Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 26

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
26 die den jungem Sohn mehr liebte, als den ältem, bewog ihren bejahrten Gemahl, das Testament zu ändern, und dem jüngern die Markgrafschaft, dem altern dagegen nur Weißenfels als Erbe zuzuweifen. Solche Ungerechtig- keit wollte Alb recht sich aber nicht gefallen lassen, ergriff zu den Waffen, und nahm den eigenen Vater gefangen. Des'sohnes Gewaltthat gegen den Vater gab ein Aer- gerniß im Reiche, welches der Kaiser nicht schweigend dul- dewlkonnte. Er gebot die Loslassung des alten Markgra- fen. Doch kam es nochmals zum Kriege zwischen Vater und Sohn, in welchem letztem sein Schwager, König Ot- tokar von Böhmen, ihm beistand, der aber bei der Gelegenheit einen Theil von dem Schatze des Markgrafen Otto raubte, und das Land schrecklich verheerte. Dies Mal stiftete 1189 der römische König Heinrich Vi. Frie- den zu Würzburg, doch war die Versöhnung nicht aufrich- tig, und, im Groll gegen seinen Erstgebornen, schloß am 18. Februar !190 Markgraf Otto die Augen für immer. Otto hatte durch die ungerechte Beeinträchtigung sei- nes älteren Sohnes einen Feuerbrand in sein eigenes Haus geworfen, der noch lange nach seinem Tode verderbend fort- glimmte. Seine beiden Söhne übernahmen zwar die ihnen zukommenden Landestheile ohne Streit, allein der Eltern un- gerechte Vorliebe für den Jüngsten hatte eine zu große Erbitterung bei Beiden erregt, als daß sie lange hätten in Frieden leben können; auch hatte ihr Vater ihnen einen Vorwand zum Hader hinterlassen, den sie begierig ergriffen, um einander wehe zu thun. Er hatte nemlich einen an- sehnlichen Schatz im Kloster Al ten zelle niedergelegt, und verordnet, daß derselbe seinem jüngsten Sohn Dietrich ausgeliefert werden sollte. Daö erfuhr Alb recht, ging nach Altenzelle, und nahm den Schatz, obgleich die Mönche ihn auf den Hochaltar gelegt und für Kirchen- gut erklärt hatten. Dietrich begehrte Antheil an diesem Schatze, und, da seine Forderung unbeachtet blieb, so ent- stand eine Fehde zwischen den Brüdern, in welcher Die- trich, als der schwächere, von Albrecht hart bedrängt ward. Er fioh zum Landgrafen Hermann von Thürin- gen, und vermählte sich mit dessen unschöner Tochter Jutta, weil er mit dieser eine reiche Mitgift und ihres

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

1. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 227

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 227 reite dich nieder!" Dabei erhebt er drohend den Speer. Der Knabe bleibt furchtlos stehen, sieht mit blitzendem Auge zu dem Ritter auf und spricht: „Recht muß Recht bleiben. Wollt Ihr über das Feld reiten, so müßt Ihr über mich hinweg!" — „Was weißt du von Recht, Knabe?" ruft der Ritter. „Mein Vater ist Richter hier im Lande, und ich werde es nach ihm! Vor einem Billung darf niemand das Recht verletzen." Da ruft der Ritter noch drohender: „Ist das recht, Knabe, deinem Könige ungehorsam zu sein? Ich bin Otto, dein König." — „Ihr seid Otto, unser König, der Sohn König Heinrichs, von dem mein Vater uns soviel erzählt? Rein, Ihr seid es nicht! Otto schützt das Recht, und Ihr brecht es; das thut Otto nicht!" — „Führe mich zu deinem Vater, braver Knabe!" erwiderte da König Otto freundlich. „Dort ist meines Vaters Hof; Ihr könnt ihn sehen," sagte Hermann, „aber die Rinder hier darf ich nicht verlassen; ich kann Euch also nicht führen. Seid Ihr aber Otto, der König, so lenkt ab vom Felde auf die Straße; denn der König schützt das Recht." König Otto der Große gehorchte der Stimme des furchtlosen und treuen Knaben und lenkte Roß und Gefolge auf die Straße. Bald wird Hermann vom Felde geholt. Der König ist bei des Knaben Vater eingekehrt und hat zu ihm gesagt: „Billung, gieb mir deinen ältesten Sohn! ich will ihn erziehen lassen. Er wird ein treuer Mann werden, und ich brauche treue Männer." Der Vater willigte ein, und als Otto den Knaben fragte: „Willst du mit mir ziehen?" antwortete auch dieser freudig: „Ja, ich will!" Otto ließ den Knaben durch tüchtige Lehrer unterrichten. Hermann wurde ein tapferer Ritter, ja sogar ein Graf. Er war aber von Herzen demütig und seinem Wohlthäter in Treue zugethan; und Otto konnte keinen besseren Mann finden, dem er das Herzogtum Sachsen übergeben konnte. So wurde Hermann, der Sohn eines schlichten Mannes, Herzog von Sachsen. Nach g. Bäßler. «Heineckes Lesebuch.) 242. Albrecht der Bär. Der Gründer der Mark Brandenburg, aus der später der branden- burgisch-preußische Staat erwachsen sollte, ist der Ballenstädter Albrecht, den seine Zeitgenossen wegen seiner großen Kraft und Tapferkeit den Bären nannten. Albrecht war aus sächsischem Geschlecht entsprossen; seine Stamm- güter lagen nördlich vom Harz um Aschersleben, Ballenstädt und bei der Burg Anhalt im Selke-Thale. Ihn setzte der damalige Kaiser Lothar 1134 als Markgraf der Nordmark ein. Lange Jahre mußte Albrecht hart mit den Wenden kämpfen, die sich seiner Herrschaft durchaus nicht unterwerfen wollten. Er entriß ihnen mit Waffengewalt die Priegnitz. Die größte und wichtigste Erwerbung machte er jedoch auf friedlichem Wege: Der Hevellerfürst Pribis- law von Brandenburg war Christ geworden und zu Albrecht in ein freund- schaftliches Verhältnis getreten. Er hatte diesen zum Erben seines Landes ein- 15'

2. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 16

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 16 — und zu verteidigen. Dann gab er dem Orte alle Rechte einer Stadt Leit dieser Zeit wurden nun zu Michaelis und zu Ostern große Jahrmärkte abgehalten. Ehe der Jahrmarkt begann, ward allemal erst em feierlicher Gottesdienst gehalten *md das heilige Abendmahl gefeiert. Dieses hieß man zu jener Zeit Messe. Zur Messe, d. H. zum Gottesdienste, kamen natürlich auch viele Bewohner von den umliegenden Dörfern. Nach der Messe kauften sie dann ein, was sie brauchten. So kam es, daß bei ihnen die Messe sowohl den Gottesdienst als den Markt bedeutete. Ja, mit der Zeit nannte man nur dre großen Jahrmärkte noch Messen. So hat Otto der Reiche eigentlich die Oster- und Michaelismesse zu Leipzig gestiftet. Schon vorher war Leipzig wegen seiner günstigen Lage ein wichtiger Handelsplatz geworden. Es lag in der Mitte Deutschlands. Hier vereinigten sich mehrere Heer- und Handelsstraßen. Die eine führte von Süden nach Norden, die andere von Westen nach Osten. Aus allen Gegenden Deutschlands kamen die Last- und Frachtwagen mit ihren Waren herbei. Sie brachten Getreide, feine Gewürze, Häute, Tuch- und Pelzwaren. Daher ließen sich hier viele Kauf- und Handelsherren meder. So entwickelte sich Leipzig später zur größten'handelsstadt Lachsen^ Damit nun zu den Messen recht viel Käufer kämen, bestimmte Otto der Reiche, daß im Umkreise von einer Meile in keinem anderen Orte ein Markt abgehalten werden dürfe. So besaß Leipzig das Marktrecht ganz allein für die Umgegend, und dies trug dazu bei, daß sich Leipzigs Handel und Wohlstand fort und fort hob. Von dem Silber ließ Otto der Reiche auch Münzen schlagen. Damals gab es noch sehr wenig Geld, und man mußte deshalb meistens die Waren gegen andere austauschen. Die Münzen Ottos wareu nur auf einer Seite geprägt. Immerhin war dieses Geld ein großer Fortschritt gegen früher. Durch Otto den Reichen wurden die geprägten Münzen in Meißen zahlreicher, und man verwandte sie seit dieser Zeit immer mehr als Zahlungsmittel. 4. Ottos trauriges Ende. Lo reich auch Otto war, so mußte er dennoch erfahren, daß der Reichtum allein noch nicht glücklich macht. Am Ende seines Lebens mußte er leider viel Kummer und Herzeleid erdulden. Er befaß zwei Söhne. Der ältere hieß Albrecht, der jüngere Dietrich. Nach dem Herkommen hätte Albrecht die Mark Meißen erben müssen; aber Otto ließ sich von seiner Frau überreden, sie dem jüngern Sohne Dietrich zu versprechen. Das verstieß allerdings wider den herkömmlichen Gebrauch, wider das Erbrecht. Über diese Zurücksetzung geriet Albrecht in den größten Zorn; ja, seine^ Freunde hetzten ihn auf gegen feinen Vater und rieten ihm, zum Schwerte zu greifen. Albrecht empörte sich auch gegen feinen Vater. Es kam zu einem Kampfe zwischen

3. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 230

1871 - Braunschweig : Wreden
— 230 — Als er das Wendenvolk seinen starken Arm nochmals hatte fühlen lassen, suchte er die beiten Völker, Deutsche und Wenden, zu vereinigen, indem er den wendischen Adel dem deutschen Adel gleichstellte. Auch rief er Flan-derer und Holländer, die der Einbruch des Meeres aus ihrer Heimat vertrieben, wie auch Westfalen und Franken, die Krieg und Noth heimatlos gemacht hatte, nach Brandenburg und gab ihnen gegen Zins, Zehnt und Dienst Wohnplätze in den verwüsteten Landstrichen. Hierdurch hob sich der Ackerbau und die Gewerbthätigkeit in Brandenburg ganz bedeutend. Als er seine Wallfahrt nach dem heiligen Grabe, ein schon früher gethanes Gelübde, ausgeführt und die Bischofssitze in Havelberg und Brandenburg wieder besetzt hatte, suchte er auch dadurch das Christenthum im Wendenlande immer mehr zu befestigen, daß er die Ritterorden der Templer und Johanniter in sein Land ries. Also war Albrecht der Schöpfer eines neuen Staates, in dem bald Wohlstand und Gesittung blüheten. Aus ihn folgte sein ältester Sohn Otto, der, wie auch alle anderen Fürsten ans dem Hanse Asfanten, es an Fürsorge für den jungen Staat nicht fehlen ließ. 82. Markgraf (Otto Iv. mit dem Pfeile und der Erzbischof von Magdeburg. (1300.) Durch die Kraft des großen Markgrafen Albrecht von Ballenstedt und seiner Nachfolger waren also die Wenden so weit überwunden, daß sie fernerhin sich allmälig ganz zu deutscher Sitte und christlicher Ordnung hinneigten. Aber die Nachfolger Albrechts wurden bald in Kriege mit anberen Fürsten verwickelt. In Magbebnrg herrschten seit Otto's des Großen Zeiten Erzbischöfe, die auch eine ansehnliche weltliche Macht hatten. Diese mußte einst bet Nachkomme des großen Albrecht, der Markgraf „Otto mit dem Pfeile" fühlen. Die Sache aber war folgende: Otto hatte gewünscht, daß sein Bruder Erich Erzbischof von Magdeburg werden sollte, aber die Wahl war nicht aus ihn gefallen. Daher grollte er den Magdeburgern und vor Allen dem Erzbischof Günther. Er sagte diesem die Fehde an und zog gegen ihn. Schon war er Magdeburg nahe und rief in seinem feurigen Uebermuthe: „Dort, im Magdeburger Dom, ihr Leute, werden wir bald unsere Rosse füttern." Dies Wort kam früher nach Magdeburg, als Otto, und kaum vernahm es Günther, so versammelte er Edle und Bürger ans dem Marktplatze, entfaltete die Fahne des heiligen Mauritius, des Schutzpatrons von Magdeburg, und entflammte, auf den vermessenen Ausspruch des Feindes verweisend, in feuriger Rede die Menge zur wilden Kampflust. Alles griff zu den Waffen, und hinaus zog der Bischof mit starker Macht, den Brandenburgern entgegen. Es kam zu einer unerhört blutigen Schlacht, in der Otto unterlag und mit 300 Rittern und Knappen in Gefangenschaft gerieth. Im Triumphe, unter

4. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 17

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 17 — Vater und Sohn. Otto ward besiegt und gefangen genommen. Auf der Burg Döben bei Grimma ward nun Otto der Reiche in strengem Gewahrsam gehalten. Als dies der Kaiser Rotbart erfuhr, befahl er dem Sohne Albrecht, seinen Vater wieder frei zu lassen. Albrecht gehorchte dem Kaiser und entließ seinen Vater ans der Gefangenschaft; doch nagte der Kummer über dies Geschick wie ein Wurm an dem Herzen Ottos. Kurze Zeit darnach starb er im Jahre 1190. In der Fürstengruft des Klosters zu Altzella wurde er bestattet. Hier schlummert er als erster Wettiner. B. Besprechung. 1. Was hat Otto der Reiche für Sachsen gewirkt? Konrad der Große verschaffte den Wettinern die Mark Meißen als erbliches Besitztum und vergrößerte sie. Otto der Reiche dagegen hob den Wohlstand seines Landes, wie noch kein Fürst es zuvor getan hatte. Unter ihm wurden die Silbergruben zu Freiberg entdeckt. Dies war für Meißen von der größten Wichtigkeit. Dadurch wurde aus dem schwarzen Gebirgswalde Miriqnidi das silberreiche Erzgebirge. Daher wurden viele neue Städte und Dörfer angelegt. Dadurch wurde das Erzgebirge bald ein bevölkerter Landesteil der Mark Meißen. Durch deu Bergsegen hob sich der Wohlstand Meißens sehr. Bald gehörte es zu den berühmtesten Ländern Deutschlands, wie uns das Gedicht „Der reichste Fürst" zeigt. Darin rühmt sich der Markgraf von Meißen: „Herrlich, sprach der Fürst von Sachsen, ist mein Land und seine Macht; Silber hegen seine Berge wohl in manchem tiefen Schacht!" Otto beschützte die Städte, indem er sie mit Ringmauern umgeben ließ. Er legte den Grund zu Leipzigs blühendem Handel, indem er die Oster- und Michaelismesse daselbst stiftete. 2. Die Frömmigkeit im Mittelalter. Gleich seinem Vater stiftete auch Otto ein Kloster und beschenkte es reichlich. Damals unterstützten fromme Fürsten und Adlige gern und reichlich die Klöster; wer ein gutes Werk tun wollte, der schenkte dem Kloster oder der Kirche Land oder etwas anderes. So bewies auch Otto seine Frömmigkeit. Dadurch glaubte man, sich die Seligkeit zu verdienen und das Wohlgefallen Gottes zu erwerben. Die Klöster waren damals sehr wichtig für das Land. Die Mönche rodeten viele Wälder ans und bebauten das Land. Sie trieben fleißig Ackerbau und Gartenbau. Sie haben darin mancherlei Verbesserungen eingeführt. Die Mönche schrieben auch auf, was geschah. Sie unterhielten auch Schulen. Dies war deshalb so wichtig, weil es damals keine andern Schulen gab als Kloster- und Kirchenschulen. So haben die Mönche die Bildung Franke, Sächsische Geschichte. 2. Stuft. 2

5. Bilder aus der Alten und vaterländischen Geschichte - S. 45

1904 - Leipzig : Hofmann
— 45 — Deutschen und den Lehren des Christentums. Im Jahre 1134 wurde Albrecht der Vär vom Kaiser Lothar mit der Nordmark belehnt. Er ist der Gründer der Mark Brandenburg, die den Anfang des preußischen Staates bildete. 3. Albrechts Verdienste. Graf Albrecht der Bär von Ballenstedt, aus dem Hause Anhalt oder Askanten, überzog die Wenden mit Krieg, eroberte das Land bis an die Oder, gewann Brandenburg und die Mittelmark und nannte sich fortan Markgraf von Brandenburg. Innere und äußere Unruhen schlug er mit starker Hand nieder. In das verödete und verwüstete Land zog er deutsche und holländische Ansiedler, um es zu kultivieren. Sie machten öde Strecken urbar, entwässerten Sümpfe, dämmten Flüsse ein, gründeten Dörfer und Städte und förderten den Gewerbesleiß. Um aber die verschiedenen Völkerschaften zu einem Volke zu vereinigen, ließ er dieselben im Christentum unterweisen und Kirchen und Klöster bauen. Von einem Kreuzzuge brachte er Templer und Johanniter mit nach Brandenburg, die das Land gegen feindliche Nachbarn verteidigen und christliche Sitten verbreiten halfen. Endlich führte er die deutsche Sprache im ganzen Lande ein. So wurde das heidnische Wendenland nach und nach ein deutsches, christliches und kultiviertes Land. 4. Otto mit dem Pfeile (f 1308). Unter den wackern Nachfolgern Albrechts hat sich Otto Iv. einen Namen gemacht. Die Magdeburger Domherren wählten seinen Bruder Erich nicht zum Erzbischof, deshalb überzog er sie mit Krieg. Als er den Magdeburger Dom in der Ferne auftauchen sah, rief er übermütig: „Dort werden wir morgen unsere Rosse füttern!" Der Erzbischof aber begeisterte durch seine tapfere Rede das Volk derart, daß es Otto schlug und gefangen nahm. Er wurde in einen engen Käfig von eichenen Bohlen gesperrt und wie ein wildes Tier zur Schau ausgestellt. Seiner treuen Gattin Hedwig gelang es nach vieler Mühe, ihren Gemahl gegen das Versprechen eines Lösegeldes zu befreien. Der treue Diener Johann von Buch schaffte das Geld herbei. Er führte den Markgrafen zu einer eisernen Truhe in der Kirche zu Angermünde und zeigte ihm einen reichen Schatz, den des Markgrafen Vater hier für den Fall der höchsten Not niedergelegt hatte. Mit dieser Summe und einer besonderen Landsteuer bezahlte Otto das Lösegeld von 4000 Mark Silber. „Bin ich nun frei?" fragte er die Magdeburger. Als man es bejahte, rief er stolz aus: „So wisset, daß ihr keinen Markgrafen von Brandenburg zu schätzen vermöget! Wenn ihr so viel Gold und Silber gefordert hättet, daß ich mtt erhobener Lanze, auf meinem Streit-hengste sitzend, davon bedeckt worden wäre, so hättet ihr mich recht geschätzt!" Damit sprengte er von hinnen und fing den Kampf von neuem an, doch nicht glücklicher. Bei der Belagerung von Staßfurt fuhr ihm ein Pfeil mit Widerhaken in die Stirn, dessen Spitze ein ganzes Jahr darin blieb; daher rührt fein Beiname. Erst nach fünf Jahren wählten die Domherren Erich zum Erzbischof. 5. Sein Neffe Waldemar vereinigte alle guten Eigenschaften der Askanier in seinem Charakter und alle ihre Länder unter seinem Zepter. Er war ein gewaltiger Kriegsfürst, der den Fuß selten aus dem Steigbügel setzte und das Schwert selten aus der Hand legte. Doch vergaß er dabei die Sorge für die innere Wohlfahrt des Landes nicht. Alle seine Feinde schlossen ein furchtbares Bündnis gegen ihn, um ihn durch ihre Übermacht zu erdrücken. Wenn er sie auch nicht zu besiegen vermochte, so mußten sie ihm doch im

6. Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande - S. 333

1853 - Frankfurt : Trowitzsch
333 Nordmark führte min den Namen „Altmark," wie sic noch jetzt heißt; das neu erworbene Land zwischen der Havel und Oder, die jetzige Mittelmark und Priegnitz, den Namen Neumark. Das Ganze nannte Albrecht die Mark- grafschaft Brandenburg und sich selbst Markgraf von Branden- burg. Nun suchte er sein Land, das durch den langjährigen Krieg wüst und menschenleer geworden war, zu bevölkern, indem er aus Holland, Seeland, Fricöland und Flandern Kolonisten heranzog. Jetzt wurden fleißig Akkerbau und Viehzucht getrieben, große Streiken Heideland urbar gemacht, Dörfer und Städte erbaut. Albrecht selbst ließ mehrere Städte anlegen, wie z. B. Berlin, Spandau, Bernau, Stendal, Pritzwalk; errichtete in denselben christliche Kirchen und rief Prediger in das Land, die in deutscher Sprache das seligmachende Evangelium unsers Herrn Jesu verkündeten. Das Alles setzte Albrecht nicht mit Härte und Gewalt, sondern allmählig und mit Güte durch, und seine wendischen Unterthanen folgten ihm gern. ^ Nach Albrechts Tode folgte sein Sohn Otto!. (1108—1184). Gr regierte mit derselben Kraft und Einsicht, wie sein Vater. Die Kultur des Landes lind der Wohlstand deö Volkes wuchsen zusehends. Für die dem Kaiser Barbarossa in seinen Kriegen mit Italien bewiesene Treue ertheilte ihm dieser die Würde eines Erzkämmerers des deutschen Reiches und später auch die Lehns- herrschaft über Pommern. Von seinen drei Söhnen, welche ihm in der Regierung folgten, ist wenig Rühmliches zu sagen. Otto Ii. (1184 — 1205,) war ein schwacher Mensch. Sein Bruder Heinrich I. (1484—ll!)2) bekümmerte sich gar nicht um das Land. Und als Otto Ii. starb, übernahm der dritte Sohn Albrecht Ii. (1205, —1220) die Regierung Er war ein tapferer und treuer Freund des damalige» unglültlichen Kaisers Otto Iv. Ihm folgten seine beiden Söhne Johann I. nutz. Otto Iii. (1220 — 1207), rin edles Brüderpaar. Jil größter Liebe und Eintracht sorgten sie für das Wohl ihres Landes und brachte,» sehr viel Gutes zu Stande. In den ersten Jahren ihrer Regierung brach ein mächtiger Sturm gegen sie los. Der Erzbischof von Magdeburg und der Bischof von Halberstadt zogen mit ihren Heeren gegen Brandenburg. Bei Plane» ging eine bedeutende Schlacht für die Brandenburger verloren. Die bischöflichen Söldner wütheten mit Feuer und Schwert, raubten und plünderten. In einer zweiten Schlacht wurde Otto sogar gefangen genommen; allein ein Lösegeld von 220000 Thalern befreite ihn wieder. Jetzt faßten die Brüder neuen Muth. Sie riefen ihre Unterthanen zu den Waffen. Der Feind wurde in zwei großen Schlachten geschlagen, zum Lande hinaus getrieben und der Bischof von Halber- stadt gefangen genommen. Als Lösegeld verlangte Otto seine 220000 Thaler zurükk. Darauf wurde ein allgemeiner Friede geschlossen. Nun machten die Brüder neue Erwerbungen. Sie setzten über die Oder und bemächtigten sich der heutigen Neumark, die den Polen gehörte, zwangen de» Herzog von Stettin zur Abtretung der ganzen Ukermark und kauften die Stadt und das Land Lebus. Die bisherige Ncumark wurde nun Mittelmark genannt. Nach beendigtem Kriege lebten sie ganz der Wohlfahrt ihres Landes. Sie ließen Moräste austrokknen, Städte erbauen (wie Frankfurt a. d. O., Landsberg a. d. W., Soldin und Königsberg i. d. N.), und beförderten Handel und Gewerbe, Garten- u»d Akkerbau. Die Thätigkeit der Bewohner, und also auch ihr Wohlstand, nahm mit jedem Jahre zu. Johann starb 1266 und sein Bruder 1267. Beide wurden als Väter des Landes von ihren Unterthanen betrauert. In der Regierung folgte ein Sohn Johann'ö I., nämlich Otto Iv. mit dem Pfeile (1268—1308). Er theilte zwar mit seinen Brüdern, Johann Ii. (t 1283) und Konrad I. (j- 1304) das Regiment, zeichnete sich aber in jeder Hinsicht vor diesen aus, so daß eigentlich nur von

7. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 121

1862 - Hannover : Meyer
121 auch manchmal ein altes Elsternest. Sie bekommen drei bis sieben blinde Junge, die nach vier Wochen schon mit den Alten umber- klettern können. Im Winter sind sie meist in ihren Nestern ver- steckt, schlafen aber nicht. Im Herbst legen sie für den Winter einen großen Dorrath von Nüssen, Bucheckern u. dergl. an, die sie sorg- fältig verbergen. In harten Wintern aber reicht dieser Vorrath nicht aus, und dann geht es ihnen schlimm; sie müssen frieren und hun- gern, und man findet viele todt. 16. Die Stadt Göttingen. 1. Äöttingen liegt in dem südlichsten Theile unsers Vaterlan- des, im fruchtbaren Leinethale, westlich und östlich von Bergen um- geben. Sie hat 11000 Bewohner. Die nächste Umgebung der Stadt bilden zahlreiche, Gärten; in weiterer Umgebung liegen schöne Wiesen und fruchtbare Äcker. 2. Schon im 10. Jahrhundert wird des Ortes Erwähnung gethan. In der Nähe desselben lag die kaiserliche Burg Grona. Im 13. und 14. Jahrhundert sah Göttingen glänzende Tage; da- mals wohnte auf dem fürstlichen Schlosse zu Göttingen Herzog Albrecht, Herr von Göttingen und später auch von Braunschweig. Fünfzig Jahr später ward sie abermals fürstliche Residenz; da wohnte Herzog Otto der Quade hier, ein ritterlicher Herr, der aber den ausblühenden Städten grollte. Göttingen war damals ein Haupt- platz in dem Handel zwischen dem Norden und Süden Deutschlands und dadurch zu Macht und Reichthum herangewachsen; Otto hielt auf dem Schlosse Bollruz, das auf dem jetzigen Burgplan lag, seinen prächtigen Hof und stellte vielfach Ritterfeste an, zu denen sich viele vornehme Herren und Frauen einfanden. Später verlegte er aus Unmuth gegen die Bürger seinen Wohnsitz nach Hardegsen, und von da an lag er mit Göttingen oft in Fehde, bis ihn das Älter beschlich, da Streitlust und Übermuth ausgetobt hatten und Sehnsucht nach Ruhe den Müden erfaßte; nun war er versöhnlich und nachgiebig ge- worden, wie zuvor nie. Die Stadtobngkeit bestand damals aus 12 Gliedern. Am Mittwoch nach Michaelis war alljährlich Rathswahl. Dann begab sich der Rath, nachdem er zuvor in der Iohanniskirche dem Gottes- dienst beigewohnt hatte, zum Rathhause, ließ es sorgfältig verschlie- ßen, und nachdem er sich überzeugt hatte, daß niemand die Bera- thung belausche, gab jeder seine Stimme ab. Dann wurde das Rathmannsmahl gehalten, und nachdem der Diener die letzte Schüssel aufgetragen hatte, wurde die Vürgerglocke angezogen, der Rath trat zur Laube hinaus und verkündigte durch seinen Schreiber der ver- sammelten Gemeinde die Namen der neuen Rathsherren. Dann ließ der Schultheiß diese schwören, dem Landesherrn und der Stadt treu dienen zu wollen. Die Bürgerschaft hielt auf Zucht und Ehre; niemand, der seine Ehre nicht bewahrt hatte, wurde in die Gilde aufgenommen. Kurz vor der Reformation, im Jahre 1516, wurde Deutschland 6

8. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 5

1886 - Berlin : Hertz
5 Adligen wurden von Albrecht mit Schonung behandelt, und bald vermischten sie sich im freundlichen Verkehr und durch Heiraten mit den Deutschen. Um die Zahl fleißiger Arbeiter zu vermehren, rief der Markgraf unter großen Versprechungen tüchtige Kolonisten aus Holland, Seeland und Flamland herbei, wo seit langer Zeit schon Gewerbe und Kunstfertigkeit blühten. Sie trugen viel zum schnelleren Aufblühen der Marken bei, trockneten Sümpfe aus, dämmten Gewässer ein und gaben das Beispiel nützlicher Gewerbthätig--keit. Um die Burgen der Ritter bitbeten sich größere Ansiebelnn-gen, ans welchen zahlreiche neue Städte emporblühten. Auch geistliche Orbeu wollte der Markgraf an feinem Werk beteiligen: er rief Johanniter und Templer ins Land und stattete sie mit reichem Länd erbesitz ans, jene bei Werben, diese bei Müncheberg. Durch Albrecht wurde der heibnifche Götzenbienst ein für alle-mal beseitigt und christliches Leben in der Mark begrünbet; die wendischen, heibnischen Erinnerungen schwanben nach und nach, und das Volk lebte bald nur in der deutschen Sitte. Nach so heilbringender Lebensarbeit beschloß der greise Fürst seinen ruhmvollen Lauf in stiller Zurückgezogenheit. Er übergab die Regierung im Jahr 1168 feinem Sohn Otto und starb 1170 eines sanften Todes in 1170 Ballenstädt. 8. Albrechts Nachfolger aus dm Dause Salleum (pie Asrariier). Albrechts Fürsorge für die brandenbnrgischen Lande wurde von seinen Nachfolgern in gleicher Weise fortgesetzt; keinem unter den üöallenstäbtern fehlte es an Kraft, Mut und an dem guten Willen, bte eingeschlagene Ruhmesbahn zu verfolgen. Otto I (1168—1184). Unter Albrechts Sohn und Nach- 1168 bis fotger, Otto I, begannen lange fortdauernde Kämpfe gegen Däne- 1184 mark, wo eine Reihe kriegslustiger Fürsten regierte. Dieselben machten Ansprüche auf die Länder an der Ostsee, besonders auf Pommern und das slavische Land rechts von der Oder. Um diese Gebiete nicht dem deutschen Reich entziehen zu lassen, belehnte der Kaiser Friedrich I die Markgrafen von Brandenburg mit der Hoheit über Pommern. Immer von neuem aber mußten sie ihre Rechte gegen Dänemark und später gegen die Herzöge von Pommern mit Waffengewalt verteidigen.

9. Vaterländische Geschichte in der utraquistischen Volksschule - S. 10

1891 - Breslau : Hirt
10 Erster Zeitraum. "Ich danke dir, du mächtiger Christengott, du hast mir geholfen. Dir will ich hinfort dienen. Von meinen Waffen besitze ich nur noch diefen Schild. Hier, wo ich Rettung gefunden habe, lege ich ihn nieder. Nie will ich mehr für die Götzen kämpfen." Zum Zeichen seiner wunderbaren Rettung hängte x5ac3o seinen Schild und sein Horn dort an eine Eiche. Daher der Name Schildhorn für diese Landzunge. Friedrich Wilhelm Iv. hat zum Andenken an diese Sage auf dem Schildhorn eine steinerne Säule errichten laffen. c) Er führt das Christentum ein und verbessert das Land. Albrecht hatte eine Pilgerfahrt nach dem heiligen Lande gelobt, wenn ihm Gott in dem Kampfe mit Jaezo den Sieg verleihe. Von seiner Gemahlin begleitet, löste er sein Gelübde. Nach seiner Rückkehr rief er geistliche Orden *) in sein Land und führte das Christentum ein. Die Klosterbrüder lehrten das wendische Volk den Ackerbau und gute, deutsche, christliche Sitte. Au Stelle elender Lehmhütten erhoben sich steinerne Häuser, Kirchen und Klöster. Endlich suchte Albrecht sein Land zu verbessern. Viele deutsche Ritter erhielten von ihm Burgen und Grundstücke. Viele Einwanderer ries er ans Yachsen und Holland herbei. Diese trockneten Sümpfe aus, legten Kanäle an, gründeten Städte und Dörfer und verbesserten den Ackerbau. Auch von ihnen lernten die Wenden deutsche Sitte und deutsche Sprache. 2 Albrechts Nachfolger. a) Otto Iv. „mit dem Pfeil". Von den Nachfolgern Albrechts war Otto Iv. einer der mutigsten und streitbarsten Markgrafen. Er führte Kriege mit Mecklenburg, Pommern, Polen und mit dem Erzbischof von Magdeburg. Dort hatte man nämlich feinen Bruder Erich nicht zum Erzbischof gewählt. Dafür wollte Otto Iv. die Stadt bestrafen. Er drang siegreich bis in die Nähe von Magdeburg vor. Als er den Dom von Magdeburg erblickte, rief er seinen Soldaten zu: „Dort werden wir morgen unsere Rosse füttern." Aber es wurde anders. Der Erzbischof von Magdeburg ergriff die Fahne des Schutzheiligen (des hl. Mauritius) von Magdeburg, trug sie durch die Straßen und entstammte das Volk zur Wut. Otto Iv. wurde besiegt und gefangen genommen. Der Erzbischof ließ einen hölzernen Käfig bauen, sperrte Otto hinein und stellte ihn zur Belustigung der Bürger auf dem Markte aus. Aus dieser Schmach kaufte ihn feine treue Gattin mit 1) Ein Orden ist eine Gesellschaft frommer Männer oder Frauen, welche entweder Kranke pflegen, oder die Jugend unterrichten und erziehen, oder die Heiden zum Christentum bekehren. Die Mitglieder eines solchen Ordens dürfen erstens nichts besitzen; was sie haben, gehört allen gemeinsam. Sie dürfen sich zweitens nicht verheiraten und müssen drittens ihren Vorgesetzten streng gehorsam sein. Sie geloben also: 1) Armut, 2) Keuschheit, 3) Gehorsam.

10. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 52

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
52 dasselbe vom Magistrat angekauft, um das Stadtleihhaus hinein zu ver- legen. Besonders verdankt man es den Bemühungen des Senators Noemer, welcher sich ein bleibendes Verdienst um die Erhaltung der alten bürgerlichen Baudenkmäler erworben hat, daß der bedeutend aus dem Lothe gewichene und dem Verfalle nahe Bau gleich nach dem Ankauf ganz in seiner alten Pracht wiederhergestellt wurde. Auch durch die Nachbarbauten des alten Hauses werden alte Ge- stalten und Zustände vor die Seele gerückt; selten mag ein Marktplatz von so alterthümlichen Bauten eingefaßt sein, als der, auf welchem wir stehen. Drüben das freiliegende, giebelreiche, gothische Rathhaus, dessen mächtige Grundbauten dem vierzehnten Jahrhundert angehören; links das Nolands- stift und der bilderreiche Holzbau neben deni steinernen Patrizierhause von 1455,- welches im schönsten Schmuck altersgrauer Steinfarbe seinen Giebel und seine schlanken Thürmchen majestätisch erhebt. Alles gemahnt uns an Zeiten, die uns längst mit ihrer Lust und ihrem Leid in die Ferne gerückt sind! — 22. Göttingen. In dein freundlichen Thäte der Leine liegt inmitten einer anmuthigen Land- schaftoöttingen, einer der ältesten Orte Niedersachsens. Die Stadt soll ihren Ur- sprung dem Gaugericht, Goding, verdanken, das für die Bewohner des Leinegans hier abgehalten wurde und sich später in das „hohe Landgericht am Leineberge" verwandelte, welches auf einem Hiigel westlich von der Stadt abgehalten wurde. Der Ort ist noch jetzt durch eine Linde bezeichnet. Schon im 10. Jahrhundert wird des Ortes Erwähnung gethan; Otto der Große soll viel zu seiner Ver- größerung gethan haben. In der Nähe desselben lag die kaiserliche Burg Grone, welche früher noch als Göttingen genannt wird. Im 13. und 14. Jahrhundert sah Göttingen glänzende Tage; damals wohnte auf dem fürstlichen Schlosse zu Göttingen Herzog Albrecht, Herr von Göttingen und später auch von Braunschweig. .Fünfzig Jahre später ward es abermals fürstliche Residenz; da wohnte Herzog Otto der Quade hier, ein ritterlicher Herr, der aber den aufblühenden Städten grollte. Göttingen war damals ein Haupt- platz für den Handel zwischen dem Norden und Süden Deutschlands und dadurch zu Macht und Reichthum herangewachsen; Otto hiklt auf dem Schlosse Bollruz, das auf dem jetzigen Burgplan lag, seinen prächtigen Hof und stellte vielfach Ritterfeste an, zu denen sich viele vornehme Herren und Frauen einfanden. Später verlegte er aus Unmuth gegen die Bürger seinen Wohnsitz nach Hardegsen, und von da an lag er mit Göttingen oft in Fehde, bis ihn das Alter beschlich, da Streitlust und Uebermuth ausgetobt hatten und Sehnsucht nach Ruhe den Mü- den erfaßte. Die Stadtobrigkeit bestand damals aus 12 Gliedern. Am Mittwoch nach Michaelis war alljährlich Rathswahl. Dann begab sich der Rath, nachdem er zuvor in der Johannis-Kirche dem Gottesdienst beigewohnt hatte, zum Rathhause, ließ es sorgfältig verschließen, und nachdem er sich überzeugt hatte, daß niemand

11. Vaterländische Geschichte für Elementarschulen - S. 16

1875 - Köln : Bachem
— 16 — als auch bei den Dänen mehre Bisthümer, z. V. Magde-burg, Havelberg, Schleswig. Im Jahre 955 erschienen auch die Ungarn wieder in Deutschland. Mit einem ungeheuern Heere drangen sie verheerend in Süddeutschland bis zum Lech vor und belagerten die Stadt Augsburg. Otto bot das Reichsheer auf und zog den übermüthigen Nanbschaaren entgegen. Im Vertrauen auf Gottes Hülfe griff er sie aus dem Lechfelde an und brachte ihnen eine vollständige Niederlage bei. In wilder Flucht eilten sie vom Schlachtfelde; die Deutschen fetzten ihnen nach lind erschlugen eine große Menge; nur wenige sahen ihre Heimath wieder. Von diesem Tage an sind die Ungarn nicht wieder nach Deutschland gekommen. Otto zog mehre Male nach Italien und stellte auch in diesem Lande Ruhe und Ordnung wieder her. Auf einem dieser Züge, im Jahre 962, wurde er vom Papste znm römischen Kaiser gekrönt. Die römische Kaiserwürde ist vou da an bis zur Auflösung des deutschen Reiches (1806) mit der deutschen Krone vereinigt geblieben. Otto starb im Jahre 973 im Alter von 73 Jahren. Die Nachwelt hat ihm den Namen „der Große" gegeben. Im Jahre 1024 starb die sächsische Dynastie in Dentsch-land ans, und es folgten von 1024—1125 Kaiser ans dem fränkischen Hanse. Nach ihnen kam Lothar von Sachsen zur Regierung. Dieser ist es, welcher im Jahre 1133 dem Grafen Albrecht, genannt der Bür, von Askanien oder Ballenstüdt, für wichtige Dienste, die derselbe ihm geleistet hatte, die Nord mark erblich verlieh. — Nach Lothar, der im Jahre 1137 starb, folgte die Dynastie der Hohenstaufen. Der erste Kreuzzug. 1096—1099. Schon seit den ersten Jahrhunderten der christlichen Kirche wallsahrteten fromme Christen gern nach Palästina. Dort besuchten sie die Orte, wo der Erlöser gelebt, gewirkt und gelitten hat und verrichteten daselbst ihre An?

12. Für die Mittelklassen mehrklassiger Schulen - S. 248

1886 - Berlin : Stubenrauch
248 193. Sage von der Gründung des Klosters Lehnin. Zur Zeit, als Otto, der Sohn Albrechts des Bären, in der Mark regierte, lebte an dem Hofe desselben ein Wendenhäuptling, Wussow genannt. Obgleich er getauft worden, war er doch in seinem Herzen Heide geblieben. Mit Schmerz gedachte er der früheren Zeiten, wo sein Volk noch fest in der Mark unter eigenen Fürsten saß. Nun war das anders geworden. Deutsche Stämme drangen immer tiefer in das Land ein, und ein deutscher Fürst war Herr. Darüber grollte Wussow heimlich und nahm sich vor, seinen Fürsten auf der Jagd fern ab von den Seinen zu verlocken und ihn zu töten, wo niemand es sähe und keiner die Spur finden könnte. Die Gelegenheit fand sich bald. Eines Tages jagte Otto in der Gegend, wo jetzt Lehnin steht. Damals war die Gegend anders als heut. Wo jetzt Fichten lustig und schlank emporschießen, war ein Dickicht von Eichen, Buchen und Rüstern. Umgefallene Stämme faulten am Boden, und Gewürm und Schlangen krochen durch das Gestrüpp. Wo der Wald aufhörte, war die Heide mit stachligen Ginster- und Wacholdersträuchern bedeckt, und wo die Heide endete, gab es Bruchland, bewachsen mit Elsen und wilden Schlingpflanzen. In dem feuchten, warmen Dunste nisteten da zur Sommerzeit Schwärme giftiger Stechfliegen. Das Wasser, wo es zu Tage kam, spiegelte nicht die Sonne und die Sterne und den blauen Himmel ab, sondern es war mit dickem Moose und andern Pflanzen überzogen. In den verwachsenen Baumkronen kletterten wilde Katzen, und der Bär schlich brummend in dem Schatten des Waldes umher, wo es auch noch Elentiere gab. In dieser Wildnis war nun Wussow mit seinem Fürsten allein. Der ritt vorauf, und der Wende folgte ihm. Als der Markgraf mit seinem Roß über einen Baumstamm setzte, sprang das Tier zu kurz und er glitt herab. Wussow aber faßte nach der Streitaxt, die an seinem Sattel hing, und schon hob er sie zum tödlichen Schlage: — da rollte ein Donner über die Waldung, und sein Arm sank. „Wird Euch nicht bange in der Wüstenei, Herr Markgraf?" fragte er. „„Ei, warum sollte mir bange werden? Sankt Johannes schützt mich!"" — Sie kamen an ein tiefes Moor, das die Pferde nicht zu tragen vermochte. Darum stiegen sie ab und banden die Tiere an. Wussow kannte wohl den einzigen schmalen Weg durch dieses Bruchland; aber er blieb zurück, weil er meinte, der Fürst werde im Schlamm versinken. Aber Otto fand den Weg, und sein Fuß trat immer das Feste. Als nun Wussow ihm folgte, trat er fehl; denn sein Fuß zitterte, und es war Unruhe in ihm. Da rief er heimlich in seiner Not: „Sankt

13. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 52

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
52 dasselbe vom Magistrat angekauft, um das Stadtleihhaus hinein zu ver- legen. Besonders verdankt man es den Bemühungen des Senators Roemer, welcher sich ein bleibendes Verdienst um die Erhaltung der alten bürgerlichen Baudenkmäler erworben hat, daß der bedeutend aus dem Lothe gewichene und dem Verfalle nahe Bau gleich nach dem Ankauf ganz in seiner alten Pracht wiederhergestellt wurde. Auch durch die Nachbarbauten des alten Hauses werdrn alte Ge- stalten und Zustände vor die Seele gerückt; selten mag ein Marktplatz von so alterthümlichen Bauten eingefaßt sein, als der, auf welchem wir stehen. Drüben das freiliegende, giebelrciche, gothische Rathhaus, dessen mächtige Grundbauten dem vierzehnten Jahrhundert angehören; links das Rolands- stift und der bilderreiche Holzbau neben dem steinernen Patrizierhause von 1455, welches im schönsten Schmuck altersgrauer Steinfarbe seinen Giebel und seine schlanken Thürmchen majestätisch erhebt. Alles gemahnt uns an Zeiten, die uns längst mit ihrer Lust und ihrem Leid in die Ferne gerückt sind! — • 22. Göttmgen. In dem freundlichen Thäte der Lerne liegt inmitten einer anmuthigen Land- schaft Göttingen, einer der ältesten Orte Niedersachsens. Die Stadt soll ihren Ur- sprung dem Gangericht, Goding, verdanken, das für die Bewohner des Leinegaus hier abgehalten wurde und sich später in das „hohe Landgericht am Leineberge" verwandelte, welches auf einem Hügel westlich von der Stadt abgehalten wurde. Der Ort ist noch jetzt durch eine Linde bezeichnet. Schon im 10. Jahrhundert wird des Ortes Erwähnung gethan; Otto der Große soll viel zu seiner Ver- größerung gethan haben. In der Nähe desselben lag die kaiserliche Burg Grone, welche früher noch als Göttingen genannt wird. Im 13. und 14. Jahrhundert sahgöttingen glänzende Tage; damals wohnte auf dem fürstlichen Schlosse zu Göttingen Herzog Albrecht, Herr von Göttingen und später auch von Braunschweig. Fünfzig Jahre später ward es abermals fürstliche Residenz; da wohnte Herzog Otto der Quade hier, ein ritterlicher Herr, der aber den aufblühenden Städten grollte. Göttingen war damals ein Haupt- platz für den Handel zwischen dem Norden und Süden Deutschlands und dadurch zu Macht und Reichthum herangewachsen; Otto hielt auf dem Schlosse Bollruz, das auf dem jetzigen Burgplan lag, seinen prächtigen Hof und stellte vielfach Ritterfeste an, zu denen sich viele vornehme Herren und Frauen einfanden. Später verlegte er aus Unmuth gegen die Bürger seinen Wohnsitz nach Hardegsen, und von da an lag er mit Göttingen oft in Fehde, bis ihn das Alter beschlich, da Streitlust und Uebermuth ausgetobt hatten und Sehnsucht nach Ruhe den Mü- den erfaßte. Die Stadtobrigkeit bestand damals aus 12 Gliedern. Am Mittwoch nach Michaelis war alljährlich Rathswahl. Dann begab sich der Rath, nachdem er zuvor in der Johannis-Kirche dem Gottesdienst beigewohnt hatte, zum Rathhause, ließ es sorgfältig verschließen, und nachdem er sich überzeugt hatte, daß niemand

14. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte der Neuzeit bis 1740 - S. 50

1913 - Paderborn : Schöningh
50 mark durch Krieg und Erbschaft um die Prignitz (rechts der Havelmndung) und das Land an der mittleren Havel mit der Stadt Brandenburg (oder Brennabor). Die so vergrerte Nordmark hie seitdem Mark Brandenburg. In dem Streite, der zwischen den staufischen Knigen und den wlfischen Sachsenherzgen bestand, wurde die Mark Brandenburg vom Herzogtum Sachsen unabhngig und reichsunmittelbar. Die Nachfolger Albrechts gewannen neue Gebiete hauptschlich durch das Schwert hinzu. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts gehrten zur Mark Brandenburg L die ursprngliche Nordmark, nun Altmark genannt, 2. Prignitz, ^ die Landschaft an der mittleren Havel, die jetzt Mittelmark Hie, ju die Ukermark (zwischen der oberen Havel und Oder), 5. die Neumark (rechts der Warthe und der Oder). Lebus^Imks der Warthe zu beiden Seiten der Oder). Den Markgrafen wurde vom Kaiser auch die Lehns-hoheit der die Herzge von Pommern bertragen. Die Askanier richteten ihr Augenmerk darauf, die gewnne- y* nen slavischen Gebiete dauernd fr das Deutschtum zu sichern. Daher zog schon Albrecht der Br deutsche Ansiedler, Ritter, Bauern und Mnche, sowie Handwerker zumal aus Westfalen und den niederrheinischen Landen herbei. Diese machten auch dland urbar, trockneten Smpfe aus und verwandelten sie in fruchtbares Ackerland. Um den Landbau machten sich be-sonders diecisterzienser-Mnche verdient, deren Klster Lehnin 4 und Chorin als Musterwirtschaften fr die Landwirte ihrer ^ Gegend galten. Auch die Städte der Mark, auer den schon genannten die Stadt Berlin, neben dem wendischen Fischerdorf Klln gegrndet, Frankfurt an der Oder u. ct., blhten rasch empor. Die wendische Bevlkerung im Lande wurde jetzt erst zum Christen-tum bekehrt, als dessen Mittelpunkt die drei Bistmer Havel-berg, Brandenburg und Lebus begrndet wurden. Sie be-quemte sich allmhlich auch der deutschen Sitte und der deutschen Sprache an. Nur im Spreewald hat sich ein kleiner Rest der ur-sprnglichen wendischen Bevlkerung unvermischt erhalten, wo man noch heute die wendische Sprache hrt. Einer der letzten Markgrafen aus dem Hause der Askanier war Otto (Iv.) mit dem Pfeil, so geheien, weil er eine Pfeil-spitze ein Jahr lang in der Kopfwunde trug; er machte sich auch

15. Neue, speciell preußische Geschichte - S. 5

1881 - Hannover : Helwing
Otto mit dem Pfeile. 5 Salzwedel, Brandenburg, Havelberg, Spandau, Berlin, Kstrin und Landsberg. Mehrere dieser Städte schlssen sich dem Hansabunde an. Nach solcher Arbeit ging Albrecht der Br, einem alten Gelbde treu, mit seiner Gemahlin nach dem heiligen Lande, um am Grabe des Herrn zu beten. Hier lernte er den Orden der Johanniter und den der. Templer kennen und zog viele Ritter derselben in die Mark, wo sie den Kampf gegen die Wenden fort-setzten und Städte, z. B. Templin, grndeten. Fr die Kultur des Bodens war neben den deutschen Bauern besonders der Orden der Cistercienser thtig. 1268 bergab Albrecht seinem Sohne die Regierung und starb 1270 in hohem Alter zu Ballenstdt, wo seine Gebeine ruhen. 2. Die Wachkommen Alrechls des Maren. Die nchsten Nachfolger Albrechts fhrten Krieg gegen den Erzbischof von Magdeburg und gegen den Kng von Dnemark, welch letzterer die Ostseelnder, namentlich Pommern, beanspruchte. Die Herzge von Pommern muten die Lehnshoheit Branden-bnrgs anerkennen und die Uckermark und das Land Stargard abtreten. Von den Polen gewannen die Askanier die sptere Neumark die bisherige Neumark wurde jetzt Mittelmark genannt. Von den Herzgen von Schlesien kauften sie das Land Lebus, wo sie Frankfurt grndeten. Ein spterer Markgraf, Otto Iv. mit dem Pfeile (1267 1308), lag fast in bestndiger Fehde mit Polen, Pommern, Mecklenburg und besonders mit dem Erzbischof von Magdeburg. Erbittert, weil die Domherrn von Magdeburg Ottos Bruder nicht znm Erzbischof gewhlt hatten, fiel Otto in das Erzstift ein, wurde aber geschlagen, gefangen genommen und in einem hlzernen Kfige auf dem Marktplatze zu Magdeburg zur Schau ausgestellt. Nur mit Mhe gelang es seiner edlen Gemahlin, ihn gegen eine Summe von 4000 Mark Silber aus seiner schmachvollen Haft zu befreien. Otto war gegen das Versprechen entlassen, eine Lsungssumme von 4000 Mark Silber bar zu zablen. Ein treuer Diener zeigte ihm einen stark beschlagenen Kasten und sprach: Hier findet Ihr, was Ihr bedrft. Euer Bater vertraute meiner Treue diesen Schatz an, nm ihn seinem Sohne zu bergeben, wenn derselbe einmal keinen Rat mehr wte". Der Kasten enthielt mehr, als die erforderlich.' Summe. Otto brachte das Geld dem Erzbischof. Als er sich wieder auf das Ro geschwungen hatte, fragte er: Wir sind also auseinander von Stund an?" Da dies bejaht wurde, fuhr er fort: Ihr wi&t doch wahrlich einen brandeuburgifcheu Markgrafen noch nicht zu schtzen! Auf ein Ro httet Ihr mich setzen mssen und verlangen, da ich bis zur hochgehobenen Lanzenspitze mit Silber und Gold bedeckt wrde. Das wre ein Preis fr mich gewesen!" Dann eilte er stolz von bannen. Gleich nach seiner Befreiung fing Otto von neuem Krieg an, war aber ebensowenig glcklich, wie vorher. Bei der Belagerung von Stafurt wurde er von einem Pfeile getroffen, dessen Spitze ihm jahrelang im Kopfe stecken blieb, ohne ihn in Lebensgefahr zu bringen. Davon erhielt Otto den Beinamen mit dem Pfeile". Zuletzt erreichte Otto doch seinen Zweck: sein Bruder Erich ward Erzbischof von Magdeburg. Mehr, als durch den Krieg, gewann Otto auf friedlichem Wege: durch Kauf erwarb er die Marklaudsberg und die Niederlausitz

16. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 5

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 5 — auf (Spandau, Berlin, Stendal, Rheinsberg u. a.); die Mauern, Gräben und festen Thore der Städte boten gegen feindliche Angriffe wirksamen Schutz. Die Wenden folgten bald dem anregenden Beispiele der deutschen Bauern und Bürger. Sie traten mit ihnen in näheren Verkehr, eigneten sich ihre Sitten an, heirateten in deutsche Familien hinein und verschmolzen so allmählich mit ihnen zu einem Volke. Nach und nach wurde die wendische Sprache ganz zurückgedrängt. Nur noch auf dem platten Lande erhielt sie sich; in einem Teile der Lausitz, im Spreewalde, ist sie noch heute nicht erloschen. Einführung des Christentums. Das Hauptstreben Albrechts war darauf gerichtet, durch die Lehren des Christentums das Land zu veredeln. Alle Bewohner sollten ein christliches Volk werden. Zu diesem Zwecke berief er Priester ins Land und begründete in Brandenburg und Havelberg von neuem Bischofssitze. Kirchen und Klöster entstanden in knrzer Zeit; fromme Mönche ans dem Cisterzienserorden riefen Schulen ins Leben, welche Pflanzstätten des Christentums wurden. Dieses faßte nun endlich festen Fuß in der Mark, und die heidnischen Tempel waren auf immer gestürzt. Immer mehr verblaßte die Erinnerung an die wendischen Götter, kaum daß noch ein altes Mütterchen im geheimen ein Gebet murmelte zu den Vergessenen. So schuf Albrecht durch Tapferkeit und Weisheit aus einem den Heiden abgerungenen Lande ein deutsches und christliches Land. Im Jahre 1168 übertrug er die Regierung seinem ältesten Sohne Otto. Zwei Jahre später endete ein sanfter Tod das thatenreiche Leben dieses ausgezeichneten Mannes. Albrechts Nachfolger. Auch die Nachfolger Albrechts in Brandenburg waren tüchtige Herrscher, die noch 150 Jahre lang mit Weisheit und Kraft regierten.x) Ihr Ansehen bei den deutschen Fürsten stieg so hoch, daß sie mit den 6 mächtigsten Reichsfürsten das ausschließliche Wahlrecht der deutschen Könige ausübten. In frühester Zeit wählten alle freien Männer einer Völkerschaft den Vorsitzenden in der Volksversammlung und den Anführer im Kriege. Auch als die deutschen Völkerschaften sich zu einem großen Reiche zusammenschlossen, blieb dasselbe zunächst ein Wahlreich mit Wahlrecht für alle freien Männer, wenngleich der König bald ausschließlich aus fürstlichen Häusern gewählt wurde. Das Land blühte immer mehr auf. Albrechts Sohn Otto erhielt vom Kaiser Friedrich Ii. (1231) die Lehnsherrschaft über Pommern, um dieses Land gegen die Dänen zu schützen. Dadurch gewann er, wenn die dortige Herrscherfamilie ausstarb, das Erbrecht auf ihre Länder. Nach außen erweiterten die Askanier ihr Gebiet über die Oder hinaus. Unter dem glorreich regierenden Waldemar, der gar klein an Gestalt, aber von großer Kraft war, gehörten zur Mark außer der Altmark *) Albrechts Nachfolger waren: Otto I. (1170—1184), Otto Ii. (1184—1205), Albrecht Ii. (1205—1220), Johann I. und Otto Iii. (1220—1266 gemeinschaftlich), Otto Iv. (1267—1308), der den Namen führte „Otto mit dem Pfeile", weil er ein Jahr lang die Spitze eines feindlichen Pfeiles im Kopfe trug, Waldemar (1308—1319).

17. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 6

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
6 6. Markgraf Otto Iv. mit dem Pfeile und der Erzbischof von Magdeburg. aus ihrer Heimat vertrieben, wie auch Westfalen und Franken, die Krieg und Not heimatlos gemacht hatte, nach Brandenburg und gab ihnen gegen Zins, Zehnt und Dienst Wohnplätze in den verwüsteten Landstrichen. Hierdurch hob sich der Ackerbau und die Gewerbthätigkeit in Brandenburg ganz bedeutend. Als Albrecht seine Wallfahrt nach dem heiligen Grabe, ein schon früher gethanes Gelübde, ausge- führt und die Bischofssitze in Havelberg und Brandenburg wieder besetzt hatte, suchte er auch dadurch das Christentum im Wendenlande immer mehr zu besestigen, daß er die Ritterorden der Templer und Johanniter in sein Land rief. Also war Albrecht der Schöpfer eines neuen Staates, in dein bald Wohl- stand und Gesittung blüheten. Auf ihn folgte sein ältester Sohn Otto, der, wie auch alle andern Nach- folger aus dem Hause Askanien, es an Fürsorge für den jungen Staat nicht fehlen ließ. 6. Markgraf Otto Iv. mit dem Pfeile und der Erzbischof von Magdeburg. ^^urch die Kraft des großen Markgrafen Albrecht von Ballenstedt und sei- jj ner Nachfolger waren also die Wenden so weit überwunden, daß sie ferner- hin sich allmählich ganz zu deutscher Sitte und christlicher Ordnung hinneigten. Aber die Nachfolger Albrechts wurden bald in Kriege mit anderen Fürsten verwickelt. In Magdeburg herrschten seit Ottos des Großen Zeiten Erzbischöfe, die auch eine ansehnliche weltliche Macht hatten. Diese mußte einst der Nach- komme des großen Albrecht, der Markgraf „Otto mit dem Pfeile" fühlen. Die Sache aber war folgende: Otto hatte gewünscht, daß sein Bruder Erich Erzbischof von Magdeburg werden sollte, aber die Wahl war nicht auf ihn gefallen. Daher grollte er den Magdeburgern und vor allem dein Erzbischof Günther. Er sagte diesein die Fehde an und zog gegen ihn. Schon war er Magdeburg nahe und ries in seinem feurigen Übermute: „Dort, im Magdeburger Dom, ihr Leute, werden mir bald unsere Rosse füttern." Dies Wort kam früher nach Magdeburg, als Otto, und kauur vernahin es Günther, so versammelte er Edle und Bürger auf dem Marktplatze, entfaltete die Fahne des heil. Mauritius, des Schutz- patrons von Magdeburg, und entflammte, aus den vermessenen Ausspruch des Feindes verweisend, in feuriger Rede die Menge zur wilden Kampflust. Alles griff zu den Waffen, und hinaus zog der Bischof mit starker Macht, den Bran- denburgern entgegen. Es kam zu einer unerhört blutigen Schlacht, in der Otto unterlag und mit 300 Rittern und Knappen in Gefangenschaft geriet. Im Triumphe, unter Verwünschungen, Drohungen und Gespött, ward er nach Magdeburg eingeführt, ohne indes den Anblick eines Gebeugten zu bieten. Dies erregte den Zorn des Kirchenfürsten im höchsten Maße, und uin den gefangenen ritterlichen Feind zu demütigen, griff er zu einem schmachvollen Mittel. Es ward auf einem öffentlichen Platze von Balken und Sparren ein Käfig erbaut und Otto, den Magdeburgern zur Schau, in deinselben eingesperrt. Elende Kost war seine Nahrung und Stroh sein Lager. Es ist leicht zu erkennen, welchen Eindruck die Kunde von einer so ver- abscheuungswürdigen Handlungsweise aus Ottos Brüder und seine Gemablin

18. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 9

1889 - Berlin : Nicolai
— 9 — 6. Bündnisvertrag zwischen Kaiser Otto Iv. und Markgraf Albrecht Ii. 1212. (Cod. Ii, 1, Nr. 10; latein.) Folgendes ist die Form der Vereinigung, durch welche Herr Otto, Römischer Kaiser, und Albrecht^), Markgras von Brandenburg, sich der- buuden haben. Der Kaiser hat durch Handschlag der Treue, wie es Sicher- heit zu geben der kaiserlichen Hoheit geziemt, dem Markgrafen versprochen, eifriger und wirksamer Vermittler zwischen dem Könige von Dänemarks und dem Markgrafen selbst sowie den Wenden Zu fein. Wenn er aber eine dem Markgrafen wünschenswerte Vermittlung uicht erzielt hat, so ver- spricht er dem Könige von Dänemark und seineu Helfern abznfagen und dem Markgrafen gegen diese und jedermann feste und beständige Hilse zu leihen. Dagegen verspricht der Markgraf dem Herrn Kaiser, ihm in den benachbarten Gebieten, besonders in Sachsen und Thüringen, gegen jeder- mann zur Erhaltung seiner Herrschaft nach Kräften und Möglichkeit ge- treulich zu dienen^). Dasselbe haben auch zwauzig Vertraute des Mark- grasen, dereu Namen unterschrieben sind, unter der Urkunde beschworen. Wenn der Markgras sein Versprechen bricht, so wird der Kaiser wegen des Treubruches mit ihm tagen. Dabei soll der Markgraf in des Kaisers Gegenwart mit beiderseitiger Heranziehung der Bezeichneten seine Unschuld darthuu. Kann er das nicht, so sollen alsdann innerhalb 6 Wochen die Zwanzig Zengen desselben in Braunschweig eiureiteu und nur mit Ge- uehmignng des Herrn Kaisers wieder ausziehen, doch sollen sie nicht im Gefängnis gehalten werden. (Folgen die Namen der markgräflichen Eides- Helfer). Damit aber dieser Akt fest und unverbrüchlich gehalten werde, haben beide, Kaiser und Markgraf, gegenwärtige Urkunde, welche das sichere Zeichen des Vertrages bleibt, schreiben und durch ihr angehängtes Jnsiegel bekräftigen lassen. Geschehen im Jahre der Menschenwerdnng des Herrn 1212, in der 15. Jn'viktion, im Lager zu Weißensee (folgen die Zeugen). i) 1205—1220; jüngerer Sohn Albrechts des Bären. — 2) Waldemar Ii. (1202—1241), der Bruder und Nachfolger König Kauuts; Albrecht lag mit dem- selben wegen Pommern noch bis 1210 in Fehde; die Verheiratung einer Tochter Albrechts mit dem Neffen des Dänenkönigs machte der langen und verderblichen Feindschaft ein Ende. — 3) Gerichtet wider den Gegenkönig Friedrich Ii. von Hohenstaufen, welcher im März dess. Jahres von Italien (Sizilien) aus den deutschen Boden betreten hatte. Das Bündnis des Markgrafen mit dem Kaiser hatte iusbesonders eine harte Bedränguug der Altmark durch den Erzbischof von Magdeburg zur Folge. Im weiteren Verlaufe fochten die Brandenburger für Otto Iv. auch üi der unglücklichen Schlacht bei Bonvines, 1214, gegen König Philipp Ii. vou Frankreich (erster Kampf derselben gegen die Franzosen über- Haupt). Erst 1217 unterwarf sich der tapfere Markgraf auf den Wunsch des unterlegenen Otto dem Hohenstaufen.

19. Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen - S. 89

1887 - Langensalza : Beyer
§ 21. Ritterleben im Mittelalter. 89 slavischen Namen vieler Ortschaften wurden mit deutschen vertauscht, und die deutsche Sprache verdrängte nach und nach die wendische. Am längsten behauptete sich die letztere auf dem platten Lande, wo sie noch jahrhundertelang geherrscht hat; ja in einem Teil der Lausitz, in dem sogenannten Spreewald, ist sie noch heute nicht verklungen. In den Städten und Dörfern erhoben sich auch christliche Kirchen. Auch Klöster wurden in der Mark gestiftet und mit reichem Grundbesitz ausgestattet. Albrecht der Bar hatte mit seiner Gemahlin und in Begleitung des Bischofs von Halberstadt eine Wallfahrt nach dem gelobten Lande gemacht und dort die segensreiche Wirksamkeit der geistlichen Ritterorden kennen gelernt. Darum berief er eine Anzahl geistlicher Ritter nach Brandenburg, damit sie auch hier ihre segensreiche Wirksamkeit für Krankenpflege üben sollten. In den letzten Jahren seines Lebens teilte Albrecht der Bür die Regieruugs-geschäfte mit seinem ältesten Sohn Otto, dem er dieselben 1168 ganz übertrug. Der greise Markgraf zog sich darauf nach seinem Schlosse Ballenstedt zurück und konnte nun nach einem gesegneten, thatenreichen Leben einen ruhigen Lebensabend genießen. Im Jahre 1170 starb er. Sein Sohn Otto wurde Markgraf von Brandenburg, während bessert jüngere Brüder die Stammgüter der Familie um Ballenstedt und Anhalt sich teilten. Einer derselben, Bernhard, erhielt später, wie wir schon gehört haben, (§ 19, Ac) das Herzogtum Sachsen, das Heinrich der Löwe zur Strafe für seine Untreue gegen den Kaiser verloren hatte. — B. Merkstoffe zur sicheren Linprägung. 1. 1134 wird Albrecht von Ballenstedt oder von Anhalt, unter Kaiser Lothar Markgraf der Nordmark. 2. Er vergrößert dieselbe durch Kämpfe mit den heidnischen Wenden und erwirbt so die Priegnitz. 3. Durch Erbschaft kommt er in den Besitz des Landes der Heveller mit der Hauptstadt Brandenburg und nennt sich dann Markgraf von Brandenburg. 4. Er wird von Kaiser Konrad Iii. in den Reichsfürstenstand erhoben und zum Erzkämmerer des deutschen Reiches ernannt. 5. Er zieht viele deutsche Ansiedler ins Land, die in demselben Deutschtum und christliches Wesen pflanzen. § 21. Ritterleben im Mittelalter. A. Erzählung, a) Vorbereitung. „In den gesegneten Thälern des Rheines und der Donau, des Mains und des Neckars, wie auf den waldigen Höhen des Schwarzwaldes und des Thüringer Waldes haben sonst auf manchen Bergesfpitzen hohe und starke Burgen gestanden, die kühn und stolz in die Gegend hinaussahen. Manche solche Burg kannst du noch jetzt mit ihren Fenstern und Dächern im Sonnenschein einer schönen Landschaft blinken sehen; aber die meisten stehen trüb und traurig als Ruinen da. Ihre glänzenden Gemächer sind zerschlagen oder zerfallen, die Thore mit Schutt oder Gesträuch verwahrt, die Fenster-

20. Quellenbuch für den Geschichtsunterricht - S. 148

1908 - Paderborn : Schöningh
148 Otto Iv. mit dem Pfeil im Kampfe mit Magdeburg. indem die Tore der Feste im Einverständnis geöffnet wurden, hinein, die Leute des Markgrafen, die ihm die Stadt ausgeliefert hatten, entführte er nach Polen und hielt sie in verstellter Gefangenschaft. Auf die Kunde hiervon überlegte der Markgraf Albrecht, der von Jugend auf streng im Kriege geübt war, was zu tun sei, sagte einen Heerzug an und sammelte mit Hilfe Wichmanns, des damaligen Metropolitans (Erzbischofs) von Magdeburg, und anderer Fürsten und Edlen ein zahlreiches Heer. An dem festgesetzten Tage zog er, umgeben von tapferen Kriegern, alsbald nach der von Jaczo weggenommenen Stadt Brandenburg, verteilte die Truppen auf drei Punkte um dieselbe und belagerte den Ort wegen seiner starken Befestigung lange Zeit. Als aber nun viel Blut vergossen war und die in der Stadt wahrnahmen, daß sie, zu stark eingeschlossen, den Händen der Feinde nicht entgehen könnten, ließen sie sich ihr Geschick durch Handschlag sichern und ergaben sich aus Not dem Markgrafen. So gewann im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 1157 am 11. Juni der genannte Markgraf (Albrecht) durch die Gunst göttlicher Gnade die Stadt Brandenburg gar siegreich zurück und hielt mit zahlreichem Gefolge freudig feinen Einzug. An einem erhöhten Punkte richtete er eine Siegesfahne auf und pries nach Gebühr den Herrn, der ihm den Sieg über die Feinde verliehen hatte. 55. Otto Iv. mit dem Pfeil im Kampfe mit Magdeburg. Magdeburger Schöppenchronik? Herausgegeben von K. Janicke in den Chroniken deutscher Städte. 7. Bd. S. 144. Niederdeutsch. Im Jahre 1278 wurde jemand zum Bischof von Magdeburg gewählt, aber noch nicht bestätigt, der hieß Günter von Schwalenburg. Zu derselben Zeit war Markgraf Otto von Brandenburg ein Feind des Gotteshauses zu Magdeburg? Der Markgraf Otto zog mit großer Heereskraft heran und hatte Böhmen und Polen und Pommern in seinem Heere. Er kam bis nach Frose an der Elbe; dort lagerte er und vermaß sich törichterweise, er werde am folgenden Tage den Magdeburger Dom als Stall für seine Pferde benutzen. Am Abende sandte er vor die Stadt und ebenso um Mitternacht und ließ ausspähen, was die Bürger und der Bischof täten. Bei Anbruch des Tages sandte er wiederum vor die Stadt, und die Boten kamen zurück mit der Meldung, die Stadt sei voller Posaunen und Pfeifen und Trommeln; denn der neuerkorene Bischof habe die Fahne des heiligen Moritz3 genommen, sei mit ihr auf dem Markte vor dem Rathause und 1 Die Magdeburger Schöppenchronik wurde von einem Magdeburger Stadtschreiber begonnen, der über die ältere Zeit nach Überlieferungen, über die Jahre von 1350 bis 1372 nach eigenen Erlebnissen berichtete. Von 1411 bis 1421 wurde die Schöppencbronik von Engelbert Wusterwitz geführt, der auch eine Brandenburgische Chronik verfaßte. 2 Er wollte durchsetzen, daß sein Bruder Erich Erzbischof von Magdeburg würde. 8 Patron von Magdeburg.