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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 79

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
79 Thüringen kam auch seit 1405 eine Kopfsteuer auf, unter dem Namen Bär oder Bären. Mit der Gerichts- verfassung ging allmählig eine große Veränderung vor. Das allgemeine thüringische Landgericht zu Mittel- hausen gerieth nach und nach in Abnahme, während das Hofgericht seinen Wirkungskreis vergrößerte. Auch verliehen die Land- und Markgrafen den Städten und ein- zelnen Grundbesitzern häufig die erbliche Gerichtsbarkeit. Die Geistlichen strebten, auch weltliche Sachen vor ihren Gerichtshof zu ziehen, wogegen aber Friedrich der Streit- bare ein päpstliches Privilegium erhielt. Auch die west- phälischen Freigerichte mischten sich in dienechtöpfiege dieser Länder, und achteten der kaiserlichen Verbote dagegen nicht. Um der Streitigkeiten mit ihnen ein Ende zu machen, sah sich F riedrich der Streitbare gendthigt, mit den weft- phälischen Freigerichten selbst in Verbindung zu treten. Die Städte gewannen durch ihren Reichthum und durch die Hilfe, die sie den Fürsten in den Kriegen leiste- ten, immer größeres Gewicht, und die Vereinigung der Handwerker in Zünfte erfolgte immer häufiger. Von den Städten in den drei Wetti nischen Hauptlanden ge- langten besonders drei zu einer vorherrschenden Wichtig- keit. In Meißen war es Dresden, doch kam diese bei Weitem ihren Schwefterftädten in Thüringen und Ofter- land, Erfurt und Leipzig nicht gleich. Dresden wurde lange durch die Nähe von Meißen, Budissin und F reib erg niedergehalten, und hob sich erst unter Heinrich dem Erlauchten und seinem Sohne, Fried- rich dem Kleinen, die daselbst Hof hielten. Schon in der ersten Hälfte des l4ten Jahrhunderts zählte es eine Menge Kirchen und Klöster, und das berühmte Mater- nenhospital, auch die steinerne Brücke soll schon 1319 erbaut sein, doch waren die steinernen Pfeiler damals nur mit Balken verbunden. Dresden lag damals auf dem rechten Elbufer, und was jetzt Alt-Dresden ist, er- hielt erst 1403 Stadt- und Marktrecht. Erfurt, die Hauptstadt von Thüringen, stand unter der Oberhoheit der Landgrafen, während-.die Erz- bischöfe von Mainz die Erbherrn davon waren. Die Streitigkeiten beider wegen ihrer Gerechtsame benutzte die

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1. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 62

1854 - Leipzig : Hirschfeld
62 Friedrich Ii. der Ernsthafte. Kurz vor seinem Scheiden aus der Welt ereignete sich sehr Betrüben- des, indem ein furchtbares Erdbeben am 25. Juni 1348 Berge zerber- stete und Städte verwüstete, so daß auch die Bewohner Erfurts flüch- teten, und zur selbigen Zeit eine aus Asien cingeschlepptc, entsetzlich wüthende Pest, „der schwarze Tod" genannt, auch in Friedrich's Ländern viele Tausende würgte (in Erfurt allein starben innerhalb 6 Monate 12,000 Menschen), welche Heimsuchung der Volksglaube den Juden aufbürdete, die die Brunnen vergiftet haben sollten und nun aller Orten verfolgt, ihrer Güter beraubt und in großer Anzahl (selbst in Dresden) verbrannt wurden. Friedrich hinterließ aus seiner Ehe mit Mechthild 4 Söhne und 2 Töchter. Der dritte Sohn, Ludwig, ward Bischof von Hal- bcrstadt, die übrigen: Friedrich, später der Strenge genannt (geb. den 13. Oct. 1331), Balthasar (geb. 1336) und Wilhelm (geb. 1342) folgten ihm in der Regierung. Die ältere Tochter, Elisabeth, vermählte sich mit dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg (sie war die Mutter des ersten Markgrafen von Brandenburg aus dem Hause Zollern und somit die Stammmutter des gegenwärtigen preußischen Königshauses); Beatrir dagegen ward die Gemahlin des Grafen Bernhard Iv. von Anhalt. Ein rauher Ernst, ein entschiedener, harter Sinn, eher Furcht als Liebe erweckend, zeigte sich in allen Unternehmungen Friedrich's. Allerdings hatte er seinen Länderbcsitz durch das Schwert, durch Ver- träge und Ankauf erweitert, doch waren die endlosen Fehden nicht ge- eignet, das Aufblühen der inneren Landeswohlfahrt zu fördern, wenn schon nicht verkannt werden darf, daß das kraftvolle Auftreten des Landesherrn dem Bestehen des Ganzen zu Gute kam.

2. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 90

1907 - Leipzig : Wunderlich
wütete allerdings die Pest schrecklich in seinem Lande, das kurz zuvor von einem Erdbeben heimgesucht worden war. Ganze Dörfer und Städte wurden entvölkert. In kurzer Zeit raffte der schwarze Tod in Weimar 5000, in Erfurt angeblich sogar 12 000 Menschen dahin. Das schlimmste war noch, daß man aus Unwissenheit, Aberglauben und Haß den Juden diese schreckliche Plage aufbürdete. Mau beschuldigte sie, die Brunnen vergiftet zu haben. Daher begann überall das im Wahne befangene Volk, die Juden zu verfolgen. Selbst die Obrigkeiten standen unter dem Banne dieser Verfolgungssucht und ließen die Judenqnälereien nicht bloß zu, sondern ordneten sie wohl gar noch an, wie z. B. in Dresden. Da beraubte man die armen Juden*) nicht bloß ihrer Güter, sondern spannte sie auf die Folter, trieb sie scharenweise ins Feuer oder marterte sie auf andere Weise schrecklich zu Tode in der Meinung, ein gottwohlgefälliges Werk zu tun. Zu allen diesen Schrecken und Übeln gesellte sich bald noch eine schlimmere Landplage. Die Geißel- oder Kreuzbrüder durchzogen in großen Scharen das Land und führten überall ihre wunderlichen Aufzüge auf, um dann milde Gaben einzusammeln, von denen sie ihren Unterhalt bestritten. Da das Volk im Wahne war, daß durch solche Mittel der Pest Einhalt getan werden könne, so ließ man die Geißelbrüder ruhig gewähren. Als aber ihr Wesen zum Unwesen entartete, als ihre großen Scharen immer mehr eine schlimme Landplage bildeten, da verbot die Obrigkeit den Kreuzbrüdern das Umherziehen. Doch lösten sich die Geißelbanden nicht sofort auf, und noch lange Zeit nach dem Pestjahre 1349 wurden in Thüringen beinahe 100 Kreuzbrüder auf einmal verbrannt. *) Die Juden waren bis zu den Kreuzzügen die einzigen Kaufleute in Deutschland. Seitdem bemächtigten sich die Deutschen des Warenhandels und verdrängten die Juden aus dem Groß- und Kleinhandel. Da aber den Christen verboten war, Geld gegen Zinsen zu verleihen, so fanden die Juden, des heiligen römischen Reiches Kammerknechte, in der Pfand- und Geldleihe einen neuen und höchst einträglichen Erwerbszweig. Wollten Christen ihr Bargeld zinsbar anlegen, mußten sie es den Juden überweisen; anderseits mußte jeder geldbedürftige Christ sich an Judeu wenden. Bei wöchentlicher Zinsberechnung erlaubte der rheinische Städtetaq 1255 bis 48,5 °/0, bei jährlicher bis 331/8 v. H. Durch solche Wucherzinsen ward natürlich das Volk ausgebeutet, und die Obrigkeit sah sich öfter genötigt, alle Schuldscheine für null und nichtig zu erklären. Dazu konnte ein Jude gestohlene Waren hehlen, ohne der Hehlerei bezichtigt zu werden, und sein Eid galt mehr als der eines Christen. Er stand unter eigenem Richter und Rechte. Dafür zinste er dem Kaiser, bzw. dem Erzbischof und Markgrafen. In Erfurt, Freiberg und seit Heinrichs des Erlauchten Erwerbung von Thüringen auch in Leipzig waren Juden zahlreich vertreten. Aber Messen und Märkte durften sie nicht beschicken und besuchen. Der Judenschutz, der dem Landesherrn oder der Obrigkeit viel Geld einbrachte (in Erfurt außer einer Jahressteuer von 100 Ji Silbers an den Erzbischof noch eine Totensteuer von je 30 3,), belastete und erbitterte daher das Volk und erzeugte deshalb öftere Judenverfolgungen.

3. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 77

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
27. Die Stadt Erfurt im Mittelalter und die Universitt daselbst. 77 Tangermnder Hofgerichte standen auch die alten Gerichte Botding" And Lodding" zu Werben und das Botding" zu Seehausen, die Lrst 1747 aufgehoben wurden. Z7. Die Ktadt Erfurt im Mittelalter und die Universitt daselbst. 1. Arfurt als Mainzer Landstadt. Keine Stadt unserer Provinz nahm bis in die Neuzeit hinein eine so eigenartige Stellung ein als Erfurt. Seitdem Bonifatius die Absicht hatte, hier ein Bistum zu grnden, dann aber den Sprengel desselben zu Mainz legte, stand Erfurt unter dem Erzbistum Mainz, und die Verwaltung der Stadt geschah durch erzbischfliche Beamte. Im allgemeinen wohnte sich's freilich bei den selten ruhenden Fehden und der Rechtsunsicherheit i)es Mittelalters auch hier gut unter dem Krummstabe, und die ursprnglich hrigen und abhngigen Handwerker und die sonstigen Einwohner Erfurts gelangten mehr und mehr zu brgerlicher Freiheit. Die Zugehrigkeit Erfurts zu dem Lande des ersten Kirchenfrsten hat ihr manchen Vorteil gebracht; sie teilte aber auch alle die Leiden, welche der das Mainzer Erzstift hereinbrachen. Dem Einflsse des Erzbischoss als Reichserzkanzler ist es zuzuschreiben, da in Erfurt fter Reichstage abgehalten wurden, unter denen der denkwrdigste wohl der ist, auf dem Heinrich der Lwe sich vor Friedrich Barbarossa beugte. Solche Reichstage waren Glanzpunkte in der Geschichte der Stadt. Aber nicht immer waren die Kaiser Freunde der Mainzer Bischfe, es hat auch Zeiten gegeben, in denen sie Erfurt als die Stadt ihrer Feinde mit Waffengewalt betraten und schwer heim-suchten. Das geschah besonders dann, wenn die Kaiser in Streit lagen mit dem Papste, auf dessen Seite die Erzbischfe fast immer standen, z. B. zur Zeit Heinrichs Iv. Aber auch die Bischfe selbst waren nicht immer gute Freunde ihrer Stadt. Rcksichtslos legten sie derselben die schwersten Steuern ans, um die Mittel fr ihre Kriege zu gewinnen. Dadurch forderten sie den Widerstand der Erfurter heraus; es kam zu Zwistigkeiten, und schlielich erreichten es die Erfurter um die Mitte des 13. Jahrhunderts, da die mainzischen Beamten wenigstens aus dem Stadtregiment hinansge-drngt wurden. Wenn dadurch der Erzbischof auch nicht aufhrte, Herr der Stadt zu sein, so nahm nun die Stadt nach auen hin doch eine ganz andere Stellung ein, und konnte ihr Interesse andern Stdten, Fürsten und Herren gegenber besser wahrnehmen als frher. In erster Linie war Erfurt Handelsstadt, die Sicherung des Handels und der Handelsstraen mute daher die erste Sorge der stdtischen Politik sein. Und da Erfurt ganz von dem Gebiet der Thringer

4. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 22

1916 - Erfurt : Keyser
— 22 — als Dachreiter der schlanke und zierliche Glockenturm. Schon von weitem fällt er dem Wanderer unter den vielen Spitzen der turmreichen Stadt in die Augen. An beiden Seiten des Daches sind Wasserspeier angebracht. Es sind gegossene menschliche Gestalten in der Tracht der Thüriuger- wäldler aus der Ruhlaer Gegend. Der Flur des Rathauses zeigt am Aufgang der Treppe die Gemälde der „Sage" und „Geschichte". Die Treppenwände sind gleichfalls mit Bildern geziert. Sie zeigen uns die Tannhäusersage und einzelne Taten Dr. Fausts, des berühmten Zauberers. Auf der Treppe sind Pagen- gestalten als Lichthalter aufgestellt. Die Flure des ersten und zweiten Stockwerkes enthalten ebenfalls reichen Bildschmuck. Im ersten sehen wir die Darstellung der Gleichensage, der zweite zeigt uns Bilder aus dem Leben Luthers in Erfurt. Der Rathaussaal ist mit neun Bilder» ge- schmückt. Sie sind Darstellungen wichtiger Begebenheiten aus der Ge- schichte der Stadt: 1. Um 740. Bonifacius fällt die Göttereiche und verkündet den Erfurtern die Christenlehre. 2. Der heilige Martin, Erfurts Schutzpatron, die heilige Elisabeth und der Kinderkrenzzug. 3. 1181. Herzog Heinrich der Löwe demütigt sich vor Kaiser Bar- barossa auf dem Reichstag zu Erfurt. 4. 1289. Kaiser Rndolf von Habsburg zerstört mit Hilfe der Erfurter die Raubburgen. 5. 1392. Universität Erfurt. 6. 1509. Erfurter Revolution, genannt „das tolle Jahr". 7. 1664. Kurfürst Johann Philipp zieht in Erfurt ein. 8. 1803. Erfurt huldigt dem preußischen Königspaar. 9. 1814. Einzug der Preußen am 6. Januar und Zerstörung der Napoleonssünle auf dem Anger. Bedeutend einfacher sind die übrigen Teile des Gebäudes, der Mittel- bau und der Ostflügel. An der Ecke des Westflügels und des Mittelbaues ist ein zierlicher Steinerker angebracht. Ihm entsprechen ein zweiter und dritter auf den entgegengesetzten Seiten. Der Mittelbau hat zur Erde eine Säulenhalle oder Laube Früher waren in ihr kleine Läden einge- richtet, wie man sie noch in den Laubengängen der Rathäuser anderer Städte findet. Jetzt sind die Läden in amtliche Diensträume umgewandelt worden. Der Ostflügel war anfangs ganz einfach gestaltet. Er hat aber durch den Anbau eine Verschönerung erfahren. Ihn überragt ein türm- artiges Dach mit einem schlanken Dachreiter. Im Anbau liegt der nene Sitzungssaal der Stadtverordneten. Seine Wände sind mit drei Gemälden geschmückt. Das mittlere Bild zeigt das alte Rathaus, die beideu seitlichen sind Gesamtdarstellungen Erfurts aus älterer und neuerer Zeit. Unser neues Rathaus sah manchen hohen Gast. So weilte Kaiser Wilhelm I. am 20. September 1883 in seinen Mauern. In seiner Be- gleitnng waren damals sein Sohn, der spätere Kaiser Friedrich, und sein

5. Teil 3 - S. 494

1906 - Berlin : Klinkhardt
494 215* Die Schlacht bei Roszbach am 5. November 1757. Von Dresden aus ging der König Friedrich nach Erfurt, die vereinigten Franzosen und Reichsvölker zu einer Schlacht zu bringen. Seine Lage war schrecklich; in der Nähe und in der Ferne Feinde, die sich beständig mehrten; hatte er eine Armee geschlagen, so rückten ihm wieder zwei andere entgegen. Ein Reichsbeschluß hatte ihn aller seiner Länder, sa selbst der Kurwürde verlustig erklärt; der Vorsatz und die Macht, ihn ganz zu Boden zu drücken, waren bei seinen Feinden stärker als jemals. Nie war daher seine Hoffnung schwächer, dennoch aber die Heiterkeit seines Geistes in eben diesem Zeitpunkte groß. So gerecht- .aber auch seine Besorgnis war, der Menge zu unterliegen, so nahm er doch alle Maßregeln, um sie zu überwinden. Seine durch so viele Treffen geschwächte Armee war nur 22000, die der Feinde 60000 Mann stark. Sie hatten schon am s9- September eine Arobe der preußischen Tüchtigkeit erfahren 2. Der Generalstab der Franzosen mit ihrem Heerführer Sou- bise an der Spitze hatte mit 8000 Mann Gotha zu seinem Er- holungsorte ausersehen. Es war am herzoglichen bchfe große Tafel, und auf den: Schlöffe hatte man gewaltige Zurüstungen gemacht, die bewaffneten hohen Gäste wohl zu bewirten; die Tische waren gedeckt, und die Franzosen zeigten den besten Appetit, als der preu- ßische General Seydlitz mit f500 Reitern vor den Toren erschien. Die 8000 Franzosen dachten an keinen Miderstand; sie verließen die rauchenden Schüsseln und eilten aus der Stadt. Nur wenige ihrer Soldaten wurden zu Gefangenen geinacht, aber desto mehr Kammer- diener, Lakaien, Köche, chaarkünstler und Schauspieler, die damals von einer französischen Armee unzertrennlich waren. Das Gepäck vieler Generale [fiel den Preußen in die b)ände, darunter ganze Kisten voll wohlriechender Master und Salben, desgleichen eine Menge jdudermäntel, Haarbeutel, Sonnenschirme, Schlafröcke und Papageien. Seydlitz ließ sich mit seinen Offizieren den Rest der Speisen wohlschmecken, übergab einen Teil der Beute seinen Husaren den gefangenen Troß aber schickte er ohne Lösegeld zurück. 3. Die Franzosen waren darüber ebenso vergnügt, als ob sie ein Treffen gewonnen hätten; der Blut zu fechten wuchs ihnen, und ihre einzige Besorgnis war, daß der König ihnen entrinnen möchte. Einige seiner Märsche und Stellungen bestärkten sie in dieser Ver- mutung. Sie kannten seine schnellen Bewegungen und Mendungen und seine Kriegskunst überhaupt bloß aus Erzählungen, die aber

6. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 61

1889 - Leipzig : Hirschfeld
Friedrich Ii der Ernsthafte. 61 schlage bedeckt, die Zunge schwoll an und wurde gelhmt, brennender Durst, Brustbeklemmungen und Erbrechen folgten, bis endlich nach drei Tagen der Tod eintrat. Drfer und Städte wurden entvlkert, in Weimar starben allein gegen 5000 und in Erfurt 16000 Menschen. Diese Heimsuchung brdete die unwissende und aberglubische Menge den Juden auf, welche die Brunnen vergiftet haben sollten. Da begann eine Judenverfolgung, welche von der Obrigkeit nicht nur zugelassen, sondern teilweise sogar angeordnet ward. Die Juden wur-den gefoltert, ihrer Gter beraubt und in groer Anzahl, selbst in Dresden, dem Feuertode berliefert. Zu allen diesen Schrecken kam noch eine Landplage. Scharen der Geielbrder, die sich Kreuzbrder nannten, durchzogen das Land. Sie trugen Filzkappen mit roten Kreuzen auf dem Kopfe und gingen von den Schultern bis zu den Hften nackend; dabei schlugen sie sich mit Geieln, an denen sich eiserne Stacheln befanden, warfen sich zur Erde und sangen: Tretet herzu, wer den wolle, Lucifer ist ein bser Geselle," und anderes mehr. So forderten sie die Leute aus, Bue zu thun und verschafften sich einen immer greren Anhang. Anfangs sah die Obrigkeit diesen Mibruchen ruhig zu, als aber das Unwesen immer rger wurde und zu vielfachen Unordnungen fhrte, wurden strenge Verbote dagegen erlassen. Friedrich hinterlie 4 Shne und 2 Tchter. Der dritte Sohn, Ludwig, trat in den geistlichen Stand, die brigen: Friedrich, spter der Strenge genannt (geb. den 13. Oct. 1331), Balthasar (geb. 1336) und Wilhelm (geb. 1342) folgten ihm in der Regierung. Die ltere Tochter, Elisabeth, vermhlte sich mit dem Burggrafen Friedrich von Nrnberg (sie war die Mutter des ersten Mark-grasen von Brandenburg aus dem Haufe Zollern und somit die Stammmutter des gegenwrtigen preuischen Knigshauses); Beatrix dagegen ward die Gemahlin des Grafen Bernhard Iv. vonan halt. Ein rauher Ernst, ein entschiedener, harter Sinn, eher Furcht als Liebe erweckend, zeigte sich in allen Unternehmungen Friedrich's. Allerdings hatte er seinen Lndersitz durch das Schwert, durch Ber-trge und Ankauf erweitert, doch waren die endlosen Fehden nicht ge-eignet, das Aufblhen der inneren Landeswohlfahrt zu frdern, wenn schon nicht verkannt werden darf, da das kraftvolle Auftreten des Landesherrn dem Bestehen des Ganzen zu gute kam.

7. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 661

1895 - München : Oldenbourg
154. Die Schlacht bei Roßb och am 5. November 1757. 661 72 müsse, um teil Grund zu seiner Bildung zu legen, llnb wenn ihn auch die Kriege, die er namentlich mit den Türken und Schweden zu führen hatte, hinderten, seine Pläne alle durchzuführen, so hat er doch den Ruhm, für sein Volk Lehrling und Lehrer, sowie der Begründer der russischen Macht gewesen zu sein. (Nach Schwabe.) 154. Pie Schlacht öei Woßöach am 5. November 1757. Von Dresden aus ging Friedrich nach Erfurt, die vereinigten Franzosen und Reichsvölker zu einer Schlacht zu bringen. Seine Lage war schrecklich; in der Nähe und in der Ferne Feinde, die sich beständig mehrten. Hatte er eine Armee geschlagen, so rückten ihm wieder zwei andere entgegen. Ein Reichsbeschluß hatte ihn aller seiner Länder, ja selbst der Kurwürde verlustig erklärt. So gerecht aber auch seine Besorgnis war, der Menge zu unterliegen, so nahm er doch alle Maßregeln, um zu überwinden. Seine durch so viele Treffen geschwächte Armee war nur 22 000, die der Feinde aber 60000 Mann stark. Der Generalstab der Franzosen mit ihrem Heerführer Soubise*) an der Spitze hatte mit 8 000 Mann Gotha zu seinem Erholungsort ausersehen. Es war am herzoglichen Hofe große Tafel, und auf dem Schlosse hatte man ge- waltige Zurüstungen gemacht, die Gäste wohl zu bewirten. Die Tische waren gedeckt und die Franzosen zeigten den besten Appetit, als der preußische General Seidlitz mit 1500 Reitern vor den Thoren erschien. Die 8000 Fran- zosen dachten an keinen Widerstand; sie verließen die rau- chenden Schüsseln und eilten ans der Stadt. Seidlitz ließ sich mit seinen Offizieren den Rest der Speisen wohl- schmecken. Die Franzosen aber waren trotzdem ebenso vergnügt, als ob sie ein Treffen gewonnen hätten; der Mut zu fechten wuchs ihnen, und ihre einzige Besorgnis *) Sprich: Subis!

8. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 242

1902 - Altenburg : Bonde
242 geordnet sind. Sie ist aber über alle ihre Handlungen der Synode ver- antwortlich. Sie besteht aus drei Abteilungen: der Helfer- und Erziehungs- abteilnng, welche den inneren Gang der Gemeinden in Lehre und Leben, auch das Schul- und Erziehungswesen zu beraten hat; der Aufseher- und Vorsteherabteilung, welche die äußeren, die polizeilichen und ökonomischen Angelegenheiten, und der Missionsabteilung, welche die Mission zu besorgen hat. Bei der ganzen Verwaltung steht als Regel fest, daß Grundsätze und Ordnungen regieren sollen, nicht Menschen. Zu diesem Zwecke ist auch der Gebrauch des Loses eingerichtet. Man stützt sich dabei ans den Vor- gang der Apostel und auf die Verheißung des Herrn, daß er seine Kirche selbst regieren und leiten wolle. Es wird nur da angewandt, wo mensch- liche Einsicht und Überzeugung nicht mehr ausreichen will, und indem man hier Zuflucht zum Lose nimmt, will man sich schützen gegen den schädlichen Einfluß, den menschliche Überlegenheit, Einseitigkeit und Verkehrtheit aus- üben können. Die Brüdergemeinde hat in trüber Zeit das Geheimnis der Erlösung treu bewahrt und vielen von den besten Gliedern der Kirche Nahrung, Schutz und Schirm dargeboten. Nach Westermeier. 104. Die Schlacht bei Roßbach. 5. November 1757. Von Dresden ans ging Friedrich nach Erfurt, die vereinigten Fran- zosen und Reichsvölker zu einer Schlacht zu bringen. Seine Lage war schrecklich; in der Nähe und in der Ferne Feinde, die sich beständig mehrten. Hatte er eine Armee geschlagen, so rückten ihm wieder zwei andere entgegen. Ein Reichsbeschluß hatte ihn aller seiner Länder, ja selbst der Kurwürde für verlustig erklärt; der Vorsatz und die Macht, ihn ganz zu Boden zu drücken, waren bei seinen Feinden stärker als jemals. Nie war daher seine Hoffnung schwächer, dennoch aber die Heiterkeit seines Geistes in eben diesem Zeitpunkte groß genug, daß er sein Testament in Versen machen konnte. So gerecht aber auch seine Besorgnis war, der Menge zu unterliegen, so nahm er doch alle Maßregeln, um sie zu über- winden. Seine durch so viele Treffen geschwächte Armee war nur 22 000, die der Feinde aber 60 000 Mann stark. Sie hatten schon am 19. September eine Probe der preußischen Thätigkeit erfahren. Der Generalstab der Franzosen mit ihrem Heerführer Soubise an der Spitze hatte mit 8000 Mann Gotha zu seinem Erholungsort ausersehen. Es war am herzoglichen Hofe große Tafel, und auf dem Schlosse hatte man gewaltige Zurüstungen gemacht,

9. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 173

1911 - Erfurt : Keyser
— 173 - Der Troß, den die Franzmänner mit sich führten, war ungeheuer. Fast jeder gemeine Soldat hatte einen Betteljungen mitgebracht, welcher ihm die Tabakspfeife anzünden oder andere kleine Dienste leisten mußte. In der Nacht vom 12. zum 13. September verließen die Reichstruppeu und Franzosen die Stadt und ihre Umgebung, da sie von dem Heranrücken der Preußen Meldung erhallen hatten. (Nach Eonst. Beyer.) 59. Friedrichs Ii. Einzug in Erfurt und lein Aufenthalt im Erfurter Gebiet. 1757. Anmarsch der Preußen: Am 13. September gegen 10 Uhr vormittags erblickte man aus den Feldern im Osten der Stadt einige preußische Husaren. Nicht lange danach verbreitete sich das Gerücht, die preußische Vorhut sei von Sachsen her im Anzuge. Die Nachricht fand auch bald ihre Bestätigung; denn auf der Feste wurden 3 Kanonenschüsse gelöst und alle Tore Wohl verschlossen. Ueber die Weinberge vor dem Krämpfertore kamen die Preußen heranmarschiert. Ein Trompeter näherte sich allein der Stadt und begehrte Einlaß. Nach langer Beratung öffnete sich sür ihn das Tor, und er wurde in die Statthalterei und von da aus den Petersberg geführt. Nachdem aber erst zwei Ersnrter Gesandte mit den preußischen Befehlshabern verhandelt hatten, wurde den Truppen der Einzug gestattet. Unterdessen hatte sich die mainzische Besatzung auf den Petersberg zurückgezogen. Einmarsch in Erfurt: Gegen 4 Uhr nachmittags erfolgte endlich der Einmarsch. Niemand aber in Erfurt ahnte, daß der König selbst beim Heere war. Eine Abteilung grüner Husaren eröffnete den Zug. Ihr folgte der König mit seinem Bruder Heinrich und einem ansehnlichen Gesolge von Generalen. Kaum hatten ihn die Erfurter erkannt, als ein vieltaufendstimmiges Hurra ihm entgegenfchallte. Der König, sichtbar erfreut, erwiderte den Jubelgruß mit großer Leutseligkeit und Freundlichkeit. Er trug wie immer die einfache, blaue Uniform, welche nur ein kleiner, silberner Stern auf der Brust zierte. Hinter dem König und seinen Begleitern ritt ein Dragonerregiment, dem zwei Abteilungen Husaren folgten. Den Schluß bildete ein Regiment Infanterie mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel. Die Truppen, mit denen der König seinen Einzug gehalten hatte, wurden in der Stadt einquartiert. Die Dragouer besetzten die Torwachen und sonst noch einige Posten in der Stadt. Der König selbst verlegte sein Hauptquartier nach Ilversgehofen und nahm dortselbst im Bechmann'schen Hanse Wobnnug (Alte Fritz-

10. Mit einem Stahlstich - S. 449

1838 - Stuttgart : Belser
Siebenjähriger Krieg. 449 Schlacht die Reichsarmee unter dem Herzog von Zwei- brücken Sachsen überschwemmte, am 4. Sept. etwas vor« eilig übergeben. Um jeden Preis sollte diese wichtige Stadt noch vor Ende des Jahrs wieder genommen wer- den: Daun kam ihr aus Böhmen zu Hülfe: Heinrich verdrängte ihn nach Wilsdrnf: General Fink, von Fried- rich gesandt, mußte im Rücken der Oestreicher den nach Böhmen führenden Engpaß bei Maxen besehen; allein unglücklicherweise gab Fink die Verbindung mit Friedrich über Dippoldiswalde auf, wurde von 40,000 Feinden umzingelt, opferte 4000 Mann, und fiel den 21. Nov. mit den Uebrigen, 11,000 Manu an der Zahl, in Ge- fangenschaft. Also blieb Daun Herr von Dresden und der Umgegend. Friedrich, der in Freiberg überwinterte, sah sich zu den härtesten Maßregeln genvthigt: Erfurt lieferte 100,000 Thaler, 500 Pferde, 400 Rekruten, Naumburg 200,000, Merseburg 120,000 Thaler sammt 577 Rekruten, 254 Knechten, 420 Pferden, der thüringer Kreis zusammen 1*375,000, die Städte in Thüringen 950,000 Thaler; der Stadt Leipzig wurden 8 Tonnen Goldes aufer- legt, und bis die Hälfte des Gelds bezahlt war, saßen die ersten Kaufleute ohne Stroh, ohne Stühle und Feuer auf der Pleissenburg; auch den Magistrat brachte man nach etlichen Wochen dahin. Der König durfte froh seyn, daß Daun bis in den Juni 1760 Nichts unternahm. Im Juni schloß der vstreichische General Harsch die Festung Glatz ein, und General Fouquet vermochte sich kaum mehr bei Landshut gegen Laudons 30,000 Mann zu hal- ten. Friedrich, von Daun begleitet, brach daher nach der Lausitz auf, erfuhr aber schon bei Bautzen, den 23. Juni habe sich Fouquet mit 6000 Mann ergeben, und etwa 8000 scyen umgekommen. Schnell wandte er nach Dresden um, beschoß die Stadt, als es ihm nicht ge- lang, sie zu überrumpeln, mußte jedoch gleich wieder in die Lausitz; denn am 26. Juli hatte der elende Jtaliäner d'o, Befehlshaber von Glatz, kapitulirt, und Soltikow mit 60,000 Russen -^rückte auf Breslau und die Oder zu. Baurr's Gesch. V. Bd. 29

11. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 182

1916 - Erfurt : Keyser
— 182 — geladen wurden. Die bäuerlichen Schöffen konnte man nicht brauchen. Sie verstanden nichts von kaufmännischen Geschäften. Später entstand aus dem echten Ding und dem Marktgericht das Stadtgericht. Seine Vorsitzenden Richter waren die Grafen von Gleichen. Sie ließen sich aber vom Stadtschultheißen oder vom Vitztnm vertreten. Die Schöffen wurden aus den reichen Bürgern gewählt. Sie bildeten später den Rat. Schon eine Urkunde von 1212 erwähnt Bürger, die die Stadt verwalten. — Gar bald geriet die Stadt in einen Streit mit dem neuen Landes- Herrn. Die Erzbischöfe beanspruchten einen Teil des thüringischen Zehnten. In seiner Forderung wurde Mainz von Heinrich Iv. unterstützt. Es er- reichte aber sein Ziel nicht. Als später der Kaiser und der Erzbischof Gegner wurden, lagerte Heinrich sein Heer in Erfurt ein und brandschatzte die Stadt. Seiu Sohn Heinrich V. weilte mehrmals in Erfurt. Er berief anch einen Reichstag hierher, die Fürsten aber erschienen nicht. Sein Haupt- gegner war sein früherer Kanzler, Adalbert von Mainz. Der Erzbischof hat sich um Erfurt sehr verdient gemacht. Er berief niederländische An- siedler, die den Gartenbau pflegen und Mühlen bauen mußten. Anch Adalbert forderte den Zehnten, konnte aber seine Forderung nicht durch- setzen. Zum Schutz gegen die kriegerischen Erfurter und Thüringer er- baute er 1123 auf dem Domhügel das Krummhaus. Ein alter Wehrturm, deu man fälschlich Bonifaciuskapelle nennt, ist noch vorhanden. Die folgende Zeit brachte Erfurt lange dauernde Kämpfe mit den Thüringer Landgrafen und den Markgrafen von Meißen. Sie wollten ihr Gebiet auf Kosten der Stadt vergrößern. Die Kämpfe haben über 200 Jahre gedauert. Bereits der zweite Landgraf, Ludwig der Eiserne (1140—1182), geriet mit der Stadt hart zusammen. Erzbischof Konrad von Mainz hatte den neugewählten Papst nicht anerkannt. Er wnrde darum von Friedrich Barbarossa mit der Acht belegt. Der Kaiser be- anftragte den Landgrafen, gegen Erfurt, die „getreue Tochter des Mainzer Stuhls", zu ziehen. Ludwig nahm 1165 die Stadt ein und zerstörte die Stadtmauer, die ihm schon lange ein Dorn im Auge gewesen war. Vier Jahre darauf wurde sie durch den Erzbischof Konrad erneuert. In dieser unruhigen Zeit sah Erfurt 1181 den glänzenden Reichs- tag Barbarossas. Heinrich der Löwe mußte sich in der Peterskirche vor dem Kaiser demütigen. 1184 weilte Friedrichs Sohn Heinrich in der Stadt. Er wollte die Streitigkeiten zwischen dem Landgrafen Lndwig und dem Erzbischof Konrad schlichten. Die Versammlung nahm aber ein trauriges Ende. Der Bodeu des Versammlungssaales (vielleicht im Krummhaus) stürzte ein. Die vornehmen Gäste fielen in die darunter liegende Düngergrube. Viele von ihnen kamen um. Der Sohn des Kaisers, der Erzbischof und der Landgraf entgingen glücklich dem Tode. Trotz des mahnenden Er- eignisses söhnten sich die Gegner nicht aus. Erst der Kreuzzug, an dem sie teilnahmen, beendete den Streit. Er flammte aber unter dem Land- grasen Hermann I., dem Sängerfrennd, von neuem auf.

12. Preußens Geschichte in Wort und Bild - S. 51

1879 - Hannover : Meyer
51 war auch von Herzen der neuen, von Philipp Jacob Spener in Dresden und August Hermann Francke in Leipzig ausgegangenen, Richtung der evangelischen Gottesgelehrsamkeit zugethan, die wieder statt der tobten Buchstaben »Rechtgläubigfeit, den reinen Wandel und die Werke der Liebe als Früchte des lebendigen Glaubens forderte. Als Spener Dresden verlassen mußte, machte ihn Friedrich zu seinem Hof» prebiger, und als der berühmte und geistreiche Rechtsgelehrte Christian -Lh o nt asiu8 von der Universität Leipzig verwiesen würde, weil er in scharfer Weise den Geist der bamaligen Theologie angegriffen hatte, fanb er ebenfalls bei Friedrich in Berlin eine Zufluchtsstätte. Jetzt dachte dieser daran, eine zweite Universität im Lande zu gründen. Er gestattete Thomafius zunächst, in Halle Vorlesungen zu halten, und da sich bald viele Studirende zu denselben drängten, wurde 1692 in jener Stadt eine Universität errichtet und 1694 eingeweiht. Neben anderen tüchtigen Männern wurde auch Aug. Herrn. Francke, der Leipzig hatte verlassen müssen und inzwischen sich in Erfurt aufgehalten hatte, nach Halle als Lehrer berufen. Dieser, zugleich auch Prediger in der Vorstadt Glaucha, entfaltete bald die großartigste Thätigkeit für Kirche und Schule, er wurde der Gründer des Halle’scheu Waisenhauses, „jenes Siegesdenkmals des Gottvertrauens und der Menschenliebe". Seine arme Gemeinde in Glaucha leiblich und geistig zu heben, war sein unablässiges Bestreben. Um die Noth der Aertnsten zu lindern, opferte er feine 2tugust Hermann Francke. eigenen geringen Ein- . , ,r _ . fünfte und bewog auch andere zu helfen, tocine Annenbüchfe, die er in feinem Hause ausgestellt hatte, wurde me leer. Einst fand er in derselben sieben Gulden, a tz 'r0m-mc brau hineingelegt hatte. „Das ist schon ein ehrlich ivslpttal , nef er, „davon muß man etwas Rechtes stiften." Er gründete damit eine Armenschule, fauste für 2 Thaler Bücher und nahm für 1 Thaler monatlich einen Studenten an, der ihn beim Unterrichte der armen Kinder unterstützen sollte. Bald schickten ihm auch wohlhabende Burger ihre Kinder und bezahlten für den Unterricht. Die Anstalt erhielt einen immer höheren Ruf, und so entstand allmählich das Halle'sche Päda- 4*

13. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 389

1880 - Sondershausen : Eupel
389 Auf diesem freundlichen Schlosse verlebte der Prinz eine glückliche Zeit. Hier konnte er sich nach Herzenslust mit den Wissenschaften beschäftigen; hier las er mit Bewunderung die Thaten der Helden aller Zeiten; hier versammelte er die geistvollsten Männer um sich, in deren Umgang er Be- lehrung und Erholung fand. Mit den berühmtesten Gelehrten trat er in Briefwechsel. Vorzüglich war er den gewandten französischen Schriftstellern zugethan, deren Witz und glatte, anmutige Sprache ihn mehr anzog, als die damals noch weniger ausgebildete deutsche Sprache. Und doch war Friedrich ein echt deutscher Held, der nach langer Schmach zuerst wieder den deutschen Namen zu Ehren bringen sollte. Den Vater stellte er da- durch zufrieden, daß er seine Soldatenpflichten aufs beste erfüllte und ihm bei jeder Gelegenheit seine kindliche Liebe zu erkennen gab. Mit Freuden entdeckte der König mehr und mehr die hohen Fähigkeiten des Sohnes und den militärischen Geist, der in ihm wohnte. „O mein Gott," rief er vor seinem Ende aus, „ich sterbe zufrieden, da ich einen so würdigen Sohn und Nachfolger hinterlasse". Andrci. 39. Die Schlacht bei Roßbach. 5. November 1757. Von Dresden aus ging Friedrich nach Erfurt, die vereinigten Fran- zosen und Reichsvölker zu einer Schlacht zu bringen. Seine Lage war schrecklich; in der Nähe und in der Ferne Feinde, die sich beständig mehrten; hatte er eine Armee geschlagen, so rückten ihm wieder zwei andere ent- gegen. Nie war daher seine Hoffnung schwächer, dennoch aber die Heiter- keit seines Geistes in eben diesem Zeitpunkt groß. So gerecht aber aucb seine Besorgnis war, der Menge zu unterliegen, so nahm er doch alle Maßregeln, um zu überwinden. Seine durch viele Tressen geschwächte Armee war nur 22 000, die der Feinde aber 60 000 Mann stark. Der Franzosen einzige Besorgnis war, daß der König ihnen entrinnen möchte. Ihre Hoffnung war nicht bloß ihn zu besiegen, sondern seine ganze Armee aufzuheben; ja man warf im französischen Lager die Frage auf, ob es auch Ehre bringe, sich mit einem so kleinen Haufen zu schlagen. Nie war kriegerischer Eigendünkel stärker, und nie wurde er besser bestraft. Es war am 5. November bei dem Dorfe Roßbach, eine Meile von Lützen, wo Gustav Adolf gefallen war, als eine der sonderbarsten Schlachten geliefert wurde. Der König lockte die Franzosen durch eine rückgängige Bewegung aus ihrer Vortheilhaften Stellung. Sie glaubten, er suche sich aus ihren Händen zu retten, und bemühten sich daher ihm in den Rücken zu kommen. Friedrich, der sich wieder gelagert hatte, verließ sich auf die Geschwindigkeit, mit welcher seine Truppen in Schlachtordnung gestellt werden konnten, sah daher den Bewegungen der Feinde gelassen zu und ließ seine Linien nicht einmal ausrücken. Das preußische Lager stand un- beweglich, und da es eben Mittagszeit war, beschäftigten sich die Soldaten mit ihren Mahlzeiten. Die Franzosen, welche dieses in der Ferne sahen, trauten kauin ihren Sinnen; sie hielten es für dumpfe Verzweiflung, in der man selbst auf alle Vertheidigung Verzicht leistet. Diese Erwartung war nicht wenig Ursache ihres so geringen Widerstandes und ihres großen Schreckens. Der General Seidlitz nämlich kam mit der preußischen Reiterei

14. Teil 16 - S. 418

1806 - Gotha : Ettinger
4*S stein geschlagene Drücke sicherte ihm die Ver, bindung mit der Reichsarmee. Der König hatte sein Lager bey Reichenberg. Seine Lebensbedürfnisse zog er aus Dresden. Südr lich von Dresden, hinter der Müglitz, bey Maxen und Gamig, befand sich der Prinz Heinrich. Auf diese Art waren, auf einem Raume von ungefähr zwey Meilen, um Dresden, vier Armeen zusammengedrängt. Hier konnten sie unmöglich lange ihre Be, dürfntsse finden. Friedrich zog sich endlich (i6. Sept.) nach Bautzen. Laudon wich ihm schnell aus; aber Daun blieb, wie ger wöhnlich, unbeweglich stehen. Doch die Festung Neiß wurde von dem General de Ville berennt. «Diese Unterneh, mung zu unterstützen, rückte Daun nach einigen Wochen (5. Oet.) nach Löbau in der Oberlausitz. Friedrich schwengte sich nun (10. Oct.) nach Hochkirch, südlich von Bau, zen. Unvermulhet sah er, als der Nebel gefallen war, die östreichische Armee vor ihrem Lager auf den Anhöhen jenseits des Dorfes Hochkirch.! Dennoch ließ er, vor den Augen der Oestreicher, die auf die Four rter,

15. Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 374

1871 - Zwickau : Zückler
374 daraus befreit wurde. Übrigens hatte Albrecht der Ii. seinem Sohne Friedrich die Pfalz Sachsen überlassen; Diezmann aber, der nach des älteren Bruders Heinrich's Tode das Pleißnerland erhalten hatte, bekam außer mehren Gütern auch noch durch die Anweisung auf den Ertrag der Zölle Entschädigung. — Diese traurigen Erfahrungen mußten die letzten Lebenstage des greisen Heinrich des Erlauchten sehr verbittern. Er starb den 15. Febr. 1288 zu Dresden u. wurde zu Altzella beigesetzt. Hierauf nahmen Landgraf Albrecht Ii. u. Markgraf Friedrich Tuta von Landsberg (Dietrich's einziger Sohn) die Mark Meißen in Besitz; allein Friedrich forderte die an seinen Vater gekommene Hälfte von Meißen widerrechtlich für sich, u. Diezmann riß die Lausitz an sich. Ehe noch Albrecht eine Ent- scheidung darüber fassen konnte, ließ ihn Friedrich zwischen Eisenach u. Gotha unversehens aufheben u. nach Landsberg in die Gefangenschaft fübren, worauf denn auch Albrecht in Rochlitz seinem Sohne Friedrich 1289 Fteiberg mit den Bergwerken rc. überließ. ■— Aus diesen Zerwürfnissen wollte selbst der Kaiser Rudolph für sich Vortheile ziehen, konnte aber nach dem Tode des kinderlosen Grafen von Brenn-Wettin (1290) nur die Graf- schaft Brena seinem Enkel, dem Herzoge Rudolph von Sachsen, verleihen. — Nach Friedrich Tuta's Tode (er starb kinderlos 1291) bemächtigten sich Friedrich u. Diezmann sofort der bedeutenden Erbschaft seiner hinterlassenen Landestheile. Friedrich nahm Meißen, u. Diezmann einen Theil des Oster- landes u. der Lausitz (Niederlausitz) in Besitz, ohne daß Albrecht sie daran hinderte. — Auf Rudolph folgte Adolph von Nassau als deutscher König, u. dieser soll dein Landgrafen Albrecht Ii. für seine Anerkennung 4000 Mark Silber versprochen u. ihnr überdies die Reichsstadt Mühlhausen angewiesen haben. Adolph, von dem Erzbischof von Mainz gegen Friedrich u. Diezmann aufgereizt u. mit Geld u. Mannschaft unterstützt, vertrieb die beiden Markgrafen u. nahm nun selbst von Thüringen u. Meißen Besitz. Albrecht zog später mit seiner dritten Gemahlin Elisabeth nach Erfurt, nachdem er sich zuvor mit seinem Sohne Friedrich ausgesöhnt u. diesem Thüringen u. 1306 die Wartburg eingeräumt hatte. Am 13. November 1314 starb er in Erfurt, wo er auch begraben wurde. — Albrecht, war allerdings nicht ein Mann von Kraft u. Entschiedenheit; allein so sittlich tief gesunken war er nicht, wie er gewöhnlich geschildert worden ist. Gewiß aber ist, daß auf seine Handlungsweise sowohl die damalige Zeit, als auch seine Umgebungen u. vor Allem die Geistlichkeit, obwohl er Schenkungen an Stifter u. Klöster machte, großen Einfluß hatten. Nach Richter. 7. (18.) Friedrich I., der Gebissene. (1307-1324). Ehe wir auf Friedrich's I. Regierung selbst übergehen, die mit dem Jahre 1307 beginnt, wo er alleiniger Besitzer fast aller Länder seines Vaters u. seines Bruders, also Markgraf von Meißen u. Landgraf von Thüringen wurde, wollen wir zuvor noch einige wichtige Ereignisse aus der früheren Zeit nachholen.

16. Bd. 4 - S. 19

1786 - Dresden Leipzig : Hilscher
der Beherzte. 19 Albrechc walte sich davon die meißner lan- de, welche bis auf unsre Zeiten bei der alber- tinischen Linie geblieben sind. Unter Al- brecdrs Regierung wurde im Jahre 1481 das Hosgerichte, welches bisher zu Dresden und Eckartsberga war, vereinigt, und unter den Namen desoberhofgerichtö nach Leipzig ver- legt. Uebrigens sorgte er, ohnerachtet des großen Aufwandes, den ihm feine vielen Feldzüge verursachten, wohlthatig für seine treuen Unterthanen, und ließ solches befov- ders der Stadt Dresden, die 1491 fast gänz- lich abbrannte, gewahr werden. Vor seinem Absterben traf er noch die weise Veranstal- tung, daß hinsühro die meißnischen lande, zu Vermeidung aller Irrungen, stets unzer- kheilt beisammen bleiben sotten, und verord- nen, daß sein ältester Prinz George die Re- gierung über die sammtlichen lande alleine führen, Heinrich hingegen sich mit der Erb- statthalkerschaft in Friesland, und mit einem Theil der Einkünfte der meißnischen Lande begnügen solte, welches auch befolgt wurde. Außer den beiden gedachten Söhnen, Ge- org und Heinrich, welche dem Vater in der Regierung folgten, hinterließ Albrechc noch einen Sohn Friedrich, der 1498 B 2 Zum

17. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. uncounted

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Verlag von öleyl & ßörmmcrcv (Paul Th. üaemmercr) in Dresden. Präparationen ?u den biblischen Ge schichten des Men und Neuen Testaments nach fjerbartfchen Grundsätzen bearbeitet von Dr. Richard Staude, Semin.-Direktor in Coburg. I. Band. Altes Testament. 6. Aust, preis: <k Ji Ii. Band. Neues Testament: Leben )esu. 6. Auflage, preis: 3 Ji Iii. Band. Neues Testament: Apostelgeschichte. 2. Aufl. preis: H Ji Dir biblischen Geschichten des Alten und Neuen Testaments. Zusammengestellt von Dr. Sich. Staude. 2. Aufl. broch. preis: 70 Präparationeri für dsn deutschen Geschichtsunterricht an Dolks-und Mittelschulen. Nach Herbart’fchen Grundlätzen bearbeitet von Karl Herrmann und Reinh. iirell. v Band. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit. preis: 4 Ji Präparationsn xur Deutschen Geschichte nach fjerbart’f^n Grundsätzen ausgearbeitet oon Dr. R. Staude u. Dr. A. Göxfert. (Erster Teil: Thüringer Sagen u. Nibelungenfag». preis: 3,20 A Zweiter Teil: Don Armin bis zu (Dtto dem Großen, preis: 2,^0 J6. Dritter Teil: Heinrich Iv. bis Rudolf von Habsburg. (Unter der presse.) Lesebuch für den deutschen Geschichtsunterricht zugleich Textbuch für die zugehon;en Präparationen von Dr. R. Staude n Dr. A. Gopfert. (Elfter Teil: Thüringer 5aaen n. Nibelurtgenfaae. Preis: 50 ^ Zweiter Teil: Don Armin bis zu (Dtio dem Großen Preis: 50 Dritter Teil: Heinrich Iv. bis Rudolf von Habsburg. (Unter dcr presse.) Theorie und Jjrorie het Aul sabübungen. I. Teil. 2. Aufl. Nach Angaben des Känigl sächs. Bezirksschulinspektors Schulrat Wange mann in Meißen bearbeitet von K. Het berget and C. Döring, preis: 2 Ji Theorie it. Praxis der Aufsabübnngo« für das 5. und 6. Schuljahr. Nach Angaben des Königs, sächs. Bezirksschulinspektors Schulrat Id an ge« mann in Meißen bearbeitet von K. Herberger und <L Döring, preis: 2 Ji Theorie u. $lrtms der Anfsat^übunge» Iii. Teil. Nach Angaben des König 1. sächs Beznksschulinspeklors Schulrat Idangemann in Meißen für die ©berflalfe der Dolfsschule und die unteren Klassen höherer Lehranstalten bearbeitet von K. Herberger u. (£.Döring preis: 2,50 Ji 240 Hausaufgaben. Aas Grund der nach Angaben des Königs, sächs. Bezirksschnlinspeftors bchuirat Idangetnami m Meißen bearbeiteten Theorie und Praxis der ersten Aufsatzübungen zusammengestellt oon K. Herberger u. <L Döring, preis: 60 ©C|t sltuttß der -ucht »nb Cc*b«»s ei - er erziehenden Schule, sowie des vereinten Idrfens von Eltern und Lehrern. vstkr.uite preisschrift von Dr. G Fröhlich (pidag Studien, alte Folge, Heft 22.) preis: { Ji. •Jüan und Htoff für den vurituftgvn Natirr geschichts-Mnten icht in Dolks- und Bürgerschulen. (Ein Hiilfsbuch für Lehrer und -cbüler bearbeitet von L. £. Re inecke, Lehrer an der I. Bürgerschule in (Erfurt. I. Teil (Stufe 1 u. Ii). preis: * .M.

18. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. 31

1902 - Leipzig : Barth
31 ---- zum Erbstatthalter von Friesland (im nördlichen Holland). Allein im Verhältnis zu den großen Summen, die Albrecht schon willig im Dienste des Kaisers geopfert hatte, war das nur ein geringer Ersatz. zumal da er an den rebellischen, immer unruhigen Friesen, die seinen Sohn Heinrich sogar beinahe aufgehängt hätten, durchaus keine Freude erlebte. Weit mehr Freude machte ihm die Entdeckung Kaspar Ritzels, der am Schreckenberge reiche Silberminen auffand, welche neue Scharen von fleißigen Anbauern herbeiriefen und die Gründung der Städte Annaberg und Buch holz veranlaßten (1496> Herzog Albrecht starb in dem undankbaren Lande der Friesen, deren rebellische Hauptstadt Groningen er belagerte, und ward am 11. Oktober 1500 mit großer Pracht im Dom zu Meißen beerdigt. Seine Gemahlin, die ehrwürdige Sidonia, die Stammmutter aller Albertiner, überlebte ihn zehn Jahre. Kulturgeschichte seit der Zeit Friedrichs des Freidigen. Wenden wir jetzt abermals unseren Blick auf das innere Leben des Volkes, auf die Veränderungen in seiner Bildungsgeschichte seit Markgraf Friedrich dem Freidigen. Als Residenzen der Fürsten treten abwechselnd hervor Leipzig, Altenburg, zuletzt aber Torgau und Dresden. Eine Anzahl Hofgesinde — wie man damals statt Hofstaat sagte — einen Kanzler, einige heimliche und andere Räte gab es nun auch schon. Abgaben oder Steuern vom ganzen Lande bezog der Fürst damals noch nicht, sondern er erhielt eigentliche Abgaben nur von den Unterthanen feiner Kammergüter. Außerdem fiel aber noch Geleite, Viehsteuer, Grenzzoll und der Ertrag der Münze ihm zu. Da er hiervon nicht standesmäßig leben konnte, so wurden immer häufiger Landtage und Ständeversammlungen gehalten, an welchen jetzt nicht bloß Adelige und Geistliche, sondern auch Stadträte Teil nahmen, und von welchen der Fürst dann gewöhnlich eine Bede oder Abgabe forderte. — Die Ritter und der Adel gewannen in dieser Zeit auch eine etwas veränderte Gestalt: denn da seit dem Hussitenkriege die Feuergewehre gewöhnlicher wurden und Landsknechte für Geld aufkamen, so zogen sich die Adeligen allmählich vom Kriegsdienste zurück; ihre vielen kleinen Fehden verminderten sich, und statt der Kriegslust ward die Jagdlust herrschend. Die seitherigen Panzer, Helme und Schilder der Ritter waren jetzt, nach Erfindung des Schießpulvers, bei weitem nicht mehr so nutzbar, als sonst, und kamen nach und nach außer Brauch; dagegen mußten aber die Städte weit stärkere Mauern und Festungswerke anlegen, um den zerstörenden Kugeln widerstehen zu können. Die Städte wurden überhaupt weit blühender, namentlich Freiberg, das 30000 Einwohner gehabt haben soll, und Leipzig, das schon mit Nürnberg, Augsburg und Erfurt in gleichem Range als Handelsstadt stand. Dresden, das damals meist

19. Abriß der Baierischen Geschichte - S. 264

1822 - München : Lindauer
Jö4 sich selbst gerührt. Als ihm einige Abgeoadnete, welche ihm auf des Kaisers Befehl auf einer Reise durch die ihm vor kurzen noch eigner, Staaten zur Sicherheit dienen sollten, den Geleitbrief über- brachten, sagte er mit Wehmuth: „Hier nahm ich keine Geleitbriefe; ich gab sie." K. Friedrich versprach ihm seinen Beystand, und setzte erst nach dem Quedlinburg, und als sich hier wegen des Widerspruchs des Herzog Bernards alles zerschlug, Einen Reichstag nach Erfurt an. Hier warf sich Heinrich dem K. Friedrich zu Füßen, der ihn, mit allen Zeichen von Bestürzung, in seine Arme schloß, und küßte, und, indem ihm häufige Thräs neu über das Gesicht herabflvßen, ihr beyderseitis ges langes Mißverständlich beklagte, und zumal des Herzogs ehemalige Unbeugsamkeit, welche ihn in diese Lage gestürzt hätte, beklagte; aber dleß war alles. Was geschehen war, blieb geschehen. A. Friedrich hatte den Fürsten mit einem Eid zu- gesagt, nichts ohne ihre Einwilligung zu ändern, und diese waren nicht zu bewegen, zu einer aber- maligen Aenderung, bey der sie ihre Eroberungen wieder hatten zurück stellen müssen, ihre Einwilli- gung zu geben. Sie glaubten, noch großmüthig zu handeln, indem sie dem Heinrich den unbe- schränkten Genuß seiner Erbherzogthümer Braun- schweig und Lüneburg zusicherten, und dieß mit der Bedingniß, sich aus drey Jahre aus Deutsch- land zu entfernen, Heinrich der Löw schwieg jezt, und entfernte sich im J» 1182. Und sah das Glück nie wieder sich anlacheln. Als er nach dem Verlauf von drcpen Jahren nach Deutsche

20. Deutsche Geschichte - S. 61

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
61 6. Der Sturz Heinrichs des Lwen. Die Weigerung Heinrichs des Lwen hatte Friedrich gezeigt, da er nicht mehr Herr in Deutschland war. Das aber wollte er auf jeden Fall sein, und darum beschlo er, die gewaltige Macht des einstigen Freundes zu zertrmmern. Das ging ziemlich leicht; denn Heinrich hatte sich durch seine Hrte unter den Fürsten viele Feinde gemacht. Sie verklagten ihn beim Kaiser. Friedrich lud ihn dreimal vor einen Reichstag zur Verantwortung. Da der Welse nicht erschien, verfiel er der Reichsacht und verlor durch den Spruch der Fürsten alle seine Be- Heinrich der Lwe demtigt sich vor Barbarossa. sitzungen, Der Kaiser nahm von den beiden Herzogtmern groe Stcke weg und teilte sie mehreren Groen zu. Den Rest des bayrischen gab er dem Pfalzgrasen Otto von Wittelsbach, dem Stammvater des jetzigen bayrischen Knigshauses. Wohl setzte sich der kampfgewohnte Welse zur Wehr; aber die Schar seiner Feinde war zu groß. So mute er sich unterwerfen. In Erfurt fiel er dem Kaiser zu Fen und bat um Gnade. Unter Trnen hob ihn Friedrich auf mit den Worten: Du bist das eigene Werkzeug deines Falles!" Die braunfchweigifch.lneburgischen Hausgter erhielt Heinrich zurck, er mute aber fr drei Jahre Deutschland verlassen und ging nach England zu feinem Schwiegervater, dem dortigen König.