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1. Geschichte der Römer - S. 350

1836 - Leipzig : Baumgärtner
350 zwischen dem Rhein und der Elbe hat das Heer des Kai- sers Tiberius dieses Denkmal dem Mars, dem Jupiter und dem August-us geweiht." Darauf trat er, noch im Som- mer, seinen Rückzug an. Ein Theil des Heeres kam unangefochten zu Lande an den Rhein; einen andern unter Germanicus führte die Flotte zurück. Ein schrecklicher Sturm überfiel sie; nach großem Ver- luste an Menschen, Pferden, Schiffen, die gescheitert oder verschlagen waren, erreichte sie Vetera. Nachdem der rastlose Feldherr noch einen Zug in das Marserland unternommen, um einen Legionsadler des Varus wieder zu erbeuten, erhielt er vom Tiberius dringende Einladun- gen, nach Rom zu kommen, denn der Kaiser wollte diese nutzlosen und kostspieligen Züge nicht mehr unternommen haben, auch besorgte er, des Germanicus Ansehen im Heere mochte ihm gefährlich werden. Der Sieger feierte am 26. Mai 17 zu Rom seinen Triumph über die Cherusker, Chatten und alle Germanen bis zur Elbe. Der Geograph Strabo sah den prachtvollen Zug und hat, bei der Beschreibung des- selben, allein unter allen Schriftstellern des Alterthums, Thusnelda's Namen genannt. Seitdem überließ Tiberius die Deutschen ihren in- nern Zwistigkeiten, in denen Deutschlands Befreier im I. 19 seinen Untergang gefunden hat. Bald darauf wurde Marbod von einem Fürsten der Gothonen, Catualda, in Böhmen überfallen und seiner Herrschaft beraubt. Drnsus, des Kaisers Sohn, stand an der Donau zur Beobachtung jenes gefürchteten Königs, und trug zu dessen Sturze mit bei. Marbod übergab sich dem Schutze der Römer und wurde bis an seinen Tod zu Ravenna in Haft gehalten. Um die Ruhe im Orient wieder herzustellen, die durch den fast gleichzeitigen Tod der Könige von Kappadocien, Commagene und Ci- licien und durch Steuerbedrückungen in Syrien und Judaa gestört worden war, schickte der Kaiser den Germanicus nach Asien, wo auch ein parthischer Krieg auszubrechen drohete, da der von Augustus ein- gesetzte König der Parther, Vonones, von seinem Gegner Artaban vertrieben und in dem damals herrenlosen Armenien, um dessen Be- sitz sich Römer und Parther stritten, als König aufgenommen worden war. Da Artaban mit Krieg drohete und Armenien von römischen Truppen nicht gehörig besetzt war, so lockte der syrische Statthalter den König Vonones zu sich und umgab ihn mit einer Wache. Spater emstoh er seiner Haft zu Pompejopolis in Cilicien und wurde von der nachsetzenden Wache erstochen. Tiberius beabsichtigte aber bei jener Sendung des Germanicus zugleich auch dessen Untergang. Dazu er- teilte er dem Statthalter Syriens, Cnejus Piso, einem herzlosen,

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1. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 41

1864 - Leipzig : Teubner
Tiberius' Negierung. 41 gebracht'). Ferner hegte Tiberius bittern Haß gegen Archelaos, welcher sich noch unter Augustus Kappadokiens bemächtigt hatte; er ließ ihil nach Nom kommen, wo sich der Unglückliche selbst den Tod gab; das Schicksal des Landes war zu bestimmen. Die Erledigung der Throne von Kilikien und von Kom- magene gab zu Unruhen durch Parteiungen für oder gegen Rom Veranlassung und endlich begehrten Syrien und Judäa sehnsuchtsvoll Erleichterung ihrer Lasten^). Germanicus empfieng die Sendung nach dem Orient, aber gleichzeitig ward Gn. Pi so zum Statthalter von Syrien ernannt. Man kann kaum an der Absicht Tiber's und seiner Mutter Livia zweifeln, durch den hochfahrenden Menschen dem Prinzen seine Popularität bedrohende Schwie- rigkeiten zu bereiten, und er und seine Gattin Plan eina, die Vertraute der Kaiserin Wittwe, spielten die Rolle, Germanicus und Agrippina zu ärgern, nur zu gut"). Sofort nach der Ankunft in Asien begannen die Streitig- keiten^). Germanicus zog Kappadokien, Kommagene und Kilikierr als Pro- vinzen ein und gab Armenien inzeno, dem Sohn des pontischen Königspolemo, welcher bcu Namen Artarias annahm, einen neuen Königs). Gn. Piso nahm sich des Vonones an, allein G. verwies denselben nach Pompeiopolizo). Die Wißbegicrde veranlaßte den hochgebildeten selbst literarisch thätigen Germa- nieus im Jahre 19 zu einem Besuch des Wunderlands Ägypten, dessen Be- tretung allerdings ohne besoudre kaiserliche Erlaubnis verboten war, wes- halb auch Tiberius den Schritt laut tadelte''). Vonones hatte unterdes den Versuch zur Flucht nach Armenien gewagt, war aber getödet worden^); aber auch Piso hatte die Abwesenheit benutzt. Germanicus fand alles, was er in Syrien angeordnet hatte, verändert. Er fand kein andres Mittel, als Piso die Provinz zu nehmen und dieser folgte der Weisung zur Reise nach Rom"). Da erkrankte plötzlich Germanicus und starb, selbst über- zeugt, daß ihm auf Piso's Veranlassung Gift beigebracht worden fei1 °4- Piso suchte sofort sich Syriens wieder zu bemächtigen, ward aber von dem an seine Stelle gesetzten Sentius gefangen und erhielt nichts als Geleit nach Rom"). Ungemein war die Trauer, welche die Kunde von Germanicus' Tod und dann die Ankunft der Agrippina mit der Aschenurne in ganz Jtalieir und in Rom erregte12tiberius erregte durch sein kaltes Benehmen den Argwohn der Menge und daß die von Sentius nach Italien gesandte des Mords bezüchtigte Giftmischerin Martina in Bruudufium starb, bestärkte denselben '"). Piso und Plancina kehrten mit stolzer Verachtung der gegen sie herschenden Erbitterung nach der Hauptstadt zurück"), doch die Anklage gegen sie ward erhoben und Tiberius verwies den Prozeß an den Senat"). Noch * 6 1) Ii 1—4. — 2) Ii 42. — 3) Ii 43. — 4) Ii 53 — 55. — 5) Ii 56. — 6) Ii 57. 58. — 7) Ii 59 — 61. — 8) Ii 68. Die Ordnung der Verhältnisse ward noch unter Tiberius wieder geändert. Im I. 35 setzte Artabanus nach Artarias' Tod in Armenien seinen ältesten Sohn auf den Thron. Die Zurücksendnng von Vonones' Schätzen gab ihm Veranlassung zu Drohungen gegen Nom. Aber seinen Plänen, das Reich des Cyrus in seinem alten Umfange wieder herzustellen, trat eine Partei entgegen, welche (Simeas u. Abdus) den in Rom als Geißel sich aufhaltenden Prinzen Phraates zum Könige begehrte. _ Gern entließ diesen Tiberius, aber er starb am Euphrat. Darauf bestimmte Tiberius für Parthien den jungen Tiridates, für Armenien den Hiberer Mithradates zum König. Mit Hülfe der kaukasischen Bergvölker ward der Parther Orondes ans Armenien getrieben und der römische Befehlshaber Vitellins führte den Tiridates über den Euphrat. Doch gewann Artabanus, obgleich er zur Flucht nach dem Osten gezwungen war, wieder Anhang und nötigte Tiritades zur Flucht (Vi 37 — 43. 47 — 50). Unbedeutend war ein Aufstand der Klitä in Kappa- dokien (Vi 47). — 9) Ii 69. — 10) Ii 70 — 72. — 11) 75 — 81. — 12) Ii 81. Iii 1 ff. — 13) Iii 7. — 14) Iii 8. 9. - 15) Iii 10.

2. Altertum - S. 334

1895 - Stuttgart : Neff
— 334 — Volk und die Prätorianer schwuren ihm den Eid der Treue, ebenso die Provinzen und die Truppen. Die anfängliche Meuterei der pannonischen und niedergermanischen Legionen, die Gleichstellung mit den Prätorianern verlangten, wurde mit grossen Schwierigkeiten unterdrückt, in Pannonien von Drusus, dem Sohn des Kaisers, den dieser in Begleitung des einen Prätorianerpräfekten Aelius Seianus hinschickte, in Germanien durch den Oberkommandanten Germanicus, der das Ansinnen, selbst das Imperium zu übernehmen, abwies, aber auf eigene Faust die Truppen zu Eroberungen über den Rhein führte (14—16; vgl. S. 328), jedoch von Tiberius, abberufen wurde. 17 wurde der beim Volk wegen seiner ritterlichen Persönlichkeit, seines freundlichen Wesens und seines glücklichen Familienlebens sehr beliebte Germanicus mit höherem prokonsularischem Kommando nach dem Osten gesandt und ordnete dort die Verhältnisse, starb aber 19, vielleicht (jedenfalls ohne Mitschuld des Kaisers) vergiftet von dem bitter mit ihm verfeindeten Statthalter Syriens, Cn. Piso, der nachher in Rom vor dem Senat angeklagt wurde, sich aber der Verurteilung durch freiwilligen Tod entzog. Im Inneren regierte Tiberius in seinen ersten Jahren verfassungsmässig und rücksichtsvoll gegenüber dem Senat, fürsorglich in der Verwaltung, sparsam und zugleich freigebig. Doch begannen schon 15 die immer mehr sich häufenden Majestätsprozesse, indem die Verletzung der „maiestas populi“ jetzt regelmässig, wie in einzelnen Fällen schon von Augustus, auf Beleidigungen und Anschläge gegen die Person des Herrschers übertragen wurde; diese Prozesse wurden von Tiberius, scheinbar im Interesse unparteiischer Rechtsprechung, grösstenteils dem Senatsgericht überwiesen, endigten aber bei dessen unfreier Stellung gewöhnlich mit Verurteilung zu Verbannung oder Tod, die dann zugleich Vermögenskonfiskation zu Gunsten der kaiserlichen Privatkasse zur Folge hatte, oder mit Selbstmord der Angeklagten; auch wurde dadurch sofort das Unwesen der Angeberei (delatores) und knechtische Schmeichelei des Senats grossgezogen. , , Seit dem Jahre 23 gewann Seian eine beherrschende Stellung, hauptsächlich dadurch, dass er den Kaiser bestimmte, die sämtlichen prätorischen Kohorten, die bisher zerstreut teils m Rom, teils in der Umgegend ihre Quartiere hatten, in einer testen Kaserne in der Hauptstadt zu vereinigen. Um sich selbst den W eg zum Thron zu bahnen, räumte Seian den Drusus, dem sein Vater die Mitregentschaft übertragen hatte, durch Gift aus dem Weg, verschärfte durch heimliche Umtriebe das gegenseitige Miss trauen zwischen dem Kaiser und der Familie des Germa-

3. Geschichte des Alterthums - S. 640

1852 - Weimar : Albrecht
64v Die Kaiser von Liberias bis Domitian. Straßen Roms einherging; in dem Senate verschmähte er die Aus- zeichnung, welche man jedem Cónsul erwies; die Senatoren mußten sitzen bleiben, wenn er in den Senat kam oder ging. Er stimmte in den Comitien wie ein anderer Bürger; erschien vor den Gerichts- höfen als Zeuge und ließ sich verhören und widerlegen. Auch sein häusliches Leben stimmte zu dieser Rolle schlichter Bürgerlichkeit. Er bewohnte ein Haus auf dem Palatinischen Hügel, welches sich we- der durch Geräumigkeit noch Pracht auszeichnete. Das Innere des Hauses gewährte ein Bild der Einfachheit alter Zeiten. Nur eine Erscheinung verrieth den Herrscher. In einem Flügel des Palastes (so genannt nach dem Palatinischen Hügel) befand sich das Präto- rium, die Behausung der Leibwächter, deren Anzahl jedoch nicht groß war. Mit Eifer hielt Augustus in seinem Hause auf den Schein einer strengen Wohlanständigkeit, und deshalb betrübte ihn sehr die freche Sittenlosigkeit seiner Tochter Julia, die selbst die öffentliche Schande nicht vermied. Ein scharfer Verstand, schlaue Besonnenheit und ein gewaltiger Ehrgeiz sind die Grundzüge von dem Charakter des Augustus. Mit klarer Ueberleguug und festem Willen unternahm er es, die Alleinherrschaft zu erringen und sich zu sichern. Seine Herrschsucht bebte vor keiner Maßregel zurück, die ihm Förderung auf der Bahn zum Throne versprach. Zu blu- tigen Maßregeln griff er aber nicht aus Lust am Morden, sondern weil sein Zweck sie gebot, oder zu gebieten schien. Als Rom zu seinen Füßen lag, hatten die Blutseeuen ein Ende. Von da an gab er nur Beweise von Versöhnlichkeit, Milde, Gerechtigkeit und vielen andern rühmlichen Eigenschaften. Augustus starb zu Nola 14 n. Chr. im sechsundsiebenzigsten Jahre seines Alters. Den Ränken der Livia, welche die dritte Gemahlin des Au- gustus war, gelang es, ihrem Sohn Tiberius die Thronfolge zu verschaffen. Tiberius regierte von 14 bis 37 n. Chr. Die Grund- züge seines Charakters waren Neid, Furchtsamkeit, Sinnlichkeit, Verstellung und Grausamkeit. In den ersten acht Jahren war seine Negierung im Ganzen mild und gerecht, weil die Furcht vor seinem Neffen Germanicus, den er auf Befehl des Augustus adop- tirt hatte, seinen menschenfeindlichen Sinn in gewissen Schranken hielt. Germanicus führte an der Spitze von acht Legionen rühm- liche Kriege mit den Germanen und wurde von den Soldaten als ein tüchtiger Führer geliebt und von dem Volke geachtet. Tiberius rief 17 n. Chr. seinen Neffen nach Rom zurück und sandte ihn als Oberbefehlshaber in den Orient, wo Germanicus von dem Statt- halter von Syrien erst vielfach gekränkt und dann 19 n. Chr. ver- giftet wurde. Von dieser Zeit an trat Tiber's eigentlicher Charak- ter immer bestimmter hervor. Sejanus, der Präfect der Präto- rianer, bewog ihn, sämmtliche Prätorianer nach Rom zu ziehen und in ein festes Lager vor den Thoren Roms zu verlegen. Grausame Verfolgungen und blutige Hinrichtungen waren an der Tagesord- nung; seine eigene Familie, die besseren Schriftsteller seiner Zeit und jeder Edle waren dem Tyrannen verdächtig. Bei der Verdor- benheit und Nichtswürdigkeit der damaligen Römer wurde das Spio- niren, Verleumden und Anklagen ein förmliches Gewerbe. Im

4. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 185

1877 - Berlin : Herbig
Fünfte Periode, Kaiser Tiberius und Caligula. 185 nach Chr. 14—37. Tiberina (vollständig: Tib. Claudius Nero), des Augustus Stief- und Adoptivsohn, argwöhnlschor Despot. Das (formelle) Recht der Bestätigung der Gesetze und das Recht der Beamten wähl wird von den Comitien auf den Senat über- tragen. Das Gesetz gegen Majestätsverbrechen (de maiestate) wird auf die kleinste Beleidigung des Fürsten angewendet. Belohnung der Angeber (delatores). Aufstand der Legionen am Rhein, unterdrückt durch Ocrmanicus, Sohn des älteren Drusus, und der Legionen in Pannonien, unter- drückt durch den jüngeren Drusus, Sohn des Tiberius. (Tacitus, Annales 1, 16—49.) 14—16. Drei Feldzüge des Germanicus gegen die Germanen. Der dritte Feldzug zur See, mittelst einer Landung an der Mündung der Ems unternommen ; Germanicus dringt über die Weser vor. Sieg der Römer in der Doppel- schlacht auf dem Campus Jdistaviso (nach Grimm Idisiaviso „Elfenwiese“) über Arminius, zwischen Minden und Hameln. Trotz der Erfolge der römischen Waffen bleibt das rechte Rheinufer frei. (Tac., Ann. 11, 5—26.) 17. Germanicus, von Tiberius aus Eifersucht aus Germanien zurückberufen und nach dem Orient geschickt, setzt in Armenien einen König ein, macht Kappadocicn zur römischen Provinz, stirbt in Syrien an Gift (durch Piso V). 23—31. Herrschaft des schändlichen Sejan, des Günstlings des Tiberius. Durch Vereinigung der prätorischen Cohorten in ein befestigtes Lager bei Rom legt Sejan den ersten Grund zur Macht der Prätorianei'. Sejan vergiftet 23. Drusus, den Sohn des Tiberius. 27. Tiberius nimmt seinen Aufenthalt auf Capreae (Capri). 31. Process gegen Sejan, der mit vielen anderen (Theilnehmorn an der Verschwörung?) hingerichtet wird. Macro, Nach- folger Sejans in der Gunst des Tiberius. 37—41. Caligula (eigentlich: Gaius Caesar Germanicus), der jüngste Sohn des Germanicus, von den Soldaten Caligula (Stiefelchen) genannt, grausamer (oderint, dum metuant!), halb verrückter Despot. Ueberbrückung der Bucht von Puteoli.

5. Die Geschichte der Deutschen - S. 26

1855 - Langensalza : Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
26 Erster Abschn. Von der ersten Zeit bis zu der großen Völkerwanderung. Durch diesen Sieg verloren die Römer wieder Alles, was sie dies- seits des Rheins erobert hatten. In Rom verursachte derselbe allgemeine Bestürzung. Der Kaiser Augustus war untröstlich, rannte mit dem Kopfe gegen die Wand und rief beständig: Barns, Barns, gib mir meine Le- gionen wieder. Doch benutzten die Deutschen ihren Sieg nicht weiter; sie wollten nur ihre Freiheit behaupten, nicht aber Länder erobern. Als daher Tiberius mit einem schnell zusammen gerafften Heere an den Rhein rückte, fand er hier Alles ruhig. Er ging zwar auch über den Rhein, verwüstete einige Gegenden, wagte jedoch nicht, sich weit von dem Rheine zu entfernen. Es wurde kein Treffen geliefert, keine Eroberung gemacht, und zu Anfang des folgenden Frühlings kehrte er nach Rom zurück. Hermann und Germanicus. Augustus starb im Jahr 14 n. Ehr., und Tiberius ward Kaiser nach ihm. Kaum verbreitete sich die Nachricht von diesen: Ereigniß, als auch in Pannonien und am Rhein Unruhen ausbrachen. Hier hatte G ermani c us, ein Sohn des Drusus, den Oberbefehl bekommen. In ihm lebte ganz der Geist seines Vaters; es gelang ihm bald, die unzufriedenen Legionen zu beruhigen. Um sie zu beschäftigen, führte er sie über den Rhein (14 n. Ehr.), drang mit großer Geschwindigkeit durch ungebahnte Wäl- der bis in das Land der Marsen in der Gegend von Münster in Westphalen, überfiel diese in einer Festnacht und richtete ein großes Blut- bad unter ihnen an. Die Brukterer, Tubanten und Usipeter, darob aufgeregt, besetzten die Wälder, durch welche die Römer zurück ziehen mußten; doch Germanicus schlug sich durch und entkam glücklich über den Rhein. Im folgenden Jahre zog er gegen die Chatten. Nachdem er das von seinem Vater erbaute, von den Deutschen aber inzwischen wieder zer- störte Kastell auf dem Taunus neu hergestellt hatte, fiel er so plötzlich über die Chatten, daß Alte, Kinder und Weiber theils getödtet, theils -gefangen genommen wurden. Die wehrhafte Mannschaft schwamm durch die Eder und wollte die Römer hindern, eine Brücke über diesen Fluß zu bauen, wurde jedoch durch Wurfgeschütze und Pfeile zurück getrieben und zerstreute sich größtentheils in den Wäldern. Germanicus verheerte daraus die ganze Gegend, zündete den Hauptort der Chatten, Mattium, an und zog sich wieder an den Rhein zurück, ohne von den Deutschen verfolgt zu werden. Die Cberusker hatten den Chatten zwar zu Hilfe

6. Die Geschichte des Alterthums - S. 717

1861 - Köln : DuMont-Schauberg
185. Tiberius. 717 auf eine gesetzliche Bahn gelenkt hatte. Alles beruhte auf der Persön- lichkeit des Herrschers, und dieser Hauptcharakterzug der neuen Regie- rungsform gab sich mit allen ihren Mängeln und Schrecken zu erkennen, da der Staat in die Gewalt eines Mannes kam, dessen vorherrschende Eigenschaften Neid, Furchtsamkeit, Sinnlichkeit und Grausamkeit waren. Dadurch, daß Augustus seinen Nachfolger zur Adoption des Germanicus gezwungen hatte, schützte er die Welt wenigstens noch auf eine kurze Zeit nach seinem Tode vor den schrecklichen Wirkungen der Gemüthsart des furchtbaren Tyrannen. In den ersten acht Jahren war nämlich dessen Regierung im Ganzen genommen mild und gerecht, weil die Furcht vor Germanicus seinen menschenfeindlichen Sinn in gewissen Schranken hielt. Er mußte sich vor seinem Neffen besonders deßhalb fürchten, weil derselbe an der Spitze von acht Legionen stand, die ihm Augustus zur Bekricgung der Germanen anvertraut hatte, und die ihren tüchtigen Führer so sehr liebten, daß sic ihm bei der Nachricht von Augustus' Tode sogar die Herrschaft angeboten hatten. Germanicus hatte ihr Anerbieten zwar abgelehut, Tiberius mußte sich aber um so mehr hüten, Anlaß zur Un- zufriedenheit zu geben, als Germanicus einen rühmlichen Krieg in Deutschland führte, und dadurch in der Achtung des Volkes und der Soldaten fortwährend stieg. Aus diesem Grunde allein erfüllte Tibe- rius in den ersten Jahren seiner Regierung alle Pflichten eines weisen Regenten. Dagegen war von Anfang an sein Hauptstreben darauf ge- richtet, den Germanicus unter einem guten Vorwand von den Legionen in Deutschland zu entfernen. Erst im Jahre 17 n. Ehr., als der dor- tige Krieg viel Geld und Menschen gekostet, aber außer der Ehre nicht den geringsten Vortheil gebracht hatte, glaubte Tiberius dies wagen zu dürfen. Er rief seinen Neffen nach Rom zurück, gewährte ihm einen glänzenden Triumph, und schickte ihn dann als Oberbefehlshaber nach dem Orient. Germanicus führte auch hier zwei Jahre lang ruhmvolle Kriege mit den Grenzvölkeru, ward aber durch den römischen Statt- halter von Syrien zuerst vielfach gekränkt und dann vergiftet (19 nach Christus). Von diesem Augenblicke au trat Tiberius' eigentlicher Charakter immer bestimmter hervor, und die Niederträchtigkeit der Leute, die sich in seine Nähe drängten, machte ihn immer dreister, alles, was er Bö- ses wollte, zu wagen, bis endlich im Jahre 23 n. Ehr. Sejanus fein Günstling wurde, und ihn zu einem vollkommenen Tyrannen machte. Auf seinen Vorschlag zog Tiberius die Prätorianer nach Rom, und ver- einigte sie mit der seitherigen Besatzung der Stadt in einem festen La- ger, welches vor den Thoren von Rom angelegt ward. Diese Maßregel machte den Kaiser von seinen Garden abhängig, und erhob den Befehls- haber derselben zur zweiten Person im Reiche. Im Jahre 26 n. Ehr. brachte Sejanus den Kaiser sogar dazu, daß derselbe sich aus Rom entfernte, und ihm auf diese Weise ganz freien Spielraum ließ. Nach anderen Nachrichten soll freilich Tiberius die

7. Geschichte des Altertums - S. 291

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 55. Die Kaiser aus dem Hause des Augustus. 291 staatsgefährliche Verbindungen; ihre Weigerung, an heidnischen Opfern und Festen teil zu nehmen, die Bildnisse der Kaiser zu verehren, galt als Widersetzlichkeit gegen die Staatsgesetze. Man verfuhr daher gegen sie als gegen Feinde des Kaisers und des römischen Volkes. Das Volk sah in den Christen abscheuliche Gottesleugner, schenkte den Verleumdungen, daß sie in den Versammlungen Kinder schlachteten, Menschenfleisch äßen und scheußliche Laster verübten, vollen Glauben, und schrieb Unglücksfälle, Landplagen dem Zorne der Götter gegen die Christen zu. Es fiel daher bald hier, bald da über sie her und veranlaßte schwere Verfolgungen auch an Einzelneu, indem heidnische Priester, Händler mit Götzenbildern und dergleichen Leute sich beeinträchtigt sahen und daher das Volk gegen die Christen auswiegelten. Man zählt im ganzen zehn größere Christenverfolgungen. §• 55. 3)ie Kaiser aus tfem laufe tses luguftus. Tiberius 14 — 37 eröffnete die Reihe jener 7 harten und grausamen Regenten, welchen Rom 55 Jahre lang nach Augustus' Tod gehorchte. Anfangs hatte der Heuchler die ihm vom Senate dargebotene Krone abgelehnt, gab aber dann den Bitten desselben nach. Eine Zeit lang bewahrte er in der Regierung des großen Staates wenigstens noch den Schein der Mäßigung; allmählich aber bildete er die Alleinherrschaft zur vollen Despotie aus. Zuerst rief er seinen Neffen Germanicus, den er adoptiert hatte, von seiner siegreichen Laufbahn in Deutschland 16 zurück, weil er ihn um seinen Ruhm beneidete; und sobald er merkte, daß Germanicus der Liebling des römischen Volkes war, schickte er ihn nach Syrien, wo der treffliche Mann 19 vergiftet wurde. Nach dem Tode dieses Neffen wurde Tiberius auffallend argwöhnisch und grausam. Er vermehrte alsbald seine Leibwache, die Prätorianer, die bis dahin auf mehrere Punkte der Stadt verteilt waren, und ließ sie vor den Thoren Roms ein festes Lager beziehen, um sowohl die Person des Kaisers zu schützen, als dessen Mordbefehle zu vollziehen. Hier wurden diese Truppen bald eine gefährliche Macht für das Reich, indem sie das Volk bedrängten und Kaiser ein- und absetzten. Der Oberst der Prätorianer, Sejanus, ein verworfener Mensch von niederer Herkunft, war des Kaisers Liebling und der willige Vollzieher ferner Frevel. Der feige Senat bildete nur noch ein Werkzeug in der Hand des Despoten, und die Volksversammlungen hörten aus. Verfolgungen und Hinrichtungen waren an der Tagesordnung, da jeder Gutgesinnte und die eigene Familie dem Kaiser verdächtig war. 19*

8. Erzählungen aus der römischen Geschichte - S. 200

1861 - Oldenburg : Stalling
200 zählt und in eigenen Tempeln und durch eigene Priester ver- ehrt ward, stattgesunden hatte, ward die Fülle aller irdischen Würden und Ehren, die er besessen, auf den Tiberius über- tragen. Unter ihm fielen die Volksversammlungen, die unter Augustus nur selten und blos zum Schein berufen worden waren, völlig weg, und ihr Geschäft ward dem Senate zu- gewiesen. Gern hätte der Kaiser sich schon jetzt seinem Hange zur Grausamkeit und Tyrannei überlassen, wenn ihn nicht die Tugenden seines Neffen Germanicus, der längst der Liebling des Volkes und Heeres war, genöthigt hätten, wenigstens den Schein der Tugend und Mäßigung zu bewahren. Wenn auch die Feldzüge des Germanicus gegen die Deutschen von keinen bleibenden Folgen waren, so mußte ihm Tiberius doch die Ehre des Triumphes zuerkenncn, bei welchem die Gemahlin des Arminius, Thusnelda, mit ihrem dreijährigen Söhnlein mit aufgeführt ward. Da sich aber die Gunst des Volkes für den edeln Germanicus zu deutlich kund gab, so suchte ihn der argwöhnische Tiberius aus dem Wege zu räumen. Zu diesem Zweck übergab er ihm den Oberbefehl in Asien, um dort die gestörte Ruhe wieder herzustellen. Daneben beauftragte er aber den Calpurnius Piso mit der Statthalterschaft von Syrien, der nun, den geheimen Weisungen des Kaisers gemäß, den Befehlen des Germanicus stets zuwiderhandclte. Letzterer reiste daher nach Syrien und bestrafte den ungehorsamen Piso mit Verweis und Entfernung. Aber zu spät! schon hatte Germa- nicus von Piso Gift bekommen. Er erlag demselben in einer Krankheit und forderte noch vor dem Verscheiden seine Freunde auf, seinen Tod zu rächen (19 n. Ehr.). Das ganze Reich wurde bei dieser Nachricht mit Trauer und Unwillen erfüllt, und die mit der Asche ihres Gatten zurückkehrende Agrippina zu Rom vom Volke mit der größten Theilnahme empfangen. Piso wurde zur Verantwortung gezogen, aber vor der Ent- scheidung seiner Sache ward er eines Morgens, vom Schwert durchbohrt, auf denr Boden seines Gemaches gefunden, denn s o konnte er den Tiberius, den Urheber dieses Mordes und der Vergiftung des Germanicus, durch seine Aussagen nicht verrathen.

9. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 186

1869 - Berlin : Herbig
186 Alte Geschichte, Römer. nach Chr. auf dem Campus Idistavisus über Arminius. Trotz der Erfolge der römischen Waffen bleibt das rechte Rheinufer frei. (Tacitus, Annales Ii, 5—26.) 17. Germanicus von Tiberius aus Eifersucht aus Germanien zurückberufen und nach dem Orient geschickt, setzt in Armenien einen König ein, macht Kappadocien zur 19. römischen Provinz, stirbt in Syrien an Gift. 23—31. Herrschaft des schändlichen Sejan, des Günstlings des Ti- berius. Durch Vereinigung der prsetorischen Cohorten in ein befestigtes Lager bei Rom legt Sejan den ersten Grund zur Macht der Prcetorianer. Sejan vergiftet 23. den Drusus, Sohn des Tiberius. 27. Tiberius nimmt seinen Aufenthalt auf Caprece (Capri). 31-—33. Process gegen Sejan, der mit vielen andern (Theilnehmern an der Verschwörung?) hingerichtet wird. Macro Nach- folger Sejans in der Gunst des Tiberius. 37—41. Caligula (eigentlich Qaius Qaesar), der jüngste Sohn des Germanicus, von den Soldaten Caligula (Stiefelchen) genannt, grausamer, halb verrückter Despot. Ueberbriickung der Bai von Puteoli. Kindische Expedition nach der gallischen Küste, die mit Sammeln von Muscheln (spolia oceani) endet. Nach seiner Ermordung wird von den Prietorianern zum Imperator ausgerufen sein Oheim 41—54. Claudius (Tiberius Claudius), Sohn des Drusus, jüngerer Bruder des Germanicus. Schwachsinniger und wankelmüthiger Fürst, beherrscht von verwor- fenen Günstlingen (den Freigelassenen Narcissus und Pallas) und seinen Gemahlinnen: 1) der schamlosen Messalina und, nachdem er diese hat tödten lassen, 2) der herrschsüchtigen Agrippina, Tochter des Germanicus. (Tacitus, Annales Xi. und Xii.) 43. Beginn der Eroberung Britanniens (T. Flavius Vespasia- nus als Legat), dessen südlicher Theil römische Provinz wird. (Tac. Agr. 13.14. Ann. Xii, 31—40.) Unter Claudius Regierung werden ausserdem folgende Provinzen eingerichtet: In Afrika Mauretania Tingitana und Mauretania

10. Geschichte des Mittelalters - S. 81

1854 - Weimar : Böhlau
81 ferì. Varus stürzt sich in sein Schwert, die Schlackt ist völlig ver- loren. Nur wenigen Römern gelang es, nach Aliso zu entkom- men. Der Niederlage folgte die Eroberung aller römischen Kastelle zwischen Rhein und Weser. Nur bei den Friesen, Chaucen und ei- nigen anderen Stämmen an der Nordsee, welche an dem Aufstande keinen Theil genommen hatten, dauerte das befreundete Verhältniß zu den Römern fort. Die Nordküste ausgenommen, bildete der Rhein wieder die Grenze Germaniens gegen die Römerherrschafl. Und das war Armins Werk. Augustus und die Römer wurden durch die Nachricht von Va- rus Niederlage in den größten Schrecken versetzt. Man wähnte, und Germa- die Germanen wären über den Rhein vorgedrungen, die Gallier mcué* im Aufstande, und sah im Geiste schon Italien und Rom bedroht. Wachen müssen Nom durchziehen, alle Gallier und Germanen die Stadt verlassen. Augustus suchte der drohenden Gefahr eiligst zu begegnen und die in der Nähe von Rom befindlichen Legionen so schnell als möglich vollzählig zu machen. Bei der Aushebung neuer Truppen mußten die härtesten Zwangsmittel, selbst die Todesstrafe angewendet werden. Mit den auf diese Weise zusammengebrachten Truppen schickte Augustus 10 n. Chr. seinen Stiefsohn Tiberius an den Rhein. Tiberius schützte die Grenzen und versicherte sich der Treue Galliens. Im Jahre 11 n. Chr. hielt er sich ehrenhalber verpflichtet, den Rhein zu überschreiten; aber er that dieses mit der größten Vorsicht und drang auf bekannten Wegen sicherlich nicht weit vor. Im Jahre 12 n. Chr. erhielt Germanicus, der Sohn des Drusus und der Neffe des Tiberius, den Oberbefehl am Rhein. Er ging 14 n. Chr. über den Rhein und verheerte die Gaue der Marsen. Einen umfassenderen Plan führte er 15 n. Chr. aus. Zwei Heere durchzogen die Gebiete der Chatten und Cherus- ker. Die Umstände waren günstig. Zwiespalt trennte die Germa- nen; Segest hatte seinen Schwiegersohn Armin und dessen Gat- tin gefangen genommen, Armin aber hatte sich bald wieder befreit und belagerte Segest in dessen Burg. Dieser rief die Römer zu Hülfe und ergab sich dem Germanicus, der ihm mit seiner Familie Schutz und Wohnsitze am linken Rheinufer verhieß. Bei Segest's Unterwerfung gerieth mit vielen anderen germanischen Männern und Frauen auch dessen Tochter Thusnelda, die schwangere Gattin Ar- min's, in die Gewalt der Römer. Bei der Nachricht, daß sein Weib in die Knechtschaft fortgeführt worden sei, durcheilte Armin die Gaue der Cherusker und rief auf zur Rache und zu den Waf- fen gegen die verrätherischen Römer. Als nun nicht nur die Che- rusker, sondern auch die benachbarten Völker dieser Mahnung folg- ten und sich erhoben, beschloß Germanicus, der schon wieder über den Rhein zurückgegangen war, vor allen die Cherusker zu ver- nichten. Während ein römisches Heer durch das Land der Brukte- rer zur Ems zog, die Reiterei an den Grenzen der Friesen gegen den Fluß vorrückte, schiffte Germanicus vier Legionen auf dem Zuy» der-See ein. An der Ems vereinigten sich die drei Heeresabthei- lungen. Der Verwüstungszug traf die Gegenden zwischen der Ems und der Lippe. Das römische Heer gelangte bis zum teutoburger 6

11. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 133

1916 - Leipzig : Ploetz
Kaiser Tiberius. 133 nach Chr. 9. Drei römische Legionen unter P. Quinctilius Varils werden im Teutoburger Walde von dem Cherusker- fürsten Arminills vernichtet. Germanien bis zum Rhein befreit, Tiberius aber sichert die Rheingrenze. 14. Augustus stirbt in Nola im 76. Lebensjahre. Eine von ihm selbst verfaßte Übersicht über seine Taten (Res gestae divi Augusti) ist in einer Tempelinschrift zu Ancyra (Angora) in Galatien erhalten (monumentum An- cyranum). 14—37. Tiberius (vollständig: Tiberius Claudius Nero), geh. 42, ein tüchtiger Herrscher, jedoch hart und argwöhnisch. Das Recht der Beamtenwahlen und die Be- stätigung der Gesetze wird von den Komitien auf den Senat übertragen. Die an republikanischen Erinnerungen festhaltende Aristokratie wird in strenger Abhängigkeit gehalten, besonders durch Anklagen de maiestate (die auch schon zur Zeit der Republik vorkamen) bei der geringsten Beleidigung des Fürsten; Belohnung der Angeber (delatores). Gute Ver- waltung in den Provinzen. 14 — 16. Drei Feldzüge des Neffen des Tiberius, Drusus Cäsar Germanicus, (von Cöln aus) über den Rhein gegen die Germanen, der zweite und dritte mit einer Flotten- fahrt in die Emsmündung verbunden. Beim zweiten wird die Stätte der Niederlage des Varus berührt; beim dritten Sieg der Römer auf dem Campus Itfisiaviso jenseits der Weser über Arminius, aber keine Unterwerfung des Landes. Die Flotte bei der Rückkehr durch Sturm zerstreut. 17. Germanicus, von Tiberius abgerufen und nach dem Orient gesandt, setzt in Armenien einen König ein, macht Kappadokien zur römischen Provinz, gerät in Syrien mit dem Statthalter L. Calpurnius Piso in Streit. Sein Tod im 34. Lebensjahr (19 in Antiochia an Gift?) in Rom sehr beklagt. In Deutschland Krieg zwischen Armin und Marbod, letzterer aus seinem Reiche vertrieben, findet bei den Römern Aufnahme (f zu Ravenna). Armin wird von seinen eigenen Verwandten, die ihn des Strebens nach der Königsherrschaft beschuldigen, 37 Jahre alt, getötet (21). Seine Gemahlin Thusnelda war von Germanicus gefangen nach Rom geführt worden; sein in der Gefangenschaft geborener Sohn Thumelicus starb in Ravenna. 23. L. Aelius Seianus, Befehlshaber der Prätorianer (S. 130), erhebt sich zum übermächtigen Günstling des alternden Kaisers, der 27 seinen Aufenthalt dauernd auf der Insel Capreae (Capri) nimmt, Sejan vergiftet Drusus, den einzigen Sohn des Kaisers, und setzt die Verbannung der Agrippina, Witwe des Germanicus, durch.

12. Erzählungen aus der römischen Geschichte - S. 189

1884 - Oldenburg : Stalling
189 ward dem Senate zugewiesen. Gern htte der Kmser sich schon jetzt seinem Hange zur Grausamkeit und Tyrannei berlassen, wenn ihn nicht die Tugenden semes Neffen Ger-manicus, der lngst der Liebling des Volkes und Heeres war, gentigt htten, wenigstens den Schern der Tugend und Migung zu bewahren. Wenn auch die Feldzuge des Germanicus gegen die Deutschen von keinen bleibenden Fol-gen waren, so mute ihm Tiberius doch die Ehre des Triumphes zuerkennen, bei welchem die Gemahlm des Armimus, Thus-nelda, mit ihrem dreijhrigen Shnlem mit aufgefhrt ward. Da sich aber die Gunst des Volkes fr den edlen Ger-manicus zu deutlich kund gab, so suchte ihn der argwhnische Tiberius aus dem Wege zu rumen. Zu diesem Zweck ber-qab er ihm den Oberbefehl in Asien, um dort die gestrte Ruhe wieder herzustellen. Daneben beauftragte er aber den Calvurnius Piso mit der Statthalterschaft von Syrien, der nun, den geheimen Weisungen des Kaisers gem, den Be-fehlen des Germanicus stets zuwiderhandelte. Letzterer reiste daher nach Syrien und bestrafte den ungehorsamen Piso mit Verweis und Entfernung. Aber zu spt! schon hatte Ger-manicus von Piso Gift bekommen. Er erlag demselben m einer Krankheit und forderte noch vor dem Verscheiden seme Freunde auf, seinen Tod zu rchen (19 n. Chr.). Das ganze Reich wurde bei dieser Nachricht mit Trauer und Unwillen erfllt, und die mit der Asche ihres Gatten zurckkehrende Agrippina zu Rom vom Volke mit der grten Teilnahme empfangen. Piso wurde zur Verantwortung gezogen, aber vor der Entscheidung seiner Sache ward er eines Morgens, vom Schwert durchbohrt, auf dem Boden seines Gemachs gefunden, denn so konnte er den Tiberius, den Urheber dieses Mordes und der Vergiftung des Germanicus, durch seine Aussagen nicht verraten.*) . Nach dem Tode des Germanicus trat des Tiber ms grausamer, argwhnischer Sinn offen hervor. Den Majesttsgerichten, die schon unter Augustus bestanden hatten, gab er die weiteste Ausdehnung, indem jede unvorsichtige uerung des Unwillens oder Tadels gegen die Person des Kaisers, *) Nach neueren Forschungen ist der Mord nicht auf Anstiften des Tiberius geschehen, wie diese denn berhaupt ihn gegen die ihm gemachten Vorwrfe in Schutz nehmen.

13. Alte Geschichte - S. 272

1842 - Berlin : Sander
272 Rom. befreundete Bundesstadt er die Rücksicht nahm, daß er nur mit Einem Lictor austrat. Die Griechen empfingen ihn mit den ausgesuchtesten Ehren, wobei sie die Worte und Werke ihrer Altvordern hervorhoben, um der Schmeichelei mehr Glanz zu leihen. Cneus Piso aber, um desto eiliger seine Bestimmung anzutreten, hielt einen trotzigen Einzug in die Stadt der Athener und schalt sie in einer heftigen Rede, mit Seitenhieben auf Germanicus, als habe er, der Würde des römischen Namens zuwider, nicht jene Athener, die durch so viele Niederlagen bereits vertilget seien, sondern dieses Ge- misch von Völkerschaften mit allzugroßer Herablassung beehrt. Sie seien die Bundesgenossen des Mithridates gegen Sulla, des Antonius gegen den vergötterten Augustus. Auch Veraltetes rückte er ihnen vor, wie sie unglücklich gegen ihre Mitbürger gewesen. Zudem war er per- sönlich wider die Stadt erbittert, weil sie einen gewissen vom Areopag wegen Verfälschung verurtheilten Theophilus auf seine Bitten nicht frei gaben. Von da durch die Cycladen in schneller Fahrt auf kürze- stem Wege schiffend, erreichte er bei der Insel Rhodus den Germanicus, dem nicht unbekannt war, welche Fallstricke man ihm bereite; allein er betrug sich mit solchem Edelmuth, daß er, als ein Sturm Jenen auf Felseugrund schleuderte, und des Feindes Untergang dem Zufall angerechnet werden konnte, Galeeren aussandte, durch deren Hülfe er der Gefahr entrissen wurde. Doch Piso, auch dadurch nicht besänftigt und kaum den Verzug Eines Tages aushaltend, verließ Germanicus und eilte ihm zuvor. In Syrien und bei der: Legionen angelangt, trieb er mit Bestechungen, Schmeicheleien und Beförderung der niedrig- sten Soldaten, indem er die alten Centurionen und die strengen Tri- bunen absetzte, und ihre Stellen seinen Clienten oder den verworfensten Leuten zutheilte, Müßiggang im Lager, Zügellosigkeit in den Städten, herumschweifendes, ausgelassenes Leben auf dem Lande zuließ, das Verderbniß so weit, daß der gemeine Haufe ihn „Vater der Legionen" nannte. Auch Plancina hielt sich nicht inner dem Anstand ihres Ge- schlechts, sondern wohnte den Uebungen der Reiterei, den Musterungen der Cohorten bei, gegen Agrippina, gegen Germanicus warf sie Schmähworte hin; selbst einige gutgesinnte Soldaten leisteten ihr wil- ligen Gehorsam im Bösen, weil ein heimliches Gerücht ging, es ge- schehe solches nicht ohne des Imperators Willen. Dies wußte Germanicus, allein es lag ihm mehr daran, nach Armenien zu eilen. Von Alters her war dieses Volk unzuverlässig

14. Geschichte des Altertums mit Einschluß der römischen Kaiserzeit : (Stoff der Ober-Sekunda) ; mit 6 Anschauungsbildern in Holzschnitt - S. 124

1909 - Braunschweig : Appelhans
124 Tiberius bernahm den Oberbefehl der die gesamte Polizei-macht in der Stadt, die stdtischen Kohorten. Ihr Befehlshaber, der praefectus urbi, war dem Kaiser unmittelbar unterstellt. Beliebt war Tiberius weder beim Adel noch beim Volke. Grnde: 1. Sein verschlossener, herrischer, unfreundlicher Charakter. 2. Spter wurde er im hchsten Grade mitrauisch. 3. Die Intrigen, welche von den Huptern der drei Hof-Parteien: Lima, Agrippiua I. und Sejauus, ausgingen, wurden ihm zur Last gelegt. 4. Die Vornehmen erbitterte er besonders durch die unnach-sichtliche Strenge, mit welcher er jede Bedrckung des Volkes, besonders jede Erpressung in den Provinzen ge-recht ahndete. Folge: Die Prozesse wegen Majesttsbeleidigung forderten viele Opfer und erbitterten immer mehr das Volk. So lt sich die harte Beurteilung des Tiberius in der Ge-schichte erklären. Er wollte jedenfalls das Beste seines Volks und war besser als sein Ruf. Seine Erfolge in der Verwaltung und in der Finanzpolitik zeigen sich jedenfalls darin, da er einen sehr bedeutenden Staats-schtz hinterlassen hat, ohne das Volk mit Steuern zu drcken. uere Politik. Eroberungspolitik hat Tiberius nicht getrieben. Kriege wurden nur gefhrt zur Dmpfung vereinzelter Aufstnde. 1. Meuterei der Legionen: Sie forderten Verkrzung der Dienstzeit und Erhhung des Soldes. (Vgl. die Streiks.) Dieser gefhrliche Aufstand wurde von Sejan unterdrckt. 2. Aufstnde am Rhein wurden von Germanicus niedergeworfen. Dieser benutzte sein Kommando, um in das Gebiet der Cherusker einzudringen. Er besiegte Armin, welcher bald darauf ermordet wurde, und fhrte die gefangene Thusnelda bei seinem Triumphzuge in Rom auf. Diese Zge waren weder notwendig, noch ntzlich: Das rechtsrheinische Germanien haben die Rmer nicht behaupten knnen. Germanicus aber erntete beim Volke den Ruhm eines be-deutenden Feldherrn. 3. Uuruheu am Enphrat. Dorthin wurde Germanicus ge-sendet. Er konnte aber nichts ausrichten, weil ihm der Statthalter von Syrien im Kommando gleichgestellt war. Germanicus starb dort 19, (wahrscheinlich vergiftet).

15. Teil 7 = (Für Prima) - S. 16

1906 - Leipzig : Freytag
16 der Besatzung. Aber über den Rhein wagten die Deutschen sich nicht. Tiberius, der in dem folgenden Jahre wieder das Kommando über die Rheinarmee übernahm, stellte Ordnung und Sicherheit wieder her, ja überschritt sogar int Zweiten Jahr nach der Katastrophe wiederum den Rhein. Die Katastrophe ist, militärisch betrachtet, nicht schwerer als unzählige andere in den römischen Annalen verzeichnete. Dennoch ist sie von den weitgreifendsten Folgen ge- worden, ja man kann sagen ein Wendepunkt der Weltgeschichte, derjenige Mo- ment, der in der äußeren Politik Roms nach der Fluthöhe den Beginn der Ebbe markiert. Der durch die mühsam überwundene pannonische Insurrektion erschöpfte Staat konnte diesen zweiten Stoß nicht verwinden. Nachdem eben das Äußerste, was man an Mannschaften besaß, aufgeboten worden war, ver- mochte man nicht mehr die frische Lücke zu füllen; als Augustus starb, zählte das Heer eine Legion weniger, als vor der Varusschlacht. Aber vor allem hatte man den Mut und den Glauben an sich selber verloren. Die unzulängliche und fehlerhafte Reorganisation des Militärwesens war in der großen pannonisch- germanischen Katastrophe zu Tage gekommen; die alte Wehrfähigkeit der Repu- blik war nicht übergegangen auf die Monarchie. Die Militärceorganisation half wohl etwas, aber tat weitaus nicht genug; die Regierung kam zu der Ansicht zurück, daß der Staat einen großen Krieg nicht führen könne und ihn vermeiden müsse. Germanien ward aufgegeben; nur die Rheinarmee führte noch ferner den Namen des germanischen Heeres, und die Teile des linken Rheinufers, in denen sie stand und die überdies meist deutsche Bevölkerung hatten, die Namen des oberen und niederen Germaniens. Von der Elbgrenze war nicht ferner die Rede, noch weniger von Wiederaufnahme des Angriffs gegen Marobod. Tiberius sah das Werk seines Lebens, die Frucht vieljähriger Kriegsarbeit zu Grunde gehen; der Bau, zu dem er als Siebenundzwanzig- jähriger am Rhein und ant Bodensee den Grund gelegt, den er dann als Fünf- ziger der Krönung nahe gebracht hatte, brach mit einem Schlage unwiderbringlich zusammen. Ob er persönlich sich resigniert hat oder die Resignation ihm von dem hochbejahrten, mehr und mehr dem Vorwärtsgehen und jedem Wagnis ab- geneigten Kaiser aufgezwungen worden ist, vermögen wir nicht zu sagen; gewiß ist nur, daß auch später, als er selbst die erste Stelle einnahm, der Greis auf die Hoffnungen des Jünglings und Mannes nicht wieder zurückgekommen ist. Wohl ward noch einmal die Eroberung Germaniens versucht; der Sohn des Drusus, der Neffe und Adoptivsohn des Tiberius, der junge feurige und durch besondere politische Verhältnisse zu einer mehr als billig selbständigen Feld- herrnstellung gelangte Germanicus versuchte in den ersten Jahren des Ti- berius das väterliche Werk wieder aufzunehmen, die zerstörten Festungen wieder herzustellen, zu Wasser und zu Lande die einmal gewiesenen Wege wieder einzuschlagen. Aber es geschah ohne, ja gegen den Willen des alten Kaisers, und sowie die Abberufung des Prinzen gelungen war, wurden die Truppen wieder zurückgezogen über den Rhein. Es war der neuen Monarchie nicht bestimmt, die Wege der Eroberung zu finden und den matten Glanz der

16. Deutsche Geschichte - S. 14

1881 - Straßburg : Schultz
14 Die Urzeit. Kriege des Germanicus. fangen; Varus strzte sich in sein Schwert; nur die Reiterei rettete sich nach dem Rheine. Im Sturme fielen die Kastelle der Rmer auf dem rechten Rheinufer, besonders das wichtige Aliso. Deutschland war frei und groß die Begeisterung des Volkes; zerri doch selbst Segimund, des Segestes Sohn, der in Kln Priester war, seine Priesterbinde und schlo sich dem Armin an. Aber Marbod, dem Armin das Haupt des Varus bersandte, hielt sich eigenntzig fern und schickte dasselbe nach Rom. Dort erregte die unerwartete Kunde einen kimbrischen Schrecken", sie versetzte den alten Augustus in Verzweiflung. Tiberius eilte an der Spitze eines mit Mhe zusammengebrachten Heeres an den Rhein, um Gallien zu retten. Allein die Deutschen begngten sich mit der eigenen Freiheit. So lange Augustus noch lebte, ruhten die Kriege am Rhein. Er begngte sich, durch ein Heer von 8 Legio-nen die Grenzen sichern zu lassen. Als aber Augustus gestorben war 14 ii. Chr. (14 n. Chr.), begannen die Kmpfe von neuem. b. Die Kriege des Germanicus. Germanicus, desdrusus Sohn, stand an der Spitze jener Legionen. Er fhrte dieselben in jugeud-lichem Thatendrange zum Rachekriege gegen die Deutschen. Der An-sang war gnstig. Die Marser wurden bei der Feier eines Festes berfallen, und in dem allgemeinen Blutbade einer der verlorenen Legionsadler wieder erbeutet (14). Ein zweiter Streifzug (15n. Chr.) fhrte den Germanicus in das Land der Chatten, deren Stadt Mattium er zerstrte. Schon auf dem Rckwege wurde er von Segestes zu Hilfe gerufen. Derselbe hatte sich nmlich seiner Kinder,_ Thusnelda und Segimund, wieder bemchtigt und wurde von Armin belagert. Wider Erwarten erschien Germanicus, entsetzte nun die Burg und empfing aus der Hand des Vaters die Kinder als rmische Gefangene. Mit Seelengre ertrug Thusnelda das schreckliche Schicksals Inder-Gefangenschaft gebar sie einen Sohn, Thumelicus, der nie seinen Vater gesehen hat. Nach diesem Streifzuge rstete Germanicus noch in demselben Jahre einen dritten Zug. Er schickte seinen Legaten Ccina mit 4 Legionen durch das Land der Brukterer nach der Ems, während er selbst zur See mit 4 Legionen nach diesem Flusse segelte. Beide Heeresabteilungen drangen dann vereint in den Teutoburger Wald vor, wo sie die gebleichten Gebeine ihrer unbegrabenen Brder bestatteten. Eine kurz darauf geschlagene Schlacht blieb unentschieden. Ohne bleibende Erfolge erfochten zu haben, mute Germanicus den Rckzug antreten, der von ihm selbst zur See nicht ohne Gefahren bewerkstelligt wurde, den Ccina aber zu Lande an den Rand des Untergangs brachte. Denn von allen Seiten bedrngt, sah sich dieser endlich in einem sumpfigen Thale eingeschlossen, wo er mit Mhe ein Lager aufschlug. Beim Weitermarsch am folgenden Tage erutt er neue Verluste, und nur der unbesonnene Angriff der Deutschen auf das neue Lager, der auf den Rat des Jnguiomar, eines Oheims des Arminins, aber gegen den Willen des Arminius geschah, rettete die erschpften Krieger.

17. Allgemeine Weltgeschichte - S. 231

1910 - Münster in Westf. : Aschendorff
Das julische Kaiserhaus. 231 Regierung des Tiberius ebenso wie die pannonischen Truppen gemeutert hatten, zu befestigen, anderseits um die Niederlage des Varus zu rchen und die von Drusus eingeleiteten Unternehmungen fortzusetzen. Aus diesen Zgen fiel den, Rmern die Gemahlin des Arminius, Thusnelda, in die Hnde, deren in der Gefangenschaft geborener Sohn Thumelicus spter ein abenteuerliches Ende als Gladiator gefunden haben soll. Auf dem Teuto-burger Schlachtfelde sammelte das Heer die Gebeine der Gefallenen und bestattete sie. Dann schlug Germanicus die Germanen unter Arminias bei Jdisiaviso (16). Da den schweren Verlusten die Erfolge des Krieges ^bl^^b0ei nicht entsprachen, so beschlo Tiberius, den Krieg nicht fortzusetzen, und x ie. rief den Germanicns ab. Dieser wurde nach einem glnzenden Triumphe mit auerordentlichen Befugnissen in den Orient geschickt. wo die Verhltnisse in einigen Provinzen besondere Frsorge erforderten. Das militrische Kommando am Rhein unter konsularischen Legaten wurde nach zwei Bezirken geteilt in Ober- und Untergermanien, deren Grenze der Vinxtbach (Vinxt .= finis) zwischen Andernach und Remagen bildete. Das freie Germanien ber-lie Tiberius sich selbst in der richtigen Erwartung, da die Germanen durch eigene Zwietracht sich schwchen wrden. Bald wurde auch Marbod vertrieben und flchtete schutzflehend zu Tiberius, während Arminius, ver-dchtigt, nach der Alleinherrschaft zu streben, von seinen Verwandten aus dem Wege gerumt wurde. Fortan wurde es der Grundsatz des Tibe-rius,. keine neuen Eroberungen zu machen und Kriege womglich zu vermeiden. Germanicus starb bald im Orient (19). Beim Volk und Heer gleich beliebt, wurde er von allen tief betrauert, und seine Kinder genossen hernach die Beliebtheit, die der Vater besessen. Man glaubte, Germanicus sei von Piso, dem Statthalter von Syrien, infolge eines Zer-wrfniffes vergiftet worden. Wenn dies auch als Erfindung zu betrachten ist, so schuf doch der pltzliche Tod des Germanicus eine tiefe Kluft in der kaiserlichen Familie, indem Agrippina, die Gemahlin des Germani-cu, einen tdlichen Ha gegen Tiberius fate, da sie ihm die Mit-schuld an dem Ende ihres Gatten zuschrieb. Der Gegensatz fhrte zu der Verbannung der Agrippina und ihres Sohues Nero. Einen magebenden Einflu hatte unter der Regierung des Tibe-rius der praefectus praetorio Aelius Sejanus, der, stets in der Um- sejan. gebung des Kaisers, der einflureichste Beamte wurde, zumal da er das unbedingte Vertrauen des Kaisers geno. Seine Stellung wurde der-jenigen hnlich, die Agrippa unter Augustus eingenommen hatte, und er wurde mit Julia, der Enkelin des Kaisers, verlobt. Als aber Tiberius merkte, da seine Stellung den Sejan sogar nach der hchsten Wrde streben lie, wurde er gestrzt und mute sein ehrgeiziges Streben mit dem Tode den. Sein Nachfolger wurde Macro. Auch er wie ber-Macro. Haupt fortan die Inhaber dieses Amtes, das meist mit Angehrigen des Ritterstandes besetzt wurde, hatten eine recht einflureiche Stellung.

18. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 30

1880 - Heidelberg : Winter
oo Kap. 7. § 39—40. Armin. Feldzüge des Germanicus und sein Tod. Hier hielt Armin mit seinem, auf dem andern Ufer im römischen Heere dienenden Bruder Flavus, der im Dienste der Römer viele Ehrenbelohnungen erhalten, aber ein Auge verloren hatte, eine Unterredung. In dieser wollte Flavus durch Aufzahlung aller möglichen Vorteile seinen Bruder für die Sache der Römer, dieser jenen durch Hinweisung auf die uralte Freiheit, auf die heimischen Götter und auf den Schmerz der Mutter für die Sache des Vaterlandes gewinnen, Dabei erhitzten sich beide Brüder so sehr, daß Flavus schon Pferde und Masten forderte, und es zwischen ihnen zum Zweikampf gekommen wäre, wenn nicht ein römischer Befehlshaber den Flavus vom Uebergange über den Fluß abgehalten hätte. Als Germanicus die Weser überschritt, zogen sich die Deutschen zurück und boten den Römern auf dem Zdistavisofeld (Elfenwiese?) in der Gegend von Preußisch-Minden eine Schlacht an, in der sie durch ihr vorzeitiges Angreifen eine schwere Niederlage erlitten. (16 n. Chr.) Die Cherusker hatten die Anhöhen des sogenannten Herkuleswaldes besetzt, um zur geeigneten Zeit hervorzubrechen und dem Siege den Ausschlag zu geben. Als das Römerheer zum Angriff in der Ebene schritt, brachen einzelne Cherusker in ihrer Kampfbegier zu früh aus jenem Waldverstecke hervor und ließen dadurch den Germanicus ihren Schlachtplan erraten. Daher sandte dieser sogleich einen Teil seiner Reiterei den Cheruskern in den Rücken, während er vorzüglich durch sein Fußvolk die Germanen aus der Ebene nach jenem Walde zurückdrängte. Von der römischen Reiterei verfolgt, trafen die Cherusker mit den aus der Ebene Zurückweichenden zusammen: dadurch gerieten die Deutschen in Unordnung, Armin konnte der Flucht nicht Einhalt thun und entkam selbst mit genauer Not nur durch die Schnelligkeit seines Rosses. Noch war der Mut und die Kraft der Deutschen nicht gebrochen; erbittert durch den Anblick der römischen Siegeszeichen, erhob sich alles Volk: Hoch und Nieder, Alt und Jung, selbst Greise griffen zu den Waffen, um den heimatlichen Boden bis anf den letzten Mann zu verteidigen. Es kam noch einmal zu einer Schlacht, am Steinhuder See, in welcher die Deutschen verzweifelt fochten; Armin selbst war verwundet, und nur die Nacht machte dem Kampfe ein Ende. Obgleich sich die Römer den Sieg zuschrieben, so meldet doch der römische Bericht von einer Flucht oder einem Rückzüge der Deutschen nichts; dagegen gab Germanicus seinen beabsichtigten Zug an die Elbe auf und trat den Rückzug nach dem Rhein an, auf welchem seine mit großer Beute beladene Flotte teils unterging teils an entlegene Küsten und Inseln verschlagen wurde. Um diesen Unfall vergessen zu machen, verwüstete er nach seiner Rückkehr an den Rhein das Gebiet der Katten und Marser und hoffte im folgenden Jahre die stolzen Cherusker zu demütigen, als ihn plötzlich der Kaiser vom Oberbefehl abrief mit dem Beifügen, man habe genug getan und gelitten, mit Klugheit richte man mehr aus als mit Gewalt, man solle die Deutschen lieber ihrer eigenen Zwietracht überlassen. Sn Rom wurde Germanicus zwar ein Triumph zuerkannt, den er im An-lange des wahres 17 n. Chr. feierte; weil sich aber bei demselben die Liebe der Römer zu dem jungen Helden allzudeutlich aussprach, so übertrug ihm Tiberius, um ihn so wett als möglich zu entfernen, den Oberbefehl im Orient. Dort wirkte ihm der Statthalter von Syrien, Calpurnius Piso, gestützt auf geheime Weisungen des Satfers, auf alle mögliche Weise entgegen, und obgleich Germanicus den ungehorsamen Statthalter mit Entfernung bestrafte, so war es doch zu spät: denn kurz darauf erlag Germanicus den Wirkungen des Gifts, das wahrscheinlich jener ihm beigebracht hatte (19 n. Chr.). Sein Tod erfüllte das ganze römische Reich mit Trauer, zumal fortan der grausame Despotensinn des Tiberius noch offener hervortrat. 40. Wach des Germanicus Abberufung regte sich sogleich die nachmals zu einem Erbübel gewordene Uneinigkeit der Deutschen in einem

19. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 266

1859 - Lübeck : Rohden
266 xvrr. §. 1. Erstes Zusammentreffen der Germanen mit den Römern. lichen Grenze zwischen dem Weltreich und den germanischen Barbaren gemacht, und mit geringen Veränderungen wurden diese Grenzlinien durch zahlreiche römische Heere und Gründung fester Niederlassungen Jahrhunderte hindurch aufrecht erhalten. Nur auf eine kurze Zeit und zwar während der Regierung des Augustus wurde die Rheingrenze von den Römern überschritten und Anstalten gemacht, das nordwestliche Deutschland in eine römische Pro- vinz zu verwandeln. Die Kriegszüge des tapfern Drusu s bis an die Weser, ja bis an die Elbe, unterstützt durch römische Flotten, welche die zur Nordsee fließenden deutschen Ströme hinauf fuhren, bahnten den Weg zu solcher neuen Erwerbung. Andere römische Heerführer erkannten zwar bald die Unmöglichkeit, flch zwischen Elbe und Weser, geschweige denn über die Elbe hinaus in Deutschland zu halten. Al- lein das Land zwischen Rhein und Weser (Westphalen) schien durch wiederholte stegreiche Feldzüge hinlänglich gedemüthigt und erschöpft, um daselbst römisches Recht, römische Verwaltung, römische Steuern und römische Sprache einzuführen. Der Versuch schien um so ungefähr- licher, da die kriegslustige germanische Jugend bereits seit Cäsar's Zeiten flch gewöhnt hatte, unter den römischen Adlern in den Reihen der römischen Söldner mitzukämpfen und flch mit römischen Sitten und römischer Bil- dung zu befreunden. Aber dieser Versuch flel sehr unglücklich für die Rö- mer aus. Die Unvorsichtigkeit und Ungeschicklichkeit des Statthalters O-uintilius Varus reizte die freiheitstolzen Germanen zu einer allge- meinen Erhebung. Durch falsche Gerüchte getäuscht, in gefährliche Waldun- gen verlockt, sah flch der römische Feldherr Plötzlich von kampfbegierigen racheschnaubenden Schaaren germanischer Kriegshaufen umringt, und erlitt jene schmähliche Niederlage im Teutoburger Walde, welche mit Recht von den Deutschen als die große Freiheitsschlacht für das Vaterland gepriesen wird. Armin, der Cheruskerfürst, der den Plan gefaßt, die Vorbereitungen getroffen und das Ganze geleitet hatte, hat noch heute sein Denkmal auf den Höhen des Teutoburger Waldes als Befreier Deutschlands vom Römerjoch. Zwar zogen auch in den folgenden Jahren, unter des Augustus und unter des T ib er i u s Regierung, noch wiederholt römische Kriegsheere vom Rhein bis zur Weser, von der Ems und Jahde aufwärts bis zum Steinhuder Meer und weiterhin; zwar erfocht der heldenmüthige Germanicus, des Drusus Sohn, noch manchen Sieg. Aber nie fiel es wieder einem Römer ein, diesseit des Rheins eine römische Herrschaft zu gründen und den freien Deutschen den römischen Gesetzes- und Gerichtszwang aufzunöthigen. Unbezwungen blieben die Germanen in ihrem rauhen Vaterland. Auch Germanicus mußte endlich auf des Tiberius Befehl seine Heerfahrten einstellen. Nur leider hatte Tiberius Recht, wenn er sagte, man könne die Deutschen mit Sicherheit ihren eignen Fehden überlassen. Innere Kriege und Zwistigkeiten der Stämme füllten das deutsche Land von einem Ende bis zum andern und verschafften den Röinern immer wieder Einfluß auf die unruhigen Barbaren. Marbod, der große Markomannenher- zog im Südosten des Suevenlandes (im jetzigen Böhmen), mußte nach

20. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 27

1880 - Berlin : Nicolai
27 auf der Ems eingeschifft. Ein Sturm zerstreute und vernichtete die Flotte, viele Soldaten kamen um, viele andere wurden in weite Ferne verschlagen. Des Germanicus Trireme ward an's Land der Chaucen geworfen, wo er lange verzweifelnd umherirrte und nur durch seine Begleiter am Selbstmord verhindert ward. Ein Theil der Schiffe sammelte sich wieder. Auch Mancher von den Schiffbrüchigen kam wieder zurück und hatte Wunderdinge zu erzählen von Wirbeln und Strudeln, von ungeheuren Vögeln, Meerungeheuern, Thiermenschen u. dgl., die er in der Angst gesehen haben wollte. So große Anstrengungen und Verluste diesen Krieg auch bis jetzt begleitet hatten, sie vermochten den stolzen Geist des Germanicus nicht zu entmuthigen. Im Gegentheile, größer als je war sein Verlangen, als Sieger aus diesen schweren Kämpfen hervorzugehen. Alles, was er besaß, setzte er daran, die ungeheuren Opfer, die der Krieg gekostet, wieder zu ersetzen. Und um die unerschöpflichen Hülfsmittel des römischen Reiches den staunenden Germanen zu beweisen, schickte er noch in demselben Herbste, gleich'nach dem Schiffbruch der Flotte und dem Untergang so vieler Menschen, den Silius mit 33,000 Mann in's Land der Chatten, er selbst mit einer noch größeren Macht fiel verheerend in's Gebiet der Marsen ein. Hier soll er noch einen Legions-Adler des Varus gefunden haben. Ja, als er nun die Winterquartiere bezog, mochte er sich mit der Hoffnung schmeicheln, daß den Germanen der Muth entsinken und mit ihrer Unterwerfung der Krieg Zu Ende gehen werde. Der Krieg ging wohl zu Ende, doch nicht so, wie er es sich gedacht. Der Kaiser Tiberius befahl, ihn einzustellen. Ihm schien der Nutzen dieses Krieges zu klein und der Ruhm des Neffen zu groß. Vergebens bat Germanicus, ihm nur noch ein Jahr zu lassen, um sein Unternehmen zu vollenden. „Große Schlachten habe er geschlagen," schrieb ihm der Kaiser zurück, „doch habe der Sturm noch größeren Schaden angerichtet. Er, Tiberius, sei von Augustus neun Mal nach Germanien geschickt worden und habe mehr durch Klugheit ausgerichtet, als durch Gewalt. Da die römische Ehre nunmehr gerächt sei, so möge man die Cherusker und die anderen widerspenstigen Völker ihren inneren Zwistigkeiten überlassen." Mit den Feldzügen des Germanicus nahmen die römischen Waffen einen glänzenden Abschied aus dem inneren Germanien. Die Teutoburger Schlacht ward durch sie gerächt, aber in ihren Folgen nichts geändert. Was schon Augustus gewollt, das führte Tiberius aus: das innere Deutschland ward aufgegeben. Zu den Gründen der Reichspolitik kamen noch Rücksichten anderer Art. Die Kriege in Germanien waren eine Schule großer Feldherren und ein Schauplatz kühner Entwürfe gewesen. Hier waren die kaiserlichen Heldensöhne herangereift, neben deren strahlender Größe die Verworfenheit ihres Hauses nur um so tiefer im Schatten stand. Germanicus starb zwei Jahre darauf in Syrien durch Gift. Vorher feierte er noch in Rom einen glänzenden Triumph über alle germanischen Völker, die bis zur Elbe wohnten. Viele germanische Gefangene, auch Thusnelda mit ihrem armen Kinde, auch ihr Bruder Sigimund zogen in «Lclavenketten auf. Der Vater Segestes sah vom Ehrenplatze diesem Schauspiele zu. Abbildungen der Berge, Flüsse und Schlachten Germaniens wurden vorbeigetragen. Aber Germanien war und blieb frei und der Krieg in Germanien war beendet.