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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 160

1875 - Münster : Coppenrath
— 160 — fort, doch wurde auch fleißig unterhandelt, bis endlich im April 1713 zu Utrecht der Friede zwischen Frankreich und den übrigen Mächten, mit Ausschluß jedoch des Kaisers und des Reiches, zu Stande kam. Philipp V. erhielt in demselben Spanien nebst Indien, jedoch mit der ausdrücklichen Bestimmung, daß die"kronen Frankreichs und Spaniens nie vereinigt würden. England behielt das eroberte Gibraltar nebst der Insel Mi-norka, und Neuschottland in Amerika. Der Herzog von Savoyen bekam Sicilien als Königreich, welches er sieben Jahre später gegen Sardinien vertauschte; Preußen gewann Obergeldern und die allgemeine Anerkennung seiner neuen^ömgswürde. Die Aomü>er erlnel-ten eine Reihe kleiner Festungen längs der französischen Grenze. Das Uebrige der Monarchie, nämlich die spanischen Niederlande, Neapel, Mailand und Sardinien, außerdem vier früher spanische Seehafen in Tos-~ cctnct sollte Kaiser Karl Vi. erhalten. Dieser war aber damit nicht zufrieden und setzte den Krieg jetzt allein fort, jedoch mit so ungünstigem Erfolge, daß auch er sich bald zum Frieden verstand. Er wurde geschlossen zu Rastadt, am 7. März 1714, und am 6. September desselben Jahres zu Baden in Aargau auch vom deutschen Reiche genehmigt. Der Kaiser nahm den zu Utrecht ihm zugesprochenen Theil der spanischen Monarchie an. Die Kurfürsten von Bayern und Köln wurden wieder eingesetzt. So war nach einem langen blutigen Kriege fast nichts mehr erreicht worden, als man vor demselben durch einen Theilungsplan beabsichtigt hatte. Ludwig Xiv. überlebte diesen Frieden nur ein Jahr. Er starb am l. September 1715, im acht und siebenzigsten Jahre des Alters und im zwei und siebenzigsten der Regierung und hinterließ das im Innern zerrüttete und verarmte Reich seinem Urenkel, dem sechsjährigen Ludwig Xv., unter der Regentschaft des Herzoges von Orleans. Krieg mit den Türken; Friede zu Passarowitz (1718). — Gleich nach Bern spanischen Erbfolgekriege wurde der Kaiser Karl Vi. in einen Krieg mit den Türken verwickelt. Diese hatten unter dem Bor-wände, die verweigerte Auslieferung geflüchteter Montenegriner zu rächen, in der Wirklichkeit aber, um das im Earlowitzer Frieden verlorene Mo rea wieder zu gewinnen, den Venetianem, und als sich der Kaiser zu deren Vertheidigung rüstete, auch diesem den Krieg erklärt. Der Prinz Eugen erwarb sich in demselben neue Lorbeeren. Er erfocht bei Peter -. wardein im August 1716, und in demselben Monat des folgenden

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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 180

1840 - Münster : Coppenrath
180 eingeleitet. Zm Anfänge des Jahres 1712 kamen die Gesandten zur allgemeinen Friedensstistung in Utrecht zusammen. Zwar wahrte der Krieg noch fort, doch wurde auch fleißig unterhandelt, bis endlich im April 1713 zu Utrecht der Friede zwischen Frankreich und den übrigen Machten, mit Ausschluß jedoch des Kaisers und des Reiches, zu Stande kam. Philipp V. erhielt in demselben Spanien und Indien, jedoch mit der ausdrücklichen Bestimmung, daß die beiden Königreiche Frankreich und Spanien nie sollten vereinigt werden. England behielt das von ihnen eroberte Gibraltar nebst der Insel Minorka, und Neuschottland in Amerika. Der Herzog von Savoyen bekam Sicilien mit dem königlichen Titel. (Sieben Jahre spater wurde diese Insel gegen Sardinien vertauscht). Die Holländer erhielten eine Reihe kleiner Festungen längs der französischen Grenze. Das Übrige der Monarchie, nämlich die spanischen Niederlande, Neapel, Mailand und Sardinien sollte Kaiser Karl Vi. erhalten. Dieser war aber damit nicht zufrieden und setzte den Krieg jetzt allein fort, jedoch mit so ungünstigem Erfolge, daß auch er sich bald zum Frieden verstand. Er wurde geschlossen zu Rastadt am 7.Marz 1714, und am 6. September desselben Jahres zu Baden in der Schweiz auch vom deutschen Reiche genehmigt. Der.kaiser nahm den zu Utrecht ihm zugcsprochenen Theil der spanischen Monarchie an. Die Kurfürsten von Baiern und Köln wurden wieder einge- setzt. So war nach einem langen blutigen Kriege nichts rnehr erreicht worden, als man vor demselben durch eine Theilung beab- sichtigt hatte. Ludwig Xiv. überlebte diesen Frieden nur ein Jahr. Er starb, nicht ohne bittere Reue und Gewissensvorwürse, im acht und si'ebenzigsten Jahre des Alters und im zwei und stcbenzigstcn der Negierung und hinterli'ß das im Innern zerrüttete und ver- armte Reich seinem Urenkel, dem sechsjährigen Ludwig Xv. unter der Regentschaft des verruchten Herzoges von Orleans. Es war ein Glück für den Kaiser, daß die Türken wahrend des ganzen spanischen Erbfolgekrieges sich ruhig hielten. Erst nach den Friedensschlüssen zu Rastadt und Baden kündigten sie den

2. Die neuere Zeit - S. 104

1872 - Coblenz : Baedeker
104 Karl Vi. Türkenkrieg. §. 22. j 1 (die verweigerte Auslieferung flüchtiger Montenegriner) benutzten, um den Venetianern die im Carlowitzer Frieden abgetretene Halb- insel Morea wieder zu entreissen. Da der Kaiser Karl Vi. sich zum Schutze Venedigs rüstete, so erklärten sie auch diesem den Krieg. Eugen bewährte sein Feldherrntalent von Neuem auf die glänzendste Weise; er schlug die Osmanen trotz ihrer bedeu- tenden Uebermacht bei Peterwardein (1716) so vollständig, dass sie ihren Grossvezier, ihr Lager und alles Geschütz ver- loren. Darauf eroberte er die für uneinnehmbar gehaltene Festung Temeswar und den Banat. Im J. 1717 ging er unterhalb Belgrad auf das rechte Donauufer, um Belgrad auf eine bis dahin un- gewohnte Weise zu belagern, und gewann über das vom Gross- vezier herbeigeführte türkische Entsatzheer einen eben so glän- zenden Sieg wie im vorigen Jahre, worauf die wichtige Festung capitulirte. Der Kaiser, dessen italienische Besitzungen damals von Spanien angegriffen wurden (s. unten), begnügte sich im Frieden zu Passarowitz (1718) mit dem Banat, einem Theile von Serbien und der westlichen Walachei (bis zur Alt oder Aluta). Die Venetianer erhielten von Morea nur die Insel Cerigo zurück, blieben aber im Besitz einiger Städte in der Herzegowina, Dalmatien und Albanien, welche sie während des Krieges erobert hatten. 2) Die Quadrupelallianz (1718). Zwischen den beiden Hauptprätendenten der spanischen Thronfolge war noch immer kein Vergleich zu Stande gekommen: Karl Vi. wollte Philipp V. noch nicht als König von Spanien anerkennen, andererseits entwarf der spanische Minister Cardinal Alberoni den Plan, die italienischen Ncbenländer wieder an die spanische Krone zu bringen, und liess, während der Kaiser noch mit dem Türkenkriege beschäftigt warr Sardinien und Sicilien besetzen. Da Philipp V. auch nach der französischen Krone strebte, so wurde Frankreich vom spanischen Interesse getrennt und schloss mit Grossbritannien und dem Kaiser, unter Voraussetzung des (später erfolgenden) Beitritts Hollands, die Quadrupelallianz zur Aufrechthaltung des Utrechter Friedens. Die Verbündeten nöthigten Philipp V. durch einen kurzen Krieg (in Sicilien und Spanien), nach Entlassung Alberoni’s, Sicilien und Sardinien zu räumen und für seine Anerkennung von Seiten des Kaisers auf die spanischen Nebenländer zu verzichten. Savoyen, welches auf Philipp’s Seite getreten war,' musste dem Kaiser Sicilien für Sardinien herausgeben. Seitdem nahm der Herzog von Savoyen den Titel ^König von Sardinien“ an.

3. Auszug aus dem Lehrbuche der Weltgeschichte für Schulen - S. 329

1882 - Münster : Coppenrath
329 einem erwnschten Ziele. Der Friede kam im April 1713 zu Utrecht zwischen Frankreich und den brigen Mchten, mit Ausschlu jedoch des Kaisers und Reiches, zustande. Philipp V. erhielt Spanien und dessen auereuropische Besitzungen, jedoch mit der ausdrcklichen Bestimmung, da die beiden Knigreiche Frankreich und Spanien nie sollten vereinigt werden. England behielt Gibraltar nebst der Insel Minorka, und Neufundland, Neuschottland und die Hudsonsbai in Amerika. Der Herzog von Savoyen bekam Sicilien nebst dem kniglichen Titel (sieben Jahre spter wurde diese Insel gegen Sardinien vertauscht); die Hollu-der erhielten eine Reihe kleiner Festungen lngs der franzsischen Grenze. Das brige der spanischen Monarchie, nmlich die Nie-derlande, Neapel, Mailand und Sardinien, sollte der Kaiser* Karl Vi. erhalten. Dieser aber war damit nicht zufrieden und fhrte deshalb den Krieg weiter; jedoch ohne Erfolg. Da trat anck er am 7. Mrz 1714 zu Rastadt dem Utrechter Frieden bei, und am 6. September desselben Jahres zu Baden im Aargau auch das deutsche Reich. Die Kurfrsten von Bayern und Kln wurden wieder eingesetzt. So war also durch dreizehnjhriges Blutvergieen nicht mehr erreicht worden, als man vor demselben durch eine Teilung beabsichtigt hatte. Ludwig Xiv. berlebte diesen Frieden nur ein Jahr. Er starb, nicht ohne bittere Rene und Gewissensvorwrfe, achtnnd-siebenzig Jahre alt. Er hinterlie das im Innern zerrttete und mit Schulden belastete Reich seinem Urenkel, dem sechsjhrigen Ludwig Xv., unter welchem es von der bisherigen Hhe des Ansehens schnell hinabsank.

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 220

1861 - Münster : Coppenrath
220 gemeinen Friedensstiftung in Utrecht zusammen. Zwar wahrte der Krieg noch fort, doch wurde auch fleißig unterhandelt, bis endlich im April 1713 zu Utrecht der Friede zwischen Frank- reich und den übrigen Mächten, mit Ausschluß jedoch des Kai- sers und des Reiches, zu Stande kam. Philipp V. erhielt in demselben Spanien nebst Indien, jedoch mit der ausdrücklichen Bestimmung, daß die Kronen Frankreichs und Spaniens nie vereinigt würden. England behielt das eroberte Gibraltar nebst der Insel Minorka, und Neuschottland in Amerika. Der Herzog von Savoyen bekam Sicilien als Königreich, welches er sieben Jahre später gegen Sardinien vertauschte; Preußen gewann Obergeldern und die allgemeine Anerken- nung seiner neuen Königswürde. Die Holländer erhielten eine Reihe kleiner Festungen längs der französischen Grenze. Das Uebrige der Monarchie, nämlich die spanischen Niederlande, Neapel, Mailand und Sardinien, außerdem vier früher spa- nische Seehäfen in Toscana sollte Kaiser Karl Vi. erhalten. Dieser war aber damit nicht zufrieden und setzte den Krieg jetzt allein fort, jedoch mit so ungünstigem Erfolge, daß auch er sich bald zum Frieden verstand. Er wurde geschlossen zu Rasta dt, am 7. März 1714, und am 6. September dessel- den Jahres zu Baden in Aargau auch vom deutschen Reiche genehmigt. Der Kaiser nahm den zu Utrecht ihm zugespro- chenen Theil der spanischen Monarchie an. Die Kurfürsten von Bayern und Köln wurden wieder eingesetzt. So war nach einem langen blutigen Kriege fast nichts mehr erreicht worden, als man vor demselben durch einen Theilungsplan beabsichtigt hatte. Ludwig Xiv. überlebte diesen Frieden nur ein Jahr. Er starb am 1. September 1715, im acht und siebenzigsten Jahre des Alters und im zwei und siebenzigsten der Negie- rung und hinterließ das im Innern zerrüttete und verarmte Reich seinem Urenkel, dem sechsjährigen Ludwig Xv. unter der Regentschaft des Herzoges von Orleans.

5. Die neuere Zeit - S. 142

1872 - Paderborn : Schöningh
142 aber nur die Insel Cerigo nebst einigen eroberten Plätzen in Dalmatien gewann und auf Morea verzichten musste. b) Die Quadrupleallianz. Zwischen Spanien und Oesterreich bestand seit dem spanischen Erbfolgekriege eine fortwährende Spannung. Die zweite Gemahlin Philipp V. von Spanien, Elisabeth von Parma, verfolgte, von ihrem Minister, dem Cardinal Alberoni unterstützt, den Plan, ihren Söhnen in den früheren Nebenländern Spaniens selbständige Herrschaften zu gründen. Unter dem Scheine, als ob sie Oesterreich im Türkenkriege unterstützen wolle, liess sie ein Heer ausrüsten und die Inseln Sardinien und Sicilien besetzen, 1717 und 18. Der Kaiser Karl Vi. schloss daher mit England und Frankreich ein Bündniss, welches unter der Voraussetzung, dass auch Holland beitreten werde, den Namen der Quadrupleallianz erhielt. Da Spanien diesem Bunde, welcher die Aufrechthaltung der Bestimmungen des Utrechter Friedens zum Zwecke hatte, Widerstand entgegen stellte, so griff England die spanische Flotte in den sicilischen Gewässern an und besiegte sie (beim Cap Passaro) 1718. Alberoni suchte jetzt eine Verbindung mit Peter dem Grossen von Russland und Karl Xii. von Schweden zu Stande zu bringen, um in England die Stuarts auf den Thron zurückzuführen; zugleich suchte er Oesterreich durch einen Aufstand der ungarischen Magnaten Verlegenheit zu bereiten und in Frankreich eine Partei zu gewinnen, welche den Herzog von Orleans an Spanien ausliefern sollte. Aber diese geheimen Absichten wurden verrathen. England und Frankreich erklärten jetzt förmlich an Spanien den Krieg und zwangen die Spanier Sicilien und Sardinien zu räumen. Die Königin Elisabeth entliess nun zwar Alberoni aus dem Ministerium; aber ihre Hoffnung eine ihrer Töchter durch Vermählung mit Ludwig Xv. auf den französischen Thron zu erheben, verwirklichte sich nicht, indem sich der König mit der Tochter des entthronten Polenkönigs Stanislaus Lesczinski vermählte. Der Herzog von Savoyen tauschte Sicilien gegen Sardinien aus und nannte sich fortan König von Sardinien, 1720. c) Der polnische Erbfolgekrieg, 1733—1735. Beim Tode Königs August Ii. von Polen wusste Ludwig Xv. die Polen zu bewegen, seinen Schwiegervater Stanislaus Le-

6. Geschichte der Neuzeit - S. 69

1901 - München [u.a.] : Franz
Kaiser Karl Vi. Die Quadrupelallianz. Der polnische Thronfolgekrieg. 69 Zaren der kaiserliche Rang im Frieden von Nystad aus-drcklich zuerkannt wurde. Kaiser Karl Vi. 1711- 1740. Nachdem die Trken während des nordischen Krieges das durch den Karlowitzer Frieden verlorene Asow 1711 zurckgewonnen, entrissen sie auch den Venetianern 1714 den Pelo - ^ster ponnes. Deshalb erklrte der Kaiser 1716 als Brge des Trken krieg Friedens von Karlowitz ihnen den Krieg, den Prinz Eugen mit 17161718. glnzendem Erfolg fhrte. Als er die Trken vor Belgrad ge-schlagen und diese Stadt 1717 eingenommen, schlo die Psorte 1718 den Frieden von Passarowitz, in welchem Venedig zwar den Peloponnes ausgab, dafr aber mehrere in Dalmatien er-oberte Pltze behielt, der Kaiser den Temesvarer Banat, das nrdliche Serbien mit Belgrad und die kleine Walachei bekam (welch letztere freilich schon nach zwanzig Jahren 1739 ihm wieder verloren gingen). *$ic Qnadrnpelallianz 1718. Philipp V. von Spanien berlie die Regierung seiner zweiten Gemahlin, Elisabeth von Parma, und dem Kardinal Alberoni. Dieser besserte das spanische Finanz- und Militr- Alberoni. Wesen und strebte danach, die Besitzungen, welche Spanien frher in Italien gehabt, wieder zu gewinnen. Denn wie der Kaiser im Frieden zu Rastatt die Thronfolge der Bonrbonen in Spanien nicht anerkannt hatte, so hatte auch Spanien eigentlich nicht auf den Besitz seiner Nebenlnder verzichtet. Alberoni bentzte die Zeit, als der Kaiser in den Trkenkrieg verwickelt war, und lie durch spanische Truppen die Inseln Sardinien und Sizilien besetzen (1717). Gegen diesen Friedensbruch schlssen der Kaiser, England, Holland und Frankreich 1718 die sog. Quadrnpelallianz zur Ausrechterhctltung des Utrechter Friedens und ntigten Philipp V., seine Truppen zu-rckzuziehen und den Kardinal Alberoni zu entlassen. Savohen mute die Insel Sizilien an sterreich abtreten und sich dafr mit Sardinien begngen, worauf es 1720 den Titel Knigreich Sardinien annahm. Jetzt erst leistete Spanien Knigreich aus seine frheren Nebenlnder Verzicht, wogegen der Sardinien Kaiser die Herrschaft des Hauses Bourbon in Spanien 1720' anerkannte. Der polnische Thronsolgekrieg 17331735. Nach dem Tode Augusts des Starken 1733 erfolgte in derstarke Polen eine zwiespltige Knigs Wahl, indem ein Teil des t 1733.

7. Bd. 8 - S. 179

1846 - Braunschweig : Westermann
179 Siebentes Kap. Die Kongresse. von Spanien, von Sardinien und von fast allen italischen Staa- ten, als der hauptbctheiligten, so wie jene von England und Frankreich, als der vermittelnden Mächte, sich in Cambray eingefunden hatten; so ge- langten dieselben gleichwohl wegen Mangels an hinreichenden Instruktionen erst im April 1724 zum förmlichen Eröffnungsakte. Denn da war z. B. zum voraus noch auszumachen, ob Philipp V. als Erbe König Karl's Ii. den erzherzoglich östreichischen und Karl Vi. als gewesener spanischer König den Titel katholische Majestät sollten führen dürfen; dann, ob der Orden des goldenen Vließes, welchen einst ein b u r g u n d i s ch e r Herzog ge- stiftet, nunmehr von Oestreich, als Inhaber der burgnndischen (Nieder-) Lande, oder von Spanien, dessen Könige ihn sonst verliehen, fernerhin sollte verliehen werden? und mchrcrcs Andere. Doch cs gesellten sich dazu auch Streitpunkte von wichtigerem Inhalte, wenn gleich von weniger zweifelhafter Natur. Spanien — uncingcdcnk des utrcchter Friedens — sehnte sich nach der Wiedercrwerbung von Gibral- tar und Minorka. Auch Sardinien spähte nach Wegen der Vergrö- ßerung. Der Kaiser aber hatte eine ostindische Händelskompagnie in Ostende errichtet und eine Successionsordnung für die östreichische Mo- narchie unter dem Titel einer pragmatischen Sanktion gcsezlich verkün- det. Diese beiden Gründungen nun schienen des Anerkenntnisses der aus- wärtigen Mächte bedürftig, und wurden der Gegenstand eifriger Berathung fast aller europäischen Kabinette. Die Reklamationen der kleineren Staaten, wie zumal jene der Fürsten von Toskana und Parma, welche keine Reichs- vasallcn mehr zu seyn behaupteten, wurden wenig beachtet. Nur die Stim- men der Starken zählen in der Politik. §. 2. Die pragmatische Sanktion. Für das gesammte Europa nicht minder, als für den östreichischen Staat war die Bestimmung der Erbfolge in leztcrem von höchster Bedeutung. Die geringste Unbestimmtheit bedrohte den ganzen Welttheil mit dem Schrcckcn eines Successionskriegcs und mit heilloser Zerrüttung aller mühsam gegrün- deten politischen Verhältnisse. Aber nur daß eine Bestimmung stattfinde, nicht eben, welche es sey, war europäisches Anliegen. Lcztercs mußte der einheimischen Gesczgcbung Oestreichs überlassen bleiben. Auch hatte Karl Vi. schon 1713 (19. April) eine Erbfolgeordnung 12'

8. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 369

1858 - Weimar : Böhlau
369 zu dritthalb Milliarden Livres. Der Regent hatte gleichsam freie Hand in die Kaffen; er hat das Geld zuweilen zu nützlichen und wohlthätigen Zwecken, zuweilen auch für seine Ausschweifungen und Wollüste verwendet. Um dem Schwindelgeiste zu steuern, erschien 1720 ein Edict, durch welches der Preis der Aktien nach und nach auf den Nominalwerth zurückgeführt und die Annahme der Bankbillets an den öffentlichen Kassen auf eine bestimmte Zeit beschränkt werden sollte. Aber das vermeinte Rettungs- mittel gereichte zum Verderben. Ein allgemeiner Schreck ergriff die Inhaber der Papiere. Die von allen Seiten bestürmte Bank konnte nicht zahlen, und das Luftgebäude stürzte in Trümmer. Der ganze Vermögensstand hatte sich verändert; während Einzelne die Aktien mit ungeheurem Ge- winn weiter verkauft und große Reichthümer erworben batten, verloren viele tausend Familien ihr Vermögen. 2000 Millionen Livres der For- derungen an die Bank blieben unbezahlt. Mit Mühe ward einem Auf- ruhr vorgebeugt. Law flüchtete aus Frankreich und starb zu Venedig in Dürftigkeit. Die Königin Eli sab et, die zweite Gemahlin Philipps V. von ^nientod Spanien, strebte, von dem talentvollen Kardinal Alberoni unterstützt, »es Herzogs den Söhnen ihrer Ehe Länder zu verschaffen. Während die Nachfolge Drieanß. in Spanien den Söhnen der ersten Ehe ihres Gemahls gebührte, glaubte sie, daß ihre Söhne ein Anrecht auf Frankreich hätten, im Fall Lud- wig Xv. söhneloß sterben würde. Dagegen war der Herzog von Or- leans entschlossen, in diesem Fall seine Ansprüche auf Frankreich zu be- haupten. Aus diesem Grunde schloß er (17 17) einen Bund mit England und Holland, eine Tripelallianz. Als eine spanische Flotte sich Sardiniens und Siciliens bemächtigte, trat auch der Kaiser Karl Vi. dem Bunde bei, der nun eine Quadrupelallianz wurde (1718). Die Verbündeten kamen überein, daß der Kaiser für Sardinien die Insel Sictlien, der älteste Sohn der Elisabet und Philipps V. Tos- kana, Parma und Piacenza erhalten solle. Spanien wollte diesen Vor- schlag nicht annehmen, aber die spanische Flotte wurde von der engli- schen im mittelländischen Meere geschlagen. Nun trat der spanische Ge- sandte in Paris, Fürst Cellamare, mit den französischen Großen, die mit dem Regenten unzufrieden waren, in Verbindung und man be- absichtigte, den Regenten nach Spanien zu entführen und Philipp V. bis zur Volljährigkeit Ludwigs Xv. die Verwaltung Frankreichs zu übergeben. Die Verschwörung wurde aber entdeckt und viele französische Großen verhaftet. Ein französisches Heer drang in Spanien ein. Gleich- zeitig trat aber auch der Herzog von Orleans in Unterhandlungen mit Elisabet.' Der Erfolg derselben war, daß Spanien der Quadrupelallianz beitrat, Alberoni entlassen und die dreijährige Infantin der Elisabet mit Ludwig Xv. verlobt wurde. Der zum Kardinal erhobene Duboiß befestigte auch im Innern die Macht des Regenten; die Parlamente wurden zu ihrer früheren Unter- ordnung wieder herabgedrückt. Ludwig Xv. wurde 1723 für mün- dig erklärt, und in demselben Jahre starben Duboiß und der Herzog von Orleans. Die Stelle des ersten Ministers erhielt nun der Her- zog von B ourbon-Conde. Dieser sandte die mit dem König ver- lobte Infantin nach Spanien zurück und vermählte Ludwig Xv. mit 24

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 221

1861 - Münster : Coppenrath
221 Krieg mit den Türken; Friede zu Pciflarorvitz (1718). — Gleich nach dem spanischen Erbfolgekriege wurde der Kaiser Karl Vi. in einen Krieg mit den Türken verwickelt. Diese hatten unter dem Vorwände, die verweigerte Auslieferung geflüchteter Montenegriner zu rächen, in der Wirklichkeit aber, um das im Carlowitzer Frieden verlorene Morea wieder zu gewinnen, den Venetianern, und als sich der Kaiser zu deren Vertheidigung rüstete, auch diesem den Krieg erklärt. Der Prinz Eugen erwarb sich in demselben neue Lorbeeren. Er erfocht bei Peterwardein im August 1716, und in dem- selben Monat des folgenden Jahres bei Belgrad, der Haupt- stadt Serbiens, zwei äußerst glänzende Siege, eroberte dann Belgrad selbst, welches die Türken als das Hauptbollwerk ihres Reiches ansahen, und nöthigte sie zu dem Frieden von Passarowitz (1718). In Folge dessen behielt der Kaiser die Walachei bis an das rechte Ufer des Altflusses, das Te- meswarer Banat, die Festung Belgrad, einen Theil Serbiens und einen Landstrich in Bosnien. Auch Venedig behauptete in diesem Frieden seine Eroberungen in Dalmatien und Al- banien; nur Morea mußte es an die Pforte zurückgeben. Dieser Krieg mit der Türkei bot dem Könige Philipp V. von Spanien eine erwünschte Gelegenheit dar, dem Kaiser, der ihn noch nicht hatte anerkennen wollen, Sicilien und Sar- dinien zu entreißen. Und da Philipp auch noch nach der französischen Krone strebte, so schlossen jetzt (1718) England, Frankreich, Holland und der Kaiser die Quadrupelallianz oder den Viermächtebund und zwangen den König von Spa- nien, jene Inseln wieder zu räumem und gegen seine Aner- kennung vom Kaiser auf alle ehemaligen spanischen Neben- länder in Europa zu verzichten. Der Kaiser tauschte hierauf von Savoyen Sicilien gegen Sardinien ein, und der bereits im Utrechter Frieden zum Könige erhobene Herzog von Sa- voyen nannte sich seitdem König von Sardinien.

10. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 192

1871 - Münster : Coppenrath
— 192 — ries wieder das Uebergewicht. Die damals regierende Königin Anna fürchtete den mächtigen Marlbvrough und fand kein besseres Mittel, ihm seinen Einfluß zu nehmen, als den Frieden mit Frankreich; denn dieser machte ihr denselben entbehrlich. Auch mit der Herzogin Marlborough, die sich nicht in alle Launen ihrer Königin fügen wollte, zerfiel sie bald und entfernte sie vom Hofe. Allmälig wurden alle Anhänger des Herzoges aus ihren Aemtern und Würden entsetzt, und diese den Tories, seinen größten Gegnern, gegeben, die nun unablässig auf Frieden drangen, um den Herzog ganz entbehren zu können. Seitdem wurden geheime Unterhandlungen zwischen England und Frankreich eingeleitet. Friede zu Utrecht (1713), Nastadt und Baden (1714). — Im Anfange des Jahres 1712 kamen die Gesandten zur allgemeinen Friedensstiftung in Utrecht zusammen. Zwar währte der Krieg noch fort, doch wurde auch fleißig unterhandelt, bis endlich im April 1713 zu Utrecht der Friede zwischen Frankreich und den übrigen Mächten, mit Ausschluß jedoch des Kaisers und des Reiches, zu Stande kam. Philipp V. erhielt in demselben Spanien nebst Indien, jedoch mit der ausdrücklichen Bestimmung, daß die Kronen Frankreichs und Spaniens nie vereinigt würden. England behielt das eroberte Gibraltar nebst der Insel Minorka, und Nenschottland in Amerika. Der Herzog von Savvyeu bekam Sicilien als Königreich, welches er sieben Jahre später gegen Sardinien vertauschte; Preußen gewann Obergeldern und die allgemeine Anerkennung seiner neuen Königswürde. Die Holländer erhielten eine Reihe kleiner Festungen längs der französischen Grenze. Das Uebrüje der Monarchie, nämlich die spanischen Niederlande, Neapel, Mailand und Sardinien, außerdem vier früher spanische Seehäfen iu Toscana sollte Kaiser Karl Vi. erhalten. Dieser war aber damit nicht zufrieden und setzte den Krieg jeht allein fort, jedoch mit so ungünstigem Erfolge, daß auch er H bald zum Frieden verstand. Er wurde geschlossen zu Na stadt,

11. Vom Untergang des Karolingerreichs bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 150

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
150 Das Zeitalter des Emporkommens Preuens. 1648 -1786. stdt (an der Donau) und B l i n d h e i m (engl. Blenheim) einen groen Sieg der die Franzosen davon und trieben sie der den Rhein; Bayern wurde von den Kaiserlichen besetzt. 1706 siegte Eugen bei Stauen"8 Turin, wo sich die von Leopold von Dessau gefhrten Preußen ebenso 1706 auszeichneten wie schon bei Hochstdt; die Folge der Schlacht war, da die Feinde Italien rumten. In demselben Jahre schlug Marlborough den Feind bei R a m i l l i e s (sdstlich von Brssel), nahm eine ganze Reihe von Festungen und brachte so die Niederlande in seine Gewalt. Eroberung Nachdem sich daraus die beiden Feldherren der Verbndeten in den Niederlande Niederlanden vereinigt hatten, wurden die Franzosen 1708 bei Oudenarde und 1709 in der mrderischen Schlacht bei M a l p l a -q u e t geschlagen. Bereits hatten die Verbndeten die Grenzen Frank-reichs berschritten. Dagegen gelang es ihnen nicht, Philipp V. Spanien zu entreien; sie behaupteten nur kleine Teile des Landes/) Indessen waren Ludwigs Xiv. Hilfsquellen so vllig erschpft, da er sich nicht nur erbot, auf das spanische Erbe zu verzichten, sondern so-gar Hilfsgelder zur Vertreibung seines Enkels zu zahlen. Die Forde-rung dagegen, seine eignen Truppen gegen ihn marschieren zu lassen, lehnte er ab. Da trat pltzlich ein Umschwung ein. Einerseits wurde in England das Regiment der Whigs und ihres Verbndeten Marl-^wechsel^wborough gestrzt und dieser und seine Gemahlin ihrer mter entsetzt; ^mo* e*n Torykabinet kam ans Ruder, das dem Frieden zuneigte. Andrerseits starb pltzlich Kaiser Joseph I., ohne Shne zu hinter-Joahs i. lassen, und die Habsburgischen Lande fielen an seinen Bruder Karl, der als Karl Vi. (17111740) zum deutschen Kaiser gewhlt wurde; die Seemchte wnschten aber nicht, da durch ihn das Reich Karls V. wiederhergestellt wrde. So zerfiel die Allianz. 1713 wurde der Friede zu Utrecht von^utrecht Q^fchloffsit, an dem nur Kaiser und Reich nicht teilnahmen. Diese 1713 schlssen sich erst 1714 dem Frieden an. Spanien und die Kolonien ber-blieben Philipp V., doch unter der Bedingung, da die Kronen von Frankreich und Spanien fr immer unbereinbar sein sollten. Dem Kaiser wurden die Niederlande, Mailand, Neapel und Sardinien zugesprochen. Der Herzog von Saboyen erhielt Sizilien als Knig-reich, wurde aber bald darauf bom Kaiser gentigt, dafr Sardinien einzutauschen. England gewann groe Kolonialgebiete im nrd-lichen Nordamerika (die Hudsonsbai-Lnder, Neufundland u. ct.). 1) Die Englnder benutzten damals die Gelegenheit, Gibraltar zu besetzen.

12. Geschichte der Neuzeit - S. 141

1895 - Hannover : Manz & Lange
Die Zeit der Vorbereitung für Preussens Grossmachtstellring. 141 Krieg mit der Republik Venedig und nahm ihr (1715) die Halbinsel Morea weg. Da trat unter dem Einflüsse des Prinzen Eugen Kaiser Karl Vi. 1716 auf die Seite der Venetian er. die der türkischen Übermacht zu erliegen drohten. Prinz Eugen erfocht 1716 bei Peterwardein1) einen glänzenden Sieg über das mehr als doppelt so starke Heer der Türken, eroberte das Banat und die Walachei und brachte 1717 nach einem noch grossartigeren Sieg über das fünfmal überlegene türkische Entsatzheer die wichtige Festung Belgrad zu Fall 2). Dementsprechend erntete Karl Vi. in dem Frieden, der 1718 zu Passarowitz3) abgeschlossen wurde, glänzende Erfolge; Österreich erhielt nicht nur das Banat, sondern auch einen Teil von Serbien mit Belgrad und die Walachei bis zur Aluta abgetreten. Dagegen musste Venedig auf Morea verzichten und dafür mit einigen Plätzen in Dalmatien vorlieb nehmen. Die meisten österreichischen Erwerbungen jedoch, nämlich alle ausserhalb Ungarns gelegenen Gebiete, gingen Karl durch einen zweiten Türkenkrieg, der während der letzten Jahre seiner Regierung von unfähigen Feldherren unglücklich geführt wurde, wieder verloren. B. Die Quadrupelallianz. Die erste Störung des Friedens von Utrecht erfolgte durch die Bourbonen Spaniens. Hier geriet der willensschwache König Philipp V. bald nach dem Ende des spanischen Erbfolgekrieges unter den Einfluss seiner ehrgeizigen zweiten Gemahlin Elisabeth, einer Prinzessin aus dem Hause Parma, und ihres Günstlings, des aus niederem Stande zum Kardinal und leitenden Minister Spaniens emporgekommenen Alberoni. Elisabeth beabsichtigte nichts Geringeres, als die ehemaligen spanischen Nebenländer dem Kaiser zu entreissen4) und sogar ihren Gemahl durch eine Verschwörung zum König von Frankreich zu machen. Mitten im Frieden besetzte daher eine spanische Flotte zuerst (1717) die Insel Sardinien und ein Jahr später auch Sicilien. Um weiteren Übergriffen 1) Festung in Kroatien - Slavonien, auf dem rechten Donauufer, oberhalb der Theissmündung. 2) Hierauf bezieht sich das bekannte Volkslied ..Prinz Eugen, der edle Ritter“. 3) Oder Poscharewatz; Stadt in Serbien, auf dem rechten Ufer der Morawa, in der Nähe ihrer Mündung. 4) Um so mehr. als zwischen den spanischen Bourbonen und den Habsburgern seit dem Erbfolgekrieg noch kein Friede geschlossen war.

13. Geschichte der neueren Zeit - S. 97

1861 - Freiburg : Herder
Rußland und Preußen kommen empor. 97 164 Jahre die Fahne des Halbmonds geweht hatte, schloß Belgrad ein, brach aus seinem verschanzten Lager (16. August 1717) hervor und schlug das dreimal stärkere türkische Heer bis zur Vernichtung, worauf sich Belgrad ergab, welches seit 1521 den Türken als Haupt- waffenplatz gegen Ungarn gedient hatte und daher bei ihnen „das Thor des heiligen Krieges" genannt wurde. Die Seemächte vermittelten ^ hierauf den Frieden von Passarowitz, in welchem die Pforte das »jj Banat, die Walachei bis an die Aluta, Serbien bis an den Timok, 21. Im Bosnien bis an die Save abtrat. 1718> Spanischer Krieg (1717—1720). § 252. Sehr unerwartet nahm König Philipp V. von Spa-Reg. 1701 nien 1717 die Insel Sardinien hinweg und eroberte fast ganz Si- 1746, eilten; aber England, Frankreich und Holland war das Um- sichgreifen Spaniens gleichmäßig unwillkommen, daher unterstützten sie den Kaiser nachdrücklich. Spanien erhielt nichts als die Anwartschaft des Jnfanten Karlos auf Toskana, sowie auf Parma und Pia- cenza beim Ausfierben des Mannsstammes der Medici und Farnese; Savoyen tauschte Sardinien gegen Sicilien ein. Die pragmatische Sanktion und der polnische Thronfolgekricg (1733—1734). 8 253. Karl Vi. hatte dem Siegesläufe Eugens in der Türkei auf den Wunsch der Seemächte Einhalt gethan, weil er seiner Tochter Maria Theresia die ruhige Nachfolge in dem österreichischen Erbe sichern wollte. Deßwegen stellte er ein Erbfolgegesetz auf, laut welchem die gesammten österreichischen Länder ungetheilt vererben sollten und die Erbberechtigung des weiblichen Stammes des Hauses Habsburg und deren Nachkommenschaft für alle Eventualitäten festgestellt wurde (1720). Dieses Erbfolgegesetz, die pragmatische Sanktion, wurde von den Ständen jedes Krvnlandes feierlich beschworen und auch die aus- wärtigen Mächte gaben die besten Zusicherungen; wie wenig Oester- reich sich aber darauf verlassen konnte, zeigte sich alsbald. 8 254. Nach dem 1733 erfolgten Tode des Königs August von Polen berief der polnische Reichstag den Stanislaus Lescinsky auf den polnischen Thron. Dieser ehemalige Schützling des Schweden- königs Karl Xii. lebte in der Pfalz und war Schwiegersohn des Königs Ludwig Xv. von Frankreich geworden. Die russische Kaiserin Anna dagegen und Karl Vi. nahmen für Augusts gleichnamigen Sohn Partei und ein russisches Heer vertrieb Stanislaus abermals. Darauf erklär- ten Frankreich, Spanien und Savoyen an Oesterreich (nicht an Rußland und Sachsen) den Krieg. In Italien gewannen die Franzosen mit großen Verlusten die Schlachten bei Parma und Guastalla, der spanische Jnfant Karlos bemächtigte sich aber ohne Mühe des fast un- vertheidigten Neapels. Am Rheine hielt sich der alte Eugen mühsam mit seinen schwachen Streitkrästen, und als endlich 30,000 Russen herankamen, war bereits ein Präliminarfriede geschlossen, der sich 1735. 1738 und 1739 zu einem allseitigen desinitiven gestaltete. Don Karlos behielt Neapel und Sicilien (neapolitanische Bourbonen), Lothrin- gen wurde dem Stanislaus Lescinsky auf Lebenszeit überlassen, worauf es an Frankreich fallen sollte, Toskana, wo das mediceische Haus Bumüllxr, Weltg. Iii. <y

14. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 376

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
376 Neunter Zeitraum. ein Heer von 150,noo Mann unter desselben Großveziers Befeh- r'iki len gqen die kaiserlichen Staaten aufbrechen. Doch bei Peter- wardein, an der Grenze Ungarns, trat ihm Eugen zwar nur mit 80,000 Mann entgegen, brachte aber den Türken eine solche d^s. Niederlage bei, daß sie nach Hinterlassung von 30,000 Tobten und mit dem Verluste ihres unermeßlich reichen Lagers davon flo- 171' hen. Temeswar ergab sich darauf und Belgrad wurde von den Siegern belagert. Ein neues türkisches Heer erschien zum Entsätze dieser Festung, des Schlüssels der osmanischen Staaten. Eugen rückte mit der Halste seiner Truppen wider sie aus, den übrigen die Fortsetzung der Belagerung übertragend, und errang, d» ,6. nacfy ejnem achtstündigen Kampfe, einen zweiten glanzenden Sieg, '("9, welcher den Frieden zu Passarowiz (an der Morawa in Serviert) herbeiführte, worin der Sultan einen Theil von Bosnien, ganz Serviert, Slavonien, die Walachei bis an die Aluta, nebst Temeswar und Belgrad auf 2 4 Jahre an den Kaiser abtrat. Morea aber verblieb der Pforte und die Venetianer behielten die Platze, welche sie in Dalmatien und Albanien inne hatten. Wahrend dieses Krieges ward Karl Vi. unvermuthet auch auf einer entgegengesetzten Seite angegriffen. Philipp V. hatte sich in zweiter Ehe mit der Prinzessin Elisabeth von Parma vermahlt und der rankevolle Minister Cardinal Alberoni lieh ihren Wün- schen seinen vielvermögenden Beistand. Diese aber gingen dahin, ihren Söhnen aus den vormaligen italienischen Nebenlandern Spa- niens, die nun an Oestreich und Savoien gekommen waren, selb- ständige Reiche zu bilden. Kaum sah man daher den Kaiser in einen Krieg mit den Türken verwickelt, so nahm eine spanische 1717 Flotte die zwei Inseln Sicilien und Sardinien in Beschlag. ~ 10 Dieser Gewaltstreich rief das Bündniß, die Quadrupleallianz zu London zwischen England, Frankreich, Oestreich und dcn 2. den N ieder la nd en ins Leben; eine englische Flotte führte, uu- A»g. rer hem Admirale B y ng, eine östreichische Armee von Neapel nach 1718 Sicilien; ersterer schlug den Befehlshaber der spanischen Flotte, Eastannada, worauf das Cabinet von Madrid den Frieden zu 1720 erlangen suchte. Die Entfernung Alberoni's ward eine Hauptbe- dingung desselben; außerdem fand ein Landertausch statt, denn Sicilien kam jetzt an den Kaiser und Sardinien an den Herzog von Savoien, welcher seitdem den Titel eines Königs von Sardinien führte; endlich wurde dem spanischen Infamen Don Karlos die Anwartschaft aus die dereinst zu erledigenden Reichslehen Toskana, Parma und P iacenza eröffnet. Spater, den 30. April 1725, erfolgte die völlige Aussöhnung zwischen Oestreich und Spanien durch die Gewandtheit von Philipps Minister, Ripperda, in dem Frieden zu Wien, wo Karl Vi. allen Ansprüchen auf die spanische Krone entsagte, den Prinzen Karlos jene Anwartschaft aufs neue zusicherte, welche auch 1731, i

15. Auszug aus Annegarns Weltgeschichte für Schulen - S. 209

1901 - Münster i. W. : Theissing
Karl Vi. 209 die Insel ©teilten als ein Königreich, das später gegen Sardinien ausgetauscht wurde. Der Kaiser, welcher den Krieg gegen Frankreich noch ein Jahr ohne Erfolg fortsetzte, erhielt durch den Frieden zu Rastatt in Baden (1714) die spanischen Niederlande, Mailand, Neapel und Sardinien; die Kurfürsten von Bayern und Köln wurden in ihre Länder und Würden wieder eingesetzt. Das deutsche Reich ging in dem Frieden zu Baden in demselben Jahre leer aus. Karl Vi. (1711—1740.) Prinz Eugen, die Stütze des Kaiserhauses, pflückte seine letzten Lorbeeren gegen den Erzfeind der Christenheit, gegen die Türken. Schon in dem ersten Jahre des neu entbrannten Krieges (1716) erfocht er den glanzenden Sieg bei Peterwardein, eroberte dann Temesvar und gewann im Jahre 1717 die siegreiche Schlacht bei Belgrad gegen eine dreifache feindliche Übermacht. Im Frieden zu Passarowitz (1718) blieb Belgrad, Serbien und das Temes-varer Banat dem Kaiser überlassen. — Ein neuer Türkenkrieg nach dem Tode des Prinzen Eugen verlief unglücklich für Österreich; im Frieden zu Belgrad (1739) erhielt die Pforte alles Gebiet südlich von der Donau und Save zurück. Kaiser Karl Vi., der keine Söhne hatte, erließ int Jahre 1723 eine neue Erbfolgeordnung, die sog. pragmatische Sanktion, kraft welcher die ganze österreichische Monarchie seiner ältesten Tochter Maria Theresia als Erbschaft zufallen sollte. Da er befürchtete, es möchte nach seinem Tode dieses Hausgesetz nicht beachtet werden, ließ er es von seinen Erbstaaten, von den Reichsfürsten, ja sogar von den christlichen Mächten Europas verbürgen und hielt nun das Erbgut seiner Tochter für hinlänglich gesichert. Um den Kurfürsten von Sachsen für die pragmatische Sanktion zu gewinnen, unterstützte ihn der Kaiser in seinen Ansprüchen auf die Krone Polens und wurde dadurch kurz vor seinem Tode noch in einen langwierigen Krieg verwickelt. Als nämlich August Ii., der Kurfürst von Sachsen und König von Polen, im Jahre 1733 starb, riefen die Polen den Schwiegervater des französischen Königs Ludwig Xv., Stanislaus Lesczinski, der schon von 1704— Annegarn, Auszug. 14

16. Die Neuere Geschichte - S. 129

1850 - Hannover : Hahn
129 (Jan. 1712), vermochte die neue Politik Englands nicht zu ändern. Das englische Heer trennte sich von den Verbündeten. 4) Das neue englische Ministerium hatte schon 1711 mit Ludwig Xiv. Unterhandlungen angeknüpst, die den Frieden zu Utrecht (11. April 1713) zwischen England und Frankreich herbeiführten, dem sodann die übrigen Machte, mit Ausnahme des Kaisers, beitraten. Die vorzüglichern Bestimmungen dieses wichtigen Friedens sind: Philipp V. wurde als König von Spa- nien und dessen Colonien anerkannt, doch sollten Spanien und Frankreich nie vereinigt werden können; die europäischen Neben- länder: die Niederlande, Mailand, Neapel, Sardinien, kamen an Ostreich; Savoyen erhielt mit der königlichen Würde Sicilien, das bald (1720) gegen Sardinien ausgetauscht wurde. — Eng- land, wo die protestantische Thronfolge des Hauses Hannover- anerkannt wurde, erwarb von Spanien Gibraltar und Minorca' nebst einem vorteilhaften Handelsvertrag, von Frankreich Neu- fundland, Acadieni Hinsichtlich des Seerechts wurde der Grund- satz anerkannt, daß freie Flagge frei Gut mache, mit Aus- nahme von Waffen und Kriegöbedürfnifsen. — Preußen erhielt die Anerkennung seiner Königswürde und seiner Hoheit über Neu- schatel und Valengin gegen Überlassung seiner ererbten Ansprüche auf Orange an Frankreich. — Holland erhielt in einigen nie- '■-* derländischen Festungen das Besatzungsrecht als eine Barriere. — Die Kurfürsten von Baiern und Köln wurden wiederher- gestellt. Der mißvergnügte Kaiser und das Reich setzten den Krieg allein gegen Frankreich fort, jedoch ohne glücklichen Erfolg. Eugen vermochte mit seiner geschwächten Armee die Fortschritte der fran- zösischen Waffen unter Villars nicht zu hemmen. Am Oberrhein gingen Landau und Freiburg an die Franzosen verloren, wo- durch der Kaiser ebenfalls zum Frieden genöthigt ward. Dieser wurde zwischen dem Kaiser und Frankreich durch Eugen und Villars zu Rastatt (6. März) und mit dem Reiche zu Ba- den im Aargau (7. Sept. 1714) abgeschlossen. Die Bestimmun- gen des utrechter Friedens wurden im Wesentlichen anerkannt, und die früher» Friedensschlüsse von Münster, Nimwegen und Ryswik von neuem bestätigt. Doch behielt Ludwig Landau, dagegen wurden Freiburg und Kehl zurückgegeben. Nur zwi- schen dem Kaiser und Spanien kam es zu keinem förmlichen Friedensschluß. tz. 95. Die Regentschaft. — Ludwig Xv. 1) Bald nach diesen Friedensschlüssen starb der greise Lud- wig Xiv. (1. Sept. 1715), von Vielen verwünscht und noch vor seinem Ende selbst von denen verlassen, die er erhoben hatte. Beck, Lehrb. d. allg. Gesch. 3r Curs. 2teabthl. 2teaufl. 9

17. Grundriß der allgemeinen Geschichte für gelehrte Schulen - S. 365

1848 - Dil[l]ingen : Friedrich
von 1648 bis 1789 n. Chr. 365 mußte hart den Druck der österreichischen Beamten und Besatzun- gen fühlen. Um sich desselben zu erwehren und um nicht untet die österreichischen Truppen gesteckt zu werden, erhoben sich die bayerischen Landleute und die Jugend unter den Studenten Meindl und Plinganser und andere Patrioten am Inn, an der Isar und der Donau zu einem Aufstande, welcher erst nach einem schrecklichen Blutbade bei Send l in gen (25. Dez. 1705) und Aitenbach unweit Dilshofen unterdrückt werden konnte. Die Churfürsten von Bayern und Cöln wurden, weil man sie für die Urheber des Aufruhrs ansah, in die Reichsacht erklärt. Nach dem Siege Marlborough's bei Ramillies (22. Mai 172th huldigten die Niederlande dem Erzherzoge Karl, und durch den Sieg bei Turin (7. Dec. d.j.) unterwarf Eugen nicht nur sein Vaterland Savoyen, sondern bewirkte auch, daß der Feind Ita- lien räumte und Neapel in die Gewalt der Oesterreicher kam (1707). Nun vereinigte Eugen seine Streitmacht mit der Marl- borough's, und beide siegten in der Schlacht bei Ondenarde (11. Juni 1708) und Malplague t (ll.-rsepks^M) so ent- scheidend, daß der unterdessen zurückgedrängt-e Gdzherzo^Karl sich im folgenden Jahre zu Madrid krönen lassen konnte.' 'Plötzlich aber führten wichtige Ereignisse einen für Ludwig sehr erfreulichen Frieden herbei. In England mußte Marlbo- rough und seine kriegerisch gesinnte Partei den Freunden des Friedens das Ruder des Staates überlassen. In Deutschland wurde Kaiser Joseph durch die Pocken dahingerafft (17. April 1711), und sein Bruder als Karl Vi. (1711 — 1740) zur Kai- serwürde erhoben. Da schlossen Großbritannien, Holland und die übrigen Bundesgenossen, aus Furcht vor Oesterreichs Uebermacht, im I. 1713 zu Utrecht mit Frankreich Frieden, welchem im fol- genden Jahre auch der Kaiser und das deutsche Reich zu Ra- sta dt und Baden in der Schweiz beitraten. Karl Vi. entsagte seinen Ansprüchen auf Spanien, erhielt aber die Niederlande, Neapel, Mailand, Mantua, die spanischen Seehäfen an der toskanischen Küste und Sardinien. Savoyen erhielt Sicilien als souveraineö Königreich. Philipp V. entsagte seinen Ansprüchen auf Frankreich und erhielt Spanien nebst dessen Besitzungen in Amerika. Eil gl and erlangte große Besitzungen r. * /1

18. Bd. 2 - S. 288

1883 - Leipzig : Engelmann
288 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. §. 768. die Holländer, die bisher so standhaft die Anträge Frankreichs zurückgewiesen, alle Mittel an, um das englische Ministerium von diesem Schritte abzuhalten; Unterhandlungen begannen und wurden um so schneller zum Ziele geführt, als im 17i7iirit uächsten Jahre der wackere Kaiser Joseph I. ohne männlichen Sprößling i7ii-to. starb und sein Bruder Karl, dem die spanische Monarchie bestimmt war, der Erbe seiner Kronen ward. Nunmehr konnte es nicht im Interesse der fremden Mächte liegen, den österreichischen Ländermassen auch noch die spanischen beizufügen und dadurch abermals eine habsburgische Uebermacht in Europa zu gründen. Der Abschluß einer Waffenruhe gab Marlboroughs Feinden Gelegenheit i7i2. zur Rache. Der siegreiche Held verlor alle seine Würden und wurde vor dem Parlamente des Unterschleifs angeklagt. Darauf vereinigten sich England und Frankreich, dessen Uebermuth mit dem Glück wiedergekehrt war, zu dem Utrechter "-Aprii Frieden, welchem bald auch die Generalstaaten (Holland), Preußen, Savoyen und Portugal beitraten. In Folge dieses Friedens verblieb Spanien und Indien (Amerika) dem bour-bonischen König Philipp V., mit der Bedingung, daß die spanische und französische Krone nie vereinigt werden dürften, weshalb der Herzog von Anjou für sich und feine Linie feierlich allen Erbansprüchen auf den Thron Frankreichs entsagte; Holland erhielt außer einigen Handelsvortheilen das Besatzungsrecht in mehreren Festungen auf der spanisch - niederländischen Grenze (Menin, Ypern, Tournay, Eonde, Lille); Preußen das Oberquartier von Geldern, die Souveränetät über Neufchatel und Valengin und die Bestätigung seiner Königswürde; Savoyen außer einigen mailändischen Landschaften die schöne Insel ©teilten, die es aber sieben Jahre 1720. später gegen Sardinien vertauschen mußte. Der Titel eines Königs von Sardinien, den fortan die Herzöge von Piemont und Savoyen führen durften, war dafür ein geringer Ersatz. England erlangte von Frankreich Neuschottland (Madien), Neufundland und die Hudsonsbai, nebst der Anerkennung seiner protestantischen (hannöver'schen)Thronfolge, von Spanien Gibraltar und Minorea und einen vor-theilhaften Affiento- oder Negerhandel-Traetat, wonach einer englischen Gesellschaft das ausschließliche Recht zustand, gegen eine mäßige Abgabe jährlich fünftausend Neger in die spanischen Indien zu verkaufen. Auch sollte das Meer, das England um-fluthet, fortan als das britische bezeichnet werden. Kaiser Karl Vi. und ein großer Theil des deutschen Reichs traten dem Utrechter Frieden nicht bei und setzten den Kampf noch einige Zeit fort. Als Je aber die Franzosen nach dem Siege bei Denain und einigen erfolgreichen Feldzügen in den Niederlanden nunmehr ihre ganze Kriegsmacht an den Rhein rücken ließen und Landau u. a. O. wegnahmen, überzeugte sich der Kaiser, daß er allein in Verbindung mit den saumseligen Reichstruppen den Krieg wider Frank-7'm45tä *bich nicht bestehen könne, und gab daher seine Einwilligung zu dem Rastatter Frieden, den Eugen und der Marschall Villars auf die von England in Utrecht festgesetzten Bedingungen abschlössen und dem dann auch das deutsche T-igf Reich zu Baden im Aargau beitrat. Oesterreich bekam darin die spanischen Niederlande, Neapel, Mailand und das später gegen Sicilien vertauschte Sardinien. Gegen das Reich wurde die im Ryswicker Frieden bestimmte Grenzlinie nebst der (von den Engländern als „skandalös" bezeichneten, aber umsonst angefochtenen) Religionsklausel (§. 758) aufrechterhalten. Die Kurfürsten von Bayern und Köln erhielten ihre Länder und Würden zurück. Landau blieb französisch. l°i7?6?t- fügenden Jahre starb Ludwig Xiv., des Lebens überdrüssig und von harten Schicksalsschlägen niedergebeugt. Innerhalb zwei Jahren (von 1710—1712) hatte er

19. Theil 3 - S. 189

1827 - Leipzig : Brockhaus
189 vorauszusehen vermochte. Marlborough siel nämlich bei der Königin Anna in Ungnade; die französische Par- tei siegte in Spanien, und Kaiser Joseph 1., der noch ganz jung und bis dahin voll Leben und Gesundheit war, starb plötzlich am 17. April 1711 an den Kinderpocken, im 33. Jahr seines Lebens, ohne einen Sohn zu hinter- lassen. Sein Bruder Karl, der sich bereits zum König von Spanien hatte ausrufen lassen, war nun der nächste Erbe aller östreichischen Staaten, und eilte, so sehr er konnte, aus Barcellona, wo er sich damals befand, nach Wien zurück, um sie in Besitz zu nehmen. Schon vor seiner Ankunft war er, auf Antrieb des Prinzen Eugen, unter dem Namen Karl Vi. zum römischen Kaiser erwählt worden. Dieses unerwartete Ereigniß brachte eine große Ver- änderung in den Gesinnungen und dem Benehmen der ver- bündeten Machte hervor, denn es schien ihnen gefährlich, die beiden Kronen von Spanien und Oestreich in Karls Vi. Person auf einem Haupte vereinigen zu lassen. Sie such- ten daher, zu des alten Königs Ludwig-Xiv. inniger Freude Philipp V. auf dem spanischen Throne zu er- halten. Die Engländer ließen sich darum in geheime Un- terhandlungen mit den Franzosen ein und veranlaßten die übrigen Bundesgenossen des Kaisers, ihrem Beispiele zu folgen. Zu Utrecht wurde hierauf mit Anfang des Jah- res 1712 ein Fricdenscongreß eröffnet, auf welchem be- stimmt wurde, daß Philipp V. König von Spanien bleiben, auch Indien behalten, die übrigen Thcile der spanischen Monarchie aber Karl Vi. überlassen sollte. Dieser sollte also nichts haben, als die Niederlande, Neapel, Mailand und Sardinien, nicht einmal Si- cilien, das dem Herzog von Savoyen gegeben wurde.

20. Ausführliche Geschichtstabellen - S. 98

1913 - Paderborn : Schöningh
Die Neuzeit. 1704 Prinz Eugen von Savoyen und der englische Heerführer Marlborough schlagen das französisch-bayrische Heer bei Höchstädt und verjagen die Franzosen aus Bayern. 1705—1711 Kaiser Joseph I., der ältere Bruder des spanischen Prätendenten Karl (Iii.). 1706 Prinz Eugen schlägt die Franzosen bei Turin und besetzt die spanischen Besitzungen in Italien. Marlborough besiegt die Franzosen bei Ranullies und erobert die spanischen Niederlande. 1708 Eugen und Marlborough siegen in den Niederlanden gemeinsam bei Oudenaarde, 1709 bei Malplaquet. Ludwigs Friedensanerbietungen scheitern an dem Ubermute der Verbündeten. In Spanien ist Philipp V. zuletzt siegreich über seinen Nebenbuhler. Nach dem Tode des Kaisers Joseph I. folgt sein Bruder, 1711—1740 Kaiser Karl Vi. Die Seemächte werden daher dem Bunde mitoster-reich untreu und erreichen im Frieden die Teilung der spanischen Länder. 1713/14 Der Hauptfriede zu Utrecht, der Friede zu Rastatt (mit dem Kaiser), zu Baden im Aargau (mit dem Reiche). Philipp V. behält Spanien und die Kolonien. Die bisherigen spanischen Nebenländer: Mailand, Neapel und Sicilien (statt dessen anfangs Sardinien), sowie die Niederlande fallen an Österreich. Der Herzog von Savoyen erhält das bisher spanische Sardinien (statt dessen anfangs Sicilien) nebst der Königswürde. England gewinnt von Spanien Gibraltar, von Frankreich die Kolonien am unteren Lorenzstrom. Ergebnisse: Das drohende Übergewicht Frankreichs ist beseitigt, das europäische Gleichgewicht wiederhergestellt. England wird erste Seemacht, Österreich Großmacht. Das verkleinerte Spanien unter dem Hause Bourbon, aus seiner Großmachtstellung verdrängt, ist mit der französischen Politik verknüpft.