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1. Kleine Weltgeschichte, oder gedrängte Darstellung der allgemeinen Geschichte für höhere Lehranstalten - S. 483

1829 - Leipzig : Hinrichs
Rußland. 483 (17. Sept. 1809) mit der Einverleibung Finnlands, Ost- bothniens und Weftbothniens bis Tornea, so wie der an der finnländischen Küste gelegenen Alandsinseln ins russische Reich, und der Feldzug gegen Ocstreich km Sommer 1809, als Bundesgcnoffe Napoleons, durch die Erwerbung des Tarnopolcr Kreises in Ostgalizien be- endigt. Schon früher (Sept. 1801) war Grusinien (Ge- orgien) dem russischen Reiche cinverleibt worden. Dieses riesenhafte Reich zu erschüttern, war Napoleons Absicht bei dem Kriege, den er, nach der zwischen beiden Machten seit 1810 eingetrctenen Entfremdung, am 22. Iun. 1812 mit dem Vordringen über die russischen Grenzen eröffnete (§. 144). Zwar gelang cs ihm, nach manchen hartnäckigen Gefechten und nach der Schlacht an der Moskwa (7. Sept.), die Hauptstadt Moskwa selbst (14. Sept.) zu besetzen; allein sein Rückzug (Oct.) bewirkte den Untergang des großen von ihm nach Rußland geführten Heeres, und seine bei Lützen und Bautzen (Mai 1813) erfochtenen Siege konnten ihm weder die Niederlage bei Leipzig (18. Oct. 1813), noch seinem eignen Reiche (1814) die Schrecknisse des Krieges ersparen, die er so oft über fremde Reiche gebracht hatte. Zum crstcnmale standen die russischen- Heere über dem Rheine siegreich auf französischem Boden, und Alexander trat, nach Napoleons Entsetzung, mit dem her- gestellten Hause der Bourbone in eine sehr freundschaftliche Verbindung. Gleichzeitig mit dem Kampfe gegen Napoleon hatte Alexander einen Krieg mit Persien geführt, der, unter brillischer Vermittelung, (12. Oct. 1813) durch einen Frieden im russischen Lager am Flusse Sciwa in Gulistan beendigt ward, in welchem Rußland nicht nur die Ehanatc Karabog, Ganschin, Schekin, Schirwan, Der- bent, Kubin, Bakir und Ta tisch in, das ganze Dag- hestan, nebst der Provinz Schuragel, Zmiretien, G u r i c n, M i n g r c l i e n und Abchasien mit allen Gebieten und Ländereien, die zwischen dieser neuen Grenze und der russisch-kaukasischen Linie liegen, sondern auch große Handels- begünstigungcn und das Recht erhielt, daß außer Rußland keine andere Macht auf dem kaspischen Meere Kriegsschiffe 31 »

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1. Russisches Reich, Krakau, Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 43

1834 - Halle : Schwetschke
43 Xi. Das Russische Reich. wo das Feuer in sich selbst erlosch, von 9158 Häusern nur noch 2626 übrig waren. Die wahrscheinlichste Meinung über die Ent- stehung dieses Unglücks ist die: daß weder die Russen noch dje Franzosen den Brand absichtlich angelegt, sondern daß er, bei der Entfernung beinahe aller Einwohner und aller Rettungsmittel, durch die Unvorsichtigkeit der in den vielen tausend hölzernen Bu- den plündernden und halb berauschten Franzosen an mehreren Or- ten zugleich zufällig entstanden, dann aber sowohl von den gemei- nen Soldaten als von den aus den Gefängnissen entsprungenen Verbrechern sey absichtlich und muthwillig vergrößert worden. Der Kreml aber, oder die Festung im Mittelpunkte der Stadt, ward von den abziehenden Franzosen am 23. October auf Befehl Napoleons zum Theil gesprengt. Seitdem ist Moskwa mit un- glaublicher Schnelligkeit in wenigen Jahren wieder aus der Asche emporgestiegen, und zur ewigen Erinnerung an den Abzug und die Vernichtung der Feinde hat der Kaiser Alexander ein aus künstlich zusammengefügten und aufgethürmten eroberten Geschützen gebil- detes, pyramidalisches Denkmahl errichten lassen, und eine dem Erlöser geweihte prachtvolle Kirche aufgeführt. Moskwa liegt auf einem hügeligen Boden, so daß die meisten Straßen uneben sind und einige tief liegende Stadttheile einen mo- rastigen Boden und eine ungesunde Luft haben. Indessen ist im Ganzen genommen Moskwa kein ungesunder Ort und das Klima etwas weniger rauh, als das von Petersburg; doch ist es meist stürmisch und ganz heitre Tage kommen nur selten, im Sommer und mitten im Winter, vor. Birnen, Pflaumen, Kirschen wer- den zwar schon im Freien gezogen, erlangen aber nie den Wohlge- schmack, welchen sie in wärmeren Gegenden haben; dagegen sind auch manche anderwärts giftige Pflanzen hier und mehr noch nörd- licher unschädlich und werden ohne üble Folgen genossen. Einen empfindlichen Mangel leidet die Stadt an gutem Wasser, obgleich es keinesweges an Brunnen fehlt; das beste ist noch das der Jausa. Catharina wollte einige vortreffliche Quellen 16 Werste weit nach der Stadt leiten, die Arbeit ward 1779 angefangen und ein unter- irdischer Kanal leitete das Wasser bis in die Nähe der Stadt; von hieraus ist das W.rk 1826 fortgesetzt worden und versieht jetzt schon einen Theil der Stadt mit sehr gutem Wasser. Moskwa's Straßen waren, wenigstens vor dem großen Brande, sehr unre- gelmäßig, meist eng, schlecht gepflastert, noch schlechter erleuchtet, und die abgelegenen Gassen gar nur, wie viele Landstraßen in Ruß- land, mit Knüppelholz belegt. Der Fußgänger befindet sich dabei übel, aber auch nur der Äermfte geht hier zu Fuß; jeder nur ir- gend Bemittelte halt Pferde und Wagen, so daß man nach einer sehr mäßigen Berechnung an 25000 Kutschen und weit über 50000 Pferde zählen kann, da die Großen nie mit weniger als 4-, mei- stens mit 6 Pferden fahren. Die Stadt mit den Vorstädten hat

2. Skandinavisches Reich, Deutschland, Oesterreich, Italien, Griechenland, Russisches Reich - S. 735

1869 - Braunschweig : Schwetschke
Xi. Das russische Reich. 735 die Oka und durch diese in die Wolga fließt, und in der Stadt selbst die Jl-msa und einen trägen Moraslbach, dieneglina, aufnimmt. Die Moskwa ist indeß nur im Frühjahr, wenn der Schnee geschmolzen, schiffbar. Moskwa gehört zu den ältesten Städten des Reichs, ist aber oft durch Feners- brünste beinahe gänzlich verwüstet worden. 4lach Einigen soll sie schon im 9. Jahrh, entstanden sein. Gewisser ist, daß sie zwischen den Jahren 1155 und 1157 von dem Großfürsten Jurii (Georg) Wladimirowitsch angelegt (die Großfürsten wohnten früher theils in Kijew, theils in Wladimir), aber von den Mongolen bald nachher gänzlich zerstört worden. Daniel Alexandrowitsch baute sie ums Jahr 1296 von Neuem und sie nahm schnell an Wohlstand und Volksmenge zu; erst 1367 ward der fürstliche Palast von Stein erbaut. Noch später ward sie mehrere Asale von den Tataren bedroht und 1571 von den Tataren der Krim gänzlich niedergebrannt. Beinahe das nämliche Schicksal erfuhr sie 1611 von den Polen, wo nur der Palast und einige Kirchen stehen blieben. Auch sonst, in den Jahren 1737, 48, 52 und 73 haben hier große Feuersbrünste gewüthet, welche oft '/4 der Stadt in Asche legten. Das schrecklichste Schicksal erfuhr sie aber in der neueren Zeit, 1812, als nach dem Einzuge der Franzosen die Stadt am 14. September an vielen Orten in Brand gerieth, so daß bis zum 20., wo das Feuer in sich selbst erlosch, von 9158 Häusern nur noch 2626 übrig waren. Die wahrscheinliche Meinung über die Entstehung dieses Unglücks ist die, daß weder die Russen noch die Franzosen den Brand absichtlich angelegt, sondern daß er, bei der Entfernung beinahe aller Einwohner und aller Rettungs- mittel, durch die Unvorsichtigkeit der in den vielen tausend hölzernen Buden plündernden und halb berauschten Franzosen an mehreren Orten zugleich' zufällig entstanden, dann aber sowohl von den gemeinen Soldaten als von den ans den Gefängnissen entsprungenen Verbrechern sei absichtlich und muthwillig vergrößert worden. Nach Andere» ließ der Gouverneur Ro stop - s ch i n, nachdem er in patriotischer Begeisterung seine eigenen Landhäuser hatte in Brand stecken lassen, die Stadt verbrennen. Der Kreml aber, oder die Festung im Mittelpunkte der Stadt, ward von den abziehenden Franzosen am 23. Oktober auf Befehl Napoleons zum Theil gesprengt. Seitdem ist Moskwa mit unglaublicher Schnelligkeit in wenigen Jahren wieder aus der Asche emporgestiegen, ist zwar viel schöner und regelmäßiger gebaut als früher, hat aber eben dadurch den alten Reiz der Originalität größtentheils verloren. Zur ewigen Erinnerung an den Abzng und die Vernichtung der Feinde hat der Kaiser Alexander ein aus künstlich zusammen gefügten und anfgethürmten eroberten Geschützen gebildetes, pyramidalisches Denkmal errichten lassen und eine dem Erlöser geweihte prachtvolle Kirche aufgeführt. Der Weg von Petersburg nach Moskwa, 674 Werst oder 96 M., war ehemals abscheulich; eine schöne Kunststraße mit vortrefflichen auf kaiserliche Kosten angelegten Wirthshäusern und später eine Eisenbahn hahen diesem Uebelstande abgeholfen. — Moskwa liegt auf einem hügeligen Boden — (der Spiegel der Moskwa hat 340', der Eingang zum Kreml, die heilige Pforte, 450' Höhe über dem mittleren Newaspiegel) — so daß die meisten Ltraßen uneben sind und einige tiefliegende Stadttheile einen morastigen Boden und eine ungesunde Luft haben. Indessen ist im Ganzen genommen Moskwa kein ungesunder Ort und das Klima etwas weniger

3. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 254

1826 - Erfurt : Müller
254 des Reichs zuröckrvr'cken. Zwar bot Alexander Al- les auf, um seine Kriegsmacht zu verstärken, waff- nete oer Adel seine Bauern, predigte die Geistlichkeit das Kreuz gegen Napoleon und seine mit Feuer und Schwert die Siegesbahn bezeichnenden Schaaren, zo- gen die Söhne der Steppen am Don und an der Wolga, die Horden Asiens heran auf ihres Herrschers Gebot; doch nirgends war ein Halt, nirgends ein Hemmniß wider den Feind zu finden, den weder die Moraste Lithauens, noch die Wüsten und Wälder, noch selbst der bittere Mangel aufzuhalten vermochten. Am Dnepr endlich, in der alterthümlichen Mongolen- stadt Smolensk, dem Bollwerk der altruffischen Grunze, stellte sich das Heer Alexanders zum Kampf. Doch der Sieg blieb seinem Günstlinge treu, 17. Aug. die Stadt ward mit Sturm erobert, ein Raub der Flammen. Im Siegesläufe schritt Napoleon, unbe- kümmert um die Möglichkeit eines Rückzugs, auf die alte Czarenstadt Moskwa vor. Da bot ihm der greise K utusow, von seinem Gebieter mit dem Oberbefehle beauftragt, bei dem Dorfe Borodino die Entschei- 7. Eept. dungsschlackt. Mit bewundernswerther Tapferkeit foch- ten die Ruffen, doch umsonst. Napoleon hatte sein Heer in eine Lage versetzt, in der (fern von allen Un- terstützungs- und Rettungsmitteln) nur ein Sieg den Untergang abwehren, Moskwa gewinnen und dort, ein theuer erkaufter Preis, den erschöpften Streitern Rast und Stärkung verschaffen konnte. Die Ruffen wichen vom Schlachtfelde bis hinter die Hauptstadt zurück; 14« kept. Napoleons Armee zog in Moskwa ein; er'selbst nahm sein Hauptquartier im Kreml, dem Sitz der alten Moskowiter-Czaren, und fand dort, nach des Welt- geistes Derhangniß, an Europas äußerster Gränze das Ziel seines Zuges, doch auch das Grab seiner Größe. Jndeß bewährten die vaterländischen Krieger al- lenthalben wo sie dem Feind entgegenstanden den Ruf preußischer Tapferkeit und jener Zucht, ohne welche der größte Kampfruhm nichtig ist und erfolglos. In Napoleons Niesenschlacht wie in den kleinen Gefech- ten an der Aa, Eckau und Düna hatten sie die Ehre die Waffen ihres Königs mit Ruhm verfochten und die Achtung der ersten Krieger Europa's sich erworben. Der

4. Bd. 4 - S. 711

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
doch seine Politik, als Ersatz für das verlorne Finnland, auf den Erwerb des seit Jahrhunderten zu Dänemark ge- hörenden Königreiches Norwegen gerichtet. Für diesen Preis wollte Schweden Napoleons Bundesgenosse im Kam- pfe gegen Rußland werden; allein Napoleon wies diesen Antrag zurück, weil er mit Dänemark verbündet war, und eröffnete dagegen Schweden die Aussicht zur Wiedcrcrobe- rung Finnlands. Unter diesen Verhältnissen trat der Kron- prinz auf die Seite der Verbündeten gegen Napoleon, wel- ' eher (1812) französische Truppen in S ch w e d i seh -P om - mern einrücken, so wie später (Juny) die ganze Provinz milirairisch besetzen und die schwedischen Truppen in derselben entwaffnen ließ. Schon vor diesem Ereignisse ward zwi- schen Rußland und Schweden (24 Marz 48122 ein gehei- mer Vertrag geschlossen, in welchem beide Reiche gegen- seitig ihre Besitzungen sich garantirte«, eine Landung schwe- discher Truppen an der dazu bequem gelegensten teutschen Küste festsetzten, und Rußland die Vereinigung N o r- wegens mit Schweden entweder durch Unterhandlun- gen, oder durch Waffengewalt zu bewirken versprach. Doch sollte der König von Dänemark, dafern er dem Bündnisse gegen Napoleon sich anschlösse und Norwegen freiwillig -ab- träte, eine an dessen teutsche Staaten gränzende Ent- schädigung erhalten. Nach diesem Vertrage mit Rußland bewirkte der Kron- prinz aus dem versammelten schwedischen Reichstage zu Oerebro (30 Apr. 48122/- in dessen Nahe der russische Ge- neral Suchtelen und der englische Gesandte Thornton sich befanden, die Annahme eines Conscriptionsgesetzes von den schwedischen Ständen, mir der allgemeinen Verpflichtung zum Kriegsdienste vom 20 — 25sien Jahre, die Beschrän- kung der Preßfreiheit, und die Bewilligung einer Anleihe auf den Fall eines Krieges. Darauf folgte der förmliche Friede (12 Jul. 1812) mit Großbritannien, und Die persön- liche Zusammenkunft (26 Aug.) des Kronprinzen mit dem Kaiser Alexander zu Abo. Allein, nach Napoleons Vor- dringen bis Moskwa, ließ der Kronprinz (Oct. 1812) die

5. Die vaterländische Geschichte für Elementarschulen - S. 66

1882 - Kreuznach : Voigtländer
— 66 — des Handels auch den übrigen Ländern Europas bereitete? Sie mußten sich von dem Gewaltigen alles gefallen lassen. 33. Napoleons Zug nach Rußland. (1812). 1. Die große Armee. — Auch das große Rußland fügte sich eine zeitlang Napoleons Machtgebot und stellte den Verkehr mit England ein. Allein da der Kaiser Alexander inne ward, welcher Schaden seinem Volke aus dieser Handelssperre erwuchs, sagte er sich von ihr los. Da beschloß Napoleon den Krieg gegen Rußland. Er stellte das gewaltigste Heer aus, das die Welt noch gesehen hatte. Weit über eine halbe Million Menschen, darunter auch viele Deutsche, die gezwungen waren, der französischen Fahne zu folgen, zogen unter der Führung des gewaltigen Kriegsfürsten gegen Norden. Geradeswegs auf Moskau, die alte prächtige Kaiserstadt, rückte er los. Die Russen wichen vor der Übermacht zurück und verheerten das Land, um dem Feinde nur eine Wüste übrig zu lassen. Endlich am Flüßchen Moskwa, nicht weit von der Hauptstadt, wagten sie eine große Schlacht. Mit unerhörtem Menschenverlust errang Napoleon den Sieg. Einige Tage darauf erreichte er Moskau. Hier hoffte er für seine von den Beschwerden des ungeheuren Marsches erschöpften Krieger Ruhe und Überfluß zu finden, hier gedachte er dem besiegten Feinde einen demütigenden Frieden vorzuschreiben. 2. Der Brand von Moskau. — Aber es kam ganz anders. Als die Franzosen in die Stadt einrückten, herrschte dumpfe Stille in allen Straßen. Die Einwohner waren ausgezogen, die Vorräte weggeschafft. Und kaum war es Nacht geworden, siehe, da züngelten an mehreren Stellen zugleich lichte Flammen zum Himmel empor. Vergebens suchte man den Brand zu löschen: bald wogte über die ganze unermeßliche Hauptstadt ein qualmendes Feuermeer. Mit Grausen starrt Napoleon in die hochauflodernden Flammen. Sie verkünden der Welt: ..Gottes Gericht hebt an über den stolzen Völkerbedrücker!" In der wüsten Trümmerstätte, welche der Brand zurückließ, war seines

6. Geschichte Deutschlands von der älteren Zeit bis zur Gegenwart - S. 230

1901 - Berlin : Rentel
auf dem Richtplatz niederknieen sollte, sprach er: „Ich stehe vor dem, der mich erschaffen hat, und stehend will ich meinen Geist aufgeben." Dann rief er selbst: „Gebt Feuer!" und von den Kugeln durchbohrt, brach er sterbend zusammen. 181. Napoleons Jeldzug nach Ausland. 1812. Ursache des Krieges. Der Kaiser Alexander von Rußlaud war lange mit Napoleon verbündet gewesen; aber der grenzenlose Ehrgeiz des letzteren zerriß auch dieses Bündnis wieder. Um England möglichst großen Schaden zu thun, hatte Napoleon die sogenannte Kontinentalsperre angeordnet, d. H. er hatte verboten, daß auf dem Festlande englische Waren eingeführt würden. Eine strenge Durchführung dieses Verbots begehrte er auch von seinem Bundesgenossen Alexander für das russische Reich. Darüber kam es zum Kriege zwischen den beiden Kaisern, deren Verhältnis ohnehin nicht mehr das beste war. Feldzug gegen Rußland. Friedrich Wilhelm Iii. wnrde von Napoleon gezwungen, 20000 Mann Hilsstrnppen gegen Rußland zu stellen, den Durchmarsch des Heeres durch Preußen zu gestatten und die Verpflegung desselben zu übernehmen. So siel Napoleon im Sommer 1812 mit einem Heere von einer halben Million auserlesener Krieger in das große russische Reich ein. Es gelang ihm auch, im schnellen Zuge tief in dasselbe vorzudringen, die Russen in einer großen Schlacht bei Borodino an der Moskwa (am 7. September) zu schlagen und (am 14.) in die alte Hauptstadt Moskau feinen Einzug zu halten. Er hoffte, den Winter hindurch von den großen Vorräten dieser Stadt sein Heer zu erholten und, wenn der Kaiser Alexander nicht schnell Frieden schlösse und ganz feinen, Willen zu thu» verspräche, im nächsten Jahre nach Petersburg zu ziehen. Allein diesmal betrog ihn seine Berechnung gänzlich. Brand von Moskau. Die Russen wollten, gleich den Spaniern, ihr Vaterland wegen einer unglücklichen Schlacht nicht sogleich verloren geben, sondern lieber ihre eigene zweite Hauptstadt den Flammen opfern, damit nur die Feinde hier keinen Stützpunkt fänden. Und wirklich stand die große Stadt zum Schrecken der Franzosen gleich nach ihrem Einzuge plötzlich an hundert Stellen zugleich im Feuer, so daß au ein Löschen nicht zu denken war, und alle großen Vorräte verbrannten. Es war ein ungeheures Opfer von seiten der Russen, aber auch der Wendepunkt von Napoleons ganzem Glücke. Der Rückzug. In der großen Brandstätte von Moskau konnte er nicht bleiben. Vorräte für das Heer aus der umliegenden Gegend zusammenzubringen, war nicht möglich : denn die Russen halten alles verheert. Daher mußte er im Oktobermonat eiligst den Rückzug antreten. Er hoffte, noch vor dem Einbruch des Winters die Gegenden von Polen und Preußen zu erreichen, wo sein Heer Unterhalt .finden konnte. Allein im Rate der Vorsehung war es anders beschlossen. Früher als gewöhnlich brach der Winter herein, der in den öden Steppen Rußlands furchtbar ist. Bald war alles mit tiefem Schnee bedeckt, und der schneidende Sturm wehte über die unabsehbaren Flächen. Die Häuser und Dörfer, die au dem Wege lagen, hatten die Franzosen schon auf dem Hinwege zerstört, weil sie in ihrem Übermut uur an Sieg und Vordringen dachten. Nim fanden sie nirgends eilt Obdach, um sich gegen die grimmige Kälte zu schützen, und keinen Bissen Brot, um den nagenden Hunger zu stillen. Das rohe Fleisch der gefallenen Pferde war ihre einzige Nahrung, und an jedem Morgen lagen

7. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 232

1896 - Hannover : Manz & Lange
282 Der russische Feldzug im Jahr 1812. Handel vernichten, da er auf andere Art dem zur See mchtigen Jnselstaate selbst nicht beikommen konnte. Die widersinnige Ma-reget schdigte allerdings den Feind, aber noch viel mehr die Bewohner des Festlandes, die auf den Bezug englischer oder durch England vermittelter berseeischer Erzeugnisse angewiesen waren. Auerdem empfand Alexander die Beraubung seines nahen Verwandten, des Herzogs von Oldenburg, als eine persnliche Krnkung. So trieben Grnde verschiedener Art zu einem Bruch zwischen beiden Kaisern. Schon im Jahr 1811 traf Napoleon umfassende Vor-bereitungen zu einem Feldzug gegen Rußland. Man be-rechnet die Gesamtzahl seiner Truppen auf 650000 Mann. Darunter befanden sich auch 20000 Preußen und 30000 sterreicher. Alexander hatte nur etwa den dritten Teil der Truppenzahl seines Gegners zur Verfgung. Sein einziger Bundesgenosse war Schweden; dessen Geschicke leitete damals der frhere franzsische Marschall Bernadotte, den der kinderlose schwedische König als Kronprinzen und Nachfolger angenommen hatte. 2) Der Vormarsch der Groen Armee". Ohne Kriegserklrung berschritt Napoleon Ende Juni 1812 die polnisch - russische Grenze. Aber die Russen stellten sich ihm nicht, sondern zogen sich, ohne die Franzosen aus dem Auge zu lassen, bestndig zurck. -Das Ziel von Napoleons Zug war Moskau. Um diese. alte Hauptstadt des russischen Reiches nicht ohne Schwertstreich dem Feinde zu berlassen, ging der russische Ober-seldherr Kutsow von dem ursprnglich verfolgten Kriegsplan ab, wonach die Franzosen nicht durch die russischen Waffen, sondern durch den Mangel an Nahrungsmitteln und die Unwirtlichkeit des Landes zum Rckzug gentigt werden sollten. Bei Borodin an der Moskwa, mehrere Meilen westlich von Moskau, lieferte er

8. Geschichtsbilder - S. 174

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 174 — nur gut gehen könne, wenn es dem Vaterlande wohlgehe. Von dem gewaltigen Napoleon richteten sie ihre Blicke zu dem Allgewaltigen im Himmel, der dem Hoffärtigen widersteht, dem Demütigen aber Gnade giebt. Wir müssen für König und Vaterland Gut und Blut einsetzen, und Gott wird uns Helsen. Das lehrten nun die Lehrer auf der neuen Hochschule in Berlin und an anderen Orten; das predigte der ehrwürdige Pastor Schleiermacher in Berlin, und das predigten alle seine Amtsgenossen im Lande; das flößte Ludwig Jahn den Berliner Jünglingen ein, mit denen er das Turnen übte, um sie sür den heiligen Krieg tüchtig zu machen; das war die Losung bei jung und alt. So harrte das preußische Volk im Vertrauen auf Gott des Tages der Erlösung. Iv. Napoleons Zug nach Rutzland (1812). 1. Die große Armee. — Auch das große Rußland fügte sich eine Zeitlang Napoleons Machtgebot und stellte den Verkehr mit England ein. Allein als der Kaiser Alexander inne ward, welcher Schaden feinem Volke aus dieser Handelssperre erwuchs, sagte er sich von ihr los. Da beschloß Napoleon den Krieg gegen Rußland. Er stellte das gewaltigste Heer aus, das die Welt je gesehen hatte. Weit über eine halbe Million Menschen zogen unter der Führung des gewaltigen Kriegssürsten gegen Rußland. Der König von Preußen war durch Napoleons gewaltige Übermacht gezwungen, nicht bloß den Durchzug zu gestatten, sondern auch Heeresfolge zu leisten. Fürchterlich hausten die Franzosen bei diesem Durchmarsche in des Königs Ländern, und die Erbitterung gegen sie stieg aufs höchste. Die preußischen Hilfstruppen standen bei der Armee, die auf Petersburg vorrückte. Die Hauptarmee aber zog geradewegs auf Moskau, die alte prächtige Kaiserstadt. Die Russen wichen vor der gewaltigen Übermacht zurück und verheerten das Land, um dem Feinde nur eine Wüste übrig zu lassen. An der Moskwa, nicht weit von der Hauptstadt, kam es zu einer großen Schlacht. Mit unerhörtem Menschenverlust errang Napoleon den Sieg. Einige Tage darauf erreichte er Moskau. Hier hoffte er für seine von den Beschwerden des ungeheuren Marsches erschöpften Krieger Ruhe und Überfluß zu finden, hier gedachte er dem besiegten Feinde einen demütigenden Frieden vorzuschreiben. 2. Der Brand von Moskau. — Aber als die Franzosen in die Stadt einrückten, herrschte dumpfe Stille in allen Straßen. Die Einwohner waren ausgezogen, die Vorräte weggeschafft. Kaum war es Nacht geworden, stehe, da züngelten an mehreren Stellen zugleich lichte Flammen zum Himmel empor. Vergebens suchte man den Brand zu löschen; bald wogte über die ganze unermeßliche Hauptstadt ein qualmendes Feuermeer. Mit Grausen starrte Napoleon in die hochauflodernden Flammen. Gottes Gericht hob an über den stolzen Völkerbedrücker! In der wüsten Trümmerstätte, welche der Brand zurückließ, war seines Bleibens nicht mehr: er fand dort keine Nahrung, kein Obdach für fein Heer. Vorwärts dringen konnte er nicht, denn der russische Winter war im Anzuge. Als er aber dem Kaiser Alexander den Frieden anbot, lautete die Antwort:

9. Geschichte der Neuzeit - S. 83

1917 - Leipzig : Hirt
Napoleons Krieg gegen Rußland. 83 8. Napoleons Krieg gegen Rußland. 1. Ursachen. Durch die Vertreibung des Herzogs von Olden-brg, eines nahen Verwandten des russischen Kaiserhauses, hatte Na-poleon seinen russischen Verbndeten schwer gereizt. Als nun die For-derung Napoleons, die Kontinentalsperre schrfer zu beobachten, durch Erleichterung der Einfuhr englischer Waren beantwortet wurde, entschlo er sich zum Kriege. 2. Borbereitungen. Er bewog sterreich zu einem Bndnis, und auch Preußen mute sich ihm anschlieen, um nicht vernichtet zu werden. Das Heer, das er zusammenbrachte, zhlte mehr als eine halbe Million; nur der vierte Teil bestand aus Franzosen, die brigen waren Deutsche (20000 Preußen, 30000 sterreicher, 150000 Rheinbundtruppen, Hannoveraner usw.), Niederlnder, Polen und Italiener. Alle Straen Deutschlands 1812. wurden den unabsehbaren Truppenzgen zur Verfgung gestellt. Wagen, Pferde, Brot, Schlachtvieh muten in ungeheuren Mengen geliefert werden. Im Mai sammelte Napoleon auf einem Frstentage in Dresden seine Vasallen um sich; auch Friedrich Wilhelm Iii. fand sich widerwillig ein. In Ostpreuen hielt er Musterung; die Rheinbundtruppen begrten ihn mit Vive l'empereur", aber die Preußen blieben stumm. Ende Juni rckte die Groe Armee" in Rußland ein. 3. Der Zug nach Moskau. Das sterreichische Hilfskorps unter Schwarzenberg drang in das sdliche Rußland ein, Marschall Mac-donald rckte mit dem linken Flgel, zu dem die Preußen unter Jork gehrten, in die Ostseeprovinzen ein. Napoleon selbst zog mit dem Hauptheere mglichst schnell auf Moskau los, ohne anfangs ernstlichen Widerstand zu finden. Trotz umfassender Vorkehrungen litten die Sol-baten sehr unter der Schwierigkeit der Verpflegung. Die Gegenden, durch die das Heer kam, waren von der Bevlkerung verlassen, die Vorrte ent-fernt. Bei Smolensk schlug Napoleon ein feindliches Heer zurck; die blutige Schlacht bei Borodino an der Moskwa (Ney, Fürst von der Moskwa) endete ebenfalls mit dem Rckzge der Russen. Die 100000 Mann, die von Napoleons Heer noch brig waren, zogen Mitte September in das von fast allen Bewohnern verlassene Moskau ein. Die Hoffnung der Franzosen, dort sichere und behagliche Winterquartiere zu finden, wurde vereitelt; denn die Russen waren entschlossen, selbst ihre Hauptstadt dem Vaterlande zum Opfer zu bringen. Mit eigener Hand warfen sie den Feuerbrand in die Huser, vergeblich suchten die Franzosen zu lschen: in einem Meer von Glut ging fast die ganze Stadt unter. Auch Napoleons Hauptquartier, der Kreml (Residenzschlo des Zaren), sank in Asche. 4. Der Rckzug. Napoleon sah sich nun gentigt, dem Zaren Friedens-antrge zu machen. Aber auf Steins Rat wurden die Verhandlungen von Alexander in die Lnge gezogen und schlielich abgebrochen, so da

10. Teil 2,3 - S. 95

1911 - Leipzig : Quelle & Meyer
Napoleons Weltherrschaft und die Befreiungskriege. - 95 7. September die Franzosen in die Schlacht fhrte, in der sich Hey ,le plus brave des braves' am meisten auszeichnete und von Napoleon durch den Titel Srst: von der Moskwa geehrt wurde. Neun Stunden, von morgens 6 Uhr bis nachmittags 3 Uhr, mhrte der Kampf, der den Franzosen 30000 und den Russen 40 000 Mann kostete. Die Strae nach Moskau war frei. 61. Bran von Moskau und Rckzug. Acht Tage nach der Schlacht hielten die Sieger ihren Einzug in die alte Hauptstadt, deren de und verlassenen Straen ihnen ein unheimliches Grauen einflten. Napoleon bezog den Kreml, die alte Zarenburg, und dachte, hier den Frieden diktieren zu knnen. Da brach aber ein Bran aus, der 4 Tage wtete und die Stadt in ein Flammenmeer verwandelte, so da nur noch ein Zehntel der Stadt brig-blieb. Planvoll, wie in dem ganzen Kriege, waren die Russen auch hier zu lverke gegangen; sie hatten die heilige Stadt, in der Napoleon Winterquartiere hatte nehmen wollen, geopfert, um die Franzosen zu einem verderbenbringenden Rckzug zu zwingen. Da dieser Rckzug bis zum (Eintritt der russischen Klte hinausgeschoben wurde, war Napoleons eigene Schuld, denn fnf Wochen weilte er noch auf der Trmmersttte, indem er in seiner Verblendung hoffte, Alexander wrde die Hand zum Frieden bieten. Dieser aber, der erklrt hatte, jetzt beginne erst tier Krieg, hielt ihn listiger Weise so lange hin, bis die gute Jahreszeit verstrichen war. Am 18. Oktober wurde der Rckzug angetreten, zunchst in sdlicher Rckzug Richtung, dann aber schlug das franzsische Heer die Strae ein, die der die Schlachtfelder von Borodino und Smolensk fhrte, und damit begannen die entsetzlichen Leiden, Kmpfe und Mhseligkeiten, von denen die groe Armee allmhlich aufgerieben wurde. Denn auf dieser Heerstrae bot sich den Franzosen kein (Dbbach dar, Drfer und Städte hatte der Krieg zerstrt; nur der de schnee- und eisbedeckte Steppen fhrte der Weg. Zu dem Hunger kam nun der Frost, denn nach ungewhnlich milden Herbsttagen war Mitte November der russische Winter herein-gebrochen, der unter den an ein solches Klima nicht gewhnten Soldaten mehr Opfer forderte als die Lanzen der das Heer unaufhrlich bedrngenden Kosakenschwrme, flm 27. November erreichte man die Berejina, bergang und es gelang im Angesicht des feindlichen Heeres zwei Brcken der Berejina den Flu zu schlagen, so da der bergang bewerkstelligt werden konnte; allein der Leichen ging der Weg, denn unzhlige ertranken in den eisigen Fluten der Beresina oder wurden beim Kampf um die Brcke im entsetzlichen Gedrnge zertreten oder zerdrckt. Etwa ein Zwanzigstel der groen Armee, hohlwangige Gestalten, aus deren Zgen Stumpfsinn oder Verzweiflung sprachen, oder die vom Frost so zugerichtet waren, als ob sie aus einem Kampf mit Trken kmen, sah die Heimat wieder; ein entsetzlicher Anblick fr den, der pltzlich hineintrat in diesen gr- 1812 Bran von Moskau

11. Neuere und neueste Geschichte - S. 78

1887 - Leipzig : Siegismund & Volkening
bürg hatte Napoleon dessen Schwager, den Kaiser von Rußland, tief verletzt; alsbald hob Alexander die Grenzsperre gegen England auf und untersagte dagegen die Einsuhr einer Anzahl sranzösischer Erzeugnisse. Damit war der Krieg zwischen Frankreich und Rußland so gut wie schon erklärt, und beide Staaten fingen an zu rüsten. Durch deu drohenden Ausbruch des Kriegs zwischen Napoleon und Alexander ward Preußens Lage um vieles verschlimmert; neutral zu bleiben war unmöglich; so groß auch der Haß schon gegen Napoleon war, so wies die Klugheit und Gesahr doch aus ein Bündnis mit Frankreich hin. Preußen mußte 20 000, Österreich 30 000, der Rheinbund 100000 Mann mit gegen Rußland senden. Im Frühjahr 1812 wälzte sich die ungeheure Heeresmacht Napoleons, 610000 Mann mit 1375 Geschützen und 187 000 Pferden von Westen nach Osten. Dem Heere folgten 2768 Munitionswagen, 30 000 Leiterwagen und Wagen mit Lagerbaugeräten, Handwerker aller Art, Wäscherinnen, Totengräber, ganze Viehherden rc. Am 22. Juni begann das Heer den Übergang über den Niemen. Alexander vermochte seinem Gegner nur 315.000 Mann entgegenzustellen, und seine Truppen zogen sich daher zwar fechtend, aber absichtlich keinen ernsten Widerstand leistend, zurück. Man hatte dem Kaiser berechnet, daß, wenn er stets fechtend zurückgehe, die Magazine ruiniere und immer tiefer in's Land zurückweiche, Napoleon aufgerieben werden müsse, wobei der Winter gar nicht einmal so streng in Anschlag gebracht war, als er eintrat. Der unaufhörliche Regen machte die Wege säst ungangbar; die mit Ochsen bespannten Transportwagen blieben stecken; bald deckten über zehn tausend tote Pferde die Straße nach Wilna. Dabei häufte sich die Zahl der Kranken in erschreckender Weise. 2. Moskau. Nur zweimal gab Alexander der Kampflust seiner Truppen nach. In der 7. Woche erreichte Napoleon Smolensk, welches von den Russen zwei Tage lang mit großer Tapferkeit verteidigt, in der darauf folgenden Nacht aber von den Truppen und Einwohnern verlassen wurde, so daß dem Feinde nichts als Brandstätten übrig blieben. Napoleon hatte bis jetzt schon 125000 Mann verloren. Den zweiten ernstlichen Widerstand leisteten die Russen bei Borodin o an der Moskwa, 15 Meilen vor Moskau. Die Schlacht war eine der blutigsten, die je geschlagen worden sind: 70000 Tote und Verwundete deckten das Schlachtfeld. Die Russen zogen sich in bester Ordnung zurück. Am 14. Septbr. 1812 rückte die französische Armee in der alten Zarenstadt ein. Alles Militär, säst alle Einwohner hatten die Stadt verlassen; niemand erschien; die Straßen waren menschenleer, die Fenster der Paläste verhangen: Moskau schien eine Stadt der Toten zu sein. Der Kaiser bezog den Kreml, das alte Zarenschloß. Schon in der ersten Nacht brach ans mehreren Stellen Feuer ans; die Franzosen wollten löschen;

12. Neueste Geschichte - S. 110

1859 - Leipzig : Fleischer
110 Eine große Freude empfand Napoleon, als ihm am 20. März 1811 ein Sohn geboren wurde, der den Namen eines Königs von Rom er- hielt. Mit diesem Kinde wurde eine wahre Abgötterei getrieben; Abgesandte der Behörden erschienen an seiner Wiege, und hielten die feierlichsten Reden an das Kind, welches von dem allen nichts verstand, und viele Fürsten und fürstliche Gesandte kamen nach Paris, um dem erhabenen Vater ihre Glück- wünsche in tiefster Ehrfurcht zu überbringen. So glänzend nun auch Napoleons Regierung war, so viele gute An- lagen er auch machte — er legte Kanäle, Landstraßen und andere öffentliche Werke an, er ließ die Gesetzgebung durch den code Napoléon ordnen — so wenig fühlten sich doch die Unterthanen seines Reiches glücklich. Die jungen Leute wurden zu Tausenden durch seine Kriege hinweggerafft, und andere dann den Armen ihrer Eltern entrissen; die unterworfenen Länder seufzten unter drückenden Abgaben; Handel und Wandel lagen darnieder; Keiner wußte, wie lange er seinem Fürsten angehören würde; denn Länder und Völker gingen, wie eine Waare, ans Napoleons Befehl aus einer Hand in die andere; und während öffentliche Reden und die Zeitungsblätter das Glück der Völker und den Ruhm des großen Mannes priesen, wurden die, welche es wagten, einen Laut der Klage oder die Stimme der Wahrheit hören zu lassen, von französischen Spionen verfolgt, eingekerkert, oft ohne zu erfahren warum, oder wohl gar ohne Weiteres erschossen, so daß zuletzt Jeder still das Unabwendbare ertrug, und hoffend einer bessern Zeit entgegensah, die aber noch sehr fern zu liegen schien. Da half plötzlich die göttliche Vor- sehung, und gab der Welt die oft schon erhaltene Lehre, daß kein Mensch so mächtig sei, daß Gott ihn nicht in den Staub beugen könnte. 122. Feldzug Napoleons gegen Rußland 1812. (Französisch-russischer Krieg 1812. Congreß in Dresden. Friedensschlüsse von Oerebro und Bukarest. Schlacht bei Smolensk 16., 17. August. Barclay de Tolly und Kutusow. Schlacht bei Borodino oder an der Moskwa 7. Sept. Einnahme von Moskau. Rostop- schin, Brand von Moskau. Abzug der Franzosen 19. Oct. Rückzug. Uebergang über die Berezina 27. Nov. Convention Jorks mit den Russen.) Napoleons unruhiger Geist trieb ihn von einer Unternehmung zur an- dern. Länder hatte er in Menge erobert, alle Fürsten Europa's zu seinen Untergebenen gemacht; nur der Beherrscher des russischen Reichs war noch unbezwungen, nichts als sein Verbündeter. Eine Zeitlang fühlte sich Napo- leon glücklich in seinem Familienkreise; aber bald empfand er eine unerträg- liche Leere in sich, die er durch eine neue Unternehmung ausfüllen mußte. Der Krieg in Spanien währte noch fort, und wäre er klug gewesen, so hätte er seine ganzen Kräfte darauf verwendet; aber er dauerte ihm schon zu lange, und langweilte ihn; sein Geist verlangte eine neue Beschäftigung. Seit dem Frieden von Tilsit war zwischen ihm und Kaiser Alexander eine innige Freundschaft; sie hatten sich in Erfurt gesehen; Alexander hatte um seines Freundes willen mit England gebrochen, und alle Anmaßungen dessel- den gut geheißen. Dennoch hatte Napoleon ungescheut dem Herzoge von Oldenburg, einem dem Kaiser Alexander nahe verwandten Fürsten, sein Land genommen, und sein Versprechen, ihn zu entschädigen, blieb unerfüllt. Auch

13. Nicolaisches Realienbuch - S. 87

1906 - Berlin : Nicolai
87 Lurch die Absetzung des Herzogs von Oldenburg, seines nahen Verwandten, sehr gekränkt. Man rüstete auf beiden Seiten Zum Kriege. d) Verlauf des Krieges. Napoleons Heer umfaßte über eine halbe Million Krieger fast aller europäischen Staaten; auch Österreich stellte 30 000 und Preußen 20 000 Mann Hilfstruppen (unter General Pork). In un- absehbaren Zügen marschierte das Hauptheer durch Preußen und drang schließlich dis an die Moskwa vor, indem es unter beständigen Gefechten und großen -Entbehrungen dem stets zurückweichenden russischen Heere folgte (Kutusow). Im September 1812 kam es zu der blutigen Schlacht bei Borodino, worauf die Russen sich in das Innere ihres Landes zurückzogen. Napoleon hielt bald daraus in Moskau seinen Einzug, wo er. sein Winterquartier zu nehmen gedachte. Doch bald wurde die Stadt durch einen mehrtägigen furchtbaren Brand fast völlig zerstört. Mangel an Nahrungsmitteln und die weite Ent- fernung von allen Hilfsquellen nötigten Napoleon, dem Kaiser Alexander einen Waffenstillstand anzubieten, der aber abgelehnt wurde. Nun sah sich Napoleon mit seinem bis auf 100 000 Mann zusammengeschmolzenen, entkräfteten Heere zum Rückzüge aus Rußland genötigt. Fortwährende Beunruhigungen durch Kosakenschwärme, Hunger und Kälte rieben ganze französische Heeresabteilungen aus. Das Unglück erreichte seinen Höhepunkt beim Übergang über die Beresina (28. Nov.), wo Tausende Franzosen durch das Kartätschenfeuer der Russen und in den Fluten des Stromes den Tod fanden. Nunmehr glich der Rückzug der einzelnen Abteilungen des französischen Heeres einer wilden Flucht. Über 300 000 Mann hat dieser Kriegszug Napoleon und seinen Ver- bündeten gekostet. Napoleon selbst hatte die Trümmer seines Heeres verlassen und war über 'Dresden nach Paris geeilt, um eine neue Armee auszurüsten. 8. Die Erhebung des preußischen Volkes und die Befreiungskriege <1813—15). Allgemein erkannte man die schmachvolle Niederlage Napoleons in Rußland als ein Strafgericht Gottes; für die unterjochten Völker galt sie Zugleich als ein Zeichen, sich von der französischen Knechtschaft zu befreien. „Jetzt oder nie ist der Zeitpunkt gekommen", so schrieb General Aork, der Befehlshaber der preußischen Hilfstruppen an König Friedrich Wilhelm Iii., „wo Ew. Majestät sich von den übermütigen Forderungen eines Verbündeten (Napoleons) losreißen können." Auf eigene Verantwortung hatte Pork mit dem russischen General Diebitsch den Vertrag zu Tauroggen (an der ost- preußischen Grenze) geschlossen, wonach die Feindseligkeiten Zwischen Preußen und Russen eingestellt wurden. Zugleich bereitete Park mit Stein und dem Oberpräsidenten von Ostpreußen die Erhebung dieser Provinz vor. Der König -erließ von Breslau aus am 3. Februar 1813 den Aufruf zur Bildung freiwilliger Jägerkorps, worauf die waffenfähige Jugend herbeiströmte. <Lützowsche Korps, Theodor Körner.) Zwischen Rußland und Preußen wurde -ein Bündnis zu gegenseitigem Beistände geschlossen; Schweden sandte ein Hilfs- heer von30000mann. Am 17. März erließ König Friedrich Wilhelm den Aufruf „An mein Volk", worin er auf die Leiden des Landes unter der Franzosen- herrschast hinwies und zum Befreiungskämpfe gegen die Bedrücker aufforderte. (Aufruf von Körner.) Die Wirkung war gewaltig; Vertreter aller Stände

14. Nicolaisches Realienbuch - S. 87

1906 - Berlin : Nicolai
87 durch die Absetzung des Herzogs von Oldenburg, seines nahen Verwandten, sehr gekränkt. Man rüstete ans beiden Seiten zum Kriege. d) Verlauf des Krieges. Napoleons Heer umfaßte über eine halbe Million Krieger fast aller europäischen Staaten; auch Österreich stellte 30 000 und Preußen 20 000 Mann Hilfstruppen (unter General York). In un- absehbaren Zügen marschierte das Hauptheer durch Preußen und drang schließlich bis an die Moskwa vor, indem es unter beständigen Gefechten und großen Entbehrungen bent stets Zurückweichenden russischen Heere folgte (Kntusow). Im September 1812 kam es zu der blutigen Schlacht bei Borodino, woraus die Russen sich in das Innere ihres Landes zurückzogen. Napoleon hielt bald darauf in Moskau seinen Einzug, wo er. sein Winterquartier zu nehmen gedachte. Doch bald wurde die Stadt durch einen mehrtägigen furchtbaren Brand fast völlig zerstört. Mangel an Nahrungsmitteln und die weite Ent- fernung von allen Hilfsquellen nötigten Napoleon, dem Kaiser Alexander einen Waffenstillstand anzubieten, der aber abgelehnt wurde. Nun sah sich Napoleon mit seinem bis aus 100 000 Mann zusammengeschmolzenen, entkräfteten Heere zum Rückzüge aus Rußland genötigt. Fortwährende Beunruhigungen durch Kosakenschwärme, Hunger und Kälte rieben ganze französische Heeresabteilnngen auf. Das Unglück erreichte seinen Höhepunkt beim Übergang über die Beresina (28. Nov.), wo Tausende Franzosen durch das Kartätschenfeuer der Russen und in den Fluten des Stromes den Tod fanden. Nunmehr glich der Rückzug der einzelnen Abteilungen des französischen Heeres einer wilden Flucht. Über 300 000 Mann hat dieser Kriegszug Napoleon und seinen Ver- bündeten gekostet. Napoleon selbst hatte die Trümmer seines Heeres verlassen und war über 'Dresden nach Paris geeilt, um eine neue Armee auszurüsten. 8. Die Erhebung des preussischen Volkes und die Befreiungskriege (1813—15). Allgemein erkannte man die schmachvolle Niederlage Napoleons in Rußland als ein Strafgericht Gottes; für die unterjochten Völker galt sie zugleich als ein Zeichen, sich von der französischen Knechtschaft zu befreien. „Jetzt oder nie ist der Zeitpunkt gekommen", so schrieb General Aork, der Befehlshaber der preußischen Hilfstrnppen an König Friedrich Wilhelm Iii., „wo Ew. Majestät sich von den übermütigen Forderungen eines Verbündeten (Napoleons) losreißen können." Auf eigene Verantwortung hatte Jork mit dem russischen General Diebitsch den Vertrag zu Tauroggen (an der ost- preußischen Grenze) geschlossen, wonach die Feindseligkeiten zwischen Preußen und Russen eingestellt wurden. Zugleich bereitete Jork mit Stein und dem Oberpräsidenten von Ostpreußen die Erhebung dieser Provinz vor. Der König erließ von Breslau aus am 3. Februar 1813 den Aufruf zur Bildung freiwilliger Jägerkorps, woraus die waffenfähige Jugend herbeiströmte. (Lützowsche Korps, Theodor Körner.) Zwischen Rußland und Preußen wurde ein Bündnis zu gegenseitigem Beistände geschlossen; Schweden sandte ein Hilfs- heer von30000mann. Am 17. März erließ König Friedrich Wilhelm den Aufruf „An mein Volk", worin er aus die Leiden des Landes unter der Franzosen- herrschaft hinwies und zum Befreiungskämpfe gegen die Bedrücker aufforderte. (Aufruf von Körner.) Die Wirkung war gewaltig; Vertreter aller Stände

15. Nicolaisches Realienbuch - S. 87

1906 - Berlin : Nicolai
87 durch die Absetzung des Herzogs von Oldenburg, seines nahen Verwandten, sehr gekränkt. Man rüstete aus beiden Seiten zum Kriege. d) Verlauf des Krieges. Napoleons Heer umfaßte über eine halbe Million Krieger fast aller europäischen Staaten; auch Österreich stellte 30 000 und Preußen 20 000 Mann Hilfstruppen (unter General York). In un- absehbaren Zügen marschierte das Hauptheer durch Preußen und drang schließlich bis an die Moskwa vor indem es unter beständigen Gefechten und großen Entbehrungen dem stets zurückweichenden russischen Heere folgte (Kutnsow). Im September 1812 kam es zu der blutigen Schlacht bei Borodino, woraus die Russen sich in das Innere ihres Landes zurückzogen. Napoleon hielt bald darauf in Moskau seinen Einzug, wo er. sein Winterquartier zu nehmen gedachte Doch bald wurde die Stadt durch einen mehrtägigen furchtbaren Brand fast völlig zerstört. Mangel an Nahrungsmitteln und die weite- Ent- fernung von allen Hilfsquellen nötigten Napoleon, dem Kaiser Alexander einen Waffenstillstand anzubieten, der aber abgelehnt wurde. Nun sah sich Napoleon mit seinem bis auf 100 000 Mann zusammengeschmolzenen, entkräfteten Heere zum Rückzüge aus Rußlaud genötigt. Fortwährende Beunruhigungen durch Kosakeuschwärme, Hunger und Kälte rieben ganze französische Heeresabteilnngen auf. Das Unglück erreichte seinen Höhepunkt beim Übergang über die Beresina (28. Nov.), wo Tausende Franzosen durch das Kartätschenfcncr der Russen und in den Fluten des Stromes den Tod fanden. Nunmehr glich der Rückzug der einzelnen Abteilungen des französischen Heeres einer wilden Flucht. Über 300 000 Mann hat dieser Kriegszug Napoleon und seinen Ver- bündeten gekostet. Napoleon selbst hatte die Trümmer seines Heeres verlassen und war über 'Dresden nach Paris geeilt, um eine neue Armee auszurüsten. 8. Die Erhebung des preußischen Volkes und die Befreiungskriege (1813—15). Allgemein erkannte man die schmachvolle Niederlage Napoleons in Rußland als ein Strafgericht Gottes; für die unterjochten Völker galt sie zugleich als ein Zeichen, sich von der französischen Knechtschaft zu befreien. „Jetzt oder nie ist der Zeitpunkt gekommen", so schrieb General York, der Befehlshaber der preußischen Hilfstruppen an König Friedrich Wilhelm Iii., „wo Ew. Majestät sich von den übermütigen Forderungen eines Verbündeten (Napoleons) losreißen können." Auf eigene Verantwortung hatte York mit dem russischen General Diebitsch den Vertrag zu Tanroggcn (an der ost- preußischen Grenze) geschlossen, wonach die Feindseligkeiten zwischen Preußen und Russen eingestellt wurden. Zugleich bereitete York mit Stein und dem Oberpräsidenten von Ostpreußen die Erhebung dieser Provinz vor. Der König erließ von Breslau aus am 3. Februar 1813 den Aufruf zur Bildung freiwilliger Jägerkorps, worauf die waffenfähige Jugend herbeiströmte. (Lützowsche Korps, Theodor Körner.) Zwischen Rußland und Preußen wurde ein Bündnis zu gegenseitigem Beistände geschlossen; Schweden sandte ein Hilfs- heer von30000mann. Am 17. März erließ König Friedrich Wilhelm den Aufruf „An mein Volk", worin er auf die Leiden des Landes unter der Franzosen- herrschaft hinwies und zum Befreiungskämpfe gegen die Bedrücker aufforderte. (Aufruf von Körner.) Die Wirkung war gewaltig; Vertreter aller Stände

16. Nicolaisches Realienbuch für die Oberstufe der Gemeindeschulen - S. 40

1906 - Berlin : Nicolai
40 Krieges. Napoleons Heer umfaßte über eine halbe Million Krieger fast allen europäischen Staaten; auch Östreich mußte 30 000 und Preußen 20 Ooo- Mann Hilfstruppen (unter General York) stellen. In unabsehbaren Zügen marschierte das Hauptheer durch Preußen und drang schließlich bis an die Moskwa vor, indem es unter beständigen Gefechten und großen Entbehrungen dem stets zurückweichenden russischen Heere folgte (Kntusow). Im September 1812 kam es zu der blutigen Schlacht bei Borodino, woraus die Russen sich in das Innere ihres Landes zurückzogen. Napoleon hielt bald darauf in Moskau seinen Einzug, wo er sein Winterquartier zu nehmen gedachte. Doch bald wurde die Stadt durch einen mehrtägigen furchtbaren Brand fast völlig zerstört. Mangel an Nahrungsmitteln und die weite Entfernung von allen Hilfs- quellen nötigten Napoleon, dem Kaiser Alexander einen Waffenstillstand an- zubieten, der aber abgelehnt wurde. Nun sah sich Napoleon mit seinem bis ans 100 000 Mann zusammengeschmolzenen, entkräfteten Heere zum Rückzüge aus Rußland genötigt. Fortwährende Beunruhigungen durch Kosakenschwärme, Hunger und Kälte rieben ganze französische Heeresabteilungen ans. Das Unglück erreichte seinen Höhepunkt beim Übergang über die Veresina (28. Nov.), wo Tausende Franzosen durch das Kartätschenseuer der Russen und in den Fluten des Stromes den Tod fanden. Nunmehr glich der Rückzug der einzelnen Abteilungen des französischen Heeres einer wilden Flucht. Über 300 000 Mann hat dieser Kriegszug Napoleon und seinen Verbündeten gekostet. Napoleon selbst hatte die Trümmer seines Heeres verlassen und war über Dresden nach Paris geeilt, um eine neue Armee auszurüsten. 8. Die Erhebung des preußischen Volkes und die Befreiungskriege (1813—15). Allgemein erkannte man die schmachvolle Niederlage Napoleons in Rußland als ein Strafgericht Gottes; für die unterjochten Völker galt sie zugleich als ein Zeichen, sich von der französischen Knechtschaft zu befreien. „Jetzt oder nie ist der Zeitpunkt gekommen," so schrieb General Jork, der Befehlshaber der preußischen Hilfstrnppen an König Friedrich Wilhelm Iii., „wo Ew. Majestät sich von den übermütigen Forderungen eines Verbündeten (Napoleons) losreißen können." Aus eigene Verantwortung hatte Jork mit dem russischen General Diebitsch den Vertrag zu Tauroggen (an der ost- preußischen Grenze) geschlossen, wonach die Feindseligkeiten Zwischen Preußen und Russen eingestellt wurden. Zugleich bereitete Pork mit Stein und dem Oberpräsidenten von Ostpreußen die Erhebung dieser Provinz vor. Der König erließ von Breslau aus am 3. Februar 1813 den Aufruf zur Bildung frei- williger Jägerkorps, woraus die waffenfähige Jugend herbeiströmte. (Lützowsche Korps, Theodor Körner). Zwischen Rußland und Preußen wurde ein Bündnis zu gegenseitigem Beistände geschlossen; Schweden sandte ein Hilssheer von 30 000 Mann. Am 17. Mürz erließ König Friedrich Wilhelm den Aufruf „An mein Volk", worin er ans die Leiden des Landes unter der Franzosen- herrschaft hinwies und zum Befreiungskämpfe gegen die Bedrücker aufforderte. (Aufruf von Körner). Die Wirkung war gewaltig; Vertreter aller Stände und Altersklassen eilten herbei. Als Erinnerung an die schwere Zeit stiftete der König zur Auszeichnung für jedes Verdienst in diesem Kriege den Orden,

17. Mnemonische Bearbeitung der Welt- und Cultur-Geschichte - S. 175

1867 - Flensburg : Herzbruch
175 weis vergossene Blut dem Welteroberer eine Mahnung sein, daß es in den Völkern Etwas gäbe, was sich nicht bezwingen lasse. Auch rüstete Kaiser Alexander von Rußland, der schon am Schluß des vorigen Jahres dem Continentalsystem entsagt hatte, im großartig- sten Maßstabe. Dazu stand den ganzen heißen Sommer hindurch — ein ungeheurer Comet drohend am Himmel. 15 ward Napoleon von den Engländern, denen er sich nach der Schlacht bei Waterloo übergeben hatte, als Gesangener nach der Felseninsel St. Helena gebracht. Hüte dich, — das Blatt kann sich wenden! 291. Napoleon in Nußland. Alexander I. 1812. Die sogenannte groß e Armee (600,000 Mann, 187,000pferde, 1372 Kanonen) rückte im Juni in Rußland ein. Nach einem schwer erkauften Sieg an der Moskwa (bei Borodino) öffnete sich dem Kaiser Napoleon die alte Zarenstadt Moskau. Ein unge- heurer, von den Russen selbst geschürter Brand, der vier Fünftel der prächtigen Stadt in Asche legte, nöthigte ihn jedoch zum Rückzug. Die Russen, im Verein mit dem ungewöhnlich frühen und strengen Winter, lichteten die Reihen der großen Armee furchtbar, lieber alle Maßen schrecklich war der Uebergang über die Beresina (24—26. November). Napoleon verließ im December das Heer und floh nach Paris. Man sagt, daß im Anfang des folgenden Jahres 300,000 menschliche Leichname und 150,000 todte Pferde aus russi- schem Boden verbrannt worden seien. Man hätte dem in Rußland einziehenden Napoleon zurufen mögen: Heda, Napoleon, wo willst du hin? (Fürchtest du nicht, würde man hinzusetzen können, die russi- schenheere, so fürchte doch den nordischen Winter!) 1801—25. Alexander L, Kaiser von Rußland. Wir lassen die unter der Gewaltherrschaft Napoleons seufzenden Völker sprechen: Heil dir; — unserm Unterdrücker gabst du den ersten Stoß! 292. Der deutsche Freiheitskrieg. Feldmarschall Micher. 1813 vereinigten sich schon im März Preußen und Rußland gegen Napo- leon. Diesem Bunde traten später die meisten übrigen europäischen Staaten bei. In dem nun ausbrechenden Kriege wurde mit ab- wechselndem Glück gekämpft, bis zuletzt im October die große Völkerschlacht bei Leipzig die für Napoleon unglückliche

18. Geschichte Preußens in Einzelbildern - S. 83

1891 - Danzig : Gruihn
Preußens Erhebung. 83 an der Moskwa (ant 7. September) zu schlagen und (am 14.) in die alte Hauptstadt Moskau seinen Einzug zu halten. Er hoffte den Winter hindurch vou deu großer: Vorräten dieser Stadt sein Heer zu erhalten und, wenn der Kaiser Alexander nicht schnell Frieden schlösse und gauz seinen Willen zu thun verspräche, int nächsten Jahre gegen Petersburg zu ziehen. Allein diesmal betrog ihn seine Berechnung gänzlich. Brand von Moskau. Die Russen wollten, gleich den Spaniern, ihr Vaterland wegen einer unglücklichen Schlacht nicht sogleich verloren geben, sondern lieber ihre eigene zweite Hauptstadt den Flammen opfern, damit nur die Feinde hier keinen Stützpunkt fänden. Und wirklich stand die große Stadt zum Schrecken der Franzosen gleich nach ihrem Einzuge plötzlich an hundert Stellen zugleich int Feuer, so daß an ein Löschen nicht zu denken war, und alle großen Vorräte verbrannten. Es war ein ungeheures Opfer von seiten der Russen, aber auch der Wendepunkt von Napoleons ganzem Glücke. Der Rückzug. In der großen Brandstätte von Moskau konnte er nicht bleiben. Vorräte für das Heer aus der umliegenden Gegend zusammenzubringen, war nicht möglich; denn die Russen hatten alles verheert. Daher mußte er im Oktobermonat eiligst den Rückzug antreten. Er hoffte, noch vor dem Einbruch des Winters die Gegenden von Polen und Preußen zu erreichen, wo fein Heer Unterhalt finden konnte. Allein im Rate der Vorsehung war es anders beschlossen. Früher als gewöhnlich brach der Winter herein, der in den öden Steppen Rußlands furchtbar ist. Bald war alles mit tiefern Schnee bedeckt, und der schneidende Sturm wehte über die unabsehbaren Flüchen. Die Häuser und Dörfer, die an dem Wege lagen, hatten die Franzosen schon auf dem Hinwege zerstört, weil sie in ihrem Übermut nur an Sieg und Vordringen dachten. Nun fanden sie nirgends ein Obdach, um sich gegen die grimmige Kälte zu schützen, und keinen Bissen Brot, um den nagenden Hunger zu stillen. Das rohe Fleisch der gefallenen Pferde war ihre einzige Nahrung, und an jedem Morgen lagen Hunderte, ja Taufende von ihnen erfroren auf den mit Schnee bedeckten Feldern. Dazu kamen die Russen, die an die Schrecknisse ihres Winters besser gewöhnt waren, und ließen ihnen weder Tag, noch Nacht Ruhe. Wer nur irgend von dem geschloffenen Zuge zurückblieb, wurde von ihnen niedergehauen oder gefangen genommen. So schmolz das französische Heer mit jedem Tage mehr zusammen. Alle Ordnung schwand, und das Unglück stieg zu einer so schauderhasten Höhe, daß die Worte fehlen, um es zu schildern. Am Ende kamen von der halben Million Menschen, die der unersättliche Eroberer nach Rußland geführt hatte, kaum 30000 Gesunde und Waffenfähige über die preußische Grenze zurück. Der erste Befreiungskrieg. 1813—1814. 64. Preußens Erhebung. General Hork befand sich an der Spitze des preußischen Hilfsheeres, das mit den Franzosen gegen Rußland ziehen mußte. Schon unter Friedrich dem Großen diente er als junger Offizier, machte sich aber bei einer Gelegenheit mißliebig und erhielt, zwanzig Jahre alt, den Bescheid: „York kann sich zum Teufel scheren." Darauf trat er in holländische Dienste und 6*

19. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 255

1826 - Erfurt : Müller
255 alte Glanz, den das Unglück des letzten Krieges auf einen Augenblick vor der Welt verdunkelt hatte, be- gann durch sie wieder aufzustrahlen. Was durften nicht König und Vaterland von Truppen hoffen, die, mit dem größten Widerwillen gegen die Sache, welche sie verfechten mußten- dennoch ihre Pflicht so treu erfüllten I Kaum umlagerten Napoleons bereits harter mit dem Mangel als mit dem Feinde kampfenden Hundert- tausende das lang ersehnte Ziel ihrer Mühsal, und harrten ungeduldig ihres Lohnes, als rings aufstei- gende Flammen, vom Fanatismus angefacht, ihnen die Beute streitig machten. Zugleich mit Napoleons und sei- ner Krieger Hoffnungen ging in dem Brande Moskwa's der letzte Nest der Mannszucht verloren; die entzügel- ten Schaaren stürzten sich raubgierig mitten unter die glühenden Trümmer der zahlreichen Paläste; alle Gräuel entmenschter Barbaren beging die losgelassene Rotte. Das ist der Fluch des Kriegs, wenn der Soldat zum Räuber ausartet und es an der strengen aber heilsa- men Zucht fehlt, die von falscher Humanität oft als Barbarei gescholten wird, doch allein nur im Stand ist den Gewaltthaten der rohen Menge zu wehren, die in Augenblicken aufgeregter Leidenschaft rücksichtslos Dinge verübt, welche keine Nolhwendigkeit, keine hö- here Pflicht zu entschuldigen vermag. Möge, (dieß ist der Wunsch eines Kriegers, der jener Gräuel schau- dernd ein Zeuge war), die strengste Zucht immer und allenthalben ein Eigenthum des vaterländischen Hee- res sein! Die Trümmer von Moskwa konnten den Kriegerri weder Obdach noch Unterhalt gewahren; eben sowenig vermochte dieß die Umgegend, welche von den zahlreichen leichten Truppen der Russen und durch Schaaren von Bauern besetzt war, die mit dem Muthe der Verzweiflung ihre Habe vertheidigten. Napoleon bot Frieden an, aber vergebens. Die Flammen der abergläubig ver- ehrten Hauptstadt hatten den Fanatismus der rohen Moskowiter furchtbar geweckt, ihn nährten Negierung und Geistlichkeit in wohlgegründeter Hoffnung auf den Eintritt des Winters. Ein Versuch, die milden und reichen Provinzen des Süden zu erreichen, scheiterte

20. Leitfaden der Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 254

1916 - Stuttgart : Bonz
- 254 - schien Napoleons Macht unerschtterlich geworden zu fem. Aber England war noch ungebeugt. Auch die Kontinentalsperre schadete dem rcksichtslosen See- und Handelsvolk zwar viel, ver-mochte es aber nicht zu beugen. Spanien forderte immer neue j, Menschenopfer. Und schon nahte ein neuer, schwerer Kampf. Iv. Napoleons Fall. 1812. 1. Der russische Feldzug (1812). Nur Rußland war zwar: wiederholt besiegt, aber nicht geschwcht. Die Freundschaft Napo- | leons und Alexanders lockerte sich allmhlich. Alexander fhrte! die Kontinentalsperre nicht streng durch, andererseits krnkte Napo-leon den Zaren durch die Entthronung des Herzogs von Olden- j brg, seines Verwandten. Im Jahr 1811 wurde der Krieg der; beiden Gromchte zweifellos. Ein Heer von wohl 600 000 Mann fhrte Napoleon 1812 gegen Rußland. Auch sterreich und Pren-en muten Hilfstruppen stellen. Die Preußen bildeten einen Teil des linken Flgels, der in die Ostfeeprovinzen einrckte. Die; sterreicher standen auf dem rechten Flgel. Napoleon mit der r Hauptarmee, die etwa 300 000 Mann stark war, rckte in der Mitte auf Moskau zu. Die Ruffen waren dem einrckenden Feind nicht gewachsen. Ihr Heer wich daher der von Napoleon erstreb- I ten Schlacht beharrlich aus und zog sich immer weiter zurck. Die groe Armee verfolgte sie rafch und erlitt jetzt schon durch Hunger : und Krankheit ungeheure Verluste. Selbst bei S m o l e u s k hielten die Russen nicht zu einer entscheidenden Schlacht stand. Schon I; war das Hauptheer um etwa 150000 Mann vermindert. Auch als der russische Kaiser den bedchtigen Feldherrn Barclay de Tolly , mit dem allrussischen Kutnsow vertauschte, dauerte der Rckzug fort. In der Nhe von Moskau lieferte der ruffische General die : mrderische Schlacht von Borodino oder an der Moskwa, nach der der tapfere Marschall Ney den Titel Fürst von der Moskwa" erhielt. der 70 000 Tote und Verwundete bedeckten das gr-I liehe Schlachtfeld. Dann zogen die Franzosen (14. Sept.) in Moskau . ein. Aber die Stadt war menschenleer. Der von dem rnssi-1 scheu Gouverneur Rostoptfchiu veraulate Brand von Moskau^ (15. bis 20. September) raubte dem Heere feine Winterquartiere. Drei Vierteile der Stadt lagen in Asche. Napoleon hielt sich noch, unklugerweise mit Verhandlungen auf. Aber Alexander I. blieb | standhaft. So mute er endlich erst am 19. Oktober! den i : Rckzug antreten. Er versuchte zuerst auf der sdlicheren Strae i : sich zurckzuziehen, wurde aber durch eine frchterliche Schlacht j wieder auf die mittlere Strae gedrngt, die er beim Einmarsch j ( bentzt hatte. Damit war der Untergang der groen Armee ent- -schieden. Der Henschreckenschwarm mute denselben Weg zurck, , den er schon bis auf den letzten Halm abgegrast." Der Winter 1 i