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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 136

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
136 wesen, daß der schmalkaldische Bund sich alle mögliche Gewährleistungen für die Sicherheit der Protestanten hätte ausbedingen können , allein leider ließen die Bundeshäupter in unglaublicher Verblendung den günstigen Zeitpunkt un- genutzt Vorbeigehen. Eben so that der Kurfürst nichts, um den von dem Kaiser angegriffenen Herzog von Kleve, seinen nahen Anverwandten, zu unterstützen, noch sich der' Jülich-Klevcschen Erbfolge fest zu versichern. Diese Nachlässigkeit hat Sachsen und die protestantische Partei in Deutschland schwer büßen müssen. An dieser verderblichen Unthätigkeit des Bundes war allerdings der Kurfürst Johann Friedrich am mehrsten Schuld. Daß er sein Vertrauen auf Gottes Hilfe setzte, war allerdings recht und lobenswerth, nur hätte er dabei nicht vergessen sollen, daß Gott dem Menschen Kräfte ver- liehen hat, die ec benutzen soll, und daß es Gottes Wille nicht ist, durch Wunder da zu helfen, wo menschliche Klug- heit Rath schaffen kann. Auf dem Reichstage zu Speier 1544 bewies Johann Friedrich mehr Zuvorkommen- heit gegen den Kaiser, als dieser selbst von ihm erwartet hatte, und am Ilten Mai 1545 schloß er mit König Ferdinand einen Vergleich und erkannte ihn als römi- schen König an, ohne für sich einen Vortheil auszubedin- gcn. Die eroberten braunschweigischen Lande über- gaben die Bundeshäupter dem Kaiser zur Verwaltung; da aber der Herzog Heinrich mit einem Heere von 10,000 Mann in <cin Land einbrach, um es wieder in Besitz zu nehmen, so zogen die Bundeshäupter und auch Herzog Moritz gegen ihn aus, schlugen ihn und zwangen ihn, am 20stcn October sich dem Landgrafen gefangen zu er- geben. Der Kurfürst fürchtete nun keine Gefahr mehr und widmete ausschließlich seine Sorgen der inneren Negierung. Er betrieb die Vervollständigung der Reformation durch neue Visitationen und Verordnungen, ließ die Schulen verbessern, erhöhte die Einkünfte der Universität Witten- berg, stiftete 150 Stipendien daselbst und hatte keine Ah- nung von der Gefahr, die ihm und seiner Partei doch so nahe war. Der Kaiser hatte am I8ten September 1544 mit Frankreich den Frieden zu Erespy geschlossen und

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1. Geschichte der Deutschen - S. 564

1781 - Leipzig : Weidmann und Reich
564 Ii Hauptth. Neuere Gesch» Vinbuch. die evangelische Religion erklärten, und dem Kai- ser ihr Glaubensbekenntniß zu Augsburg überga- den. Er wurde auch das (Überhaupt des schmalkaldifchen Lundes, den sie zur Verthei- digung ihrer Gewissensfreyheit schließen muß. ten. In allem, was nützliche Landeseinrichtun» gen betraf, war er, wie sein Bruder, sehr geschäf- tig. Seine Gesinnungen leuchten unter andern aus folgenden Worten hervor, die er zur Beleh- rung für manche unwissende Edelleute, die nichts als reiten, fechten und jagen konnten, sagte: Es kernt fid? wohl von frcb selber, wie man $toey Beine über ein Pfctö hängen, des Seinöes und wilder Thiere sich erwehren, oder einen Hafeir fangen soll; darum können solches auch meine Reitersungen. Aber wie man gottselig leben, christlich regieren, auch Land und Leuten lob* lich vorstehen soll, da?» bedürfen ich und mei- ne Söbne gelehrte Leute und gute Bücher, nächst Gottes Geist und Gnade. Diefmü' Vi. Gleich eifrig für seine Religion, und be- sche Kur, alles Uni derselben willen zu erdulden, war wurde ' r. f ■ kommt an sein Sohn Johann Friedrich, der daher mit so n'sckäinu vielem Rechte der Grofimüthige heißt; er wur- Iohann de aber auch auf eine der härtesten Proben gesetzt. Da er sich nebst andern evangelischen Fürsten Mttlhige. der Kräfte des schmalkaldischen Bündnisses be- diente, um seine Glaubensgenossen zu schützen und ihre Gegner zu bekriegen, so beschloß endlich Larl der Fünfte, ihre nach seinen Absichten zu sehr anwachftnde Macht zu stürzen. Der Kur- fürst

2. Für Oberklassen - S. 134

1893 - Altenburg : Bonde
134 einem schlechten Leiter herunterzufahren, so richtet er gewöhnlich auf seinem Wege Verheerungen an, an denen man deutlich sieht, daß Gottes kleiner Finger in einer Sekunde mehr auszurichten vermag, als tausend Riesen- fäuste an einem ganzen Tage. Johann Friedrich, Kurfürst von Sachsen, streckte bei plötzlich ent- standenem Donner seine rechte Hand gen Himmel und sagte: „O du alter, starker Gott, du lässest dich hören, daß du noch lebest." 125. 1. Unter allen Schlangen ist eine, Auf Erden nicht gezeugt, Mit der an Schnelle keine, An Wut sich keine vergleicht. 3. Sie liebt die höchsten Spitzen, Nicht Schloß, nicht Riegel kann Vor ihrem Angriff schützen; Der Harnisch lockt sie an. 2. Sie stürzt mit furchtbarer Stimme Auf ihren Raub sich los, Vertilgt in einem Grimme Den Reiter und sein Roß. 4. Sie bricht wie dünne Halmen Den stärksten Baum entzwesi Sie kann das Erz zermalmen, Wie dicht und fest es sei. 5. Und dieses Ungeheuer Hat zweimal nie gedroht — Es stirbt im eigenen Feuer: Wie's tötet, ist es tot! 126. Das Gewitter. 1. Urahne, Großmutter, Mutter und Kind In dumpfer Stube beisammen sind; Es spielet das Kind, die Mutter sich schmückt, Großmutter spinnet, Urahne ge- bückt Sitzt hinter dem Ofen in: Pfühl — Wie wehen die Lüfte so schwül! 2. Das Kind spricht: „Morgen ist's Feiertag. Wie will ich spielen im grünen Hag, Wie will ich springen durch Thal und Höh'n, Wie will ich pflücken viel Blumen schön! Dem Anger, dem bin ich hold." Hört ihr's, wie der Donner grollt? 3. Die Mutter spricht: „Morgen ist's Feiertag; Da halten wir alle fröhlich Gelag. Ich selber, ich rüste mein Feier- kleid, Das Leben, es hat auch Lust nach Leid, Dann scheint die Sonne wie Gold." Hört ihr's, wie der Donner grollt? 4. Großmutter spricht: „Morgen ist's Feiertag. Großmutter hat keinen Feiertag, Sie kochet das Mahl, sie spinnet das Kleid, Das Leben ist Sorg' und viel Arbeit. Wohl dem, der that, was er sollt'!" Hört ihr's, wie der Donner grollt?

3. Für Oberklassen - S. 111

1870 - Altenburg : Bonde
111 Knöchel fährt. Das Rollen des Donners erklärt sich theils dadurch, daß der Schall in den Wolken oder an den Gegenständen auf der Erde zurückgeworfen wird, theils dadurch, daß der Schall, welchen der Blitz auf seinem Gange durch die Luft hervorbringt, wegen der ver- schiedenen Entfernung zu verschiedenen Zeiten an dein Ohr gelangt. 4. Was ist denn aber der Blitzableiter? Es gibt Körper, welche den elektrischen Funken rasch weiter leiten, aber auch Körper, welche dies gar nicht, oder nur sehr langsam thun. Jene nennt man gute, diese schlechte Leiter. Zu diesen gehört die Luft, besonders die trockne und verdichtete. Aus diesem Umstande sucht man die Zickzack- linie des Blitzes zu erklären; indem er die Luft vor sich hertreibt, verdichtet er sie und macht sie so selber zu einem schlechten Leiter, des- halb verläßt er seine gerade Bahn und springt nach der dünneren Luft ab. Zu jenen gehören unter anderen die Metalle. Bringt man darum die Spitze einer Metallstange in die Nähe eines elektrischen Funkens, so springt er, weil er sich den Weg durch die Luft, den schlechten Leiter, möglichst kurz machen will, auf sie herab und läuft ohne Schaden, oft ohne eine Spur seines Ganges an ihr herunter, bis er auf oder in der Erde mit der Harzelektricität sich vereinigt hat und nun spurlos verschwindet. Daher ist die Auffangestange an dem Blitzableiter ein nothwendiges Stück. Sie besteht aus Eisen und hat eine gewöhn- lich vergoldete Spitze. Sie schützt das Haus auf eine Entfernung, welche ihrer anderthalben oder zweifachen Höhe gleich ist, daher auf einem langen Gebäude mehrere Auffangestangen angebracht werden müssen. Mit ihr ist die Ableilungsstange verbunden, gewöhnlich eine eiserne Stange, besser ein kupferner Streifen, der auf dem Dache hin und an dem Hause herab in's Wasser geleitet wird oder doch in den Boden hinein bis zu einer solchen Tiefe, in welcher sich immer Feuchtigkeit findet. Ist der Blitz gezwungen, an einem schlechten Leiter herunterzufahren, so richtet er gewöhnlich auf seinem Wege Verheerun- gen an, an denen man deutlich sieht, daß Gottes kleiner Finger in einer Sekunde mehr auszurichten vermag, als tausend Riesenfäuste an einem ganzen Tage. Johann Friedrich, Kurfürst von Sachsen, streckte bei plötzlich ent- standenem Donner seine rechte Hand gen Himmel und sagte: ,,O du alter, starker Gott, du lässest dich hören, daß du noch lebest." 143. Räthsel. 1. Unter allen Schlangen ist eine, Auf Erden nicht gezeugt, Mit der an Schnelle keine, An Wuth sich keine vergleicht. 3. Sie liebt die höchsten Spitzen, Nicht Schloß, nicht Riegel kann Vor ihrem Angriff schützen; Der Harnisch lockt sie an. 2. Sie stürzt mit furchtbarer Stimm^ Auf ihren Raub sich los, Vertilgt in einem Grimme Den Reiter und sein Roß. 4. Sie bricht wie dünne Halmen Den stärksten Baum entzwei, Sie kann das Erz zermalmen. Wie dicht und fest es sei.

4. Für Oberklassen - S. 134

1882 - Altenburg : Bonde
134 einem schlechten Leiter hernnterzusahren, so richtet er gewöhnlich auf seinem Wege Verheerungen an, an denen man deutlich sieht, daß Gottes kleiner Finger in einer Sekunde mehr auszurichten vermag, als tausend Riesen- fäuste an einem ganzen Tage. Johann Friedrich, Kurfürst von Sachsen, streckte bei plötzlich ent- standenem Donner seine rechte Hand gen Himmel und sagte: „O du alter, starker Gott, du lässest dich hören, daß du noch lebest." 125. 1. Unter allen Schlangen ist eine, Auf Erden nicht gezeugt, Mit der an Schnelle keine, An Wut sich keine vergleicht. 3. Sie liebt die höchsten Spitzen, Nicht Schloß, nicht Riegel kann Vor ihrem Angriff schützen; Der Harnisch lockt sie an. Rätsel. 2. Sie stürzt mit furchtbarer Stimme Aus ihren Raub sich los, Vertilgt in einem Grimme Den Reiter und sein Roß. 4. Sie bricht wie dünne Halmen Den stärksten Baum entzwei, Sie kann das Erz zermalmen, Wie dicht und fest es sei. 5. Und dieses Ungeheuer Hat zweimal nie gedroht — Es stirbt im eigenen Feuer: Wie's tötet, ist es tot! 126. Das Gewitter. 1. Urahne, Großmutter, Mutter und Kind In dmnpfer Stube beisammen sind; Es spielet das Kind, die Mutter sich schmückt, Großmutter spinnet, Urahne ge- bückt Sitzt hinter dem Ofen im Pfühl — Wie wehen die Lüfte so schwül! 3. Die Mutter spricht: „Morgen ist's Feiertag; Da halten wir alle fröhlich Gelag. Ich selber, ich rüste mein Feier- kleid, Das Leben, es hat auch Lust nach Leid, Dann scheint die Sonne wie Gold." Hört ihr's, wie der Donner grollt? 2. Das Kind spricht: „Morgen ist's Feiertag. Wie will ich spielen im grünen Hag, Wie will ich springen durch Thal und Höh'n, Wie will ich pflücken viel Blumen schön! Dem Anger, dem bin ich hold." Hört ihr's, wie der Donner grollt? 4. Großmutter spricht: „Morgen ist's Feiertag. Großmutter hat keinen Feiertag, Sie kochet das Mahl, sie spinnet das Kleid, Das Leben ist Sorg' und viel Arbeit. Wohl dem, der that, was er sollt'!" Hört ihr's, wie der Donner grollt?

5. Teil 2 - S. 141

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 141 — feinen Glauben, ist Schutz und Schirm desselben, befreit seine Glaubensgenossen, ist aufopferungsvoll bis zum Tode und verschafft ihnen endlich im Augsburger Religiousfriedeu völlige Religionsfreiheit. So zeigen ihn die beiden Jahre 1547 und 1552 in schroffem Gegensatze: „Dort des Kaisers Bundesgenosse, hier sein Gegner. — Dort der Verräter Johann Friedrichs, hier dessen Befreier. — Dort der Bedrücker des evangelischen Glaubens, hier sein Retter. — Dort selbstsüchtig, hier aufopferungsvoll. — In beiden Fällen rasch im Handeln, mutig, glücklich im Erfolg, aber auch reich an Berstellungskünsten, nicht offen, treulos." 4. Was ist über den Augsburger Religiousfriedeu zu urteilen? Er verschafft Deutschland wenigstens vorläufig Ruhe, aber er ist gleichsam nur ein Waffenstillstand, denn durch die Bestimmung, daß der Landesherr die Religion seines Landes zu bestimmen habe, sehen sich die Andersgläubigen den mannigfachsten Bedrückungen ausgesetzt, da die einfache Auswanderung ans der Heimat doch nicht so leicht ist. So liegt also die Gefahr nahe, daß der Friede nur der Ausgangspunkt neuer Verwickelungen ist. Iii. Verknüpfung. 1. Das Zahr 1547 und 1552. a)Die evangelische Bevölkerung Deutschlands: Dort niedergeschlagen, ängstlich, mutlos und verzagt, denn es droht ihr die höchste Gefahr; hier wieder begeistert für die Sache des Glaubens, vertrauend auf die eigene Kraft und Gottes Beistand. — Dort die evangelischen Fürsten gefangen; hier wieder befreit. — Dort die Besten des Volkes um ihres Glaubens willen vertrieben; hier die Gebannten, darunter viele evangelische Geistliche, in die Heimat zurückkehrend. — Dort die deutschen Städte von verwilderten spanischen Truppen besetzt; hier die fremdländische Besatzung vertrieben. — Dort Glaubensfreiheit und evangelischer Gottesdienst hart bedroht; hier Religionsfreiheit zugesichert. — Dort Uneinigkeit unter den evangelischen Ständen; hier Eintracht und Friede. — Dort Untreue und Verrat; hier Treue und thatkräftige Hilfe. b) Der Kaiser: Dort siegreich, von Stadt zu Stadt ziehend; hier ein Flüchtling auf rauhem Gebirgspfad. — Dort im Bunde mit den mächtigsten deutschen Fürsten, an der Spitze eines großen Heeres; hier einsam und verlassen, nur von wenigen Dienern umgeben. — Dort die vornehmsten deutschen Fürsten vor ihm in den Staub sich beugend, hier keine Hand sich rührend, dem Bedrängten beizustehen. — Dort hochmütig und selbstbewußt, indem er dem Papste die Ausrottung der Ketzerei gelobt; hier entmutigt und getäuscht in den Passauer Vertrag willigend. — Dort auf der Höhe feiner Macht stehend; hier iu aller feiner Ohnmacht.

6. Der sächsische Kinderfreund - S. 235

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
23¿ nach dein Leben trachtet; welcher sich voni Feinde als einen Spion gegen das eigne Vaterland brauchen läßt; welcher dein Feinde des Vaterlandes mit Rath und That beisteht und ihm die Armee oder die Festungen übergiebt. Ein solcher Verräthec war z. B. der Bauer Strauch, der vor der Schlacht bei Mühlberg 1547 den Feinden den Weg zeigte, wo sie am be- sten durch die Elbe reiten und den Churfürst Johann Friedrich den Großmüthigen unerwartet angreifen konnten. Eben so wenig darf cs der Unterthan wagen, gegen den König, die Landesherrschaft, die Minister und hohen Behörden Schmäh- schriften, Pasquille und Lästerungen zu verfertigen oder zu verbreiten. Ein solches Vergehen heißt ein M a j e st ä t s v e r- b rechen, und wird mit Zuchthaus, ja nach Befinden mit dem Leben bestraft. Selbst derjenige zieht sich die schärfste Ahndung zu, der ein so boshaftes Unternehmen weiß und es gleichwohl nicht anzeigt. 2) Die Feier des Sonntags. Die Kirche ist dazu da, daß die Menschen Belehrung, Besserung und Beruhigung darin suchen und finden. Wollte man die Kirche verschließen und gar nicht mehr darnach fra- gen, ob Gott verehrt werde oder nicht, so würden die Men- schen in kurzer Zeit höchst lasterhaft werden. Dieß sah man recht deutlich in Frankreich zur Zeit der Revolution. Das Volk wurde immer zügelloser, je weniger man auf den Got- tesdienst achtete. Um nun m unserm Vaterlande die Unter- thanen zu wahren Christen zu bilden, so giebt es weise Gesetze, welche sich auf die Sabbathsseier beziehen, und Jedem die ge- bührende Strafe zuerkennen, der absichtlich die Tage stört, welche zur Anbetung Gottes bestimmt sind. Der Unterthan soll an den Sonn-, Feier- und Bußta- gen die Kirche fleißig besuchen, wie cs sich für einen wahren Verehrer Gottes und Jesu schickt, auch den Gottesdienst we- nigstens so lange abwarten, als der Prediger noch auf der Kanzel steht. In der Kirche hat man sich alles Lachens, Plaudcrns und andern Unfuges zu enthalten, wodurch die Leute in ihrer - Andacht gestört werden.

7. Bd. 3 - S. 16

1844 - Leipzig : Kollmann
16 sen kann ich den Urheber davon leichtlich errathen und habe bei dieser unverdienten Kränkung wenigstens die Ueberzeugung, daß ich, in vorkommendcn Fällen, kaiserlicher Majestät ebenso gut dienen kann, wie der stolze Meißner (de? Churfürst August)." Noch ehe der kaiserliche Herold sich wieder entfernt hatte, langte ein anderer, von einem Trompeter begleitet, von dem Churfürstcn August von Sachsen an, der dem Herzoge ein Schreiben über- reichte, in welchem ihm der Churfürst ankündigte, daß er vom Kaiser Befehl erhalten habe, die wider den Herzog und sein Land ergangene Achtserklärung zu vollziehen, und solchem Befehle nächstens Nachkommen werde. Johann Friedrich schien über diese Nachricht nicht sehr betroffen; er beschenkte jeden der beiden Herolde mit einigen goldenen Münzen und entließ sie freundlich. Es währte nicht lange, so nahmen die Feindseligkeiten ihren Anfang. Zwölf Tage nach jenem, wo die Herolde in Gotha gewesen, rückten eine Schwadron Reiter und eine Fahne Fuß- volk in die Nähe der Stadt und besetzten die Zugänge; doch nah- men sie noch keine feindliche Stellung an. Kurz zuvor waren die Unterthanen des Herzogs durch den Reichsherold von ihrer Pflicht gegen ihn losgesprochen und an seinen Bruder, den Herzog Johann Wilhelm von Weimar verwiesen. Johann Friedrich ließ einen bittern Brief an den Churfürstcn ergehen, in welchem er ihm seine vermeinte Unredlichkeit vorwarf und ihn fragte, ob er noch nicht zufrieden sey, ihm sein rechtmäßiges Erbe entrissen zu haben, und ob er auch etwa die wenigen Brocken noch verlange, welche ihm sein Bruder Moritz noch habe übrig lassen müssen. Am Schluffe erklärte er, wie er sich nimmer entschließen werde, sich vor ihm zu demüthigen, sondern auf seine gerechte Sache und Gottes gnädigen Beistand sich verlassen wolle. Hierauf erließ er ein allgemeines Aufgebot an seine Lehns- leute, sich mit ihrer Mannschaft zu seiner Vertheidigung zu stel- len; es erschienen ihrer aber nur etwa zwanzig. Das betrübte ihn zwar, brach ihm aber den Muth nicht. Auf seinen Befehl wurden von den benachbarten Dörfern alle Vorräthe von Lebens- mitteln in die Stadt geschafft, und die Bürger mußten nicht nur ihr Getreide, sondern auch ihr Silberzeug, ihr baarcs Geld, ihre Kleider und ihr Hausgeräth nach dem Grimmenstein schaffen. Dreitausend Bauern wurden bewaffnet und als Besatzung zur Hälfte in die Stadt, zur Hälfte in die Veste gelegt. Ihnen

8. Neuere Geschichte - S. 122

1843 - Berlin : Sander
122 Vii. Karls V. Heer in Rom; Solymann vor Wien- machte. ,, Obwohl wir Christen das Gebot haben nur zu leiden um des Evangelii willen, so ist doch der christliche Fürst, daerdas Schwert führt, nicht nur ein Christ und ein Privatmann, sondern er verwaltet ein öffentlich Amt. Er gebrauche also das Schwert, wenn er durch die öffentliche Noth und durch die Wuth anderer dazu getrieben wird, für die Wohlfahrt der Brüder. Es ist nicht einzu- sehen, warum ein Fürst, auch wider den Willen seines Volkes, nicht Krieg führen dürfe. Wozu führt er sonst das Schwert? Etwa, damit dasselbe durch den Willen des Volkes oder des Pöbels regiert werde? Ein Fürst, der für das Evangelium streiten will, muß nur zusehen, daß sein Gewissen auf dem festen und reinen Worte Gottes bestehe." Aber Luther und Melanckthon ließen sich durch die bibli- schen Gründe ihrer Amtsgenossen, so wenig als durch die politischen des Landgrafen, in ihrer Ueberzeugung wankend machen. Da die- selbe der Bequeinlichkeit des trägen Kurfürsten Johannes sehr zu- sagte, hatte der Landgraf, der in dieser Angelegenheit das Princip der weltlichen, in weltlichen Dingen keineswegs unwichtigen Klug» heit vertrat, einen gar mühvollen Stand, ehe er den Abschluß des Bündnisses durchsetzte. Er mußte dem Kurfürsten und dessen Sohne Johann Friedrich, der im Rathe des Vaters eine sehr bedeutende Stimme führte, eindringlich vorstellen, daß Wehrlosigkeit den An- griff von Seiten der Gegner ves Evangeliums beschleunigen werde, und sie zu wiederholtenmalen bei ihrem Glauben, bei dem Wohl ihrer Länder und bei der Ehre und Sicherheit ihrer eigenen Person beschwören, das in einem Bündnisse liegende Rettungsmittel ohne Aufschub zu ergreifen. Er für seine Person habe nlcht Lust, sich um des Evangeliums willen aus seinen Ländern verjagen und an den Bettelstab bringen zu lassen; wohl aber sei er entschlossen, dafür zu sterben, wenn er, von ihnen verlassen, durch die Uebermacht seiner Feinde unterdrückt werden sollte. Aber auch nach dem Abschlüsse des Bündnisses beharrten Luther und Melanchthon auf ihrer Ansicht von dessen Sündhaftigkeit, und mehr als einmal rieth der erstere seinem Herrn, dasselbe lieber wieder aufzuheben, als sich zur Befolgung der Rathschläge des Landgrafen bewegen zu lassen. ,,Es sei vor dem Garn gefischt, so man um Vertheidigung des Evangelii willen sich wider die Obrigkeit lege, und sei ein rechter Mißglanbe, der Gott nicht vertraue, daß er uns, ohne unsern Witz und ohne unsere Macht, durch mehr Weise wohl zu schützen wissen werde. Gott habe

9. Teil 2 - S. 137

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 137 — Glaubens verteidigt, kämpfen sie jetzt mit dem Schwerte für evangelische Freiheit. Dieser Kampf ist nichts weiter als Notwehr, ein Kampf um die höchsten Güter, Glauben und Gewissensfreiheit, und darum eine edle Pflicht. „Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt." Der Kampf ist notwendig, denn der Kaiser will die Evangelischen mit Gewalt zum katholischen Glauben zwingen, und vor dieser Notwendigkeit müssen alle auderen Bedenken schwinden. Zwar warnt Christus vor der rohen Gewalt, wenn er spricht: „Stecke dein Schwert in die Scheide . . ; zwar hat Luther immer zum Frieden gemahnt, eingedenk der Wahrheit: „Ein furchtbar wütend Schrecknis ist der Krieg ..." und auch der anderen: „Schrecklich immer, auch in gerechter Sache, ist Gewalt." aber die evangelische Lehre würde vollständig ausgerottet worden sein, hätten ihre Anhänger sie nicht mit dem Schwerte verteidigt, dadurch des Dichters Mahnung befolgend: „Gott hilft nur dann, wenn Menschen nicht mehr helfen." Und so mögen die protestantischen Fürsten in den Kampf gezogen sein mit dem Vorsatz: „Wir wollen bauen ans den höchsten Gott und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen," und mit dem Troste: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns fein"? Aber ist ihr Kampf gegen den Kaiser nicht Empörung? Sie lehnen sich gegen des Reiches Oberhaupt auf, aber nicht frevelhaft, aus selbstsüchtigen Beweggründen, sondern aus Notwehr, ihr Herz und ihren Gottesdienst frei zu halten von allem, was nach ihrem Glauben eine Lüge ist. Ein Kamps für die höchsten Güter des Glaubens aber ist immer ein erlaubter. So zeigt uns der schmalkaldische Krieg unserer Väter Standhaftigkeit im Glauben, ihren Mut in der Stunde der Gefahr, ihre Frömmigkeit und ihr Gottvertrauen auch in schwerer Zeit. Und als dennoch das Unglück über sie hereinbricht, besonders über den unglücklichen Johann Friedrich, da zeigt sich seine christliche Geduld im Leiden und sein festes Gottvertrauen im schönsten Lichte. Ruhig und gefaßt vernimmt er des Kaisers Todesurteil, denn er besitzt ein gutes Gewissen — „Ein gut Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen" — und gläubige Ergebung in Gottes Willen — „Leiden währt nicht immer, Ungeduld macht's schlimmer". Und wie er den Kamps begonnen hat, eingedenk des Wortes Petri: „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen", so ist sein Gottvertrauen auch im Unglück seine beste Stütze. „Und ob ich schon wanderte ..." — „Wenn ich nur dich habe ..." — „Vertrau auf Gott ..." Dabei ist er in allen seinen Unternehmungen getragen von der Liebe des Volkes. Jubelnd empfangen ihn die Protestanten in Sachsen nach der Vertreibung des Herzogs Moritz, jubelnd begrüßen ihn seine Unterthanen bei seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft, und wenn auch das Mitleid mit seinem Unglück die Liebe seines Volkes gestärkt hat — „Das Unglück spricht gewaltig

10. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 353

1883 - Leipzig : Spamer
Die Hauptleute des Schmalkaldischen Buudes. 353 Moritz war nicht ein Sohn, sondern ein Neffe Herzog Georgs, dieses bitterbösen Feindes der Reformation. Sein Vater, Herzog Heinrich, hatte die Reformation in herzoglichen Landen eingeführt, und Moritz war im lutherischen Glauben befestigt worden am Hofe Johann Friedrichs. Aber Moritz war nicht der Mann, der wie sein Vetter Johann Friedrich in der treuen Ausübung und Wahrung dieses Glaubens seine Befriedigung gefunden hätte. Er war von Ehrgeiz beherrscht und von einem Kraftgefühl, das zu einem größeren Wirkungs- felde, zu erweitertem Machtgebiete hindrängte. Johann Friedrich gibt sich bei Mühlberg gefangen (24. April 1547). In den Feldzügen des Kaisers hatte er gute Dienste gethan; der Kaiser wußte seine Fähigkeit zu schätzen, aber er wußte auch, wo der Hebel anzusetzen war, um Moritz aus seinen verwandtschaftlichen Verbindungen und aus dem Bannkreis seiner Glaubensgenossen herauszuheben. Er versprach ihm die kursächsischen Lande, wenn Johann Friedrich durch offene Auflehnung dieselben verwirken und Moritz des Kaisers Aktion gegen ihn erfolgreich unterstützen würde. Noch im Jahre 1546 erhoben sich die Hauptleute des Schmalkaldischen Bundes und zogen mit Heeresmacht gegen den Kaiser. Der Feldzng in Süd- deutschend kann für uns hier glücklicherweise unbeachtet bleiben. Er ist auch so unerfreulich, daß man gern von ihm schweigt. Vor Regensburg, vor Jngol- stadt verloren die Protestanten durch Unentschlossenheit die kostbare Zeit, bis der Kaiser seine Rüstungen vollendet hatte und nunmehr die evangelischen Reichsstädte Deutsches Land und Volk. Vi. 23

11. Für Oberklassen - S. 233

1870 - Altenburg : Bonde
233 Aurogallus und ich, daß wir in vier Tagen kaum drei Zeilen konnten fertigen. Lieber, nun es verdeutscht und bereit ist, laust einer jetzt mit den Augen durch drei oder vier Blätter und stößt nicht einmal an, wird auch nicht gewahr, welche Wacken und Klötze da gelegen sind, da er überhin gehet, wie über ein gehobelt Brett. Es ist gut pstügen, wenn der Äcker gereinigt ist; aber die Stöcke ausrotten und den Acker zurichten, daran will Niemand." Wiederum heißt es irgendwo: „Man muß nicht die Buchstaben der fremden Sprache fragen, wie man soll deutsch reden, sondern man muß die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gasse, den gemeinen Mann auf dem Markte darum fragen. Wenn ich nach dem Buchstaben also dollmetsche: „Aus dem Überflüsse des Herzens redet der Mund," — welcher Deutsche verstände das? „Überfluß des Herzens" ist kein Deutsch, so wenig als Überfluß des Ofens, der Bank u. dgl. Aber also redet die Mutter im Hause und der gemeine Mann: Weß das Herz voll ist, deß gehet der Mund über. Das heißt gut deutsch geredet, dessen ich mich geflissen und es leider nicht alle Wege erreicht noch ge- troffen habe." — Dann fügt der herrliche Mann an einer andern Stelle hinzu: „Das kann ich mit gutem Gewissen zeugen, daß ich meine höchste Treue und Fleiß darin erzeigt und nie keine falschen Gedanken (Absichten) dabei gehabt habe; denn ich habe keinen Heller dafür genommen noch gesucht, noch damit gewonnen; so habe ich meine Ehre darin nicht gemeint, das weiß Gott mein Herr; sondern habe es zu Dienst gethan den lieben Christen und zu Ehren Einem, der droben sitzt, der mir alle Stunden so viel Gutes thut, daß, wenn ich tausend- mal so fleißig viel dollmetschte, ich solches doch nicht verdiente auch nur eine Stunde. Es ist alles seine Gnade und Barmherzigkeit, was ich bin und habe; darum soll es auch alles ihm zu Ehren dienen, mit Freuden und von Herzen. Ich bin allzu reichlich belohnt, wo mich nur ein einziger Christ für einen treuen Arbeiter erkennt." So hat der theure Mann Gottes an dem Werke gearbeitet, das nun der größte Schatz und Segen unsrer deutschen Kirche ist. 249. Die Übergabe der Augsburgischen Confession. 25. Juni 1530. Der 25. Juni 1530 ist wohl der leuchtendste Tag in der Geschichte unserer lutherischen Kirche. Folge mir in den Abend des 24. Juni 1530 nach der alten freien Reichsstadt Augsburg. Ich führe dich in die kurfürstliche Herberge, wo eine kleine, aber hell- leuchtende Wolke von Zeugen und Bekennern Christi beisammen ist. Ein Mann in sammtnem Baret und weißem Spitzenkragen, den Hermelinmantel um seine Schultern, den Ernst und die Andacht im ehrwürdigen Antlitz und eine Schrift vor sich, führt den Vorsitz in dieser Versammlung. Es ist der edle Kurfürst von Sachsen, welchem die Geschichte den schönen Namen des Beständigen beilegt. Und um ihn sitzen sein Sohn Johann Friedrich, der Sachsen-Herzog, und Brandenburgs, Hessens, Lüneburgs und Anhalts Fürsten und

12. Bd. 4 - S. 53

1786 - Dresden Leipzig : Hilscher
53 Kurfürst Monz. Ain kurfürstlichen Hofe war alles erfreut über die Ankunft des jungen Prinzen tllorij, der ohngefähr 16 Jahr alt war, am Ver- stände aber schon manchen klugen Alten be- schämte. Kurfürst Johann Friedrich ver- säumte feiner Seits auch keine Zeit und Ge- legenheit dem Prinzen eine vollkommene Bil- dung zu geben. Sein liebreicher Karakter, seine unverstellte Denkungsart wüste dein jugendlichen Feuer desselben bald dieienige Richtung zu geben, welche ihm zu Ausfüh- rung eines wichtigen Geschäfts höchst nöthig war. itioi*t$cns Vater, Herzog Heinrich, hatte sich bereits zur evangelischen Lehre be- kannt, auch selbige in feinem Lande einge- führt, er wünschte daher, daß auch fein Sohn, der in der bisher herfchenden Religion erzogen war, in der lutherischen Lehre unter- richtetwerden, und selbige annehmen möchte, dies konnte nun nirgends bester, als am Hofe des Kurfürsten von Sachsen geschehen, wel- cher mit Standhaftigkeit und Grosmuth alles gern und willig übernahm, was die Ausbrei- tung der gereinigten Lehre bewirken konte. Da nun der Kurfürst den Prinz Voorf$ außerordentlich liebte, und ihm ohne Arg- wohn seine ganze Zuneigung schenkte, so fand Dg es

13. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 534

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 534 — emporrankt. An diesen Wänden und Decken scheint es, als hätten unsichtbare Hände den Stein mit Stickereien bedeckt, oder ihn wie einen Teppich gewebt, wie die feinsten Spitzen gehäkelt. Und dort, — wie rosig schimmert das Licht durch die durchsichtigen Vorhänge, als müßte sich uns da ein neues, noch schöneres Zauber- gemach enthüllen. Besonders schön ist die Orgel mit ihren Pfeifen, welche zu tönen beginnen, sobald sie mit einem Stabe gestrichen werden. Nicht weniger fesselnd sind die gewaltige „Kanzel", sowie ein die sitzende Figur eines alten Ritters darstellender Block, unter welchem man sich in dieser Umgebung leicht einen „alten Barba- rossa" vorstellen mag. In einer etwas höher gelegenen Nebengrotte erblicken wir das mit klarem, rheingrünem Wasser gefüllte „Bassin". — Alles dieses strahlt in blendender Helle wieder, wenn an die Stelle der gewöhnlichen Beleuchtung das Magnesiumlicht tritt, und es gewährt einen zauberhaften Anblick, wenn fliegende Strahlen um die seltsame Welt aus- und niederspielen, bis alles wieder jäh in die Nacht versinkt. — Ihren Namen trägt die Höhle nach dem verdienten Ober-Berghauptmann von Dechen zu Bonn. In dem Dorfe Elsey wirkte einst höchst segensreich Johann Friedrich Möller. Er wurde am 6. Dezember 1750 geboren, wo sein ausgezeichneter Vater 62 Jahre lang als Prediger im Segen wirkte. Auch seine Mutter, eine geborene Harkort, war eine treff- liche Frau, voll herzlicher Menschenliebe. Zwei jüngere Brüder Johann Friedrichs starben, als er das achte Jahr erreicht hatte, und nur eine Schwester blieb ihm, die jedoch zu jung war, als daß sie seine Gespielin hätte sein können. In der Schule zu Elsey, sowie später unter Leitung des Vaters und eines Haus- lehrers entwickelten sich Kopf und Herz des Knaben aufs trefflichste; namentlich erfüllten ihn die herrlichen Umgebungen von Limburg schon in früher Jugend mit hoher Bewunderung und stimmten ihn zum Preise Gottes, der ihm eine solche Heimat gegeben. Nach- dem er kurze Zeit das Gymnasium in Dortmund und das Pädago- gium in Halle besucht hatte, studierte er weiter auf der dortigen Universität mit großem Fleiße und kehrte alsdann zu den Seinigen zurück. Die Gemeinde zu Elsey erwählte ihn schon im Jahre 1774

14. Mit einem kolorirten Kupfer - S. 223

1812 - Dresden Leipzig : Selbstverl. K. Engelhardt
wird zu Jnspruck die Freiheit angekündigt. 223 Johann Friedrich erschien, begleitet von der Spanischen Wache, welche aber diesmal, auf des Kaisers Befehl, nicht Feuerrohre und Lanzen, son- dern nur Fechtdegen trug. Zeitiger an Ort und Stelle, alo Ferdinand, ginger diesem entgegen, ward Mit traulichem Handschlag empfangen und in ein Lusthaus geführt, wo er über eine halbe Stunde mit lh>n allein sprach. Gleich nach dieser Unterredung flüchtete der Kaiser. Abends nach 6 Uhr aber erschienen der Kardinal Gra nvella, der Burggraf Hein- rich von Meissen, als Böhmischer Kanzler, der Präsident Heinrich Haase und der kaiserliche Sekretär I 0 h. F l e n d s b u r g e r bei dem gefang- nen Kurfürsten und kündigten ihm förmlich die Frei- heit an, doch mit der Bedingung, dem flüchtigen Kaiser zu folgen. Die Spanische Garde, welche kurz zuvor noch mit Trommeln und Pfeifen vor Johann Friedrichs Wohnung aufgezogen war, ging nun in der Däm- merung stillschweigend auseinander. Früh um 2 Uhr folgte Joh. Friedrich dem Hofe des flüchtigen Kaisers. Unterwegs war er sehr heiter, sang und lobte Gott für seine Befreiung. Den 2?. Mai ward der Kurfürst im Flecken Zink von Ferdinand zur Tafel geladen und ihm dabei versichert, ,daß nächstens auch der Kaiser ihn sprechen werde. Dies geschah am folgenden Morgen. Johann Friedrich stieg vom Wagen, als er Karln in der Sanfte vom weiten erblickte, dankte gerührt

15. Für Oberklassen - S. 549

1893 - Altenburg : Bonde
549 Zusammenkunft in Schwabach von seiten der Sachsen den schweizerischen Theologen und Abgeordneten als Bedingung eines mit ihnen abzu- schließenden Bundes vorgelegt wurde. Diese Schwabacher Artikel sind die erste Grundlage der Augsburgischen Konfession geworden. Bei dieser Gelegenheit soll Luther in Schleiz gepredigt haben und zwar, da man ihm die Kirche verweigerte, im Gasthofe zum Hirsch und hier wegen der Menge der Zuhörer bei offenen Thüren und Fenstern. Von hier aus soll er auch nach Burgk gegangen sein und in der dortigen Schloßkapelle vor der gräflichen Herrschaft eine Predigt gehalten haben. Die Reformation hatte nach und nach in einem großen Teile des Vogtlandes Boden gewonnen, nur nicht in dem reußischen Anteile. Die Herren von Schleiz und Gera waren eifrige Anhänger des Papsttums und wollten von der neuen Lehre durchaus nichts wissen. Der Grund ihrer Abneigung lag teils in der Scheu, mit dem Kaiser zu brechen, teils in der irrtümlichen Auffassung des Bauernkrieges, den sie als einen giftigen Auswuchs der Reformation ansahen, teils und vielleicht zumeist in dem gebieterischen Auftreten des Kurfürsten von Sachsen, der als Lehnsherr die Lehre Luthers in den reußischen Landen einführen wollte. Daher kam es, daß, als Kurfürst Johann den Herrn von Gera, Heinrich den Jüngeren, für eine Kirchen-Visitation zu gewinnen suchte, dieser in Verein mit seinen Rittern und Priestern sich gegen eine solche erklärte und es unerhört fand, daß die Ordnung umgestoßen werden sollte, welche sich seit Menschengedenken in seinem Lande behauptet hätte. Ebensowenig Gehör fand bei ihm eine zweite Einladung. Er wolle, ließ er sagen, keinen Anteil an der Visitation nehmen, sondern bei dem alten Glauben bleiben, und daß er dies könne, dafür bürge ihn: das Kaiserliche Mandat. Jahrelange schriftliche Verhandlungen hatten keinen Erfolg und so ordnete denn Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige 1533 ohne weiteres eine Visitation in den reußischen Ländern an. Traurig waren die kirch- lichen Verhältnisse, welche die Visitatoren vorfanden. In der Herrschaft Gera mußte ein Drittel der Geistlichen, in Schleiz über die Hälfte wegen Unbrauchbarkeit abgesetzt werden, und in Greiz genügten von 13 Geist- lichen nur drei mäßigen Anforderungen. Der alte, uugeschulte und un- christliche Pfarrer zu Seubtendorf wurde seines Amtes entsetzt und im Kloster zum heiligen Kreuz in Saalburg lebenslänglich ernährt, dieses selbst aber 1544 aufgehoben. Am schlechtesten stand es mit der Geist- lichkeit in und um Gera. Der Stadtpfarrer wurde fortgeschickt und mit ihm außer mehreren anderen die Pfarrer zu Saara und Großaga, weil sie so gar ungeschickt waren, daß sie kaum einen Bibelspruch aufsagen konnten, ebenso der Tinzer, ein nichtsnutziger Bube, der schon vor dem Bauernkriege lutherisch gepredigt hatte, dann aber in das Papsttum zurückgefallen war. Der Pfarrer in Thieschitz wurde im Amte gelassen, bloß weil er sich zu bessern versprach, der Pfarrer zu Hirschfeld aber, weil er gebrechlichen Leibes war. In der Schweizer Herrschaft gab das zuchtlose Leben vieler Geistlichen allgemeines Ärgernis und ließ das Volk nur mit Verachtung von seinenmeßpfaffen" reden. In der Zwischen- zeit hatten sich auch die adeligen Herren des Landes eines Besseren be- sonnen. Sie begrüßten die Visitation mit großem Seufzen und Begehren

16. Mit einem kolorirten Kupfer - S. 243

1809 - Leipzig Dresden : Selbstverl. K. Engelhardt / Barth
243 Nachmittags zwischen z und 4 Uhr, wie er selbst schreibt, von den Obengenannten abermals in sei- nen „vir Pfelen vberloffcn." Unange- meldet treten sie herein „zornigerweißevnd geb erden" und stellen sich keck vor den Herzog. Dieser erschrickt, reicht aber doch beiden die Hand und fragt nach ihrem Begehr. Da entgegnet Haim im barschen Tone, wie unschick- lich es sei, daß man ihn, als einen kaiserlichen Kommissar, neulich vor der Thüre abgewiesen habe — iezt komme er aber, rooo Gülden, die der Herzog von seinem Sohne erhalten, auf Be- fehl des Erzherzogs, zum Bezahlen der Wache ab- zuholen. Johann Friedrich ärgert sich über das grobe, noch dazu auf Unwahrheit sich gründende, Begeh- ren des ihm unbekannten Mannes, hebt sogar die Faust und sagt: „(wie es bei den Sachssen bräuchlich) auf eine Lügen gehört ein Maulschelle," und Haim macht darüber einen so argen Lärm, daß Elisabeth, welche ihrem Ge- mahl zu Hilfe eilt, vor Schreck fast krank wird und auf der Stelle Arznei nehmen muß. Haim droht mit Verklagen beim Kaiser — Johann Friedrich desgleichen. Haim wirft dem Herzoge vor, er habe binnen 6 Wochen entfliehen wollen und Johann Friedrich entgegnet: „werß redt, der Leugts alß ein schelm vnnd Bößwicht." Haim macht ihm noch härtere Vorwürfe und — herzangreifend ist es, wenn der Herzog antwortet! „Wovon soll ich essen vnnd Trinken, Wan ir O. 2 mirß

17. Abth. 3 - S. 59

1841 - Leipzig : Fleischer
wie ich höre, denen, so die reine Lehre angenommen, be- vorstehet, zu übernehmen." So wurde denn an demselben Nachmittag der öf- fentliche Umgang gehalten, wobei keiner der evangeli- schen Fürsten zugegen war. 20. Wolf gang, Fürst zu Anhalt. Fürst Wolfgang zu Anhalt war einer der ei- frigsten Vertheidiger der Kirchen-Verbesserung. Re- ligiöser Sinn und ritterlicher Muth machten ihn un- überwindlich in der Behauptung seiner Ueberzeugung. Darüber belegte ihn im Jahre 1547 Kaiser Karl V mit der Reichsacht, und schenkte sein Land einem spani- schen Günstling. Als nun der Achrbrief ankam, setzte Wolfgang sich auf seinem Schlosse zu Bernburg zu Pferde, ritt durch die bestürzte Stadt und sang mit lau- ter Stimme aus Luthers Heldenlied: „Nehmen sie une den Leib, Gut, Ehr', Kind und Weib, Laß fahren dahin! Sie haben's kein'n Gewinn, Das Reich Gottes muß uns bleiben re." (Ps. 73, 25. 26. 28.) 21. Johann Friedrich, der Beständige. Als der Churfürst von Sachsen, Johann Friedrich der Beständige, im Religionskriege durch Verrätherei von dem Kaiser Karl V gefangen genommen war, ver- langte in dieser Gefangenschaft der Kaiser von dem Churfürsten, er solle der evangelischen Wahrheit absa- gen. Auf seinen Knieen liegend hörte dieser den An- trag des Kaisers an. Als ihn der Kaiser von der Erde aufhob begann der Churfürst: „Allergnädigster Kaiser! Ich stehe hier vor Ew. Kaiser!. Majestät als ein ar- mer, gefangener Mann; ich leugne nicht, daß ich habe die Wahrheit bekannt, und darob Hab' und Gut, Weib und Kind, Land und Leute, kurz Alles, was mir Gott in dieser Welt gegeben und verliehen hat, verlassen, und habe nicht mehr, denn diesen gefangenen Leib, der doch nicht in meiner, sondern in Ew. Kaiser!. Majestät

18. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 107

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 107 — erbat dessen Gnade, wurde jedoch gefangen genommen. So war der schmal-kaldische Bund völlig zersprengt, und in Norddeutschland widersetzte sich nur noch die Festung Magdeburg. Daher ächtete sie der Kaiser und übertrug Moritz von Sachsen die Ausführung der Reichsacht. So hatte also Johann Friedrich der Großmütige das standhafte Eintreten für seinen Glauben mit dem Verluste seiner Länder bezahlt. Damals, 1547, ging das Kurfürstentum Sachsen von der ernestinischen Linie für immer auf die albertinische über. Johann Friedrich blieb Gefangener des Kaisers, aber seinen Glauben ließ er sich nicht antasten. Als man ihm zumutete, sich auch in Religionssachen dem Kaiser zu fügen, sagte er: „Ich will lieber Land und Leute, auch den Hals dazu hergeben, als von Gottes Wort mich abreißen lassen." Um die Gefangenschaft des Kurfürsten zu verschärfen, nahm man ihm seine Bücher, auch die Bibel. Da sprach er: „Nehmen sie mir gleich meine Bücher, so sollen sie mir doch das, was ich daraus gelernt habe, Jesum Christum, nicht aus dem Herzen reißen." Nicht einmal eine evangelische Predigt durfte er noch hören. 4. Kaiser und Kurfürst Moritz. Nach der Besiegung des schmalkal-dischen Bundes stand der Kaiser auf der Höhe seiner Macht. Deutschland wurde mit entsetzlich verwilderten spanischen Truppen angefüllt, die Reformation besonders in Süddeutschland schonungslos niedergetreten, jede Übertretung der katholischen gottesdienstlichen Gebräuche mit schweren Strafen belegt. Da gingen dem jungen Kurfürsten Moritz endlich die Augen auf über des Kaisers Absichten. Er hatte dem Kaiser große Dienste geleistet, und dennoch blieben seine wiederholten Bitten um Befreiung feines Schwiegervaters, des Landgrafen von Hessen, ohne Erfolg. Da beschloß er, den Kaiser zur Losgabe seiner Gefangenen zu zwingen. Heimlich verband er sich mit mehreren protestantischen Fürsten Norddeutschlands. Die Vollstreckung der Reichsacht an Magdeburg gab ihm Gelegenheit, ein Heer zu sammeln, ohne daß der Kaiser von seiner Absicht merkte. Als er mit den Vorbereitungen zu Eude war, schloß er plötzlich Frieden mit Magdeburg und brach nach Süddeutschland auf. Beinahe hätte er in Innsbruck den gichtkranken Kaiser gefangen genommen. Dieser mußte iu der Nacht, im schrecklichsten Unwetter, in einer Sänfte über die schneebedeckten Alpen flüchten, wobei Diener mit Fackeln die engen Gebirgswege beleuchteten. Auch der gefangene Kurfürst Johann Friedrich war dabei. Jetzt mußte der Kaiser nachgeben. Bald kam 1552 der Vertrag zu Passau zu stände. Die gefangenen Fürsten erhielten ihre Freiheit, die Bekenner der Augsburger Konfession aber bis zum nächsten Reichstage unbedingte Religionsfreiheit. 5. Neligionsfriede. Auf dem Reichstage zu Augsburg 1555 kam endlich ein Religionsfriede zu stände, in welchem die Protestanten völlige Religionsfreiheit und gleiche Rechte mit den Katholiken erhielten. Doch stand es jedem Landesherrn frei, zu bestimmen, zu welcher Religion seine Unterthanen sich bekennen sollten. Wer sich einem solchen Zwange nicht fügen wollte, durfte auswandern. Kaiser Karl V. genoß aber die Früchte des Religionsfriedens nicht mehr. Nach so vielen Kämpfen und Enttäuschungen legte er 1556 die Kaiserkrone nieder und zog sich in das spanische Kloster St. Inst zurück. Hier lebte er noch zwei Jahre, mit frommen Übungen, der Pflege des Gartens und der Anfertigung von Uhren beschäftigt. Um sich schon vor seinem Tode mit dem Sterben vertrant zu machen, legte er sich einst in einen Sarg und ließ sein Leichenbegängnis halten. Tief erschüttert durch die feierlichen Totengesänge, die in der Kirche für sein Seelenheil angestimmt wurden, starb er wenige Wochen darnach 1558.

19. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 95

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
32. Der schmalkaldische Krieg. 95 Bauern noch im Mansfeldischen, hier wurde im Mai Sittichenbach vllig verwstet, ebenfalls Mansfeld, Roda, Wimmelburg und Holzzelle. Luther suchte durch seine Gegenwart die aufgeregte Menge zu beschwichtigen; er reiste durch das Aufruhrgebiet nach Stolberg und von da nach Nordhausen. Er sagt davon: Mitten bin ich unter ihnen gewesen und durch sie gezogen mit Gefahr Leibes und Lebens." Er gesteht aber auch die Erfolglosigkeit seines Bemhens ein: Die thringischen Bauern habe ich selbst erfahren, da, je mehr man sie ermahnt und lehrt, je strriger, stolzer und toller sie wurden und haben sich allenthalben also mutwillig und trotzig gestellt, als wollten sie alle ohne Gnade und Barmherzigkeit erwrgt sein." 32. Der schmalkaldische Krieg. 1. Herzog Moritz von Sachsen. Der schmalkaldische Krieg hat fr unsere Provinz eine ganz besondere Bedeutung dadurch, da er eine politische Gestaltung des sdlichen Teiles derselben herbei-gefhrt hat, wie sie im groen und ganzen heute noch besteht. Im Herzogtum Sachsen war 1541 nach dem Tode seines Vaters Heinrich Moritz gefolgt. Er war ein treuer Anhnger der Reformation und diente ihr durch Einfhrung einer Kirchenordnung und durch Einrichtung von Schulen; so ist die Klosterschule zu Pforta von ihm gegrndet. Aber er ging seine eigenen Wege; die altvaterische ritterliche Vertrauensseligkeit, die seinen erttestimschen Vettern und andern lteren protestantischen Fürsten anhaftete, hatte er mit dem damals modernen Machiavellismns^) vertauscht. Die Einseitigkeit eines rein religisen Standpunkts hatte er berwunden, die beengenden Fesseln mittelalterlicher Vasallentreue abgestreift; die nationale Freiheit und eigene starke Macht, die er mit allen Mitteln einer rcksichtslosen Staatskunst zu erreichen suchte, stand bei ihm im Vordergrund. Dem schmalkaldischen Bunde war er nicht beigetreten. Mit seinem Vetter, dem Kurfrsten Johann Friedrich, stand er nicht gut, und schon 1545 traf er mit dem Kaiser ein geheimes Abkommen, worin ihm die Kur-wrde und das Land seines Vetters zugesichert ward. 2. Die Schlacht bei Mhlberg. Als der schmalkaldische Krieg ausgebrochen war, blieb Herzog Moritz zunchst nur Zuschauer und Berechner des Fr und Wider. Sobald er sich aber berzeugt hatte, da die doppelkpfige Kriegsleitung der Protestanten den Waffen des Kaisers nicht gewachsen sei, ergriff er offen dessen Partei und machte sich zum Vollstrecker der der Johann Friedrich verhngten Reichsacht. Anfang November rckte er in Kursachsen ein und brachte es binnen 14 Tagen mit Ausnahme von Wittenberg und Gotha in seine Hand. So-fort eilte nun Johann Friedrich aus Sddeutschland herbei, um den frechen J) Machiavelli starb 15*27 zu Florenz.

20. Theil 3 - S. 6

1875 - Leipzig : Brandstetter
6 Jammer nach Wittenberg schrieb: „O meine Sünde, Sünde, Sünde!" antwortete dieser mit naiver Tröstung: „Du willst Vergebung der Sünden und hast doch keine rechte Sünde. Soll dir Christus helfen, so mußt du ein Register rechtschaffener Sünden haben als da ist: stehlen, morden u. dgl. und mußt ihm nicht mit solchem Trödelwerk und Puppensünden kommen." Oft brachte Luther mehrere Tage ohne Speise und Trank in seiner Zelle eingeschlossen zu. So fanden ihn einst die Freunde, nachdem sie die Thüre gewaltsam erbrochen, ohnmächtig am Boden liegend. Sie brachten ihn wieder zum Leben durch Musik. Den ersten Lichtstrahl empfing er in einer Stunde der bittersten Qual von einem alten Augustinermönch, der ihn Beichte hörte und auf den Glauben an die Vergebung der Sünden verwies. Allmählich ward esheller in seiner Seele: „Da ward ich froh," sagt Luther, „denn ich lernte und sah, daß Gottes Gerechtigkeit, das ist seine Barmherzigkeit, durch welche er uns gerecht achtet und hält; da reimte ich Gerechtigkeit und Gerechtsein zusammen und ward meiner Sache gewiß." Luther erhob sich aus dem Abgrunde des Zweifels durch den Gedanken , daß die von der Kirche gebotenen Gnadenmittel an sich macht» und wirkungslos sind, wenn nicht die Liebe ihnen vorausgeht und sie in Kraft setzt. Er war wie ein Mensch, der nach langem Umherirren endlich die rechte Straße gefunden hat. Getrost ging er weiter. Er hielt sich fest mit den feurigsten Gebeten. Fast ungern folgte Luther bald darauf einem, durch seinen Freund und Gönner Staupitz vermittelten Ruf an die erst kürzlich von dem Kurfürsten Johann Friedrich vonsachsen gegründete Universität Wittenberg. Er vertrat hier zunächst einige philosophische Fächer, nicht ganz zu seiner Befriedigung, „denn die Philosophie ging ihm schwer ein." Seine Neigung führte ihn stets dem Studium der Theologie entgegen und er fand die im Kloster errungenen Tröstungen in den alten Kirchenvätern bestätigt, indem die Geschichte ihn zwischen den göttlichen und menschlichen Satzungen unterscheiden lehrte. Vor allem aber sammelte er seine ganze Seele mit allen Sinnen und Gedanken auf Erforschung der Bibel; „in den Kern der Nuß, in das Mark des Waizens", wie er zu sagen pflegte. Die Veräußerlichung der Religion durch die Werkheiligkeit war für ihn eine überwundene Sache. Was dem Menschen heilig ist und frommt, wollte er in das Innere des Gemüths zurückgeführt wissen. Die Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben war die Frucht feiner schweren inneren Kämpfe und der erste Schritt auf feiner reformatorifchen Bahn. Luther befaß eine wunderbare und seltene schöpferische Geisteskraft, die sich darin bezeugte, daß er nie etwas zerstörte ohne ein Besseres aufzubauen. In dieser Gabe lag wohl vorzugsweise die Befähigung zu seinem welthistorischen Beruf.