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1. (Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte) - S. 107

1861 - Berlin : Gaertner
107 Bestrebungen für die Ruhe Deutschlands konnte es nicht fehlen, daß dasselbe in seinem innern Leben einen neuen Aufschwung erhielt. Zwar hemmten Englands Waaren den Handel und Gewerbesleiß; doch er- schwerten die mächtigsten deutschen Länder, Oestreich und Preußen, fremde Zufuhr und bereiteten so (insonderheit Preußen durch den großen Zoll- verein 1829) für das gewerbliche und Handelsleben eine herrliche Zu- kunft vor. Die Geistesbildung erreichte bei keinem Volke eine solche Höhe, wie bei den Deutschen. Doch es entstand in Frankreich eine neues die sogenannte Jntirevolntion, deren Einfluß sich auch aus mehrere kleine deutsche Staaten erstreckte. In Braun schweig wurde der Herzog Karl wegen seiner gewaltsamen und willkührlichen Regierungsweise vom Volke abgesetzt, und nachdem man das Schloß niedergebrannt hatte, des Herzogs Bruder Wilhelm erhoben (1830). Zn gleicher Zeit brachen in Sachsen und Hessenkassel Unruhen aus. Auch war jener Geist der Volksthnmler (Demagogen), welche in Deutschland völlige Volksherr- schaft herbeiznführen beabsichtigten, noch nicht ganz unterdrückt. Davon gaben das Hambacher Fest (1832 Wirth und Siebenpfeifer) und der lieber fall zu Frankfurt (1833) einen deutlichen Beweis. Ein neuer Ministercongr eß zu Wien (1834) mußte dagegen einschreiten. Seit diesen Ereignissen erfreute sich Deutschland vollkommener Ruhe. Oestreich, wo Ferdinand l (1885) seinein Vater folgte, und Preußen seit 1840 unter Friedrich Wilhelm 14. wirkten gemeinsam für die Aufrechthaltung des Friedens in ganz Europa und für Erhöhung des Nationalwohlstandes. In Preußen insonderheit durchdrang geistige Bildung die Masse des Volkes. Das Jahr 1848 schien bestimmt zu sein, eine neue Zeit für alle europäischen Staaten heraufzuführen. Eine Revolution, welche im Februar dieses Jahres in Frankreich ausbrach, den König zur Flucht nöthigte und die Monarchie in eine Republik umwandelte, wirkte in Deutschland zunächst dahin, daß fast in allen Staaten das Revolutionsspiel nachgeahmt und die alten Regierungen gestürzt wurden. In Folge dessen legte Ferdinand I. in Oestreich die Regierung nieder und übertrug sie seinem Ressen Franz Joseph (1848 im December). In den östreichischen Ländern herrschte überall Aufruhr, der nur mit Mühe gedämpft werden konnte (Radetzky in Oberitalien, gegen den König Karl Albert von Sardinien, Jel- l ach ich und russische Hülse unter Paskewitsch in Ungarn gegen Kossuth). Eine von den Fürsten berufene Reichsversammlnng zu Frankfurt am Main sollte die Zeitidee eines vereinigten Deutschlands in einer neuen Gestalt verwirklichen. Die Versammlung trat aber in Widerspruch mit sich selbst und den von den Fürsten erhaltenen Auf- trägen, brachte es jedoch nach heißen Kämpfen dahin, daß dem König von Preußen die deutsche Kaiserkrone angetragen wurde (1840). Preußen nahm die Krone nicht an, berief aber seine Abgeordneten aus

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1. Bd. 4 - S. 110

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
110 Ii. Die Zeit neuer Staateiibildungen. abdanken; am 31. versammelte sich ein Vorparlament in Frankfurt, um Deutschland umzuschafsen. Ein ungeheurer Kessel öffnet sich da vor unsern Augen, in welchem alles durcheinander brodelt, so daß sich die einzelnen Begebenheiten nur schwer einreihen lassen. Nie noch hatte Frankreich den glänzenden Ruhm, der Tonangeber für Europa Zu fei», in so ausgedehnter Weise verdient: Alles lechzte nach Grundrechten, und suchte alle mögliche und unmögliche Menschenrechte festzustellen, von denen wohl das verhängnisvollste das allgemeine Stimmrecht ist. Durch die Klugheit Leopolds I. (S. 66), der sich erbot, feinem Volke die Kosten einer Revolution durch Abdankung, falls sie gewünscht werde, zu ersparen, blieb Belgien von dem Revolutioussieber nnangestecft. Und als die englischen Chartisten (S. 51) London mit einem großen Tage beglücken wollten, reihten sich alle ruhigen Bürger in die Polizei ein und erwehrten sich durch ihre feste Haltung der Unruhestifter. Holland begnügte sich mit Einführung einer freisinnigeren Verfassung. Durch das übrige Mitteleuropa aber grafsirte das welsche Fieber unaufhaltsam weiter, bis es sich ausgetobt und durch feine bitteren Früchte die Völker über die Jämmerlichkeit seiner Wurzel aufgeklärt hatte. § 2. Oestreich will zerfallen. Unter dem schwachen Ferdinand I. (1835—48) hatte Metternich noch unumschränkter feine Politik des Stillstands fortgeführt, und ebendamit Oestreich dem deutschen Leben immer mehr entfremdet. Daß sich mittlerweile die einzelnen Nationalitäten des Reichs innerlich sammelten und ausbildeten, kümmerte den hohen Leiter wenig. So bitter die Deutschen in Italien gehaßt wurden, war doch die Regierung nirgends Darauf bedacht, das deutsche Element zu stärken; vielmehr vereinigten sich an der Südgrenze Polizei und Klerus in dem Bestreben, alles zu verwelschen, bis die romanische Sprache auf die Wasserscheide der Alpen herausgerückt war. Geborne Deutsche

2. Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 94

1872 - Berlin : Gaertner
— 94 — hemmten Englands Waaren den Handel und Gewerbefleiß; doch erschwerten die mächtigsten deutschen Länder, Österreich und Preußen, fremde Zufuhr und bereiteten so (insonderheit Preußen durch den Zollverein 1834) für das gewerbliche und Handelsleben eine herrliche Zukunft vor. Die Geistesbildung erreichte bei feihem Volke eine solche Höhe, wie bei den Deutschen. Da entstand in Frankreich die Juli-Revolution, deren Einfluss sich auch auf mehrere kleine deutsche Staaten erstreckte und die friedliche Entwickelung hemmte. Zn Braun schweig wurde der Herzog Karl wegen seiner gewaltsamen und willkürlichen Regierungsweise vom Volke abgesetzt und, nachdem man das Schloss niedergebrannt hatte, des Herzogs Bruder Wilhelm zum Herrscher erhoben (1830). Zu gleicher Zeit brachen in Sachsen und Hessen-Kassel Unruhen aus. Auch war jener Geist der Volkstümler (Demagogen), welche in Deutschland völlige Volksherrschaft herbeizuführen beabsichtigten, noch nicht ganz unterdrückt. Davon gaben das Hamb ach er Fest (1832 Wirth und Siebenpfeifer) und der Überfall zu Frankfurt (1833) einen deutlichen Beweis. Ein neuer Ministerkongress zu Wien (1834) musste dagegen einschreiten. §• 115. Deutschland seit der französischen Februarrevolution. Seit diesen Ereignissen erfreute sick Deutschland vollkommener Ruhe. Österreich, wo Ferdinand I. (1835) seinem Vater folgte, und Preußen, seit 1840 unter Friedrich Wilhelm Iv., wirkten gemeinsam für die Aufrechthaltung des Friedens in ganz Europa und für Erhöhung des Nationalwohlstandes. In Preußen insonderheit durchdrang geistige Bildung die Masse des Volkes. Das Jahr 1848 schien bestimmt zu sein, eine neue Zeit für alle europäischen Staaten heraufzuführen. Eine Revolution, welche im Februar dieses Jahres in Frankreich ausbrach, den König zur Flucht nöthigte und die Monarchie in eine Republik umwandelte , wirkte in Deutschland zunächst dahin, dass fast in allen Staaten das Revolutionsspiel nachgeahmt und die alten Regierungen gestürzt wurden. Infolge dessen legte Ferdinand I. in Österreich die Regierung nieder und übertrug sie seinem Neffen Franz Josef (1848 im Dezember). In den österreichischen Ländern herrschte überall Aufruhr, der nur mit Muhe gedämpft werden konnte (Radetzky in Ober-Italien gegen den König Karl Albert von Sardinien, Jellachich und russische Hilft unter Paskewitsch in Ungarn gegen Kossuth). Eine von den Fürsten berufene Reichsversammlung zu Frankfurt am Main sollte die Zeitidee eines vereinigten Deutschlands in einer neuen Gestalt verwirklichen. Die Versammlung trat aber in Widerspruch mit sich selbst und den von den Fürsten erhaltenen Aufträgen, brachte es jedoch nach heißen Kämpfen dahin, dass dem König von Preußen die deutsche Kaiserkrone angetragen wurde (1849). Preußen nahm die Krone nicht an, berief aber feine Abgeordneten ans Frankfurt zurück. Österreich that dasselbe, und so löste sich unter mancherlei Widerspruch und Aufruhr die Frankfurter Versammlung auf. Preußen machte dann einen Versuch, unter den deutschen Staaten eine Union zu begründen, scheiterte aber an der Eifersucht Österreichs und der deutschen Mittelstädten (Reichstag zu Erfurt, Erneuerung des deutschen Bundestages, Zusammenkunft in Olmütz, Konferenzen in Dresden). Die traurigste Erscheinung dabei war der erfolglose Kampf für Schleswig-Hol-

3. Deutsches Lesebuch - S. 182

1844 - Hamburg : Herold
182 men: Kursachsen, das Herzogthum Sachsen, Hessen-Kassel, Brandenburg, Preußen, Würtemberg, die Pfalz, Braun- schweig, Meklenburg, Pommern, mehrere kleine deutsche Reichsfürsten und die meisten Reichsstädte; im Ganzen ge- nommen war es vorzüglich das nördliche Deutschland, worin die Reformation den schnellsten Eingang fand. Katholisch blieben: die östreichischen Staaten, Baiern, im Gebiete der Schweiz aber die Kantone: Schwiz, Uri, Unterwalden, Zug, Lucern. Außerhalb Deutschlands verbreitete sich die Reforma- tion nach Schweden, Dänemark, Norwegen, Island, Eng- land und Schottland. Ganz katholisch blieben: Portugal, Spanien und Italien. Zn Frankreich, besonders im südli- chen Theile dieses Landes fand die Reformation viele An- hänger, die eine mächtige Parthei bildeten. Dasselbe war in den Niederlanden der Fall, und als später sich sieben Provinzen dieses Landes von dem übrigen, unter Spaniens Herrschaft stehendem Lande trennten, und die Republick der sieben vereinigten Niederlande bildeten, ward hier die Refor- mation förmlich eingeführt. 17. Der dreißigjährige Krieg. Zwar herrschte jetzt äußerlich Frieden in Deutschland, aber Protestanten und Katholiken betrachteten sich dennoch mit großem Mißtrauen, und gewiß wäre bald der offene Kampf wieder ausgebrochen, wenn nicht die nachfolgen- den Kaiser denselben durch ihr duldsames Benehmen noch verhindert hätten. Auf Karl V., der seine unruhvolle Regierung 1556 niederlegte, und sich in ein Kloster in Spanien begab, wo er 1558 starb, folgte als deutscher Kaiser Ferdinand I., Karls Bruder, Erzherzog von Oestreich. Obgleich er selbst der katholischen Lehre standhaft anhing, so hatte er doch ein duldsames Gemüth gegen Andersdenkende, und suchte auf

4. Die deutsche Geschichte - S. 419

1829 - Elberfeld : Büschler
Ferdinand I. 410 W»Ammllvvmn\Vvlul\V\»\\Vlví\Vwlmv\Vvma\Wuvu%Vwvvvuvv 98. Ferdinand I. 1556 — 1564. Wie Ferdinand schon während Karls Regierung ein treues. Nur auf Frieden und Gerechtigkeit gewendetes Gemüth gezeigt hatte, so bewährte er es auch als Selbstherrscher in Deutschland. In seinen Handlungen, wie in seinem ganzen Wesen, drückte sich eine besondere Güte und eine sanfte Stimmung aller Nei- gungen aus. Durch viele Erfahrungen war seine natürliche Ruhe und Besonnenheit noch vermehrt; in seinem Worte war unwan* delbare Treue, und Arbeit und Thätigkeit waren ihm so sehr Bedürfniß, daß sein Vicekanzler Waldersdorf von ihm schreibt: „Dem Herkules würde man eher^ die Keule aus den Händen winden, als dem Kaiser die Geschäfte." In seiner Jugend hatte er sehr eifrig des berühmten Erasmus Schrift über die Erziehung eines Fürsten gelesen, und Cicero's Abhandlung über die Pflich- ten wußte er fast auswendig. Dieser treffliche Fürst, der mit ganzer Seele Katholik war> der seine Söhne in seinem Testamente noch auf das dringendste ermahnte, „fest, beständig, und beharrlich zu bleiben bei der wahren , alten, christlichen Religion, wie seine Vorfahren, römi- sche Kaiser und Könige, auch löbliche Fürsten von Oestreich und Burgund und Könige von Spanien getban, und dafür von Gott dem Allmächtigen gesegnet seyen," — dieser Fürst trug doch die Billigkeit gegen anders Denkende, die jedem gutgearteten Men- schen eingeboren ist, fest in seinem Gemüthe, und gab ein Bei- spiel, wie Duldung und Nachsicht mit der treuesten Anhänglich- keit an die eigene Kirche wohl zu vereinigen sind. In seinen Erblanden verbreitete sich immer mehr die Neigung zu der neuen Lehre, besonders dadurch, daß bei dem großen Mangel an Un- terrichtsanstaltcn sehr Viele , die ihren Kindern Bildung geben lassen wollten, besonders die Adeligen, sie nach dem Auslande schickten, 'und meistens die Universität Wittenberg wählten, weil sie durch Gelehrsamkeit vor allen berühmt war. Dennoch kam es dem Kaiser nicht in den Sinn, als könne und dürfe solche Richtung mit Gewalt verhindert werden; vielmehr sann er auf innere Mittel der Einigung, und wollte dazu vorzüglich das wie- der eröffnete Concilium zu Trident benutzen. In Deutschland war durch den Religionsfrieden zwar äußer- lich die Ruhe hergestellt; allein die innere Beruhigung folgte nach so großen Stürmen nur langsam und schwer. Die Partheien beobachteten sich noch immer mit Furcht und Eifersucht; die wider- sinnigsten Gerüchte über feindliche Absichten der Gegner fanden in den gespannten Gemüthern leicht Glauben. „Wenn ein Fürst einen Obersten oder Rittmeister in Bestallung nimmt, so ist Miß- trauen/ sagt des Kaisers Kanzler Zasius, „und jedes rail- schende Blatt gibt zum Verdacht Anlaß." Die innere Spaltung Deutschlands wurde noch vermehrt durch 27 *

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 34

1892 - : Aschendorff
— 34 — 1815-1851 1815-1848 1835-1848 1840-1861 1647 1848-1851 1848 1849 1819 Zweitq Unterabteilung. Dom Wiener Kongresse bis zum Ausgange der Revolution in Deutschland. I. Die Entwickelung Deutschlands bis zum Jahre 1848. 1) Hoffnungen des deutschen Volkes auf die Einigung und Kräftigung Deutschlands, auf freiheitliche Verfassungen und Vermehrung der bürgerlichen Rechte. 2) Verleihung der (in der Bundesakte von 1815) versprochenen Verfassungen in Bayern, Baden, Württemberg und mehreren kleineren Staaten. - Preußen und Österreich (Metternich) eihaltert keine Verfassungen. — Provinzialstände in Preußen (feit 1823). 3) Karlsbader Beschlüsse (gegen die infolge der allgemeinen Mißstimmung entstandenen revolutionären Bestrebungen): Einführung der Censur, Central-Untersuchungs-Kommission in Mainz gegen „demagogische Umtriebe". 4) Unruhen in Deutschland infolge der Julirevolution in Frankreich; Ausstand' tu Polen (von Diebitsch und Pas-kiewitsch unterdrückt). 5) Stiftung des deutschen Zollvereins (durch Preußen). Ferdinand I., Kaiser von Österreich. Friedrich Wilhelm Iv., König von Preußen. 6) Berufung des „vereinigten Landtages" nach Berlin. Ii. Revolutionäre Bewegungen in Deutschland. Ursachen: Unzufriedenheit mit den staatlichen Verhältnissen; Verlangen nach Preßfreiheit, Aufhebung aller Standesrechte, Volksbewaffnung, Schwurgerichten und Anteil des Volkes an der Negierung des Landes. Veranlassung: Die Februar-Revolution in Frankreich. 1. Die Nationalversammlung in Frankfurt. 1) Aufgabe: Verfassung für ganz Deutschland. 2) Wahl des Erzherzogs Johann von Österreich zum Reichsverweser. — Unfruchtbare Verhandlungen. 3) Republikanische Unruhen in Baden und am Rheine; Straßenkamps in Frankfurt. 4) Friedrich Wilhelm Iv. schlägt die ihm angebotene deutsche Kaiserkrone aus.

6. Bd. 2 - S. 558

1854 - Leipzig : Engelmann
Mai 1832. 3. April 1833. 558 Die Zeit des französischen Bürgerkönigthums. nelles Staatswesen, für Volksfreiheit, für „Deutschlands Wiedergeburt". Die aus der französischen Zeit geretteten freieren Institutionen des Landes gestatteten eine größere Wirksamkeit, eine ungehindertere Kraftentfaltung. Die Folge war eine mächtige, durch eingeborene und eingewanderte Demagogen und Zeitungs- schreiber genährte Aufregung, die ihren Höhepunkt in dem am 27. Mai 1832 auf der Hamb ach er Schloßruine bei Neustadt a. d. Haardt abgehaltencn Constitutions fest erreichte. Hier wurden von einer aus allen Theilen des südwestlichen Deutschlands zusammengeströmten Volksmenge, wobei sich auch Franzosen und Polen befanden, feurige Reden voll „wogenden Freiheitsdranges" gehalten, die „Tyrannei" der Fürsten, die „Servilitat" und „Despotie" der Beam- ten, die Brutalität des Militärs, der Aristokratismus der Vornehmen mit hoch- tönenden Worten und schwungvollen Redensarten bekämpft, besiegt, vernichtet; man geberdete sich, als ob der Feind'schon bezwungen sei, als ob die den Män- nern der französischen Revolutionszeit abgelernten begeisterten Reden, glühenden Phrasen, heftigen Invectiven Throne umzustürzen, Heere zu überwältigen im Stande wären. Es lag viele Uebertreibung, viel Unverstand, viel hohles, eitles Wesen in dem Lärmen und Treiben, in dem Reden und Thun dieser Vorfechter der Freiheit, aber viele ihrer Klagen waren gerecht und das Regierungssystem, das sie bekämpften, trug manche Gebrechen. Eine kräftige, die Interessen und Wohl- fahrt des Gesammtvolks beachtende Obrigkeit hätte die billigen Wünsche und Forderungen durch zeitgemäße Reformen befriedigen, dabei aber immerhin die Ungebührlichkeiten und Uebertreibungen energisch zurückweisen können. Statt aber diesen Weg der Vermittelung und Versöhnung einzuschlagen, vereinigten sich alle Regierungen, unter der Aegide von Preußen und Oestreich, zu einem System des Widerstandes und der unbedingten Versagung, ohne zu bedenken, daß die Mißstände, über die keine Klagen laut werden dürfen, nichtsdestoweniger vor- handen sind, und daß Verstimmung und Unzufriedenheit unter Druck und Despo- tismus unkrautartig zunimmt. Freilich kamen im Laufe dieses und des nächsten Jahres noch mehrere Umstände zusammen, die den Zorn der auf die drei östlichen Großmächte gestützten und vor Frankreichs Angriffen sichern Regierungen reizen mußten: Eine heftige, mit Talent, Geschicklichkeit und Kraft geführte Opposition, die theils in den süddeutschen Kammern, theils in den zahlreichen Journalen und Flugschriften, welche trotz des gesteigerten Preßzwangs in wuchernder Fülle auf- tauchten , sich kund gab; geheime Verbindungen, die durch eine weitverzweigte Propaganda im Einverständniß gehalten, durch Verschwörungen und unbeson- nene Aufstände die behagliche Ruhe des „Polizeistaats" störten und vor Allem das Wiedererwachen der burschenschastlichen Verbrüderungen und des Demagogen- wesens auf den Universitäten , das zu dem thörichten und frevelhaften F ra n k- furter Attentat führte. Von der Ansicht ausgehend, daß auf dem fried- lichen Wege des Verständnisses und des geistigen Kampfes keine durchgreifende Staatsreform erzielt werde, beschlossen nämlich einige jugendliche Brauseköpfe, Studenten, Literaten, politische Flüchtlinge, und schwärmende Freiheitssreunde einen gewaltsamen Umsturz zu versuchen und mit Frankfurt, dem Sitz des Bun- destages, den Anfang zu machen. Im Vertrauen aus einige Mitverschworne der Stadt und getäuscht durch lügenhafte Vorspiegelungen gewissenloser Verführer, die ihnen zahlreiche Zuzüge aus der Ferne und die sichere Hülfe des umwohnenden Landvolks in Aussicht stellten, wagten die Verblendeten einen bewaffneten Angriff auf die Eonstabler-Wache, tödteten einige Soldaten und riefen das Volk zur Freiheit auf. Als aber die Frankfurter Bürgerschaft sich von ihrem Freiheitsruf nicht begeistern ließ und die erwarteten Zuzüge ausblieben, wurden sie von dem

7. Abth. 1 - S. 105

1818 - Elberfeld : Büschler
- Ferdinand I. io5 Jugend hatte er sehr eifrig des berühmten Eras- nnrs Schrift über die Erziehung eines Fürsten gelesen/ und Cicero's Abhandlung über die Pflich- ten wußte er fast auswendig. Dieser vortreffliche Fürst, der mit ganzer Seele Katholik war, der seine Söhne in seinem Testamente noch auf das dringendste ermahnte/ //fest, beständig, und beharrlich zu bleiben bei der wahren, alten, christlichen Religion, wie seine Vorfahren, römische Kaiser und Könige, auch löbliche Fürsten von Oestreich und Burgund und Könige von Spanien gethan, und dafür von Gott dem Allmächtigen gesegnet seyen," — dieser Fürst trug doch die Billigkeit gegen anders Denkende, die jedem gutgearteren Menschen eingeboren ist, fest in seinem Gemuthe, und gab ein Beispiel, wie Duldung und Nachsicht mit der treuesten An- hänglichkeit an die ei ene Kirche wohl zu vereinigen sind. In seinen Erblanden verbreitete'sich immer mehr die Neigung zü der neuen hehre, besonders dadurch, daß, bei dem großen Mangel an Unrer- richtsanstalren, sehr Viele, die ihren Kindern Bildung geben lassen wollten, besonders die Ad- lichen, sie nach dem Auslände schickten , und meistens die Universität Wittenberg wählten, weil sie durch Gelehrsamkeit vor allen berühmt war. Den- noch kam es dem Kaiser nicht in den Sinn, als könne und dürfe solche Richtung mit Gewalt ver- hindert werden; vielmehr sann er auf innere Mittel der Einigung, und wollte dazu vorzüglich das wieder eröffnet? Eoncilium zu Trieur be- nutzen. In Deutschland war durch den Religionsfrie- den zwar äußerlich die Ruhe hergestellt; allen, die innere Beruhigung folgt nach so großen Sturmen nur langsam und schwer. Die Partheien beobach- teten sich noch immer mit Furcht und Eifersucht; die widersinnigsten Gerüchte über feindselige Ab- sichten der Gegner fanden in den gespannten Ge- mürhern leicht Glauben. „Wenn ein Fürst einen Obersten ober Rittmeister in Bestallung nimmt,

8. Geschichte der neueren Zeit für höhere Unterrichtsanstalten und zum Selbstunterrichte Gebildeter - S. 409

1839 - Leipzig : Gebhardt & Reisland
Die Revolution. 409 fyàttm bilden können. Der belgische Süden war ein Hauptherd der Ultra-Katbolicität seit Langem gewesen. Diese ergrimmte, unter einer protestantischen Regierung zu stehen und von einer solchen Maßregeln ausgehen zu sehen, die allerdings in dem Geiste der Ultra-Katholici- tat nicht waren, nicht sein konnten. Daher war die Pfaffheit gegen die Regieruug in steter Bewegung. Sie hatte das gemeine Volk ge- wonnen und als die pariser Julirevolution Muth gemacht fließen sie dasselbe zuerst in Brüssel 23. Aug. 1830, dann in ganz Süd-Nieder- 1830 land gegen Wilhelm I. losbrechen. Die französische Julirevolution war mit gegen die Ultra-Katholicitat, die belgische war für dieselbe. Die Großmächte wollten einen Krieg vermeiden, welchen Frankreichs Eingreifen und Nachbarschaft leicht gefährlich machen konnte. Aljo ward geduldet, daß ein belgischer Congreß die Unabhängigkeit procla- mirte. Aber man sorgte dafür, daß der neue Staat sich nicht in einer demokratisch-republikanischen Form constituire. Die Belgier begriffen es auch, daß sie dieses nicht konnten ohne mit allen Mächten zu zer- fallen. Sie ernannten den Prinzen Leopold von Sachsen-Coburg zum König 4. Jan. 1831, der eine allerdings ziemlich Demokratisch 1831 lautende Verfassung acceptirte. In dem neuen Königreiche Belgien schwimmt die Hierarchie und Pfaffenpartei oben auf. Sie betrachtet es als eine Heimath, welche sie zu versumpfen habe, zugleich aber auch als einen Punct, von dem aus sie weiter operiren könne. Aber in den höheren Classen findet sie in Belgien selbst einen starken Wider- stand. Wilhelm von Nord - Niederland hat erst 1839 das neue Reich 1839 für die Wiederherausgabe eines Theiles von Luxemburg und Limburg, die schon 1831 von den Großmächten England, Frankreich, Preußen, Oestreich und Rußland ausgesprochen worden, anzuerkennen versprochen. Dieses seltsame niederländische Reich, das nun wieder in die Kö- nigreiche Holland und Belgien auseinander gegangen, bahnt den Weg zu den rein-germanischen Völkern und Staaten. Die germanische Welt und zuerst Deutschland hat in einer weit geringem Bewegung als die romanische in dieser letzten Zeit gestanden. Mit großen Resultaten war Deutschland aus den ungeheuren Bewegungen der napolconischen Kaiserzeit hervorgegangen. Das alte vielköpfige Reich, das schon 400 Jahre vor seinem endlichen Tode nichts als ein lebendiger Leichnam gewesen, hatte geendet und Niemand, oder nur sehr Wenige, dach- ten an die Wiederausrichtung desselben. Die deutschen Fürsten schlos- sen 8. Juni 1815 einen Bund. Sie wollen, - unbeschadet der Gewalt eines jeden in seinem eigenen Lande, zusammenstehen, ein Bundes- tag soll sie repräsentiren. Seltsamerweise ist aber doch dem Einzelnen die Föderation mit auswärtigen Mächten nachgelassen. Der Bund hat noch nicht nöthig gehabt, mit den Waffen aufzutreten, es hat sich daher auch noch nicht erproben können, ob die Gesinnung durch die Form wird zusammengehalten werden. Deutschland ist nicht allein in sich selbst größer geworden, es hat auch seine beiden alten Bürgschaf- ten, Oestreich und Preußen, größer werden sehen. Oestreich, wo Kaiser Franz I. 1. März 1835 starb, Ferdinand I. folgte, hat für das übrige 1835 Deutschland besonders nur die Bedeutung der Bürgschaft. Oestreichs Macht ist eine solche für alle Deutsche gegen die Fremden. Im Uebri- gen halt sich Oestreich von dem übrigen deutschen Leben zwar abge- schlossen, hat auch das monarchische Wesen streng festgehalten und nur

9. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 240

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
*410 Ist, Zeitr. Die neuere Zeit. Von der Reformation bis jetzt. Dies war nun der Anfang eines Conflikts zwischen Preußen und Oestreich, der nicht mehr auszugleichen war, im Gegentheil bald die größten Dimensionen annehmen und zu den unerwartetsten Folgen führen sollte. 106. Das Jahr 1866. Stimmungen in Deutschland. Während der so eben erzählten Begebenheiten war ganz Deutschland in einer nicht geringen Aufregung. Oestreichs Verstimmung gegen Preußen war un-schwer zu erklären. Seit der Zeit, in der es die Kaiserwürbe an sich gebracht hatte — und das war nicht viel spater, als Friedrich Vi. von Hohenzollem die Mark Brandenburg erwarb — hatte sich das Haus Habsburg gewöhnt, in Deutschland die oberste Stelle einzunehmen und den entschiedensten Einfluß auf die Geschicke Deutschlands auszuüben. Nun mußte es im Lauf der Jahrhunderte sehen, wie sich aus dem Kurfürstenthum Brandenburg ein Königreich Preußen, endlich gar eine europäische Großmacht ersten Ranges erhob. Wie gefährlich diese Macht ihm war und immer mehr werden mußte, erfuhr es unter Friedrich dem Großen durch den Verlust Schlesiens sehr handgreiflich. Bei der Napoleonischen Invasion konnte Oestreich die Kaiserwürde nicht mehr halten; Kaiser Franz Ii. legte sie im Jahre 1806 nieder. Bei der Wiedererhebung Deutschlands folgte Oestreich nur zögernd dem Sturmesdrange, der sich in Preußen zuerst erhob, und wie wenig auch nachher seine Beihülfe in dem Befreiungskämpfe unterschätzt werden darf, fühlte es doch bitter, daß Preußen dabei die erste Rolle gespielt hatte. Auf dem Congreß zu Wien that die Metternich-sche Politik alles, um die Machtentwickelung Preußens in möglichst engen Schranken zu halten und es aus den errungenen Siegen den möglichst geringen Vortheil ziehen zu lassen. Ja, es war nahe daran, daß schon damals der offene Kamps zwischen Oestreich und Preußen ausgebrochen wäre; nur das plötzliche Wiedererscheinen Napoleons in Frankreich hinderte es und vereinigte noch einmal Deutschlands Kräfte zum Sturze des wälschen Drängers. Wieder war es das preußische Heer, welches bei Belle-Alliance den Ausschlag gab, und gleich darauf konnte man Oestreichs und der andern Verbündeten Dank und Anerkennung dafür in den ungeschickten und unvorteilhaften Gränzen der neuen preußischen Monarchie auf der Landkarte von Deutschland abgezeichnet sehen. Oestreich behielt sich zum Andenken an die frühere Kaisertvürde das Bundespräsidium in Frankfurt vor, aber Preußen schritt über das Bundespräsidium hinweg zu einem wirklichen Einfluß in Deutschland durch die Gründung des deutschen Zollvereins, dem sich Oestreich natürlich entzog. Als im Jahre 1848 die Revolutionsstürme in Berlin und Wien gebraust hatten, berief die Nationalversammlung in Frankfurt wohl einen östreichischen Erzherzog zum Reichsverweser, aber dem Könige von Preußen bot sie die deutsche Kaiserkrone an, die indessen klüglicher wie rechtlicher Weise abgelehnt wurde. Nun versuchte die Revolution noch einmal, und zwar von Sachsen und Baden ans, sich über Deutschland zu verbreiten, aber Preußen hielt sie nteber und rettete die bedrohten Fürsten und Länder. In Olmütz zwar mußte Preußen, zu einem großen Kriege nicht gerüstet, östreichischen Ein- und Ansprüchen nachgeben, aber in der Reorganisation des preußischen Heerwesens, die König Wilhelm, selbst in Wiberspruch gegen seine Stände, ins Werk setzte,

10. Bd. 4 - S. 201

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 15. Wilhelm I und Bismarck. 201 neu Handelsvertrag geschlossen, auch für den Zollverein, ohne diesen erst zu fragen; wie sträubten sich da die Süddeutschen, denen hiemit alle Aussicht auf wirth-schaftliche Verbiudung mit Oestreich plötzlich genommen wurde; und wie raunte ihnen doch dieses in's Ohr, daß alle Friedensstörung in Deutschland von dem bösen Preußen ausgehe. Denn seit 1853 bestand ein Vertrag mit Oestreich, der diesem bis 1865 den Eintritt in den Zollverein in Aussicht stellte; diese Hoffnung aber wurde zu Wasser, sobald man sich an Frankreich (und England) anlehnte. Allein Oestreich protestirte wohl, betrieb aber die Sache gar schläfrig; und weil man die schlechte Wirthschaft in Oestreich fürchtete, gaben, wenn auch verstimmt, die Betheiligten endlich alle dem gewaltthätigen Preußen nach. Der Zollverein wurde erhalten und Deutschland damit dem Donaugebiet um ein wesentliches ferner gerückt. Auch entblödete sich Bismarck nicht, der kaiserlichen Regierung zu rathen, sie würde besser daran thun, ihren Schwerpunkt an der Donau noch weiter abwärts, nach Ofen, zu verlegen als sich in Deutschland so viel zu schaffen zu machen. Er protestirte gegen die antipreußische Politik Oestreichs, die sich durch eine Koalition der Mittelstaaten zu stützen suche, worauf von Wien geantwortet wurde: „daß es für das Kaiserhaus nicht thunlich sei, seinen traditionellen Einflüssen auf die deutschen Regierungen zu entsagen." Da glaubte Franz Joseph die preußischen Plane durch eine Ueberraschnng durchkreuzen zu können. Plötzlich berief er einen deutschen Fürstenkongreß nach Frankfurt und eröffnete ihn 17. Aug. 63 in Glanz und Jubel. Den versammelten Fürsten schlug er vor, die „baufällige" Bundesverfassung durch Beiziehung von Kammerabgeordneten ic. zu erneuen. Der Kaiser wollte, daß „Deutschlands Recht aus eine zeitgemäße Entwicklung seiner Verfassung verwirklicht, der Bund im Geist unserer Epoche erneuert und durch die Theilnahme der Völker mit frischer Lebenskraft erfüllt werde, um Deutschland in Ehre und

11. Lehrbuch der Erdbeschreibung - S. 226

1820 - Altona : Hammerich
226 Europa. Preußen. — Auf einem Flächenraum von 11600 Q. M. hat es ungefähr 29 Millionen Einwohner, also im Durchschnitt 25o0 auf einer Q. M. Kein Land hat in neuern Zeiten größere Umwandelungen erfahren, als Deutschland. Nach seiner ehemaligen Verfas- sung begriff es eure Menge größtentheils kleiner souverainer Staaten, die in einem Reichsverbande standen, dessen Ober- haupt ein Kaiser war, welcher von den Kurfürsten erwählt wurde. Die gemeinschaftlichen Angelegenheiten besorgten die Gesandten aller jener Staaren auf einem immerwährenden Reichstage zu Regensburg. Aber dieses schon seit längerer Zeit schwach gewordene Band löste sich in den letzten Kriegen mit den Franzosen ganz auf. An die Stelle der alten deutschen Verfassung trat im Jahre 1806 der Rheinische Bund, für dessen Beschützer sich Napoleon, damaliger Kai- ser von Frankreich, erklärte, und in den nach und nach größ- tentheils nothgedrungen die meisten deutschen Fürsten traten. Einige der älteren waren aus ihren Erbländern vertrieben, und neue eingesetzt. Mehrere waren im Laufe dieser Jahre zu Kö- nigen und Großherzogen, und ihr Gebiet zum Theil ansehnlich vergrößert worden. Eine Bundesversammlung sollte unter dem Vorsitze des Fürsten Primas, dem einzigen übrig ge- bliebenen geistlichen Fürsten in Deutschland, die Angelegen, heiten des Bundes leiten. Als aber das Jahr 1813 der französischen Gewalt in-un, ftrm Vaterlande ein Ziel setzte, und die Deutschen von dem drückenden Joche sich wieder frei machten, erhielt Deutschland abermals eine neue Gestaltung, der Rheinbund zerfiel, und an die Stelle desselben ist jetzt ein neuer deutscher Bund getreten. Zu diesem Bunde haben sich alle souverainen Fürsten und freien Städte, mit Einschluß von Oestreich, Preußen, Dä- nemark und den Niederlanden für ihre deutschen Provinzen, vereinigt. . Der Zweck des Bundes ist Erhaltung der Selbst- ständigkeit, Integrität der deutschen Staaten und äußere Si- cherheit. Die Mitglieder haben gleiche Rechte, und keiner übt über den andern eine Herrschaft aus. Eine Bundes- versammlung, deren Sitz Frankfurt am Mayn ist, betreibt die gemeinschaftlichen Angelegenheiten des Bundes, unter dem Vorsitze Oestreichs. Sie besteht aus den Be- vollmächtigten folgender Staaten: i. Oestreich. 2. Preußen. 3. Bayern. 4. Sachsen. 5. Hannover. 6. Würtemberg. 7. Ba- den. 8. Kurhessen. 9. Hessen-Darmftadt und Hessen-Hom-. bürg. io. Die Niederlande für Luxemburg. 11. Dänemark

12. Neue und neueste Geschichte - S. 191

1880 - Dillenburg : Seel
|r ■m/mim"rfv — 191 — der König mit der ersten Armee den Marsch nach Wien an trat; ant 18. Jnli standen die Preußen drei Meilen vor Wien. Als Benedeck sich nach Preßbnrg flüchtete, wandte sich auch der Kronprinz gegen die feindliche Hauptstadt. In diesem ernsten Momente trat der Kaiser Franz Joseph Venetien an Napoleon ab und beendete damit den Krieg gegen Italien, so daß die östreichische Armee in Italien frei wurde. In Folge dessen nahm König Wilhelm den Waffenstillstand an. Unterdessen hatte General von Falkenstein nach hartem Kampfe Kiffingen genommen, Frankfurt a./M., Nassau und Oberhessen besetzt; den weiteren Oberbefehl nahm Manteuffel; dieser schlug die Bundesarmee bei Tauber-Bischofsheim und drängte die Baieru bis Würzburg zurück; da traf ihn die Nachricht vom Waffenstillstand. Am 23. August schlossen die Kriegführenden den Frieden zu Prag. Oestreich willigte in die Auflösung des deutschen Bundes, versprach, den zu gründenden norddeutschen Bund anzuerkennen, und mußte zwanzig Millionen Thaler Kriegskosten bezahlen. Die Fürsten von Nassau, Kurhesseu und Hannover erhielten ihre Läuder nicht wieder; diese und die freie Stadt Frankfurt wurden mit Preußen vereinigt; die übrigen Staaten mußte» bedeutende Summen als Kriegsentschädigung bezahlen. Preußen erwarb in diesem Kriege ein Gebiet von 1308 Quadratmeilen und vierundeinhalb Million Einwohnern, so daß es jetzt 6412 Qna-dratmeilen und vierundzwanzig Million Einwohner besitzt. (1. Der deutsch-französische Krieg. 1. Veranlassung und Ausbruch. Mit neidischem Auge hatte Frankreich Preußens Siege im Jahre 1866 gesehen; mit verhaltenem Grolle sah es die Gründung des norddeutschen Bundes, eine Vorstufe zur gänzlichen Einigung Deutschlands. Frankreich war aber bei der bisherigen Uneinigkeit Deutschlands am besten gefahren; gar oft hatte es feinen Vortheil ans derselben gezogen. Die weitere Einigung Deutschlands und die Weiterentwicklung Preußeu's zu hindern, war sein Ziel; Deutschland und besonders Preußen sollten in einem ! großen Kriege niedergeworfen werden, damit Frankreich, die allgemeine Verwirrung benutzend, wieder im Trüben fischen könne. Um 1 einen Vorwand zu dem Kriege war man in Frankreich nicht bange. Im Jahre 1868 hatten die Spanier ihre Königin Jsabella ) entthront und vertrieben; wilde Unordnung herrschte seitdem im Lande. Um dieser ein Ende zu machen, boten sie die Krone des

13. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 225

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Der Dänische Krieg 1849 und 1850. Verlangen nicht aus. 9tndj einem spätern Vertrage wurden sie ins Innere des türkischen Reiches gebracht. Die ungarischen Festungen ergaben sich nach und nach, zuletzt am 27. Sept. Ssomorn; die Russen kehrten in ihr Land zurück. Der blutige Krieg hatte unzählige Menschenleben gekostet und das ungarische Land weit und breit verwüstet. Ein strenges militärisches Regiment unter dem General Haynan und viele Verurteilungen folgten. Am 1. Novbr. wurde für Ungarn die Verfassung von Kremsier verkündigt. Diese Verfassung, welche den gesammten östreichischen Staat umfassen und für alle seine Provinzen gelten sollte, hatte der Kaiser bei Auflösung des Reichstages vonkremsier, am 4. März 1849 aus eiae' ner Machtvollkommenheit seinem' Reiche gegeben. Das Jahr 1850 zeigte die Nachwehen der traurigen Verwirrung, in welche unser Vaterland gerathen war, noch einmal in verderblicher und soaar noch größere Uebel drohender Gestalt. B Die beiden großen deutschen Mächte, Oestreich und Preußen, waren zu weit auseinander gerathen. Preußen verfolgte noch immer den Plan, einen engeren 'öunt> der rein deutschen Staaten unter feiner Oberleitung zu bilden, weil es unmöglich schien, daß Oestreich, nachdem dessen deutsche, italienische und slavische Zander zu einer geschlossenen Monarchie vereinigt waren, mit diese«* so verschiedenartigen Bestandtheilen in einen rein deutschen Bund, der durch gemeinsame Einrichtungen nach innen und außen stark sei, passen werde. Und ein starkes -Deutschland verlangte die allgemeine Stimme aus das dringendste. Aber gern toollte man, wenn der deutsche Bund erst geschloffen wäre, mit dem ebenfalls geschlossenen östreichischen Staate ein brüderliches Bündniß errichten und fest mit Jhm gegen jeden Feind zusammenstehen; nur auf unsere innern Angelegenheiten ollte er mit seinen fremden Elementen keinen Einfluß haben. Allein Oestreich war nicht gewillt, sich so aus der engeren Verbindung mit Deutschland heraus, drängen zu lassen, und die süddeutschen Staaten, besonders Baiern und Wür remberg, hielten es mit Oestreich. Hannover und Sachsen hatten den Gedanken „S. * 53mtb ohne Oestreich zu stiften, auch nur in der Voraussetzuna gebilligt, daß alle übrigen deutschen Länder daran Theil nehmen würden; als sie iahen, daß ein bedeutender Theil derselben nicht zutrat, zogen sie sich ebenfalls S \ ihen Beispiele folgtut andere, und so scheiterte Preußens Plan, obgleich »lyon im März ein Reichstag zu Erfurt gehalten wurde, noch im I. 1850 Sst e^xlttl h"tte nämlich mit den deutschen Regierungen, die sich ihm Glossen, im Mai den alten deutschen Bundestag in Frankfurt erneuert, *» auf Grundlage der Bundesverfassung von 1815 die gemeinschaftlichen Angelegenheiten zu besorgen und, so weit nöthig, etwaige Veränderungen zu berathen. , 3,n dieser Zeit der Uneinigkeit Deutschlands ereigneten sich traurige Be Sen n' bic 6ei Cinem einigen Reiche deutscher Nation nicht möglich gewesen r»y $nt Frühjahr 1849 hatte der Krieg mit Dänemark aufs neue begonnen r • Endigte nämlich im März den Malmöer Waffenstillstand auf und suchte n fetnen Schissen die Schleswigschen Küsten zu beunruhigen. Allein sogleich j/ Erste Versuch schlug zu seinem eigenen Schaden aus: zwei Kriegsschiffe, die u hdc” Hafen von Eckernförde eingedrungen waren, das Linienschiff Christian Viii. fifil Pre9atte ^efion, wurde am 5. April von den Strandbatterien so ge-9 wirksam beschossen, daß das Linienschiff in die Luft flog und die Fre- 15

14. Neuere Geschichte - S. 109

1895 - Leipzig : Reisland
— 109 - Die Unruhen wurden jedoch leicht unterdrückt. Der Bruder des Königs, der Herzog von Cambridge, trat als Friedensstifter auf und gab 1833 eine Verfassung, die jedoch Ernst August, als er 1837 Köuig geworden war, wieder aufhob. ^ Hiermit aber noch nicht zufrieden, fann die Bewegungspartei in Deutschland auf neue Pläne, von denen einer am 3. April 1833 zur Ausführung gebracht wurde. Eme Anzahl meist junger Leute stürmte die Konstablerwache zu Frankfurt und suchte den Bundestag auseinanderzutreiben. Allem die Tumultuanten wurden zurückgeschlagen und in strenge Haft gebracht. Nun war zwar in Deutschland Ruhe: aber von den meisten Regierungen, namentlich der beiden größten Staaten Österreich und Preußen, wurde die Entwickelung freien politischen Lebens unendlich erschwert. Nun trat „m den beiden Staaten ein Regierungswechsel ein, indem in Österreich nach dem Tode Franz I. 1835 Ferdinand I. und in Preußen nach dem Tode Friedrich Wilhelms Iii. 1840 Friedrich Wilhelm Iv. den Thron erhielt. Aber die Aussicht für die Zukunft gestaltete sich nicht besser, zumal Friedrich Wilhelm Iv. 1847 bei dem Zusammentreten der Provinzialstände die bestimmte Erklärung abgab, daß er in eine Beschränkung des monarchischen Prinzips nie willigen werde. Im Jahre 1848 brach auch über Deutschland ein großer politischer Sturm herein. 25. Ludwig Philipp von Frankreich. Ludwig Philipp, Herzog von Orleans, war geboren am 6. Oktober 1773. Sein Jünglingsleben fiel also in tue Zeit der Revolution. Er mußte Frankreich verlassen. Nach einem vielbewegten Leben kehrte er 1814 nach Frankreich zurück und lebte auf seinem Landgute Neuilly als Privatmann, bis ihn die Revolution von 1830 aus seinem Stillleben herauszog und aus den Thron brachte. Und wirklich verstand der Bürgerkönig eine Zeitlang mit Geschick zu regieren. Aber der Königsthron stand auf einem Vulkan, der jeden Augenblick auszubrechen drohte. , Der Grundgedanke Ludwig Philipps und seines Ministers Guizot war die richtige Mitte zwischen den Parteien zu halten; er wollte weder das Königtum von Gottes Gnaden, das zum Despotismus führte, noch die Volksherrschaft. Daß der König aber sich auf die Klaffe der Besitzenden (bourgeois) stützte, das erregte den Neid der Besitzlosen, die auch ihr Recht zur Wahl der Abgeordneten haben wollten. Zu wiederholten Malen wurde daher in Frankreich und besonders in

15. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 380

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 380 — kam zwischen den Jahren 1833 und 1836 durch deiubniritt sämtlicher ^iüüten -bis südlichen ujxti-jnittleren Deutschlands, mit Ausnahme Österreichs. der allgemeine deutsche Zollverein zu stände, durch welchen der innere Handelsverkehr von allen lästigen Zollbeschränkungen befreit wurde. Damit war ein wichtiger Schritt zur Einigung Deutschlands getan. Ein später Versuch Metternichs, einen., Anschluß Gesamtösterreichs an den Zollverein zu erreichen, wurde durch Preußens Widerstand vereitelt. 3. Tie Stürme des Jahres 1848. Das Frankfurter Parlament. Nachhaltiger als die französische Julirevolution drohte die Februarrevolution auf Deutschland zurückwirken zu wollen. In sämtlichen deutschen Staaten erhob sich die Bevölkerung zur Erlangung größerer Freiheiten, und während einerseits die weitverzweigte Umsturzpartei republikanische Staatsformen herbeizuführen suchte, fand anderseits die Idee der Wiederherstellung des Deutschen Reiches vielfachen Anklang. Nachdem die Gewährung der Forderungen des Volkes: Preßfreiheit, allgemeine Volksbewaffnung, Vertretung des Volkes bei dem Bunde und einheitliche Leitung der äußeren und inneren Handelspolitik wie des Heerwesens, von den meisten Regierungen zugesagt worden, beschloß ein aus früheren und wirklichen Mitgliedern der verschiedenen deutschen Ständekammern bestehendes Vorparlament, das am 31. März 1848 zu Frankfurt a. M. zusammengetreten war, die Einberufung einer von dem gesamten deutschen Volke frei zu wählenden konstituierenden Nationalversammlung. Ehe diese zusammentrat, brach in Baden unter der Führung zweier badischer Abgeordneten, der Advokaten Hecker und ©trübe, und des Dichters Herwegh ein Ausstand aus, der durch Zuzug von Flüchtlingen und fremden Republikanern unterstützt, durch die deutschen Bundestruppen jedoch rasch bewältigt wurde. Am 18. Mai 1848 wurde das deutsche Parlament in der Paulskirche zu Frankfurt eröffnet und der hessendarmstädtische Staatsmann Heinrich von Gagern zum Präsidenten desselben erwählt. Das Parlament sprach die Aushebung des Bundestages aus und ernannte den allgemein beliebten Erzherzog Johann von Österreich, den Oheim des regierenden Kaisers Ferdinand I., zum Reichsverweser. Dieser hielt am 11. Juli seinen Einzug in Frankfurt und umgab sich mit einem Reichsministerium. Die in dem Parlamente nur schwach vertretene republikanische Partei suchte durch stürmische Volksversammlungen in der Unigegenb für ihre Zwecke zu agitieren und erregte, um das Parlament einzuschüchtern, am 18. September in Frankfurt selbst einen Aufstanb, bei welchem zwei Abgeorbnete, der General Auerswalb und der Fürst Lichnowsky, in fchaubererregenber Weise ermorbet würden. Durch die aus Mainz beorberten Truppen würde die Ruhe rvieberhergeftellt. Nun war Muße zur Lösung der deutschen Ein-' heitsfrage vorhanben. Die Hauptschwierigkeit lag in dem scharfen Gegen-

16. Theil 4 - S. 231

1862 - Breslau : Max
(Kapitulation von Vilagos. 231 festen Ueberzeugung von Ungarns unvermeidlichem Fall dem Heer und dem Volk durch die Uebergabe noch eine Erleichterung verschaffen wollte. Seine That zog ihm aber die bittersten Ver- wünschungen zu. Der Kanipf war mm beendigt, Kossuth, Dem- binski, Bem und andere Anführer flohen nach der Türkei; Ko- morn wurde erst nach einiger Zeit von Klapka unter ehrenhaften Bedingungen übergeben. Der Aufruhr wurde von Haynau zum Theil grausam gerächt; aber es gelang nicht, in den Ungarn die Liebe zu ihrer Verfassung zu ertödten und sie an einen neuen Zustand der Dinge zu gewöhnen. 139. Berfassuugskämpfe in Deutschland, 1849. Weiln die Parteien in der frankfurter Nationalversamm- lung in Bezug auf die deutsche Verfassung von Anfang an sehr auseinander gegangen waren, so wurde das Werk durch Oestreichs Stellung nach der Unterdrückung der Revolution noch erschwert. Die östreichische Regierung, besonders das Schwarzen- bergsche Ministerium, hatte nämlich die Einheit und Zusammen- gehörigkeit aller Theile des östreichischen Gesammtstaats zur Grundlage seiner Politik gemacht, wie sollte nun ein einiges Deutschland mit Inbegriff der östreichisch-deutschen Provinzen geschaffen werden, wenn man nicht gleichzeitig auch die übrigen ganz fremdartigen Theile des Kaiserstaats mit hinzunehmen wollte? Es bildete sich nun in Frankfurt unter Leitung Hein- richs von Gagerll eine mächtige Partei, welche einen engern deutschen Bundesstaat mit Ausschluß Oestreichs herstellen, dann aber wieder einen weitern Bund mit dem gesummten Oestreich herbeiführen wollte. Hiergegen erklärten sich aber alle Oestreicher, ein großer Theil der Süddeutschen und die Demo- kraten, welche nur einen großen Bundesstaat mit Einschluß Oestreichs (Groß-Deutschland) anerkennen wollten. Nachdem im December 1848 die Grundrechte der deutschen Nation verkündigt worden, kam man zur endlichen Feststellung der Ver- fassung selbst. Ehe die Frage über die Ausdehnung des Bundes- staats und über das Reichsoberhaupt entschieden wurde, kam durch eine Vereinigung derjenigen Parteien, welche den engern Bundesstaat scheitern lassen wollten, ein so demokratisches Wahl- gesetz zu Staude, daß alle Besonnenen die Durchführung desselben für unheilvoll und unzulässig erkannten, und daß man hiernach an der Annahme des ganzen Verfassungswerks Seitens der Re-

17. Theil 4 - S. 330

1880 - Stuttgart : Heitz
330 Neueste Geschichte. 3. Periode. aber lehnte sich an Oestreich an, um dieses an die Spitze von Deutschland zu bringen. Diesem entsprach ein Versuch Oestreichs zur Neu-Constitnirung Deutschlands im Jahre 1863. Kaiser Franz Joseph, in der Meinung, daß Preußen, durch innere Zwistigkeiten geschwächt, feine Widerstandskraft nach Außen haben werde, berief einen Fürstentag nach Frankfurt am Main, woselbst er seinen Reformplan vorlegte. Da aber der König von Preußen sich von der Berathung fern hielt, der Großherzog von Baden dem Reformplan seine Zustimmung versagte und sowohl der Abgeordnetentag, welcher gleichzeitig in Frankfurt tagte, als der National - Verein sich mit dem Vorschlag einer Delegirten-Versammlung aus den einzelnen Landständen, statt eines frei gewählten Parlaments nicht befriedigt erklärte, so hatte der Fürstencongreß keinen weitern Erfolg; eben so wenig die Versuche der Mittel- und Kleinstaaten, ein Rein-Deutschland, als dritte selbständige Gruppe neben den beiden Großstaaten zu bilden (die „Würzburger" 1859). Neben diesen politischen Bestrebungen und Versuchen für die Herstellung Deutschlands vollzog sich im Volke selbst eine lebendige, frische Vereinigung durch fröhliche Fest^. Das erste, edelste und bedeutungsvollste dieser Feste war die Feier des hundertjährigen Geburtstages Schillers, 10. November 1859. An diesem, von ganz Deutschland gefeierten Tage faßte sich die deutsche Nation bis zu ihren Angehörigen in fernen Welttheilen hin in ihrer Verbrüderung und Einheit zusammen. Es war ein mächtiger, wenn auch für jetzt nur noch idealer Weckruf. Es folgten in den nächsten Jahren: Schützenfeste in Gotha 1861, Frankfurt am Main 1862; Sängerfeste in Nürnberg 1861, Dresden 1865; Turnerfeste in Berlin 1861, Leipzig 1863. Bei diesen Festen fanden sich Männer aus allen Theilen Deutschlands zusammen, und wieviel dann von solchen Tagen auch dem bloßen Festjubel und der Außenseite angehörte, sie haben doch zur Ueberwindung der Vereinzelung beigetragen und das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit gehoben. Auch ans praktischem. Gebiete nahmen die Einheitsbestrebungen guten Fortgang. Preußen, welches 1862 einen Handelsvertrag mit Frankreich abgeschlossen hatte, siegte über den Widerstand der meisten andern Zollvereinsstaaten, die einen Anschluß an Oestreich wollten (dort Freihandelssyftem, hier Schutzzollsystem); die Fortdauer des Zollvereins blieb 1865 gesichert, und zugleich schloß derselbe einen Handelsvertrag mit Oestreich. Unter den Einzelstaaten erregten die fortdauernden Verfafsungs-

18. Viertehalb Jahrhunderte - S. 965

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Zeit der siegreichen Revolution. 965 terthänigkeit, die sie unter dem Namen einer beständigen Bundesgenossen- schaft mit Frankreich sich aufcrlegen ließen, aber für diese Unterthänig- keit entschädigte sie die unbedingte fürstliche Gewalt, die sie innerhalb ihrer Gebiete erhielten. Ihre Macht wuchs noch mehr dadurch, daß mittelst des sogenannten Mediatisirens eine Menge bisher reichsunmit- telbarcr Stände, namentlich die gesammte Reichsritterschaft, sich Ln Un- terthanen der Rheinbundsfürsten verwandelten. Auch zwei der noch übrigen Reichsstädte traf das Loos, unter fürstliche Herrschaft treten zu müssen, Nürnberg, das an Baiern, Frankfurt, das an den Kurerzkanzler kam. Es hörten nun alle diejenigen Titel auf, die nur in Beziehung auf das Reich einen Sinn haben konnten. So erhielt der Kurerzkanzler, der auf einem zur Schlichtung von Streitigkeiten zwischen den Bundes- gliedern in Frankfurt zu haltenden Bundestage den Vorsitz führen sollte, den Namen eines Fürsten Primas, und der Kurfürst von Baden nahm den großherzoglichen Titel an, während der Landgraf von Hessen-Darm- stadt und die Fürsten der nassauischen Linien Usingen und Weilburg um der größer» Macht und Würde willen, jener zu einem Großherzoge, diese zu Herzogen erhoben wurden. Von dieser neuen Schöpfung der Revolution wurde alsbald dem Reichstage zu Regensburg Anzeige ge- macht. Darauf beeilte sich Kaiser Franz zu erklären, daß er die deutsche Kaiserkrone, an welche sich eine Menge jetzt unerfüllbar gewordener Verpflichtungen knüpften, niederlege, alle Stände des Reiches des ihm geleisteten Eides entbinde, und seine deutschen Lande von dem Reiche trenne, um sie in Vereinigung mit seinen außerdeutschen Landen als Kaiser Franz !. von Oestreich, zu beherrschen. Der Reichstag und die beiden Reichsgerichte zu Wien und Wetzlar lösten sich auf. Das von Karl dem Großen gegründete Kaiserthum, das man schon längst erster- den gesehen, war nach einer tausendjährigen Dauer erloschen. Mit ihm war auch die letzte Erinnerung dahin an jene Ordnung, vermöge deren die christlichen Völker ein Ganzes ausgemacht, vermöge deren die Kirche als eine die christliche Welt erhaltende und zusammenhaltende Macht den Schutz der staatlichen Gewalt genossen und deren Thätigkeit geregelt hatte. Es waren auch die Bürgschaften dahin, welche der Kirche in Deutschland, nachdem die Glaubenstrennung die Einheit des Reiches zer- rissen, in blutigen Kämpfen gegen die Anhänger der neuen Lehre er- kämpft worden waren. Das Reich hatte, so morsch es auch ge- worden war, doch noch die Verträge, die über das der Kirche ge- lassene Gebiet bestanden, in Geltung und Wirksamkeit erhalten. Jetzt verschlang die Landeshoheit jedes Recht, das neben dem des Regenten bestand, und die Beschränkung, in welcher die Kirche in Frankreich lebte, gab den Maßstab für ihr Verhältniß in den Staaten des Rhein- bundes, wo nicht gar der Protestantismus, durch die Fürsten vertreten,

19. Bd. 2 - S. 615

1854 - Leipzig : Engelmann
Die deutschen Verfassungskämpfe. 615 Ansichten/ als das Ministerprogramm vonkremsier aufgestellt, zur Geltung zu bringen. Zum Bevollmächtigten Oestreichs bei der Centralgewalt ernannt erschien der gewesene deutsche Ministerpräsident, der indessen vor seinen Wiener Wählern in jener merkwürdigen Rede das Bekenntniß abgelegt, daß ihm die Aufrechthal- tung der Integrität des östreichischen Staats „das Höchste und Wichtigste im Leben sei", nach Neujahr wieder in Frankfurt und überreichte eine Note seiner Regierung, worin die Behauptung ausgesprochen war, Gagern habe jenes Novemberprogramm von Kremsier falsch ausgelegt. Ohne sich über die künftige Gestaltung der östreichischen Monarchie im Geringsten auszulassen, behielt sich die Olmützer Regierung ausdrücklich die Freiheit des Eintritts in den Bundesstaat vor, verbat sich den blos „gesandtschaftlichen Verkehr" und „gab endlich der Centralgewalt so wie der Nationalversammlung die Lehre, daß die gedeihliche Lösung des deutschen Verfassungswerks nur auf dem Wege der Verständigung mit den deutschen Regierungen, unter welchen die kaiserliche den ersten Platz ein- nehme, zu erreichen sei." Der Eindruck, den diese Note und das versteckte Be- nehmen Schmerlings auf die Nationalversammlung machte, war dem Gagern- schen Plan günstig und zog viele Mitglieder auf seine Seite. Der Weg der Ver- einbarung, der hier vorgezeichnet war, verletzte die Verfechter der Nationalfouve- ranetat. Und als nun Gagern selbst die Scharfe seines Programms durch einige s.jan. Modisicationen milderte, indem er das Ausscheiden Oestreichs nicht als bereits erklärt annahm und den Antrag vom 18. December dahin abänderte, „daß das Ministerium ermächtigt werde, zu geeigneter Zeit und in geeigneter Weise mit der Regierung des östreichischen Kaiserreichs, Namens der Central- gewalt, über das Verhaltniß Oestreichs zu Deutschland in Verhandlung zu tre- ten", so versöhnte sich die Mehrheit der Versammlung allmählich mit dem Ge- danken. Zwar war der zur Prüfung des Antrags niedergesetzte Ausschuß der Mehrzahlnach gegnerisch gesinnt, und der gewandtedialektiker v. Wy d enb ru gk aus Weimar deckte die Blößen des Plans mit Kunst und Geschicklichkeit auf; aber Beckerath's warnende Worte, daß „das Warten auf Oestreich das Ster- den der deutschen Einheit" sei; Vincke's kräftige Unterstützung und vor Allen G agern's versöhnende und überzeugende Rede selbst verschafften seinem Antragzan. den Sieg. Die nationale Einheitsidee, ein so mächtiger Faktor bei der Neu- gestaltung Deutschlands, widerstrebte dem Gagern'schen Plane und wie verschie- den auch die Beweggründe der Widersacher waren, sie fußten alle auf diesem einen vaterländischen Grunde. Aber die Geschichte des deutschen Volks in so vielen drangsalvollen Jahren schien die warnende Lehre zu begründen, daß nur dann ein gesundes, freies und starkes Staatsleben in Deutschland erblühen könne, wenn es sich von Oestreich „emancipire." Wie sehr also die Gagern'sche Partei auch bemüht war, den Vorwurf einer „Theilung Deutschlands" von sich zu weisen, das Endergebniß ihres Strebens war, wenn es zum Ziel kam, eine Trennung der beiden Bundesstaaten. Sie brachten ein gefährdetes Glied zum Opfer, um dem übrigen Körper wieder Gesundheit und neue Lebenskraft zu verleihen. — §. 869. Die deutsche Reichsverfassung. Mittlerweile war die deutsche Reichsverfassung ihrem Abschluß nahe gekommen und auch die zweite Lesung der „Grundrechte" wurde noch vor Ablauf des Jahres 1848 zu Ende ge- führt. In einigen Punkten hatte man eine gemäßigtere Fassung erlangt, aber die Aufhebung der Todesstrafe, und der vage Satz, „daß Niemand verpflichtet sei, seine religiöse Ueberzeugung zu offenbaren", war noch ein Zugeständnis an die auf dem Boden des Humanismus und der schrankenlosen Freiheit fußende Linke.

20. Neuere Geschichte - S. 347

1848 - Leipzig : Brandstetter
347 Familie erhalten zu können und entsagte während der Februartage dem Throne zu Gunsten seines Enkels Ludwig Philipp Ii. unter der Regent- schaft der Mutter desselben, der Herzogin Helene von Orleans. Das Volk verwarf aber den neuen König, verbannte die Bourbons abermals aus Frank- reich, erklärte das Königthum für abgeschafft und proclamirte die Republik. Ludwig Philipp flüchtete mit seiner Familie und mit seinen Ministern, fast ganz entblößt von allen Mitteln; sie suchten und fanden, — mit Ausnahme der Herzogin von Orleans und ihres Sohnes, — ein Asyl in England. Wie ein Blitzstrahl aus heiterem Himmel durchzuckte die neue fran- zösische Revolution auch ganz Deutschland. Dieses erhob sich jetzt im Voll- gefühle seiner Mündigkeit und verlangte, ohne rohe Gewalt und wilden Aufruhr, eine seiner Würde und Intelligenz entsprechende staatliche Einrich- tung, die Erfüllung von gegebenen Verheißungen, die Achtung seiner Ehre und seiner Rechte, Gesetze, welche zur freien und kräftigen Entwickelung des deutschen Volkes dienen können. Einheit und Einigkeit, Treue gegen den angestammten Fürstenthron, Achtung der Würde des deutschen Volkes sind die großen Losungsworte, die überall ertönen. Um diese Cardinalpunkte dreht sich aber das taute Verlangen nach der Herstellung einer konstitutio- nellen Verfassung da, wo diese noch nicht besteht, nach der vollen und wahren Ausübung der Constitution, wo diese bereits eingeführt ist, nach einer allgemeinen Volksvertretung bei dem deutschen Bunde, nach einem allgemeinen deutschen Parlamente, nach allgemeiner Volksbewaffnung, Preß- freiheit, voller Religions- und Gewissensfreiheit, nach einem öffentlichen Ge- richtsverfahren mit Schwurgerichten, Vereidigung des Militärs auf die Verfassung und nach anderen allgemeinen, das Volks- und Staatswohl fördernden organischen Einrichtungen. Die meisten deutschen Fürsten fügten sich frühzeitig in den Willen des Volkes, um großes Uebel zu verhüten. So beschwichtigte auch der Kaiser von Oestreich, Ferdinand I., am 11. März 1848 einen Volksaufstand in Wien gegen das Regierungssystem des Staatskanzlers Fürsten von Metternich dadurch, daß er diesen seiner Würde entsetzte und dann sowohl Oestreich als auch den übrigen Erbstaaten eine unumschränkte Constitution zusagte. Der sonst so mächtige Metternich, der mit consequent durchgeführtem Drucke und Bevormundung aller deut- schen und Machbar-Länder drei Decennien hindurch einen unüberwindlichen Einfluß hatte, mußte unter Militärbegleitung aus Wien flüchten, um vor der Wuth des Volkes sich zu retten! —Kurz nach diesen wichtigen Ereignissen brach auch in Berlin (am 18. u. 19. März) auf verhängnißvolle Weise ein furchtbarer und blutiger Kampf gegen den Absolutismus des Königthumes los. Wenn auch die Militärmacht nicht der heldenmüthigen Tapferkeit des Volkes wich, so hatte doch die Volkspartei moralisch gesiegt. Selbst der König Friedrich Wilhelm Iv. stellte sich plötzlich an deren Spitze und erklärte, mit einem solchen Volke ein freies und einiges Deutschland zu begründen