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1. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 551

1855 - Mainz : Kunze
Deutscher Bund — Geschichte. 549 Gebrauch machen. Dies war dem 18. Jahrhundert aufbehalten, in dessen Be- ginne schon der deutsche Name durch einzelne vorzügliche Kopse (Leibnitz und Wolf als Philosophen, Mosbeim als Theolog, Maskow als Beleuchter altdeutscher Geschichte, und selbst durch außerordentliche Tonkünstler wie Händel und Seb. Bach) zu neuen Ehren kam. Sehr viel trug Preußens König Friedrich ll. (1740 — 1786) dazu bei. Was er, obwohl die französische Literatur vorziehend, dennoch blos durch sein Dasein fisr die deutsche gethan hat, ist nie genug zu schätzen. In ihm besaß der Deutsche zum erstenmal seit Jahrhunderten wieder einen von aller Welt gefeierten einheimischen Monarchen. Des Königs eigne Achtung vor der Freiheit des Denkens regte die Deuker auf, seine Heldenthaten weckten das Baterlaudsgesühl und beflügelten Ideen und Sprache. Mit kritischer Untersuchung verband sich neue dichterische Lust, und rasch öffnete sich die jetzige deutsche Literatur, worin Kleist, Gleim, Gellert, Klopstock, Wiukelmanu u. a. voran gingen. In Sachsen und Preußen, überhaupt im größten Theile Nord- deutschlands, in Wirtemberg u. s. w., in mehreren freien Städten nud Universi- täten, zeigte sich der neue Umschwung der Gedanken und Ansichten, und wirkte so kräftig, daß anch die andre Hälfte des Reichs davon ergriffen wurde, und die geistige Aufklärung es war, die endlich die so lange entzweiten Brüder Eines Volkes, Einer Sprache, wieder mit einander befreundete. Der Friede von 1768—1792 war das begünstigende milde Wetter, worin der Baum de? Lebens aufschoß. Als 1773 der Jesuiterorden aufgehoben wurde als Kaiser Joseph ein Tolerauzedict gab, als anch geistliche Fürsten, z. B. die Freiherrn von Ertbal «der eine als Bischof von Würzbnrg, der andre als Erzbischof von Mainz) ihre Universitäten verbesserten, da konnte das Licht neuer Forschungen selbst nach Altbaiern und Oestreich dringen. Ueberau wirkten die Begriffe von Duldung und Humanität, während die Fülle der unsrer Nation innewohnenden Geisteskräfte sich immer mehr entfaltete. Welche Namen: Lessing, Wieland, Kant, Göthe, Joh. Müller, Bürger und Poß, Heeren, Schiller, Wolf und andre welche allzumal die klassische Periode der deutschen Literatur bezeichnen" Nur Eins fehlte noch Der morsche abgelebte Reichskörper hätte sich ver- jüngen , unser Volk in leine alte politische Würde als eine der Hauptmächte Eu- ropas wieder eintreten sollen. Dahin aber trübte sich eher die Aussicht, als daß sie heller geworden wäre. Ans Friedrich und Joseph folgten minder erleuchtete Häupter, und obenein war Deutschland mit seiner geistige» Bildung noch so viel- fach beschäftigt, daß mau der großen politischen Mängel nur beiläufig gedachte. Erst unerwartete europäische Ereignisse mußten darauf einwirken, und thaten es in einer Weise, die den trübseligen Zustand des deutschen Reichs von neuem und in seiner ganzen Blöße herausstellten. Die große französische Revolution lvou 1786 ff ) gab die Veranlassung. Alle Throne schienen von ihr bedroht, weshalb sofort die Herrscher sich zu ihrer Bekämpfung aufmachten; doch den Hoffnungen auf Sieg folgte Unglück auf Unglück. Aus dem französischen Volke ging eine Kraft hervor, denen königliche und kaiserliche Heere nicht gewachsen waren. Was au Frankreich gränzte, ward erschüttert. Das deutsche Reich ge- rieth an den Rand des Abgrunds; ein Stück davon nach dem andern ging ver-

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1. Hohenzollerisches Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 152

1900 - Stuttgart : Daser
152 Kuno ließ sich diese Ungerechtigkeit gefallen und zog bald nach dem Tode seines Vaters auf sein Schloß Hirschberg. Nach ein paar Wochen kehrte er jedoch wieder zurück und brachte eine prächtige Sänfte, die von zwei Maultieren getragen wurde, mit sich, um seinen Lehrer, den alten Pater Joseph und seine ehemalige Lebensretterin, die alte Feld- heimerin, damit abzuholen, was die Stiefmutter mit ihren Söhnen sehr lächerlich, jeder andre aber sehr edelmütig und lobenswert fand. Dem guten Kuno machte die Feindschaft seiner Brüder gegen ihn viel Herzeleid, und er versuchte es oft, sich mit ihnen zu versöhnen. So hatte er nahe bei seinem Schlosse einen Weiher voll der köstlichsten Fische. Er bot ihnen an, das Fischrecht mit ihnen zu teilen; sie wollten ihm aber dabei Bedingungen machen, als ob sie die Besitzer des Teiches wären, und die Teilung kam nicht zu stände, was sich Kuuv so zu Herzen nahm, daß er krank wurde. Als die beiden Brüder dies vernahmen, waren sie sehr erfreut und hofften, daß er sterben werde. Sie,gaben sich gegenseitig das Versprechen, alle Kanonen auf ihren Burgen zu lösen, sobald die Todesnachricht zu ihnen gelange; wer aber zuerst schieße, solle das beste Faß Wein aus Kunos Keller haben. Sie stellten beide heimlich Wachen aus, und der „Kleine Schalk" versprach sogar einem Diener Kunos viel Geld, wenn er ihm die Todesnachricht zuerst bringe. Der Diener aber erzählte alles der Feldheimerin, und diese teilte es dem Grafen Kuno mit, der zuerst nicht an diese Nieder- trächtigkeit glauben wollte. Die erbitterte alte Frau gab nun den Rat, das Gerücht ausstreuen zu lassen, daß der Graf am Sterben liege, dann werde er schon sehen, was geschehe. Der Knecht Kunos mußte also nach Schalksberg reiten, um den nahen Tod seines Herrn zu verkünden. Auf dem Wege begegnete er auch dem Wächter Wolfs, dem er zurief, daß sein armer Herr am Sterben sei, worauf der Knecht Wolfs so eilig nach dem Zollern ritt, daß sein Pferd am Tore tot niederstürzte und er nur noch rufen konnte: „Graf Kuno stirbt!" ehe er ohnmächtig wurde. Jetzt donnerten die Kanonen vom Zollern herab, und zu gleicher Zeit vernahm man auch den Schall der Geschütze von Schalksberg, und Wolf sagte lächelnd: „Aha! der „Kleine Schalk" hat also auch einen Spion gehabt!" — Nun ließen beide Brüder ihre Pferde satteln und ritten nach Hirschberg zu. Jeder wollte der erste sein, weil keiner dem andern traute und glaubte, daß er etwas heimlich beiseite bringen könnte. Am Fischteich trafen sie zusammen, und beide mußten vor einander erröten, weil jeder die Gedanken des andern kannte. Als sie aber von da über die Zug- brücke ritten, sah ihr Bruder wohlbehalten zum Fenster heraus, worüber sie sehr erschraken. Er aber rief ihnen voll Zorn und Unmut zu: „Ich habe eure Freudenschüsse wohl gehört! Von nun an sind alle Bande der Verwandtschaft zwischen uns aufgelöst. Ich habe fünf Feldschlangen auf meinem Hofe stehen und sie scharf laden lassen; darum macht, daß ihr fortkommt, oder ihr werdet erfahren, wie man auf Hirschberg schießt!" Die edeln Brüder machten sich schnell aus dem Staube, und eine Stückkugel, die über ihre Köpfe hinsauste, trieb sie zu noch größerer

2. Das zweite Schuljahr - S. 13

1910 - Langensalza : H. Beyer (Beyer & Mann), Herzögl. Sächs. Hofbuchh.
Josephs Rock und Träume. — a) Gesinnungsstoff. 13 Hütte wie den Joseph. Warum hatte er sie nicht so lieb? Weil sie immer böse Streiche verübten und den Vater ärgerten. Was hätten sie sich vor- nehmen müssen? Wir wollen auch so artig sein wie Joseph, dann macht uns der Vater auch einen bunten Rock. Aber sie bessern sich nicht. Woraus merkt ihr das? Als Joseph seinen ersten Traum erzählte, wurden sie böse auf ihn. Und nach dem zweiten Traum? Da sprachen sie gar nicht mehr mit ihrem Bruder. Aber auch untereinander waren sie böse. Was geschah oft? Sie zankten und schlugen sich. Die Brüder waren also zänkisch und uneinig. Was gefällt dir an Joseph? Er ist artig, folgsam. Ob es aber recht ist von Joseph, daß er alles, was die Brüder tun, dem Vater wiedersagt? Nein. Warllm hat er wohl manchmal dem Vater die Sireiche der Brüder erzählt? Er wollte, der Vater sollte die Brüder bestrafen. Dann war Joseph froh über die Strafe, über den Schaden, den die Brüder erleiden mußten, er war schadenfroh. Wie nennt man ein solches Kind, das alles daheim angibt? Einen Angeber, Klatscher. Was gefällt dir also an Joseph nicht? Als er nun gar den bunten Rock bekam, was dachte er da von sich und von seinen Brüdern? Ich bin doch viel besser als meine Brüder. Da sagt man, Joseph war hochmütig. Das merkt man auch aus den Träumen. Er sagt, die Brüder (und die Eltern) sollten sich vor ihm verneigen. Vor wem verneigt man sich nur? Vor vornehmen Leuten. Joseph hielt sich also für vornehm; er war stolz. Wer war denn wohl daran schuld, daß Joseph stolz und hochmütig geworden war? Der Vater. Wodurch hatte er seinen Sohn stolz und hochmütig gemacht? Bunter Rock. Wer war denn schuld, daß Joseph ein Angeber wurde? Der Vater. Wie hätte der Vater zu Joseph sagen müssen, wenn er ihm jeden kleinen Streich der Brüder erzählte? „Aber Joseph, so etwas erzählt man doch nicht wieder!" War denn das recht, .daß der Vater den Joseph vorzog? Was gefällt uns also an dem Vater nicht? Er zieht den Joseph vor, er macht ihn stolz und macht ihn zum Angeber. Verknüpfung. Welche Kinder in den Märchen waren nicht zänkisch und uneinig? Fundevogel und Leuchen. Nenne ein Mädchen, das seine Schwester auch um ihr schönes Kleid beneidete! Die Faule in „Frau Holle". Welches Tier im Märchen war stolz? Hühnchen. Woraus erkennen wir, daß es stolz war? Es wollte nicht zu Fuß heimgehen, sondern fahren. Welche Mutter hat auch ein Kiiid dem andern vorgezogen? Die Stiefmutter der Goldmarie. Inwiefern? Nenne Tiere, die böse Streiche verübten! Hähnchen, Wolf und Fuchs. Inwiefern? «Zusammenfassung: Siehe, wie fein und lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen. Anwendung: Darf eine Schülerin, eine Schwester, ein Bruder an- geben? Nicht jede Kleinigkeit, nicht aus Schadenfreude. Wie willst du es machen, wenn dein Bruder ein Geschenk bekommt und du nicht? Ich will mich mit ihm freuen und ihn nicht beneiden. Erinnern an das Weihnachts- fest und den Wert der Geschenke. Und wenn du ein neues Kleid bekommst? Dann soll ich nicht stolz sein, wenn auch die andern Kinder nicht so schön

3. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 787

1874 - Mainz : Kunze
Deutsches Reich — Geschichtlicher Ueberblick. ^ 787 So stand wahrlich Deutschland am Ende des 17. Jahrh. in mancher Hinsicht tiefer als im Beginn des 13., jedoch nur vorübergehend, nur er- schöpft durch langen innern Streit und durch die zerstückelte Staatsform. Der Kern des Volkes war noch tüchtig, noch ungeschwächt. Die bösen Früchte des im 16. Fahrhundert begonnenen Kampfes hatte man geerntet; die guten, nämttch die Entfesselung des Geistes und'die Wiederbelebung des Nationalgefühls, waren erst noch zu ernten. Sobald das Schwert des kirchlichen und politischen Zwiespaltes wirklich im Ernst beiseite gelegt war, konnte man die Idee, worüber gekämpft worden, ruhiger betrachten und von dem gewonnenen Rechte freier Forschung Gebrauch machen. Dies war dem 18. Jahrhundert aufbehalten; schon in dessen Beginne kam der deutsche Name durch einzelne vorzügliche Köpfe (Leibnitz und Wolf als Philosophen, Mosheim als Theolog, Maseov als Beleuchter altdeutscher Geschichte, und selbst durch außerordentliche Tonkünstler wie Händel und Seb. Bach) zu neuen Ehren. Sehr viel trug Preußens bestverleumdeter König Fried- rich Ii. (1740—1786) dazu bei. Was er, obwohl die srauzösische Literatur vorziehend, dennoch bloß durch sein Dasein sür die deutsche gethan hat, ist nie genug zu schätzen. In ihm besaß der Deutsche zum erstenmal seit Jahr- Hunderten wieder einen von aller Welt gefeierten einheimischen Monarchen; selbst der Franzose Flenry mußte ihm gegenüber bekennen: Ihr seid der Schiedsrichter von Europa. Des Königs eigne Achtung vor der Freiheit des Denkens regte die Denker auf, feine Heldenthaten weckten das Vater- landsgefühl und beflügelten Ideen und Sprache. Mit kritischer Unter- suchung verband sich neue dichterische Lust, und rasch öffnete sich die jetzige deutsche Literatur, worin Kleist, Gleim, Gellert, Klopstock, Winkelmann u. a. vorangingen. In Sachsen und Preußen, überhaupt im größten Theile des überwiegend protestantischen Nord-und Mitteldeutschlands, in Süddeutschland in Würtemberg u. s. w., in mehreren freien Städten und Universitäten, zeigte sich der neue Umschwung der Gedanken und Ansichten, und wirkte so kräftig, daß auch die andere Hälfte des Reiches davon ergriffen wurde, und die geistige Aufklärung es war, die endlich die fo lange entzweiten Brüder Eines Volkes, Einer Sprache wieder mit einander be- freundete. Der Friede von 1763—1792 war das begünstigende milde Wetter, worin der Baum des Lebens aufschoß. Als 1773 der Jesuitenorden auf- gehoben wurde, als Kaiser Joseph ein Toleranzedikt gab, als auch geist- liche Fürsten, z. B. die Freiherrn von Erthal (der eine als Bischof von Würzburg, der andere als Erzbischos von Mainz) ihre Universitäten ver- besserten, da konnte das Licht neuer Forschungen selbst nach Altbaiern und Oesterreich dringen. Ueberall wirkten die Begriffe von Duldung und Huma- nität, während die Fülle der unsrer Nation innewohnenden Geisteskräfte

4. Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit - S. 106

1884 - Berlin : Gaertner
106 das habt jr allbereit an allen Orthen im Werck erwiesen. Wir aber sind dessen versichert, da keine Christliche Obrigkeit euer nnziemlichs Vor-nemen sich werden beliben lassen, sondern ein jeder sich dessen befrchten mu, da jhme unter gleichmigem Schein und Verwandnssen etwas dergleichen oder auch rgers von seinen Unterthanen begeben mchte. Welches wir euch zur Antwort aufs euer Schreiben nicht verhalten wollen. Wien am 9. Julij 1618. 58. Her Katholischen Kurfrsten Bedenken gegen Friedrichs Wahl zum König von Bhmen. Schreiben des Kurf. v. Kln an seinen Bruder Maxim, v. Bayern. 14. Sept. 1619. (Wolf, Gesch. Maximilians I. u. seiner Zeit, Iv, 246, Anm.) E. L. Schreiben habe ich zu recht empfangen und daraus des chur-pslzischen Gesandten bey E. L. abgelegte Werbung mit ntehrerem verstanden, dabey mir dann fast nachdenklich vorgekommen, da des Chur-fiirsien L. die bhmische Wahl fr eine sonderbare' Schickung Gottes erachten und zu der Acceptatiou solche starke Veranlassung erscheinen lassen; was auch wegen des Mitrauens zwischen den Reichsstnden, und da sogar alle Hoffnung auf dessen Hinlegung schier benommen, S. L. andeutet und darauf alsosort ihro und der unirten Stnde Kriegsvolk-in ihren Oberlanden beysammenznsgen bedacht, dadurch auch anderen zu dem fernem Nachdenken Ursache geben, als wren sie an einem oder andern Ort ichtwas zu attentiren gesinnt; worauf meines Erachtens alle Katholische billig ein sorgsames und wachendes Aug zu schlagen. Dabey mir denn sonderlich zu Gemthe geht, wenn Pfalzgrafen Chur-surften L. die Acceptatiou der bhmischen Wahl also beharren und darauf zu ihrem intento endlich gelangen sollten, da zwar kein anderes, als die grndliche Austilgung der katholischen Religion in Deutschland und daher erfolgender Verlust so vieler hundert tausend Seelen, beynebens auch eine gnzliche Vernderung des Reichs und desselben uralten und lblich hergebrachten status zu gewarteu, und wrden die Unkatholischen nicht allein im chursrstlichen collegio die Oberhand gewinnen und majora machen, sondern erfolglich das Kaiserthum auf ihrer einen bringen, die Stifter auch sich uugezweifelt zueignen und die katholische Religion in uuserm Deutschland gleich gar ^ extirpiren. Und wurde uuserm Hause, welches man noch in etwas respectirt, berschwer fallen, wenn der Kaiser neben seinem Hanse und dem geistlichen Stande der-gestalt ruiuirt, sich gegen ein solche Macht zu defeudireu. Die alles und dergleichen mehr ist bey jetziger Anwesenheit meiner geistlichen Mit- 1 besondere.

5. Teil 3 - S. 375

1906 - Berlin : Klinkhardt
375 Birnen brach man sich in dem nahen Wald, der in bnntem Durch- einander Land- und Nadelholz mischte. Die schöne Eibe war an ihrem dunkelgrünen Wipfel schon von weitem erkennbar neben dem helleren Grün der Fichte oder der Kiefer. Eichen und Buchen walteten unter den nur sommergrünen Waldbänmen vor; aber auch Linden- bestünde mengten sich ein, auf deu Gebirgshöheu turmhohe Edeltannen. Bür und Luchs lauerten im Dickicht, in dem die wilde Taube gurrte, und über dem krächzende Raubvögel ihre Kreise zogen. Der Wolf ging auf Beute aus, fiel auch wohl weidende Wildpferde au. Wild- schweine durchwühlten das Erdreich. Neben Hirsch und Reh sah man das Elen mit seinem Schanfelgeweih sich Bahn schaffen. In kleineren Gruppen durchzog der Wisent Niederungs- wie Bergwald. Au den morastigen Flnßuferu führten Biber ihre Wasserbauten im Schatten von Erlen, Eschen und Zitterpappeln auf. Heute würde Taeitns sein Germanenland kaum wiedererkennen. Der Deutsche ist nicht mehr bloß Jäger und Viehzüchter mit neben- sächlichem Feldbau. Seine weit umfangreicher und kraftvoller ge- wordene Arbeit gehört dem Ackerbau und der innig mit ihm ver- knüpften Viehhaltung, dem Gewerbe bis zur Großindustrie, dem Berg- werksbetrieb, dem Handel und der Schiffahrt. Das kündet Deutschlands Antlitz mit der Feldflnr, die nahezu die Hälfte der Bodenfläche ein- nimmt, mit t>en regulierten Flüssen, der Fülle von Städten, den Fabrikschornsteinen und Hochöfen, den See- und Stromhäfen, den Leuchttürmen und Deichbauten, dem umfassendsten Eisenbahnnetz in ganz Europa. Nur kleine Reste altgermanischer Landschaft haben sich noch erhalten auf den höchsten Zinnen unserer Gebirge und in den Mooren, soweit diese noch nicht der Brandknltur unterworfen wurden oder durch Abtragen des Torfes bis zum festen Untergrund einer Fehnkolonie den Platz räumten. Der Urwald ist, wo man ihn nicht durch Feuer oder Axt zerstörte, zum Forst geworden, zum Knnstwalde, der in gleichmäßigen Beständen solche Holzarten enthält, die rasch wachsen und gut bezahlt werden. Darum hat auf unseren Gebirgen die Fichte die Vorherrschaft erlangt, die hauptsächlich unser Bauholz liefert. Selbst die stolzen Edeltannen finden wegen ihres langsamen Aufwuchses keine Gnade bei der Forstverwaltnng. Die Eibe treffen wir sogar meist nur noch als seltenes Überbleibsel der Vorzeit an schwerer zugänglichen Stellen, so an der jähen Granitwand des Harzes, die vom Hexentanzplatz zur Bode abfällt. Renntier und Wisent verschwanden ans Deutschland schon während des Mittelalters. Wolf und Bär wurden in den Folgejahrhnnderten ausgerottet. Das Elen Heinemann und Sandt, Lesebuch. A. Iii. 25

6. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 325

1884 - Leipzig : Spamer
Berühmte Breslauer. 325 Berühmte Sreslauer. Von den vielen Nm Wissenschaft und Kunst höchst verdienten Männern, die in Breslau das Licht der Welt erblickt haben, mögen nur wenige hier erwähnt werden. Der Philosoph Christian Wolf wurde in Breslau am 24. Januar 1679 als Sohn eines Gerbers geboren. Er besuchte in seiner Vaterstadt das Gymnasium zu Maria-Magdalena und studierte in Jena anfangs Theologie, dann Philosophie und Mathematik. In Leipzig wurde er Magister, im Jahre 1706 zu Halle Professor der Mathematik. Nachdem er schnell berühmt geworden war, suchte ihu Peter der Große wiederholentlich nach Rußland zu ziehen: aber Wolf blieb in Halle. Der außerordentliche Ruhm, den er im In- und Auslande er- langte, erregte den Neid seiner Kollegen, von denen mehrere seine erklärten Feinde wurden, da sie sast keine Zuhörer hatten, während sich Wolfs Vorlesungen eines zahl- reichen Zuspruchs erfreuten. Die erbitterten Professoren wußten Wolf so zu verleumden, daß ihn der König Friedrich Wilhelm I. aller seiner Ämter entsetzte und ihm befahl, binnen 24 Stunden nach Empfang der Ordre die Stadt Halle und alle königlichen Lande bei Strafe des Stranges zu räu- men. Wolf gehorchte am 10. No- vember 1723 und ging nach Merseburg, von wo er sofort durch den Landgrafen von Hessen als Hofrat und Professor nach Mar- bürg berufen wurde. Dort blieb er 17 Jahre, machte die Univer- sität blühend und verfaßte viele philosophische Schriften. Ver- gebens bemühte sich der König von Preußen, der bald eingesehen hatte, daß Wolf bei ihm angeschwärzt war, diesen großen Gelehrten für seine Lande wieder zu gewinnen. Erst unter Friedrich Ii. kehrte Wolf am 6. Dezember 1740 nach Halle zurück. Die ganze Stadt jubelte über seine Ankunft, viele Einwohner gingen ihm entgegen, die Studierenden empfingen ihn zu Pserde und brachten ihn im Triumphe zur Stadt. Er verlebte noch glückliche Tage, wurde 1745 in den Reichsfrei- Herrnstand erhoben und starb am 9. April 1754 gekannt und geachtet von ganz Deutschland. Seine Philosophie ist die Leibnizsche und beruht auf dem Grundsatze: Diese Welt ist die vollkommenste und beste. Auch Christian Garve, der 1742 zu Breslau geboren wurde, der Sohn eines wohlhabenden Färbers, studierte anfangs Theologie, dann Philosophie und Mathematik in Frankfurt an der Oder. In Halle wurde er Magister, dann in Leipzig der Liebling Gellerts. Lange Zeit lebte er in Breslau im Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher.

7. Teil 4 - S. 14

1910 - Leipzig Wien : Freytag
14 lauf des Flusses noch zugefroren, wenn vom Ober- und Mittellauf bereits die Schmelzwasser mit Treibeis kommen, und daher entstehen in der Niederung öfter Eisstauungen mit verheerender Überschwemmung. Pflanzenwelt. Zur Römerzeit wird Deutschland als ein durch starrende Wälder und scheußliche Sümpfe entstelltes Land geschildert. Seitdem hat sich in dem Pflanzenkleide Deutschlands viel geändert. Große Strecken sind entwaldet und in Ackerbauflächen verwandelt worden und weite Sumpfstriche hat man entwässert. Aber außerdem ist im Laufe der letzten Jahrhunderte noch insofern eine Änderung vor sich gegangen, als in vielen Gegenden, wo früher nur Laubwald stand, die Nadelhölzer vorgedrungen sind. Namentlich sorgt die Forstkultur für das Vordringen der Kiefer und Fichte, da aus ihnen mehr Nutzen gewonnen wird als aus dem Laubholze. Linde, Esche und Ahorn sowie die Ulme kommen jetzt kaum noch als Waldbäume vor und fast nur die Eiche, die Hainbuche und die Buche setzen unsere Laubwälder zusammen. Letztere geht bis an eine Linie, die etwa der Weichsel parallel verläuft, weil sie fünf Monate lang einer Tageswärme von 10° bedarf. Die Eiche hält größere Kälte aus. Auf den Gebirgen finden sich in größerer Höhe nur die gegen Kälte wenig empfindlichen Nadelhölzer und die Birke, die sich in einer kurzen Sommerzeit entwickeln kann. Unter den alten deutschen Nadelbäumen ist die Eibe beinahe vollständig ausgerottet. In den Auenwäldern der Niederungen überwiegt die Erle. Auch die angebauten Felder bieten heute nicht dasselbe Bild wie in alten Zeiten, da eine. Reihe von Gewächsen in Deutschland eingeführt ist, die unsere Altvordern nicht kannten. Ein großer Teil unserer Felder ist mit Kartoffeln bebaut, besonders in den kälteren und weniger ergiebigen Strichen des 0. und des Mittelgebirges. Nahezu die Hälfte unseres Bodens ist mit Acker- und Gartenland bedeckt, ein Viertel mit Wald, ein Sechstel mit Weide und Wiese, und trotz unserer großen Sumpfgebiete ist nur ein geringer Teil des Landes unproduktiv. Das Weinland nimmt keinen sehr großen Bruchteil ein, sondern hat nur in Süddeutschland, im Rheingebiete und in kleineren Strichen von Mitteldeutschland einige Bedeutung; große Landstriche im 0. und No. unseres Vaterlandes, die früher mit Weinreben bepflanzt waren, hat man jetzt in Felder oder in Obstgärten verwandelt. Tierwelt. Auch die Tierwelt Deutschlands war großen Veränderungen unterworfen. Von den wilden Tieren, die einst in unseren Wäldern lebten: Bär, Ur, Wisent, Elch, Wolf und Luchs, sind die meisten schon seit Jahrhunderten vollständig ausgerottet. Nur in einigen östlichen Grenzwäldern hat man ein Schongebiet für die großen wilden Rinder eingerichtet und gelegentlich tritt der Wolf von Frankreich oder Rußland über die Grenze herüber. Viele Ortsnamen erinnern daran, wie reich unser Land an wilden Tieren gewesen ist. An den Flüssen und Sümpfen gab es sehr viele Biber, aber auch sie sind im letzten Jahrhundert bis auf wenige vernichtet worden. Von jagdbaren Tieren ist der Edelhirsch in manchen Wäldern noch in großer Zahl vorhanden und ebenso das Wildschwein. Im übrigen beschränkt sich die Jagd auf Damwild, Reh und Hasen und auf die jagdbaren Vögel, unter denen sich das Auer- und Birkwild zugleich mit der Fichte über die ganze Erde ausbreiten. Im Gebirge gibt es noch Gemsen.

8. Weltkunde - S. 315

1896 - Hannover : Helwing
315 i braunem, an der Kehle gelbem Pelz, stellt Vogcleiern, Vögeln, Mäusen und Eichhörnchen nach. Letztere jagt er so lange von Baum zu Baum, bis sie ermattet sind. Sein schöner Pelz ist sehr geschätzt. — Der Haus- oder Steinmarder ist an der Kehle weiß. Er ist der gefürchtetste Feind der Hühnerhäuser und Taubenschläge. — Verwandte des Iltis und Marders sind Hermelin und Zobel. 3. Der Dachs ist für ein Leben in und aus der Erde eingerichtet. Der Leib ist plump, der Hals dick, der Kopf in eine rüsselförmige Schnauze verlängert. Die kurzen Beine haben breite Füße mit starken Grabkrallen. Sein stumpfes, aber voll- ständiges Gebiß weist auf Pflanzen- und Tiernahrung hin. — In stiller, einsamer Gegend gräbt er sich mit seinen krummen Krallen eine Höhle und versieht sie mit 4—8 Ausgängen und Luftlöchern. Der geräumige Kessel ist mit einem weichen Moospolster ausgestattet. Wurzeln, Kerbtiere aller Art, Schnecken, Regenwürmer, auch wohl junge Hasen, Vogeleier, junge Vögel, Mäuse u. s. w., im Herbste Obst und Weintrauben bilden seine Nahrung. Im Herbste ist er fett geworden. Nun bereitet er sich ein bequemes, warmes Lager, zehrt noch einige Zeit von dem Eingetragenen und verfällt zuletzt in einen Winterschlaf. Bei milder Witterung unter- bricht er ihn wohl und kommt aus seinem Baue, um zu trinken. Im Frühjahr ist er vollständig abgemagert. I. Welche Namen führt der Fuchs in der Fabel? — 2. Für welche Eigenschaften gilt der Fuchs als Sinnbild? — 3. Fuchs und Wolf in Fabeln, Märchen, Erzählungen! — 4. Vergleiche Hund, Fuchs und Wolf miteinander! — 5. Wozu werden Iltis-, Marder- und Zobelpelze benutzt? — 6. Welche Personen trugen früher Kragen von Hermelinpelzen? — 7. In welcher Stadt Deutschlands ist der Mittelpunkt des Pelzhandels? — 8. Laß dir von einem Pelzwarenhändler gelegentlich verschiedene Pelzarten zeigen! — 9. Wie fängt man Iltisse und Marder? — 10. Warum wird der Dachs Jsegrimm und Einsiedler genannt? — 11. Wie verwendet man Dachsfelle? — 12. Welchem Haustiere ist der Dachs in Körperbau und Nahrung ähnlich? — 13. Vergleiche Marder und Dachs! § 133. Fortsetzung. 4. Der Hühnerhabicht. Er ist einer unserer größten Raubvögel; die ausgespannten Flügel messen etwa 1 m, seine Länge beträgt 0,70 m. Die Färbung ist nach Alter, Ge- schlecht und Aufenthalt verschieden. Alte Vögel sind oben aschgrau, unten weißlich mit schwarzen Querwellen. Junge Tiere sind oben braun, unten rötlich mit braunen Längsflecken. — Der Habicht ist ein äußer st geschickter Jäger. Um seine Beute zu erspähen, erhebt er sich hoch in die Luft; denn sein fernrohrartiges Auge sieht aus bedeutender Höhe die Gegenstände auf der Erde vollkommen scharf. Pfeilschnell stößt er auf das Beutetier herab und schlägt ihm die gebogenen, nadelspitzen Krallen in den Leib. Mit dem spitzen, dolchartigen Schnabel bereitet er seinem Opfer durch einige Hiebe ein rasches Ende. Mit Hülfe der wie Zangen festhaltenden Zehen und der Muskelkraft der Flügel wird die Beute fortgetragen, um in Sicherheit zerfleischt und verschlungen zu werden. Da die fleischfressenden Vögel die Bissen nicht kauen, so müssen sie einen scharfen, stark lösenden Magensaft haben, der nur Federn, Haare, Wolle und Knochen nicht zersetzt. Diese werden zu einem Klumpen geballt als Gewölle wieder ausgewürgt. Ebenso geschickt wie auf freiem Felde weiß

9. Das zweite Schuljahr - S. 69

1910 - Langensalza : H. Beyer (Beyer & Mann), Herzögl. Sächs. Hofbuchh.
Wie Joseph ins Gefängnis kam. — d) Heimatkunde. 69 hatten (Sterntalermädchen, Fundevogel), die fleißig waren (Goldmarie), die stolz waren (Hühnchen), die andere zur Arbeit (Sklavenarbeit) zwangen (das Hähnchen die Ente, der Wolf den Fuchs), die andere verführen wollten (der Wolf die sieben Geißlein, der Wolf das kleine Rotkäppchen), die Unwahr- heiten sagten (Wolf, Fuchs, der Reiche), die versprachen und nicht hielten (Hähnchen und Hühnchen im Wirtshaus), die undankbar waren (Frau in „Kornähre")! Erzähle Geschichten aus dem Lesebuche, die uns erzählen, daß Gott überall ist und das Böse sieht! (Jakob und Anna.) Zusammenfassung. Der liebe Gott läßt den Joseph ins Unglück ge- raten, damit er ein besserer Mensch werde. Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum besten dienen. Anwendung. Was kannst du von Joseph lernen? Fleißig sein. Wo? Zu Hause und in der Schule (Beispiele!) Und später? Im Dienst meiner Herrschaft, meinem Lehrherrn. Joseph ist aber auch ein frommer Jüngling. Wann hat er das bewiesen? Als ihn das Weib verführen wollte? Wann kannst du auch jetzt schon verführt werden? Böse Kameraden verführen zur Faulheit, zum Diebstahl (Beispiel), zu bösen Streichen (Bei- spiele!). Da merke dir einen hübschen Spruch: „Mein Kind, wenn dich die bösen Buben locken, so folge ihnen nicht. Warum ließ sich Joseph nicht verführen? Er hatte Gott vor Augen und im Herzen! Mach's auch so! Dein Lebenlang habe Gott vor Augen und im Herzen! Bleibe fromm und halte dich recht; denn solchem wird es zuletzt wohlgehen. Was war das Schlimmste an Potiphars Weibe? Daß sie log und ein falsches Zeugnis redete. Hast du nicht auch schon gelogen, deinen Vater, deine Mutter, deinen Lehrer belogen? Was willst du dir vornehmen? Ich willls nicht wieder tun. Die Lüge ist ein häßlicher Schandfleck an einem Menschen. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht. Du sollst nicht falsches Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Was tadelst du an dem Mundschenk? Daß er sein Versprechen nicht hält. Wenn du etwas versprochen hast, mußt du es auch halten, wenn du auch noch jung und klein bist. Versprechen und halten zienit jungen und alten. Warum bleibt denn Joseph in der großen Rot so geduldig? Weil er denkt, der liebe Gott wird mich schon wieder befreien, weil er sich auf Gott ver- läßt, weil er auf Gott vertraut. Joseph hat sich auch eine Zeitlang auf einen Menschen verlassen. Was hat er aber gemerkt? Der Mensch hat ihn verlassen. Wer sich auf Menschen verläßt, ist verlassen. Welche schönen Sprüche kannst du deiner Schwester oder Freundin, deinem Bruder oder Freunde ins Stammbuch schreiben? Dein Lebenlang — Bleibe fromm —. b) Heimatkunde. Der Garten. Vorbereitung. Joseph im Hause Potiphars. Sklavenarbeit. Potiphar war ein vornehmer Herr. Er wohnte in einem großen und schönen Hause. Um dasselbe lag ein großer Garten. In diesem Garten mußten seine Sklaven arbeiten. (Weiter ausführen!) Er selbst arbeitete nicht mit. Dazu

10. Vorläufige Einführung in die Allgemeine Erdkunde, Deutschland - S. 127

1906 - Leipzig : Dürr
Deutschland im allgemeinen. 127 dazu werden eingeführt für ziemlich 50 Mill. Mark Heringe, für über 30 Mill. Mark andere Seefische. Der Wald bedeckt über ein Viertel des Bodens; davon kommen ein Drittel auf Laub-, zwei Drittel auf Nadel- wald. Trotzdem er bedeutende Mengen Nutzholz liefert, müssen jährlich über 4 Mill. t Nutz- und Bauholz, Quebrachoholz zur Gerberei, ge- schliffener Holzstoff für über 200 Mill. Mark eingeführt werden. Deshalb hat man damit begonnen, Ödland (wo also nichts angebaut wird, das außer von Häusern, Höfen, Wegen, Gewässern auch von Mooren und sandigen Strecken eingenommen wird und ungefähr ein Elftel des Bodens beträgt) mehr aufzuforsten. An jagdbaren Tieren finden sich in den Alpen die Gemsen; sonst sind verbreitet Hirsche, Rehe, Hasen, Wildschweine, Fuchs, Dachs und Marder. Eleu und Auerochs werden nur durch sorgfältige Schonung erhalten, ersteres in der Memel- Niederung, letzterer in Oberschlesien. Der Wolf kommt nur im Winter vereinzelt aus den Nachbarländern nach Deutschland. Gefährlich ist noch die Kreuzotter, die sich in verschiedenen Gegenden Deutschlands findet. Mit der Landwirtschaft einschließlich der Forstwirtschaft beschäftigen sich ungefähr 36 % der Bevölkerung. Andere 39 % nähren sich vom Bergbau, Salinen- und Hüttenbetrieb sowie Industrie. Die Industrie leistet vorzügliches in allen Zweigen, versorgt nicht bloß das Inland mit seinen Erzeugnissen, sondern führt sie in großen Mengen aus. Durch die Masfenhaftigkeit der Ausfuhr zeichnen sich aus Eisenwaren jeglicher Art mit über 390 Mill. Mark, Maschinen mit über 418 Mill. Mark Porzellanwaren mit gegen 70 Mill. Mark, Papier mit über 80 Mill. Mark, Farbendruckbilder, Kupferstiche und Photographien mit über 100 Mill. Mark, Lederwaren über 128 Mill. Mark, Chemikalien mit über 200 Mill. Mark, Baumwollwaren mit über 287 Mill. Mark, Woll- waren mit über 285 Mill. Mark, Kleider, Leibwäsche, Putzwaren aus Baum> wolle, Leinen und Wolle über 140 Mill. Mark, Seidenwaren fast 140 Mill. Mark jährlich. An Bier werden jährlich ungefähr 70 Mill. Iii gebraut, an Branntwein über 4 Mill hl hergestellt. Sodann ist Deutsch- land das erste Zuckerland der Erde. Es stellt jährlich über 2,3 Mill. t Zucker her, wovon über eine Mill. im Werte von fast 160 Mill. Mark ausgeführt wird. Mit der Industrie in enger Verbindung steht der Handel, von dem über 11 % der Bevölkerung leben. Er tauscht die Güter der einzelnen Landschaften als Binnenhandel aus, führt die In- dustrieprodukte aus, die Rohstoffe für das Gewerbe und die fehlenden

11. Geschichte der Reformation - S. 262

1834 - Leipzig : Dürr
262 Blicke auf den Zustand der protestantischen Kirche Schwung gab, alle Fürsten lehrte, daß die Bekenner des verschiedenen Religionsglaubens recht gut und glücklich mit, für und neben einander leben können, und daß nur Recht und Gerechtigkeit, Schutz und Schirm von Seiten des Staa- tes gegen jede Partei, die ihre Bürgerpflichten treu erfüllt, Sorge für ihre leiblichen und geistigen Bedürfnisse ein Land blühend, seine Bewohner zufrieden machen und ihm Kräfte verleihen, auch furchtbaren Feinden und Stürmen mit Er- folg zu widerstehen. Unter feinem Vater war es blindlings eifernden Theologen gelungen den berühmten Philosophen Wolf in Halle des Unglaubens zu bezüchtigen, so daß er binnen 24 Stunden das Land raumen mußte; Friedrich Ii. rief ihn i/4o zurück, und diese Universität hat durch die würdigsten Männer und eine sichere Lehrfreiheit auf ganz Deutschland wohlthatig gewirkt. Zndeß war es nicht zu verkennen, daß Friedrichs Ii. freies Urtheil und Benehmen in Kirchen- und Religionsan- gelegenheiten, und die Anwesenheit und Begünstigung geist- reicher, französischer Witzlinge nicht ohne nachtheiligen Ein- fluß auf christlichen Glauben und Sinn blieb, da so viele Menschen sich für eben so große Geister halten, wenn sie nur die Schwachen derselben nachahmen, ohne ihre Vorzüge zu besitzen. Man behauptete wenigstens, daß in jener Periode Unglaube oder doch Unkirchlichkeit, leichtsinniger Spott über alles Heilige und Ehrwürdige sehr überhand genommen und Tugend und gute Sitten nicht dabei gewonnen hatten; daß man zwar auf den Namen eines so bewunderten Königs, und eines Preußen, sowie auf die Thaten der Vorfahren stolz gewesen, aber Ehrfurcht und Gottvertrauen, aller Weisheit Anfang, damals von Vielen gewichen sey. Ein unruhiger, eitler und leichtfertiger Lehrer in Halle Barth, der aber 1792 als Kaffcewirth bei Halle starb, nachdem er mit seinen vielen Gaben der Beredsamkeit viel Böses gestiftet hatte, trug kein Bedenken die Geschichte des Christenthums in einen Roman umzuwandeln, in welchem aber die Erklärung der Wunder noch viel wundervoller erschien, als diese selbst; er gefiel indeß, wie ähnliche Versuche, nur eine Zeitlang.

12. Das Deutsche Reich mit seinen Kolonien - S. 355

1911 - Goslar a. Harz : Danehl
— 355 — auf, dann folgen Mecklenburg, Hannover, Schlesien usw. Deutsch- land Muß daher viel Wolle einführen (gegen 380 Mill. M.)'). — Wiedergabe. d) Ziegenzucht. An Zahl der Ziegen (3*/s Mill.) steht Deutschland in Europa obenan. Dies ist ein Zeichen des prak- tischen Sinnes und der Strebsamkeit des sog. „kleinen Mannes". — Wiedergabe. e) Schweinezucht. In hoher Blüte steht in Deutschland die Schweinezucht; hierin behauptet dasdeutsche Reich in Europa den ersten Platz. Die Zahl der Schweine beträgt zirka 22va Millionen2). Dies ist ein Zeichen, daß man sich in Deutschland infolge der geringen Getreidepreise ganz besonders der Schweinezucht zu- wandte. Trotz dieses großen Bestandes ist noch eine Mehr-Einfuhr (von ca. 50000 Stück) nötig. f) Geflügelzucht. Aber auch die Geflügelzucht entwickelt sich von Jahr zu Jahr in Deutschland immer mehr. Nenne Gebiete, die a) eine bedeutende Gänsezucht — b) Hühnerzucht — c) Entenzucht aufweisen! — Trotzdem ist Deutschland genötigt, für mehrere Mill. Mark Geflügel und Eier aus andern Ländern (Italien, Rußland usw.) zu beziehen. — Wiedergabe. Bienenzucht. Die Bienenzucht Deutschlands steht in Europa obenan. Von den in Europa gewonnenen 80 000 Tonnen Honig er- zeugt Deutschland reichlich den vierten Teil (20000 Tonnen - 21/i Mill. Bienenstöcke). Der Hauptsitz der deutschen Imkerei ist die Lüneburger Heide. Warum gerade diese? — Nenne andere Gebiete Deutschlands, die be- deutende Bienenzucht treiben! Ost- und Westpreußen, Schlesien, Schles- wig-Holstein usw. Wiedergabe. Wild. Der Wildstand ist mit dem Fortschreiten der Kultur sehr zurückgegangen. Doch wird dem nutzbaren Wilde in neuerer Zeit durch strenge Handhabung von Jagdgesetzen eine hinreichende Schonung zu- teil. Dagegen hat der Kampf gegen das Raubwild zur Ausrottung von Bär und Wolf geführt. Jedoch brechen hin und wieder Wölfe aus Ruß- land nach Ostpreußen, aus Frankreich nach der Rheinprovinz ein. Nenne Wild, das bei uns in Wald und Feld sich aufhält! — Welche Gebirge sind noch reich an Wild? — Wiedergabe. Sachliche Besprechung und Anwendung: 1. Weise nach, daß man mit Recht behaupten kann, Deutschlands Viehzucht nehme einen hervorragenden Platz in Europa ein! 2. Wie ist es zu erklären, daß die Rindviehzucht in Deutschland in hoher Blüte steht? Weite Wiesen- und Weideslächen mit saftigen Gräsern und Kräutern, weite Strecken mit Futtergewächsen aller Art bedeckt, wie z. B. mit Klee, Luzerne, Lupine, Gras usw. 3. Gib Gegenden in Deutschland an, die a) bedeutende Schweine- zucht — b) Gänsezucht — c) Ziegenzucht — d) Schafzucht — s)usw. treiben! 4. Welchen Nutzen bringt die blühende Viehzucht Deutschlands dem Lande und den Bewohnern? *) Der Schafbestand geht infolge des gewaltigen Wettbewerbs der überseeischen Weideländer immer mehr zurück. Australien besitzt 95, Argentinien 75, Vereimaten Staaten 55 Mill. Schafe. m.„ Rußland hat 1l, Österreich-Ungarn 10, Frankreich 7, Großbritannien 21/« Mm. Schweme. 23*

13. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 447

1843 - Altona : Schlüter
447 Werfen nur jetzt einen Blick auf die als schädlich aiv genommenen Thiere und sehen zugleich, mit welchem Rechte sie als solche gelten und verfolgt werden dürfen. 1. Säugethiere. Von den größeren Raubthieren, dem Bären, Luchs und Wolf haben wir nichts mehr zu fürch- ten, wol aber nennt man als schädlich Fuchs, Dachs, Fisch- otter, Marder, Iltis und Wiesel. Vor ihren Streife- reien gegen das Hausgeflügel können wir uns sichern, auch wird ihnen vom Forstpersonal uneingeschränkt nachgestellt, obgleich es wol gemäßigt werden sollte, da Wiesel, Dachs und Fuchs durch Vertilgung von Mäusen sehr nützlich werden und man ihnen nur da nachstellen sollte, wo sie sich in der Nähe bewohnter Orte zeigen. Die Fledermäuse, deren es gegen ein Dutzend Gattun- gen in Deutschland gibt, werden allenthalben getödtet, wo sie angetroffen werden, obgleich sie uns keinen Schaden zufügen, sondern uns vielmehr nützlich werden. Sie nähren sich aus- schließlich von lebenden Insekten, welche sie des Nachts im Fluge aus der Luft wegschnappen. Darunter sind aber eine große Menge Nachtschmetterlinge, von denen viele dem Gemüse und den Obstbäumen sehr schädlich werden. Wenn hie und da eines dieser Thiere in Küchen, Speisekammern re. angetroffen wird, so ist es nur durch die Verfolgung geflüchteter Infekten dahin gerathen; denn daß sie den in Speisebehältern und Schornsteinen aufbewahrten Fleischvorräthen nachgehen, ist Un- wahrheit. Mit den Fledermäusen im Verein arbeitet ungefähr ein halbes Dutzend Gattungen Spitzmäuse zu unserem Nutzen. Diese gehen den Larven und Puppen in der Erde begierig nach, während die Fledermäuse die schon ausgebildeten Insekten in der Luft verfolgen. Hier sieht man recht deutlich, welche Miß- griffe aus der Unkenntniß der Naturbeschreibung hervorgehen. Weil die Spitzmäuse ihres äußern Aussehens wegen schlechtweg Mäuse genannt werden, stellt man sie mit den eigentlichen Mäusen zusammen und verfolgt sie ohne Unterschied. Die Mäuse ^ sind pflanzenfressende Nagethiere und schädlich; die Spitzmäuse sind Thiere, die sich bloß von thierischen Stoffen nähren. Die Spitzmäuse aber haben, wie noch viele andere Thiere, z. B. die Ratten, einen moschusartigen Geruch. Dieser Umstand ist die Ursache, warum die Spitzmäuse nicht von den

14. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 91

1904 - Oldenburg : Nonne
— 91 - Mosen nicht weit von uns fielen; ersterer sofort tot; der zweite von mehreren Kugeln getroffen, sich noch dem Rücken seines Burschen Loge-mctnn anvertrauend, bis ihn, noch eine Kugel traf, die letzte; der dritte im Unterleib in der Lebergegend getroffen, mit den Worten: „Ich gäbe eine" sich zurückwendend; sein letztes Wort war: „Grüßt M'üßt" Einer der edelsten, begeistertsten, befähigtsten Männer Deutschlands war nicht mehr unter den Lebenden. 9£och weiter vorzustürmen wäre Unsinn gewesen, wir mußten uns darauf beschränken, die Visiere des Gehölzes zu besetzen und zu halten, und verteilten uns deshalb längs derselben. Ich speziell kniete neben einer Hecke neben Hauptmann von Gayl; zu seinem Unglück mußte sich Leutnant Wieben noch zu uns gesellen; denn noch nicht lange war er bei uns, so traf ihn, als er sich etwas in^ die Höhe richtete, um über die Hecke zu sehen, eine Kugel gerade ins Herz, mit einem leiten „Ach" sank er hintenüber und hauchte sein Leben aus. Eine Stunde mochten wir dort wohl gestanden oder vielmehr gelegen haben, als das Feuer plötzlich mit noch verdoppelter Heftigkeit begann, wir waren in unserer linken Flanke gefaßt und befanden uns plötzlich im schönsten Kreuzfeuer. Dem konnten mir mit unserer schwachen Anzahl nicht die Stange halten und bekamen, daher den Befehl, uns langsam zurückzuziehen; die Kugeln und ihr Gepfeife waren uns schon gleichgültig geworden, um so schmerzlicher war mir und uns wohl allen dafür, beim Zurückgehen die Gefallenen und Verendeten, die Verwundeten und sich mit Mühe weiter Schleppenden zu sehen. Alles lechzte und rief nach Wasser, um die ausgetrocknete Kehle zu netzen, so besonders die Verwundeten, deren Blutverlust den Zustand noch verschlimmert hatte. _ Gs hatte nämlich eine fürchterliche Hitze während des ganzen Tages geherrscht, und die Feldflasche hatte mit ihrem Inhalt nur kurze Zeit genügen können. Der Länge nach sah ich die Leute sich in einen schmutzigen Graben werfen, um aus dem Schlamm nur etwas Flüssigkeit zu saugen. Ich hatte noch einen Rest Wein in der Flasche und gab ihn dem Leutnant Wolf, den ich am Graben sitzend antraf; sein rechter Unterarm war zerschmettert, und der Blutverlust hatte ihn so geschwächt, daß er für den Augenblick nicht weiter hatte gehen können; ich befestigte noch feinen provisorischen Verband, ließ ihn sich ans mich stützen und führte ihn zurück nach Tronville, beständig von den über uns krepierenden Granaten bedroht. Wie anders sah das Dorf jetzt aus. Das ganze Dorf ein Lazarett, die Häuser vermochten die Verwundeten nicht zu fassen, Scheunen und jeder bedachte Raum wurden gefüllt, die noch ankommenden Unglücklichen mnßtm draußen bleiben. Und welches Loos harrte vielleicht noch allen hier liegenden Verwundeten, wenn die Franzosen nun, nachdem wir den Wald aufgegeben, Besitz von ihm nahmen und von ihm ans auf das Dorf feuerten? Dann es zu verteidigen war unsere feste Absicht.

15. Die Grundzüge der Geographie - S. 10

1904 - Braunschweig : Westermann
— 10 — Polarkreis, der in der Mitte zwischen dem 66. und 67. Parallelkreis liegt. Hier haben wir eine warme und eine kalte Jahreszeit, Sommer und Winter, getrennt durch die Übergangszeiten von Frühling und Herbst. Veränderliche Winde bringen wechselnde Niederschläge, die im Winter als Schnee eine schützende Decke über dem Boden breiten. In der kalten Jahreszeit ruht größtenteils die Vegetation, um im Frühjahr bei höherem Stande der Sonne und steigender Wärme zu neuem Leben zu erwachen, im Herbst sinkt sie, nachdem die Früchte gereift, in den Winterschlaf zurück. Für den südlichen Teil dieser Zone sind immergrüne Laubbäume charakteristisch, die zu jeder Jahreszeit alte Blätter abwerfen und neue hervortreiben, wie der Orangen-, Zitronen-, Apfelsinen- und der Ölbaum, hier sind der Feigenbaum und der Weinstock einheimisch und von Getreidearten der Mais; ihren nördlichen Teil kennen wir alle, denn er ist unsere Heimat mit ihren Kornfeldern und Obstgärten, ihren Wiesen, Laub- und Nadelholzwaldungen. Hirsch und Reh sind der Schmuck unserer Wälder, in feuchten Gründen lagert das Wildschwein, in seinem Bau liegt der Dachs, und auf Flur und Feld treibt der Hase sein Wiesen. Der gewaltige Auerochs, zuzeiten unserer Vorfahren das Hauptwild der hohen Jagd, lebt nur vereinzelt und geschont noch in einem litauischen Walde, der zu Rußland gehört, und auch der Elch mit dem Pferdekopf und Schaufelgeweih ist bis auf wenige Exemplare aus Deutschland verschwunden. Größere Raubtiere wie Wolf und Luchs kommen nur noch in menschenleeren Gebieten mit großen Wtaldungen vor; kleinere dagegen, nämlich Fuchs, Iltis, Marder, Wiesel, Nörz sind überall noch häufig; sie stellen hauptsächlich dem Geflügel nach, wie der Fischotter den Fischen. Von den Polarkreisen bis zu den Polen erstrecken sich die nördliche und die südliche Polarzone. Hier steht die Sonne immer tief am Horizont, ihre Strahlen bringen daher nur eine geringe Erwärmung hervor. Darum herrscht fast das ganze Jahr hindurch strenger Winter, der nur durch wenige Wochen einer plötzlich eintretenden und ebenso plötzlich zu Ende gehenden wärmeren Jahreszeit unterbrochen wird. In diesem Polarsommer steht die Sonne wochenlang, ohne unterzugehen, am Himmel (Mitternachtsonne), dafür kommt sie im Polarwinter ebensolange gar nicht über den Horizont, so daß zu der furchtbaren Kälte auch noch die Finsternis der Polarnacht kommt; doch zeigt sich während derselben häufig die glänzende Erscheinung des Nordlichtes, die in südlicheren Breiten selten ist. Der Ackerbau hört in der Polarzone aut; Moose und

16. Realienbuch - S. 1

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
A. Die alten Deutschen. 1. Dü§ deutsche Land. 3n ferner Vorzeit war der größte Teil Deutschlands mit dichten Wäldern bedeckt, in denen Bär, Wolf, Elch, Nuerochs und anderes Wild hausten. Die Gewässer waren sehr fischreich und von zahlreichen Wasservögeln belebt. Die Flüsse überschwemmten oft das Land, so daß ungeheure Moräste entstanden, durch die der Verkehr der Menschen erschwert wurde. Es gab aber auch ausgedehnte Grasflächen, die sich vor- trefflich zur Viehzucht eigneten. Das Nlima war rauh und feucht; im Winter traten oft harte Fröste ein. 2. Die alten Deutschen, 3) Nörpergestalt. Unsre vorfahren waren ein starkes und stolzes Volk. Sie hatten blaue, trotzig blickende Rügen und rötliches haar, das auf dem Scheitel zusammengebunden war, sonst aber lang herabwallte. Wegen ihrer Nörper- kraft und Tapferkeit wurden sie von den Nachbarn gefürchtet. Nn Anstrengungen und rauhes Wetter waren sie gewöhnt; Hitze und Durst ertrugen sie weniger gut. b) Nleidung. Ihre Uleidung bestand aus grober Wolle und Leinwand, die die Frauen selbst webten. Der Mann trug kurze Hosen und einen derben Nock, die Frau ein mit roten Uanten verziertes Gewand, das durch einen Gürtel zusammengehalten wurde. Dazu kam für beide Geschlechter ein Tuch aus farbiger Wolle, das man mit Spangen auf der Schulter befestigte, sowie pelzwerk. Nls Schmuck dienten metallene Nrm- und Fingerringe; die Frauen liebten auch Halsketten aus Bernstein- oder Tonperlen. o) Bewaffnung. Nlle Arbeit in Haus und Feld wurde den Frauen und den Unechten überlassen. Urieg und Jagd waren die einzigen Beschäftigungen, die des Mannes würdig erschienen. Als Hauptwaffe gebrauchte man einen Eschenspeer mit schmaler Metallspitze; außerdem verwandte man Ueule, Bogen und Pfeile. Schwerter waren nicht allgemein in Gebrauch, und nur wenige Wohlhabende besaßen einen Helm oder Harnisch von Metall. Der Schild bestand aus holz oder Flechtwerk und war mit Fell überzogen. Nus das Haupt fetzte man den Schädel eines Bären, eines Wolfes oder eines andern wilden Tieres. Er diente als Schutz und gab feinem Träger ein furchtbares Nussehen. Die Hauptmasse der Urieger zog zu Fuß in den Streit; den Rettern gab man nicht selten gewandte, zu Fuß kämpfende Leute bei, die sie in der Schlacht unterstützten. Das Heer stellte sich in Form eines Ueiles auf, an dessen Spitze die tapfersten Männer standen. Die verwandten kämpften am liebsten nebeneinander. Die Unaben wurden von Jugend an in den Waffen geübt. Bei Opfern und Gelagen führten Jünglinge zwischen Schwertern, die mit dem Griffe in die Erde gesteckt waren, gefährliche Tänze auf. 3. hau§ Und Hof. Die Gehöfte der alten Deutschen lagen einzeln, wo eineouelle, ein Hain oder ein zum Nckerbau geeignetes Stück Land zur Niederlassung eingeladen hatte. Später siedelten sich oft mehrere verwandte Familien, die eine sogenannte „Sippe" bil- deten, gemeinsam an und rodeten zusammen den Wald für den Landbau. So entstanden Dörfer. Die Häuser waren aus Baumstäntmen fest zusammengefügt, mit Lehm ver- Lranke-Lchmeil, Uealienbuch. Kusg. B.1t 1

17. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 4

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
Doch nicht blos darum, um zu erkennen, wie das, was heute ist, sei es nun gut oder übel, nach und nach geworden, hat die Geschichte unseres Landes und Volkes ihren Werth. Sie hat ihn auch in sich selbst, und jede deutsche Zeit hat ihr eigcnthümlichcs Interesse. Von fremden gebildeten Völkern, die dieß wohl wissen und unsere Geschichte darum kennen lernen, sollte sich des Landes gebildeter Sohn nicht übertreffcn lassen. Deutschland — dieß Land voll Länder — in der Mitte Europa's gelegen, zwischen Ost und West, Nord und Süd, ist der Markt der europäischen Geschäfte, das Kaufhaus des europäischen Völkcrverkehrs, das Marsfeld der meisten Kriege des Erdthcils gewesen; Schlachtfeld reihet sich an Schlachtfeld, es hat den gebräunten Krieger von der pyrenäischcn Halbinsel, wie den Kosaken und Baschkiren, den Finnen wie den Römer auf seinen Fluren kämpfen sehen. Es ist jetzt der Hauptstein des großen europäischen Staatengewölbes. Deutschland ist aus einem Lande des Waldes und des Sumpfes in seinen meisten Theilcn wie ein Garten Gottes geworden. Es bringt Alles hervor, was genügsame Menschen, welche einen höheren Zweck des Daseins kennen, bedürfen, und im Ueber- ftusse, auf daß auch von der Natur Versagtes damit eingctauscht werden könne. Es ladet durch Lage und Oertlichkeit wie zu Jagd und Viehzucht, so auch zu Acker- und Garten-Bau, Fabrik, Schifffahrt und Welthandel, fast zu jeder Art menschlicher Thä'tigkeit ein. Sein Klima begünstiget die meisten Products und jegliche Entwickelung des Geistes, während aus den kältesten und heißesten Zonen niemals große Denker hervorgegangen sind. — Stiege der alte Decumate oder der frühere Helvetier jetzt von der Weinsteige herunter in das freundliche, allbclebte Stuttgarter Neckarthal, sähe die Stadt, die Schlösser, die Gärten, die Weinberge, die Menge der Landhäuser, Dörfer und Kirchen; oder der Hermundur ans der Leipziger Kunststraße bei Zehren hinab in das herrliche Elbthal, wie es dort, ein kleines Paradies, bis nach Böhmen sich öffnet; oder schauctc der Noriker von seinem äußersten Vorsprunge des mons Cetius, dem Kahlenberge, herunter auf das March- feld und die glänzende Kaiserstadt — gewiß er würde seine alte Heimath kaum wieder erkennen, und gewiß noch weniger seinen Landsmann von heute, der ihm im lustigen Frack mit dem Mützlein auf dem Kopfe und der Brille auf der Nase, mit dem Regenschirm in der einen und dem Almanach in der anderen Hand ent- gegenträte und in seinem Deutsch begrüßte. Aber dieser Contrast tritt uns minder lächerlich, tritt uns sogar höchst ehren- voll entgegen, wenn wir die Mittelglieder aufsuchen. Laßt uns sehen, wie jener Urvorfahr, ehe noch der Tag der Geschichte ihm anbricht, aus der Höhle hcrvor- tritt, groß, sieben seiner Füße, blondhaarig, trotzig, blauäugig, bedeckt mit dem Felle des Thieres, dem er die Höhle abgestritten, bewaffnet mit der im Feuer ge- härteten Keule, der ältesten Verstärkung der Faust, oder mit einer zugespitztcn Stange, wie sonst der Hurone, um am benachbarten Quell sich seinen Morgcntrunk mit der Hand zu schöpfen und dann auszuziehcn gegen Heldcnthiere, die auch Men- schen zu Helden machen konnten, gegen Bär, Wolf, Eber, Hirsch, Elcnn- oder Renn-Thiere oder gegen den furchtbaren Auerochsen, dessen Hörner sein Becher, sein Signalhorn oder mit dein Kopffell seine schreckende Hauptbcdeckung werden sollen; wie sein Leben ein Kampf ist um das Leben. Laßt uns weiter sehen, wie inneres Bedürfniß ihm eine Religion, Gesclligkeitstricb einen Familien-, Stamm-, Volksvcrband schaffen, wie die rohe Willkür zur Gesetzlichkeit, das zufällige Zu- sammenleben sich in den Staat, die Vernunftform der menschlichen Gesellschaft, umwandclt; wie er die alte Welt zertrümmert und ihr Erbe wird von den Steppen Südrußlands bis zu den Säulen des Hercules, vom caledonischen Gränzwalle bis zum Sande der Sahara; wie er eine neue europäische Welt gründet und seine besten Söhne, nur zu verschiedener Zeit, auf alle, alle europäische Throne setzt;

18. Das Lesebuch für Schul- und Hausunterricht - S. 496

1815 - Leipzig : Fleischer
4g6 42) Der berühmte englandische General Wolf hörte zufällig einen jungen Offizier so von ihm erzählen, als ob dieser höchst bekannt und vertraut mit ihm wäre. Z. B. „als Wolf und ich eine Flasche Wein ausstachen" u. s. w. Dieser Ton mißfiel dem General; er trat vor und sagte: „ich dächte, Sic könnten wohl sagen: Ge- neral Wolf." „Nein, antwortete mit glücklicher Gei- stesgegenwart der Offizier, — Nein! Haben Sie jemals vom General Casar, oder General Hannibal, oder General Friedrich gehört?« 43) Ein reicher Mensch ging mit einigen seiner Freunde zu einem berühmten Portraitmaler, der ans Be- stellung seines Sohnes Portrait gemalt und im Zimmer aufgestellt hatte. Der Reiche sucht umher in dem Zim- mer, sieht nebst den begleitenden Freunden das Por- trait seines Sohnes, und fragt am Ende, welches es denn wäre? — Als diese großen Kunstkenner weg waren, sagte der Mater zu einem seiner Freunde, der Zeuge davon gewesen war: „Schn Sie, Freund, wie es geht. Vielleicht hab ich niemals Jemand besser getrof- fen, als diesen jungen Herrn, aber weil ich nur ein ganz klein Bißchen Verstand in sein Gesicht gebracht habe, kennen ihn weder sein Vater noch seine Freunde.« 44) Es wollte Jemand in einer Angelegenheit mit »inem Bekannten sprechen, geht zu demselben hin, und

19. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 576

1859 - Lübeck : Rohden
576 Xxv. §. 4. Pietismus und Rationalismus in Deutschland. edelsten Kleinodien unseres christlichen Glaubens mit ungeweihten Hän- den herumzutasten, und hörte damit auf, daß man die Perlen aus den Händen warf und sich an den elendesten Kieseln ergötzte. Indem so das protestantische Deutschland den verderblichen, abwärts führenden Weg einschlug, schien es, als wollte der neu aufstrebende Hort des Protestantismus, der preußische Staat, alsbald mit kräftiger Hand eingreifen und die irrende Menge zurücklenken. Nach dem Tode Friedrich's I. (1713) hatte König Friedrich Wilhelm I. den preußischen Thron bestiegen, und einen entschiedenern Widersacher alles französischen, freigeisterischen oder sectirerischen Wesens wird man nicht leicht finden. Nichts als soldatische Einfachheit, hausväterliche Strenge, deutsche Aufrichtigkeit und Geradheit finden wir an seinem Hofe. Aller unnöthige Prunk, alle französischen Hofämter und Manieren, alles Ce- rimonielle, alle Kunst, alle Gelehrsamkeit war völlig verbannt, nur der Hofnarr war ein Gelehrter und durfte auch französische Kleidung tra- gen. War nun auch die grundsätzliche Verachtung und Fernhaltung aller feinem Bildung keineswegs zu loben, so muß man sich doch auf der andern Seite der damit verbundenen Sittenstrenge und Ehrbarkeit freuen, die nicht nur am königlichen Hofe, sondern überall in Stadt und Land herrschen mußte, so weit nur der Arm und das Auge des Königs reichte. Von der französischen Leichtfertigkeit in Kleidung, Rede, Scherz und Umgang, besonders mit dem weiblichen Geschlecht, durfte in des Königs Umgebung keine Spur sich blicken lassen. Von irreligiösen Lehren und Grundsätzen durfte ihm auch nicht eine Andeu- tung nahen. Jenen Professor Wolfs in Halle, von dem man ihm gesagt hatte, daß er gefährliche Behauptungen vortrage, jagte er über Hals und Kops aus seinem Lande bei Strafe des Stranges. Kirchlichkeit und Rechtgläubigkeit waren unerläßliche Forderungen, wo Jemand in sei- nem Dienst angestellt werden oder seines Schutzes sich erfreuen sollte. In den strengsten kirchlichen Formen ließ er seinen Sohn (Friedrich Ii.) erziehen. Nach allen Seiten hin wachte er mit gewissenhafter Treue über dem Recht und Wohl der protestantischen Gemeinden und ließ nicht zu, daß ihnen irgendwo zu nahe getreten wurde. Wo sie ver- trieben wurden, wie 1733 die Protestanten aus Salzburg, nahm er sie mit väterlicher Freundlichkeit in seinem Lande auf. Jndeß auch die wohlgemeinten Maßregeln Friedrich Wilhelm's I. konnten doch die evangelische Kirche nicht vor dem hereinbrechenden Unglauben schützen. Schon darum nicht, weil das eigne Beispiel des gottseli- gen Wandels in der Nachfolge Christi bei dem preußischen König fehlte. Eine Sinnesänderung war nicht in ihm vorgegangen, den Trost des heiligen Geistes hatte er nicht geschmeckt. Es war der derbe, natürliche Mensch mit allen seinen Tugenden und Gebrechen in einein streng kirchlichen Gewände, aber aller höhern Verklärung bar und ledig. Darum konnte auch sein Eingreifen in die kirchlicheil An- gelegenheiten meist nichts Anderes sein als eiil rohes Zufahren in der- selben despotischeil Willkürlichkeit, die seiner ganzen Regierungsweise eigen war. Man fürchtete sich wohl, man beugte sich, man ließ es sich gefallen, aber innerlich wurde der Gegensatz, die geheime Wider-

20. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 55

1901 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Iii. Die Genesis der französischen Revolution. 55 fürstlichen Libertät“. Dem gegenüber liefs Joseph seine Absicht auf Bayern fallen. Zwar nicht eine neue Phase nationaler Ent- wickelung, war der Pürstenbund doch ein Schritt auf dem Wege, der Preußen 1871 zur Kaiserkrone führte, insofern als er das weitere Hineinwachsen Österreichs in Deutschland verhinderte und den Dualismus in der Nation verschärfte. Das war Friedrichs letzte politische That. Iii. Die Genesis der französischen Revolution. 1. Begriff der Revolution. § 46. Das Wort Revolution wird geschichtlich in doppeltem Sinne gebraucht: einmal zur Bezeichnung von Bestrebungen, welche auf die gewaltsame Änderung bestehender Zustände abzielen (in diesem Sinne ist Revolution der Gegensatz zu Reform); andrer- seits zur Bezeichnung derjenigen Bestrebungen, die grundsätz- lich neue Lebensordnungen der Menschen schaffen wollen, ohne dafs deren gewaltsame Durchsetzung erstrebt würde oder erfolgte. Die französische Revolution gehört nach ihren Mitteln zur ersten, nach ihren Zielen zur zweiten Gattung von Revolutionen. Ihr grundsätzliches Ziel ist die Verneinung alles geschichtlich Gewordenen und die Aufrichtung einer neuen politischen, sozialen und religiösen Ordnung nach den (vermeintlichen) Forderungen der Vernunft. Zwar in Frankreich entstanden aus den unten darzulegenden Gründen, war die Revolution von Anfang an zu allgemeiner Wirk- samkeit angelegt („la révolution fera le tour du monde“) und hat auf die gesamte Kulturwelt ihren Einflufs ausgeübt. 2. Die litterarische Bewegung. a) Allgemeiner Charakter. Je mehr in Gesellschaft, Staat § 47. und Kirche ein rücksichtsloser Despotismus zur Geltung kam, desto stärker begann unter den führenden Geistern der Völker der Widerspruch dagegen lebendig zu werden. Der Geist freier Forschung, jenes große Ergebnis der deutschen Reformation, war, seitdem er in Deutschland keine Stätte mehr fand, nach Holland