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1. Abth. 2 - S. 275

1817 - Elberfeld : Büschler
Das Intekregnuw^ 276 welche man das Interregnum nennte Nach Kon- vads Iv. und Wilhelms von Hollands Tode wollte kein teutscher Fürst die Kaiserkrone annehmen; den meisten war mehr daran gelegen, nur ihre eigenen Erbländer zu verwalten, und wo möglich eigennützig zu vergrößern, als die schwere Pflicht auf sich zu nehmen, in den fast verwilderten teutschen Landen Friede und Ordnung herzustellen und mit Selbstent- sagung alle Kräfte dem gemeinen Besten zu widmen. Da fielen die geistlichen Curfürsten auf den unwür- digen Gedanken, einen Ausländer zum Kaiser zu Machen. Und noch dazu waren sie nicht einig; die eine Parthei wählte den englischen Grafen Richard von Cornwallis, die andere den König Alfon- sus von Castilien in Spanien, den man wegen seiner Kenntnisse in der Himmelskunde den Weisen nannte. Beide hatten den Reichsfürsten viel Geld geboten, und Richard kam sogar, wie einige erzäh- len, mit 3s Wagen nach Teutschland, jeden mit acht Pferden bespannt, und darauf ein, drei Ohm hal- tendes, Faß mit Sterlingen, (einer alten englischen Geldmünze), angefüllt. Er hatte reiche Zinngruben in Cornwallis, damahls fast die einzigen in der Welt, und daher so großen Reichthum. Mit solchen Waffen eroberte er bald vieler Herzen, und wurde auch im Jahre 1267 feierlich zu Aachen gekrönt. Dann kehrte er bald nach England zurück, von meh- reren angesehenen Teutschen begleitet. In England aber, der Heimath des Nationalstolzes, ward er nicht anders als jeder englische Große behandelt/ und das verdroß die Teutschen. die mit ihm waren, so sehr, daß sie unwillig nach Hause zurückkehrten.— Seit der Zeit ist Richard noch drennahl nach Teutsch- land gekommen, aber jedesmahl nur auf kurze Zeit, und Alfonsus ist niemahls in Teutschland gewesen. In solcher Zeit mußte wohl Unordnung und Gewalt- thätigkeit von Tage zu Tage größer werden, so daß große und kleine Fürsten, und Grafen und Ritter und Städte, in beständigen Fehden mit einander lebten, und daß die Recht und Ruhe liebenden

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1. Die Neuere Geschichte - S. 55

1850 - Hannover : Hahn
55 nach und nach die Grundlage der meisten Landrechte und brachte die Rechtspflege allmälig ganz in die Hände eines gelehrten Standes, der Juristen. Nur England behielt seine alte freie und volksthümliche Gerichtsverfassung. 2) Zur Verbesserung der peinlichen Rechtspflege in Teutschland ward auf dem Reichstage zu Regensburg (1532) Kaisers Karl V. und des heil, römischen Reichs pein- liche Halsgerichts-Ordnung (die Carolina) bekannt ge- macht, der die bambergische Halsgerichts-Ordnung zu Grunde liegt. 3) Ein trauriges Zeichen des tiefen Verfalls dieser Zeit und des Mangels an wahrer Religiosität ist die außerordentliche Zu- nahme der Herenprocesse, dieser Ausgeburt geistiger Rohheit und fanatischer Befangenheit. Zauberei und Zauberer, d.i. der Glaube, daß der Mensch mit Hilfe höherer Wesen, der Dä- monen, über die Kräfte der Natur nach Willkür gebieten und Übernatürliches bewirken könne, kommt neben dem Götterdienst bei allen alten Völkern vor. Bei den Germanen und Kelten wurde die Zauberkunde vorzugsweise den Frauen, insbe- sondere alten Weibern, zugeschrieben. 4) Dieser heidnische Glaube an eine höhere Zauberkraft der Menschen blieb auch nach Einführung des Christenthums; nur trat jetzt an die Stelle der heidnischen Götter der Teu- fel, wodurch die Zauberei allmälig in einem ganz andern Lichte, als etwas höchst Sündhaftes und Verbrecherisches erscheinen mußte. Gegen Zauberer und Zauberinnen oder sogenannte Heren *) wurden daher schon früher kirchliche und weltliche Strafen ver- hängt, zumal da im Mittelalter Ketzerei und Zauberei bald miteinander vermengt wurden. 5) Doch kamen bis in's 15. Jahrhundert noch selten eigent- liche Herenprocesse vor. Erst als mit Einführung des römi- schen Rechts allmälig das ganze Gerichtswesen umgeändert und durch Anwendung der furchtbaren Folter als Mittel beim Be- weisverfahren leicht das Geständniß dessen, was man suchte, er- zwungen werden konnte, mehrten sich die Herenprocesse im 16. und 17. Jahrhundert, insbesondere in Teutschland, und zwar bei Katholiken und Protestanten, in wahrhaft betrübender Weise 2). Tausende von Unglücklichen, die der Unverstand oder die Bosheit in den Ruf der Hererei brachte, d. i. eines Bun- des mit dem Teufel, durch dessen Hilfe sie aus bloßer Schaden- freude Unthaten zum Nachtheil der Menschen und Thiere verüben sollen, wurden von den Gerichten in Üntersuchung gezogen und wenn sie durch die grausamsten Martern der Folter zu Geständ- nissen gezwungen worden waren, zur härtesten Strafe, meist zum Feuertod verurtheilt. 6) Ein Zeitgenosse dieser Gräuel, der edle Friedrich Spee

2. Geschichte des teutschen Volkes - S. 469

1837 - Oldenburg : Schulze
Kaiser Joseph 2. 469 durch französischen Einfluß, umstimmeu und die Aufhebung dcs Ordens aussprechen (I. 1773), wonach sie in Teutschland so- fort, jedoch mit schonender Rücksicht, zur Ausführung gebracht wurde. Der König von Preußen willfahrte indeß erst nach acht Jahren, indem er die Pflichten eines ehrlichen Mannes nicht verletzen zu wollen sich erklärte. Sonderbar genug fanden die Jesuiten in Rußland bis in den spateren Zeiten Schutz. Der Orden zahlte bei seinem Erlöschen 22,589 Mitglieder in 24 Provinzen. Kaiser Joseph 2. hatte sogar lange mit Ungeduld in feine Mutter gedrungen, ihrerseits die Aufhebung nachdrücklicher zu betreiben. Uebrigens beschäftigten ihn andere Dinge eben so sehr. Im I. 1770 trat durch Mißwachs eine fast allgemeine Hungersnot!) ein, und die einzelnen Regierungsbezirke crhöhctcn den Nothstand durch die Grenzsperren, weil damit, was noch vorräthig war, nicht in den freien Verkehr kam. Der Reichs- tag traf in dieser Hinsicht nur sehr beschränkte Maßregeln. Aber Friedrich von Preußen hatte seine Militair-Magazine reich- lich voll und konnte nicht allein sein Volk daraus versorgen, sondern auch vielen Tausenden, welche aus den Nachbarländern cinwanderten, den Nothbedarf reichen. Uebrigens sollen damals in Böhmen und in dem sächsischen Erzgebirgslande gegen 200,000 Mann dem Elende erlegen seyn, da ansteckende Seuchen hinzu- kamen und eben so viel Opfer wie der Hunger forderten. In diesen Jahren siel auch die erste Theilung Polens vor. Die langjährigen inneren Zerwürfnisse dieses Landes hatten den angrenzenden Mächten Gelegenheit zur Einmischung verschafft. Rußland, Oestreich und Preußen waren die guten Freunde, welche je nach ihren besonderen Interessen an der Ausgabe ar- beiteten, den innern Zerrüttungen zu steuern, und sich endlich überzeugten, daß eine Zerstücklung der Kräfte am besten helfen würde. Sonach kam (I. 1772) unter denselben ein Theilungs- vertrag zu Stande, wodurch Polen um 4,343 Qm. geschmälert wurde. Die solche Beute sich ancignetcn, wußten scheinbare Rechtsgründe Jahrhunderte weit hcrzuhoken, und des unglück- lichen Volkes Klageruf verscholl wirkungslos, da die anderen Mächte stillschweigend zusahen. England namentlich, das vormals in Teutschland nicht das Mindeste ohne feine Ueberrcchnung hingehen ließ, hatte jetzt kaum noch Zeit, diesseits in anderer Absicht, als zum Ankäufe teutschen Blutes, herübcrzublicken. Die nordamcrikanischen Frei- heitskämpfe machten ungewöhnliche Streikkräfte nöthig, und die teutschen Fürsten langten mit offnen Händen nach engli- schen Pfunden, um dafür die Söhue ihres Landes hinzugeben, daß sie kampfend für eine Sache stürben, die das Vaterland daheim nicht das Mindeste anging. Gegen 20,000 Mann

3. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte - S. 513

1817 - München : Königl. Schulbücher-Hauptverl.
Dritter Zeitraum. Von 109h bis 1517. 513 Heinrichs von Thüringen ein Gegenkaiser anfge§ stellt, welcher bald sich einen bedeutenden Anhang verschaffte. Und als Heinrich im Jahre 1247 gestorben war, er- hielt die päpstliche Partei in Teutschland an dein Gra- fen Wilhelm von Holland ein neues Haupt. Murh- voll, aber ohne bedeutenden Erfolg, suchte Eonrad, der zweite Sohn des Kaisers, der iin Jahre 1237 zum römi- schen Könige erwählt worden war, das väterliche Anseben aufrecht zu erhalten. Auch in der Lombardei traf (1248) die kaiserlichen Waffen Unglück, den Papst aber vermoch- ten keine Vorschläge Friedrichs zur Versöhnung zu bewe- gen. Noch bauerte der große Kampf fort, als der Kai- ser <1250), sieben und fünfzig Zahre alt, in das Grab sank, vielleicht vergiftet, oder, welches wahrscheinlicher ist, verzehrt von dem Grame über den unglücksvollen -Streit mit der Kirche» 8» Conrad Iv. (1280 - l£54)> Wilhelm ( 1247 - 1256), Richard von Cornwallis (1257- 1271), Alphons X. von Castilien (1257 - 1284). Nach dem Tode Friedrichs Ii. ward die Verwirrung in Teutschland immer größer. Conrad Iv. ging bereits im Zahre 1251 nach Italien, um Sicilien in Besitz zu nehmen, starb aber schon ( 1254) nach wenigen Jahren. Bald hierauf (125ö) kam auch König Wilhelm in ei- tlem Kriege gegen die Friesen um. Bei der allgemeinen Ge- setzlosigkeit, die nun herrschte, fand sich kein Fürst ul Teutschland, welcher sich der Oberherrschaft über das auft gelösete Reich unterziehen wollte. Man wandte sich da- her an auswärtige. Aber während die größere Partei der teutschen Fürsten den Grafen Richard von Corn- wallis, den Bruder Heinrichs Iii. von England, zum Könige wählte, beriefen andere Alphons X. den Weisen von Castilien auf den teutschen Thron. Doch Richard sowohl als Alphons waren mehr dem Namen, als der That nach Könige von Teutschland. Alphons kam nie nach Teutschland, und erließ Verordnungen, welche Niemand befolgte; Richard aber, den innere Unruhen öfter tzach England zurückriefen, machte sich hauptsächlich nut

4. Theil 1 - S. 349

1821 - Nürnberg : Campe
349 König der Teutschen und römischer Kaiser zu werden. Er bot den einen Wahlfürsten 8000 Pfund Sterling, den andern 9000, seinem vornehmsten Gönner aber, dem Erzbischofs von Cöln, 12,Mo Pfund. Darin versah er es aber, daß er dem Erzbischoff Arnold von Trier nicht eben so viel gab, denn dieser konnte nicht einsehen, warum er weniger erhalten sollte, als sein College. Er nahm daher in seinem Zorn gar nichts an, zog einige andere Fürsten auf seine Seite und mit ihnen den dama- ligen spanischen König Alp ho ns X. Nun hatte also Leutschland wieder zwei Könige, und niemand wußte, welcher der rechtmäßige sei. Zum Glück war Alphons so sehr zu Hause beschäftigt, daß er gar nicht nach Teutschland kommen konnte. Richard aber erschien un- ter sehr glücklichen Vorbedeutungen. Er ließ nämlich zwei und dreißig achtspännige, schwer mit Geld beladene Wagen vor sich hergehen, die bei dem gemeinen Manne große Sensation erregten. Er selbst wurde zu Aachen feierlich eingeholt und mit großem Pomp gekrönt. Viel früher als Richard es dachte, wurden aber durch den ungeheuern Aufwand, den er zu machen hatte, die Geldfässer leer. Er mußte daher zurück reisen und sie wieder füllen lassen. Die folgenden Jahre erschien er zwar wieder in Teutschland, aber immer nur auf wenige Monathe. Es waren Unruhen in England aus- gebrochen, und da er den Feinden seines Bruders in die Hände fiel, verfuhren diese so unglimpflich mit dem Könige der Teutschen und dem künftigen römischen Kai- ser, daß sie ihn über Jahr und Tag in ein Gefängniß einsperrten (126-O. Richard kam gleichwohl noch einmal nach Teutsch- land, und machte sich durch einige löbliche Verordnung gen, z. B. die Herstellung der freien Rheinschiffahrt, um die Teutschen verdient. Er vermählte sich auch mit einem

5. Die Neuere Geschichte - S. 86

1850 - Hannover : Hahn
86 6) Durch Chateaubriand erhielt die Poesie wieder einen höhern Aufschwung. Die romantische Schule: Victor Hugo (geb. 1802, Lyriker, Dramatiker, Romanschreiber), Alph. de Lamartine (geb. 1799, ausgezeichnetster Lyriker der Franzosen). — Klassische Schule: Der große Liederdichter Béranger (geb. 1780), der Lyriker und Dramatiker Cas. Delavigne (geb. 1794). — Die Romanschreiber: Aler. Dumas, Ch. Nodier, Jules Ianin, Balzac, Eugen Sue. — Die Dramatiker: Etienne, Scribe. 8. 65. Fortsetzung. — England. 1) Auch in England machte sich durch die Stuarts fran- zösischer Geschmack geltend und blieb nicht ohne Einfluß auf die manchfaltigen Poesien von Dryden (1631—1701), Pope. (1688 —1744), Addison (4 1719) u. a. 2) Andere verfolgten jedoch bald wieder einen eigenthümlichen nationalen und sittlich ernsten Gang, wie Thomson (4 1748, 86380n8), Joung (4 1765, night thoughts), Swift (4 1745, Satiren), Richardson (4 1761), Schöpfer des englischen Fami- lienromans, der durch Fielding (4 1754), Oliver Goldsmith (4 1774, Vi63l' ok Wskefïeld), ©terne (4 1768, sentimentsl journey) seine weitere Ausbildung erhielt. 3) In der neueren Zeit ragen Lord Byron (4 1824), Wal- ter Scott (4 1832) durch seine historischen Romane, E. Bul- wer, Thomas Moore u. andere hervor. — Die Nordamerika- ner Cooper, Wash. Irving. 4) Groß sind die Engländer in der politischen Beredsam- keit: W. Pitt, Chatham (4 1778), For (4 1806), Edm. Burke (1797), W. Pitt der Sohn (41806), Sheridan, Can- ning, Brougham, John Rüssel, Robert Peel u. a. 8. 66. Fortsetzung. — Teutschland. 1) In Teutschland bereiteten Albrecht von Haller (41777), Gellert (1769), Hagedorn (1754), Rabener (1771), Bodmer (1783), Zachariä (1777), Kleist (1759), Uz (1796), v. Cronegk, Lichtwehr, Weiße, Pfeffel (4 1809), Schu- bart das klassische Zeitalter der Literatur vor, das mit Fr. Gottl. Klopstock (1724—1803) und Gotth. Ephraim Lessing (1729— 81) begann und in Wolfg. v. Göthe (24. Aug. 1749 —22. März 1832), Ioh. Gottfr. v. Herder (1744 — 1803), Fr. v. Schil- ler (10. Nov. 1759 — 9. Mai 1805), Christ. Mart. Wieland (1733-1812) und J. Paul Fr. Richter (1763—1825) ihre größ- ten Genien verehrt. 2) Neben diesen die Göttinger: I. H. Voß (1751—1826),

6. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 78

1835 - Hannover : Hahn
78 Mann, der früher dem Volke gehörte, ward der Hörige des Königs. Die Wahl des Königs, wie der übrigen Beamten in der Volksver- sammlung, ward bald nur Schein; bald setzte der König die Grafen und Herzoge in den Provinzen selbst ein. Zwar wurden die Ge- setze, Kriegs und Friede in der Volksversammlung noch berathen; aber hier übte der König durch seine Leute, zu denen bald der größere Theil der Nation gehörte, überwiegenden Einfluß. — Durch Alles dieses, und insbesondere, da durch Berührung der unverdorbenen, aber rohen Kraft der Teutschen mit der verfeinerten Verdorbenheit der unterjochten Römer ein furchtbarer Grad der Sit- tenlosigkeit entstand, schien — nach aller menschlichen Berechnung — nichts als die trostlose Umkehr in eine neue allgemeine Barbarei, zu der Sklaverei der Massen, und dem Despotismus der Einzelnen — offen zu stehen. Aber die erziehende Vorsehung hatte um dieselbe Zeit solcher Entartung bereits entgegengearbeitet, und ihr für immer einen Damm gesetzt, in der Ausbreitung des Christenthums. Unsere Vorfahren lernten das Christenthum theils bei den unter- jochten Römern, theils durch edle Männer kennen, die ihr Vaterland und Alles verlassend, in die Wälder unserer Heimath zogen, um dort unter Entbehrungen, Verfolgungen und Martern jeder Art, die be- seligende Lehre des göttlichen Meisters zu verkünden, sie nicht selten mit dem eigenen Blute zu besiegeln, und auch dann den Muth nicht zu verlieren, wo mit der Aussaat des göttlichen Wortes bei der Roh- heit und Bärbarei der Zeit auch das Unkraut in üppiger Menge auf- sproßte. Diese Männer kamen großentheils aus England und Irland. In den Gegenden des Bodensees traten Columban, Gallus, Fridolin auf; Trudbert im Breisgau. Gallus gründete St. Gallen, Pirminius das Kloster Reichenau, bei- des für lange Zeit Wiege und Sitz der Kultur und Wissenschaft im südlichen Teutschland. Unter den Hessen und Thüringern lehrte mit besonderm Erfolge Bonifacius (Winfried) auch ein Angel- sachse, stiftete viele Kirchen und Bisthümer, und ward selbst Erzbi- schof von Mainz und dadurch Primas von Teutschland. Aber bald legte er diese Würde nieder, um das Evangelium unter den heidnischen Friesen zu verkünden. Hier fand er den Tod des Mär- tyrers, ,1. Juni 755. Besonders wurden um diese Zeit die Mönche wahre Wohltha- tep der Menschheit. Schon vor der Erscheinung des Christenthums hielten Manche fromme Gemüther Entfernung von der Welt für den sichersten Weg, auch von ihrer Selbstsucht sich zu entfernen und zur Gemeinschaft mit Gott sich zu wenden. Zumal geschah dieses seit der Verfolgungen, welche die Christen zu erdulden hatten, in Ägyp- ten. Man nannte sie Mönche (monachi, d. i. Einsamlebende). Um 350 vereinigte Pachomius mehre derselben, damit sie nach einer gemeinschaftlichen Regel- lebten. So entstanden die Klöster (claustrum, coenobium). Im Abendlande schrieb Benedikt von

7. Cursus 2 - S. 119

1809 - Weimar : Verl. des Geograph. Inst.
Teutschland. 119 weder a) die hochteutsche in vielen sehr abweichenden Mundarten, oder b) die plattteutsche, und 2) die wendische Sprache. Die römisch - katholische und die evangelische Religi onspartei, wel- che letztere unter dem Namen der Protestanten Lu- theraner und Reformirte begreift, hatten bisher in Teutsch- land, aber nicht in den einzelnen teutschen Staaten, völlig gleiche Rechte. Andere christliche Sekten, und auch Juden, werden an vielen Orten geduldet. Bei keiner Nation in der Welt sind die nützlichen Kenntnisse mehr unter allen Standen verbreitet, als bei der teut- schen; auch trifft man nirgends mehr und bessere An- stalten zum Unterrichte der Jugend, nirgends so viele Schriftsteller in allen Fachern an, als in Teutschland. Für die Wissenschaften und bildenden Künste giebt es noch jetzt nach Aufhebung mehrerer derselben in neuern Zeiten an 30 Universitäten (worunter 18 protestantische und r vermischte), mehrere gelehrte und artistische Gesell- schaften, viele Gymnasien und Specialschulen. Anmerk. Man rechnet in Teutschland nach Thalern oder Reichsthalern und Reichsgulden. Beide werden in Groschen und Pfennige, oder in Batzen, Kreuzer und Pfennige, auch in Albus, Schillinge, Grote und anders, getheilt. Die ausgeprägten Münzsorten sind, wiewohl bisher von gesummten Reichs wegen gar kein Geld ge« prägt wurde, äußerst mannichfaltig, weil fast jeder teutsche Staat die Münzgerechtigkeit hat und ausübt. Der gewöhnlichste Münzfuß ist der Conventionsfuß, nach welchem d-ie Mark Silbers zu so Gulden ausgebracht wird. Es ist aber der Zahlwerth dieses Conventionsgel- des in einem großen Theile Teutschlands um £ erhöht, und daraus der Unterschied zwischen dem 20 und dem 24 Gulden - Fuß entstanden. Die gröberen Sllbersorten find: Specieslhaler, zu 2 Gulden oder rz Thaler; Gul- den; halbe Gulden rc. An Goldmünzen, deren Werth i» Teutschland unbeständig ist, find vorhanden: Severi*

8. Kleine Weltgeschichte, oder gedrängte Darstellung der allgemeinen Geschichte für höhere Lehranstalten - S. 365

1829 - Leipzig : Hinrichs
geistlichen Hierarchie mächtig erschüttert und innerhalb aller zum Protestantismus übergehenden Reiche und Staaten, durch die Sicherstellung der religiösen und kirchlichen Freiheit, völlig gestürzt ward; so ward der U m st u rz d c s L c h n ssy st c m s in Frankreich, wo dasselbe von den Franken seine feste Ausbil- dung (seit 486) erhalten hatte, die erste Ursache der großen politischen Umbildung der europäischen Reiche zur bürger- lichen und politischen Freiheit durch Einführung,ste l l- vcrtrercnder Verfassungen, welche, beim Anfänge der französischen Revolution, blos in England und in Nordame- rika galten. Unter den Stürmen des Re'volutionskriegcs be- gann die politische Wiedergeburt Europa's, wie einst un- ter den Stürmen der Religionskriege die kirchliche Wieder- geburt unscrs Erdtheils; denn die wichtigsten Grundsätze des Natur- und Staatsrcchts: daß der Staat auf Vertrag zwischen Regenten und Völkern beruhe; daß vor dem Gesetze alle Bürger des Staates gleich scyen; daß ohne Preßfreiheit keine bürgerliche Freiheit gcdcnkbar scy; daß alle öffentliche Lasten, ohne Ausnahme, unter alle Staatsbürger gleichmä- ßig vcrtheilt, und die höchsten Staatsbehörden für ihre Ver- waltung verantwortlich scyn müßten, — wurden die Grund- lagen der neuen Verfassungen, welche beinahe der Hälfte der ganzen europäischen Bevölkerung seit den letzten 30 Jahren eine Verjüngung des inncrn politischen Lebens gaben. Die Macht der öffentlichen Meinung sprach für diese Verjüngung; die große Finanznoth der meisten Reiche und Staaten führte unverkennbar zu einer dringend nöthigen Umbildung der innern Verhältnisse; der rechtliche Geist der Völker, welche das französische Joch abschütteltcn, verlangte und bedurfte einer öffentlichen Anerkennung, und edle Für- sten verstanden die Stimme des fortgeschrittenen Zeitgeistes und ihrer mündig gewordenen Völker, und gaben, in Ver- bindung und im Einverständnisse mit den Stellvertretern die- ser Völker, ihren Reichen und Staaten neue zeitgemäße Ver- fassungen, oder sicherten wenigstens durch heilige Zulagen und, wie in Teutschland, durch den dreizehnten Artikel der tcutschen Bundrsacte, die Einführung einer neuen Ordnung der Dinge, welche die bürgerliche und politische Freiheit auf

9. Bd. 2 - S. 300

1824 - Frankfurt a. M. Leipzig : Hinrichs
<300 \ Sechster Zeitraum. den Kanzeln verlesen. Seit dieser Zeit hob sich der dritte Stand, besonders durch die Freiheit des Handels nach dem Auslande. Eben so gewann die Gerichtsverfassung durch die Einfü hrung der Geschw ornen, durch die völlige Aufhebung der Ordalien, besonders aber dadurch, daß das d e n übrigen g e r m a n i s ch e n R e i ch e n a u f- gedrungene römische Recht nie auf dem freien Boden Englands feste Wurzel schlagen konnte. — Auf Johann folgte sein Sohn Heinrich 3 (1216 — 1273), dessen Bruder Richard von C o r n w a l l i s (1257), nach dem Abgänge der Hohenstaufen in Teutschland, teut- scher König ward, ohne diesem Reiche neue Haltung geben zu können. Heinrichs Verschwendung bewirkte einen innern Krieg, in welchem er mit seinem Bruder und dem Kron- prinzen Eduard gefangen genommen ward. Der Anführer der Gegenparthei, der Graf von Le ice st er, berief ein Parlament (1265) zusammen, an welchem zum ersten- male städtische Abgeordnete Antheil nahmen, eine Ein- richtung, die nach achtzehn Jahren der König Eduard nach- ahmte. Dieser Eduard entfloh, als Kronprinz, aus der Gefangenschaft der Aristokraten, und befreite auch seinen Vater aus derselben durch die Schlacht bei Evesham (1265), in welcher Leicester siel. 365. Fortsetzung. Eduard 1 folgte seinem Vater im Jahre 1272; ein Fürst von unternehmendem, kriegerischem Charakter, welchem aber Züge von Harte und Grausamkeit nicht fremd waren. Ihm gelang (1284) die völlige Besiegung des bis dahin in beständigen Empörungen aufwogenden Wales; die gericht- liche Verfassung des Reiches ward verbessert, und die Wis- senschaften erhielten durch Roger Bacon (doctor mira- bilis), der wahrend dieser Regierung lebte, einen neuen und höher» Umschwung. — Eine willkührliche und traurige Regierung unter Eduard 2 (1307—1317) trat zwischen die kraftvolle Leitung Eduards 1 und Eduards 3, bis

10. Abth. 2 - S. 285

1817 - Elberfeld : Büschler
Adolf von Nassau. 285 aegen Philipp den Schönen von Frankreich, für eine beträchtliche Geldsumme. Zu der Hülfe kam es nicht, weil der Streit für den Augenblick beigelegt wurde, das Geld aber wandte Adolf an sich ein Land zu kaufen. Es herrschte damals ein böser Markgraf in Thüringen, Albrecht der Unartige, der verstieß seine treffliche Gemahlin Margaretha, Tochter ^Kaiser Friedrich ll., und heirathete die Kunigunde von Isen- berg. Die arme Mutter, als sie ihre Kinder verlas- sen mußte, biß im Schmerz des Abschiedes ihren ei- nen Sohn Friedrich in die Wange, weshalb er in der Geschichte den Namen: „Friedrich mit der gebissenen Wange" erhalten hat. Der unnatürliche Vater aber verkaufte die Erblander der beiden Söhne erster Ehe dem Kaiser Adolf, um das Geld dem Sohne der Ku- nigunde, Albrecht, zuzuwenden. Die beiden Söh- ne, Friedrich und Diezmann kämpften, als sie herangewachsen waren, ritterlich für ihr Erbe, weil das Land ihnen treu war, und der Kaiser sah sich genöthigt, einen ungerechten Krieg gegen sie zu füh- ren, er, dessen erste Pflicht es war. Recht und Ge- rechtigkeit zu üben. Sie eroberten einen Theil ihrer Lander wieder. Solch unwürdiges Verfahren hatte den Kon g Adolf in Teutschland verhaßt gemacht; dazu kam, daß der wankelmüthige Erzbischof Gerhard von Maynz gleichfalls mit ihm unzufrieden war, weil er sich in seiner Hoffnung betrogen sah, ihn nach Gefallen zu leuken. Auf seinen Antrieb wurde also eine Fursten- versammlung, gehalten und Adolf abgesetzt: „Weil er Kirchen verwüstet, von einem Geringeren, (dem Kö- nig von England), Sold genommen, das Reich nicht gemehrt, sondern gemindert, und den Landfrieden nicht gehandhabt habe;" und Albrecht von Oe st- reich wurde gewählt. Dies ist das erste Beifpiel, daß die Churfürsten, ohne Antrieb des Papstes, allein einen Kaiser abge- setzt haben. Tie beiden Gegner zogen gegen einander; bei Worms kämpften sie die entscheidende Schlacht, 1298. Adolf wurde geschlagen und fiel selbst im Gefechte.

11. Abth. 2 - S. 310

1817 - Elberfeld : Büschler
3io V.ztr.rud. v.habsb. bis Karl V. 1278 — 1620. genwartig war, sollte zuerst die Abdankungsurkunde unterschreiben; er suchte Auswege,^ endlich aber gab er nach und las seine Abdankung öffentlich vor. Kai- ser Sigmund und alle Anwesende waren voller Freu- de; der Kaiser erhob sich sogar, küßte dem Papst die Füße, und dankte ihm im Namen der christlichen Welt, daß er ein so herrliches Beispiel der Selbstüberwin- dung gegeben. Allein Johann hatte nur zum Schein nachgegebcn, schon hatte er seine Abrede mit seinem Freunde, dem Herzog Friedrich von Ocstreich, genom- men; dieser veranstaltete gleich darauf am 20. Marz 1415, ein großes Turnier, und als die Aufmerksam- keit Aller auf das Fest gerichtet war, entfloh der Papst verkleidet nach Schafhausen, welches damahls noch eine östreichische Stadt war. Der Herzog folgte ihm, und in der flacht entwichen gleichfalls alle ita- lienischen und östrcichischen Prälaten. Der Papst ge- dachte, auch wider den Willen des Conciliums, seine Gewalt fortzusetzen. Allein die versammelten Kirchen- vater aus Teutschland, England und Frankreich, sammt dem Kaiser Sigismund, nahmen die Sache zu ernsthaft. Das Concilium erklärte, „da seine Gewalt unmittelbar von Christus und über dem Papste sey, so sollten seine Beschlüsse auch ohne päpstliche Bestätigung die Kirche vereinigen und reformiren." Gegen die Entwichenen wurde mit dem größten Flach- druck verfahren. Herzog Friedrich ward von dem Con- ti lium in den Bann und von dem Kaise/ in die Acht aethan, und auf des Letzteren Befehl griffen die schwä- bischen Reichsstädte und die Schweizer des Herzogs Erbländer an, und nahmen sie größtentheils weg. (Erst zehn Jahre nach dieser Zeit nahm der Kaiser den Herzog wieder zu Gnaden an, und gab ihm die Länder, die im Reiche gelegen waren, zurück; die Schweizer aber wollten ihre Eroberungen nicht wieder herausgeben, und behielten das Aargau und andere Stücke). Der Papst, da er des herzoglichen Schutzes be-, raubt war, mußte sich wohl den Beschlüssen des Cou- ciliums fügen; er wurde gefangen in die Nähe von Kostnitz zurückgeführt, um hier sein Eudurtheil zu ver-

12. Geschichte des teutschen Volkes - S. 224

1837 - Oldenburg : Schulze
221 Vierter Zeitraum. schers nicht, und so Vieles sich in der Folge auch zu feinem Vortheile ereignen mochte, so ärntete er dennoch die Früchte nicht. Sein Ansehen verminderte sich mit jedem Tage und selbst seine Person war -zu wiederholten Malen nicht vor ge» meiner Beschimpfung sicher. Für das Reich geschah fast gar nichts. Glücklicher Weise lag die Gewährleistung des Landfrie- dens für' den Augenblick in den Verhältnissen des rheinischen Bundes, dem auch viele Bischöfe, Grafen und Edle bcigetreten waren. Alle diese erkannten Wilhelm als König an; allein in ihren Versammlungen faßten sie Beschlüsse und trafen Vor- kehrungen, wie wenn er gar nicht vorhanden wäre. Die Be- stätigung des Bundes auf einer Versammlung zu Oppenheim war Alles, was ihm in dieser Hinsicht anheim gestellt wurde (I. 1253). Nebenher war Wilhelm in einem Kriege mit der Flanderischen Gräfin Margarethe verwickelt, . ohne daß er eini- germaßen seine Forderungen geltend machen konnte. Er dauerte mehre Jahre. Sodann traf er mit den Friesen hart zusammen und zwang diese einstweilen zum Tribute. Sie aber standen abermals auf und Wilhelm fand dabei seinen Tod; denn als er wahrend des Feldzuges im Winter über einen gefrornen Sumpf reiten wollte, blieb er mit dem Pferde darin stecken und wurde von den Friesen ohne Weiteres erschlagen (1.1256). Der rheinische Bund traf neue Vorkehrungen zur Erhaltung des Landfriedens und beschloß, im Falle einer abermaligen zwie- spältigen Königswahl keinem der Gewählten zu huldigen. In Teutschland war es nunmehr so weit gekommen, daß kein einheimischer Fürst noch Verlangen nachdem Besitze der Krone trug, da die Bedeutung derselben jämmerlich herabgewürdigt war, ihr Inhaber entweder ohne Willen und Macht dastehen, oder ein Feind der Fürsten seyn mußte und somit keinen Au- genblick des Lebens froh werden konnte. Ja die weltlichen Fürsten kümmerten sich nicht einmal viel darum, ob sie gar ei- nen König wieder bekamen. Anders aber dachten die geistlichen ^>errn, auf welche indeß das Meiste ankam. Konrad, Erzbischof von Köln, betrieb das Wahlgefchaft, da Gerhard von Mainz, dem Solches nach den Gesetzen sonst zustanv, in der Gefangen- schaft des Herzogs Albrccht von Braunschweig war. Durch diesen Umstand glaubte der Erzbischof Arnold von Trier, daß ihm das Recht gebühre und traf deshalb gleichfalls Anstalt zur Königswahl. Aerger als jetzt war es bei derselben noch nicht zugegangen. Es war ein eigentlicher Handel; denn um Geld wurde die Krone von beiden Seiten hingegeben. Dazu waren es zwei Ausländer, welche den Kauf eingingen. Alfons von Kastilien, ein Enkel Philipps von Hohenstaufen, war es bei Arnold; bei Konrad von Köln war es der Bruder des Königs von England, Richard von Cornwall, ein Anverwandter des

13. Theil 4 - S. 32

1813 - Leipzig : Hinrichs
A2 Achte Periode. so sehr sich auch der Papst dagegen setzte. Es gab also seit dieser Zeit vereidete und unvereidete Priester. Die letz. tern gesellten sich den Emigranten bei, die sich hauptsäch. lieh nach Teutschland und England wandten. 618. Fortsetzung. Doch je kühner die Nationalversammlung bei einem über alle Erwartung günstigen Erfolge in ihren Decreten wurde; desto mehr bedrohten einige neu entstandene Clubbs ihre innere Harmonie. Die Entstehung derselben, bereits zu Versailles, war zufällig, indem sich mehrere Deputirte schon im Voraus zu einem übereinstimmenden Betragen und zu bestimmten Maasregeln in. Betreff der in der National- versammlung vorkommenden Verhandlungen vereinten. So waren es besonders die Deputirten von Bretagne, die sich durch ihre vorgefaßten Entschlüsse und durch die Kraft ihrer Beredsamkeit ein Uebergewicht in der Versammlung zu verschaffen wußten. Bald schlossen sich mehrere Deputirte an sie an, worauf sie (1790) ihre Zusammenkünfte in die Kirche des aufgehobenen Iacobinerklosters in der Straße St. Honore' verlegten. Daher ihr Name Iacobiner, der aber im Anfange noch nicht die verworfenen Menschen bezeichnete, welche späterhin die Seele dieser Gesellschaft wurden, als Orleanisten zu ihnen traten, und seit dieser Zeit die hefti- - gere Parthei derselben, die sich von den übrigen Mitgliedern isolirte, den Namen Co r d eliers erhielt, welche sich nun in der ehemaligen Barfüßerkirche versammelten und hauptsächlich gegen die königlichefamilie erbittert waren. Danton und Murat standen an ihrer Spitze. — Je stürmischer der Charakter dieser Partheien aufwogte; desto mehr suchten einige sogleich in dem Anfange der Revolution ausgezeichnete Männer einzu- lenken, und dem Könige mehr Ansehen und Einfluß wieder zu verschaffen. Dies war besonders Lafayettes und Mirabeaus Absicht. Die allgemeine Stimme war aber dagegen, so daß der König nicht einmal (1791) seine Ostern zu St. Cloud halten konnte, weil man die Flucht desselben befürchtete. Diese zu verhüten, hatte die Nationalversamm- lung

14. Bd. 2, Abth. 1 - S. 63

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
Teutschland. 6; schrecklichen Drangsale, welche die bisherigen Kaiser von den Päbsten erduldet hatten — nun war kein teutscher Fürst da, der Neigung geäußert hätte einen so wankenden Thron zu besteigen. So wurden denn Nrchard, Herzog von Kornwallis, und Alfons, König r on Kastilien, von verschiednen Partheyen ge- wählt, oder die Wahlfürsten hatten vielmehr ihre Stimmen dem verkauft, der ihnen das meiste dafür geboren hatte. Zween auswärtige mit dem wahrer! Wohl und Weh der Nation unbekannte Fürsten, dei- nen es nur um den äußern Glanz des Kaisertitels zu thun war, und welche man blos nach der Stärke ih- rer Vergabungen achtete, konnten die Wunden de§ Reiches unmöglich heilen. Alfons kam gar nicht nach Teutschland, und Richard kümmerte sich, bis zu sei- nem 1272 in England erfolgten Tode, beynahe eben so wenig darum, als wenn er nie in dasselbe gekom- men wäre. Dadurch erhob sich denn das Faustrecht zu der fürchterlichsten Größe, die Reichsfürsten erwei- terten ihre Macht immer mehr, und gelangten zum Befitz der Landeshoheit, ja selbst viele Edelleute fien- gen nun an, dadurch, daß sie sich der Botmäßigkeit aller Fürsten entzogen, den Grund zu der unmittel- baren Reichsritterfchaft zu legen. Ueberhaupt hatte die Verfassung von Teutschland unter der Regierung der schwäbischen Kaiser sehr beträchtliche Veränderun- gen erlitten. Die wirkliche Macht derselben war durch ihre italienischen Vergrößerungsplane immer tiefer gesunken, und sie besaßen weit weniger Ansehen im Reiche, als ihre oft so prächtigen Deklamationen anzuzeigen schienen. Bey allen Greueln der Befeh- dungen wurde doch die teutsche Rechtsgelahrtheit um- ständlicher als vorhero, und Schwaben ¿ und Sachsenspiegel, jene ehrwürdigen Sammlungen teutscher Gesetze, find ein Produkt dieses Zeitraums. Indessen, so verworren es auch in vielen Stücken -aussah,

15. Bd. 3 - S. 53

1824 - Frankfurt a. M. Leipzig : Hinrichs
Teutschland. 53 Privilegien, Lehnsgüter und anderer Ansprüche, im ganzen Reiche und auf ewig verboten wurden, so wie auch die- jenigen, welche einen Landfriedensbrecher be- herbergen oder unterstützen würden, in gleiche Strafe verfallen sollten. Dagegen sollte jeder seine an den Andern zu machenden Ansprüche vor dem zu stiftenden Reichs- gerichte anbringen, und die rechtliche Entscheidung erwarten. Das Faust recht, das bis dahin seit Jahrhunderten in Teutschland gewüthet hatte, ward durch dieses Grundge- setz auf immer aufgehoben. — Sollte aber der Landfriede allgemeine Gültigkeit erhalten und der Selbsthülfe gesteuert werden; so mußte ein Gericht damit in Verbindung stehen, welches über die Befolgung des Landfriedens wachte, die Verletzungen desselben bestrafte, und die Streitigkeiten der Stande entschied. Deshalb ward an demselben Tage mit dem ewigen Landfrieden eine K a m- mergerichtsordnung bekannt gemacht; denn das Kam- mergericht sollte, als höchstes Reichsgericht, die neue Form des Rechts in Teutschland einführen und aufrecht halten. — Zugleich ward auf diesem Reichstage die Graf- schaft Wirtem b erg, unter ihrem ausgezeichneten Regen- ten Eberhard, zum Herzogthume (21 In ly 1495) erhoben. Maximilian hatte sich allerdings durch diese neuen Einrichtungen Verdienste um Teutschland erworben; noch immer blieb aber vieles in Rücksicht auf dieselben unbe- stimmt, oder unausgeführt. Es lag überhaupt Mangel an Festigkeit in der Verfolgung seiner Plane, und eine den Regenten höchst nachtheilige V e r a n d e r l i ch k e i t und Plan- losigkeit in allen seinen Entwürfen. Leicht ließ sich sein wenig sicherer politischer Blick tauschen, weil überhaupt die Politik nach außen in jenem Zeitalter noch in der Wiege lag, und höchstens die Schlauheit verweltlichen italieni- schen Fürsten, so wie die strenge Festigkeit des römischen Stuhls damals als die ersten bedeutenden Versuche in der Politik gelten können. Doch versäumte Maximilian die einzelnen günstigen Gelegenheiten nicht, wo er das Privat-

16. Leitfaden bei'm Unterrichte in der Hessischen Geschichte für Bürger- und Landschulen - S. 122

1824 - Marburg : Krieger
122 dem Namen, Lige, entgegen, deren Haupt der tapfere Herzoge Maximilian von Bayern war. Einige Jahre nachher (1617) wurde die von den Protestanten geschlossene Verbindung (Union) zu Heilbronn noch mehr befestigt; und Mo, ritz traf darauf bei den in Teutschland zu furch, lenden nahen Kriegsunruhen alle Anstalten, sei, ne Staaten gegen Ueberfalle zu schützen. Im Jahre 1618 schickte er 4 Geistliche zu ei, ner Kirchenversammkung nach Dortrecht; und obgleich diese alle daselbst gefaßten Beschlüsse ge, - nehmigten und unter-eichneten: so war doch Mo, ritz weise genug, dem Gewissen der Geistlichen seiner Länder keinen Zwang dadurch aufzulegen. Noch in diesem Jahre (161z) brachen end, lich die so lange gefürchteten Kriegsunruhen in Böhmen aus, und verbreiteten sich schnell über Teutschland. Die nächste Veranlassung zu dem völligen Ausbruche dieses schrecklichen, Teutschland 3o Iah, re lang verwüstenden, Krieges war die Verletzung des sogenannten Maj estatsb r ie fes, eines Kaiserlichen Schreibens, in welchem den böhmi, scheu Brüdern (Anhängern der Lehre Huß'ens) gleiche Rechte mit den Katholiken, so wie die Er, laubniß, Kirchen zu bauen, eingeräumt worden waren. Einige kleine Städte machten auch von dieser Erlaubniß Gebrauch; sahen aber ihre ans, gebauten Kirchen , auf Befehl des Kaisers, wie, der zerstören. Da man sich nun wegen dieser \

17. West- und Süd-Europa - S. 249

1784 - Leipzig : Weidmann und Reich
England. 249 land und Inland, weil man auch in England wenig Flachs bauet, außer in den nördlichen Grafschaften, und ist auch sehr erklärbar, da England nicht so viele wüste Ländereyen in sich schließt, und der Boden, welcher ihm zu andern Absichten so vortheilhaft ist, nicht auf viele Jahre durch Flachsbau zu einer andern Kultur untauglich gemacht werden kann. Nur erst gegen das Ende des verstoßenen Jahrhunderts ist in England die Leineweberey aufgemunrert worden, hat aber wegen der Menge anderer Manufakturen keinen großen Grad der Vollkommenheit erreichen können. Indessen befchasstigen sich doch nur in den vier Graf- schaften Sommerset/ Dörfer, Mütsund^amp alleilt auf 316 Familen damit, welche 5490 Weber- stühle halten, und noch über 27002 Tagelöhner dazu brauchen. Die englische Leinewand wird auch mei- stens aus fremdem Garn gemacht, welches theils aus Teutschland, und von den Küsten des baltischen Mee- res , oder aus Jrrland kommt;' nur Manchester al- lein verbraucht eine erstaunliche Menge leinen Garn, welches mit Seide, Wolle, Baumwolle, angori- schem Ziegenhaar u. s. w. verarbeitet wird. Kam- mertuch und Batist werden seit 1764 zwar in der Grafschaft Sussex gemacht, auch nicht minder schön, alö in Frankreich, aber nicht so wohlfeil. Auch ver- steht man hier die Kunst, der Leinwand durch gute Bleichen Schönheit 311 ertheilen, und die Grafschaft Pork hat deren auszuweisen. Seit der Regierung Wilhelms Ui hat sich daö Parlament äußerst angele- gen seyn lassen, die Verfertigung deö groben Se- geltuches einzuführen, und durch äußerst hohe Abga- den mehr der Einführung deö ausländischen vorzu- beugen gesucht. Alle in Großbritannien neugebaute Schiffe sind gezwungen bey 50 Pfund Sterling Strafe mit brittischen Segeln ausgerüstet zu seyn , allein e6 hat doch noch nicht dahin kommen können, daß es Q 5 mcht

18. Bd. 2, Abth. 2 - S. 57

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
Schweden. 57 dem Bericht der Generalzolldirektion hak alsoschwe. den, wenn man das Mittel von «4 Jahren (1754- 1/68) nimmt, jährlich 331869 Schiffpf. Stan- geneisen rc. aus'geführet, welche derkronezu i^Dal. Smz. vom Schiffpf. jährlich 414832 Dal. Smz. eingetragen haben. Das Bergkollegium, das Ei- sencomtoir und die Bergdeputation der Reichsstan- de gestehen aber einhellig, daß feit 1768 die Aus- fuhre des Eisens sehr abgenommen habe, und die Zollregister bestätigen diesen Verlust, welchen das russische Eisen, theils wegen der ziemlichen Gleich- heit der Güte, theils wegen seines Preises, zugesüget hat. Die verschiedenen Sorten von Eisen, welche aus Schweden in fremde Lander verführet werden, sind i) das gestreckte weiße Blech, welches nach Portugal und England geschickt wird, 2) das ge- schmiedete weiße Blech, ebendahin 3) eiserne platten gehen nach Teuschland, Spanien, Eng- land und Portugal, 4) platte und lange Stan- gen, 5) kleine viereckte Stangen, diese zwey Sorten werden vornehmlich nach England verkauft, 6i allerlei) Gerathe und Werkzeuge zur Feld- arbeit, 7) Nägel von allerlei) Art und Größe, be- sonders nach Frankreich und Spanien, 8) wann- faktureisen, so mehr oder weniger bearbeitet wor^ den, 9) kleine und platte Schienen, nach Teutschland und Spanien, 10) Gtangeneisen, vorzüglich nach England, Holland und Teutschland, 11) der Ehampelon wird in Frankreich, Teutsch- land und vornehmlich in England verkauft, 12) Rei- fen - oder platte gekrümmte Stangen, nach Spanien und Teutschland, iz) Stahl, cemen- tirter, 14) Garfvadt Stahl. Seit dem Reichs- tage 1769 hak das Eisenkomtoir sreye Macht und Gewalt, alle Maaßregeln zu ergreifen, die cs für nützlich erachtet; und da der Unterschied der Zeiten D 5 oft-

19. Bd. 1 - S. 417

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 417 — 7. Zur Geschichte des geistigen bez. religiösen Lebens. 1. Christian Thomasius ladet zum ersten Male seine Studenten durch eine deutsche Ankündigung ein. 1687, 24. Oktober. a) „Christian Thomas Eröffnet Der Studierenden Jugend zu Leipzig in einem Discours, Welcher Gestalt man denen Frantzosen in gemeinem Leben und Wandel nachahmen solle? Ein Collegium über des Gratians Grnnd-Reguln / Vernünfftig / klug und artig zu leben. Meine Herren! @8 ist kein Zweiffel / und schon von vielen angemercfet worden / daß wenn unsere Vorfahren die alten Teutschen anitzo auferstehen und in Teutschland fommen sollen / ihnen im geringsten nicht düncken würde / daß sie in ihrem Vaterlande und bey ihren Landsleuten wären / sondern sie würden sich vielmehr einbilden / daß sie in einem frembden Lande bey unbefanten und gantz andern Menschen sich aufhielten; so grosse Enderungen sind / ich will nicht sagen / in tausend / sondern nur in etlichen hundert Jahren darinnen fürgegangen / unter welchen nicht die geringste ist / daß / dafür diesem die Frantzosen bey denen Teutschen in feine sonderliche Hochachtung fommen / heut zu Tage alles bey uns Frantzösisch seyn muß. Frantzösische Kleider / Frantzösische Speisen / Frantzösischer Haußrath / Frantzösische Sprachen / Frantzösische Sitten / Frantzösische Sünden / ja gar Frantzösische Kranck-hetten sind durchgehend im Schwange. Sollen wir uns nun nicht billig schämen (so wir ja nichts anders bebenden wollen) daß wenn unsere Vorfahren einen Blick in die itzige Welt thun sollen / sie an statt ihres gleichen in Teutschland anzutreffen dasselbe mit Teutschen Frantz-Mannern besetzet finden würden / welche von denen uhralten Gebräuchen so gar abgewichen sind / daß von selbigen säst nicht das geringste mehr / welches uns von den vorigen eine Anzeigung geben fönte / übrig blieben; ich meine ja / sie würden uns als unechte Kinder und Bastardte anspeyen / und uns eher mit unsern Frantzösischen Bärtgen für feige und weibische Memmen als ansehnliche wackere Männer achten; ich meine / sie würden uns entweder einen derben und nachdrücklichen Verweiß geben; oder aber uns nicht einmal ihres Zorns würdig achtende mit einem bittern Gelächter von sich stoffen. Auff diese Weise pflegt man öffters von unserer heutigen Lebens-Art und Wandel zu urtheilen; aber meines Bedünckens / wenn man feine andere Ursachen wieder dieselbige fürbringen sän / möchte man wohl mit diesen in Ruhe stehen / und die guten alten Teutschen in ihren Gräbern ebensals ruhen lassen . . . Die alten Teutschen waren wegen eines und andern billig zu loben; aber wer wolle leugnen / daß wir nicht auch in vielen Stucken einen mercklichen Vortheil für ihnen anstzuweisen hätten? . . . So halte ich auch gäntzlich bafür, daß die Nachahmung 27

20. Bd. 2, Abth. 1 - S. 10

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
Laudwrrth- schaft und Bergbau. io Teutschland. platten lande, wo verhältnißmaßig weit mehr ein- fache Sitten herrschen, rekrutirt würden. Dies sind einige der allgemeinen Ursachen, welche bey allen Be- mühungen, die Volksmenge zu vermehren, einen gros- sen Theil derselben ohne den gewünschten Erfolg las- sen: noch nähere aber liegen in der besondern Staats- und Kirchenverfassung verschiedener teutschen Pro- vinzen. Es giebt Gegenden in Teutschland, wo dem Untcrthan von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang Eine Stimme zuruft: Sieb/ Sieb! wo der Herr- scher mehr verthut, als alle feine Provinzen einbrin- gen, wo, statt dem Ackerbau, den Manufakturen ein- heinufcher Produkte, der Volkserziehung unter die Arme zu greifen, ungeheure Summen durch Jagden, Opern und Favoriten verschwendet werden, wo die Gesetze einem labirinthe gleichen, dessen Ausgang Verderben ist, wo man aus keiner, oder aus gar zu unerheblichen Ursachen das Band der Ehe zerreißet, und durch die kränkendsten Beschimpfungen Kinder- nwrderinnen schafft, wo die Regierung ihre Bürger unter den nichtigsten Vorwänden init tyrannischer Härte behandelt, und der Geist der Intoleranz die unglücklichen Einwohner nöthigt, die schönen Gestlde ihres Vaterlandes selbst mit andern Welttheilen zu vertauschen. Es giebt, so unglaublich es ist, solche Gegenden in eben dem lande, das so viele gute men- schenfreundliche Fürsten zählet, und da, wo eins oder mehrere dieser Gebrechen obwalten, da muß die Be- völkerung auch nothwendig weit schwächer seyn, als es den Kräften des landes gemäß ist, oder als sie -dann ferm würde, wenn blos jene allgemeine Ursachen, die Teutschland so wie jeden andern polizirten Staat in unserm Zeitalter betreffen, darauf wirkten. Da Terrtschland meist festes zum Ackerbau dienli- ches land hat, so besindet sich derselbe auch, vor- nehmlich