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1. Neueste Geschichte - S. 234

1859 - Leipzig : Fleischer
234 142. England; Rußland; die polnischen Unruhen; Dänemark. (Wilhelm Iv. 1830— 1837. Reformbill 1832. Irland, O'connell, die Repeal. Königin Lictoria 1837. Vermählung der Königin 1840. Die Chartisten. Krieg mit China. Afghanenkrieg 1838, 1842. Eroberung von Sind; Unterwerfung der Sikhs 1849. Krieg gegen die Birmanen — Rußland. Tscherkessenkrieg, Schamyl. Zug gegen Chiwa 1839. Polnische Unruhen 1846. Ende des Freistaates Krakau 1846. Unruhen in Galizien. — Dänemark. Nationale Bestrebungen in den Herzogthllmern Schleswig-Holstein.) In England hatte am 26. Juni 1830 Wilhelm Iv., bisher Her- zog von Clarence, den Thron bestiegen. Der im Parlament fortdauernde Kampf zwischen Tory's (Herzog Wellington, Sir Robert Peel) und Whig's (Lord Grey, John Ruffel, Brougham, Melbourne) d. h. zwischen den An- hängern der bestehenden alten und theilweise veralteten Zustände, und den Freunden gemäßigter und gerechter Verbesserungen, wandte sich zunächst auf die Reform des Parlaments. Es hatte sich nämlich im Lause der Zeiten das Mißverhältniß eingeschlichen, daß alte, in Einwohnerzahl und Bedeutung ganz herabgekommene Burgflecken (rotten boroughs) noch das Recht hatten, in's Parlament zu wählen, während große und volkreiche Städte, wie Manchester und Birmingham, keine Abgeordneten wählen durften. Diesem Uebelftande sollte abgeholfen werden; aber es kostete gewaltige Anstrengungen, ehe der Widerstand der Tory's besiegt war, und bei der allgemeinen Theilnahme des Volkes wurde die öffentliche Ruhe einige Male gestört. Endlich ging am 4. Juni 1832 die Reformbill durch, und das nächste Parlament trat schon nach der neuen Wahlordnung zusammen. Wichtig war auch die Aufhebung des Handelsmonopols der oft indi- schen Compagnie 1833, wodurch die Auflösung derselben vorbereitet wurde, da es unthunlich erschien, eine so große Ländermasse, wie es die englischen Besitzungen in Ostindien sind, von einer Handelsgesellschaft regieren zu lassen. Auch die Abschaffung der Sklaverei in Westindien 1834 (es wurden an 800,000 Sklaven gegen eine Entschädigung von 20 Mill. Pfund Sterling an ihre Besitzer frei) war ein schöner Sieg der Humanität Mehr Aufmerk- samkeit als diese letzteren Beschlüsse erregten jedoch die Zustände Irlands. Die schon lange (siehe Abschnitt 131) vorhandene Bewegung des Jnselvolkes wurde immer mächtiger, besonders durch O'connell. Dieser durch die Energie seines Charakters, durch Beredtsamkeit und unglaubliche Macht über die Gemüther seines Volkes ausgezeichnete Mann war früher Advocat, wirkte aber seit 1823 nur als politischer Agitator in Irland; auch war er Parla- mentsmitglied. Seine Ausdauer und Thätigkeit halte 1820 die Emancipation der Katholiken der endlichen Entscheidung zugeführt. Nur machte er es sich zur Aufgabe, die Aufhebung der Union zwischen England und Irland zu einem Parlament — die Repeal — durchzusetzen.*) Er stiftete einen Verein für diesen Zweck, welcher sich bald über die ganze Insel ansbreitete. *Die Her- absetzung des Zehnten, die Verminderung der Bisthümer, die Einsetzung *) Die Union des britischen mit dem irländischen Parlament war am 1. Januar 1801 eingeführt worden.

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1. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 430

1852 - Altona : Hammerich
430 besitzer von außerordentlichem Reickthume, dabei herrschte aber die drückendste Armuth unter der Masse des Volks. Durch die lang- dauernden, kostspieligen Kriege zur See und zu Lande, und durch die Hülssgelder, welche England fast allen Staaten Europas zur Bekrie- gung der Revolution und Frankreichs gereicht hatte, war die National- schuld auf Wo Millionen Pfund Sterling (das Pfund Sterling ist 6*/2 Preußische Thaler werth) angewachsen, so daß die jährlichen Zinsen ungefähr 34 Mill. Pf. betrugen. Um die Kosten des Staatsbedarfs aufzubringen, wurde fast Alles besteuert, was sich im Lande befand und was daselbst genossen oder benutzt wurde. Dadurch kam der kleine Landeigenthümer und der Gewerbsmann mit kleinem Kapital herunter. Die größeren Landbesitzer suchten einen hohen Zoll auf die Einfuhr von Kornwaaren durchzusetzen, wodurch ihre Einkünfte gesicherter und größer wurden. Es bildeten sich große Fabrikunternehmungen zum Schaden des Handwerkerstandes, der eigentliche Mittelstand nahm ab, wogegen sich die Zahl der Fabrikarbeiter vergrößerte. Dieser drückende Zustand 1819 veranlaßte wiederholte Aufstände, von denen einer in Manchester einen blutigen Ausgang hatte. Größere Aufstände wiederholten sich häufig in Irland. Das arme irische Landvolk wurde von seinen Grundherren, die meistens aus Eng- land stammten, hart behandelt. Dazu kommt, daß die reichen Pfrün- den des Landes im Besitze der englischen, protestantischen Geistlichkeit sind, die nicht einmal die großen Einnahmen im Lande verzehrt, son- dern schlecht besoldete Vicare sich hält, während der bei weitem größte Theil der Bewohner Irlands Katholiken sind, die dann ihre eigene Geistlichkeit selbst unterhalten müssen. Irland war überdies nicht im Parlamente vertreten, und so viele Mühe die Irländer selbst und Freunde der Freiheit und billig denkende Engländer sich auch gaben, ihren irländischen Brüdern mit den Engländern gleiche Berechtigung zu verschaffen, so mißlangen diese Bestrebungen an dem Widersprüche des Oberhauses, bis endlich die Agitationen des irländischen Rechtsgelehrten O'connell so drohend wurden, daß auch dieses Haus die politische 1829 Nothwendigkeit einsah, und im April 1829 wurde die Emancipation der Katholiken zum Gesetz erhoben. Unter Wilhelm iv., der am 26. Juni 1830 den Thron seines Bruders Georg Iv. bestieg, nachdem dessen Tochter die Kronprinzessin Charlotte, vermählt mit Leopold von Koburg, dem jetzigen Könige der Belgier, kinderlos gestorben war, wurden auch die Sklaven auf den englischen Besitzungen emancipirt. Auch diese Emancipation, zuerst von Wilbirforce angeregt, konnte erst nach vielen vergeblichen Bemühungen durchgesetzt werden. Der Staat zahlte den Sklavenbesitzern 20 Millionen Pfund Sterling Entschädigung für die Freilassung ihrer Sklaven und bemühete sich, auch in andern Ländern ein ähnliches menschenfreundliches Unternehmen zu Stande zu bringen, was auch größtentheils gelang, indem die meisten Staaten Europas ernste Schritte thaten, den Sklavenhandel zu unterdrücken. Der während der langen Geisteskrankheit seines Vaters Chri- stian Vii. mit unbeschränkter Macht herrschende Regent Dänemarks, Friedrich Vi. hatte sich so lange wie möglich in den Kriegen der mei- sten europäischen Mächte gegen die Franzosen neutral gehalten, bis er durch Englands Angriff auf Kopenhagen und die Wegführung der dä-

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 634

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
634 Unsre Zeit. um die Finanzquellen Österreichs zu schwächen. 1847 wurde er vom Pester Komitat in den Reichstag gewählt und trat 17. März 1848 als Finanzminister in das Ministerium des Vizekönigs Stephan. Nach Niederlegung der Diktatur flüchtete er sich mit B e m in die Türkei und ging von dort nach England, von wo aus er fortwährend agierte. 93ent trat zum Islam über und nahm türkische Dienste. 6. Fortwährende Schwierigkeiten bereitet Österreich der Panslavis-mus, d. i. die Idee, alle slavischen Stämme (Kroaten, Tschechen, Illyrier, Serben, Russen, Wenden rc.) zu einem Volke zu vereinigen. Zur Verfolgung dieser Idee hatte sich 1848 in Prag unter dem Vorsitze P a-lackys ein Slavenkongreß versammelt. Allein es stellte sich heraus, daß die Mitglieder in ihren slavischen Dialekten sich gegenseitig nicht verstanden und man mußte zur deutschen Sprache die Zuflucht nehmen, um überhaupt mir verhandeln zu können. § 228. England. Ostindien. (Seit 1810.) i8io. 629) In England hatte für Georg Iii., der seit 1810 unheilbar leidend geworden war, sein Sohn Georg Iv. die Regentschaft übernommen und nach beffen Tode die Herrschaft an-1830-getreten (1820—1830). Ihm folgte sein Bruder Wilhelm Iv., 183'■ mit dessen Absterben Hannover von England getrennt wurde, da Seit die englische Krone auf Wilhelms Tochter, Viktoria, überging. 183,‘ Die freie Verfassung, deren sich England erfreut, bewahrte dieses Land vor deu schmerzlichen Bewegungen, welche über andere Staaten hereinbrachen. Aus dem Boden dieser Verfassung konnten die Parteien gegenseitig miteinander kämpfen, ohne die Ordnung umzustürzen, und die großen Volksversammlungen, welche in andern Ländern zur Revolution führten, weil man sie unterdrücken wollte, dienten in England nur dazu, die Gesinnungen 1820. der Bevölkerung an den Tag zu bringen. Obwohl seit 1820 die heftigsten Kämpfe im Innern entbrannten, litt deshalb weder Thron noch Altar, vielmehr trugen sie dazu bei, die Rechte einzelner Stände und Klassen zur Anerkennung zu bringen und die freiheitlichen Elemente zu verstärken. Die hauptsächlichsten Kämpfe betrafen die Emanzipation der Katholiken, die traurigen Zustände Irlands, die Reform des Parlaments und die Korn ge setze. 630) Die Katholiken waren infolge der Pnlververschwörnng noch immer von allen Staatsämtern und vom Sitze im Parlamente ausgeschlossen. Dies war besonders empfindlich für das überwiegend katholische Irland, das vollkommen rechtlos war. die Irländer hatten nicht nur keine bürgerlichen Rechte,

3. Bd. 2 - S. 598

1883 - Leipzig : Engelmann
598 Die Zeit des heiligen Bundes. §. 975. werkerftand; der bürgerliche Mittelstand, der Kern jeder Nation, nahm ab, wäh-rend die Zahl der Fabrikarbeiter, die von der Hand zum Munde leben, auf bedenkliche Weise sich mehrte. Schwere, den Gemeinden auferlegte Armen steuern und zeitweise Zuschüsse der Regierung vermochten dem Elende nicht zu wehren; zumal da das Festland, das während der Continentalsperre seine eigenen Kräfte gebrauchen gelernt, sich eine eigene Industrie schuf und den englischen Waaren einen weniger günstigen Markt bot als sonst. Von Noth und Mangel getrieben, versuchten die Proletarier wiederholt durch Aufstände sich eine bessere Lage zu erkämpfen, aber ihr ungesetzliches Beginnen schlug jedesmal zu ihrem Schaden aus. Leicht wurde der wehrlose Haufen von der Mili-1819. tärmacht zu Paaren getrieben; allein die blutige Züchtigung der Insurgenten in Manchester hat der Regierung harten Tadel zugezogen. Die Suspension der Habeas-Corpus-Acte (§. 754), ein Mittel, zu dem schon Pitt wiederholt schreiten mußte, wurde mehrmals zur Dämpfung drohender Aufregung angewendet. Irland. 2. Irland ist bis auf den heutigen Tag der wunde Fleck im englischen Staats- körper. Die Mißhandlungen früherer Geschlechter haben zwischen England und Irland eine Kluft erzeugt, welche die Vereinigung der beiden durch Natur, Religion und Einrichtung verschiedenen Völker nie vollkommen werden ließ. Die durch geheime Einverständnisse mit Frankreich genährte Unzufriedenheit der Irlänver drohte wiederholt in Empörung überzugehen, was die Engländer nöthigte, auf ihrer Hut zu fein, und da sie die Forderungen der Nachbarn uicht gewähren wollten und ihre Zugeständnisse jene nicht zufrieden stellten, so blieb ihnen nichts übrig, als den gährenden Geist durch Strenge niederzuhalten. Zwei Dinge, durch ein altes Unrecht erzeugt, erregten besonders den Haß des irischen Volks: die harte Behandlung des armen Landvolks durch die Grundherren, die einst aus England in der eroberten Nachbarinsel angesiedelt und mit eingezogenen Gütern beschenkt worden waren, und die unnatürlichen Zustände der Kirche, da eine unbeschäftigte (englisch protestantische) Geistlichkeit im Besitz alles irischen Kirchenvermögens war, indeß das katholische, in Armuth lebende Volk seine unbezahlten Priester von seiner Nothdurst erhalten mußte. Für den erstem Mißstand wurde unter dem Aristokraten-Regiment der Tories, die für des Volkes Leiden kein Herz hatten, wenig Abhülfe getroffen , und was auch Pitt zur Besserung Der kirchlichen Zustände Irlands thun mochte, bei der religiösen Engherzigkeit des Königs war keine gründliche Heilung möglich. Erst 1829. unter der folgenden Regierung wurde durch die Emancipations-Acte, die den katholischen Irländern den Zutritt in das englische Parlament gewährte, ein großer Schritt zur Versöhnung gethan. ätüna 3* Nach den schweren Kämpfen gegen Napoleon trat in England ein Zustand der Erschlaffung ein ; es schien, als ob sich die Engländer des errungenen Vorrangs freiwillig ®82ouso: begeben wollten. Der in Lüsten und Genüssen versunkene König Georg Iv., der in seiner Jugend mit der Opposition gegangen, schenkte sein Vertrauen den kalten, in Pitts Staatsweisheit ergrauten Tories und wendete Augen und Herz von feinem Volke ab. Dieses lohnte ihm mit Abneigung und Haß, besonders als er das erste Jahr feiner selbständigen Regierung durch einen ärgerlichen Ehescheidungsprozeß vor dem Oberhause gegen seine in unfreiwilliger Trennung von ihm lebende Gemahlin Karoline 1821- von Braunschweig denkwürdig machte. Als die Königin im nächsten Jahre starb, folgte ihr die Theilnahme und das Mitleid der Nation ins Grab, so wenig auch ihre Sitten und Lebensweise vorwurfsfrei waren. Castlereagh, der langjährige Genosie Georgs und der Träger einer falschen, treulosen Politik, gab sich in einem Anfall von Schwermuth t2i822u8‘ selbst den Tod. Dies erschütterte den König, auf dem so manche Jugendsünde lastete, im höchsten Grade und machte ihn menschenscheu. In düsterer Zurückgezogenheit verbrachte er die letzten Jahre feines Lebens, während deren der große Staatsmann Canniug, welcher den Grundsätzen der lange vom Staatsruder ferngehaltenen Whigs sich näherte, dem englischen Inselreiche wieder seinen früheren Vorrang verschaffte. Da Georgs Iv. einzige Tochter, die geistreiche und liebenswürdige, an Leopold von Koburg vermählte Prinzessin Charlotte jung und ohne Kinder gestorben 26i83o.m war, bestieg nach des Königs Tod sein Bruder Wilhelm Iv., ein schlichter, gerader

4. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 134

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
134 Das Zeitalter d. Zerstrung d. alten Reichs u. d. Entstehung d. neuen deutschen Kaisertums. England und Frankreich; die Julirevolution. 106, England. In England war auf den geijtemnuiken 1'i82o.i'5 G e o r g Iii. sein Sohn G e o r g Iv.. gefolgt, der bereits seit den Be-g9sttiimgmegen die Regentschaft gefhrt hatte. Nach ihm bestieg den Thron sein ebenfalls kinderloser Bruder Wilhelm Iv., auf welchen seine 'i830n b^s noch nicht achtzehnjhrige Nichte Viktoria folgte. Diese heiratete bald 'Ifuoria na$ ihrer Thronbesteigung den Prinzen Albert von Sachsen-Kobuxg, der 1837 bis den Titel eines Prinzgemahls erhielt. Da das deutsche Frstenrecht die 1901' weibliche Erbfolge nicht gestattet, so lste sich nunmehr die Personalunion zwischen England und H ann over, wo Viktorias Oheim, Georgs Iii. vierter Sohn Ernstaugust, Herzog von Cumberland, den Thron bestieg. uere In der ueren Politik hatte sich England schon seit der Anerkennung der sdamerikanischen Republiken und seinem Eingreifen in den griechischen Frmeimampf in Gegensatz zu dem System des Fürsten Metter-nich gestellt. Im Innern gelangt ihm, eine Reihe schwerer Krisen zu Katholiken- berwinden. Zunchst erhielten durch die Emanzipation der .man^chaliou ^ 0 t jjjjt f die der strengkonservative W^e l l i n g t o n als Minister-. Prsident ans Besorgnis vor einem irischen Aufstnde durchfhrte, die katholischen Untertanen Zutritt zum Parlament und zu allen mtern. Parlaments- Durch die Parlamentsreform sodann wurde eine groe Anzahl ls verrotteter Flecken" des Rechts auf einen Parlamentssitz beraubt und eine Reihe neu erblhter Fabrikstdte an ihrer Statt damit begabt. Ferner siegte nach laugen Kmpfen die freihndlerische Strmung (M a n ch e st e x-schule), welche im Interesse der Industrie, die bei wohlfeilerem Brot und Aufhebung demgem niedrigeren Lhnen billiger zu produzieren vermochte, die A u f -bei84ti!Ue Hebung der Kornzlle forderte. Dadurch wurden die holiffi \ Brotpreise beseitigt, die um so drckender gewesen waren, als das Land mehrmals unter schlechten Ernten, schweren Handelskrisen und Arbeitsstockungen gelitten hatte; andrerseits trat allmhlich ein Niedergana, des englischen Getreidebaus ein, zumal seit infolge der starken Entwickelung der Verkehrsmittel ungeheure Mengen berseeischen Getreides auf den europischen Markt geworfen wurden, und England wurde fr seinen Bedarf an Brot vllig vom Auslande abhngig. Eine stete Gefahr blieben Irland, die Zustnde in I r land, wo das Elend der Pchter nicht geringer und die Agitation fr eine Loslsung von England immer strker wurde. Indessen wuchs in den nchsten Jahrzehnten die wirtschaftliche Macht Industrie. Englands ungeheuer. Seit es sich zum reinen Znd u st riestaat entwickelte, wurden die bisherigen hohen Schutzzlle.einer nach dem andern aufgegeben, und das Land, das bei seiner wirtschaftlichen berlegenheit,

5. Die neueste Zeit - S. 159

1897 - Leipzig : Dürr
— 159 — Die bedeutendsten Redner Englands, wie der Kanzler Bronghain, befürworteten die Neuerung, trotzdem mußte der König das Parlament erst einmal auflösen und neue Wahlen anordnen, ehe eine genügende Majorität zusammenkam. Noch schwerer war der Kampf im Oberhause; der König Wilhelm Iv. (seit 1830) selbst schwankte, als die Peers das ganze Gesetz verwarfen. Gras Grey mußte sich zurückziehen, Wellington wurde wieder berufen, aber nur, um bald einen traurigen Abschied von seiner einflußreichen Stellung zu nehmen. Denn ganz England geriet iu eine solche Erregung, daß das Äußerste zu befürchten war. Wellington wurde mit den ärgsten Schmähungen überhäuft, sein Leben war in Gefahr, da gaben die Tories nach. Das Ministerium mußte abtreten, Grey ergriff das Staatsruder von neuem, und das Oberhaus bestätigte die Bill. Eine Reihe wichtiger Zugeständnisse an die neue Zeit folgte dieser Verjüngung des Unterhauses. O'connell wirkte unermüdlich für eine größere Emancipation lselbständigmachuug) der Iren und erreichte wenigstens soviel, daß die Vorrechte der anglikanischen Kirche in Irland beschränkt wurden. Hatten doch bisher die katholischen Unterthanen den englischen Geistlichen den Zehnten entrichten und zum Bau der evangelischen Kirchen beisteuern müssen! Von außerordentlicher Wichtigkeit war es ferner, daß die Sklaverei 1833 in den westindischen Kolonien ganz abgeschafft wurde und die englische Kriegsflotte die Unterdrückung der Negerzufuhr auf allen Meeren übernahm. 1837 starb Wilhelm Iv., ihm folgte seine Nichte Vietoria. Sie vermählte sich mit dem Prinzen Albert von Sachsen-Gotha. Unter ihrem Scepter hatten die zeitgemäßen Reformen einem ruhigen Fortgang. Sir Robert Peel, einer der größten Staatsmänner Englands, wirkte segensreich an der Spitze des Ministeriums. Er war ein entschiedener Verteidiger des Freihandels und setzte es durch, daß die letzten Schranken des Verkehrs fielen Auch durch eine geschickte und würdige äußere Politik stieg das Ansehen Englands im europäischen Völkerverbaude, denn die Tories, die bis zur Wahlreform das Regiment gehabt hatten» waren der freiheitlichen Entwicklung in den Staaten des Kontinentes wiederholt feindlich gegenüber getreten, weil sie nur auf den Nutzen Englands sahen und ohne Bedenken eine absolute Regierung unterstützten, wenn diese ihnen Handelsvorteile gewährte. So hatte z. B. Portugal unter dieser habsüchtigen Einmischung zu leiden gehabt. Nicht als Nachwirkung der französischen Julirevolution, sondern durch einen Erbfolgestreit erhielten die Spanier ihre konstitutionelle

6. Die neuere Zeit - S. 215

1872 - Coblenz : Baedeker
Wilhelm Iv. Victoria I. §. 54. 215 pations-Bill ging endlich (1829) auch im Oberhause durch und verschaffte den Katholiken fast gleiche politische Rechte mit den Protestanten. Ihre Sanction war eine der letzten Hand- lungen Georg’s Iv. (f 1830), dem sein Bruder, der Herzog von Clarence, folgte als Wilhelm Iv., 1830—1887. Auch in England blieb die Julirevolution nicht ganz ohne Einfluss; sie beschleunigte die Reform des Parlamentes, welche die Whigs schon längst als ein Heilmittel für alle innern Uebel erstrebt hatten. Nicht ohne schwere Kämpfe ging die Bill durch (1832), der zufolge die im Laufe der Zeit verfallenen Flecken (rotten boroughs) ihr Wahlrecht verloren und die im Unterhause bisher nicht vertretenen grossen Fabrik- und Handels- städte dasselbe erhielten. Dadurch war zahlreichen andern Re- formen (Freihandel, Einkommensteuer u. s. w.) die Bahn geöffnet und den Whigs die Herrschaft auf längere Zeit gesichert. Auch Lord Palmerston, während seines ersten auswärtigen Mini- steriums (1830—1841), erkannte, dass die Herrschaft der Tories ihrem Ende nahe sei und schloss sich daher den Whigs an; er trat den absolutistischen Prätendenten in Spanien und Portugal entgegen, sicherte die Pforte vor den Eroberungsplänen Russlands und Aegyptens und stellte den englischen Einfluss in Südasien, .als er von dem russischen 10 J. lang überholt war, wieder her. Zwar bildete Wilhelm s Iv. Nichte (Tochter des 1820 gestor- benen Herzogs von Kent) und Nachfolgerin Victoria I. (reg. seit 1837) noch ein Ministerium aus Tories unter dem Vorsitze des Sir Robert Peel (1841), aber dieser setzte gegen das Interesse des güterbesitzenden Adels eine Kornbill durch, welche dem frem- den Getreide England öffnete; daher verwarfen die Aristokraten seine Bill zur Regelung der Verhältnisse Irlands, um ihn („den Abtrünnigen“) so zu nöthigen, seine Entlassung zu nehmen (1846). Es folgte wieder ein Whigministerium mit Lord John Rüssel als Vorsitzenden und Lord Palmers ton als Minister der auswärtigen Angelegenheiten. England erschien unter Palmer- ston’s zweiter auswärtiger Amtsführung (1846 — 1851), eben so wie unter seiner ersten, als Beschützer der liberalen Bestrebun- gen gegen den Absolutismus; so begünstigte er (daher „Lord

7. Geschichte der Neuzeit - S. 548

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
548 Zeitalter der Kmpfe um brgerliche und nationale Freiheit. Wegs demokratischen Charakter tragen sollte. Ebensowenig beabsichtigte der von Lord John Russell am 23. Februar 1830 eingebrachte Reformantrag etwa Einfhrung des allgemeinen Wahlrechts, wie es die sogen. Chartisten in ihrer Volkscharte, peoples charter, unter ihren sechs Forderungen spter, seit 1838, forderten, sondern nur nderung des Reprsentationsrechts zu Gunsten der grern Städte. Unter dem König Wilhelm Iv., der seinem Bruder Georg Iv. (gest. 26. Juni 1830) folgte, bildete Lord Grey ein Whig-Ministerium, und im Frhjahre 1831 legte John Russell die Reformbill des Ministeriums dem Parlamente vor. Dieselbe fand nach der Auflsung desselben zwar in dem neuen Unterhause Annahme, fiel aber im Oberhause, weshalb der König das Parlament vertagte. Die allgemeine Aufregung stei-gerte sich zu einem gefhrlichen Grade; in Bristol kam es sogar zu einem Aufstande. So befand sich auch England am Rande einer Revolution, da die ganze rmere Bevlkerung in England und Irland bereit war, unter dem Schlachtruf der Reform auf die Aristokraten loszustrzen. Daher ging im Sommer 1832 die Reformbill mit einigen nderungen auch im Oberhause durch. An Stelle von 56 verfallenen Flecken erhielten 42 seither nicht vertretene Städte das Wahlrecht. Seitdem sandte England in das Unterhaus 471 Mitglieder, Wales 29, Schottland 53, Irland 105, ein Verhltnis, welches nicht der Einwohnerzahl der einzelnen Lnder entsprach; aber die Kopfzahl war auch nicht fr die Zahl der Reprsentanten der Grafschaften und Städte magebend. Zur Whlbarkeit in das Parlament ist fr Graf-schaftsvertreter ein reines Jahreseinkommen von 600 Pfd. St., fr die Ver-treter der Städte und Flecken ein solches von 300 Pfd. St. erforderlich; blo die ltesten Shne der Lords und die Abgeordneten der Universitten haben ein solches Einkommen nicht nachzuweisen. Die aktive Whlerschaft war an 58 Berechtigungen geknpft. In den Stdten galt als Mastab die Bezahlung einer Wohnungsmiete von 10 Pfd. St. oder der Bezug einer solchen. Die Reform ffnete den Mittlern Klassen das Parlament, hielt aber die geringem fern, weniger durch den Umstand, da kein Unterhausmitglied Tagegelder empfngt, sondern nur Portofreiheit fr Briefe beanspruchen kann, als vielmehr durch die groen Kosten, die eine Wahl fr den Kandidaten mit sich bringt, und durch die Auffassung des englischen Volkes, das sich seinen Stellvertreter nur als Gentlemen, als unabhngige, gebildete, angesehene Männer denken konnte. Doch befriedigte die Reform nicht die arbeitenden Klaffen, die in Robert Owen (geb. 1771) einen opferwilligen Vorkmpfer fanden; die von demselben in Nordamerika gestifteten kommunistischen Gemeinden gingen meist zu Grunde; feine Arbeitervereine bten Terro-rismus und fhrten doch nicht zum Ziele. Der von Thomas Attwood und Feargus O'connor geleitete und durch feine fchwindelhaften Riefen-

8. Bd. 2 - S. 463

1854 - Leipzig : Engelmann
Großbritannien. 463 land in der eroberten Nachbarinsel angesiedelt und mit eingezogenen Gütern be- schenkt worden waren, und die unnatürlichen Zustande der Kirche, da eine unbe- schäftigte (englisch-protestantische) Geistlichkeit im Besitz alles irischen Kirchenver- mögens ist, indeß das katholische, in Armuth lebende Volk seine unbezahlten Prie- ster von seiner Nothdurft erhalten muß. Für den erstern Mißstand wurde unter dem Aristokraten-Regiment der Tories, die für des Volkes Leiden kein Herz hat- ten, wenig Abhülfe getroffen, und was auch Pitt zur Besserung der kirchlichen Zustande Irlands thun mochte, bei der religiösen Engherzigkeit des Königs war keine gründliche Heilung möglich. Erst unter der folgenden Regierung wurde durch die Emancipations -Akte, die den katholischen Irländern den Zutritt in das englische Parlament gewahrte, ein großer Schritt zur Versöhnung gethan. . 3. Nach den schweren Kämpfen gegen Napoleon trat in England ein Zu- stand der Erschlaffung ein; es schien, als ob sich die Engländer des errungenen Vorrangs freiwillig begeben wollten. Der in Lüsten und Genüssen versunkene König Georg Iv., der in seiner Jugend mit der Opposition gegangen, schenkte sein Vertrauen den kalten, in Pitts Staatsweisheit ergrauten Tories und wen- dete Augen und Herz von seinem Volke ab. Dieses lohnte ihm mit Abneigung und Haß, besonders als er das erste Jahr seiner selbständigen Regierung durch einen ärgerlichen E hesch ei du n g spr oz e ß vor dem Oberhause gegen seine in unfreiwilliger Trennung von ihm lebende Gemahlin Kar o lin e von Braunschweig denkwürdig machte. Als die Königin im nächsten Jahre starb, folgte ihr die Theilnahme und das Mitleid der Nation ins Grab, so wenig auch ihre Sitten und Lebensweise zu loben waren. Ca st lereag h, der langjährige Genosse Georgs und der Träger einer falschen, treulosen Politik, gab sich in einem Anfall von Schwermuth selbst den Tod. Dies erschütterte den König, auf dem so manche Jugendsünde lastete, im höchsten Grad und machte ihn menschenscheu. In dü- sterer Zurückgezogenheit verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens, wahrend de- ren der große Staatsmann Canning, welcher den Grundsätzen der lange vom Staatsruder ferngehaltencn Whigs sich näherte, dem englischen Jnselreiche wieder seinen frühem Vorrang verschaffte. Da Georgs Iv. einzige Tochter, die geist- reiche und liebenswürdige, an Leopold von Koburg (den heutigen König der Belgier) vermahlte Prinzessin Charlotte, jung und ohne Kinder gestorben war, bestieg nach des Königs Tod sein Bruder Wilhelm Iv., ein schlichter, ge- rader Mann, den Thron. Unter ihm kam endlich die Sclavenemancipa- tion zu Stande, woran Wilberforce, Buxton und andere Philanthropen viele Jahre gearbeitet. Mit großen Entschädigungs-Kosten für die Pflanzer setzte England in seinen Kolonien die Sclaven in Freiheit und suchte seitdem aus allen Kräften auch andere Nationen zu einem ähnlichen Schritte zu bewegen und den Sklavenhandel gänzlich zu unterdrücken. Nach Wilhelm Iv. erlangte seine Nichte Vi c t o r i a , seit dem 10. Febr. 1840 mit Prinz A l b ert von Ko- burg vermählt, die Krone Englands. *) §. 795. Gründung der englischen Herrschaft in Ostindien. In Ostindien traten die Handelsherren der ostindischen Compagnie als Eroberer auf und erweiterten ihre Niederlassungen allmählich zu einem Reich, an Umfang und Bevölkerung dem Mutterlande weit überlegen. Die Compagnie erschien hier in doppelter Gestalt, als Herrscher und Kausleute. Wahrend sie mit den Franzosen um den Besitz der vordcrindischen Küstenländer und ihrer reichen Handelsstädte rangen, richteten sie zugleich ihre Blicke auf die Gangesländer, besonders das reiche Bengalen, wo die Compagnie schon seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine Niederlassung und eine eigene Waffenmacht besaß. 1698 wurde Calcutta zu einer Präsidentschaft erhoben, durch An- 1829. Hof und Regie- rung. 1821. Is.aug. 1822. 26. Juni 1830. 20. Juni 1837.

9. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 54

1874 - Jena : Costenoble
— 54 —' lament mußte daher den Engländern als eine großartige Fälschung der öffentlichen Meinung, als niedriges Kaufgeschäft erscheinen, weshalb das Verlangen nach Parlamentsreform immer dringender ward. Als Georg Iv. starb (1830), galt Wilhelm Iv., sein Nachfolger, für freisinnig, er behielt aber den mißliebigen Wellington bei. Indessen die Iulirevolution wirkte mächtig auf England ein, und Wellington ward auf der Straße ausgepfiffen, mit Beinwürfen empfangen, und als er nichts von Reform wissen wollte, _ brachen Tumulte aus, Volkshaufen liefen dem Könige nach mit dem Rufe: ,,Nieder mit den Ministern!" und lieferten der Polizei blutige Gefechte. In den Provinzen war es noch ärger; die ergrimmte Menge zündete Adelsschlosser uni) Fabriken an, plünderte, und auf Volksversammlungen in London verlangte man drohend die Entlassung Wellingtons. Auch das Parlament sprach gegen den Minister, der beim auch abtrat (1830). Grey übernahm sein Amt, versprach Abstellung der Mißbrauche, und Rüssel beantragte (1831) eine Parlamentsreform. Diese lautete sehr gemäßigt, trotzdem sprach sich das Oberhaus dagegen aus. Dagegen nahm das Unterhaus dieselbe an, doch die Lords blieben bei der Verwerfung der Reform. Lonbon gerieth in Aufregung. Ungeheure Massen unterzeichneten eine Petition und brachten sie in unabsehbarem Zuge zum Könige. Man verbrannte die Silber der Lords und Bischöfe, hing sie an Galgen und prügelte die Persorten, wo man ihrer habhaft wurde. Wellington ward gesteinigt, Lonbonberry vom Pferbe gerissen, die Häuser der Lorbs tagelang belagert, die Fenster mit Steinen beworfen. In den Provinzen brannte man die Häuser der Reformfeinbe nieber, in Bristol würden beren Häuser erstürmt, geplünbert und das Militär versagt. In allen großen Städten hielt man aufgeregte Volksversammlungen gegen die Lorbs, grünbete Vereine gegen sie und zum bewaffneten Wiberstanbe. Die rabicale Partei verlangte Abschaffung der Standesunterschiede, Einziehung der Kirchen- und Adelsgüter. Trotzdem widersetzte sich das Oberhaus (1831) wieber der Reformbill, und Wellington ward wieder Minister. Nun aber entschloß sich das englische Volk zum Gebrauch der Gewalt. In Birmingham entschieden sich an 300,000 Menschen dafür, Schottland, Irland bewaffneten sich, in London schmähte man den König, wo er sich zeigte, beschimpfte die Königin, und dem Wellington rief man nach: „Hängt ihn, hängt ihn!" Da dankte dieser wieber ab, Grey übernahm sein Amt, und das Oberhaus nahm die Reform endlich an. Hierauf kam die Katholikenfrage auf die Tagesordnung. Diese war nicht minder wichtig. Die irischen Katholiken konnten kein Amt erhalten, durften nicht Vormund werden, kein Pferd

10. Die neuere Zeit - S. 126

1855 - Koblenz : Baedeker
126 Trennung Hannovers von England. jedoch zu Gunsten seines Sohnes, des Prinzen von Asturien. Nach- dem der Thron Jsabella's von dieser Seite gesichert war, dauerten die Kämpfe um die Verfassung bis in die jüngste Zeit fort, und das unablässige Bestreben des Hofes die im I. 1837 angenommene Verfassung durch eine absolutere Regierungsform zu ersetzen, veran- laßte im Juli 1854 eine neue Revolution, welche den Sieg des constitutionellen Princips einstweilen entschied. S- 55. Großbritannien. In Großbritannien ward die Ruhe, die es seit 1815'genoß, zu einer Reform mit dem an zahlreichen Gebrechen leidenden innern Zustande des Reiches benutzt. Vorbereitet von Georg Canning, dem edlen Minister Georg's Iv. (reg. 1820 — 1830), begann sie mit der Emancipation der Katholiken, welche jetzt erst Zutritt zum Parlamente und zu fast allen Staatsämteru erhielten, und mit der Reformbill oder einem Wahlgesetze, welches Wilhelm's Iv. (reg. 1830 — 1837) Minister Graf Grey vorschlug, und wodurch die Grafschaften und Städte erst eine ihrer Volksinenge mehr ange- messene Repräsentation im Unterhause erhielten. Andere Verbesse- rungen, namentlich in den Verhältilissen Irlands, sind vielfach ver- handelt aber noch nicht beschlossen worden. Da auf Wilhelm Iv., in Ermangelung näherer männlicher Verwandten, seines Bruders, des Herzogs von Kent (f 1820), Tochter Victoria I. folgte 1837, so ward Hannover, wo das salische Gesetz gilt, von England getrennt und ein unabhängiges Königreich (unter Ernst August, Bruder Wilhelm's Iv.). Die Königin Victoria vermählte sich (1840) mit dem Prinzen Albrecht von Sachsen-Coburg-Gotha. — Die aus- wärtigen Besitzungen Englands erhielten eine ansehnliche Erweiterung durch die Einverleibung des Pengab in das indobritische Reich (1849) und durch Eroberungen in Hinterindien. S- 56. Deutschland ein Staatenbund. Der europäische Fürsteucongreß zu Wien schuf durch die Bundes- acte vom 8. Juni 1815 „zur Bewahrung der Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit der einzelnen Bundesstaaten und zur Erhaltung der äußern und innern Sicherheit Deutschlands" den „unauflöslichen

11. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für höhere Unterrichtsanstalten - S. 366

1872 - Hannover : Hahn
366 seiner fleiigen und verstndigen Bewohner, wie bisher, sich vor Leichtsinn und Irreligiositt' zu bewahren, und auch fernerhin fromme Anhnglichkeit an das von den Voreltern Ueberlieferte mit offenem Sinne fr das durch die fortschreitende Zeit gebotene Gute zu vereinigen versteht. 20. Juni 3) Auf Wilhelm Iv., der kinderlos starb (20. Juni 1837) 1837 folgte die Tochter seines Bruders, des bereits 1820 gestorbenen Kni?vonherzogs Von Kent, die Prinzessin Victoria als Knigin Englands von Grobritannien und Irland. Diese vermhlte sich mit dem Prinzen Ab ert von Sachsen-Koburg (1840), wodurch seit der Geburt eines Prinzen von Wales (1841) dem deutschen Hause Sachsen-Koburg die Nachfolge auch auf dem eng-lifchen Throne zu hoffen steht. Das mnnliche Haupt des welfischen Hauses, der Herzog von Cumberland, ein jngerer Bruder Wilhelm's Iv., bestieg dagegen als König Ernst August (f 1851) den Thron von Hannover, da hier nach dem dort bestehenden falifchen Gefetze die weibliche Thron-folge ausgeschlossen ist. 4) Mit uerster Gefahr wurde Englands hervorragende Machtstellung in neuester Zeit durch einen in feinem ostindi- 185758sch eri Reiche ausgebrochenen groen Aufstand bedroht. Indischer Dieser begann mit Meutereien der eingebogen Truppen (der Sipahis), zunchst in Mirat, wo ein Sipahiregiment sich emprte, seine Ofsiciere niederfcho und das Quartier der Euro-per in Brand steckte (10. Mai 1857). Der Aufstand verbreitete sich fchnell zum Tb eil unter abscheulichen Greueln der ein weites Gebiet des indobritischen Reichs, insbesondere in der Prsidentschaft Bengalen und den nordwestlichen Provinzen. Hauptsitz der Emprung wurde Delhi, die alte einst prachtvolle Residenz der Gromoguls, wo man einen ihrer Nachkommen zum Kaiser ausrief. 5) In fo fchwieriger Lage zeigten die Englnder fast berall, wo ihre kleinen Abtheilungen an vielen und weit von einander entfernten Punkten des indifchen Bodens gegen berlegene Feinde zu kmpfen hatten, eine sieltene Sicherheit und Thatkrast des Handelns. Noch ehe die Verstrkungen aus Europa eintrafen, wurde Delhi nach verzweifelter Gegenwehr durch General Wilfon wiedergewonnen (14. bis 21. Sept. 1857), und hatte vor allen General Havelock in raschen Schlgen die Kraft des Aufstandes in Bengalen gebrochen. Mit Recht gilt dieser, in welchem das glnzendste militrische Talent mit echt christlicher Frmmigkeit verbunden war, seinen Landsleuten als der Retter Indiens. Leider erlag dieser edle Mann, nachdem er von Campore aus in khnem Zuge mit einer verhltnismig kleinen Schaar seine in Luckno. der Hauptstadt von Audh, emge-

12. Vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 79

1912 - Leipzig : Hirt
156. England und Frankreich. 79 156. England und Frankreich. 1. England. Das englische Volk bewies seine politische Reife, indem es auf friedlichem Wege eine Reihe von Mistnden beseitigte oder milderte, die sich teils aus alter Zeit von Geschlecht zu Geschlecht fortgeerbt hatten, teils als natrliche Folge der rasch berhandnehmenden Industrie nur noch ein Drittel der Bevlkerung lebte von der Landwirtschaft anzusehen sind. Eine offene Wunde am britischen Staatskrper bildete die irische Frage. Der Gegensatz zwischen Katholiken und Protestanten, Kelten und Germanen, Pchtern und Grundbesitzern hatte die Erbitterung der Iren gegen das herrschende Volk in bedrohlicher Weise gesteigert. Sie hatten zwar Zutritt zum Parlament, aber von den Abgeordneten wurde das anglikanische Bekenntnis gefordert. Um einer Emprung vorzubeugen, setzte das Toryministerium unter Lord Wellington 1829 die Aufhebung der 1829. Testakte ( 120, 4) und die Emanzipation der Katholiken (ihre Zu-lassung zum Parlament und zu ffentlichen mtern) durch. Schwieriger war ein anderer Schaden zu heilen, an dem das Par-lament litt. Die Zusammensetzung des Unterhauses wurde mit Recht als schreiende Ungerechtigkeit empfunden: es war fast nur eine Vertretung der oberen Zehntausend", und groe Städte waren ausgeschlossen, weil ihre Blte jnger war als das Wahlgesetz, während herabgekommene Orte (rotten boroughs), die nur noch aus wenigen Husern bestanden, fortfuhren, einen oder zwei Abgeordnete zu whlen. Lange und heftige parlamentarische Kmpfe fanden statt (Vertagung des Parlaments und Auflsung des Unterhauses durch den König Wilhelm Iv., Neuwahlen, Wechsel des Ministeriums, Drohung des Unterhauses, die Steuern zu verweigern), bis das Parlament 1832 die notwendigste Reform an sich selbst vornahm und den benachteiligten 1832. Stdten den ihnen gebhrenden Anteil gewhrte. Weitere Reformen folgten. Zu den wichtigsten gehrt die Aufhebung der Sklaverei in den Kolonien. Zur Entschdigung der Sklavenbesitzer wies das Parlament 20 Millionen Pfund Sterling an. Freilich ging bei der Faulheit der frei gewordenen Neger der Plantagenbau zurck. Fast noch trauriger als die Lage der schwarzen Sklaven war das Los der Arbeiterbevlkerung in den englischen Fabrikstdten. Malose Ausnutzung der Arbeitskraft, bertriebene Frauen- und Kinderarbeit, Brotverteuerung durch die Kornzlle und Miernten erzeugten eine tiefgehende Grung, und wilde Agitatoren schrten auf nchtlichen Versammlungen bei Fackelschein die Erregung der Massen. Es bildete sich 1838 die Partei der Chartisten 1838. (sie beriefen sich auf einen ungeschriebenen Freibrief des Volkes", peoples charter), die zunchst das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht ver-langten, um durch dieses Mittel die materielle Lage der arbeitenden Klassen

13. Handbuch der Geographie für die Jugend - S. 85

1834 - Münster : Deiter
Das Königreich Hanover. .85 genden haben sehr fetten Boden. Die Anzahl der Bewoh- ner betragt noch nicht ganz 1^^ Million, unter denen etwa 260,000 Katholiken sind. König ist seit Juni 1830 Wilhelm Iv., zugleich König von Großbritanien und Irland, dessen Stelle sein Bruder, Herzog von Cambridge, als Vicekönig versieht. Das Militair betragt 13,000 Mann. Man theilt das Reich in 6 Landdrosteien und 1 Verg- hauptmannschaft. n) Landdrostei Hanover mit der Hauptstadt Hanover an der Leine, 25,000 Inw , Re- sidenz des Vicekönigs. In der Nähe liegen die Lustschlösser Mont- brillant und Herrenhausen; bei dem letztern treibt ein Springbrunnen das Wasser mit starkem Getöse 120 Fuß hoch. — H a m e-l n an der .Weser, ehemals Festung. b) Landdrostei Hildesheim mit Hildes heim, 13,Ooo Inw-, hat 19 Kirchen, einen ka- tholischen Bischof; im Dom ist die Jrmensäule, ein Götzenbild der alten Deutschen. — Goslgr an der Gose und am Fuße des Harzes mit 5000 Inw., brauet berühmtes Bier, Gose ge- nannt,.war sonst wohl der Sitz deutscher Kaiser; von 8 Kaisern sieht man hier noch die Bildsäulen. Aus dem Rammelsberge bei der Stadt wird Silber gegraben. — Göttingen an der Leine mit 1l,Ooo Inw., in ganz Deutschland durch die Universität mit ihren Sammlungen, z. B. von Kleidungen und Waffen der Wil- den, berühmt. Auch sind die Göttinger Würste bekannt. c) Landdrostei L üneburg mit Lüneburg, 12,000 Inw , hat ein reiches Salzwerk, des- sen Quelle ein Schwein entdeckt hat. Ein Schinken dieses Schwei- nes ist auf dem Rathhause noch in Spiritus zu sehen. — Celle an der Aller, eine Festung mit 9000 Inw. Zwischen Lüneburg und Celle ist die Io Meilen lange Lüneburger Haide, mit Haidekraut bewachsen, welches magern Schafen, Haideschnucken genannt, zum Futter dient. Wird das Kraut zu holzig, so zün- den die Bauern es an, und die Haide blennt, so weit das Auge reicht. Die Asche düngt den Boden, und in kurzer Zeit sprosset zarteres Kraut hervor. Auch halt man viele Bienen, deren Stöcke man auf Schubkarren in der Haide umherfahrt. — Haar- burg an der Elbe, der großen Stadt Hamburg gegenüber, hat 4ooo Inw., Wachsbleichen, Zuckersiedereien, ein festes Schloß. ä) Landdrostei Stade mit Stade, Festung, hat 6000 Inw. und ist die Hauptstadt des sogenannten Herzogthums Bremen, zu welchem aber nicht die Stadt Bremen gehört. Im Dorfe Lilienthal nahe bei der Stadt Bremen ist eine berühmte Sternwarte. —^ Verden an der Aller hat 4000 Inw., und war ehemals Hauptstadt eines Fürstbisthums.

14. Uebersicht der Welt- und Völkergeschichte - S. 84

1846 - Berlin : Klemann
84 Neuere Zeit. cord 1775, 19. April, bricht der Krieg aus. Die 13 Co- tonien, welche in einen Nationalcongreß zu Phila- delphia zusammengetreten sind, erklären 1776, 4. Juli, ihre Unabhängigkeit. Washington's Feldherrnta- lent, Frankl in's geschickte Leitung der innern Angelegen- heiten und die Unterstützung Frankreichs, seit 1778 mit Nordamerika verbündet, geben letzterem das Uebergewicht über England. Vourgoyne wird mit seinem Heere bei Saratoga, 1777, gefangen, Cornwallis in Uorktown, 1781, von Washington zur Uebergabe gezwungen. 1783. Im Frieden zu Versailles erkennt England die Unabhängigkeit der vereinigten Staaten von Nordamerika an. — . Für die Verluste in Amerika findet England in den - gleichzeitigen Eroberungen in Ostindien (Warren Hastings — Hyder Ali, Tippo Saib) reichliche Entschädigung. Der Kampf gegen Frankreich und dessen Verbündete, 1793 — 1815, wird nur auf kurze Zeit durch den Frieden von Amiens, 1802, und den Frieden von Paris, 1814, un- terbrochen, und unter der weisen und.energischen Leitung des jüngern Pitt ('s 1806) auf allen Meeren (Abukir 1798, Trafalgar 1805, 21. Oct. Nelson ch), in Spanien (Vittoria 1813) und zuletzt in den Niederlanden (Waterloo 1815 — Wellington) ruhmvoll ausgefochten. England gewinnt in diesen Kriegen das Kapland (erobert 1795), Ceylon und einen Theil der holländischen Besitzungen von Guyana (1796), Malta (1800) und den Schutz über die ionischen Inseln (1815). 1820—1830. Georg Iv., welcher schon 1811 als Prinz-Re- gent (für den seit 1810 geisteskranken Vater) die Regierung übernommen hatte. — Die blutigen Unruhen in Irland (besonders seit 1828), durch die traurige Lage und Noth des Volks hervorgerufen, führen 1829 die Emancipation der irländischen Katholiken herbei. 1830—1837. Wilhelm Iv., Herzog von Clarence, dritter Sohn Georg's Iii. — Durch die Reformbill 1832 wer-

15. Bd. 8 - S. 237

1846 - Braunschweig : Westermann
237 des siebenjährigen Krieges. Am blühendsten, am kräftigsten aufstrebend unter den europäischen Mächten erschien England. Handel und Seemacht waren die Grundlagen seiner Größe. Auf die entschiedenste Weise hatte es in dem verflossenen Kriege seine Ucbcrlcgcnhcit zur See über die Rivalin Frankreich kund gethan. Nur ein Kriegsschiff war dieser legten Krone geblieben. Zwei hundert drei und sechzig solcher Schiffe Englands beherrschten die Meere. Die Wir- kung von Walpole's friedfertiger und sparsamer Verwaltung auf Erhöhung der Nationalindustrie und Verminderung der Staatsschuld dauerten nach seiner Entfernung fort, und wurden auch durch den Krieg nicht aufgehoben. Groß- britannien stand nach dem aachener Frieden in Neid erregender Wohl- fahrt da. Ganz anders Holland. Nicht nur die moralischen Triebfedern, welche einst sein republikanisches Volk emporgehoben, waren abgenüzt und an die Stelle des alten Heldengeistes hier gemeiner Handels- und Spießbürgcrsiun, dort aristokratische Indolenz getreten; sondern auch die materiellen Grund- lagen der Macht ermangelten, seitdem sein Handel durch jenen Englands Übertrossen und fast überall durch die Eifersucht anderer Staaten gehemmt, seine Marine durch finanzielle Noth hcrabgekommen, und sein Landheer, meist aus geworbenen Fremdlingen bestehend, an Disciplin, wie an Zahl verringert war. Einiges Leben erhielt die Entgegensezung der beiden Staatsparteien, der Dränier und Antioranicr; und nach der Wiederherstellung der Statt- halterschaft bestrebte sich Wilhelm Iv., nach seinem baldigen Tod (1791) aber und während der Minderjährigkeit seines Sohnes, Wilhelm's V., die vormundschaftliche Regierung (ans des Prinzen Mutter, K. Gcorg's I. Tochter, und dem Herzog Ludwig von Braun schweig bestehend), durch einige heilsame Reformen Popularität zu erringen. Den eindringlichsten Gegensaz mit Englands durch konstitutionelle Freiheit befördertem Gedeihen bildete des despotischen Frankreich zunehmende Schwäche und Noth. Es war aber diese Despotie eine dreifache, des Hofes, des Adels und der Geistlichkeit, welche vereint auf dem Nacken des unglück- lichen Volkes lastete. Ludwig Xv., einst der Vielgeliebte und nicht ohne Hoffnung gewährende Thätigkeit, sank mit fortschreitenden Jahren zum orientalischen trägen Schwelger, zum willenlosen Werkzeug böser Minister, Günstlinge und Maitressen herab. In gleichem Maße erschlaffte auch die Nation. Die niederen Klassen wurden durch Druck cntmuthigt, alle aber, da

16. Neuere Geschichte - S. 78

1871 - Berlin : Weber
— 78 — 28 Sept. Uhrich in Strahbnrg kapitulirt mit 17,000 M. (über 100 Kanonen.) 27 Okt. Bazaiue in Metz kapitulirt mit 150,0000 M. Die Deutschen erbeuten 1400 Kanonen und 300,000 Gewehre. Durch die Kapitulation von Metz erreicht die Zahl der gefangenen Franzosen 320,000 M. (darunter 4 Marsch., 140 Gen., 10,000 Off.) Im Dec. schließt Bismarck mit den Vertretern der deutschen Regierungen in Versailles die Verträge ab, nach denen die norbb. Bundesverfassung auch in Baiern, Würtemberg, Baden, Hessen gelten soll. König Wilhelm I. nimmt die ihm auf Anregung des Königs Ludwig Ii. von Baiern von den deutschen Fürsten dargebotene deutsche Kaiserkrone an. Die von dem energischen Gamdetta (f. S. 68) in's Feld gerufenen Armeen unter Faidherbe, Aurelles de Paladine (Chanzy), Bonrbaki können den tapfern deutschen Armeen unter Manteufsel und Göben, Prinz Friedrich Karl, Werder nicht widerstehen. 1871, 28 Jan. Abschluß eines 3 wöchentlichen Waffen still-stands, der später bis zum 26 Febr. verlängert wird. Kapitulation der pariser Besatzung und Besetzung der pariser Forts durch die Deutschen. Die neuberufene franz. Nationalversammlung ratificirt am 1 März die zwischen Graf Bismarck und Jules Favre vereinbarten Friedenspräliminarien von Versailles. 21 März. Eröffnung des ersten allgemeinen deutsche« Reichstags in Berlin. 10 Mai. Friede zu Frankfurt, s. S. 69. §. 33. England. 1820—30. Georg Iv., ein genußsüchtiger, von den Tories beherrschter Fürst, der die letzten Jahre seines'lebens (nach dem Selbstmorde seines vieljährigen Genossen Kastlereagh) in düsterer Zurückgezogenheit verbringt, während sein großer Minister Kan-ning die Regierung führt. 1829.'Emancipationsakte, durch welche auch kathol. Irländer in's engl. Parlament gewählt werden können. 1830—37. Wilhelm Iv., ein schlichter, treuherziger, beliebter Fürst. Unter ihm setzen die Whigs die Parlamentsreformbill und die Sklavenemancipation durch. In Irland Agitationen für den Widerruf (repeal) der seit 1801 bestehenden parlamentarischen Vereinigung mit England. (O'konuel, der große Agitator.) Mit Wilhelm's Iv. 'Tode kommt Hannover an seinen Bruder Ernst August. 1837 — jetzt. Viktoria, Wilhelm's Iv. Nichte, seit 40 vermahlt mit Albert von Sachsen - Koburg (-j- 61). Sie läßt mit gewissenhafter Treue dem Selbstregiment seinen Lauf. Die Versuche des Melbourne'schen Whigministeriums, die Lage der Armen durch Aufhebung der Korngesctze zu verbessern, scheitern

17. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 546

1852 - Leipzig : Wigand
546 Dritter Zeitraum. Ii. Abschnitt. gegen die auswärtigen Machte zeigte, dass er die Rechte der Mensch- heit achte. England anerkannte am 1. Januar 1825 die Unabhängig- keit der südamerikanischen Freistaaten. Doch im Jahre 1827 erlag Canning, welcher den Geist des Aufruhrs fast ganz aus Eng- land zu bannen verstand, und überall zweckmäßige Reformen einführte, den Ungeheuern Anstrengungen der nächtlichen Arbeiten. Er starb am 28. August. Aus Canning trat der freisinnige Robinson (Lord Gode- rich) in's Ministerium, welcher aber schon am 18. Januar 1828 mit seinen besten College» dem Ministerium Wellington weichen musste, welches fortwährend mit Pasquillen und Satiren verfolgt wurde. Vor- züglich verbasst machte sich Wellington dadurch, dass er das Verfahren Don Miguel's billigte, und diesen Tyrannen sogar unter der Hand unter- stützte, und den nach England geflüchteten Portugiesen den fernern Auf- enthalt versagte. Selbst der Herzog von Clarence, der nachmalige König Wilhelm Iv., legte, in Folge eines Wortwechsels mit Welling- ton , seine Stelle als Großadmiral nieder. Das wichtigste Ereigniss aber, welches dieses Ministerium auszeichnet, war die Emancipa- tion der Katholiken in Irland. Aber auch diese hatte Canning bereits eingeleitet. Wellington hätte auch vielleicht dadurch etwas in der öffentlichen Meinung gewonnen, wenn er nicht thöricht genug gewesen wäre, die Pressfreiheitder englischen Journale anzugreifen. So nahete auch das für Englandverhängnisövolle Jahr 1830. — Das Königreich der Niederlande wurde durch die englische Politik geschaffen, um der Eroberungsftlcht Frankreichs einen starken Damm entgegenzusetzcn. Der König Wilhelm Friedrich, aus dem Hause Nassau - Oranien , gab dem vereinigten Belgien und Hol- land eine ziemlich freisinnige Verfassung. Aber man hatte nicht daran gedacht, dass Nationen sich nicht wie diplomatisch-politische Karten zusammenmengen lassen. Dazu waren das katholische Belgien und das protestantische Holland durch Religionsverschiedenheit einander ent- fremdet. Desshalb wurde sogar die Einmischung des Papstes erforder- lich , um die Belgier zu vermögen, die Constitution zu beschwören, was erst im Juli 1816 erfolgte. — Theuerung steigerte in den Jahren 1816 und 1817 die Noth der niedern Volksklassen aufs Höchste, und ver- leitete zu Tumulten und Mordbrenncreien, die fast alltäglich wurden. Im Jahre 1819 wollte die Regierung die flamändisch-holländische Sprache gesetzlich allgemein einführen, wodurch Belgien aller Eigen- thümlichkeil und Selbstständigkeit beraubt werden sollte. — Um aber die Regierung bei der Nation vollends verhasst zu machen, benutzten die Pfaffen jedes die Nation oder auch wohl nur den Handel und einzelne Gewerbe betreffende Hebel, und erklärten es als Strafe des Himmels. Im Jahre 1825 richtete eine große Ueberschwemmung schreckliche Verheerungen an. — Die Pfaffen benutzten dies Ereigniss, die Zwie- tracht nur noch höher zu steigern. Im Jahr 1827 schloss die Regie-

18. Abriss der neuesten Geschichte - S. 26

1875 - Mainz : Kunze
26 1837 f Wilhelm Iv.; es folgt seine Nichte Alexandine Victoria; — der Herzog von Cnmberland als Ernst August König von Hannover, das damit von jeder Verbindung mit England ge- löst ist. Die unbefriedigende Lage zeigt sich in der ultraradikalen Bewegung der Chartisten für jährliche Wahlen mit allgemeinem Stimmrecht, Besoldung der Abgeordneten u. s. w.; fruchtbarer war die von Manchester aus durch Richard Cobden und die Anticornlawleague geleitete Agitation für Abschaffung der Korn- zölle 1839. Fortdauernde Uuzufriedenheit in Irland; wolil- thätige Wirkung der Mässigkeitsvereine des Paters Matthew. Unscheinbare, aber wichtige Refonnmassregel die Herabsetzung des Briefportos ,1840. B. Der Osten. 1. Russland und Polen. Die von Alexander I. dein Königreich Polen gegebene Consti- tution trägt bei dem Misstrauen der russischen Regierung und der unruhigen, Agitation und Verschwörung der ruhigen Arbeit vor- ziehenden Sinnes weise des polnischen Adels keine Früchte. Eine länger vorbereitete Verschwörung kommt infolge der pariser Ereignisse Nov. 1830 in Warschau zum Ausbruch; der Statthalter Grossfürst Constantin verlässt mit den russischen Truppen das Land. Die Versuche der Gemässigten und des Generals Chlopitzky, der die Diktatur in die Hand nimmt — mit Russland zu friedlicher Verständigung zu gelangen, schei- tern, und lähmen zugleich die Kraft der Revolution, die, einmal begonnen, nur durch rücksichtslose Kühnheit gelingen konnte. Ein russisches Heer unter Diebitzsch rückt heran; 19. Febr. 1831 bei Grochow in Angesicht der Tliürme von Warschau Schlacht ohne Entscheidung. Der Aufstand verbreitet sich unter dem Adel der Provinzen des alten Polenreichs, Litthauen, Podolien, Volhynien; aber die Niederlage Skrzynezkys bei Ostrolenka Mai 1831 vernichtet die Aussichten auf Erfolg in Litthauen, Paskiewitsch, des von der Cholera weggerafiten Diebitzsch Nachfolger, rückt vor Warschau, wo unter terro- ristischen Gräueln General Krukowiezky sich der Gewalt be- mächtigt (Aug,). Heftiger Kampf in Warschau im Sept.;.

19. Die Neuere Geschichte - S. 251

1850 - Hannover : Hahn
251 4) Wilhelm Iv. (1830 — 1837), bisher Herzog von Clá- rente und zu den Whigs sich hinneigend. Diese traten bald mit dem Grafen Grey, Brougham, Althorp, Melbourne, John Rüssel, Palmerston u. a. in's Ministerium, da die Tories in Folge der Julirevolution ohnehin nicht mehr an der Zeit waren. Durch dieses Ministerium, insbesondere durch den edlen Grey und thatkräftigen Lord John Rüssel ward die längst ersehnte Reform des Parlaments durch ein verbessertes und erweitertes Wahlgesetz durchgesetzt. Durch diese wichtigste Veränderung, welche die englische Verfassung seit der Kill ok rights erfahren hat, ward den verfallenen Burgflecken (rotten borougk8) ihr Stimmrecht entzogen, dies an bedeutende Städte, die bisher nicht vertreten waren, übertragen, und die Zahl der Wähler vermehrt. Übrigens fand die Bill, seit sie Lord Rüssel am 1. März 1831 zum erstenmal im Unterhaus einbrachte, lange den heftigsten Widerstand und wurde erst, nachdem das Parlament aufgelöst und die Gesinnung des Landes in den neuen Wahlen zum Unterhaus für die Maßregel sich noch entschiedener ausge- sprochen hatte, auch vom Oberhause angenommen (4. Juni 1832). 5) Auch durch mehrere andere zeitgemäße Reformen erwar- den sich die Whigs bleibende Verdienste um ihr Land. Die im Interesse der Humanität erfreulichste Maßregel ist die durch sie erwirkte Abschaffung der Sklaverei in den Colonicen. Die Bill für allmählige Emancipation der Sklaven in Westindien (1833) erklärte diese sofort persönlich frei und unter den Schutz der Gesetze gestellt; ihre Herren müssen sie jeder Zeit gegen Ent- schädigung völlig frei geben, nach 12 Jahren sind sie dies von selbst. Den Pflanzern wird vom Staate eine Entschädigung von 20 Millionen Pfund bezahlt. 6) Auf Wilhelm Iv., der kinderlos starb (20. Juni 1837), folgte die Tochter seines im Jahr 1820 gestorbenen Bruders, des Herzogs von Kent, Victoria (1837—) als Königin von Großbritannien und Irland; Hannover aber, wo das salische Gesetz gilt, fiel an Wilhelm's Iv. Bruder, Ernst August, bisher Herzog von Cumöerland. — Auch unter der von ihrem Volke hochgefeierten Königin Victoria, welche sich mit dem Prinzen Albert aus dem Hause Sachsen-Koburg vermählte (1840) behielten die Whigs, deren Haupt gegenwärtig Lord John Rüssel ist, meist die Lei- tung der Geschäfte in Händen, wiewohl in diesem Lande, dessen Staatsleben überhaupt naturgemäß und verständig geordnet ist, Whigs und Tories im Regimenté zu wechseln pflegen, jenachdem die eine oder andere Partei zur Ausführung dessen, was nach der jedesmaligen Lage der Dinge das Gemeinwohl fordert, taug- licher erscheint. So trat 1841 der treffliche Robert Peel an die Spitze der innern Verwaltung und führte durch wichtige Reformen

20. Bd. 3 - S. 164

1844 - Leipzig : Kollmann
r — L64 — mit ihm theilcn sollte. Sobald er glaubte, sie beweise irgend Jemandem außer ihm ein besonderes Wohlwollen, ward er launisch und verdrießlich, ja, verletzte selbst die seiner Monarchin schuldige Ehrerbietung. Als er einst im geheimen Rathe mit ihr über die Besetzung der Statthalterschaft in Irland stritt, vergaß er sich so weit, daß er ihr, weil sie seine Vorschläge verwarf, auf eine verächtliche und beleidigende Art den Nucken zukchrte. Elisabeth, heftig und zum Jähzorn geneigt, entbrannte von Ingrimm, sprang'auf und gab ihm eine Ohrfeige, die sie noch mit einem beschimpfenden Ausdrucke begleitete. Uebermannt von Schmerz und Ehrgefühl über eine so schmähliche Behandlung schlug Essex an seinen Degen und schwur, daß er selbst von Heinrich Viii. eine solche Beleidigung nicht würde ruhig ertragen haben, eilte auch sogleich fort, um nie wieder an den Hof zu kommen. Der Kanzler, Lord Eg ertön, ein Freund des Grafen, rieth ihm in einem Schreiben, die Königin zu versöhnen, um sich nicht der Willkühr seiner Feinde und deren Cabalen hinzuge- den. Essex aber antwortete mit Heftigkeit, daß cs weder mit seinen Begriffen von Ehre, noch von Religiosität vereinigt werden könne, eine solche Beschimpfung ruhig zu erdulden. Diesen Brief zeigte Egerton seinen Freunden, die unvorsichtig genug waren, Abschriften davon bekannt zu machen. Dennoch war ungeachtet dieser verstärkten Reizung die Parteilichkeit und An- hänglichkeit der Königin an ihren Liebling so überwiegend, daß sie ihm ihre volle Zuneigung bald auf's Neue schenkte. Er erschien bei Hofe begünstigter, als ehemals, besonders da sein alter Geg- ner, der Lord Burleigh, während der Zeit gestorben war, und gewiß hätte künftig auch nichts als eigene Unbesonnenheit fein wohlbefestigtcs Ansehen erschüttern können. Aber er beleidigte sehr bald die Königin abermals, und zwar, als sie ihm gerade eine Gelegenheit gegeben, bei Anlaß eines Aufstandes in Irland neue Lorbeeren zu sammeln. England hatte schon seit vierhundert Jahren über diese In- sel die Rechte der Oberherrschaft ausgcübt; aber der rohe Geist der Eingcborncn, wie der geringe Ertrag dieser Acquisition hat- ten stets die Monarchen von England veranlaßt gehabt, auf die- ses Reich nur wenigen Werth zu legen *). Die Bewohner des- *) Die Behauptung von Irland kostete Elisabeth zwei Dritttheile mehr,