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1. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 26

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
26 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re. er bereits gethan hatte, wenn er der Kirche treu bleiben wollte, zumal einzelne Fürsten ihn durch ihre Ausdrücke gegen das Frohnleichnamsfest („dergleichen Menschensatzung, gottlose, ungereimte menschliche Anordnung, tödtliches, schädliches Gift" ic.) beleidigt hatten. Als nun in Folge des Reichstagsabschiedes das Kammergericht gegen die Protestanten, welche fortwährend auf das Kirchengut griffen, einschritt, schloßen diese das Bündniß zu Schmalkalden (Dez. 1530; förmlicher Abschluß 27. Febr. 1531; die Verbündeten waren 7 Fürsten, 2 Grafen, 24 Städte) und rüsteten sich zum Kriege. Zu gleicher Zeit bewiesen sich auch katholische Stände feindselig gegen Karl, weil er die Wahl seines Bruders Fer- dinand, welcher Böhmen und Ungarn (in welchem die Türken hausten) erworben hatte, zum römischen König, d. h. zum Reichsregenten während Karls Abwesenheit, eifrig zu bewirken strebte. Der König von Frank- reich stachelte die Protestanten und hatte ihnen bereits 100,000 Gulden zugeschickt, und da auch Sultan So ly man nur auf einen deutschen Krieg wartete, so zog es der Kaiser vor, den sogenannten Nürnberger Frieden (1532) abzuschließen. Darin versprach man sich jedes Angriffs zu enthalten und das allgemeine Koncil abzuwarten, welches der Kaiser eifrig betrieb; unterdessen soll der Rechtstrieb wegen der Stiftsgüter ein- gestellt sein; der Stillstand geht aber nur diejenigen Stände an, welche das augsburgische Bekenntniß bereits unterschrieben haben, nicht diejeni- gen, welche jetzt erst unterschreiben wollen. Das war also eine Art Waffenstillstand; Sultan Solyman aber verglich um diese Zeit die deut- schen Fürsten den Füchsen des Simson, mit denen dieser die Weinberge und Fruchtfelder der Philister in Brand steckte. Die Reformation in der Schweiz. Ulrich Zwingli in Zürich (1519—1531). In der Schweiz fand die deutsche Reformation ein augenblickliches Echo und die Erschütterung des Bundesstaates, der längst nur dem Namen nach zum Reiche gehörte, war eine noch heftigere als die des Reiches. Hier war es Magister Ulrich Zwingli, welcher 1519 in der Stadt Zürich zu reformieren begann. Er war wie Luther in den alten Spra- chen gelehrt, von unermüdlicher Thätigkeit, Meister in Wort und Schrift, aber ein Republikaner, dem der leidende Gehorsam, welchen Luther den Unterthanen predigte, nichts weniger als eine christliche Pflicht erschien. In Zürich fand er für seine Lehre denselben Boden wie Luther in Deutsch- land, und wie die Reformation in Deutschland fortschritt, so richteten auch Zwingli und der Rath in Zürich ihren Gang. Im Jahre 1523 schrieb der Rath eine Disputation aus, in welcher bewiesen werden sollte, ob Zwingli mit seinem Reformieren Recht habe oder nicht. Es

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1. Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen - S. 343

1844 - Belle-Vue bei Constanz : Verl.- und Sortimentsbuchh.
343 dauernder Friede zu erwarten, wo Luther als Erzketzer erklärt wurde, der seiner- seits „das Papstthum vom Teufel gestifr" den Papst „den Antichrist" und die Katholiken „vermaledeite Abgötter" nannte! Es war vorauszusehen, daß beide Theile einmal sich messen werden, und daß sie die Freiheit des Glaubens nur dann zugestehen werden, wenn keiner den andern zu bezwingen im Stande war. Ulrich Zwingli in Zürich. In der Schweiz war die Erschütterung des Bundesstaats, der längst nur dem Namen nach zum Reich gehörte, nicht minder heftig als in Deutschland selbst. Hier war es Magister Ulrich Zwingli, welcher 1519 in der Stadt Zürich das Werk der Reformation begann. Er war wie Luther in den alten Sprachen gründlich gelehrt, wie er von unermüdlicher Thätigkeit und ein Meister in Wort und Schrift, der besonders gegen den fremden Herrendienst der Schweizer eiferte und Zürich abhielt 1521 in das französische Bündnis; einzugehen, obwohl es die andern alle, vom köni licken Golde verblendet, thaten. Im Jahr 1523 sckrieb der Rath von Zürich eine öffentliche Disputation aus, in welcher bewiesen wer- den sollte, ob Zwingli in seinem Reformiren Recht habe oder nicht. Es erschie- nen aber keine bedeutenden Gegner und Zwingli brachte einige Mönche, die sich an ihn gewagt hatten, mit leichter Mühe zum Schweigen. Nun beschloß der Rath, Zwingli möge fortfahren, nach dem Evangelium zu predigen lind alle Menschensatzung wegzulassen. Bald folgten Städte und Dörfer dem Beispiele von Zürich und verlangten von ihren Geistlichen „das reine, lau- tere Wort Gottes" und die bevogteten Landschaften glaubten^die Zeit ge- kommen, wo sie als freie Landsleute in die ewigen Bünde eintreten könnten. Im Jahre 1525 schaffte der Rath in Zürich die Processionen ab, hob die Klöster auf, ließ die Bilder alis den Kirchen bringen, die Wandgemälde ubertünchen und die goldenen und sihbernen Kirchenzierden ausmünzen. In den meisten Orten ging es aber lauter her; dort stürmte das Volk in die Kirchen, zerschlug die steinernen Bilder und warf sie in Seen und Flüsse, und was brennen konnte, das wurde auf große Haufen zllsammengeschleppt und unter lautem Jubel verbrannt. Die Bilder selbst wurden Götzen ge- nannt, die Altgläubigen Götzendiener, Päpstler, die Geistlichen Meßpsaffen, und als Gegengruß schallte Ketzer , Kelchdieb u s w. herüber. Dr. Eck,

2. Teil 2 - S. 268

1887 - Hannover : Helwing
268 Die Neuzeit. Geiste das unvergängliche Siegel seines Geistes aufgedrückt hat. Und selbst diejenigen unter den Deutschen, die ihn von Grund der Seele verabscheuten als den gewaltigen Jrrlehrer und Verführer der Religion, können nicht anders, sie muffen reden mit seinen Worten, müssen denken mit seinen Gedanken." d. Zwingli. Gleichzeitig mit Luther, aber unabhängig von ihm, begann auch Ulrich Zwingli (geb. 1484) das Werk der Reformation in der Schweiz. Schon (1516) als Prediger zu Maria-Einsiedeln, einem vielbesuchten Wallfahrtsorte im Kanton Schwyz, lehrte er: ,Gott läßt sich allenthalben finden; das Wallfahrten allein niifct nichts ohne innere Besserung; Gott vergiebt allein um Christi willen den bußfertigen Menschen die «sunde." 1519 kam Zwingli als Prediger nach Zürich und lehrte auch dort das lautere Evangelium, zeugte wider Aberglauben Verderbnis der Geistlichen und andere Mißbrauche der Kirche, und das Volk strömte ihm zu. Als der Ablaßkrämer Samson auch nach Zürich kam, predigte Zwingli so gewaltig gegen ihn, daß demselben der Verkauf des Ablasses in Zürich untersagt wurde. Der Papst bot Zwingli ein reiches Iahrgehalt, wenn er schweigen wolle; dieser aber lehnte'es ab und schrieb gegen das Gebot des Fastens und das Cölibat. Da forderte der Bischof von Basel den Rat der Stadt Zürich auf, alle kirchlichen Neuerungen einzustellen. Um die Gerechtigkeit seiner Sache darzuthun, bat Zwmgli um ein öffentliches Religionsgespräch, das in Zürich unter Anwesenheit von 600 Geistlichen stattfand', und in welchem Zwingli alle ferne Gegner überwand. Der Rat und die Bürger Zürichs waren von der Wahrheit der Lehren Zwinglis so überzeugt, daß allen Züricher Geistlichen geboten wurde: „Es sollen alle Pfarrer ihre Lehre einzig nach der Bibel beweisen, die Neuerungen und menschlichen Erfindungen aber weglassen." Auf Zwinglis Rat wurden die Klöster aufgehoben, 'die Messe, das Cölibat, das Weihwasser, die lebte Ölung, die Fronleichnams-Prozession abgeschafft, die Reliquien vergraben, alle Bilder, ja sogar die Orgeln aus den Kirchen entfernt. 1524 verheiratete sich Zwingli; 1525 feierte man zum erstenmal das Abendmahl in beiderlei Gestalt, wobei das Brot in hölzernen Schüsseln umhergetragen und der Wein aus hölzernen Bechern getrunken wurde. Dem Beispiele Zürichs folgten viele andere Städte, wie Bafel, St. Gallen, Bern, Mühlhausen, Straßburg, Augsburg, Ulm, Konstanz; dagegen blieben im Innern der Schweiz — in Luzern, Schwyz, Zug, Uri und Unterwalden — das Bergvolk und der Adel dem alten Glauben treu und traten zu einem Bunde zum Schutze des alten Bekenntnisses zusammen. , Zwischen Zwinglis und Luthers Bestreben war von vornherein ein großer Unterschied; Zwingli wollte nicht nur ein religiöser, sondern auch ein politischer Reformator sein. Mit großem Eifer arbeitete er an der Ausrottung des sog. Reis lause ns (des Kriegsdienstes der Schweizer Jugend im Solde ausländischer Fürsten, besonders des Papstes) und der für die Werbung bezogenen Iahrgelder, weil dadurch die Jugend und das ganze Volk verderbt werde. Aber auch in ihrer religiösen Anschauung gingen beide auseinander. Luther wollte alles gelten lassen, was mit der heil. Schrift nicht im Widersprüche stehe, Zwingli verwarf

3. Kurze Geschichte der Reformation für Bürger- und Volksschulen - S. 41

1817 - Weimar : [s.n.]
4t —’ §. T4* Ulrich Zwingli. Jetzt muß eines Manncs gedacht werden, der eben sowohl eine Hauptperson der Reformation war, wie Lu» ther, der aber seine Reformation in einem benachbar- ten Lande von Deutschland, in der Schweiz, begann- Die Schweizer waren ein freies Volk, nachdem sie sich von dem Druck der östreichischen Landvögte los gemacht hatten. Schon vor der Reformation gab es dort Leute, welche die Nothwendigkeit einer Verbesserung des Kir- chenwesens einsahen; aber der erste, der dieses Werk unternahm, war Ulrich Zwingli, geboren den i. Jtm- 1484 zu Wildhausen, ewem Dorfe in der Grafschaft Toggenburg, nicht weit vom Dodcnsee. Er war, wie Luther, nach und nach zu der Einsicht von der Verdor- benheit des Padstthums gelangt, ohne daß beide etwas von einander wußten; denn da er, wie auch Luther pflegte, fleißig die Bibel las, so konnte es nicht sih- len, daß er die Überzeugung schöpfte, daß in der ka- tholischen Kirche viele Jrrthümer und Mißbräuche anzu- treffen wären. Fast zu gleicher Zeit mir Luthern be- kam Zwingli eine ähnliche Gelegenheit, in der Schweiz wirksam zu seyn. Luther trat nur öffentlich ein'-Jahv früher auf, -ls Zwingli. Ohne alle Verabredung ging jeder seinen Weg für sich, und keiner nahm auf der» andern Rücksicht. Die nähere Veranlassung zu einer Reformation in der Schweiz war ebenfalls der Ablaß- kram. Im Jahr 15,3 kam nämlich Bernhard Sam- son, ein unverschämter Ablaßprediger» in die Nahe von Zürch (eine der Hauptstädte in der Schweiz), wo Zwingli Prediger war. Samson hoffte in dieser Stadt auf eine rciche Ernte. Zwingli predigte aber gegen den Ab- laß, wvranf der Stadtrath beschloß, Samson nicht in dft

4. Volksschulenfreund - S. 257

1819 - Leipzig : Dürr
Geschichte der Christlichen Kirche. 257 §. 22.' " Die reformirte Kirche. 2^6 Ulrich Zwingli, Prediger in Zürich ig dcrschweiz, kam durü' Nachdenken und W.kless Schriftrn fast auf eben die Uebel zeugunaen, wie sie Lüt. er hakte, .und predigte, fast Noch früher, gegen die päpstlichen Lehren und Mißbrauche. Daher fand auch dorr der Ablaßkrämer Samson keine Käufer. Zwingli erhielt vielen Wenfall; man veranstaltete für Ver- einigung verschiedene Nengionsaespräcke; da aber Zwingst nickt widerlegt werden konnte, so schaffte man immer mehr Mißbräuche ab; im übertriebenen Ester duldete man nicht einmal die Orgeln in den Kirchpn. In Basel, Wühlbküsen. Scbafbai'sen und Appenzell fanden seine Lehren ohne Wider- stand Eingang: hie und da entstanden einige Unruhen, wo man stürmisch Heiligenbilder, Reliquien und alles Alte auf ein- mal absckaffen wollte. Zwingli kam l«!29 mitluthetn in Mar- burg zu einer Besprechung über ihre Lehren zusammen; sie waren i'm Ganzen einig, nur in der -Lehre vom Abendmahl blieb Zwingli bey seiner Vorstellung, daß Brod und Wein nur Erinnerungszeichen oder Sinnbilder des Todes Jesu wären. Beyde Männer versprachen sich jedoch, einander freundschaftlich zu behandeln und ihre Lehren gegen die katho- lische Kirche zu vertheidigen. Allein die Kamone Schweiz, Uri, Unterwalden, Zug und Luzern verwarfen Zwinglis Be- hauptungen, und ließen sogar einige seiner Büchex ver- brennen. > «i Z! kam es zum Kriege, wo die schwachem Züricher geschlagen wurden, und wo auch Zwingli an seinen Wunden starb Was ist es denn, sagte er noch, den Leib können sie todten, die Seele nicht. Seine erbitterten Feinde schleppten den od- ten Körper im Kothe herum und mißhandelten ihn schändlich. In Genf reformirte mit noch mehr Strenge Calvin, Pre- diger und Professor dasalbst. Die Einwohner vertrieben ihn erst, er ging nach Slraßburg, stiftete dort eine reformirte Gemeinde, wurde aber nach z Jahren zurückgerufen. Nun errichtete er ein Consistorium zur Aufsicht über die Kirche, führte eine strenge Kirchenzucht ein und starb 7548. Unter seinen Lehren war mit Reckd die Lehre von der Gnadenwahl anstößig, nack welcher Gott, bloß nach seinem Willen, manche Menschen zur Seligkeit, andre ^,r Berdammniß bestimmt habe. Seine und Zwinglis Anhänger nannte man R

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 247

1872 - Essen : Bädeker
247 m Ulrich Zwingli und Johann Calvin. Gleichzeitig mit Luther, doch ganz unabhängig von dem sächsischen Reformator, predigte in der Schweiz der Pfarrer Ulrich Zwingli gegen den Ablaß in der katholischen Kirche. Zwingli war am Neu- jahrstage 1484, also nur wenige Wochen nach Luther, geboren. Bei Wildhaus am Südabhange des Säntis, im Kanton St. Gallen, ist noch heute sein Geburtshaus zu sehen. Zwingli zeigte sich schon als Knabe sehr begabt. Rein wie die Bergluft, in welcher er auf- wuchs, war sein Herz; klar wie die Quellen, die von jenen Alpen springen, sein Verstand. Schon früh regten sich Zweifel gegen die Satzungen der kacholischen Kirche in ihm; ohne die Seelenkämpfe'lu- thers ging er, an der Hand gleichgestimmter Freunde, einer neuen Er- kenntniß entgegen. Mit 22 Jahren war er Pfarrer in Glarus und zog. in den Jahren 1512 und 1515 mit den Miethtruppen seiner Gemeinde als Feldprediger in den Krieg. Im Alter von 32 Jahren war er Pfarrer von Einsiedeln im Kanton Schwyz. Hier war es, wo er, an aufgeklärte Mönche des dortigen reichen Klosters sich an- lehnend, in seinen Predigten gegen die Mißbräuche der Kirche aufzu- treten begann. Als er 1519 als Priester nach Zürich kam, trieb der Franziskaner-Mönch Samson dort denselben Unfug mit dem Ab- laß in der Schweiz, wie zwei Jahre zuvor Tetzel in Deutschland. Ueber- all fand der Mönch Spott und Schimpf. Auch Zwingli griff in sei- nen Predigten dies schmähliche Treiben unter fast allgemeinem Beifall an. Sein kräftiges Zeugniß und sein frommer Wandel machten sol- chen Eindruck, daß der Rath von Zürich schon 1520 allen Pfarrherren befahl, nur Das zu predigen, was sie aus der heil. Schrift beweisen könnten. Dann wurde der Gottesdienst in deutscher Sprache ange- ordnet, die Priesterehe gestattet, die Klöster wurden aufgehoben, alle Bilder, selbst Altäre und Orgeln aus den Kirchen geschafft, was offen- bar viel zu weit ging. Das verursachte in der Schweiz bald eine unheilvolle Spaltung. Die Kantone Schwyz, Uri, Unterwalden, Lu- zern und Zug setzten der neuen Lehre einen erbitterten Widerstand entgegen und schlossen ein Schutz- und Trutzbündniß. Wirklich zogen im Jahre 1529 die beiden Partheien gegen einander zu Felde. Selbst der rüstige Zwingli ließ sich nicht abhalten und erschien im Lager der Züricher zu Roß mit der Hellebarde. Es wurde zwar ein Waffen- stillstand vermittelt, aber zwei Jahre später brach der Krieg von Neuem aus. Am 12. Oktober 1531 kam es bei Kappel zu einem Treffen. Zwingli ritt als Geistlicher dem Banner der Stadt zur Seite. Die Entscheidung ließ nicht lange auf sich warten, die Züricher erlitten eine empfindliche Niederlage; 600 der besten Männer sanken unter den Streichen oder Steinen der Katholiken — denn auch mit Steinen ward nach alter Schweizersitte gekämpft. Zwingli selbst wurde von einem Wurfe zu Boden gestreckt, in dem Augenblick, als er untn einem Birnbaum von seinem Roste herab einem Schwerverwundeten

6. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 118

1883 - Hannover : Helwing
118 Neue Geschichte. buch von 1524 enthielt 8 Lieder. Um der großen Unwissenheit, die Luther bei seiner Kirchenvisitation bei dem Volke, wie auch bei den Geist- lichen angetroffen hatte, zu steuern, verfaßte er den großen und klei- 1529nen Katechismus, die 1529 erschienen und zu den symbolischen Büchern der lutherischen Kirche gerechnet werden. In der Vorrede zum kleinen Katechismus sagt Luther: „Hilf, lieber Gott, wie manchen Jammer habe ich gesehen, daß der gemeine Mann doch so gar nichts weiß von der christlichen Lehre, sonderlich auf den Dörfern, und leider viel Pfarrherren fast (sehr) ungeschickt und untüchtig sind zu lehren, und sollen doch alle Christen heißen, getauft sein, und der heiligen Sakramente genießen, können weder Vater Unser, noch Glauben oder zehen Gebote, leben dahin, wie das liebe Vieh und unvernünftige Säue." — Schon 1 530 konnte Luther an den Kurfürsten schreiben: „Es wächset jchtund da- her die zarte Jugend von Knäblein und Mägdlein, mit Katechismus und Schrift wohl zugerichtet, daß mir's im Herzen sanft thut, daß ich sehen mag, wie jetzt junge Knäb- lein und Mägdlein mehr lernen, glauben und reden können von Gott, von Christo, denn zuvorhin und noch alle Stifter,, Klöster und Schulen gekonnt haben und noch können." Friedrich Ii., Herzog von Schlesien, befahl, daß man ihn mit dem kleinen Katechismus in der Hand begrabe, und ein Fürst von Anhalt schrieb in seinen Kate- chismus: „Nächst der Bibel ist dies mein bestes Buch." 6. Zwingli. Gleichzeitig mit Luther, aber unabhängig von ihm, begann auch Ulrich Zwingli (geb. 1484) das Werk der'neformation. Schon als Prediger zu Maria-Einsiedeln, einem vielbesuchten Wallfahrts- orte im Kanton'schwyz, lehrte er: „Gott läßt sich allenthalben finden; das Wallfahrten allein nützt nichts ohne innere Besserung; Gott vergiebt allein um Christi willen den bußfertigen Menschen die Sünde." 1518 kam Zwingli als Prediger nach Zürich und lehrte auch dort das lautere Evangelium, zeugte wider Aberglauben, Verderbnis der Geistlichen und andere Mißbräuche der Kirche, und das Volk strömte ihm zu. Als der Ablaßkrämer Samson auch nach Zürich kam, predigte Zwingli so gewaltig gegen ihn, daß demselben der Verkauf des Ablasses in Zürich untersagt wurde. Der Papst suchte Zwingli durch Versprechungen zum Schweigen zu bringen; als dies nicht gelang, forderte der Bischof von Basel den Rat der Stadt Zürich auf, alle kirchlichen Neuerungen einzustellen. Um die Gerechtigkeit seiner Sache darzuthun, bat Zwingli um ein öffentliches Religions gespräch, das in Zürich unter Anwesenheit von 600 Geist- lichen stattfand und in welchem Zwingli alle seine Gegner überwand. Der Rat und die Bürger Zürichs waren von der Wahrheit der Lehren Zwinglis so überzeugt, daß allen Züricher Geistlichen geboten wurde: „Es sollen alle Pfarrer ihre Lehre einzig nach der Bibel beweisen, die Neuerungen und menschlichen Erfindungen aber weglassen." Auf Zwinglis Rat wurden die Klöster aufgehoben, die Messe, das Cölibat, das Weih- wasser, die letzte Ölung, die Fronleichnams-Prozession abgeschafft, die Reliquien vergraben, alle Bilder, ja sogar die Orgeln aus den Kirchen entfernt. 1524 verheiratete sich Zwingli; 1525 feierte man zum ersten- mal das Abendmahl in Zwinglischer Weise, wobei das Brot in hölzer- nen Schüsseln herumgereicht und der Wein aus hölzernen Bechern ge- trunken wurde. Dem Beispiele Zürichs folgten viele andere Städte, wie Basel, St. Gallen, Bern, Mühlhausen, Straßburg, Augsburg, Ulm, Konstanz; dagegen blieben im Innern der Schweiz — in Luzern, Schwyz, Zug, Uri und Unterwalden — das Bergvolk und der

7. Volksschulenfreund - S. 253

1860 - Leipzig : Dürr
Geschichte der christlichen Kirche. 253 um seiner Religion willen auswandern wollte, sollte ungehindert sein Vermögen mit sich nehmen dürfen. Die Reforinirtcn waren aber in diesen Frieden nicht mit eingeschlossen. §. 22. Die reformirte Kirche. 245 Ulrich Zwingli, Prediger in Zürich in der Schweiz, kam durch Nachdenken und Wiklefs Schriften fast auf eben die Ueber- zeugungen, wie sie Luther hatte, und predigte fast noch früher ge- gen die päpstlichen Lehren und Mißbräuche. Daher fand auch dort der Ablaßkrämer Samson keine Käufer. Zwingli erhielt vielen Beifall; man veranstaltete zur Vereinigung verschiedene Religionsgespräche; da aber Zwingli nicht widerlegt werden konnte, so schaffte man immer mehr Mißbräuche ab; im übertrie- benen Eifer duldete nran nicht einmal die Orgeln in den Kirchen. In Bafel, Mühlhausen, Schaffhausen und Appenzell fanden seine Lehren ohne Widerstand Eingang; hie und da entstanden einige Unruhen, wo man stürmisch Heiligenbilder, Reliquien und alles Alte auf einmal abschaffen wollte. Zwingli kam 1529 mit Lu- ther in Marburg zu einer Besprechung über ihre Lehren zusam- men; sie waren im Ganzen einig; nur in der Lehre vom Abend- mahl blieb Zwingli bei seiner Vorstellung, daß Brot und Wein nur Erinnerungszeichen oder Sinnbilder des Todes Jesu wären. Beide Männer versprachen sich jedoch, einander freundschaftlich zu behandeln und ihre Lehren gegen die katholische Kirche zu ver- theidigen.-"Allein die Kantone Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug und Luzern verwarfen Zwingli's Behauptungen, und ließen so- gar einige seiner Bücher verbrennen. 1531 kam es zum Kriege, wo die schwächcrn Züricher geschlagen wurden, und wo auch Zwingli an seinen Wunden starb. Was ist es denn? sagte er noch; den Leib können sie todten, die Seele nicht. Seine er-' bittcrten Feinde schleppten den todten Körper im Kothe herum und mißhandelten ihn schändlich. In Genf reformirte mit noch mehr Strenge Calvin, Predi- diger und Professor daselbst. Die Einwohner vertrieben ihn erst, er ging nach Srraßburg, stiftete dort eine reformirte Gemeinde, wurde aber nach drei Jahren zurückgerufen. Nun errichtete er ein Consistorium zur Aufsicht über die Kirche, führte eine strenge Kirchenzucht ein und starb 1548. Unter seinen Lehren war mit Recht die Lehre vonder Gnadenwabl anstößig, nach welcher Gott blos nach seinem Willen, manche Menschen zur Seligkeit, andre zur Verdainmniß bestimmt habe. Seine und Zwingli's Anhän- ger nannte man reformirte Christen, doch haben ihre Nachfolger

8. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 239

1864 - Essen : Bädeker
239 /19. Ulrich Zwingli und Johann Calvin. Gleichzeitig mit Luther, doch ganz unabhängig von dem sächsischen Reformator, predigte in der Schweiz der Pfarrer Ulrich Zwingli gegen den Ablaß in der katholischen Kirche. Zwingli war am Neu- jahrstage 1181, also nur wenige Wochen nach Luther, geboren. Bei Wildhaus am Südabhange des Säntis, im Kanton St. Gallen, ist noch heute sein Geburtshaus zu sehen. Zwingli zeigte sich schon als Knabe sehr begabt. Rein wie die Bergluft, in welcher er auf- wuchs, war sein Herz; klar wie die Quellen, die von jenen Alpen springen, sein Verstand. Schon früh regten sich Zweifel gegen die Satzungen der katholischen Kirche in ihm; ohne die Seelenkämpfe Lu- thers ging er, an der Hand gleichgestimmter Freunde, einer neuen Er- kenntniß entgegen. Mit 22 Jahren war er Pfarrer in Glarus und zog in den Jahren 1512 und 1515 mit den Miethtruppen seinex Gemeinde als Feldprediger in den Krieg. Im Alter von 32 Jahren war er Pfarrer von Einsiedeln im Kanton Schwyz. Hier war es, wo er, an aufgeklärte Mönche des dortigen reichen Klosters sich an- lehnend, in seinen Predigten gegen die Mißbräuche der Kirche aufzu- treten begann. Als er 1519 als Priester nach Zürich kam, trieb der Franziskaner-Mönch Samson dort denselben Unfug mit dem Ab- laß in der Schweiz, wie zwei Jahre zuvor Tetzel in Deutschland. Ueber- all fand der Mönch Spott und Schimpf. Auch Zwingli griff in sei- nen Predigten dies schmähliche Treiben unter fast allgemeinem Beifall an. Sein kräftiges Zeugniß und sein frommer Wandel machten sol- chen Eindruck, daß der Rath von Zürich schon 1520 allen Pfarrherren befahl, nur Das zu predigen, was sie aus der heil. Schrift beweisen könnten. Dann wurde der Gottesdienst in deutscher Sprache ange- ordnet, die Priesterehe gestattet, die Klöster wurden aufgehoben, alle Bilder, selbst Altäre und Orgeln aus den Kirchen geschafft, was offen- bar viel zu weit ging. Das verursachte in der Schweiz bald eine unheilvolle Spaltung. Die Kantone Schwyz, Uri, Unterwalden, Lu- zern und Zug setzten der neuen Lehre einen erbitterten Widerstand entgegen und schloffen ein Schutz- und Trutzbündniß. Wirklich zogen im Jahre 1529 die beiden Partheien gegen einander zu Felde. Selbst der rüstige Zwingli ließ sich nicht abhalten und erschien im Lager der Züricher zu.roß mit der Hellebarde. Es wurde zwar ein Waffen- stillstand vermittelt, aber zwei Jahre später brach der Krieg von Neuem aus. Am 12. Oktober 1531 kam es bei Kappel zu einem Treffen. Zwingli ritt als Geistlicher dem Banner der Stadt zur Seite. Die Entscheidung ließ nicht lange auf sich warten, die Züricher erlitten eine empfindliche Niederlage; 600 der besten Männer sanken unter den Streichen oder Steinen der Katholiken — denn auch mit Steinen ward nach alter Schweizerfitte gekämpft. Zwingli selbst wurde von einem Wurfe zu Boden gestreckt, in dem Augenblick, als er unter einem Birnbaum von seinem Roffe herab einem Schwerverwundeten

9. Erzählungen aus der deutschen Geschichte - S. 81

1891 - Leipzig : Voigtländer
— 81 — 34. Zwingli und Calvin. 1. Zwingli in Zürich. — Fast um dieselbe Zeit, da Luther zuerst seine Stimme gegen die Mißbrauche in der Kirche erhob, trat auch in der Schweiz ein Reformator auf, Huldreich Zwingli, Pfarrer in der Stadt Zürich. Auch er wandte sich zuerst gegen den Unfug des Ablaßhandels. Demnächst ging sein Bemühen dahin, das Volk in den Inhalt der heiligen Schrift einzuführen. „Nur die Bibel," sagte er, „muß über unfern Glauben und unser Thun entscheiden; alle menschlichen Zusätze sind verwerflich, und nicht eher wird es besser mit uns, als bis wir zu der Einfachheit der christlichen Kirche in ihren ersten Zeiten zurückkehren." Diese Lehren hatten eine ungemeine Wirkung. Bald wurde in Zürich die Messe abgestellt und der Gottesdienst in deutscher Sprache angeordnet, die Priesterehe gestattet, die Klöster aufgehoben, und alle Heiligenbilder aus den Kirchen entfernt. In den meisten Punkten mit Luther einverstanden, wich Zwingli doch in der Lehre vom Abendmahl von ihm ab, und beide Reformatoren konnten sich nicht vereinigen. So trennten sich auch ihre Anhänger in die Parteien der Lutheraner und derer, die sich Zwingli anschlossen und Reformierte genannt wurden. Zwinglis Lehre verbreitete sich rasch über einen großen Teil der Schweiz. Da aber doch mehrere Orte an dem katholischen Glauben festhielten, so entstand große Erbitterung und Feindschaft zwischen ihnen und den Evangelischen, die endlich zum offenen Kriege führte. Zwingli selbst zog als Feldprediger mit in die Schlacht. Wehmütig sah ihn seine treue Gattin scheiden. „Werden wir uns wiedersehen?" rief sie zuletzt. „So der Herr will," sprach Zwingli gefaßt, „fein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kommst?" fragte sie ihn weiter. „Segen nach dunkler Nacht," war feine Antwort. Damit riß er sich von den Seinen los; er kam nicht wieder. In der Schlacht bei dem Orte Kappel (1531) siegten die Katholischen. Zwinglis Pferd ward getötet, er selbst sank verwundet zu Boden. Dann stieß ein Kriegsknecht ihm das Schwert in die Brust. Seine Leiche ward aus dem Schlachtfelde verbrannt; aber fein Werk Andrä, Deutsche Geschichte. Ausg. A. 6

10. Die Neuere Geschichte - S. 20

1850 - Hannover : Hahn
20 Aberacht aussprach, seine Schriften verbot und zum Feuer verur- teilte. 7) Um Luther den Folgen des Wormser Edicts zu entziehen, wurde er auf seiner Rückreise auf Veranstaltung seines Kurfürsten und Beschützers, Friedrich des Weisen von Sachsen, von Reitern aufgehoben und auf die Wartburg gebracht, wo er zehn Monate unter dem Namen Junker Georg verborgen blieb und seine Bibelübersetzung begann, die nicht nur zur schnel- len Verbreitung der Reformation vorzüglich beitrug, sondern auch die Grundlage für Ausbildung der teutschen Schriftsprache wurde. 8) Unruhen in Wittenberg, erregt durch Carlstadt und andere Schwärmer, die in leidenschaftlichem Eifer Bilder und Kirchen zerstörten, nöthigten Luther zur Rückkehr nach Wittenberg (1522), wo er die Ordnung wieder herstellte. Luther suchte nun die neue Kirchenordnung der von ihm aus- gehenden kirchlichen Gemeinschaft, welche er die evangelische nannte, zu begründen durch Einführung einer teutschen Liturgie, insbesondere des teutschen Kirchenlieds, durch Austheilung des Abendmahls unter beiderlei Gestalten, Abschaffung der Ohrenbeichte, der Messe, des Cölibats u. a. Er selbst trat in den Stand der Ehe mit einer gewesenen Nonne (1525). Der neue Lehr begriff, der die heilige Schrift allein als Quelle annahm, war durch den gelehrten und milddenkenden Melanch- thon in seiner Schrift loci commimes 1521 festgestellt worden. §. 14. Die Reformation in der Schweiz. 1) In der Schweiz ging eine ähnliche geistige Bewegung von Ulrich Zwingli aus. Er ist geboren 1484 zu Wildhaus im Cantón S. Gallen, studierte zu Basel und Wien, war Predi- ger in Einsiedeln und seit 1519 am Münster in Zürich. 2) Hier predigte Zwingli gegen religiöse und bürgerliche Mißbräuche, insbesondere gegen den Ablaß, dessen Verkauf (be- sonders durch Samson) auch in der Schweiz viel Ärgerniß er- regte, und gegen den fremden Söldnerdienst seiner Lands- leute. Er gewann bald den Rath der Stadt Zürich für seine Ansichten und bewirkte mit dessen Hilfe nach mehreren Religions- gesprächen mit seinen Gegnern eine Reformation im Cantón Zürich (1522), welche noch weiter ging als die Luther's. Denn Zwingli wollte die ganze Lehre und kirchliche Ordnung auf die frühesten einfachsten Zustände des Christenthums zurückfüh- ren. Insbesondere unterschieden sich beide Reformatoren in der Auffassung des Abendmahls, was zwischen ihnen und ihren An- hängern Anlaß zur Entzweiung und zur Spaltung gab. 3) Die Reformation, die von Zürich ausging, fand in der

11. Die Vaterlands- und Weltkunde - S. 149

1869 - Essen : Bädeker
— 147 — 19. Ulrich Zwingli und Johann Calvin. Gleichzeitig mit Luther, doch ganz unabhängig von dem sächsischen Reformator, predigte in der Schweiz der Pfarrer Ulrich Zwingli gegen den Ablaß in der katholischen Kirche. Zwingli war am Neujahrstage 1484, also nur wenige Wochen nach Luther, geboren. Bei Wildhaus am Südabhange des Säntis, im Kauton St. Gallen, ist noch heute sein Geburtshaus zu sehen. Zwingli zeigte sich schon als Knabe sehr begabt. Rein wie die Bergluft, in welcher er aufwuchs, war sein Herz; klar wie die Quellen, die von jenen Alpen springen, sein Verstand. Schon früh regten sich Zweifel gegen die Satzungen der katholischen Kirche in ihm; ohne die Seelenkämpfe Luthers ging er, an der Hand gleichgestimmter Freunde, einer neuen Erkenntniß entgegen. Mit 22 Jahren war er Pfarrer in Glarus und zog in den Jahren 1512 und 1515 mit den Mieth- truppen seiner Gemeinde als Feldprediger in den Krieg. Im Alter von 32 Jahren war er Pfarrer von Ein sie dein im Kanton Schwyz. Hier war es, wo er, an aufgeklärte Mönche des dortigen reichen Klosters sich anlehnend, in seinen Predigten gegen die Mißbräuche der Kirche auf- zutreten begann. Als er 1519 als Priester nach Zürich kam, trieb der Franziskaner-Mönch Samson dort denselben Unfug mit dem Ablaß in der Schweiz, wie zwei Jahre zuvor Tetzel in Deutschland. Über- all fand der Mönch Spott und Schimpf. Auch Zwingli griff in seinen Predigten dies schmähliche Treiben unter fast allgemeinem Beifall an. Sein kräftiges Zeugniß und sein frommer Wandel machten solchen Eindruck, daß der Rath von Zürich schon 1520 allen Pfarrherren befahl, nur Das zu predigen, was sie aus der heil. Schrift beweisen könnten. Dann wurde der Gottesdienst in deutscher Sprache angeordnet, die Priesterehe gestattet, die Klöster wurden aufgehoben, alle Bilder, selbst Altäre und Orgeln aus den Kirchen geschafft, was offenbar viel zu weit ging. Das verursachte in der Schweiz bald eine unheilvolle Spaltung. Die Kantone Schwyz, Uri, Unterwalden, Luzern und Zug setzten der neuen Lehre einen erbitterten Widerstand entgegen und schlossen ein Schutz- und Trutzbündniß. Wirklich zogen im Jahre 1529 die beiden Partheien gegen einander zu Felde. Selbst der rüstige Zwingli ließ sich nicht abhalten und erschien im Lager der Züricher zu Roß mit der Hellebarde. Es wurde zwar ein Waffenstillstand ver- mittelt, aber zwei Jahre später brach der Krieg von Neuem aus. Am 12. Oktober 1531 kam es bei Kappel zu einem Treffen. Zwingli ritt als Geistlicher dem Banner der Stadt zur Seite. Die Entscheidung ließ nicht lange auf sich warten, die Züricher erlitten eine empfindliche Niederlage; 600 der besten Männer sanken unter den Streichen oder Steinen der Katholiken — denn auch mit Steinen ward nach alter Schweizersitte gekämpft. Zwingli selbst wurde von einem Wurfe zu Boden gestreckt, in dem Augenblick, als er unter einem Birnbaum von seinem Rosse herab einem Schwerverwundeten Trost spendete. Zum Tode ge- troffen, hielt er sich gleichwohl auf den Knieen und rief: „Den Leib 7*

12. Deutsche Geschichte - S. 94

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
J taa>-> Udlfn » 94 43. Ulrich Zwingli (f 1531). Johannes Calvin (f 1564). 43. julri^3mmgli (tl531). Johannes Calvin (tl564). 1. Zwmglis Auftreten in Zürich. Fast gleichzeitig mit Luther trat in der Schweiz Ulrich Zwingli als Reformator auf. Er ist der Stifter der reformierten Kirche geworden. Seine eigentliche reformatorische Wirksamkeit begann er 1519 als P f a r r e r in Zürich. Wie Tetzel in Sachsen, so trieb damals in der Schweiz der ebenso freche Ablaßkrämer S a m s o n sein Wesen. Gegen diesen eiferte Zwingli mit solchem Erfolge, daß die Stadt Zürich ihm die Tore verschloß. Bald griff Zwingli auch den Zölibat, die Messe, den Heiligen-, Bilder- und Reliquiendienst und andere Mißbrauche der römischen Kirche au; zugleich mehrte sich die Zahl seiner Anhäuger vou Lage zu Lage. Alles, was die Feiude des Evangeliums unternahmen, um das Werk zu hemmen, erwies sich vergeblich. ' Nach und nach wurde die Reformation in Zürich völlig durchgeführt. Die Geistlichen siugeu an, sich zu verheiraten; auch Zwingli trat in den Stand der heiligen Ehe. Wie Zürich, so fielen auch Bern, Basel und St. Gallen der evangelischen Kirche zu. 2. Unterredung in Marburg (1529). Weil nun Zwingli in den meisten Stücken mit Luther übereinstimmte, so wünschten viele, daß beide Reformatoren sich einigen möchten. Keiner gab sich mehr Mühe, emc_ solche Vereinigung zustande zu bringen, als der Landgras P H ilipp von Hessen. Dieser veranstaltete im Jahre 1529 zu M a r b u r g tu Hessen eine Unterredung zwischen dem deutschen und dem Schweizer Reformator. Beide waren von ihren hervorragendsten Mitarbeitern, Luther besonders von Melanchthon, Zwingli von seinem treuen Okolampadins begleitet. Die Unterredung hatte indes nicht den gewünschten Erfolg. In manchen weniger wichtigen Punkten gab Zwingli nach; aber in der Lehre vom heiligen A bendmahl konnte keine Einigung erzielt werden. So schieden denn die Wittenberger und die Schweizer, und es entstanden zwei evangelische Kirchen, die lutherische und die reformierte. 3. Zwinglis Tod (1531). Schon zwei Jahre nach der Marbnrger Unterredung fand Zwingli ein frühes und gewaltsames Ende. Die fünf Kantone: Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Luzern waren katholisch geblieben, und es kam zwischen ihnen und den evangelischen Kantonen zum Bürgerkriege. Bei Kappel, nahe am Rigiberge, stießen die Heere auseinander. Zwingli, der ebenso bereit war, mit dem Schwerte wie mit dem Worte zu streiten, war bei den Seinen. • Sie wurden geschlagen, und Zwingli fiel. Infolge dieser Niederlage wurde die reformierte Kirche wieder etwas zurückgedrängt. 4. Calvin. Was Zwiugli begonnen, vollendete der 1509 in Frankreich geborene Calvin. Er lebte 28 Jahre als Prediger in Genf und entfaltete dort . eine so gewaltige Wirksamkeit, daß Gens für die Reformierten dasselbe wurde, was Wittenberg den Lutheranern war. Calvins Ansehen ist in der reformierten Kirche so groß, daß es selbst dasjenige Zwinglis verdunkelt. Unter

13. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 89

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 89 — Auf einem zweiten Reichstage zu Speyer 1529 waren die katholischen Fürsten im Übergewicht. Es kam daher der Beschluß zustande, die Anhänger Luthers sollten bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung sich aller Neuerungen enthalten. Gegen diesen Beschluß erhoben die lutherisch gesinnten Fürsten einen Pro- Koq test, d. H. Einspruch; daher stammt der Name Prote-stanten. Im folgenden Jahre leitete der Kaiser persönlich einen Reichstag in Augsburg. Hier legten die Protestanten ihr von Mellnchthon verfaßtes Glaubensbekenntnis vor, das den jroa Namen Augsburgische Konfession erhalten hat. Uou Der Kaiser ließ durch Eck und andere katholische Theologen eine Widerlegung ausarbeiten, worauf Melänchthon durch eine Verteidigungsschrift entgegnete. Eine Einigung kam nicht zustande. Die Spannung zwischen dem Kaiser und den protestantischen Fürsten wuchs. Noch gegen Ende des Jahres 1530 schlossen sich diese in dem hessischen Städtchen Schmalkalden zu einem Schutzbunde zusammen und wählten den Kurfürsten Johann von Sachsen, sowie den Landgrafen Philipp von Hessen zu ihren Hauptleuten. Da gleichzeitig von außen her die Türken drohten, so entschloß sich der Kaiser nachzugeben. Neue Verhandlungen führten schließlich zu dem Religionsfrieden auf dem Reichstage zu Nürnberg 1532: bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung solle Freiheit der Religionsübung sein. Mit diesem Frieden ist ein Hauptabschnitt in der Geschichte der deutschen Reformation beendet. § 157. Zwingli und Kalvin. Fast zu derselben Zeit mit Luther trat Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich, gegen den Ablaß auf und begann damit die Reformation in der Schweiz. Seine „reformierte" Lehre stimmte in vielen Punkten mit derjenigen Luthers überein. In der Lehre vom Abendmahl waren beider Ansichten jedoch grundverschieden, und ein Religionsgespräch zwischen ihnen zu Marburg (1529) verlief ohne Einigung. Zwischen den der Lehre Zwinglis beitretenden Kantonen und den katholisch gebliebenen Kantonen ant Vierwaldstätter See, Schwyz, Uri, Unterwalden und Luzern, kam es zum offenen Kriege. Die Katholiken siegten in der Schlacht bei K a p p e l, einem Dorfe im Kanton Zürich, 1531; Zwingli selbst, der als Feldprediger der Züricher mit ausgezogen war, fiel im Kampfe. Zwinglis Werk wurde weitergebildet von dem Nordfranzosen Johann K a l v i n. Vier Jahre nach dessen Tode veröffentlichte dieser seine Lehrmeinungen in Basel durch den Druck. Zum Mittelpunkte seines Wirkens machte er das schweizerische Genf. Hier gewann der kleine, schmächtige Mann bald entscheidenden Einfluß nicht nur in kirchlichen, sondern auch in bürgerlichen Dingen. Die

14. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 334

1913 - Langensalza : Beltz
334 Die Reformation. 1. Seine Vorbereitung. In den Studienjahren beschäftigte er sich eingehend mit dem griechischen Neuen Testament. Als junger Pfarrer lernte er die sittliche Verderbnis des Volks und die Mißstände im kirchlichen Leben genau kennen und faßte den Entschluß einer sittlichen und religiösen Erneuerung. Zum Hauptpfarrer nach Zürich, dem blühendsten Schweizer Gemeinwesen, berufen, konnte er von dieser Stellung aus vorbildlich fürs ganze Land wirken. 2. Seinreformationswerkbegannmit dem Streitgespräch über die kirchlichen Fastengebote. 3. Sein Reformationswerk bestand in der Einführung der neuen Kirchen- und Gottesdienstordnnng, wobei er von der Obrigkeit seiner Stadt unterstützt wurde. 4. Sein Reformationswerk wurde bedroht durch den Widerstand der katholischen Orte. b) Worin unterscheidet sich seine Reformationstätigkeit von derjenigen Luthers? 1. Er wurde in seinem Erneuernngswerk von vornherein von der Obrigkeit unterstützt. 2. Zwingli hielt die Bilder in den Kirchen für bedenklich. Luther nicht. 3. Zwingli und Luther hatten eine grundverschiedene Auffassung vom hl. Abendmahl. Daran scheiterte der Versuch einer Vereinigung der Evangelischen in Deutschland und in der Schweiz zu einer evangelischen Kirche. c) Worin stimmen beide überein? Die große Sache, die sie vertraten und durchführten, war dieselbe. Zusammenfassung. „Ein Jahr später als Luther war Ulrich Zwingli in Zürich ausgetreten^ Schritt für Schritt war er weitergegangen zu einer vollständigen Reformation. Zwingli war, obwohl Theologe wie Luther, ein Politiker mit kühnen Gedanken. Die Verständigung zwischen beiden scheiterte an der grundverschiedenen Auffassung des Abendmahls, das Zwingli nur als ein ,Erinnerungsmahl^ an Christus ansah, während Luther glaubte, daß es wirklich eine durch das Sakrament bewirkte geheimnisvolle Vereinigung der Gläubigen mit Christus sei." (Einhart.) (Detboöifcbe Aufgaben. 1. Ähnlichkeiten und Unterschiede im äußeren Lebensgange Luthers und Zwinglis. 2. Welche Verschiedenheiten des Charakters treten bei beiden deutlich hervor? (Luther war hart und starr, Zwingli versöhnlich.) 3. Inwiefern war auch ihre Stellung zur Bibel nicht ganz die gleiche? (Luther hing am Wort1), Zwingli trat für eine freiere Auslegung der Einsetzungsworte ein.) 4. Die Begründung der evangelischen Kirche in Deutschland. 5. Die Begründung der evangelischen Kirche in der Schweiz. 6. Nicht eine einige deutsche Kirche (Volkskirche) ist durch die Resor- !) Das lag wohl vorwiegend in seiner Charakteranlage und in seinem inneren Entwicklungsgänge begründet.

15. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 27

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Ulrich Zwingli in Zürich. 27 erschienen aber keine bedeutenden Gegner, und Zwingli brachte einige Mönche, die sich an ihn wagten, mit leichter Mühe zum Schweigen. Nun beschloß der Rath, Zwingli möge fortfahren, nach dem Evangelium zu predigen und alle Menschensatzung weglassen. Bald folgten Städte und Dörfer Zürichs Beispiel und verlangten von ihren Geistlichen das „reine, lautere Wort Gottes"; die bevogteten Landschaften aber glaubten, nun sei die Zeit gekommen, wo sie-als freie Landsleute in die ewigen Bünde eintreten könnten, welchen Glauben sie jedoch bald aufgeben mußten. Im Jahre 1525 schaffte der Rath in Zürich die Prozessionen ab, hob die Klöster auf, ließ die Bilder aus den Kirchen bringen, die Wandgemälde übertünchen, die silbernen und goldenen Kirchenzierden aus- münzen und den katholischen Gottesdienst bei Strafe verbieten. In den meisten Orten aber ging es nicht so ruhig ab; dort stürmte das Volk in die Kirchen, zerschlug die steinernen Bilder, warf sie in Seen und Flüsse, und was brennen konnte, wurde auf große Haufen zusammen- geschleppt und unter lautem Jubel verbrannt. Besonders eifrig zeigte sich St. Gallen, wo auf dem Brühl die Werke uralter Kunst ver- brannt und die Leiber St. Galls und Notkers spurlos beseitigt wurden. Ebenso Schaffhausen; denn hier war eine uralte Abtei, Allerheiligen, der die Stadt fast so viel verdankte, als St. Gallen seinem Stifte; auch Basel trat bald zu der Reformation, denn es hatte einen Bischof, der noch nicht alle fürstlichen Rechte verloren hatte; hier wirkte Oekolam- pad ius aus Weinsberg, Zwinglis Freund. Beiden warf Dr. Eck, der in Leipzig mit Luther und Karlstadt disputiert hatte, den Handschuh hin; die Disputation fand (1526) zu Baden im Aargau statt und dauerte mehrere Tage; Zwingli war nicht erschienen und wie in Leipzig entschied sich der Sieg für Eck, ohne daß er Folgen hatte; so günstig war die Stellung der angreifenden Reformatoren gegenüber einem Kle- rus, der so viele unwissende und üppige Mitglieder zählte. Noch hatte sich Bern nicht entschieden und beide Theile boten alles auf sich diese Stadt zu erhalten oder zu gewinnen, denn von ihr schien der Sieg oder die Niederlage der Reformation in der Schweiz abzuhängen. Der Rath schwankte lange; die Worte des konstanzischen Generalvikars Faber: „jetzt geht es an die Pfaffen und später an die Junker", der deutsche Bauern- krieg und ähnliche Erscheinungen machten die Rathsherren, welche wie die Bürgerschaft in der Mehrheit der Reformation geneigt waren, für einige Zeit stutzig. Doch überwog der Zug der Zeit und die Berechnung des Gewinnes für die Selbstherrlichkeit des Staates jene Bedenken und es wurde eine Disputation ausgeschrieben; dieselbe dauerte ziemlich lange und auch hier waren die anwesenden katholischen Geistlichen (es war kein namhafter Gelehrter erschienen) nicht im Stande, die Lehren, Ein- richtungen und Gebräuche ihrer Kirche mit Nachdruck zu vertheidigen; so

16. Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen - S. 158

1887 - Langensalza : Beyer
158 Sechster Abschnitt. Von dem Auftreten Luther's bis zur Beendigung rc. eiferte er gegen die Unsitte des „Reislaufens", so nannte man diesen Söldnerdienst. Es gab aber viel eigennützige Leute in der Schweiz, die mehr auf den Gewinn achteten, der aus . diesem Kriegsdienst floß, als auf die Ehre ihres Volkes. Von diesen wurde Zwingli hart angefeindet und verfolgt. Im Jahre 1516 wurde er als Pfarrer nach dem berühmten Wallfahrtsort Einsiedeln berufen. Au diesem Orte blühte besonders der Mariendienst. Zwingli predigte gegen die übermäßige Verehrung der Jungfrau Maria und deren Anbetung, die fast in grobe Abgötterei überging. Er zeigte, wie Christus der wahre Mittler zwischen Gott und den Menschen fei, und ermahnte das Volk, Gott allein die Ehre zu geben. Über der Pforte des Klosters, zu dem feine Kirche gehörte, stand die Inschrift: „Hier ist vollkommner Ablaß für die Sünden." Zwingli ließ dieselbe in aller Stille fortnehmen und lehrte, wie Gottes Sündenvergebung an keinen Ort gebunden fei, sondern feine Gnade an allen Orten walte und den Sündern zu teil werde. Zwei Jahre darauf, nachdem Luther feine 95 Sätze gegen den Ablaß in Wittenberg veröffentlicht hatte, kam Zwingli als Prediger nach Zürich, Seine einfache, fchriftgemäße Predigt gewann ihm viele Herzen. Zu dieser Zeit reiste der Mönch Bernhard Samson in der Schweiz umher und verkaufte dem Volke Ablaß. Zwingli trat gegen diesen Unfug mit evangelischem Eifer auf, und Samson wagte nicht, nach Zürich zu kommen. Zwingli fuhr fort, gegen die Mißbräuche der katholischen Kirche mit beredten Worten zu predigen, und fand in feinem refor-motorischen Streben bei dem Rate der Stadt Zürich Unterstützung. Zwingli's Grundsatz war: „Nur die Bibel muß über unfern Glauben und über unser Thun entscheiden; alle menschlichen Zusätze sind verwerflich, und daher wird es nicht besser mit uns, als bis wir zu der Einfachheit der christlichen Kirche in den ersten Zeiten zurückkehren." In diesem Streben schritt man nun in Zürich rüst'g vorwärts; das Klosterwesen wurde abgeschafft, die Kerzen, Heiligenbilder, Altäre, selbst Orgeln aus der Kirche entfernt, die Messe wurde nicht mehr gehalten, und das heilige Abendmahl in der Weise der ersten christlichen Kirche gefeiert, so daß die Kommunikanten um einen Tisch saßen und Brot und Wein gen offen. Von Zürich fand die Reformation bald Verbreitung in andere Kantone der Schweiz, so in Bafel, Bern und St. Gallen. c) Verhältnis der Schweizer zu den Wittenberger Reformatoren. Wir sehen, wie die Schweizer von Anfang an in der Änderung aller kirchlichen Ordnungen und Gebräuche viel weiter gehen als Luther, dem es mehr bloß um die reine evangelische Lehre zu thun war, und der in der Abstellung und Änberung der alten katholischen Gebräuche nur allmählich und sehr vorsichtig zu Werke ging. Wie hatte er nicht gegen Dr. Karlstadt und dessen Genoffen geeifert, die auch in Wittenberg mit allen katholischen Ordnungen im Gottesdienst plötzlich aufräumen wollten! Darum war Luther von Anfang an gegen die Schweizer Reformatoren, die er mit zu den Schwarmgeistern und Aufrührern rechnete. Dazu kam noch, daß Zwingli eine andere Auffassung von der Bedeutung des heiligen Abendmahls hatte als Luther. Der erstere wollte es mehr als ein Gedächtuismahl angesehen Haben und sagte, daß Brot und Wein nur sichtbare Zeichen wären, die den Leib und das Blut

17. Die Neue Zeit - S. 19

1895 - Leipzig : Dürr
19 28 Artikeln bestehende Denkschrift wurde feierlich vorgelesen und machte einen wohlthuenden Eindruck auf alle unbefangenen Mitglieder der Reichstagsversammlung. Nur die katholischen Geistlichen waren nicht damit zufrieden; sie verfaßten eine Gegenschrift, der von lutherischer Seite wieder eine Verteidigung folgte. Da der Kaiser sah, daß ein gütlicher Ausgleich nicht möglich war, so erklärte er die Protestanten für widerlegt und verordnete unter Androhung von Bann und Reichs- acht die Rückkehr zur Lehre und zum Brauch der katholischen Kirche und die Rückgabe aller ihr entzogenen Güter. Die Frage war nur, ob sich die große religiöse Bewegung würde zurückdämmen lassen. 7. Zwingli und Galvin. Fast gleichzeitig mit Luthers Auftreten entstand in der Schweiz eine reformatorische Bewegung ganz ähnlicher Art wie in Deutschland, deren Urheber der Züricher Prediger Ulrich Zwingli war. Er stanimte ans W i l d h a n s in St. Gallen, wo er im Jahr 1484 ge- boren wurde. Obgleich er sich dem geistlichen Stande widmete, so betrieb er doch auf den verschiedenen Universitäten, die er besuchte, mit Vorliebe die humanistischen Studien. Erasmus von Rotterdam war einer seiner Lehrer. Durch ihn wurde er in ein tieferes Ver- ständnis der heiligen Schrift eingeführt, und bald erkannte er, daß viele Lehren und Einrichtungen der katholischen Kirche mit der Bibel nicht übereinstimmten. Als er Pfarrer in Zürich geworden war, empfahl er mit hinreißender Beredsamkeit in seinen Predigten die Rückkehr zur Reinheit der ersten christlichen Gemeinden. Das Treiben eines Ablaßkrämers, Samson, regte auch ihn so auf, daß er be- schloß, die Bekämpfung der kirchlichen Mißbräuche zur Aufgabe seines Lebens zu machen. Die Bürgerschaft in Zürich kam ihm mit Be- geisterung entgegen und ermutigte ihn, die Reformation durchzuführen. Zwingli war nicht bloß ein Verbesserer des religiösen Lebens, sondern auch des politischen. Mit großer Strenge eiferte er gegen das Reis- laufen der Schweizer, das heißt gegen den Gebrauch, daß die waffen- fähigen Männer sich von fremden Fürsten für den Kriegsdienst mieten ließen. Wie Luther, so hatte auch er bei seinem schweren Werke einen thätigen Mitarbeiter, seinen treuen Öcolampadius (eigentlich Haus- schein). Ganze Kantone nahmen die Reformation an, außer Zürich Basel, Bern, Glarus, Appenzell, St. Gallen, Graubünden. Auch in süddeutschen Städten, in Ulm, Augsburg, Konstanz und anderen fanden 2*

18. Unser Vaterland - S. 376

1900 - Berlin : Bruer
— 376 — feiten verboten diese Zettel, welche Unruhe und Aergernis im Volke hervorriefen. Luther selbst folgte der Heftigkeit seines Charakters, als er durch einen Anschlag bekannt machte (10. Dez. 1520), die päpstliche Bulle samt Kirchenrecht wolle er öffentlich verbrennen. In der Morgenfrühe eines kalten Dezembertages sammelten sich Studenten und Lehrer der Hochschule um ihn, und begleitet von einer Menge Volks zogen alle vor das Elfterthor zu Wittenberg hinaus, wo ein Scheiterhaufen angezündet wurde, in dessen Flammen Luther Stück für Stück der Schriften Ecks, das Corpus iuris canonici und endlich die päpstliche Bulle hineinwarf und dabei feierlich ausrief: „Weil du den Heiligen des Herrn betrübt hast, so betrübe und verzehre dich das ewige Feuer!" Damit war das Band zerrissen, das Luther noch an die katholische Kirche, an den Papst gebunden hatte. Zu derselben Zeit, als Luther in Deutschland den Kampf gegen die Mißbrauche der Kirche und gegen das Papsttum aufnahm, war in dei Schweiz Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich dagegen aufgestanden. In den wesentlichen Punkten mit Luther einer Meinung, da beider Lehre sich auf die hl. Schrift gründete, führte Zwingli selbst in Äußerlichkeiten eine Reformation der Kirche ein. Bilder, jeder äußere Schmuck, selbst die Orgel wurde aus derselben verbannt. Doch ein Hauptunter-schieb der beiberfeitigen Lehrauffassungen bestaub in der Lehre vom Hl. Abenbmahl. Konnte Luther sich nicht von dem Wort lösen: „Das ist mein fleisch — mein Blut," so wollte Zwingli nur bilbliche Zeichen in Brot und Wein sehen, die an Christi Opfertob erinnern sollten. Wäre biefe schwerwiegend, aber immerhin nur einzige scheibenbe Schriftstelle frieblich umgangen worben, welche Macht hätte in einer einigenben Auffassung gelegen! Statt beffen befeinbeten sich die beibett Reformatoren mit größter Heftigkeit, und das Volk mochte irre werben an seinen Hirten, die sich gegenseitig Jrrlehrer schalten. Zwinglis Lehre breitete sich in der Schweiz, in den Nieberlanben und in Frankreich aus, wo Calvin einer der eifrigsten Beförberer der Zwinglischen Lehre würde und, ba er sie vielfach erweiterte, mit Recht neben biefem als Begrünber der „reformierten Kirche" genannt wirb. Zu Noyon in Frankreich (1509) geboren, mußte er seiner Lehre wegen die Heimat verlassen und ging nach Genf. — Immer klaffenber würde die Spaltung zwischen der lutherischen und der refomierten Kirche und führte später, nachbem

19. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 185

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 185 — Zweck des „geistlichen Vorbehaltes"? Inwiefern lag in diesem Vorbehalt ein Keim zu neuer Zwietracht? — Warum rechnet man vom Jahre 1517 an den Beginn einer neuen Zeit? Sprüche zur Anwendung: Des Herrn Kraft ist in den Schwachen mächtig. Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken ... Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein. Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Dein Reich komme. Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist. Der Zweck heiligt nicht das Mittel. Gedichte: „Eine feste Burg . . ." „Karl V. am Grabe Luthers". „Sankt Just". Anhang. Der Kang der Deformation durch Kuropa. Es ist natürlich, daß eine so gewaltige Bewegung der Geister, wie die deutsche Reformation war, auch in den außerdeutfchen katholischen Ländern Anklang oder Widerspruch finden mußte; auch wissen wir ja schon, daß jetzt manche dieser Länder evangelisch (z. B. Schweden, England, Schweiz), manche aber katholisch sind (z. B. Italien, Spanien, Frankreich). Betrachten wir nun kurz den Zug der Reformation durch Europa?) 1. Die Schweiz. In der deutschen Schweiz trat zu derselben Zeit, wo Luther zu wirken begann, aber unabhängig von ihm Ulrich Zwingli als Reformator auf. Er predigte zuerst als Pfarrer in Zürich gegen den Ablaßhändler Samson, sowie gegen die Wallfahrten und den Heiligen-dienst. Er verkündete auch die beiden Hauptgrundsätze Luthers, betonte aber noch mehr den Grundsatz von der Schrift. Deshalb verwarf er alle Gebräuche und Einrichtungen, die nicht in der Schrift gelehrt wurden (z. B. Bilder, Altäre, Glocken, Orgel), während Luther alles bestehen ließ, was nicht gegen die heilige Schrift war. Der Haupt-unterschied zwischen Luther und Zwingli bestand in der Lehre vom Abendmahl. Zwingli lehrte: Brot und Wein sind nur Sinnbilder, die uns kräftig an den Liebestod Jefu erinnern sollen, Luther dagegen: In, mit und unter dem Brot genießt der Gläubige den himmlischen *) Dieser Abschnitt dient hier nur der Erweiterung des historischen Wissens und braucht deshalb nicht mit der Ausführlichkeit und Vertiefung be-hanbelt zu werben, die den Stoffen des Gesinnungsunterrichts gebührt. Natürlich können einzelne Partien bieses Abschnittes, z. B. die Reformation in der Schweiz, der Freiheitskrieg der Nieberlanbe auch eingehenber besprochen werben. Wir geben in folgenben nur das Wichtigste und Nötigste in skizzenhafter Form.

20. Weltgeschichte - S. 75

1865 - Langensalza : Greßler
Reformation in der Schweiz. 75 entdeckte noch die Inseln Cubaund Haiti, von ihm Hispaniola, d. h. klein Spanien, und später St. Domingo genannt. Beglückt über den guten Erfolg seiner Reise, trat Columbus jetzt seine Rückfahrt nach Spanien an, woselbst er unter'm Geläut der Glocken vom Könige und dem Volke mit Jubel empfangen wurde. Später unternahm Columbus noch drei Reisen nach Amerika, auf welchen er noch mehrere andere Inseln, die er mit dem ge- meinschaftlichen Namen „Westindien" belegte, entdeckte. Allein für alle seine Mühen und Verdienste erntete er zuletzt nur Un- dank. Zur Zeit seiner dritten Reise ward er sogar so hart ver- leumdet, daß man ihn mit Ketten gebunden zu seinem Verhör nach Spanien zurück brachte. Eine Untersuchung jedoch erwies die Anschuldigung seiner Feinde als unbegründet, und man suchte das an ihm begangene Unrecht wieder gut zu machen. Aus Schmerz über diese und spätere Kränkungen starb Columbus 1506 zu Valadolid. Wie er kurz vorher gewünscht, wurde er mit seinen Ketten, die er einst tragen mußte, zu St. Domingo beigesetzt. Wohl wäre es gerecht gewesen, den von Columbus entdeckten Erd- theil nach ihm zu benennen. Tas geschah aber nicht, sondern man ertheilte ihm nach einem gewissen Amerigo Vespucci, der mehrere Reisen in ihm unternahm und auch einige Karten und Beschreibungen von ibm anfertigte, den Namen „Amerika". 19. Die Neformatioir in der Schweiz. lzwingli. — Calvin.) Bald nachdem Luther in Deutschland als Reformator der Kirche aufgetreten war*ß trat Ulrich Zwingli als Reformator derselben in der Schweiz auf. Er war 1484 zu Lisighaus im Toggenburgischen geboren und zeigte scbon früh einen reinen Sinn und große Wahrheitsliebe. Sobald er zu Basel die Gottesge- lahrtheit studirt hatte, wurde er (1506) Prediger zu Glarus, 1516 Vicar zu Maria Einsiedeln und 1519 Prediger zu Zürich. Um diese Zeit erschien hier der Ablaßkrämer Samson (wie 1517 Tezel in Deutschland) und bot den Leuten Vergebung ihrer Sünden für Geld an. Da Zwingli bisher fleißig in der Bibel geforscht hatte, so wußte er natürlich, daß in derselben von diesem Unwesen nichts stand, auch war ihm hierdurch bekannt geworden, daß die Lehre des Papstes in vielen Stücken nicht mit dem Worte Gottes übereinstimme. Das nun veranlaßte ihn, offen in Zürich gegen *) Siehe Cursus Ii.