarb er an Gift, nach Andern an einer pestartigen Krankheit, die binnen zwei Tagen an 400 Menschen im Lager hinweg mahete. Der größte Theil seiner Truppen ließ sich für den französischen Kriegsdienst anwerben. Ferdinand Ii. erlebte das Ende des von ihm mehrmals wieder entzündeten Krieges nicht; er vererbte ihn seinem Sohne und irz? Nachfolger Ferdinand Iii., welcher, des Krieges Elend und —s7 Jammer durch eigenes Anschauen kennend, geneigter war, den ^ 20 Segnungen des Friedens nothwendige Opfer zu bringen. Allein dieses heiß gewünschte Ziel lag noch in weiter Ferne. Doch lä- chelte das Glück Ferdinands Iii. Waffen beim Antritte seiner Re- gierung. Nachdem Banner in Sachsen überwintert hatte, ver- suchte er Leipzig zu nehmen, wich aber vor einer sächsisch-kaiserli- chen Armee zuerst nach Torgau und von da an die Oder zurück, welche er bei Fürstenberg an einer seichten Stelle durchwatete in der Hoffnung, jenseits zu seinem Unterbefehlshaber Wränge l zu stoßen. Statt seiner fand er ein kaiserliches Heer bei Landsberg ausgestellt, seine Flucht zu hemmen. Er schien verloren, denn auch den Rückweg versperrte bereits der kaiserliche General Buch ei m. Sich anstellend als wolle er nach Polen entweichen, lockte er den Feind aus seinem Standorte; in einer dunkeln Nacht kehrte er, eine Meile oberhalb Küstcin, über die Oder zurück, erreichte Pom- mern und stieß dort zu dem Generalw rangel. Aber auch hier drang ihm ein kaiserliches Heer unter Gallas nach; Usedom und Wolgast nahm dieser mit Sturm, Dem min durch Ka- pitulation, und Banner sah sich in den äußersten Winkel Hin- terpommerns eingeengt. Da befreieten ihn Bernhards Siege am Rheine; das kaiserliche Heer wendete sich dorthin und Ban- ner athmete wieder frei. Der Hunger trieb seinen Fahnen frische Mannschaft zu, unter welchen er bald 14,000 Streiter zahlte. Auf einem Umwege durch Niedersachsen richtete er seinen Marsch nach Sachsen und Böhmen, denn Pest und Hungersnoth hatten die Lande zwischen der Oder und Elbe in Einöden umgewandelt, zersprengte eine kaiserliche Armee bei Elsterberg unter dem General Sallis, eine sächsische bei Chemnitz, eroberte Pirna und walzte Böhmen seine Horden zu. Allnächtlich stiegen Feuerflammen von ' angezündeten Dörfern und Schlossern in die Wolken; Schlesien ward durch Streifzüge verheert, Mahren und Oestreich sollten gleiches erfahren; da ries der Kaiser den Grafen H a tz fe l d aus Wcstphalen und Piccolomini aus den Niederlanden herbei, übertrug seinem Bruder, dem Erzherzoge Leopold, den Oberbe-

3. Viertehalb Jahrhunderte - S. 725

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
und der schwedisch-polnische Krieg. 725 viel länger aber dauerte es, bis das Land von den Wunden, die der Krieg dem Wohlstände und der Sittlichkeit geschlagen, sich einigermaßen wieder erholte. Landstriche waren verödet, Wohnplätze ausgestorben, ein großer Theil der übrig gebliebenen Bevölkerung verwildert. Was sich aber nicht mehr ersetzen ließ, war der Verlust des nationalen Bewußt- seins bei einem Volke, dessen Besitz Fremde getheilt, über dessen Streit Fremde zu Gericht gesessen, dessen Spaltung Fremde vergrößert hatten. 17. Dem westphälischen Frieden folgt eine Zeit, während deren das deutsche Reich beschäftigt ist, die Grundsätze jenes Friedens in seinem Innern durchzuführen und sich die dazu erforderlichen Einrichtungen zu geben. Das Bemühen der Reichsstände, die zugestandene Selbstständig- keit zu sichern, war dabei die vorzüglichste Triebfeder, und die Geschäfte, welche von dem Reichstage zu erledigen waren, gewannen jetzt einen großen Umfang, weil der westphälische Friede viele Aufgaben gestellt hatte, weil die neuen Verhältnisse eine Quelle von Irrungen waren und weil die Selbstständigkeit der Reichsstände für alle und jede das Reich betreffenden Angelegenheiten eine gemeinschaftliche Behandlung forderte, in der sie sich bewähren konnte. Der Reichstag, welcher sich zunächst mit den im westphälischen Frieden unerledigt gebliebenen Fragen zu be- schäftigen hatte, wurde im Jahre 1653 zu Regensbnrg eröffnet. Er kam aber nicht mit allen vorliegenden Gegenständen zu Ende und mußte bei seiner Auflösung die Fortsetzung der Berathungen einem Aus- schüsse, der Reichsdeputation, überlassen. Der demselben folgende Reichs- tagsabschied ist der letzte gewesen, weil bald darauf, im Jahre 1663, der gehäuften von der Reichsdeputation wenig geförderten Geschäfte wegen der Reichstag in Regensbnrg zu einem ständigen erklärt wurde, was zur Folge hatte, daß Kaiser und Reichsstände nicht mehr persönlich erschienen. Während dieser Zeit zeigen sich die beiden Mächte, welche durch den Krieg einen inneren Streit der Deutschen für sich ausgebeutet haben, unter dem fortwährenden Vorwand, für deutsche Freiheit besorgt zu sein, als Beschützer der zur Schwächung des Reiches beliebten Ord- nung und als Beförderer alles dessen, was auf Schwächung des Kaiser- thnmes abzielt. Die erste Gelegenheit hierzu ergab sich im Jahre 1657 durch den Tod des Kaisers Ferdinand Iii. Ihm war sein Sohn, König Fer- dinand Iv. von Ungarn, bereits als Nachfolger anerkannt, vorausgegangen. Da der verstorbene Kaiser mit dem von Schweden bedrohten Polen ein Bündniß geschlossen und den Spaniern in Italien gegen die Franzosen Hülfe gesandt hatte, kamen jene beiden Mächte, welche sich die Ent- scheidung über die Geschicke der europäischen Staaten angeeignet hatten und zu behaupten bemüht waren, darin überein, den zweiten Sohn des Kaisers, den König Leopold von Ungarn, von der Nachfolge auszu- schließen. Sie hofften, wenn die Kaiserkrone von dem Hause Habsburg

4. Bd. 8 - S. 34

1846 - Braunschweig : Westermann
34 Zweites Kap. Die Zeiten Ludwig's Xiv. Gegenbestrebungen Schwedens und Frankreichs. Dieser Monarch, neben Oestreich auch Böhmen und Ungarn beherrschend, und nur im lcztern durch bedeutende Freiheiten der Stände beschränkt, hätte schon durch seine Hausmacht imponiren mögen; seine Stellung als teutscher Kaiser, wenn er sie weise benüzte, gab ihm, troz der Erschlaffung des Neichsoerbandes, immer noch ansehnliche Hilfsmittel; und cs lag in seiner Schale, neben dem Gewichte verschiedentlich wechselnder oder minder bedeutender Allianzen, noch die ganze Macht des weitgebietendcn, durch Familienbande, wie durch Staats^ Interesse an Oestreich gefesselten Spanien. Aber so große Massen, so verschiedenartig nach Bestandtheilen, Berüh- rungen, Interessen und Hilfsquellen, bedurften desto mehr eines starken Gei- stes, der sie belebend durchdränge, und als gemeinsame Seele sie zum Ganzen einte. Solcher Geist war Leopold nicht. Arm an eigenen Ideen, blos her- gebrachten Formen und überlieferten Maximen anhängend, das „Belassen beim Alten" als Summe der Staatskunst achtend, ein lenksames Werkzeug untreuer Minister und böser Pfaffen, lichtscheu, thatlos, vor der Kezere mehr, als vor Ludwig's Waffen, vor der Freiheitslust der Unterthanen mehr, als vor den siegenden Türken bang, den Beichtvater als ersten Rath, die Je- suiten als Männer dcs Heils verehrend, träumte Leopold sanft von seines Hauses unwandelbarer Größe, oder überließ die Sorge dafür seinen Alliirten und dem Himmel, während sein Gegner rastlos, kühn und schlau seine eigene auf Unkosten Oestreichs baute. Das deutsche Reich hinderte ihn daran wenig; es diente ihm vielmehr — Dank der Schwäche seines Hauptes, der Selbstsucht seiner Stände und der Erlöschung des Nationalsinnes, wie der Nationalfreiheit — zum willkom- menen Schauplaze des Krieges und zu dessen Beute. Der wcstphälische Friede hatte die Landeshoheit der Fürsten befestigt; selbstständig gegenüber dem Kaiser und Reich, begehrten sie jezt auch unumschränkt zu werden über ihre Völker und Landstände. Schon hatte der Reichstag von 1633, der lczte, welchen Kaiser Ferdinand Iii. versammelte, den Fürsten das Recht verlier 8. Juni 1638 Statt. Sein älterer Bruder Ferdinand, dessen Wahl zum römischen König der Vater 1633 bewirkt hatte, war noch vor Diesem gestorben (am 29. Juni 1634). §. 3. Verfassung Deutschlands.

5. Abth. 1 - S. 204

1818 - Elberfeld : Büschler
204 Vu.ztr. vpmwestph. Fried, bis jetzt. 1648.-1617. Form und Gestalt ist es nicht gethan, sondern wenn in ihnen ein guter und treuer Geist unsicht- bar waltet. Wo ein solcher, aus der Innigkeit t.eluscher Natur entspringend, sich irgend auch in spaterer Zeit bei uns gezeigt hat, da hat er L ha ten hrevorgebracht, welche sich den besten, der früheren Zeitalter an die beite stellen dürfen. ' r -»-r-r1-.■*■■ ■ Der Kaiser Ferdinand Iii hat noch 9 Jahre nach dein Frieden geleht, und init billiger, kluger kkesinnuug regiert. Die Ruhe Teutschlands wurde stnter. ihitt nicht weiter gestört. Er bewirkte bei den te'ütschett Fürsten, daß sie seinen Sohn Ferdt- na-ch zum.ryiuischen Könige erwählten; leider aber starb der. zpnge, hoffnungsvolle Mann, auf den alle Augen mit freudiger Zuversicht geheftet waren, schon 1664 an den Blatter», und der Vater mußte seine Bewerbungen für seine» zweiten.sohn Leo- pold , welcher viel trägeres Geistes war, wiederum v)^er Cí>e sie den erwünschten Erfolg hervch^rgebrächt halten, starb der Kaiser den 2. ?iwir' 1.0.57. _ J ■ ch t 1 -r, +- .r ts 5: . ti'i \ 1r,:j ' '-rrv.-v 'i . r-, 4 &ö. Leopold 1 i658—1705. Au 1' , )'!:_• •; . .. v. . . X ovv'-u ' . •<...< Die Wahl des neuen Kaisers fand Schwie- rigkeitcr» '4, weil Frankreich den Augenblick benutzen wollte, die Kaiserwurde, nach, der es lange ge- strebt, an sich zu briygen. Wirklich gelang es ihm auch, die geistlichen Chursürsten am Rheine zu gewinnen ; allein die weltlichen fühlten den Schjnn'f und de/r Schaden, den das Vaterland dadurch er- leide» würde, und bestariden auf der Wahl des ösireichjschen Erzherzogs Leopold. Sie kam den Jlsty 16ä6 zu Frankfurt!) zu Stande. Den- noch wusire der französische Minister, Kardinal

6. Bd. 4 - S. 5

1845 - Leipzig : Kollmann
5 schönen breiten und feinen Halskrausen schmolzen in französische Jabots und Postillons zusammen; der: männliche Bart ward immer mehr beschnitten und wie das Haupthaar mit Brenneisen nach mancherlei Moden geformt. Da fast alle neue Moden aus Frankreich kamen, so erhielten auch die Kleidungsstücke, vorzüglich der Frauenzimmer, französische Namen. Ganz besonders aber riß die französische Complimentcn - und Titclsucht ein, und die schönen Namen Frau und Jungfrau mußten den Da mes und Demoiselles weichen. Selbst das deutsche Herr machte eine Zeitlang dem Monsieur Platz, welches sich auch noch bis in's vorige Jahrhundert, besonders auf Briefen^ erhalten hat; bis cs endlich so gemein wurde, daß Männer von Würde das alte Herr wieder erhielten und der Monsieur zu den Unerwachse- nen und Handwerksburschcn hinabsank. Kaiser Leopold L Noch hatte Leopold das siebzehnte Jahr seines Lebens nicht vollendet, als der deutsche Kaiserthron durch den Tod seines Vaters erledigt wurde (2. April 1057). — Ferdinand Iii. war gestorben, ohne daß zuvor ein römischer König gewählt war; denn sein erstgeborener Sohn, der 1653 zu seinem Nachfolger gekrönt ward, war ihm in die Ewigkeit vorangcgangen. — Frankreich eilte, diesen Umstand zu benutzen, um die längst ersehnte Kaisern würde an sich zu bringen. An allen Churhöfcn boten die fran- zösischen geheimen Gesandten' Beredtsamkcit und Bestechungen auf, die Churfürsten für sich zu gewinnen; aber sie fanden nur bei den drei geistlichen-, Mainz, Trier und Cöln Gehör, die, durch keine Nachkommenschaft an das Vaterland gefesselt, für dessen Ehre nur ein schwaches Gefühl hatten, auch wohl als Frankreichs nähere Nachbarn der Furcht und dem Eigennutze leich- ter Raum gaben. Desto cinmüthiger^ aber drangen die Prote- stanten auf die Wahl eines deutschen Oberhauptes. Man wollte

7. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 126

1880 - Leipzig : Spamer
126 Elsasser Geschichtsbilder- ihr König Verhandlungen über Gebiete, die seine Truppen bereits besetzt hätten, nicht mehr gestatten könne. Ihre Ansprüche stießen kaum noch aus erheblichen Widerspruch. Im Westfälischen Frieden (24. Okt. 1648) trat der deutsche Kaiser Ferdinand Iii. für die Söhne des Erzherzogs Leopold und das gauze Haus Oesterreich alle österreichischen Besitzungen im Elsaß, nämlich die Landgrafschaft Oberelsaß, die Stadt Breisach, die Grafschaft Pfirt sowie die Laudvogtei iu den zehn Reichsstädten Hagenau, Kolmar, Schlettstadt, Weißenbnrg, Landau, Kaisersberg, Rosheim, Oberehnheim, Türkheim und Münster mit ihren 42 Dörfern gegen 3 Millionen Livres Entschädigung an Frankreich ab. Straßburg und die anderen Reichsstädte, sowie alle übrigen geistlichen und weltlichen Stände des Elsaß blieben in ihrer Freiheit und Unmittelbarkeit beim Reich. (Mülhausen gehörte — seit 1506 — zur schweizerischen Eidgenossenschaft und wnrde erst zur Zeit der Revolution [1798] der Französischen Republik einverleibt.) In der nun folgenden Zeit bietet die Geschichte des Elsaß ein trübes Bild. Frankreich strengt sich an, die deutschen Elemente des Elsaß anszn- tilgen und auch die im Westfälischen Frieden noch beim Reiche gebliebenen Gebiete mit List und Gewalt an sich zu reißeu. Das Reich in der Ohn- macht und Zersplitterung, wie es ans dem Dreißigjährigen Kriege hervor- gegangen, duldet die schnöden Anmaßungen der geschlossenen Königsmacht im Westen und sieht Zn, wie seine schöne grüne Westmark ihm allmählich ganz entfremdet wird. Wir kommen an anderer Stelle auch auf diese traurige Periode zu reden; für jetzt aber wenden wir uns einem erfreu- licheren Bilde zu, der Eutwickluug des ältesten Gemeinwesens im Elsaß, Straßbnrgs, welches in deutscher Reichsunmittelbarkeit anch über die Stürme des Dreißigjährigen Krieges hinaus noch kurze Zeit beim Reiche verblieb. Der kranke Herzog Bernhard bei Breisack.

8. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Vaterlands - S. 47

1872 - Halle a/S. : Herrmann
— 47 — daran, dem Kaiser Böhmen zu entreißen. Da wurde er plötzlich. 1634, zu Eger ermordet. (1. Der schwedisch-französische Krieg. Von nun an war der Krieg mehr ein politischer als ein religiöser. Die Franzosen unterstützten die Schweden, die vom kaiserlichen Sohne, Ferdinand, bei Nördlingen 1634 geschlagen worden waren, um deutsche Provinzen zu erwerben. In Frankreich wurden die Protestanten verfolgt, in Deutschland fochten die Franzosen für die Protestanten. Sachsen und Brandenburg schloffen mit dem Kaiser den unseligen prager Frieden, 1635, infolge dessen wurden diese Länder von den Schweden schrecklich mitgenommen. Endlich erscholl die frohe Friedensbotschaft. Zu Münster und Osnabrück wurde 1648 der westfälische Friede geschloffen. Deutschland wurde nun von den Fremden tüchtig gerupft. Schweden nahm Pommern und Rügen. Frankreich bekam die Bisthümer Metz, Toul und Verdun, die es schon seit 100 Jahren inne hatte, und dazu den östreichischen Elsaß. Später riß es durch Verrath noch Straßburg an sich. So wurde Elsaß und Lothringen vom deutschen Reiche losaeriffen. Schweiz und Holland wurden als selbstständige Staaten anerkannt. — Die Evangelischen erhielten, ausgenommen in den kaiserlichen Erb-ländern, vollständige Religionsfreiheit. — Rinckart zu Eilenburg feierte dies Friedensfest mit dem Liede: „Run danket alle Gott!" 2. Periode. Kaiser Ferdinand Iii., 1637- 1658, und Leopold L, 1658—1705. Ferdinand Iii. folgte seinem erbarmungslosen Vater, Ferdinand ü., in der Regierung. Infolge des langen Religionskrieges blutete das deutsche Reich aus Tausend Wunden. Städte und Dörfer lagen in Trümmern, und zwei Dritttheile der Bevölkerung hatten Schwert, Seuche und Hunger hingerafft. Dennoch aber setzte Ferdinand die Verfolgung der Evangelischen fort, er wollte das Werk seines Vaters, die Ausrottung der Protestanten, vollenden. In Schlesien allein nahm er den Protestanten 628 Kirchen nebst den Kirchengütern weg, und jagte die Geistlichen aus dem Lande. Leopold I., Sohn Ferdinand Iii., regierte 47 Jahre. Eine

9. Lesebuch für Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten in Elsaß-Lothringen - S. 119

1905 - Straßburg : Bull
119 zuheben ist, daß die Krämerzunft zahlreiche wohltätige Stiftungen besaß. 3. «Zur Blume» nannte sich die Metzgerzunft. 4. Die «Freiburger Zunft» versammelte in dem alten Hause eines Herrn von Freiburg die Gastwirte, denen die Garköche, Kaffeesieder und Biersieder zugesellt waren. Es mag erwähnt werden, daß den Wirten und Biersiedern während der politischen Kämpfe 1673 auferlegt wurde, dem Ammeister zu hinterbringen, was in ihren Gaststuben Verfäng- liches gesprochen wurde. 5. Die Tücher- oder Weberzunft, ursprünglich nur aus Woll- schlägern und Webern bestehend, hatte nach und nach sämtliche Hand- werker des Bekleidungsgewerbes in sich aufgenommen, so die Färber, Hosen-, Handschuh- und Strumpfstricker, Leineweber u. s. w. Einen Versuch, auch das ländliche Handwerk zunftmäßig einzurichten, bezeichnet die Brüderschaft der Hosenstricker und Barettmacher, die sich seit 1607 für das Unterelsaß, den Sund- und Breisgau gebildet hatte und durch Kaiser Ferdinand Iii. 1653 bestätigt worden war. An der Spitze stand die Straßburger Meisterschaft. Als Aufsichtspersonen walteten 4 in Straßburg und je eine in Weißenburg, Landau, Oberehnheim, Hagenau, Barr und Wasselnheim. Dieser Brüderschaft gehörten die einschlägigen Handwerker zu Straßburg, Hagenau, Schlettstadt, Oberehnheim, Offenburg, Gengenbach, Oberkirch, Oppenau, Baden, Lahr, Bischweiler, Lützelstein, Diemeringen, Saarbockenheim (Saarunion), Wolfskirchen, Zähern, Wasseln- heim, Westhofen, Marlenheim, Dachstein, Molsheim, Mutzig, Ottrott, Barr, Mittelbergheim, Andlau, Dambach, Markirch und St. Blasien auf dem Schwarzwalde an. Auch die Schwarz- und Schön(Bunt)färber hatten sich mit den Handwerksgenossen von Oberehnheim, Münster, Molsheim, Wasselnheim, Waldkirch, Staufen, Endingen und Freiburg i. Br. zu einer Vereinigung zusammengetan. Ihre Satzungen hatte ebenso Kaiser Ferdinand Iii. bestätigt. Hauptort war gleichfalls Straßburg. 6. Die Zunft «zur Lucern» (Laterne) war ursprünglich die der Kornleute und -käufer; doch wurden ihr in der Folge die Müller, Ge- treidehändler, Wundärzte und Barbiere zugesellt. 7. Zur «Salzmütterzunft» gehörten die «Fastenspeis-und Gesalz- warenhändler», die «Krämpen», die Lichtermacher, die Seifensieder, die Seiler und Hänfer, die Trödler, die Salzmesser, die Tabakarbeiter, die Fuhrleute u. a. m. 8. In der Stube «zur Steltz» versammelten sich die Goldschmiede, die Künstler und Kunsthandwerker der Malerei und Bildhauerei, die Glaser und die Buchdrucker mit allen Arbeitern des Buchgewerbes. Betreffs des Feingehalts der von den Edelmetallarbeitern hergestellten Dinge bestanden genaue Vorschriften. Verlegern und Buchdruckern war strenge untersagt, Schmähschriften erscheinen zu lassen. Seit 165 i besaß die

10. Weltgeschichte für die katholische Jugend - S. 400

1840 - Münster : Theissing
400 Zweiter Zeitraum. Vom westfälischen Frieden bis zur fran- zösischen Revolution. (I. Ehr. 1648— 1789.) (141 Jahre.) I. Die Deutschen. §- 49. Kaiser Leopold I. Kläglich sah es in Deutschland nach dem dreißigjährigen Kriege aus. Wiele Landschaften waren unbewohnte Wüsten, fast alles baare Geld war verschwunden, fast jede Stadt mit einer ungeheuren Schuldenlast beschwert, auch das enge Band der deutschen Fürsten mit dem Kaiser zerrissen, und Deutschland jedem feindlichen Nachbar geöffnet. Seit dem traurigen Kriege fanden bei den Deutschen die feineren Sitten und Moden der Franzosen Eingang; doch hatten die Schrecken des langen Krieges den Deutschen auch die Vergänglichkeit der irdischen Güter gezeigt, ihren Blick auf das Himmlische gerichtet, und eine äußerst religiöse Stimmung in ihnen erweckt. Nie war der Eifer, fromme Stiftungen zu machen, in Deutschland größer, als gleich nach dem 30jahrigen Kriege, und es that auch noth, weil fast alle frühe- ren milden Stiftungen vernichtet waren. Kaiser Ferdinand Iii. regierte nach dem Kriege noch 9 Jahre verständig und ruhig. Die Schweden behielten noch 2 Jahre 7 Weichs- kreise besetzt, ja das Münsterland noch 6 Jahre, und saugten es furcht- bar aus, bis der neue Fürstbischof Bernard von Galen sie durch gütlichen Vertrag zum Abzüge bewog. Carl von Lothringen setzte den Krieg nach Mannsfeld's Art langer fort, eroberte mehrere Festun- gen am Rhein, und bot sie dem Kaiser für 300,000 Thaler zum Kauf. Der Kaiser mochte den Frieden nicht stören, und bewog die rheinischen Fürsten, die 300,000 Thaler zusammen zu bringen, und so ihre Festungen wieder zu kaufen. Als Kaiser Ferdinand Iii. starb (1657) wurde sein ältester Sohn als Leopold I. ohne Schwierigkeit römischer Kaiser, obschon Lud- wig Xiv. von Frankreich sich ungemein um diese Würde beworben hatte. Leopold regierte 47 Jahr, und that in dieser langen Zeit (1658 —1705 wenig für die Würde des deutschen Reiches, so gut- müthig und fromm er auch war. Ludwig Xiv. war ihm an Schlauheit weit überlegen. Dieser nahm den Spaniern erst einen

11. Die mittlere und neue Welt - S. 184

1873 - München : Lindauer
184 von Ostindien gab, gründete mehrere Kolonien auf den Küsten von Malabar und Kor otncvnbel, später auch auf den indischen Inseln. b. Die Franzosen besetzten zu Anfang des 16. Jahrhunderts Newfoundland und Neuschottland (Akadien) und 1524 nahm der in französischen Diensten stehende Italiener Giovanni Berazini ganz Canada unter dem Namen Nenfrankreich für König Franz I in Besitz (f. die Entdeckung dieser Gebiete bei 1. a). e. Die Holländer, welche 1579 die Herrschaft Spaniens abschüttelten (S. 149) und seit dieser Zeit den Handel mit dem Orient selbständig betrieben (die 1602 von den Generalstaaten privilegierte oft indische Kompagnie), entrissen den Portugiesen die Molukken, Malaie ca und Ceylon, vertrieben sie aus Jap an, nahmen ihnen die wichtigsten Plätze auf den Küsten von Ma laba'r und Koromandel und entdeckten um die Mitte des 17. Jahrhunderts das Festland von Australien nebst den Inseln Van-diemensland und Neuseeland. Guropa im unbestrittenen besitze der Weltherrschaft. I. Deutschland vom westfälischen Frieden bis auf die Gegenwart, 1648-1873. § 57. Die Ereignisse vom Westfälischen Isrieden öis zum spanischen (£rß- Kaiser Ferdinand Iii regierte nach Abschluß des westfälischen Friedens noch neun Jahre (f 1657) und hatte seinen ©ohn Leopold I (1658—1705) zum Nachfolger. Unter diesem erlangte der Reichstag, welcher damals 240 Reichsstimmen zählte und in zwei Körperschaften (Corpus Catholicorum und Corpus Evan-gelicorum) geschieden war, immerwährende Dauer (1663) mtb wurde feitbem nicht mehr vom Kaiser und den Reichs stäuben persönlich besucht, fonbern durch beten. Abgeorbnete, welche stän-big in Regensburg weilten. Leopold liebte den Frieden, mußte aber beständig Krieg führen, zu dem ihn die Franzosen, Türken und die mißvergnügten ungarischen Magnaten abwechselnd nötigten. Der Großfürst Kemeny von Siebenbürgen, den ein von den Türken ernannter Großfürst zu verdrängen suchte, wandte Vierter Aöschnill folgekrieg, 1648-1701. Erster Tnrkenkrieg, 1664.

12. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 155

1911 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Ferdinand Ii. und Ferdinand Iii. 155 2. Die Friedensverhandlungen und das Ende des Krieges. Die Verhandlungen über den Frieden begannen bereits 1640 auf dem Reichstage zu Regensburg; sie wurden dann mit Frankreich zu Münster, mit Schweden zu Osnabrück fortgesetzt, fanden aber erst 1648 ihren Abschluß. Kaiser Ferdinand Iii. setzte den Forderungen der Protestanten und des Auslandes zähen Widerstand entgegen. Als jedoch Bayern von einem schwedisch-französischen Heere gänzlich niedergeworfen wurde und der schwedische General Königsmark auf seinem Siegeszuge durch Böhmen die Kleinseite von Prag (auf dem linken Ufer der Moldau) eroberte (1648), mußte er den Gedanken an eine Fortsetzung des Krieges aufgeben. Ii. Der Westfälische Friede. 1. Bestimmungen über die Verteilung deutschen Gebietes. Von den ausländischen Mächten erhielt a) Frankreich: die Bestätigung des Besitzes von Metz, Toul und Verdun, ferner bedeutende Stücke vom Elsaß; b) Schweden: Vorpommern1 mit Stettin, den Odermündungen und der Insel Rügen, das Erzbistum Bremen (ohne die Stadt) und das Bistum Verden (beide zwischen der unteren Weser und Elbe), außerdem Sitz und Stimme auf dem deutschen Reichstage, c) Die Trennung der Schweiz und der nördlichen Niederlande vom Reiche wurde anerkannt. Die Besitzverhältnisse der deutschen Fürsten wurden folgendermaßen geregelt: Brandenburg bekam das fast hafenlose Hinterpommern mit dem Bistum Camin, die Bistümer Minden und Halberstadt sowie die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg mit den Städten Magdeburg und Halle. Sachsen behielt die Lausitz, Bayern die Oberpfalz. Die pfälzischen Wittelsbacher bekamen nur die Rheinpfalz (Hauptstadt Heidelberg) zurück und wurden mit der neu gegründeten achten Kurwürde ausgestattet. 2. Bestimmungen über die Verfassung des Deutschen Reiches. Die Reichsstände (8, später 9 Kurfürsten, zahlreiche Fürsten, 50 Reichsstädte) erhielten in ihrem Gebiete die volle Landeshoheit (Souveränität) und das Recht, Bündnisse untereinander und mit fremben Mächten, nur nicht gegen Kaiser und Reich, zu schließen; in ihrer Gesamtheit als Reichstag sollten sie mit dem Kaiser über die Gesetzgebung, Besteuerung und aus- 1 Das pommersche Herzogshaus war während des Krieges ausgestorben. Ein Erbrecht stand krast alter Verträge zunächst dem Kurhause Brandenburg zu. 1648

13. Grundriß der Weltgeschichte - S. 153

1875 - Regensburg : Manz
153 * Sie verheerten daher ganz Deutschland und verübten die unerhörtesten Grausamkeiten, ohne daß Wallenstein ihnen Einhalt that; er hielt sich in Böhmen, und anstatt den Feind zum Frieden zu nöthigen, verfiel er in eine räthselhafte Unthätigkeit. Die Ursache lag darin, daß er, nicht zufrieden mit dem Lohne, den er vom Kaiser erwarten konnte, mit dessen Feinden in Unterhandlungen trat, um sich mit ihrer Hilfe Böhmens zu bemächtigen. Sein Plan wnrde aber verrathen und er in Folge dessen zu Eger (1634) ermordet. Nach dem Tode Wallensteins übernahm Ferdinands Sohn, König Ferdinand Iii., welcher (1637—1657) als Kaiser folgte, den Heeresbefehl und schlug die Schweden in der furchtbaren Schlacht bei Nördliligen (1634). Der Kurfürst vou Sachsen schloß darauf mit dem Kaiser den sogenannten Prager Separatfrieden, dem noch andere protestantische Fürsten beitraten, und sicherte sich dadurch die Lausitz. Jetzt schien sich in Deutschland Alles zur langersehnten Ruhe anzulassen; doch Frankreich, das von Anfang an die Schweden nur heimlich begünstigt hatte, trat jetzt offen mit ihnen gegen den Kaiser auf, und beide machten nun jene greuelvollen Plündernngs- und Verheerungszüge durch Deutschland, welche den Namen „Schweb und Franzos" unter dem Volke für immer gebrandmarkt, sowie auch jenen der Protestanten wahrlich nicht mit Ruhm bedeckt haben. Frankreich beabsichtigte mit dieser Einmischung nichts anderes als Habsbnrgs Macht zu verringern und deutsche Länder am Rhein an sich zu reißen. Dadurch verwandelte sich der Religionskrieg — was er eigentlich von vornherein nicht ganz gewesen war — vollends in einen ganz weltlichen politischen Partei- und Bürgerkrieg. Die Verhältnisse gestalteten sich fortan unglücklich für den Kaiser, da die Schweden unter Banner bei Wittstock (1636) einen Sieg erfochten, der die Ehre der schwedischen Waffen wieder herstellte. Das unglückliche Sachsen mußte für sein Bündniß mit dem Kaiser tief die Rache der Sieger sühlen. Der Kaiser erlebte das Ende des unseligen Krieges nicht. Er starb am 15. Februar 1637. Ihm folgte sein Sohn Ferdinand Iii. '3?ach dem Siege bei Wittstock setzte sich die schwedische Armee nener-dings in Bayern und Sachsen fest. Der Kaiser schickte seinen Feldherrn Gallas gegen sie aus, welcher bisher den Elsaß gegen Bernhard von Weimar vertheidigt hatte. Dadurch wurde es dem Letztem leicht, in kurzer Zeit den Elsaß zu erobern. Alsbald daraus (1639) be-

14. Die Neuzeit - S. 39

1881 - Berlin : Gaertner
Brandenburg - Preulsen im 16. und 1<. Jahrhundert. 30 Kriege war Deutschland ein reiches und glückliches Land, nach demselben verödet und entvölkert, Von seinen etwa 16 Millionen Einwohner waren 4 übrig. Viele Gegenden hatten noch ganz besonders gelitten. Die Pfalz behielt von 11/a Million Bewohner nicht den 10. Teil. In dem kleinen Herzogtum Würtemberg waren 8 Städte, 65 Kirchen niedergebrannt. Berlin behielt 's on 10,000 Einwohnern 1500. Ganze Länderstrecken waren durch Krieg, Ruhr oder Pest vollständig menschenleer geworden. In Sachsen, Hessen und Elsafs holte man die Leichen vom Galgen, durchwühlte die Gräber, töteten die Mütter ihre Kinder und machten Banden auf Menschen Jagd, um sich zu sättigen. Ton den entsetzlichsten Greueln (bchweden-trank) und der Yernichtungswut der entmenschten Söldner entwirft der „Simplicius Simplicissimus“ manches schauderhafte, doch gewifs wahrheitsgetreue Bild: „Es steht leider noch vor Augen, wie die Kroaten und andere kaiserliche Truppen mit Feuer und Schwert das ganze Land zu einem im Römischen Reich und auch bei den Türken unerhörten Exempel erbärmlich verderbet, fast alles, so unter ihre Hand gekommen, niedergehauen, den Leuten die Zungen, Nasen und Ohren abgeschnitten, die Augen ausgestochen, Nägel in die Köpfe und Füfse geschlagen, heifs Pech, Zinn, Blei und allerhand Unflat durch die Ohren, Nase und Mund in den Leib gegossen, etliche durch allerhand Instrumente schmerzlich gemartert, viele teils mit Stricken an einander gekoppelt ins offene leid gestellt und mit Büchsen auf sie zum Ziel geschossen, teils mit Pferden geschleift, das Weibsvolk ohne Unterschied des Alters, ehelichen und ledigen Standes geschändet, die Brüste abgeschnitten, wie die wilden Tiere in die Kinder gefallen, sie gesäbelt, gespiefst und in den Backöfen gebraten“. Aus Not griffen die deutschen Fürsten zu Münzfälschungen (Kipperund Wipperwesen), wodurch z. B. die Böhmen mehr Schaden hatten, „als wenn halb Böhmen abgebrannt wäre“. Von dem festen Glauben an Zauberei und Teufelswerk geben die Hexenprozesse, von der Verwilderung des Gerichtswesens giebt die Anwendung der Folter Zeugnis. Nur der urwüchsigen Kraft des deutschen Volkes und der Einsicht einiger Fürstenhäuser ist nach solchem A erfalle noch das Erwachen zum starken Leben zu danken. 56. Ferdinand Iii. 1637—1657, Leopold 1657—1705. Noch mitten imkriege war auf Ferdinand Ii. sein gleichnamiger Sohn Ferdinand Iii., 1637 der Sieger bei Nördlingen, welcher schon römischer König war, gefolgt, —57 ohne dafs eine bedeutende Aenderung der habsburgischen Politik erfolgte. Er regierte nach dem Kriege mit Billigkeit und Klugheit. Nach seinem Tode wurde mit Mühe seinem Sohne Leopold, da der franzö-1657 sische König Ludwig Xiv., von den geistlichen Kurfürsten unterstützt, — nach der Kaiserkrone strebte, die Nachfolge gesichert (Der Rhein-1705 bund). Gerade für seine Zeit fehlte es ihm an den notwendigen Herrschertugenden. Durch seine Gutmütigkeit, Frömmigkeit und gelehrte Bildung konnte er den Mangel an Thatkraft und Scharfsinn einem Ludwig Xiv. gegenüber nicht ersetzen, dessen absolutistische äufsere Politik viel Schmach und fortwährende Kriege über Deutschland brachte. Brandenburg-Preufsen im 16. und 17. Jahrhundert. 57. Brandenburgs Stellung in Deutschland. Bei der Ohnmacht und Schwäche des Kaisertums lag in den wenigen großen Fürstentümern Deutschlands (Bd. Ii. §. 171) der Schwerpunkt des Reiches. Nur diese gestalteten sich allmählich zu lebensfähigen selbständigen Staa-

15. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 146

1875 - Münster : Coppenrath
— 146 — als König von England an. Die Herzogin von Orleans ließ sich für ihre Erbschaftsansprüche mit Geld abfinden. Dagegen bestand Ludwig auf Erhaltung der von ihm in den meisten Ortschaften der Pfalz eingeführten katholischen Religion, wie sehr auch die Protestanten hiergegen eiferten und sich auf den westfälischen Friedensschluß beriefen, dessen Gewährleistung er doch selbst übernommen habe. Bald zeigte es sich auch, warum Ludwig beim Ryswicker Frieden, zum Erstaunen Aller, so großmüthig gewesen war. Er hatte nur Vorkehrungen treffen wollen, um bei der Erledigung des spanischen Thrones seine vermeintlichen Ansprüche auf denselben kräftig verfechten zu können. Schon im vierten Jahre nach dem Ryswicker Frieden, im Jahre 1701, kam es hierüber zu einem höchst blutigen Kriege, der bis zum Jahre 1714 fortwüthete. Dieser Krieg wird der spanische Erbfolgekrieg genannt. Die nähere Geschichte desselben soll unten erzählt werden, nachdem wir zuvor eine merkwürdige Begebenheit angeführt haben, die sich unter der Regierung des Kaisers Leopold ereignete. 42. Deutschland unter Leopold I. (1658—1705). Die Türken vor Wien (1683). Der Kaiser Ferdinand Iii., unter welchem der westfälische Friede geschlossen wurde, überlebte diesen noch neun Jahre und that während dieser Zeit Alles, um die tiefen Wunden des Vaterlandes zu heilen. Er starb im Jahre 1657 und nahm den Ruhm eines biederen und ede-len Fürsten mit in's Grab. Ihm folgte, da sein ältester bereits zum Kaiser erwählter Sohn Ferdinand Iv. plötzlich an den Blattern starb, sein zweiter Sohn Leopold I. — Dieser war ein frommer, gutmüthiger Mann, allein es fehlte ihm die einem Herrscher so nöthige Selbständigkeit und Kraft zur Leitung der Staatsverwaltung. Und rnehr als sonst bedurfte Deutschland gerade jetzt eines kräftigen Regenten, der sich dem stolzen, ländersüchtigen Nachbar, Ludwig Xiv., kühn gegenüber stellte. Leopold war ihm aber nicht gewachsen, wie wir dieses früher gesehen haben. Nicht mit den Franzosen allein, auch mit den Türken hatte der Kaiser schwere Kriege zu führen; und beinahe wäre es diesen gelungen, selbst die Hauptstabt Wien zu erobern. Schon früher hatten sie die Herr-

16. Geschichte des Dreißigjährigen Krieges - S. 311

1902 - Leipzig : Freytag
Zweiter Teil. Fünftes Buch. 311 ^Frankreich übernahm sein Heer und seine Eroberungen. — 1637 hatte Ferdinand Iii. den deutschen Thron bestiegen. Seine Waffen waren glüälich gegen Banner, den er nach Pommern zurückdrängte und der nur mit Mühe der Vernichtung entging. Gallas kämpfte erfolgreich in Pommern. Verloren war alles, was die Schweden im Innern Deutschlands besaßen, nur die' Hauptplätze in Pommern behaupteten sie noch, da gaben Bernhards siegreiche Waffen — wie oben berichtet — dem Kriege einen schnellen Umschwung. Schweden fand wieder Unterstützung und Banner eröffnete 1638 den Feldzug voll guter Hoffnungen. Nach siegreichen Kämpfen gegen die Kaiserlichen und die Sachsen drang er in Böhmen ein und beunruhigte von da aus Schlesien, Mähren und Österreich. 1640 aber vertreibt sie Erzherzog Leopold bis nach Thüringen. Neuer Zuzug stärkt Banner und er bietet den Kaiserlichen eine Schlacht bei Saalfeld an, die aber Piccolomini vermeidet. Aus seinen Winterquartieren von der Weser aus versuchte er nun 1641 bei eisiger Kälte den gerade in Regensburg tagenden Reichstag aufzuheben, was ihm aber mißlang. Eilfertig mußte er darauf vor den Kaiserlichen nach Zwickau sich zurückziehen. In Halberstadt starb er 1641. Nach seinem Tode nahm der Geist der Zügellosigkeit und Empörung im schwedischen Heere überhand und die Bundesgenossen fielen mehr und mehr ab.] Endlich erschien der neuernannte schwedische Genera- ^Tor-liffirnus mit srischem Geld und Soldaten. Bernhard nenson.^ Torstenson war es, ein Zögling Gustav Adolfs und der glücklichste Nachfolger dieses Helden, dem er schon in dem polnischen Kriege als Page zur Seite stand. Von dem Podagra gelähmt und an die Sänfte geschmiedet, besiegte er alle seine Gegner durch Schnelligkeit und seine Unternehmungen hatten Flügel, während daß sein Körper die schrecklichste aller Fesseln trug. Unter ihm verändert sich der Schauplatz des Krieges und neue Maximen herrschen, die die Not gebietet und der Erfolg rechtfertigt. Erschöpft sind alle Länder, um die man bisher gestritten hatte, und, in seinen hintersten Landen unangefochten, fühlt das Haus

17. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 39

1877 - Oldenburg : Stalling
39 den Sicilianern im Jahr 1812 unter englischem Einflu verliehene freisinnige Verfassung auf, und fhrte die unumschrnkte Regierungsgewalt wieder ein. Von den franzsischen Einrichtungen wurden die, welche Gesittung und Fortschritt htten frdern knnen, beseitigt, diejenigen aber, welche, wie das Steuerwesen, der Regierung vermehrte Machtquellen zu-fhrten, sorgfltig belassen, und das ganze Unterrichtswesen den Jesuiten berwiesen. In demselben Mae, wie aller Fortschritt hierdurch niedergehalten ward, blhte das Ruber-Wesen auf, so da die Regierung mit einzelnen Huptlingen frmliche Vertrge abschlieen mute, um die Ruber durch ihre Anfhrer auszurotten. Im Kirchenstaate schaffte Papst Pius Vii. nach seiner Rckkehr (1814) Alles ab, was an die Franzosenherrschaft erinnern konnte; das alte System trat wieder in Kraft, und mit ihm eine Reihe verjhrter Mibrauche. Die Inquisition und der Jesuitenorden kehrten zurck und eine Unzahl von Klstern tauchte auf; alle hheren Stellen in der Verwaltung und Rechtspflege kamen in die Hnde der Prlaten; das Bettel- und Ruberwesen gedieh auch hier zur Blthe. In Toskana stellte der Groherzog Ferdinand Iii. die frheren Einrichtungen zwar wieder her, aber der Geist der Bildung, Milde und Gerechtigkeit, der einst seinen Vater Leopold beseelt hatte, war auch auf den Sohn bergegangen. Die Unterthanen hatten keine Ursache zur Unzufriedenheit und schlssen sich deshalb spter, als andere italienische Staaten, den Bestrebungen fr eine nationale und politische Wiedergeburt Italiens an. Wahrend Parma, wo Napoleons hinterlassen: Gemahlin die Erzherzogin Maria Louise, regierte, sich, wenn auch keiner liberalen, doch einer milden Verwaltung erfreute, schien es sich der Herzog von Modena zur Aufgabe gemacht zu haben, sein Volk durch despotische Hrte zu erbittern. Victor Emanuel, der auf feiner Insel Sardinien die acht Jahre franzsischer Herrschaft vertrumt hatte, verfolgte na* seiner Rckkehr (1814) alle franzsischen Einrichtungen mit dem unsinnigsten und wildesten Haffe, lie aber den hheren Steuerfu bestehen. Die Vorrechte der Geistlichkeit und des Adels wurden wieder hergestellt, die Bisthmer von acht auf

18. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 170

1827 - Erlangen : Heyder
170 Wachsens englische Nationalschuld. Auch eine welthisto- rische Erscheinung! — Auf Wilhelm folgte 1702 seine Schwägerin Anna bis 1713 und dann das noch regie- rende Haus Hannover. Von ihrer schon erwähnten Befreiung aus den Fessel» Spaniens bis auf die Schiffahrtsacte Crom- wells fpiele-n dievereinigtenniederländer durch ihren Handel eine weltgeschichtliche Rolle; denn wenn sich auch im Innern religiöse Streitigkeiten mit den Arminianern erhoben, sich eine mit den Statthaltern unzufriedene Antioranische Partei bildete: so hatte man doch Spaniens und Portugals Handel vernichtet, hatte Handelecompagnien in Oft - und Westindien angelegt, eine Menge neuer Colonien, so auch am Vorgebirge der guten Hoffnung (1653) gegründet, und wußte durch treffliche Seehelden wie Tromp, Ruyter, sie mit den Waffen zu behaupten. Allein die glückliche Eifersucht Englands, die vielen Kriege mit Frank« reich und die Verbindung mit England unter Einem Regenten, brachte allmahlig die Republik von ihrer Höhe sehr herab. Deutschland hatte Mühe sich von den Wun- den dr6 30jährigen Krieges zu erholen, und schien, ohnehin ein unförmlicher Staatskörper, von mehr alsi 300 reichs - unmittelbaren Gliedern, sich nur höchst schwerfällig bewegen zu können, wo nicht endlich gar in Formen zu erstarren, von denen der edle Geist des Volkes fast gänzlich eingeschnürt wurde. Auch trug es. zur schnellen Thätigkeit eben gar nicht bei, daß der Reichstag feit iöö5 permanent zu Regensburg wurde. Besonders zur Selbstvertheidigung gegen Frankreich wurde das deutsche Reich immer ungeschickter. Auch sah es 1683 noch einmal die Türken vor Wiens Mauern. Auf Ferdinand Iii. (t 1657) folgte fein zweiter Sohn Leopold 1. (l()58 — 1705) der viel zu friedlich seinem ländersüchtigen Nachbar Ludwig Xiv. gegenüber stand. Doch war cs ein Glück für Oester- reich in seinen Kämpfen mit den Türken, daß endlich das unruhige Ungarn (wie früher Böhmen) ein Habs- hurgrscheü Erdreich wurde, und daß mr.tr'or^n d:e Türken nicht allein Wien vecr.)e!^'g-n konn.e, .(Dank

19. Theil 3 - S. 229

1827 - Breslau : Max
229 vor allen Widerwärtigkeiten, die ihm zustoßen können. In allen Gefahren und unter allen Versuchen sey du stets sein allmäch- tiger Beschützer bis zum Ende seiner Tage; besonders bitte ich dich jetzt, ihn in deine Obsorge zu nehmen, damit auf dem Wege, den er wandelt, ihn kein Nebel befalle, sondern er stets unter deinem Schutze geschirmt bleibe vor allen Gefahren, und wieder im Frieden heimkehre. O du, der du über Winde und Wogen gebietest, und dem sie alle gehorchen, gieb, daß sie ihm bei der Hinreise und bei der Heimkehr günstig seyen, damit er sicher in den Hafen einfahre, nach welchem sein Ziel geht. O Herr, in dessen Händen der Athemzug jedes Menschenkindes liegt, bewahre diesen mir so theuern Mann gesund und unver- sehrt, damit kein Unheil von innen, keine Gewalt von außen ihm Schmerz oder Unbilden zufüge, und wenn er fern von mir ist, so sey deine beseligende Allgegenwart und dein Schirm seine getreue Obhut. O drei Mal geheiligter Herr, insbesondere bitte ich dich um seinetwillen für Alle, die er zurückläßt, damit ihnen kein Unheil hier widerfahre, das ihn im fremden Lande in Kum- mer und Betrübniß stürzen könnte. Möge durch deinen aller- gnädigsten Willen seine Verhandlung im Auslande mit gutem Gelingen gesegnet seyn, und gieb, daß ich für diese neuerliche Gnade deinen Namen unablässig preise Verleihe, daß wir zu- sammen in Liebe und Frieden leben, bis der Tod uns auf län- gere Zeit trennt. Alles dieses bitte ich dich in der Dcmuth meiner Seele im Namen und aus Liebe Jesu, meines Heilan- des. Amen! O gebenedeiter Gott! Amen! Amen!" Nach diesen herben Verlusten lebte Marlborough abwech- selnd in London und auf seinen Gütern, am liebsten im Schovße seiner Familie, und starb endlich 1722. Eugen war darin glücklicher, daß er sich ohne Unterbrechung in der Gunst seiner Monarchen erhielt, und von Allen hochge- schätzt wurde. Er starb 1736. 99. Leopold!., 1657-1705. — Joseph!., 1705- 1711. — Karl Vi., 1711-1740. Wir haben oben beim 30jährigen Kriege gesehen, daß Fer- dinand 11. 1637 gestorben sey. Sein Sohn Ferdinand Iii.,

20. Geschichte des deutschen Volkes und Landes - S. 142

1869 - Hannover : Hahn
142 2) Kaiser Ferdinand Iii. hatte tut Jahre 1653 einen Reichstag zu Regens bürg zu Stande gebracht, dessen Beschlüsse, hauptsächlich zur Regelung des Reichsjustizwesens, man den jüng- sten Reichstags ab schied (vom 17. Mai 1654) zu nennen pflegt, da seitdem feine Reichstagsabschiede in früherer Form mehr erfolgten. Denn der sogen, deutsche Reichstag verwandelte sich jetzt in Uebereinstimmung mit der neuen, auf der Grundlage des Föderalismus beruhenden politischen Gestaltung Deutschlands in einen Gesandten- und Diplomatencongreß, der seit 1663 permanent in Regensburg bis zur Auflösung des Reichs bei- sammen saß, und mehr mit endlosen Verhandlungen als mit wirksamen Beschlüssen seine Tage verbrachte. Die Fürsten erschienen nicht mehr in Person, und auch der Kaiser ließ sich durch einen sogen. Principalcommissär vertreten. 3) Auf dem genannten Reichstage zu Regensburg hatte Fer- dinand die Wahl seines ältesten Sohnes, des Erzherzogs Fer- dinand, zum römischen König erlangt; dieser starb jedoch schon im nächsten Jahre <1654) an den Blattern. Der Kaiser selbst war am 23. März 1657 aus dem Leben geschieden, ohne die Wahl seines zweiten Sohnes, des Erzherzogs Leopold, bei den Kur- fürsten erwirkt zu haben. 4) Denn der leitende Minister in Frankreich, Cardinal Ma- zarin, Richelieu's Schüler und Nachfolger, ging mit dem Plane um, die deutsche Kaiserkrone, bei deren Besitze sich immer noch An- sprüche auf Weltherrschaft erheben ließen, für seinen König, Lud- wig Xiv., zu gewinnen, oder wenigstens zur Schwächung der Stellung des habsburgischen Hauses in Deutschland die Wahl auf einen andern, den französischen Interessen ergebenen deutschen Fürsten zu wenden. Indessen scheiterten die französischen Pläne, für welche mehre größere süddeutsche und rheinische Fürsten gewon- nen waren, an dem entschiedenen Widerspruche des Kurfürsten von Brandenburg, dem sich auch Kursachsen anschloß, und der an dem deutsch-patriotischen Sinne des trefflichen Kurfürsten von Mainz, Io h. Philipp von Schönborn, eine kräftige Unterstützung fand. So wurde der Habsburger Leopold I., trotz seiner Jugend (er hatte das 18. Jahr noch nicht vollendet) am 18. Juli 1658 zu Frank- furt zum deutschen Kaiser gewählt. 5) Dagegen war es den Versprechungen und Machinationen Frankreichs gelungen, bald darauf (Aug. 1658) eine Anzahl deut- scher Fürsten (die Kurfürsten von Köln, Trier, den Bischof von Münster, die Herzöge von Pfalz-Neuburg, von Braunschweig-Lüne- burg, den Landgrafen von Hessen-Cassel) mit sich und Schweden zu einer rheinischen Allianz zu vereinigen, angeblich zur Auf- rechthaltung des westfälischen Friedens, in der That aber, um