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1. Julius August Remer's Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für Akademieen und Gymnasien - S. 630

1811 - Halle : Hemmerde und Schwetschke
6zo Neueste Geschichte. z. Zeitc. 2. Abschn. chen, am 4km Iun. Der Erzherzog Karl trieb zwar den Ge- neral Iourdan in mehrern Gefechten zurück: aber eine ande- re Armee unter Moreau drängte Wurmser über den Rhein, am 24sten Iun.; brach in Schwaben ein; schlug die Oestreicher bey Renchen, am 2 6sten Iun.; an der Murr, am 4ten Jul.; und den Erzherzog beyettingen, am roten Jul.; und drang in Vaiern ein. Wirtemberg schloß am 4ten 2lug., Baden am 2 2sten Aug., Frieden mit Frankreich; der schwäbische Kreis und Baiern schlossen einen Waffenstillstand, am 2/ften Jul. und /ten Sept. Iourdan trieb in mehrern Gefechten die Oest- reicher durch Franken nach der Oberpfalz. Aber der Erzherzog entzog sich Moreau durch einen vortrefflichen Marsch, schlug Iourdan bey Amberg, am 24. Aug., jagte ihn nach Wirzburg und schlug ihn daselbst völlig, am zten Sept. Die Franzosen unter Iourdan hatten die besetzten Länder sehr gemißhandelt. Die zerstreuete Armee litt daher von den erbitterten, gegen sie aufgestandenen, Landleuten den größten Verlust. Iourdan floh an die Lahn, wo ihn der Erzherzog, am i6ten Sept., aber- ruahls schlug und hinter die Sieg trieb. Moreau's Armee, die in Baiern stand, hatte die erzherzogliche Armee und die deutschen Festungen am Rhein im Rücken. Aber er riß sich aus dieser großen Gefahr durch einen der trefflichsten Rückzüge; schlug dm General de la Tour bey Biberach, am 2ten Okt; und erreich- te den Rhein. Der Erzherzog nöthigte ihn durch die Gefechte bey Emmedingen, am lyten Okt., und Schliengen, am 24stm Okt., über den Rhein zu gehen, am 2 6sten Okt. Die Oestrei- cher eroberten Kehl nach einer Belagerung vom loten Nov. bis zum §ten Jan. 1797, und die Brückenschanze, am isten Febr. Es wurde darauf ein Waffenstillstand geschlossen. — Da§ Waffenglück der -ranzosen in Italien entschied für sie den Krieg. Die französische Armee war in einem elenden Zustande, als der junge General B o n a p a r t e das Kommando übernahm. Er schlug die alliirte Armee der Oestreicher, Neapolitaner und Sar- dinier unter Beaulieu bey Montenotte, am i2ten Apr. 1796; bey Millesimo völlig, am i4ten Apr.; bey Dego, am izten Apr.; und die Sardinier bey Vico, am 2isten Apr. Der Kö- nig von Sardinien erhielt so viele Beweise von der Unzufrieden- heit seiner Untcrthanen, daß er mit den Franzosen einen nach- theiligen Frieden schloß, am 15km May, und ihnen seine Fe- stungen einräumte. Bonaparte ging über den Po, am 8ten May, und machte sich durch den blutigen Sieg bey Lodi, am roten May, zum Meister von Mailand, dem man sogleich

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1. Bis zum Frieden von Campo Formio - S. 679

1824 - Berlin : Duncker & Humblot
679 Nachfolger ward der vier und zwanzigjährige Erz; Herzog Karl, der schon bei Neerwinden und Lan- drecieö die Tapferkeit des gemeinen Kriegers mit dem Blicke des Feldherrn vereinigt gezeigt hatte, und als Prinz des Hauses doppelt geeignet schien, den vaterländischen Muth des Heers zu befeuern; mit Rücksicht auf die Reichstruppen ward er zu- gleich zum Reichs-Feldmarschall ernannt. Dieser jugendliche Heerführer hatte seine Probe in dem Feldzuge des Jahrs 1796 zu bestehen, der, Französischer Seite, nach einem riesenmäßigen Opera- tionsplane auf Eroberung Deutschlands und einen dreifachen Einbruch in den Kern der Oesterreichi- schen Monarchie berechnet war, und anfangs von den glänzendsten Erfolgen gekrönt ward. Iourdan drang von der Lahn aus weit über Würzburg bis in die Nähe von Regensburg; Moreau, des ab- gerufenen Pichegru Nachfolger, überschwemmte Schwaben und Baiern; Bonaparte, an der Spitze der Italienischen Armee bis Trident vorgerückt, schien auch auf dem Wege nach demselben Ziele, und schon sahen die Bewunderer und Schildhal- ter der Revolution (noch war Deutschland reich daran) alle drei Armeen an den Ufern der Donau vereinigt und im reißenden Zuge nach Wien. Da- mals fiel das Schrecken des Untergangs auf die Schwäbischen und Fränkischen Reichsstände, und mit ungeheuren Opfern an baarem Gelbe und Lie- ferungen (dem Fränkischen Kreise allein ward eine Steuer von 8 Millionen Livres aufgelegt) erkaufte zuerst Würtemberg, dann Baden, Bamberg rc. von /

2. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 649

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
97. Der Krieg in Deutschland, 1796 und 1797. 649 mehrere seiner Begehren unbeachtet gelassen hatte, seinen Abschied; Beurnonville übernahm statt seiner den Befehl über die Reste der Armee, die eben so sehr durch Demoralisation, als durch den Feind gelitten hatten. Erzherzog Karl war mit einem Theile seiner Armee, deren Haupt- macht am Niederrhein blieb, auf dem Marsche nach Schwaben, um den in seiner linken Flanke bloßgestellten General Moreau anzugreifen. Dieser, nicht unbekannt mit den ersten Vortheilen, die Karl über Iourdan erfochten hatte, doch im Vertrauen, daß Jourdan die Sache Herstellen werde, war nach einem Siege über Latour bei Fried b erg (24. August) in Baiern vorgedrungen, und der Schrecken hatte auch Baiern zu einem Waffenstillstände vermocht (7. September); erst am 10. September hielt Moreau, Schlimmes ahnend, inne und. nachdem er erkannt hatte, daß Jourdan's Armee gänzlich zurückgetriebeu sein müsse und daß an eine Verbindung mit ihm nicht mehr zu denken sei, entschloß er sich am 19. September, den Rückzug anzutretcn. Latour allein war zu schwach, ihm den Weg zu verlegen, er wurde von Moreau am 2. October bei Biber ach geschlagen: aber die Fortsetzung des Rückzuges ward täglich gefahrvoller, da das Landvolk aufstand, die Oestcrreicher die Pässe des Schwarzwaldes stark besetzt hatten und Erz- herzog Karl im Murgthal angelangt war. Auf St. Cyr's Vorschlag entschied sich Moreau für den Durchzug durch das Höllenthal und ge- langte nach dem Rhcinthal. Sich auf dem rechten Rhcinufer zu be- haupten, war er bei dem großen Verluste, den das Heer trotz der mei- sterhaften Führung des Rückzuges erlitten hatte, nicht im Stande; er wurde bei Emmendingen und bei Schlingen geschlagen und führte nun das Heer bei Hüningen und Altbreisach über den Rhein zu- rück. Die Oesterreicher verbrachten den Rest dieses und den Anfang des folgenden Jahres mit der Belagerung von Kehl, das die Franzosen inzwischen stark befestigt hatten, und der Brückenschanze von Hüningen. Die unweise Festbannung trefflicher Kraft aus diesen beiden Punkten, nicht die Schuld des Erzherzogs, hatte Theil an dem unglücklichen Aus- gange des italienischen Krieges. Kehl capitulirte erst am 10. Januar, die Brückenschanze von Hüningen am 1. Februar 1797. Die beiden am Rhein gelagerten Armeen blieben in ihren Quar- tieren bis in die Hälfte des April 1797. Das Directorium ließ es an Allem fehlen; die Soldaten waren nackt und barfuß, das Kriegs- geräth, besonders bei der Armee Moreau's, im traurigsten Zustande. Hoche, zum Befehlshaber der Sambre- und Maasarmee ernannt, brach mit dieser am 18. April auf, ging bei Neuwied über den Rhein und drang vor bis Frankfurt und Gießen. Moreau, der nur noth- dürftig Fahrzeuge zum Flußübergang zusammenbringen konnte, führte sein Heer auf das rechte Rheinufer, schlug General Latour und breitete sich gen Kehl und Rastatt aus; die Besatzung von Kehl ergab sich, ohne ernstlichen Angriff abzuwarten. Die Nachricht vom Waffenstill- stände zu Leoben setzte den Fortschritten beider Feldherrn ein Ziel; auch

3. Bd. 6 - S. 303

1845 - Leipzig : Kollmann
303 fchcn Befehlshabern. Ihrem Beispiele folgte der ganze schwäbi- sche Kreis. Selbst der obersächsische Kreis schloß einen Neutra- litätsvertrag. Unterdessen fing der ungeheure Plan, den das Directorium zu Paris entworfen hatte, an, sich immer mehr zu entfalten. Die drei großen Armeen, unter Iourdan, Moreau und Bona- parte, sollten auf gleicher Höhe in's Herz der österreichischen Staaten Vordringen, sich in Eine Masse bilden und in dieser Stellung den Frieden gebieten, oder selbst Wien bedrohen. Je- der Tag schien diesen unermeßlichen Plan seiner Ausführung nä- her zu rücken. Schon hatte Iourdan die Oesterreicher, unter dem Generale Wartenöleben, durch ganz Franken hin, bis Schwarzenfeld in der Oberpfalz, zurückgeworfen. Moreau war dem Erzherzoge durch Schwaben nachgefolgt, besetzte Ulm und Augsburg, ging über den Lech, und sein Vortrab be- rührte die Tiroler Schluchten. Bonaparte, der bereits in Trient eingcrückt war, drohte durch Tirol nach Baiern vorzudringen und sich an Moreau anzuschlicßen, sowie dieser, an den Ufern der Donau seine Vereinigung mit Iourdan zu bewirken. Dann hät- ten die drei großen französischen Armeen nur eine gebildet. Die Sambrc- und Maasarmee wäre der linke, die italienische der rechte Flügel und die Rhein- und Moselarmee das Centrum ge- wesen. Aber noch war die Sterbestunde des alten deutschen Reichs nicht gekommen. Der Erzherzog Karl, der bisher dem General Moreau in Schwaben gegenüber stand, ging bei In- golstadt plötzlich über daö linke Donauufcr zurück, fiel bei Teinig auf den von Bernadotte zu weit, bis über die Linie hinaus, vorwärts geführten rechten Flügel der Iourdan'schen Ar- mee und schlug ihn gänzlich in die Flucht. Da nun Iourdan selbst in Gefahr kam, abgeschnitten zu werden, so zog er sich ei- lends zurück nach Schweinfurt. Der Erzherzog eilte ihm nach, schlug ihn bei Würz bürg (3. September) und nöthigte ihn, bis zur Lahn zurückzufliehen. — Iourdanö Rückzug wirkte bald auch auf die Unternehmungen Moreau's, der unterdeß bis In- golstadt und München vorgerückt war und den Churfürsten von Baiern, Karl Theodor, zum Abschlüsse eines schmählichen und kostbaren Waffenstillstandes gezwungen hatte (7. September). Eine Kriegssteuer von zehn Millionen Franken und Ablieferung von zwanzig der besten Gemälde aus den Gallcrieen zu M ü n-

4. Bd. 6 - S. 302

1845 - Leipzig : Kollmann
302 In Deutschland hatten die Waffen bis zum Ende des Mai'ö geruht. Bonaparte's reißende Fortschritte in Italien aber brach- ten den Wiener Hof zu dem verzweifelten Entschlüsse, den Fran- zosen den Stillstand aufzukündigen, und so begannen die Feind- seligkeiten am Rheine von neuem. Schon in den ersten zwei Wochen wurden die Oestcrreicher bis nach Wetzlar zurückge- drängt. Hier suchten die Franzosen, unter dem Generale Le- se b re, die längs der Dil*l laufende Linie des Erzherzog Karl — Bruders des Kaisers, der an Clairfait's Statt das Obercom- mando erhalten hatte zu durchbrechen, wurden aber geschla- gen und genöthigt, sich in schnellen Märschen nach dem Nicder- rheine zurückzuzichen, weil sie fürchteten, überflügelt zu werden. Unterdessen hatten die Franzosen den ganzen Strich von der Mo- sel bis gegen Mainz hin in Besitz genommen und zugleich ihre beiden Hauptheere am Ober- und Niederrhcine, unter Moreau, des abgerufenen Pichegrü Nachfolger, und Iourdan, in Ver- bindung gebracht. Während der Erzherzog den Franzosen bis Duytz nachsctzte, ging Moreau über den Rhein; ein Unterneh- men, das er mit vieler Kühnheit und Klugheit bewerkstelligte. Er bemächtigte sich der Bcrgpäffe des Kniebis, dehnte sich in's Würtembergische aus und schlug den Erzherzog, der vom Nie- derrheine hcrbeigeeilt war, in die Flucht, worauf sich das ganze kaiserliche Heer in Schwaben zurückzog. Auf der andern Seite drang Iourdan wieder gegen die Lahn hervor und nöthigte die Oesterreicher, ihre Stellung bei Wetzlar zu verlassen und sich nach Frankfurt hin zurückzuziehen. Die Franzosen folgten ihnen, forderten die Stadt auf und nahmen sie, nachdem sie einen Theil derselben in Brand geschossen, mit §apituiation ein. Nun brei- tete sich Iourdan nach Aschaffenburg, nach dem Oden- walde, der Bergstraße und nach Darmstadt aus und suchte sich dem General Moreau immer mehr zu nähern. — Das unaufhaltsame Vordringen der Franzosen verbreitete ein so allge- meines Schrecken unter den schwäbischen und fränkischen Reichs- ständen, daß sie sich schnell durch besondere Neutralitätsvcrträge zu retten suchten. Mit Ungeheuern Opfern an baarem Gelde und Lieferungen (dem fränkischen Kreise allein ward eine Steuer von acht Millionen Livres aufgelegt) erkaufte zuerst der Herzog von Würtemberg, und acht Tage später der Markgraf von Baden, einen Stillstand (17, und 25, Juli) von den französi-

5. Belehrendes Lese- und Unterrichtsbuch für badische Volksschulen - S. 310

1849 - Karlsruhe : Groos
310 Das Großherzogthuin Baden. An der Seefelder Aach liegen: Salem (Salmansweilcr), Dorf und Schloß. Dasselbe war früher ein Zisterzlenserklofter und ein Ncichsstift; ist jetzt Besitzung der großherzoglichen Fa- milie.— Hciligenbcrg. links von der Aach, Dorf mit einem Schlosse des Fürsten von Fürstenberg, von dem aus man die schönste Aussicht über den Bodensee hat. An der Stockacher Aach liegen: Stockach, Städtchen. Hier vereinigen sich neun Hauptstraßen; es ist ein Schwefelbad hier, das Nellabad. 1709 besiegte hier der Erzherzog Karl die Franzosen unter General Iourdan. — Zizenhausen, Dorf, oberhalb Stockach. Hier befindet sich ein Eisenbergwerk, eine Eisenschmelze, eine Hammerwerk. In der Nähe ist der Heiden- b ü h l, eine Sandsteinmasse mit eingchauenen Löchern, Heiden- lvchern; der Ort scheint den heidnischen Deutschen heilig ge- wesen zu sein. An der Radolfzellcr Aach liegen: Aach, Städtchen, unweit des Ursprungs der Aach, die hier schon eine große Pa- piermühle und andere Mühlen treibt. — Engen, Städtchen, an einem andern Quellbachc der Aach. Hier siegte 1800 der französische General Moreau über die Ocftrcichcr unter General Kray. An der Biber liegt das Städtchen Blumenfeld, mit einem Schlosse. In der Nähe ist das Städtchen Th engen, auf einem Felsen, 1938' hoch. 39. ©rtc out Boiu'iist’c und in dessen Nähe, seine Zuflüsse. Am Boden fee liegen : Eon stanz, auf der Südwestseite des Bodensee's, links am Rhein, wo derselbe aus dem Ueber- linger- in den Zeller-See fließt, Stadt mit 0800 Einwohnern, in sehr schöner Lage und fruchtbarer Gegend. Die Vorstadt Peterohausen liegt auf dem rechten Ufer, und ist durch eine Brücke mit der eigentlichen Stadt verbunden. Die westlich ge- legene Vorstadt heißt Paradies, deren Bewohner vortrefflichen Gartenbau und gute Obstbaumzucht treiben. Ein schöner Bau in Constan; ist die Domkirche. Das aufgehobene Benedictiner- reichsstift in Petershausen ist jetzt großherzogliches Schloß. Von 1414—1418 war hier die Kirchenversammlung, welche die böh-

6. Abth. 1 - S. 366

1818 - Elberfeld : Büschler
366 Vii. Ztr. vom westph. Fried, bis jetzt. 1648-1817. aus dem Innern des Landes. Da erhob sich der Erzherzog Karl mir ihnen, schlug das Iour- dansche Heer am 22. August bei Neumark, und den 24. bei Am b erg so entscheidend aufs Haupt, daß die Sambre - und Maas Armee in wilder Flucht bis an den Niederrhein zurückströmte. Iourdan sammelte sie bei Mülheim ain Rhein, führte sie von da nach Düsseldorf und legte bald darnach den Oberbefehl nieder. Moreau wurde durch dieses Unglück des andern Heeres gleichfalls zum Rückzüge an den Oberrhein gezwungen. Er vollbrachte ihn durch die gefährlichen Wege Schwa- bens, durch die Passe des Schmarzwaldes, bestän- dig umgeben und verfolgt von Feinden, selbst durch die Haufen der zornigen Bergbewohner beunru- higt, denen der Haß gegen die Fremden die Waf- fen in die Hände gegeben hatte, auf einem Wege von 100 Stunden Weges mit solcher Geschicklich- keit, daß er noch mit vieler Beute und mit Ge- fangenen am Rheine anlangte. Sein Feldherrn- ruhm war durch diesen Ruckzug begründet. — Es wurde nun durch die Heerführer hon beiden Seiten für den Winter eine Waffenruhe am Rheine ver- abredet. Der Erzherzog Katl, auf den jetzt Aller Augen lmit Bewunderung gerichtet waren, wurde schnell nach Italien gerufen, uin das zerrüttete östreichsche Heer herzustellen; Wurmser harre nach einigen gelungenen Zügen nur so viel bewirken können, daß er sich mrt 10,00(1 Mann Verstär- kung in die Festung Mantua warf. Sie wurde dann von Buonaparte's Heere von Neuem belagert und siel am 2. Februar 1797 durch Hunger. Das Jahr 1797. — Friede zu Campo Formio den 17. Oc tob er. — Der Erzherzog fomite mit einem geschlagenen, muthlosen Heere den Fortschritten Buonaparte's nicht Einhalt thun. Dieser drang nach Mantuas Fall unaufhörlich weiter nach Norden vor, ^überschritt

7. Theil 2 - S. 633

1827 - Leipzig : Fleischer
633 wenigstens ließen sie sich di« Gabe gut genug bezahlen, und war so, wie mit dem Bruderkuß, den sie zwei Jahre vors her den Belgiern gebracht hatten, ja noch ärger. Denn die guten Holländer mußten zuvörderst die abgerissenen Soldaten ganz neu kleiden, darin ein Bündniß mit Frankreich schließen, ferner wurde ihr Land unter sranzösischc Verwaltung gesetzt, und zuletzt ihnen eine Kontribution von 100 Mill. Gulden aufgelegt. Nun erst sahen sie zu ihrem Schrecken ein, wie milde dagegen die Negierung ihres mit Unrecht gehaßten Statt- halters gewesen sey. Unter den Fürsten, die zur ersten Koalition gehörten, trat Preußen zuerst zurück. Es schloß mit Frankreich 1795 ei- nen Frieden in Basel, der auch auf das ganze nördliche Deutschland ausgedehnt wurde, womit aber freilich das übrige Europa sehr unzufrieden war. Fast zu derselben Zeit vertru- gen sich auch der Großherzog von Toscana und der König Karl 4. vyn Spanien mit Frankreich; denn auch die Spa- nier hatten gegen die Franzosen von den Pyrenäen ohne Er- folg gefochten. Die Ocstreicher waren in diesem Jahre von Iourdan und Pich eg ru bis an den Rhein zurückgedrängt, als Klairfait — so hieß der östreichifche Obergcncral— plötzlich sich wieder wandte, und die Franzosen über die Gran- zen zurückwarf. Im Jahre 1796 erhielt den Oberbefehl der ältere Bruder des Kaisers, der erst 24jährige E r z h e r z o g K a r l, der sich nachmals als einen der ersten Feldherrn unserer Zeit bewiesen hat. Der Anfang zwar sprach nicht für ihn. Iourdan drang nördlicher, Moreau, der an Pichegru's Stelle getreten war, südlicher über den Rhein. Beide waren auf dem Wege nach Wien, und die schwäbischen und fränkischen Reichsstande mußten schwere Kontributionen zahlen. Aber je weiter sich die Ocstreicher zurückzogen, desto stärker wurden sie, weil sie sich ihren Hülfsquellen näherten, und Erzherzog Karl verlor nicht den Muth. Zuerst warf er sich auf Zourdans Heer, und schlug es zurück, und während die Flüchtigen vom aufgebrach- ten Landvolke vollends bis nach dem Rheine zurückgejagt wur- den, wandte ec sich schnell gegen Moreau, der bis Ingolstadt

8. Die deutsche Geschichte - S. 586

1829 - Elberfeld : Büschler
586 Vii. Ztr. Vom weftph. Fried, bis jetzt-. 1648 — 1829. v ww Ww/Vw vvv vvv wv Vw Www Wv Www Vw Www Vw Vw Vw Vw Www Wi schlug das Jourdansche 5)eer am 22. August bei Neumark, und den 24. bei Amberg so entscheidend auf's Haupt, daß die Sambre- und Maas-Armee in wilder Flucht bis an den Nie- derrhein zurückströmte. Iourdan sammelte sie bei Mülheim am Rhein, führte sie von da nach Düsseldorf und legte bald darnach den Oberbefehl nieder. Moreau wurde durch dieses Unglück des andern Heeres gleichfalls zum Rückzuge an den Oberrhcin gezwungen. Er vollbrachte ihn durch die gefährlichen Wege Schwabens, durch die Pässe des Schwarzwaldes, beständig um- geben und verfolgt von Feinden, selbst durch die Haufen der zornigen Bergbewohner beunruhigt, denen der Haß gegen die Fremden die Waffen in die Hände gegeben hatte, auf einem Wege von 100 Stunden Weges mit solcher Geschicklichkeit, daß er noch mit vieler Beute und mit Gefangenen am Rheine an- langte. Sein Feldherrnruhm war durch diesen Rückzug begrün- det. — Es wurde nun durch die Heerführer von beiden Seiten für den Winter eine Waffenruhe am Rheine verabredet. Der Erzherzog Karl, auf den jetzt Aller Augen mit Be- wunderuug gerichtet waren, wurde schnell nach Italien gerufen, um das zerrüttete öftreichische Heer herzustellen; Wurmser hatte nach einigen gelungenen Zügen nur so viel bewirken können, daß er sich mit 10,000 Mann Verstärkung in die Festung Man- tua warf. Sie wurde dann von Buonaparte's Heere von Neuem belagert, und fiel am 6. Februar 1797 durch Hunger. Das Jahr 1797 — Friede zu Campo Form io den 17. Oktober. — Der Erzherzog konnte mit einem geschlagenen, muthlosen Heere den Fortschritten Buonaparte's nicht Einhalt tbun. Dieser drang nach Mantuas Fall unaufhörlich weiter nach Norden vor, überschritt die Alpen, die Italien von Kärnthen trennen, rückte in Steiermark, besetzte Klagenfurth, und kam bis Jchdenburg an der Mur, von wo aus er Wien bedrohte. Aber sein Lauf war zu rasch gewesen, die Lage, in welche er sich begeben, war gefährlich. Vor sich hatte er das kaiserliche Heer, welches mit jedem Schritte rückwärts mächtiger wurde, weil Wien waffnete und Ungarn sich in Masse erhob; von der linken Seite her der kaiserliche General Laudon aus Tyrol vor- dringend; im Rücken bei Triest ein anderer feindlicher Haufe und das ganze venetianische Land im Aufstande; der Rückweg bis zu der nächsten besetzten Festung, Mantua, eine Strecke von 40 Meilen durch rauhe Gebirge; dazu bei dem eigenen Heere nur noch auf zehn Tage Brod! Es scheint, wenn Oestreich da- mals ein großes Spiel gewagt, es hätte den gefährlichsten Geg- ner vielleicht auf einmal vernichten, und den Begebenheiten der letzten Jahrzehende eine durchaus andere Richtung geben können. Aber es nahm den Frieden, den der feindliche Feldherr mit der Miene des Siegers darbot, an, schloß zuerst die vorläufigen Friedcnsbedingungen zu Leoben, den 18. April; und den förm- lichen Frieden zu Campo Form io, einem adllchen Hofe in

9. Theil 3 - S. 424

1839 - Leipzig : Fleischer
424 nicht wiedergesehen. Unter dem Frohlocken der bethörten Einwohner zogen die Franzosen ein. „Wir bringen euch," sprachen diese mit ihren gewohnten Redensarten, „nicht Schrecken, sondern Vertrauen; wir geben euch die Freiheit wieder!" Aber wenigstens ließen sie sich die Gabe gut genug bezahlen, und es war so, wie mit dem Bruder- kuß, den sie zwei Jahre vorher den Belgiern gebracht hatten, ja noch ärger. Denn die guten Holländer mußten zuvörderst die abgerissenen Soldaten ganz neu kleiden, dann ein Bündniß mit Frankreich schließen, ferner wurde ihr Land unter französische Verwaltung gesetzt, und zu- letzt ihnen eine Contribution von 100 Mill. Gulden aufgelegt. Nun erst sahen sie zu ihrem Schrecken ein, wie mild dagegen die Regie- rung ihres mit Unrecht gehaßten Statthalters gewesen sey. Unter den Fürsten, die zur ersten Coalition gehörten, trat zuerst der Großherzog von Toskana (15. Februar 1795), dann Preußen zurück. Letzteres schloß mit Frankreich (5. April) 1795 einen Frie- den in Basel, der auch auf das ganze nördliche Deutschland aus- gedehnt wurde, womit aber freilich das übrige Europa sehr unzufrie- den war. Gleich darauf folgten der Landgraf von Hessen-Cassel (18. April) und Spanien (22. Jul.); denn auch die Spanier hatten gegen die Franzosen an den Pyrenäen ohne Erfolg gefochten. Die Oestreicher unter Clairfait waren in diesem Jahre von Iourdan und Pichegru bis an den Rhein zurückgedrängt, als Clairfait plötz- lich sich wieder wandte, und die Franzosen über die Gränzen zurück- warf. Im Jahre 1796 erhielt den Oberbefehl der ältere Bruder des Kaisers, der erst 24jährige Erzherzog Karl, der sich nacbmals als einen der ersten Feldherrn unserer Zeit bewiesen hat. Der Anfang zwar sprach nicht für ihn. Iourdan drang nördlicher, Moreau, der an Pichegru's Stelle getreten war, südlicher über den Rhein. Beide waren auf dem Wege nach Wien, und die schwäbischen und fränkischen Reichsstände mußten schwere Contributionen zahlen. Aber je weiter sich die Oestreicher zurückzogen, desto stärker wurden sie, weil sie sich ihren Hülfsciuellen näherten, und Erzherzog Karl verlor nicht den Muth. Zuerst warf er sich auf Iourdans Heer, und schlug es zurück, und während die Flüchtigen vom aufgebrachten Landvolke vol- lends bis nach dem Rhein zurückgejagt wurden, wandte er sich schnell gegen Moreau, der bis Ingolstadt an der Donau schon vorgedrungen war, und nun eiligst sich nach dem Rheine zurückziehen mußte. Die- ser Rückzug, von einem feindlichen Heere verfolgt, und mitten durch ein aufgebrachtes Land, ist mit Recht von allen Kriegsverständigen als ein Meisterstück bewundert worden. So großen Ruhm durch diesen Feldzug auch Erzherzog Karl erwarb, so überstrahlte ihn doch noch bei weitem der Glanz der Siege,

10. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 613

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
-*h>^k3 613 daher das neue Preßgesetz nicht ins Leben trat, und die Gesetzentwürfe über die Verantwortlichkeit der?Minister und die Beschränkung der königlichen Befugnist, Abgeordneten aus dem Beamtenstande die Erlaubniß zum Eintritt in die Kammer zu verweigern, unterblieben. Doch war das für viele Bundesstaaten so unruhige Jahr 1830 für Baiern — bis auf einen bald gestillten Tumult der Münchner Stu- denten — ruhig vorüber gegangen— ein Beweis, daß damals nur wenig Stoff der Unzufriedenheit war; denn in der That fast nur da, wo man mit der Zeit nicht gleichen Schritt halten wollte, traten Unruhen ein; wo das weise System der Re- formen einschlicf, wachte die Revolution dafür auf. — Uebrigcns war Baiern, welches bei 29 Millionen Gulden Einkünften eine Schuldenlast von fast 130 Mil^ lionen Gulden drückte, bemüht, in jedem Zweige der Cultur mit dem übrigen Deutschland zu wetteifern. Für die Landwirthschaft sorgten Musterwirthschaftcn, ein Gesetz über die Ablösbarkeit der Leibeigenschaft (weil gebundene Hand am schlechtesten arbeitet), landwirthschaftliche Volksfeste mit Productenausstcllungcn und Pferderennen. Für die städtische Industrie entstanden polytechnische Institute und Gewerbsfreihcit; der Handel erhielt durch den Zollanschluß an Preußen, durch neue Straßen, Begünstigungen, wenn auch Eisenbahnen und die große Canalver- bindung zwischen Rhein- und Donau-Gebiet erst im Entwürfe fertig waren. Für die Sicherheit des Landes im Kriege wird Ingolstadt mit gewaltigen Festungswer- ken versehen. Für die Wiffenschaft bestehen die neu organisirte Akademie der Wis- senschaften, 3 Universitäten, eine Menge Lyceen und Gymnasien, und selbst die in Menge wiedererstandcnen Klöster sollen ihnen förderlich werden. An Schulplancn war kein Mangel. München selbst (seit 1826 Sitz der Landshuter Universität) wird durch ungeheure Gebäude die zweitgrößte Stadt Süddcutschlands und um- faßt in seiner Glyptothek, Pianokothek und andern Sammlungen die kostbarsten Schätze, welche ein kunstliebender König dort zu vereinigen wußte. Will es das Athen Deutschlands werden, so fehlt es jetzt schon nicht an Philosophen und Staats- männern, an Malern und Bildhauern, an Akademieen und Mincrventempeln, die an die griechische Altmuttcr aller Kunst und Wissenschaft erinnern, während diese selbst wieder unter einem baierischen Königssohne durch Deutsche aus Schutt und Trümmern sich erhebt. Selbst für des ganzen Deutschlands größte Männer sollte es an einem Walhalla nicht mangeln. Würtcmbergs (359 Cm. 1,590,000 S.) schon im März 1815 zusammcnge- rusene Stände nahmen die von dem König ihnen vorgelegte Constitution nicht an, weil die Mediatisirtcn damit unzufrieden waren, und die Altwürtembcrger, die fast keinen Adel hatten, blos ihre alte Verfassung wieder haben wollten. Friedrich ff 28. Oct. 1816; sein ausgezeichneter Sohn, König Wilhelm I., sah seine gleichfalls für alle Theile des Landes gegebene Verfassung 1817 verworfen. Erst 22. Scpt. 1819 wurde ein dritter Entwurf (von den Ständen zuvor geprüft) angenommen, und so eine Gesammtvcrfassung nach des Königs eigenem Willen auf dem Wege des Vertrags zu Stande gebracht. Das Königreich war schon vorher in 4 Kreise (Neckar-, Schwarzwald-, Donau- und Jaxt-Krcis) getheilt, die Leibeigenschaft auf- gehoben, eine Organisation den Gemeinden gegeben worden. Die Verfassung war wirklich liberal. Die Ständevcrhandlungen in der zweiten Kammer waren öffent- lich ; aber die volle Preßfreiheit mußte nach 7 Tagen zurückgenommen werden. An Gesetzen fehlte es nicht; man zählte von 1806—1831 nicht weniger als 5661 ! Doch waren diese noch keine Bürgschaft für des Landes Glück, wenn nicht eine des- sere Gewähr in der Tüchtigkeit der Regierung und der Kernhaftigkeit des Volkes läge. Unter den verschiedenen Landtagen war der vom 15. Jan. bis 22. März 1833 der lebhafteste, wo ein Menzel, Uhland, Pfizer, Römer, Mayer, Pahl u. A. vergeblich ihre Talente aufboten. Der Landtag wurde aufgelöset. Der nächste

11. Theil 2 - S. 648

1827 - Leipzig : Fleischer
. £48 den die meisten ausländischen Bücher verboten, und Alle streng bestraft, die nach seiner Meinung zu frei gesprochen hatten. Ec ließ sich von den in Rußland wohnenden Malthesern zum Groß- meister des Ordens ernennen, nahm den Grafen von Provence, der sich seit des Dauphins Tode Ludwig 18. nannte, und bis- her in Blankenburg am Harze gewohnt hatte, in Mietau auf, schloß mit den Türken, Engländern und Ocstreichern ein Bund- nkß, und rüstete sich zum Kriege gegen Frankreich. Die Seele dieses großen Bündnisses, an welches sich auch Portugal und Sicilicn anschloß, war England, und besonders dessen erster Minister, der jüngere Pitt. Nur Preußens friedliebender Kö- nig weigerte sich entschieden, dazu zu treten. 3m Januar 1799 traf ein russisches Heer unter Suwa- row in Mähren ein, und Erzherzog Karl stellte sich an die Spitze der östreichifchen Truppen. Das Directorium erfuhr dies kaum, als es verlangte, die deutschen Fürsten sollten sogleich die Russen aus Deutschland entfernen; sonst drohte es mit einem Kriege. Dasselbe forderte es vom Kaiser Franz, und da keine Antwort darauf erfolgte, so erklärte es den Krieg, und Iour- dan und Bernadotte brachen über den Rhein in Deutsch- land ein. Dies Mal erreichten die Franzosen ihren Zweck nicht; denn Erzherzog Karl schlug den General Iourdan in mehreren Gefechten, besonders in dem Treffen bei Stockach, und trieb ihn über den Rhein zurück. Auch Bernadotte mußte sich über diesen Strom zurückziehcn. Beide legten ihre Stellen nie- der, und hatten General Massen« zum Nachfolger, der sich eben durch die Eroberung von Graubünden Ruhm erworben hatte» Ehe der Krieg andere Begebenheiten herbciführte, ereignete sich der Gesandte nmord in Rastadt, und zog die Augen von ganz Europa auf sich. Es hatten nämlich die Gesandten der deutschen Fürsten und des Direktoriums bis jetzt ihre Unterhand- lungen in Rastadt fortgesetzt, aber ohne Erfolg; denn die Fran- zosen behandelten die Deutschen mit einem empörenden Uebcrmu- the, und hatten diese auch den Forderungen jener nachgcgebcn, und glaubten nun alle Schwierigkeiten besiegt zu haben, so ka- men die französischen Gesandten wieder mit neuen Forderungen. Dennoch blieben sie beisammen, weil die Deutschen ihren guten

12. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 134

1914 - München : Oldenbourg
— *34 — Erregt harrten die Bauern der Dinge, die da kommen sollten. Da erschien eine kleine französische Abteilung unter einem Major irrt Dorf um zu fouragierert. während die Mannschaft wartete, ging der Schultheiß mit dem Offizier in den Erthalschen £?of, wo sich das gemeindliche Baser-magazin befand. Indessen scheinen die Soldaten die Däuser plündernd durchsucht zu haben. Die von den vorhergegangenen Drangsalen erbitterten Bauern fielen über die piürtderer her, töteten einige und trieben die anderen in die Flucht gen Hammelburg zu. Auf ihrem Rückzug statteten die Franzosen der Kessenmühle einen Besuch ab. Deren Bewohner flohen in größter Hast den Berg hinan und waren bald im Nebel verschwunden. In der Überstürzung aber vergaßen die Müllersleute, ihre beiden Knaben von 5 und 7 fahren mitzunehmen. Die Franzosen schlugen in der Mühle alles zusammen, schnitten die Betten auf, streuten die Federn umher und eigneten sich Geld und Wertsachen an. Den beiden Kindern jedoch taten sie nichts zuleide. Die Soldaten nahmen die Kleinen mit nach Z?ammelburg und übergaben sie einem dortigen Bürger. Inzwischen kam der Major von der Besichtigung des Bafermagazirts zurück. Bei Baus Nr. 83 umringten ihn die wütenden Bauern. Der Offizier wollte die erregte Menge begütigen. (Einer der Bauern jedoch schlug ihn nieder, worauf der fanatisierte Bause das unglückliche Opfer der Volksjustiz zur „Tränk" schleifte, in die Cehulba warf und mit Mistgabeln so lange unter Wasser hielt, bis das letzte Todesröcheln verstummt war. Seiner Mutter habe er noch im letzten Augenblick gedacht, erzählten später die Leute, die den Aufschrei zu Gott „o mon Dien l“ nach ihrer Art deuteten. Sofort gingen nun (Eilboten in die Dörfer des oberen Thulbagrundes um die dortigen Bewohner zur Bilfe im Kampf gegen die Marodeure herbeizurufen. Bereitwillig sandten Obererthal, Cehulba, Frankenbrunn und Reit bewaffnete Mannschaft nach Untererthal. So verstärkt, erwarteten die Bauern in zuversichtlicher Stimmung die Ankunft weiterer Banden. Denen wollten sie schon zeigen, wie derbe Bauernfäuste Haus und Hos zu verteidigen wissen! Daß beinahe die ganze französische Armee nahte, davon hatten sie allerdings keine Ahnung. Die verscheuchten Soldaten meldeten dem bereits in Bammelburg angelangten General Iourdan den Überfall in Untererthal. Dieser sandte daraufhin eine starke Truppe um das Dorf zu stürmen und die Erschlagenen zu rächen. Die bei Untererthal versammelten Landleute bemerkten die nahende Streitmacht der Feinde rechtzeitig. Aber immer noch in dem Wahn befangen, nur einen Sausen zuchtloses Gesindel vor sich zu haben, setzten sie sich energisch zur Wehr. Als jedoch die geschulten Soldaten entschlossen gegen die Verteidiger vorgingen, brach der Widerstand schnell zusammen. 3n wilder Flucht liefen die Bauern auseinander, nur darauf bedacht, das Leben zu retten. Die Franzosen schossen nieder, was ihnen vor die Flinte kam. Auf dem „Steinlich" versuchte ein mutiges Bäuflein nochmals

13. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 293

1840 - Münster : Coppenrath
293 Feind, drängen ihn über die Brücke zurück, und Bonnparke ist gerettet. Zu gleicher Zeit erschien plötzlich eine französische Ko- lonne im Rücken des östreichischen Heeres, welches, hierüber in Bestürzung gesetzt, die Flucht ergriff. Diese dreitägige Riesenschlacht entschied auch über Mantuas Schicksal. Nachdem Wurmser alle Hülfsmittel des Muthes und der eisernen Beharrlichkeit erschöpft hatte, mußte er sich, aus Mangel an Lebensmitteln, im Februar 1797 , mit der Besatzung von 20,000 Mann kriegsgesangen ergeben. Nach Mantuas Eroberung nahm Vonaparte im schnellen Siegeszuge auch Vene- dig weg; und jetzt stand ihm nichts mehr im Wege, nach Ost- reich auszubrechen, und so, dem Plane gemäß, mit Iourdan und -Moreau sich zu vereinigen. Aber ganz anders stand die Sache der Franzosen in Deutsch- land. Hier hatte sich des Kaisers eigener Bruder, der helden- müthige Erzherzog Karl, an die Spitze des Heeres gestellt lind den General Iourdan in mehren Schlachten so nachdrücklich ge- schlagen, daß dessen ganzes Heer in verwirrter Flucht nach dem Rhein eilte. Die Niederlage des Iourdanschen Heeres nöthigte auch Moreau, der schon bis München vorgedrungen war, zum Rückzuge, der jedoch seine Schlafe mit neuen Lorbeeren bekränzte. Denn er, welchen die Welt schon für verloren hielt, zog sich zu- rück wie ein Löwe, der seine Verfolger durch stolze Haltung in ehrerbietiger Ferne halt und die verwegen sich Nahenden in schnellem Umwenden zerreißt. Jetzt schickte der Kaiser seinen sieg- reichen Bruder nach Italien, um dem heranstürmenden Korsen die Spitze zu bieten. Allein diesem Helden war Karl nicht ge- wachsen. Er zog sich unter steten- Kämpfen zurück, und der Schauplatz des Krieges näherte sich schon der Hauptstadt Wien. Beide Parteien wünschten endlich den Frieden, der erst zu Leo- den an der Muhr unterhandelt, dann zu Campo Formio, einem adeligen Gute bei Udine im Venetianischen, am 17. Oc- tobcr 1797 förmlich abgeschlossen wurde. Zn diesem Frieden trat Ostreich Belgien und seine Besitzungen in Italien ab und erhielt dafür den größten Theil der ehemaligen Republik Venedig.

14. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 310

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
310 Zeitalter der Revolution. Dugommier wurde Bonapartcs Namen zum erstenmale öffentlich ge- nannt. Der Krieg gegen das Ausland (1793 und 1794). So wurden die inneren Feinde zerschmettert und gleichzeitig mar- schierten zahlreiche Armeen gegen die Oesterreicher, Preußen, Spanier und die anderen vielnamigen Feinde, und auch auf dieser Seite trium- phierte die Republik. Ein österreichisches Heer unter Koburg und Klairfait belagerte die Festung Maubeuge, ein englisches unter dem Herzog von-Jork Dünkirchen an der Nordsee; das österreichische wurde von Iourdan bei Wattignies zurückgetrieben (15. Okt.), das englische von Houchard bei Hondskooten (8. Sept.) vollständig geschlagen. Nicht so glücklich waren Moreau und Ho che gegen den Herzog von Braun schweig bei Pirmasens und Kaiserslautern (29. und 30. No- vember), aber sie wurden bald ansehnlich verstärkt, bis sie endlich durch- brachen und die Preußen und Oesterreicher aus dem Elsaß über den Rhein zurückwarfen (letzte Tage des Dezembers 1793). Die Preußen wirkten jenseits des Rheins mieden Oesterreichern so wenig zusammen als die Engländer in den Niederlanden. Im Frühjahre 1794 kam Kaiser Franz Ii. selbst in die Niederlande; sein Heer siegte bei Cha- tillon und Landrecis, wo sich der jugendliche Erzherzog Karl aber- mals auszeichnete. Aber das englische Heer unter Jork that nichts und die Niederländer zeigten den guten Willen nicht, welchen der Kaiser er- wartet hatte; unmuthig ging er deßwegen nach Wien zurück. Hierauf schritten die Franzosen zum Angriff. Pichegrn griff Klairfait bei Kortryk an und warf ihn, weil der Herzog von Port für gut fand, ferne zu bleiben. Bei Tournay bekämpfte Pichegru den Herzog von Koburg in einer mörderischen, doch unentschiedenen Schlacht, am 26. Juni aber siegte Iourdan bei Fleurus. Langsam zogen sich die Oester- reicher, denen die preußische Armee, die unter Möllendorf von Mann- heim bis Koblenz stand, keine Diversion machte, über die Maas und Roer; Mastricht mußte sich au Kleber ergeben, die Oesterreicher gingen über den Rhein zurück und hielten nur Düffeldorf besetzt. Valenciennes, Konde, Verdun, Longwy, Ouesnoi ergaben sich an das kleine Belage- rungsheer der Franzosen unter Scherer; die Drohungen des Konvents, alle Fremden zu tödten, welche eine Festung der Republik nicht augenblick- lich übergeben würden, hatte eine solche Wirkung auf die Kommandanten hervorgebracht. Mit dem Schluß des Jahres 1794 war der Boden der Republik von dem Feinde gänzlich gesäubert, standen die republikanischen Armeen unter Michaud, Iourdan und Pichegru von Speyer bis Hol- ländischbrabant.

15. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 332

1845 - Halle : Anton
332 einem Guerillasheere, andere Anfürer mit geretteten Trüm- mern der neapolitanischen Armee und 500 Russen und Türken heranzogen; das Volk die Revolutionärs ohne Un- terstützung ließ, und so die Stadt Neapel bereits am 13ten Abend wider in die Gewalt der Königlichen kam, die un- ter Unordnung und Gräueln aller Art bis zum 17ten darin hausten; dann die Ruhe herstelten. Das Castell» nuovo und das dell'uovo capitulirten bald; das von St. Elmo am Ilten Juli; Capua am 28ten, Gaeta am 30ten Juli. Anfangs August war das ganze Reich wider unter König Ferdinands Botmäßigkeit. Cardinal Ruffo ward Vicekönig.' In der Zeit, wo die Franzosen im Neapolitanischen gesigt, eine neue Filialrepublik in der parthenopeischen ge- stiftet hatten, brach Frankreich auch mit Oestreich, was sich deutlich den Feinden Frankreichs angeschloßen hatte. — Anfangs März 1799 erklärte es dem Kaiser den Krieg. Eine russische Armee unter Suwarow drang, nachdem sie auch ein östreichisches Armeecorps an sich gezogen nach Oberitalien vor, und in Deutschland began der Erzherzog Karl die Kriegsoperationen, nachdem Massena zuerst in Graubünden eingedrungen war, und mehrere Teile des französischen Heeres selbst Tirol angegriffen hatten, auch noch im März am Rhein. Er schlug die Franzosen unter Iourdan am 2lten März bei Ostrach, am 25ten bei Stockach *), drang (nachdem er Iourdans Armee erst noch langsam über den Rhein zurükgedrükt hatte) in die Schweiz bis Zürich vor, und trib (nachdem er fast einen Monat mit nuzlosem Zaudern verloren) Massena, der ihm hier, als er Bünden aufgegeben, entgegentrat, vom 4ten zum 6ten Juni zurük. Schon vor dem Zusammentreffen in der Schweiz berief das Directorium im April seine Gesandten von Rastadt ab, der Congress löste sich am 8ten April auf. ') Freilich warm es zame Size — wie v. Clausewitz von dm Schlacht bei Siockach sagt: ,,oh»e auc Lrophacn, ohnc Veriuch- rung feindlichcr Streirtrafte, fast ohne alle moralische Wirkung. Ein einziges Gcschuz hattm die Ocstrcicher genommen, dagegen zwcic vcrloren; der Lcrlust an Todten, Verwundeten und Gefan- Zcnen wird auf beiden Seiten zimlich glcich gewesen sein d. h. zwischcn 4 und b000 Man detragen haben."

16. Theil 2 - S. 259

1821 - Nürnberg : Campe
259 den Rückweg finden konnten. Erzherzog Karl folgte ihnen auf dem Fuße nach und fchlug sie nochmals bei Würzburg, verließ sie auch nicht eher, als bis sie wieder über dem Rheine waren (1796). General Moreau, der schon bei München von den Generalen Fröhlich und Furstenberg angegriffen worden war, mußte, auf die Nachricht von Iourdans Niederlage, eiligst seinen Rückzuge antreten, um nicht abgeschnitten zu werden. Er führte sein Heer, weil er auf der gemeinen Landstraße Aufenthalt durch feindliche Truppen besorgte, durch die rauhesten, unwegsamsten Ge- birge an den Rhein zurück, konnte diesen Strom aber doch nickt erreichen, ohne erst dem Erzherzog Karl, der sich schnell von dem Niederrhein nach dem Oöerrhein ge- zogen hatte, noch eine Schlacht bei Emmen dingen zu liefern, in welcher wieder die Teutschen siegten. Gleich- wohl führte der geschlagene Moreau sein Heer im An- gesichte des Feindes in voller Ordnung über den Fluß, und erwarb sich durch seinen meisterhaften Rückzug, den Ruhm eines der geschicktesten Feldherren (Sept. 1796)- Wer hätte bei der erfreulichen Wendung, den der Krieg in Teutschland genommen hatte, glauben sollen, daß in dem folgenden Jahre ein so nachtheiliger Frieds erfolgen würde? — Dieser Friede wurde durch Buo- naparte von Italien her erzwungen. Mantua war am 2. Fcbr. 1797 gefallen. Dem französischen Feldherrn stand also wieder sein ganzes Heer zu Gebote und er hatte noch Verstärkung durch die Generale Bernadotte und Massen a erhalten. Ihm gegenüber übernahm jetzt der siegreiche Erzherzog Karl den Oberbefehl. Sein Heer aber war zu schwach gegen die vereinten Kräfte seiner Feinde; er wurde von Posten zu Posten bis über die Gebirge nach Steiermark zurückgedraugt. Die Fran- zosen besetzten Klagenfurt und kamen bis nach Juden- R 2

17. Bis zum Frieden von Campo Formio - S. 624

1824 - Berlin : Duncker & Humblot
624 erlittenen Verluste natürlich in das Gefühl und in die Lage gänzlich Besiegter. Bald befand sich das ganze verbündete Heer im entschiedensten Rückzüge. Brüssel wurde dem Feinde überlassen, die Englän- der und der Prinz von Oranien dachten nur dar- an, Holland zu decken, die Oesterreicher, sich in die Nähe von Cöln utfo Coblenz, ihren Verbin- dungspunkten mit Deutschland, zu versetzen. Und jede dieser getrennten Armeen vermehrte das Miß- liche ihrer Lage noch durch lang ausgedehnte Ver- theidigungöstellungen, durch welche sie die Lander in ihrem Rücken decken wollte, und sich selbst nur der zerstückelten und rühmlosen Auflösung Preis gab. Trotz aller Fehler, welche die Französischen Generale begingen, ward in Folge dieses unseligen Systems, der Herzog von Port durch Pichegru hinter die Dyle, und bald hinter die Schelde bis nach Breda getrieben, ohne daß er sich einen der altberühmten Plätze dieses Landstrichs zu bewahren vermochte; selbst die Citadelle von Antwerpen fan- den die nachziehenden Franzosen geräumt. Ko- burg, von Iourdan und Kleber verfolgt, zog, sich über Lüttich, dessen Bewohner sogleich für die ein- rückenden Franzosen zu den Waffen griffen, nach Mastricht, wo er Halt machte, um den Uebergang über die Maas zu vertheidigen. Aber die Franzö- sischen Armeen drangen nicht weiter vorwärts, weil der Wohlfahrtsausschuß Befehl ertheilt hatte, ehe man den Feind verfolge, vorher die in seinem Be- sitz befindlichen Festungen Eond6, Valencienneö, Queönoi und Landrecies um jeden Preis wieder zu ge-

18. Aus der Heimat - S. 224

1910 - Nürnberg : Korn
— 224 — Da hielten die Pfleger im Kloster Rat, um einen Anführer zu wählen. Schon von vier Uhr abends hatte es gedauert, und wie sie nun nicht einig werden konnten, da kam nach Schäftlarn ins Kloster der Hauptmann Matthias Mayer, einen Stecken in der Hand, und sagte zum Abt: „Die Prälaten von Polling und Bernried bitten um Verzeihung, daß sie keine Leute schicken; sie fürchten, die Tiroler fallen ins Land." — Er wisse nichts von der Sache, antwortete der Abt furchtsam, die Bauern seien schon zwei Tage im Kloster; er möge hinausgehen in den Saal und dort selber sehen, wer ihr Kommandant sei; dem möge er alles sagen. Draußen standen zwei Schildwachen vor der Tür, die sagten, der Hauptmann möge zu ihrem Kommandanten hinaufkommen. Wie er nun in das Zimmer kam, da faßen an einem Tische beisammen der Jägerwirt, der Pfleger von Tölz und andere. „Bist du endlich da?" fragte der Kommandant Honys. — „Ich habe gemeint, ihr wäret schon marschiert," antwortete Mayer, „sonst wäre ich nicht gekommen!" Da verlangten sie alle er müsse ihr oberster Hauptmann sein, schon heute und morgen. Fünfmal weigerte er sich, aber sie sagten: „Wir müssen einen haben, der oberster Hauptmann ist!" Er aber antwortete: „Zieht euch zurück! Ihr seid zu schwach. Ihr habt keinen Proviant, keine Munition, viele haben kein Gewehr, die meisten nur Gabeln und Sensen oder einen Stecken." — Und er schlug ihnen einen Franzosen vor, den der Kursürst heimlich geschickt hatte. „Der kann nicht deutsch!" riesen sie. „Also Honys!" sprach Mayer. „Der kann dann Unterkommandant sein!" riefen sie. Am andern Morgen fragten sie ihn zum sechsten Mal. „Wenn ich gefangen werde," antwortete er, „geht es mir als Rädelsführer an den Kragen. Ich gehe mit, aber nicht als Kommandant!" — Da hielten ihn: die Schützen das Gewehr auf die Brust: „Du mußt! Der Houys soll neben dir zweiter Kommandant sein; denn der weiß alles!" Nun ließ Mayer zum Aufbruch blasen; einer nach dem andern erhoben sich die Haufen zu Ober- und Niederschästlärn und in den nahen Dörfern. Als sie nach Bayerbrunn kamen, war der oberste Hauptmann besorgt und fragte den Jägerwirt: „Was soll in München geschehen, Hans?" — „Wir werden der Stadt das Wasser nehmen," sagte der Jägerwirt; „den Jsartnrm greifen wir an, ziehen gegen das Gehölz vor und stellen uns so auf. Die in der Stadt werden in der Nacht ein Zeichen mit zwei Raketen geben. Beim weißen Bräuhaus sammeln sich alle Bierbrauer, am Anger die Studenten, bei den Franziskanern die Bürger. Wenn wir ihnen das Wasser ge-

19. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 300

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
300 27. Die sociale Bewegung in Großbritannien. stablerstab zu tragen. Die Chartisten, aus den verschiedenen Theilen der Stadt herbeikommend, versammelten sich endlich an ihrem Be- stimmungsorte. Man hatte 150,000 Menschen erwartet; es fanden sich aber nur 25,000 ein, welchen etwa 10,000 von der Neugierde herbeigelockte Zuschauer zuzurechnen waren. Der Führer Feargus O'conno r wurde ausgefordert, sich zu dem Polizei-Vorstände May ne zu begeben. Dieser machte ihm bekannt, daß die Abhaltung der Versammlung geduldet werden solle, wenn er sich für den friedlichen Verlauf verbürge; der Zug nach Westminster werde aber mit Gewalt verhindert werden. Die bestürzten Chartisten sahen ihr ganzes Vor- haben vereitelt. Die Versammlung, welche nur des Zuges wegen veran- staltet worden, war nun zwecklos und ging bald in Verwirrung aus- einander. Mißgeschick verfolgte diese Petition selbst bis in das Haus der Gemeinen hinein. O'connor behauptete bei der Ueberreichung, daß 5,706,000 Unterschriften vorhanden seien. Wenige Tage später wurde aber die wirkliche Zahl 1,900,000 festgestellt, von denen viele dieselbe Hand verriethen, andere fingirt, scherzhafte und unverschämte Nachbildungen waren: die Namen der Königin, des Herzogs von Wellington, der von Sir Robert Peel und anderer waren verschie- dene Male von fremder Hand unterschrieben. Das Mißlingen der Chartisten-Agitation lieferte wiederum ein Beispiel der Aussichtslo- sigkeit einer Sache, welche weder eine Partei im Parlament, noch die aufgeklärte öffentliche Meinung für sich hat. d. Die Agitation zur Aufhebung der Korngesetze.*) Die englischen „Korngesetze" waren seit 1815 wiederholt Gegenstand der Discussion geworden. Sie hatten unter der commerciellen und industriellen Bevölkerung eben so entschiedene Gegner, wie in der landbesitzenden Aristokratie eifrige Vertheidiger. Nachdem im Jahre 1773 eine Parlamentsacte den seit Karl 11. bestehenden Schutzzoll bedeutend ermäßigt hatte, wurde 1815 an die Stelle des Protections- Systems sogar ein Prohibitivsystem eingeführt, welches für das ohne- hin schon schwer besteuerte Volk sich äußerst drückend erwies und 1828 der sog. slidiug scale weichen mußte, einer Maßregel, welche den Schutzzoll von der jedesmaligen Höhe der Kornpreise abhängig machte. Nachdem 1832 durch die Reformbill das politische Monopol der Aristokratie gestürzt und ein großer Theil ihrer Macht an die Mittel- klassen übergegangen war, glaubten einzelne tiefer blickende Männer auch das ökonomische Monopol der Aristokratie beseitigen zu können, und zwar aus directem Wege, während der Chartismus den in- directen Weg mittelst weiterer Ausbildung der Parlaments-Reform einschlug. *) Zum Theil nach „Unsere Zeit, deutsche Revue der Gegenwart", 1865.

20. Bd. 1 - S. 231

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
64. Pästum. 231 Gartenzierrathen gelassen hat, ist dagegen sonst der gesammte Vorrath der in den ausgegrabenen Tempeln und Privathäusern vorgefundenen Dinge, die Wandgemälde, die Mosaikböden, die Stätuen, die Tempelgeräthschasten, die Schmucksachen, das Haus- und Küchengeräthe durchgehend fortgeschafft und in das Mufeum auf dem Schlosse zu Portici, später in das Museum zu Neapel gebracht worden, wo diese Denkmäler, gut geordnet und prachtvoll aufgestellt, einen unerschöpflichen Schatz von Belehrung über das öffentliche und häusliche Leben der alten Bevölkerung Unteritaliens bilden. 64. pästum. (Nach Karl Aug. Mayer, Neapel und die Neapolitaner, bearbeitet vom Herausgeber.) Pästum, wahrscheinlich von den Tyrrhenern gegründet, gehört zu den ältesten Städten Italiens. Flüchtige Sybariten siedelten sich hier an und nannten die Stadt nach ihrem Meergotte Poseidonia. Als die Römer sie eroberten (274 v. Chr.) und eine Colonie dahinsandten, stellten sie den alten Namen Pästum wieder her. Wegen des milden Klimas pflegten hier die Großen den Winter zuzubringen. Im Mittelalter zerstörten die Sarazenen die Stadt (915), als sie aus derselben vertrieben wurden, und die Trümmer dienten als Material zu benachbarten Bauten. Die Gegend, wo, wie die alten Dichter sangen, die Rosen zweimal blühten, verwandelte sich in eine Wildniß, in welcher Büffelheerden Hausen, die, bald am Wege liegend, bald in niedrigem Gebüsch oder Sümpfen halb verborgen, den Wanderer an- starren, als wollten sie ihm sagen: „Was suchst Du hier bei uns? Hier ist unser Gebiet/' Die Hirten, welche sich allein unter die wilden Thiers wagen, machen sich in Sommernächten, wo die Malaria am gefährlichsten ist, Feuer, um die Luft zu reinigen. Von Fremden wird diese verpestete Gegend nur besucht, um die drei Tempel im ältesten dorischen Stil zu sehen, welche der Zeit besser getrotzt haben, als die meisten griechischen Bauwerke, und obgleich nicht besonders groß, doch durch die edle Einfachheit der Verhältnisse gewaltiger erscheinen, als die meisten antiken Gebäude Italiens. Ziemlich fern von den zwei anderen Tempeln liegt der Cerestempel, der kleinste und wahrscheinlich neueste unter ihnen. Er hat sechs Säulen am Giebel und 13 auf den Seiten. Von reinerem, Stile ist der Neptuns- tempel, eines der schönsten antiken Gebäude, die uns erhalten worden sind, voll einfacher Erhabenheit und Majestät. Diese Riesensäulen, die unten 2 Meter breit sind, tragen nun schon Jahrtausende die ungeheuren Stein- blöcke der Architrave, und scheinen der Zeit noch eben so lange trotzen zu wollen. Der Tempel hat am Giebel 6, auf der Seite 14 Säulen und ist