Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 216

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
216 Deutschland und Italien finken. Auch in Oberdeutschland erhob sich (1255) ein großer Städtebund; er richtete sich zunächst gegen die Räubereien und die neuen Zölle und sollte die städtischen Rechte gegen die Angriffe der Großen vertheidigen; der Bund erklärte sogar, er werde die Rechte der Landleute gegen Unbilden schützen, und warf sich so zum Richter zwischen Landvolk und Herrschaf- ten auf; am folgereichsten geschah dies von Bern, der äußersten Stadt des Bundes in südlicher Richtung. Diesem Bunde traten auch größere und kleinere Landesherren bei, denen es um Friede und Sicherheit zu thun war, andere aber wurden zum Beitritte gezwungen; er war jedoch über eine solche Länderstrecke ausgedehnt und die Städte lagen so zerstreut, daß er zu keiner größeren Dauer und festeren Gestaltung gelangen konnte, sonst würde er auf die Verfassung Deutschlands nachhaltiger eingewirkt haben. Zweites Kapitel. Rudolf von Habsburg (1273- 1294). Die Kurfürsten unterhandelten lange mit einander wegen der Kö- nigswahl, denn die Stimme der Nation forderte ein Oberhaupt, die Herren konnten sich aber nicht vereinigen; da erklärten ihnen die Städte, daß sie einen König wollten, aber nur einen einhellig gewählten aner- kennen würden. Die Wahl fiel endlich auf den Grafen Rudolf von Habsburg, der den Kurfürsten versprechen mußte, ihnen ihre Auslagen bei der Wahl und Krönung zu bezahlen; er war aber so schlecht bei Geld, daß er Bürgen stellte, welche die Herren annahmen. Dieser Graf schien den Fürsten zu einem Könige ganz passend; er war nicht reich, und das königliche Einkommen, das Friedrich I. zuletzt noch ganz bezo- gen hatte, war größtentheils an die Landesherren geschenkt oder von diesen an sich gerissen worden und betrug nach unserem Gelde keine halbe Million Thaler mehr. Er besaß auch keine furchtbare Hausmacht, denn er war ein Graf, dessen Besitzungen zerstreut in den heutigen Kan- tonen Aargau, wo auch das Schloß Habsburg steht, Luzern, Zürich und Thurgau, im Elsaße und im Schwarzwalde lagen. Sein Vater war ein treuer Anhänger der Hohenstaufen, während die andere Linie, Habs- burg-Laufenburg, zu der Gegenpartei trat; Rudolf selbst blieb der Fahne treu, bis die Hohenstaufen untergingen. Während des Interregnums schlug er sich wacker herum mit geistlichen und weltlichen Herren, z. B. dem Bischof von Basel, dem von Straßburg, dem Abte von St. Gallen, dem Freiherrn von Regensberg, und belagerte eben Basel, als man ihm

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

1. Geschichte des Mittelalters - S. 218

1888 - Wiesbaden : Kunze
218 Vierte Periode des Mittelalters. von Böhmen, der allein eine ausreichende Macht zu dieser Würde zu haben glaubte und daher selbst auf die Krone gehofft hatte, war der Wahl fern geblieben und spottete jetzt über den armen Grafen, der Herr und Haupt der deutschen Fürsten sein solle. Rudolf war, als er in seinem 55. Jahre auf den Thron erhoben wurde, eine stattliche Erscheinung. Der kleine, dünnbehaarte Kopf wurde durch eine hohe Stirn und lebhafte Augen geziert, aus dem blassen Gesichte trat eine große Adlernase hervor, die starke Unterlippe kennzeichnet noch heute die Habsburger. Er war gerade in einer Fehde mit dem Bischof von Basel begriffen, dessen Bürger einige von seinen Leuten erschlagen hatten, und lag mit seinem Kriegsvolke vor der Stadt; da weckte ihn einst in der Nacht sein Schwager Friedrich von Zollern und teilte ihm das Ergebnis der Wahl mit. Als der Bischof von Basel die un- erwartete Kunde vernahm, rief er bestürzt aus: „Lieber Herr Gott, setze dich fest auf deinen Thron, sonst holt dich der auch herunter!" Die Belagerung von Basel wurde aufgehoben, die Stadt öffnete dem Kaiser die Thore und schenkte ihm 9000 Mark Silber als Beitrag zu den Krönungskosten. Rudolf begab sich hierauf mit einem großen Gefolge nach Aachen, wo ihn der Erzbischof von Köln krönte. Bei dieser feierlichen Handlung bekundete er aufs neue seinen frommen Sinn. Als Rudolf nach der Krönung den Fürsten die Belehnung mit dem Zepter erteilen sollte und dasselbe fehlte, nahm er das Kruzifix vom Altar, küßte es und sprach: „Dies Zeichen, in welchem die ganze Welt erlöst wurde, kann wohl ein kaiserliches Zepter vertreten!" Die Fürsten küßten das Kreuz und empfingen mit demselben die Belehnung. Festlichkeiten aller Art verherrlichten die Krönung, und Kurfürsten verrichteten die Ehrendienste. Zum erstenmale wurde ein mit Wildpret gefüllter Ochse für das Volk gebraten; 2000 Mark Silber empfing die Volksmenge, und 5 Tage währte das Turnier. Nach der Krönung schrieb Rudolf an den Papst. Er sagte der Kirche seinen Schutz zu und versprach, sich der Eingriffe in die Angelegenheiten Unteritaliens zu enthalten, worauf ihn der Papst als rechtmäßigen König anerkannte und Alfons von Kastilien zur Verzichtleistung auf den deutschen Thron bewog. Von einem Römerzug sah deshalb Rudolf ab, er begnügte sich mit der Huldigung der Lombarden und richtete seine ganze Kraft auf die Ordnung und Besserung der Verhältnisse in Deutschland. Als er auf feinem Königsritt durch das Land von Bürgern und Bauern allerorten Klagen über Willkür und Wegelagerei, welche Adlige trieben, vernehmen mußte, gab er strenge

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen - S. 90

1885 - Mainz : Frey
90 heim, gebracht wurde. Schnell hob er die Belagerung auf und söhnte sich mit Basel aus. Zu Aachen wnrde er gekrönt. Als die Fürsten darauf den Hnldigungseid ablegen sollten, weigerten sie sich, weil das Zepter fehle. Sofort nahm Rudolf das Kruzifix und sprach: „Das ist das Zeichen der Erlösung; ich will mich dessen bedienen gegen alle, die mir und dem Reiche untreu werden!" Hierauf küßte er das Kreuz; die Fürsten thaten dasselbe und leisteten den Eid der Treue. Heftige Kämpfe hatte Rudolf bald mit dem Könige Ottokar von Böhmen zu bestehen, welcher sich alle Hoffnung auf die deutsche Krone gemacht und den armen Grafen, der früher in seinen Diensten gestanden, nicht als König anerkennen wollte. Rudolf besiegte ihn in heißem Treffen auf dem Marchfeld (bei Dürnkrut 1278). Ottokar fand, tapfer kämpfend, seinen Tod. Schmerzlich bewegt, stand Rudolf vor der Leiche seines ehemaligen Waffenfreundes. c) Deutschland konnte mit der Wahl Rudolfs recht zufrieden sein. Er durchzog das ganze Reich und hielt strenges Gericht über die Friedensbrecher. In Thüringen allein zerstörte er 66 Raubschlöfser und ließ 29 Ritter aushängen. Er demütigte auch den kriegerischen Grafen Eberhard von Württemberg, der sich „Gottessreund und aller Welt Feind" nannte. Wie Rudolf einfach und herablassend als Graf gewesen, so blieb er auch als Kaiser. Vor einem Züricher Bürger, der ihm einst das Leben gerettet, stand er vom Throne auf und einen reichen Gerber aus Basel, den er früher gekannt, besuchte er bei seiner Anwesenheit in Basel. Als seine Trabanten einst arme Leute wegstießen, die ihn anflehen wollten, rief er: „Laffet sie doch zu mir; ich bin nicht Kaiser geworden, um mich vor den Menschen zu verschließen!" In seinem einfachen Anzuge wurde Rudolf oft verkannt. So hielt ihn einst eine Bäckersfrau in Mainz, als er sich am Backofen wärmte, für einen gemeinen Kriegsknecht und sprach: „Marsch, trolle dich zu deinem Bettelkönig, der mit seinen Knechten und Pferden das Land auffrißt." Weil der König nicht gleich ging, schüttete das zornige Weib ihm Wasser über den Kopf. Triefend ging Rudolf ins Lager. Nachmittags schickte er einen Diener mit mehreren Speisen zu der Frau und ließ ihr sagen, das schicke ihr der Reitersmann, den sie begoffen habe. Sie erschrak, lief ins Lager und warf sich dem Könige zu Füßen. Rudolf hieß sie aufstehen und gab ihr keine andere Strafe, als daß sie den Vorfall den Rittern des Kaisers wörtlich erzähle. Der König verachtete allen Prunk. Einmal flickte er mitten unter feinen Kriegern sein Wams; ein anderesmal hielt er die Hungrigen bei guter Laune, indem er eine Rübe aus dem Acker zog und damit seinen Hunger stillte.

3. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 446

1880 - Berlin : Nicolai
446 daß das Wahlrecht von alten Zeiten her an dem Volksstamm (also an Barern), nicht an dem Erzamt haste. Erst später trat dann der König von Böhmen als Kurfürst in ihren Verein. Außerdem mußte Rudolf versprechen, daß er als König keine Belehnung oder Verwendung des Reichsgutes ohne die Einwilligung der Kurfürsten vornehmen werde. Diese Bedingungen ging Rudolf von Habsburg vor der Wahl ein, und solche Wahlkapitulationen waren seitdem herkömmlich. Ein starkes erbliches Königthum, wie es die früheren Kaiser zu schaffen versucht batten, war fortan in Deutschland unmöglich. Auch den bedeutendsten anderen Fürsten und den wichtigsten Städten machte Rudolf unter der Hand Verheißungen von Rechten und Vortheilen. Nachdem so die meisten Reichsstände gewonnen waren, wurde Rudolf von der Versammlung der Wahlfürsten (mit Ausnahme des Böhmenkönigs, der dagegen Protestiren ließ) zu Frankfurt am Main am 29. September 1273 zum König gewählt. Rudolf befand sich, nach der Sage, gerade im Feldlager vor Basel, als er die Nachricht von seiner Erhöhung erhielt. Da öffnete ihm die Stadt sogleich ihre Thore; der Bischof von Basel hingegen rief ganz erschrocken: „Jetzt sitz fest auf deinem Thron, lieber Herr Gott, sonst kommt Rudolf auch noch dahinauf!" Doch dieser vertrug sich schnell mit seinen Feinden und zog dann nach Aachen zur Krönung. Als er nun dort (am 31. Oktober 1273) gekrönt worden war und den Fürsten die Reichslehen verleihen wollte, fehlte das Scepter dazu. Da nahm Rudolf statt' dessen ein Kruzifix und sprach: „In diesem Zeichen ist die ganze Welt erlöst worden; das ist das beste Scepter." So belehnte er die Fürsten mit dem Kreuz statt mit dem Scepter; dies gefiel allen gar wohl, besonders den Geistlichen. Wie die Geistlichkeit Rudolf auf den Thron erhoben hatte, so blieb sie ihm auch eine feste Stütze. Dafür gestattete er ihr einen großen Einfluß auf die Reichsangelegenheiten und duldete ihre Eingriffe in die Reichsrechte. Am gefügigsten zeigte er sich gegen die Päpste; ohne Widerspruch gab er ihnen die kaiserlichen Rechte in Italien preis und erklärte nach ihrem Wunsche die Romagna und Ravenna für das Eigenthum des heiligen Petrus. Seitdem besaßen die Päpste rechtlich unangefochten den Kirchenstaat. Ueber-Haupt lagen ihm die stolzen Gedanken der alten Kaiser von der Weltherrschaft des deutschen Kaiserthums sehr fern. Die Unfälle der Hohenstaufen warnten ihn; er gab Italien auf und vermied es, zur Kaiferkrönung dahin zu ziehen. „Das i\t," sprach er, „des Löwen Höhle; viele Fußtritte führen hinein, aber keiner wieder heraus." Seit der Zeit haben die deutschen Könige den hohen Begriff des früheren Kaiferthums nie mehr im alten Glanze verwirklichen können, gleichwohl aber den Titel römischer Kaiser beibehalten. Hingegen konnten sich nun die Kräfte der deutschen Nation um so ruhiger in Deutschland selbst entwickeln. Rudols hatte als Graf von Habsburg mit allen Mitteln nach Erweiterung seiner Hausmacht gestrebt; er verfolgte als deutscher König dasselbe Ziel. Aus seiner Stellung den größtmöglichen Vortheil für sein Haus zu erlangen, war bei allen seinen Regierungshandlungen sein leitender Gedanke. Sehr geschickt benutzte er nun die Lage des Reiches für seinen Zweck. Die Geistlichkeit war auf seiner Seite, das Fürstenthum befriedigt, und das deutsche Volk hoffte das beste von dem neuen Könige. Alle aber-

4. Deutsche Geschichte - S. 122

1912 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
122 33. Rudolf von Habsburg. 12731291. V. Die Zeit der beginnenden Auflsung des Reiches. (Bon Rudolf von Habsburg bis zu Karl V.) 33. Rudolf von Habsburg. 12731291. 1. Rudolfs Wahl und Krnung. Fast volle zwei Jahrzehnte dauerte die kaiserlose Zeit". Das deutsche Volk litt schwer unter der zunehmenden Rechtlosigkeit und sehnte sich wieder nach einem Könige. Als der englische Prinz, der den Titel eines deutschen Knigs gefhrt hatte, endlich gestorben war, entschlossen sich die deutschen Fürsten zur Neuwahl. Nur noch sieben Fürsten, die bereits frher ein Vorrecht vor den andern besaen, bten die Wahl oder Kur aus. Man nannte sie daher Kurfrsten. (Kur von kren = whlen.) Diese wollten aber keinen mchtigen Herrscher der sich haben und whlten den Grafen Rudolf von Habsburg, der in der heutigen Schweiz zwar reichen Landbesitz hatte, aber doch nicht zu den mchtigen Reichsfrsten gehrte. Der Burggraf Friedrich vou Nrnberg, ein Hohenzoller, und der Erzbischof von Mainz, den der Graf udolf einmal auf einer Reise nach Rom sicher der die Alpen geleitet, hatten besonders fr die Wahl gewirkt. (Schillers Gedicht: Der Graf von Habsburg"). Rudolf war bereits 55 Jahre alt, als er König wurde. Er belagerte gerade Basel, als ihm der Burggraf von Nnt-berg die Nachricht vou seiner Wahl berbrachte. Sogleich schlo er Frieden mit dem Bischof von Basel und zog nach Aachen, um sich krnen zu lassen. Als er vor dem Altare stand, den Hnldignngseid zu empfangen, fehlte das Zepter. Da nahm Rudolf ein Kruzifix und sprach: Das Zeichen, durch welches die Welt erlst ist, kann auch wohl als Zepter dienen". Nach dem trgerischen Glnze der rmischen Kaiser-krne begehrte er nicht; er ist nie nach Italien gezogen, sondern be-schrnkte feine Ttigkeit streng auf Deutschland. Dennoch nannte ihn das deutsche Volk Kaiser Rudolf". Wie Rudolf die Rmerzge und die Kaiferkrnnng verschmhte, so auch die meisten seiner Nachfolger: gleichwohl fhrten die deutschen Könige fortan ohne Ausnahme den Titel Kaiser". 2. Rudolfs Persnlichkeit. Rudolf war ein hochgewachsener, hagerer Mann mit blassem Gesicht und starker Adlernase. Gelehrte Bildung war ihm fremd; er sprach nur deutsch; aber er war ein kluger Staatsmann, ruhig und nchtern, der bei allen Dingen seinen eigenen Vorteil im Auge behielt. Dabei war er schlicht und derb, freundlich und leutselig, ein Liebling des Volks. Man erzhlte sich, wie der König einst, als auf einem Kriegszuge die Nahrungsmittel ausgegangen waren, mit seinen Kriegern die Rben aus dem Acker gezogen und gegessen, und wie er ein andermal sein zerrissenes Wams selbst geflickt habe. Jedermann, ohne Unterschied des Standes, hatte freien Zutritt zu ihm. Einst, da die Wache einen gemeinen Mann, der ihn zu sprechen wnschte, nicht hereinlassen wollte, rief er: Lasset ihn doch herein!

5. Geschichte des Mittelalters - S. 193

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
193 Gegend von Basel ritt er einmal vor dem Hause eines Gerbers vorbei, der gerade seine übelriechenden Felle ausspannte. ,,Höre, Freund" rief ihm Rudolf zu, ,,du möchtest auch wohl lieber 100 Mark jährlicher Einkünfte und eine hübsche Frau haben, als dies widrige Geschäft treiben?" „D Herr," antwortete der Handwerker. ,,glaubt mir, ich habe beides." „So?" sprach Rudolf verwundert, ,,ich werde nur mein Pferd in die Herberge reiten und dann gleich sehen, ob du wahr geredet hast." Der Gerber ließ hurtig die Felle wegnehmen, eine Tafel mit gutem Weine in blinkenden Flaschen und mit schönen Speisen in goldenen und silbernen Gefäßen besetzen, und seine Frau mußte sich schön geschmückt daran setzen. Bald war der Kaiser da. Er wurde vom Gerber in einem feinen Kleide empfangen und an die wohlbesetzte Tafel geführt. „Wahrlich," sprach Rudolf voll Staunen, „dn hast wahr gesprochen. Aber, sage mir, wie kommst du zu solchem Reichtums, und wie kannst dn als reicher Mann ein so schmutziges Gewerbe treiben?" „Eben durch diese Arbeit," antwortete der Gerber, „habe ich mir mein Vermögen erworben, und die schönen Sachen, die Ihr hier seht, würden bald fort sein, wenn ich mich der Arbeit schämen wollte, oder den Geruch meiner Felle nicht mehr ertragen könnte." „Brav, guter Mann," fiel ihm Rudolf in die Rede, „bleibe so fleißig und vernünftig." Achtzehn Jahre lang regierte der treffliche Habsburger über Deutschland. Er hatte die Freude, vor seinem Tode zu sehen, daß das Reich viel beruhigter und geordneter war als vordem. Den Kummer hatte er noch kurz vor seinem Ende, daß die Kurfürsten nicht feinen ältesten Sohn Albrecht zu seinem Nachfolger wählen wollten. Vielleicht wurde auch sein Tod, der 1291 erfolgte, dadurch beschleunigt. Er saß gerade am Schachbrett, als ihm die Ärzte ankündigten, daß er nicht lange mehr leben könne. „Wohlan," sprach er gefaßt, „nach Speier, zu den Gräbern der Kaiser!" Aber ehe er noch Speier erreichte, starb er in Germersheim, 74 Jahre alt. Meisterwerke. Bd Viii. 9? 9 ff eit, Weltgeschichte Ii. 13

6. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 74

1880 - Halle : Anton
74 der herausgekommen sind". Um so mehr widmete er seine Zeit und Kraft dem armen, gänzlich zu Grunde gerichteten Deutschland. Mit fester Haud stellte er Ruhe, Ordnung und Sicherheit wieder her. Er erließ strenge Gebote, den Landfrieden zu halten, sorgte aber auch dafür, daß sie befolgt wurden. Unermüdlich durchzog er das Reich von einem Ende zum andern und hielt über die Frevler Gericht: die Raubburgen wurden zerstört und die Raubritter hingerichtet. Geendet nach langem, verderblichem Streit War die kaiserlose, die schreckliche Zeit, Und ein Richter war wie-der auf Erden. Nicht blind mehr waltet der eiserne Speer, Nicht fürchtet der Schwache, der Friedliche mehr Des Mächtigen Beute zu werden. Das dankbare Volk nannte ihn darum mit Recht den Wiederhersteller Deutschlands und das lebendige Gesetz. 5. Rudolf war als Mensch einfach. Sein graues Wamms, welches er gewöhnlich trug, besserte er wohl mit eigner Hand aus. Auf seinen Feldzügen begnügte er sich zu Zeiten auch mit Rüben vom Felde, die er roh verzehrte, und tröstete seine Krieger mit den Worten: „So lange wir die noch haben, werden wir nicht verhungern". Und als, während sein Heer vor Durst fast verschmachtete, ein Soldat ihm eine Flasche Wasser brachte, die er einem Bauer abgenommen hatte, befahl der König, sie dem Eigenthümer zurückzugeben, indem er sagte: „Ich fühle keinen Durst für mich, sondern nur für meine Kriegsgefährten". Wegen seiner Freundlichkeit und Herzengüte war er allgemein beliebt. Seine Erhöhung hatte ihn nicht stolz gemacht. Vor einem Bürger aus Zürich stand er vom Throne aus, weil ihm derselbe einst das Leben gerettet hatte — und als er einmal wieder in die Gegend von Basel kam, suchte er einen Gerber, den er früher gekannt, in seiner Werkstätte auf und schüttelte ihm wie ehedem kräftig die Hand. Für jeden war er zugänglich, und als seine Kriegsleute einst einen armen Mann, der mit einer Bitte kam, abweisen wollten, sprach er verweisend: „Bin ich denn König, um mich einschließen zu lassen?" — Gern übte er Milde, und als seiner Umgebung ein von ihm gefälltes Urtheil zu gelinde erschien, entgegnete er: „Ich habe oft Reue darüber empfunden, daß ich zu strenge verfuhr, nie aber darüber, daß ich zu gütig war". Er war ein Freund harmlosen [Scherzes. In Mainz trat er einst unerkannt in eines Bäckers Haus, um sich zu wärmen. Die übelgelaunte und den Soldaten nicht gutgesinnte Frau des Bäckers schalt ihn gar arg und goß ihm sogar, als er sich nicht rasch genug entfernte, ein Gefäß mit Wasser über den Kopf. Als er darauf am Mittag, umgeben von seinen Großen, bei Tafel saß, schickte er ihr einige gefüllte Schüsseln und ließ ihr sagen, das sei für den freundlichen Empfang am Morgen. Die gewaltig erschrockene Frau rannte sogleich

7. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 36

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 36 — Als Rudolf die Nachricht bort seiner Wahl erhielt, belagerte er gerade die Stadt Basel. Sogleich schickte er in die Stadt und ließ ihr seine Wahl zum Kaiser verkündigen. Als der Bischof von Basel vernahm, daß Rndols zum Kaiser gewählt war, rief er aus: „Nun sitz fest, Herr Gott im Himmel, sonst wird dich dieser Rudolf noch vom Throne stoßen." Als der Stärkere bot Rndols der Stadt jetzt großmütig den Frieden an. Die Bürger hörten erfreut diese Botschaft, öffneten ihm ihre Tore und wünschten ihm Glück zu seiner Erwählung. 1). gtuboffs Leutseligkeit, Ziedkiciikeit und ßinsachheit. 1. Rudolfs Leutseligkeit und Redlichkeit. Rudolf war gegen jedermann freundlich und wohlwollend. Als ihm einmal gesagt wurde, er sei oft allzugütig, eutgegnete er: „Es hat mich schon oft gereut, daß ich zu streng war; nie aber wird es mich gereuen, daß ich zu gut gewesen bin." Für Hilfsbedürftige hatte er stets eine offene Hand, und wie sehr er auf Treue und Redlichkeit hielt, bezeugte das noch lange im Volke lebende Sprichwort: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht!" Oft saß er persönlich zu Gericht, und Gehör gewährte er jedermann. Als seine Diener einst einen armen Mann abweisen wollten, sagte er: „Ei, laßt ihn doch herein! Bin ich denn Kaiser geworden, daß ihr mich vor den Menschen einschließt?" 2. Rudolf und der Bettler. Einst kam ein Bettler zu ihm und sagte: „Lieber Bruder Rudolf, schenk mir doch eine Gabe." Der Kaiser verwunderte sich über diese Anrede und fragte: „Seit wann sind wir denn Brüder?" Der Bettler versetzte: „Ei, von Adam her sind wir doch alle Brüder." „Dn hast recht," erwiderte der Kaiser, langte in die Tasche und gab dem Bettler einen Pfennig. Der Bettler hatte mehr erwartet und sprach: „Aber ein Pfennig ist doch für einen Kaiser gar zu wenig." Rudolf lachte und sagte: „Wenn dir alle deine Brüder von Adam her so viel gäben als ich, so würdest du bald der reichste Mann int ganzen Lande sein." Nach diesem brüderlichen Geschenke gab er ihm dann auch noch ein kaiserliches. 3. Rudolf im Felde. Mit seinen Soldaten teilte Rudolf alle Mühen und Gefahren. Als es den Soldaten einstmals an Lebensrnitteln fehlte, zog er sich mit eigener Hand eine Rübe aus dem Felde, schabte sie und ließ sie sich wohlschmecken. „So lauge wir die noch haben," sagte er dann, „werden wir nicht verhungern." Während einer Heerfahrt flickte er sich einmal seinen Rock. Als das seine Diener sahen, machten sie es ebenso, während vorher sich jeder solcher Arbeit geschämt hatte. Einmal war der Kaiser bei glühender Sonnenhitze mit seinem Heere aus dem Marsche. Alle waren dem Verschmachten nahe. Auch der Kaiser hatte großen Durst, und seine Diener durchsuchten die Umgegend nach Wasser. Endlich brachten sie ihm jubelnd eine mit Wasser gefüllte Flasche. Als er aber erfuhr, daß die Flasche den Schnittern des Feldes geraubt worden war, befahl er seinen Dienern, sie sofort wieder zu den Leuten zurückzutragen. 4. Rudolf und die Bäckerfrau. Der Kaiser giug meist einfach wie feine Krieger gekleidet. Zuweilen kam es daher vor, daß er für einen gewöhnlichen Soldaten gehalten wurde. Als er einmal fein Hoflager vor Mainz hatte, ging er allein in die Stadt. Da sah er in einem Bäckerhause einen Hausen glühende Kohlen, die eben aus dem Ofen gezogen waren. Um sich zu wärmen, trat er in das Hans ein. Die Bäckerfran, die ihn nicht kannte, machte ein brummig Gesicht und schalt heftig mit ihm. Rudolf eutgegnete: „Seid nicht so zornig," liebe Frau, „ich bin ein guter, alter Landsknecht, habe nicht viel und

8. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 237

1862 - Soest : Nasse
Rudolfs Wahl zum deutschen Könige. 237 2. Rudolf war gerade in einer Fehde mit der Stadt Basel und dem dortigen Bischöfe begriffen, als ihm mitten in der Nacht der Burg- graf von Nürnberg die Kunde brachte, er fei zum deutschen Könige gewählt worden, sofort schloff er Frieden mit den Baselern, welche ihm setzt gern die Thore öffneten und die ersten waren, welche ihm zu seiner Erhebung Glück wünschten, als er unter lautem Jubel feinen Einzug in die Stadt hielt. Der Bischof aber wurde vor Schrecken krank und rief aus: „Sitze nun fest auf deinem Throne, lieber Herr Gott, sonst wird dieser Rudolf noch deine Stelle einnehmen!" Von Basel eilte der neue König mit seiner Familie nach Frankfurt und von da nach Aachen, wo mit groffer Feierlichkeit, unter lautem Jubel des in zahllosen Schaaren herbeigeströmtcn Volkes (am 31. Oct. 1273) die Krönung stattfand. Als nach derselben die Fürsten, dem Herkommen gemäß, sich in die Kirche De* gaben, um die Belehnung zu empfangen, zeigte es sich, als sie schon am Ware stan- den, daß das Reichsscepter fehlte, auf welches der Lehnseid geleistet werden mußte. Da ergriff Rudolf ein Crucifix und sprach: „Dieses Zeichen, durch welches die Welt erlöset wurde, wird auch wohl die Stelle eines Sccpters vertreten können." Diese Geistesgegenwart und der fromme Sinn dcö Königs überraschte und erfreucte alle Anwesenden und die Fürsten leisteten willig den Lehnseid. 3. Gleich nach seiner Krönung hielt Rudolf seinen ersten Reichs- tag zu Nürnberg (Nov. 1273), wo er von Fürsten und Städten den Landfrieden beschwören ließ. Da ihm die Bestätigung des Papstes vor allem nöthig schien, so schickte er Gesandte an Gregor X. nach Lyon, wo derselbe gerade eine Kirchenversammlung Hielt. Die Gesandten leisteten in seinem Namen einen Eid, daß er die Kirche in ihren Rech- ten und Gütern schützen und alle von seinen Vorgängern gegen die- selbe übernommenen Pflichten treulich erfüllen wolle. Dagegen wurde Rudolf nun vom Papste als römischer König anerkannt und Alphons von Castilien aufgefordert, seinen Ansprüchen auf die deutsche Krone zu entsagen. Spater wiederholte Rudolf bei einer persönlichen Zusam- menkunft mit dem Papste in Lausanne (Oct. 1275) jene Versprechun- gen, bestätigte ihm den Besitz ansehnlicher Güter und versprach außer- dem, einen Kreuzzug zu unternehmen, dessen Ausführung jedoch unter- blieb, da Gregor kurz darauf starb. Auch hielt es Rudolf nicht für rathsam, sich in die Fehden und Streitigkeiten Italiens zu mischen und suchte deshalb weder die lombardische noch die Kaiserkrone zu erwerben, sondern widmete, unbekümmert um Palästina und Italien, der Her- stellung des tiefgesunkenen königlichen Ansehens die angestrengteste Thätigkeit und strebte mit unverdrossenem Eifer dahin, die Macht des deutschen Reiches zu erhöhen und Deutschlands Ruhm und Wohlfahrt zu befördern. Und dieses große Ziel hat er nach Ueberwindung vieler und großer Schwierigkeiten glücklich erreicht. 4. Rudolf strebte jedoch keineswegs nach der Wiederherstellung der Reichsgewalt in ihrem alten Umfange, sondern räumte den mäch- tigsten Reichsfürsten Antheil an der Reichsverwaltung ein; aber mit ihrer Zustimmung forderte er die Lehen und Güter zurück, welche wäh- rend des Interregnums unrechtmäßiger Weise in Besitz genommen wa- ren, namentlich von dem Könige Ottokar von Böhmen. Dieser hatte nämlich nach dem Erlöschen des Geschlechts der Babenberger, mit Zu- stimmung der Landstände, Oestereich in Besitz genommen, dann in Folge eines großen Sieges über die Ungarn das von diesen besetzte Steier- mark wieder mit Oestereich vereinigt und endlich Eärnthen und Krain

9. Teil 2 - S. 200

1887 - Hannover : Helwing
200 Mittlere Zeit. der Erzbischof von Trier die [einige an den König Alfons von Kastilien einen Verwandten der Hohenstaufen. Aber keiner von beiden gelangte zu Macht und Ansehen; der letztere kam nie nach Deutschland, der erstere nur einige Male, um durch Geschenke die Anhänglichkeit seiner Wähler sich zu erhalten. Als ihm bei seiner Fahrt rheinaufwärts zu Basel sein Gew ausging, verließen ihn alle, „und er zog", wie eine alte Chronik ipottijch bemerkt, „aus einem anderen Wege wieder in sein Land." Die Fürsten, zur Blütezeit des Reiches nur Lehnsträger und Beamte des Kaisers, suchten in dieser Zeit ihr Gebiet zu vergrößern, ihre Gerechtsame zu vermehren und wurden fast zu selbständigen Herrschern. Bei jeder neuen Kaiserwahl wußten sie den neuen Herrscher durch besondere Wahl-kapitulationen zur Gewährung neuer Rechte zu zwingen, so daß dieser nicht mehr imstande war, für Recht und Ordnung in genügender Weise zu. sorgen. Trotz des oft gebotenen Landfriedens herrschte überall Fehde Die meisten Ritterburgen wurden Raubnester; niemand war da, die Schwachen gegen die Starken zu schützen. Das war „die kaiserlose, die lon Seit des Faustrechts. Weil in dieser Zeit 1254 Deutschland sein Oberhaupt hatte, so nennt man dieselbe Jnterreanuin 1070 d. i. Zwischenreich. 0 Endlich entstand doch in aller Herzen der sehnliche Wunsch, es möge Deutschland wieder ein Oberhaupt gegeben werden, das Gesetz und Ordnung im Reiche wieder herstelle. 'Auch der Papst mahnte die Fürsten zur Wiederherstellung des Kaisertums. Als nun auch (1272) Richard von Cornwall starb, berief der Erzbischof von Mainz als Reichskanzler die deutschen Fürsten zur Wahl nach Frankfurt a. M. Aber die Fürsten konnten sich nicht einigen; denn alle wünschten wohl einen weisen und gütigen Herrschet, von einem mächtigen aber wollte keiner etwas wissen Der Erzbischof von Mainz lenkte die Wahl auf den Grafen Rudolf v 0 n H a b s b u r g und ward dabei von Rudolfs Schwager, Friedrich Iii. von Hohenzollern, Burggrafen zu Nürnberg, aufs eifrigste unter--1273 stutzt. Rudolf ward zum Könige gewählt. Rudolfs Stammschloß, die Habichtsburg oder Habsburg, erhob sich an der Aar, in dem Schweizer Kanton Aargau. Rudolf hatte seine Jugend an dem Hofe Friedrichs Ii. verlebt, der sein Pate war. Er stand im Alter von 55 Jahren und war vvn hoher, schlanker Gestalt, hatte eine freie Stirn, eine große Adlernase und eine etwas dicke Unterlippe; sein Gesicht war blaß und ernst, überzog sich aber, sobald er redete, mit einer Zutrauen erweckenden Freundlichkeit. Rudolf besaß in der Schweiz und im Elsaß allerdings reiche Güter und Schlöffer, beherrschte aber kein so großes Gebiet, daß die übrigen Fürsten ihn deshalb hätten fürchten müssen. Seine Tapferkeit und Klugheit waren allbekannt; während der unruhigen Zeiten hatte er Pilgerzüge, Reisende und Kaufleute durch die unsicheren Alpen geleitet, und von seiner Frömmigkeit wußte man manches zu erzählen. Einst traf Rudolf auf der Jagd einen Priester, der eben einen angeschwollenen Bach durchwaten wollte, um einem Sterbenden das heilige Abendmahl zu bringen. Sogleich sprang Rudolf vom Pferde und setzte den Geistlichen hinauf. Als am folgenden Morgen der Priester das Roß zurückbrachte, wollte Rudolf es nicht wieder annehmen, weil er das Roß nicht wieder zu Streit und Jagd besteigen wollte, das seinen Heiland getragen habe. Derselbe Priester soll später Kaplan

10. Geschichte des Mittelalters - S. 206

1883 - Münster : Coppenrath
206 Ward ihm jetzt erfllt. Als nmlich der deutsche Thron im Jahre 1271 durch den Tod des Scheinkniges Richard erledigt worden war, und die Fürsten nach abermaligem lngeren Zgern sich endlich zur Wahl eines neuen Oberhauptes versammelten, da trat der Erzbischof Werner auf und empfahl mit eindringlicher Beredsamkeit seinen Freund, den biederen Rudolf. Auf seine Empfehlung ward er auch von den Fürsten -gewhlt. Rudolf belagerte gerade Basel und erwartete seinen Schwager, den Burggrafen von Nrnberg, aus dem Hause Hohenzollern, als Schieds-richter seines Zwistes mit der Stadt. Der erschien jetzt, aber mit ganz anderer Botschaft. Um Mitternacht weckte er ihn in seinem Zelte mit der unerwarteten Nachricht der auf ihn gefallenen Wahl. Freudig berrascht shnte sich Rudolf sogleich mit B^asel aus. Noch in demselben Jahre ward er zu Aachen feierlich gekrnt. * Es war Sitte, da sich die Fürsten von dem neuen Könige mit ihren Landern feierlich wieder belehnen lieen. Da aber das hierzu gebruchliche Scepter gerade nicht bei der Hand war, so nahm Rudolf das Kruzifix vom Altare, kte es und sprach: Das Kreuz, welches die Welt erlset hat, wird ja wohl die Stelle eines Scep-ters vertreten knnen." Rudolfs Wahl erfllte alle mit Freude und Frohlocken. Nun sei hie es nach langem Elende und harter Not der Erlser gekom-men; nach langer Snde und schwerer Strafe sei eine neue Sonne auf-gegangen; mge der König leben ewiglich, ein Vater und Hirt des be-drngten Volkes!" Gleich nach der Krnung that Rudolf die ersten Schritte zur Wiederherstellung der Knigsmacht. Er vermhlte seine Tchter Mathilde und Agnes an die Herzoge Ludwig von Bayern und Albrecht von Sachsen, wodurch zwei der mchtigsten Reichsfrsten ihm fr immer fest verbunden schienen. Nach auen hin suchte er zunchst den Papst Gregor X. durch die ehrfurchtsvolle Form, in welcher er ihm seine rechtmige Wahl anzeigte und alle Ehren und Rechte der rmi-scheu Kirche zu beschirmen versprach, fr sich zu gewinnen. Dies gelang ihm auch. Der Papst erkannte ihn nicht nur an, sondern versprach auch, ihn zum Kaiser zu krnen. Die versprochene Krnung wurde jedoch wegen des Todes des Papstes aufgeschoben und kam spter gar nicht zustande. Mit richtigem Blicke betrachtete der neue König nicht Italien, son-dern Deutschland als den Schauplatz seiner Thtigkeit. Gleich sein erstes krftiges Auftreten lieferte den Beweis, da die auf ihn geleitete Wahl

11. Realienbuch - S. 271

1885 - München : Oldenbourg
226. Rudolf von Habsburg (1273-1291). 271 Hamburg, Lübeck und Bremen übrig, die auf dem letzten Bundestage im Jahre 1630 ihren Verein erneuerten und bis auf diesen Tag den "Namen Hansastädte behalten haben. 226. Rudolf von Habsburg (1273—1291). Gegen Ende des 13. Jahrhunderts sank in Deutschland das kaiserliche Ansehen immer mehr. Tie mächtigen Großen des Reiches thaten, was ihnen beliebte; niemand wollte mehr ge- horchen. Da kein deutscher Fürst die Kaiserkrone tragen mochte, so wurden nach einander ztvei Ausländer gewählt. Das lvaren aber nur Scheinkaiser; sie hielten sich von Deutschland serne, und dieses war in der That kaiserlos. Dies war eine schreck- liche Zeit; es galt kein Recht und kein Gesetz; es gab keine Richter. Jeder half sich selbst; jeden Streit entschieden die Fäuste, und die stärkste behielt Recht; daher nennt man die kaiserlose Zeit von 1256—1273 die Zeit des Faustrechts. In dieser Rot versammelten sich die Reichsfürsten im Jahre 1273 wieder zur Kaiserwahl. Ter Erzbischof Werner von Mainz brachte den Grasen Rudolf von Habsburg in der Schweiz in Vorschlag. Ter Graf war nicht mächtig an Land und Leuten, aber ein gar tapferer, kluger und biederer Herr; auch rühmte man seine Frömmigkeit. Werner hatte Rudolf auf einer Steife nach Rom kennen gelernt. An der Habsbnrg vorüberziehend, bat er den Grafen um sicheres Geleit durch die gefährlichen Alpenthäler. Rudolf brachte den Erzbischof un- gefährdet über die Alpen. Da sagte Werner beim Abschiede: „Wollte Gott, Herr Graf, ich lebte so lange, daß ich Euch diesen Dienst vergelten könnte!" Jetzt gedachte der Erzbischof dieses Versprechens, und der Graf von Habsburg wurde deutscher Kaiser. Rudolf lag eben mit seinem Kriegsvolke vor der Stadt Basel, deren Bürger einige von seinen Leuten erschlagen, andere verjagt hatten. Dahin überbrachte ihm der Burggraf zu Nürn- berg, Friedrich von Zollern, die Botschaft. Rudolf nahm die Krone an. Die Stadt öffnete die Thore, ließ den Kaiser ein- ziehen und schenkte ihm 900 Mark Silber als Beitrag zu den Krönungskosten. Hierauf begab sich Rudolf mit einem zahlreichen Gefolge nach Aachen, wo ihn der Erzbischof von Köln am 28. Oktober 1273 feierlich krönte. Als die Fürsten dem neuen Kaiser Treue schwuren, fand man im Augenblick das Reichszepter nicht, auf welches der Eid geleistet werden sollte. Da ergriff Rudolf rasch ein Kruzifix und sprach: „Dieses Zeichen, in welchem wir und die ganze Welt erlöset sind. wird ja wohl die Stelle des Zepters vertreten können." Festlichkeiten aller Art verherrlichten Rudolfs

12. Bd. 2 - S. 370

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
370 Ix. Zcit des (inkcnbcn Papstthums. treffliche Geistes- und Gcmütbseigenschaften und dabei wenn schon nicht unbedeutende Güter in der Schweiz und im Elsaß, doch verhältnißmäßig eine geringe Haus macht besaß. Indessen war Rudolf doch der rechte Mann und Gott hat in seiner Erhebung das arme Teutschland gnädig angesehen. Der Grnndzng seines Wesens war Geradheit und Biederkeit! Auch heller Verstand und viel Mutterwitz, ein muthiges Herz und eine tapfere Faust, »nd dabei eine ungemeine Güte und Leutseligkeit war ihm gegeben. Fromm nach seiner Zeit war er auch. Einst, da er noch als Graf jagte, begegnete ihm ein Priester, der mit dem Sakramente zu einem Kranken wollte, aber nicht über die angeschwollene Renß konnte; gleich stieg Rudolf von seinem Roß und setzte den Prie- ster darauf, um zur Verrichtung seines heiligen Werkes an Ort und Stelle gelangen zu können; als ibm dieser nachher das Pferd dankend zurückbrachte, schenkte er es ihm mit den Worten: „Es schickt sich nicht, daß ich für- daß sitze auf dem Thier, da der Herr der Herren ist übergeführt!" Rudolf befand sich zur Zeit seiner Wahl vor der Stadt Basel, mit der er in Fehde begriffen war. Da sprengte der R ei chs erb m a rs ch al l Graf Heinrich von Pappen heim heran und begrüßte ihn mit der großen Botschaft. Er zeigte sich wobl sehr verwundert, aber sträubte sich nicht; er sprach: „Der Echte halte ich mich zwar nnwerth, bitt' aber Gott, er wolle mich also gesinnet machen, daß ich Ihm und den Menschen znm Wohlgefallen das Reich führe." Schnell vertrug er sich mit der Stadt Basel und folgte freudig dem Rufe zum höchsten Herrscheramt der Erde. Wo er durchzog, em« psieng ihn das Volk mit lautem Jubel. In Achen wurde er durch den Erzbischof von Köln gekrönt. Nach der Krönung sollte die Verpflichtung der Lehen- träger der Krone vorgenommen werden. Es war aber das Reichsscepter, woraus herkömmlich der Lehenseid ge-

13. Realienbuch - S. 271

1879 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
224. Rudolf von Habsburg. 271 Hamburg, Lübeck und Bremen übrig, die auf dem letzten Bundestage im Jahre 1630 ihren Verein erneuerten und bis auf diesen Tag den Namen der Hansastädte behalten haben. 224. Rudolf von Habsburg (1273—1291). Gegen Ende des 13. Jahrhunderts sank in Deutschland das kaiserliche Ansehen immer mehr. Die mächtigen Großen des Reiches thaten, was ihnen beliebte; niemand wollte mehr ge- horchen. Da kein deutscher Fürst die Kaiserkrone tragen mochte, so wurden nach einander zwei Ausländer gewählt. Das waren aber nur Scheinkaiser; sie hielten sich von Deutschland ferne und dasselbe war in der That kaiserlos. Dies war eine schreck- liche Zeit; es galt kein Recht und kein Gesetz; es gab keine Richter. Jeder hals sich selbst; jeden Streit entschieden die Fäuste, und die stärkste behielt Recht. In .dieser Noth versammelten sich die Reichsfürsten im Jahre 1273 wieder zur Kaiserwahl. Der Erzbischof Werner von Mainz brachte den Grafen Rudolf von Habsbnrg in der Schweiz in Vorschlag. Der Graf war nicht mächtig an Land und Leuten, aber ein gar tapferer, kluger und biederer Herr; auch rühmte man seine Frömmigkeit. Werner hatte Rudolf auf einer Reise nach Rom kennen gelernt. An der Habsburg vorüberziehend, bat er den Grasen um sicheres Geleit durch die gefährlichen Alpenthäler. Rudolf brachte den Erzbischof un- gefährdet über die Alpen. Da sagte Werner beim Abschiede: „Wollte Gott, Herr Graf, ich lebte so lange, daß ich Euch diesen Dienst vergelten könnte!" Jetzt gedachte der Erzbischof dieses Versprechens, und der Graf von Habsburg wurde deutscher Kaiser. Rudolf lag eben mit seinem Kriegsvolke vor der Stadt Basel, deren Bürger einige von seinen Leuten erschlagen, andere verjagt hatten. Dahin überbrachte ihm der Burggraf zu Nürn- berg, Friedrich von Zollern, die Botschaft. Rudolf nahm die Krone an. Die Stadt öffnete die Thore, ließ den Kaiser ein- ziehen und schenkte ihm 900 Mark Silber als Beitrag zu den Krönungskosten. Hierauf begab sich Rudolf mit einem zahlreichen Gefolge nach Aachen, wo ihn der Erzbischof von Köln am 28. Oktober 1273 feierlich krönte. Als die Fürsten dem neuen Kaiser Treue schwuren, fand man im Augenblicke das Reichsscepter nicht, auf welches der Eid geleistet werden sollte. Da ergriff Rudolf rasch ein Crucifix und sprach: „Dieses Zeichen, in welchem wir und die ganze Welt erlöset sind, wird ja wohl die Stelle des Scepters vertreten können." Festlichkeiten aller Art verherrlichten Rudolfs

14. Geschichte des Mittelalters - S. 172

1878 - Mainz : Kunze
172 Vierte Periode des Mittelalters. v°?B°!el Rudolf war eben in einer Fehde mit dem Bischof von Basel begriffen, dessen Bürger während der Fastnacht einige von seinen Leuten erschlagen, andere verjagt hatten, und lag mit seinem Kriegsvolke vor der Stadt. Da weckte ihn einst in der Nacht sein Neffe Friedrich von Zollern, Burggraf zu Nürnberg, welcher für Rudolfs Wahl sehr thätig mitgewirkt hatte, und theilte ihm das Ergebnis derselben mit. Er nahm an. Der Bischof von Basel aber rief, als er die unerwartete Kunde vernahm, bestürzt aus: „Lieber Herr Gott, setze dich fest auf deinen Thron, sonst holt dich der auch herunter!" Die Belagerung von Basel ward sogleich aufgehoben; die Stadt öffnete dem König die Thore und schenkte ihm 9000 Mark Silber als Beitrag zu den Krönungs-%Sung in ^°^en' Rudolf begab sich hierauf mit einem ungeheuren Gefolge nach Aachen. Aachen, wo ihn der Erzbischof von Cöln feierlichst krönte. Als aber nach der Krönung Rudolf den Fürsten die Belehnung mit dem Scepter ertheilen sollte, fand sich dasselbe nicht vor. Da nahm der fromme König das Crucifix vom Altar, küßte es und sprach: „Dies Zeichen, in welchem die ganze Welt erlöst wurde, kann wohl ein kaiserliches Scepter vertreten!" Die Fürsten küßten das Kreuz und empfingen mit demselben die Belehnung. Auch Festlichkeiten aller Art verherrlichten die Krönung. Zum ersten Male wurde ein mit Wildpret gefüllter Ochse für das Volk gebraten; 2000 Mark Silber empfing die Volksmenge, und 5 Tage währte das Turnier. Rudolf Ueberall, wo Rudolf erschien, kamen Scharen von Bürgern und Frieden" her" Landleuten zu ihm und beschwerten sich über die Willkür und Wegelagerei der Herren vom Adel. Der König wußte gar wohl, wie gerecht die Klagen waren, und forderte daher von Allen, den Landfrieden zu achten und die Ruhestörer zu strafen. Im ganzen Reiche suchte er Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Wer des Landfriedensbruchs schuldig befunden wurde, verfiel in schwere Strafe. Viele Raubschlösser wurden gebrochen, räuberische Ritter und Reisige an Bäumen aufgehängt und andere erschlagen. ehrt den Gleich nach der Krönung schrieb Rudolf an den Papst und ver- stchabe/nicht sprach Alles zu erfüllen, was Otto Iv. und Friedrich Ii. gelobt hätten; krönen, darum ward er auch als rechtmäßiger König vom Papste anerkannt. Doch wollte er sich durchaus nicht in Rom krönen lassen, und als man ihn nach der Ursache fragte, antwortete er mit einer Fabel: „Es wurden viele Thiere geladen vor einen Berg, darin war eine Löwenhöhle. Der Fuchs kam auch herbei. Alle Thiere gingen in den Berg, nur der Fuchs nicht; der blieb allein draußen stehen und wartete, ob

15. Lehr- und Lesebuch für den Deutschen Geschichtsunterricht - S. 68

1892 - Halle (Saale) : Schroedel
68 demselben Flusse zu baden und durch Schwimmen sich zu erfrischen. Hierbei ertrank er nach Gottes Ratschlu. Ein beweinenswertes, unerwartetes Unglck! Wir trugen seine irdischen berreste mit uns hinweg unter gebhrender Verehrung. Nus dem Briefe eines Steu;fa' rerei- D. I>es Weiches Meugestattnng. 6. Rudolf . Hatisliurg. 12731291. Seine Wahl und Krnung. Graf Rudolf sammelte ein Heer und zog gen Basel. Im Jahre des Herrn 1273 kam ein von den Kurfrsten gesandter Bote nach Basel und sagte, er werde einen König fr alle bringen. Als er nun von Basel aus zum Grafen Rudolf ge-kommen war, sprach er: Die Kurfrsten lassen euch melden, da. wenn ihr eure Tchter einigen von ihnen znr Ehe geben wollt. sie euch zum König der Rmer whlen werden." Rudolf erwiderte: Dies und alles andere werde ich erfllen." Da zeigte der Bote allen die Wahl- und Besttigungsbriefe. Als der König diese gesehen hatte, sagte er zu all den Seinigen: Haltet Frieden mit allen und gebt allen Gefangenen die alte Freiheit zurck!" Als die Herren dies hrten und sahen, riefen sie ihm zu: Es lebe der König!" und erwiesen ihm hiernach knigliche Ehren. Hierauf zog Rudolf mit seinem Weibe, seinen Shnen und Tchtern nach dem Rheine, und als er nach Rheinfelden kam, zogen ihm die Brger, als einem Könige, jubelnd entgegen und bergaben ihm frei-willig Stadt und Burg. Dann gelangte er nach Basel, auch hier nahmen ihn die Brger lblich auf. Von da kam er nach Neuenburg und Brei-sach, und auch hier empfingen ihn die Brger mit Ehren und lieferten ihm Lebensmittel. Feierlich wurde also Graf Rudolf von Habsburg am Tage vor Michaelis im Jahre des Herrn 1273 zum Könige der Rmer gewhlt. Nach der Wahl gab er allen seinen Gefangenen, groen wie kleinen, ja selbst den zu ewiger Haft verurteilten, die alte Freiheit zurck. Sofort aber verbreitete sich im ganzen Lande unbeschreiblicher Frieden und Froh-locken, wie es nach unserer Meinung seit der Zeit Jesu Christi nicht dagewesen ist. . So kam der König nach Mainz, hier wurden ihm die kniglichen Jnsignien entgegengebracht, die seine Vorgnger kaum durch Zahlung der grten Geldsummen gewinnen konnten. Die Fürsten, deren Amt es mar, den König zu krnen, rieten dem Erwhlten, mit der Knigin nach Aachen zu kommen, damit er hier nach kniglichem Branche die Krone empfange. Es rsteten sich daher der König und die Knigin, nach Aachen zu gehen, und es begleitete sie eine so gewaltige Menge, da die Heeresstrae auf drei Meilen hin die Scharen nicht zu fassen vermochte. Aus der Stadt Aachen zogen dem Herrn König Rudolf die Verlobten seiner Tchter, das heit , der Herzog von Bayern und der Herzog von Sachsen, ent-gegen, mit ihnen die Brger der Stadt mit zwanzigtausend Rittern, wie erzhlt wurde, und alle lobten Gott und den König. So groß war die Teurung wegen der Menge der Menschen, da ein mig groes Brot zwei Denare galt, und der Sester Hafer kaum um zehn Klnische Denare feil stand.

16. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 53

1913 - [s.l.] : Hirt
14. Rudolf von Habsburg. 53 den Leib des Herrn, getragen habe, nahm er, als der Priester es am folgenben Morgen zurckbrachte, nicht wieber an, fottbern antwortete: Das wolle Gott nicht, ba ich ein Ro wieder benutze, das meinen Schpfer getragen" und schenkte das Pferd der Kirche.! Freilich scheute Rudolf, wenn es die Verteidigung seiner Rechte galt, auch den Kampf mit der Geistlichkeit nicht; er lag eben gegen den Bischof von Basel zu Felde, als seht Schwager, der Burggraf von Nrnberg, Friedrich Iii. (aus dem Hause Hohenzollern), ihm die Kunbe brachte, da er zum deutschen Könige gewhlt sei. Dazu hatte auer dem Erzbischos wesentlich der. Burggraf beigetragen; er Hatte die weltlichen Wahlfrsten, deren mehrere noch unvermhlt waren, darauf hingewiesen, da Rudolf der Vater von sechs jugendschnen Tchtern sei, und lockend erschien jenen der Gedanke, Schwiegersohn des deutschen Knigs.werden zu knnen. Rudolf nahm die auf ihn gefallene Wahl an und zeigte seine Ge-sinnung gleich darin, da er seinen bisherigen Gegnern die Hand zum Frieden bot; denn als König drfe er die Fehden des Grafen von Habs-brg nicht fortsetzen. Daun zog er nach Aachen zur Krnung. Alles Volk begrte den neuen Herrscher mit Freuds man hoffte, die kaiser-lose, die schreckliche Zeit" sei nun zu En^e< Rur ein mchtiger Fürst hielt sich fern, der König Ottokar von Kampf mit Bhmen. Er Hatte fr sich selbst auf die Krone gerechnet und war en!n sehr enttuscht, da ihm ein unbedeutender Graf vorgezogen worden war. Dazu kam aber noch, da Ottokar widerrechtlich sich sterreichs und Steiermarks bemchtigt hatte, und da Rudolf jetzt als Beherrscher Deutschlands diese Lnder zurckforderte. Als Ottokar sich weigerte, sie herauszugeben, sprach Rudolf die Reichsacht der ihn aus und zog mit Heeresmacht gegen ihn. Zuerst scheute der Bhme den Kampf. Er er-schien vor Rudolf, um sich zu unterwerfen. Es war ein merkwrdiger Gegensatz: der hochmtige und prunkliebende, reich geschmckte Bhmen-fntg demtigte sich vor dem in schlichtem grauen Wams auf dem Throne sitzenden Habsburger. Jetzt lachte des Knigs graues Wams der des Bhmenknigs Purpurgewand. Hatte jener doch vorher weidlich der den armen Grafen" gespottet. Aber die Unterwerfung war nicht so ernstlich gemeint; kaum war Rudolf weggezogen, so erhob sich Ottokar von neuem, besonders von seiner stolzen Gemahlin Kunigunde, einer polnischen Knigstochter, angestachelt. Nunmehr griff Rudolf den Gegner krftig an; in der Schlacht auf dem Marchfelde (1278) wurde Ottokar geschlagen. Ein riesiger Ritter aus der Steiermark, den der Bhmenfrst schwer gekrnkt hatte, suchte so lange nach Ottokar, bis er ihn fand; dann schlug er ihn nieder.

17. Erziehender Geschichtsunterricht - S. 332

1912 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
332 schlimmsten Landplacker sein. Da seht ihr, wie furchtbar es einem Lande geht, wenn kein starker Herr da ist und keine starke Regierung mit soviel Geld und Soldaten und Polizisten, da sie Gericht halten und fr Ruhe sorgen und den Schwachen gegen den Starken schtzen kann. Da ist es nun endlich von zwei Seiten versucht worden, Ordnung zu schaffen. Auf der einen Seite stand der Kaiser, den die Fürsten zuletzt doch whlten, auf der anderen die Städte, die dann angefangen haben, sich selbst zu helfen. 2. Rudolfs Glck und Taten. Es war im Jahre 1273, dahatte der Papst endlich selbst von den Fürsten verlangt, sie sollten einen Kaiser whlen. Die Fürsten wollten das auch wohl, und da er die freien Ritter und Grafen kurz hielt, das war ihnen schon recht, er sollte nur nicht so mchtig sein, da er ihnen selber aufsitzen konnte. Datrat Friedrich von Hohenzollern auf, der Burggraf von Nrnberg, der sagte: Mir scheint keiner besser fr den Kaiserthron zu passen als der Graf Rudolf von Habsburg. Er ist ein zher und fester Mann, kriegerisch und klug, er wird Ordnung schaffen und wird sich doch nicht zu hoch erheben knnen, denn er ist von Hanse aus arm und hat dazu noch sechs Tchter und vier Shne." Ja," sagte der Erzbischof vou Mainz zu den Bischfen, den wollen wir nehmen. Er hat Ehrfurcht vor der Kirche. Er hat mich einmal auf einer Wall-fahrt nach Rom geleitet, und da hat er sich so hflich und fromm gegen mich betragen, der wird den Bischfen gut tun." Nun war dieser Graf wirklich arm und kriegerisch und klug, aber seine Frmmigkeit war auch mehr Klugheit. Er war 7 Fu groß, mit schmalem Gesicht, schmalen langen Hnden und Fen, einer mchtigen Habichtsnase und dnnem, sprlichem Haar. Er war ein elsssischer Graf, war Befehlshaber der Stadt Straburg gewesen, und weil er selber nicht viel hatte, hatte er mit und ohne Grnnd seinen Nachbarn zu nehmen und zu rauben gesucht, was er nur konnte. Und er hatte in allem Glck und hatte schon viel Land und Burgen erbeutet. Von dem Bischof von Basel hatte er Jahr fr Jahr schweres Geld erpret um eine Streitsache, die sie miteinander hatten. Jedes Jahr gab ihm der Bischof das Geld, und dann hielt der Graf von Habsburg Frieden; aber im nchsten Jahr fing er den Streit von vorn an. Zuletzt war der Bischof so verzweifelt, da weigerte er sich, das Geld zu geben und lie sich lieber in seiner Stadt von dem Grafen be-lagern. Rudolf lag gerade der der Belagerung vor Basel, da kamen die Boten und brachten ihm die Nachricht, da er König geworden sei. Als das der Bischof von Basel hrte, jammerte er und sagte: Diesem Rudolf glckt alles. Es ist nur gut, da die Menschen nicht auf Gottes Stuhl kommen knnen, sonst wrde er noch der liebe Gott werden."

18. Kl. 3 = (Oberkl.) 6. u. 7. Schulj - S. 427

1883 - Regensburg : Pustet
— 427 - und vor diesen sprachen die Frei sch offen oder Richter das Recht. Der Beklagte wurde dreiinal vorgeladen, indem ihm ein vermummter Schöppe nachts die Ladung an die Thür heftete und einen Span aus der Thürpfoste schnitt. Erschien er und wurde durch Zeugen und Eid überführt, so wurde er auf der Stelle verurteilt und an den nächsten Baum geknüpft, oder auch des Landes verwiesen, oder auch an Geld gestraft. Erschien er nicht, so hatte er dadurch gleichsam seine Schuld bekannt und wurde dann in feierlicher Sitzung in die heimliche Acht erklärt und den Freischöppeu preisgegeben. Jeder von diesen hatte dann die Pflicht, den Unglücklichen aufzuhenken. Wehrte er sich, so stieß er ihn nieder und steckte sein Messer daneben, das an dem Zeichen der Feme kenntlich war. Lange Zeit hatten diese Gerichte allerdings manchen Bösewicht geschreckt; aber sie arte- ten mehr und mehr aus, indem es der Schlechtigkeit leicht wurde, die Unschuld zu verfolgen, oder sich den Besitz eines andern anzueignen. Darum hob sie Kaiser Maximilian I. im Jahre 1495 gänzlich auf. 15. Hludokf von Kaösvurg. Vom Jahre 1254 bis zum Jahre 1273 hatte Deutschland keinen allgemein anerkannten Kaiser; man nennt deshalb diese Zeit das große Interregnum. Da es an einem Oberhaupte fehlte, so suchten die kleinen Fürsten ihre Gebiete mehr und mehr unabhängig zu machen und zu vergrößern. Dies führte zu endlosen Fehden; das ganze Reich glich einem beständigen, großen Schlachtfelde; Selbsthilfe galt für Recht. Da ver- sammelten sich die deutschen Kurfürsten in Frankfurt, um ein neues Oberhaupt zu wählen. Den Bemühungen des Erzbischofs Werner von Mainz und des Burggrafen Friedrich von Nürnberg gelang es, daß Rudolf, Graf von Habsburg, einstimmig zum deutschen Könige gewählt wurde. Ersterem gab einst Rudolf auf einer Reise nach Rom zum Schutze gegen die Räuber das Geleite von Straßburg über die Alpen und gewährte ihm auch auf der Rück- kehr Sicherheit und freundliche Bewirtung; letzterer war sein Neffe und inniger Freund. Rudolf lag gerade vor Basel, weil in dieser Stadt einige seiner Ritter erschlagen worden waren, als in der Nacht des 30. September 1273 der Burggraf her- angeritteu kam, ihm die Nachricht von seiner Erwählung zu bringen. Schnell verbreitete sich die Kunde im Lager und in

19. Geschichte des Mittelalters - S. 187

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
187 wie gut es ist, wenn in an gegen andere gefällig ist, und daß man nie wissen kann, wer uns noch einmal nützen oder zu schaden int stände sei. Mehrere Jahre vor seiner Kaiserwahl bekam Rudolf einmal Besuch von einem deutschen Geistlichen. Werner von Eppe n stein, der zum Erzbischof von Mainz gewählt war. Er reiste eben nach Rom. um sich da bestätigen zu lassen, und bat Rudolf, ihm bei der damaligen Unsicherheit der Landstraßen bis an die italienische Grenze das Geleite zu geben. Dieser tat das mit Vergnügen und geleitete ihn auch zurück, und als Werner Abschied nahm, schüttelte er ihm dankbar die Hand und sagte: „Wollte Gott, Herr Gras, daß ich so lange noch lebte, bis ich Gelegenheit hätte, (Such den mir erwiesenen Dienst zu vergelten." Rudolf hatte die Sache schon fast wieder vergessen, und lag eben vor der Stadt Basel, als einige Ritter in sein Lager kamen und ihm die überraschende Kunde brachten, daß die versammelten deutschen Fürsten ihn eben zum Kaiser gewählt hätten lind ihn bäten, doch gleich nach Aachen zu kommen, um sich mit Karls des Großen Krone krönen zu lassen. Er wunderte sich nicht wenig, daß gerade ans ihn die Wahl gefallen war. „Ja!" sagten die Ritter, „Erzbischof Werner von Mainz hat uns gesagt, daß Ihr der frömmste, tapferste und gerechteste Fürst in Deutschland wäret, und da haben alle Herzoge ihr Vertrauen aus Euch gesetzt." Noch eine andere edle Tat Rudolfs war dem Erzbischöfe bekannt geworden und hatte mit dazu beigetragen, ihm auch die Stimmen der anderen Kurfürsten zu erwerben. An feinem Hofe lebte nämlich ein Priester, der früher in der Schweiz tätig gewesen war. Einst war dieser zu einem Kranken gerufen worden, um ihm die Sterbesakramente zu spenden. Ans dem Wege zu ihm wurde er durch einen Bach ausgehalten, der infolge eines heftigen Regens stark angeschwollen war. Schon wollte er seine Schuhe ausziehen, um den Bach zu durchwaten, da kam der Gras Rudolf, von einem Knappen begleitet, daher geritten. Als er den Priester erblickte, sprang er fogleich^vom Pferde und nötigte ihn, dasselbe zu besteigen, während er selbst aus dem Tiere seines Knappen weiterritt. Ant andern Morgen wollte der Priester, nachdem er Rudolf noch einmal herz-

20. Einjährig, enthaltend 36 Geschichtsbilder nebst kulturgeschichtlichen Zusätzen - S. 39

1868 - Berlin : Nicolai
39 §. 4. Rudolf von Habsburg. 1273. 1. In der Schweiz an den Ufern der Aar liegen auf Bergen die Ruinen der alten Habsburg (Habichtsburg). Aus diesem Schlosse stammte der Ritter Rudolf von Habsburg. Er belagerte gerade die Stadt Basel, als ihm sein Schwager, der Graf Friedrich von Zollern (Ahn der preußischen Könige), die Nachricht brachte, er sei zum Kaiser gewählt worden 1273. 2. Ihn hatten die deutschen Fürsten nur gewählt, weil er ein Fürst war von geringer Macht. Sie glaubten, unter seiner Herrschaft willkürlich schalten zu können. Es war da- mals eine böse Zeit. Es herrschte das Faustrecht, wo jeder Fürst und Ritter that, was er wollte und Krieg führte, mit wem er wollte. 20 Jahre hindurch hatte man so gut wie keinen Kaiser gehabt; diese Zeit nennt man das Interregnum (Zwischenreich). 3. Zuerst mußte Rudolf den mächtigen König Ottokar von Böhmen, der sich der Wahl des einfachen Ritters widersetzte, zur Huldigung zwingen. Rudolf besiegte ihn auf dem Marchfelde bei Wien 1278, wo Ottokar fiel, Rudolf nahm nun die Lande Oe streich als Eigenthum. Dadurch wurde er der Begründer des östreichischen Kaiserstaates. 4. Nun steuerte er dem Faust recht und zerstörte mehr als 70 Raubschlösser. Die Raubritter ließ er aufhängen, in- dem er sagte: Es ist kein Mensch adelig, der die Armen beraubt und nicht Gerechtigkeit übt. Im unscheinbaren Rock zog er durch das Reich, überall Recht sprechend und Ruhe und Ordnung herstellend. Er war der letzte große Kaiser der Deutschen; denn von jetzt ab sank das Ansehen der gewählten Kaiser immer mehr und damit die Macht Deutschlands. 8. 5. Wilhelm Tell. 1308. . 1. Rudolfs Sohn, der Kaiser Albrecht I., wollte zu seinen östreichischen Ländern auch noch die Schweiz erobern. Er setzte dort die beiden Landvögte Geßler und Landen- berg ein.