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1. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 347

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
347 Dreißigjähriger Krieg. Mehr als ein Grund bestimmte den König von Schweden, jetzt aufs neue aufzutreten. Der Kaifer Ferdinand Ii. hatte ihn per- sönlich beleidigt; kaiserliche Truppen unterstützten Sigismund, den König von Polen, gegen die Schweden; bei dem Lübecker Frieden waren die schwedischen Abgeordneten schimpflich behandelt worden; fortwährend verweigerte Ferdinand Gustav Adolf den königlichen Titel, und seine Fürsprache zu Gunsten der vertriebenen Herzoge von Mecklenburg auf dem Churfürstentage zu Regensburg blieb ohne alle Beachtung. Die Besitznahme dieses Landes durch einen kaiserlichen Reichsfürsten konnte, politisch genommen, für Schwe- dens Sicherheit und Handel nicht gleichgültig feyn; endlich fühlte sich Gustav Adolf in feinem tief religiösen Gemüthe zum Bei- stände seiner unterdrückten Glaubensbrüder in Deutschland verpflich- tet, und der, auf innere Würdigkeit gegründete, Wunsch einen un- sterblichen Namen in den Jahrbüchern der Weltgeschichte zu er- streben, gehörte ohne Zweifel mit zu seinen Bewegungsgründen. Durch eine persönliche Zusammenkunft mit dem Könige von Dä- nemark zu Markaröd versicherte er sich der Freundschaft dieses Nachbars; ein sechsjähriger Waffenstillestand mit Polen und die Besetzung der Grenzen gegen Rußland schützten sein Reich von diesen Seiten; die reichen Städte Hamburg und Lübeck wollten Geldvorfchüffe leisten; der schwedische Unterhändler von Falken- berg erforschte im Stillen die Gesinnungen der protestantischen Fürsten; in den Niederlanden und in Deutschland wurden Wer- bungen für Schweden betrieben; nach diesem allen bestellte Gustav Adolf sein Haus und Reich, gleich einem Sterbenden, und stieg dann mit 15,000 Mann auserlesener Truppen bei der Insel Rü- ^„24 gen ans Land. Er besetzte Stettin unter den ängstlichen Be- 3„m sorgnifsen des alterschwachen Herzogs von Pommern, Bogis- lü3() law Xiv., die kaiserlichen Schaaren wichen, alles hinter sich verwüstend, zurück und der sie befehligende General Torquato Conti zog endlich ab, nachdem er vergeblich in einer verschanz- ten Stellung zu Garz oberhalb Stetrin die Ankunft Tilly's zu erwarten versucht. Bis auf Demmin, Greifswalde und Colberg war Pommern von den Kaiserlichen geräumt, welche sich nun gleich einer Wolke hungriger Heuschrecken über Branden- burg ergoffen. Ein Versuch Mecklenburgs, das Joch seiner Pei- niger zu zerbrechen, mißlang noch unter dem Herzoge Franz Karl von Sachfen-Lauenburg, dem man das Commando übertragen, denn er ward vom General Pappen heim zu Ratze- burg gefangen genommen. Til ly zog indessen seine zerstreueten Tcuppencorps zusam- men und näherte sich mit 20,000 Mann, um der Schweden wei- terem Vordringen, welche den weichenden Kaiserlichen nach Bran- denburg gefolgt waren, zu wehren und jene drei Städte in Pom- mern zu entsetzen. Es war zu spät, Demmin und Colberg hatten

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1. Theil 3 - S. 172

1875 - Leipzig : Brandstetter
Nun forderten die Kurfürsten zugleich mit dem Pabste laut und eindringlich den Frieden; sie legten dem Kaiser die ernstesten Klagen über die länderverwüstende Kriegsweise Wallenstein's vor und drangen auf dessen Absetzung, denn die Oppositionspartei (die £igue, Frankreich und der Pabst) wußte recht gut, daß Ferdinands Macht mit dem Sturze Wallenstein's ihrer festesten Stütze beraubt sein würde. Ferdinand gab nach; Waüenstein wurde abgesetzt und sein Heer bis aus ö0,000 Mann vermindert. Ja, Ferdinand mußte sich dazu verstehen, die Erpressungen seiner Generäle der Genehmigung der Reichskreise zu unterwerfen; die protestantischen Fürsten setzten die Suspension des Restitutionsedikts durch, betrieben eifrigst die Wiedereinsetzung der vertriebenen Herzöge von Mecklenburg, und zu Allem kam, daß der Kaiser nicht einmal die Königswahl seines Sohnes erreichen konnte. Es ist gewiß, daß die Trennung derjenigen Kräfte, die ihn bisher stark und furchtbar gemacht hatten, sowie die auswärtigen politischen Verhältnisse für die evangelischen Stände vorteilhaft wirkten und dem protestantischen Deutschland die einzige Aussicht auf eine bessere Zukunft gewährten. Diese Aussicht befestigte sich, als jetzt der große König von Schweden, Gustav Adolf, für Deutschland und die Sache des Evangeliums sich erhob. 12. Gustav Adolf, König von Schweden (1564—1631). Wie ein einzelner hellleuchtender Stern am dunkel bewölkten Himmel, so tritt der große Schwedenkönig auf den düsteren, blutigen Schauplatz des dreißigjährigen Krieges, zum Troste für die entmuthigte Menschheit und zur Stärkung des Bewußtseins, daß Geist und Muth, mit edler, menschlicher Gesinnung verbunden, noch nicht aus der Welt entwichen war. „Nur wenige Menschen," sagt ein schwedischer Geschichtschreiber, „sind mit so ausgezeichneten Seelenkräften begabt gewesen, als Gustav Adolf. Mit eben so schnellem als tiefem Blick durchschaute er persönliche wie allgemeine Verhältnisse. Er besaß zugleich das seltene Talent, mit besonderer Anmuth und Klarheit seine Gedanken zu entwickeln; er hat, sagte man, eben so Viele durch die Zunge als durch das Schwert überwunden. Sein Gedächtniß war stark und umfaßte in seinen männlichen Jahren Gesetze und Landesverhältnisse, wie in seinen jüngeren Künste und Wissenschaften. In seinem Herzen wohnte eine wahrhafte, lebendige Gottesfurcht, die sich in Wort und That aussprach.

2. Von 30 v. Chr. bis 1648 n. Chr. - S. 215

1911 - Leipzig : Quelle & Meyer
Der dreißigjährige Krieg 215 vor. Dabei warb er ununterbrochen neue Truppen. Auf sein Betreiben entsetzte der Kaiser die Herzöge von Mecklenburg, die sich an König Christian angeschlossen hatten, und übertrug ihr Land an Wallenstein. Weit ausschauende Pläne schlossen sich an diese Erwerbung. Österreich und Spanien sollten sich auf dem Meere die Hände reichen und die Seeherrschaft gewinnen; Wallenstein selbst wurde st^Qasllesnee vom Kaiser zum- Admiral ernannt. Aber die Hansestädte, die machts-er mit Hoffnungen auf neue Blüte ihrer Macht zu locken suchte, pane lehnten eine Unterstützung ab; und als der General das wichtige Stralsund mit Gewalt zur Aufnahme einer kaiserlichen Besatzung zu zwingen versuchte, widerstanden die heldenmütigen Bürger, durch dänische und schwedische Truppen unterstützt, der Belagerung. 1629 schloß Dänemark mit dem Kaiser den Frieden zu Lübeck. Er erlegte ihm nur den Verzicht auf fernere Einmischung in die deutschen Angelegenheiten auf; im übrigen bekam es seine Besitzungen zurück. Ferdinand nämlich hatte sich auf Drängen der Liga und der Jesuiten zu einem großen Schlage gegen den gesamten deutschen Protestantismus entschlossen. Er erließ 1629 das Restitu- 1629 Das Restitutionsedikt tionsedikt, wonach ohne besondere Rechtsentscheidung alle nach dem Passauer Vertrage der römischen Kirche entzogenen geistlichen Güter zurückerstattet werden sollten; das betraf neben vielen hundert Klöstern auch 14 Erzbistümer und Bistümer. Außerdem schloß das Edikt die Reformierten von dem Religionsfrieden aus. Ein zweiter Sieg der Ligisten war Wallensteins Entlassung. Er ^Wauen-^ hatte während der letzten Jahre rücksichtslos geschaltet, von dem s fassw Bestreben geleitet, die kaiserliche Macht im Reiche wieder ausschlaggebend zu machen. Dabei waren die katholischen Fürsten nicht besser gefahren als die Protestanten, und alle sahen ihre „Liber-tät“ durch ihn bedroht. Auf dem Regensburger Kurfürstentage (1630) drängte besonders Kurfürst Maximilian den Kaiser zu Wallensteins Verabschiedung, und nach längerem Zögern gab Ferdinand nach. Der greise Tilly erhielt den Oberbefehl auch über das kaiserliche Heer, dem gerade jetzt in Gustav Adolf von Schweden ein neuer Feind erstanden war. § 196. Gustav Adolf in Deutschland (1630—1632). Die Gründe, Die Gründe die Gustav Adolf (§ iqq) nach Deutschland riefen, waren verschie- uidoifssav vo z,J/ deutschen dener Art. zug Als eifriger Protestant empfand er Mitgefühl mit seinen bedrängten Glaubensgenossen, erblickte im Protestantismus für Schweden selbst einen Grundpfeiler seiner Größe, und wurde außerdem durch die Ansprüche der älteren katholischen Linie der Wasas in Polen auch persönlich gezwungen, gut evangelisch zu sein.

3. Übersichtliche Darstellung der deutschen Geschichte bis 1648 - S. 94

1908 - Habelschwerdt : Franke
94 4. Der Friede zu Lübeck. Wallensteins Plan ging dahin, mit Hilfe der Hanseflotte eine deutsche Seemacht an der Ostseeküste zu gründen und den deutschen Handel wieder zu heben. Die Hansestädte weigerten sich aber. Wallenstein Hilfe zu leisten, und ohne eine Flotte vermochte er die wichtige Stadt Stralsund, die von den Schweden und Dänen unterstützt wurde, nicht zu erobern. Um ein Bündnis Dänemarks mit Schweden zu verhindern, schloß Wallenstein den Frieden zu Lübeck, 1629, in dem Christian Iv. seine Besitzungen zurückerhielt. 5. Das Restitutionsedikt. Der Kaiser stand jetzt ans dem Höhepunkte seiner Macht. Im Bewußtsein seiner Überlegenheit und 1629 gedrängt durch die katholischen Reichsstände, erließ er 1629 das Restitutionsedikt (restitnere = wiedererstatten, wiedergeben). Durch dieses Gesetz wurde bestimmt, daß alle Kirchengüter, die seit 1552 entgegen dem „geistlichen Vorbehalt" (S. 89) in protestantischen Besitz übergegangen waren, den Katholiken zurückgegeben werden sollten. Es handelte sich um 2 Erzbistümer, 12 Bistümer und zahllose Klöster und Abteien. Da viele Protestanten bei der Durchführung des Restitutionsediktes ihre Besitzungen verloren, wurde der Religionshaß von neuem entfacht. 6. Wallensteins Absetzung. Nicht nur die protestantischen, sondern auch die katholischen Reichsfürsten fürchteten die Macht des Kaisers. Deshalb erhoben sie auf dem Kurfürstentage zu Regensburg 1630 bittere Klagen über Wallenstein und seine Scharen. Ferdinand gab nach langem Zögern nach und willigte in die Entlassung Wallensteins ein. Damit hatte er sich aber seiner stärksten Stütze beraubt und konnte jetzt nicht einmal erreichen, daß sein Sohn Ferdinand zum Nachfolger gewählt wurde. Wallenstein nahm seine Verabschiedung scheinbar ruhig hin und zog sich auf seine böhmischen Güter zurück. Hier hielt er mit fürstlichem Aufwande Hof in der Erwartung, daß ihn der Kaiser bald wieder rufen werde. 1630-1635 v. Per Schwedische Krieg, 1630—1635. 1. Gustav Adolf. Während die Kurfürsten ans die Entlassung Wallensteins drangen, erstand dem Kaiser ein neuer, furchtbarer Feind, der dem langen Kriege eine andere Wendung gab. Im Juli 1630 landete Gustav Adolf, der kriegserfahrene und tapfere König von Schweden, mit 13 000 Mann Fußtruppen und 3000 Reitern auf der Insel Usedom. Er erklärte dem Kaiser den Krieg, weil dieser seine Vettern, die Herzöge von Mecklenburg, ihrer Länder beraubt, die Herrschaft über die Ostsee

4. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 54

1915 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
54 Xii. Der Dreiigjhrige Krieg. zu leiten. Obendrein behandelte Wallenstein die Fürsten herrisch und schroff, als v ste^seme"ntergebenen wren, und uerte, es sei am besten, wenn die deutschen Landesherren vom Kaiser eingesetzt wrden und berhaupt keine eigene Macht htten. Durch sein Austreten sahen sich vor allem die Kurfrsten in ihrer Selbstndigkeit aufs uerste bedroht. Sie stellten ihre Klagen in einer Beschwerdeschrist zusammen und legten diese auf dem Reichstage zu Regensburg im Jahre 1630 dem Kaiser mit der dringenden Forderung vor, da er den bermtigen Feldherrn sogleich entlassen solle. Schweren Herzens gab Ferdinand dem ungestmen Drngen nach und verabschiedete Wallen st ein unter groen Gunstbezeugungen. Der Gestrzte ging auf seine bhmischen Gter, fest berzeugt, da der Kaiser ihn eines Tages notwendig brauchen und dauu wieder zurckrufen wrde. Die Entlassung Wallensteins brachte den Evangelischen immerhin einige Erleichterung. Trotzdem war ihre Lage noch schlimm genug. Da erstand ihnen gerade zu der Zeit, als der Kaiser sich seine beste Waffe aus der Hand winden lie, ein gewaltiger Helfer: der Schwede n-koui^g- &ustav Adolf. 5. Der Schwedische Krieg. 1630 bis 1635. Gustav Adolf aus dem Hause Wasa strebte danach, Schweden zur ersten Macht Nord-europas und zur Gebieterin der die Ostsee zu machen. In langen Kmpfen nahm er den Russen die Lnder am Ladogasee, Kardien und Jngermanland, den Dnen und Polen wichtige Hfen und Kstenstriche weg. Bei seinen Plnen konnte es ihm durchaus nicht gleichgltig sein, was in Deutschland vorging. Er durfte den deutschen Kaiser nicht mchtiger werden lassen, der durch die Heere in Mecklenburg und Pommern die schwedische Ostseemacht arg gefhrdete und obendrein immer Polen half, dem Erbfeinde Schwedens. Zum Eingreifen in die deutschen Kmpfe wurde der König aber auch diilfffeinen Glauben bestimmt. Er war ein eifriger Anhnger der evangelischen Lehre und wollte nicht dulden, da sie in Deutschland zurckgedrngt, vielleicht sogar vernichtet wrde. Auch frchtete er, da der Katholizismus nach einem vlligen Siege auf deutschem Boden sich wieder in Nordeuropa ausbreiten wrde. Gustav Adolf verfgte der ein kriegsgebtes Heer, das ans Shnen seines Landes, nicht aus Sldnern bestand. Im Juni 1630 betrat er zum Schutze der evangelischen Sache mit seinen Truppen Den deutschen Ostseestrmu Er hoffte natrlich, da die Fürsten seines Glaubens ihm beistehen wrden; aber nicht einmal die norddeutschen

5. Realienbuch für mehrklassige Schulen - S. 83

1890 - Breslau : Goerlich
83 Ii und ließ sich überall huldigen; seine Verbündeten, die Sachsen, fielen in Böhmen ein und eroberten Prag. In dieser Not wandte sich der Kaiser wieder an Wallenstein, der mit königlicher Pracht auf seinen Gütern lebte. Erst auf mehrfaches Bitten des Kaisers ließ sich Wallenstein bereit finden, ein Heer anzuwerben. Kaum wurde in Deutschland bekannt, daß der „Friedländer" Soldaten brauche, strömten von allen Seiten Beutelustige herbei, und bald standen 40 000 Mann unter den Waffen. Nun sollte Wallenstein auch den Oberbefehl übernehmen; dies that er aber erst, nachdem der Kaiser lange ge- beten und in sehr harte Bedingungen eingewilligt hatte. Gustav Adolf war inzwischen nach Bayern vorgerückt. Wallenstein zog ebenfalls dahin und nahm ein festes Lager bei Nürnberg ein. Elf Wochen standen das kaiserliche und das schwedische Heer einander gegenüber; endlich versuchten die Schweden einen Sturm, wurden aber mit großen Verlusten zurückgeschlagen. Nun rückte Wallenstein nach Sachsen vor, dessen Kurfürst mit Gustav Adolf verbündet war. Der König kam herbei, um den Sachsen zu helfen, und bei Lützen kam es 1 63 2 zur Schlacht. Hier siegten zwar die Schweden, allein Gustav Adolf fand den Tod. Wallenlleins Ende. Nach dem Tode Gustav Adolfs setzte sein Reichs- kanzler den Krieg fort, Wallenstein aber that sehr wenig gegen die Schweden. Man vermutet, daß er mit ihnen Frieden schließen wollte, um dann auch den Kaiser zum Frieden zu zwingen und von diesem die Krone Böhmens zu er- halten. Der Kaiser jedoch erhielt Nachricht, daß Wallenstein mit seinen Feinden in Unterhandlungen stehe; auch wurde ihm hinterbracht, daß Wallenstein die Soldaten vom Kaiser abwendig zu machen suche — was aber nicht der Wahr- heit gemäß war. Daher sprach der Kaiser die Absetzung Wallensteins aus. Dieser begab sich nach Eger, wo er von einem Offizier ermordet wurde. Wallenstein war ein Mann von großen Eigenschaften, allein sein ungemessener Ehrgeiz gereichte ihm zum Verderben. 5. Der schwedr(ch-fra»i;ösische Krieg (1635-1648). Nach Wallen- steins Tode übernahm Ferdinand, der Sohn des Kaisers, den Oberbefehl und be- siegte die Schweden vollständig in der Schlacht bei Nördlingen 1634. Jetzt wollten die Schweden Frieden schließen, und Deutschland hätte vor weiterer Verwüstung ge- rettet werden können; aber nun verbündeten sich die Franzosen mit den Schweden, denn ihnen lag daran, die Macht des Hauses Habsburg nach Möglichkeit zu schwächen. Dreizehn Jahre lang noch wütete der Krieg, ganz Deutschland und die österreichi- schen Länder wurden furchtbar verwüstet. Endlich waren die kriegführenden Par- teien so geschwächt, daß alle den Frieden wünschten. Der westfälische Irieden. Nachdem jahrelang über den Frieden unterhandelt worden, wurde dieser zu Münster und Osnabrück 1648 abgeschlossen. Er heißt der westfälische Frieden. Die Hauptbedingungen waren folgende: Schweden erhielt die Odermündungen und 15 Millionen Mark; Frankreich erhielt den Elsaß und die Bistümer Metz, Toul und Verdun. Viele deutsche Bistümer wurden aufgehoben und an Brandenburg, Mecklenburg und Hessen-Kassel verteilt. Allen christlichen Religionsparteien wurden gleiche Rechte gewährt, und die Protestanten behielten, was sie vor 1624 an geistlichen Gütern inne hatten. Die Niederlande und die Schweiz, die schon früher von Deutschland sich getrennt hatten, wurden als unabhängige Staaten anerkannt. 6»

6. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 114

1877 - Langensalza : Beyer
— 114 — Wallenstein drang sogar bis tief nach Jütland ein, so daß Christian Iv. Frieden schließen mußte. Zum Dank ernannte der Kaiser Wallenstein zum Admiral des baltischen Meeres (Ostsee) und znm Herzog von Mecklenburg (dessen Fürsten er vertrieben hatte). Wallenstein ward dadurch so übermütig, daß er sich sogar, als er Stralsund belagerte, zu dem Ausspruch vermaß: „Und wenn Stralsund mit Ketten an den Himmel gebunden wäre, so müßte es dennoch herunter." Als man ihm darauf sagte: „Der König von Schweden wird bald kommen", antwortete er: „Ich werde ihn mit Ruten nach Hanse peitschen." Er konnte indessen Stralsund nicht erobern und mußte schmachvoll abziehen. — Als nun Ferdinand ganz Deutschland in seinen Händen hatte, gab er im Jahre 1628 das sogenannte Restitutionsedict (Wiederherstelluugsedict). In demselben wurde den evangelischen Fürsten besohlen, alle die geistlichen Güter der katholischen Kirche zurückzugeben, welche seit dem Passauer Vertrag eingezogen worden waren. Das war der erste Schritt zur Wiederherstellung des katholischen Glaubens, und die Evangelischen gerieten durch diese Bestimmung in große Not. Dazu kam, daß Wallensteins Truppen in Norddentschland auf die entsetzlichste Weise hausten, so daß sich bei dem Kaiser darüber große Klage erhob und man des Herzogs Absetzung verlangte. Auch Maximilian von Bayern, der auf Wallenstein eifersüchtig war, forderte dieselbe. So gab Ferdinand nach und entzog auf dem Reichstage zu Regensbnrg Wallenstein den Oberbefehl (1630). Grollend zog sich dieser ans feine Güter nach Böhmen zurück und führte hier ein glänzendes Leben. Seine Lieblingsbeschäftigung während seiner Zurückgezogenheit war die Sterndeuterei, die er mit einem italienischen Astrologen (Sternbeuter), mit Namen Seni, trieb. Er glaubte nämlich ans den Sternen sein künftiges Geschick lesen zu können. § 137. Gustav Adolf, König von Schweden. Währenb die Protestanten brach die Ausführung des kaiserlichen Restitutionsedictes in die höchste Not geraten waren, kam ihnen als Retter Gustav Adolf von Schweden. Derselbe erschien mit 15000 Mann an der Küste von Pommern (1630). Schon lange hatte er die Bedrängniß der Evangelischen mit Betrübniß vernommen und kam jetzt, um seinen Glaubensgenossen beizustehen. Gustav Adolf war 1594 geboren und hatte schon, che er nach Deutschland kam, glückliche Kriege mit Rußland und Polen geführt. Er war hoch gewachsen, von wahrhaft königlichem Anfesien itnb von hoher Frömmigkeit. In seinem Heere herrschte die strengste Mannszucht und niemals begann er eine Schlacht, ehe er nicht zuvor uiebergekniet und gebetet hatte. Gustav wollte sogleich mit den protestantischen Fürsten ein Büudniß eingehen; bieselben, besonders die Kurfürsten vor Brandenburg und Sachsen, giengen aber anfangs nicht auf feinen Vor,chlag ein und verweigerten ihm den Durchmarsch durch ihre Länder,

7. Geschichte des teutschen Volkes - S. 384

1837 - Oldenburg : Schulze
381 Siebenter Zeitraum. Plane aber sind durch Thatsachen nur halb enthüllet. Daß Wallcnstein die Polen gegen ihn unterstützet, seine Gesandten damals von den Lübecker Verhandlungen schmählich zurückge- wiesen, der Kaiser Mecklenburgs Herzoge vertrieben hätte u. s. w. war wohl nur kaum etwas mehr, als bloßer Vorwand zu die- sem Kriege gewesen. Der Drang nach Thatenruhm feuerte ihn gewiß unendlich mehr an, und als ihm das Glück zur Seite ging, war ihm der Gedanke, dereinst noch die Kaiserkrone auf sein Haupt zu setzen, ohne Zweifel nicht zu groß. Weil er selbst indeß darüber geschwiegen hat, mochte die Nachwelt in dieser Hinsicht wohl auch unbillige Vermuthungen hegen. Sein näch- stes Vorhaben aber scheint auf die Beherrschung der nördlichen Küstenländer gestanden zu haben, theils zum unmittelbaren Vortheile Schwedens, theils auch um auf Deutschland stets sicheren Einfluß üben zu können. Ohne Selbstsucht war also Gustav Adolf nicht; kaum möchten auch nur wenige Menschen fähig gewesen seyn, nach so reinen Triebfedern zu handeln, wie sie ihm von vielen seiner späteren Verehrer zugerechnet werden; denn nur Teutschlands Freiheit soll sein uneigennütziges Ziel und mit derselben vor Anderem der Sieg des Protestantismus sein gehoffter Lohn gewesen seyn. Wahr ist cs; seinem Glau- den war er mit warmer Innigkeit ergeben, sogar schwärmerisch für denselben zum Kampfe begeistert; auch übte er Redlichkeit und Milde; seine Krieger durften nicht von dem Raube der Länder schwelgen oder, frechen Unthatcn ergeben, die Völker mit noch größerem Jammer überladen: darin wenigstens that er es, wenn auch in vielem Anderen noch, seinen Feinden weit zuvor. Aber bei allem Dem überschritt er von einer anderen Seite auch offenbar die richtige Mitte. Gustav war ein un- duldsamer Protestant, so viel Frömmigkeit daneben an ihm auch gerühmt wird; zu friedlicher Anerkennung der inneren Ueber- zeugung vermochte er sich so wenig, als irgend Jemand seiner Zeit zu erheben. Schonte er der katholischen Bekenner da und dort, so war das gewiß weniger eine persönliche Tugend^ als Klugheit, welche der Augenblick erheischte und die für ganz an- dere Zwecke berechnet war, als für die Achtung der Menschen- rechte, worin sein Ruhm erst die schönste Vollendung erworben hatte. Mit Unrecht schmälert man aber darum seine Heldcn- größe. Mag der unbefangene Beurtheiler immerhin bedauern und sich wundern, daß ein Mann von solcher Einsicht und von so klarem Geistesblicke, wie Gustav, wegen Vorurtheile des Glaubens den eigentlichen Zwiespalt der Zeit, die unduldsame Befangenheit auf jeder Seite, nicht erkannte, um Gott allein das Gericht über die Gewissen anheimzustellen. Jedenfalls bleibt Gustav Adolf von einer anderen unbestrittenen Seite, wenn ir- gend ein König, wahrhaft groß in den Jahrbüchern der Geschichte.

8. Geschichtsbilder für die Oberstufe mehrklassiger Schulen - S. 83

1892 - Breslau : Goerlich
und lie sich berall huldigen; seine Verbndeten, die Sachsen, fielen in Bhmen ein und eroberten Prag. In dieser Not wandte sich der Kaiser wieder an Wallenstein, der mit kniglicher Pracht auf seinen Gtern lebte. Erst auf mehrfaches Bitten des Kaisers lie sich Wallenstein bereit finden, ein Heer anzuwerben. Kaum wurde in Deutschland bekannt, da der Friedlnder" Soldaten brauche, strmten von allen Seiten Beutelustige herbei, und bald standen 40 000 Mann unter den Waffen. Nun sollte Wallenstein auch den Oberbefehl bernehmen; dies that er aber erst, nachdem der Kaiser lange ge-beten und in sehr harte Bedingungen eingewilligt hatte. Gustav Adolf war inzwischen nach Bayern vorgerckt. Wallenstein zog ebenfalls dahin und nahm ein festes Lager bei Nrnberg ein. Elf Wochen standen das kaiserliche und das schwedische Heer einander gegenber; endlich versuchten die Schweden einen Sturm, wurden aber mit groen Verlusten zurckgeschlagen. Nun rckte Wallenstein nach Sachsen vor, dessen Kurfürst mit Gustav Adolf verbndet war. Der König kam herbei, um den Sachsen zu helfen, und bei Ltzen kam es 1632 zur Schlacht. Hier siegten zwar die Schweden, allein Gustav Adolf fand den Tod. Wallensteins Ende. Nach dem Tode Gustav Adolfs setzte sein Reichs-kanzler den Krieg fort, Wallenstein aber that sehr wenig gegen die Schweden. Man vermutet, da er mit ihnen Frieden schlieen wollte, um dann auch den Kaiser zum Frieden zu zwingen und von diesem die Krone Bhmens zu er-halten. Der Kaiser jedoch erhielt Nachricht, da Wallenstein mit seinen Feinden in Unterhandlungen stehe; auch wurde ihm hinterbracht, da Wallenstein die Soldaten vom Kaiser abwendig zu machen suche was aber nicht der Wahr-heit gem war. Daher sprach der Kaiser die Absetzung Wallensteins aus. Dieser begab sich nach Eger, wo er von einem Offizier ermordet wurde. Wallenstein war ein Mann von groen Eigenschaften, allein fein ungemessener Ehrgeiz gereichte ihm zum Verderben. 5. Der schwedisch-franzstsche Krieg (16351648)* Nach Wallensteins Tode bernahm Ferdinand, der Sohn des Kaisers^ den Oberbefehl und be-siegte die Schweden vollstndig in der Schlacht bei Nrdlingen 1685. Jetzt wollten die Schweden Frieden schlieen, und Deutschland htte vor weiterer Verwstung ge-rettet werden knnen; aber nun verbndeten sich die Franzosen mit den Schweden, denn ihnen lag daran, die Macht des Hanfes Habsburg nach Mglichkeit zu schwchen. Dreizehn Jahre lang noch wtete der Krieg, ganz Deutschland und die sterreichi-scheu Lnder wurden furchtbar verwstet. Endlich waren die kriegfhrenden Par-teien so geschwcht, da alle den Frieden wnschten. Der westflische Frieden. Nachdem jahrelang der den Frieden unterhandelt worden, wurde dieser zu Mnster und Osnabrck 1648 abgeschlossen. Er heit der westflische Frieden. Die Hauptbedingungen waren folgende: Schweden erhielt die Odermndungen und 15 Millionen Mark; Frankreich erhielt den Elsa und die Bistmer Metz, Toul und Verdun. Viele deutsche Bistmer wurden aufgehoben 'und an Brandenburg, Mecklenburg und Hessen-Kasfel verteilt. Allen christlichen Religionsparteien wurden gleiche Rechte gewhrt, und die Protestanten behielten, was sie vor 1624 an geistlichen Gtern inne hatten. Die Niederlande und die Schweiz, die schon frher von Deutschland sich getrennt hatten, wurden als unabhngige Staaten anerkannt. 6*

9. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der allgemeinen - S. 143

1882 - Halle : Anton
143 Vertrage von den Evangelischen in Besitz genommenen geistlichen Güter (— zwei Erzbistümer, zwölf Bistümer, viele Klöster und Stifte) den Katholiken zurückgegeben, die Reformierten vom Religionsfrieden ausgeschlossen fein und die katholischen Fürsten das Recht haben sollten, die Reformation in ihren Ländern zu unterdrücken. Damit stand der Protestantismus in Gefahr, gänzlich vernichtet zu werden. Gleichsam betäubt von dem furchtbaren Schlage, beugten sich die deutschen Fürsten dem kaiserlichen Befehle. Nur Magdeburg, das einst auch das Interim verworfen, widersetzte sich der Ausführung des Edikts, tockwrt rückten wallenstein'sche Truppen heran, um das „Ketzernest" zu züchtigen; da brachte ein unerwartetes Ereignis vorläufige Rettung. Auf dem Reichstage zu Regens bürg (i ($30) wurdeu von allen Seiten laute Klagen über die schreckliche Kriegsführung und Läuder-verwüstung Wallensteins erhoben; ant nachdrücklichsten forderte Maxmilian von Bayern die Entfernung des verhaßten Feldherrn. Der Kaiser gab, wenn auch ungern, Dem allseitigen Drängen nach; Wallenstein wurde abgesetzt und das einigermaßen verminderte Heer unter den Be-fehl Tillys gestelltt. Mit stolzer Ruhe vernahm Wallenstein die kaiserliche Botschaft und zog sich auf seine böhmischen Güter zurück. 111. 1. Zu ungünstiger Stunde hatte Ferdinand seinen Feldherrn entlassen; unerwartet erstand ihm in dem Schwedenkönig Gustav Adolf ein neuer Feind. (— Gustav Adolf war ein Nachkomme des Gustav Wasa, der 100 Jahre zuvor Schweden von der dänischen Herrschaft losgerissen und in dem befreiten Lande die Reformation eingeführt hatte —). Der Drang, den bedrohten evangelischen Glauben zu schützen, und das Verlangen, in Deutschland festen Fuß zu fassen sowie die Küstenländer des baltischen Meeres für Schweden zu erwerben, bewogen denselben, sich in die deutscheu Angelegenheiten zu mischen. Nachdem er die Verwaltung des Reichs geordnet, nahm er von den Seinen feierlichen Abschied. „ Vielleicht sehen wir uus zum letzten mal", rief er ahnungsvoll am Schlüsse seiner Rede. Darauf lau bete er 1g30 mit seinem Heere an der pommersehen Küste. Auf die Nachricht davon meinte Ferdinand geringschätzig zu Tilly: „Wir haben halt a Feindle mehr", und die Höflinge in Wien witzelten, der Schwedenkönig werde, wie einst der Winterkönig, vor der kaiserlichen Sonne bald zerschmelzen. Tilly dagegen würdigte den Gegner besser. „ Gustav Adolf", gab er dem Kaiser zur Antwort, „ist ein Spieler, gegen welchen nicht verloren zu haben, schon ein Gewinn ist." 2. Im Gegensatz zu den zuchtlosen kaiserlichen Söldnerhaufen hielt Gustav Adolf musterhafte Disciplin und verbot seinen Kriegern bei Todesstrafe, die Einwohner zu beleidigen oder zu berauben. Bald hatte erpommern und Mecklenburg vomfeiude gesäubert. Inzwischen waren Tilly und Pappenheim vor Magdeburg gerückt, um die Acht an ihm zu vollstrecken. Tapfer verteidigten sich die Bürger; sie hofften auf schwedische Hilfe. Allein Gu st a v A d o l f k o u u t e

10. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 103

1852 - Koblenz : Bädeker
Nkstitutioiiskdict. 103 sehr glimpflicher Friede zu Lübeck 1629 bewilligt, indem er alle seine verlornen Länder zurückerhielt und nur jeder Verbindung wider den Kaiser entsagen mußte. Für die aufgewandten Kriegskosten hatte der Kurfürst von Baiern die Oberpfalz und die Aemter der Unterpfalz auf dem rechten Rheinufer und Wallenstein das Herzogthum Mecklen- burg erhalten. Den vollkommenen Sieg über die Protestanten wollte der Kaiser benutzen, um das Uebergewicht des Katholicismus im Reiche herzu- stellen und zu sichern, wie ihm dies in seinen Erblanden bereits nach der Schlacht an: weißen Berge gelungen war. Zwar hielt er sich an die Verträge seiner Vorfahren über Religionsfreiheit gebun- den, betrachtete aber Alles als unrechtmäßig, was die Protestanten sich gegen jene Verträge zugeeignet hatten. Daher forderte er durch das Restitutionsedict 1629 alle seit dem Passauer Vertrage von den Protestanten Ungezogenen geistlichen Güter (dazu gehörten 2 Erzbisthümer: Magdeburg und Bremer:, 12 Bisthümer und fast alle norddeutschen Stifter und Klöster) zurück und bestimmte zugleich, daß die Vortheile jenes Religionsfriedens nur für die Bekenner der Augsburgischen Confession gelten, andere Secten aber nicht geduldet werden sollten. Dieses Edict ward nun von Wallenstein im Verein mit den ligistischen Truppen, bei gänzlichen: Mangel an militärischer Disciplin, mit großer Härte vollstreckt. Daher erhoben auf dem Reichstage zu Regensburg, der: der Kaiser versammelt hatte, um seinen ältesten Sohn Ferdinand zum römischen Könige wählen zu lassen, katholische und protestantische Stände und namentlich Maxi- milian so laute Klagen über den wegen seiner raschen Erhebung und seiner unumschränkten Gewalt allgemein verhaßten Wallenstein und über die Zuchtlosigkeit seiner Heere, daß der Kaiser sich genöthigt sah, seinen Feldherrn sammt dem Heere zu eutlassen. (l. Schwedischer Krieg 1630 — 1635. Die Uneiuigkeit innerhalb der katholischen Partei und die Rach- giebigkeit des Kaisers, der auch die Vollstreckung des Restitutions- edictes suspendirte, machte den Protestanten neuen Muth, um so mehr als jetzt Gustav Adolf, König von Schweden, mit dem sie schon früher in Unterhandlung gestanden hatten, theils aus Eifer für die lutherische Religion, theils durch äußere Gründe, wie: die Vertreibung der ihm verwandten Herzoge von Mecklenburg, die Zurückweisung seiner Vermittelung beim Lübecker Frieden, sich be?

11. Teil 1 u. 2 - S. 265

1913 - Leipzig : Freytag
265 Ii. Die Kettung der Protestanten durch Gustav Adolf. 1. Der Schwedische Krieg 16301635. a) Gustav Adolfs Siegeszug bis Breitenfeld. Noch ehe der Kaiser seinen Feldherrn entlassen hatte, erstand ihm int Norden ein neuer Feind. Der Schwedenknig Gustav Adolf war auf deutschem Boden gelandet. Im achtzehnten Lebensjahre war er zur Regierung gekommen; er hatte ein Land erhalten, in dem der Adel herrschte. Der junge König brach dessen Macht und suchte dann Schweden zum fhrenden Staate des Nordens zu machen. Zugleich sollte die Ostsee ein schwedisches Meer werden Deshalb fhrte Gustav Adolf mit Dnemark, Rußland und Polen Krieg; in den Kmpfen eroberte er den sdlichen Teil Schwedens und die Kstenlnder der Ostsee. Nur Preußen und Pommern waren noch nicht in seiner Macht. Nun fhrte er sein kriegsgebtes Heer nach Deutschland. Er wollte den Pro--testanten helfen, seinem Reiche die deutsche Ostseekste erobern und den Kaiser bestrafen; denn dieferhatte die Verwandten des Knigs, die Herzge von Mecklenburg, vertrieben und seine Gesandten, die auf dem Frieden zu Lbeck fr die Herzge sprechen sollten, schroff abweisen lassen. Am 6. Juli 1630 landete Gustav Adolf mit 13000 Mann auf der Insel Usedom; Das Heer war zwar klein, aber es war im Kriege erprobt und wurde von dem besten Feldherrn gefhrt. Unter den Soldaten herrschten Zucht, Ordnung und Frmmig-fett; Plnderungen und Ausschweifungen wurden nicht geduldet; kamen sie doch einmal vor, so hielt der König ein strenges Strafgericht. In kurzer Zeit waren die Truppen des Kaisers aus Pommern und Mecklenburg vertrieben, berall wurden die Schweden als die Befreier begrt. In der Hofburg zu Wien spottete man zwar der den Winterknig; die Protestanten aber atmeten auf, denn sie wuten, da nun ihre Not ein Ende hatte. Nicht so dachten die evangelischen Fürsten. Nur unter Drohungen lie sich der alte Herzog von Pommern zu einem Bndnisse bewegen, und die Kurfrsten von Brandenburg und Sachsen wollten von dem Fremdling berhaupt nichts wissen. Sie frchteten sich vor der Rache des Kaisers; denn sie meinten, Gustav Adolf wrde ebenso geschlagen werden wie einst der Dnenknig. Nur die Stadt Magdeburg, der Fürst von Hessen-Kassel und Bernhard von Weimar stellten sich auf die Seite der Schweden. Abb. 107. Gustav Adolf, König von Schweden. Gemlde von A. van Dyck. Nach einer Photo-graphie von Franz Hanfstaengl in Mnchen.

12. Hilfsbuch für den Unterricht in der Deutschen Geschichte - S. 182

1896 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
182 Sechster Zeitraum. Vom Beginn d. Reformation bis zum Westfälischen Frieden. 5. Das Restitutionsedikt und die Absetzung Wallensteins. Noch vor dem Abschluß des Friedens mit den Dänen erließ Ferdinand Ii. das 1629 Restitutionsedikt (— Rückerstattungsbefehl), wonach alle seit dem Passauer Vertrage (1552) eingezogenen Kirchengüter und Stiftslande, darunter zwei Erzbistümer (Bremen und Magdeburg) und zwölf Bistümer, den Katholiken zurückgegeben werden sollten (1629). Während der Kaiser hierdurch die Protestanten erbitterte, beraubte er sich des Mannes, dessen Hilfe zur Erhaltung der eben errungenen Machtstellung unentbehrlich war. Wall enstein, schon als Emporkömmling von den deutschen Fürsten scheel angesehen, hatte sich durch sein gewalt-thätiges Wesen und die grauenhaften Plünderungen seiner Truppen bei Freund und Feind verhaßt gemacht. Besonders aber hatte sein offenkundiges Streben, die Allgewalt des Kaisers aufzurichten, den Unwillen der Fürsten erregt1. Auf einem Fürsten*age zu Regensburg erschollen daher von allen Seiten Klagen über den kaiserlichen Feldherrn. Hierdurch ließ sich Ferdinand Ii. bestimmen, in die Absetzung Wallen- 1630 steins einzuwilligen. Grollend zog sich dieser auf seine böhmischen Güter zurück; seine Truppen wurden teils entlassen, teils unter den Oberbefehl Tillys gestellt. c) Der schwedische Krieg (1630—1635). 1. Gustav Adolfs Persönlichkeit und Streben. Gustav Adolf war der Enkel des ersten schwedischen Königs Gustav Wasa (S. 158). Als siebzehnjähriger Jüngling bestieg er den Thron (1611), ausgerüstet mit einer umfassenden Sprachenkenntnis und einem außergewöhnlichen Scharfblick für staatliche und namentlich militärische Verhältnisse. Sein Streben war vor allem darauf gerichtet, die Ostsee zu einem schwedischen Binnenmeere zu machen und Schweden zur ersten Macht des Nordens zu erheben. Er führte deshalb Kriege gegen Dänemark, Polen und Rußland. Schon hatte er sein Ziel nahezu erreicht und auch an der deutschen Ostseeküste (in Preußen) festen Fuß gefaßt, als die Machtausbreitung des Kaisers im Norden seine Pläne zu durchkreuzen drohte. 2. Gustav Adolf und die deutschen Fürsten. Tilly erobert Magdeburg. Anlaß zur Einmischung in die deutschen Angelegenheiten bot dem Schwedenkönig unter anderem die Ächtung seiner Verwandten, der Herzoge von Mecklenburg. Gerade in den Tagen, wo man zu Regensburg über die Absetzung Wallensteins unterhandelte, landete er mit einem Heere, dessen Kerntruppen Schweden waren, an der pommerschen Küste. Die Katholiken verspotteten ihn als „Schneekönig". Die protestantischen 1 Man schrieb ihm die Äußerung zu: man brauche keine Fürsten und Kurfürsten mehr; nur einer folle Herr in Deutschland fein.

13. Deutsche Geschichte vom Beginn der Neuzeit bis zur Thronbesteigung Friedrichs des Großen - S. 182

1905 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
\:'Cr 'i//;- F?c 'ffyltp* , Xr/, y ' / - '-^*y ^,7' / - - '; i : i t'z-/ y / / -C T tr A 182 Sechster Zeitraum. Vom eginn'd. Reformation bis zum Westflischen Frieden. 5. Das Restitutionsedikt und die Absetzung Wallensteins. Noch vor dm Abschlu des Friedens mit den Dnen erlie Ferdinand Ii. das 1629j^siitutionsedikt ( Rckerstattungsbefehl), wonach alle seit dem ^ Passauer Vertrage (1552) eingezogenen Kirchengter und Stiftslande, darunter zwei Erzbistmer (Bremen und Magdeburg) und zwlf Bistmer, den Katholiken zurckgegeben werden sollten (1629). Whrend der Kaiser hierdurch die Protestanten erbitterte, beraubte er sich des Mannes, dessen Hilfe zur Erhaltung der eben errungenen Macht-stellung unentbehrlich war. Wall enstein, schon als Emporkmmling von den deutschen Fürsten scheel angesehen, hatte sich durch sein gewalt-ttiges Wesen und die grauenhaften Plnderungen seiner Truppen bei Freund und Feind verhat gemacht. Besonders aber hatte sein offenkundiges Streben, die Allgewalt des Kaisers aufzurichten, den Unwillen der Fürsten erregt1. Auf_jinem_rjientage zu Regensburg erschollen daher von allen Seiten Klagen der den kaiserlichen Feldherrn. Hierdurch lie sich Ferdinand Ii. bestimmen, in die Absetzung Wallen-1630 st eins einzuwilligen. Grollend zog sich dieser aus seine bhmischen Gter zurck; seine Truppen wurden teils entlassen teils unter den Oberbefehl Tillys gestellt. ' - c) Sder schwedische Krieg (16301635). 1. Gustav Adolfs Persnlichkeit und Streben. Gustav Adolf war der Enkel des ersten schwedischen Knigs Gustav Wasa (S. 158). Als siebzehnjhriger - ; Jngling bestieg er den Thron (1611). ausgerstet mit einer umfassenden Sprachenkenntnis und einem auergewhnlichen Scharfblick fr staatliche und namentlich militrische Verhltnisse. Sein Streben war vor allem darauf gerichtet, die Ostsee zu einem schwedischen Binnenmeere zu machen und Schweden zur ersten Macht des Nordens zu erheben. Er fhrte deshalb Kriege gegen Dnemark, Polen und Rußland. Schon hatte er sein Ziel nahezu erreicht und auch an der deutschen Ostseekste (in Preußen) festen Fu gefat, als die Machtausbreitung des Kaisers im Norden feine Plne zu durchkreuzen drohte und zugleich fr den Bestand des Protestantismus bedenklich zu werden schien. 2. Gustav Adolf und die deutschen Fürsten. Tilly erobert Magde-brg. Anla zur Einmischung in die deutschen Angelegenheiten bot dem Schwedenknig unter anderem die chtung seiner Verwandten, der Herzoge von Mecklenburg. Gerade in den Tagen, wo man zu Regensburg der die Absetzung Wallensteins unterhandelte, landete er mit einem Heere, dessen Kerntruppen Schweden waren, an der Hommerschen Kste. Die Katholiken verspotteten ihn als Schneeknig". Die protestantischen 1 Es wurde ihm die uerung zugeschrieben: man brauche keine Fürsten und Kurfrsten mehr; nur einer solle Herr in Deutschland sein.

14. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 311

1858 - Weimar : Böhlau
311 verwickelt. Mit Dänemark wurde 1613, mit Rußland 1617 Friede ge- schloffen. Schweden erhielt von Rußland Karelien und Jngermanland, welche die finnländischen Besitzungen Schwedens mit Esthland verbanden, und dadurch wurden die Russen gänzlich von der Ostsee ausgeschlossen. Der Krieg mit Polen war beim Tode Karls Ix. durch einen längeren Waffenstillstand unterbrochen, 1617 von Gustav Adolf wieder eröffnet und dann größtentheils mit Glück geführt worden. Im Jahr 1629 ver- mittelte ein Abgeordneter Richelien's einen sechsjährigen Waffenstillstand zwischen Schweden und Polen. Richelieu war von denselben Bedenklichkeiten über die Entwürfe Kaiser Ferdinands Ii. ergriffen worden, wie die katholischen Fürsten und Stände Deutschlands. Diesen Strom wollte er aufhalten, das Haus Habsburg sollte nicht weiter steigen, ja er trachtete, es von seiner jetzi- gen Höhe bedeutend herunterzubringen, damit Raum für Frankreichs Macht und Größe gewonnen werde. Richelieu gedachte nicht selbst für die Protestanten aufzutreten, welche Ferdinand Ii. unterdrücken zu wol- len schien, nicht allein weil sie Protestanten waren, sondern auch weil ihm nach ihren Ländern gelüstete. Richelieu hatte sich nach einem Bun- desgenossen gegen Oestreich umgesehen und er glaubte diesen in Gustav Adolf gefunden zu haben. Das Haus Gustav Wasa's hatte sich in zwei Linien gespalten, die in Todfeindschaft neben einander standen. An der Spitze der einen stand Gustav Adolf; sein Königthum, sein ganzes Dasein ruhte auf dem Protestantismus. An der Spitze der andern stand Sigismund Iii. von Polen, der sich ganz auf den Katholi- cismus gestellt hatte. Unter ihm hatte die katholische Reaction in Polen begonnen; die Reformation war nicht nur in ihrem Fortgang gehemmt worden, sondern sie war bedeutend zurückgeschritten. Ein großer Theil des Adels war wieder katholisch geworden, uin nicht von Ehren, Würden und Nutznießungen ausgeschlossen zu werden, welche der König auf den Rath der Jesuiten nur an Katholiken gab. Wenn der Prote- stantismus in Deutschland unterging, so konnte er sich in Schweden schwerlich halten, und wenn er unterging, hatte Gustav Adolf keiu Recht mehr auf den Thron von Schweden. Sein ganzes Dasein war mit dem Protestantismus verwachsen. Ein starker Glaube an die Wahr- heit desselben und ein tiefes Mitgefühl für die bedrängten Glaubens- genossen kam hinzu. Schon 1614 hatten die evangelischen Fürsten Deutschlands Gustav Adolf zum Eintritt in ihren Bund aufgefordert. Im Jahr 1625 war Gustav Adolf geneigt gewesen, sich an die Spitze der Niedersachsen zu stellen; doch waren seinen Anerbietungen die Christians Iv. von Däne- mark vorgezogen und die dänische Macht bei Lutter am Barenberge ver- nichtet worden. In den Herzögen von Mecklenburg sah Gustav Adolf seine Verwandten schwer gekränkt. Oestreichs Pläne auf die Ostsee waren für Schweden zu bedenklich, um nicht zum Kriege aufzufordern, und ein siegreicher Krieg verhieß Schweden eine glänzende Ausdehnung seiner Macht am baltischen Meere und die Besetzung der Küsten von Riga bis Stralsund. Gelang es hingegen dem Kaiser, sich in den Besitz von Stralsund zu setzen, so war Schweden den katholischen Heeren geöffnet. Das hatte Gustav Adolf bestimmt, der bedrängten Stadt Hülfe zu sen- den. Ferner harte der Kaiser die schwedischen Gesandten von den Unter-

15. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 185

1904 - Habelschwerdt : Franke
185 4. Friede zu Lbeck. Walleusteius Plan ging dahin, mit Hilfe der Hanseflotte eine deutsche Seemacht an der Ostseekste zu grnden und den deutschen Handel wieder zu heben. Die Hansestdte weigerten sich aber, Wallenstein zu untersttzen, und ohne eine Flotte vermochte er die wichtige Stadt Stralsund, die von den Schweden und Dnen untersttzt wurde, nicht zu erobern. Um ein Bndnis Dnemarks mit Schweden zu verhindern, schlo Wallenstein den Frieden zu Lbeck, 1629, in dem Christian Iv. seine Besitzungen zurckerhielt. 5. Das Restitutionsedikt. Der Kaiser stand jetzt auf dem Hhe-punkte seiner Macht. Im Bewutsein seiner berlegenheit und gedrngt durch die katholischen Reichsstnde, erlie er 1629 das Restitutionsedikt (restitere wiedererstatten, wiedergeben), nach welchem alle seit dem Passauer Vertrage skularisierten Kirchengter den Katholiken zurckgegeben werden sollten. Es handelte sich um 2 Erzbistmer, 12 Bistmer und zahllose Klster und Abteien. Viele Protestanten verloren bei der Durchfhrung des Restitutionsediktes ihre Besitzungen; es entstanden die grten Verwicklungen, und der Religionsha wurde von neuem entfacht. 6. Wallensteins Absetzung. Auf dem Kurfrstentage zu Regeus-burg 1630 wurden von den Reichssrsten, welche die Macht des Kaisers frchteten, besonders von Maximilian von Bayern, viele Klagen der Wallenstein und dessen Scharen erhoben; sogar die Wahl des neuen Kaisers wurde von der Entlassung des Friedluders abhngig gemacht. Da entlie Ferdinand Ii. seinen Feldherrn. War schon der Rckerstattnngsbefehl ein politischer Migriff gewesen, so war die Ab-fetzung Wallensteins ein noch grerer Fehler. Der Kaiser konnte jetzt nicht einmal erreichen, da sein Sohn Ferdinand zum Nachfolger gewhlt wurde. Wallenstein zog sich grollend auf feine bhmischen Gter zurck. C. per schwedische Krieg, 16301635. 1630-1635 1. Gustav Adolf. Als Vorkmpfer der deutschen Protestanten war inzwischen Gustav Adolf, König von Schweden, aufgetreten. Er war als 17 jhriger Jngling seinem Vater Karl Ix. in der Regierung gefolgt. Bald nach seiner Thronbesteiguug hatte er einen dreifachen siegreichen Krieg mit Dnemark, Rußland und Polen gefhrt und sich ein vortreffliches Heer erzogen. Gnstav Adolf landete im Juli 1630 mit 13 000 Mann Futruppen und 3000 Reitern auf der Insel Usedom. Als Haupt-grnde seines Einfalles gab er an, da der Kaiser seine Vettern, die Herzge von Mecklenburg, ihrer Luder beraubt, die Herrschaft der die Ostsee beansprucht, Poleu im Kriege gegen Schweden untersttzt,

16. Lehrbuch der Geschichte für realistische Mittelschulen - S. 210

1907 - München : Oldenbourg
210 Zeitalter der Reformation. Brandenburg, das wenigstens heimlich die kaiserliche Politik untersttzt hatte, durch das Restitutionsedikt geradezu mit Gewalt in die Arme der Feinde des Kaisers getrieben und dies in dem Augenblick, wo sich der gefhr-lichste Gegner der kaiserlichen Plne, Gustav Adolf, rstete, um entscheidend in die deutschen Verhltnisse einzugreifen. Um das Unglck Ferdinands voll zu machen, bekamen eben damals die in Regensburg versammelten Fürsten von den geheimen Plnen Wallensteins Kunde, und da der hochmtige Friedlnder ohnehin bei den Fürsten verhat war und von allen Seiten Klagen der die ungeheuren Erpressungen seiner auf 120000 Mann angewachsenen und der das ganze Reich bei Freund und Feind verteilten Truppen einliefen, erhob sich ein heftiger Sturm. Einmtig verlangten die Fürsten Waldensteins Hnttaslung, am dringendsten Maximilian von Bayern, dem der Kaiser so viel verdankte. Vergebens erbot sich der bei Memmingen (unweit der Jller) stehende Generalissimus durch Vertraute, er wolle die in Regens-brg versammelten Fürsten mit Gewalt aufheben lassen. Zu solch verwegenen Streichen war Ferdinand, wie gesagt, nicht der Mann. Auch hatte Richelieu den klugen Kapuzinerpater Joseph nach Regensburg gesandt, der gegen Wallenstein wirkte, um durch die Entfernung des tat-krftigen kaiserlichen Oberfeldherrn die Macht Habsburgs zu schwchen. Dies gelang. Wallenstein wurde entlassen und zog sich stolz ins Privat-leben zurck mit der berzeugung, da man ihn wohl bald wieder 1630 brauchen werde. Am 12. August wurde der Herzog abgesetzt; sechs Wochen vorher schon (am 4. Juli) war Gustav Adolf in Pommern gelandet. Schwedischer Krieg. Die Beweggrnde, die den 36jhrigen, hoch-begabten und tatkrftigen Gustav nach Deutschland fhrten, waren grtenteils politischer Natur. Seit Generationen arbeitete Schweden daran, die Astsee zu einem schwedischen Binnenmeer zu machen. Finnland und die Mehrzahl der von den ehemaligen Deutschherren mit deutschem Blut und deutschem Schwei kultivierten Astseeprovinzen hatte man bereits erobert und gerade Gustav Adolf hatte sich seit seinem 17. Lebensjahre an diesen Kmpfen hervorragend beteiligt und das Kriegshandwerk grndlich gelernt. Zur Abrunduug fehlten den Schweden noch ein Teil der polnischen und die deutsche Kste im engeren Sinn (Mecklenburg, Pommern, Ostpreuen). Die letztere zu gewinnen, schien nunmehr Gelegenheit. Wie das in der Politik selbstverstndlich ist, wurden die wahren Beweggrnde mglichst verschleiert: man sprach von Rettung der unterdrckten Glaubensgenossen"; man erklrte die Nationalehre fr schwer gekrnkt durch die Zurckweisung der schwedischen Gesandten beim Lbecker Frieden, durch die Absetzung der mit dem schwedischen Knigshaus verwandten Herzge von Mecklenburg u. . Da die maritimen Plne

17. Lebensbilder aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgang des Dreißigjährigen Krieges - S. 82

1912 - Berlin : Mittler
82 Aus der Zeit des Dreiigjhrigen Krieges. empfindlichem Verlust mute der Gewaltige, der sich unwider-stehlich dnkte, die Belagerung aufgeben. Bald darauf verzichtete König Christian im Lbecker Frieden auf jede Einmischung in die deutschen Angelegenheiten und erhielt seine Lnder zurck. Kurz vorher hatte Kaiser Ferdinand Ii., der damals auf der Hhe seiner Macht stand, den Wiederherstellungsbesehl, dasresti -tntionsedikt, erlassen. Dies verlangte, da die Protestanten alle geistlichen Besitzungen, welche sie seit dem Passauer Vertrag in Besitz genommen hatten, zurckgeben sollten. Geschah das, so mute der grte Teil Norddeutschlands wieder katholisch werden. Ein Schrei der Entrstung ging durch das evangelische Deutsch-land. Selbst katholische Fürsten mibilligten den unklugen Eifer Ferdinands und wurden fr ihre Unabhngigkeit besorgt. Sie verlangten die Absetzung Wallenstedts, weil die Schandtaten seines Heeres zum Himmel schrieen. Ihrem Drngen gab Ferdinand auf dem Reichstag zu Regensburg endlich nach und entlie den Mann, dem er alles verdankte. Ohne Widerrede zog sich der ab-gesetzte Feldherr auf seine bhmischen Gter zurck und harrte des Tages, wo man seiner wieder bedrfen wrde. El. 32. Die Rettung des Protestantismus durch Gustav Adolf von Schweden. 1. Gustav Adolf. In der grten Not wurde der König von Schweden, Gustav Adolf, der Retter des bedrohten Protestantismus. Freilich war es nicht allein das Mitleid mit seinen Glaubens-genossen, das den König zum Eingreifen in die deutschen Angelegen-heitert bewog. Er trug sich mit groen Plnen, da er die Ostsee durch Eroberung der sdlichen Kstenlnder zu einem schwedischen Binnenmeer machen wollte. Auch fhlte er sich durch den Kaiser bedroht, der feine Feinde, die Polen, untersttzt und seine Ver-wandten, die Herzge von Mecklenburg, vertrieben hatte. Gustav Adolf war ein tapferer Kriegsmann von khnem Geist und hohem Wuchs. Seine breite Stirn wies auf hellen Verstand hin, und seine groen, grauen Augen flten in Verbindung mit einer wohltnenden Stimme Vertrauen ein. In Kmpfen gegen die Polen und Dnen hatte er sich ein tchtiges Heer herangebildet. In diesem hielt er auf strenge Mannszucht und duldete keine Plnderung. Geistliche begleiteten das Heer und ermahnten die Soldaten zu einem Gott geflligen Wandel. Mehr als einmal

18. Teil 2 - S. 132

1912 - Leipzig : Freytag
Ii. Die Rettung der Protestanten durch Gustav Adolf. 1. Ter Schwedische Krieg 1630—1635. a.) Gustav Adolfs Siegeszug bis B r e i t e u f e l d. Noch ehe der Kaiser seinen Feldherrn entlassen hatte, erstand ihm im Norden ein neuer Feind. Der Schwedenkönig Gustav Adolf war auf deutschem Boden gelandet. — Im achtzehnten Lebensjahre war er zur Regierung gekommen; er hatte ein Land erhalten, in dem der Adel herrschte. Der junge König brach dessen Macht und suchte dann Schweden zum führenden Staate des Nordens zu machen. Zugleich sollte die Ostsee ein schwedisches Meer werden. Deshalb führte Gustav Adolf mit Dänemark, Rußland und Polen Krieg; in den Kämpfen eroberte er den südlichen Teil Schwedens und die Küstenländer der Ostsee. Nur Preußen und Pommern waren noch nicht in seiner Macht. Nun führte er feiu kriegsgeübtes Heer nach Deutschland. Er wollte deu Protestanten helfen, seinem Reiche die deutsche Ostseeküste erobern und den Kaiser bestrafen; denn dieser hatte die Verwandten des Königs, die Herzoge von Mecklenburg, vertrieben und seine Gesandten, die auf dem Frieden zu Lübeck für die Herzöge sprechen sollten, schroff abweisen lassen. Am 6. Juli 1630 landete Gustav Adolf mit 13000 Mann auf der Insel Usedom; Das Heer war zwar klein, aber es war im Kriege erprobt und wurde vou dem besteu Feldherrn geführt. Unter den Soldaten herrschten Zucht, Ordnung und Frömmigkeit; Plünderungen und Ausschweifungen wurden nicht geduldet; kamen sie doch einmal vor, so hielt der König ein strenges Strafgericht. In kurzer Zeit waren die Truppen des Kaisers ans Pommern und Mecklenburg vertrieben, überall wurden die Schweden als die Befreier begrüßt. In der Hofburg zu Wieu spottete man zwar über den Winterkönig; die Protestanten aber atmeten auf, denn sie wußten, daß nun ihre Not ein Ende hatte. Nicht so dachten die evangelischen Fürsten. Nur unter Drohungen ließ sich der alte Herzog vou Pommern zu einem Bündnisse bewegen, und die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen wollten von dem Fremdling überhaupt nichts wissen. Sie fürchteten sich vor der Rache des Kaisers; denn sie meinten, Gustav Adolf würde ebenso geschlagen werden wie einst der Dänenkönig. Nur die Stadt Magdeburg, der Fürst von Hessen-Kassel und Bernhard von Weimar stellten sich auf die Seite der Schweden. Abb. 48. Gustav Adolf, König von Schweden. (Gemälde von A. van Dyck. Nach einer Photographie von Franz Hanfstaengl in München.)

19. Neuere Zeit - S. 65

1882 - Oldenburg : Stalling
65 ihre Länder durch Wallenstein und seine Scharen erlitten hätten. Am meisten drang Maximilian von Baiern auf dessen Absetzung. — Zwei Freunde Wallensteins übernahmen es, ihm die Absetzung zu verkünden. Er war bereits von allen Vorgängen auf dem Reichstag unterrichtet. Eben wollten sie nach trefflicher Bewirtung mit ihrem Auftrag hervortreten, als Wallenstein, auf einige Papiere deutend, sagte: „Aus diesen Papieren könnt ihr selbst sehen, daß ich eueren Auftrag weiß. Die Sterne zeigen, daß des Kurfürsten von Baiern Spiritus den Spiritus des Kaisers dominiert. Es thut mir wehe, daß sich Seine Majestät meiner so wenig angenommen haben, aber ich will Gehorsam leisten." Er zog sich nach Entlassung seines Heeres auf feine böhmischen Güter zurück und erwartete hier mit Zuversicht die Zeit, wo der Kaiser seiner wieder bedürfen würde. § 16, Der schwedisch-protestantische Krieg (1630—1635). Gustav Adolf. Schon vor Wallensteins Entlassung stand ein neuer Kämpfer gegen den Kaiser auf deutschem Boden, Gustav Adolf, König von Schweden. Außer dem Wunsche, seinen Glaubensgenossen in Deutschland beizustehen, bestimmten ihn noch andere Gründe zum Krieg gegen den Kaiser. König Sigismund von Polen machte dem König Gustav Adolf feine schwedische Krone streitig und ward von Wallenstein durch Truppen gegen diesen unterstützt. In Frankreich war der gewaltige Minister Richelieu unablässig darauf bedacht, die Übermacht des östreichisch - habsburgifchen Hauses zu schwächen; er vermittelte daher zwischen Polen und Schweden einen Frieden und schloß mit Gustav Adolf ein Bündnis. Dieser konnte nun seine ganze Kraft nach Deutschland wenden, wo er Preußen und Pommern gewinnen und die Ostsee zu einem schwedischen Meere machen wollte. Auch die Vertreibung der Herzoge von Mecklenburg, seiner Verwandten durch den Kaiser, sowie die Zurückweisung seiner Gesandten beim Lübecker-Frieden hatte den König von Schweden verletzt. Gustav Adolf war ein Fürst von wahrer Seelengröße. Mit hoher Klugheit und Willenskraft verband er tiefe und echte Frömmigkeit, die sich in Gerechtigkeit, Güte und Milde bekundete. Aus den blauen Augen und dem offenen Angesicht strahlte ein hoher, königlicher Sinn. Er hielt strenge Mannszucht, teilte alle Mühen seiner Soldaten und war ein Meister in der Kriegskunst. Er befaß ein reiches Wissen und redete vier Sprachen. Offiziere fpicken ihre Beutel mit der armen Leute Schweiß und 33lut, und ich könnte mehrere nennen, die vor kurzer Zeit schlecht einherzogen, jetzt aber 3 bis 400 000 Gulden bares Geld besitzen." Stacke, Hülssbuch. Iii. Teil. 5

20. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 300

1867 - Rostock : Hirsch
300 als überwiesener Hochverräter angesehen. Seine Güter, Schätze und Kleinodien wurden unter diejenigen vertheilt, welche die Hen- kersdienste geleistet hatten. Es ist aber nie mit Sicherheit ans Tageslicht gekommen, wie viel Schuld Wallenstein wirklich trug, und wie viel der Neid ihm aufgebürdet hat. 60, Die Franzosen mischen sich in «len ürieg. Die beiden grossen Feldherrn waren abgetreten, und andere nahmen ihre Stellen wieder ein. Für die Kaiserlichen hatte der Wechsel nicht viel zu bedeuten, aber desto mehr für die Schweden. Gustav Adolf hin- terliess nur eine sechsjährige Tochter , die unter der Vormundschaft eines Iteichsraths stand. Es war zu fürchten, dass die Feldherrn, welche den Krieg in Deutschland fortführen sollten , nicht die kräftige Unter- stützung erhalten würden, die sie bedurften, um sich gegen den mächtigen Feind zu halten. Und so kam es. Die Schweden, die aus ihrem Vater- lande nur geringe Hülfe empfingen , wurden geschlagen und bis au die Küste der Ostsee zurückgedrängt. Die deutschen Fürsten verloren das Vertrauen zu ihren bisher unbesiegten Freunden und fielen von ihnen ab. Sachsen und Brandenburg opferten die Sache der Protestanten und schlossen mit dem Kaiser Frieden. Die Herzoge von Mecklenburg folgten ihnen und wurden zum Lohn dafür von dem Kaiser als Fürsten des Deichs wieder anerkannt* Aber es war ein schlechter Friede , den sie schlossen. In der Hauptsache , der Freiheit der Religion , wurde den Protestanten so gut als gar nichts bewilligt. Es wurde öffentlich in Deutschland ausgesprochen, dass der Kurfürst von Sachsen die gemeine Sache der Religion aus Eigennutz verrathen habe. In dieser bedrängten Zeit erneuerten die Schweden ihr Bündniss mit den Franzosen. Letztere , die schon lange nach deutschen Ländern lüstern ausgesehen hatten, liessen sich nicht zweimal nöthigen. Sie ka- men schnell über den Rhein und drangen plündernd und verwüstend tief in Deutschland ein, während zu gleicher Zeit die Schweden, durch frische Truppen verstärkt, die' Östreicher aus Mecklenburg, Brandenburg und Sachsen hinausschlugen und an diesen Ländern fürchterliche Rache dafür nahmen, dass deren Fürsten von ihnen abgefallen waren, dieselben Für- sten , für welche sie geblutet, und für welche ihr grosser König sein Leben gelassen hatte. Von dieser Zeit an verliert der Krieg auch den letzten Anschein eines Religionskrieges und wird überhaupt nur noch fortgeführt, weil jeder im künftigen Frieden so viel als möglich für sich zu erraffen gedenkt. Dabei steigerte sich die Wildheit und Grausamkeit der Soldaten von Jahr zu Jahr. Die alten frommen Soldaten Gustav Adolfs waren todt, und die neuen schwedischen Heere waren, insonder- heit seit den Rachezügen gegen die abgefallenen protestantischen Für- sten, zu Tigern geworden , die an Unmenschlichkeit die Horden Tillys hinter sich liessen. Die Roheit und Gefühllosigkeit, welche die Soldaten in dem langen wilden Leben annahmen , ging über alle Vorstellung hinaus. Geld zu gewinnen war der Zweck , um dessen willen sie über- haupt nur den Soldatenrock angezogen hatten. Um dies zu erpressen, marterten sie die unglücklichen Einwohner auf alle erdenkliche Weise : sie schlugen ihnen Pflöcke zwischen die Nägel und das Fleisch hinein, schnitten ihnen Riemen aus dem Rücken , öffneten ihnen die Fusssohlen und streuten Salz und Pfeffer hinein, hielten sie über langsames Feuer, nagelten ihre Kinder als Ziel für ihre Geschosse an Thorwege und bc-