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1. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 135

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Drittes Kapitel. 135 nen, da der Fürst durch Verminderung der Abgaben und der Zahl der obrigkeitlichen Personen ihren Wünschen entsprach. An den Kriegen, in welche das deutsche Reich mit Ludwig Xiv. von Frankreich verflochten wurde, nahm auch Rudolph August Theil, und ver- gaß, gleich seinen lüneburgischen Vettern, der Lehenstreue gegen den Kaiser nicht. In mehr als einem heißen Kampfe gegen die berühmtesten franzö- sischen Marschalle bewahrten die Braunschweiger ihren alten Ruf der Tapferkeit. Gegen die mit König Ludwig verbündeten Schweden stritten sie im Bremischen und in Pommern, und erlangten von ihren Widersa- chern in dem zu Celle 1679 abgeschlossenen Frieden die Abtretung des Amtes Thedinghausen. Sodann sah man die braunschweigischen Regimen- ter in Ungarn und auf der Halbinsel Morea gegen den Halbmond ehren- voll streiten. Bis dahin hatten die Fürsten des welsischen Hauses in brüderlicher Einigkeit einander die Hand geboten. Dieses Verhaltniß hörte auf, als die lünebucgischen Vettern durch Besetzung des Herzogthums Lauenburg ihre Macht vergrößerten und Herzog Ernst August am Kaiserhofe die Kurwücde erwirkte. Seitdem ließ sich der 1685 von seinem Bruder Ru- dolph August zum Mitregenten ernannte Anton Ulrich so weit von Haß und Eifersucht gegen das verwandte Fürstenhaus fortreißen, daß er einen Bund mit Frankreich, dem Feinde des Reiches, einging. Da nun der Kaiser umsonst verlangt hatte, daß Anton Ulrich sich der Regierung be- gebe, besetzten die lüneburgischen Herzöge 1692 das braunschweigische Land und nahmen die zum Dienste Ludwigs Xiv. geworbenen Regimenter ge- fangen. Nach dem 1704 erfolgten Tode von Rudolph August übernahm An- ton Ulrich die Regierung, ein schöner, kluger Mann, der die Bildung sei- ner Zeit vollkommen umfaßte, als Schriftsteller dazumal gerühmt, der Stifter der Ritteracademie zu Wolfenbüttel. Ihm war der Gedanke un- erträglich, das jüngere Haus der Welfen im Besitze des Kurhutes zu er- blicken. Deßhalb trieb er seinen Bruder zu dem obengenannten Bunde mit Frankreich; bei dem Ueberfall des braunschweigischen Landes rettete er sich durch die Flucht nach Gotha. Nach dem Antritt seiner Regierung söhnte er sich mit den lüneburgischen Vettern aus, welche ihm das Amt Campen abtraten. Durch die Vermählung seiner Großtochter, Elisabeth Christina, mit dem Erzherzoge Karl von Oesterreich, der mit Philipp V um die Krone von Spanien stritt, wurde Anton Ulrich dem Kaiserhofe eng befreundet. Vielleicht ist eben hierin der Grund zu suchen, welcher den Herzog bewog, 1710 zur katholischen Kirche überzutreten. Doch wurde

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1. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 134

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
134 Zweites Buch. Zweiter Abschnitt. Herzog August starb hoch betagt 1666, und hinterließ das Fürsten- thum seinem Sohne Rudolph August, einem frommen, durch Reisen ge- bildeten Manne, der sich lieber mit seinen Bücherschätzen, als mit den Ge- schäften der Regierung abgab. Deßhalb überwies er letztere zum größeren Theile seinem jüngeren Bruder, dem ehrgeizigen Anton Ulrich. Im Jahre 1671 vereinigte sich Rudolph August, welchem es gelungen war, die Graf- schaft Reinstein wieder an sein Haus zu bringen, mit den lüneburgischen Vettern in Burgwedel zur Unterwerfung von Braunschweig. Durch Ver- weigerung der Huldigung und Trotzen auf die erworbenen Vorrechte hat- ten die Bürger dieser Stadt den höchsten Zorn ihres Fürsten auf sich ge- laden, die durch Einigkeit und Vergrößerung ihrer landesherrlichen Macht mit größerem Nachdruck zu verfahren im Stande waren, als Heinrich Ju- lius die Mittel dazu besessen hatte. Das Einzige, was unter diesen Um- standen die drohende Gefahr von der Stadt hatte abwenden können, Ge- meinsinn, fehlte ihren Bürgern. Die Gemeine zürnte nicht ohne Grund auf die Patricier, welche durch schlechte Verwaltung die Last städtischer Schulden auf unerhörte Weise steigerten. Kaum hatten sich die Vettern da- hin verständigt, daß die Stadt auf den Fall der Einnahme in den Händen der braunschweigischen Linie verbleiben solle, als Rudolp,h August, nach vergeblicher Aufforderung zur Huldigung, die Rüstung begann. Im Früh- jahr 1671 wurde die Stadt von einem starken Heere unter dem lünebur- gischen Feldmarschall Grafen von Waldeck eingeschlossen. Im Kloster zu Riddagshausen sahen die Fürsten der Belagerung zu. Braunschweig war dazumal fast aller Mittel einer ernsten Gegenwehr beraubt, ohne Söldner, ohne Geld. Dessenungeachtet entschloß man sich zur Behauptung der Unabhängigkeit, und suchte bei den Schweden und dem Bunde der Hanse um Hülfe nach. Aber diese blieb aus; die Uneinigkeit der Bürger mehrte sich, und so geschah es, daß der Rath sich genöthigt sah, den herrischen Forderungen der Zünfte nachzugeben und mit dem Erbieten der Ergebung Abgeordnete in's fürstliche Lager zu senden. Solchergestalt wurde am 10. Iunius 1671 ein Vergleich in Riddagshausen abgeschlossen, in Folge dessen sich die Stadt unterwarf und die Herzoge ihren glanzenden Einzug hielten. Hier fand unter ihnen die letzte Ausgleichung ihrer Ansprüche Statt; die einst von August besessenen dannenbergischen Acmter wurden von Rudolph August an Georg Wilhelm von Celle abgetreten, Johann Fried- rich von Hannover begnügte sich mit der Ueberlassung der von Heinrich dem Löwen erworbenen Reliquien, und mit der Stadt Braunschweig ver- blieb das Stift Walkenried in den Händen von Rudolph August. Die Bürger aber glaubten den Verlust ihrer Freiheit leicht verschmerzen zu kön-

2. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 167

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Viertes Kapitel. 167 Viertes Kapitel. Braunschweig-Wolfenbüttel. Vom Tode Anton Ulrichs bis zur französischen Revolution. 1714 — 1789. August Wilhelm, welcher 1714 seinem Vater Anton Ulrich nachfolgte, konnte durch Sanftmuth und Milde seines Chararters nicht ersetzen, was ihm an Kraft abging. Die wahrend der Regierung seines Vaters und Oheims gehausten Schulden des Herzogthums Braunschweig wurden durch ihn noch gemehrt, theils weil er Pracht liebte, theils weil er zu wenig selb- ständig war, um sich dem Einflüsse unwürdiger Günstlinge zu entziehen. Wer in offener Rede für das Wohl des Landes zu sprechen wagte, entging den Nachstellungen der einflußreichen Männer am Hofe nicht. Trotz des erfolglosen Versuches, auch seinem Hause die Kurwürde zugewandt zu sehen, verblieb August Wilhelm bis zum Tode in freundlichem Vernehmen mit dem jüngeren Zweige der Welsen. Ihm folgte 1731 sein Bruder Ludwig Rudolph, durch Bekanntschaft mit den Sitten und Verfassungen der vor- nehmsten Lander Europa's gebildet. 1690 siel er in der Schlacht bei Fleury in die Hände der Franzosen. Sobald er aus der Gefangenschaft zurückge- kehrt war, trat er die Regierung der von seinem Oheim Rudolph August ihm übertragenen Grafschaft Blankenburg an, deren Oberhoheit jedoch bei dem regierenden Herzoge von Braunschweig blieb. Selbst als Herr dieses kleinen, 1707 zum Fürstcnthume erhobenen Gebietes wußte sich Ludwig Rudolph einen gewissen Einfluß in den Angelegenheiten des Reichs zu ver- schaffen. Nach Uebernahme der Regierung' von Braunschweig suchte er, dem nach dem Tode von Anton Ulrich die volle Oberhoheit über Blanken- burg zugefallen war, durch Sparsamkeit und Beförderung des Handels die drückenden Schulden des Landes zu mindern. Doch starb er zu früh (1735), um sein Streben mit dem gewünschten Erfolge gekrönt zu sehen. Von seinen Töchtern wurde Charlotte Christina Sophia 1711 mit Alexis Pe- trowitz, dem Sohne Peters des Großen von Rußland, vermahlt und führte bei der Rohheit ihres Gemahls eine äußerst unglückliche Ehe. Elisabeth Christina aber war mit dem römischen Kaiser Karl Vi., dem letzten Regen- ten aus dem Hause Habsburg, verbunden und wurde die Mutter der groß- ßen Kaiserin Maria Theresia. Weil Ludwig Rudolph ohne Hinterlassung männlicher Nachkommen

3. Braunschweigische Reformationsgeschichte - S. 16

1912 - Braunschweig : [Selbstverl. G. Zimmermann]
— 16 — orbnung Unser von Gottes Gnaden Anthon Ulrichs, Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg. Braunschweig, gedruckt durch I. G. Zilligeru 1709. Sie besteht aus zwei Teilen, einem kirchenrechtlichen und einem liturgischen. Jml.teile wird die evangelisch-lutherische Lehre nicht noch einmal dar; elegt, aber ausdrücklich das Corpus doctrinae Julium als Lehmonn bestätigt. Darauf folgen in 25 Kapiteln Bestimmungen kirchenrechtlicher Art über das geistliche Amt und das Kirchenwesen nebst mehreren Edikten und Verordnungen — Der 2. Teil, die Agenda, gibt in 16 Kapiteln Vorschriften für die Feier des Gottesdienstes und Formulare für die kirchlichen Handlungen. Eigentümlich ist ihr die bereits oben erwähnte Verpfuch-tungssormel für die Geistlichen und Schulkollegen aus das Corpus doctrinae Julium, deren scharfe Fassung durch die oben augeführte mildere Formel 1831 ersetzt ist, und die Wiedergabe der Edikte der Herzoge Rudolph August und Anton Ulrich vom 9. März 1692. Die Kontinuität hinsichtlich der Lehre wurde aber hierdurch scharf gewahrt. Schluß. Im Laufe der Zeit haben die kirchenrechtlichen und liturgischen Bestimmungen vielfache Abänderungen erfahren. In der neueren und neuesten Zeit werden die Änderungen nicht mehr durch besondere Kirchenordnungen zur Ausführung gebracht. Sie gelangen zur Geltung und Durchführung auf dem Wege, der durch die Berfassung des Landes bedingt ist. So findet man die die Kirche betreffenden Gesetze und Verordnungen in der ,Gesetz- und Verordnungssammlnng für die Herzoglich Braunschweigischen Lande" von 1814 bis jetzt. Sehr wichtig sind auch die Verhandlungen und Sitzungsberichte der Borsynode vom Jahre 1869 und der dann weiter folgenden ordentlichen und außerordentlichen Landessynoden, ebenso die Amtsblätter des Herzoglich Brann-schweig - Lüneburgischen Konsistoriums feit dem 15. September 1887. Zur Orientierung ans dem kirchen- und fchulrechtlicheit Gebiete sind zu empfehlen: Das Braunschweigische Kirchenrecht, herausgegeben von v. Schmidt-Phieseldeck, die Braunschweigischen Kirchen- und Schulgesetze, zusammengestellt von H. Wolfs, und die das Volksschulwesen des Herzogtums Braunschweig betreffenden Gesetze, zusammengestellt von A. Friese. Eine für das gesamte kirchliche Leben des Herzogtums wichtige Neuerung bildet die durch Se. Hoheit den Herzog-Regenten Johann Albrecht von Mecklenburg mit Zustimmung der Landessynode unter dem 11. Juni 1909 erlassene Kirchengemeindeordnung für die evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden des Herzogtums Braunschweig. Dies den modernen Verhältnissen Rechnung tragende, weitgreifende Gesetz ist wohl geeignet, alle Glieder zu eifriger Betätigung auf dem Gebiet der Landeskirche heranzuziehen. Möge es gelingen, die Liebe zu Gottes Gort und der lutherischen Kirche immer mehr anzufachen, dem einzelnen und der Gesamtheit zum Heil und Segen!

4. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 390

1864 - Hannover : Hahn
390 ter von 71 Jahren Alleinherrscher der braunschweig-wolfenbütteler Lande, ein Mann, der jedenfalls zu den geistreichsten und interes- - santesten Fürsten seiner Zeit gerechnet werden muß. Nachdem er sich bis 1654 auf der Hochschule zu Helmstedt eifrig den Studien hingegeben, unternahm er die herkömmlichen Reisen an fremde Höfe, die sich bei ihm auf Hollaud, Frankreich und Italien erstreck- ten. Durch den Tod seines Vaters, August des Jüngern, fielen ihm die Aemter Scheningen, Jerxheim, Voigtsdalum und Cal- vörde zu, und deren Einkünfte reichten völlig hin, um neben einer fürstlichen Hofhaltung zu Wolfenbüttel auch für Kunst und Wissen- schaft namhafte Opfer zu bringen. So wandte er viel für die Vermehrung der wolsenbütteler Bibliothek auf, ließ zu Salzdalum ein Lustschloß im Versailler Style aufführen und legte eine be- deutende Sammlung von Kunstsachen an. Auch als Dichter und Schriftsteller zeichnete er sich aus. Von seinen Werken sind vor- züglich zu nennen: „Mesopotamische Schäferei oder die durchlauch- tige Syrerin Aramena", „die römische Octavia", ein Werk, das im Gewände von im zweiten Jahrhundert der römischen Kaiserge- schichte spielenden Erzählungen größtentheils Ereignisse an den der- zeitigen Höfen schildert. Das wichtigste Ereigniß, das in Anton Ulrich's knrze Re- gierungszeit fällt, ist die 1706 erfolgte Einigung mit der jünger» Linie der Welfen. Nach den Bestimmungen des dieserhalb abge- schlossenen Necesses gab Anton Ulrich seine Ansprüche an Lauen- burg auf und erkannte Hannovers Kurwürde an, wogegen der Kurfürst Georg Ludwig das Amt Campen nebst drei Dörfern des Amts Gifhorn der altern Linie abtrat, sich auch zu einer Zahlung von 20,000 Thalern bereit erklärte. Kurz darauf fand ein Ereiguiß statt, das dem Ehrgeize des greifen Anton Ulrich ungemein schmeichelte, nämlich die Vermäh- luug seiner Enkelinmtisabeth Christine, der Tochter seines Sohnes Ludwig Rudolf, mit dem Erzherzoge Karl von Oesterreich, dem späteren Kaiser Karl Vi. Daß die junge Priuzesstu deshalb zur katholischen Religion übertreten mußte, verursachte Anton Ulrich keinen großen Skrupel. Desto größer war der Schrecken im Lande über dieses Ereigniß, der noch mehr stieg, als Anton Ulrich selbst einige Jahre später dem Glauben seiner Väter entsagte und zur katholischen Kirche übertrat, weiniger der Ueberzeugung seines Ge- wissens, als der Hoffnung wegen, sich bei dem Kaiserhofe in Wien.

5. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 90

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
90 vom Schlosse eine neue Vorstadt, die Auguststadt, angelegt, welche zehn Jahre später auch ihr Kirchlein erhielt. Durch die Aufstellung seiner Bibliothek machte er den Namen Wolfenbüttel in ganz Europa bekannt. Was jedoch dieser Fürst ebenso wenig erreichen konnte wie seine Vor- gänger, das gelang seinem Sohne: Rudolph August (1666 bis 1704) brachte die widerspenstige Stadt Braunschweig unter seine Botmäßigkeit. Nun lag der Gedanke nahe, hierhin auch die Residenz zu verlegen. Doch ehe dies geschah, entwickelten Anton Ulrich (1684 bis 1714) und sein Sohn August Wilhelm (1714 bis 1731) noch einmal eine rege Bauthätigkeit, um Wolfenbüttel mit großen Gebäuden zu schmücken. Zunächst wurde die Trinitatis- oder Garnisonkirche aufgeführt; dann erfolgte der Bau eines Bibliotheksgebäudes, und zu gleicher Zeit wurde das alte Schloß durch eine Reihe von Prachtgemächern erweitert und ihm durch einen Vorbau ein stattliches und einheitliches Äußere gegeben. Was die Stadt lange befürchtet, trat nun auch ein: Karl I. verlegte 1754 seine Residenz nach Braunschweig, und weil auch viele Familien dahin übersiedelten, so wurde plötzlich der Wohlstand des Ortes ver- nichtet. Der Schlag war um so härter, da die Stadt fast gar keine innern Hülfsquellen besaß. Namentlich fehlte es den Bewohnern an Ländereien. Denn da die Stadt so lange Zeit als Burg bestanden hatte, war, als ihre Entwicklung zur Stadt begann, die Umgebung derselben bis fast dicht vor ihre Thore längst den Nachbargemeinden zugeordnet. Wenige Jahre später kamen die Drangsale des sieben- jährigen Krieges über die verödete Stadt. In das stille Schloß zog 1770 Lessing ein; die letzten Jahre seines Lebens jedoch wohnte er in dem einstöckigen Hause, das noch jetzt vor dem neuen Bibliotheksgebäude erhalten ist. Die kriegerischen Zeiten zu Anfang unsres Jahrhunderts sind an Wolfenbüttel verhältnismäßig ruhig vorübergegangen, denn die Stadt wurde für einen offenen Platz erklärt. Mauern und Wälle wurden abgetragen, und an ihre Stelle traten bald freundliche Anlagen. In langer Friedenszeit ist die Stadt durch ausgezeichnete Landstraßen mit den wohlhabenden Ortschaften der Umgegend, durch Eisenbahnen mit den andern Städten des engern und weitern Vaterlandes ver- bunden. Verkehr und Gewerbsthätigkeit haben sich gehoben. Die vor- handenen Ländereien werden zur Zucht von Gartenfrüchten benutzt und einer sehr sorgfältigen Bearbeitung unterzogen, so daß man Wolfenbüttel eine Gärtnerstadt nennen kann. Doch erfreuen sich auch

6. Unser Land - S. 23

1891 - Wolfenbüttel : Zwißler
— 23 — lung aufstellen, welche in der Folge durch ihn selbst und durch seine Nachkommen vermehrt, der kleinen Stadt einen weit verbreiteten Ruf verschafft hat. Im Jahre 1666 starb Herzog August. Nicht mit Unrecht hat man ihn den Vater des Vaterlandes genannt. 25. Wrrdokf Äugn It. Was die wölfischen Fürsten weder durch Kampf noch durch Verhandlungen und Nachgiebigkeit bisher erreicht hatten, nämlich die Stadt Braunschweig zu unterwerfen, das wußte endlich der Sohn des Herzogs August durchzusetzen. Die Geldopser, welche der große Krieg forderte, die veränderten Handelsverhältnisse hatten die Stadt arm gemacht. Da vereinigte sich Rndols August mit deu Lüneburger Vettern und verlangte von der Stadt nngesanmte Unterwerfung und Einnahme einer fürstlichen Besatzung. Aber der Rat weigerte sich. Darauf begann die Belagerung durch das Heer der Fürsten. Im Innern der Stadt aber herrschte Zwiespalt, und au auswärtige Hülse, wie iu früheren Zeiten, war nicht zu denken. So ergab sich Braunschweig 1671, und nun kam die Stadt in alleinigen Besitz des Herzogs von Brauuschweig-Wolsenbüttel. Er brachte Ordnung in die Verwaltung und traf Maßregeln zur Abzahlung der ungeheuren Schulden. Daneben bot er alles aus, deu Glanz und den Wohlstand der Stadt zu heben. 26. Anion Atrich. Rudolf August nahm im Jahre 1685 feinen Bruder Anton Ulrich zum Mitregenten an, und beide Brüder haben dann manches Jahr die Regierung gemeinsam geführt. Anton Ulrich war ein prachtliebender Fürst. Wie an vielen andern deutschen Höfen suchte man auch in Wolfenbüttel, es dem französischen Könige an Glanz gleich zu thun. In Salzdahlum erbaute der Herzog nach dem Muster eines französischen Schlosses ein großartiges Lustschloß mit Gartenanlagen und Wasserkünsten. Hier und in Wolfenbüttel folgten Theater, Bälle, Maskeraden und Spiele in ununterbrochener Reihe. Hier ist der Herzog auch im Jahre 1714 gestorben. 27. Kart I. Dieser Fürst war während seiner langen Regierung eifrig bemüht, seinem Laude Gutes zu thun. Er stiftete das durch feine Kunftfchätze berühmte Museum zu Braunschweig, ferner das Kollegium Karolinum daselbst, aus dem in unsrer Zeit die technische Hochschule hervorgegangen

7. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 144

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
144 Zweites Buch. Zweiter Abschnitt. Dorothea solche aus. Sonach erfolgte die gerichtliche Scheidung. In dem nämlichen Jahre, in welchem ihr ältester Sohn als Georg Ii. den englischen Thron bestieg (1727), endete die Kurprinzessin zu Ahlden. Zwischen den Höfen von Celle und Hannover herrschte die brüder- lichste Einigkeit. Mochte auch die französische Dienerschaft in ihren Be- mühungen, den Herzog Georg Wilhelm für Ludwig Xiv. zu gewinnen, nicht Nachlassen, so stand ihr doch der Minister von Bernstorff, ein streng deutsch gesinnter Mann, so entschieden gegenüber, daß an ein Entsagen der bisherigen Politik nicht gedacht werden konnte. Als im Herbste des Jahres 1689 mit Julius Franz der letzte Sproß des alten Herzogshauses von Sachsen-Lauenburg erstarb, betrachtete der Kurfürst von Sachsen das erledigte Herzogthum atö ein ihm gebührendes Erbtheil. Mit mehr Grund erhob dagegen Georg Wilhelm von Celle seine Ansprüche, aus wiederholte Erbverbrüderungen zwischen den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg und Sachsen-Lauenburg sich berufend, und ließ, um seinen Erklärungen Nachdruck zu verleihen, das herrenlose Land be- setzen, dessen Erwerb bald auch auf rechtlichem Wege für das Haus Lüne- burg erfolgte. Im Jahre 1698 starb Ernst August, erster Kurfürst aus dem Stamme der Welfen. Als dessen Sohn Georg Ludwig in Wien mit der Kurwürde belehnt wurde, äußerten die alten Gegner dieser Standeserhöhung abermals ihren Unwillen, und vereinigten sich sogar unter der Leitung der wolfen- büttelschen Brüder, Rudolph August und Anton Ulrich, zu einem bewaff- neten Bunde. Schon hatten Letztere ein beträchtliches Heer schlagfertig auf- gestellt, als Kurfürst Georg Ludwig und Georg Wilhelm von Celle, mit Genehmigung des Reichsoberhauptes, 1702 die überfallenen wolfenbüttel- schen Regimenter entwaffneten, die hildesheimische Festung Peina ersteigen ließen und der Reichsstadt Goslar eine calenbergische Besatzung aufdrängten. Im Jahre 1705 starb Georg Wilhelm, und hinterließ das Fürsten- thum Lüneburg seinem Neffen und Eidam, dem Kurfürsten Georg Ludwig. Sechstes Kapitel. Ueberst'cht der inneren Verhältnisse. Die verderblichen Folgen des dreißigjährigen Krieges hatten keinen Theil der braunschweigisch-lüneburgischen Lande verschont; die Städte wa-

8. Grundriß der braunschweigischen Geschichte - S. 33

1905 - Braunschweig : J. H. Meyer
33 stimme von Köln — zur katholischen Kirche über. Alle seine an diese Schritte sich knüpfenden Hoffnungen gingen nicht in Erfüllung. 1714 ist er, 81 Jahre alt, auf dem Lustschlosse zu Salzdahlum verschieden. Die Regierung der Söhne Anton Ulrichs 1714—1785. Die durch die Unterhaltung starker fürstlicher Heere und die Prachtliebe Anton Ulrichs bewirkte Schuldenlast des Landes steigerte sich noch unter seinem Nachfolger, August Wilhelm, dem ältesten Sohne Anton Ulrichs, der die Baulust seines Vaters geerbt hatte.1) Die Regierung Ludwig Rudolfs^), welcher der unter seinem Bruder eingeriffenen Günstlingswirtschaft ein Ende machte, war nur von kurzer Dauer (1731—1735). Er war, wie fein Bruder, ohne männlichen Erben. Das Herzogtum fiel damit an die Nachkommen des jüngsten Sohnes des Herzogs August des Jüngern, Ferdinand Albrechts, der mit dem Schlosse Bevern im Wesertale abgefunden war, an die sogenannte bevernsche Linie. 3) Ihre Geschichte weist drei wichtige Ereignisse auf, die auch für die allgemeine Geschichte große Bedeutung haben: 1) die Erhebung Hannovers zum K u r s ü r st e n t n m e, 2) die Vereinigung sämtlicher der Linie gehörigen Fürstentümer (Lüneburg, Hannover und Grubenhagen) in einer Hand, 3) die Erwerbung *) Auf dem Grauen Hofe in Braunschweig, der ehemals dem Kloster Riddagshausen zugehörte, erbaute er ein fürstliches Schloß. 2) Ludwig Rudolf hatte die Grafschaft Blankenburg, deren Erhebung zu einem reichsunmittelbaren Fürstentums Anton Ulrich vom Kaiser Joseph I. erreichte, erhalten. Seine Nachfolge im Fürstentum Wolfenbüttel bewirkte die Wiedervereinigung desselben mit dem Hauptlande. 3) August d. I. (vgl. S. 25) 2. Die jüngere lüneburgische £inie 1648—1740. f 1666. Rudolf August, t 1704. Anton Ulrich, f 1714. Ferdinandalbrecht I., Stifter der Nebenlinie Braunfchweig-Bevern. August Wilhelm, t 1731. Ludwig Rudolf, t 1735. Ferdinand Albrecht Ii., t 1735. Karl I., t 1780. Karl Wilhelm Ferdinand, t 1806. Friedrich Wilhelm, t 1815. Karl Ii, Wilhelm, t 1873. t 1884.

9. Grundriß der braunschweigischen Geschichte - S. 41

1905 - Braunschweig : J. H. Meyer
— 41 — Neben der Verwaltungsorganisation war jetzt das st e h e n d e Heer, dessen Entstehung in die Zeit des Herzogs August fällt, die kräftigste Stütze des absoluten Fürstentums geworden. Die Stärke der braunschweigischen Truppen ist oft eine sehr erhebliche, die Kräfte des Landes weit übersteigende gewesen, so zur Zeit der Mitregierung Anton Ulrichs und während des siebenjährigen Krieges, in dem das Heer zuletzt bis aus 16 000 Mann gebracht wurde. Die kostspielige Hofhaltung, die Verwaltung und das Heer steigerten die Staatsausgabeu bedeutend. Die Staatswirtschaft bildete sich auch iu Braunschweig-Wolfenbüttel aus. Das Land wurde ein einheitliches Wirtschaftsgebiet, das nach den Grundsätzen des Merkantilismus eingerichtet war. So empfahl Anton Ulrich in seinem Testamente feinen Nachkommen „Handel und Gewerbe recht in Flor zu bringen". Besonders suchte Karl I-, nicht immer mit Erfolg, die Industrie zu heben. Biivger und Bauern. Doch nur langsam hob sich der Wohlstand des Bürgert u m s, kräftiger entfaltete sich das geistige Leben unter der Fürsorge der fürstlichen Gewalt. Die durch den großen deutschen Krieg tief herabgekommene bäuerliche Bevölkerung erfuhr die eingehendste Fürsorge des Herzogs August d. I. Eiue Reihe von Jahren gegen Ende des Krieges und nach dem Kriege wurden die Meierzinse erlassen. So erholte sich die Landwirtschaft verhältnismäßig schnell. Doch laftetete besonders in den Zeiten Karls I. der Steuerdruck schwer aus der Bauernschaft. Erft die Regierung Karl Wilhelm Ferdinands brachte wesentliche Erleichterungen, so daß ein wohlhabender Bauernstand sich entwickeln konnte. Das geistige Leben ant fürstlichen Hofe. Es gereicht den braunschweigischen Fürsten dieser Zeit zum Ruhme, daß sie auch die Hebung des geistigen und sittlichen Lebens ihrer Untertanen sich angelegen sein ließen (s. S. 30, 36, 39). Wir sinden unter ihnen eine Reihe hochgebildeter Männer. An erster Stelle steht der gelehrte A u g u st d. I., der Begründer der Wolsenbütteler Bibliothek, Schriftsteller auf theologischem Gebiete und Freund des milden Ca-lixtus (S. 31), dessen vermittelnder kirchlicher Standpunkt unter der Regierung des gottessürchtigen Herzogs August an Stelle des strengen Luthertums Boden im Herzogtums gewann. Zum Erzieher seiner Sohne berief er den bedeutendsten deutschen Sprachforscher der Zeit, Schottelius, „den Jakob Grimm des 17. Jahrhunderts". Anton Ulrich, ein Fürst von umfassender Bildung, betätigte sich schriftstellerisch; er schrieb Romane, von denen „Die römische Oktavia" der bekannteste ist, verfaßte außerdem Singspiele und geistliche Lieber. Nahe stand dem Fürstenhause der große Leibniz, dessen Geist alle Gebiete des Wissens umspannte. Er war fürstlicher Bibliothekar zu Hannover (1676—1716) und Hofhistoriograph aller drei Linien des Weifenhauses. Auch in der bevernschen

10. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 389

1864 - Hannover : Hahn
389 bezog, verzichtete, wogegen es das Herzogthum Bremen und das Fürstenthum Verden vorerst noch einmal zurückerhielt. Braunschweigische Regimenter waren es, die sodann einige Jahre später mit dem kaiserlichen Heere ruhmvoll in Ungarn und auf der Halbinsel Mvrea gegen die Osmanen kämpften. So war die Zeit herangekommen, daß der lüneburg'schen Linie des Welfenhauses die Kurwürde beigelegt ward, wvdllrch denn auch das gute Verhältniß, das bislang zwischen den beiden fürstlichen Häusern gewaltet, seine Endschaft erreichen sollte. Der ehrgeizige Anton Ulrich konnte sich nicht mit dem Gedanken ver- traiit machen, daß der jüngern Linie ein solches Vorrecht der altern gegeiiüber zukomme, imb nur von ihm rührte die jetzt zwischen deii beiden Liiiien ausbrechende gehässige Zwietracht her, ja er ging so weit, daß er sich mit dem Reichsfeiiide, mit beit Franzosen, in heimliche Bündnisse einließ, die natürlich nichts weiter als eine Demüthigung des neuen Kiirhanses bezwecken sollten. Sich selbst und die braunschweig-wolfenbütteler Lande brachte er da- durch in die traurigste Lage, indem diese von Hannover aus durch einen wvhlberechneten Ueberfall im Jahre 1702 plötzlich occnpirt wurden. Dadurch freilich ward endlich Anton Ulrich zum Nach- geben gegen seine übrigen welstschen Vettern gezwungen. Der weitern Bestrafung der Reichsgerichte wegen seines reichsverräthe- rischen Vorhabens entzog sich Anton Ulrich bnrd) die Flucht. Der gutherzige Rudolf August konnte solche Zustände nicht lange ertragen. Er starb bald darauf im Jahre 1701. Seine erste, schon obenerwähnte Ehe ward 1681 durch den Tod seiner Gattin getrennt, und aus Zuneigung zu seinem Bruder, dem eine zahlreiche männliche Nachkommenschaft blühte, ging er ein zweites Ehebündniß mit einer Unebenbürtigen ein, mit der Tochter des Chirurgen Menthe ans Minden, die bei Hofe später als Madame Ri'dolphine anftrat, und an deren Seite der greise Fürst noch höchst glückliche Jahre verlebte. Rudolf August waren drei Töchter geboren: Dorothea Augujta, geboren 1653, vermählt 1673 mit dem Herzog Johann Adolf von Holstein; Christina Sophia, geboren 1654, vermählt 1681 an den Herzog August Wilhelm von Braunschweig, und Eleonora Sophia, die 1655 geboren, bereits 1656 starb. Der 1633 geborne Anton Ulrich war also jetzt in einem Al-

11. Die Burgfrau von Ahlden - S. 115

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 115 — doch dieses Anerbieten zurück. Nicht war sie einer Flucht abgeneigt — nur nach Frankreich mochte sie nicht entfliehen, weil sie fürchtete, nicht über genügende Geldmittel zu verfügen, in diesem Lande standesgemäß leben zu sonnen. Sie selbst schlug dagegen eine Flucht nach Wolfenbüttel an den Hof des Herzogs Anton Ulrich vor. Dort an diesem verwandten Hofe fand sie, davon hielt sie sich überzeugt, nicht nur eine freundliche Ausnahme, sondern sie wußte auch, daß der Herzog dasür Sorge tragen würde, daß sie nicht wieder zurückkehren brauchte nach Hannover. Königsmark erklärte sich auch hiermit einverstanden, und im Geheimen wurde alles zu dieser Flucht vorbereitet, welche im Juli desselben Jahres unternommen werden sollte. Der Kurprinz weilte zu dieser Zeit in Berlin, und so dachten denn beide, daß dieser Zeitpunkt der günstigste sei zu dem geplanten, gefahrvollen Unternehmen. Niemand wußte davon, nur die getreue Eva war eingeweiht in das große Geheimnis. Aber so fein auch alles ausgesonnen war und so vorsichtig man auch zu Werke ging, um das Vorhaben auszuführen — dem Späherblicke der Gräfin Platen war es nicht entgangen, daß eine große Entscheidung sich vorbereite. Auf welche Weise dieses ränkevolle Weib hinter das so sorgfältig gewahrte Geheimnis gekommen, wird geschichtlich wohl kaum jemals aufgeklärt werden. Sei es, daß Konigsmark und die Prinzessin in ihrem Briefwechsel nicht die nötige Vorsicht beobachteten, sei es, daß dennoch einmal, trotz aller Wachsamkeit, ein Brief in die unrechten Hände fiel und die Platen so Kenntnis davon erlangte — kurz, sie hatte eine Ahnung von dem Vorhaben und sie zögerte nicht, dem Kurfürsten davon Mitteilung zu machen. Dieser lächelte zwar anfangs über die Gespensterseherei der Gräfin; als aber zu Ende des Juni Königsmark, nach langer Abwesenheit, im Schlosse zu Hannover erschien, unter dem Vorwande, auf der Durchreife nach Dänemark einige Tage in der Stadt verweilen zu wollen, da wurde auch er stutzig. Es bedurfte kaum des Zuredens der Platen, Königsmark 8*

12. Braunschweigische Reformationsgeschichte - S. 15

1912 - Braunschweig : [Selbstverl. G. Zimmermann]
— 15 — Erst ini Jahre 1657 erschien, von Schwartzkopff, dem fürstlichen Kanzler, redigiert, der erste Teil einer nenen Kirchenordnung: „tote es mit den Ceremonien, auch anderen notwendigen Sachen und Verrichtungen in den Kirchen Unserer Fürstentume, Graf-, Herrschaften und Landen zu halten fei“. Es toar also ein liturgischer Teil, der in 38 Kapiteln wesentlich die Kultusfragen behandelt und erledigt, mit dem Titel: „Agenda“ Wolfenbüttel bei den Sternen 1657. Der Hofprediger und Supcrintendens Generalissimus Lütkemann hat diese Ordnuug wahrscheinlich bearbeitet. — Auch einen kirchenregiiucntlichen und kirchenrechtlichen Teil beabsichtigte der Herzog folgen zu lassen, infolge des Ablebens Schwaitzkopffs blieb diese feine Arbeit liegen, und nur Bruchstücke davon erschienen. Das Urteil des Kirchenhistorikers Beste geht dahin, da& die Unvollständigkeit dieses Teiles feinen Schaden für die Braunschweigische Landeskirche bedeutet, bei der territorialistifchen Gesinnnung des Kanzlers war eine durchgehende Vernichtung der kirchlichen Selbständigkeit und vollständige Ausübung der geistlichen Macht zu befürchten. Ein ganz besonderes Interesse zeigte der Herzog der Schule. Während die Kirchenordnung des Herzogs Julius nur eine sichere Einprägung des kleinen Katechismus Luthers verlangte, wird in der Landesordnung von 1647 auch das Erlernen des Lesens und im 2. Artikel der Orduuug sogar schou die allgemeine Schulpflicht gefordert. 1651 erschien dann die neue Schulordnung, die von dem Helmstedter Professor der Beredsamkeit Christoph Schräder, den, Abt Ltltkcmann und wahrscheinlich auch vom Kanzler Lchwartzkopff bearbeitet war. Danach soll in jedem Dorfe eine Elenientarschnle bestehen, in der der Küster oder Opfermann im Lesen und Schreiben, vor allem aber in der Religion unterrichtet. Lehrbücher sind ausschließlich Bibel, Katechismus und Gesangbuch. Die Besoldung der Küster wird durch Geld und Naturallieseumgen der Ortseiuwohuer erhöht. — Neben den Dorfschulen gab es auch Mittelschulen in den kleineren Städten des Landes. Hier wurde auch im Latein, Rechnen, in der Musik und den Anfangsgründen des Griechischen unterrichtet. Höhere oder „große Schulen“ gab es in Wolseubüttel, Helmstedt, Gandersheim und Schöningen (das Auua Sophianeum). — Die tägliche Inspektion führte der erste Geistliche des Schulortes, die Oberaufsicht über die Lateinschule der Generalschul-inspektor — der erste toar der bereits erwähnte Professor Schräder —, die Oberleitung des gesamten Schulwesens aber wie früher das Konsistorium. Durch die 1655 erschienene Klofterordnnug wurden die Lateinschulen zu Riddagshausen, Ameluuxboru,Marieuthal und Michaelsteiu aufgehoben, die einfachen Elementarschulen bei den Klöstern wurden beibehalten, bczw. fest eingerichtet für die bei den Gottesdiensten mitwirkeudeu Chorschüler und zugleich auch für die Ortskinder. Trotz der Orduuug aber ließ es der Herzog zu, daß die oben erwähnten vier Lateinschulen wieder ausblühten, denn Schwartzkopff, der auch hier wieder der geistige Urheber der Ordnung war, starb bald nach ihrem Erscheinen. Die erneuerte Kirchenorduung Anton Ulrichs. Anton Ulrich, der jüngere Sohn und zweite Nachfolger des Herzogs August, führte die Absicht seines Vaters, dem Lande eine weitere Kirchenordnung zu geben, ans. Es beseelte ihn ein überaus seines Gefühl für die geistige Strömung der Zeit und seines Volkes. Je mehr nämlich er zum Übertritte zur katholischen Kirche geneigt war, das Volk aber seine Anhänglichkeit und Liebe zum Protestantismus zu erkennen gab, desto mehr hielt er es für geraten, die Gemüter der Untertanen zu beruhigen und ihrer Anhänglichkeit an das Luthertum entgegenzukommen. Das war der Grund, weshalb er im Jahre 1709 eine neue Ordnung herausgab mit dem Titel: Erneuerte Kirchen-

13. Bd. 1 - S. 347

1795 - Berlin : Voss
zu gehörigen Gütern, und ward der Urheber der meir nungischen Linie. Anton Ulrich, sein jüngster Sohn, überlebte seine beiden altern Brüder und Bruders Kinr der, und erhielt von 1746 an die Alleinregierung, da <3' ££ O = Tt 3 G <2. Gi E ^ i? » = 'S. T s ^ C E ^ C3 •S> 0 3 vt»' S f E- ff & Ö a? 3 co 3 «* Csv 3 S- ^ 3 ' e St & <1 O- ->3" jr> is' s *» « ca » Cf) 3* 3 •3> a 3 S 3 —*1 o- 2. «'S O' ^ 2 A S. 535 <5*i 'S 'S S r» '3' S\ f $ £ § § e "d> S. Z <2’ 2 a- S- « __ E E-> 3 *3) » \r> g Z 2! w rr 3* |5 Sü 2. Ce —Cf*> 3 « 12 ci 3 O —• 3 ? S Ha 2. o 3 s a» 3 -§, & « ~ g E M ^ Ce ■Vi 3 E +* " U? 2. S, J? ©fl I " ~ ■» Li? — 3 I 's g <jo 3. E O t-s 2' s> Gf 2- S- 'S' 2 er A s? » p & 3 o 2 2 g 3 St a- -o S» o Zu* ¿"O »sf I es 3 er _ E 'g'cs 3 2 a» _ ß» ' ^ ■31 ¿.9 £0 3 K G 3 S 3?) 3 3 S c" o- cc Cf) <Ä ^ _ 3 If ¡2 e ¿^3 re Z © f S' t» 3 a f re "3» '0' "3> ^ 3 0 - cs> g ti? 2 0 <S*i 'S <* S *5 =3 3 a* r=i ^ 1 1 ♦* S' <s 3 | <T* » ca 3 3' f (55 § S ^ Z r-i ^ «/ 'g' 3} Cr. S' "3i 'r re ca 21 I Lj? 3 Z,' Ct - 3 cä H eiänvh' 'Lango^ um^rusrjanl moa i>sh2 uiz '1 '«Il^ivvcz 1 6ango^)U3j(po3 uoa öodas^ -. 'us6un.ihs<^-m)L Svg 6.isqsuus§» 'Wv.ra> aaq u^ *5 'v.rasg§ as<r üv rl^nv<)s6angqi?5. ^v^iänvh' *usösijct

14. Neuere Zeit - S. 62

1901 - Braunschweig : Appelhans
62 Borteile des Friedens fr Deutschland: a. Wissenschaft und Kunst finden vielseitige Anregung in den verschiedenen Hauptstdten. b. Mglichkeit der einzelnen Staaten, sich selbstndig und national zu entwickeln. Nur auf Grundlage des Friedens war die Machtentwicklung des brandenburg.-preuischen Staates mglich, von dem spter an Stelle sterreichs, welches durch undeutsche Politik die Fhrerrolle verwirkt hat, die Leitung bernommen, die Wiedergeburt des deutschen Reiches bewirkt wird. 30. Die Jolgen des Krieges. Die Verwstung des deutschen Bodens war unglaublich (Pest). 1. Deutschland verlor die Hlfte der Bevlkerung: a. Wrttemberg war von 400 Ocx) Bewohnern auf 50000 herabgekommen. Bhmen von drei Millionen auf 800000, b. Magdeburg (6mal belagert) hatte von 40000 Einwohnern nur 5000 behalten, Augsburg von 80000 nur 6000. Berlin hatte von 835 steuerpslicht. Husern 215 eingebt.') c. Im ganzen waren in Deutschland zerstrt:*) 1976 Schlsser, 1629 Städte, 18 310 Drfer. Die Grafschaft Ruppin hatte auf 32 pm. nur noch 4 Drfer. Heimkehrende Krieger fanden oft an Stelle des Heimatdorfes einen Kiefernwald. 2. Der Wohlstand war auf lange Zeit zerrttet: a. Der Ackerbau lag gnzlich darnieder. b. In Handel, Industrie, Kunst und Wissenschaft wurde das Land gegenber den glcklicheren Nachbaren (Holland, England, Frankreich) um zwei Jahrhunderte zurckge-schleudert. c. Infolge dessen waren die Fürsten so arm, da sie sich Goldmachern in die Arme warfen und selbst Mnzflscher wurden. Ja, sie verkauften sich aus Armut an Louis Xiv. d. Der Adel verlor gnzlich seine Bedeutung. e. Viele Städte konnten die Reichsfreiheit nicht behauptend) 3. Die Greuel des Krieges hatten hervorgebracht: a. statt Glauben krassesten Aberglauben/) b. statt Sittlichkeit viehische Roheit und sittliche Verwil-berimg,5) c. statt krftiger Männer ein energieloses Geschlecht. ') Braunschweig hat jetzt bei 126 000 Bewohnern fast 7000 Huser. 2) S. Schilling Nr. 89. 3) Braunschweig wurde z. B. 1671 von Herzog Anton Ulrich erobert. 4) Hchste Blte der Hexenprozesse um 1650. 6) Die Bauern wurden selbst Ruber, ja sogar Menschenjger.

15. Teil 16 - S. 45

1806 - Gotha : Ettinger
45 ihm und seiner Gemahlin, traf auch Münnich, Ostermann, und andre mehr, die Reihe, verhaftet zu werden. Anton Ulrichs Bruder, Ernst Ludwig, befand sich einige Stunden lang gleichfalls in Verhaft, und blieb bis zu der Zeit, da er (1742 März) nach Deutsch- land zurückkehrte, uuter der Aufsicht einer Ehrenwache. Am folgenden Morgen (6. Dec.) huldigten Senat und Kriegsvolk. S» leicht wurde abermahls, durch eine Anzahl bestochner Gardisten, eine nicht nur für Rußr land, sondern auch für Europa wichtige Thron- veränderung durchgesetzt! 4, '1 ~ -, Aber die Hauptstadt Petersburg gewährte jetzt eine ganz andre Ansicht, als zu der Zeit, wie die Mutter Zwans Iii die Regie- rung übernahm. Es herrschte eine allgemeine Betrübniß. Viele Familien sahen ihre Ver- wandten verhaftet; viele lebten noch in angst- voller Bangigkeit. Niemand verließ, ohne die dringendste Ursache, seine Wohnung. Jedermann gieng mit niedergeschlagenen klu- gen herum. Noch jetzt hätte ein unterneh- mender Mann leicht eine Gegenrevolution durchsehen können. Der kleine Iwan, den man.

16. Braunschweigische Reformationsgeschichte - S. 6

1912 - Braunschweig : [Selbstverl. G. Zimmermann]
vor de kindere. Dat ander: predikere, de Gades wort reyn dem Volke vordragen, antonemen, ok latinische lectien unde ütlegginge der Hilgen scrift, vor de gelerden to vorschaffen. Dat drudde: gemeyne casten antorichten mit kerkengudern unde anderen gaven, darut fulfe unde andere kerkendenste erholden werden unde der armen nöttroft werde geholpen Darna is ok gehandelt, wat chriftlike Ceremonien unde andere kerken-denst andrept, so vele also deuftlik tome evangelio, chriftliker leve, ere unde eynicheyt is angeseu." Für den gesamten Lehrstand dürfte der 1. Abschnitt von größten, Interesse sein, in dem Bugenhagen sein Augenmerk auf die beiden städtischen Lateinschulen zu St.martini und St. Katharinen richtet. Zu ihrer Beaufsichtigung wird eine Kommission eingesetzt, die aus dem Stadtsnperintendent, seinem Koadjutor, 5 Ratsherren — je einem nämlich aus jedem Weichbilde — und den Kastenherren der Kirchspiele besteht. Auch Uber die Besolbnng bet Lehrer und ihre Arbeit in der Schule werden Bestimmungen getroffen, bei denen der kursächsische Lehrplan Philipp Melanchthons zu Grunde gelegt ist. Die Schulen selbst zerfallen in 3 Klassen, in die unterste, die Elementaroder Schreibschule, die Lesen, Schreiben und die Elemente des Latein lehrt in die 2., in der Grammatik, Äsop, auch Terenz und Plautus getrieben werden, und in die oberste Stufe, die nur dem Martineuin beigelegt wird. Für sie jedoch sollen nur die Geschicktesten ausgewählt und in der Grammatik, Cicero, Vergil sowie im Lateinschreiben und -sprechen geübt werden Daneben sollen auch die Aufangsgründe des Griechischen im Neuen Testament eingeübt werben, sowie das Schreiben und i'esen des Hebräischen. — Mittwochs und Sonnabends soll man die Kinder über Gottes Wort und die heilige Schrift belehren. Man soll sie Überhaupt auferziehen in Gottesfurcht christlichem Glauben und Leben, wie denn nach Bugenhagen religiöse Erhebung und Charakterbildung die Seele der ganzen Erziehung ist. Aus diesem Grunde verlangt er denn auch, daß die Schüler bei den Metten und Vespern täglich in den Kirchen Gottes Wort lesen und singen, auch bei Begräbnissen und Trauungen als Sängerchor mitwirken. Alles Vielwissen, das die Kinder nicht tragen können, soll von ihnen ferngehalten werden. — Neben die beiden Lateinschulen treten zwei deutsche Jugendschulen unter zwei Schulmeistern. Auch vier Jungfrauenschulen werden in Aussicht genommen. Bis zum Jahre 1596 ist der Lehrplan Bugenhagens für die städtischen Lateinschulen maßgebend gewesen. Im Jahre 1531 erschien die Bugenhagensche Kirchenordnung zu Nürnberg auch in hochdeutscher Sprache und wurde mit den anderen Bekenntnisfchnften der evangelischen Kirche vereinigt. Dazu rechnete man damals die Augsburger Konfession und ihre Apologie, die Schmalkaldener Artikel und bic Erklärung der sächsischen Theologen aus bent Lüneburger Konvent: „Was das Corpus doctrinae belanget, babei man gebenket zu bleiben “ Diese Schriften zusammen bilben fortan bas Corpus doctrinae Brunsvicense, das 1564 dem geistlichen Ministerium zu Braunschweig zur Unterschrift vorgelegt würde. Bis 1671 hat es als Grundlage des selbständigen Kirchenregiments der Stadt in Geltung gestanden, trotzdem ist es ausdrücklich nicht außer Kraft gesetzt, wenn auch Herzog Rudolph August im Bunde mit Georg Wilhelm von Celle und Johann Friedrich von Hannover die Stadt sich unterwarf. Heute gilt es allerdings nur noch in Unterordnung unter die landesherrlichen Kirchenorbmmgen. Der weitere Verlanf der Reformation in Braimschweig. Obgleich inan allgemein den Überall beliebten Dr. Pommeranus in Braunschweig als Superinteubent zu behalten wünschte, so drängte doch Luther entschieden zur Abreise, da Hamburg den so praktischen Kirchenpolitiker zur Neugestaltung der kirchlichen

17. Geschichte der Deutschen - S. 609

1781 - Leipzig : Weidmann und Reich
Illanh.v Abs. Brauns, iüneb. Gesch. 629 Linie genannt wird; dieser aber das neue lüne- hurgifche Haus, oder die cellische Linie. V. Der Stifter des neuen braunschweigi-Geschichte fcben-Hauses, Herzog Heinrich, begnügte sich H^euen an wenigen Aemtern, und überließ alles übrige Braun- feinem Bruder Wilhelm. Aber sein Sohn, der Herzog August, erhielt nicht allein das Fürsten. Herzog rhum Wolfenbüttel, und nach ungemeinen August. Schwierigkeiten auch die Ptadt dieses Namens, wohin er seinen Hof verlegte, sondern regierte zugleich mit vorzüglichem Ruhme. Seine Graarsklugbeit zeigte er bey dieser Erweiterung feines Gebiets, und bey seinen Unterhandlungen zur Aussöhnung verschiedener Fürsten. In sei- nem Lande führte er mancherley gmegrdnungeu ein. Er war sogar ein gelehrter Fürst, schrieb mehrere Bücher, welche Scharfsinn, Wissenschaft und Frömmigkeit beweisen, legte auch den Grund zu dcp vortrefflichen Büchersammlung zu Wol> 1666, fenbuttel. Sein Sohn, der Herzog Rudolf August, brachte die Stadt Brannschweig erst unter den Gehorsam seines Hauses, den sie bisst. ,704. dahin demselben stets versagt hatte. Mit ihm führte sein Bruder, der Herzog Anton Ulrich, die Regierung gemeinschaftlich, trat zwar noch in einem Alter von mehr als siebzig Jahren zur römischkatholischcn Kirche; aber ohne dadurch den Zustand seiner Lander zu verändern. Beydest. 1714. Brüder hinterließen auch, wie ihr Vater, Be. weise ihrer Gottseligkeit und ihres Witzes in Dü- Q q 4 ehern,

18. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 391

1864 - Hannover : Hahn
391 hierdurch einzuschmeicheln. Seine Erwartung,durch seinen Neligions- wechsel, derübrigens auf die Verhältnisse seiner protestantischen Unter- thanen keinen weitern Einfluß ausübte, das Bisthum Hildesheim und die Kurstimme von Cölln zu gewinnen, ging nicht in Er- füllung. Anton Ulrich starb einige Jahre nach seinem Uebertritte zum Katholicismus 1714, mit Hinterlassung von zwei Söhnen, August Wilhelm und Ludwig Rudolf. Von feinen übrigen elf Kindern starben vier Söhne und zwei Töchter in sehr zartem Alter; sein ältester Sohn August Friedrich stll 1676 bei Philippsburg, und von den Töchtern vermählte sich die 1658 geborue Elisabeth Eleonora 1675 an den Herzog Johann Georg von Mecklenburg, und 1681 zum zweitenmal au den Her- zog Bernhard von Sachsen-Meiningen; Anna Sophia, geboren 1659, vermählte sich 1677 an den Markgrafen Karl Gustav von Baden, wogegen die 1666 geborue Augusta Dorothea 1684 von dem Fürsten Günther von Schwarzburg-Arnstadt heimgeführt ward. Die 1669 geborue Henriette Christine ward Aebtissin zu Ganders- heim, und nachdem sie zur katholischere Religion übergctrcten war, Aebtissin zu Ruremonde. § 38. Die Herzöge Augnst Wilhelm, Ludwig Rudolf. Anton Ulrich hatte schon längere Zeit vor seinem Tode die Bestimmung getroffen, daß dem ältesten seiner Söhne, August Wil- helm, die Regierung im Fürstenthum Brauuschweig-Wolsenbüttel, dem jünger«, Ludwig Rudolf, dagegen die Negierung in der Grafschaft Blankenburg zufalleu solle. Der 1662 geborue August Wilhelm hatte, nachdem er sich in Gens den Studien hingegeben, die hergebrachten Reisen an fremde Höfe unternommen und trat 1714, also in einem Alter von 52 Jahren, die Negierung des Herzogthums an. Er war ein milder, leutseliger Herr, gütig gegen seine Unterthanen, frei von jeglicher Leidenschaft, ohne Stolz und Ehrgeiz, dabei aber auch jeder Energie, Charakterfestigkeit und Menschenkenntuiß entbehrend, was auch wohl der Grilnd sein mochte, daß Anton Ulrich noch kurz vor seinem Tode an seine Söhne eine Ermahnung und Instruktion gelangen ließ, in der er diesen, nachdem er sie 511 brüderlicher Eintracht vermahnt, eine ge- naue Charakteristik der bedeutendsten damaligen Staatsbeamten des Herzogthums gab.

19. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 263

1864 - Hannover : Hahn
263 katholischen gewählten Bischof besessen werden solle; ans der Er- werbung des Stiftes Walkenried mit dem dazu gehörigen Hofe Schauen als freies Reichslehen; und endlich in dem Versprechen für August von Wolfeubüttel, daß die beiden ersten, am Domkapitel Pi Straßburg zur Erledigung kommenden Präbenden seinen beiden jüngeren Söhnen Anton Ulrich und Ferdinand Albrecht zufallen sollen. In den Religionssachen ging natürlich Braunschweig-Lüneburg mit dem übrigen protestantischen Deutschland. Das war der westphälische Friede vom 24. Oktober 1648! Vielleicht brachte er keinen der größeren weltlichen Staaten Deutsch- lands gleich ungünstige Resultate. Die Leideu lind Verluste im Innern, die dieselben sämmttich in einem 30jährigen Kriege erlitten, konnten wohl keinem vollständig ersetzt werden; aber für manchen, z. B. Brandenburg, wurden doch solche Vergütungen aus „dem Tuche der K.6guivaleutia", wie es Trautmannsdorf nannte, ge- schnitten, daß wenigstens das Gebiet des Staates und damit die Quelle der Macht nach dem Kriege viel bedeutender war, als vor- her. Dagegen standen die welfischen Fürsten geradezu in der Reihe der Verlierenden. Der alternirende Besitz von Osnabrück glich nämlich den direkten hildesheimischeu Verlust längst nicht zur Hälfte aus, und die übrigen erworbenen Brocken waren zu Gelde und Geldeswerth angeschlagen, nur für eine geringe Summe zu rechnen. Statt der Erwerbung von Bremen und Verden, die unter jeder Bedingung hätte durchgesetzt werden müssen, geriethen diese Stifter in die Hände der Schweden, die zwar Freunde des protestantischen Glaubens, aber Feinde des deutschen Reichs, und seit dem letzten goslarschcu Frieden speciellc politische Gegner und Nebenbuhler der welstscheu Fürsten gewesen waren. Von solchen Mitbewerbern mußte man sich eine domiuireude Stellung an der Nordgränze und eine Einengung des eigenen Gebiets gefallen lassen! Die Mündungen der beiden großen, dasselbe durchziehenden Flüsse, Elbe und Weser, die natürlichen Wege für Verkehr und Handel, waren durch jene Eroberung geschlossen, und jede freie politische Entwickelung damit abgeschuitten! Doppelte Ehre und doppelter Ruhm gebührt dem Fürsten, der nachher diesen Fehler von 1648 wieder gut gemacht hat.

20. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 386

1864 - Hannover : Hahn
386 jährigen Krieges und die jämmerliche Negierung von Friedrich Ulrich hervorgernfenen Verhältnissen. Diese wenigstens in etwas zu ordnen, ließ er sich deshalb vor allen Dingen angelegen sein. Es war dies in der That keine kleine Aufgabe. Denn wenn Brannschweig-Wolsenbüttel auch unter seiner Negierung für den Krieg nicht mehr unmittelbar den Schauplatz abgab, so hatte das Land dennoch entsetzlich an den früheren Jahren zu leiden. Dazu lag noch immer kaiserliche Besatzung in Wolsenbüttel. Erst im Jahre 1643 ward mit dem Kaiser zu Goslar ein Friedensbündniß geschlossen, wonach Hildesheim dem Kurfürsten zu Cölln zu resti- tuiren war, mit Ausnahme der dem Hanse Braunschweig-Lüneburg schon zuständig gewesenen Acmter Coldingen, Lutter am Baren- berge lind Westerhof, die diesem neben den sonst von den Kaiser- lichen besetzten Städten und Festungen in den welstschen Herzog- tümern wiederum einzuräumen waren. Bis dahin war August gezwungen gewesen, seinen Sitz in Braunschweig zu nehmen. Die folgenden Jahre wurden von dem Herzoge dazu benutzt, viele für Brannschweig-Wolsenbüttel nützliche Einrichtungen zu treffen. So setzte er ein Consistorinm ein, verbesserte die Land- und Gerichts- ordnungen, sorgte für das Unterrichtswesen ansss Bestmöglichste und nahm eifrig auf Bereicherung seiner damals weltberühmten Bibliothek Bedacht, wobei ihm noch Zeit blieb, selbst verschiedene religiöse Schriften zu verfassen. So rückte das Jahr 1648 und mit ihm der westphälische Frie- den heran, wozu schon mehrere Jahre vorher die weitläuftigsten Verhandlungen gepssogen und wodurch dem furchtbaren, 30 Jahre lang die deutschen Gauen verwüstenden Kriege zwischen Katholiken und Protestanten endlich ein Ziel gesetzt werden sollte. Seine letzten Lebensjahre wandte der Herzog gleichfalls dazu an, in den Verbesserungen der Zustände seines Landes fortznfahren, die trotz des Friedens noch immer nur zu sehr im Argen lagen. Einer Zersplitterung des Herzogthnms vorzubengen, wie sie früher so oft geschehen und so viel Unheil über die Welsenlande gebracht hatte, ordnete er darauf 1661 in seinem Testamente die Primogenitur für Brannschweig-Wolsenbüttel an. Damit indeß seine übrigen Söhne gegen den Erstgebornen nicht zu sehr benach- theiligt wurden, bestimmte er ferner, daß die Grafschaft Dannen- berg, die ihm 1636 nach dem Tode seines Bruders Julius Ernst zugefallen war, seinem Sohne Anton Ulrich, die Grafschaft Blau-