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1795 -
Berlin Stettin
: Nicolai
- Autor: Schröckh, Johann Matthias
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Brandenburg, Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Fünft. Zeitr. Greg. Vii. öis Colnmbus u. Luther. 343
gen Erzherzoge von Oesterreich, suchten I-n.t^G.
vergebens die Verbundenen mit den wast
fen zu bezwingen, und verloren dadurch ihre Erb-
güter in der Schweiz. Zuletzt begaben sich auch
^reyburg, Solothurn, Bastl, Schafs- Von t48r.
Hausen und Appenze! in das erstgedachte ■1 l'ih
Bündniß. Dergestalt entstand nach und nach
die helvetische Eidgenossenschaft, oder Yey
Freystaat der dreizehn Orte und Städte,
welcher von dem One Schweiz den Namen
des schweizerischen bekommen hat. ^loch
war derselbe zwar am Ende dieses Zeitraums
von dem deutschen Reiche nicht völlig
unabhängig; unterwarf sich -her den Gese-
tzen desselben fast aar nicht mehr. Bey der Be-
hauptung ihrerfreyheit gegen das H^usoester-
reich, und in verschiedenen andern Kriegen, her
wiesen die Schweizer eine gewissermaaßen un-
überwindliche Tapferkeit; ihre Sitten
waren rauh, aber tugendhaft; und ihre
Liehe zum Vaterlande und dessen Rechten
so edel als in den schönsten Zeiten der Griechen.
Xv. Mittlerweile wurden die Freyhcieen Deutsch?
und Vorrüge der deutschen Rcichsstände^
immer ansehnlicher undsestergegründet; aber-iem uno°
die Rechte des deutschen Reichs auf Jka-bekommt
lien desto mehr geschwächt Ludwig der^^^
Bayer, ein Kaiser von großengahen, und Hessen
P 4 Regier
Xv- Was frik ein anderes Land entzog sich auch nach und
nach der Oberherrschaft des deutschen Reichs? —Mel-
cher Kaiser behauptete noch daselbst sein Ansehen? —
War ihm aber sein Nachfolger ähnlich? — Wodurch ist
t- Karl bcr vierte besonders berühmt geworden? — War-
um heißt dieses Reichagesetz die goldene Bull? ? — Wei-
ches ist der Inhalt üerftlben?
1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
120 Niederbayern unter Heinrich Xiv u. Otto Iv.
Landshuts und Straubings auf, zum Vollzug dieser letzt-
willigen Verfügung mitzuwirken. Damit waren aber weder die
herzoglichen Wittwen Juta (Judith, die Wittwc Stephans)
und Agnes (die Wittwe Otto's), noch die Landesherren oder
Adeligen Niederbayerns einverstanden und übertrugen (1. Sep-
tember 1313) von Passau aus die Vormundschaft an Herzog
Friedrich den Schönen von Oesterreich als Verwandten
von weiblicher Seite39), dem in einem solchen Falle nach altem
deutschen Herkommen die Pflegschaft zufallen mußte. Thatsächlich
waren aber die beiden oberbayerischcn Herzoge Rudolf und
Ludwig im Besitze der Pflegschaft, weil sich die Städte Lands-
hut und Straubing in ihren Schutz begeben hatten (15. Mai
u. 22. Juli 1313). Darüber kam es zwischen dem Herzoge
Ludwig von Oberbayern und Friedrich dem Schönen von
Oesterreich bei Gammelsdorf unweit Moosbnrg am 9. No-
vember 1313 zum Kampfe, nach dessen unglücklichem Ausgang
für Oesterreich der Erzbischof von Salzburg, der Bischof
von Negcnsburg und Herzog Heinrich von Kärnthen zu
Salzburg (17. April 1314) die Sache dahin vermittelten, daß
Friedrich der Schöne und sein Bruder Leopold von Oester-
reich die Pflegschaft der oberbayerischen Herzöge Rudolf und
Ludwig anerkannten und versprachen, dieselbe in keiner Weise zu
stören. Ludwig löste hierauf den vom niederbaycrischen Adel ge-
schlossenen Bund auf und führte die Vormundschaft bis 1318, wo er
die Regierung den Söhnen Stephans I übergab mit der Aufsicht
über den noch unmündigen Heinrich Xv, den Natternberger.
§ 59. Die Negierung der beiden Herzögc Heinrich Xiv
und Otto Iv war nichts weniger, als eine glückliche. Auf
ihrem Lande lag in Folge der vielen Kriege eine große Schulden-
last, welche durch die gewöhnlichen Einnahmen des Landes nicht
zu tilgen war. Sie kündigten deßhalb eine Klauen- oder
Viehsteuer an, die auch auf den Besitz der Geistlichkeit und
der Klöster ^ausgedehnt werden sollte. Dieses Unterfangen zog
den Herzögen den Bann und ihrem Lande das Interdikt zu,
welche Strafen erst wieder aufgehoben wurden, nachdem die Her-
zöge auf einer Reichsversammlung zu Regensburg (1324) das
1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
138 Oberbayern unter Ludwig dem Bayern.
geworben hatte, heuchelte nun Ergebung und zog sich darauf mit
seiner Gemahlin Mathilde nach Wolfrathshausen zurück^).
Die Niederlage, welche die Oesterreicher zuerst (16. November
1315) in den Engpässen bei Morgarten durch die Schwei-
zer, und dann (19. September 1316) am Neckar bei Eßlingen
durch Ludwig den Bayern erlitten, beugten Rudolf vollends,
so daß er sich entschloß, die Regierung Oberbayernö und der
Rheinpfalz ganz niederzulegen. Er that dieß zu München am
26. Februar 1317, regte aber bald darauf die Gemüther neuer-
dings gegen seinen Bruder auf. Da er Ludwigs Rache fürch-
tete, ging er gegen das Ende des Jahres 1318 nach Oester-
reich, wo er im August 1319 hcrrschaftslos starb *).
Friedrich der Schöne sann nunmehr darauf, die Macht
seines Gegners mit einem Schlage zu vernichten und erschien
(1322) an der Spitze eines ansehnlichen Heeres in Bayern.
Wider Erwarten fand er hier Alles zur Abwehr seines Ueber-
falles vorbereitet: die tapfere Ritterschaft, die treuen Städte,
der ganze Adel vom Nordgau, König Johann von Böh-
men, der Burggraf Friedrich von Nürnberg und Herzog
Heinrich Xiv von Niederbayern rückten mit Ludwig
gegen Herzog Friedrich. Auf der weiten Wiese bei Ampfing
unweit Mühldorf begegneten sich die Schlachtschaaren. Mehrere
Tage verstrichen ohne Treffen, weil Friedrich die Ankunft seines
Bruders Leopold, der am Lech stand, abwarten wollte. Da
die hin und her gesendeten Kuriere bei Fürsten selb aufgefangen
wurden, so war Leopold erst bis Alling bei Fürstenfeld
vorgerückt, als König Johann von Böhmen auf den Beginn
des Treffens drang. Dasselbe begann am 28. September 1322
und endete mit einer grauenvollen Niederlage Friedrichs, der
durch den Pfleger Konrad Rindsmaul von Neustadt a. d.aisch,
einen Kriegsmann des Burggrafen Friedrich von Nürnberg,
gefangen genommen wurde. Ludwig gab ihn seinemvitzthume,
dem Ritter Weigl, in Verwahr, der ihn in seine feste Burg
Trausnitz bei Naabburg abführte. Heinrich, ein Bruder
*) Die in neuerer Zeit aufgestellte Behauptung, daß Rudolf in England
gestorben sei, steht unbewiesen da.
1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
147
Oberbayern unter Ludwig dem Bayern.
Krcne zu Gunsten seines Vetters, des Herzogs Heinrich Xiv
von Niederbayern, zu entsagen (s. oben § 56 Seite 121 u.
122). Bevor Ludwig über neue Unterhandlungen mit dein
Papste Johann Xxii schlüssig geworden, starb dieser (4. De-
zember 1334) in dem hohen Alter von 90 Jahren. Er war
der reichste Mann seiner Zeit gewesen, denn er hinterließ 17 Mil-
lionen Goldgulden an baarem Gelde und Kostbarkeiten im Werthe
von 7 Millionen. Die Cardinäle einigten sich schon nach sech-
zehn Tagen zur Erhebung des vormaligen Cisterzienser-Abtes Ja-
kobus Furnerius, der unter dem Namen Benedikt Xii den
päpstlichen Stuhl bestieg.
§ 64. Mit dem Jahre 1335 schien für Deutschland die
lang vermißte Ruhe wiederzukehren, weil der neue Papst Bene-
dikt Xii sich geneigt zeigte, Ludwig den Bayern wieder in
den Schooß der Kirche aufzunehmen. Die Unterhandlungen
waren eben in vollem Gang, als Heinrich von Kärnthen'^)
(am 4. April 1335) starb und der Streit, der über seine Hin-
terlassenschaft zwischen Böhmen mtb Oesterreich ausbrach,
hemmend in das Versöhnungswerk eingriff. Nach Beendigung
dieses Erbfolgestreites (s. seinen Verlauf oben § 59 Seite 122
und 123) nahm Ludwig die Unterhandlungen mit dem päpst-
lichen Stuhle sogleich wieder auf, aber die Könige von Frank-
reich und Neapel vereitelten alle seine Versöhnnngsvorschläge.
Daher erklärten die geistlichen und weltlichen Kurfürsten,
mit Ausnahme des Königs Johann von Böhmen, auf dem
ersten Kurverein zu Rhense (15. u. 16. Juli 1338), daß,
sobald die Kurfürsten einstimmig oder der größere
Theil derselben einen Kaiser oder König gewählt
hätten, dieser durch die bloße Wahl (also auch ohne
die Bestätigung des Pap st es) den Titel eines Königs
oder Kaisers und die Reichsverwaltung erlange.
Allein das gute Einverständniß Ludwigs mit den geistlichen und
weltlichen Fürsten wurde durch seine Ländcrsucht bald wieder
getrübt.
Das Erste, wodurch er anstieß, war die Besitznahme Nie-
derbayerns, wo (1340) mit Johann der Mannsstamm
Heinrichs Xiii erloschen war; er schloß sowohl die Nachkommen
seines Bruders Rudolf, die rheinischen Pfalzgrafen, als
10 *
1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
136 Oberbayern unter Rudolf 1$, dem Stammler.
das Land am Rheine und in Bayern theilen und hin-
sichtlich der Kurwürde dahin sich vergleichen, daß der-
jenige, welche sie durch Uebereinkunft bekäme, die
andern entschädige."
'Mittlerweile war dem Herzog Ludwig von den niederbaye-
rischen Herzogen Stephan I (7 1310) und Otto Iii (f 1312)
die Vormundschaft über deren minderjährige Söhne *) übertragen
worden. Der niederbayerische Adel war gegen diese Pflegschaft
und lud Friedrich den Schönen von Oesterreich ein, als
Verwandten der niederbayerischen Prinzen von weiblicher Seite
die Vormundschaft sich anzueignen. Ludwig griff zum Schwerte
und trug bei Gammelsdorf unweit Moosburg über das Heer
Friedrichs und des niederbayerischen Adels einen glän-
zenden Sieg davon (9. November 1313). Die Bürger von Moos-
burg, Landshut, Ingolstadt und Straubing, die sich
dem Heere Ludwigs angeschlossen, hatten dabei den Ausschlag
gegeben. Deshalb überließ ihnen Ludwig reiche Beute und ver-
lieh den Jngolstädtern den feuerspeienden Panther in's Wap-
pen, den Landshutern aber statt der drei Pickelhauben drei
Helme, weil sie es den Rittern gleich gethan hatten.
Herzog Friedrich nahm kein zweites Treffen an, denn er
wollte in dem kritischen Zeitpunkte, wo Kaiser Heinrich Vii
von Luxemburg gestorben (24. August 1313) und Hoffnung
auf seine Erhebung zum deutschen Könige gegeben war, seine
Streitmacht keiner weiteren Schwächung aussetzen. So kam
(durch die Vermittlung des Erzbischofs von Salzburg, des
Bischofs von Regensburg und des abgesetzten Böhmenkönigs
Heinrich) zu Salzburg (17. April 1314) ein Vergleich zu
Stande, dem zufolge Friedrich der Schöne von Oesterreich
und sein Bruder. Leopold die niederbayerische Pflegschaft des
Herzogs Ludwig anerkannte. Der Bund des n i e d e r b a y e r i s ch e n
Adels ward aufgelöst, damit nicht von dieser Seite her neue
Störungen verursacht würden. Bei dieser Gelegenheit besprachen
Ludwig und Friedrich die kommende Wahl des deutschen
Stephans I Söhne waren Heinrich Xiv und Otto Iv; der Sohn
Otto's Iii war Heinrich Xv, der Natternberger.
1906 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Hupfer, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Territorialentwicklung Süddeutschlands.
41
volkreicher Ortschaften, deren Bergbau seinen Absatz weniger in den am
Schacht entstandenen Industrien sucht als in der Versorgung eines weiten,
bis nach der Schweiz und nach Italien reichenden Gebiets." Die Ver-
sendung erfolgt besonders durch die kleine Saar, den Seitenkanal und den
Rhein-Marne-Kanal, sodann durch die Eisenbahnen, von denen eine von
Metz über Saarbrücken—kaiserslautern nach Mannheim, eine andere von
Metz nach Straßburg, eine dritte von Metz über Trier nach Koblenz
führt. Der Hauptort Metz an der Mosel, eine ar. Mst., ist vorwiegend
Militärort, eine starke Grenzfestung, treibt aber auch Eisen- und Stahl--
Warenindustrie. Im Kohlengebiete sind die schon zur Rheinprovinz
gehörigen Schwesterstädte Saarbrücken und St. Johann, beide durch
Brücken verbunden, und jede eine kleine Mittelstadt, durch Eisenindustrie
wichtig. So ist das Lothringer Stufenland ein gut bevölkertes
Landwirtschafts- und Bergbaugebiet, das vor allem Steinkohlen,
Eisen- Obst und Wein aus-, Nahrungsmittel (Fleisch) einführt.
Mithin ist das Südwestdeutsche Becken in seiner Gesamt-
heit, bedingt durch den fruchtbaren Boden, die reiche Be-
Wässerung, das milde Klima und die vielen Verkehrswege,
durch den Fleiß seiner Bewohner ein reiches, stark bevölkertes
Ackerbau- und Industriegebiet geworden.
§ 16. Die Territorialentwicklung Süddeutschlands.
1. Das Königreich Bayern.
[Es ist aus dem Stammesherzogtum gleichen Namens hervorgegangen,
dessen Kern das Alpenvorland östlich von dem Lech mit der Oberpfalz
bildete. Als Kaiser Friedrich I. den Bayernherzog Heinrich den Löwen,
um ihn für seinen Abfall zu strafen, ächtete, gab er das Herzogtum
Bayern dem Grafengefchlechte der Wittelsbacher. Kaiser Friedrich Ii.
fügte zu Anfang des 13. Jahrhunderts die Pfalz hinzu, in der schon
Grafen aus dem Hause Wittelsbach regierten. Nachdem der Bayern-
herzog Ludwig Kaiser von Deutschland (unter dem Namen Ludwig der
Bayer bekannt) geworden war, teilte er seinen Hausbesitz 1329 in das
Herzogtum Bayern, das er seinen Söhnen übergab und das das eigent-
liche Kernland ohne die Oberpfalz umfaßte, und in die Kurpfalz, die er
den Söhnen seines verstorbenen Bruders Rudolf verlieh, und zu der die
Rhein- oder Unterpfalz und die Oberpfalz gehörten. Im Dreißigjährigen
Kriege hielt der Bayernherzog Maximilian zum Kaiser, während der
1881 -
Berlin
: Hofmann
- Autor: Volkert, J.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— 17 —
fangenen) den Krieg fort, rings erhoben sich Feinde gegen Ludwigs ältesten Sohn, den er mit der erledigten Mark Brandenburg belehnt hatte, und der deutsche König geriet in eine mißliche Lage. In dieser Bedrängnis versöhnte er sich mit Friedrich dem Schönen und gab ihm die Freiheit unter der Bedingung, daß er wieder in die Haft zurückkehre, falls sich sein Bruder von ihm nicht zum Frieden bewegen ließe. Leopold wollte nichts von einer Aussöhnung wissen, und Friedrich kehrte nach München zurück, obwohl der Papst ihn von seinem Eide gegen den gebannten König entbunden hatte. Gerührt von so seltener Treue, nahm Ludwig seinen Gegner freundschaftlich auf und lebte von nun an wie ein Bruder mit ihm. Als der König zur Erwerbung der Kaiserkrone feinen Römerzug antrat, übertrug er dem Habsburger sogar die Regierung über Deutschland. Der Papst erklärte die im Jahre 1328 durch einen Bifchof in der Peterskirche zu Rom vollzogene Kaiferkrönnng für nichtig und wollte die deutschen Fürsten bewegen, an Stelle des aufs neue Gebannten den Franzofenkönig als Herrscher anzuerkennen; aber feine Bemühungen scheiterten an deutscher Treue. Auf feiner Rückkehr von Rom errichtete Kaiser Ludwig zu Pavia den sog. „H ausvertrag" (1329), durch welchen die Rheinpfalz und der größere Teil des Nordgaues (von nun an „Oberpfalz" genannt) von Oberbayern getrennt und den Nachkommen feines verstorbenen Bruders Rudolf zugesprochen wurde. Es entstanden, somit die beiden Hauptlinien des Wittelsbachischen Hauses: die bayrische und die pfälzische, welche bis 1777 getrennt blieben. Beim Aussterbeu einer der beiden Linien sollte die andere die Erbschaft antreten; die Kurwürde aber sollte wechseln. Vergeblich suchten die Fürsten eine Lösung des Kaisers vom Kirchenbann zu erwirken, der Papst verweigerte dieselbe, und sie erklärten daher, daß ein mit Stimmenmehrheit der Kurfürsten gewählter König zur Ausübung der ihm übertragenen Gewalt der päpstlichen Bestätigung nicht bedürfe. Damit war der römische Einfluß auf die deutsche Wahlfreiheit einigermaßen geschmälert. Als der Mannesstamm Heinrichs Xiii. erlosch (1340), vereinigte Ludwig Nieder-bayern wieder mit Oberbayern, erwarb ferner durch Heirat feines Sohnes Tyro l*) und erhielt nach dem Tode feines Schwagers auch die niederländischen Grafschaften Holland, Seeland rc. Durch diese Machtvergrößerung noch mehr erzürnt, that der Papst den Kaiser in den großen Kirchenbann,**) während sich die neidisch entfremdeten Kurfürsten von jenem verleiten ließen, einen Gegenkönig Zu wählen. Doch Ludwig brachte es unter ruhmvollen Kämpfen da-
*) Nun hatte Bayern denselben Umfang wie zur Agilolfingerzeit.
**) Derselbe lautete: „ . . Die allmächtige Hand Gottes schlage ihn mit Blindheit, Wahnsinn und Raserei! Der Himmel werfe seine Blitze aus sein Hanpt! Der ganze Erdkreis kämpse wider ihn!" u. s. f.
23oisert, Gesch. u. Geogr. Bayerns. 9
1854 -
Saalfeld
: Riese
- Autor: Nitzelnadel, Friedrich August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike, Mittelalter
- Geschlecht (WdK): koedukativ
285
ti)ci von Eschenbach, Rudolf von Palm, Rudolf von Wart
und Konrad von Tegerfeld, welche ebenfalls mit dem Kaiser unzu-
frieden waren, schürten das Feuer, und Johann verschwor sich mit ihnen,
dem Leben seines Oheims, der auf die Bitten der Gerechtigkeit nicht hören
wollte, ein Ende zu machen. Unweit Nheinfeldeu beim Uebergang über die
Reuß wußten sie den Kaiser von den Uebrigen seines Gefolgs zu trennen
und fielen, nachdem man eine Strecke durch die Felder geritten war, meuch-
lings über ihn her. Tödtlich getroffen, stürzte er zu Boden. Ein armes
Weib, das eben des Weges daherkam, sah ihn fallen, lies hinzu und stand
dem Sterbenden bei. Kaum aber war die blutige That vollbracht, als die
Königsmörder, von den Furien des bösen Gewissens ergriffen, in wilder
Flucht auseinanderstoben. Sie haben sich von der Stunde an nie wieder
gesehen. Johannes, der in der Geschichte mit dem Beinamen „Par-
ricida" (Verwandtenmörder) gebrandmarkt dasteht, verschwand in Italien.
Er soll als Pilger nach Palästina gezogen und zu Pisa als Mönch ver-
storben sein. Lange Zeit nachher saß täglich am neuen Markte zu Wien
ein Bettler, der sich für seinen Sohn ausgab. Walther von Eschenbach
kam 25 Jahre später als Schäfer im Würtcmbergischen wieder zum Vor-
schein und bekannte auf dem Todtenbette seine Unthat. Rudolf von Wart,
welcher der That nur zugesehen hatte, büßte sein Verbrechen auf dem Rade,
unter welchem sein treues Weib, welches vor der Königin Agnes von
Ungarn, des Kaisers Tochter, vergebens einen Fußfall gethan, drei Tage
und drei Nächte im Gebet zubrachte, bis endlich der erwünschte Tod den
Qualen ihres Gatten ein Ende machte. Aber damit war der Rachedurst
der Königin noch lange nicht gestillt: mehr als 1000 unschuldige Männer,
Weiber und Kinder, bloß weil sie mit den Mördern verwandt oder sonst in
Verhältnissen gewesen waren, fielen dem Leichnam des Kaisers als ein gräß-
liches Todtenopser. „Heute bade ich mich im Maienthau!" — ries sie
selbstzufrieden aus, als sie eines Tages recht viele Unschuldige hatte hin-
richten lassen. Zuletzt erbaute sie auf der Stelle, wo ihr Vater gefallen
war, das Kloster Königsfelden und beschloß ihr Leben darin mit frommen
Bußübungen.
Auf solche Weise starb Kaiser Albrecht. Aber mit solcher That des
Johannes Parricida hatten die Eidgenossen nichts gemein, die nur ihre
Rechte und Freiheiten schirmen wollten und zu deren Behauptung noch viel
zu kämpfen gehabt haben.
Iii. Schlacht im Morgarten (1315). Leopold der Glor-
würdige von Oesterreich.
Albrecht's Nachfolger im Reich, Kaiser Heinrich Vii. von Luxem-
burg (1308 1313), bestätigte feierlich den Bund der Schweizer und
ihre Gerechtsame, die sie so tapfer vertheidigt hatten. Als aber nach seinem
plötzlichen Tode eine zwiespältige Kaiserwahl erfolgte und die Waldstädte
Schwyz, Uri und Unterwalden sich nicht für Friedrich den Schönen
von Oesterreich, sondern aus Haß gegen Oesterreich für seinen Gegen-
könig Ludwig von Bayern erklärten, sprach Friedrich von Oesterreich
die Acht über sie aus und der Bischof von Konstanz belegte sie mit dem
1902 -
Bamberg
: Buchner
- Autor: Vogel, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1894
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
Ludwig der Bayer. 95
Ludwig der Bayer 13141347.
Ludwig der Strenge 1253-1294 *)
Pfalz: Rudolfjs'i - Bayern: Ludwig d. B. 1347
Adolf Rudolf Ruprecht I. Stephan mit der Hafte
Ruprecht Ii. Ingolstadt: Landshut: Mnchen:
| Stephan Friedrich Johann
Ruprecht Iii. 1410 | | Ernst Wilhelm
Heidelberg: Simmern- Ludwig d. B. Heinrich d. R. |
Ludwig Zweibrcken 1447 | Albrecht Iii. d. Fr.
Ludwig Friedrich b. . Subms 31' mre|t Iv. b. B.
n4u08 eors I). Sr. 1503 1508
einem 14monatlichen Interregnum whlte die Mehrzahl der 1314 Kurfrsten an der herkmmlichen Sttte Ludwig den Bayer, die Habs-burgische Partei hatte schon tags zuvor in Sachsenhausen Friedrich den Schnen als König erkoren. Der Wittelsbacher verdankte seine Wahl hauptschlich der luxemburgischen Partei, die, weil Heinrichs Vii. Sohn Johann noch zu jung war, wenigstens keinen Habsburger auf den deutschen Thron^ommen lassen wollte.
dwig und Friedrich waren schon vor ihrer Wahl Gegner.
Beide beanspruchten die Vormundschaft der die niederbayerischen Wittels-bacher. In der Schlacht bei Gammelsdorf 1313 hatte Ludwig einen 1313 glnzenden Sieg der Friedrich davongetragen. Ein Jahr nach der zwie-spltigen Knigswahl erlitt das Ansehen der Habsburger abermals einen schweren Sto: Leopold, der streitbare Bruder Friedrichs, wurde mit seinem Ritterheer von den schweizerischen Bauern am Mor - #1315 garten, einem Bergabhang beim Egrisee, vollstndig geschlagen. Gleich-wohl konnte Ludwig seinen Gegner nicht verdrngen. Zuerst mute er den Widerstand seines eigenen (lteren) Bruders beseitigen, des Pfalzgrafen Rudolf, der seine Kurstimme dem Habsburger gegeben hatte. Die Heere Ludwigs und Friedrichs durchzogen Sddeutschland voix Inn bis zum Rhein unter vielen Verheerungen, aber ohne ernstlichen Kampf. Endlich nach acht Jahren fiel die Entscheidung: Ludwig griff Friedrich den Schnen,
bevor dessen Bruder Leopold zur Stelle war, bei M h l d o r f auf der 1322
*) Ludwigs des Strengen Ahnen sind: Otto I. 118083, Ludwig der Kel-heimer 11831231, Otto der Erlauchte 123153. Ludwigs d. St. Bruder ist Heinrich von Niederbayern, dessen Geschlecht schon 1340 ausstarb.
1826 -
Kempten
: Dannheimer
- Autor: Seel, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
o
157
die Erhaltung der innern Unruhen in Baiern sehr er.
wünscht war! — Diese sehr trüben Ereignisse dielten das
Emporsteigen der Macht Baierns lange zurück, bis die
Einführung deö Rechts der Erstgeburt die Selbst-
ständigkeit der alten Nation wieder sicher stellte.
O b er-
bat er n. „
Rudolphi.
(t 1319)
-essenbruder:
Ludwig Iv.
(t 11.October
1347).
Niederbaiern.
Otto Ui. Heinrich Xiv. Stephans 1310).
|(fl312). starb bald.
Heinrich Heinrich Otto
Xvi Xv. (|i335).
(D. jüngere) (der altere)
(t 1555). (1339). Johann, f 1340, mit diesem Prinzen erlosch die ni ed er- bat erische Linie, die nur 85 Jahre bestanden hatte.
Frg. 100) Welche Ereignisse sind die erheb-
lichsten aus der Regierungs-Epoche der Herzoge
von Niederbaiern?
Antw. 2) Die Erwerbung der Krone Ungarns durch
Otto Nl. b) Die Händel der Herzoge Niederbaierns
mit Oesterreich, wobei das Land am Inn und der untern
Isar sehr litt; dann: <;) der mit Jahrhundert langen
Folgen erlassene Erste Freibeilsbrief' des Herzogs
Otto Ul., ausgefertigt zu Landshut am Veitstag 1311,
und bekannt iu den Jahrbüchern Baierns unter dem Na.
men der oltonifchen Handveste.
Frg. 109) Wie erwarb und verlor Herzog
Otto Ui. Ungarns Krone, — welche Händel gab
es mit Oesterreich; — was veranlaßte die Errich-
tung der 0 (tonischen Handveste, — welche
Dortheile gewahrte, — und welche Folgen hatte sie?
Antw. Im Jahre 1300 starb Andreas ln., König
von Ungarn, ohne Erben, die Stände dieses Königreiches
/
1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Niederbayern uní. Heinr. Xiv, Otto Iv u. Heinr. Xv. 12t
Versprechen gegeben hatten, daß sie die Geistlichkeit und ihre
Leute nie wieder einer allgemeinen Steuer unterwerfen würden.
Ehe noch dieses Zerwürfniß mit der Kirche seine Beilegung gefunden,
war Heinrich Xiv mit seinem Bruder Otto Iv und seinem
Vetter Heinrich Xv über die Verwaltung des Landes in Streit
gerathen, der eine völlige Anarchie herbeizuführen drohte. Da
legten sich die Stände in's Mittel und führten eine Versöhnung
herbei; zugleich ernannten sie einen Ausschuß von sechzehn Mit-
gliedern aus ihrer Mitte, welche dem schlechten Haushalte der
Herzöge aufhelfen sollten. Binnen kurzer Zeit war ein großer
Theil der Schuldenlast getilgt und der Verwaltung des Landes
eine Wendung zum Guten gegeben.
Da einige Zeit später Heinrich Xiv über die jüngeren
Herzöge sich Vieles anmaßte, klagten diese bei ihrem Verwandten,
dem deutschen König Ludwig Iv, und erwirkten durch ihn
(1331) eine Theilung^). Sie regierten aber auch nach der
Theilung keineswegs zu ihrer und des Landes Wohlfahrt. Hein-
rich Xiv, seit 1322 mit Margaretha, der Tochter des Kö-
nigs Johann von Böhmen, vermählt, verließ (1331) die Partei
Ludwigs Iv und trat auf die seines Schwiegervaters, des
Böhmenkönigs Ioh ann (1311—13^6), der sich plötzlich an den
Papst angeschlossen hatte, weil in Aussicht stand, daß nach dem
Sturze Ludwigs die deutsche Königskrone seinem Hause zufallen
werde. Daher kam es (1332) zwischen Heinrich Xiv und
dem Könige Ludwig, der den jüngeren Herzögen von Nieder-
bayern gegen ihren Bedrücker Heinrich Xiv zu Hilfe zog, zu
einem argen Zusammenstöße, dem erst die Vermittlung des Böhmen-
königs Johann ein Ende machte. Die drei niederbayerischen
Herzöge hoben die im Jahre 1331 getroffene Theilung wieder
auf und regierten miteinander bis zum 18. Juni 1333, wo
Heinrich Xv, der Natternberger, in Folge eines unglücklichen
Sprunges starb.
Unmittelbar vor diesem Todesfälle hatte sich zwischen dem
König Ludwig und Heinrich Xiv ein solch freundschaftliches
Verhältniß gebildet, daß Ludwig, hauptsächlich durch die erfolg-
losen Unterhandlungen mit dem Papste, mit Philipp Vi von
Frankreich und Johann von Böhmen vermocht, zu Gunsten
1867 -
München
: Königl. Central-Schulbücher-Verl.
- Autor: Marschall, Georg Nicolaus
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Fortbildungsschule, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gewerbeschule, Handelsschule, Landwirtschaftsschule, Präparandenanstalt, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Bayern
262
m. Geschichtsbilder.
welcher sich eng an den König Adolf
von Nassau angeschlossen hatte und den
jungen Ludwig zu verdrängen suchte.
Am Hofe Albrechts zu Wien erhielt
dieser mit seinen Vettern Friedrich
und Leopold eine vortreffliche Erzie-
hung. Nachdem er großjährig geworden,
forderte er von Rudolf die Theilung
des väterlichen Erbes. Nur nach lan-
gem Widerstreben läßt sich Rudolf zu
einer solchen herbei, weiß dieselbe aber
so zu seinem Vortheile zu lenken, daß
er des Gebietes seines Bruders mit jedem
Augenblicke mächtig sein kann, während
ihm zudem die Pfalz als ausschließliches
Eigenthum verbleibt. Ludwig, hierüber
mißvergnügt, begann eine verheerende
Fehde gegen seinen Bruder, versöhnte
sich aber mit ihm, als derselbe sich zur Auf-
hebung der Theilung und zu gemein-
schaftlicher Regierung bereit finden ließ.
Rudolf begleitete dann Heinrich Vii. auf
seinem Zuge nach Italien, indeß Ludwig
in Bayern die Regierung führte.
Im Jahre 1312 starb der Herzog
Otto Iii. von Niederbapern. Dieser
hinterließ einen Sohn, erst dreizehn Tage
alt, Heinrich der Jüngere, nachmals
der Natternberger genannt von dem
Schlosse, wo er erzogen wurde. Außer
diesem waren noch zwei Prinzen vor-
handen, die Söhne Stephans, des
schon früher verstorbenen Bruders von
Otto Iii., Heinrich der Aeltere und
Otto, der erstere acht, der letztere fünf
Jahre alt. Auf seinem Sterbebette er-
nannte Otto Ludwig den Bayer zum
Vormund der minderjährigen Prinzen
und empfahl diese dem Schutze der treuen
Bürger von Landshut und Straubing.
Hierdurch fühlte sich der niederbayerische
Adel zurückgesetzt und trug dem Herzoge
Friedrich dem Schönen von Oesterreich
die Vormundschaft an. Dieser zeigte sich
willfährig und eilte sogleich nach Bayern.
Ludwig suchte die Sache zu gütlichem
Austrag zu bringen und begab sich nach
Landau a. d. Isar, wo Friedrich weilte.
Allein unbeugsam blieb dessen Sinn,
und in bitterem Groll schieden die frü-
heren Freunde.
Auf beiden Seiten ward nun ge-
rüstet, und besonders thätig erwies sich
Friedrichs Bruder Leopold. Von zwei
Richtungen her sollte der Angriff auf
Bayern geschehen. Ein Heer rückte unter
Führung des Landeshauptmanns von
Steiermark, Ulrich von Waldsee, vom Inn
bis an die Isar und lagerte sich, verstärkt
durch den niederbayerischen Adel und des-
senknechten,unweitmoosburg,beijsareck
und Gammelsdorf, dort, wo die Amper
in die Isar mündet. Hier verschanzten
sie sich und gedachten den Zuzug der
Herzoge Friedrich und Leopold aus
Schwaben zu erwarten. Diesen aber
suchte Ludwig zuvor zu kommen. Rasch
sammelte er seine Schaaren, denen sich
die wackeren Bürger von München
anschlossen. Auch die Städte Ingol-
stadt, Landshut, Straubing und
Moosburg sandten Hülfe.
Am nebligen Morgen des 9. Nov.
1315 näherten sich die Bayern dem Lager
der Oesterreicher. Bald waren diese
aus dem von ihnen besetzten Walde ver-
trieben, desto hartnäckiger aber verthei-
digten sie die Schanzen. Als auch diese
erstürmt waren, entfalteten sich die Heer-
haufen und um Mittag standen die
Streiter in Schlachtordnung gegen ein-
ander. Unter gewohntem Schlachtgesang
stürzen die Bayern sich auf den Feind.
Tapfer widersteht dieser; Ulrich von
Waldsee hält die Seinen zusammen. Lange
bleibt der Ausgang zweifelhaft, und schon
neigt sich der Tag. Da treffen die Bür-
ger von Straubing und Landshut ein
und fallen den Oesterreichern in den
Rücken, während zugleich Ludwig den
Angriff erneut. Die Oesterreicher kommen
in Unordnung, ihre Haufen werden ge-
trennt, die ungarischen Söldner ergreifen
auf ihren schnellfüßigen Rossen die Flucht.
Noch steht des Feindes linker Flügel.
Ludwig stürmt ihn mit 400 frischen
Kriegern und wirft ihn. Der Sieg der
Bayern ist ein vollständiger. Die Flucht
des Feindes wird allgemein. Die Trüm-
mer des geschlagenen Heeres suchen bei
Volkmannsdorf, eine Stunde südlich von
Gammelsdorf, über die Jsarbrücke zu
entkommen. Unter dem großen Andränge
aber bricht die Brücke; Tausende finden
den Tod in des Stromes Wellen, Tau-
sende fallen hier noch unter dem Schwerte,
Tausende werden gefangen. Unter den
Gefangenen waren 350 Ritter und Edle
1879 -
Dillenburg
: Seel
- Autor: Hopf, F.
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Gehobene Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte, Vaterländische Geschichte, Brandenburg-Preussen
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 113 —
Nun wählten die deutschen Fürsten den Grasen Heinrich von Luxemburg, der als Heinrich Vii. den Thron bestieg. Dieser stellte die Ruhe im Reiche wieder her, schützte die Städte gegen die Großen des Reiches und bestätigte auch den schweizerischen Städten ihre Freiheitsbriese. Aus die Bitten der Böhmen gab er ihnen seinen Sohn Johann als König und legte durch die Vermählung desselben mit der Tochter des letzten Böhmeukönigs (s. D.) den Grund Zu der luxemburgischen Hausmacht. Nachdem er den Grasen Eberhard Ii. von Wnrtemberg wegen seines Be-drängens der Städte gestraft hatte, unternahm er einen Zug nach Italien, erwarb die lombardische und römische Krone, starb aber plötzlich an einem Fieber (nach andern durch Gift) im Jahre 1313.
Mit dem Tode Heinrichs Vii. begann für Deutschland eine schwere Zeit, indem durch eine zwiespältige Wahl Streit in dem Reiche und in Folge dessen viele Jahre lang verderblicher Krieg herrschte. Von der bairisch-luxemburgischen Partei wurde nemlich Ludwig der Baier, von der habsburgischen Partei dagegen Friedrich der Schöne von Oesterreich gewählt. Besonders 1314 des letzteren Bruder Leopold war es, der den Krieg mit Erbitterung und, vom Papste und dem französischen Könige unterstützt, mit Ausdauer betrieb. Da sich auch die Schweizer für Ludwig erklärten, zog Leopold gegen sie, um sie zu züchtigen und zur Anerkennung seines Bruders zu zwingen, erlitt aber in der Schlacht bei Morgarten (1315) eine totale Niederlage. Diese brachte jedoch sür Ludwig keine wesentlichen Vortheile; erst durch die Schlacht bei Mühldorf (oder A mp sing) erhielt er ein 1322 entscheidendes Uebergewicht, indem sein Gegner Friedrich in seine Gefangenschaft gerieth. Dennoch setzte Leopold den Krieg fort, um so mehr, da der Papst jetzt offen auf Friedrichs Seite trat, über Ludwig den Bann und über seine Lande das Interdikt aussprach.
dem Jahre 1305 befanden sich die Päpste nicht in Rom, sondern in Folge des Einflusses, welchen der französische Hof auf den päpstlichen Ltuhl ausübte, in Avignon*) im südlichen Frankreich, woselbst der päpstliche Hof sich gegen siebzig Jahre aufhielt. Man nennt diese Zeit gewöhnlich das zweite babylonische Exil.
Ludwig hätte gerne den Streit beendet gesehen; deshalb gab er den gefangenen Gegner frei zu dem Zwecke, daß dieser seine Anhänger zum Niederlegen der Waffen bewege, und unter der Bedingung, daß er wieder zurückkehre, wenn ihm die Beilegung des Streites nicht gelinge. Aber weder der Papst, noch Leopold
*) spr. Awinjong.
Hopf, Lehrbuch, Ii. r.
1893 -
Regensburg
: Bauhof
- Autor: Pfeilschifter, Anton
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Lehrerseminar, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- 168 —
Bayern.
'Ritter wurden als Gefangene abgeführt. Besonders tapfer stritten die Bürger Landshuts und Ingolstadts. Darum erhielten erstere drei Ritterhelme und letztere einen feuerspeienden Panther in ihr Wappen. (Jedermann ein Ei, dem frommen Schweppermann zwei.)
N-ach diesem Kriege führte Ludwig Iv. die Vormundschaft über die niederbayerischen Prinzen unangefochten fort. Als Heinrich Xiv. und Otto Iv. mündig geworden waren, übertrug er ihnen die Regierung.
Heinrich Xiv. (f 1339) und Htto Iv. (f 1334).
- Die Herrschaft dieser beiden Fürsten war für Niederbayern keine glückliche. Sie verursachten durch einen unverhältnismäßig großen Aufwand drückende Auflagen und riefen dadurch allgemeine Unzufriedenheit hervor. Als später auch
Heinrich Xv. der Matlernberger (f 1333)
in die Mitregentfchaft eintrat, entstanden Zwistigkeiten, die eine Teilung Niederbayerns zur Folge hatten.
Die drei Herzoge starben in der Blüte ihres Alters. Heinrich Xiv. hinterließ einen Sohn Johann, der seinem Vater schon 1340 in die Gruft folgte. Mit ihm erlosch der Mannesstamm Heinrichs Xiii., und Niederbayern fiel wieder an Oberbayern.
Gberbayern-Pfalz 1255 — (1329) 1349.
Lndwig Ii. der Strenge 1255—1294.
Ludwig Ii. verlegte seine Residenz, da er infolge der Teilung die bisherige zu Landshut verlor, nach München, wo er den „alten Hof" erbaute.
Er war ein kluger und thätiger, aber auch sehr reizbarer Fürst. Sein Jähzorn riß ihn gleich anfangs seiner Regierung zu einer schweren Blutthat hin. Er ließ nämlich aus falschem Argwohn seine junge, schöne Gemahlin Maria von Brabant in Donauwörth hinrichten. Als sich später die Unschuld der edle»,
1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
451
Beilagen zum fünften Zeitraum.
mag mit recht nit ein fiirft davon geheissen noch gesein" und „geteilet lehen
erstirbt dem reich" sagt der Schwabenspiegel und das Kaiserrecht). Dreimal
(1340, 1425, 1377) entnahm Oesterreich ans dieser Theilung Erbansprüche
ans Niederbayern.
36. Heinrich Xiii erhielt dabei: Floß, Parkstein, Weiden, Vohen-
strauß, Erbendorf, Vornan, Markt Lnhe, Mantel und'adelnberg; Ludwig Ii
erhielt: Hohenstein, die Aemter (Stadt Vilseck blieb bambergisch) Nilseck,
Thurndorf, Auerbach, Plech, Hersbruck, Hanbach, Laus, Neumarkt mit Bern-
gau, Schwäbischwörth (Donauwörth) und Möriug, Schwabeck und Schon-
gau nebst vielen Gütern zwischen der Donau, Wertach und dem Gebirge,
darunter die Grafschaft und das Schloß Hohenschwangau. Burg und Stadt
Nürnberg, Lauingen, Nördlingen und die Bvgteirechte über Augsburg wollten
sie gemeinschaftlich erobern und besitzen; sie bekamen aber nnr Lauingen.
37. Siehe die Tabelle der ungarischen Herrscher unter Ziffer 26.
38. Otto erhob damals vom Schaff Dienstwaizen 80 Pfennige, vom
Schaff Roggen 60 Pfennige, von: Schafs Gerste 40 Pfennige, vom Schaff
Haber 30 Pfennige, dazu noch, was zu Geld angeschlagen an Schweinen
und Käsen (diese zur Hälfte) und sonst an Zins von den Grundholden in
diesem Jahre eingedient werden mußte. Eiu Regensburger Pfennig am
Anfang des 14. Jahrhnnderts galt 4'/z Kreuzer heutigen Geldes; das Pfund
Pfennige hielt 8 Schillinge (solicki) zu 30 Pfennigen, also 240 Pfennige,
galt sohin 18 Gulden heutigen Geldes. Das Geld hatte damals einen
wenigstens fünfmal größeren Werth, als heute.
39. Friedrichs des Schönen Verwandtschaft mit den uiederbayerischen
Prinzen ist aus nachstehender Tabelle ersichtlich:
Otto der Erlauchte, 4 1253.
Gemahlin: Agnes, des Pfalzgrafen Heinrich des Langen Tochter.
Elisabeth, 4 1295. Ludwig Ii, Heinrich Xiii,
1. Gemahl: Conrad Iv von der Strenge, 41294. f 1291.
Hohenstaufen. 2. Gemahl:
Mainh ard Iv von Görz-Tyrol.
2. 2.
Heinrich von Elisabeth; ihr Otto Iii, Ludwig Iii, Stephan I,
Käruthen, Gem.: Albrecht 4 1312. 4 1296. 4 1310.
4 1335. von Oesterreich
1298 — 1308. f I
Friedrich der Hein- Elisabeth, Hein- Ottolv,
Schöne. rich Xv, Gem.:Otto rich Xiv, 4 1335.
4 1333. der Kühne 4 1339.
von Oester-
reich.
/----—. ■ ^——N /— 11 1 ' ■*** ——s
Friedrich. Leopold. Johann,
4 1340.
40. Heinrich Xv, dem Natternberger, wurde ein Strich Landes zu
Theil, in welchem Deggendorf, Dingolfing, Bilshofen und Cham die Haupt-
orte waren; Otto Iv erhielt den Landstrich mit Burghauseu, Braunau,
Altötting, Trostberg, Rosenheim, Traunstein und Reichenhall; Heinrich Xiv
bekam Stadt und Gebiet von Landshut, Straubing, Schärding und Pfarrkirchen.
41. Königreich Are lat hieß das Königreich Burgund seit der im Jahre
933 erfolgten Vereinigung Hochburgunds, das der Graf Rudolf im
Jahre 887 gegründet, mit Niederburgnnd, das Graf Boso im Jahre
879 gegründet hatte. Niederburgund bildete das Land zwischen den Weft-
alpen und der Rhone, vom Genfersee bis zum Mittelmeere. Hochburgund
reichte von der Saone bis zur Aar und schloß das Juragebirg in sich.
29*
1852 -
Koblenz
: Bädeker
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
Ludwig der Baier.
67
einer größern Hausmacht: er brachte Böhmen an sein Haus, indem
die böhmischen Stände, unzufrieden mit ihrem Könige (Heinrich von
Kärnthen), Heinrich's Vi l. Sohne Johann mit der Hand der böh-
mischen Prinzessin Elisabeth die Krone von Böhmen anboten. Dann
zog er nach Italien und stellte nicht nur die deutsche Herrschaft
über Italien, sondern auch das römische Kaiserthum nach
62jähriger Unterbrechung her.
Nach Heinrich's Vii. Tode erwartete Herzog Friedrich der
Schöne von Oesterreich, der älteste Sohn des getödteten Al-
brecht, um so eher die Krone, als des verstorbenen Kaisers Sohn
noch minderjährig war, aber während er von einem Theile der
Wahlfürsten gewählt wurde, ernannte eine Gegenpartei, welche
die Erhebung Friedrich's von Oesterreich wegen seiner zu großen
Macht mißbilligte und die auch den vorigen König Heinrich haupt-
sächlich auf den Thron gesetzt hatte, den Herzog Ludwig von
B a i e r n.
5. Ludwig Iv. der Baier 1314 —1347 und Friedrich von
Oesterreich 1314 — 1330.
Noch ehe es zum Kriege zwischen beiden Königen kam, wollte
Oesterreich Rache nehmen cm den Waldstädten für ihren Aufstand
gegen Albrecht I. und weil sie für Ludwig Partei genommen hatten,
da sie von einem habsburgischen Kaiser die Bestätigung ihrer Unab-
hängigkeit nicht erwarten konnten. Aber der Herzog Leopold von
Oesterreich, Friedrich's Bruder, mit seiner unbeholfenen Reiterei un-
terlag im Kampfe bei Morgarten 1315 den (1300) leicht beweg-
lichen Schweizern, welche darauf den ewigen Bund zu Brunnen
schlossen, und Friedrich wurde in dem Kampfe mit Ludwig dem
Baier bei Mühldorf (am Inn) und Ampfing 1322 von dem
baierischen Feldhauptmann Seyfried Schweppermann geschlagen und
selbst gefangen. Da aber Friedrich's Brüder den Krieg gegen Lud-
wig mit mehr Glück fortsetzten, so schloß dieser mit seinem Gegner
einen Vergleich, wonach er ihm gegen Verzichtleistung auf den deut-
schen Thron die Freiheit wiedergab, und als Friedrich, weil er die
eingegangenen Bedingungen nicht erfüllen konnte, sich dem Vertrage
gemäß selbst wieder als Gefangenen stellte (?), war Ludwig durch
diese Treue so erschüttert, daß er sich nun mit ihm zu einer gemein-
schaftlichen Regierung vereinigte; jedoch blieb Friedrich ohne Einfluß
auf die Reichsgeschäfte.
5
1875 -
Berlin
: Vahlen
- Autor: Müller, David
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
— 71 —
banden sich alle Gnelsen Italiens gegen Heinrich. Dieser ächtete ihn deshalb von der, den Kaisern treuen Stadt Pisa aus, und rüstete sich zu einem Zuge gegen Neapel. Da untersagte ihm der Papst denselben, da er gegen das, dem französischen Könige verwandte Haus Anjou sich richten sollte. Als Heinrich Vii. um den ungerechten Eingriff des Papstes in seine weltlichen Rechte sich nicht kümmerte, that ihn der Papst in den Bann. So wäre der alte Kamps der Hohenstaufen erneuert worden: aber der Bannstrahl traf den Kaiser nicht mehr. Im Kloster Buon-Convento war Heinrich Vii. gestorben, wie man allgemein glaubte, an Gift, das ihm ein Mönch im Spülkelch des heiligen Abendmahles gereicht. Zu Pisa ward er 1313. bestattet. Keine reinere und edlere Gestalt zeigt die Geschichte Dennoch ward gerade er in dieser Hoheit seines Strebens und irr seinem rührenden Untergange der deutlichste Beweis, daß die Zeit des alten Kaiserthums unwiderruflich dahin war.
§ 67. Ludwig der Baier, 1814-1347. Als der Kaiser im fernen Italien gestorben war, traten die Wahlfürsten in Frankfurt zusammen, um einen neuen König zu kiesen. Immer noch erschien als das mächtigste Geschlecht im Reiche das der Habsburger.
Jetzt bestand es aus den beiden Söhnen Albrechts, Leopold und Friedrich dem Schönen. Aber eben weil sie zu mächtig waren, wollten diekurfürsteu keinen von ihnen zum Könige, und die Mehrzahl erkor in Frankfurt einen tüchtigen und streitbaren Mann, Ludwig von B aiern, der ein Jugendfreund Friedrichs des Schönen von Oesterreich gewesen, nun aber seit Kurzem mit ihm verfeindet war. Die Wittelsbacher waren ein noch älteres fürstliches Geschlecht als die Habsburger und Lützelburger. Seit den Zeiten der Hohenstaufen saßen sie als Herzöge in Baiern und als Pfalzgrafen am Rh ein; aber Erbtheiluugen, wie sie zum Schaden der Fürsten und Völker jetzt allgemein wurden, hatten ihre Territorien zersplittert. Ludwig beherrschte damals die Herzoglichen Gebiete um München und Landshut, sein Bruder Rudolf die Pfalz um Heidelberg her: beide Brüder boten das Bild der Zwietracht, wie Leopold und Friedrich das der Eintracht. Kaum war Ludwig der Baier in Frankfurt gewählt, als Friedrich der Schöne von seinem Anhange unter den Wahlfürsten, an ihrer Spitze Ludwig's Bruder, Rudolf, ebenfalls gekoren wurde. Der Streit um die Krone wurde ohne Entscheidung eine lange Zeit fortgeschleppt. Indessen verwickelten sich die österreichischen Brüder auch mit den Schweizern in Streit. — Viel Schönes weiß die Sage zu berichten von dem
1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Oberbayern unter Rredolf Ií, dem Stammler. 137
Königs, und Ersterem lag damals der Gedanke an seine eigene
Erhebung noch so ferne, daß er seinen Freund Friedrich zur
Bewerbung aufforderte und ihm versprach, für seine Erhebung
nach Thunlichkeit mitzuwirken.
§ 63. Der Ruhm, den sich Ludwig durch den Sieg bei
Gammelsdorf erworben, erfüllte ganz Deutschland mit solcher
Bewunderung, daß die Mehrzahl der deutschen Kurfürsten, dar-
unter auch der Böhmenkönig Johann von Luxemburg, den
Herzog Ludwig von Oberbayern am 20. Oktober 1314 zu
Frankfurt vor der Stadt rechts des Mains zum deutschen
König wählte^). Tags zuvor hatte Ludwigs Bruder Rudolf
mit der Minderzahl der Kurfürsten zu Sachsenhausen, einer
Vorstadt Frankfurts, Friedrich den Schönen von Oesterreich
gewählt. Die Frankfurter, welche beim Herannahen der Kur-
fürsten und ihrer Heere die Thore der Stadt geschlossen hatten,
öffneten auf die Nachricht, daß Ludwig der rechtmäßig gewählte
König sei, die Thore ihrer Stadt, und Ludwig ward nach alter
Sitte in der St. Bartholomäuskirche auf den Altar gehoben und
dem Volke als König gezeigt. Von da begab sich Ludwig nach
Aachen und wurde, weil der gesetzmäßige Krönungsbischof, der
Kurfürst von Köln, die Vornahme der Krönung verweigerte,
mit seiner Gemahlin Beatrix (einer Tochter des Herzogs Bo-
leslaus von Maßovien) von dem Kurfürsten von Mainz
am 26. November 1314 gekrönt. Friedrich, dem die Frank-
furter und Aachener die Aufnahme in ihre Mauern beharr-
lich verweigert hatten, war nach Bo ine gezogen und hatte sich
von seinem Freunde, dem Erzbischöfe von Köln, einen Tag
früher krönen lassen. Zwischen Friedrich dem Schönen und
Ludwig entbrannte nun eine langwierige Fehde, wobei Friedrich
nicht blos von seinem eigenen Bruder Leopold, sondern auch
von Ludwigs Bruder, Rudolf, unterstützt Wierde. Trotzdem
wußte Ludwig die Oberhand zu behaupten und hielt unter all-
gemeinem Jubel des Volkes im April 1315 seinen Einzug in
München.
Herzog Rudolf, der noch kurz vorher bei der Reichsstadt
Augsburg für Oesterreich gegen seinen Bruder Ludwig
1804 -
Braunschweig
: Verl. der Schulbuchh.
- Autor: Raabe, Heinrich August
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
338 Geschichte d. Herz. v. Baiern u. d. Pfalzgrafen.
tet und Baiern wurde dem Markgrafen o>- Oesterreich,
Leopold, verliehen. — Allein Leopolds Bruder und Nach-
folger, Heinrich, mußte Barem wieder an Heinrichs des
Stol-^p, Sohn, Heinrich den Löwen abrreten, woge-
gen Oesterreich zu einem Herzogthume erhoben wurde.
(1156.) — Heinrlch der Löwe, legte den Grund zu
der Stadt München (117?) und vergröß-rre Regens-
bu rg, wo er gewöhnlich restsirte, wenn er sich in Baiern
gufhielt. — Als er (n8o) in die Achterklart war; so
belehnte der Kaiser Friedrich!, Rochbart, seinen Gunst ing,
den tapfern Grafen Otto von Wirtelsbach, au» dem
Geschlechts der Herren von Scheyern, mit dem Herzog-
thum Baiern, dessen Nachkommen noch jetzt dieses Land
besitzen. Sein Enkel, Otto Ii, der Erleuchtete, heyrathete
des Pfalzgrafen Heinrichs, des Welsen, Tochter und
Erbin, Agnes und vereinigte dadurch Pfalz mit
Baiern. (1231.)
Y. Ott0 ' s de« Erleuchteten Enkel theilten da«
Land wieder. (1313.) Ludwig, welcher nachher Kaiser
wurde, bekam Baiern, Rudolf, die Pfalz. Rudolfs
Sohne machten mit ihrem Oheim, dem Kaiser Ludwig,
(1329) zu Pavia den Vertrag, daß eine Linie die andere
beerben, daß die Kurwürde abwechseln und daß Pfalz
hierin den Anfang machen sollte. — Beide Linien diese« Hau-
se« theilten sich auch nachher noch in verschiedene Zweige.
Vi. Au« der baierschen Linie entsprangen die Her-
zöge von Baiern- Ingolstadt- L a n d s h u t - und
München. Die letztere blieb seit 1507 allein übrig. —
Als der Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz die böhmische
Königskrone gegen Ferdinand Ii v. Oesterreich annahm,
aber besiegt und geachtet wurde; so erhielt der Herzog v.
Baiern, Maximilian, welcher die katholische Lehre ver-
20. Bd. 1
- S. 531
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Verfall der Lehnsmonarchie und Entartung der Kirche. 531
deshalb als Rückfällige eines langsamen Todes in den Flammen starben, so
hob doch Clemens den Orden auf. Umsonst protestirte der Großmeister Ja-
cob von Mo lay, den der Papst vorher von Cypern nach Frankreich gelockt,
gegen ein solches Verfahren und erbot sich zur Widerlegung aller Beschuldi-
gungen. Auch er starb auf dem Scheiterhaufen, nachdem er den Papst und
den König vor einen höhern Richterstuhl geladen. Das Volk verehrte ihn
als Märtyrer und sah in dem bald darauf erfolgten Tod der beiden Ober-
häupter ein Gottesgericht. „Von der Grabkammcr der Templer hat man die
Sage, daß alle Jahr in der Nacht der Aufhebung eine gewappnete Gestalt,
das rothe Kreuz auf dem weißen Mantel, daselbst erscheine mit der Frage:
wer das heilige Grab befreien wolle; „Niemand, Niemand" ist die Antwort,
die ihr aus dem Gewölbe entgegenschallt, „denn der Tempel ist zerstört."
Von den französischen Gütern und Schätzen der Tempelherren zog der hab-
süchtige König das Meiste ein, das in andern Ländern Gelegene fiel theils an
die Johanniter theils an die Landesfürsten. „Die Güter, deren Ertrag zur
Wiedereroberung von Jerusalem dienen sollte, wurden eingezogen und in den
Nutzen des Königreichs verwandelt."
§. 355. Ludwig de rbayerimkampfmitdempapste. Wie sich
Clemens von Philipp Iv. wider die Templer gebrauchen ließ, so Johann Xxii.,
früher ein französischer Mönch, von dessen Nachfolgern gegen Ludwig den
Bayer und das deutsche Reich, aus dessen Schwächung die Franzosen Vor-
theil zogen. Als Ludwig die ghibellinische Partei der Visconti in Mailand
wider ein guelfisches Söldnerherr unterstützte, womit der Papst in Verbin-
dung mit König Robert von Neapel die Lombardei zu unterwerfen gedachte,
schloß sich Johann Xxii. an die östreichische Partei an, sprach den Bann
über Ludwig aus und belegte alle Länder, die ihm treu blieben, mit dem
Interdikte. Zugleich erneuerte er den alten Rechtsgrundsatz, daß die Kai-
serkrone ein Lehn der Kirche sei und folglich während eines Zwischenreichs
die kaiserliche Gewalt an den Papst zurückfalle. Da setzte der Kaiser seinen
bisherigen Gegner Friedrich zum Neichsverweser ein und begab sich nach Ita-
lien, wo er, unterstützt von den dem Papste feindlich gesinnten Min ori-
ten (§. 321.) und der ghibellinischen Partei, anfangs glanzende Fortschritte
machte, durch ein feierliches Gerichtsverfahren den abwesenden Papst wegen
ketzerischen Lehrmeinungen absetzte, einen Minoritenmönch an seine Stelle er-
hob und sich in Mailand und Rom krönen ließ. Als er aber, um seine hab-
gierigen Söldnerschaaren zu befriedigen, die Italiener durch drückende Geld-
forderungen sich entfremdete und Friedricks Tod ihn nach Deutschland rief,
gewann die päpstliche Partei wieder die Oberhand. Der Gegenpapst verzich-
tete auf seine Würde und nahm in Avignon das Gnadenbrod an und die
Häupter derghibellinen suchten sich mitjohann auszusöhnen. Umsonst warf
sich jetzt der unruhige, abenteuerliebende Sohn Heinrichs Vii., König Jo-
hann von Böhmen, zum Friedensstifter auf; der Jubel, mit dem er
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1310.
1312.
1314.
1330.