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1. Elementar-Geographie für humanistische und realistische Lehranstalten - S. 128

1847 - Eßlingen : Dannheimer
128 Zweiter Theil. Die physikalische Geographie. schiedcne Geschlechter gemengt sind, isi nicht blos oft eine bestimmte Reihen- folge der Organismen nach Verhältniß der Auflagerung der Formationen er- kannt worden; man hat auch in den untergeordneten Schichten derselben Formation die Gruppirung gewisser Geschlechter und Arten beobachtet. So ist erwiesen, daß von der Familie der Ammoniten die Ceratiten dem Muschel- kalk, die Widder dem Lias, die Goniatiten dem Uebergangs-Kalk und der Grauwacke angehören. Belcmnitcn haben ihre untere Grenze im Keuper, den der Jurakalkstein bedeckt, ihre obere in der Kreide. 11. Zn dem Diluvium, welches einen großen Theil der Erde bedeckt und auf bedeutenden Höhen sowohl, als auch zugleich unter dem Niveau des Meeres gefunden wird, findet man dieriesenmäßigenknochenvor- sündfluthlicher Säugethiere; Mastodonten, Dinvtherium, Missu- rim und die Megathcriden, unter denen der faulthier-artige Mylodon 11' Länge erreicht. Zu diesen verweltlichen Geschlechtern gesellen sich die fossilen Reste jetzt lebender Thiere: Elephant, Rhinoceros, Ochs, Pferd und Hirsch. Mit diesen Resten untergegangener Thiere zusammen fand man auch fossile Menschenknochen, Ueberreste von Erzeugnissen des menschlichen Kunstfleißes, Bruchstücke von Töpferwaaren. Zu den Versteinerungen des Diluviums gehören auch jene Thierknochen, welche oft in großer Anzahl den Boden der Höhlen bedecken, die sich besonders in den Kalkgebirgen finden. Es sind dieß hauptsächlich Knochen von Bären und Hyänen, die solche Höhlen entweder bewohnt oder wenigstens als Schlupfwinkel benutzt haben, denn es finden sich an verschiedenen Orten auch Knochen vom Fuchs, Zltis, Marder, Hasen, Kaninchen, Ochs, Pferd, Reh, Rhinoceros und Elephanten, von Ratten und sogar von Tauben, welche theils von Bären, theils von Hyänen in diese Höhlen geschleppt worden sind. Doch scheinen nicht alle Knochen auf dieselbe Art in die Höhlen gekommen zu sein, sondern manche mögen auch Wasser- fluthen in dieselben geführt haben. Die bekanntesten Höhlen dieser Art sind: die Baumanns-Höhle am Harz, die Höhle von Gaylenreuth und Muagendorf im Fränkischen, die Höhle beierpfingen im schwäbischen Zura, die Höhle von Kirkdale in Dork-shire, die Adelsberger Höhle in Krain, die Slauper-Höhle bei Blansko in Mähren. 12. Die Massctt des Alluviums schließen zahlreiche Reste von Thie- ren ein, welche mit wenigen Ausnahmen Gattungen angehören, die noch leben und zum größten Theil da leben, wo man ihre Ueberreste findet, die aber eigentlich nicht versteinert sind. Auch enthalten sie menschliche Ueber- reste und verschiedenartige Erzeugnisse des menschlichen Kunstfleißes, Mo- numente, Waffen, Geräche u. s. w. §, 236. Die Pflanzen-Versteinerungen. 1. Die neptunischen Gesteine enthalten nicht blos versteinerte Thier- wesen, sondern auch Pflanzen-Petrefacte. Die Vegetationen, von denen dieselben herrühren, sind bis zu den letzten Schichten der Kreide von der Pflanzenwelt der jetzigen Zeit verschieden. 2. Die ältesten Schichten d es Ueber gang s-Gebirges ent- halten nur zellige Laubpflanzen des Meeres. Erst in dem alten rothen Sandstein hat man von Gefäß-Pflanzen einige kryptogamische Formen (Ca- lamiten und Lycopodiaceen) beobachtet. 3. Die Steinkohlen-Formation umfaßt nicht blos farnartige cryptogamischegewächse und phanerogamische Monokotylen (Gräser, yucca-

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1. Neu-eingerichtetes Mülheimer Lesebuch für Deutsche Schulen - S. 186

1814 - Frankfurt/Main Leipzig
186 Ei, welch ein Minder wäre das? Du i solche Sprünge machen? Der Esel sprang. — Der Fuchs warf sich ins Gras, Und wollte sich M Tode lachen. 36. Das Betragen des Weisen, gegen das Schelten des Thoren. ^§s war einmal ein dummer fetter Mops, Der gieng, wie Möpse gehn, auf allen Vieren Bei Hellem Mondschein einst spaziren Da kam ein Graben in die quer; und hops! Sprang auch der dumme feite Mops — Hinüber mcynt ihr? — Nein! Er sprang zu kurz, und fiel hinein, Von wegen sein r schweren Masse. Und als er endlich der Gefahr, Da zu ersaufen, ledig war; So stellt er sich recht nullen auf die Gasse, Und fängt euch da ein Schelten an, Daß man sein eigen Wort davor nicht hören kann. Es sollte aber dieses Schelten — Wem memit ihr wohl? — dem Monde gelten; Und der hatt' ihm doch nichts gethan. Er schalt ihn aber: Bärenhäuter, Ochs, Esel, Schlingel, und so weiter. Warum? Mops glaubt, des Mondes sanftes Licht Sen schuld an seinem Fall, und wars doch nicht. Der Mond — nicht wahr, der schalt doch wieder O nein! sah lächelnd auf den Mops hernieder, Und fuhr, als gtengs ihm gar nicht an, Lustwandelnd fort, auf seiner Himmelsbahn Und wird seitdem, wie männiqlich bekannt, Úoá) immer Mond, nie Ochs genannt. 36. Der

2. Lesestücke für die beiden oberen Abtheilungen der Volksschulen - S. 31

1843 - Darmstadt : Jonghaus
31 Erde reget und beweget sich, von dem erstell Schöpfungs- tage an bis auf die heutige Stunde. Auch wird dies Be- wegen und fröhliche Leben fortdauern bis ans Ende der Welt; denn es ist Gott dieß Leben angenehm, und wie die Freude das Herz dem Menschen hüpfen macht, so hüpfet der Engel Schaar bei der Freude der Schöpfung. So ist denn überall fröhliches Leben und Bewegen, und Alles, was sich reget in wahrer Freude, reget sich Gott zu Ehren, und darin ist keine Sünde. Darum wohnet auch darin keine Sünde, wenn Jungen mit einander lustig sind und im frohen und muntern Spiel sich ihres Lebens freuen. Es stehet dem Knaben wohl an, wenn er auf blankem Eise wie ein Vogel dahin fliegt, wenn er muthig eine Höhe erklettert, über Flüsse schwimmt und rüstig sich tummelt. Dem alten Manne nur geziemet es, hinter dem Ofen sich zu hegen tut Winter; aber der Knabe soll sich an Kälte gewöhnen, damit er als Mann auch im Winter ein Mann sei. 49. Der Mops und der Mond. Es war einmal ein dicker fetter Mops, Der ging, wie Möpse thun, auf allen Nieren Bei hellem Mondschein einst spazieren; Da kam ein Graben in die Quer, und — hops! Sprang Euch der dumme, fette Mops — Hinüber meint Ihr? — Nein! — Er sprang zu kurz, und fiel hinein, Von wegen seiner schweren Masse. Und als er endlich der Gefahr, Da zu ersaufen, ledig war, So stellt' er sich recht mitten auf die Gasse, Und fängt Euch da ein Schelten an, Daß man sein eigen Wort nicht hören kann. Es sollte aber dieses Schelten — Was meint Ihr wohl? — dem Monde gelten! Und der hat ihm doch Nichts gethan. Er schalt ihn aber Bärenhäuter, Ochs, Esel, Schlingel und so weiter. Der Mond — nicht wahr, der schalt doch wieder? O nein! — sah lächelnd auf den Hund hernieder, Und fuhr, als Zings ihn gar nichts an,

3. Der gesammte deutsche Sprachunterricht in Volksschulen oder die Uebungen im Lesen, der Grammatik, Orthographie und dem mündlichen und schriftlichen Gedankenausdrucke ; geknüpft an den Lesestoff im Preußischen Kinderfreund - S. 189

1847 - Königsberg : Bon
189 Was ist ein Gedanke? — Wie heißt das Ding, das wir uns hier vorstellen? — Wie seine Thätigkeit? — Sind aber die bei. den Vorstellungen „Vogel, leben" an sich schon ein Satz? Nein, ich muß auch die Thätigkeit von dem Dinge aussagen, sie aus- sagend auf das Ding beziehen. Diese Beziehung der Thätigkeit auf das Ding heißt die Aussagebeziehung (das prädicative Satzverhältniß). — Was geht dabei mit dem Zeitworte vor? Es wird verändert, gebogen: leben — lebet, lebt. Die Verän- derung eines Wortes, durch welche irgend eine Bezie- hung desselben ausgedrückt wird, nennt man die Bie- gung (Flexion). Das Ding, von dem man Etwas (eine Thätigkeit) aussagt, heißt der Selbstand (weil der Gegen- stand hier unabhängig, für sich selber oder selbst steht, Subject, d. i. Unterlage, nämlich des Satzes), und die Thätigkeit, die von dem Gegenstände ausgesagt wird, heißt die Aussage (Prädicat). Was ist also „Vogel"? — Lebt? — Schreibt nun weiter! Der Mensch nimmt den Stoff oder das Material zu seinen Kunsterzeugnissen aus der Natur. — Wie beißt in diesem Satze der Selbstand? Der Mensch. — Wie die Aussage? Nimmt. — Besteht aber der Satz bloß aus diesen beiden Wörtern? — Selbstand und Aussage sind die Haupt- glieder des Satzes, alle übrigen heißen Nebenglieder. Ein Satz, der nur die beiden Hauptglieder „Selbstand und Aussage" enthält, heißt ein nackter Satz. Ein Satz, der außer den Hauptgliedern noch Nebenglieder enthält, heißt ein erweiterter oder ausgebildeter Satz. — Was für ein Satz ist also unser erster? — Aber der zweite? — Nackte Sätze kommen sehr selten vor. Auf den ersten Sei- ten unseres Kinderfreundes sind eine Menge derselben zusammen- gestellt. — Lest S. I. Nr. I.! — Gebt bei jedem Satze an, wie der Selbstand und wie die Aussage heißt! — Lest nun die Sätze unter Nr. 2. und 3.! — Wie heißt in jedem dieser Sätze der Selbstand? — Wie die Aussage? — Wodurch ist in diesen Sätzen die Aussagebeziehung ausgedrückt? Durch die Wörtchen „ist, sind". — Diejenigen Wörter, welche die Bezie- hungen der Begriffe ausdrücken, und die Begriffs- wörter in die Form der Rede bringen, heißen Form- wörter (Beziehungswörter). Aufg. Bildet nach jeder Nr. zehn Sätze! C. Orthographie. 54. Statt ks wird chs gesetzt in: Dachs, Wachs, Lachs, Sachsen, wachsen, Achse, Achsel, Fuchs, Luchs, Wuchs, wichsen, Ochs, Flechse, Büchse rc.

4. Bd. 2 - S. 31

1903 - Langensalza : Greßler
31 sie deshalb auch stets in gutem Benehmen unterrichten und ihnen die Regeln des Auslandes und der Höflichkeit beibringen. Das erste Schulbuch, dessen sich die Chinesen bedienen, ist eine Zusammenstellung aus allerlei Wissenschaften. Das Buch beginnt mit der Natur des Menschen, sowie mit der Notwendigkeit und den Methoden der Erziehung. Die Wichtigkeit der kindlichen und brüder- lichen Pflichten wird dann eingeschärft durch Vorschrift und Beispiel, und darauf folgt eine Übersicht der verschiedenen Zweige des Wissens in aufsteigender Reihenfolge nach den verschiedenen Hauptzahlen: die drei großen Mächte (Himmel, Erde und Mensch), die vier Jahreszeiten, die vier Himmelsgegenden, die fünf Elemente (Metall. Holz, Wasser, Feuer, Erde), die fünf Hanpttugenden (Liebe, Gerechtigkeit, Schicklich- keit, Weisheit, Wahrheit), die sechs Arten des Getreides (Reis, Gerste, Weizen, Bohnen, Hirse und eine Art Korn), die sechs Haustiere (Pferd, Ochs, Schaf, Geflügel, Hunde, Schweine), die sieben Leiden- schasten (Liebe, Haß, Freude, Betrübnis, Lust, Zorn und Furcht), die acht Noten der Musik, die neun Grade der Verwandtschaft, die zehn bürgerlichen Pflichten (zwischen Fürsten und Minister, Vater und Sohn, Mann und Weib, älteren und jüngeren Geschwistern und Freunden). Auf diese Übersicht folgt eine Übersicht der allgemeinen Geschichte Chinas, nebst einer Aufzählung von regierenden Fürsten des Reiches. Das Werk schließt mit Beispielen und Beweggründen zum Lernen, gezogen aus dem Verhalten der alten Weisen und Staats- niänner. Der Stoff ist zu trocken; der jugendliche Geist kann ihn zu seiner Belehrung nicht in sich ausnehmen; die Entwicklung des Denk- Vermögens bleibt bei solchem Ünterricht ganz außer acht; nur mechanisch nehmen die Kinder diesen Vorrat des Wissens in ihr Gedächtnis auf. Die Methode, um das Lesen zu lehren, ist folgender: das Buch wird aufgeschlagen und der Lehrer fängt ohne weiteres an zu lesen. Die Schüler, deren jeder sein Bnch vor sich hat, sprechen dem Lehrer Wort für Wort nach, die Augen unverwandt aufs Buch gerichtet und mit dem Zeigefinger dem Worte folgend. Es wird nur eiue Zeile gelesen und diese so lange wiederholt, bis die Schüler sich die Aus- spräche eines jeden Zeichens gemerkt haben und ohne den Lehrer die Zeile -lesen können. Nun müssen sie dies auswendig lernen. Das tun sie mit lauter Stimme, indem sich jeder seine Aufgabe so lange vorschreit, bis sie sich seinem Gedächtnis eingeprägt hat. Wer damit fertig ist, geht zum Lehrer hin, legt sein Buch vor demselben auf den Tisch, kehrt ihm den Rücken und sagt so seine Aufgabe her. Dann geht der Lehrer an die nächste Zeile und macht so fort, bis das ganze Buch auswendig gelernt ist. Was für ein Lärm in einer chinesischen Schule stattfindet, wenn einige zwanzig Schüler zusammenschreien, läßt sich leicht denken. Für europäische Begriffe ist schon dies etwas sehr Widerliches, noch mehr aber der geistlose Mechanismus des Unterrichts, wodurch der Geist vielmehr abgestumpft wird, als daß

5. Teil 1 = 2. u. 3. Schulj - S. 191

1911 - Breslau : Hirt
— 191 an, und sollten wir verhungern, bis ihr erst ausgemacht habt, ob wir ehrliche Kinder sind oder nicht; der Bär ist dagewesen und hat uns ge- scholten." Da sagte der alte König: „Seid nur ruhig, das soll aus- gemacht werden!" Er flog darauf mit der Frau Königin dem Büren vor seine Höhle und rief hinein: „Alter Brummbär, warum hast du meine Kinder gescholten? Das soll dir übel bekommen; das wollen wir in einem blutigen Krieg ausmachen." Also war dem Bären der Krieg angekündigt, und alles vierfüßige Getier wurde berufen: Ochs, Esel, Rind, Hirsch, Reh, und was die Erde sonst alles trügt. Der Zaunkönig aber berief alles, was in der Luft fliegt. Nicht allein die Vögel, groß und klein, sondern auch die Mücken, Hornissen, Bienen und Fliegen mußten herbei. 2. Als nun die Zeit kam, wo der Krieg angehen sollte, da schickte der Zaunkönig Kundschafter aus, wer der General des Feindes wäre. Die Mücke war die listigste von allen, schwärmte im Walde, wo der Feind sich versammelte, und setzte sich endlich unter ein Blatt auf einem Baume. Da stand der Bür, rief den Fuchs vor sich und sprach: „Fuchs, du bist der schlauste unter allem Getier; du sollst General sein und uns anführen." „Gut," sagte der Fuchs, „aber was für Zeichen wollen wir verabreden?" Niemand wußte es. Da sprach der Fuchs: „Ich habe einen schönen, langen, buschigen Schwanz, der sieht fast aus wie ein roter Federbusch; wenn ich den Schwanz in die Höhe halte, so geht die Sache gut, und ihr müßt darauf los marschieren; lass' ich ihn aber herunterhängen, so lauft, was ihr könnt!" Als die Mücke das gehört hatte, flog sie wieder heim und verriet dem Zaunkönig alles haarklein. 3. Als der Tag anbrach, wo die Schlacht sollte geliefert werden, hu! da kam das vierfüßige Getier dahergerannt mit Gebraus, daß die Erde zitterte. Der Zaunkönig mit seiner Armee kam auch durch die Luft daher; die schnurrte, schrie, schwärmte, daß einem angst und bange wurde, und gingen sie da von beiden Seiten aneinander. Der Zaunkönig aber schickte die Hornisse ab, sie sollte sich dem Fuchs unter den Schwanz setzen und aus Leibeskräften stechen. Als nun der Fuchs den ersten Stich bekam, zuckte er, daß er das eine Bein aufhob; doch ertrug er's und hielt den Schwanz noch in die Höhe. Beim zweiten Stiche mußte er ihn einen Augenblick herunterlassen. Beim dritten aber konnte er sich nicht mehr halten, schrie und nahm den Schwanz zwischen die Beine. Als das die Tiere sahen, meinten sie, alles wäre verloren, und fingen an zu laufen, jedes in seine Höhle. So hatten die Vögel die Schlacht gewonnen. 4. Da flogen Herr König und Frau Königin heim zu ihren Kindern und riefen: „Kinder, seid fröhlich, eßt und trinkt nach Herzenslust; wir haben den Krieg gewonnen!" Die jungen Zaunkönige aber sagten: „Noch

6. Teil 1 = 2. u. 3. Schulj - S. 191

1911 - Breslau : Hirt
— 191 — an, und sollten wir verhungern, bis ihr erst ausgemacht habt, ob wir ehrliche Kinder sind oder nicht; der Bär ist dagewesen und hat uns ge- scholten." Da sagte der alte König: „Seid nur ruhig, das soll aus- gemacht werden!" Er flog darauf mit der Frau Königin dem Bären vor seine Höhle und rief hinein: „Alter Brummbär, warum hast du meine Kinder gescholten? Das soll dir übel bekommen; das wollen wir in einem blutigen Krieg ausmachen." Also war dem Bären der Krieg angekündigt, und alles vierfüßige Getier wurde berufen: Ochs, Esel, Rind, Hirsch, Reh, und was die Erde sonst alles trägt. Der Zaunkönig aber berief alles, was in der Luft fliegt. Nicht allein die Vögel, groß und klein, sondern auch die Mücken, Hornissen, Bienen und Fliegen mußten herbei. 2. Als nun die Zeit kam, wo der Krieg angehen sollte, da schickte der Zaunkönig Kundschafter aus, wer der General des Feindes wäre. Die Mücke war die listigste von allen, schwärmte im Walde, wo der Feind sich versammelte, und setzte sich endlich unter ein Blatt auf einem Baume. Da stand der Bär, rief den Fuchs vor sich und sprach: „Fuchs, du bist der schlauste unter allem Getier; du sollst General sein und uns anführen." „Gut," sagte der Fuchs, „aber was für Zeichen wollen wir verabreden?" Niemand wußte es. Da sprach der Fuchs: „Ich habe einen schönen, langen, buschigen Schwanz, der sieht fast aus wie ein roter Federbusch; wenn ich den Schwanz in die Höhe halte, so geht die Sache gut, und ihr müßt darauf los marschieren; lass ich ihn aber herunterhängen, so lauft, was ihr könnt!" Als die Mücke das gehört hatte, flog sie wieder heim und verriet dem Zaunkönig alles haarklein. 3. Als der Tag anbrach, wo die Schlacht sollte geliefert werden, hu! da kam das vierfüßige Getier dahergerannt mit Gebraus, daß die Erde zitterte. Der Zaunkönig mit seiner Armee kam auch durch die Luft daher; die schnurrte, schrie, schwärmte, daß einem angst und bange wurde, und gingen sie da von beiden Seiten aneinander. Der Zaunkönig aber schickte die Hornisse ab, sie sollte sich dem Fuchs unter den Schwanz setzen und aus Leibeskräften stechen. Als nun der Fuchs den ersten Stich bekam, zuckte er, daß er das eine Bein aufhob; doch ertrug er's und hielt den Schwanz noch in die Höhe. Beim zweiten Stiche mußte er ihn einen Augenblick herunterlassen. Beim dritten aber konnte er sich nicht mehr halten, schrie und nahm den Schwanz zwischen die Beine. Als das die Tiere sahen, meinten sie, alles wäre verloren, und fingen an zu laufen, jedes in seine Höhle. So hatten die Vögel die Schlacht gewonnen. 4. Da flogen Herr König und Frau Königin heim zu ihren Kindern und riefen: „Kinder, seid fröhlich, eßt und trinkt nach Herzenslust; wir haben den Krieg gewonnen!" Die jungen Zaunkönige aber sagten: „Noch

7. Realienbuch - S. 46

1914 - Langensalza : Beyer
H6 Naturgeschichte. Iii billiges Lasttier. — Die gestreiften Zebras leben in den Steppen Afrikas und sind in neuster Zeit auch gezähmt worden. Wie die üiere gehen. h Die meisten Säugetiere, die Vögel, viele Kriechtiere und Lurche und fast alle Gliedertiere verstehen es, sich auf dem Lande zu bewegen. Die Sache erscheint uns einfach, weil wir selbst geschickt laufen können; sie ist es aber nicht. Die Bewegung in und auf denr Wasser ist viel leichter als auf denr Lande. Lin Fährmann setzt mit geringer Blühe soviel Last über, wie zwei Pferde auf einem wagen zu ziehen vermögen. Dabei fahren die wagen meist auf gebahnten wegen, während die Tiere sich auf unebenent Boden bewegen müssen. (Physik: Reibung!) 2. Deshalb können sich die Tiere nicht so bewegen wie der Mensch seine Lasten befördert. Das Gleiten (Schlitten) und Rollen (walzen, Wagenrad) sind für Tiere untaugliche Bewegungsarten. Selbst die Schnecke bewegt ihren Fuß nicht wie einen Schlitten als Ganzes, und trotzdem muß sie sich durch Schleimabsonderung eine glatte Bahn schaffen. Die Schlangen benutzen ihre erhabenen Brustschilder und die Rippen wie Beine, indem sie den Körper mit ihnen stützen und schieben. Zugleich muß das feste Schuppenhemd den beim Gleiten sehr gefährdeten Körper vor Verletzungen schützen. Dazu kommt, daß die Kriechtiere verhältnismäßig leicht sind und infolge ihrer Länge das Körpergewicht auf eine große Fläche verteilen (Riesenschlange). Bei Bewegungen größerer Lasten (Ochs, Elefant) und da, wo große Schnelligkeit not- wendig ist (Pferd, Reh, pirsch), muß 3. der Körper über den Boden erhoben werden. Dadurch werden die Gefahr der Verletzungen und die Reibungsfläche vermindert. Die Beine, die diese Aufgabe besorgen, müssen wie Hebel (Physik!) möglichst starr sein, also eine Stütze besitzen. Bei den Gliedertieren wird diese von dem äußeren Thitinpanzer, bei den Wirbeltieren durch die Knochen gebildet. Je länger die Glieder (Hebelarme) sind, desto größer ist der weg, den ihre Endpunkte zurücklegen, desto schneller ist die Be- wegung des Tieres. Vergleiche Mops und Windhund, Rind und Pferd! Die Gelenke sind nötig, weil die Glieder über Unebenheiten des Bodens gehoben werden müssen! Gehe versuchsweise mit ausgesteiften Beinen auf sehr unebenem Boden! Die Kraft für die Bewegungen wird von den Muskeln geliefert, die sich mit Sehnen an Vorsprüngen der Knochen ansetzen: Brustbeinkamm bei vögeln und Fledermäusen, Kamm des Schulterblattes der Säugetiere, Fersenbein beim Menschen, vor allem an den Oberschenkeln der Tiere finden wir große Muskelklumpen (Reh- keulen, Schweineschinken). Die Zahl der Gliedinahen wechselt in den einzelnen Tiergruppen. Die Tausendfüßer ruhen auf zahlreichen Beinen (Name);

8. Der Anschauungsunterricht in der Dorfschule - S. 26

1907 - Langensalza : Greßler
26 Weinbereitung. Ausgepreßte Saft (Most) gären. Wein. Artender Weine. Weißwein, Rotwein (— rote Schalen gären mit). Flaschen. Fässer. Rosinen und Korinthen. 2. Besprechung des Fibelbildes: a) Was wir auf dem Bilde alles sehen; b) Die Traube selbst. Hi. Vertiefung (Denken). Vergleich: Edler und wilder Wein. Ähnlichkeiten, Verschiedenheiten. Iv- Zusammenfassung. Der Weinstock wächst bei uns am Hause sauf den Bergen). Die junge Rinde ist rc. sder Weinstock beschreibt sich selbst: Ich wachse gern an den Häusern und auf den Bergen. Als ich noch jung war, war meine Rinde grün. Jetzt bin ich alt. Da ist sie grau rc.j. Begriffliches: graubraun, langgestielt, fünflappig, weichhaarig, Ranken, Traube, Beere, Most, gären. Weißwein, Rotwein, Rosinen, Korinthen. V. Anwendung. Zeichne eine Traube. Pflege des Weinstockes. Wer den Wein trinkt. Für Kinder schädlich, werden „dumm" davon. Nur Beeren essen! Rätsel: Die Sonne kocht's, die Hand bricht's, der Fuß tritt's, der Mund genießt's. (Simrock-) Noch ein Rätsel: Was ist das für ein edler Wein? Es trinken ihn die Kinderlein, es trinken ihn die Gänschen all, es trinkt ihn Ochs und Kuh im Stall, er kostet nichts und schmeckt doch gut, macht klar den Kops und leicht das Blut. G. Chr. Diefienbach. 2. Ziel. Wie es den Fuchs nach den Weintrauben gelüstete. I. Ii. Durch entwickelnd darstellende Weise gelangen wir zu nachstehender Erzählung. ver §ucbs und die Weintrauben. Der Fuchs sah an einer Gartenmauer köstliche Weintrauben und wollte daran naschen. Lange schlich er vor dem Weinstocke auf und ab und überlegte, wie er zu den Trauben gelangen könne. Er sprang in die Höhe, aber sie hingen zu hoch, und er konnte sie nicht er-

9. Erklärung geographischer Namen - S. 3

1892 - Leipzig : Fock
^ Vokal lang. Vokal kurz, betont. Vokal kurz, unbetont. Baden. Hessen. Berlin. ^ Vokal lang, aber ohne Accent: Noliaes (wokatselr). Griechisches Alphabet. a ß y (5 £ C rj & l x I (.1 v £ o rc q o-g r v cp % xfj a> a h g d e z e thiklmnxöp r f-s t j ph ch ps o Abt J Fz H Q Ikamnsonpi Ty <I> X W S2 Abgrdezethlklmnxop R Styphchps 0 ai = ai: ai£ (aix), Ziege; av — au: vavq (naus), Schiff; £L = ei: <pvzeia (phyteia), Pflanzung; sv = eu: Xsvxog (leukös), Weiß; ol = oi: xotxoq (koilos), hohl; ov = u: ßovq = (büs), Ochs; — yy — 11-g: axqoyyvxxoq (strongyllos), rund; yx = 11k: ayxuv (ankön), Ellbogen. ' — scharfer Ton: ßsyaq (megas), groß; ' — scharfer Ton, gedämpft: Z,o)Ölxbq xvxxoq (zödikos kyklos), Tierkreis; " — gedehnter Ton: vrjaoq (nesos), Insel; c = h: rj/j,iovq (hemisys), Halb; ' ist unhörbar. "Ayiog (hägios), heilig; ßalleiv (bällein), werfen; yrj (ge), Erde; Öq€iravov (drepanon), Sichel; iottega (hespera), Abend; Cwvrj (zöne), Gürtel; rjtteiqog (epeiros), Festland; d-eq^og (thermös), warm; iud-uög (isthmös), Landenge; xvxlog (kyklos), Kreis; Aä/irteiv (lämpein), leuchten; Mislag (melas), schwarz; voudg (nomäs), Hirte: £vlov (xylon), Holz; ooog (öros), Berg; Ttöhg (pölis),©tadt; {5o(5or(rhödon), Rose; fff/)«^a(sphaira),^:itgct; Türcog (topos), Ort; vdioo (liydor), Wasser; cpvgtg (physis), Natur; yah/.6g (chalkös), Erz; \pdf.i(A.og (psämmos), Sand; toxsavog (ökeanös), Weltmeer. 3ake§dvöq£i a, Bvcdvnov, röqdiov, Aqertavov, Ealdg, Zdyxlrj, chqa xxeia, 0£Qfio7xvlai, "Ifißqog, Kaiodqsia, Asvxtqcc , Mvrilrjvrj, Nefiea, [Seg^rjg), ^Oxvfitcici, nexottövvrjoog, cpodog, Salafiig, Tqiva- y.qia, ctöagttrjg, fßdqoalog, Xiog, (¥aftfirjriyog), 'S2£og. 1*

10. Russisches Reich, Krakau, Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 306

1834 - Halle : Schwetschke
306 D. Afrika. ungeheuren Wüsten ist das rechte Vaterland der meisten großen vier- füßigen Thiere, sowohl pflanzen - als fleischfressenden. Unter den dem Menschen nützlichen Thieren nimmt hier ohne Zweifel das Käme el den ersten Rang ein. Mit Recht nennt es der Araber das Schiff der Wüste, weil ohne dieses Thier die große Wüste, welche jetzt gleich dem Meere von zahlreichen Karawanen jährlich durchzogen wird, ganz unzugänglich wäre. Es giebt verschiedene Arten Ka- meele: das eigentliche mit zwei Höckern, welches mehr zum Tra- gen, und der Dromedar mit einem Höcker, welcher mehr zum Reiten benutzt wird; noch eine zum schnellen Lauf ganz besonders geschickte Art wird Hei rie genannt. Pferde, Esel und Maul- thiere finden sich von vorzüglicher Schönheit; eben so unsere Haus- thiere. Unter den wilden aber unschädlichen Thieren bemerken wir Elephanten und Rhinozeros, doch nur im südlichen Theile; erstere sind so zahlreich, daß ein Theil der Südwestküste den Na- men Zahnküfte erhalten hat, weil hier vorzüglich der Einkauf der Elephantenzähne geschieht. Das höchste aller bekannten Landthiere, die Giraffe, mit langen Vorder - und kürzeren Hinterbeinen und einem wankenden unangenehmen Gange findet sich auch nur dort; wahrscheinlich eben daselbst das erst seit kurzem in Europa bekannte Gnu, ein Thier von der Größe eines kleinen Pferdes, welches eine wunderliche Verbindung von Ochs, Pferd und Ziege zu seyn scheint; es hat Hörner, einen Bart, eine starke Bruftmähne und einen Kuhschwanz. Das Zebra, schwarz und weiß gestreift, von Gestalt dem Esel verwandt, aber größer und sehr wild. Ueber alle Wüsten verbreitet sind die schnellsten aller Thiere, die Gazellen im nördlichen, die Antilopen im südlichen Theile von Afrika. Auch an Raubthieren ist Afrika reicher als die übrigen Welttheile; hier ist das rechte Vaterland des Löwen, welcher sich vorzüglich an dem Saume der großen Wüste aufhält; außerdem findet man auch Tiger, Hyänen, Schakale, in manchen Gebirgen Bären, Luchse, Füchse und andre geringere Raubthiere. ^>as Flußpferd findet sich nur noch selten im Nil, in Aegypten gar nicht mehr, desto häufiger der Krokodil. Noch ein Hauptbewohner der Wüste ist der Strauß, dessen Eier und Federn sehr gesucht werden; unzäh- lige Arten vou Affen und Papageien bevölkern die Wälder. Amei- sen, worunter vorzüglich die weißen oder Termiten, welche ke- gelförmige Baue von Lehm und Sand, 10 — 12 F. hoch und von großer Festigkeit errichten, in den Häusern aber alles, was nicht Metall oder Stein ist, in unglaublich kurzer Zeit zerstören, und die Heuschrecken, sind wahre Landplagen Afrika's.

11. Westfälischer Kinderfreund - S. uncounted

1892 - Leipzig : Amelang
473 Iii. Fabeln. 1. Die Fliege und die Diene. Zur Biene sprach die Fliege: „Geliebte Biene, sprich, Was machst du, daß man dich Auf keinem deiner Züge Verfolgt und jagt, wie mich? Vor jeder Hand muß ich Mein kleines Leben hüten; Du schwingst dich frei empor, Holst ungestraft aus Blüten Den Honigseim hervor. Nun, streck' ich meinen Rüssel 2. Ochs 1. Ochs und Esel zankten sich Beim Spaziergang um die Wette, Wer am meisten Weisheit hätte; Keiner siegte, keiner wich. 2. Endlich kam man überein, Daß der Löwe, wenn er wollte, Diesen Streit entscheiden sollte; Und was konnte klüger sein? 3. Der Habicht Ein Habicht stieß auf eine Lerche Im Angesichte zweier Störche, Und würgte, rupfte, speiste sie. „Ach," sprach der Storch, „die arme Lerche die! 4. Der Affe Ein Affe fand einst eine Taschenuhr, Die band er sich mit einer Schnur Fest um den Leib. Darauf besieht er sie und spricht: „Wo fehlt's doch dieser Uhr? denn richtig geht sie nicht." Er macht sie auf und stellet sie zurücke; Doch in dem andern Augenblicke Rückt er sie wieder vor. Jetzt meistert er am Zifferblättchen, Nach eines Armen Brot, Nach eines Reichen Schüssel, Mir droht sogleich der Tod. Ich glaube, könnt' ich stechen Und mich so scharf, wie du, An meinen Feinden rächen, Man ließe mich in Ruh." „Du irrst," versetzt' die Biene; „Was noch weit sich'rer mich In Schutz nimmt, ist, daß ich Durch Fleiß den Menschen diene." Christoph Aug. Tiedge. und Esel. 3. Beide treten tiefgebückt Vor des Tierbeherrschers Throne, Der mit einem edlen Hohne Auf das Paar hinunterblickt. 4. Endlich sprach die Majestät Zu dem Esel und dem Farren: „Ihr seid alle beide Narren!" Jeder gafft ihn an und — geht. Gottl. Konr. Pfessel. und die Störche. Vorhin sang sie so artig noch." „Storch," sprach derhabicht, „spare doch Die Seufzer nur. Den du verzehrt, Der arme Frosch, der ist beklagenswert; Vorhin quakt' er so artig noch." Joh. Wilh. Ludwig Gleim. und die Ahr. Hält sie ein wenig an das Ohr Und spricht: „Der Schlag ist falsch!" nimmt sie noch einmal vor Und künstelt unten an dem Kettchen, Stößt in die Räderchen; und kurz, er rückt und dreht So lange, bis sie stille steht. Es ging ihm, wie es jedem geht, Der etwas meistem will, wovon er' nichts versteht. Gottfr. Lichtwer.

12. Römische Geschichte - S. 153

1889 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 153 — Doch weit entfernt — den Sturz des römischen Reiches aufzuhalten, wie es die christlichen Kaiser unzweifelhaft hofften, hat das Christentum (unvereinbar, wie es war, ebenso mit der altrömischen Staatsreligiosität [religiöse Bürgerpflicht, priesterliche [pcmtiftcale] Staffel der Staatsmännerlaufbahu^ wie mit dem neurömischen Kaiserkultus) eher zur Auflösung beigetragen. Daher so tüchtige Kaiser Verfolger waren. Das Christentum selbst lief im römischen Reich Gefahr. Der „neue Most" bedurfte statt der „alten Schläuche", die er zerstörte, neuer. Diese fand er in dem jugendlich-frischen, nrkräftigen, durch sein Wesen und seine religiösen Vorstellungen besonders dafür angelegten Germanentum. Germanen bis zur Berührung mit dem Christentum. Ethnologie. Physische Geographie. Die Germanen gehören zu der nach ihnen ja gerade indogermanisch genannten Völkerfamilie (mittlerer Zweig des nördlichen Stammes). Zur Zeit der ersten Bekanntschaft der Römer mit ihnen (s. o. S. 94), vielleicht schon früher (Pytheas), sind sie ausgebreitet zwischen der Donau und den deutschen Meeren, zwischen Rhein (einschließlich) und Weichsel (zum Teil noch weiter östlich) und in Skandinavien (Nord-Germanen, gegenüber den Süd-Germanen oder Deutschen). Also war die germanische Welt damals um mehrere Breitengrade weniger weit nach Süden ausgedehnt Die Süd-Germanen — wenn auch oft verstärkt aus Norden — kommen vorzugsweise für die Völkerwanderung in Betracht. Sie sind im Unterschiede der jetzigen Deutschen in keiner Berührung mit einem Hochgebirge, vielmehr ein Ebenen- und Berglandsvolk (in Waldesschatten und im Schutz der Sümpfe), in sich selbst aber — schon um Christi Geburt nachweislich — mit dem durch die ganze Geschichte verfolgbaren Gegensatz zwischen Nord-Deutschen (Cheruskerbund -- Armin) und Süd-Deutschen (Markomannenbund — Marbod) behaftet, während sprachlich auch ein oft- und westgermanischer Flügel unterschieden werden konnte. Erst nach der Ablösung von den übrigen Zweigen des nördlichen indogermanischen Stammes entwickelt sich (nach den Ergebnissen der Sprachvergleichung) der Ackerbau aus seinen rohesten Anfängen (Haferban und Dreschen, obwohl die Ausbeutung des Bodens immer noch wenig nachdrücklich ist), Wetterführung der Viehzucht (Ochs, Fohlen, Lamm, Widder u. s. w.), ferner die Anfänge höherer Kunst (Harfe) und des Geisteslebens (Schreiben) (Nb. auch der Krankheiten!); die nähere Bekanntschaft mit dem Meer und feiner Verwertung (Nb. Seefahrende Stämme sind Friesen, Chauken, Franken, Sachsen in der Völkerwanderung); Weiterentwickelung der Jagd und des Krieges; der Standes- und Rechtsverhältnisse. Bekleidung, ja selbst Bewaffnung ist noch zur Zeit des ersten Zusammentreffens mit den Römern sehr einfach; ist auch das Broneezeitalter bereits durch die Eisenzeit abgelöst, so fehlt es doch gar sehr an dem Eisen, das sich die germanischen Stämme meist durch Tauschhandel beschaffen. Eine vollkommenere Bewaffnung ward ihnen erst durch Rom — im Verkehr, im Kamps, im Dienst.

13. Heimatkunde des Regierungsbezirks Aachen - S. 17

1917 - Aachen : Jacobi
17 Montjoie- St. Bich oder Malmedy. 8. Düren-Jülich- 9. Düren-Neuß. 10. Düren-Euskirchen. 11. Düren-Heimbach. 12. Lindern-Heinsberg. 13. Kohlscheid- Würselen-Stolberg. 14. Stolberg-Jülich. 15. Stolberg-Walheim. 16. Euskirchen- Gerolstein. 17. Call-Hellenthal. 18. Herzogenrath-Sittard. Den nördlichen Teil des Bezirks, in dem Ackerbau, Viehzucht. Waldwirtschaft, Bergbau und Industrie betrieben werden, wird die 36,1 km lange, mit 6,25 Million M. erbaute und am 15. Dezember 1911 eröffnete Bahnlinie Jülich-Dalheim, dem allgemeinen Verkehr mehr anschließen und namentlich die Aufschließung der reichen Stein- kohlen- und Tonlager fördern. Zur Hebung des Verkehrs im südlichen Teile des Bezirks wäre notwendig, daß die Vennbahn Anschlüsse erhielte an die Rur- bahn über Heimbach hinaus nach Montjoie und an die Urftbahn über Hellen- thal hinaus nach Bulgenbach. — In mehreren Kreisen des Bezirks hat man zur Förderung des Verkehrs Klein- oder Industriebahnen angelegt ^Aachen- Stadt und -Land, Geilenkirchen, Erkelenz, Jülich, Düren). Von den Verkehrs- kräften sind zu nennen Last- und Zugtier (Pferd, Ochs, Esel), Dampf und Elektrizität. — Durch den Telegraphen oder Fernschreiber, dessen Drahtleitung an allen Eisenbahnen und auch an vielen Landstraßen zu sehen ist, werden Mitteilungen und Nachrichten in wenigen Minuten auf große Entfernungen gelragen. Das Telephon oder der Fernsprecher befördert nicht bloß den Verkehr innerhalb einer größeren Gemeinde, sondern auch zwischen nahen und entfernten Orlen. Die Funkentelegraphie dient vorzugsweise dem Verkehr zwischen Punkten, von denen einer oder beide beweglich sind. Eine schöne Veranstaltung, die den Verkehr schnell und sicher vermittelt, ist die Post. Was befördert die Post? Was ist eine Brief-, Paket-, Geld-, Personenpost? Was eine Boten-, Tauben-, Telegraphen-, Telephonpost? Wo ist das nächste Postamt? Welche Personenposten gehen von deinem Wohn- orte oder deiner Kreisstadt aus? Welche Orte berühren sie? Schriftl. Ausg.: Wie viele Arten ron Verkehrswegen gibt es? Wie heißen sie? Nenne die ältesten Landstraßen des Bezirks! Welche Eisenbahnen durchschneiden den Bezirk? In welchen Kreisen des Bezirks gibt es Klein- bahnen? Was befördert die Post? Gib die Landstraßen, Eisenbahnen und Kleinbahnen deines Kreises an! Viii. Die Bewohner des Regierungsbezirks. Unser Regierungsbezirk zählte am 1. Dezember 1910 690 777 Einwohner. Demnach kommen durchschnittlich auf ein qkm 150 Bewohner. Sie verteilen sich nicht gleichmäßig auf den Bezirk. Die Bevölkerung ist dichter im Flach- und Hügellande als in den Gebirgskreisen. Warum wohl? — Der Abstammung nach gehören die Bewohner des Bezirks meistens dem deutschen Volke an, etwa 12 000 Bewohner des Kreises Malmedh sprechen wallonisch. Müllermeister, Heimaikunde.

14. Der gesammte deutsche Sprachunterricht in Volksschulen oder die Uebungen im Lesen, der Grammatik, Orthographie und dem mündlichen und schriftlichen Gedankenausdrucke ; geknüpft an den Lesestoff im Preußischen Kinderfreund - S. 204

1847 - Königsberg : Bon
204 näher, Herr Fuchs, rief der Löwe, warum wollt ihr draußm stehen? Was schaut ihr so bedächtig zur Erde? Der Fuchs abe: sagte: Ich schaue nur die Fußtapfen deiner Gäste an. Gar viele sind zu dir hineingegangen; noch keiner ist wieder heraus- gekommen. Ich will doch warten, bis deine Gäste weggegan- gen sind. llufg. Der sterbende Löwe (119.). c. Oberabtheilung. 48. Zweck der Fabel „der alte Löwe." Den Zweck der Fabel „der alte Löwe" kann man aus ihrem Inhalte erkennen. Gewiß hat der Dichter seinen Lesern auf eine wirksame Weise fühlbar machen wollen, daß es niederträchtig sei, an einem wehrlosen Feinde Rache zu nehmen, aber edelmüthig, ihm nicht nur zu verzeihen, sondern ihm auch noch Gutes zu er- weisen. Um diesen Zweck zu erreichen, führt der Dichter dem Leser mehrere Thiere redend und handelnd auf. Es sind dies ein alter Löwe, ein Fuchs, Wolf, Ochs, Esel, ein Schwein und ein Pferd. Der Löwe hatte allen diesen Thieren früher viel Uebles zugefügt, jetzt aber lag er vor seiner Höhle und erwartete seinen Tod. Dieser wehrlose Zustand ihres Feindes lockte sie an, Rache an ihm zu nehmen. Sie thaten es alle, mit Aus- nahme des Pferdes, obgleich dieses durch den Löwen seine Mutter zu einer Zeit verloren hatte, in der es deren Pflege noch sehr bedurfte, und obgleich es von dem Esel dazu aufgefordert ward; es strafte vielmehr den Esel seiner niederträchtigen Gesinnungen wegen. (Otto.) Aufg. Der Löwe zu Florenz. Der Lehrer theile die Erzäh- lung Nr. 27. aus dem zweiten Theile des Kinderfreundes in allgemeinen Umriffen mit und lasse sie vollständig ausführen. Auch kann die be- kannte Schiller'sche Ballade „der Handschuhs hier benutzt werden. — Nachbildungen: 1) Der alte Adler. 2) Der in Folge seines ver- übten Unrechts brotlos gewordene Haushälter. §. 49. Sechste Woche. Nr. 120. und 121. A. Lesen. 120. Wie Stimme des Gewissens. Von wem handelt diese Geschichte? — Wie hieß der reiche Mann? — Was besaß er? — Wem befahl /er? — Was befahl er ihnen? — Warum? — Wie sprach die Wittwe? — Was sollten die Diener thun? — Was bedeutet also hier „verzie- hen"? — Was hoffte sie von dem Herrn? — Wie meinte sie

15. Darstellender Anschauungsunterricht - S. 189

1914 - Langensalza : Kortkamp
— 189 — 4. W i e der Weinstock gepflegt wird. Im Herbste wird der Weinstock verschnitten. Dann umwickelt- man die Reben mit Stroh, damit die Knospen nicht erfrieren. Mam legt den Weinstock wohl auch in die Erde. Im Frühjahre wird der- Wein wieder an das Spalier gebunden. 5. Vom wilden Wein. An unserer Laube (auf dem Balkon) haben wir wilden Wein. Der hat auch Reben und Ranken und viele Blätter. Die Blätter- Haben aber nicht bloß Lappen wie die des edlen Weinstockes, son- dem fünf oder sieben Finger. Der wilde Wein wächst sehr rasch, und seine Blätter geben viel Schatten. Seine Früchte sind ungenieß- bar. Im Herbste färben sich seine Blätter purpurrot. Dann sieht; die Laube fast noch schöner aus als im Sommer. Der Fuchs und die Weintrauben. Nach Äsop. E. & F. 165. Rätsel. Was ist das für ein edler Wein? Es trinken ihn die Kinderlein, es trinken ihn die Gänschen all', es trinkt ihn Ochs und Kuh im Stall. Er kostet nichts und schmeckt doch gut, macht klar den Kopf und leicht das Blut. Chr. Diefenbach. Der Apfel. Allgemeine Bemerkungen vergl. Kirschbaum! 1. Wie die Äpfel geerntet werden. Im Herbste werden die Äpfel reif. Der Apfelbaum trägt so viel,, daß seine Zweige gestützt werden müssen. Es liegen schon einige^ unten am Boden, diese sind aber meistens madig. Nun wird eine Leiter an den Baum gestellt. Ein Mann steigt hinaus und hält einen Korb in der Hand. Den hakt er an einen Zweig oder an eine Leiter- sprosse. Er pflückt die Äpfel einzeln ab und legt sie behutsam in dem Korb. So werden sie nicht beschädigt und halten sich lange gut. — Manchmal werden die Äpfel auch heruntergeschüttelt. Dann wird aber zuvor unter dem Baume Stroh ausgebreitet, damit sich die Äpfef nicht anschlagen. Angeschlagene Äpfel halten sich nicht, sie fangen: bald an zu faulen. 2. Wo die Äpfel verkauft werden. Manche Äpfel machen eine weite Reise. Sie werden auf dem Wagen oder in den Kahn geladen und wandern zu uns nach der

16. Darstellender Anschauungsunterricht - S. 249

1914 - Langensalza : Kortkamp
— 249 — Was ist das für ein edler Wein? Es trinken ihn die Kinderlein, es trinken ihn die Gänschen all', es trinkt ihn Ochs und Kuh im Stall. Er kostet nichts und schmeckt doch gut, macht klar den Kopf und leicht das Blut. Chr. Diefenbach. Ohne daß ich Füße hätte, eil' ich doch im schnellen Lauf, höre Tag und Nacht nicht aus und bin doch stets im Bette. Was für eine Straße ist ohne Staub? Was geht über's Wasser und wird nicht naß? Scherzfrage. Was läuft, hat aber keine Füße? Der Irosch. Die Behandlung des grünen Wasserfrosches knüpft an die mittel- bare Anschauung des Kindes an. Die Kinder werden veranlaßt, kurz zu berichten, was sie vom Frosch gehört und gesehen haben. Da der grüne Wasserfrosch sich im Terrarium ausgezeichnet züchten läßt (er kann mit Mehlwürmern ernährt werden), so steht auch neben guten Abbildungen für den naturgeschichtlichen Unterricht lebendiges Material zur Verfügung. 1. Vom Froschkonzert. An warmen Abenden hören wir oft ein wunderliches Konzert. Es kommt aus dem Wasser und geht immerfort nur: Quak, quak. Manchmal machen die Musikanten eine kleine Pause. Dann fängt erst einer an: Quak, quak, und gleich fällt eine Menge wieder mit ein. Das machen die Frösche bis tief in die Nacht hinein. (Nach- ahmen der Laute!)

17. Bd. 9 - S. 231

1846 - Braunschweig : Westermann
230 Sechstes Kap. Das Direktorium. fahrung, andere heuchelten wenigstens die Willfährigkeit. In Basel kam die Revolution ohne einen Tropfen Blutes zu Stande. Das Landvolk erhielt dadurch gleiche Rechte mit den Stadtbürgern (18. Jan.). Der Oberzuust- meister Ochs hatte vorzüglichen Theil an solcher Umwälzung genommen. Achnliches geschah in Zürich, wiewohl unter Stürmen, und in Luzern. Auch Schaffhausen folgte dem Strome. Solothurn, wiewohl lange sich sträubend, that dasselbe, und Fr ei bürg entschloß sich wenigstens zu einiger Vorbereitung der neuen Verfassung. Noch entschiedener siegte in meh- reren der zugewandten Orte, wie in Toggcnburg, im Thurgau, im unteren Wallis, die Sache des Volkes. Allenthalben wurden Freihcits- bäume errichtet und, doch meist unblutig, die neue Ordnung verkündet. Nur Bern widcrsezte sich hartnäckig der Neuerung. Denn wiewohl es zum Schein erklärte, daß es binnen einem Jahre die alte Konstitution vcr- besseln wolle, ergriff cö gleichzeitig die strengsten Mittel, um sie zu erhalten. Eine mit inquisitorischer Gewalt bekleidete Oberpolizei-Kommission wurde uicdcrgesezt gegen die Freunde der Neuerung. Aber hätte cs sich auch gefügt den Forderungen der Zeit, nimmer wäre Frankreich dadurch befriediget — ob auch der nächste Vorwand des An- griffs beseitiget — worden. Denn nicht verlangte dieses das Glück der Schweiz, sondern deren Unterwerfung unter seinen Willen. Also ward dem eidgenössischen Direktorium in Zürich ein Konstitutionsentwurf vorgelegt, wornach ganz Helvetien einen einzigen, demokratisch repräsentativen Staat, getheilt in 22 Kantone, bilden, und nach dem Muster Frankreichs die vollziehende Gewalt einem Direktorium von 3 Gliedern, die gcsczgebcnde aber einem Senat und großen Rath übergeben werden sollte. Luzern ward zur Centralstadt vorgeschlagen. Eifrigst warb man Anhänger für dieses französische Projekt. Gegen Bern ward täglich der Ton feindseliger und drohender. Nichts blieb der Aristokraten-Negierung dieses Landes übrig, als ent- weder nachzugeben dem Drange der Umstände, oder ungesäumt und ener- gisch den Kampf zu wagen gegen den unerbittlichen Feind. Natioualstolz machte solchen Kampf populär, und man mochte hoffen, daß in der Stunde der Gefahr der Geist der tapferen Altvordern die eidgenössischen Streiter beseelen würde. Besonders mächtig aber und allgemein wäre er aufgelodert, hätte man zuvörderst das Volks recht befriedigt und dadurch den Kampf

18. Sprachmustersammlung - S. 80

1875 - München : Oldenbourg
80 104. Der Zaunkönig und der Bar. drein gegangen, aber der Wolf hielt ihn am Ärmel und sagte: „Nein, Du mußt warten, bis Herr König und Frau Königin wieder fort sind." Also nahmen sie das Loch in acht, wo das Nest stand, und trabten wieder ab. Der Bär aber hatte keine Ruhe, wollte den königlichen Palast sehen und ging nach einer kurzen Weile wieder vor. Da waren König und Königin richtig ausgeflogen; er guckte hinein und sah fünf Junge, die darin lagen. „Ist das der königliche Palast?" rief der Bär; „das ist ein erbärmlicher Palast! Ihr seid auch keine Königskinder, Ihr seid unehrliche Kinder." Wie das die jungen Zaunkönige hörten, wurden sie gewaltig bös und schrieen: „Nein, das sind wir nicht, unsere Eltern sind ehr- liche Leute; Bär! das soll ausgemacht werden mit Dir." Dem Bären und dem Wolf ward angst, sie kehrten um und setzten sich in ihre Höhlen. Die jungen Zaunkönige aber schrieen und lärmten fort, und als ihre Eltern wieder Futter brachten, sagten sie: „Wir essen kein Fliegenbeinchen, und sollten wir verhungern, bis Ihr erst ausmacht, ob wir ehr- liche Kinder sind oder nicht; der Bär ist dagewesen und hat uns gescholten." Da sagte der alte König: „Seid nur ruhig, das soll ausgemacht werden!" flog darauf mit der Königin dem Bären vor seine Höhle und rief hinein: „Brummbär! Du hast meine Kinder gescholten; das soll Dir übel bekommen, das wollen wir in einem blutigen Krieg ausmachen." Also war dem Bären der Krieg angekündigt, und ward alles vier- süßige Getier berufen: Ochs, Esel, Rind, Hirsch, Reh, und was die Erde sonst alles trügt. Der Zaunkönig aber berief alles, was in der Luft fliegt, nicht allein die Vögel, groß und klein, sondern auch die Mücken, Hornissen, Bienen, Fliegen mußten herbei. 2. Als nun die Zeit kam, wo der Krieg angehen sollte, öa schickte der Zaunkönig Kundschafter aus, wer der komman- dierende General des Feindes wäre. Die Mücke war die listigste von allen, schwärmte im Walde, wo der Feind sich versammelte, und setzte sich endlich unter ein Blatt auf den Baum, wo die Parole ausgegeben wurde. Da stand der Bär, rief den Fuchs vor sich und sprach: „Fuchs! Du bist der schlaueste unter allem Getier, Du sollst General sein und uns anführen." „Gut," sagte der Fuchs, „aber was für ein Zeichen wollen wir verabreden?" Niemand wußte es. Da sprach der Fuchs: „Ich habe einen schönen langen, buschigen Schwanz, der sieht aus fast wie ein roter Federbusch; wenn

19. Bd. 3 - S. 378

1838 - Eisleben : Reichardt
378 Amerika. Pferde. Bald darauf erfchien der Priester wieder, segnete die Anwe- senden und kniete an der Kirchthür nieder, die ersten Theile des Vaterunsers und Avemarias laut betend, worauf alle deutlich und lang- sam mit dem zweiten Theile antworteten." Übrigens sah man auf diesem Platze außer der kleinen Kapelle weiter keine Gebäude, als da- neben die mit Schilf gedeckte Wohnung des Geistlichen, und etwas entfernter eine Schenke oder Pulperia. Wahrhaft bewundernswürdig ist die Geschicklichkeit und Fertigkeit, mit welcher sich die Gauchos des Lasso (Riemenschlinge) bedienen. ,,Man muß sich wundern,. sagt ein Reisender (der Kapitän Hall *), daß bet) Lasso mit so unsehlbarer Gewißheit geworfen werden kann, und wer zum erstenmal Augenzeuge davon ist, möchte glauben, daß Hexerei im Spiele sey. Selbst wenn man still steht, ist es kei- nesweges leicht, ihn zu werfen; allein wenn dieses von einem galoppi- renden Pferde herab geschieht, so ist natürlicher Weise die Schwierigkeit um Vieles größer. Allein die Gauchos besitzen eine solche Geschick- lichkeit, daß sie des Thieres, welchem sie nachsetzen, nicht nur gewiß sind, sondern ihren Lasso auch an jeden besondern Theil nach Belieben schleudern können; über die Hörner, um den Hals oder Leib, um eins, 2 oder alle 4 Beine; und dies geschieht mit einer solchen Leich- tigkeit und Sicherheit, daß man nur als Augenzeuge die dazu erfor- derliche Geschicklichkeit beurtheilen kann. Soll ein wilder Ochs gefan- gen werden, so machen sich zwei Gauchos dazu fertig, und sobald sie ihn entdecken, fassen sie den zusammengerollten Lasso, der mit dem ei- nen Ende an den Gurt des Pferdes befestigt ist, mit der Linken, setzen die Schlinge mit der Rechten in Bereitschaft und sprengen in vollem Galopp, indem sie den Lasso um den Kopf herumschwingen. Der erste, welcher sich dem Ochsen auf Wurfweite nähert, zielt nach den Hörnern desselben, und sobald ec sieht (was im Augenblick geschieht), daß der Lasso die gehörige Wirkung thun wird, hält er sein Pferd an und wirft es halb herum, während der Ochse seinen Lauf so lange fortsetzt, bis der ganze 40—50 F. lange Lasso dem Gaucho aus der Hand gelaufen ist. Mittlerweile lehnt sich das Pferd, welches schon weiß, was geschehen wird, 'so weit wie möglich zurück und erwartet zitternd den heftigen Ruck, welchen ihm der Ochs durch das Anziehen des Riemens verursacht. Jener ist so gewaltig, daß das Pferd gewiß umgerissen würde, wenn es sich nicht auf die entgegengesetzte Weise lehnte. Da es aber in dieser Lage die Füße fest wider den Boden stemmt, leistet es so kräftigen Widerstand, daß der Ochs plötzlich in seinem Laufe aufgehalten wird, und in manchen Fällen geschieht dies *) Basil Hall, Auszüge aus einem Tagebuche, geschrieben auf den Küsten von Chili, Peru und Mexiko in den Jahren 1820, 1821 und 1822. 2 Bände. Aus dem Engl, übersetzt. Stuttgart und Tübingen 1824 und 1825.

20. Bd. 2 - S. 923

1837 - Eisleben : Reichardt
Inneres Südafrika. 923 leben und nur Krankheit, schlechtes Wetter und die Nacht sie in ihre Hütten treiben. Diese bestehen aus Zweigen, die man in den Boden steckt, in Form eines Bienenkorbes zusammenflicht, mit Nasen oder Schilf bedeckt und inwendig mit einer Art Mörtel von Sand und Kuhdünger überzieht. Die Größe einer solchen Hütte wechselt von 6—15 F. im Durchmesser. Selten ist sie so hoch, daß ein großer Mensch darin aufrecht stehen kann. Sechs, bis 12 solcher Hütten mit einem oder zwei gemeinschaftlichen Stallen machen ein Dorf (Umzi) oder Kraal aus. Die Kaffern sind Halbnomaden, d. h. sie leben hauptsächlich von der Viehzucht, womit sie einigen Landbau verbinden. Ihr Reichthum besteht in ihren Rindviehheerden, deren Vermehrung ihre herrschende Leidenschaft ist. Mit Leib und Seele hangen sie an ihren Heerden, jedes einzelne Stück derselben betrachten sie gleichsam als ein Glied ihrer Familie. Obgleich die Häuptlinge sehr viele Dienst- leute haben, so sieht man sie doch zuweilen selbst ihre Heerden wei- den. Die verschiedenen Gestalten, in welche sie die Hörner ihrer Och- sen biegen, geben diesen ein sonderbares und phantastisches Ansehen; überdem verstehen sie diese Thiere eben so gelehrig und folgsam zu machen, als es bei uns die Pferde sind. Ihre Heerden gewöhnen sie auf ihr Pfeifen zu gehorchen und sie haben zu diesem Behufe eine aus Knochen oder Elfenbein künstlich geschnitzte Pfeife oder pfeifen auf dem Finger. Auf ein Zeichen damit zerstreut sich am Morgen die Heerde auf die Weideplätze, auf ein anderes kommen die Kühe zum Melken herbei und auf ein drittes sammelt sich das Ganze zum Heim- zug. Ein Hauptvergnügen der Kaffern ist es, mit den Ochsen Wett- rennen anzustellen. Der Ochs, welcher den Preis davon tragt, wird bis in den Himmel erhoben, und das Vergnügen der Menge giebt sich in lärmenden Beifallsbezeigungen kund, Ihre Heerden bestehen bloß aus Rindvieh; doch sind in neuern Zeiten auch Schafe, Ziegen und Pferde unter ihnen eingeführt worden. Nächst dem Vieh nehmen bei den Kaffern in Hinsicht des Werthes Glaskorallen, Messingdraht und vergoldete Knöpfe den höchsten Rang ein. Diese dienen ihnen zum Handel und zur Vermehrung des Besitzes, vertreten die Stelle des Geldes und sind das einzige Tauschmittel des Landes. Die Er- zeugnisse ihres Landbaus sind Hirse (Guineakorn), Mais, Kürbisse und einige andere Gewächse. Zugleich beschäftigen sie sich sehr mit der Jagd und jagen nicht allein Gazellen und Antilopen, sondern auch wilde Büffel, Löwen, Rhinozerosse und Elephanten. Zur Elephanten- jagd vereinigen sich mehrere Stamme. Man sucht diese Thiere in ihrem Lager auf, überfallt sie und schleudert viele hundert Wurfspieße auf sie, um sie durch starken Blutverlust zu schwachen und zu tobten, bei welcher Jagd gewöhnlich einige Jager das Leben verlieren. Einige unter den Kaffern sind auch ziemlich geschickte Handwerker, vorzüglich Schmiede. Ihr Hammer und Ambos besteht gewöhnlich aus einem harten Stein, und doch verstehen sie mit diesen mangelhaften Jnsiru-