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1. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 141

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Fünftes Kapitel. 14 t August durchschaute des Mannes Plane, ließ ihn verhaften und öffentlich hinrichten. Prinz Maximilian Wilhelm büßte durch eine kurze Gefangen- schaft auf der Festung Hameln. Seit dem Regierungsantritte von Ernst August, dessen edle Gemahlin, Sophia, durch Feinheit des Geistes am Hofe lange einen erheblichen Ein- fluß ausübte, hob sich der Wohlstand des Landes und verbreiteten sich die Segnungen einer raschen, unparteiischen Rechtspflege. Die Geschäfte wur- den unter Collegien vertheilt, denen in dem Grafen Ernst von Platen und dem vielgewandten Otto Grote thatige Vorsteher gegeben wurden. So ge- schah es, daß Ernst August unter den deutschen Fürsten bald eine Stellung zu behaupten wußte, der seine kleinen Fürstenthümer nicht entsprachen. Es befand sich dazumal das Reich von zwei Seiten durch mächtige Feinde bedrängt. Am Rhein herrschte Ludwig Xfv. mit dem höhnenden Uebermuthe eines Siegers, und trat die Rechte vieler deutschen Fürsten mit Füßen; im Osten wütheten die Heere der Osmanen, drangen bis zu den Kaiserburgen an der Donau vor und drohten, im Verein mit den aufgestande- nen Siebenbürgen, den Thron von Kaiser Leopold I. zu stürzen. Zu dieser Zeit der höchsten Gefahr, als viele deutsche Reichsfürsten sich feige dem ge- meinschaftlichen Kampfe zu entziehen wußten, oder wohl gar mit dem Kö- nige von Frankreich sich in einen schimpflichen Bund einließen, schloß Ernst August 1683 mit dem Kaiser eine Einigung ab, vermöge welcher er sich zur Stellung eines Hülfsheeres von 10,000 Mann verpflichtete. Zunächst richtete sich die Kraft der Verbündeten, denen auch Polen und Venedig bei- getreten waren, gegen die Feinde im Osten. Bei Gran stritt 1685 der Erbprinz Georg Ludwig siegreich gegen die Osmanen, und nahm dann an der Erstürmung von Neuhausel Theil. Hiermit noch nicht zufrieden, sandte Ernst August in dem nämlichen Jahre 6700 Streiter unter seinem dritten Sohne, Maximilian Wilhelm, der Republik Venedig zu Hülfe, welche die Vertreibung der Türken aus der Halbinsel Morea beabsichtigte. Solcher- gestalt hoffte der Herzog den Glaubensfeind in seinem eigenen Lande zu beschäftigen, und dadurch dem Kaiser Gelegenheit zu verschaffen, sich mit ungetheilter Macht den Angriffen Frankreichs entgegenzustellen. Unter der Oberanführung des Venetianers Morosini kämpfte Maximilian Wilhelm an der Spitze der lüneburgischen Regimenter vor Coron, und erstieg diese Stadt. Im folgenden Jahre wohnte er, verstärkt durch neue Schaaren, welche Ernst August ihm überwiesen hatte, den Kämpfen bei Navarino und Napoli di Romania bei. Auch 1687 wurde dieser Krieg fortgesetzt, welcher den größeren Theil des lüneburgischen Heeres aufrieb. Mancher, den die Waffen des Feindes verschonten, erlag dem südlichen Sommersieber. Erst

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1. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 142

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
142 Zweites Buch. Zweiter Abschnitt. als auch Lepanto und die Hochburg von Corinth vor den christlichen Re- gimentern gefallen waren, kehrte Maximilian mit feiner geschmolzenen, drei Mal durch Werbungen erneuten, Schaar in die Heimath zurück. Während dessen hatte Ernst August, von Schmerz ergriffen über das Unglück des Reiches, bis in dessen Herz die französischen Heere vorgedrun- gen waren, die deutschen Fürsten in nachdrücklichen Vorstellungen zu ge- meinschaftlicher Hülfe aufgefordert. Sodann begab er sich 1688 mit 8000 Mann an den Rhein, und verhütete die Einnahme von Frankfurt und Co- blenz; dem Erbprinzen Georg Ludwig, welchem er hierauf die Anführung des kleinen Heeres übergeben hatte, gelang es, 1689 das von den Franzo- sen besetzte Mainz zur Ergebung zu zwingen. Seit dieser Zeit fuhr Ernst August ohne Unterbrechung fort, zu Gun- sten des Kaisers, für die Freiheit des Reiches, die Bekämpfung der fran- zösischen Uebermacht, umfassende Rüstungen zu betreiben. In den spani- schen Niederlanden, in Ungarn und unter den oranifchen Führern sah man die Geworbenen von Calenberg und Göttingen dem Feinde die Spitze die- ten. Gleich dem Vater fühlten die Söhne sich zur Vertheidigung der deut- schen Ehre berufen. Von diesen starb Karl Victor bei Pristina in Albanien den Heldentod gegen die Türken; eine Kugel des nämlichen Feindes raubte dem Prinzen Friedrich August in Siebenbürgen das Leben; Maximilian Wilhelm setzte im Solde Venedigs den Krieg gegen die Ungläubigen fort, bis er als Feldmarfchall in die Dienste des Kaisers trat, um am Rhein und an der Donau seinen Muth zu erhärten; auf ähnliche Weise stritt Christian, der fünfte Sohn des Herrschers von Hannover, für den Vor- steher des Reiches. Nach so ungewöhnlichen Anstrengungen für das Kai- serhaus konnte Ernst August mit vollstem Rechte auf die Dankbarkeit von Leopold I. rechnen. Dennoch schien der Lieblingswunfch des Herzogs, sei- nem Haufe den Kurhut zu erwerben, anfangs an den heftigen Widersprü- chen scheitern zu müssen, welchen 1689 und 1690 die zu Augsburg ver- sammelten Fürsten gegen den Vorschlag des Kaisers laut werden ließen. Einige derselben trieb Neid, andere Beforgniß vor der wachsenden Macht des jüngeren Hauses der Welfen, wieder andere, mit denen sich das lebhaf- teste Widerstreben des Papstes vereinte, die Furcht, durch Vermehrung der evangelischen Mitglieder des Kur-Collegii die katholische Kirche hintangesetzt zu sehen. Dieser Widerspruch wurde durch das Bemühen Frankreichs, ei- nem seiner kräftigsten Gegner zahlreiche Feinde zu erwecken, noch gemehrt. Sonach war, bei der Schwäche Leopolds I., welcher sich jeder entschiedenen Maßregel abgeneigt bezeigte, kein Anschein vorhanden, daß der Wunsch von Ernst August verwirklicht werde. Dennoch ließ dieser in seinen Bestrebun-

2. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 303

1864 - Hannover : Hahn
303 von Gran waren Thaten, die eben so znm Vortheil des habs- burgischen, als znm Ruhm des welstschen Hanfes gereichten. Der dritte Sohn, Maximilian Wilhelm, trat mit 6700 Hannoveranern in den Sold Venedigs, und kämpfte mit diesem stets durch neue Zusendungen vollständig erhaltenen Heere von 1685 bis 1687 ruhmreich gegen die Türken in Morea. Als der gefährlichste Gegner Oesterreichs, Ludwig Xiv., fast schon alle Länder des oberen Rheins und der oberen Donau in Delitschland in seiner Gewalt hatte, war es wieder Ernst August, der 1688 Brandenburg, Sachsen und Hessen zu einem Bunde gegen Frankreich mit sich vereinigte. Er erschien selbst mit dem Erbprinzen Georg Ludwig an der Spitze von 8000 Mann am Mittelrhein, entsetzte Franksllrt und Coblenz, eroberte 1689 Mainz und rettete so, indem er das Kriegstheater näher nach Frankreich versetzte, den Kaiser ans großer Verlegenheit. Im Jahre 1690 befehligte der Erbprinz 11,000 Mann hannoversche Truppen in den Nieder- landen; 5000 Mann wurden 1692 von Ernst August dem Kaiser zur Hülfe nach Ungarn gesandt, der sich durch einen Vertrag vom 20./30. Juni desselben Jahres, mit England und Holland abge- schlossen, auch noch zur Stellung von andern 8000 Mann gegen Frankreich in den spanischen Niederlanden verpflichtete. Zwei Söhne, welche mit dem General Chauvet 1690 dem Kaiser gegen die Türken zu Hülfe gezogen waren, starben den Tod des Kriegers ans dem Schlachtfelde. Aber der Vater ließ sich nicht abhalten^ treu seinem Kaiser zu helfen, zu einer Zeit, wo Lauheit und Mangel an Patriotismus der meisten Fürsten über das deutsche Vaterland unsägliches Elend brachten! Solche Verdienste konnten wohl ans Anerkennung von Seiten des Kaisers Anspruch machen; aber dieser meinte noch immer mit stets neuen Versprechungen ausznreichen. So bildete sich 1691 jener Bund gegen die Pläne Ernst Angust's, dessen schon bei der Primogenitur gedacht ist, und an dem sogar fremde Staaten, wie Frankreich, Dänemark und Schweden, Theil nahmen. Endlich ward man auch in Hannover des ewigen Hinhaltens müde, und man beschloß, die Angelegenheit mit mehr Energie §u betreiben, und mehr in die Hände des Cammer-Präsidenten und geheimen Raths Otto Grote zu legen. Zunächst sandte man denselben 1690 nad; Dresden, um die Differenz wegen der lanenbnrg'schen Erbschaft beiznlegen. Es ge-

3. Neuzeit - S. 60

1911 - Berlin : Duncker
60 1690 die Verbündeten unter Waldeck erleiden im Juli eine schwere Niederlage bei Fleurus durch den Marschall von Luxemburg, 1692 bei Steenkerken. 1691 erobert Ludwig Mons. Hannoversche Kurwürde. Eine Lockerung der Einigung der deutschen Fürsten wird durch das Streben Ernst Augusts von Hannover nach der Kurwrürde herbeigeführt: er bemüht sich im Einverständnis mit Frankreich um die Schaffung einer dritten Partei, die den Frieden zwischen den Mächten vermitteln soll. Um diese Verbindung zu sprengen, sagt ihm der Kaiser die Verleihung der Kurwürde zu, worauf ihm Ernst August ansehnliche Hilfstruppen und G-eldunterstützung verspricht. Die Verleihung der Kurwürde erregt die Opposition namentlich der Kurfürsten von Köln, Trier und der Pfalz — die Folge ist, daß der Krieg in Deutschland nur matt geführt wird. Fortgang des Krieges. Frieden zu Ryswyck. 1693 1693 gehen die Franzosen über den Rhein und erobern Heidelberg (vollständige Zerstörung des Schlosses), werden aber durch den Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden wieder zurückgedrängt. In den Niederlanden siegt der Marschall von Luxemburg bei Neerwinden über Oranien. Schon seit 1693 wird die Anknüpfung von Friedensunterhandlungen durch Frankreich, namentlich mit Holland und dem Kaiser versucht, vorläufig noch ohne Er-1695 folg, denn noch im August 1695 wird die Allianz zwischen dem Kaiser und Holland erneuert. Da aber im darauf folgenden Jahre Savoyen von der Allianz zurücktritt und damit Ludwig seine ganze Streitmacht erfolgreich in den Niederlanden und an der spanischen Grenze verwenden kann, so erklären sich jetzt die Verbündeten zu Friedensunterhandlungen bereit, die im Schlosse Ryswyck beim Haag geführt werden. England wird hier dadurch gewonnen, daß 1697 Wilhelm Iii. anerkannt wird. Die Forderung von Kaiser und Reich auf Herausgabe von Straßburg und der übrigen Elsässischen Reichsstädte wird abgelehnt, nur Freiburg, Breisach und die meisten

4. Kursus 3 - S. 121

1880 - : Lauteborn
— 121 — Unter ihm gestaltete sich Bayern gleichsam zu einem Musterstaate. Das Verhältnis zwischen Fürst und Volk war ein so herzliches, daß dem weisen, gerechten und milden Könige deshalb selbst im Anslande die größte Verehrung zuteil wurde. Als er gelegentlich der Fürstenversammlung zu Frankfurt a. M. (1863) durch die Straßen fuhr, ertönte der Ruf: „Ihm ein Hoch! Ihm ein Hoch! Mit seinem Volk im Bunde ist noch kein König herrlicher geschritten!" Maximilian starb nach einer kaum sechzehnjährigen Regierung schnell und unerwartet am 10. März 1864. Es war ein unermeßlicher Verlust, den Bayern, ja ganz Deutschland durch den Hingang dieses edlen Monarchen erlitt. Ihm folgte sein Sohn Ludwig Ii., der jetzt regierende König von Bayern. Geboren zu Nymphenburg am 25. August 1845, war er beim Antritte der Regierung erst 18 Jahre all. Schon wiederholt hat er die erfreulichsten Beweise von Regententugenden und menschenfreundlichen Gesinnungen an den Tag gelegt. Um den Wohlstand seines Landes zu heben und dadurch das Glück seiner Unterthanen zu fördern, erneuerte er den Zollverein und erließ mehrere höchst wichtige Gesetze, als: die Gemeindeordnung, das Gesetz Über Armen- und Krankenpflege, das Wehrgesetz, das Heimats-, Verehelichungs- und Aufenthaltsgesetz, das Gesetz über einheitliches Maß und Gewicht. König Ludwig Ii. ist ein ächt deutscher Fürst, der seine deutschen Gesinnungen auch durch die That bekundete. Beim Ausbruche des deutsch-französischen Krieges (1870) telegraphierte er an König Wilhelm von Preußen: „Mit Begeisterung werden meine Truppen an der Seite ihrer ruhmgekrönten Waffengenosien für Deutschlands Recht und deutsche Ehre den Kampf aufnehmen!" — und stellte seine Armee sofort unter dessen bewährte Führung. Und als die deutschen Truppen in treuer Waffenbrüderschaft auf den blutgetränkten Schlachtfeldern Frankreichs den Erbfeind Deutschlands zu Boden gerungen hatten, war es wiederum der hochsinnige Bayernkönig, der zuerst den Anstoß zur Erneuerung des deutschen Kaiserreiches gab, indem er den verdienstvollen Heldengreis Wilhelm von Preußen zur Annahme der Kaiserwürde aufforderte. Seitdem hat er an dem inneren Ausbau des deutschen Reiches treulich mitgearbeitet und sein Stammland Bayern auf der Bahn der Ver-

5. Lehrbuch der Vaterlands-Geschichte, von der Urzeit bis auf unsere Tage, für Baierns Volks-Schulen - S. 184

1826 - Kempten : Dannheimer
J84 — o— Lavdschaftsverordneten, die vormundschaftliche Regierung in Baiern. — Kaum hatte Wilhelm lv. die'regie- rung deö Landes angetreien, als fein Bruder Ludwig, unzufrieden mit der von seinem Vater eingeführten Primo. genitur, die Theilnng des Landes, und statt des gräfli- chen Titels, den herzoglichen verlangte. *) Auf Lud- wigs Seite standen: dessen Mutter, der Herzog Ulrich von Würtemberg uttd mehrere baierifche Große. Die Angelegenheit kam vor den Kaiser Maximilian, der, zur Abschließung eines Vergleiches zwischen den Brüdern, zwei Rache nach München schickte, welche den Herzog Wilhelm lv. vermochten, seinem Bruder eine Apanage von 6000 st. auszusetzen, und ihm den herzoglichen Titel zuzugesiehen, der auch jedeömal auf den Äeltesten von seinen Nachkommen forterben sollte. Ludwig, dadurch nicht befriedigt/ nahm ein Drittheil von ganz Baiern für sich und ein Drittheil für seinen jüngern Bruder Ernst in Anspruch. Der Kaiser entschied, daß Ludwig den vierten Theil mit voller Landeshoheit und Wil- helm Iv. daö Uebrige bekommen, zugleich aber für den jüngern Bruder Ernst sorgen, und diesem entweder einen Laudesdistrict überlassen, oder, wenn er sich dem gcistli- chen Stande widmen würde, dessen standesmäßigen Unter- halt übernehmen sollte. Wilhelm Iv. dachte edel ge- nug, seinem Brüder Ludwig, der mit der kaiserlichen Entscheidung unzufrieden war, den dritten Theil dcs Landes mit Lands Hut zu überlassen, wodurch Ludwig ä515 bewogen wurde, mit Wilhelm lv. sich zu einer ge- meinschaftlichen Regierung zu vereinigen, die ste hie zu Ludwigs unbeerbtem Tod 0545) in vollkomme- ner Eintracht fortführten, von welcher Zeit au Wil- Helm Alleinherrscher in Baiern wurde. — Prinz Ernst trat in den geistlichen Stand, ward 1517 Bischof zu Passau und 1540 Erzbischof zu Salzburg. *) Zusammentrag der wichtigsten Urkunden, auf welche in den über die baierische Erbfolgssachc bisher her- ausgekommenen Druckschriften sich bezogen worden. Re- gensburg bei Montag 1773- Ii. Theil. S. 2ó2. Nro. Hz. Vertrag wegen gemeinschaftlicher Landesregierung zwischen Wilhelm Iv. und Ludwig.

6. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 140

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
140 Zweites Buch. Zweiter Abschnitt. erfolgte, ergab sich die Besatzung. Der Marfchall Crequi wurde als Ge- fangener den lüneburgifchen Brüdern zu Theil. Wie diese es wünschten, den Krieg auf das französische Gebiet zu versetzen, erlaubte der mit den Schweden ausgebrochene Kampf und der Anschluß von Johann Friedrich an König Ludwig nicht. Aber kaum war Johann Friedrich zur Neutralität gezwungen, als Ernst August nach den Niederlanden eilte, und bis zur Beendigung des Krieges durch den 1678 abgeschlossenen Frieden von Nim- wegen an der Seite des großen Wilhelm von Oranien den Kampf gegen Frankreich fortsetzte. Fünftes Kapitel. Lüneburg-Celle und Calenberg. Vom Tode Johann Friedrichs bis zum Erlöschen der celleschen Linie. Von 1679 — 1705. Von den durch den Tod Johann Friedrichs erledigten Fürstenthümern Calenberg, Göttingen und Grubenhagen nahm dessen jüngerer Bruder Ernst August, Bischof von Osnabrück, Besitz. Er war ein schöner Mann, voll Muth und Liebe zur Thatigkeit, der Erbe der ritterlichen Tugenden seines Vaters, herablassend, der deutschen Freiheit und der Ehre des Reiches bis zum Tode ergeben. Um für die Zukunft abermaligen Theilungen des Lan- des vorzubeugen, welche mehr als alle anderen Ereignisse die freie Ent- wickelung der Macht des welfischen Gesammthauses gehemmt hatten, führte er die Untheilbarkeit und das Recht der Primogenitur für seine Staaten ein. Hierdurch wurde Georg Ludwig, der älteste Sohn von Ernst August, zum alleinigen Erben der Besitzungen der lüneburgifchen Herzogslinie er- klärt, denn Georg Wilhelm von Celle war föhnelos, und seine einzige Toch- ter war mit dem ältesten Sohne von Ernst August verlobt. Unmuthig, daß er durch diese Verfügungen seines Vaters jeder Hoffnung beraubt sei, dereinst als unabhängiger Fürst über einen Landestheil zu gebieten, suchte Prinz Maximilian Wilhelm, der dritte Sohn von Ernst August, seine ver- meintlichen Ansprüche durch Umtriebe und Verbindungen mit einstußreichen Männern am Hofe zu Hannover zu sichern. Unter diesen befand sich der Jägermeister von Moltke, welcher sogar den Entwurf gehegt haben soll, den Erbprinzen aus irgend eine gewaltsame Weise zu beseitigen. Aber Prnst

7. Die Geschichte der neuesten Zeit - S. 231

1877 - Köln : DuMont-Schauberg
22. König Ludwig L von Baiern. 231 Widersprüche genug zeigen, Freigebigkeit und Kargheit. Smn für das Grotze und Ideale und n-ieder für das Derbvollsthümliche, Freude am Familienleben und romantische Neigungen zu schönen, geistreichen Frauen, lebhaftes Gefühl seiner königlichen Würde und Luft daran, sie vorübergehend zu vergessen und vergessen zu machen; zwischen seiner Liebe zur baierischen Nation" und zum „deutschen Vaterlande" ist wahrend semer Regierung wohl nie ein solcher Gegensatz fühlbar geworden. Was der Kronprinz schon 1817 in der Instruction für den Erzieher seines Sohnes ausspricht: „Teutsch soll Max werden; ein Bayer, aber teutsch vorzüglich nie Bayer zum Nachtheil der Teutschen", machte der König zum Grundsatz seiner eigenen Politik. Auch, als das konstitutionelle Leben m Barern selbst zurückging, blieb der allgemeine deutsche Standpunkt treu gewahrt: stimmte Baiern für die Rechte der hannöver'schen Stände und beantragte das Einschreiten des Bundes gegen Ernst August, 1840 und 1841 trat es mit besonderer Energie gegen die Eroberungsgelüste Frankreichs auf, 1846 protestirte es zuerst gegen das Vorgehen der dänischen Regierung gegen Schleswig-Holstein. Den deutschen Brüdern an der Eider widmete Ludwig auch nach seiner Thronentsagung unausgesetzt die opferfreudigste Sympathie. Bald nachdem er am Tage der Jubelfeier der Leipziger Schlacht 1863 die Befreinngshalle bei Kelheim eingeweiht, der er die Inschrift gegeben: „Möchten die Teutschen nie vergessen, was den Befreiungskampf nothwendig machte und wodurch sie siegten" — hatte er die Freude, die Erlösung Schleswig-Holsteins vom fremden Joche zu erleben. Wenn er dann im Juli 1866 vör den Kriegsstürmen aus Aschaffenburg in die Pfalz flüchtend, mit Umkehrung seines eigenen Wortes ausrief: „Ich hab umsonst gelebt!" — dann beklagte er vor Allem, daß die deutschen Stämme, jetzt im Bruderkampfe gegen einander, dem Ziele der Einheit ferner als je schienen. Der Ausgang des Kampfes war nicht seinen Wünschen entsprechend: Haß gegen Preußen hatte er nie gezeigt, aber der großdeutschen Partei angehörig, wollte er Oesterreich von der Neugestaltung Deutschlands nicht ausgeschlossen sehen. Durch den Frieden war nun freilich die Frage der Führerschaft erledigt, und so sprach sich Ludwig 1867 für treues Festhalten an dem Schutz- und Trutzbüudniß mit Preußen, wenn auch gegen jede engere Verbindung aus. Ludwig hat das Glück gehabt, alle seine großen Bau-Unternehmungen noch vollendet zu sehen bis auf den Ausbau des Regensburger Domes, der, wie er es selbst verlangte, im I. 1870 fertig gestellt wurde. Hätte er noch so lange gelebt, dann würde der jugendfrische Greis auch den Dom der deutschen Einheit, an dem er so lange rüstig mitgebaut, unter der Kaiserkrone sich zusammenschließen gesehen haben. Wohl hatte er das Schicksal, seinen Sohn Maximilian vor sich sterben zu sehen, ebenso seinen jungem Sohn Otto, König von Griechenland, der eher die Krone als das Leben

8. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 139

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Viertes Kapitel. 139 Schaaren von Franzosen in seine Nahe zog. Aber mitten in dieser Umge- bung verleugnete der Herzog seine Würde als deutscher Reichsfürst nie, und weit entfernt, sich von Frankreich durch Gold und Schmeichelei er- kaufen zu lassen, zeigte er sich vielmehr als einen immer gerüsteten Gegner Ludwigs Xiv. Wie seine Regimenter zur Behauptung Candia's gegen die Osmanen gestritten hatten, so stritten sie gegen die Schweden in Pom- mern und dem Bremischen, gegen Frankreich am Ufer des Rheins. So- phia Dorothea, die einzige Tochter von Georg Wilhelm, wurde mit Georg Ludwig, dem Sohne von Ernst August verlobt, welchem Letzteren zugleich die Erbschaft von Lüneburg - Eelle zugesi'chert wurde, falls er den söhnelo- sen Bruder überlebe. Ernst August, der jüngste Sohn von Herzog Georg, war der Einzige unter seinen Brüdern, welcher sich einer männlichen Nachkommenschaft zu erfreuen hatte. Seine Gemahlin war Sophia, Tochter Friedrichs V. von der Pfalz und der Elisabeth, einer Tochter König Jacobs I. von England. Sie war eine durch Anmuth, Verstand und Seelengüte gleich ausgezeich- nete Fürstin. Zum Vorsteher des Bisthums Osnabrück bestimmt, dessen alternirende Successi'on dem lüneburgischen Fürstenhause in Folge des west- fälischen Friedens zustand, übernahm Ernst August 1661 die Regierung seiner Diöcese, verließ den Hof seines Bruders Georg Wilhelm in Han- nover, und schlug seine Residenz in Iburg auf. Vereint mit Georg Wil- helm, bot er dem Kaiser zur Bekämpfung der Reichsfeinde willig die Hand, schloß sich dem durch den kriegerischen Bischof von Münster bedrängten Holland an, und trat 1675 im Haag dem Fürstenverein zur Aufrechter- haltung der allgemeinen Freiheit gegen Frankreich bei. Als auch Trier den französischen Waffen unterlag, gingen die lüneburgischen Brüder an der Spitze eines ausgesuchten Heeres über den Rhein, vereinigten sich mit den einzelnen Schaaren der Verbündeten, und begannen die Belagerung der kurfürstlichen Residenz, als sich der französische Marschall Crequi mit überwiegender Macht der bedrängten Stadt näherte. Da verließ das deut- sche Heer seine Belagerungsschanzen und erfocht am 1. August 1675 ei- nen glanzenden Sieg über die gepriesenen Regimenter Ludwigs Xiv. Der persönliche Muth von Georg Wilhelm und Ernst August, die Unerschrocken- heit des jungen Georg Ludwig, ältesten Sohnes des Bischofs von Osna- brück, die Tapferkeit der lünebucgischen und osnabrückischen Regimenter hatte diesen Tag errungen, der die Franzosen seit langer Zeit zum ersten Male die deutsche Kraft fühlen ließ. Mit nur wenigen Begleitern war es dem Marschall gelungen, sich nach Trier zu retten, dessen Belagerung mit verdoppelter Anstrengung fortgesetzt wurde. Ehe der angeordnete Sturm

9. Geschichte und Geographie des Königreichs Bayern - S. 35

1881 - Berlin : Hofmann
— 35 - graphennetzes und Errichtung von Handels- und Gewerbekammern. Neben dieser Fürsorge, die Maximilian dem Vaterlande widmete, bekundete er seine echt deutsche Gesinnung durch die Teilnahme an dem Geschick der Herzogtümer Schleswig-Holstein, welche unter der drückenden dänischen Oberherrschaft sich nach einem eigenen, deutschen Fürsten sehnten. Eben als diese Angelegenheit ganz Deutschland in Ausregung versetzte, machte der Tod dem Leben des geliebten Königs unerwartet ein Ende (1864). Wie eine Familie um den Vater, so trauerte das ganze Land um den teuren Monarchen, dessen Regierung eine glückliche Zeit gesegneten Friedens war. Stets besorgt um das Wohl seines Landes trug er, eingedenk seiner hohen Worte, sein Bayernvolk von Jugend auf treu in seinem Herzen, es war der Gegenstand seiner Arbeiten, seiner Sorgen, seiner Leiden und Freuden; darum wird »sein Name auch fortleben in den dankerfüllten Herzen seines Volkes. 17. Ludwig Ii., unser erhabener König, erblickte das Licht der Welt zu Nymphenburg am 25. August 1845 und bestieg den Thron seines erlauchten Vaters am 10. März 1864. Begeistert für alles Edle und Schöne ist er ein hoher Gönner der Kunst und ein Freund der majestätischen Natur. Kurz nach seinem Regierungsantritt ward Schleswig-Holstein von Preußen und Österreich mit dem Schwerte von dänischer Herrschaft befreit und an diese beiden Mächte abgetreten. Da Preußen die erworbenen Herzogtümer für sich verlangte, kam es (1866) zum deutschen Bruderkriege, in welchem Bayern, seiner Bundespflicht getreu, auf Österreichs Seite stand. Die Hauptschlacht entschied — wie die ihr vorhergegangenen Treffen — zu Gunsten Preußens, und Bayern mußte infolge des Fnedeusvertrages 30 Millionen Gulden Kriegsentschädignug zahlen und des Bezirksamt Gersdorf samt einem Distrikt um Orb abtrete« Österreich schied aus dem deutschen Bunde aus und dessen Führung war somit von den Habsburgern aus die Hohenzollern übergegangen. Als einem Prinzen dieses Hauses die spanische Königskrone angetragen wurde, und derselbe um des Friedens willen sie ablehnte, verlangte Frankreich vom Könige Preußens, daß er deren Annahme auch künftighin niemals zugeben solle. Auf die entschiedene Zurückweisung dieses Ansinnens antwortete Napoleon Iii. (am 19. Juli 1870) mit einer Kriegserklärung, wohl in der Meinung, daß die süddeutschen Staaten trotz ihres Schutz- und Trutzbündnisses mit dem norddeutschen Bunde zum mindesten neutral bleiben würden. Allein der ruchlose Fnedensbruch erfüllte ganz Deutschland mit Entrüstung und rief ein euug ^olk von Brüdern zu den Waffen. Als ein Fürst echt deutschen Sinnes, war König Ludwig der erste der Monarchen, der seine Truppen mit den norddeutschen Waffenbrüdern vereinte, und in kaum zwanzig Tagen

10. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 254

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 254 — wig-Holstein und drang bis Jütland vor. Der König von Dänemark hatte gehofft, daß Polen den Waffenstillstand breche und sich am Kriege gegen Schweden beteilige, doch diese Hoffnung trog; er blieb allein. So konnte Torstenson die Fortsetzung des Krieges gegen ihn Wrangel überlassen und sich gegen den den Dänen zu Hilfe ziehenden Gallas wenden, den er in zwei Treffen vernichtend schlug. Torstenson folgte ihm, der den Rest seines Heeres nach Böhmen retten wollte; zugleich reizte er den Fürsten Rakoczy von Siebenbürgen zum Einfall in Ungarn und zum Marsch auf Wien. Der von zwei Seiten bedrohte Kaiser stellte mit größter Anstrengung ein neues Heer auf; doch bei Jankowitz (Jankau) in Böhmen wurde dieses von Torstenson am 6. März 1645 besiegt und völlig aufgerieben. Leider war die Lage auf dem westlichen Kriegsschauplatz für die Evangelischen weniger günstig. Zwar hatte Mazarin ein neues Heer unter Turenne über den Rhein gesandt und diesem ein zweites unter Condä zu Hilfe geschickt, doch konnten beide gegen Maximilian von Bayern nichts ausrichten; als beide sich trennten, wurde Turenne von den Kaiserlichen bei Mergentheim besiegt. Zugleich schloß Rakoczy von Siebenbürgen einen Vergleich mit dem Kaiser; infolgedessen mußte Torstenson nach Böhmen zurückweichen. Aber jetzt schloß Dänemark mit Schweden den Frieden von Brömsebrö (25. August 1645), und zugleich besiegten Turenne und Condö die Kaiserlichen unter Mercy in einer blutigen Schlacht bei Allersheim (7. August 1645). Graf Königsmarck hatte sich in Sachsen festgesetzt und sich des ganzen Landes außer Dresden und Königstein bemächtigt. In dieser Not schloß Johann Georg von Sachsen mit den Schweden einen Neutralitätsvertrag (6. September 1645) und räumte ihnen Leipzig und Torgau ein. Zu demselben Vertrage sah sich im März 1647 Maximilian von Bayern gezwungen, nachdem Wrangel, an den der gichtkranke Torstenson den Oberbefehl abgegeben hatte, aus Böhmen sich zurückziehend, am Main sich mit Turenne vereinigt hatte, worauf das schwedisch-französische Heer sich gegen Bayern wandte und das Land furchtbar verwüstete. Nun stand der Kaiser völlig allein, und Wrangel bedrohte aufs neue Böhmen. Und doch gab der Kaiser nicht nach; durch Anerbietungen zog er einen großen Teil des bayerischen Heeres in seine Dienste, andrerseits drohte er Maximilian, dem Pfalzgrafen Ludwig die ganze Pfalz zurückzugeben, sodaß Maximilian die Oberpfalz hätte herausgeben müssen; durch diese Drohung erschreckt, trat Maximilian von dem Neutralitätsvertrage zurück, stellte sich wieder auf des Kaisers Seite und sandte ihm ein Hilfsheer von 10 000 Mann. Jetzt konnten die Kaiserlichen Wrangel gegenüber in Böhmen standhalten, ja letzterer mußte sich nach Niedersachsen zurückziehen. Dazu kamen Erfolge der Spanier, die sich mit den Holländern verglichen hatten, im eigenen Lande und gegen Frankreich, so daß Turenne aus Deutschland fort gegen Spanien beordert werden mußte, und der Erzherzog Leopold Wilhelm drang mit einem kaiserlichen Heere in Frankreich vor. Jetzt bemühte sich der Kaiser, auch Friedrich Wilhelm von Brandenburg auf seine Seite zu ziehen, er bot ihm ganz Pommern, ferner das Kreisdirektorium und das Kreis-

11. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 149

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Sechstes Kapitel. 149 mußte erweitert werden; man arbeitete an dessen Verschönerung. Wer nach dem prächtigen Leben in dieser Stadt den Wohlstand des gesammten Lan- des hatte messen wollen, würde über die Fürstenthümer von Ernst August das günstigste Urtheil haben fallen müssen. Einzelne Städte, z. B. Ha- meln, gewannen durch die Aufnahme der fleißigen Reformirten, welche Lud- wig Xiv. aus Frankreich vertrieben hatte. Ein regelmäßiger Postenlauf wurde eingerichtet, und beförderte die Erleichterung des Verkehrs. Aber das muthige Selbstvertrauen der Bürger war dahin, und der Rath, welcher früher mit eifersüchtiger Wachsamkeit gegen den Landesherrn seine Rechte zu schirmen bemüht gewesen war, buhlte jetzt um die Erhaltung der spärli- chen Freiheit, welche der Kanzler ihm zu lassen für gut befunden hatte. In Lüneburg ließ Georg Wilhelm als Wittwenfltz für seine Gemahlin ein Schloß aufführen; seine Söldner hatten die Feste auf dem Kalkberge inne. Der Bürger aber vergaß in den vom Fürsten ihm gebotenen Belustigungen der alten Zeit. ' Prunksucht und Schwelgerei rissen bei ihm ein. Er hatte die Freiheit nicht erfassen können, selbst wenn sie erreichbar gewesen wäre. Dritter Abschnitt. Vom Aussterben des Hauses Lüneburg-Celle bis auf die Besetzung des Kurstaates durch die Franzosen. 1705 — 1803. Erstes Kapitel. D i e Kurlande. Vom Aussterben des Hauses Lüneburg-Celle bis zur Erhebung des Kurfürsten Georg Ludwig auf den englischen Thron. 1705 — 1714. Georg Ludwig, der Nachfolger von Ernst August, war ein besonne- ner, ruhiger Mann, voll Thatigkeit und Ausdauer, gewandt, zurückhaltend, durch Tapferkeit und Kunde der Kriegsführung ausgezeichnet. Den groß- artigen Sinn für die Ehre und Unabhängigkeit des deutschen Reiches hatte

12. Bis zur Schlacht bei Sedan - S. 58

1912 - Leipzig : Voigtländer
gleicher Lage einst ruhmvoll bestanden. Mit mir blickt das ganze Vaterland vertrauensvoll auf euch. Gott der Herr wird mit unserer gerechten Sache sein. Mainz, den 2. August 1870. Wilhelm. b) Proklamation und Armeebefehl -es Kaisers Napoleon. Franzosen! Es gibt im Leben der Völker feierliche Augenblicke, wo die Ehre der Nation, heftig erregt, wie eine unwiderstehliche Kraft sich erhebt, alle andern Interessen beherrscht und die Lenkung der (beschicke des Vaterlandes allein in die Hand nimmt. Eine dieser Schicksalsstunden hat für Frankreich jetzt geschlagen. Preußen, dem wir während und seit dem Kriege von 1866 das größte Entgegenkommen bewiesen haben, hat doch unserm guten willen und unsrer Langmut keine Rechnung getragen. Huf dem weg des Raubes fortstürmend, hat es überall Mißtrauen erweckt, überall übertriebene Rüstungen notwendig und aus Europa ein Heerlager gemacht, wo die Unsicherheit und die Furcht vor dem „morgen" herrschen. Ein letztes Ereignis hat soeben die Lockerheit der internationalen Beziehungen enthüllt und den ganzen Ernst der Lage gezeigt. Angesichts der neuen Anmaßungen Preußens machten wir unfern Einspruch geltend. Er wurde beiseite geschoben, und abscheuliche Vorgänge sind ihm gefolgt. Unseres Landes hat sich eine tiefe Erregung bemächtigt, und alsbald ertönte das Kriegsgeschrei von einem Ende Frankreichs zum andern. Uns bleibt nichts anderes übrig, als unser Schicksal dem Los der H)affen anzuvertrauen. wir führen Krieg nicht gegen Deutschland, dessen Unabhängigkeit wir achten, wir geloben, daß die Völker, welche die große deutsche Nation bilden, frei über ihr Schicksal bestimmen sollen. was uns anbetrifft, so fordern wir die Herstellung eines Zustandes der Dinge, der unsere Sicherheit verbürgt 58

13. Kursus 1. - S. 34

1880 - : Lauteborn
- 34 — Maximilian beim Antritt seiner Regierung verheißen, wurde von ihm treulich erfüllt. Künste und Wissenschaften wurden von ihm gepflegt und geschützt. Er führte die Öffentlichkeit und Mündlichkeit der Rechtspflege ein. Sein mildthätiger Sinn rief den Zt. Johannisverein ins Lebeu. Durch ihn wurde der Not der Armen abgeholfen. - Zur Heranbildung begabter Studierender für den höheren Staatsdienst stiftete er das Ma.riulilianenm. Als zwischen Regierung und Volksvertretung Zwistigkeiten auszubrechen drohten, da sprach König Maximilian die schönen Worte: „Ich will Frieden haben mit meinem Kolk!'* Diese denkwürdigen Worte hat Bayerns Volk nie vergessen. Mit inniger Liebe hing es an seinem König. Groß war die Trauer in ganz Bayern, als am 10. März 1864 die Kunde von dem schnellen Tode des Königs das Land durcheilte. Es folgte ihm in der Regierung sein Sohn Ludwig. Ludwig Ii. 1864 bis jetzt. König Ludwig Ii. ist zu Nymphenburg am 25. August 1845 geboren. Am 10. März 1864 wurde er zum König ausgerufen. Auch er war nicht auf Rosen gebettet. Schon zwei Jahre nach seinem Regierungs-Antritt brach der preußisch-österreichische Krieg aus. Bayern stand auf Seite Österreichs. Ju den unglücklichen Gefechten bei Kissingen, Hammelburg, Aschaffenburg und Würzburg wurden die Bayern von den Preußen besiegt. Bayern mußte einige Gebietsteile im Norden an Preußen abtreten und 30 Millionen Gulden Kriegskosten zahlen. Außerdem trat Bayern mit Preußen und den übrigen deutschen Staaten in ein Trutz- und Schuhlliiudnis. Als im Jahre 1870 Frankreich in stolzer Verblendung und Überhebung an Preußen den Krieg erklärte, da trug dieses Schutz- und Trutzbündnis die herrlichsten Früchte. An allem aber, was erreicht wurde, hat Bayerns König Ludwig Ii. wesentlichen Anteil. Er hat zur Erreichung all der großen Errungenschaften jener Zeit redlich und treu deutsch mitgeholfn. Als die Frage beantwortet werden sollte, welche Stellung hat Bayern in diesem Kriege einzunehmen, da reichte König Ludwig seinem Verbündeten im Norden, dem König Wilhelm von Preußen, die deutsche Bruderhand. Er stellte seine Truppen unter dessen Oberbefehl. „Mit Begeisterung werden meine Truppen an der

14. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 600

1888 - Berlin : Hertz
600 Die Rüstungen. im Aufblicke zu dem allwissenden Gott und mit Anrufung Seines allmächtigen Beistandes. Schon jetzt darf Ich Gott dafür preisen, daß vom ersten Gerücht des Krieges an durch alle deutsche Herzen nur ein Gefühl rege wurde und sich kund gab, das der Entrüstung über den Angriff und der freudigen Zuversicht, daß Gott der gerechten Sache den Sieg verleihen werde. Mein Volk wird auch in diesem Kampfe zu Mir stehen, wie es zu Meinem in Gott ruhenden Vater gestanden hat. Es wird mit Mir alle Opfer bringen, um den Völkern den Frieden wieder zu gewinnen. Von Jugend auf habe Ich vertrauen gelernt, daß an Gottes gnädiger Hülfe alles gelegen ist. Auf Ihn hoffe Ich und fordere Ich Mein Volk auf zu gleichem Vertrauen. Ich beuge Mich vor Gott in Erkenntniß Seiner Barmherzigkeit und bin gewiß, daß Meine Unterthanen und Meine Lands-leute es mit Mir thun." Derselbe Geist, von welchem der König beseelt war, erfüllte auch das preußische und das ganze deutsche Volk. Recht im Gegensatze gegen den wilden herausfordernden Kriegslärm, der in Frankreich tobte, ging das deutsche Volk zwar überall mit voller freudiger Begeisterung, aber zugleich mit heiligem Ernst an die Vorbereitungen zu dem gewaltigen Kriege. In der Begeisterung der Franzosen lag ein Rausch, in der deutschen eine „Andacht", in dieser Andacht beteten vierzig Millionen: „Gott schirme Deutschland." Die Rüstungen. Der Frevelmuth, mit welchem die französische Regierung aus nichtssagenden Gründen einen blutigen Krieg heraufbeschworen hatte, beruhete vor Allem auf der Meinung, daß Frankreich Dank seinen langjährigen Rüstungen und den neuerdings getroffenen Anordnungen einen bedeutenden Vorsprung vor Preußen haben werde. Als der französische Kriegs-Minister bei den Vorberathungen im gesetzgebenden Körper befragt wurde, ob denn Frankreich genügend gerüstet sei, antwortete er: „Wir sind über und über fertig" und fügte hinzu: „Wenn der Krieg ein Jahr dauert, so brauchen wir auch nicht einen Knopf zu kaufen." Dagegen wähnten die Franzosen, Deutschland, weil unvorbereitet, auch wehrlos überfallen zu können und es galt bei dem leichtfertigen Volke als sicher, daß sie nur einen kurzen Triumphzug bis nach Berlin zu machen haben würden. Ueberall erscholl der voreilige Siegesruf: „Nach Berlin, nach Berlin!" — und der 15. August, der Napoleonstag, war im voraus als der Tag des Einzuges in Berlin bezeichnet. Diese übermüthige Zuversicht sollte sich sehr bald als ein schwerer und verhängnißvoller Irrthum erweisen: während in den Anordnungen der französischen Militärverwaltung von vorn herein eine große Verwirrung hervortrat, bewährte sich in Preußen und Norddeutschland aufs Neue die Trefflichkeit der Einrichtungen, welche König Wilhelm seit dem Beginne seiner Regierung mit so unablässiger Sorgfalt ausgebildet und gepflegt hatte. Sobald es gewiß geworden war, daß Deutschland den neuen Kampf nicht vermeiden könne, war kein Augenblick versäumt worden, die Armee in kürzester Frist kriegsfertig aufzustellen, und die Mobilmachung der gesammten Armee, sowie ihre Zusammenziehung an Frankreichs Grenze fand mit bewunderungswürdiger Raschheit und Zuverlässigkeit auf Tag und Stunde nach den getroffenen Anordnungen statt.

15. Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg - S. 2

1917 - Breslau : Hirt
2 Dex Weltkrieg 1914/17. selbst willen; denn ein geschwächtes oder gar zerstückeltes Österreich wäre sür Deutsch- land als Bundesgenosse wertlos. Die deutsche Regierung forderte Rußland auf, seine Mobilmachung binnen 12 Stunden rückgängig zu machen, und fragte zugleich bei Frankreich an, wie es sich in einem etwaigen Kriege Deutschlands gegen Rußland verhalten würde. Rußland gab keine Antwort und eröffnete in der Nacht vom 1. zum 2. August ohne Kriegserklärung an der deutschen Grenze den Kampf. Frankreich erklärte ausweichend, es werde tun, was seine Interessen erfordern. Kaiser Wilhelm hatte nach Ablauf der 12stündigen Frist am Abend des 1. August die Mobilmachung aller deutschen Streitkräfte zu Wasser und zu Lande angeordnet. Um den Franzosen, die im Einvernehmen mit der belgischen Regierung über Belgien in Deutschland einfallen wollten, zuvorzukommen, ersuchte die deutsche Regie- rung den König der Belgier um die Genehmigung zum Durchzug der deutschen Truppen durch Belgien und versprach zugleich Ersatz für allen Schaden, der dabei verursacht werden würde. Als die belgische Regierung dies Ersuchen ablehnte, erfolgte an: 4. August der Einmarsch der Deutschen in Belgien und am Tage darauf die Kriegs- erklärung Belgiens an Deutschland. Damit war für England ein willkommener An- laß für die Einmischung in den Krieg gegeben. Zwar lag der wahre Grund in den: Neid über das Aufblühen des deutschen Handels und der deutschen Kolonien, in der Furcht vor dem Anwachsen der deutschen Kriegsflotte und in dem Wunsche, Deutsch- land zu vernichten; aber nun trat es dem Auslande gegenüber als der Beschützer der belgischen Neutralität auf und erklärte am 4. August Deutschland den Krieg. Somit standen dein: Beginn des Weltkrieges einander gegenüber: auf der einen Seite Deutsch- land und Österreich, auf der andern Rußland, Frankreich, England, Belgien, Serbien und Montenegro, das sich Serbien angeschlossen hatte. Im weiteren Verlauf des Krieges kamen 1914 hinzu: auf unserer Seite die Türkei, auf seiten unserer Gegner Japan. Italien blieb neutral. Ii. Deutschlands Kriegsbereitschaft und Opfermut. Am Abend des 1. August trug der Telegraph die Kunde von der Mobilmachung blitzschnell in die entferntesten Gaue unseres Vaterlandes. Das Geläut aller Kirchenglocken verkündete den Ernst der Zeit. Das war ein Läuten, wie es unser Volk seit 1870 nicht gehört hatte: ein Grabgeläut für den Frieden und ein Weckruf zum Kriege. Und das Volk stand auf. Rote Plakate bezeichneten jedem Reserve-, Landwehr- und Landsturmmanne Ort, Tag und Stunde für die Gestellung zu seinem Tmppenteile. Die deutschen Männer legten ihre Arbeit nieder und gingen heim, um Abschied zu nehmen, und die deutschen Frauen gaben den Scheidenden unter Tränen ihren Segen. Tiefer Ernst, feste Ent- schlossenheit und stolze Siegeszuversicht spiegelten sich in den bewegten Zügen der Menge. Ungeheure Volksmassen brachten dem Kaiser vor seinem Schlosse begeisterte Huldigungen dar, und gleich einem Schwur erscholl in den Sommerabend hinein das wuchtige Schlachtlied von der Wacht am Rhein. Wunderbar schnell griff bei der Mobilmachung eins ins andere wie die Räder einer gewaltigen Maschinerie. Die strengen militärischen Maßregeln wirkten zwar hemmend auf Handel und Verkehr und brachten für den einzelnen mancherlei Unannehmlich- keiten; aber man ertrug alles gern, weil selbst der geringste Bürger wußte, daß Sein und Nichtsein des Vaterlandes auf dem Spiele stand. Außer denen, die sich pflicht- gemäß zum Heeresdienst zu gestellen hatten, meldeten sich über zwei Millionen Kriegs- freiwillige zur Teilnahme an den: heiligen Kampfe. Kaufleute und Beamte, Lehrer und Schüler, Gelehrte und Künstler, Bürger und Bauern, Fabrikbesitzer und Arbeiter, Jünglinge und gereifte Männer wetteiferten in dem Streben, dem Vaterlande ihre

16. Theil 7 - S. 621

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
621 Die Schweizer, trotz den Siegen, wollten Frieden, ober ihre Gegner verwarfen ihn, und hofften auch näch zwey neuen Niederlagen auf Maximilian, der den Krieg in Geldern, worin ihn die Französische Intrigue verwickelt Hatte, endigte, unv mit neuen Truppen heranrückte. Ein mit ungeheuren Schwierigkeiten verknüpfter Einfall Maximilians in das Engadin, um die Einwohner desselben, für die vielen Verheerun, gen Tyrols zu züchtigen, brachte ihn selbst in die größte Noch, und um seine besten Truppen. Doch antwortete Maximilian nichts auf neue Frie, densanträge. Nur der Herzog von Mailand be, mühete sich, den verschmähetcn Frieden zu ver, Mitteln, da er wußte, daß Ludwig der Xii./ Kö- nig von Frankreich, fest entschlossen war, seine Ansprüche auf Mailand geltend zu machen, und indem er mit Freuden den Kaiser Maximilian hier beschäftigt sah, sich enger mit der Schweiz zu diesem Behufs verknüpfte. Diese Verbindung mir Frankreich zu vernichten, und die Schweizer für sich zu gewinnen, bot er ihnen nun seine Vermittelung an, da er wußte, daß die Eidge, nossen einen Krieg zu endigen wünschten, der auf die Lange doch lästig geworden seyn würde, da ih- nen von Deutschland aus Salz und Korn vor, enthalten wurde, oder gefährlich, wenn der Geg, ner von seinen Kräften Gebrauch machen lernte. Ludwig versprach zwar dasselbe, aber Maximilian

17. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 298

1864 - Hannover : Hahn
298 sich zuerst die kurfürstliche Macht zu schaffen, der dann von selbst. Name und Ansehen dieser Würde folgen mußten. Das ging allein durch ein neues, unnmstoßbares Primogeniturgesetz in der eigenen Familie. Die Bemühungen und Schritte dieserhalb, die sogleich mit dem Jahre 1680 beginnen, gehen Hand in Hand mit dem, was für die Erlangung der Kur direkt geschehen ist. In diesem Sinne sind zunächst die vielen Erklärungen gefor- dert, deren schon bei den Familienverhältnissen Georg Wilhclm's von Celle gedacht ist, und die alle stets wiederholen mußten, daß dieser Fürst keine erbfähige Nachkommenschaft erzeuge, damit das Herzogthum Celle-Lüneburg einst gewiß an die ealcubcrgische Linie falle. Als im Jahre 1682 der Erbprinz von Calenberg, Georg Ludwig, sich mit der Tochter Georg Wilhelm's, Sophie Dorothea, verheirathete, da trat zuerst Ernst August zu Gunsten dieses Sohnes mit einem förmlichen Primogenitur-Gesetz hervor, das auch von Georg Wilbelm für seine von ihm repräseutirte Linie förmlich anerkannt wurde, — so wie denn auch die beiden Brüder bei allen ähnlichen Bemühungen für die Größe des Hauses vollkom- men einig und ganz entfernt von jedem kleinlichen Egoismus handelten! Ans diesen Sachverhalt gestützt, wird in der Regel auch das Jahr 1682 als das der Einführung der Primogenitur angeführt; allein dies ist mit mancherlei Einschränkungen zu verstehen. Dieses nenehausgesetz für Calenberg erhielt nämlich wohl vom Kai- ser, dem man alle möglichen Versprechungen treuer Hülfe in allen Lagen dagegen gemacht hatte, am 1. Snli 1683 volle Bestätigung; allein auch die Agnaten, welche durch dasselbe alte Familienrechte und Gewohnheiten, sowie künftige mögliche eigne Erbrechte beirrt sahen, mußten, wenn das Gesetz nach der Publikation auch keiner- lei Anfechtung erleiden sollte, doch auch ihre Zustimmung nicht versagen. Und eine solche war nicht 511 erreichen von Rudolf August und den wolfenbüttel'schen Agnaten, ja nicht einmal von der eignen Familie. Denn die Gemahlin Ernst Augusts, die sonst so staatskluge Sophie, ließ sich in dieser Sache von zu großer Liebe für ihre beiden nachgebornen Söhne Friedrich August und Maximilian Wilhelm, denen sie statt kleiner Apanagen gern den Theil eines Fürstenthums gegönnt hätte, Hinreißen, ganz offen gegen die Schritte ihres Gemahls zu handeln. Dieser ließ im Jahre 1685 durch

18. Geschichte für evangelische Schulen - S. 2

1918 - Breslau : Hirt
2 Der Weltkrieg 1914/17. selbst willen; denn ein geschwächtes oder gar zerstückeltes Österreich wäre für Deutschland als Bundesgenosse wertlos. Die deutsche Regiemng forderte Rußland auf, seine Mobilmachung binnen 12 Stunden rückgängig zu machen, und fragte zugleich bei Frankreich an, wie es sich in einem etwaigen Kriege Deutschlands gegen Rußland verhalten würde. Rußland gab keine Antwort und eröffnete in der Nacht vom 1. zum 2. August ohne Kriegserklärung an der deutschen Grenze den Kampf. Frankreich erklärte ausweichend, es werde tun, was seine Interessen erfordern. Kaiser Wilhelm hatte nach Ablauf der 12stündigen Frist am Abend des 1. August die Mobilmachung aller deutschen Streitkräfte zu Wasser und zu Lande angeordnet. Um den Franzosen, die im Einvernehmen mit der belgischen Regierung über Belgien in Deutschland einfallen wollten, zuvorzukommen, ersuchte die deutsche Regierung den König der Belgier um die Genehmigung zum Durchzug der deutschen Truppen durch Belgien und versprach zugleich Ersatz für allen Schaden, der dabei verursacht werden würde. Als die belgische Regierung dies Ersuchen ablehnte, erfolgte am 4. August der Einmarsch der Deutschen in Belgien und am Tage darauf die Kriegserklärung Belgiens an Deutschland. Damit war für England ein willkommener Anlaß für die Einmischung in den Krieg gegeben. Zwar lag der wahre Grund in dem Neid über das Aufblühen des deutschen Handels und der deutschen Kolonien, in der Furcht vor dem Anwachsen der deutschen Kriegsflotte und in dem Wunsche, Deutschland zu vernichten; aber nun trat es dem Auslande gegenüber als der Beschützer der belgischen Neutralität auf und erklärte am 4. August Deutschland den Krieg. Somit standen beim Beginn des Weltkrieges einander gegenüber: auf der einen Seite Deutschland und Österreich, auf der andern Rußland, Frankreich, England, Belgien, Serbien und Montenegro, das sich Serbien angeschlossen hatte. Im weiteren Verlauf des Krieges kamen 1914 hinzu: auf unserer Seite die Türkei, auf feiten unserer Gegner Japan. Italien blieb neutral. Ii. Deutschlands Kriegsbereitschaft und Opfermut. Am Abend des 1. August trug der Telegraph die Knude von der Mobilmachung blitzschnell in die entferntesten Gaue unseres Vaterlandes. Das Geläut aller Kirchenglocken verkündete den Ernst der Zeit. Das war ein Läuten, wie es unser Volk seit 1870 nicht gehört hatte: ein Grabgeläut für den Frieden und ein Weckruf zum Kriege. Und das Volk stand auf. Rote Plakate bezeichneten jedem Reserve-, Landwehr- und Landsturmmanne Ort, Tag und Stunde für die Gestellung zu seinem Truppenteile. Die deutschen Männer legten ihre Arbeit nieder und gingen heim, um Abschied zu nehmen, und die deutschen Frauen gaben den Scheidenden unter Tränen ihren Segen. Tiefer Ernst, feste Entschlossenheit und stolze Siegeszuversicht spiegelten sich in den bewegten Zügen der Menge. Ungeheure Volksmassen brachten dem Kaiser vor seinem Schlosse begeisterte Huldigungen dar, und gleich einem Schwur erscholl in den Sommerabend hinein das wuchtige Schlachtlied von der Wacht am Rhein. Wunderbar schnell griff bei der Mobilmachung eins ins andere wie die Räder einer gewaltigen Maschinerie. Die strengen militärischen Maßregeln wirkten zwar hemmend auf Handel und Verkehr und brachten für den einzelnen mancherlei Unannehmlichkeiten; aber man ertrug alles gern, weil selbst der geringste Bürger wußte, daß Sein und Nichtsein des Vaterlandes auf dem Spiele stand. Außer denen, die sich pflichtgemäß zum Heeresdienst zu gestellen hatten, meldeten sich über zwei Millionen Kriegsfreiwillige zur Teilnahme an dem heiligen Kampfe. Kaufleute und Beamte, Lehrer und Schüler, Gelehrte und Künstler, Bürger und Bauern, Fabrikbesitzer und Arbeiter, Jünglinge und gereifte Männer wetteiferten in dem Streben, dem Vaterlande ihre

19. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 371

1889 - München : Franz
Der Nationalkonvent vom Herbst 1792 bis Herbst 1795. 371 Kolonnen" mit Mord, Brand und Verwstung heimgesucht. berall, wo die Bergpartei zum Siege kam, wurden nach dem Beispiele von Paris Revolutionstribunale und Ausschsse von Jakobinern gebildet, welche alle den Massenschlchtereien entronnenen Gegner aufzuspren und durch die Guillotine unschdlich zu machen suchten. Und wie in der Provinz fuhr der Berg auch in Paris fort, seine Feinde schonungslos auszurotten. Das furchtbarste Mittel hiezu war das Gesetz gegen die Verdchtigen", wonach alle, an denen man irgendwie Anhnglichkeit an die alten Zustnde zu entdecken glaubte, eingezogen werden konnten; ein Gesetz, das nur zu oft dem persnlichen Hasse und der gemeinsten Angeberei diente und Tausende ins Gefngnis und auf die Guillotine brachte. Damals wurde unter anderen Opfern auch Marie Antoinette als Witwe Capet", der edle Malesherbes, der rechtschaffene Bailly, die gefangenen Fhrer der Girondisten, endlich auch der charakterlose Herzog von Orleans (Egalite) und viele Tausende auf das Schafott geschickt. Die Seele dieser Schreckensherrschaft, die Frankreich ein ganzes Robespierre, ^ahr hindurch verwstete, war Maximilian Robespierre. Derselbe (wie Danton und Desmoulius Advokat) war 1789 als Deputierter seiner Vaterstadt (Arras) in die konstituierende Nationalversammlung gewhlt worden, wo er anfnglich wegen seiner extremen und doktrinren An-sichten hufig verlacht wurde; da er dieselben aber mit Ernst und Zhigkeit immer wiederholte und den Ruf eines unbestechlichen, dem Volke aufrichtig ergebenen Mannes geno, nahm man ihn schlielich doch ernst. Sein erster Erfolg war die Annahme seines Antrages, da kein Mitglied der konstituierenden in die legislative Versammlung gewhlt werden drfe. Seit 1790 Vorstand des Jakobinerklubs, wurde er 1792 in Den Natioimlkonvent gewhlt, drang auf die Verurteilung Ludwigs Xvi., setzte Den Sturz der Girondisten durch und wurde als Prsident des Wohlfahrtsausschusses tatschlich Diktator von Frankreich. In Lieb-lingstheorien befangen, denen er mit fanatischem Eifer Geltung zu ver-schaffen suchte, dabei von kalter, herzloser Berechnung, gieng er von Dem. Grundstze aus, da das gegenwrtige Geschlecht von Grund ans verderbt und deshalb der Vernichtung wert sei, damit durch Gewalt und Schrecken" das goldene Zeitalter der Freiheit" und die Herrschaft der engend" herbeigefhrt werden knne.') Den abstrakten Begriff engend' stellte er als Ziel jeder Staatsordnung hin und aab sich gerne den Anschein, als sei er zur Wiedergeburt der verrotteten Gesell-schaft berufen. Da er sich im Gegensatze zu anderen Helden der Re-^0lfujl0n' d/e sich ganz offen einem ppigen Genuleben hingaben, den Anschein eines sittenstrengen und uneigenntzigen Mannes zu wahren wute, bte er eine zeltlaug unbegrenzten Einflu aus. Aber je lnger seine Herrschaft dauerte, desto mehr traten auch die niedrigen und wider-wmigen Zge seines Charakters hervor, schwer zu verbergende Selbst-sncht und lcherliche Eitelkeit, schleichende Heuchelei und herzlose Berech-nung, die m der Gefahr auch ergebene Freunde unbedenklich opferte, . .-I V. % einer Rede sagte er: Wenn die Angel der Volksregierung in Friedens- ' 5eis l,t' J ? e mt Revolutionszustande beides, die Tugend und der b" d" Sch--n. hn 24*

20. Nr. 1a - S. 146

1916 - Breslau : Hirt
146 Geschichte. verhalten würde. Rußland gab keine Antwort und eröffnete in der Nacht vom l. zum 2. August ohne Kriegserklärung an der deutschen Grenze den Kamps. Frankreich erklärte ausweichend, es werde tun, was seine Interessen erfordern. Kaiser Wilhelm hatte nach Ablauf der 12stündigen Frist am Abend des 1. August die Mobilmachung aller deutschen Streitkräste zu Wasser und zu Lande angeordnet. Um den Franzosen, die im Einvernehmen mit der belgischen Regierung über Belgien in Deutschland einfallen wollten, zuvorzukommen, ersuchte die deutsche Regie- rung den König der Belgier um die Genehmigung zum Durchzug der deutschen Truppen durch Belgien und versprach zugleich Ersatz für allen Schaden, der dabei verursacht werden würde. Als die belgische Regierung dies Ersuchen ablehnte, erfolgte am 4. August der Einmarsch der Deutschen in Belgien und am Tage darauf die Kriegs- erklärung Belgiens an Deutschland. Damit war für England ein willkommener An- laß für die Einmischung in den Krieg gegeben. Zwar lag der wahre Grund in dem Neid über das Aufblühen des deutschen Handels und der deutschen Kolonien, in der Furcht vor dem Anwachsen der deutschen Kriegsflotte und in dem Wunsche, Deutsch- land zu vernichten: aber nun trat es dem Auslande gegenüber als der Beschützer der belgischen Neutralität aus und erklärte am 4. August an Deutschland den Krieg. Somit standen beim Beginn des Weltkrieges einander gegenüber: auf der einen Seite Deutsch- land und Österreich, aus der andern Rußland, Frankreich, England, Belgien, Serbien und Montenegro, das sich Serbien angeschlossen hatte. Im weiteren Verlauf des Krieges kamen hinzu: auf unserer Seite die Türkei, auf seiten unserer Gegner Japau. Italien blieb neutral. 2. Deutschlands Kriegsbereitschaft und Opfermut. Am Abend des 1. August trug der Telegraph die Kunde von der Mobilmachung blitzschnell in die entferntesten Gaue unseres Vaterlandes. Das Geläut aller Kirchenglocken verkündete den Ernst der Zeit. Das war ein Läuten, wie es unser Volk seit 1870 nicht gehört hatte: ein Grabgeläut für den Frieden und ein Weckruf zum Kriege. Und das Volk stand auf. Rote Plakate bezeichneten jedem Reserve-, Landwehr- und Landsturnunanne Ort, Tag und Stunde für die Gestellung zu seinem Truppenteile. Die deutschen Männer legten ihre Arbeit nieder und gingen heiru, um Abschied zu nehmen, und die deutschen Frauen gaben den Scheidenden unter Tränen ihren Segen. Tiefer Ernst, feste Ent- schlossenheit und stolze Siegeszuversicht spiegelten sich in den bewegten Zügen der Menge. Ungeheure Volksmassen brachten dem Kaiser vor seinen: Schlosse begeisterte Hul- digungen dar, und gleich einem Schwur erscholl in den Sommerabend hinein das wuchtige Schlachtlied von der Wacht am Rhein. Wunderbar schnell griff bei der Mobilmachung eins ins andere wie die Räder einer gewaltigen Maschinerie. Die strengen militärischen Maßregeln wirkten zwar hemmend auf Handel und Verkehr und brachten für den einzelnen mancherlei Un- annehmlichkeiten; aber man ertrug alles gern, weil selbst der geringste Bürger wußte, daß Sein und Nichtsein des Vaterlandes auf den: Spiele stand. Außer denen, die sich pflichtgemäß zun: Heeresdienst zu gestellen hatten, meldeten sich über zwei Millionen Kriegsfreiwillige zur Teilnahme an dem heiligen Kampfe. Kaufleute und Beamte, Lehrer und Schüler, Gelehrte und Künstler, Bürger und Bauern, Fabrikbesitzer und Arbeiter, Jünglinge und gereifte Männer wetteiferten in dem Streben, dem Vater- lande ihre Dienste zu weihen. Auch die deutschen Frauen wollten den Krieg gewinnen helfen. Viele Tausende stellten sich in den Dienst des Roten Kreuzes, des Vaterlän- dischen Frauenvereins oder anderer Vereinigungen, die das Wohl der Krieger und ihrer Angehörigen zu fördern suchen. Eine Fülle von Liebesgaben bewies, daß das