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1. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 104

1852 - Koblenz : Bädeker
104 Schwedischer Krieg. wogen fand, deren Sache zu ergreifen. Im Sommer 1630 landete er an der pommerschen Küste, vertrieb die Kaiserlichen aus Pommern und drang in die Mark Brandenburg vor, aber seiner an die deut- schen Reichsstände erlassenen Aufforderung, sich au ihn anzuschließen, entsprach zunächst nur die (durch das Restitutiousedict bedrohte) Reichsstadt Magdeburg. Diese ward daher von Tilly, der jetzt auch den Oberbefehl über das kaiserliche Heer hatte, in Vereinigung mit Pappenheim belagert. Zwar zog Gustav Adolf zum Entsatz der Stadt heran, aber der Kurfürst von Sachsen, der sich neutral ver- halten wollte, verweigerte ihm den Durchzug durch sein Land, und während der Unterhandlungen darüber erfolgte die Erstürmung und Plünderung Magdeburgs (20. Mai 1631); ein plötzlich allenthalben ausbrechendes (wahrscheinlich von den Vertheidigern angelegtes) Feuer verwandelte die Stadt größtentheils in Asche, wodurch Tilly's Plan sie zuin Stützpunkte seiner Operationen zu machen vereitelt wurde. Um nun die weitern Fortschritte der Schwe- den zu hemmen, glaubte Tilly sich vor Allem Kursachsens versichern zu müssen und begann dessen Unterwerfung; dies bewog aber den bisher zögernden Kurfürsten, bei den Schweden Rettung zu suchen. Daher erschien Gustav Adolf ebenfalls in Sachsen und schlug mit dem vereinigten schwedisch-sächsischen Heere die Kaiserlichen unter Tilly vor Leipzig bei Breitenseld 1631. Diese eine Niederlage entriß dem Kaiser plötzlich alle Vortheile des ganzen Krieges. Der siegende König verabredete mit dem Kurfürsten von Sachsen den Plan, daß dieser die unmittelbare Bekämpfung des Kaisers in dessen Erblanden (zunächst in Böhmen) übernahm, während er selbst West- und Süddeutschland durchziehen und die Liga vollends vernichten wollte. So drang er durch Thüringen und Frauken bis nach Mainz vor und zog von da nach Baiern, seinen Feldherren, namentlich dem Herzoge Bernhard von Weimar, die Fortsetzung der Eroberungen am Rhein überlassend. An der Grenze Baierus machte Tilly ihm den Uebergang über den Lech streitig, fiel aber selbst im Kampfe, worauf Gustav Adolf ganz Baiern einnahm und somit das ganze Reich bis auf die österreichischen Erblande in seiner Gewalt hatte. Inzwischen hatte Wallenstein sich bewegen lassen, ein neues Heer (von 40,000 Mann) zu werben, und hatte, mit dem unumschränkten Oberbefehl über dasselbe versehen, bereits die Sachsen, beinahe ohne Schwertstreich, aus.böhmen vertrieben. Dann vereinigte er sein Heer mit dem des Kurfürsten von Baiern und traf den Schweden-

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1. Geschichte der neueren Zeit für höhere Unterrichtsanstalten und zum Selbstunterrichte Gebildeter - S. 232

1839 - Leipzig : Gebhardt & Reisland
232 Zweites Buch. vieldeutiger Artikel, der sagen zu wollen scheint, daß der Herzog von Friedland mit Mecklenburg und dem bstreichischen Lande, welches er empfangen sollte, die großen Dienste, die er leisten würde, noch keinesweges für genugsam belohnt erachte, daß er noch eine andere Stel- lung in dem Reiche, nicht unter, sondern neben dem Kaiser begehrte, eine Stellung, die ebenfalls vorläufig nicht naher bezeichnet wird. Es ist beinahe eben so unbegreiflich, wie Wallenstein diese Dinge begehren, wollen und erwarten, als^ wie der Kaiser sie versprechen konnte. Zwei Dinge mögen indesten dabei als gewiß angesehen wer- den. Der Kaiser erwartete zuerst von Wallenstein ungeheure Erfolge und ungeheure Siege und er glaubte darum den Anforderungen des Mannes unbedingt nachgeben zu müssen. Zweitens war er entschlos- sen, die versprochenen, übergroßen Dinge nicht zu geben, weil er sie nicht geben konnte, ohne sich selbst zu gefährden, vielleicht zu stürzen. Er wollte das Instrument seiner Macht und Größe bei Seite schieben, wenn eres nicht mehr brauchte. Wallenstein hätte wohl Alles dieses gesehen und begriffen, wenn ihn nicht die Sterndeuterei verblendet, wenn er nicht in den Sternen zu lesen geglaubt, daß er zu gar hohen Dingen bestimmt sei. Zuerst erfüllte derselbe seine Versprechungen wohl. Schon am Anfänge des Maimonats 1632 konnte er mit vierzigtausend Strei- tern auftreten und in wenigen Wochen waren die Sachsen aus Böh- men getrieben. Darauf ging Wallenstein aus Böhmen nach Franken, um sich mit dem Heere der Liga zu verbünden. Gustav Adolf hatte am Lech Tilly geschlagen und der alte Feldherr der Liga hatte 1632 16. April 1632 das Leben verlassen. Die Schweden besetzten Mün- chen 17. Mai und wendeten sich darauf ebenfalls nach Franken, als die Trümmer des ligistischen Heeres sich dort mit dem Wallenstein- schen vereinigt. Lange standen sich Gustav Adolf und Wallenstein bei Nürnberg verschanzt entgegen. Der König wollte eine offene Feldschlacht, Wallenstein vermied sie. Gustav Adolf suchte das Wal- 1632 lensteinsche Lager mit stürmenderhand zu nehmen 4. Septbr. 1632, aber es mißlang. Hierauf brach der König auf und bewegte'sich nach Baiern zu. Dieses geschah von ihm jedenfalls, um Wallenstein auf das offene Feld herauszuhaben, damit es zu einer Schlacht komme. Wallenstein aber, der sein Lager in Franken wegen Mangel an Lebensmitteln auch nicht mehr behaupten kann, bricht zwar auch auf, aber wendet sich nach dem Kurfürftenthum Sachsen, also daß die beiden Heere sich von einander entfernen. Der König von Schwe- den aber, der eine Schlacht will, wendet sich auf diese Botschaft um, faßt Wallenstein bei Lützen und schlägt ihn auf das Haupt 1632 16. Novbr. 1632. Es ist die einzige große Schlacht, welche Wal«

2. Die mittlere und neue Welt - S. 123

1873 - München : Lindauer
123 (Der schwedische Hrieg, 1630—1635. Die Protestanten faßten neuen Mut, als der Schwedenkönig Gustav Adolf, der schon die Stadt Stralsund unterstützt hatte, im Sommer 1630 auf Usedom (an der pommernschen Küste) landete und die Kaiserlichen aus Pommern vertrieb. ^ rückte in Begleitung des kaiserlich gesinnten P a ppe nherm schleunig vor Magdeburg, das sich an Gustav Adols angeschlossen hatte, und erstümte diese Stadt am 21. Mai 1631 Ein an mehreren Punkten zugleich aufloderndes Feuer, welches durch die von bett Verteidigern angelegten Flatterminen zum Ausbruch gekommen war, vernichtete den größten Teil der Stadt und vereitelte Willys Plan, diese Stadt zum Stützpunkte seiner Unternehmungen zu machen. L ~ Von Magdeburg führte Tilly sem Heer gegen bett Kurfürsten von Sachsen, der sich des geheimen Einverständnisses mit bett Schweden verbächtig gemacht hatte. Dem bebrohten Kurfürsten kam Gustav Aböls zu Hilfe und schlug mit dem schwedisch-sächsischen Heere die Kaiserlichen unter Ttlly vor Leipzig bei Breitens eld, 1631. Tilly zog rntt dein Reste seiner Armee an .die Weser und von ba nach Baiern. Als Gustav Adolf im Frühjahre 1632 von Mainz her auf Baiern losging, wollte ihm Tilly den Übergang über den Lech wehren, wurde aber schwer verwundet und starb bald darauf zu Ingölst adt. Gustav Adolf unterwarf nun Baiern, und so war gegen die Mitte des Jahres 1632 Deutschland mit Ausnahme der österreichischen ilrblanbe in seiner Gewalt. Inzwischen war Wallen st ein auf Bitten des Kaisers zur Werbung eines neuen Heeres geschritten und hatte die Truppen des Kurfürsten von .Sachsen, welche in Böhmen eingefallen waren, ans diesem Lande vertrieben. Auf die Kunde, daß Gustav Adolf über Landshut nach München gezogen fei, nahm Wallen-steitt feilten Weg nach Reg eusburg, vereinigte hier sein Heer mit dem des Kurfürsten von Baiern und stieß vor Nürnberg auf den Schwedenkönig. Dieser kehrte, nachdem ihm cm Angriff auf Wallensteins Lager mißglückt war, nach Baiern zurück, ging aber, als Kurfürst M a x allein nach dem Süden zog und Wallen st ein den Kurfürsten von Dachsen bedrohte, in (Sit-Märschen nach Sachsen. Hier griff er Wallenstein in der Ebene bei Lützen (1632) an und fand in der Schlacht den Tod. Die darüber erbitterten Schweden drangen unter Führung des Bernhard von Weimar mit desto größerer Wut in die feindlichen Reihen und erfochten einen vollkommenen Sieg. Nach dem Tode Gustav Adolfs ließ der schwedische Reichskanzler Axel Orenstjerna im Einvernehmen mit dem französischen Minister Richelieu den Krieg in Deutschland fortsetzen. Bernhard von Weimar behauptete sich in Baiern und Franken,

3. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 144

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
fl 44 in. Zeitr. Die neuere Zeit. Bon der Reformation bis jetzt. ihm den Uebergang über den Lechfluß, der Baiern von Schwaben trennt, zu verwehren, aber er wurde dabei von einer Stückkugel schwer verwundet und starb nach 15 Tagen. Gustav Adolf zog als Sieger in die bairische Hauptstadt München ein, ohne jedoch der Stadt und dem Lande ein Leid zuzufügen. — Zn gleicher Zeit war der Kurfürst von Sachsen, nach dem mit dem Könige verabredeten Plane, in das Königreich Böhmen eingefallen und hatte feinen feierlichen Einzug in die Hauptstabt Prag gehalten. 72. Gustav Adolf und Wallen stein. So hatte die einzige Schlacht bei Leipzig dem Kaiser die Früchte des vorhergegangenen zwölfjährigen Krieges wieber genommen und er sah sich sogar in feinen eigenen Säubern angegriffen. In biefer Bebrängniß wußte er feinen Feldherrn zu finben, den er dem siegreichen König entgegenstellen konnte, außer Wallen sie in. Dieser lebte in stolzer Zurückgezogenheit auf feinen Gütern in Böhmen , noch immer zürnend über die Kränkung feiner früheren Absetzung. Die Millionen, die er im Kriege erpreßt hatte, luanbte er bazn an, eine glänzende Hofhaltung um sich zu versammeln, prächtiger, als selbst der Kaiser. Sechszig Edelknaben, in hellblauen Sammet mit Gold gekleidet, bedienten ihn, und 300 auserlesene Pferde standen in feinen Ställen und fraßen aus marmornen Krippen. Als jetzt die kaiserlichen Abgeordneten zu ihm kamen und ihn baten, dem Kaiser wieder ein Heer zu werben und es selbst anzuführen, ließ er sie lange bitten; endlich willigte er ein unter Bedingungen, die ihm eine säst kaiserliche Gewalt gaben. Er erhielt den Oberbefehl ganz unumschränkt, konnte über Leben und Tod feiner Offiziere entscheiden, und sollte sogar über die Eroberungen im Reiche frei schalten und allein Begnadigungen ertheilen können. Der Kaiser sollte nie beim Heere selbst erscheinen und Wallenstein beim Frieden Mecklenburg oder ein anderes Land als Entschädigung erhalten. Nun pflanzte er feine Werbefahne wieder auf und Taufende, die schon unter ihm gedient hatten, strömten zu ihr. Er hatte bald 40,000 Mann zusammen und vertrieb die Sachsen leicht aus Böhmen. Dann wandte er sich gegen Gustav Adolf, der ihm bei Nürnberg entgegen kam, und beide Feldherren schlugen ein verschanztes Lager gegen einander auf, so wie zwei Gegner, die sich stark genug fühlen und einer des andern Schwäche ablauern wollen. Elf Wochen lagen sie gegen einander und das Land umher seufzte schwer unter der Last der großen Heere. Ungeduldig entschloß sich endlich der König, Wollenstem auf seinen Bergen anzugreifen; aber sie waren zu gut verschanzt; ganze Reihen seiner Schweden, wurden von den Feuerschlünden niedergeschmettert und er mußte den Sturm aufgeben. Vierzehn Tage wartete er noch, ob Wollenstem nicht herabkäme ; ba er sich nicht rührte, wanbte er sich wieber nach Baiern. Darnach brach auch Wollenstem auf und zog plötzlich nach Sachsen, um den Krieg nach dem nörblichen Deutschland zu versetzen. Der König hinter ihm her; und bei Lützen, nicht weit von den Felbern, wo er schon mit Tilly gestritten hatte, traf er mit Wallenstein zusammen. Die Schlacht bei Lützen. 16. Nov. 1632. — Des Königs Seele war mit einer trüben Ahnung erfüllt. Als er einige Tage vorher in Naumburg einzog, empfing ihn das Volk als einen schützenben Engel, umfaßte feine

4. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für höhere Unterrichtsanstalten - S. 275

1872 - Hannover : Hahn
275 bindungen an und bestrkte ihn in seinem Entschlsse, einen be-waffneten Zug nach Deutschland zu unternehmen. Richelieu versprach vorerst Untersttzung an Geld. 3) Der fromme und tapfere Schwedenknig, fr den es zugleich als eine religise Pflicht und durch das schwedische Staats-interesse geboten erschien, den Protestantismus in Deutschland - ausrecht zu erhalten und die Ausbreitung der kaiserlichen Macht an den Ksten der Ostsee zu verhindern, folgte gern dem Rufe und landete mit einm kleinen, aber wohlgebten Heere (24. Juni 1630) an der Kste von Pommern. Doch zgerten die deutschen 1630 Fürsten, namentlich die Kurfrsten von Brandenburg und^A^.^. Sachsen, mit dem Fremden in ein Bndni gegen den Kaiser w Deutsch-sich einzulassen. Gustav Adolf konnte daher nicht verhindern, tanb' da Tilly die Reichsstadt Magdeburg, welche nebst dem Land-grasen von Hessen-Cassel zuerst an die Schweden sich ange-schlssen hatte, eroberte und schrecklich zerstrte (20. Mai 1631). 4) Doch verbndeten sich jetzt bald die meisten protestan-tischen Fürsten mit Gustav Adolf, zunchst der Kurfürst von Sachsen, der, weil er neutral bleiben wollte, von Tilly gedrngt wurde. Gustav Adolf rckte daher in Sachsen ein, und errang durch sein berlegenes Feldherrntalent mit dem vereinigten schwe-disch-schsischen Heere bei Breitenfeld unweit Leipzig (17. Septbr. 1631) der die Kaiserlichen unter Tilly ungeachtet 1631 der tapfersten Gegenwehr einen so glnzenden Sieg, da dadurch die Lage der Dinge auf einmal sich gnzlich nderte. Whrend Schlacht m die mit den Schweden verbndeten Sachsen in Bhmen ein- $ei*,$l9' rckten und Prag besetzten, drang Gustav Adolf gegen den Rhein vor. Von hier wendete er sich nach Vaiern, erzwang gegen Tilly, der dabei tdtlich verwundet wurde, bei Rain den Uebergang der den Lech und besetzte Mnchen (1632). Tilly starb bald darauf an seinen Wunden zu Ingoldstadt. Fast ganz Baiern kam in die Hnde der Schweden. 5) In diesernotb wendete sich der Kaiser an Wallenstein, der seit seiner Entlassung auf seinen Gtern in Bhmen wie ein groer Fürst lebte. ' Erst nach langen Perhandlungen und unter Bedingungen, die Wallenstein fast zum unumschrnkten Herrn des von ihm neu zu schassenden Heeres machten, bernahm der gekrnkte Feldherr den Oberbefehl. Auf seinen Ruf sammelten sich aus allen Lndern Kriegslustige, um unter seinen sieggewohn-ten Schaaren Ehre und Beute zu erkmpfen. Wallenstein trieb vorerst die Sachsen aus Bhmen, und wandte sich dann nach Baiern, jedoch nur langsam und zgernd, weil er dem Herzoge Maximilian vor Allen grollte. 6) Vergeblich strmte Gustav Adolf bei der Reichsstadt Nrnberg Wallenstein's verschanztes Lager; er mute nach 18*

5. (Der biographische Unterricht) - S. 55

1887 - Berlin : Gaertner
55 De, Kaiser sagte von ihm: Wir haben wieder -in Keines F-indl Wommen," und nannte ihn den Schneeknig. Whrend er nun mit fernem Kriegsheere, d^ Oder entlang, in die Mark Brandenburg und tn Sachsen eindrang, hatte sich Tilly vor die Festung Magdeburg begeben. Gustav Adolf hrte von der Bedrngnis der Magdeburger, die sich unter ihrem Kommandanten von Battenberg tapfer verteidigten, und wollte ihnen zu Hilfe eilen; aber es war zu fpat. Am 10. Mai 1631 war die Stadt, besonders durch die Entschlossenheit des Grafen Vavvenbeim, erobert worden. Die Sieger hatten frchterlich gemordet und geplndert; eine Feuersbrunst, welche zufllig entstanden war, hatte fast die ganze (gtadt in Asche gelegt; dreiig tausend Menschen waren dabei umgekommen. Da gerieten die protestantischen Fürsten in Angst, und der Kurftrst von Sachsen, Johann Georg, gestattete nun dem Könige freien Durchmarsch durch fem !tant> und versorgte sein Heer mit Lebensmitteln. . 75. Gustav Adolfs Siege und Tod. Tilly verlie Magdeburg und zog sich in die Nhe von Leipzig hin. Hier trat ihm Gustav Adolf, m Verbindung mit dem Kurfrsten von Sachsen, entgegen. Die Schweden fochten sehr tapfer, der Kurfürst floh aber bald in grter Eile. Von den Kaiserlichen lagen 7000 auf dem Schlachtfelde, und viele waren gefangen genommen oder flohen, selbst Tilly befand sich in groer Gefahr. Nach diefem Siege drangen die Schweden tiefer in Deutschland ein. Zuerst zog Gustav Adolf nach dem Rhein und von da nach Baiern, wo Tilly, der Sieger in 36 Schlachten, durch einen Schu ins Knie ttlich verwundet wurde. Unterdessen war der Kurfürst von Sachsen in Bhmen eingedrungen und hatte Prag erobert. Was sollte nun der Kaiser anfangen? In feiner grten Bedrngnis wandte er sich an Wallenstein und bat ihn, ihm ein Heer zu stellen. Nach langem Zgern und auf wieder-holte Bitten des Kaifers that es Wallenstein. In drei Monaten war cm Heer von beinahe 50,000 Mann zum Kampfe bereit. Wallenstein wurde Generalissimus des Kaifers und erhielt den unbedingten Oberbefehl der das Heer. Bald web er nun auch die Sachsen ans Bhmen und stellte sich dann bei Nrnberg dem Könige von Schweden entgegen, wo beide groe Feldherren drei Monate lang einander beobachteten. Die ganze Umgegend wurde durch die Heere ausgesogen, so dass sie sich nicht mehr halten konnten. Da zog Wallenstein nach Sachsen, Gustav Adolf tiefer in Baiern hinein. Um den Kurfrsten von Sachsen ans seiner Bedrngnis zu retten, kehrte der König zurck und verfolgte das kaiserliche Heer, obgleich er vielleicht Wien htte erobern knnen. In Sachsen drngte sich das Volk zu ihm heran, ksste ihm die Fe und wollte ihn auf Hnden tragen, s? dass er sagte: Unfre Sachen stehen wohl gut; aber ich frchte, dafs mich Gott wegen der Thorheiten dieses Volkes strafen mchte." Bei Ltzen, in der Nhe von Leipzig, stieen beide Heere am 6. November 1632 auf einander. Es war ein kalter Wintertag. Die schwedischen Soldaten fangen: Ein' feste Burg ist unser Gott." Wallenstein ermunterte die Seinigen durch Versprechungen und Drohungen. Die Schlacht dauerte bereits vier Stunden; da begab steh der König mitten in den Kampf und empfing einen Schuss in den linken Arm. Als man ihn aus dem Getmmel tragen wollte, wurde er durch einen zweiten Schufs im Rcken ttlich verwundet. Diese Nachricht durcheilt schnell das schwedische Heer und erfllt dasselbe mit Rachedurst. Der Herzog Bernhard von Weimar, welcher den linken Flgel der Schweden kommandierte, wirft sich mit aller Kraft auf den Feind; da kommt der kaiserliche General Pappenheim von Halle an und bricht in die feindlichen Scharen ein. Wallenstein steht mitten unter den Kmpfenden; Pappenheim wird von zwei Kugeln getroffen. Man trgt ihn aus dem

6. Für die dritte Bildungsstufe - S. 498

1855 - Hamburg : Kittler
498 Plünderung sich nährenden Truppen zur Hülfe herbei eilten. Allein die Ueber- tragung der pfälzischen Kurwürde an den, den Kaiser unterstützenden Marimilian von Baiern (1632), wodurch die katholische Partei in dem Kurfürstenrathe das Uebergewicht erlangte, und die Fortschritte des bairischen Generals Tilly an den Grenzen des niedersächstschen Kreises (an welchen er, obgleich 1624 kein Feind mehr im Felde stand, mit dem kaiserlichen Heere drohend stehen blieb, protestantische Kir- chen wegnahm, Lutheraner wegjagte und andere Gewaltthätigkeiten verübte) erweckten die protestantischen Fürsten aus ihrem Schlummer, welche nun in Ver- bindung mit dem Könige von Dänemark als Herzog Holstein, Christian Iv., zu den Waffen griffen. Dagegen war die kaiserliche Macht durch das von Wallenstein, nachmaligem Herzoge von Fricdland, auf eigne Kosten angeworbene Heer, das seine Spuren mit den schrecklichsten Verwüstungen bezeichnete, ansehnlich verstärkt worden. Als daher der König von Dänemark 1626 bei Lutter am Barenberge von Tilly gänz- lich geschlagen, und in dem schimpflichsten Frieden zu Lübeck von 1629 zu dem Ver- sprechen genöthigt worden war, sich nie wieder in deutsche Reichssachen zu mi- schen, war der Kaiser mehr als je in Deutschland Herr, und die Sache der Protestanten in der äußersten Gefahr. Ein Beweis davon war das Restitutions- edict von 1629, nach welchem alle seit dem Religionsfrieden 1555 von den Protestanten eingezogene geistliche Güter herausgegeben, und die von ihnen besetzten unmittelbaren Stifter an die Katholischen abgetreten werden sollten. Aber jetzt erschien Gustav Adolf, König von Schweden, in dessen Schutz sich schon 1628 das von Wallenstein mit 100,000 Mann belagerte Stralsund begeben hatte, und bei welchem nun die bestürzten Protestanten Hülfe suchten. Von dem Kaiser auf mancherlei Weise beleidigt, und von heißer Liebe zu sei- ner Religion entflammt, landete er 1630 am 24. Juni in Pommern mit einem Heere von 30,000 Mann. Allenthalben trieb er die Kaiserlichen vor sich her; 'zwar konnte er die Eroberung und Zerstörung Magdeburgs durch Tilly (1631) nicht hin- dern , aber nachdem er sich durch ein Bündniß mit Frankreich und mehreren deut- schen Fürsten, welche zum Theil dazu gezwungen werden mußten, wie die Kurfür- sten von Brandenburg und Sachsen, ein größeres Ansehen verschafft, und Tilly's Heer in der Schlacht bei Leipzig (7. Sept. 1631) aufgerieben hatte, gerieth der Kai- ser nebst seinen Verbündeten, durch die raschen Fortschritte des nordischen Königs, durch die Siege seiner Feldherrn und Bundesgenossen in Niedersachsen und West- phalen, und durch das Eindringen der Sachsen in Böhmen, in das größte Gedränge. Gustav Adolf befreite die Protestanten in Franken von dem kaiserlichen Heere, eroberte Mainz, gewann die Pfalz und drang in Baiern vor. Zu gleicher Zeit hatte der Kurfürst von Sachsen Prag erobert. Der Kaiser fürchtete eine Belagerung Wiens. Tilly hatte in Baiern seinen Tod gefunden. So standen die Sachen der Protestanten in Deutschland. Als aber Wallenstein, der 1630, aufdringendes Ver- langen der zu Regensburg versammelten Reichsstände, wegen seiner Erpressungen und Plünderungen nebst seinen Truppen entlassen worden war, und dessen unbeug- samer Stolz jetzt nur durch Ferdinands Bitten erweicht werden konnte, mit einem furchtbaren Heere und unbeschränktem Ansehen wieder auf dem Schauplatze erschien, sah sich Gustav Adolf genöthigt, Baiern zu verlassen. Bei Nürnberg trafen beide Heere aufeinander; aber Wallen stein fand nicht gerathen, die Schlacht anzunehmen, die Gustav Adolf ihm anbot, sondern blieb unbeweglich in seinem verschanzten La- ger, auf das die Schweden einen vergeblichen Sturm machten. Erft bei Lützen in Sachsen kam es zu einer mörderischen Schlacht (6. Nov. 1632), in welcher der Kö- nig mit seinem Leben den Sieg erkaufte. Sein Tod würde von den schlimmsten Folgen für die Protestanten gewesen sein, wofern nicht sein großer Kanzler, Oren- stierna, durch kluge Unterhandlungen das Heilbronner Bündniß unter den deutschen

7. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 351

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
351 Dreißigjähriger Krieg. sch en rechten Flügel ; siebenmal wiederholte er seinen Angriff, ward eben so oft geworfen und räumte endlich das Feld. Mir befferm Erfolge sprengte Tilly die Sachsen aus einander, gedachte sodann den schwedischen linken Flügel zu zerstreuen, scheiterte aber an Horns Tapferkeit. Eine Schwenkung Gustav Adolfs mit dem rechten Flügel und dem Centrum nach der linken überlieferte ihm das aus den Anhöhen aufgepflanzte, feindliche Geschütz; in der Flanke und in der Fronte angegriffen trennten sich die Glieder der Kaiserlichen, wichen, der bisher unbesiegbare Tilly floh, Gustav Adolf aber warf sich auf die Knie und dankte in einem feurigen Gebete für diesen ersten Hauptersolg seiner Waffen. Tilly ging zuerst nach Braunschweig und dann an die Weser; Gustav Adolf beschloß, den Krieg in die liguistischen Lande zu versetzen, wahrend der Churfürst von Sachsen Böhmen eroberte. In zwei Colonnen durchzogen die Schweden den Thüringer Wald; die Bisthümer Würzburg und Bamberg sahen die nordischen Krieger; alle Städte längs des Mains unterwarfen sich; in Frankfurt hielt Gustav Adolf einen feierlicher Einzug, zu Mainz wählte er sein Haupt- quartier und verlegte seine Truppen in die Umgegend, damit sie, da der Winter schon langst angefangen hatte, endlich rasteten von den bisherigen Strapazen des Krieges. Der kommende Frühling rief den König von Schweden zu neuer Thatigkeit. Mit Mühe behauptete sich der General Horn, den er mit 8000 Mann in Bamberg gelassen, gegen Tilly, der seine Truppen wieder gesammelt hatte. Gustav Adolf verließ seine Winterquartiere, vereinigte sich mit Horn, Banner und dem Herzoge Wilhelm von Weimar, und bedrohete, 40,000 Mann stark, das Baiernland. Eiligst rief der Churfürst den Ge- neral Tilly zu dessen Schutze herbei; bei R a i n, am rechten Ufer des Lech gelegen und von der Acha umflossen, bezog selbiger ein festes Lager, nachdem die Schweden den Uebergang über die Do- nau bei Donauwerth erzwungen. Was Kunst, Erfahrung und Muth vermögen, bot Tilly für die Behauptung dieses letzten Boll- werks auf. Vergebens, eine Falkonetkugel zerschmetterte ihm den rechten Oberschenkel; der General Alt ringer erhielt eine gefahr- den if. liche Wunde am Kopfe, der Churfürst, an allem Glücke verzwei- fotnt), gab jetzt diesen wichtigen Punkt auf und ungehindert über- 1632 schwemmten die Schweden das von den Uebeln des Krieges bis- her verschont gebliebene Baiern. Tilly starb an seiner Verletzung den Zw. zu Ingolstadt. April _ Dem entworfenen Plane gemäß waren die Sachsen in Böhmen eingedrungen, ohne Schwertstreich öffnete Prag dem Ge- neral Arnheim die Thore, den 11. Nov. 183.1, Johann Georg I. nahm sein Hauptquartier in dieser Residenz; die Pro- testanten athmeten nach langem Drucke wieder auf; der Graf Matthias von Thurn, viele der Vertriebenen kehrten zurück und

8. Grundriß der deutschen Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 98

1871 - Koblenz : Bädeker
98 Schwedischer Krieg. $. 21. laute Klagen der (den wegen seiner raschen Erhebung und seiner unumschrnkten Gewalt allgemein verhaten) Wallenstein und der die Zuchtlosigkeit seiner Heere, da der Kaiser sich genthigt sah, seinen Feldherrn sammt dem Heere zu entlassen. C. Schwedischer Krieg, 16301635. Die Uneinigkeit innerhalb der katholischen Partei und die Nach-giebigkeit des Kaisers, der auch die Vollstreckung des Restitutions-edictes suspendirte, machte den Protestanten neuen Muth, um so mehr als jetzt Gustav Adolf, König von Schweden, mit dem sie schon frher in Unterhandlung gestanden hatten, zum Theil durch politische Grnde, wie: die Vertreibung der ihm verwandten Herzge von Mecklenburg, die Zurckweisung seiner Vermittelung bei dem Lbecker Frieden, sich bewogen fand, deren Sache zu ergreifen. Im Sommer 1630 landete Gustav Adolf an der pommerschen Kste, vertrieb die Kaiserlichen aus Pommern, und drang im folgen-den Jahre in die Mark Brandenburg vor, aber seiner Aufforderung an die deutschen Reichsstnde, sich ihm anzuschlieen, entsprach zunchst nur die (durch das Restitutionsedict bedrohte) Reichsstadt Magdeburg. Diese ward daher von Tilly, der jetzt auch den Oberbefehl der das kaiserliche Heer hatte, in Vereinigung mit Pappenheim belagert. Zwar zog Gustav Adolf zum Entstze der Stadt heran, aber der Kurfürst von Sachsen, der sich neutral verhalten wollte, verweigerte ihm den Durchzug durch sein Land, und während der Unterhandlungen darber erfolgte schon die Erstrmung und Plnderung Magdeburgs (20. Mai 1631), ein pltzlich allenthalben ausbrechendes (von den Vertheidigern angelegtes?) Feuer verwandelte die Stadt grtentheils in Asche. Als Tilly die Unterwerfung Kursachsens begonnen hatte, suchte der Kurfürst bei den Schweden Rettung. Daher erschien Gustav Adolf ebenfalls in Sachsen und schlug mit dem vereinigten schwedisch-schsischen Heere die Kaiserlichen unter Tilly vor Leipzig bei Breiten-feld (1631). Der siegende König verabredete mit dem Kurfrsten von Sachsen den Plan, da dieser die unmittelbare Bekmpfung des Kaisers in dessen Erblanden (zunchst in Bhmen) bernahm, während er selbst West- und Sd-Deutschland durchziehen und die Liga vollends vernichten wollte. So drang er durch Thringen und Franken bis nach Mainz vor, wo er berwinterte. Von da zog er nach Baiern (gegen Tilly), während er seinen Feldherren, namentlich dem Herzoge : Bernhard von Weimar, die Fortsetzung der Eroberungen am Rhein j

9. Die neue Zeit - S. 210

1866 - Leipzig : Brandstetter
210 zwölfjährigen Krieges entrissen. Die Unterdrückten aber erhoben wieder muthig ihr Haupt und schlossen sich an den Sieger an, den sie fast ab- göttisch verehrten. Am Tage nach der Schlacht fand sich auch der Kurfürst von Sachsen wieder ein und der König war edel genug, ihn freundlich zu empfangen und ihm zu danken, daß er zu dieser Schlacht gerathen habe. Er trug ihm auf, mit seinem Heere in Böhmen einzudringen, während er selbst durch die Rheingegenden nach Baiern ziehen wollte. 9. Folgen -es Sieges. Größere Macht über die Gemüther hat seit Luther wohl Niemand geübt, als Gustav Adolf. Sein Weg durch Thüringen nach dem südlichen Deutschland glich einem ununterbrochenen Trimnphzuge. In Frankfurt stieß auch der „Winterkönig" zu ihm, der sich unterdessen in Holland um- hergetrieben hatte. Tilly zog so viel Streitkräfte als möglich zusammen, und als Gustav bei Rain über den Lech setzen wollte, stellte er sich ihm entgegen. Aber die tapferen Schweden erkämpften den Uebergang und der alte Tilly wurde durch eine Stückkugel am rechten Knie verwundet, so daß er nach Ingolstadt gebracht werden mußte, wo er nach 15 Tagen ver- schied. In ihm verlor der Kaiser einen großen Feldherrn und tüchtigen Kriegsmann, der zwar roh, aber doch ein Mann von gutem Schrot und Korn war, unerbittlich streng gegen sich selber lebte, gegen seine Soldaten aber fürsorglich und höchst.freigebig war. Als ihn der Kaiser zum Reichs- fürsten erheben wollte, verbat er sich die Ehre und schenkte dem Schreiber der Kanzlei 500 Thaler, damit dieser das Patent nicht ausfertige. Er war klein, aber von starkem Knochenbau. Zwischen seinen eingefallenen Wangen, seiner langen spitzigen Nase und seiner runzligen Stirn sahen zwei große finstere Augen heraus. Sein graues borstiges Haar hing um den Kopf herum, den er mit einem spitzigen hochaufgestutzten Hute zu be- decken pflegte, von welchem eine rothe Straußfeder nach hinten zu herab- hing. Er trug ein grün atlassenes Kleid nach spanischem Schnitt mit aufgeschlitzten Aermeln, weite Beinkleider von demselben Zeuge und aufge- schlitzte weite Stiefeln. In der Schlacht ritt er einen kleinen Grauschim- mel. Vor der Schlacht bei Breitenfeld konnte sich Tilly rühmen, nie eine Schlacht verloren zu haben. Niemals hatte er einen Rausch und niemals Umgang mit liederlichen Weibsbildern. Er starb in seinem 73sten Jahre. Nachdem Gustav einen wiederholten Sturm gegen das feste Ingol- stadt, in welches sich auch der Kurfürst von Baiern geflüchtet hatte, ver- geblich unternommen, brach er nach München auf. Die Hauptstadt zitterte und nur ihre freiwillige Unterwerfung konnte den Zorn des Siegers ent- waffnen. Die Pracht des kurfürstlichen Schlosses setzte ihn in Erstaunen und er fragte nach dem Namen des Baumeisters. Es ist kein anderer, als der Kurfürst selbst, sagte man ihm. „Ich möchte ihn haben, diesen Baumeister" — erwiderte der König — „um ihn nach Stockholm zu schicken." Als man das Zeughaus durchsuchte, fand man blos Lasteten

10. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 260

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
260 39. Der dreißigjährige Krieg bis zum Tode Gustav Adolfs. er an eines Helden Seite stand und er und die Armee drangen auf sofortige Schlacht. Obgleich Tilly, der inzwischen Leipzig erobert hatte, noch erst Ver- stärkung unter Altringer erwartete, so nahm er doch die Schlacht bei Breiten selb unweit Leipzig an, 17. Sept. 1631. Pappenheim auf dem linken kaiserlichen Flügel sah, nach siebenmal erneuertem An- griffe und selbst verwundet, sich genöthigt, vor den Schweden zu weichen. Tilly hatte unterdessen die Sachsen geschlagen, aber Gustav Adolf fiel ihm in die linke Flanke und nahm die kaiserliche Artillerie, welche so- fort gegen die Kaiserlichen selbst gewandt wurde; die kaiserliche Infan- terie, durch die wiederholten Reiterangriffe in Unordnung gebracht, fing nun ebenfalls an zu weichen, doch setzten noch 5 Regimenter den Kampf bis in die Nacht fort. Erst als sie auf 600 M. zusammengeschmolzen wa- ren, zogen sie sich zurück. Mit dem Rückzuge oder vielmehr mit der Nie- derlage dieser Regimenter war die Schlacht beendet, welche bereits mit der Niederlage Pappenheim's und der Wegnahme der kaiserlichen Artil- lerie entschieden war. Die Kaiserlichen ließen 7000 Todte auf dem Schlachtfelde und 3500 Gefangene in des Siegers Händen. Zugleich lös'te sich das Heer in der Flucht fast völlig auf, viele Nachzügler ver- ließen die kaiserlichen Reihen und traten in schwedische Dienste. Weniger blutig war der Verlust der Sieger gewesen; 3000 Sachsen und 1500 Schweden waren die geringen Opfer, mit denen Gustav Adolf diesen Sieg erkaufte. Verwundet rettete sich Tilly nach Halbcrstadt und zog die Verstärkung an sich, die, wie gesagt, schon in Anmarsch war. Zweierlei Wege hatte Gustav Adolf vor sich, er konnte durch Böh- men und Mähren nach Wien und durch Franken an den Rhein und nach Baiern gehen. Er that beide Schritte zugleich. Die Sachsen sollten nach Böhmen und Oesterreich vorrücken, er und die Schweden gingen durch Thüringen nach Franken. Er selbst gab drei Gründe an, die ihn hierzu bestimmten. Er wollte Tilly nicht aus den Augen lassen, die katholischen Bisthümer für sein Heer und seine Absichten benutzen und den Protestanten in Oberdeutschland Luft machen. Auch hoffte er den Bruch zwischen Oesterreich und Sachsen dadurch uuausgleichbar zu machen, daß die Sachsen Böhmen dem Kaiser entrissen. Man hat damals und in neuerer Zeit Gustav Adolf's Operatiousplan getadelt und gemeint, daß er besser gethan haben würde, mit der Gesammtmacht gegen Wien vorzurücken und dadurch die Macht des Kaisers mit einem Male zu zertrümmern. Allein weder in Böhmen noch in Oesterreich konnte er auf Sympathie rechnen, diese Lande waren durch Ferdinaud's Maßregeln katholisch geworden, der Protestantismus war vernichtet, Gustav Adolf hätte nur Feinde getroffen. Die späteren Ereignisse des dreißigjährigen Krieges haben Gustav Adolf's hohe Einsicht auch in Bezug auf diesen hart getadelten Operationsplan gerechtfertigt und bewiesen, daß er sehr gut gewußt, wo für Schweden die meiste Sym- pathie zu finden. Denn als nach seinem Tode die deutschen Fürsten nach einander abfielen, blieben jene Länder dem schwedischen Interesse

11. Der biographische Unterricht - S. 55

1874 - Berlin : Gaertner
— 55 — Der Kaiser foqte von ihm: „Wir haben wieder ein kleines Feindl bekommen," und nannte ihn den Schneekönig. Während er nun mit seinem Kriegsheere, die Oder entlang, in die Mark Brandenburg und in Sachsen eindrang, hatte sich Tilly vor die Festung Magdeburg begeben. Gustav Adolf hörte von der Bedrängnis der Magdeburger, die sich unter ihrem Kommandanten von Falkenberg tapfer vertheidigten, und wollte ihnen znhilfe eilen; aber es war zu spät. Am 10. Mai 1631 war die Stadt, besonders durch die Entschlossenheit des Grasen Papvenheim, erobert worden. Die Sieger hatten fürchterlich gemordet und geplündert; eine Feuersbrunst, welche zufällig entstanden war, hatte fast die ganze Stadt in Asche gelegt; dreißig tausend Menschen waren dabei umgekommen. Da genethen die protestantischen Fürsten in Angst, und der Kurfürst von Sachsen, Johann Georg, gestaltete nun dem Könige freien Durchmarsch durch sein Land und versorgte sein Heer mit Lebensmitteln. §. 75. Gustav Adolfs Siege und Tod. Tilly verließ Magdeburg und zog sich in die Nähe von Leipzig hin. Hier trat ihm Gustav Adolf, m Verbindung mit dem Kurfürsten von Sachsen, entgegen. Die Schweden fochten sehr tapfer, der Kurfürst floh aber bald in größter Eile. Von den Kaiserlichen lagen 7000 auf dem Schlachtfelde, und viele waren gefangen genommen oder flohen, selbst Tilly befand sich in großer Gefahr. Nach diesem Siege drangen die Schweden tiefer in Deutschland ein. Zuerst zog Gustav Adolf nach dem Rhein und von da nach Baiern, wo Tilly, der Sieger in 36 Schlachten, durch einen Schuss ins Knie tödtlich verwundet wurde. Unterdessen war der Kurfürst von Sachsen in Böhmen eingedrungen und hatte Prag erobert. Was sollte nun der Kaiser anfangen? In feiner größten Bedrängnis wandte er sich an Wallenstein und bat ihn, ihm ein Heer zu stellen. Nach langem Zögern und auf wiederholte Bitten des Kaisers that es Wallenstein. In drei Monaten war ein Heer von beinahe 50,000 Mann zum Kampfe bereit. Wallenstein wurde Generalissimus des Kaisers und erhielt unbedingten Oberbesehl über das Heer. Bald trieb er nun auch die Sachsen aus Böhmen und stellte sich dann bei 'Nürnberg dem Könige von Schweden entgegen, wo beide große Feldherren drei Monate lang einander beobachteten. Die ganze Umgegend wurde durch die Heere ausgesogen, so dass sie sich nicht mehr halten konnten. Da zog Wallenstein nach Sachsen, Gustav Adolf tiefer in Baiern hinein. Um den Kurfürsten von Sachsen aus seiner Bedrängnis zu retten, kehrte der König zurück und verfolgte das kaiserliche Heer, obgleich er vielleicht Wien hätte erobern können. In Sachsen drängte sich das Volk zu ihm heran, küsste ihm die Füße und wollte ihn auf Händen tragen, so dass er sagte: „Unsre Sachen stehen wohl gut; aber ich fürchte, dass mich Gott wegen der Thorheiten dieses Volkes strafen möchte." Bei Lühen, in der Nähe von Leipzig, stießen beide Heere am 6. November 1632 auf einander. Es war ein kalter Wintertag. Die schwedischen Soldaten sangen: „Ein' feste Burg ist unser Gott." Wallenstein ermunterte die ©einigen durch Versprechungen und Drohungen. Die Schlacht dauerte bereits vier Stunden; da begab sich der König mitten in den Kamps und empfing einen Schuss in den linken Arm. Als man ihn aus dem Getümmel tragen wollte, wurde er durch einen zweiten Schuss im Rücken tödtlich verwunbet Diese Nachricht burcheilt schnell das schwedische Heer und erfüllt dasselbe mit Rachedurst. Der Herzog Bernhard von Weimar, welcher den linken Flügel der Schweden kommandierte, wirft sich mit aller Kraft auf den Fetnb; ba kommt der kaiserliche General Pappenheim von Halle an und bricht in die feinblichen Scharen ein. Wallenstein steht mitten unter den Kämpfen-ben; Pappenheim wirb von zwei Kugeln getroffen. Man trägt ihn aus dem

12. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 262

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
262 39. Der dreißigjährige Krieg bis zuin Tode Gustav Adolfs. eines 40000 Mann starken kampfmuthigen Heeres und nun wollte er das Commando niederlegen. Dann aber wären die Soldaten aus- einander gelaufen: ohne Wallenstein gab es kein Heer; er mußte um jeden Preis im Commando festgehalten werden. Verschiedene Versuche mißlangen; endlich kam folgende Uebereinkunft zu Stande: Wallenstein ist Generalissimus des römischen Reiches, des Hauses Oesterreich und der Krone Spaniens; der Kaiser wird sich nicht bei der Armee befinden, noch viel weniger sie commandiren; alle kaiserlichen Erbläuder stehen ihm und seiner Armee zum Rückzüge offen. Beim Friedensschlüsse soll das Interesse wegen Mecklenburg wahrgenommeu werden, als Be- lohnung erhält er ein österreichisches Erbland mit allen Rechten eines unmittelbaren Reichsfürsten. Der neue Generalissimus richtete sein erstes Augenmerk gegen die Sachsen in Böhmen. Beinahe ohne Schwertstreich drückte er die Sachsen aus Böhmen und nach wenigen Wochen konnte Wallenstein dem Kaiser melden, die Erbstaaten seien vom Feinde gesäubert. Es war die höchste Zeit; denn Tilly war schon Gustav Adolf's überlegenem Feldherrn- Talent erlegen. Er war nämlich, nachdem er den General Horn ge- schlagen, nach Bamberg vorgerückt, weßhalb Gustav Adolf seinen Sie- geslauf am Rheine hemmte und gegen Tilly heranrückle. Dieser zog sich hinter den Lech zurück und wurde in einem Gefechte (6. April 1632) tödtlich verwundet, Gustav Adolf aber erzwang den Uebergang über den Lech, besetzte Augsburg und 6 Tage später München. Nichts konnte ihn hindern längs der Donau in das Herz der kaiserlichen Staaten vorzudringen. Um dies zu verhüten, ging der Kurfürst von Baiern selbst nach Eger und verabredete mit Wallenstein eine Vereini- gung der kaiserlichen und liguistischen Streitkräfte. Beide unterdrückten bei dieser persönlichen Zusammenkunft die Gefühle gegenseitiger Ab- neigung. Das vereinigte kaiserlich liguistische Heer, 60,000 Mann stark, traf den Schwedenkönig, der vergebens die Vereinigung der Gegner durch Eilmärsche zu verhindern gesucht hatte, bei Nürnberg mit nur 18,000 Mann. Der Kurfürst von Baiern rieth zu sofortigem Angriffe. Wallenstein aber antwortete: „Mein Heer ist neu, wird es in einer Feldschlacht überwunden, so ist Deutschland und Italien in Gefahr; ich will dem Könige von Schweden eine neue Art zeigen, Krieg zu führen," und somit verschanzte sich auch Wallenstcin in der Nähe von Nürnberg, auf einer Anhöhe, der alte Berg genannt. Neun Wochen standen sich die Heere gegenüber, wie zwei gewitterschwangere Wolken. Gustav Adolf hatte indessen so viel Verstärkung an sich gezogen, als nur immer möglich, so daß er an Zahl dem kaiserlichen Heere nahe kam, aber eben die Anhäufung so vieler Menschen in und um Nürnberg, er- schöpfte die Lebensmittel und veranlaßte Seuchen, täglich starben über 300 Menschen, das Heer verlor beinahe alle Pferde. Dies bewog den König, Wallenstein's feste Stellung zu stürmen. Den ganzen Tag über währte der Kampf; beide Heere erschöpften ihre Tapferkeit, beide

13. Geschichte der Neuzeit - S. 50

1895 - Hannover : Manz & Lange
50 Die Gegenreformation und der dreissigjährige Krieg. Magdeburg zu Hülfe zu kommen. Im Mai 1631 wurde die Stadt von den Kaiserlichen erstürmt und wahrscheinlich auf Befehl des schwedischen Obersten Falkenberg:, der die Verteidigung leitete, in Brand gesteckt, damit ihre Einnahme dem Sieger keinen Nutzen bringe. Da Tilly durch diesen Erfolg geblendet vom Kurfürsten von Sachsen unkluger Weise die Aufgabe seiner bewaffneten Neutralität oder offenen Anschluss an den Kaiser forderte, so drängte er den bisher schwankenden Fürsten, dessen Haltung so viel zu dem Niedergang des deutschen Protestantismus beigetragen hatte, förmlich zu einem Bündnis mit Gustav Adolf. Darauf rückte er verheerend in Sachsen ein, wurde aber von dem herbeieilenden Schwedenkönig im September 163t bei Breitenfeld*) vollständig besiegt. Das einzige Heer, welches dem Kaiser und den Katholiken zur Verfügung stand, war fast vernichtet. Gustav Adolf nutzte jedoch seinen Sieg nicht genügend aus, sondern wandte sich durch Thüringen und Franken nach dem Rhein, wo er in Mainz «ein Hauptquartier für den Winter 1631/2 aufschlug. Bereits trug er sich mit dem Gedanken, einen protestantischen Bund in Deutschland zu gründen, an dessen Spitze er selbst zu treten beabsichtigte. Im Frühjahr 1632 zog er südostwärts über Nürnberg, um den Kurfürsten von Baiern in seinem Lande aufzusuchen. In der Nähe der Lechmündung stellte sich ihm Tilly zusammen mit dem Kurfürsten Maximilian entgegen, wurde aber in der Schlacht tödlich verwundet; und da nun der bairische Kurfürst die Flucht ergriff, so konnte Gustav Adolf ungehindert seinen Einzug in dessen Hauptstadt München halten. Des Kaisers Not war gross. Er sah keinen ändern Ausweg, als den schwtergekränkten Mann zu versöhnen, der ihm einst den Sieg über die Gegner ermöglicht hatte. Nach langen Unterhandlungen liess sich Wallenstein, der vorher mit Gustav Adolf in Verbindung getreten war und mit ihm die Geschicke Deutschlands zu regeln und Ferdinand zu demütigen geplant hatte, im Frühjahr 1632 dazu herbei, gegen weitgehende Zugeständnisse2) die Aufstellung eines neuen kaiserlichen Heeres zu versprechen. Im Königreich Sachsen, nördlich von Leipzig. 2) Über ihren Inhalt ist kein zuverlässiges Zeugnis vorhanden; sicher erhielt Wallenstein das Recht, die Obersten zu ernennen, volle Selbständigkeit der Kriegsführung, die Befugnis zu politischen Unterhandlungen mit den Reichsfürsten und Lebenslänglichkeit des Oberbefehls.

14. Geschichtsbilder - S. 85

1890 - Leipzig : Richter
— 85 — Des dritten Tages mußte der Soldat auf die Wache ziehen, und konnte uns deswegen nicht nach Gommern bringen, wie er versprochen. Er richtete aber sonst Gelegenheit zu, daß wir mit einem Leutnantswagen nach Wolmirstedt, zwei Meilen von Magdeburg gelegeu, tarnen." 7. Tilly zog nach der Zerstörung Magdeburgs mit seinem Heere gegen das Kurfürstentum Sachsen. Da schloß der Kurfürst vou Sachsen ein Bündnis mit dem Schwedenkönige, der dem Heere Tilllis folgte. Bei dem Dorfe Breitenfeld, unweit Leipzig, standen sich endlich Tillys Heer und das schwedisch-sächsische Heer zum Kampfe gegenüber. Hier wurde der bisher uock nie besiegte Tilly so geschlagen, daß er sich^nit seinem Heere bis nach Bayern zurückziehen mußte. Über die Schlacht bei Breitenfeld (1631) war unter den deutschen Protestanten große Freude, und den Schwedenkönig empfing man überall jubelnd als den langersehnten Retter. Gustav Adolf wendete sich nun mit seinem Heere nach Thüringen und an den Main, dann zog er durch Bayern auf München los. Äm Lech stellte sich ihm Tilly entgegen, um ihm den Übergang über den Fluß zu wehren. Aber wiederum siegte Gustav Adolf, und Tilly fand hier sogar seinen Tod. Eine Kanonenkugel riß ihm ein Bein weg, und an der Wunde starb er bald darauf. Der Kaiser war nun in großer Not. Sein bester General war tot, von Bayern her, wo Gustav Adolf als Sieger in München eingezogen war, bedrohten ihn die Schweden, und die mit den Schweden verbündeten Sachsen waren in Böhmen eingefallen und schon weit vorgedrungen. In solcher Bedrängnis bat der Kaiser Wallenstein, wieder ein Heer zu sammeln und gegen des Kaisers Feinde zu führen. Wallen-stein aber ließ sich sehr bitten, bis er zusagte; und dann nahm er das Feldherrnamt nur unter der Bedingung an, daß ihm niemand, selbst der Kaiser nicht, darein reden dürfe. Als Wallenstein die Werbetrommel rühren ließ, strömten ihm bald grim Scharen von Söldnern zu, und so gelang es ihm auch bald, die Sachsen wieder aus Böhmen zu vertreiben. Da rief der Kurfürst von Sachsen den Schwedenkönig zu Hilfe, und bei Lützen kam es 1662 zur Schlacht zwischen Wallenstein und Gustav Adolf. Es war ein kalter Novembertag und dichter Nebel lag auf den Fluren. Da bereiteten sich die Schweden nach dem Willen ihres frommen Königs zur Schlacht durch den Gesang des Liedes: „Ein' feste Burg ist unser Gott"; als aber der Nebel gefallen war, sprach der König: „Nun wollen wir duin. Das walt der liebe Gott! Herrjesus, hilf uns heute streiten zu deines Namens Ehre!" Mutig stürmten die Schweden gegen die kaiserlichen Siechen an. Lange schwankt der Sieg. Endlich dringt der rechte Flügel der^Lchweden, von dem Könige selbst geführt, siegreich vor und treibt die Feinde in die Flucht. Da erfährt der König, daß sein linker Flügel unter stürmischen Reiterangrisfen der Kaiserlichen zu weichen beginne. Sofort eilt er zu der Stelle, wo Gefahr ist. Seine Kurz-

15. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 178

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
178 müthige Schwedenkönig, der den Oberbefehl über die vereinigten Heere selbst führte, den vollständigsten Sieg er- rungen. 8,000 Feinde waren auf dem Platze geblieben, 1000 gefangen, die übrigen versprengt, Geschütz und Gepäck fiel in die Hände der Sieger. Alle noch in den Händen der Kaiserlichen befindlichen Städte wurden ihnen schnell entrissen, bald war Kursachsen vom Feinde befreit. Die Schlacht bei Breitenfeld war nicht allein für Sachsen, sondern für das ganze protestantische Deutschland das glücklichste Ereigniß, denn durch sie wurde der Uebermuth der katholischen Partei gebrochen, die nahe daran war, die Protestanten völlig zu über- wältigen. Der Kaiser schaltete mir dem Reichswesen wie mit seinem Eigenthume und verhängte eigenmächtig die Reichsacht über die Fürsten, die sich ihm nicht unterwerfen wollten, was aber die protestantischen Reichsstände zu erwarten batten, das war durch Magdeburgs grauen- volle Zerstörung offenbar worden. Der Schrecken hatte die Protestanten gelähmt und auch der Leipziger Bund würde sich in kurzer Zeit aufgelöst haben, wenn Tilly nicht aus Sachsen vertrieben worden wäre. Nun änderte sich die Lage der Dinge völlig und die Katholiken, deren Kriegsmacht beinahe völlig vernichtet worden war, hatten Alles von den Protestanten zu fürchten, wenn diese einig blieben und ihre Streitmacht gut zu benutzen wußten. Dieß sah der Kaiser wohl ein und deshalb ließ er die schon besetzte Lausitz wieder räumen, auch dem Kurfürsten Friedensanträge machen, wenn er sich von Schweden trennen würde. Der aber konnte und wollte mit dem Kaiser sich nicht einlassen, daernurebendiegewalttha, tigkeiten der Kaiserlichen in seinem Lande erfahren hatte, auch Schweden seinen Abfall schwer gerächt haben würde. Er war mit Gustav Adolf übereingekommen, daß er in die kaiserlichen Erblande einfallen sollte, während der König Franken und Schwaben überziehen und sich dann die Donau abwärts gegen Baiern und Oestreich wenden wollte. Dem zu Folge brach das sächsische Heer nach Böhmen auf und schon im Anfang des November hatte Arnim Prag besetzt, nicht lange darnach den größten Theil von Böhmen. In des Kurfürsten Hand war nun

16. Geschichte des deutschen Volkes und Landes - S. 106

1869 - Hannover : Hahn
106 fei; Furcht vor dem Kaiser oder auch Scheu, mit eiuem fremden Eroberer sich einzulassen, hielt die Fürsten zurück. Zu einem selbst- ständigen Handeln, um das Interesse wie die Ehre der Nation zugleich zu wahren, vermochten die Menschen dieser Zeit sich nicht zu erheben, dazu fehlte es den leitenden Männern an Einsicht wie an Kraft. Gustav Adolf fand daher anfangs selbst bei seinen protestantischen Glaubensgenossen in Deutschland wenig wirksame Unterstützung. Er blieb daher vorerst aus seine eigenen Mittel beschränkt; nur Frankreich zahlte dem König Subsidien; auch hatten der Landgras von Hessen und die Stadt Magdeburg Ver- bindungen mit ihm angeknüpst. 9) Während Gustav Adolf mit den zögernden Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen, die eine bewaffnete Neu- tralität bilden wollten, unterhandelte, und dadurch hingehalten wurde, erstürmte das kaiserlich-ligistische Heer unter Pappenheim und Tilly Magdeburg. Die Stadt wurde unter schrecklichen Gräuelthaten zerstört (20. Mai 1631). Das Schicksal dieser Stadt, die schon so Vieles ihres Glaubens willen erduldet hatte, schreckte übrigens die Protestanten durch ganz Deutschland hin aus; Bran- denburg und Sachsen schlossen sich an Gustav Adolf an, worauf Tilly Leipzig besetzte. 10) In der Nähe dieser Stadt bei Breiten selbe kam es zum entscheidenden Kampfe. Tilly wurde wider Willen durch die ungestüme Kampflust des kaiserlichen Reitergenerals Pappeu- heim in eine Schlacht mit den heranrückenden Schweden und Sachsen hineingezogen, in welcher die Kaiserlichen, trotz der tapfersten Gegenwehr, durch Gustav Adolfs überlegenes Feld- herrntalent eine blutige Niederlage erlitten (17. Sept. 1631). §. 52. Gustav Adolfs Pläne und Tod 1632. 1) Die Schlacht bei Breitenfelde änderte plötzlich die ganze Lage der Dinge in Deutschland. Während die Sachsen in Böhmen einrückten und Prag besetzten, drang Gustav Adolf fast ungehindert nach Franken und gegen den Rhein vor, und von da nach Baiern. Tilly, seit der breiten selb er Schlacht auf die Dertheidigung angewiesen, hatte am Lech bei Rain eine feste Stellung eingenommen. Dessenungeachtet erzwang Gustav Adolf den Uebergang, wobei Tilly tödtlich verwundet wurde (Io. April 1632). Er wurde nach Ingolstadt gebracht, wo er einige Tage nachher seinen Wunden erlag. — Gustav Adolf besetzte Augsburg, wo er den protestantischen Kultus wieder- herstellte, und bald darauf München (17. Mar 1632). Kurfürst

17. Geschichte - S. 44

1908 - Breslau : Hirt
44 § 23. Der Dreißigjährige Krieg. blieben verschont. Erst am dritten Tage nach dem Sturm konnte er seinen Einzug in die verwüstete Stadt halten, und er vergoß Tränen beim Anblick der rauchenden und blutbespritzten Trümmer. Etwa tausend Menschen hatten sich in den Dom geflüchtet und sich so gerettet. Unter diese ließ er Brot austeilen und gab den strengsten Befehl, daß keinem Einwohner ein Leid zugefügt werden solle. Von Magdeburg wandte sich jetzt Tilly nach Sachsen, um den Kurfürsten wegen des Leipziger Bündnisses zu züchtigen und ihn zum Bunde mit dem Kaiser zu zwingen. Da ging der Kurfürst in seiner Angst zum Schwedenkönig über. Im Verein mit den Sachsen besiegte nun Gustav Adolf bei Breitenfeld, unweit Leipzig, Tilly und zog dann nach dem Rhein. Überall ließ er sich als Landesherr huldigen; und dadurch wurde es immer klarer, daß er nach der deutschen Kaiserkrone strebte. Vom Rhein aus drang er nach Bayern vor und besiegte Tilly am Lechflusse. Hier wurde Tilly schwer verwundet und starb einige Tage später in Ingolstadt. Seine letzten Worte waren: „Wahret Regensburg wohl, sonst stehen Kurhut und Kaiserkrone auf dem Spiel!" — Tilly war gewiß der edelste Feldherr des 30jährigen Krieges; er hinterließ den Ruf eines biedern und frommen Kriegshelden. Alle äußeren Ehren und Auszeichnungen achtete er gering und war immer strenger gegen sich selbst als gegen andere. Seine Soldaten beweinten ihn wie ihren Vater. Gustav Adolf nahm darauf auch München ein und drohte im Bunde mit den Sachsen, die inzwischen Böhmen erobert hatten, in Österreich einzufallen. — In dieser Not nahm der Kaiser seine Zuflucht zu Wallenstein, der nur unter der Bedingung ein Heer sammeln und befehligen wollte, daß ihm der Kaiser den völlig unbeschränkten Oberbefehl übertrage. Das geschah. _ Wallenstein verjagte zunächst die Sachsen aus Böhmen und bezog dann bei Nürnberg Gustav Adolf gegenüber ein festes Lager, das dieser nicht zu erstürmen vermochte. Als das Frankenland rundum völlig ausgesogen war, zogen beide Heere ab. Wallenstein ging nach Sachsen und eroberte Leipzig; Gustav Adolf folgte ihm hierher. Am 16. November 1632 kam es bei Lützen zur Schlacht. Ihren König an der Spitze, rückten die Schweden zum Kampfe vor und waren zunächst siegreich. Als sie aber vou Pappenheims Reitern angegriffen wurden, kamen sie in Unordnung. Der König eilte zu der bedrohten Stelle hin, kam aber, da er kurzsichtig war, dem Feinde zu nahe, erhielt zwei Schüsse und sank, zum Tode verwundet, vom Pferde mit dem Ausrufe: „Mein Gott, mein Gott!" Unter den Hufen wilder Rosse hauchte er seine Heldenseele aus. Ja, ein großer Kriegsheld war Gustav Adolf, das ist wahr; aber für Deutschland war sein Tod gewiß kein Unglück; denn die Einmischung der Fremdlinge in deutsche Angelegenheiten, die mit dem Schwedenkönig anfing, hat unserem Vaterlande nie zum Heile gereicht. Der Tod ihres verehrten Königs entflammte die Schweden zu neuer Tapferkeit. Unter der Führung Bernhards von Weimar drängten sie Pappenheims Scharen und die Kaiserlichen zurück. Auch Pappenheim, ein ebenso großer Kriegsheld, siel. Sterbend ließ er

18. Die Weltgeschichte für die Jugend bis auf die neuesten Zeiten - S. 286

1818 - Leipzig : Hinrichs
— 286 — Bund mit dem König von Schweden und führte sein Heer zu ihm. Tilly hatte eben Leipzig (am 6 September 1631) erobert, als Gustav Adolf ihm entgegen rückte, Umgegenden alten berühmten Heerführer seine Kraft zu versuchen. Bei dem Dorfe Breiten feld unweit Leipzig, wo Tuly sein Lager bevcstigt hatte, trafen sich beide Heere (am 7 September) und Gustav Adolf siegte. Tilly entrann kaum der Lebensge- fahr und floh mit den Ucbcrresten feines Heeres nach Niedersachsen. Alle Vortheile, welche der Kaiser und die Liga seit zwölf Jahren errungen hatten, waren nun auf einmahl vernichtet; die protestantische Partei rich- tete sich muthig empor und dcm nordischen Si-ger stand der Weg in ganz Tcutschland und in des Kaisers eigenes Land off?n. Wahrend sein Bundesgenosse, der Kur- fürst von Sachsen, durch Schlesien gegen Böhmen rückte, zog Gustav Adolf durch Thüringen nach Fran- ken. Der Landgraf von Hessen harre schon früher, zuerst unter allen keurschen Fürsten, sich mit ihm ver- einigt, und nun schloffen auch die Herzoge von Sachsen- Weimar ein Bündniß mit ihm, welches ihm den Herr- lichen Helden Bernhard von Weimar zum Waffen- geführten gab. Gustav Adolf wurde auf seinem Zuge durch Thüringen überall mit Jubel und Begeisterung als Retter begrüßt. Kühn und rasch drang er nun vor, um die Bestürzung seiner Feinde zu benutzen. Die wichtigsten Stätte in Franken und am Rheine fielen in kurzer Zeit in seine Gewalt, und Tilly, der wieder ein neues mächtiges Heer gesammelt hatte, wagte es nicht, dem siegreichen Könige entgegen zu gehen. Nach kur- zer Winkerruhe eilte Gustav Adolf vom Rheine gerade nach Baiern, zu dess n Beschützung Tilly von seinem Fürsten herbei gerufen wurde. Bei des Königs Ueber- gange über den Lech wurde Tilly tödlich verwundet.

19. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 297

1867 - Rostock : Hirsch
297 57. Tillys Ende. Von Magdeburg zog Tilly nach Sachsen. Gustav Adolf folgte ihm auf dem Fusse nach. In der Nähe von Leipzig , in derselben Gegend, wo einhundert und zweiund achtzig Jahre später die grosse Völkerschlacht geschlagen wurde, trafen beide Heere auf einander. Nach fünf Stunden schrecklichen Nordens war Tilly gänzlich geschlagen. Nur mit genauer Noth entging er der Gefangenschaft. Achttausend Kaiserliche bedeckten das Schlachtfeld. Die Nachricht von diesem Siege der Schweden bewirkte Muthlosigkeit und Schrecken unter den Katholiken; denn zum ersten Male war der gewaltige Tilly geschlagen. Aber es sollte bald noch schlimmer kommen. Die Sachsen verbündeten sich mit den Schweden und fielen in Böhmen ein , während Gustav Adolf selbst in Baiern vor- drang und München einnahm. Von zwei Seiten marschirten protestantische Heere auf Wien zu und brachten die Kaiserstadt in höchste Gefahr. Um dieselbe Zeit starb der alte Tilly, der ergraute Held, der Sieger in sechs und dreissig Schlachten. Er war ein Mann von rauher Strenge, aber am strengsten gegen sich selbst. Nicht Grausamkeit, sondern sein römischer Glaube und seine Treue gegen den Kaiser trieben ihn zu seiner entsetzlichen Härte gegen die Protestanten. Er ass einfach und mässig, trank nie Wein, verschmähte Geld und Gut eben so wie Titel und Würden und hinterliess nur ein unbedeutendes Vermögen. Der Kaiser verlor in ihm den letzten Feldherrn, auf den er in seiner grossen Bedrängniss sich hätte verlassen können. Gern oder ungern musste er nun nach anderer Hülfe sich umsehen. S8. Gustav Adolfs Tod. Seit Wallenstein aus seinem Amte entlassen mar, lebte er still auf seinen Gütern und kümmerte sich anscheinend gar nicht um das, was in der weiten Welt vorging. Er baute prächtige Schlösser, pflanzte schöne Gärten, legte kostbare Fischteiche an und Hob eifrig den Ackerbau auf seinen weitlüuftigen Besitzungen. Dabei umgab er sich mit königlichem Gepränge. Seine Tafel wurde täglich mit Hundert Schüsseln besetzt , wiewohl er selbst sehr mäßig lebte. Sechszig Edelknaben in Sammet und Golo bedienten ihn. Fünfzig reichgekleidete Hellebardiere bildeten seine Leibwache. Mehrere hundert auserlesene Pferde fraßen in seinen Ställen aus marmor- nen Krippen. Mit besonderer Vorliebe beobachtete er die Sterne des Himmels; denn er hatte den Aberglauben, daß er in denselben sein Schicksal lesen könne. Die Wachen wurden oft von Schauder ergriffen, wenn sie des Nachts den hagern Mann in feuerrothem Mantel, aus dem Kopfe den aufgestützten Hut mit rother Feder, über den Schloßhof nach der Sternwarte wandern sahen, damit er dort mit einem alten Italiener den Lauf der Gestirne beobachte. . Auf diesen Mann, der schon einmal siegreich bis an die Küste der Ostsee vorgedrungen war, richteten sich'jetzt nach Tillys Tode aller Blicke. „Wallenstein," hieß es, „ist der einzige, der noch helfen kann." _ Der Kaiser knüpfte Unterhandlungen mit ihm an. Der Gewaltige that bei der Botschaft seines Herrn anfangs sehr spröde, ließ sich endlich aber doch erbitten, ein Heer zu sammeln und den Oberbefehl zu übernehmen, sobald ihm durch kaiserliches Wort feier- lich folgendes versprochen war: „Wallenstein erhält denoberbefehl über das Heer so völlig, daß auch der Kaiser ihm nichts darein

20. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 257

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 257 — zur Uebernahme des Oberbefehls bewegen, doch nur unter der Bedingung gänzlicher Unabhängigkeit und der Zusicherung der ausgedehntesten Rechte und glänzender Belohnungen. Während er die Sachsen aus Böhmen vertrieb, zog Gustav Adolf nach Franken und Baiern, wo Tilly mit einem neu geworbenen Heere bedeutende Vortheile errungen hatte. Bei Rain erzwang Gustav Adolf den Uebergang über den Lech, und Tilly wurde im Gefechte tödtlich verwundet. Seine trauernden Soldaten brachten ihn in das feste Ingolstadt, wo der greise Feldherr nach vierzehntägigen schweren Leiden im 72. Lebensjahre die Heldenseele aushauchte (30. Apr. 1632). Er war unbestreitbar der edelste Charakter des dreißigjährigen Krieges und hinterließ den Ruf eines frommen, biederen, menschenfreundlichen Kriegshelden, der als erprobter Feldherr in 36 Schlachten gesiegt, Geld und Güter, Titel und Würden verschmäht hatte und stets strenger gegen sich als gegen Andere gewesen war. Gustav Adolf nahm Augsburg und München ein, und das schutzlose Baieru erfuhr alle Drangsale eines in Feindes Hände gerathenen Landes. In seiner Bedrängniß sah sich der Kurfürst genöthigt, bei demjenigen Hilfe zu suchen, dessen früherer Sturz hauptsächlich sein Werk gewesen war und der ihn jetzt das Uebergewicht seiner Stellung doppelt fühlen ließ. Nack längerem Zögern stieß Wallenstein zu ihm, und die vereinigten kaiserlichen und baierischen Truppen wandten sich zunächst gegen das mit den Schweden verbündete Nürnberg, vor dessen Mauern Gustav Adolf sich verschanzt hatte. Wallenstein besetzte die umliegenden Anhöhen und verschanzte sich gleichfalls auf denselben. Seine Absicht war, die Schweden durch Ab-schneiden der Zufuhr auszuhungern. Beinahe drei Monate lagen die Heere schlagfertig einander gegenüber; endlich bewog der von Tag zu Tag fühlbarer werdende Mangel an Lebensmitteln den Schwedenkönig zu einem Angriff auf'das feindliche Lager; er wurde jedoch mit schwerem Verluste zurückgeworfen. ' Noch vierzehn Tage wartete er, ob nicht Wallenstein zu einer Feldschlacht in die Ebene herabsteigen werde; doch dieser beharrte unbeweglich in seiner Stellung. Da endlich brach er auf und wandte sich nach dem Innern Baierns, in der Hoffnung, den Feind nach sich zu ziehen. Wallenstein zog jedoch nordwärts, um den Kurfürsten von Sachsen zum Aufgeben des schwedischen Bündnisses zu zwingen und Gustav Adolf von Pommern und Schweden zu trennen. Rasch eilte dieser seinem Verbündeten zu Hilfe, und in ver Ebene bei Lützen kam es am 16. November 1632 zur entscheidenden Schlacht. Gustav Adolf, der, tapfer kämpfend, den schwankenden Sieg an die schwedischen Waffen zu bannen suchte, sauk, von zwei feindlichen Kugeln getroffen, mit dem Tode ringend, vom Pferde, und das Schlachtgewühl setzte über ihn dahin. Sein blutbeflecktes Pferd, Klein Weltgesch. 3. Aufl. 17