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1. Vorschule der Geschichte Europas - S. 147

1834 - Berlin : Enslin
147 Landes bewohnten und in Böhmen, Mahren und Sach- sen mit den Grenzen des Frankenreichs zusammenstie- ßen, wo denn die Sorben, eine einzelne ihrer Völker- schaften, die Gegenden von dem heutigen Meißen ein- nahmen. Und gerade in den Zeiten des Königs Dago- bert war in dieser Slaven-Gegend eine besondere Er- scheinung, nämlich die Entstehung eines größeren Rei- ches, zu welchem eine Reihe dieser Völkerschaften ver- einigt waren, und über welches, von dem heutigen Mahren aus ein König Samo herrschte. Mit diesem König Samo nun gerieth König Dagobert, dessen Ge- sandten jener beleidigt hatte, in Krieg, welcher aber für das Frankenreich glücklich ausging, so daß also durch denselben die Grenze der christlichen Welt im Westen ge- gen das Heidenthum im Osten gesichert und befestigt wurde. — Und war dieses nun eben ein Verdienst, wel- ches den Kriegsheeren des damaligen Frankenreichs bei- zumessen ist, daß sie nämlich zum Schutz der Christen- heit fochten, so zeigte sich in diesen Zeiten des sieben- ten Jahrhunderts in dem Frankenreiche noch eine an- dere dem aufblühenden Christenthume -wohlthatige Er- scheinung, an welcher aber auch England und seine Nachbarinsel Irland gar großen Antheil hatten. In England breitete sich die christliche Religion seit ihrer neuen Gründung durch Augustinus mit dem Laufe die- ses Jahrhunderts nicht nur über alle die sieben König- reiche aus, die indeß unter manchen Königen fortbe- standen hatten, sondern es gingen jetzt auch wieder aus diesem Lande, so wie aus dem benachbarten Irland, wo noch von den Römerzeiten her das Christenthum geblieben war, fromme und eifrige Glaubensboten aus, kamen nach dem fränkischen Reiche herüber, und be- gaben sich vorzüglich in die Ostländer dieses Reiches, nach Friesland, Baiern und Schwaben, wo noch viele Unterthanen des Frankenkönigs im Heidenthum lebten, um dieselben zur christlichen Riligion zu bekehren, und die Ausbreitung derselben nach dem Osten des Welt- theils hin zu betreiben. So kamen der heil. Columban und Gall schon in den Zeiten der Königin Brunhild nach Schwaben und in die Schweiz, dann in den Zeiten nach König Dagobert der heil. Emmeran nach Paiern und

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1. Ausser den noch übrigen Theilen von Europa, ganz Asien, Afrika, Amerika und Südindien - S. 445

1782 - Halle : Gebauer
44 J Großbritannien und Irland. leicht die am wenigsten einträglichen Pfarrstellen in England, und vielleicht in Europa. Man findet hier eine Pfründe, welche jährlich 24 Thaler dem Geistlichen, nebst ein paar hölzernen Schuhen einbringt; überdies hat noch der Pfarr das Recht eine Gans auf die Wiese zu schicken. In dieser Grafschaft ist der schon erwähnte merkwürdige Kanal des Herzogs von Bndae-- rvater 1759 angelegt worden. Iti der Gegend von Bar- tcmbrüok ist der Kanal in die Luft angelegt, denn er ist so hoch als der Gipfel der Bäume. In eben dieser Landschaft ist'wülendermere der größte Landsee in England. Seine Länge wird auf 15 engl. Meilen angegeben. Seine Breite ist ungleich, und weit geringer. Vor heftigem Winde und Regenwcttec bemerkt man in demselben ei- nen Seezug, der gegen den Wind eine entgegengesetzte Rich- tung nimmt. Wenn man besonders die Netze tief ins Was- ser läßt, so kann mans an denselben weit eher als auf der .-Oberfläche des Wassers merken. Ausser einigen kleinen Inseln ist eine grosse darinnen. Noch vor io Jahren glaubte man, so wie ehemals vom Blautopf in Schwaben, daß er ganz uner- gründlich wäre. Seit dem Jahre 1772 ist cs bekannt, daß seine größte Tiefe nicht über 90 Fuß beträgt. 89) Lancaster (Lankaster), am Flusse Lon. Die Einwohner treiben starke Handlung nach Guinea und Westin- dien. Aus dieser Gegend werden auch auf 10000 Scheffel Kartoffeln nach dem mittelländischen Meere ausgefahren. Manchester (Mantschester), am Flusse Irwel; eine ziem- lich grosse volkreiche und wohlhabende Stadt, die wegen ibrer ansehnlichen Sammet-, Plüsch-, Seidenstoffen - und Bandfa- briken berühmt ist. Die Einwohner, die fleh in der Stadt da- mit beschäftigen, sotten sich auf 30000 belaufen, und auffec der Stadt nabren sich auf 50000 Personen davon. Die allge- meine Niederlage derselben ist in der Stadt, in welcher sich auch ein grosses Werkhaus, wo alle Zeuge gefärbt werden, findet. Die Bandstühle sind so künstlich eingerichtet, daß ein einziger Mensch auf einmal 20 und Mehrere Stücke auf denselben ver- fertigen kann. Xvarrlnzton ist wegen der Glashütten, Se- geltuch-, Nehnadel-und Zuckerfabrik bekannt, und treibt an- sehnlichen Handel. 40) Lcverpool (Liverpuhl) hat 6000 Hauser und 30000 Einwohner. Sie har einen Seehafen, welcher nach dem Londoner vielleicht der wichtigste in Absicht des Handels ist. ’ •' , Bey

2. Die deutsche Geschichte - S. 28

1837 - Mannheim : Schwan [u.a.]
28 Gemüth der Deutschen hingegen war frisch und kräftig; ihr gesundes Herz wurde mit warmer Liebe für den Erlö- ser erfüllt und ihr einfacher Sinn faßte seine Lehre aull- einfach und rein auf. Die wandernden deutschen Völker, Gothen, Bur- gunder, Langobarden, hatten das Christenthum ange- kommen, so wie sie mit den Römern in nähern Verkehr llamen, (im vierten Jahrhundert). Ulphi las, ein ge- borner Deutscher, welcher der gothischen Sprache kundig war und sich unter den Römern viele Wissenschaften erwor- den hatte, lehrte, so viel wir wissen, seine deutschen Mitbrüder, die ihn bei einem Einfalle in das römische Ge- riet zum Gefangenen machten, zuerst eine ordentliche B u ch- -sta benschrist, und übersetzte einen großen Theil des neuen 'Testaments in die Sprache der Gothen, und so breiteten sich mit dem Glauben an den Heiland der Welt, mildere Gesin- nungen und Sitten schnell unter ihnen aus. Bei den Franken war das Christenthum seit Klodwigs Bekehrung (496) ausgebreitet; doch standen diese am we- nigsten im Rufe vorzüglicher Gottesfurcht und Sittenrein- hcit; es war noch viel Rohheit unter ihnen. Sie gaben sich auch keine Mühe das Christenthum unter den übrigen deutschen Völkern, die unter ihre Herrschaft kamen, zu ver- breiten. Zu den Baiern, Allemannen und Thüringern muß- ten die Verkündiger des Evangeliums aus einem fernen Lande kommen. Fromme Männer aus England, Schott- land und Irland predigten diesen im 7. und 8. Jahrhun- dert die christliche Lehre mit großem Eifer, und sogar mit Gefahr ihres Lebens. Solche Männer waren Colu mbanus lind Gallus, Irländer, welche im Jahre 610 in Schwaben und in der Schweiz auftraten und da die christliche Religion gründe- ten. Dem letzter« zu Ehren wurde etwa 50 Jahre nach seinem Tode die berühmte Abtei St. Gallen am Bodensee errichtet. — Fast zugleich mit ihm lehrte E m m eran, ein geborner Franzose, die christliche Religion in Baiern, und von ihm hat das berühmte Stift Emmeran in Re- gensburg seinen Namen. — Später als diese, beiläufig im Jahre 680, kam der edle Schotte Kilian mit seinen Gefährten K o l o n a t und T o t n a n , nach Franken und zwar nach Würzburg an den Hos des damaligen Herzogs Gotzbert, welcher das Herzogthum Franken und Thüringen

3. Bd. 3 - S. 164

1844 - Leipzig : Kollmann
r — L64 — mit ihm theilcn sollte. Sobald er glaubte, sie beweise irgend Jemandem außer ihm ein besonderes Wohlwollen, ward er launisch und verdrießlich, ja, verletzte selbst die seiner Monarchin schuldige Ehrerbietung. Als er einst im geheimen Rathe mit ihr über die Besetzung der Statthalterschaft in Irland stritt, vergaß er sich so weit, daß er ihr, weil sie seine Vorschläge verwarf, auf eine verächtliche und beleidigende Art den Nucken zukchrte. Elisabeth, heftig und zum Jähzorn geneigt, entbrannte von Ingrimm, sprang'auf und gab ihm eine Ohrfeige, die sie noch mit einem beschimpfenden Ausdrucke begleitete. Uebermannt von Schmerz und Ehrgefühl über eine so schmähliche Behandlung schlug Essex an seinen Degen und schwur, daß er selbst von Heinrich Viii. eine solche Beleidigung nicht würde ruhig ertragen haben, eilte auch sogleich fort, um nie wieder an den Hof zu kommen. Der Kanzler, Lord Eg ertön, ein Freund des Grafen, rieth ihm in einem Schreiben, die Königin zu versöhnen, um sich nicht der Willkühr seiner Feinde und deren Cabalen hinzuge- den. Essex aber antwortete mit Heftigkeit, daß cs weder mit seinen Begriffen von Ehre, noch von Religiosität vereinigt werden könne, eine solche Beschimpfung ruhig zu erdulden. Diesen Brief zeigte Egerton seinen Freunden, die unvorsichtig genug waren, Abschriften davon bekannt zu machen. Dennoch war ungeachtet dieser verstärkten Reizung die Parteilichkeit und An- hänglichkeit der Königin an ihren Liebling so überwiegend, daß sie ihm ihre volle Zuneigung bald auf's Neue schenkte. Er erschien bei Hofe begünstigter, als ehemals, besonders da sein alter Geg- ner, der Lord Burleigh, während der Zeit gestorben war, und gewiß hätte künftig auch nichts als eigene Unbesonnenheit fein wohlbefestigtcs Ansehen erschüttern können. Aber er beleidigte sehr bald die Königin abermals, und zwar, als sie ihm gerade eine Gelegenheit gegeben, bei Anlaß eines Aufstandes in Irland neue Lorbeeren zu sammeln. England hatte schon seit vierhundert Jahren über diese In- sel die Rechte der Oberherrschaft ausgcübt; aber der rohe Geist der Eingcborncn, wie der geringe Ertrag dieser Acquisition hat- ten stets die Monarchen von England veranlaßt gehabt, auf die- ses Reich nur wenigen Werth zu legen *). Die Bewohner des- *) Die Behauptung von Irland kostete Elisabeth zwei Dritttheile mehr,

4. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 920

1874 - Mainz : Kunze
920 Europa — Brittisches Reich. der römischen zu vereinigen, eroberte. Die Häuptlinge der Insel erkannten sich als Basallen, der größte Theil des Grundbesitzes wurde unter den erobernden Adel ver- theilt und das Volk zur Hörigkeit herabgedrückt, die Ostküste (the pale) ward unmittel- barer englischer Besitz und von englischen Kolonisten besiedelt. Aber Irland war für England eine Art Danaergeschenk, dem man keine rechte Liebe und kein volles Ver- ständnis entgegenzubringen befähigt war und das man doch auch um keinen Preis fahren lassen wollte, wenngleich Lieblosigkeit und Unverstand ihre blutige Erwiderung fanden. Der Haß zwischen Irland und England erhielt durch die Reformation neue Nahrung: Heinrich Viii. erklärte des Papstes Lehnsrecht für aufgehoben, die irischen Häuptlinge zu Grafen und Baronen, die Insel zu einem Königreich, die anglikanische Hochkirche bemächtigte sich der reichen Kirchengüter, während doch die Iren bis auf einen geringen Bruchtheil röm. Katholiken blieben. Unerhörterweise ignorirte die englische Regierung dieses Verhältnis vollständig, indem sie Irland in anglikanische Erzbisthümer, Bis- thümer und Pfarreien mit reichen Dotationen theilte. Mit allen Mitteln suchte man römische Kirche und Irenthum auszurotten. In kaltsinnigster Berechnung wurde das Land in Zerrüttung und dadurch in Abhängigkeit erhalten, jeder Aufstand blutig unter- drückt und — gerne gesehen.*) Die englische Revolution brachte Irland keine Frei- heiten und Rechte, wohl aber grausame Unterdrückungen, zum Theil allerdings hervor- gerufen durch eigene Schuld der Iren; erst die amerikanische und die französische Revo- lution entrissen England einige Milderungen. 1801 erfolgte die Union mit England, 1829 wurde durch die Emanzipationsakte den irischen Katholiken der Eintritt ins Par- lament gewährt; es schien Aussicht auf bessere Zustände vorhanden zu sein. Aber es kam aufs neue zu blutigen Kämpfen in dem unglücklichen Lande, das durch mehrere Mis- ernten in die tiefste Verarmung gesunken war. Der Agitator O'connel rief die Repeal- (Trennungs-) Bewegung ins Leben — neue Verwüstungen vonseiten der Iren, neue Gewaltmaßregeln vonseiten Englands. Und dieser alte Haß zwischen Iren und Eng- ländern, der 1367 dem englisch-irischen Parlamente Veranlassung gab, alle Heiraten mit Iren für Hochverrat zu erklären, und der 1611 seinen scheußlichen Ausdruck in dem Blutbade fand, in welchem 120000 Anglikaner umkamen, dieser Haß ist kein eigentlicher Rassenhaß, da die Iren einem bunten Völkergemisch entsprungen sind, dessen Jngre- dienzien auch ihre östlichen Nachbarn und jetzigen Beherrscher, diese allerdings auf angelsächsischer Grundlage, zeigen: Schotten — im Mittelalter hieß Irland Großschott- land — und andere Eelten. Normannen, von denen Dublin gegründet wurde, Nor- weger, Belgier :c.; es ist vielmehr der Haß der Unterdrückten gegen ihre Unterdrücker, der seineu Gegenhaß erzeugt, und daneben Religionshaß — ein Haß, welcher von ge- Heimen Gesellschaften, z. B. dem über das ganze Land verbreiteten Fenierbuude, der auf Losreißung von England und Gründung einer irischen Republik hinarbeitet, genährt und geschürt wird. Denn noch immer trägt Irland die Spuren eines unterdrückten Landes, dessen Eingeborene ohne Grundbesitz bloße Zeitpächter bei fremden Grundherren sind; noch immer ist deshalb die „irische Frage" der „schwarze Punkt" in den englischen Staatsznständen. Der kürzlich zurückgetretene engl. Staatsminister Gladstone gestand *) „Rebellion ist eine Gans, die goldene Eier legt, und die Lord-Oberrichter werden nicht so einfältig sein, sie todtzuschlagen."

5. Leitfaden zur Weltgeschichte - S. 484

1804 - Braunschweig : Verl. der Schulbuchh.
484 Engländer iu Irland. Dermod zur Hülfe zu ziehen. Sie waren glücklich, bezwaw gen den König von Meath, blieben aber auch fitzen und eigneten sich das Land, als erobertes Eigenrhum, zu. Dar, über wurde K. Heinrich neidisch und erklärte sich selbst -um Herrn Irlands. (1172.) Zweiter Abschnitt. Nach der Vereinigung mit England. !^ie Engländer behandelten Irland als eine Erobe- rung, ob es gleich ein eigenes Parlement hatte. Daher waren die Iren oft unzufrieden und suchten das englische Joch wieder abzuwersen. Besonders wollten fle zu diesem Zweck die Unruhen, welche in England durch den Streit der rothen und weißen Rose entstanden, benutzen. Lam- bert Simnell, ein Bäcker, welcher sich nach des Kö- nigs Richards Iii Tode für den Grafen von Warwick au-, gab, fand in Irland großen Anhang. Er wurde aber bei Stocke gefangen und K. Heinrich Vh machte ihn zum Küchenknecht. Ii. Heinrich Vii setzte seinen Sohn, den nachma- ligen K. Heinrich Viii, zum Vicekönig (Lordlieutenant) von Irland und gab ihm den Eduard Poyning zum Mi- nister. Unter dieser Regierung wurde (1495) eine Verord- nung (Poynings-Law) gemacht, zufolge welcher flch das irländische Parlement nie ohne Erlaubniß des Königs von England versammeln und über nicht- rathschlagen und

6. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 370

1858 - Leipzig : Engelmann
370 Neueste Geschichte. Zu bewegen und den Sklav enhandel gänzlich zu unterdrücken. Nach ^Victoria Wilhelm Iv. erlangte seine Nichte Victoria, seit dem 10. Febr. 1840 mit is37.' Prinz Albert von Koburg vermahlt, die Krone Englands. Unter ihrer Re- gierung suchte der große Staatsmann Sir Robert Peel durch Ermäßigung der Zölle dem Handel einen neuen Schwung zu geben. Seitdem ist „freier Handel" die Losung des Tages. Irland. §• 5^0. 3) Irland ist bis zur Stunde das wunde Glied im englischen Staatskörper. Die Mißhandlungen früherer Geschlechter haben zwischen Eng- land und Irland eine Kluft erzeugt, welche die Vereinigung der beiden durch Natur, Religion und Einrichtungen verschiedenen Völker nie vollkommen wer- den ließ. Zwei Dinge, durch ein altes Unrecht erzeugt, erregten besonders den Haß der leidenschaftlichen Irländer, die harte Behandlung des armen Landvolks durch ihre adeligen aus England stammenden Grundherren, und die unnatürlichen Zustände der Kirche, da anglikanische Geistliche im Besitz alles irischen Kirchenvermögenö sind, indeß das katholische in Armuth lebende Volk seine unbezahlten Priester von seiner Nothdurft erhalten muß. Die Klagen der Irländer blieben unerhört, versuchte Aufstände wurden nieder- geschlagen und vermehrten den Druck. Erft als durch die Emancipationsakte s““ den katholischen Irländern der Zutritt ins englische Parlament gewährt wurde, erhielt das irische Volk Gelegenheit, auf Abstellung der Mißbräuche zu dringen. Daniel O'connel, der nunmehr mit einem „Schweif" von mehr als 40gleich- gestnnten Irländern ins Parlament cinzog, drohte mit dem Widerruf der Union (Repeal), wenn nicht den gerechten Forderungen des irischen Volks Rechnung getragen würde. Die zunehmende Verarmung, die bei mangel- hafter Kartoffelernte Hungerseuchen erzeugte, verlangte dringende Abhülfe der herrschenden Mißstände. Bei der Reizbarkeit und beweglichen Natur der Ir- länder fiel es dem großen Volksmann, Redner und Demagogen O'connel nicht schwer, das Land in steter Gährung zu halten und durch das Losungswort „Repeal" die ganze Kraft des Volks nach einem Ziel zu lenken. Aller Or- ten und Enden bildeten sich Repeal-Vereine mit Bundeskassen zur Förde- rung der Zwecke O'connel's; die katholische Geistlichkeit, die über das unwis- sende Volk eine unbedingte Herrschaft übte, stand in O'connels Dienst; sein Wort gebot überjrland. Aufhebung des an die anglikanische Geist- lichkeitinjrlandzuentrichtenden Zehnten war die Hauptforderung der Irländer. Als ihre Anträge im englischen Parlament nicht durchgingen, weigerten die Pächter die Zehnten und hinderten die Pfändung; und als die Engländer Gewalt anwendeten, setzten sie ihnen Gewalt entgegen. Schaaren bewaffneter Banden durchzogen das Land, ihren Weg mit Blut und Brand be- zeichnend. Diese Zustände mahnten die Regierung dringend, dem „revolutio- nären ausgehungerten Irland, dem Lande der Leidenschaften und des Elends" «833. die größte Sorgfalt zuzuwenden. Durch die irische Zwangs bill wurde der Kriegsstand über die Insel verhängt, um durch Furcht die Ordnung zu erhalten und durch die irische Kirchenbill mit der sogenannten Appropriation s- clausel suchte man die kirchlichen Abgaben der Pächter abzuschaffen oder zu ermäßigen und einen Theil des Kirchenguts für nichtkirchliche Zwecke, nament- lich für Hebung des öffentlichen Unterrichts zu verwenden. Dieses Vorhaben erfuhr aber von Seiten der hochkirchlichen Partei und der aristokratischen Tories solchen Widerstand, daß die Zehntenbill erst nach jahrelangen Par- lamentskämpfen und zwar verstümmelt ins Leben treten könnte. Die hochkirch- 1836. lichen Gegner bildeten die sogenannten Orangi st en verbin düngen, die alle den Irländern zu machenden Zugeständnisse zu Hintertreiben trachteten und den religiösen und nationalen Haß stets lebendig erhielten. Verzweiflungsvoll

7. Länderkunde von Europa und der Atlantische Ozean - S. 37

1905 - Halle a. S. : Schroedel, Pädag. Verl.
— 37 — Die Hochländer, Nachkommen der ursprünglichen keltischen Bevölkerung, welche in Aussehen und Sitte wesentlich von den eigentlichen Engländern verschieden sind, sprechen das vom Englischen abweichende Gaelische oder Ersische, das aber immer mehr verschwin- det. Im hohen Norden und aus den Shetland- und Orkney-Inseln wird noch heute ein nordischer Dialekt gesprochen und erinnert an skandinavische Einwanderung. Keltischer Abstammung sind auch die Bewohner Irlands; sie sind Katholiken geblieben, als in England die Reformation eingeführt wurde, und wurden von England aus hart bedrückt. Durch Landkonfiskationen kam 9/io des Bodens in die Hände eng- lischer Besitzer; das Volk geriet in Hörigkeit, und der Bauer erhielt Land uur auf Zeitpacht. Daher ist jedes Streben auf nachhaltige Perbesserung des Bodens ausgeschlossen, und bei Mißernten entsteht die entsetzlichste Hungersnot. Etwa der siebente Teil der Bevölke- rung wohnt in Lehmhütten, die nur ein Gelaß für Menschen und Bieh zugleich Haben. Rücksichtslose Austreibungen der Pächter, die den Pachtzins nicht zu zahlen vermögen, und von diesen unter- nommene Mord- und Raubüberfälle stehen einander gegenüber. Zahlreiche Auswanderungen nach England und Schottland, besonders aber nach Amerika, haben stattgesunden, und Irland ist der Herd steter Unruhen geworden, die auf eine Lostrennung Irlands von England hinzielen. Staatenkundliches. Das Vereinigte Königreich Groß- britannien und Irland hat einen Flächenraum von 315000 qkm und 41,6 Mill. Einw, (132 auf das qkm.) Das gesamte britische Weltreich umfaßt 28 Mill. qkm und 389 Mill. Einwohner. Die Verfassung ist eine beschränkt monarchische. Der König muß stets der englisch-bischöflichen Kirche angehören- die königliche Würde ist erblich in männlicher und weiblicher Linie; doch geht die Thronfolge von einer näheren auf eine entferntere Linie nicht eher über, als bis jene auch in ihren weiblichen Gliedern erloschen ist. Der Ge- mahl der Königin hat keinen Anteil an den königlichen Rechten und führt den Titel Prinzgemahl. Obgleich der König alle höchsten Ehren- rechte genießt, ruht doch alle Gewalt der Gesetzgebung und der Verwaltung tatsächlich bei dem aus zwei Kammern zusammengesetzten Parlament. Die beiden Kammern sind das Haus der Lords, deren Titel erblich ist, und deren Zahl stets durch die Krone ver- mehrt werden kann, und das Haus der Gemeinen, dessen Mit- glieder von dem Volke gewählt werden. Alle Anträge auf Geld- bewilligungen können nur im Hause der Gemeinen (Unterhaus) gestellt werden, während alle neuen Gesetze der Zustimmung beider Häuser und des Königs bedürfen. An der Spitze der Verwaltung steht der regierende Parlamentsausschuß- davon bilden stets 10 Mi- nister das eigentliche Kabinett.

8. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 568

1910 - Regensburg : Manz
568 Die Union. Daniel O'connell. Der katholische Verein. dem Statthalter Pryning gegebenen Akte das irische Parlament nicht zusammenberufen werden sollte, ohne daß sämtliche Gesetzesvorschläge vorher von dem englischen Geheimen Rat geprüft und genehmigt wären. Und nun folgten von seiten des unabhängig gewordenen Parlaments sogleich weitere, den irischen Katholiken günstige Beschlüsse. Eines der ersten Gesetze räumte ihnen das Besitzrecht wieder ein und hob viele bittere Pönalgesetze aus wie die Strafen gegen Messe lesende Priester, das Verbot, Jugendlehrer oder Vormünder zu sein, Pferde von höherem Werte als 5 Pfd. zu besitzen. Da kam die französische Revolution und gab den schon verbreiteten Begriffen von Freiheit und Gleichheit neues Leben. Die Gefahr, welche von Irland her drohte, nötigte das englische Parlament zu Konzessionen. Den Katholiken wurde die Advokatur und die Eingehung gemischter Ehen erlaubt. Als im Jahre 1793 Frankreich an England den Krieg erklärte, wurde der Rest der Pönalgesetze abgeschafft und den Katholiken das passive Wahlrecht zugestanden; auch sollten sie solcher bürgerlicher und militärischer Anstellungen, welche den Testeid nicht erforderten, fähig fein.1) Dagegen blieben )ie noch vom Parlamente und von den höheren Staatsämtern ausgeschloffen. Aber die Besorgnis vor der Strömung, die sich im irischen Parlament entwickelt hatte, war in England nicht verschwunden. Die Unterstützung, welche der französische Einfall im Jahre 1798 in Irland fand, brachte den Plan zur Reife, die Unabhängigkeit des irischen Parlaments wieder aufzuheben. Nachdem die Lords mit 1.260,000 Pfund Sterling für ihre Wahlrechte in das Unterhaus entschädigt waren, wurde die Union vollzogen (1801). Damals ertönte zum erstenmal jene Stimme, welche durch so viele Jahre mit solcher Gewalt das irische Volk zu ergreifen und zu leiten wußte. Als der Vizekönig im Parlamente den Antrag auf Aufhebung stellte, rief O'connell: „Ich verlange, daß die Bill verbrannt werde." Umsonst zählte eine Bittschrift gegen die Union über 700,000, eine andere für dieselbe nicht 5000 Unterschriften. Das Ministerium versprach bei Aufhebung des Parlaments Irland in jeder Beziehung auf gleichen Fuß mit England zu stellen. Dahin gehörte vor allem die Befugnis zum Eintritt ins Parlament und in alle Staatsämter. Allein fo oft auch die Emanzipation der Katholiken vom Jahre 1807 an im Parlamente zur Sprache kam, immer wurde die Bill verworfen. Anfangs scheiterte sie unter Pitt, der alles anwandte, das gegebene Wort zu lösen, an dem Widersprüche Georgs Iii., später an dem Widerwillen des Parlaments, das sich einbildete, die Katholiken seien, weil unter einem auswärtigen geistlichen Oberhaupte stehend, Feinde des Vaterlandes. Erst mußte die Agitation in Irland wieder einen bedenklichen Charakter annehmen, bis die englische Befangenheit und Judolenz überwunden wurde. Diese Agitation begann im Jahre 1810 mit der Gründung des katholischen Vereins, dessen einziges Ziel die Emanzipation der Katholiken war. Ohne den katholischen Verein, ohne O'connell wäre die Emanzipation der Katholiken in England nicht möglich gewesen. Der katholische Verein gab Irland eine neue Gestalt. Er setzte eine neue Regierung Irlands neben die bestehende gesetzliche; während der Irländer sich dieser ans Pflicht und Gehorsam unterwarf, unterwarf er sich dem Verein mit freiem Entschlüsse. Der katholische Verein umfaßte und beherrschte die gesamte katholische Bevölkerung; er übte seinen Einfluß durch die Presse, Versammlungen, Petitionen, Agitationen, durch die Macht der öffentlichen Meinung aus, die niemals so mächtig, so konsequent, so wirksam sich erwies als in Irland. Jeder Irländer war Mitglied des Vereins, jeder fühlte ^ Der Test ist ein Eid, den ein Katholik nicht schwören kann, ohne aufzuhören, Katholik zu sein, ^tei Schwörende verwirft den Primat des Papstes, die Transsubstantiation, die Heiligenverehrung und erklärt das Meßopfer für Götzendienst.

9. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 154

1871 - Münster : Coppenrath
— 154 — fange die neuen Beschwerden. Und als der König in seinem Un-muthe auch dieses auflötete, brachen die Schotten sogar in England ein und zwangen den aller Hülse entblößten und durch die steigende Bedrängniß kleinmüthig gewordenen Monarchen zur Versammlung eines neuen fünften Parlamentes, unter dessen Vermittelung ihre Sache ausgeglichen werden sollte. Das lange Parlament. — Dieses Parlament, welches acht Jahre, von 1640 bis 1648, zusammenblieb und deshalb den Namen des langen Parlamentes erhielt, war höchst stürmisch und hatte nichts Geringeres im Sinne, als des Königes kostbarste Vorrechte zu vernichten und eine völlige Umwälzung herbeizuführen. Sofort erhob es eine Reihe von Beschwerden gegen den König und seine Minister. Der edele Graf Strafford wurde als Hochverräther angeklagt und verurtheilt. Vergebens erklärte der König, daß er seinen Minister wohl entlassen wolle, daß er ihn aber für keinen Hochverräther erklären könne, und daß er nie wider sein Gewissen handeln werde; die Wuth der aufgereizten Volksmenge, welche das Parlamentsgebäude umgab, zwang ihn, das Todesurtheil zu unterschreiben, und Strafford wurde hingerichtet. Auch der Erzbischof Laud ward eingekerkert, später hingerichtet; mehre andere Minister retteten sich durch die Flucht. Hatte der König früher durch Verletzung der Volksrechte gegründeten Anlaß zu Klagen gegeben, so machte sich jetzt das Parlament einer groben Verletzung der Königsrechte schuldig. Es riß die ganze Regierungsgewalt an sich und erklärte sich als vom Volke ausgehend und unauflösbar. So war der König ganz in den Händen feiner Feinde, die alle drei Reiche, England, Schottland und Irland, in Flammen setzten. Aufstand in Irland. —Seitdem schwoll furchtbar der Strom der Revolution. Unglück nicht minder als der Feinde Wuth verfolgten den bedrängten König. In dem katholischen Irland war eben eine gräßliche Meuterei ausgebrochen. Die Eingeborenen hatten sich gegen die ihnen von England anfge-

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 128

1881 - Münster : Coppenrath
128 morgen bleiben, da diese Nachgiebigkeit des Kniges nur eine Folge seiner Schwche sei; weshalb sie den Krieg mit noch grerer Macht erneuerten. Karl, dessen Hlfsquellen erschpft waren, entschlo sich (1640) zur Berufung eines neuen Parlamentes. Dasselbe verfuhr aber ganz im Sinne der frheren; statt sich auf die verlangte Geld-Untersttzung einzulassen, wiederholte es gleich zu Anfange die alten Be-schwerden. Als daher der König in seinem Unmute auch dieses Parla-rnent auflste, brachen die Schotten sogar in England ein und zwangen den aller Hlfe entblten und durch die steigende Bedrngnis kleinmtig gewordenen Monarchen zur Berufung eines neuen fnften Parlamentes, unter dessen Vermittlung ihre Sache ausgeglichen werden sollte. Das lange Parlament. Dieses Parlament, welches acht Jahre, von 1640 bis 1648, zusammenblieb und deshalb den Namen des langen Parlamentes erhielt, war hchst strmisch und hatte nichts Geringeres im Sinne, als des Kniges kostbarste Vorrechte zu vernichten und eine vllige Umwlzung herbeizufhren. Sofort erhob es eine Reihe von Beschwerden gegen den König und seine Minister. Der Minister Strafford wurde als Hochverrter angeklagt und ver-urteilt. Vergebens erklrte der König, da er seinen Minister entlassen wolle, da er ihn aber fr feinen Hochverrter erklären knne, und da er nie wider fein Gewissen handeln werde. Die Wut der aufgereizten Volksmenge, welche das Parlamentsgebude umgab, zwang ihn, das Todesurteil zu unterschreiben, und Strafford wurde hingerichtet. Auch der Erzbischof Land ward eingekerkert, spter hingerichtet; mehre andere Minister retteten sich durch die Flucht. Hatte der König frher durch Verletzung der Volksrechte gegrndeten Anla zu Klagen gegeben, so machte sich jetzt das Parlament einer groben Verletzung der Knigsrechte schuldig. Es ri die Regierungsgewalt an sich und erklrte sich als vom Volke ausgehend und unauflsbar. So war der König ganz in den Hnben feiner Feinde, die alle drei Reiche, England, Schottland und Irland, in Flammen fetzten. Aufstand in Irland. Seitdem schwoll furchtbar der Strom der Revolution. In dem katholischen Irland war eben eine grliche Meuteret ausgebrochen. Die Eingeborenen hatten sich gegen die ihnen von England aufgedrngten Kolonisten erhoben, wie gegen Ruber die Waffen ergriffen und eine groe Menge erschlagen. Dieser Aufruhr wurde vom Parlamente benutzt, um den Ha gegen den König noch zu

11. Kurze Erläuterung einer in Kupfer gestochenen Vorstellung des Erdbodens - S. 93

1766 - Berlin : Verl. des Buchladens der Real-Schule
von Großbritannien. 93 2. Fr. Ran man auch von Großbrittanmen und Irland die Granycn anzeigcn? A. Großbrittannien und Irland ist umb) Grän- und um mit Wasser umgeben; dieses Wasser^"' aber hat seine verschiedene Namen, daher kan man auch die Gräutzen von Großbrittaunien und Irland darnach bestimnren. Denn Gegen Mitternacht und Morgen ist die Vlordsse oder das tcutsthe Meer. Gegen Mittag, das Brrttannisshemecr und der Lana!. Gegen Abend das Atlantische Meer. 3. Fr. wie viele grosse Flüsse zählet man in Großbrittanmen? Ae In England sind: die Thcmsc, die Sc-c) Flüsse, vcmc, die Trent. In Schottland: der Tay, die ©pcy. In Irland: derschannyn, derbarww. 4. Fr. wie groß mag ein jeder von diesen Thei-ä) Grösse. len seyn? A. Wie man meint; so ist England 6o«)voneng- Meilen lang und eben so breit. Ißni*' Schottland soll 50 Meilen lang und z ob) Schon-, breit ftyn. Irland rechnet man eben auch 50 Meilenc) Irland, lang und 20 breit. 5. Fr. Von Großbrittanmen wollen wir erst--) Einthei- lich England vornehmen und cinthcilen? A. England rheilen einige u) in das B.i§nrg--Enh!and. reich England; dazu gehören folgende 7 Pro-w dieall- vintzen; als ,) Rc„k, r) Lssex, z) S»siex,^N«i» 4) West-»» s».

12. Handbuch der Geographie für die Jugend - S. 193

1834 - Münster : Deiter
193 Das britlische Reich. selbst nach America und- Ostindien. .Der ergiebigen Fi- scherei brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Abtt Wild kennt man beinahe nicht, indessen auch keine Schlangen, keine Kröten und Maulwürfe; Frösche sind in Irland erst etwa sei-t einem Jahrhundert. — Hanf und Flachs sind gut. An Holz fehlt es sehr, man brennt meist Torf aus den Mooren. Das Mineralreich scheint arm zu seyn. Handel und Fabriken haben nicht viel zu bedeuten. Die Iren sind von einerlei Abkunft mit den Berg- schotten und reden auch dieselbe Sprache, haben dieselben Sitten und Gebrauche, wie die Hochländer. Bei den Engländern stehen die Iren in tiefer Verachtung, und alle dummen Streiche sind in England immer Dinge, die einem Iren zugeschrieben werden. Die Iren werden auch von den Engländern im kiefen Drucke gehalten. Irland zahlt'6 Millionen Menschen, unter diesen sind 5% Million Katholiken, nur y2 Mill. sind Protestanten, zu denen noch l/2 Mill. ansässiger Engländer (Beamten u. s. w.) kommt, und doch sind alle Kirchen, Schulen und Pastoraten mit anglikanischen Predigern und Lehrern besetzt. Die Katholiken verlangen von denselben keine geistlichen Dienste, und doch müssen sie alle kirchlichen Gebühren an die anglikanischen Pastoren und Schulmeister entrichten, unter anderm den Zehnten. Die anglikanische Geistlichkeit in Irland hat 4 Erzbisthümer, 17 Bisthü- mer und über 2300 Pfarrkirchen, und ein englischer Schriftsteller der neuesten Zeit behauptet selbst, die angli- kanische Geistlichkeit in England und Irland habe mehr Einkünfte, als die katholische Geistlichkeit aller Länder zusammen. Während an den Sonntagen die großen ang- likanischen Kirchen (vor 300 Jahren im Besitz der Ka- tholiken) leer stehen, sind die katholischen Kapellen und Bethäuser, oft nur von Holz, gepreßt voll. Die Katho- liken ernähren ihre Geistlichen durch milde Gaben; sie haben 4 Erzbischöfe, 22 Bischöfe, 58 Klöster, nur 1500 Priester und nur etwa 900 sogenannte Kirchen. Man theilt Irland in vier Landschaften, welche zu- sammen 32 Grafschaften ausmachen. 1. L e i n st e r. Hier ist Dublin (irisch Ba lacle igh), die Hauptstade Irlands, nicht weit vom dubliner Busen, mit über 200,000 Jnw., die Residenz des Bicekönigs, eine regelmäßig gebaute Stadt mit N-

13. Theil 4 - S. 137

1862 - Breslau : Max
Georg Iv. Wilhelm Iv. Sklavenemancipation. 137 und auch die innere Verfassung des Landes, welche neben den größten bürgerlichen Freiheiten eine große Festigkeit des Throns verbürgte, war der Gegenstand allgemeiner Bewunderung. Frei- lich aber war auch in England Manches, was den Blick in die Zukunft mit Besorgniß erfüllen mußte; besonders ist in dieser Beziehung die traurige Lage Irlands zu erwähnen. Die dortige rohe und dem Katholicismus eifrig ergebene Bevölkerung nährt seit alter Zeit einen unaustilgbaren Haß gegen die Engländer, welche sie fast alles Grund und Bodens beraubt haben und deren protestantische Kirche in Irland reiches Besitzthum hat, während die katholische Kirche sich in bitterer Armuth befindet. Vergeblich versuchten die Engländer, den Haß des unterworfenen Volks, welches von den Franzosen bei jeder Gelegenheit noch heimlich aufgereizt wurde, zu versöhnen; nur in geringem Grade gelang dies durch die sogenannte Emancipationsacte, durch welche den Irländern, wie allen Katholiken, der bis dahin verweigerte Zutritt zum englischen Parlament gestattet wurde. Nicht geringe Besorgnisse erregte bei den englischen Staatsmännern auch die immer zunehmende Verarmung eines Theils des englischen Volks. Trotz der großen Handelsvortheile, welche England über alle Nationen errang, und durch welche sich die Kaufmannswelt und die großen Fabrikanten auf beispiellose Weise bereicherten, sank der Mittelstand und der Handwerkerstand durch die Vermehrung der Maschinenthätigkeit in immer größeres Elend, und schon im Jahre 1819 mußte die Regierung Aufstände, welche die armen Arbeiter (Proletarier) erregten, mit Gewalt unterdrücken. Die- selben wiederholten sich jedoch auch später. Der König Georg Iv. erfreute sich nicht eben großer Gunst bei dem englischen Volk; die Achtung vor ihm sank besonders durch einen scandalösen Ehescheidungsproceß gegen seine Gattin Karoline von Braun- schweig, welche zwar durch ihre leichtfertigen Sitten viel Anstoß erregt hatte, aber doch eine gewisse Theilnahme beim Volke genoß. Georg lebte zuletzt in großer Zurückgezogenheit und war ganz menschenscheu geworden. Seine einzige Tochter, die liebens- würdige, geistreiche und allgemein verehrte Prinzeß Charlotte war an den Herzog Leopold von Coburg (den jetzigen König der Belgier) verheirathet; da sie aber jung und ohne Kinder starb, so folgte dem Georg sein Bruder Wilhelm Iv. (1830). Der wichtigste Act seiner Regierung ist der Beschluß der Sklaven - emancipation, an welche der fromme Wilberforce sein ganzes

14. Die neueste Zeit - S. 86

1886 - Mainz : Kirchheim
86 Irland. O Connell. Sociale Zustände in England. Gericht kassierte jedoch im Herbste 1844 dieses ungerechte Urteil und gab dem berühmten Volksmanne seine Freiheit zurück. Ein Gewinn für Irland war die Anflösnng des Bundes der Orantenmänner, an deren Spitze des Königs Bruder,,,der Herzog von Cumberland, stand, die in ihrem sträflichen Übermute so weit gingen, daß sie in absichtlich hervorgerufenen Streitigkeiten alljährlich das Blut ihrer katholischen Mitbürger vergossen. Da man ihnen sogar hochverräterische Absichten Schuld gab, indem sie noch dem Tode Wilhelms Iv. ihrem Oberhaupte die Thronfolge verschaffen wollten, so sah sich der Herzog selbst genötigt, die Auflösung des Bundes zu bewirken. — Die Königin Viktoria neigte sich anfangs ihrer Regierung entschieden den Whigs zu ; aber vou diesen trennten sich jetzt die bisher mit ihnen verbündeten Radikalen, welche mit den gemäßigten Reformen nicht zufrieden gestellt waren, vereinigten sich mit den Tories und riefen die Volksniassen ans; neben den politischen Fragen traten die socialen, neben den Kämpfen für die Repeal die Umtriebe der sogenannten Chartisten hervor, deren bedeutendster Führer der Advokat Feargns O ' C o n-n o r war. Von alters her standen in England der besitzlosen Masse des Volkes und dem Mittelstände die Geistlichkeit, der Adel und die großen Kapitalisten gegenüber, die nicht nur im alleinigen Besitze alles Nationalvermögens, sondern auch aller Staatsrechte waren. Schon während des nordamerikanischen Befreiungskrieges regte sich vielfach in dem gebildeten Mittelstände ein Widerstand gegen dies Verhältnis, welcher jedoch durch die französischen Kriege wieder tu den Hintergrund gedrängt wurde; aber nun ergriff die Bewegung auch die Massen der besitzlosen Proletarier. Die Einführung der Maschinen zu Ende des vorigen Jahrhunderts hatte den Handwerker gezwungen, die bisher gewohnte Arbeit aufzugeben. Anfänglich brachte ihm die Maschinenarbeit reichen Lohn; bald jedoch wurde derselbe durch die eintretende Konkurrenz so viel wie möglich herabgedrückt und noch mehr war dies der Fall, als der englischen Industrie gegenüber sich auch die anderer Länder entwickelte. So versank die arbeitende Klasse immer tiefer, in Elend, und immer mehr befestigte sich bei derselben die Überzeugung, daß nur durch Umsturz der bisherigen aristokratischen Staatssonn und Teilnahme aller an der Gewalt durch Berechtigung zur Wahl und Wählbarkeit, ihrer Not abgeholfen werden könnte. Nach der Durchsetzung der Reformbill steuerten die Proletarier immer entschiedener nach dem Ziele ihrer Bestrebungen. Sie traten zu politischen Verbindungen zusammen

15. Geschichte der Neuzeit - S. 546

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
546 Zeitalter der Kmpfe um brgerliche und nationale Freiheit. nach dem Vorbilde der nordamerikanischen Union zu stnde. An die Stelle der Tagsatzung trat eine Bundesversammlung, bestehend aus dem National-rat, in welchen fr je 20 000 Seelen ein Mitglied gewhlt wird, und dem Stnderat, zu dem jeder Kanton zwei Vertreter schickt. Die vollziehende Gewalt bt ein Bundesrat von 7 Mitgliedern aus, dessen Prsident ein Jahr amtiert. Vii. England. 1. Innere Verhltnisse. Kerfassungsreforinen. Die Julirevolution blieb auf England allein ohne jegliche Wirkung. Sie trieb nicht einmal das Parlament zu einer eiligeren Behandlung der irischen Angelegenheiten. Trotz der Katholiken-Emancipation muten die irischen Pchter den Zehnten fr die Hochkirche und auerdem zur Unterhaltung der Gottes-Huser derselben Kirchensteuern weiter entrichten. Die Whigs brachten zwar 1834 eine Bill ein, die Kirchensteuern abzuschaffen, die Zahl der Bischfe und deren Einknfte zu beschrnken, die bischflichen Lndereien in Erbpacht zu geben und die Pfrnden der niedern Geistlichen mit 7% zu besteuern; auf diese Weise konnten nicht nur die Bedrfnisse der irisch-englischen Kirche gedeckt, sondern noch ein berschu zum Besten des Staates und der katho-tischen Jrlnder verwandt werden (Appropriationsklausel). Doch scheiterte die Bill schon im Unterhause; erst 1838 ging sie insofern durch, als der Zehnte an die protestantischen Kirchen den Pchtern abgenommen und mit 25% Nachla als Grundzins auf die Grundbesitzer bertragen wurde, die Kirchen-steuer an neue Kirchen fr die Katholiken wegfallen sollte. Da die Grund-besitzer nach Gutdnken die Pacht steigern oder knden, durften, so waren die Pchter nicht besser daran als vorher. Verschwrungen und Morde bedrohten wieder das Leben der englischen Gutsbesitzer, bis O'connell seine Lands-leute zu einer neuen groen Agitation sammelte und disciplinierte. Das Feld-geschrei lautete diesmal Repeal, d. h. Aufhebung der Union und Wieder-Herstellung eines eigenen irischen Parlaments. Die Englnder befrchteten aber trotz aller gegenteiligen Beteuerungen, da die legislative Trennung Irlands die politische im Gefolge haben werde. Daher schritt die Regierung ernsthaft ein, und wie sie schon frher die ffentlichen Demonstrationen der Orangemen, der heftigsten Partei der englischen Grundbesitzer in Irland, die sich nach Wilhelm von Oranien nannte, verboten hatte, so verfuhr sie nun auch gegen O'connells Monstremeetings, die Repealversammlnngen, an denen sich die Iren zu Hunderttausenden beteiligten. O'connell selbst kam in Hast, wurde aber durch einen Beschlu des Oberhauses befreit; doch hatte auch die Repeal-bewegung ihr Ende gefunden. Ihr Wiederaufleben durch die Verschwrung der Fenier im Jahre 1865 blieb ohne Wirkung, da die katholische Geistlich-

16. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 1

1901 - Glogau : Flemming
England. >7jvtrcf) die neuesten Verfügungen des preußischen Kultusministeriums ist der Wert der englischen Sprache auch für die heutige Gymnasial- laufbahn energisch betont worden, und England mit seinem sprachlichen Einfluß wird der heranwachsenden gebildeten Welt als einer der Grund- steine der heutigen Lebensinteressen bezeichnet. Es ist daher wohl am Platze, uns sozusagen aus der Schulatmosphäre heraus eingehender mit Land und Leuten Großbritanniens zu beschäftigen und die charakteristischen Eigentümlichkeiten dieses Länder- und Völkertypus hervorzuheben. Das Jnselgebiet Großbritanniens umfaßt etwa 5000 Inseln und Jnselchen, erstreckt sich durch zehn Breitengrade, und zwischen der Ost- und Westspitze des Gebiets kann bereits ein Zeitunterschied von über 49 Minuten beobachtet werden. Wir müssen in der ge- schichtlichen Entwickelung des Landes drei Perioden auseinanderhalten, die Zeit des Mittelalters, wo die englische Inselwelt am Rande der damaligen terra cognita oder bewohnten Welt lag, — zweitens die seit den großen geographischen Entdeckungen gesteigerte Bedeutung des Seeverkehrs, den es in immer wachsenderem Maße bethätigen konnte, weil es im Centrum der Landhalbkugel sich bestndet, und endlich in den neuesten Zeitläuften den kolossalen industriellen Aufschwung. Für die erste Periode blieb eigentlich die Thatsache der ungemein günstigen Küstenentwickelung, wo schon auf 6 Qm. 1 Meile Küsten- länge gerechnet werden muß und wo kein Punkt des Landes weiter als einen Äquatorgrad vom Meere entsernt liegt, im wesentlichen ungenützt. Das Land selbst und seine Bodenbeschaffenheit standen im Vordergrunde der wirtschaftlichen und merkantilen Verwertung, und wir werden daraufhin die beiden großen Inseln Großbritannien und Irland uns etwas genauer anzusehen haben. Als besonders markante Erdstellen des zu betrachtenden Landes sind^zunächst hervorzuheben die Südküste Englands am Kanal sowie die Südwestküste Irlands und andererseits die nordwestlichen basaltischen Eruptivgesteine. Die Kanalküste hat durch die Einwirkung des Golf- stromes in Devonshire und an den kreidigen Abhängen der South Hannckc, Erdkundl, Aufsätze. Ii. 1

17. Cursus 1 - S. 175

1806 - Weimar : Verl. des Geograph. Inst.
Großbrittanrnen und Irland. 175 Jedes Haus kann sich aber selbst adjourniren, d. i. auf eine kurze Zeit Ferien machen. Die Zeit, dq das Parlament versammelt ist, von ojner Prorvgatlon bis zur andern, heißt eine Sitzung. So sehr auch der König eingeschränkt ist, indem ev nur den dritten Thcil an der Gesetzgebung hat; so hat er doch eine ^roße Macht, z. E. Krieg anzufangen, und Frieden und Bündnisse zu schließen, ohne das Parla- ment zu fragen. Weil von den drei Ländern, woraus das Reich besteht, England bei weitem das wich- tigste ist, auch den größten Anlheil an der Regierung des Reichs, und diese ihren S?tz in England hat: so nennt man den König von Großdrittannien gewöhnlich, wiewohl unrichtig, König von England. Erbe- sitzt das Königreich erblich, und es erbt auch, in Er- mangelung männlicher Nachkommen auf Prinzessinnen. Der Kronprinz führt den Lirel: Prinz von Wallis, wozu ihn allemal der König ernennt? Die andern kö- niglichen Prinzen bekommen vom Könige gleichfalls bei ihrer Volljährigkeit herzogliche Titel, nach dem Wohl- gefallen des Königes. Irland tvar vormals ein besonderes Königreich, welches bis 17z2 dem Königreiche Großdrittannien völ, lig unterworfen war, und von ihm Gesetze annehmen mußte, aber in diesem Jahre von Großdrittannien selbst für gänzlich frei und unabhängig erklärt wurde. Seit- dem hatte es mir Großdrittannien gar nichts zu schaffen, und war ein völlig abgesondertes Reich für sich, welches jedoch mit Großdrittannien ei men König, und eine der großbrittannrschen durchaus ähnliche Regierung hatte. Auch dieses Reich war erblich» und der König durch -in Parlament, das aus zwei Hausern bestand, und eben so, wie das großbrittannische eingerichtet und zusam- mengesetzt war, auf gleiche Werse eingeschränkt. Es ist

18. Bd. 2 - S. 554

1854 - Leipzig : Engelmann
554 Die Zeit des französischen Bürgerkönigthums. meinde- und Municipalwesen und durch Ausdehnung der Wahlberechtigung das katholische Volk zur Theilnahme am öffentlichen und politischen Leben heranzu- ziehen und zu heben, scheiterten einestheils an der Indolenz, der Trägheit und dem Stumpfsinn der Irländer selbst, anderntheils an der kirchlichen und aristo- kratischen Engherzigkeit der Tories und an den Vorurtheilen und Aengsten der conservativen Lords. Die Zehntenbill konnte nur nach Aufhebung der Appro- 1838. priationsclausel durchgesetzt werden und die von den Whigs beantragte liberale Gemeindeordnung (Muni cip al r eform b ill), die, nach den Grundsätzen der im I. 1835 in England eingeführten Municipalreform entwor- fen, mit den entsprechenden Modisicationen auch in Irland in Anwendung kommen sollte, wurde von dem Oberhause so verstümmelt zurückgeschickt, daß die Regierung für gut fand, das ganze Gesetz, das den armern katholischen Bürgern Zutritt zu den städtischen Wahlen und Aemtern gestattet hatte, fallen zu lasten. Als die Whigs, die das volle Vertrauen der in liberalen Grundsätzen erzogenen Königin Victoria besaßen, im Anfänge der vierziger Jahre den Tories weichen ?o.3uni mußten, sank die Hoffnung des katholischen Irlands, auf dem Wege der Re- ’ form aus ihrer schweren Lage befreit zu werden. O'connel erneuerte daher seine Repealbewegungen; in riesenmaßigen Volksversammlungen reizte er den National- haß der celtischen Iren gegen die „sächsischen" Engländer, der gedrückten Katho- liken gegen die hartherzigen Anglicaner, der bedrängten Pachter gegen die über- müthigen, unbarmherzigen Gutsherren und stellte Auflösung der Union als das einzige Rettungsmittel des unglücklichen Landes dar. Eine gewaltige Bewegung ergriff das ganze Volk; die Pachter verweigerten Zins und Abgaben und stellten ihren hartherzigen Grundherren nach dem Leben; bewaffnete Schaaren durch- zogen abermals die grüne Insel und trugen Mord und Brand in die Landgüter und Schlösser der Reichen, die ihre Einkünfte größtentheils im Auslande ver- zehrten. Alle Mittel, welche die Tories in Anwendung brachten — Erneuerung der Zwangsbill, Verbot der Volksversammlungen, Anklage und kurze Verhaftung 1844. des „Agitators", waren nicht im Stande, mehr als eine vorübergehende Stille zu bereiten; selbst die Armen- und Werkhauser waren bei der allgemeinen Armuth und Arbeitsscheu des Volks mehr verderblich als nützlich, und die Bessern des Landes wollten nicht Mitleid und Almosen, sondern Gerechtigkeit und freie In- stitutionen; es half nichts, daß England bei der großen Hungersnoth, die in Folge der Mißernte vom I. 1846 eintrat, öffentlich und durch Privatmildtha- tigkeit die größten Opfer brachte, die Irländer, die in den Engländern die Ur- heber ihrer Armuth und ihres Elends erblicken, sprachen diese Mildthatigkeit als Pflicht und kleine Abschlagszahlung an und setzten ihre Repealbewegungen 1847. fort Der Tod des großen Agitators raubte zwar diesen Bewegungen Nerv und Halt und führte Spaltungen im Heerlager der Repealmanner herbei; allein die französische Februarrevolution warf einen neuen Feuerbrand in die entzündliche Maste und erzeugte einen Zustand von Gesetzlosigkeit, Anarchie und Faustrecht, der endlich in einen revolutionären Aufstand überging. Zwar ist es dem englischen Militär nicht schwer gefallen, die ungeordneten, schlechtbewehrten und kraft- losen Schaaren irländischer Arbeiter, Bauern und Pachter, die von unfähigen Volksführern wie O'brien u. A. geleitet wurden, zu bewältigen und die Be- wegung niederzuhalten, aber dauernde Ruhe und ein geordneter Zustand wird nur durch gründliche Verbesterung der kirchlichen, politischen und socialen Mißstande bewirkt werden. h. 832. Das Aeußere. Nach Außen befolgte England eine glückliche und großartige Politik. Im Besitz einer überlegenen Seemacht und eines streng

19. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 50

1910 - Regensburg : Manz
50 Auch Irland ausgeplündert, blutgetränkt. zu bestehlen, jetzt aber traf diese das Los allgemeiner Verheerung; der Protektor Cranmer ging voran und andere folgten seinem Beispiele. Es gab viele Stiftungen von Seelenmessen, Armenhäuser, Hospitäler, Bruderschaften, deren Vermögen so gut Privateigentum war als heute die Fonds irgend eines wohltätigen Vereins. Sie wurden alle zur gesetzlichen Beute. Und doch gibt es Leute, die behaupten, was die „etablierte" Kirche jetzt besitze, sei so Heiliger-Natur, daß es durch keine Parlamentsakte angetastet werden dürfe. Das ist die Regierung, unter welcher die jetzt bestehende englische Kirche gegründet wurde. Sie entstand unter Spaltung, Uneinigkeit und Zwietracht und ihr Leben ist ihrer Geburt würdig. Das Eigentum, das sie besitzt, wurde dem Namen nach der katholischen Kirche, in Wirklichkeit aber den Witwen und Waisen, den Dürftigen und Pilgern genommen. Das Volk sah den Gewalttaten keineswegs mit Befriedigung oder Gleichgültigkeit zu, sondern verabscheute die protestantischen Tyrannen und ihre Handlungen aufs tiefste. Unzufriedenheit gab sich allgemein kund und brach zuweilen in offene Empörung aus. Selbst Hunte, der katholikenfeindlichste Geschichtschreiber, erkennt die allseitigen Wohltaten der klösterlichen Institutionen an; „die Mönche," sagt er, „die stets auf ihren Gütern lebten, verschafften ihrer Umgebung einen steten Gewinn; sie waren die besten und nachsichtigsten Gutsherren, weil sie keine Ursachen zum Geize hatten wie die andern Menschen; mit dem Übergang der Kirchengüter in Privatbesitz wurden die Zinsen erhöht, die Einkünfte verzehrt und die Pächter verfielen der Habsucht der Aufseher; ganze Ländereien blieben wüst liegen, die Pachter wurden vertrieben und sogar die Gemeindeweiden okkupiert; die Münzen beschnitten oder ausgeführt, wodurch das gemeine Volk einen Teil feines Lohnes einbüßte, in allen Teilen des Königreiches hörte matt Klagen." Auch in Irland hatte die Reformation mit Klöstern und Kirchen gut fleißig aufgeräumt; da es aber wegen der Entfernung des Volkes von dem Mittelpunkte der Gewalt, der Apostasie und des Fanatismus schwerer war, die Bekehrung mit den Spitzen der Bajonette oder dem Strang oder der Folter zu erzwingen, wendete die grausame Königin Elisabeth massenhafte Metzeleien und fortgesetzte Räubereien an. Ein hetßhungeriger, erbarmungsloser Liebling der „jungfräulichen Königin" wurde abgesendet, um das glaubenstreue irische Volk zu Handlungen der Verzweiflung zu treiben, und zwar nicht nur in der versteckten, sondern eingestandenen Absicht, einen Vorwand zu neuen Konfiskationen zu erlangen. Jene schreckliche, luchsähttliche Tyrannei konnte in Irland nicht so wie in England jede Bewegung der Katholiken beobachten, sie konnte nicht so im Detail peinigen, sie fand dort keine Mittel, ihre gräßliche Polizei zu üben, sie mordete darum in Massen. Sie schickte jene Pastoren hinüber, deren Nachfolger sich bis auf den heutigen Tag dort gütlich tun. Das immer blutbefleckte Schwert sicherte ihnen die Zehnten und Kirchenländereien, aber Gläubige konnte es ihnen nicht schaffen. Elisabeths Regierung sah in Irland auf blutgetränktem Boden den Baum wurzeln, dessen Früchte die unglücklichen Bewohner der Insel noch heute kosten. Die Königin Elisabeth war außerordentlich eifersüchtig auf ihre Gewalt und Vorrechte, besonders aber auf ihre Eigenschaft als Haupt der Kirche. Sie wollte alle ihre Untertanen dahin bringen, ihre Religion anzunehmen, obwohl sie dem Papste Paul Iv. angezeigt hatte, sie wolle dem Gewissen ihrer Untertanen, von welcher Religion sie auch seien, keinen Zwang antun. In der Absicht, die Gewissen unter ihren tyrannischen Willen zu zwingen, bildete sie einen Oberkirchenrat zur Generalvisitation der Kirchen mit Der Befugnis, mit inquisitorischem Verfahren ohne Jury gegen Verletzung der Suprematie, ketzerische Meinungen, gegnerische Bücher, verleumderische Worte Untersuchung und Strafe zu verhängen. Seine Kommissäre waren bevollmächtigt, gegen alle vorzugehen, welche die Kirche nicht besuchten, Fleisches-

20. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 388

1879 - Leipzig : Engelmann
388 Neueste Geschichte. . 550. in Freiheit und suchte seitdem aus allen Krften auch andere Nationen zu hnlichen Schritten zu bewegen und den Sclavenhandel gnzlich zu *Jo.ct3uni unterdrcken. Nach Wilhelm Iv. erlangte seine Nichte Victoria, seit dem 183 7. 10. Februar 1840 mit Prinz Albert von Kobnrg vermhlt, die Krone Eng-lands. Unter ihrer Regierung suchte der groe Staatsmann Sir Robert Peel durch Ermigung der Zlle dem Handel einen neuen Schwung zu geben. Seitdem ist freier Handel" die Losung des Tages. Irland. . 550. 3) Irland ist bis zur Stunde das wunde Glied im englischen Staatskrper. Die Mihandlungen frherer Geschlechter haben zwischen Eng-land und Irland eine Kluft erzeugt, welche die Vereinigung der beiden durch Natur, Religion und Einrichtungen verschiedenen Völker nie vollkommen wer-den lie. Zwei Dinge, durch ein altes Unrecht erzeugt, erregten besonders den Ha der leidenschaftlichen Jrlnder, die harte Behandlung des armen Landvolks durch ihre adeligen, aus England stammenden Grnd l) erren, und die unnatrlichen Zustnde der Kirche, da anglikanische Geist-liche im Besitz alles irischen Kirchenvermgens sind, inde das katholische, in Armuth lebende Volk seine unbezahlten Priester von seiner Nothdurft erhalten mu. Die Klagen der Jrlnder blieben unerhrt, versuchte Aufstnde wurden 1829. niedergeschlagen und vermehrten den Druck. Erst als durch die Emanci-pationsacte den katholischen Jrlndern der Zutritt ins englische Parlament gewhrt wurde, erhielt das irische Volk Gelegenheit, auf Abstellung der Mi-Bruche zu dringen. Daniel O'connel, der nunmehr mit einem Schweif" von mehr als vierzig gleichgefinnten Jrlndern ins Parlament einzog, drohte mit dem Widerruf der Union (Repeal), wenn nicht den gerechten Forderungen des irischen Volks Rechnung getragen wrde. Die zunehmende Verarmung, die bei mangelhafter Kartoffelernte Hungerseuchen erzeugte, verlangte dringend Abhlfe der herrschenden Mistnde. Bei der Reizbarkeit und beweglichen Natur der Jrlnder fiel es dem groen Volksmann, Redner und Demagogen O'connel nicht schwer, das Land in steter Ghrung zu halten und durch das Losungswort Repeal" die ganze Kraft des Volks nach einem Ziel zu lenken. Aller Orten und Enden bildeten sich Repeal-Vereine mit Bundeskassen zur Frderung der Zwecke O'connels; die katho-tische Geistlichkeit, die der das unwissende Volk eine unbedingte Herrschaft bte, stand in O'connels Dienst; sein Wort gebot der Irland. Aufhe-bung des an die anglikanische Geistlichkeit in Irland zu ent-richtenden Zehnten war die Hauptforderung der Jrlnder. Als ihre Antrge im englischen Parlament nicht durchgingen, weigerten die Pchter die Zehnten und hinderten die Pfndung; und als die Englnder Gewalt anwendeten, setzten sie ihnen Gewalt entgegen. Schaaren bewaffneter Bau-den durchzogen das Land, ihren Weg mit Blut und Brand bezeichnend. Diese Zustnde mahnten die Regierung dringend, dem revolutionren ausgehun-gerten Irland, dem Lande der Leidenschaften und des Elends", die grte 1838. Sorgfalt zuzuwenden. Durch die irische Zwangsbill wurde der Kriegs-stand der die Insel verhngt, um durch Furcht die Ordnung zu erhalten, und durch die irisch ekirchenbill mit der s genannten Appropriation s-clausei suchte man die kirchlichen Abgaben der Pchter abzuschaffen oder zu ermigen und einen Theil des Kirchenguts fr nichtkirchliche Zwecke, namentlich fr Hebung des ffentlichen Unterrichts, zu verwenden. Dieses Vorhaben erfuhr aber von Seiten der hoch kirchlichen Partei und der ari-stokratischen Tories solchen Widerstand, da die Zehntenbill erst nach 1836. jahrelangen Parlamentskmpfen und zwar verstmmelt ins Leben treten konnte. Die hochkirchlichen Gegner bildeten die sogenannten Orangistenverbin-