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1913 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): Jungen
Wissenschaftliche Grundlagen des Bergbaues 143
Sonnenstein, bei den alten Deutschen Glas genannt, erhielt dies
Mineral später den Namen Bernstein (brennender Stein), weil es
am Feuer schmilzt und aufflammt. Der Geruch der Flamme ist
lieblich. Der Bernstein ist ursprünglich ein Baumharz, das nach
Jahrhunderten durch Druck und Luftabschluß versteinert ist.
Häufig findet man Stücke, in denen Ameisen, Fliegen, Würmchen,
Sandkörner, Moos und Wassertropfen eingeschlossen sind. Er
muß leichtflüssig gewesen sein, ehe er die Insekten überzog und
in den durchsichtigen Kerker einsperrte, wo sie, von keiner Luft
berührt, sich unversehrt erhalten haben. Man nimmt an, daß vor
vielen Jahrtausenden ausgedehnte Nadelwälder, welche den Ost-
seestrand bedeckten, durch gewaltige Erdumwälzungen zugrunde
gegangen sind. Ihr Holz ist abgestorben; aus dem weichen kle-
benden Harz ist unter dem Drucke der darauf lastenden Massen
ein fester, gelber, glänzender Stein geworden.
2. Wenn ein Sturm die Tiefen des Meeres aufgewühlt hat
und die noch bewegten Wellen ihren Reichtum ans Land werfen,
dann eilen die Bewohner der Küsten dem Strande zu, den Bern-
stein zu fischen. Mit ihren langen „Käschern“ gehen sie dem
Wellenschläge entgegen und schöpfen den Seetang und das an-
schwimmende braune „Sprockholz“ und mit diesem den Bernstein.
Oft sind zwei bis drei große Wellen hinreichend, die Netze zu
füllen. Und eine einzige Welle wirft oft mehrere Pfund des
schönsten Bernsteins ins Netz. Weiber und Kinder durchsuchen
die Beute, und Aufseher nehmen den gewonnenen Bernstein in
Empfang. Es ist kein leichtes und müheloses Geschäft, das die
harten Männer des Ostseestrandes hier betreiben. — Als man er-
mittelte, daß das Ufer in seinem Schoße den Bernstein berge,
machte man sich an das Graben des Bernsteins. Auch durch
Baggern und durch Taucher wird viel Bernstein gewonnen.
Freilich ist der gefundene Bernstein Eigentum der Regierung oder
ihres Pächters und muß deshalb abgeliefert werden; doch erhalten
die Finder einen angemessenen Lohn. Man findet, besonders in
Bernsteingräbereien, öfter Stücke von mehreren Pfund, wovon
eins wohl 6000 Mark und mehr wert ist. Im Jahre 1878 wurden
ander Ostseeküste zwischen Palmnicken und Schwarzort 139 700 kg
Bernstein gewonnen, wobei 3000 Menschen Beschäftigung fanden.
Im Jahre 1890 belief sich der Gewinn schon auf 156 000 kg.
Dazu kommen noch die an der übrigen Ostseeküste gesammelten und
die weiter im Lande gegrabenen nicht unbedeutenden Mengen Bernstein.
3. Schon die Phönizier sollen an die Ostsee gekommen sein,
um Bernstein durch Tauschhandel zu erlangen. Man schätzte ihn
im Altertum und gebrauchte ihn zum Räuchern und zur Her-
stellung von Schmucksachen. Noch jetzt wird der Bernstein
durch den Handel besonders nach dem Morgenlande gebracht.
Aber auch bei uns wird er von den Bernsteinarbeitern zu Pfeifen-
spitzen, Dosen, Knöpfen, Perlen und Schmucksachen verarbeitet,
1917 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 23
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 107 —
des leichten Dünensandes zu verhindern, und fördert aus ihnen bläuliche
Erde zutage, welche man wäscht und dann durchsiebt, um die in ihr
enthaltenen Bernsteinstücke zu gewinnen. Unser Bild zeigt uns im Hinter-
gründe links auf der Höhe eine solche Anlage, in welcher der Bernstein
auf bergmännische Art gewonnen wird.*)
Iii. Wie wird der gewonnene Bernstein verarbeitet?
Der meiste Bernstein wandert nach Königsberg oder Danzig. Hier
gibt es geschickte Bernsteindrechsler, die aus dem Golde der Ostsee Arm-
bänder, Pfeifenspitzen, Ohrringe, Halsketten, Broschen und tausend andere
Dinge herstellen. Den beim Drechseln entstehenden Abfall verwendet
man zu Räucherpulvern und Bernsteinlack. Von Königsberg und Danzig
aus gehen Bernsteinstücke und Bernsteingegenstände in alle Welt. Die
größten und schönsten Stücke kauft das Morgenland. (Türken!) —
Auch in Berlin wird viel Bernstein zu Schmucksachen verarbeitet.
Bernstein findet man in allen Teilen der Ostsee. Die reichste Aus-
beute aber gewährt die Küste zwischen Memel und Danzig. (Zeigen!)
Dieser Teil führt darum auch den Namen Bernsteinküste. Freilich findet
man auch hier meist nur kleine bis nußgroße Stücke. Stücke, die ein
Pfund schwer sind, gelten schon als Seltenheit. Das größte Bernstein-
stück, welches man jemals gefunden hat, liegt im Berliner Museum.
Es wiegt fast 7 kg und ist ungefähr 30000 Mk. wert.
Zur sachlichen Besprechung.
a) Woher stammt der Bernstein, den die Ostsee birgt? Bern-
stein ist das Harz von Nadelbäumen, die vor Jahrtausenden zu-
gründe gegangen sind. — Eingeschlossene Insekten! 2)
b) Welchen Wert hat der gewonnene Rohbernstein? (Das
Kilogramm rohen Bernsteins wird durchschnittlich mit 30 Mk.
bezahlt.)
1) Das Bernsteinbergwerk Palnmicken, das auf unserem Bilde nicht zu sehen
ist, denn es liegt an der Westküste der Halbinsel Samland, hat die größte Aus-
beute. — Früher hat man auch durch Taucher, welche den Meeresgrund absuchten,
und mit Hilfe von Baggermaschinen, welche in auf- und abtauchenden Eimern
Sand vom Meeresboden emporhoben, Bernstein gewonnen. Noch im Jahre 1881
wurden durch Taucher über 14000 kg Bernstein gewonnen. Da aber die Ausbeute
von Jahr zu Jahr geringer wurde, hat man den Taucher- und den Bagger-
Maschinenbetrieb eingestellt.
2) Für den Lehrer: Der Bernsteinwald des Samlandes enthielt außer
Tannen und Fichten noch Lebensbäume, Eichen, Lorbeergewächse, Palmen, Farne,
Flechten und Moose, wie die Einschlüsse des Bernsteins beweisen. Der Bernstein
selbst stammt von einer Fichtenart, deren Holzreste häufig in Bernstein eingeschlossen
sind. Diese Fichten können in ihrem Harzreichtume mit der neuseeländischen Dam-
mara australis verglichen werden, deren Zweige und Äste von weißen Harztropfen
so starren, daß sie wie mit Eiszapfen bedeckt erscheinen. Das Bernsteinharz wurde
teils an den Wurzeln der Bernsteinbäume ausgeschieden, teils tropfte es von den
Zweigen. Es sammelte sich so im Laufe der Jahrtausende im Waldboden in
gewaltiger Menge an, während die Bäume abstarben und verwesten.
1917 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 23
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 105 —
e) Sind Oder und Weichsel die einzigen- Zuflüsse der
Ostsee? Keineswegs. Die Karte zeigt, daß am Abhange des
Landrückens, der in weitem Bogen die Ostseeküste umgürtet, eine
Anzahl Flüsse entspringen. Sie haben einen kurzen Lauf und
ein geringes Gefälle. Warum?
f) Was lehrt die Karte über die Ausdehnung der Ostsee?
(Sie breitet sich zwischen Deutschland, Dänemark, Schweden und
Rußland aus.)
Zusammenfassung und Einprägung.
3. Der Bernstein, ein Schatz der Ostsee.
Zur Anschauung: Heimatbilder aus Ostpreußen von Migge n. Klein: Die
Bernsteinküste. Einige Stücke Bernstein. ^Durchsichtiger, milchweißer usw.) —
Bernstein mit eingeschlossenem Insekt. — Eine Halskette und eine Zigarrenspitze
aus Bernstein. — Abbildung einer Bernsteindrechselei. — Kerze. (Verbrennen
des Bernsteins!)
Ziel: Wir reden heute von einem Gewerbe, welches an
unserer Ostseeküste zu Hause ist. Wir sprechen von der Ge-
winnnng und Verarbeitung des Bernsteins. (Vorzeigen!)
Die Kinder geben zunächst an, wie sich nach ihrer Meinung der Gang
der Unterredung — im Hinblick auf das gestellte Ziel — zu gestalten
hat. Sie kommen zuletzt, vom Lehrer nur im Notfall unterstützt, zu dem
Resultate: Wenn wir unserer Aufgabe gerecht werden wollen, so müssen
wir unsere Aufmerksamkeit auf folgende Punkte richten:
1. Woran erkennen wir den Bernstein?
2. Wie gewinnt man ihn?
3. Wie wird der gewonnene Bernstein verarbeitet?
I. Woran erkennt man den Bernstein?
Die Schüler geben zunächst die ihnen aus dem täglichen Leben her
bekannten Eigenschaften des Bernsteins an. Der Lehrer berichtigt und
ergänzt die Angaben der Schüler durch eine Reihe einfacher Versuche.
Er hält ein Stück Bernstein in die Flamme einer Kerze und läßt beob-
achten, daß Bernstein leicht und mit aromatischem Geruch brennt. Er
läßt ein Stück echten Bernsteins mit einem Stück künstlichen Bernstein
(Glasfluß) vergleichen und feststellen, daß sich echter Bernstein durch seine
geringere Schwere und Härte (Fingernägel!) unterscheiden läßt. Die
Schlußzusammenfassung kann lauten: Der Bernstein ist ein glänzendes
Harz von gelber, braunroter oder weißer Farbe. Er wird, wenn er
gerieben wird, elektrisch und zieht dann kleine Stücke Löschpapier an.
In der Flamme verbrennt er mit einem angenehmen Gerüche. Er ist
weicher und leichter als Glas.
1867 -
München
: Königl. Central-Schulbücher-Verl.
- Autor: Marschall, Georg Nicolaus
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Fortbildungsschule, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gewerbeschule, Handelsschule, Landwirtschaftsschule, Präparandenanstalt, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Bayern
376
Iv. Naturbilder.
dehnung der Steinkohlenfelder und ihr
Vorkommen in den verschiedensten Ge-
genden unserer Erde nicht bezweifeln, daß
zur Zeit der Steinkohlenbildung bereits
sehr viel Festland auf Erden gewesen
ist, da nur dieses, nie aber das Meer,
Steinkohlen erzeugen kann. Doch liegt
auch auf der Hand, daß die Bildung
der Steinkohlenlager große Zeiträume
einnahm, und daß diese Bildung nicht
eine gewaltsame war, sondern eine Pe-
176. Der
Der Bernstein, dieses in vielfacher
Beziehung so höchst interessante Produkt
untergegangener Wälder, die nm: in der
Erde oder unter dem Meeresgrunde schlum-
mern, wird entweder bei günstigen Win-
den von den Wellen der Ostsee zuweilen
an die Küsten von Pommern, Mecklen-
burg, Dänemark, Schweden u. s. w. ge-
trieben, oder auch an vielen, selbst von
dem Meere sehr entfernten Orten jener
Provinzen mehr oder weniger tief aus
der Erde gegraben.
Aus der See wird der größte Theil
Bernstein in kleinen zerschlagenen Brocken
gewonnen; in der Erde findet man ihn
dagegen meistens in größeren knollen-
förmigen Stücken. Bei heftigen Aequi-
noetialstürmen, die das Meer mehrere
Tage hinter einander bis zum Grunde
aufwühlen, wird die größte Menge Bern-
stein auf den Strand getrieben. Das
Graben nach Bernstein geschieht keines-
wegs kunstmäßig oder bergmännisch, son-
dern wird von Bauersleuten ohne alle
wissenschaftlichen Kenntnisse unternommen,
wobei sie auf gut Glück 5—6 Meter
tief eingraben; mißlingt der Versuch, so
wird das Graben tiefer versucht, oder
an einer andern Stelle wiederholt. In
manchen Fällen ist dieses Graben eine
der undankbarsten Arbeiten, doch lohnt
in andern der Zufall seine Günstlinge
auch auf reichliche Weise.
Man gräbt den Bernstein in allen
Schichten des jüngeren aufgeschwemmten
Bodens sowohl auf Bergesrücken, als in
Niederungen und Wiesen und findet ihn
oft nur ein paar Fuß tief unter der
riode ruhiger Entwickelung umfassen muß.
Die Menge der Steinkohlen ist außer-
ordentlich, und es sind nicht nur in Eu-
ropa, sondern sogar in Deutschland solche
große Massen, theils von wirklichen
Steinkohlen, theils von anderen ähn-
lichen Schwarzkohlen in den Kohlenbecken
aufgespeichert, daß eine gänzliche Er-
schöpfung selbst bei einer bedeutend ge-
steigerten Produktion von Kohlen, in eine
sehr weite Ferne gerückt ist.
Bernstein.
Bodenfläche, oft erst in Tiefen von 70
und 140 Fuß. Einzelne, häufig auch
mehrere Stücke zog man zufällig in
Fischernetzen nicht bloß aus dem Meere,
sondern auch aus Binnenseen, Flüssen,
Teichen und tiefen Brunnen hervor. Der
Boden, wo reichliche Ausbeute zu hoffen
ist, erstreckt sich über Pommern, Ost-
und Westpreußen nach Litthauen und
Polen. Man fand auch Bernstein in
einer Steinkohlengrube bei Ischl und auf
Sicilien; auf dieser Insel aber wie in
England auffallender Weise nur an der
östlichen Küste. Auch an den Ufern des
kaspischen Meeres, in Sibirien, Kamt-
schatka und China, in Nordamerika und
selbst in Madagaskar hat man einzelne
Stücke und auch Lagen entdeckt.
Nun liegt die Frage nahe: Was ist
der Bernstein und wie ist er entstanden?
Es herrscht jetzt kein Zweifel mehr, daß
er wie andere vegetabilische Harze von
einem Baume ausgeschwitzt wurde, der
schon längst von der Erde verschwunden
ist, einst aber mit dichten Waldungen
die Inseln jenes großen Oceans bedeckte,
der damals noch die weite nordeuropäische
Ebene bis zum Fuße des Ural über-
fluthete. Wo heutigen Tages Seegrnnd
ist, da waren noch vor vielen tausend
Jahren undurchdringliche, mit Fichten
und Tannen besetzte Forste, und wo da-
mals Schiffe vor Anker lagen, sieht man
jetzt aufgethürmte Sandberge stehen. Bei
dem ungeheuren Harzreichthum des Bern-
steinbaumes und den vielen Jahrtausen-
den, während deren er bestanden haben
mag, ist es nicht zu verwundern, daß
1865 -
Leipzig
: Amelang
- Autor: Fix, Wilhelm
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
— 69 —
bei der Hand, um Liese zu gewinnen. Die Männer haben sich mit einer langen
Stange versehen, an deren Ende ein Netz befestigt ist. Sie halten dieses der
anschlagenden Welle entgegen, damit das, was sie bringt, nicht ins Meer zurück-
falle. Weiber und Kinder ziehen die angetriebenen Meerespflanzen an das
Land und suchen aus ihnen die Bernsteinstücke heraus. Wollte man warten,
bis der Sturm vorbei ist, so würde das Seegras in solcher Menge aufgehäuft
sein, daß das Durchsuchen sehr schwierig und mühsam wäre.
Auch in Ländern, die jetzt weit von der Küste der Ostsee entfernt sind,
kommt Bernstein in der Erde vor. Das ist ein Beweis dafür, daß das Gebiet
des Meeres sich einst viel weiter in das Land hinein erstreckte. — In der M ark
ist er an verschiedenen Stellen gefunden worden, selbst in großen Stücken'von
8 Zoll Länge und 5 Zoll Dicke. Doch soll er nicht so gut zu bearbeiten sein,
wie der Strandbernstein. Deßhalb werden seine ^Lager auch nur an einer
Stelle ausgebeutet, nämlich bei Oranienburg.
Der Bernstein wird von den Bernsteindrehern zu den verschiedensten Kunst-
sachen verarbeitet. Aus den größeren Stücken macht man Dosen, Becher, Pfei-
fönspitzen, Geschmeide u. s. w., aus den kleineren Knöpfe, Korallen u. s. w.
Außerdem gebraucht man ihn auch zum Räuchern, besonders im Morgenlande,
und bereitet daraus einen guten Firniß, indem man ihn über Kohlenfcuer flie-
ßend macht und mit Lein- oder Terpentinöl mischt. — Die meisten Bernstein-
dreher wohnen in Memel, Königsberg und Danzig. Dieselben waren
zu der Zeit, als Bernstein vielfach zum Schmucke getragen wurde, meist wohl-
habende Leute und bildeten eigene Zünfte. Früher versendete man auch große
Massen Bernstein theils roh, theils verarbeitet ins Ausland. Dies hat nun
zwar jetzt etwas nachgelassen; doch geht immer noch viel Bernstein nach Kon-
st ant in opcl und nach Kleinasien, wo Muhamedaner wohnen. Er
wird dort besonders zum Räuchern und zur Bereitung von Bernsteinspitzen ge-
braucht, weil die Türken nur aus diesen Tabak rauchen dürfen, da ihr Rcli
gionsbuch (der Koran) jeden Gebrauch von Körpertheilen todter Thiere verbietet.
Auch die Sklavenhändler gebrauchen Perlenschnüre von Perlen aus weiß ein
Bernstein, weil dieser in Afrika sehr geschätzt und deßhalb gegen die armen Un-
glücklichen, welche zur Sklaverei bestimmt sind, eingetauscht wird.
Am einträglichsten ist die Ausbeute an Bernstein an dem westlichen Strande
von Samland, der darum auch vorzugsweise dicbernstcinküstc genannt wird,
vorzüglich zwischen Palmnicken und Groß-Hubnicken; minder reich ist
die Nordküste, aber doch nicht unbedeutend durch Gräbereien; am wenigsten er-
giebig ist die kurische Nehrung, die Küste von Memel und der Strand bei Danzig.
57. Erden und Steine.
In dieser Klasse der Mineralien unterscheidet man, wie in jeder andern, mancher-
lei Geschlechter, von denen wir hier nur die wichtigsten aufführen wollen.
1. Zn dem de« Kiesels gehört vor Allem der Quarz, dessen edelste Art der durch-
sichtige Bergkrystall ist, der meist die regelmäßige Form sechökantiger Säulen mit
einer darauf sitzenden sechskantigen Spitzsäule hat. Manche schimmern veilchenblau,
und heißen dann Amethyste. Der gemeine Quarz bildet große Felsmassen; auch
ist er einer der Bestandtheile des Granits. Im Sandsteine und im gewöhnlichen
losen Sande machen die Quarzkörner sogar den Hauptbestandtheil aus.
Am wichtigsten und unentbehrlichsten ist der Sand in Vermischung mit Kalk als
Mörtel beim'bau der Häuser und beim Abvutz der Wände; demnächst aber zur
Bereitung der schönen, harten, ganz durchsichtigen Masse, die man das Glas nennt.
(S. Nr. 61.)
1894 -
Leipzig
: Klinkhardt
- Autor: Zemke, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Taubstummenschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
38
%
Wie Elektricität mit Wollenzeug, so wird es nicht nur warm; fährt man damit
durch Reiben er- |n {Ul^cr Entfernung über hingestreute Haare oder Papier-
zeug wir. Jäckchen, so springen diese an den Siegellack und bleiben eine
Weile daran haften, bis sie herabfallen. (Statt des Siegel-
lacks kann man auch Bernstein, einen Glascylinder oder einen
Erklärung der elek- Federhalter aus Hartgummi benutzen). Der Siegellack hat durch
trischenanziehung. Reiben die Eigenschaft erlangt, kleine Körper anzuziehen; er
ist elektrisch geworden. Die Kraft des geriebenen Körpers,
mit welcher er kleine Körperteilchen anzieht, nennt man Elek-
tricität.
Wie die elektrischen Nähert man (am besten tut Dunkel) der geriebenen Siegel-
Erscheinungen ^stange einen Fingerknöchel, so sieht man sehr kleine Fünkchen
werden!"^" üou bläulich-weißer Farbe; das ist der elektrische Funke.
Gleichzeitig hört man ein leises Knistern.
Gute und schlechte Berührt man den geriebenen Glascylinder mit einem Schlüssel
Leiter der Elektri- oder einem Stück Draht (also Metall), so sieht man einen Funken aus
Cltslt' dem Cylinder kommen und in den Schlüssel oder den Draht
hinüberspringen, ans dein man den Funken lvieder herausziehen
kann. Bringt man aber ein Stück Siegellack, Bernstein oder
Seide in die Nähe des Cylinders, so nimmt man nichts wahr.
Die Metalle und der menschliche Körper leiten die Elektri-
cität gut; Siegellack, Bernstein, Seide und einige-andere
Körper schlecht.
Was das Gewitter Vom Gewitter. Bei einem Gewitter nimmt inan Blitz
^ und Donner wahr. Der Blitz ist ein elektrischer Funke im
großen, der Donner ist das elektrische Knistern im großen;
beide elektrischen Erscheinungen (elektrischelnfterscheinnngen)
kommen aus elektrischen Wolken (Gewitterwolken). Der Blitz
geht entweder ans einer Wolke in eine andere oder ans einer
Wolke in einen meist hohen Gegenstand auf der Erde, der ihn
gut leitet (hohe Türme mit Metallspitzen, Bäume, Berge, auch
Menschen und Tiere); es schlägt ein und zündet nicht selten;
Vorn Schutz gegen Menschen und Tiere werden betäubt oder gar getötet. Hieraus
den Blitzschlag, ^lgt, daß, wenn mau sich vor dein tötlichen Blitzstrahl (vor dem
Erschlageuwcrden) tut Freien schützen will, man den vermeintlichen
Schutz hoher Bäume nicht aufsuchen darf. Will man Türme
und hohe Gebäude vor dem Einschlagen des Blitzes schützen, so
bringt man Blitzableiter an, die mit ihrer obern Spitze das
Bauwerk überragen. Der Blitz wird aufgefangen und mittels
Reibungselektrici- der starken Drahtleitnng fort in die Erde geleitet. — Die Elektri-
tiu cität, von der bisher die Rede gewesen ist, wird durch Reibung
ruug.e ( ncl a . ^zbugt; man nennt sie deshalb Reibungselektricität. Elektri-
cität wird aber auch erregt, wenn man 2 verschiedene Metalle
(Kupfer und Zink) in eine Flüssigkeit (Schwefelsäure) taucht
1914 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Baas, Karl, Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 151
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Iv
68
Tage oder Wochen lang herausströmt. In Amerika kam dieser Fall kurz nach der Ent-
deckung des Steinöls nicht selten vor. Die Besitzer der Quellen konnten gar nicht Fässer
genug herbeischaffen und mußten das Öl laufen lassen, wohin es wollte. In den
meisten Fällen wird jedoch das Petroleum durch Pumpen aus der Erde hervorgeholt.
b) In größeren Mengen wurde das Steinöl züerst in Amerika aufgefunden.
Ein Bohrloch im Staate Pennsylvanien lieferte 1859 mit Anwendung einer kleinen
Pumpe täglich 1600 l, später sogar 4000 l. Überall wurde nun in der Umgegend
nach Petroleum gebohrt, und bald entlockte man der Erde reiche Schätze dieses bis
dahin unbekannten Minerals. Wie kurz zuvor die Goldfelder Kaliforniens, so
zogen jetzt die Ölfelder die Menschen in großer Zahl herbei, und die Städte
wuchsen wie Pilze aus der Erde. Auch an verschiedenen Stellen Deutschlands:
Braunfchweig, Holstein, Bayern, Lüneburger Heide usw. sind Petroleumquellen
entdeckt, doch sind sie nicht besonders ergiebig. Sehr große Vorräte von Steinöl
hat man dagegen in Baku am Kaspischen Meer aufgefunden. Der Hauptbedarf
wird aber immer noch durch amerikanisches Öl gedeckt.
c) Das Steinöl sieht im rohen Zustande hell- oder dunkelbraun aus und
bildet eine ziemlich dickflüssige Masse, die sehr stark riecht und sich leicht entzündet.
Damit das Öl für unsere Lampen brauchbar werde, destilliert man es mehrere Male.
Dabei verflüchtigen sich zunächst die leicht entzündbaren Stoffe, Petroleumäther und
Benzin; dann erst scheidet sich das Petroleum von der dichteren Masse aus. Es
ist jetzt wasserhell oder schwach gelb gefärbt und zeigt einen bläulichen Schimmer.
Während sich das rohe Petroleum schon bei —f- 70 G entzündet, geschieht dies bei dem
gereinigten Öle erst bei einer Wärme von 38—40° C. Da sich aber das Petroleum
sehr leicht an einer Flamme entzündet, sei man mit der Anwendung des Petroleums
vorsichtig. Besonders ist anzuraten, die Lampen am Tage und nicht abends bei brennen-
dem Lichte mit Petroleum zu füllen. Auch darf man das Feuer im Ofen niemals da-
durch zum Brennen bringen wollen, daß man aus einer Flasche Petroleum hineingießt.
22. Bernstein, a) Der Bernstein kommt besonders an den Küsten der Ostsee
vor. Dort hat man Rinden- und Holzstücke gefunden, an denen er festsaß wie Harz
an der Kiefer. Auch findet man vielfach Stücke, in denen allerlei Tier-
lein, Mücken, Ameisen, Fliegen, Spinnen u. a., eingeschlossen sind.
(Fig. 58.) Ebenso hat man Nadeln und Zapfen in ihnen eingeschlossen
gefunden. Aus allen diesen Tatsachen hat man gefolgert, daß der
Bernstein nichts weiter ist als Harz ausgestorbener Nadelbäume.
58' b) Zünde ein Stückchen Bernstein an! Es brennt leicht. Daher
auch der Name Bernstein; denn bernen heißt soviel wie brennen, Bernstein also
Brennstein. Die Flamme ist rußig, ähnlich wie beim Harz der Tannen.
c) Am häufigsten findet sich der Bernstein an der Küste Samlands. Dort
liegt er in einer Schicht „blauer Erde", 30—33 m tief unter der Oberfläche. Man
gräbt bis zu dieser Schicht hinunter und durchsucht hier dann jedes Krümchen Erde.
Die „blaue Erde" erstreckt sich auch weit unter dem Meeresboden hin. Die im
Meere liegenden Stücke verwickeln sich sehr oft in Seetang. Daher sieht man
am Strande Arbeiter bis an die Brust ins Wasser gehen und das Kraut ans
Ufer holen. Weiter hinaus ins Meer fährt der Taucher mit einem Boote. Bei
ruhigem Wetter sieht er deutlich den Bernstein auf dem Meeresgrunde liegen. Er
springt dann hinunter, stößt den Bernstein los und bringt ihn nach oben. Der
1832 -
Stuttgart
: Macklot
- Autor: Selchow, Felix
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
386
daher nichts als ein Ruhetag, seine Freude mehr eine Art von
Abspannung.
In Ddbern wimmelte es von Kaufenden und Verkäufern;
Jeder findet da, was er sucht; es wird aber nichts gesucht als
Bedürfnisse des Landvolks. Schmiede, Klempner, Drechsler,
Böttcher, Töpfer, Wollenfabrikanten, allenfalls auch ein Glas-
händler, Zinngicßcr, Buchbinder, Lieder- und Tuchhändler fin-
den guten Absatz; die Luruöhändler aber kommen schlecht weg;
denn die Buntrocke, die man zwischen den Buden sich hindrän-
gen sieht, sind doch nur Landwirthe, und ihre Srahlknöpfe und
seidenen Bänder haben sie in Elbing gekauft.
Nachdem sich die Menge eine Zeit lang auf dem Markte und
in den Schenken herum getrieben hatte, ging Jeder, zufrieden
mit seinem Einkaufe und fröhlicher als bei seiner Ankunft ge-
stimmt, wieder nach Hause.
Bernstein und Bernsteinarbeiten in Pommern und
an der preußischen Küste.
An den Küsten der Ostsee, vorzüglich in Pommern, auf der
Insel Rügen und zwischen Pillau und Memel wird bekanntlich
eine ziemliche Menge Bernstein in größeren und kleineren Stük-
ken gefunden. Man sammelt ihn am häufigsten, wenn nach
Stürmen das Meer wieder ruhig geworden ist, in Gestalt klei-
ner abgeplatteter Steine, die mit einer Schleimhaut überzogen,
oder mit Wurzelfasern oder anklebendem Meersande bedeckt sind.
Bisweilen zeigen sich auch ganz reine und durchsichtige Stücke.
Von Farbe ist der Bernstein entweder hell- oder dunkelgclb.
Der dunkelgelbe ist der gemeinste und wird nicht sonderlich geach-
tet; desto höher aber schätzt und bezahlt man den blaßgclbcn, und
den sogenannten Kumst^ der milchicht aussieht und ein wenig
ins Grünliche spielt.
Woher der Bernstein komme, weiß man nicht mit völliger
Gewißheit. Mancherlei Umstände geben aber zu erkennen, daß
er nichts anders als ein im Meerwafser verhärtetes Harz ist.
In manchen Stücken sieht man ,z. B. Fliegen, Ameisen, Würm-
chen, Wassertropfen eingeschlossen; man findet den Bernstein
auch in Gestalt eines großen birnförmigen Harztropfens an einem
Stück Baumrinde hangend. Dieß alles gibt hinlänglich zu er-
kennen, daß der Bernstein einst flüssig war. Durch die Länge
der Zeit wurde er aber hart wie Stein und durchsichtig wie Glas,
weswegen ihn auch die alten Strandbcwohncr Glas nannten.
Er hat aber doch bei seiner Verhärtung alle Eigenschaften des Har-
zes behalten; er schmilzt z. B. am Feuer, entzündet sich und brennt
mit einer Flamme, sein Dampf aber verbreitet einen lieblichen
Harzgcruch; daher nennt man ihn auch Bernstein, oder rich-
tiger Brenn sie in, von dem alten deutschen Wort börncn
(brennen). Auch die Leichtigkeit hat er mit dem Harze gemein.
1910 -
Frankfurt a.M.
: Auffarth
- Autor: ,
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
489
er zum Schmuck, und manch schönes Geschmeide fand sich in ihren
Gräbern. Der römische Schriftsteller Tacitus erzählt uns, daß schön
geschnitzte Ringe, fein gearbeitete Gebrauchsgegenstände aus Bernstein
hohen Wert hatten; eine kleine Bernsteinbüste galt mehr als ein ganzer
lebendiger Mensch, nämlich als ein Sklave. Auch die Kunst, die Farbe
des Bernsteins zu verändern, verstand man schon damals. Die Medizin
bediente sich des Bernsteins zu ihren Heilkünsten. Gegen Magenleiden,
Augen- und Ohrenkrankheiten war Bernstein ein beliebtes Mittel, und
als Amulett getragen, schützte er gegen allerlei Gefahren. Seine elek-
trische Natur haben die Alten schon richtig erkannt. Sie wußten, daß
dieses seltsame Harz kleine Gegenstände anzieht, deswegen nannten
sie es Elektron. Diese physikalische Eigenschaft des Bernsteins wurde
der Ausgangspunkt einer Wissenschaft, welcher der Mensch seine groß-
artigsten Errungenschaften verdankt.
Jahrtausende tropfte das Bernsteinharz im Tropenwald. Kein
Wunder also, daß in dieser ungeheuren Zeitspanne große Mengen Bern-
stein entstehen konnten, so daß noch heutigestags eine Industrie be-
steht, die nur Bernstein verarbeitet. Die Hauptsundstelle dieses Harzes
ist Samland in Preußen. Hier ruht es in der sogenannten blauen
Erde, woraus es bergmännisch zutage gefördert wird. Die sandigtonige,
1 bis 6 Meter dicke Schicht der blauen Erde ist der Niederschlag eines
alten Meeres. Neben Haisischzähnen, Meermuscheln und Braunkohlen
lagert massenhaft der Bernstein. Von der Welle herausgewaschen und
fortgeschwemmt, finden wir das kostbare Harz an der ganzen Ostsee-
küste wieder. Das Samland allein liefert jährlich etwa 100000 Kilo-
gramm Bernstein. Der Wert eines Kilogramms beläuft sich auf
60 Pfennig bis 600 Mark, je nach Größe, Schönheit und Reinheit
der Stücke. Nur die schönsten Stücke, die sogenannten Sedimenlsteine,
kommen sogleich in den Handel. Aus den kleineren Stücken werden
Bernsteinperlen gearbeitet, oder sie dienen in der chemischen Industrie
zur Bereitung von Bernsteinöl, Bernsteinfirnis und Bernsteinsäure.
Am meisten gesucht und geschätzt ist Bernstein mit Insekten- und Pflanzen-
einschlüssen. Man hat bisher etwa 160 verschiedene Pflanzen- und
gegen 300 Jnsektenarten im Bernstein eingebettet gefunden, die in ihrem
goldschimmernden Schneewittchensarg die Jahre überdauert haben.
Käfer und Fliegen, Motten und Spinnen sind dem zähflüssigen Harze zum
Opfer gefallen und so in wunderbarster Erhaltung auf unsere Zeit gekommen.
1911 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Porger, Gustav, Wolff, Karl
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Knabenmittelschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
- Geschlecht (WdK): Jungen
mittelländischer Kultur bereits als beliebter Schmuckgegenstaud galt und
von den Alten dem Golde gleich geschätzt wurde, knüpfen sich die
interessantesten geographischen und weltgeschichtlichen Probleme. Auf der
Suche nach diesem Schatz entdeckte der Grieche Pytheas aus Massilia um
das Jahr 330 v. Ch. das Barbarenlaud Teutonien, also Deutschland.
An dessen Küsten fand er schon damals den Bernstein. Dieser Grieche
erwähnt besonders die Insel Abalus als Fundort, er fügte seinen Berichten
hinzu, daß die Menschen dort den Bernstein statt Holz zum Brennen
gebrauchten. Ein sehr naheliegender Irrtum; nicht Bernstein wurde als
Brennmaterial gebraucht, sondern es war die ebenfalls an den Strand
gespülte Braunkohle, die überdies nicht selten mit Bernstein zusammen
vorkam. Aber nicht der Seeweg ist der erste gewesen, ans dem die
Teutonen Bernstein an die Völker des Mittelmeeres verhandelten, sondern
es war der Landweg vom Norden nach Massilia. Die genauesten
Kenntnisse über die nordische Bernsteinküste hatten die Römer durch ihre
Kriegszüge nach Gallien und Germanien erworben. Die Griechen sowohl
wie die Römer verliehen dem Bernstein seinen Wert; diejenigen, die ihn
fast mühelos am Strande sammelten, wußten ihn nicht zu schätzen. Beiden
Völkern diente der Bernstein zum Schmuck, manch schönes Geschmeide
fand sich in den schätzereichen Gräbern von Mykene, die Schliemann
öffnete. Und Tacitns erzählt uns, daß schön geschnitzte Ringe, fein
gearbeitete Gebrauchsgegenstände aus Bernstein hohen Wert hatten. Eine
kleine Bernsteinbüste galt mehr wie ein ganzer lebendiger Mensch, nämlich
wie ein Sklave. Auch die Kunst, die Farbe des Bernsteins zu verändern,
verstand man schon damals; um sie dunkler zu bekommen, wurden
Abkochungen von Alkanawnrzel und der Saft der Pnrpurschnecke angewandt.
Ferner bediente sich die Medizin des Bernsteins zu ihren Heilkünsten.
Gegen Magenleiden, Augen- und Ohrenkrankheiten war Bernstein ein
beliebtes Mittel, und als Amulett getragen, schützte er gegen allerlei
Gefahren. So knüpft die Geschichte des Bernsteins nicht nur an die
ersten See- und Entdeckungsreisen auf Erden an, sondern sie zeigt uns
auch die hohe Kultur der Mittelmeerländer, die damals nicht ahnen konnten,
daß dermaleinst die Zenitsonne der Menschheitskultur hoch oben im
Norden, dort in Glessarien, dem Bernsteinlande, aufgehen würde. Die
elektrische Natur des Bernsteins aber hatten die Alten schon damals
richtig erkannt. Sie wußten, daß dieses seltsame Harz gerieben kleine
Gegenstände anzog; deswegen nannten sie es Elektron. Diese physikalische
Eigenschaft des Bernsteins wurde die Grundlage einer Wissenschaft, der
der Mensch seine großartigsten Errungenschaften verdankt. Nahezu zwei
Millionen Jahre lang tropfte das Bernsteinharz im Tertiärwald. Kein
Wunder also, daß in dieser ungeheuren Zeitspanne große Mengen Bernstein
entstehen konnten, so daß noch heutigestages eine ganze Bernstein ver-
arbeitende Industrie besteht. Die Hauptfundstelle dieses Harzes ist das
1897 -
Braunschweig
: Wollermann
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
— 247 —
Aufmerksamkeit. Hier ist nämlich das Hauptfundgebiet des Bernsteins, jenes
zu Stein erhärteten Baumharzes, das einst einem in der Brauukohlen-(Tertiär-)
Zeit untergegangeneu Nadelbaum entquoll, und das man früher mit Gold auf-
wog. Bernstein findet man auch au anderen europäischen Küsten, z. B. an der
Nordsee, au Dalmatiens und Siziliens Küste, auch auf dem Festland, z. B. in
Schlesien, aber nirgends tritt er in solchen Mengen und in solcher Güte ans
als hier. Er befindet sich in einer zur Braunkohlen-(Tertiär-) Formation ge-
hörigen Erdschicht, die man wohl die „blaue^Erde" nennt, und die im Samland
ca 30 in unter der Oberfläche liegt. Das Meer hat diese Schichten zu einem Teil
anfgewühlt und so sich selbst in den Besitz großer Bernsteinmengen gebracht. Aus
ihm, und zwar aus den Haffen, gewinnt man heute au 75 000 kg, aus der Erde
selbst nur ein Drittel davon. Dem Meere wird er auf verschiedene Weise ent-
rissen; man sammelt ihn am Strand, wohin er bei Stürmen gespült wird; man
fischt ihn mit Hamen und Netz, und man taucht im Taucherkostüm auf den Grund,
um ihn hier zu „brecheu". So werden ca. 35 000 kg gewonnen. Weitere
(75000 — 35000 =) 40 000 kg erzielt man durch große Baggermaschinen,
die bei Schwarzort auf der Kurischen Nehrung aufgestellt sind. Für das Bagger-
recht zahlt eine Königsberger Firma dem Staat, dem Eigentümer sämtlichen
Bernsteins, jährlich 3/4 Millionen Mark Pacht. — Ilm die Bernsteine, die in
der sog. „blauen Erde" lagern, zu gewinnen, gräbt man bis zu dieser herab
und durchsucht sorgfältig jedes Erdklümpcheu. -—- Einst hatte der Bernsteinhandel
eine weit größere Bedeutung als heute. Schon Kaiser Nero schickte Händler
nach Norden, um dieseu kostbarsten aller Steine holen zu lassen, und noch früher
handelten fchou die Phönizier damit. Daß er aber auch jetzt noch ein sehr
wichtiger Handelsgegenstand ist, beweisen zur Genüge die obigen Zahlen.
(4. Kandschaftliches.) Der Nördliche Höhenzug enthält die land-
schaftlich schönsten Gebiete Norddeutschlands. Dazu tragen zunächst die
vielen Seeu bei. Dieselben haben zwar häufig flache, reizlose Ufer, fiud aber
auch oft von waldigen Hügeln eingeschlossen und gewähren dann mit ihrem
blanken Spiegel einen gar freundlichen Anblick. — Die Moränenhaufen sind
stellenweise geradezu gebirgsähnlich gruppiert, wie z. B. westlich vou Dauzig,
wo der Höhenzug im Turmberg seinen höchsten Punkt erreicht. An solchen
Stellen eilen muntere Bächlein zwischen den Bergen hinab, sich durch Wald und
Wiese hinschlängelnd, und von den Höhen hat man schöne Aussichten über zahl-
reiche Hügel, Seeu und Wälder. Wo letztere drei Landschaftselemente sich
zusammenfinden, entstehen jene Landschaften, die man im Hinblick auf die um-
kräuzteu Seen nicht ohne Sinn als eine „Schweiz" bezeichnet. So giebt es
eine Ostholsteinische, Mecklenburgische, Pommersche und eiue Masurische (Ost-
preußische) Schweiz.
(0. Viele und große Städte finden wir erklärlicheriveise auf
dem Höhenrücken nicht. Örter von 20 000 und darüber zählen wir auf den
eigentlichen Platten ganze vier. (Vergl. dagegen z. D. das kleine Schwäbische
Stufenland.) Die größte derselben - Schwerin Qj — ist reizend am
Schweriner See belegen. Die anderen drei sind Güstrow, ebenfalls in
Mecklenburg, Prenzlau in der Uckermark (Brandenburg) und Alienstein
in Ostpreuj'sen. Reicher ist das Vorland ausgestattet, namentlich wenn man
die uns schon bekannten Küstenstädte mitzählt. Von den nicht an der
Küste gelegenen Städten des T orlandes zählen 20 000 und darüber sechs.
Es sind Anklam O in Vorpommern, Stargard A, Köslin © und Stolp A
1897 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 61 —
Er hält ein Stück Bernstein in die Flamme einer Kerze und läßt beob-
achten, daß Bernstein leicht und mit aromatischem Geruch brennt. Er
läßt ein Stück echten Bernsteins mit einem Stück künstlichen Bernsteins
(Glasfluß) vergleichen und feststellen, daß sich echter Bernstein durch seine
geringere Schwere und Härte (Fingernägel!) unterscheiden laßt. Die
Schlnßzusammeufassung kann lauten: Der Bernstein ist ein glänzendes
Harz von gelber, braunroter oder weißer Farbe. Er wird, wenn er
gerieben wird, elektrisch und zieht dann kleine Stücke Löschpapier an.
In der Flamme verbrennt er mit einem angenehmen Gernche. Er ist
weicher und leichter als Glas.
Ii. Wie gewinnt man ihn?
Der Lehrer legt dar: Der Bernstein wird aus verschiedene Art und
Weise gewonnen:
1. Er wird ani Strande ausgelesen. In der rauhen Jahres-
zeit, beim Anbruch des Winters, wühlen oft heftige Stürme die Tiefe
des Meeres auf, reisen die dort wachsenden Seepflanzen los, und schleu-
deru sie aus Ufer. Mit ihnen wird Bernstein an den Strand gespült,
der von den Zweigen der Pflanzen festgehalten wurde. Ist nun der
Sturm vorüber, so eilen Männer, Weiber und Kinder an den Strand,
um das Gold des Meeres zu sammeln.
2. Er wird gefischt. Nicht aller Bernstein, der sich durch den
Sturm vom Grunde oder aus dem Gewirr der Seepflanzen loslöst, wird
ans Ufer geworfen. Viele Stücke werden zwischen Steinblöcken einge-
klemmt, von einer dünnen Sandschicht bedeckt oder dergl. Diese Stücke
werden mit Netzen herausgefischt. In derber Lederkleidung waten die
Bernsteinfischer tief ins Meer hinein. Oft stehen sie bis au die Brust
im Wasser. Mit kleinen, an langen Stangen befestigten Netzen schöpfen
sie Sand oder Seepflauzeu vom Grunde des Meeres, schütten den Inhalt
des Netzes am Strande aus und lassen ihn von Weibern und Kindern
nach Bernstein durchwühlen. Ost rudern anch die Fischer in Booten
weiter ans die See hinaus, um dort ihre Netze auszuwerfen.
3. Er wird durch Taucher au die Oberfläche geholt.
Brüsterort (Zeigen!) ist der Hauptort der Bernsteintaucherei. Hier kann
man an stillen Tagen und bei wenig bewegter See gegen 40 Taucher-
boote auf dem Meere schwimmen sehen. In jedem dieser Boote sitzen
10 Mann, die sich paarweise aller zwei Stunden ablösen. Die beiden
Männer, die an der Reihe sind, schlüpfen in die Taucherkleidung, die
aus Gummi und Eisen besteht. (Bild!) Den Kopf bedeckt eine Kapuze,
an der vor dem Gesicht der Taucherhelm angebracht ist. Drei Gläser
geben dem Taucher das nötige Licht zum Untersuchen des Meeresbodens.
Ter Rücken trügt einen Metalltornister, den Lustbehälter. Durch einen
in langen Gummi schlauch steht der Taucher mit den? Boote und
1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
140 Sechstes Kapitel.
Bein, Bernstein, von Fortepianos, Musikinstrumenten aller Art und
Spielwaren.
Möbelwaren und Hauseinrichtuugcn werden besonders in Berlin, Hamburg,
Stuttgart, Dresden, Leipzig, Breslau :c. angefertigt, in Drechslerwaren nehmen
Berlin und die Bezirke Mittelfranken (namentlich Nürnberg, Fürth), Zwickau, Dresden,
in Bernsteinwaren Danzig, in Knöpfen Waltershausen, Frankenhausen, Nürnberg,
Fürth, Worms, Freiburg i. Br. 2e., in Schnitzwaren aus Holz und Bein die Gegenden
von Ammergau und Berchtesgaden (Bayern) sowie einige Gegenden in Württemberg
und Sachsen (Freiberg, Flöha) eine bedeutende Stellung ein; Spielwaren werden in
Mittelfranken (Nürnberg), in Sonneberg in Thüringen und in Württemberg fabriziert.
Es wurden an einfach bearbeiteten Holz- und Schnitzwaren 1888 im ganzen
importiert 985655 Tonnen im Werte von 65212000 Mark und exportiert 182871
Tonnen im Werte von 15824000 Mark. Von fertigen Fabrikaten betrug die Ein-
fnhr 17 915 Tonnen im Werte von 14343000 Mark, die Ausfuhr 36935 Tonnen
im Werte von 52345000 Mark. Obenan stehen in der Ausfuhr Möbel aller Art;
es kommen hinzu Böttcher- und Spielwaren. An Flecht- und Bürstenbinderarbeiten?c.
betrug die Einfuhr 2856 Tonnen im Werte von 10017000 Mark und die Ausfuhr
6086 Tonnen im Werte von 14620000 Mark.
Außerordentlich bedeutend ist auch die Fabrikation von Fortepianos, Pianinos
und Klaviaturen, in denen 1888 eine Ausfuhr von 7192 Tonnen im Werte von
16542000 Mark erfolgte, während die Einfuhr nicht nennenswert war. Hauptplätze
für solche Instrumente sind Berlin, Leipzig, Dresden, Liegnitz, Breslau, Zeitz,
Barmen, Kassel, Stuttgart, Braunschweig und Hamburg. Hierzu kommen die Hanno-
ninms von Dresden, Baireuth und Ulm. Für diesen Industriezweig wurden 1882
1030 Hauptbetriebe mit 10426 Arbeitern gezählt. Auch andre Musikinstrumente
werden in größerem Maßstabe und vortrefflicher Beschaffenheit fabriziert, fo Harmo-
niken in Berlin und Gera, Streich- und Blasinstrumente sowie Akkordions im
sächsischen Vogtlande, ebenfalls Streichinstrumente in Oberbayern (Mittenwald),
mechanische Musikwerke (Spieluhren, Orchestrions, Flötenwerke ?c.) im badischen
Schwarzwalde (Gegend von Tribnrg). Für alle diese Musikwerke (außer Pianofortes)
gab es 1882 4489 Hauptbetriebe mit 11165 Arbeitern und 1888 fand ein Export von
4252 Tonnen im Werte von 20866000 Mark statt (Import ganz unbedeutend).
An feinen Holzwaren betrug 1888 die Ausfuhr (einschließlich Holzbronze) 10724
Tonnen im Werte von 26274000 Mark; die Einfuhr war nicht nennenswert. An
Spielzeug wurden in demselben Jahre nur 136 Tonnen im Werte von 193000 Mark
ein-, dagegen 16552 Tonnen im Werte von 24306000 Mark ausgeführt.
An Elfenbein gelangten im Jahre 1883 143 Tonnen im Werte von 3110000
Mark zur Einfuhr, wovon nur 24 Tonnen im Werte von 401000 Mark wieder
ausgeführt wurden. Esjvurden sonach Elfenbeinschnitzereien besonders nur für das
Inland angefertigt. — Ähnlich ist das Verhältnis bei den Hornwaren. Während
an Horn und Hornspitzen 1882 5137 Tonnen im Werte von 5033000 Mark, an
Hornplatten und rohen Knochenplatten 112 Tonnen im Werte von 101000 Mark
eingesührt wurden, gelangten an elfteren nur 1096 Tonnen im Werte von 790000
Mark, an letzteren 90 Tonnen im Werte von 8000 Mark zur Ausfuhr. — Die Ver-
arbeitung von Perlmutter läßt sich aus der Thatsache beurteilen, daß 1883 im
deutschen Zollgebiete 400,6 Tonnen für 801000 Mark Perlmutter ein-, dagegen nur
4,3 Tonnen dieser Schalen wieder ausgeführt wurden. — Die früher erwähnte be-
deutende Bernsteinfischerei an der preußischen Ostseeküste bedingt eine umfangreiche
Bearbeitung dieses Fossils, so daß eine Ausfuhr von Bernstein, größtenteils Waren,
nämlich Schmucksachen, Zigarrenspitzen ?c., von 185 Tonnen im Werte von 7 942000
Mark stattfinden konnte (1888).
In Korbwaren ist das Deutsche Reich neben Frankreich das wichtigste Pro-
duktionsgebiet. Zu den im Jnlande produzierten Korbweiden wird noch eine nicht
unerhebliche Einfuhr erfordert, so daß der Wert der verarbeiteten Weiden 16 Mill.
Mark betragen mag. An Weidenpflanzungen besaßen zu Anfang der achtziger Jahre
allein die Kreise Erkelenz, Geilenkirchen, Heinsberg und Jülich 57000 ha, welche
einen Jahresertrag von 390 Mark pro Hektar lieferten. An anderm Flechtmaterial
wird besonders spanisches Rohr verarbeitet, von welchem 1883 circa 6800 Tonnen
1912 -
Berlin
: Wichert
- Autor: Fetz, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Rücken, Deutschlands größte Insel, das mit seinen zahl-
reichen Halbinseln wie eine Svinne im Meere liegt, besteht aus
Kreidefelsen. Der imposanteste darunter ist S t u b b e n -
kammer, d. h. Stufenkammer (160 m). Die Insel ist eben-
falls fruchtbar und hat mit die herrlichsten Buchen-
Wälder Deutschlands. Mitten in einem solchen, nicht sehr
weit von Stubbenkammer, liegt der den alten Deutschen heilig
gewesene Hertha-See. Auch die Wenden hatten auf
Rügen später ihr Heiligtum. Es war das Bildnis der vier-
kövfigen Swantewitt auf dem Vorgebirge A r k o u a. Die auf
Rügen vorhandene Kreidebildung finden wir auch auf Usedom
und Wollin. Beide Inseln werden umschlossen von den Straßen
Peene, Swine und Dievenow.
Iv. Das Klima Ostelbiens bildet den Übergang zu
dem ausgeprägten Binnenklima Rußlands mit seinen heißen
Sommern und strengen Wintern. Im Gebiete der Elbe wird
es noch sehr stark durch die westlichen Seewinde beeinflußt.
Weiter nach 0 läßt dies bedeutend nach. Die Häfen der Ostsee
frieren im Winter um so länger zu, se weiter wir nach 0
gehen, während die Nordseehäfen eisfrei bleiben.
V. Bodenschätze und Erwerbszweige. In
größerem Maße als in Westelbien lobnt in Ostelbien die L a n d -
Wirtschaft. Wohl finden sich anch bier größere Heiden (Ro-
minter, Iohannisburger und Tuchler Heide in Preußen), aber
sie erstrecken sich doch nirgends in solchen Ausdehnungen wie
die Lüneburger Heide.
Dem Ackerbau g ii n st i g ist vor allem außer den
obengenannten Gebieten des Nördlichen Köbenrückens noch das
Werderland zwischen Nogat und Weichsel. Es besteht aus
fruchtbarem, von der Weichsel angeschwemmtem Karpathen-
schlämm.
Die Viehzucht ist über das ganze Gebiet verbreitet,
macht sich in dem seen- und sandreichen Hintervommern als
Schaf - und Gänsezucht und in Preußen als Pferde-
zncht ltrokebnen) besonders geltend.
Als Bodenschätze werden Salz (Hohensalza i. Nosen.
Spremberg b. Berlin), Torf, Braunkohlen, Kalk
und Bernstein gewonnen. Die Halbinsel Samland in
der Preußischen Bucht ist schon den Phöniziern als das er-
aiebigste Bernsteinland bekannt gewesen. Der Bernstein wird
teils gefischt, teils bergmännisch derart gefördert, daß der
„Blaue Grund", in denen sich Bernstein findet, heraufgeholt
1910 -
Breslau
: Handel
- Autor: Meissner, Walter
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
3. Der ausgedehnte Handel mit Getreide, Bernstein, Honig und Wachs war für die Bürger sehr einträglich. (Dauzig Varort des preußischen Quartiers der Hansa.)
103. Inwiefern trat der Orden als Großhändler auf?
1. Der Deutsche Ritterorden trat wie die preußischen Kaufleute in Beziehung zur Haufa.
2. Die „Lieger" (kaufmännische Beamte) besorgten Tausch und Verkauf der Waren.
3. Die Grofzfchoffen von Marienburg und Königsberg führten die Ob er auf ficht über die Kassen.
4. Die reichen Vorräte an Getreide, Wachs, Honig und Bernstein setzte der Orden nur in großen Posten ab.
103. Worin kam der Reichtum des Ordens zum Ausdruck?
1. In der königlichen Hoshaltnng des Hochmeisters.
2. In den Länderkäufen des Deutschordens (1346 Teile Estlands von den Dänen, 1402 die Neumark von Brandenburg [zur Verbindung mit Deutschlands.
3. In dem Auftreten als Seemacht (1398 Wisby den Vitalienbrüdern entrissen).
4. In den blühenden Städten (Danzig, Thorn, Elbing, Kulm, Königsberg, Brauusberg, Marienwerder, Grandenz usw.).
5. In den herrlichen Bauwerken (Marienburg, Psarrkirche zu St. Marien in Danzig).
101. Nach welcher Verfassung lebte der Teutschorden?
1. 10 bis 50 Ordensritter lebten gemeinsam in einem burgartig befestigten Ordenshause nach strenger Ordensvorfchrift und bildeten einen Konvent.
2. An der Spitze jedes Ordenshauses und der dazu gehörigen Landschaft stand ein Ordenskolntnr.
3. Über die Komture gebot der Ordens meist er (später Hochmeister genannt).
105. Welche Umstände führten zum Verfall des Ordens?
1. Die Kriegstüchtigkeit schwand, als nach der Bekehrung der Litauer kein Feind mehr zu fürchten war.
2. Die Kriegsmacht wuchs zu derselben Zeit gewaltig bei ihren feindlichen Nachbarn (Litauen und Polen in einer Hand vereinigt, 1386).
3. Ehrgeiz und Uneinigkeit zersplittern die Kraft des Ordens im Innern.
4. Die Ordenszucht lockerte sich mit zunehmendem Reichtnme.
1908 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Neubauer, Friedrich, Rösiger, Ferdinand
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Südwestdeutschland
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Germanen im 1. Jahrhundert n. Chr.
11
wohl Kriegsgefangene oder deren Nachkommen, teilweise auch Schuldknechte; diese wurden von ihren Herren mit einem Stück Land begabt, von dem sie einen in Naturalien bestehenden Zins leisteten; sie konnten freigelassen werden.
§ 6, Die Wirtschaft der Germanen. Die Grundlage der ger- Wirtschaft, manischen Wirtschaft bildete auch jetzt noch die Vi e h z u ch t; in Herden bestand der wesentlichste Teil des Privatbesitzes. Der A ck e r b a u war noch wenig entwickelt; der freie germanische Krieger hielt ihn für seiner unwürdig und überließ die Bestellung des Feldes den Frauen und Sklaven. Düngung des Bodens kannte man nicht, sondern ließ das in einem Jahr bestellte Stück der Flur jahrelang wüst liegen (Feldgraswirtschaft, extensive Wirtschaft). Mit dem jährlichen Felderwechsel hängt zusammen, daß es noch kein Privateigentum an der Ackerflur gab (Feldgemeinschaft); das jedesmal zur Bebauung bestimmte Stück ward unter die Markgenossen verteilt. — Immerhin waren die Germanen zu Tacitus' Zeit bereits zu einer gewissen Seßhaftigkeit gelangt. Sie wohnten in roh gezimmerten Blockhäusern; im Winter zogen sie sich, um sich vor dem Frost zu schützen, in selbstgegrabene Erdhöhlen zurück. Die Wohnungen lagen meist in einer Art von Dörfern zusammen, die sich oft weit ausdehnten, da ein jeder sich nach Belieben anbaute *); in manchen Gegenden, wie in Westfalen, wohnte man in Einzelhöfen. Städtisches Wohnen kannte der Germane nicht, er verabscheute es noch lange.
Ein Gewerbe gab es nicht, da ein jeder, was er an Gerät und Kleidung brauchte, selbst anfertigte oder von den Frauen und Sklaven anfertigen ließ (Eigenwirtschaft, Hausfleiß). Nur das Gewerbe der Schmiede entwickelte sich schon in früher Zeit. Ebenso war der Handel von geringstem Umfang und beschränkte sich auf Bernstein, Erz, Salz u. a.; Geld hatte man nicht. Erst durch die Beziehungen zu den Römern entstand an den Grenzen ein regerer Handelsverkehr: man erhandelte Schmuck, Waffen, Wein, während germanische Sklaven, Pelze, Haare, Gänsefedern, Bernstein von den römischen Händlern gekauft wurden.
§ 7. Die Götter der Germanen. So waren die Germanen da-^-^ mals ein Volk von Kriegern, das in den Kriegereigenschaften der Tapferkeit und Todesverachtung und der unbedingten Mannentreue die höchsten Tugenden erblickte, das andrerseits auf wirtschaftliche Arbeit hoch-
1) Colunt discreti ac diversi, ut fons, ut campus, nt nemus placuit (Tacitus, Germania).
J
1867 -
München
: Königl. Central-Schulbücher-Verl.
- Autor: Marschall, Georg Nicolaus
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Fortbildungsschule, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gewerbeschule, Handelsschule, Landwirtschaftsschule, Präparandenanstalt, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Bayern
177. Der Bergbau.
377
schon seit den ältesten historischen Zeiten
jeder heftige Sturm, der den ehemaligen
Waldboden aufwühlt, das werthvolle
Fossil an den Strand wirft, und daß
wahrscheinlich eine späte Zukunft sich noch
in unvermindertem Maße seines Fundes
erfreuen wird. —
In den Seestädten Danzig und
Königsberg, wo der meiste See-
und Erdbernstein zusammenfließt, wird
er je nach seiner Größe und Qualität
sortirt. Die größeren, feinen und reinen
Stücke, etwa bis zum Umfang einer
Haselnuß, sind Sortiments- und
Arb eit s steine; die kleineren heißen
kleine Waare. Den durchscheinen-
den Beruftem schätzt man höher, als
den durchsichtigen und den undurch-
sichtigen; diese beiden stehen daher auch
um ein Drittel im Preise niedriger, als
die ersteren. Von der kleinen Waare,
aus denen sich noch Lohnen- und erbsen-
große Corallen drehen lassen, kostet das
Pfund gewöhnlich 1—2 fl. — Was aber
hierzu nicht mehr taugt, wird zur Fir-
niß-, Oel- und Säurebereitung oder zum
Räuchern verbraucht und von 21¡2 bis
zu 15 Silbergroschen das Pfund verkauft.
Der Bernsteinarbeiter muß an den
vorhandenen Stücken mit Feile, Meißel
und Grabstichel seine Kunst erproben und
je nach der Vollkommenheit und Voll-
endung der dargestellten Gegenstände dem
rohen Stoffe einen höheren Werth er-
theilen. —
Der beste durchscheinende Bern-
stein geht zum Großhandel nach dem
Orient; der durchsichtige und der ganz
undurchsichtige wird von den Morgen-
ländern verachtet. Die sehr geschickten
Arbeiter in Constantinopel fertigen dar-
aus Mundstücke zu türkischen Pfeifen-
röhren an, welche oft mit Perlen und
Edelsteinen aller Art verziert und zu
fast unglaublichen Preisen an die Großen
des Reiches verkauft werden. Eine etwas
geringere Sorte rohen Bernsteins pflegt
über London und Kopenhagen nach China,
Japan, Ost- und Westindien zu gehen.
Auch Rußland bezieht viel Bernstein,
der, sehr zierlich und künstlich verarbeitet,
im ganzen russischen Reiche verbreitet
ist. — Bei uns ist der Handel mit
Bernstein jetzt nicht mehr so bedeutend,
obgleich noch Halsschnüre, Pfeifen- und
Cigarrenspitzen daraus verfertigt werden.
Der verfeinerte Luxus, der den Schmuck
der genügsameren Vorfahren verschmäht,
hat durch die geringere Nachfrage nach
diesen Fabrikaten den Erwerb der damit
Beschäftigten so beschränkt, daß sie sich
nur kärglich ernähren können.
177. Der
1. Ein klarer, frischer Herbstmorgen
tagt. Die ersten Strahlen der auf-
gehenden Sonne beleuchten eine rauhe,
steinige Gebirgsgegend. Rings herrscht
tiefe Stille, nur unterbrochen von dem
Geläute einzelner Glöckchen, das hier
und da aus dem Thale und von den
Berghöhen herüberklingt. Aus dem Dun-
kel des Thales steigen jetzt einzelne Ge-
stalten herauf. Es sind Bergleute in
ihrer eigenthümlichen Tracht, und ihre
ernsten Mienen deuten auf ein ernstes
Thun, zu dem sie sich rüsten. Das
Glöcklein ruft sie zur Fahrt in die Tiefe.
Glück auf! ihr Männer, Glück auf zur
rüstigen Arbeit, deren Mühen und Ge-
fahren die Nacht der Tiefe vor den
Augen der Welt verhüllt. Die dumpfe
Stille wird bald unterbrochen von den
Bergbau.
klirrenden und schrillenden Hammer-
schlägen der Arbeiter, vom Knarren und
Dröhnen der Räder und Maschinen,
oder dann und wann vom Krachen ein-
zelner Schüsse, die mächtig widerhallen
und in fernem Beben sich verlieren,
oder vom Donner einer gesprengten
Mine, der langsam durch die unter-
irdischen Gänge hinrollt.
Warum, fragst du schaudernd, wagt
der Mensch sich in diese unheimlichen
Tiefen, warum wühlt er sich diese Gänge
und Höhlen, die nie der goldene Glanz
des Tages belebt? In diesen Tiefen
ruhen die köstlichsten Schätze der Erde;
mächtig locken dieselben und reichlich
lohnen sie die Mühe der Arbeit. Sie
sind, wie sie es vor Alters waren, noch
heut die Grundlagen aller Industrie und
1900 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Windmöller, Friedrich, Schürmann, Franz
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1881
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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55. Aller Kkektricität.
a. Erscheinungen der Elektricität.
So großartig die Wirkungen der Elektricität sind, so einfach sind die
Mittel, um die Erscheinungen der Elektricität zu zeigen.
Man reibe eine Stange Siegellack leicht hin und her auf einem Stücke
Tuch oder dem Ärmel eines Tuchrockes, so wird man finden, daß die Siegellack-
stange leichte, feine Papierschnitzelchen, Haare, Krümelchen, überhaupt leichte
Gegenstände mit einer gewissen Kraft anzieht und nach einer kurzen Zeit
wieder von sich abstößt.
Wenn die Luft im Zimmer reckt trocken ist, so erhält sich diese Eigen-
schaft der Siegellackstange ein paar Minuten, dann aber verliert sie sich nach
und nach, bis sie endlich gar keine Anziehungskraft äußert. Aufs neue an
Tuch gerieben, nimmt die Siegellackstange wiederum diese Eigenschaft an, und
so kann man diesen Versuch unendliche Male beliebig wiederholen.
Man mache nunmehr den Versuch und reibe eine Glasstange, z. B. einen
gewöhnlichen Lampencylinder mit einem seidenen Taschentuch, und der Cylinder
wird ebenfalls diese Eigenschaft erhalten.
Man nennt diese merkwürdige Eigenschaft, die sich an geriebenen
Körpern zeigt, Elektricität, weil man diesen Zustand in alten Zeiten
bereits am geriebenen Bernstein beobachtet hat und Bernstein auf griechisch
Elektron heißt.
Was aber ist Elektricität? Was geht in einer geriebenen Siegellack-
stange, einem geriebenen Glase vor, wenn sie solche sonderbare Eigen-
schaften annehmen?
Auf diese Frage hat erst die Forschung der neuesten Zeiten eine Ant-
wort zu geben vermocht, und nach dieser Antwort haben wir es hier mit
einem großen Naturgeheimnis zu thun, mit einem feinen geheimen Stoff,
einem Fluidum, das unsichtbar und unfühlbar für unsere fünf Sinne das
ganze Weltall erfüllt.
Weitere Forschungen haben nämlich ergeben, daß nicht bloß Siegellack
und Glas diese merkwürdigen Eigenschaften besitzen, sondern daß alle Körper
in der Welt ohne Ausnahme durch Reiben elektrisch werden können; nur ist
dieses bei den meisten nicht auffallend genug, und bei Metallen findet eine
besondere Eigentümlichkeit statt, die in gewöhnlichen Verhältnissen ihr Elektrisch-
werden ganz unmerklich macht.
Wir wollen nunmehr die besondere Eigentümlichkeit der Elektricität
etwas näher kennen lernen, müssen aber zu diesem Zweck noch einige Ver-
suche anstellen.
Man schneide sich aus Kork oder noch besser aus Holundermark ein paar
kleine Kügelchen und hänge solch ein Kügelchen irgendwo an einem trockenen
Seidenfaden auf, so daß es wie ein Pendel frei hin und her schwingen kann.
Bringst man einem solchen Kügelchen eine geriebene Glasstange nahe, so wird
das Kügelchen heranspringen, das Glas berühren, dann aber davoneilen und
das Glas zu fliehen suchen. Dasselbe Glas, das früher das Kügelchen an-
gezogen hatte, wird jetzt dasselbe abstoßen.
Nunmehr berühre man das Kügelchen mit dem Finger, und man wird
sehen, daß es nun wieder von dem geriebenen Cylinder angezogen wird;
sofort aber, nachdem es denselben berührt hat, springt es davon und sucht
dem Cylinder wieder zu entfliehen. Es wird von dem Cylinder abgestoßen.
1871 -
Hannover
: Klindworth
- Autor: Guthe, Hermann
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
14
angeworfen, so daß das ganze aus der Ferne wie ein mäßig gewölbter
Hügel erscheint. — Leider fallen in unserer Zeit diese Denkmäler mehr
und mehr der Gewinnsucht zum Opfer; man zersprengt die gewaltigen
Granitblöcke, um damit einen gewinnbringenden Handel zu treiben.
Da ist denn sehr anzuerkennen, daß die Regierung bemüht ist, die
interessantesten derselben durch Ankauf zu erhalten; aber es wäre
sehr zu wünschen, daß im Volke selbst der Sinn für die Erhaltung dieser
letzten Zeugen einer uralten Vergangenheit mehr und mehr geweckt
würde. Nicht nur sind sie ein Schmuck unseres an Reizen oft so armen
Flachlandes, sondern sie wecken auch durch ihre stumme Sprache den
Sinn für geschichtliche Betrachtung und geben dem sinnigen Beobachter
einen sprechenden Beweis für die allmähliche Entwicklung der Mensch-
heit zu höherer Bildung.
Es folgte eine andere Zeit. Man
verbrannte die Leichen und setzte ihre
Gebeine in gebrannten thönernen Ge-
säßen, sog. Graburnen, bei. Dabei
wurden den Todten zahlreiche aus
Bronee, d. h. einem Gemisch von
Kupfer und Zinn, gegossene Waffen
und Schmuckstücke (Spangen, Na-
deln u. dgl.) mit ins Grab gegeben.
Die nebenstehenden Figuren zeigen
uns Arbeiten der Art: ein Diadem,
eine Broche, den Griff eines Schwer-
tes, einen Hammer und ein Jnstru-
ment von uns unbekannter Anwen-
dung, ein sog. Celt. Sie sind schön
verziert und zeugen von großer Kunst-
fertigkeit. Aus vielen Gründen ist
es wahrscheinlich, daß sie nicht in
unserem Lande selbst hergestellt, son-
dern ein Werk des erfinderischen,
kunstfertigen Volkes der Phönicier sind und auf Land- und Seewegen
als Handelsware gegen Bernstein und Pelzwerke nach dem Norden
gelangten; denn Bernstein wurde im Alterthum auch an unseren Küsten
reichlich gesunden. Ob das Volk dieser Zeit, der sog. Bronce-
Periode, schon deutschen Stammes war, weiß man nicht mit Sicher-
heit. Als die Römer in den Kämpfen gegen die Cimbern und
Teutonen, 113 v. Chr., die Deutschen zuerst kennen lernten, führ-
ten dieselben bereits eiserne Waffen. Immerhin aber ist es mög-
lich, daß unsere Vorfahren sich anfänglich jener Broneewaffen bedien-
ten und dann zum Gebrauch des Eisens übergangen.
Was nun das deutsche Volk selbst anbetrifft, so weiß man jetzt
mit Sicherheit, daß die Deutschen mit den meisten übrigen europäischen
Völkern zusammen ihre Heimat in den hohen Gebirgsgegenden Asiens
im Osten des Kaspischen Meeres haben, wo sich jetzt die Grenzen Ruß-
lands und Chinas immer näher berühren. Hier lebten unsere Urahnen
als ein schon einigermaßen civilisiertes Hirtenvolk lange Zeit ruhig in
ihren Sitzen, bis endlich eine Völkertrennung eintrat. Da wanderte
1891 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Schürmann, Franz, Windmöller, Friedrich
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1881
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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und nach, bis sie endlich gar keine Anziehungskraft äußert. Aufs neue an
Tuch gerieben, nimmt die Siegellackstange wiederum diese Eigenschaft an, und
so kann man diesen Versuch unendliche Male beliebig wiederholen.
Man mache nunmehr den Versuch und reibe eine Glasstange, z. B. einen
gewöhnlichen Lampencylinder mit einem seidenen Taschentuch, und der Cylinder
wird ebenfalls diese Eigenschaft erhalten.
Man nennt diese merkwürdige Eigenschaft, die sich an geriebenen
Körpern zeigt, Elektricität, weil man diesen Zustand in alten Zeiten
bereits am geriebenen Bernstein beobachtet hat und Bernstein auf griechisch
Elektron heißt.
Was aber ist Elektricität? Was geht in einer geriebenen Siegellack-
stange, einem geriebenen Glase vor, wenn sie solche sonderbare Eigen-
schaften annehmen?
Auf diese Frage hat erst die Forschung der neuester: Zeiten eine Ant-
wort zu geben vermocht, und nach dieser Antwort haben wir es hier mit
einem großen Naturgeheimnis zu thun, mit einem feinen geheimen Stoff,
einen: Fluidum, das unsichtbar und unfühlbar für unsere fünf Sinne das
ganze Weltall erfüllt.
Weitere Forschungen haben nämlich ergeben, daß nicht bloß Siegellack
und Glas diese merkwürdigen Eigenschaften besitzen, sondern daß. alle Körper
in der Welt ohne Ausnahme durch Reiben elektrisch werden können; nur ist
dieses bei den meisten nicht auffallend genug, und bei Metallen findet eine
besondere Eigentümlichkeit statt, die in gewöhnlichen Verhältnissen ihr Elektrisch-
werden ganz uninerklich macht.
Wir wollen nunmehr die besondere Eigentümlichkeit der Elektricität
etwas näher kennen lernen, müssen aber zu diesem Zweck noch einige Ver-
suche anstellen.
Man schneide sich aus Kork oder noch besser aus Holundermark ein paar-
kleine Kügelchen und hänge solch ein Kügelchen irgendwo an einem trockenen
Seidenfaden auf, so daß es wie ein Pendel frei hin und her schwingen kann.
Bringt man einem solchen Kiigelchen eine geriebene Glasstange nahe, so wird
das Kügelchen heranspringen, das Glas beriihren, dann aber davoneilen und
das Glas zu fliehen suchen. Dasselbe Glas, das früher das Kügelchen an-
gezogen hatte, wird jetzt dasselbe abstoßen.
Nunmehr berühre man das Kügelchen mit dem Finger, und man wird
sehen, daß es nun wieder von dem geriebenen Cylinder angezogen wird;
sofort aber, nachdem es denselben berührt hat, springt es davon und sucht
dem Cylinder wieder zu entfliehen. Es wird von dem Cylinder abgestoßen.
Erst dann, wenn man das Kügelchen wieder berichrt hat, hört es auf, vor
den: geriebenen Cylinder die Flucht zu ergreifen, im Gegenteil, es fühlt sich
zu ihm hingezogen, um dann, wenn es einmal denselben berührt hat, ihn
wieder zu fliehen.
Offenbar geht hier in den: Glas-Cylinder und in dem Kügelchen etwas
ganz Eigentümliches und Sonderbares vor. In: Dunkeln und namentlich,
wenn die Luft in der Stube recht trocken ist, kann man von dem, was vor-
geht, schon einigermaßen etwas sehen.
Man beobachtet im Dunkeln, daß in dem Moment, wo das Kügelchen
den geriebenen Cylinder berührt, ein feiner Funken in dasselbe hineinspringt.
Mit diesem Fünkchen geht eine Summe von Elektricität in das Kügelchen
über. Nun aber sollte man glauben, daß die Elektricität im Cylinder und,