1840 -
Schweidnitz
: Heege
- Autor: Jüptner, G. E.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Stadtschule, Landschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Schlesien
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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den oft grausamer noch als die Gesunder! gemartert. Den
Wöchnerinnen nahm man ihre Kinder, legte sie in einen
Winkel und erlaubte ihnen oft Tage laug nicht, denselben
Nahrung zu geben. Die Männer wurden mit Flinten-
kolben in die Messe und zum Genuß des Abendmahls nach
katholischer Weise getrieben, selbst mit dem Heiligsten trieb
znan Spott und Hohn, indem der schauderhafte Dohna
sich einmal rülpnte: daß er mehr vermöge als der Apostel
Petrus, welcher an einem Tage 3000 Seelen durch eine
Predigt hekchrt hätte, während von ihm an manchen Ta-
gen weit mehr ohne eine Predigt bekehrt worden wären;
und indem zu Neustadt in Oberschlesicn ein schnurrbärti-
ger Dragoner-Rittmeister in der Kirche den Gewaltsam-
Bekehrten den Wein reichte, und da dieser nicht zulangte, zu
Hause einen Schluck Bier oder Milch nachzutrinken befahl.
Von den Bürgern, welche sich bei der Wegnahme der Kir-
che wicdersetzt hatten, wurden zwei enthauptet, einer ge-
hängt, mehrere gestäupt und des Landes, verwiesen und
der Bürgermeister mußte 4000 Rthlr. Strafe erlegen
und seinen Garten einbüßen, weil er auf's Land in eine
evangelische Kirche gefahren war. Den Bürgern ward
angedeutet, daß diese Qualen aufhören und die Soldaten
sogleich das Haus verlassen würden, sobald sic einen
Beichtzettel vorzeigen könnten. Deshalb liefen die Leute
haufenweise und holten sich bei den katholischen Geistlichen,
die schon angewiesen waren Beichtzettel auszufertigen,
dergleichen Papiere, auf welchen eine Beichte stand, die
sie ablegen sollten. — Doch nicht alle waren sogleich wil-
lig Beichtzettel zu holen. Eine große Anzahl von ihnen
blieben lange standhaft und wurden erst durch harte Ge-
fängmßstrafen, durch lange Beraubung des Schlafes,
durch Hunger und andere Grausamkeiten, so wie durch an-
gedrohte Landesverweisung gezwungen, ihren Glauben zu
verläugnen. Die evangelischen Geistlichen in der Stadt
so wie auf dem Lande wurden verwiesen. Der eine, Ma-
gister Valentin Preibisch, wurde in's Gefängniß ge-
worfen, weil man ihn zwingen wollte katholisch zu werden.
Man legte ihm hier ein Schwert und cm Kruzifix vor,
mit dem Bedeuten eins von beiden zu wählen, den Tod
oder den Abfall vom evangelischen Glauben. Preibisch
wählte aus eigenem Antriebe sowohl, als auch auf Bitten
seiner Frau das Schwert, wurde aber nicht getödtet, son-
dern ans der Stadt verwiesen. — Die Bekehrung schloß
sich damit, daß man allen Bürgern einen Revers zur
Unterschrift vorlegte, worin sie bekannten, daß sie freiwil-
lig und ungezwungen zur katholischen Religion übergetrc-