1826 -
Emden
: Woortman
- Autor: Gittermann, Rudolph Christoph
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Ostfriesland
20
Erste Periode.
entwickelte sich bereits in dieser Periode ein eigen-
thümlieber Volks charakter, der sich durch alle
folgende Jahrhlinderte erhielt, und deffen Grundzüge
ein gewisses Selbstgefühl, eine beharrliche Fe-
stigkeit des Sinnes, eine Art von edlem und
männlichem Trotz, eine ernste Bedachtlich-
keit und, vor allem, eine innige Liebe zur
Freiheit und zum Vaterlande waren. Ueber
alles theuer war dein Friesen seine meerumdonnerte
Heimath und die eigen? Sitte in Lebensart und Klei-
dung, die er streng bewahrte. Jedem Versuch von
austcn her, ihn in seinen Granzen zu beunruhigen
oder ihn im Genuste seiner Freiheit und seiner Vor-
rechte zu stören und seine alte heilige Sitte zu be-
flecken, ward ernst und kühn mit dem Schwert in der
Hand von ihm begegnet.
7.
Religion dieser Völker.
Ueber die religiösen Ansichten und Meinungen der
Urbewohner des Landes, der Chauken, sind keine be-
sonderen historischen Nachrichten vorhanden. Wahr-
scheinlich haben sie die damals im europäischen Nor-
den gangbaren Vorstellungen von der Gottheit, der
menschlichen Seele und dem Leben derselben nach dem
Tode gctheilt. Nach diesen waren Alfadur (All-
vater), Odin, oder Wodan, der Gott der Sonne
und des Himmels, und Frigga oder Freya, die
Göttin der Erde, die Hauptgottheiten, an welche sie
ihre Gebete richteten und denen sie ihre, oft grausam
blutigen Opfer brachten. Die Seelen der Menschen
waren nach ihrer Ansicht unsterblich und die Frommen
und Tapfern, die in ihren Kriegen viele Feinde er-
schlagen hatten, kamen nach dem Tode in Walhal-