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1. Theil 1 - S. 34

1839 - Leipzig : Fleischer
34 schleifte ihn durch das Feld bis ins Lager, wo er ihn, mit Staub und Blut besudelt, zum Fräße der Hunde hinwarf. Wer beschreibt das Geschrei und Jammern in Troja, besonders im Hause des alten Priamos? Als es Nacht war, machte er sich allein auf nach dem griechischen Lager; denn er konnte den Gedanken nicht ertragen, daß sein geliebtester Sohn unbeerdigt bleiben sollte. Unerkannt kam er bis zum Zelte des Achilleus, bat diesen fußfällig um Zurückgabe der theuern Leiche, und erhielt sie endlich für schweres Lösegeld. Trotz dem Verluste des tapfern Hectors wehrten sich die Tro- janer doch so mannhaft, daß die Griechen schon abziehen wollten, als einer von ihnen eine Lift ersann. Es wurde ein ungeheuer großes Pferd aus Holz gezimmert, in dessen hohlem Bauch mehrere der tapfer- sten Streiter sich bargen. Die andern zogen scheinbar ab, hielten sich aber in der Nahe. Kaum waren sie fort, als das Volk hinausströmte, das Thier anzuschauen, und einmüthig wurde beschlossen, es in die Stadt zu ziehen. Nun überließen sich die erleichterten Trojaner ganz der Freude, schwelgten bis tief in die Nacht, und legten sich sorglos schlafen. Da öffnete sich das unheilbringende Pferd, und entlud die eisernen Männer, die nun den Andern die Thore öffneten, und mit ihnen über die schlaftrunkenen Trojaner hersielen. Nur wenige entka- men dem gräßlichen Blutbade; auch der Greis Priamus fand mit Weib und Kindern seinen Tod, und die Stadt sank in Asche. Dann kehrten die Griechen einzeln nach Hause zurück. Aber viele von ihnen fanden unterwegs ihren Tod, andere erreichten das Vater- land erst nach vielen Gefahren. Keiner hatte deren mehrere zu be- stehen, als der kluge Odysseus, König der kleinen Insel Ithaka im ionischen Meere. Er mußte 10 Jahre umherirren, litt mehr als ein Mal Schiffbruch, und hatte mit Riesen und Ungeheuern zu kämpfen, ehe er seine Heimath erreichte. Sehr anziehend schildert diese Aben- teuer derselbe Homeros, der schon oben erwähnt ist, in einem andern Gedichte, der Odyssee; aber der Raum verbietet, einzelnes derselben zu erzählen. Endlich kam er nach Ithaka, und fand hier zwar seine treue Frau Penelope seiner sehnlichst harrend, aber auch das ganze Schloß voll unverschämter Fremden, die hier auf seine Rechnung schwelgten und praßten, weil sie ihn längst für todt hielten. Diese brachte er alle ums Leben, und nun erst konnte er sich der Seinigen freuen. Der trojanische Krieg hatte zehn Jahre gewährt, und die Zer- störung Troja's pflegt man in das Jahr 1184 zu setzen. Obgleich Griechenland nur ein kleines Land war, so kam es doch nur selten vor, daß sich alle, oder auch die meisten Stämme zu einer solchen gemeinschaftlichen Unternehmung, wie der trojanische Krieg war, vereinigt hatten. Jede Stadt macht ein Ganzes für sich

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1. Sagen und Geschichten aus dem Altertum - S. 75

1890 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
— 75 — zum Menelaus nach Sparta. Beide konnten ihm nur von den herrlichen Thaten des Odysseus erzählen, aber unterwegs traf er einen Seher, welcher ihm des Vaters baldige Heimkehr verkündete. In fröhlicher Hoffnung kehrte er nach Ithaka zurück. 18. Odysseus auf Ithaka. Als Odysseus aus seinem Schlummer erwachte, jammerte er laut auf; denn er erkannte sein Heimatland nicht, weil ringsum ein dichter Nebel lagerte. Aber Athene erschien und ver-hiefs ihm nunmehr ein schnelles Ende seiner Leiden. Damit er aber unbekannt das Land betreten und seine Bachepläne um so ungestörter durchführen könnte, verwandelte sie ihn in einen alten Bettler. Dann trennte sie sich von ihm, aber nicht ohne ihm vorher ihren hülfreichen Beistand bei der Rache zu versprechen. Odysseus suchte nun zuerst seinen Sauhirten, den alten Eumäus, auf, um von diesem nähere Auskunft zu erlangen. Gastfreundlich nahm derselbe den Unbekannten auf und bot ihm, sich zu erquicken an herzstärkendem Weine und dem Fleische zweier Ferkel. Dann erzählte er ihm von den Freiern, von Penelope, von Telemach und sprach die sehnende Hoffnung aus, dafs Odysseus bald zurückkehren möge, um den schändlichen Frevel zu bestrafen. 19. Am ändern Morgen landete Telemach mit seinem Schiffe an Ithaka und begab sich gleichfalls vorerst zum Eumäus, um zu erkunden, ob noch die Mutter weile in dem väterlichen Palaste oder aber einer der Freier sie als Gattin davongeführt habe. Er trat in die Hütte des Sauhirten und fand hier den Odysseus, den ärmlichen Bettler. Eumäus gab ihm die gewünschte Auskunft und ging dann zur Stadt, um der Penelope die

2. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 290

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
290 eine Stalaktiten (Tropfstein)-Hhle in Anspruch nimmt, die allerdings etwa 3/4 Stunden vom Hafen entfernt im Gebirge liegt. Die Insel Asteris, bei der die Freier dem von Pylos zurckkehrenden Telemach auflauerten, finden einige in der kleinen Insel Daskalio in der engen Strae Zwischen Cesalonia und Ithaka, obschon diese so nahe bei dem alten Stadthafen von Ithaka liegt, da sie dazu wenig passen will, und obgleich sie statt zweier Hfen nur einen aufweist.') Fr das nach Homer nahe gelegene Festland, mit dem Ithaka durch Fhrbe-trieb verbunden war, mssen wir, wenn wir das alte Ithaka mit dem heutigen Thiaki gleichsetzen, die heutige Insel Leukas ansetzen ((Elis ist zu weit entfernt), die ja, wie festgestellt ist, im Altertum wenigstens, insoweit eine Halbinsel war, als sie bei Ebbezeit durch einen gang-baren Fahrdamm mit dem Festlande von Akarnanien zusammenhing. Bei allen diesen topographischen Nachweisen ist aber festzuhalten, da der Dichter das Recht der freien Gestaltung und Steigerung hat. Vielleicht besaen auch die Dichter der Ur-Odyssee, d. h. die Snger, die die Odysseussage ausbildeten, wirkliche Ortskenntnis, während diese dem Dichter des uns vorliegenden Homer abging. Seit 1900 ist nun durch Drpfeld, der dem Vorgange von H. Draheim folgte, in der Ithakafrage eine neue Theorie aufgestellt, die sog. Ithaka-Leukas-Theorie.2) Zwei Hauptgrnde haben zu dieser Theorie die Veranlassung gegeben. Zunchst nennt Homer (Odyss. Ix, 21-27) 4 grere Inseln im jonischen Meere, nmlich Ithaka, Doulichion, Same (Samos), Ia-kynthos. Von diesen war Doulichion schon dem Altertum nicht mehr bekannt; die Namen der 3 andern Inseln aber haften seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. an bestimmten Inseln. Whrend sich nun manche Homerforscher begngen, festzustellen, da Doulichion schon im Altertum nicht mehr nachweisbar war, versuchen andere die Insel zu bestimmen. So behauptet Lang (a. a. 0.), Doulichion sei eine frhere Insel in der Acheloos-Ebene, die aber z. I. der Dichtung landfest gewesen sei. Verard (a. a. D.) erklrt die trotz ihres Namens kleine Insel Me- 1) 05. Lang, Untersuchungen zur Geographie der Odyssee. Karlsruhe 1905. 2) H. Draheim gibt im Jahresbericht des Kgl. Wilhelmsgymnasiums zu Berlin, Ostern 1903, einen Literaturbericht der die 3thahafrage. Dieser ist ergnzt durch K. Reissinger in den Blttern fr das Gymnasial-Schulwesen, herausgeg. vom bayrisch. Gymnasiallehrerverein, 1903, S. 368 ff. (Eine vollstndige Literaturangabe bis 1905 findet sich auch in dem (allerdings nicht im Buchhandel erschienenen) Prachtwerk des (Erzherzogs L. Salvator von sterreich: 1. Sommertage auf Ithaka 2. Wintertage auf Ithaka. Prag 1905. Den vollstndigsten Literaturnachweis gibt wohl Paulatos, H nargls tov Athen 1906. Dieser umfat allein 53 Seiten. Seit 1904 gibt T. Rothe einen trefflichen berblick der die Neuerscheinungen in den Jahresberichten der Homer in der Zeitschrift fr das Gymnasialwesen. Drpfeld vertrat seine Ansicht in dem Buche Leukas", Athen 1905, in dem 2. Briefe der Leukas-Ithaka, Athen 1906 und dem 3. Briefe der Leukas-Ithaka, Athen 1907.

3. Alte Geschichte - S. 39

1881 - Berlin : Wiegandt, Hempel & Parey
39 rauben, und findet die verloren geglaubte Iphigenia [Göthe, Iphigenie auf Tauris]. Am längsten und unglücklichsten ist die Heimfahrt des Odysseus. § 23. Durch einen Nordwind verschlagen, gelangt er zürn Lande der einäugi-qen, rießgen Cy kl open und geräth in die Höhle des Polyphemus, eines Sohnes Pofeidons. Diefer frisst ihm 6 Gefährten; Odysseus beraufcht ihn mit Wein und brennt ihm das Auge aus, worauf er mit den Uebri-gen unter den Leibern feiner Widder aus der Höhle entkommt [Odyssee 9j. Dann gelangt er zu Aeolus, dem Heherrfcher der Winde, welcher ihm günstigen West wehen lässt und ihm die übrigen Winde in einem Schlauche verfchlossen mitqiebt. Dicht vor Ithaka öffnen feine Gefährten den Schlauch, glaubend, dass er Schätze enthalte; der Sturm treibt ße zu Aeolus zurück. Von die fern nunmehr abgewiefen, kommt er zur In fei der Zauberin Circe. Die Gefährten, welche er zu ihr fchickt, verwandelt sie in Schweine; er felbst, von Hermes mit einem fchützenden Kraute verfehen, widerfteht ihrem Zauber, und sie giebt jenen die Menfchengeftalt wieder. Nachdem er ein Jahr bei ihr geblieben, verlangt er nach der Heimat; sie hei fst ihn zuvor zum Hades fahren, um erst den Seher Tireftas zu befragen [10]. Am Eingänge der Unterwelt angekommen opfert er und lässt erst Tireßas, dann feine Mutter, darauf andere Schatten von dem Blute trinken und fpricht mit ihnen [11]. Dann Heimreife, deren Gefahren ihm Circe verkündet. Zauber ge fang der Sirenen; Odysseus verklebt den Gefährten die Ohren mit Wachs, er felbst lässt sich an den Mast binden. Meerenge der Scylla und> Char yb dis, jene ein fechsköpßges Ungeheuer, diese mit einem ungeheuren Schlunde, welcher das Wasser abwechselnd einfchlürft und ausfprudelt; Odysseus hält ßch an der Seite den' Scylla, v:elche ihm 6 Gefährten raubt. Dann erreicht er die In fei Thrinakia, tco die Heerden des Helios weiden; die Gefährten zwingen ihn zu landen und verfpreclien, keines der heiligen Tliiere zu tödten. Aber widrige Winde halten ßefo lange zurück, bis ße aus Hunger dennoch einige Hinder fclilachten. Auf der Weiter fahrt, zerfchmettert dafür Zeus das Schiff: alle Gefährten ertrinken, nur Odysseus rettet ßch auf den Trümmern, treibt aber zur Charybdis zurück. Sie fchlürft gerade das Wasser ein; Odysseus hält ßch an einem darüber hängenden Feigenbaum, bis ße das Gebälk wieder von ßch giebt, und gelangt nach neuntägigem Umhertreiben zur In fei der Nymphe Kalypso [12]. Diefe hält ihn 7 Jahre zurück; auf Verwendung Atlienes muss ße ihn endlich entlassen. Der ihm zürnende Pofeidon zertrümmert fein Floss; aber Leukothea reicht ihm ihren Schleier, mit welchem er ßch ans Land der Phäaken rettet, tco er eimattet im Ufergebüfch einfchläft [51-Die Königstochter Naufika a fährt mit ihren Mägden an den Strand, um zu wafchen. Ihr Scherzen weckt den Schlafenden; er tritt hervor, erhält Kleidung und Speife und wird zur Stadt geiciefen [6], wo der König ihn gastfreundlich aufnimmt [7], festlich bewirthet und reich befchenkt. Beim Abendfchmaufe fingt ein blinder Sänger von ihm felbst und dein hölzernen Rofs; die Rührung, die ihn überfällt, verräth ihn [8], er giebt ßch zu erkennen und erzählt feine Irrfahrten [f. oben 9—-12]. Dann wird er von einem phüakifcjien Schiffe in einer fchneuen Nachtfahrt gen. Ithaka, geführt und (nach zwanzigjähriger Abwefenheit) fchlafend am Ufer ausgefdzt. Erster Tag auf Ithaka. Erwachend glaubt Odysseus wieder in einem fremden Lande zu fein und weint bitterlich. Da naht ihm, Athene, nimmt den Nebel von feinen Augen, faqt ihm, wie es in feinem Haufe ftehe, und giebt ihm die Gefta.lt eines alten Bettlers. Als folcher wird er von feinem Sauhirten Eumäus aufgenommen [13, 14].

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 35

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 35 — im Hinterdeck auf weichen Polstern hingestreckt und schlief fest. So erreichte er, ohne daß er es wußte, sein Ithaka. Die Jünglinge trugen den Schlafenden sanft ans Ufer und steuerten nach ihrer Insel zurück. Hm Morgen erwachte Gdysseus und sah sich verwundert um. Erst allmählich erkannte er sein Vaterland. Rber sollte er nun gleich nach seinem Hause eilen? Wußte er, wie es nach seiner zwanzigjährigen Entfernung dort stand? Besser schien es ihm, ehe er seiner Wohnung nahte, alles genau zu erkunden. Der kluge Held hatte wohl Ursache zur Vorsicht; denn in seinem Hause sah es seltsam aus. 5. Penelope und vre freier. Zwar lebte noch seine Gattin, die verständige Penelope, und sein Sohn Tel km ach, den er als kleines Knäblein zurückgelassen hatte, war zu einem herrlichen Jüngling herangeblüht. Rber die Rrmen bedrängte großes Unheil. Rein Mensch glaubte mehr, daß Gdysseus nach so langer Seit noch wiederkehren werde. Da bewarben sich die vornehmsten Jünglinge von Ithaka und von den kleinen Nachbarinseln um die Hand der Penelope, denn sie war schön und hatte viele Güter. Rber das edle Ideib bewahrte in treuem herzen das Gedächtnis des teuren Gatten und verabscheute den Vorschlag einer zweiten Ehe. Dadurch erbitterte sie die übermütigen Freier. „So wollen wir," sprachen sie trotzig, „alle Tage hier in deinem Hause schwelgen, von deinen Herden und Früchten schmausen und von deinem Id eine trinken, bis du einen von uns zum Gatten erwählest." von dem Tage an ward der weite Palast des Odysseus nicht leer von übermütigen Prassern, die sein Gut verzehrten und seine Knechte und Mägde zwangen, ihnen aufzuwarten. (Es war eine Schar von mehr als hundert unverschämten Menschen, die so drei Jahre lang dahinschwelgten. Des Morgens kamen sie an; dann mußten die Hirten Dchsen, Schweine und Ziegen, die Mägde Brot und Kuchen, und die Diener Idein bringen. Nun schmausten sie, lärmten und spielten, und erst abends gingen sie wieder nach Hause. Das mußte Penelope ansehen und hatte niemand, der ihr beistand. Denn ihr einziger Sohn Telemach vermochte nichts gegen die vielen. So saß sie Tag und Nacht itt ihrer Kammer und weinte. Um sich endlich Buhe vor dem Drängen der Freier zu verschaffen, fiel sie auf eine List, „hört," sprach sie zu Ü)nen, „ich beginne eine Gewand zu weben, das lange Zeit erfordern wird, versprecht ihr, mich in Frieden zu lassen, bis es fertig ist, so will ich hernach euerm willen nachgeben." Die Freier versprachen es, Und Penelope fing an zu weben. Rber in der Nacht, wenn niemand sie ^merkte, trennte sie die künstliche Rrbeit des Tages wieder auf, und 3*

5. Erzählungen aus der Sage und Geschichte - S. 21

1916 - Leipzig : Voigtländer
Gdysseus. 21 Stadt zu dem palaste ihres Vaters. Der beherbergte den Fremdling und bewirtete ihn kstlich. Und als (Dbqffeus seinen Namen nannte und beim festlichen Gelage den phaken seine Irrfahrten und Abenteuer erzhlte, da staunten alle, und die vornehmsten des Volkes gaben ihm herrliche Gastgeschenke. Dann lie der König ein schnellfahrendes Schiff ausrsten, und eine Schar feekundiger Jnglinge fhrte den Dulder seiner Heimat zu. Es mar eine heitere Nacht, als das Schiff rasch wie ein Vogel der die ruhige Flche dahinglitt. Der Held lag im Hinterdeck auf weichen Polstern hingestreckt und schlief fest. So erreichte er, ohne da er es wute, sein Ithaka. Die Jnglinge trugen den Schlafenden sanft ans Ufer und steuerten nach ihrer Insel zurck. Hm Morgen erwachte Gdqsseus und sah sich verwundert um. (Erst allmhlich erkannte er sein Vaterland. Hber sollte er nun gleich nach seinem Hause eilen? Wute er, wie es nach seiner zwanzigjhrigen (Entfernung dort stand? Besser schien es ihm, ehe er seiner Wohnung nahte, alles genau zu erkunden. Der Held hatte wohl Ursache zur Vorsicht- denn in seinem Hause sah es seltsam aus. 5. Penelope un die Freier. Zwar lebte noch seine Gattin, die verstndige Penelope, und sein Sohn Celemach, den er als kleines Knblein zurckgelassen hatte, war zu einem herrlichen Jngling herangeblht. Hber die Hrmen lebten in Trbsal. Kein Mensch glaubte, da Gdrzsseus nach so langer Zeit noch wiederkehren werde Da be-warben sich die vornehmsten Jnglinge von Ithaka und von den kleinen Nachbarinseln um die Hand Penelopes, denn sie war schn und hatte viele Gter. Hber das edle Weib bewahrte in treuem herzen das Gedchtnis des lieben Gatten und verabscheute den Vorschlag einer zweiten (Ehe. Dadurch erbitterte sie die bermtigen Freier. So wollen wir," sprachen sie trotzig, alle Tage hier in deinem Hause schwelgen, von deinen Herden und Frchten schmausen und von deinem Weine trinken, bis du einen von uns zum (Batten erwhlst." von dem Tage an ward der weite Palast des Gdysseus nicht leer von bermtigen Prassern, die sein Gut verzehrten und seine Knechte und Mgde zwangen, ihnen aufzuwarten. (Es war eine Schar von mehr als hundert unverschmten Menschen, die schon drei Jahre so schwelgten. Des Morgens kamen sie an; dann muten die Hirten Ochsen, Schweine und Ziegen, die Mgde Brot und Kuchen und die Diener Wein bringen. Nun schmausten sie, lrmten und spielten, und erst abends gingen sie wieder nach Hause. Das mute Penelope ansehen und hatte niemand, der ihr beistand. Denn ihr einziger Sohn Telemach vermochte nichts gegen die vielen. So sa sie Tag und Nacht in ihrem Gemach und weinte. Ilm sich endlich Ruhe vor dem

6. Geschichtserzählungen - S. 119

1908 - Leipzig : Voigtländer
119 lich am achtzehnten erblickt er von fern eine Insel. Doch ehe er sie erreicht, trifft ihn ein schrecklicher Sturm, der ihm sein Flo zertrmmert. Schwimmend kmpft er mit den wilden Wogen und rettet sich glcklich ans Ufer. Aber er ist so erschpft von der Anstrengung, da er sich nur mhsam in ein nahes Gehlz schleppt, wo er auf einem Haufen drren Laubes in tiefen Schlaf sinkt. 4. Heimkehr nach Ithaka. Auf der Insel, die Odysseus erreicht hatte, wohnten die Phken, ein friedliches, betrieb-sames Schiffervolk. Hier sollte er gastliche Aufnahme finden. Als er am andern Tage erwachte, ergtzten sich auf einem freien Platze in seiner Nhe Jungfrauen mit Ballspiel. Auch die schne Knigstochter Nausika spielte mit. Ihr nahte Odysseus hilfeflehend und wute ihr Mitleid zu erregen. Sie fhrte ihn in die Stadt zu dem Palaste ihres Vaters. Der be-herbergte den Fremdling und bewirtete ihn kstlich. Und als Odysseus seinen Namen nannte und beim festlichen Gelage den Phaken seine mancherlei Irrfahrten und wunderbaren Aben-teuer erzhlte, da staunten alle, und die Vornehmsten des Volkes gaben ihm herrliche Gastgeschenke. Dann lie der König ein schnellfahrendes Schiff ausrsten, und eine Schar seekundiger Jnglinge fhrte den Dulder seiner Heimat entgegen. Es war eine heitere Nacht, als das Schiff rasch wie ein Vogel der die ruhige Flche dahinglitt. Der Held lag im Hinterdeck auf weichen Polstern hingestreckt und schlief fest. So erreichte er, ohne da er es wute, sein Ithaka. Die Jnglinge trugen den Schlafenden sanft ans Ufer und steuerten nach ihrer Insel zurck. Am Morgen erwachte Odysseus und sah sich verwundert um. Erst allmhlich erkannte er sein Vaterland. Aber sollte er nun gleich nach seinem Hause eilen? Wute er, wie es nach seiner zwanzigjhrigen Entfernung dort stand? Besser schien es ihm, ehe er seiner Wohnung nahte, alles genau zu erkunden. Der kluge Held hatf" wohl Ursache zur Vorsicht; denn in seinem Hause sah es seltsam aus. 5. pentlope und die Freier. Zwar lebte noch seine Gattin, die verstndige P e n e l p e; und sein Sohn T e l e m a ch, den er als kleines Knblein zurckgelaffen hatte, war zu einem herrlichen Jngling herangeblht. Aber die Armen bedrngte groes Unheil. Kein Mensch mochte mehr glauben, da Odysseus

7. Theil 1 - S. 67

1827 - Breslau : Max
67 Volke hielt sie zurück. So sah es im Hause des Odysseus aus, als er auf der Insel landete. Um die Freier unerkannt desto besser überraschen zu können, verwandelte ihn Minerva in einen alten schmutzigen Bettler mit kahler Glatze, vielen Runzeln, triesigen Augen, und schlotternden Gliedern, in Lumpen gehüllt, und einen garstigen und schmutzigen Ranzel auf dem Rücken. In dieser herrlichen Gestalt kam er zuerst an die Wohnung seines Schweinehirten Eumäos, eines alten verständigen Man- nes, den wir nicht mit unfern Schweinetreibern vergleichen müssen. Er war von königl. Geblüt (denn Heerdcn zu hüten war für die Vornehmsten keine Schande), und ein recht inniger Freund des Hauses seines Herrn. Mit tiefem Verdruß sah er, wie ihm die Freier ein fettes Schwein nach dem andern ver- zehrten, und sehnte sich gar sehr nach der Rückkunft seines Herrn. Zu diesem Manne kam Odysseus in Bettlergestalt, wurde freundlich ausgenommen, mit Gastfreundschaft bewirthet, und alsbald befragt, ob er denn nichts von Odysseus un- terwegs gesehen habe? „Nein!" meinte der Bettler; „aber ich habe gehört, daß er noch lebe, und auf dem Wege nach Ithaka sey." — Das wollte ihm aber der edle Sauhirt nicht glauben. Am folgenden Tage kam auch Telemach zum Eumaos. Der sprang ihm freudig entgegen, und umarmte ihn mit vielen herzlichen Küssen. Denn Telemach war eben erst von einer ge- fahrvollen Reise zurückgekehrt, die er zum Nestor und Menelaos nach dem Peloponnes unternommen hatte, um zu fragen, ob sie denn nichts von Odysseus wüßten? Aber sie konnten ihm keine Nachricht geben, außer daß Menelaos eine Weissagung mittheilte, die er einst gehört hatte, daß Odysseus nach zehn- jährigem Umherirren endlich glücklich heimkehren würde. Mit dieser Nachricht war er fröhlich nach Ithaka zurückgeeilt; aber die Freier hatten ihm aufgelauert, um ihn zu ermorden; zum Glück hatte Minerva ihn gewarnt, und an einer andern Seite landen lassen. Ehe er nach Haufe ging, kam er zu seinem Freunde Eumaos. Wie schlug nicht dem Odysseus das Herz, als er seinen lieben Sohn wiedersah, den er als Kind verlassen, und seit zwanzig langen Jahren nicht gesehen hatte! Nun stand er vor ihm als blühender Jüngling. Wahrlich, er mußte recht an sich halten, daß er ihn nicht an sein Herz drückte. Er vergaß 5*

8. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 99

1852 - Altona : Hammerich
99 Odysseus weiß sich und die übriggebliebenen nicht anders zu retten, als den Polyphem seines Auges zu berauben und sich aus der Höhle zu entfernen. Nun aber verfolgt ihn der Zorn des Poseidon, Odysseus wird aber von Aeolos, dem Gotte der Winde, begünstigt, der ihm die gefesselten Winde in einem Schlauche übergiebt, und so gelangt er in die Nähe von Ithaka. Seine Gefährten sind neugierig, öffnen den Schlauch, die Winde entstürzen und treiben das Schiff wiederum hinter Sicilie» zu den Menschenfressenden Làstrigonen, Odysseus rettet sich mit einem Schiffe auf die Insel der Zauberin Kirke (Circe). Hier bleibt er ein Jahr, denkt aber immer an die Heimath, und um sein endliches Schicksal zu erfahren, steigt er in die Unterwelt hinab und befragt darüber den Seher Tiresias. Es wird ihm Schonung der Rinder und Schafe des Helios auf der Insel Trinakria (Sicilie») anempfohlen. Er reist ab. Bei dem Eilande der Sirenen, singender mit schonen menschlichem Oberkörper versehene Seegeschöpfe, welche die Seefahrer verlocken, verstopft er den Gefährten die Ohren mit Wachs, damit sie den reizenden Gesang nicht hören, und läßt sich selbst an den Mastbaum festbinden. Er entkommt den Meerstrudeln, Skylla und Charybdis, die als gefräßige Ungeheuer vorgestellt werden, welche in der Meerenge von Sicilie» wohnen, nachdem sie sechs seiner Gefährten geraubt haben. Nun zwingen die Gefährten ihn auf der Insel Tri- makria zu landen, wo sie des Helios Rinder schlachten, wofür das Schiff durch einen Blitzstrahl zerschmettert wird, und die Frevler er- trinken. Auf den Trümmern rettet sich Odysseus auf die Insel Ogygia zur Nymphe Kalypso, die sich in ihn verliebt, ihn bei sich zu behalten wünscht und ihm für die Gewährung ihrer Bitte die Unsterblichkeit verspricht. Auch dieser Lockung widersteht der standhafte Mann, der sich danach sehnt, die Heimath und die Seinigen nach so langer Abwesenheit wieder zu sehen. Sieben Jahre schon hat er bei Kalypso zugebracht, als sie ihn auf den Befehl des Zeus entlassen muß. Er segelt auf einem von ihm selbst gezimmerten Flosse ab, es wird aber nach achtzehntägiger Fahrt von dem noch immer zürnenden Poseidon entdeckt und zerschellt, und Odysseus wird nackt an die Küste des Phäakenlandes (Korkyra) ge- schleudert. Die Phäaken sind ein glückliches, reiches Volk, das heiter und fröhlich, bei Tanz, Schmaus und Seitenspiel ruhig sein Leben verbringt. Die Tochter des Königs entdeckt den Schiffbrüchigen und führt ihn in das Schloß ihres Vaters. Odysseus findet eine freund- liche Aufnahme und wird von den Phäaken nach Ithaka geführt, wo er nach zwanzigjähriger Abwesenheit in Bettlergestalt ankommt, und sein Haus von den übermüthigen Freiern erfüllt findet, die um die Hand seiner treuen Gattin Penelope werben und durch stete Festgelage sein Gut und seine Habe verzehren. Penelope hatte die Freier so lange damit hinzuhalten gewußt, daß sie vorgab, sie könne nicht eher sich vermahlen, bis sie ein bestimmtes Kleid fertig gewebt hätte. In der Nacht trennte sie aber immer wieder auf, was sie am Tage gewebt hatte. Odysseus gab sich seiner Gemahlin heimlich zu erkennen, diese veranstaltete ein Wettschießen, wobei sie Demjenigen ihre Hand versprach, der darin Sieger bleiben würde. Der Bettler nimmt daran Theil, er- reicht mit dem Bogen, den Keiner außer ihm zu spannen vermag, das 7*

9. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 11

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
11 5. Die Odyssee. Bei der Odyssee zeigt sich eine kunstvollere Anlage des Stoffes als in der Ilias. 3m Mittelpunkte des Ganzen steht nolvxlag dlog Vdvacevc, auf dessen Tchtigkeit, langjhrige Irrfahrten und zahlreiche bittere Leiden in den 5 Einleitungsversen hingewiesen wird. Zwanzig lahre sind seit der Abfahrt des Odysseus von Ithaka, seiner Heimat, nach Troia verflossen. Beim Abschiede hat er seine Gemahlin Penelope auf die Ungewiheit seiner Heimkehr bei der Gefhrlichkeit des Unter-nehmens aufmerksam gemacht und von ihr verlangt, da sie^sich nicht eher wieder verheirate, als bis ihr Sohn (vielleicht erst etn 3al)r alt) herangewachsen sei. Da schon zehn Jahre nach Abschlu des trojanischen Krieges verstrichen sind, drngen zahlreiche Freier die Penelope zu neuer Vermhlung. Sie kann sich jedoch zu diesem wichtigen Schritte nicht entscheiden, da sie immer noch auf die Rckkehr ihres Gemahls hofft. Eine Gtterversammlung beschliet nunmehr- und damit hebt die Handlung der Dichtung an - die endliche Rckkehr des hart-geprften Helden, und sein Sohn Telemackos macht sich auf den Weg, um in Pylos und Sparta vielleicht Kunde der seinen Vater zu erlangen. Inzwischen weilt Odysseus, dem die Mglichkeit zur Heimkehr abge-schnitten ist, schon in das achte Jahr bei der Nymphe Kalypso, bis sie ihn auf Gehei der Götter auf einem Blockschiff entsendet. Jcach schwerem Sturm kommt er zum Lande der Phaiaken und erzhlt hier, gastlich aufgenommen, auf Aufforderung des Knigs Alkmoos seme Erlebnisse seit der Abfahrt von dem zerstrten Troja. Endlich in seine Heimat Ithaka von den Phaiaken zurckgelegt, wird er als Bettler von dem Sauhirten Eurnaios freundlich aufgenommen und der das schndliche Treiben der Freier unterrichtet. Sodann trifft er mit seinem von Sparta der Pherai heimgekehrten Sohne Telemach zusammen und entwirft mit ihm einen Plan zur Rache an den Freiern. Nachdem er in seinem eigenen Hause mehrfach verspottet und verhhnt worden ist, vollzieht er die Rache mit Hlfe seines Sohnes und zweier Hirten und wird von seiner Gattin und seinem Vater Laertes freudig wieder erkannt. So gliedert sich der Stoff naturgem in drei Teile: I. Die Reise Telemachs, die sog. Ti\lf-[.i%ela(I-Iv). Ii. Die Schicksale des Odysseus in den letzten Tagen seiner Heimkehr (V-Viii), die Erzhlung seiner Erlebnisse seit semer Abfahrt von Troja ((Ix-Xii), seine Ankunft auf Ithaka (Xiii-Xvi, 154), den sog. vdrog 'Odvewg. Iii. Die an den Freiern vollzogene Rache durch Odysseus und Tele-mach (Xvi, 154--Xxiv), die sog. rissig 'Odvaawg. Dieser Stoff, der sich im 20. Jahre nach der Abreise des Odysseus von Ithaka in dem Zeitraum von 40 Tagen abspielt, ist auf die 24 Bcher in folgender Weise verteilt:

10. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 36

1918 - Leipzig : Voigtländer
so ward das Gewebe niemals vollendet. Hls die freier die List erfuhren, wurden sie desto wütender. 6. Odysseus und Telemach. Da beschloß der junge Telemach, sichere Runde von seinem Vater einzuziehen, heimlich, um die Mutter nicht zu ängstigen, verließ er Ithaka und schiffte zur Stadt des Nestor. Aber der alte Held wußte so viel wie nichts von dem Schicksale des Freundes. Dann begab sich der Jüngling nach Sparta, wo er den König Ittenelaus und seine Gattin Helena traf. Itlenelaus konnte ihm nur sagen, was ihm einst ein alter Wahrsager prophezeit hatte: Odysseus werde nach zehnjähriger Irrfahrt ohne einen einzigen Gefährten in die Heimat zurückkehren. So ward doch Telemach die Hoff* nung, seinen Vater bald wiederzusehen, und er eilte, der bekümmerten Mutter diese Kunde zu überbringen, Rls er nach Ithaka zurückkam» suchte er zuerst einen der treuesten Anhänger seines Hauses auf, den alten Sauhirten Eumäos. Der hatte die Aufsicht über die zahlreichen Schweineherden des Odysseus und wohnte fern von der Stadt im bewaldeten Gebirge; neben seiner Wohnung hatten dieherden ihre Hürden-Der treffliche Mann war dem Gdysseus von ganzer Seele ergeben-So oft er den Freiern Schweine in die Stadt liefern mußte, ergrimmte er und weinte um den lieben Herrn, den er längst tot glaubte. Telemach fand bei dem Sauhirten noch einen andern Gast, einen fremden Bettler» j der dort am vorigen Tage angekommen und freundlich ausgenommen worden war. Es war Odysseus selbst. Denn dieser hatte, um genau auszuforschen, wie alles in seinem Hause stehe, sich bald nach seiner Ankunft auf der Insel zu bent Sauhirten aufgemacht und, bamit er ganz ungenannt bliebe, einen schlechten Bettlerkittel angelegt. So hatte er sich dem (Eumäus als Fremdling bargestellt, der auf dem Meere Schiffbruch erlitten habe; der Hirt wieder hatte ihm von Odyssey erzählt und was für Unheil bessert Gattin und Sohn von den frechen Freiem zu erbulben hätten. Da ergrimmte dem tapferen Helben da5 Herz, aber er gab sich noch nicht zu erkennen. (Erst als Telemach in das Haus getreten war und den Sauhirten mit einem Huftrage we<? j geschickt hatte, konnte sich Odysseus nicht länger zurückhalten. j warf den Bettlermantel ab und entdeckte sich dem erstaunten Jüngling-Lange lange lagen Vater und Sohn einander in den Hrmen. ttutt galt es, die Hauptsache zu beraten: die Bestrafung der Freier. Hue die Unverschämten sollten mit dem Leben büßen. Zuvor aber muhte Gbysseus sein Haus burchspähen, um vorsichtig alle Hnstalten 3unt Gelingen des schweren Werkes zu treffen. (Er beschloß, als Bettler tfl

11. Erzählungen aus der Sage und Geschichte - S. 10

1910 - Leipzig : Voigtländer
Iq 1. Sagen. Schweine und Ziegen, die Mgde Brot und Kuchen und die Diener lvein bringen. Nun schmausten sie, lrmten und spielten, und erst abends gingen sie wieder nach Hause. Das nutzte Penelope ansehen und hatte niemand, der ihr beistand. Denn ihr einziger Sohn Telemach vermochte nichts gegen die vielen. So sa sie Tag und Nacht in ihrer Kammer und weinte. Um sich endlich Ruhe vor dem Drngen der Freier zu verschaffen, fiel sie auf eine List, hrt", sprach sie zu ihnen, ich beginne ein Gewand zu weben, das lange Seit erfordern wird. Versprecht ihr, mich in Frieden zu lassen, bis es fertig ist, so will ich hernach euerm Willen nachgeben." Die Freier versprachen es, und Penelope fing an zu weben. Hber in der Nacht, wenn niemand sie bemerkte, trennte sie die knstliche arbeit des Tages wieder auf, und so ward das Gewebe niemals vollendet. Ris die Freier die List erfuhren, tobten sie desto wtender. 6. (Vdysseus und Telemach. Da beschlo der junge Cekmach, sichere Kunde von seinem Dater einzuziehen, heimlich, um die Mutter nicht zu ngstigen, verlie er Ithaka und schiffte zur Stadt des Nestor. Aber der alte Held wute nichts von dem Schicksal des (Vdysseus. Da begab sich der Jngling nach Sparta, wo er den König Menelaos und seine Gattin Helena traf. Ittenelaos konnte ihm nur sagen, was ihm einst ein alter Wahrsager prophezeit hatte; (vdysseus werde nach zehnjhriger Irrfahrt ohne einen einzigen Gefhrten in sein Vaterland zurckkehren. So hatte Tetemach die Hoffnung, seinen Dater bald wiederzusehen, und er eilte, der bekmmerten Mutter diese Kunde zu berbringen. Hls er nach Ithaka zurckkam, suchte er zuerst einen der treuesten Anhnger seines Hauses auf, den alten Sauhirten (Eumos. Der hatte die Hufsicht der die zahlreichen Schweineherden des Vdysseus und wohnte fern von der Stadt im bewaldeten Gebirge; neben seiner Wohnung hatten die Herden ihre Hrden. Der treffliche Mann war dem (vdysseus von ganzer Seele ergeben. So oft er den Freiern Schweine in die Stadt liefern nutzte, ergrimmte er und meinte um den lieben Herrn, den er lngst tot glaubte. Telemach fand bei dem Sauhirten noch einen andern Gast, einen fremden Bettler, der dort am vorigen Tage angekommen und freundlich aufgenommen worden war. Es war (Vdysseus selbst. Denn dieser hatte, um genau auszuforschen, wie alles in seinem Hause stehe, sich bald nach seiner Ankunft auf der Insel zu dem Sauhirten aufgemacht und, damit er ganz ungenannt bliebe, einen schlechten Bettlerkittel angelegt. So hatte er sich dem (Eumos als Fremdling dargestellt, der auf dem Meere Schiffbruch erlitten habe; der Hirt wieder hatte ihm von (vdysseus erzhlt und was fr Unheil dessen

12. Erzählungen aus der Sage und Geschichte - S. 9

1910 - Leipzig : Voigtländer
2. Gdysseus. 9 Schiffervolk. hier sollte er gastliche Aufnahme finden. Rls er am andern Tage ermachte, ergtzten sich auf einem freien Platze in seiner Nhe Jungfrauen mit Ballspiel. Ruch die schne Knigstochter Nauslkaa spielte mit. Ihr nahte (vdqsseus hilfeflehend und wute ihr Mitleid zu wecken. Sie fhrte ihn in die Stadt zu dem palaste ihres Daters. Der beherbergte den Fremdling und bewirtete ihn kstlich. Und als Gdqsseus seinen Hamen nannte und beim festlichen Gelage den Phaften seine Irrfahrten und Abenteuer erzhlte, da staunten alle, und die vor-nehmsten des Volkes gaben ihm herrliche Gastgeschenke. Dann lie der König ein schnellfahrendes Schiff ausrsten, und eilte Schar seekundiger Jnglinge fhrte den Dulder seiner Heimat zu. (Es mar eine heitere Xtacht, als das Schiff rasch mie ein Vogel der die ruhige Flche dahinglitt. Der Held lag im Hinterdeck auf meichen Polstern hingestreckt und schlief fest. So erreichte er, ohne da er es nutzte, sein Ithaka. Die Jnglinge trugen den Schlafenden sanft ans Ufer und steuerten nach ihrer Insel zurck. Hm Morgen ermachte Gdysseus und sah sich vermundert um. Erst allmhlich erkannte er sein Vaterland. Hber sollte er nun gleich nach seinem Hause eilen? Wute er, mie es nach seiner zmanzigjhrigen (Entfernung dort stand? Besser schien es ihm, ehe er seiner Wohnung nahte, alles genau zu erkunden. Der kluge Held hatte mohl Ursache zur Vorsicht; denn in seinem Hause sab es seltsam aus. 5. Penelope und die Freier. 3mar lebte noch seine (Battin, die verstndige Penelope, und sein Sohn Celemach, den er als Meines Knbletn zurckgelassen hatte, mar zu einem herrlichen Jngling herangeblht. Rber die Hrmen bedrngte groes Unheil. Kein Ittenfch glaubte, da Odysseus nach so langer Zeit noch miederkehren werde. Da bemarben sich die vornehmsten Jnglinge von Ithaka und von den kleinen Nachbarinseln um die Hand der Penelope, denn sie mar schn und hatte viele Gter. Hber das edle Weib bemahrte in treuem herzen das Gedchtnis des teuren (Batten und verabscheute den Vorschlag einer zmeiten (Ehe. Dadurch erbitterte sie die bermtigen Freier. So motten mir", sprachen sie trotzig, alle Tage hier in deinem Hause schmelzen, von deinen Herden und Frchten schmausen und von deinem Weine trinken, bis du einen von uns zum (Batten er-mhlest." von dem Tage an mard der roeite Palast des Odqsseus nicht leer von bermtigen Prassern, die sein Gut verzehrten und seine Knechte und Mgde zmangen, ihnen aufzumarten. (Es mar eine Schar von mehr als hundert unverschmten Menschen, die so drei Jahre lang dahin-schmelzten. Des Morgens kamen sie an; dann muten die Hirten Ochsen,

13. Bilder aus der alten Geschichte - S. 24

1911 - Leipzig [u.a.] : Teubner
24 Gdqsseus in der Heimat. mich herausgefordert, so will ich's versuchen." Lr ergriff die steinerne Scheibe des Diskus und warf sie weit über das Ziel der Jünglinge hinaus. Niemand wagte, sich noch einmal mit ihm zu messen. — Der Sänger aber fuhr fort, die Heldentaten des Gdysseus zu besingen. Alkinoos hatte die tiefe Bewegung des Gastes längst bemerkt und drängte ihn, endlich seinen Hamen zu nennen. Da sprach der Fremde: „Ich bin Ddysseus, und das sonnige Ithaka ist meine Heimat." wie staunten die Festgenossen den vielgefeierten Helden an! Aus seinem Munde vernahmen sie nun alle die wunderbaren Schicksale, die ihm auf der heimfahrt be-gegnet waren. — Als ein teurer Gastfreund und reich beschenkt trat Ddysseus die letzte, kurze Fahrt an. von den phäaken selber wurde er nach seiner Heimat gebracht. Endlich stand nun der vielgeprüfte wieder auf dem Boden von Ithaka. Penelspe und die freier. Zwanzig Jahre war er fern gewesen. Sein Weib Penelope war ihm unwandelbar treu geblieben. Aber um solcher Treue willen hatte sie viel leiden müssen. Schon lange bestürmten alle Fürstenföhne der Machbar« insein die Königin mit ihren Werbungen. Zuletzt verpraßten sie des fernen Gebieters hab und Gut, feine Herden, seine (Ernte, feinen wein, in dessen eigenem Paläste. Dadurch wollten sie Penelopes Standhaftigkeit erschüttern. Die verlassene war ohne Schutz. Ratlos saß sie weinend Tag und Nacht in ihrer Kammer. Vater und Zohn. Inzwischen war ihr trefflicher Sohn Telemach aufgebrochen, um den geliebten Vater zu suchen. In der Hütte eines treuen Hirten traf er einen Fremdling; es war Ddysseus. Bald hielten sich Vater und Sohn umschlungen. Tod der Freier. Penelope hatte einen neuen Ausweg gefunden, um die Freier hinzuhalten. Sie sprach: „In der Rüstkammer findet ihr den Bogen meines (Batten. Gdysseus pflegte zur Kurzweil zwölf Äxte mit ihren (Dhren hintereinander aufzustellen und dann mit einem Pfeil durch die Öhre zu schießen. Huf, ihr Freier! wer unter euch dies dem Helden gleichtut, der soll mein Gatte sein!" — Die Äxte waren aufgepflanzt; der Bogen harrte des Schützen. Doch keiner der übermütigen Freier vermochte auch nur den Bogen zu spannen. Aber eben jetzt kam der Schütze. Unerkannt, in Bettlergestalt, betrat (Vdysseus seinen Palast und hielt furchtbares Gericht. „Nun gebt den Bogen doch auch mir einmal!" rief er den Freiern zu. Cr spannt den Bogen, die Sehne schwirrt, der Pfeil durchbohrt dem Frechsten die Brust. Bald sind alle Freier zu Boden gestreckt. (S. T. V, 23.) Rührend war das wiedersehen mit seiner treuen Gattin und seinem greisen Vater. So bescherte Pallas Athene dem „viel Umgetriebenen" endlich ein glückliches tos. Die Irrfahrten des (Döqsseus kennen wir aus der zweiten herrlichen Dichtung Homers, welche nach dem Helden „Odyssee" genannt wird. (S. T. Iii, 14.) Griechisches Leben in der „Heldenzeit". Das Volk der Griechen während der sogenannten Heldenzeit (um 1200 v. (Ihr.) war in zahllose Stämme zersplittert; jeder Stamm teilte sich wieder in viele Geschlechter. Jeder kleine volksteil besaß seinen Landbezirk mit Feldern und weideflächen und dem gemeinsamen Wohnort, der „Stadt", in der Mitte; jeder bildete einen kleinen Staat für sich. An der Spitze solcher kleinen Staatswesen walteten erbliche Könige gleich „Hirten und Vätern"; sie tvaren oberste Richter und Priester im Frieden, Anführer und Vorkämpfer im Kriege.

14. Der biographische Unterricht - S. 11

1859 - Berlin : Gaertner
11 (getreuen, die durch ihren himmlischen Gesang die Vornberfahrenden an- lockten und dann verschlangen. Ein andermal zertrümmerte ein Blitz- strahl sein Schiff, die Gefährten ertranken im Meere, Odysseus rettete sich auf einem schwimmenden Balken und gelangte an die Insel Ogy- gia, wo ihn die schöne Nymphe Kalypso sieben Jahre festhielt. Nun zimmerte er sich selbst ein Schiss, auch dieses zerschmetterte ein Sturm, und mit Mühe erreichte er schwimmend das Land des Königs der Phaaken, der ihn gastfreundlich aufnahm und nach seiner Heimath brin- gen ließ. Unterdeß aber hatten sich in Ithaka bei der Gemahlin des Odysseus, der schönen, reichen und klugen Penelope, viele Fürsten ein- gefunden, die sich um ihre Hand bewarben; denn sie glaubten, Odys- seus sei todt und Penelope könne sich nun einem Andern vermählen. Das treue Weib aber wies jeden Antrag zurück. Die übermüthigen Freier wollten sie nun zu einer zweiten Ehe zwingen und schmausten Tag und Nacht von ihren Früchten und Heerden. Das dauerte drei Jahre lang. Da ihr einziger Sohn, Telemach, noch jung war, so konnte er gegen die Freier nichts unternehmen. Penelope sann daher auf allerlei List, um die Freier von sich fern zu halten, und Telemach begab sich aus Reisen nach Griechenland, um von den wieder zurück- gekehrten Helven etwas über das Schicksal seines Vaters zu erfahren. Allein er richtete nichts aus und mußte sich wieder in seine Heimath begeben. Unterdeß war Odysseus in Ithaka angekommen. Da er- schien ihm die Göttin Athene, erzählte ihm, wie es in der Stadt aus- sehe, verwandelte ihn in die Gestalt eines schmutzigen Bettlers und er- theilte ihm Rath, wie er es anzufangen habe, um die Freier zu be- strafen. Auch Telemach kehrte zurück. Ju der Hütte des göttlichen Schweinehirten Eumäos verabredeten sie den Plan, wie sie die Freier umbringen wollten. Alles gelang gut, und das treue Weib konnte nun nach zwanzig Jahren den geliebten Gatten wieder an ihr Herz drücken. Die Perserkriege. §. 11. Die Schlacht von Marathon. Persien haben wir schon kennen gelernt. In diesem Lande herrschte etwa 500 Jahre vor Christi Geburt der König Dareios. Das große persische Reich dehnte sich nach Westen hin bis zum ägeischen Meere aus. Hier an der Küste des Meeres in Kleinasien wohnten Griechen, welche ein stilles Leben führten und sich durch Kunst und Gewerbe auszeichneten. Diese wollten sich gern von dem Drucke der Perser frei machen und baten daher ihre Landsleute, die Athener, um Hülfe. Die Athener kamen 2»

15. Noah bis Kyros - S. 219

1829 - Leipzig : Cnobloch
219 chen das Städtchen Chreysa plünderten. Dem Achil- leus war bei der Thcilung der Beute die schöne Briseis zu Theil geworden, die er sehr lieb ge- wann. Vom Jammer seines Volkes gerührt, da der Leute so viele dahinstarben, schickte Agamem- non endlich durch den Odysseus (Ulysses) die Chryseis ihrem Vater wieder zurück, ließ aber, um sich zu entschädigen, dem Achilleus seine Brst seis mit Gewalt entführen. Darüber gerieth die- ser tapferste der Helden in heftigen Zorn und woll- te mit dem Kriege gegen Troja nichts mehr zu schaffen haben. Dieser Zorn ist mit allen feinen traurigen Folgen der Stoff der Ilias oder I liade, eines Heldengedichts, das seit Jahrhun- derten die Bewunderung erregt und den Homeros (Homer) einen Ionier, dessen Lebenszeit man um 1000 v. Chr. G. setzt, zum Verfasser haben soll. (Man erkläre sich das Nähere aus der Erzählung: Achilleus und Hektor vor Troja.) Troja's Eroberer, die bei der Rückkehr noch Glück gehabt hatten, erfreuten sich schon längst der Ruhe, als Odysseus (Ulysses), König von Ithaka, noch immer auf dem Meere umherirrte und der Drangsale gar manche erduldete. Selbst auf Ithaka widerfuhr ihm Uebles. Hier freieten eine Menge übermüthiger Gäste um seine schöne und tugendhafte Gattin Penelopeia (Penelope); sie schwelgten in seinem Hause und bedrängten das getreue Weib, daß es sich Einem von ihnen zur

16. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 291

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
- 291 - ganisi fr das homerische Doulichion- andere teilen die Insel Kephal-lenia in 2 Teile und nennen den nrdlichen Teil Doulichion, den sd-lichen Teil, wo es in historischer Zeit eine Stadt Same gab, Samos. Draheim und Drpfeld aber kamen um die 4. Insel zu retten, auf den allerdings naheliegenden Gedanken, die bei Homer nicht genannte Insel Leucas (Leucadia, das heutige St. Maura) in Rechnung zu stellen. Da die homerischen Inseln im Laufe der Zeit,^.vielleicht in weiterer Folge der dorischen Wanderung, z. T. ihre alten Namen eingebt hatten, und man sich deshalb schon in der 2. Hlfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. gentigt gesehen hatte, durch Erklrung der homerischen Stellen die alten Namen auf die Inseln zu verteilen, so hielten sich die beiden Gelehrten fr berechtigt, auf Grund eingehenden Studiums der alten Geographen von neuem eine Umnennung der Inseln vorzunehmen. Danach wurde das alte Ithaka-Leukas (heute St. Maura), das alte Same (Samos)-Ithaka (heute Thiaki), das alte Doulichion-Kephallenia (heute Cefalonia) und das alte Jakynthos-dem heutigen Zante. (Fr die oben erwhnte kleine Insel Asteris setzten sie das heutige Arkudi zwischen Ithaka-Leukas und Same-Ithaka an). (Es soll nicht geleugnet werden, da die homerische Orts-beschreibung von Ithaka auch ganz gut auf Leukas pat, es mag ferner nach den topographischen Aufnahmen durch den preuischen Hauptmann Marees und nach der rein-geographischen Forschung von Partsch (a. a. 0.) als feststehend betrachtet werden, da Leukas auch schon zur Zeit Homers eine Insel gewesen ist (die aber bei Ebbezeit durch einen gangbaren Fahrdamm mit dem Festlande zusammengehangen hat) i), aber die vielfache Namensbertragung gegen die Tradition des Altertums ist doch etwas sehr gewagt und schafft einen ganzen Nattenknig von Hypothesen". Der zweite wichtige Grund fr die Theorie von Drahenn-Drp-feld wird hergeleitet aus der Beschreibung Homers (Odyss. Ix, 21 bis 27), der Ithaka die westlichste Insel im jonischen Meere nennt. In Wirklichkeit ist allerdings von den bei Homer genannten Inseln nicht das heutige Ithaka, sondern das heutige (Eefalonia die oberste nach Westen und Ithaka die uerste nach Norden. Aber warum kann denn hier nicht ein geographischer Irrtum unsers Dichters vor-liegen, der ja die rtlichkeit nicht aus eigener Anschauung gekannt zu haben braucht? Man drfte auch hier immer noch eher einen Irrtum der Griechen in der Auffassung der geographischen Richtung berhaupt annehmen (indem sie glaubten, die Kste vom Korinthischen Meerbusen bis nach kerkyra hin laufe in westlicher Richtung, eine Auffassung, die z. T. noch heute bort festgestellt werben kann), als die bei Homer gar nicht genannte Insel Leukas zur Berichtigung heranziehen, fr die die westlichste Lage (nach Homer) doch auch nicht in Anspruch genommen werden kann. Die beiden Hauptgrnde fr die Theorie von Draheim-Drpfeld scheinen also nicht stichhaltig zu sein. i) Mit der Bezeichnung Insel" nahmen es die alten Griechen berhaupt nicht genau, rote das Beispiel der Pelopsinsel fr die Halbinsel, die heute Morea heit, zur Genge beweist.

17. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 50

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 50 — fressenden Riesen, deren fürchterlichster ein paar seiner Gefährten auf. zehrte; von da zu einer Zauberin, die einen Teil seiner Mannschaft in Schweine verwandelte: hierauf sogar in die Unterwelt, wo er die schatten seiner Freunde Achilles und Agamemnon und vieler andern Helden erblickte. Aus dem grausen Schattenreiche in das Licht der Sonne zurückgekehrt, hatte er neue Gefahren zu bestehen. Zuletzt zerschmetterte ein Blitzstrahl sein Schiff: alle seine noch übrigen (Gefährten ertranken im Meere, und er selbst trieb, an einen Balken geklammert, neun Tage und Nächte in den Wogen umher. Da warf ihn die Flut an eine einsame Insel. 3. Odysseus bei Kalypso. Hier wohnte in schöner hochgewölbter Felsengrotte die Nymphe Kalypso. Sie nahm Odysseus liebreich auf; aber er sollte nun, so verlangte sie, immer auf ihrer Insel bleiben und seine Heimat nicht wiedersehen. Das fällt dem armen Dulder schwer aufs Herz. Denn zu Hause hat er eine treue Gattin und einen lieben Sohn zurückgelassen; an diese denkt er alle Tage. Jeden Morgen mit dem Frührot geht er hinaus an den brausenden Meeresstrand, setzt sich nieder und weint vor Heimweh. Nur von fern die blauen Berge seiner Insel zu erblicken, nur den Rauch aus den Hütten aufsteigen zu sehen, wünscht er sich, und dann zu sterben. Endlich nach manchem langen Jahr erteilt ihm Kalypso auf Befehl der Götter die Erlaubnis zur Heimkehr. Aber ach! er hat kein Schiff. Da greift er frifch zur Axt, fällt Tannenstämme und baut sich ein Floß. Rasch ist die Arbeit vollbracht, und fröhlich rudert er auf dem unsichern Fahrzeuge von dannen. Siebzehn Tage sieht er kein Land, nichts als Himmel und Wasser. Südlich am achtzehnten erblickt er von fern eine Insel. Doch ehe er sie erreicht, trifft ihn ein schrecklicher Sturm, der ihm sein Floß zertrümmert. Schwimmend kämpst er mit den wilden Wogen und rettet sich glücklich aus Ufer. Aber er ist so erschöpft von der Anstrengung, daß er sich nur mühsam in ein nahes Gehölz schleppt, wo er auf einem Hausen dürren Laubes in tiefen Schlaf sinkt. 4. Heimkehr nach Ithaka. Auf der Insel, die Odysseus erreicht hatte, wohnten die Phääken, ein friedliches betriebsames Schiffervolk. Hier sollte er gastliche Ausnahme finden. Als er am andern Tage erwachte, ergötzten sich auf einem freien Platze in seiner Nähe Jungfrauen mit Ballspiel. Auch die schöne Königstochter N a u s i k ä a spielte mit. Ihr nahte Odysseus hilfeflehend und wußte ihr Mitleid zu erregen. Sie führte ihn in die Stadt zu dem Palaste ihres Vaters. Der beherbergte den Fremdling und bewirtete ihn köstlich.

18. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 14

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
14 D. 3m eigenen Hanse. Xvii-Xx. Xvii. Telemach geht zur Stadt und begrt seine Mutter, Eumaios und Tiqxefxdyov Odysseus folgen; beide werden vom Ziegenhirten Melantheus indi'odos eig verhhnt. Der alte Hund Argos erkennt seinen Herrn und stirbt, 'I&xriv- der Freier Antinoos wirft im Mnnersaale den bettelnden Odysseus mit dem Fuschemel. Penelope, darber entrstet, ladet den Fremdling auf den Abend zu sich ein. Xviii. Faustkampf zwischen Odysseus und dem Bettler Iros. Erscheinen ( 'Odwff&uff xal der Penelope, die im Mnnersaale um ihren (Batten klagt und "Iqov nvyprf. die Freier der Erpressung fremden Gutes beschuldigt. Als die Freier sich am Abend wieder zu Tanz und Spiel wenden, wird Odysseus durch die Mgde verspottet. Xix. Odysseus und Telemach entfernen in der Nacht die Waffen aus 'Odvooims xai dem Saale. Unterredung des Odysseus mit Penelope, der er die Iir]yek(inik baldige Rckkehr ihres Gemahls in Aussicht stellt. (Er wird beim fuua. T Fuwaschen von der alten Amme erkannt, verpflichtet sie aber rinzqu. zum Schweigen. Entschlu der Penelope, der Bewerbung durch einen entscheidenden Wettkampf ein Ende zu machen (38. Tag). Xx. Glckliche Vorzeichen fr Odysseus am folgenden Morgen. Vor-T 7iqo rfjs Bereitungen zum Feste. Erscheinen der Freier zum Feste, die fjlvriarriqoqjoplas- ein bses Vorzeichen von der Ermordung des Telemach abge-halten hat. Nochmalige Verhhnung des Odysseus durch einen Freier. E. Nache an den Dreiern. Xxi-Xxiv. Xxi. Wettkampf mit dem Bogen des Odysseus, den Penelope herbei-Tdgov Staig, geholt hat. Telemach stellt die Kampfbeile auf und wird von dem Versuche, den Bogen zu spannen, durch Odysseus abgehalten. Vergebliche Bemhungen der Freier, den Bogen zu spannen. Odysseus entdeckt sich den beiden treuen Hirten, (Eumaios und Philoitios, lt die Tren schlieen, spannt den Bogen und schiet durch smtliche xte. Xxii. Dann erschiet er den Antinoos und gibt sich allen Freiern zu Mi'rjarrjqotpoyice- erkennen. Von Telemach und den beiden treuen Hirten untersttzt, ttet er sie smtlich, obwohl sie heimlich von Melantheus, dem Jiegenhirten, Waffen erhalten haben; nur der Snger Phe-mios und der Herold Medon werden verschont. Auch die treulosen Mgde und Melantheus erleiden den Tod. Xxiii. Eurykleia weckt Penelope und meldet ihr die Ankunft ihres 'Odvootms xai Gemahls und die Ttung der Freier. Penelope frchtet mi- nrivcmnrtg trauifch Betrug und verhlt sich auch ihrem Gemahl gegenber vayt><Dqiatu</g. stumm; sie will ihn erst auf eine Probe stellen. Um das Volk der die Vorgnge zu tuschen, soll im Hanse zum Schein Hochzeit durch Reigentanz gefeiert werden. Alsbald berzeugt Odysseus seine (Battin von der (Echtheit seiner Person; jetzt zweifelt sie nicht lnger, umarmt ihn freudig und entschuldigt ihre bisherige Zurckhaltung. Gegenseitige (Erzhlung der Erlebnisse der (Batten (39. Tag). Am folgenden Morgen geht Odysseus mit Telemach zu seinem Vater Laertes. Xxiv. Hermes geleitet die Seelen der erschlagenen Freier in die Unter-Snovdai. weit; (Erzhlung der Vorgnge auf Ithaka durch den Freier flmphimedon. Freudiges Wiedersehen des greisen Vaters Laertes. Kampf mit den Verwandten der Freier und Vershnung durch Athene (40. Tag).

19. Erzählungen aus der Sage und Geschichte - S. 20

1916 - Leipzig : Voigtländer
20 I. Sagen. Zu gelangen. Rber der Meergott Poseidon zrnte ihm und sandte widrige Winde und Sturm. Zehn volle Jahre irrte Gdysseus umher und bestand viele Rbenteuer. So soll er zu den Zyklopen gekommen sein, menschenfressenden Riefen, deren frchterlichster sechs seiner Ge-fhrten aufzehrte; von da zu einer Zauberin, die einen Teil seiner Mannschaft in Schweine verwandelte; hierauf sogar in die Unterwelt, wo er die Schatten seiner freunde Achilles und Agamemnon und vieler anderen Helden erblickte. Als er aus dem grausen Schattenreiche in das icht der Sonne zurckkehrte, hatte er neue Gefahren zu bestehen. Zuletzt zerschmetterte ein Blitzstrahl sein Schiff: seine letzten Gefhrten ertranken im Meere, und er selbst trieb, an einen Balken geklammert, neun Tage und Nchte in den Idogen umher. Da warf ihn die Flut an eine einsame Insel. 3. Gdysseus bei Kaltjpfo. hier wohnte in einer hochgewlbten Seifengrotte die Nymphe K a I y p f o. Sie nahm (Ddysseus liebreich auf; aber sie wollte ihn immer bei sich behalten und nicht in seine Heimat zurckkehren lassen. Das fiel dem armen Dulder schwer aufs herz. Denn zu Hause hatte er eine treue (Battin und einen lieben Sohn zurckgelassen; an diese dachte er alle Tage. Tglich beim Frhrot ging er hinaus an das brausende Meer, setzte sich nieder und roeinte vor Sehnsucht und Kummer. Ruch nur von fern die blauen Berge seiner Insel zu erblicken, nur den Bauch aus ihren Htten aufsteigen zu sehen, wnschte er sich und dann zu sterben. Endlich nach sieben langen Jahren erteilte ihm Kalypso auf Befehl des Zeus die (Erlaubnis zur heimkehr. Rber ach! er hatte kein Schiff. Da griff er frisch zur Rxt, fllte Tannenstmme und baute sich ein Flo. Rasch war die Rrbeit vollbracht, und frhlich ruderte er auf dem unsicheren Fahrzeuge von bannen. Siebzehn Tage sah er kein Land, nichts als Himmel und Wasser. Endlich ant Achtzehnten erblickte er von fern eine Insel. Doch ehe er sie erreichte, traf ihn wieder ein schrecklicher Sturm, der ihm sein Flo zertrmmerte. Schwimmend kmpfte er mit den wilden Wogen und rettete sich glcklich ans Ufer. Rber er war so erschpft von der Anstrengung, da er sich nur mhsam in ein nahes Gehlz schleppte, wo er auf drrem taube in tiefen Schlaf sank. 4. Heimkehr nach Ithaka. Ruf der Insel, die Gdysseus er-reicht hatte, wohnten die Phaken, ein friedliches, fleiiges Schiffer-volk. hier sollte er gastliche Rufnahme finden. Ris er am andern Tage erwachte, ergtzten sich in seiner Nhe Jungfrauen am Ballspiel. Ruch die schne Knigstochter Nausikaa spielte mit. Ihr nahte Gdysseus hilfeflehend und wute ihr Mitleid zu wecken. Sie wies ihn in die

20. Aus alten Zeiten - S. 137

1883 - Hannover : Hahn
— 137 — der Riese, „Niemand bringt mich um. Niemand thut es mit Arglist!" — „Nun, wenn dir niemand etwas thut," entgegneten die andern, so können wir dir auch nicht helfen." Und da sie vermeinten, er wäre wahnsinnig erworben, so zogen sie eilig wieder ab. Odysseus aber lachte in seinem Herzen und freute sich der gelungenen List. ' Doch gab es noch eine große Gefahr zu bestehen: die Befreiung aus der Hohle. Dies schien unmöglich. Denn als der Riese am Morgen seine Herde durch den halbgeöffneten Eingang hinausziehen ließ,'fühlte er sorgfältig mit den Händen umher, damit keiner der Gefangenen mit den Schafen hinausschlüpfte. Odysseus aber wußte sich zu helfen. Er band immer drei und drei starke Widder zusammen, und unter dem Bauche des mittelsten befestigte er einen seiner Gefährten. Für sich selbst wählte der Held den größten und stärksten der Widder und hielt sich unter ihm mit den Händen sest. So trabten die Tiere mit den Männern hinaus, ohne daß Poly-phemos es merkte: denn er betastete nur die Rücken, ob keine Flüchtlinge darauf säßen. Ganz zuletzt kam der Widder, der den Odysseus trug. Der Riese erkannte das Tier beim Anfühlen sogleich und sagte traurig: „Liebes Böckchen, wie kommt's, daß du heute der letzte bist? Du trabst doch sonst immer munter voran. Ach ja, du trauerst über deinen armen Herrn, dem der tückische Niemand das Auge ausgestoßen hat. Könntest du sprechen, du würdest mir melden, wo' er in der Höhle steckt, daß ich ihm seine That vergelten könnte." — Mit diesen Worten ließ er den Bock hinausgehen. Odysseus machte ihm nun das Springen wieder leicht, schnitt dann sachte seine Gefährten los, und alle eilten, indem sie die Widder als gute Beute vor sich her trieben, froh dem Schiffe zu. Der Kyklop schloß vorsichtig die Höhle und lockte dann mit seiner Pfeife die Herde zusammen. Da vernahm er plötzlich staunend vom Meere her die Stimme des Odysseus: „Ha, Polyphemos, du fraßest die Genossen keines verächtlichen Mannes, aber Zeus hat durch mich deine Frevelthaten gestraft!" Jetzt erst erkannte der Riese, daß seine Gefangenen entkommen waren. Wütend brach er einen gewaltigen Block' von dem Berge los und schleuderte ihn nach der Stelle, woher die Stimme kam. Hoch auf schäumte das Meer, als der Fels dicht neben dem Schiffe niederschlug. Fast wurde das Fahrzeug wieder ans Ufer getrieben, doch gelang es durch eifriges Rudern wieder voran zu kommen. Da rief Odysseus abermals: „Höre, Kyklop! sollte dich einmal jemand fragend, wer dir das Auge geblendet hat, so sage ihm: Odysseus hat es gethan, der Städtezerstörer, des Laertes Sohn von Ithaka." — Wiederum schleuderte Polyphemos mächtige Felsblöcke dem Schiffe nach, das aber schon zu weit entfernt war, als daß sie es hätten treffen können. Da flehte der Riese laut zu dem Meergott Poseidon, seinem Vater, daß er den Odysseus irrt Meer enränken möchte; wäre ihm solches aber nicht vom Schicksal bestimmt, so möchte er doch erst nach langer Irrfahrt ohne Gefährten nach Haufe kommen und dort nichts als Unglück finden.