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1. Theil 3 - S. 203

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Leipzig. 203 8. Die Schlacht bei Leipzig, 7. Sept. 1631. Gustav Adolph hatte nun, weil ihm Johann Georg den Durchzug durch Sachsen nicht erlauben wollte, einen Umweg durch die Altmark machen müssen. Bei der Gelegenheit machte er sich die Freude, die durch Wallenstein vertriebenen Herzöge von Mecklenburg wieder einzusetzen. Wie dankbar blickten die Mecklenburger zu ihm hinauf! Er führte die Herzöge selbst nach ihrer Residenz Güstrow zurück, wo sie unter dem Jauchzen des Volkes ihren Einzug hielten, und als auf dem Markte mehrere Fässer Wein dem Volke überlassen wurden, befahl er, daß jede Mutter, die einen Säugling hätte, diesen herzutragen und ihm von dem Wein zu trinken geben sollte, damit noch die Kindeskinder dieses -Einzuges der vertriebenen Fürsten gedenken möchten. Als er nach Tangermünde an der Elbe kam, stellte man ihm die dort gemachten kaiserlichen Gefangenen vor. Sie fielen vor ihm auf die Kniee nieder, falteten die Hände und baten um Gnade. Gustav-sah sie streng an und sprach: „Steht auf! so muß man keinen Menschen verehren; ich bin nicht Gott. Werft euch vor dem höchsten Wesen nieder und dankt ihm, daß ich euch das Leben schenke. Ihr habt euch hier im Lande als Räuber aufgeführt. Wenn ihr die Stärkeren wäret, habt ihr meinen Schweden kein Quartier gegeben; ihr habt sie grausamer behandelt, als es die Türken gethan haben würden. Ihr hättet alle den Tod verdient; aber ich begnadige euch. Geht, lebt und dankt Gott sür meine Milde!" Tilly konnte sich in dem ausgeplünderten Niedersachsen nicht mehr halten. Dagegen warf er sein Auge auf das Kurfürstenthum Sachsen, welches bis jetzt am wenigsten gelitten hatte, und verlangte vom Kurfürsten, daß er seine Soldaten zu ihm stoßen ließe und die verlangten Lieferungen hergäbe. Johann Georg machte Umstände. Da schickte Tilly gleich seine Vortruppen ins Land, die damit anfingen, einige Städte auszuplündern. Und das war nur das Vorspiel; denn nun rückte Tilly mit dem eigentlichen Heerhaufen erst auf Leipzig los, beschoß es mit Bomben und nahm es ein. Der Kurfürst wußte sich vor Augst und Schrecken nicht zu lassen. Wie bereute er jetzt, nicht das Bündniß mit den Schweden angenommen zu haben! „Vielleicht ist es noch Zeit," Welches Jammergeschrei mag ausgestoßen, welche Schmerzen gefühlt worden sein, von denen die Geschichte nichts weiß! Alles wurde durch den ungeheuern Brand wie mit einem Schleier bedeckt.

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1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 137

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 137 — Jahre des Krieges für Sachsen. Zwar war Sachsen schon sehr schwer heimgesucht worden durch die Plünderungen Tillys und Wallensteins, sowie durch Holks und Gallas' Raubzüge; aber dennoch bildeten diese doch nur das" Vorspiel zu den weit schlimmeren Greueln, welche nun folgten. Die Schweden, die bisher als Sachsens Freunde und Retter gestritten hatten, schwuren, furchtbare Rache zu nehmen an dem treulosen und verräterischen Kurfürsten, um deswillen ihr König den Opfertod bei Lützen erlitten hatte. Als Johann Georg dem schwedischen General Baner androhte, ihn aus Halberstadt und Magdeburg zu vertreiben, da antwortete dieser trotzig, er wolle jeden, der dies wage, tüchtig auf die Finger klopfen. Da rief der Kurfürst: „Was, Ihr wollt mich auf die Finger klopfen? Die Schweden sollen machen, daß sie aus Deutschland hinauskommen, sonst will ich ihnen Beine machen!" Baner erwiderte schlagfertig: „Anders lautete die Sprache, als Tilly vor Leipzig stand. Dies ist der Dank dafür, daß wir unser Blut und unseren König auf den sächsischen Feldern geopfert haben." So waren die Schweden auf einmal die schlimmsten Feinde der Sachsen geworden. Ihre zuchtlosen Söldnerheere, welche aus dem Auswurf aller Länder zusammengewürfelt waren, hausten nach der Schlacht bei Wittstock im Jahre 1636, in welcher der Kurfürst fogar sein ganzes Gepäck und Silbergeschirr im Stiche lassen mußte, mit schrecklicher Wut in dem wehrlosen Lande, schlimmer fast noch als Tillys und Holks rohe Horden. Die Stadt Wurzen erlebte im Jahre 1637 ihre schreckliche Kreuz- und Marterwoche. Eine wilde Rotte von schwedischen Reitern wütete zuerst schlimmer als entsprungene Raubtiere. Es gab keine Marter, die diese teuflischen Menschen nicht geübt hätten, um das sorgsam verborgene Geld und Hab und Gut zu erpressen. Das Maß der gepeinigten Bewohner war damit noch nicht voll. Flehentlich baten die geängstigten Bewohner, sie doch wenigstens nach Leipzig abziehen zu lassen. Kaum aber waren die armen Flüchtlinge bis an das nahe Muldenufer gelangt, fo kamen die Schweden nachgeritten, hieben mit ihren Säbeln auf die wehrlosen Menschen ein und trieben sie in ihre Häuser zurück. Vor ihrem Abzüge zündeten dann die Feinde die ausgeraubte Stadt noch an vielen Orten an und verwandelten sie so in einen gewaltigen Trümmerhaufen. Hunderte von Menschen kamen in den Flammen um, Hunderte endeten unter den Streichen der verwilderten Schweden. Nur die Domkirche, sowie die Schule samt vier anderen Gebäuden entgingen der Feuersbrunst. Von den 5500 Bewohnern der gewerbreichen Stadt waren kaum noch 500 übrig geblieben. Ein Teil hatte sich nach Leipzig gerettet und kehrte allmählich zurück, als die Schweden die wüste Stätte verlassen hatten. Nachdem auch Leisnig gebrandschatzt und eingeäschert war, zog Baner vor Pirna, das jetzt sein schweres Pirnaisches Elend er-

2. Geschichte des Dreißigjährigen Krieges - S. 175

1902 - Leipzig : Freytag
Erster Teil. Zweites Buch. 175 hier aus seinen Antrag an den Kurfürsten in noch drin-genderm und drohenderm Tone erneuern. Johann Georg, durch den Eintritt des Tilly in seine Staaten zur Verzweiflung gebracht, warf sich nicht ohne großes Widerstreben dem König von Schweden in die Arme. ^Gustav Adolf stellte sich kalt, um die Gesinnung Johann Georgs auf die Probe zu stellen. er aber dessen Gesinnungsänderung merkte, schloß er das Bündnis.^ Gleich nach geschlossener Allianz ging der König über gilly die Elbe und vereinigte sich schon am folgenden Tage mit £eip= den Sachsen. Anstatt diese Vereinigung zu hindern, war 5ig.] Tilly gegen Leipzig vorgerückt, welches er aufforderte, kaiserliche Besatzung einzunehmen. In Hoffnung eines schleunigen Entsatzes machte der Kommandant, Hans von der Psorta, Anstalt, sich zu verteidigen, und ließ zu dem Ende die Hallische Vorstadt in die Asche legen. Aber der schlechte Zustand der Festungswerke machte den Widerstand vergeblich und schon am zweiten Tage wurden die Tore geöffnet. Im Hause eines Totengräbers,* dem einzigen, welches in der Hallischen Vorstadt stehen geblieben war, hatte Tilly sein Quartier genommen; hier unterzeichnete er die Kapitulation und hier wurde auch der Angriff des Königs von Schweden beschlossen. Beim Anblick der abgemalten Schädel und Gebeine, mit denen der Besitzer sein Haus geschmückt hatte, entfärbte sich Tilly. Leipzig erfuhr eine über alle Erwartung gnädige Behandlung. [Im Kriegsrate zu Torgau* beschloß auch Gustav Adolf mit seinen Verbündeten den Angriff auf Tilly.] Die vereinigte schwedisch-sächsische Armee setzte über die Mulda; der Kurfürst von Brandenburg reiste wieder in sein Land. Frühmorgens am 1.- September 1631 bekamen die 6^re'i= feindlichen Armeen einander zu Gesichte. Tilly, ent- tenfeld. schloffen, die herbeieilenden Hilfstruppen zu erwarten, i63i.]

3. Theil 8 - S. 105

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
io5 fcu, eine Schlacht zu wagen, weil gar zu viel auf dem Spiele stand, indem bey einer etwani, gen Niederlage, nach seinem eigenen Ausdrucke, die beiden Kurhüte (Sachsen und Brandenburg) gewaltig zu wackeln, wo nicht gar zu springen beginnen würden. Aber Johann Georg wollte lieber sein Schicksal schnell entschieden sehen, als in langer Ungewißheit zittern. So marschirren dann die vereinigten Heere auf Leipzig zu. Fast im Angesichte der Kaiserlichen gingen sie über die Lob er, und stellten sich bey den Dörfern Podelwitz und Seehausen in Schlachtord, nung. Tilly zog seine Reihen längs den Dörfern Breitenfeld, Lindenthal, Groß- und Klein - Wiederitsch hin. Ihn unterstützte der trefliche Feldmarschall Pappenheim. Gustav verlangte, daß die sächsische Armee, die vom Kur- fürsten selbst und von dem zu ihm übergetretenen Feidmarschall von Arnim angeführt ward, auf der linken Seite ganz -für sich agiren sollte, denn er fürchtete, daß sie nicht Stand halten, und dann vielleicht seine eigenen Truppen mit ver- wirren möchte. Um Mittag (17. Sept.) ließ Tilly durch drey Kanonenschüsse das Zeichen zum Angriff ge, den. Gleich der erste schwedische Kanonenschuß kostete einem kaiserlichen Obersten das Leben. Nach einer zweistündigen Kanonade wurde die Reiterey handgemein, und Tilly warf sich mit

4. Geschichte des Dreißigjährigen Krieges - S. 181

1902 - Leipzig : Freytag
Erster Teil. Zweites Buch. 181 denen sie begleitet waren. Von diesem Tage an gewann Tilly seine Heiterkeit nicht wieder und das Glück kehrte nicht mehr zu ihm zurück. Selbst seinen letzten Trost, die Rache, entzog ihm das ausdrückliche Verbot seines Herrn, kein entscheidendes Treffen mehr zu wagen. — Tilly entfloh eilig von Halle nach Halberstadt, wo er sich kaum Zeit nahm, die Heilung von seinen Wunden abzuwarten, und gegen die Weser eilte, sich mit den kaiserlichen Besatzungen in Niedersachsen zu verstärken. Der Kurfürst von Sachsen hatte nicht gesäumt, so-gleich nach überstandener Gefahr im Lager des Königs zu erscheinen.* Der König dankte ihm, daß er zur Schlacht Gusiav geraten hätte, und Johann Georg, überrascht von diesem Adolfs.) gütigen Empfang, versprach ihm in der ersten Freude — die römische Königskrone. Gleich den folgenden Tag rückte Gustav gegen Merseburg, nachdem er es dem Kurfürsten überlassen hatte, Leipzig wiederzuerobern. 5000 Kaiserliche, welche sich wieder zusammengezogen hatten und ihm unterwegs in die Hände fielen, wurden teils niedergehauen, teils gefangen und die meisten von diesen traten in seinen Dienst. Merseburg ergab sich sogleich; bald darauf wurde Halle erobert, wo sich der Kursürst von Sachsen nach der Einnahme von Leipzig bei dem Könige einfand, um über den künftigen Operationsplan das weitere zu beratschlagen. Erfochten war der Sieg, aber nur eine weise Ve- Man nutzung konnte ihn entscheidend machen. Die kaiserliche ^ Armee war aufgerieben, Sachsen sah keinen Feind mehr ^ung und der flüchtige Tilly hatte sich nach Braunschweig ge- des zogen. Ihn bis dahin zu verfolgen, hätte den Krieg in Kne-Niedersachsen erneuert, welches von den Drangsalen des 0e~^ vorhergehenden Krieges kaum erstanden war. Es wurde also beschlossen, den Krieg in die feindlichen Lande zu wälzen, welche, unverteidigt und offen bis nach Wien, den Sieger einluden. Man konnte zur Rechten in die Länder der katholischen Fürsten fallen, man konnte zur Linken in

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 197

1906 - Langensalza : Gressler
197 Gustav Adolf hatte, weil ihm Johann Georg den Durchzug durch Sachsen nicht erlauben wollte, einen Umweg durch die Altmark machen müssen. Bei der Gelegenheit machte er sich die Freude, die durch Wallenstein vertriebenen Herzöge von Mecklenburg wieder einzusetzen. Wie dankbar blickten die Mecklenburger -u ihm auf! Er führte die Herzöge selbst nach ihrer Residenz zurück, wo sie unter Janchzen des Volkes ihren Einzug hielten. Als er nach Tangermünde an der Elbe kam. stellte man ihm die dort gemachten kaiserlichen Gefangenen vor. Sie fielen vor ihm auf die Kniee nieder, falteten die Hände und baten um Gnade. Gustav sah sie streng an und sprach: „Steht auf. fo muß man keinen Menschen verehren! Werft euch vor dem höchsten Wesen nieder und dankt ihm, daß ich euch das Leben schenke. Ihr habt euch hier im Lande als Räuber aufgeführt. Wenn ihr die Stärkeren wäret, habt ihr meinen Schweden keinen Pardon gegeben; ihr habt sie grausamer behandelt, als es die Türken getan haben würden. Ihr hättet alle den Tod verdient: aber ich begnadige euch. Geht, lebt und dankt Gott für meine Milde!" Tilly konnte sich in dem ausgeplünderten Niedersachsen nicht mehr halten. Dagegen warf er fein Auge auf das Kurfürstentum Sachsen, welches bis jetzt am wenigsten gelitten hatte, und verlangte vom Kurfürsten, daß er seine Soldaten zu ihm stoßen ließe und die verlangten Lieferungen hergebe. Johann Georg machte Umstände. Ta schickte Tilly gleich seine Vortruppen ins Land, die damit anfingen, einige Städte auszuplündern. Und das war nur das Vorspiel; denn nun rückte Tilly mit dem eigentlichen Heer-haufeu erst auf Leipzig los, beschoß es mit Bomben und nahm es nimm bcn Kolb und trag ihn vor miv her!" Ich griff schnell zu und begleitete sie überall, wohin sie gingen. Sie stiegen in mehrere Keller und beraubten Männer und Frauen obne Erbarmen. Als wir aus dem einen Keller mieber heraufstiegen, sahen mir mit Entsetzen, daß das Feuer schon das Haus ergriffen hatte. Wir brangen mitten durch bic Flammen und machten uns gejchroinb bavon. Wahrscheinlich sinb alle die, welche noch im Hause waren, barin umgekommen. Seit bcm Tage habe ich meinen Bater und meine Mutter nie iniebergesehen!"

6. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 175

1889 - Leipzig : Hirschfeld
Johann Georg i. 175 drfe nicht freier Lauf gelassen werden. Daher suhr der Kaiser fort, sein Restitutionsedikt besonders im sdlichen Deutschland durchzufhren. Jetzt fhlte sich auch Johann Georg, welcher in seinen Landen vom 25. bis 27. Juni 1630 die erste Skularfeier der bergabe der Augs-burger Konfession hatte begehen lassen, verpflichtet, durch ernstere Ma-regeln sich der Sache seiner Religionsverwandten anzunehmen. Auf den 10. Februar 1631 rief er die protestantischen Stnde zu einer Beratung nach Leipzig zusammen, wo einmtig der Beschlu gefat ward, dem Kaiser noch einmal nachdrckliche Vorstellungen zu machen, um ihn zur Zurcknahme des Edikts zu bewegen. Sollten diese aber fruchtlos bleiben, dann wolle man eine ansehnliche Armee aufbringen, um des Reiches Gerechtsame und des evangelischen Glaubens Frei-heit mannhaft zu verteidigen. Jeder Angriff auf die katholische Partei wurde dabei abgelehnt, vielmehr sprach man noch die tiefste Ergeben-heit gegen den Kaiser aus. Inzwischen war, gerade am ersten Tage des eben gedachten protestantischen Jubelfestes, der König Gustav Adolph von Schwe-den mit 14,000 Mann in Deutschland gelandet, um den bedrngten Evangelischen den Sieg erringen zu helfen. Doch gerade die Hupter des protestantischen Deutschlands, die Kurfrsten von Brandenburg und Sachsen, weigerten sich, mit den Schweden sich zu vereinigen. Johann Georg insbesondere, welcher immer noch aus eine gtliche Beilegung der religisen Streitigkeiten hoffte und dabei in seiner Reichs- und Kaisertreue eine Abneigung gegen Fremde und deren Eindrngung in deutsche Angelegenheiten hegte, erklrte sich sogar be-reit, zwischen dem Kaiser und den Schweden eine friedliche Vermit-telung herbeizufhren. Doch als der grausame kaiserliche Feldmar-schall Graf Tscherklas von Tilly nach der blutigen Zerstrung Magdeburgs am 20. (jul. 10.) Mai 1631 nach Leipzig vordrang, da sah endlich Kursrst Johann Georg ein, da von den katholischen Gegnern auf gtlichem Wege nichts zu hoffen sei, und er verband sich, nachdem ihm auf einem Landtage zu Dresden die ntigen Mittel zur Ausrstung seines Heeres bewilligt worden waren, durch den zu Coswig am 11. (julianisch 1.) September 1631 abgeschlossenen Vertrag mit den Schweden, so da sich bereits am 14. September beide Heere zu Dben bei Leipzig vereinigten. Da Tilly unterdessen die letztere Stadt erobert hatte, so drang Johann Georg darauf, die Kaiserlichen anzugreifen, ehe dieselben weitere Verstrkungen herbeiziehen konnten. Es kam am 17. (7.) September 1631 zu der denkwrdigen Schlacht bei Breitenfeld, in welcher der glnzendste Sieg der den in die Flucht geschlagenen

7. Geschichte der Reformation - S. 206

1834 - Leipzig : Dürr
206 Gustav Adolp h. Schweden den Durchzug durch sein Land, da er sich vor dem Kaiser fürchtete, sich auch durch kaiserlichgesinnte Mi- nister mißtrauisch gegen Gustav machen ließ; doch räumte er ihm endlich die Festung Spandau ein. Eben solche Bedenklichkeiten hegte auch derkurfürst von Sachsen, Johann Georg!. Die Protestanten in Obersachftn beschlossen in Leipzig, sich durch ein Heer von <10,000 Mann vor beiden Parteien zu verwahren, was aber der Kaiser mißbil- ligte, unter dem Vorgcben, daß es gegen die Reichsgcsetze wäre. Uebcr Sachsens Zögern ging das unglückliche Mag- deburg zu Grunde. Diese Stadt weigerte sich des Kaisers Sohn zum Erzbischoffe anzunehmen und verlangte dafür den Sohn Johann Georgs. Darüber siel es in die Rcichsacht. Tilly belagerte es; die Besatzung war schwach, die Stadt auf eine Belagerung nicht vorbereitet, und die Bürger wa- ren auch zu wenig muthvoll und thätig. Gustav rückte zwar näher, aber doch behutsam, da die protestantischen Stande gar nichts für die Belagerten thaten. Tilly wagte nun einen Sturm, da die Bürger eben am sichersten waren und aus- ruhcn wollten. Es weckte sie das Krachen des mörderischen Geschützes und die schrecklichen Töne der Sturmglocken, sie eilten schlaftrunken dem wilden Feinde entgegen, der aber schon einige Thorc inne hatte. Die schwach besetzten Wälle wurden bestürmt, der wackere Befehlshaber der Stadt stürzte zuerst; nach fünf Stunden war die Stadt am 10. Mai ibüi. erobert*) und erfuhr nun alle Greuel eines erstürmten Ortes. Die unbarmherzigen Soldaten hieben Greise, Kinder, Schwan- gere, kurz alles darnieder und manches Weib starb unter den Händen wilder Wollüstlinge. Mehrere junge Frauenzimmer stürzten sich in die Elbe, um Mißhandlungen zu entgehen; auch in den Kirchen war keine Rettung. Man füllte Un- glücklichen den Mund mit Pulver und zersprengte ihnen dann *) Daher feierte man am 10. Mai 1831 wehmutbsvoll, doch aber auch mit Dank für die Wiederherstellung und den jetzigen Wohlstand der Stadt das zweihundertjahrige Andenken an jene Schreckenszeir in rührenden kirchlichen Andachtsüduiigeu.

8. Mit einem Stahlstich - S. 503

1837 - Stuttgart : Belser
Gustav Adolf und Wallenstein. 505 Titly rückte vor Leipzig. Zuerst gab der Kommandant Feuer von den Wällen; den 5. Sept. aber erfolgte, im Andenken an Magdeburgs Schicksal, die Ucbergabe. Leip- zig wurde schonend behandelt und seiner alten Rechte ver- sichert. Doch sichte jetzt der Churfürst durch seinen Feld- marschall Arnim um jeden Preis die Hülfe der Schweden an. Gustav wies den Marschall zum erstenmal ab, ge- währte aber bald nachher, als er sah, daß Johann Georg mürb geworden sey, ein förmliches Bündniß. In Wit- tenberg kamen der König und die Churfürsten von Sach- sen und Brandenburg zusammen, und bei Düben an der Mulde vereinigten sich auch die Heere. Im Kricgsrathe drang Johann Georg mit Feuereifer auf eine Schlacht, während Gustav erst unter der Bemerkung, daß zwei Chur-Hüte auf dem Spiel stehen, nachgab. Man ordnete sich auf dem Felde bei Leipzig: die Schweden hatten 15,000 Mann zu Fuß, 8000 zu Pferd; die Zahl der Sachsen belief sich auf 15,000. Tilly wollte lieber noch nicht schlagen: Pappeuheim aber ließ sich auf eigne Faust mit 2000 Reitern, die ihm Tilly zum Recognosciren ge- geben hatte, in ein Gefecht ein, und zwang so den Ober, feldherrn, wenn er nicht jene trefflichen Kürassiere anf- vpfcrn wollte, den Kampf anzunchmen. Doch che wir die folgenreiche Schlacht vom 7. Sept. 1631 erzählen, wird es passend seyn, Etwas über das Kriegswesen jener Zeit zu bemerken. Die kaiserliche Reiterei bestand damals aus Küras- sieren, welche, von Kopf zu Fuß ritterartig bepanzert, ein langes, breites Schwert an reichem Wehrgehenk und in den Holstern 2 Pistolen führten von 2 Fuß Länge mit Kugeln von 20 aufs Pfund; ferner aus Karabinieren oder Schützen zu Pferd, mit eisernem Helme und Halb- küraß, der die Brust bedeckte, sammt Degen, 2 Pistolen und einer Büchse von 5 Fuß langem Lauf, die Kugeln von einem Loth an Gewichte schoß; sodann aus Drago- nern, welche vor dem Feind abstiegen, und Helm, Schwert und Muskete hatten; endlich aus Kroaten mit Karabi-

9. Heimatkunde von Leipzig - S. 148

1891 - Leipzig : Weber
148 Systematische Heimatkunde. Erbauer des Rathauses und der Pleißenburg. Die Verteidigung der Stadt wurde in jener Zeit noch durch die Bürger unter Führung des Stadthauptmannes ausgeführt. Die Waffen bewahrte man in dem Zeughaus, welches an der Wesffeite der Universitätsstraße, zwischen Kupfer- und Gewandgäßchen stand, auf. Das Schloß hatte eine besondere Verteidigung, die in den Händen des Schloßhauptmannes und der kurfürstlichen Besatzung lag. Nach der Einführung der Reformation blüht Leipzig schnell auf. Die Messen werden immer mehr von fremden Händlern und Käufern besucht. Auch der Verkauf deutscher Bücher, der bisher hauptsächlich auf den Messen in Frankfurt am Main stattfand, wendete sich mehr und mehr nach Leipzig. Um das Jahr 1600 hatte die Stadt etwa 18 000 Einwohner. Der größte Teil kam auf die innere Stadt. Die landwirtschaftlichen Höfe waren nach und nach verschwunden, an ihrer Stelle hatte man höhere Gebäude errichtet. In ihnen fand die zahlreicher gewordene Einwohner- schaft Wohnungen, hier waren Werkstätten für die Handwerker und Lagerräume für die Waren der Kaufleute. Die Zu- und Abfuhr der Waren geschah noch immer auf den Landstraßen. Zur Beförderung von Briefen stellte der Rat einen Botenmeister und dreißig Boten an. Kurz vor dem Dreißigjährigen Kriege richtete der Kurfürst Postanftalten für das ganze Land ein und gab der obersten sächsischen Postbehörde ihren Sitz in Leipzig. Einen Rückgang in der Entwicklung unserer Stadt hatte der Dreißigjährige Krieg zur Folge. Der Handel war gelähmt: denn die Straßen, welche nach Leipzig führten, waren oft mit Kriegsleuten besetzt, wodurch sich die Kaufleute beunruhigt fühlten. Die Stadt wurde mit hohen Kriegssteuern belastet, auch fanden mehrere Belagerungen und Beschießungen derselben statt. Bei der ersten Belagerung, die durch Tilly 1631 geschah, wurden die Vor- städte zerstört. Nachdem die Stadt Tilly übergeben worden war, zog er im September von Leipzig aus nördlich nach Breitenfeld, wo er mit Gustav Adolf und dessen Verbündeten, Kurfürst Johann Georg, zusammentraf und nach einer schweren Schlacht geschlagen wurde (siehe S. 69). 1632 wurde die Stadt abermals,

10. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 386

1865 - Zwickau : Zückler
lassen. Anders ging es freilich den Böhmen, deren neugewählter Kö- nig, Friedrich V. von der Pfalz, den Thron nicht zu behaupten ver- mochte. Die Böhmen wurden völlig unterdrückt und gegen das Ver- sprechen, welches Ferdinand dem Kurfürsten von Sachsen gegeben hatte, das evangelische Bekenntniß mit Blutströmen ausgetilgt. Zwar dauerte es noch einige Jahre, ehe die Gräuel des Krieges über unser Vater- land hereinbrachen; denn dieselben kamen nach der Unterjochung Böh- mens über das nördliche Deutschland. Allein bald empfand Johann Georg die nachtheiligen Folgen seines Bundes mit dem Kaiser. Immer deutlicher trat dieser mit dem Plane hervor, den Protestantismus in Deutschland ganz zu unterdrücken, und seine Feldherrn wütheten mit unerhörter Willkür und Grausamkeit. Da erschien 1630 den deutschen Protestanten der Heldenkönig Gustav Adolph von Schweden als Retter und säuberte ihre Länder von den kaiserlichen Truppen. Gern hätte derselbe auch Magdeburg gerettet; allein diese Stadt wurde von dem ligistischen General Tilly erstürmt und in einen Trümmerhaufen verwandelt (den 10. Mai 1631). Immer gebieterischer wurde die Sprache des Kaisers, u. Tilly wollte nun den Krieg auch nach Sachsen spielen. Dies nöthigte den Kurfürsten von Sachsen, den König von Schweden zu Hilfe zu rufen. Dieser kam, obgleich Johann Georg früher ein Bündniß mit ihm abgelehnt hatte, und wagte am 7. September 1631 die Schlacht bei Breitenfeld in der Rühe von Leipzig und befreite durch dieselbe nicht nur unser Vaterland von seinen Quälern, sondern rettete auch die Selbstständigkeit der evangelischen Kirche in Deutschland. Johann Georg nahm nun an dem siegreichen Kampfe des Schwedenkönigs gegen den Kaiser Antheil, indem er Böhmen er- oberte. Allein bald mußte er sich wieder von da zurückziehen. Ja, als die kaiserlichen Heere 1632 wiederum plündernd, mordend, sengend und brennend in Sachsen einbrachen, mußte er wieder die Hilfe Gustav's in Anspruch nehmen. Derselbe kehrte von seinem Zuge in's südliche Deutschland nach Sachsen zurück. Am 6. November 1632 kam es zur Schlacht bei Lützen. Das- schwedische Heer siegte; aber sein Sieg ward mit dem Tode seines Heldenkönigs erkauft. So war Sachsen wieder aus drohender Gefahr gerettet! — Später war das Glück den Schweden nicht mehr, wie früher, günstig. Johann Georg meinte da- her, sich nur dadurch helfen zu können, daß er mit Österreich den Frie- den zu Prag 1635 schloß. In demselben trennte er sich nicht nur von den Schweden, sondern versprach auch, gegen dieselben zu kämpfen. Der Kaiser überließ ihin aber nun den völligen Besitz der Lausitzen. Das arme Sochsenland mußte diesen Abfall von Schweden schwer büßen; denn schlimmer noch, als vorher die Kaiserlichen, wütheten nun zehn Jahre lang in demselben die aufgebrachten Schweden. Erst der Waffen- still stand zu Kötzschenbroda bei Dresden 1645 milderte diese Qualen in Sachsen; dann machte denselben der westfälische Frie-

11. Theil 2 - S. 350

1827 - Leipzig : Fleischer
350 Geißeln geben, wenn er mir nur recht geschwind helfen will." Den König rührte die Verlegenheit des schwächen Mannes; er ließ alle jene Bedingungen fallen, und antwortete dem Gesand- ten: „das Mißtrauen, das man in mich setzte, als ich Mag- deburg zu Hülfe kommen wollte, hat das meinige erweckt; das jetzige Vertrauen des Kurfürsten verdient, daß ich es crwicdre. Ich bin zufrieden, wenn er meinem Heere einen monatlichen Sold gieb^, und hoffe, ihn auch für diese Auögabe schadlos zu halten." — Nun ging es schnell auf Tilly los. Dieser hatte eben Leipzig eingenommen, als Gustav Adolph und Johann Georg anrückten. Am frühen Morgen des 7ten September bekamen sich beide Heere zu Gesichte. Es stand eine Schlacht bevor, welche das Schicksal Deutschlands entscheiden sollte. Die bei- den größten Feldherren ihrer Zeit, beide noch unbesiegt, waren im Begriff, sich mit einander zu messen. Tilly, in den Waffen ergraut, reich an Kriegserfahrung, schien mit Recht auf den Sieg rechnen zu können; aber er war an diesem Tage unent- schlossen, wie sonst nie; der Geist Magdeburgs schien, um Rache schreiend, über seinem Haupte zu schweben. Bald wollte er den Feind auf seinen verschanzten Anhöhen erwarten, bald ihm in das Blachfeld, welches nördlich von Leipzig sich weit hin- zieht, cntgegengehn; Pappenheim bewog ihn endlich, das Letz- tere zu thun. Nach einem zweistündigen Kanonenfeuer brach Tilly mit einer raschen Wendung auf die Sachsen los. Sie standen, unter des Kurfürsten eigener Anführung, auf dem linken Flü- gel der Schweden. Ihrem Muche mißtrauend, hatte sie Gu- stav von den Seinigcn getrennt aufgestellt. Die Meisten wa- ren neuangeworbene Truppen. Schon bei Tilly's erstem An- griff lösten sich ihre Glieder auf; Verwirrung ergriff ihr ganzes Heer, und in der wilden Flucht rissen sie den Kurfürsten mit sich fort, der erst nach mehreren Stunden, in Eilcnburg, wie- der Halt machte, um sich durch einen Trunk Biers zu starken. Schnell sandte Tilly Eilboten nach Wien und München ab, den eben erfochtenen Sieg zu verkünden. Aber die Schweden standen noch uncrschüttert. Gustav

12. Theil 3 - S. 207

1867 - Breslau : Max
Schlacht bei Leipzig. 207 Einzug hielten, und als auf dem Markte mehrere Fässer Wein dem Volke überlassen wurden, befahl er, daß jede Mutter, die einen Säugling hätte, diesen herzutragen und ihm von dem Wein zu trinken geben sollte, damit noch die Kindeskinder dieses Ein- zuges der vertriebenen Fürsten gedenken möchten. Als er nach Tangermünde an der Elbe kam, stellte man ihm die dort gemach- ten kaiserlichen Gefangenen vor. Sie fielen vor ihm auf die Kniee nieder, falteten die Hände und baten um Gnade. Gustav sah sie streng an und sprach: „Steht auf! so muß man keinen Menschen verehren; ich bin nicht Gott. Werft euch vor dem höchsten Wesen nieder und dankt ihm, daß ich euch das Leben schenke. Ihr habt euch hier im Lande als Räuber aufgeführt. Wenn ihr die Stärkeren wäret, habt ihr meinen Schweden kein Quartier gegeben; ihr habt sie grausamer behandelt, als es die Türken gethan haben würden. Ihr hättet Alle den Tod ver- dient; aber ich begnadige euch. Geht, lebt und dankt Gott für meine Milde!" Tilly konnte sich in dem ausgeplünderten Niedersachsen nicht mehr halten. Dagegen warf er sein Auge auf das Kurfürsten- thum Sachsen, welches bis jetzt am wenigsten gelitten hatte, und verlangte vom Kurfürsten, daß er seine Soldaten zu ihm stoßen ließe und die verlangten Lieferungen hergäbe. Johann Georg machte Umstände. Da schickte Tilly gleich seine Vortruppen ins Land, die damit anfingen, einige Städte auszuplündern. Und das war nur das Vorspiel; denn nun rückte Tilly mit dem eigent- lichen Heerhaufen erst auf Leipzig los, beschoß es mit Bomben und nahm es ein. Der Kurfürst wußte sich vor Angst und Schrecken nicht zu lassen. Wie bereute er jetzt, nicht das Bünd- niß mit den Schweden angenommen zu haben! „Vielleicht ist es noch Zeit," dachte er. Geschwind schickte er einen Gesandten an Gustav Adolph, und ließ ihn flehentlich bitten, ihm doch eilends zu Hülfe zu kommen. Gustav war damals in Brandenburg. Er freute sich heimlich über die Verlegenheit des unklugen Kurfürsten und antwortete ganz kalt: „Es thut mir leid, daß der Kurfürst sich in Noth befindet; aber er ist selbst schuld, und hätte er mir geglaubt, so würde er nicht in der Verlegenheit sein und Magde- burg noch stehen. Jetzt sucht er mich nur, weil ihn die Noth zwingt."— Da der Gesandte fortfuhr zu bitten, so rief er end- lich: „Gut! ich verlange, daß mir der Kurfürst Wittenberg ein- räume, daß er seinen ältesten Sohn als Geißel schicke, daß er

13. Theil 3 - S. 178

1827 - Breslau : Max
178 habt euch hier im Lande als Räuber aufgeführt. Wenn ihr die Stärkern wäret, habt ihr meinen Schweden kein Quartier ge- geben; ihr habt sie grausamer behandelt, als es die Türken ge- than haben würden. Ihr hattet Alle den Tod verdient; aber ich begnadige euch. Geht, lebt, und dankt Gott für meine Milde!" Tilly konnte sich in dem ausgeplünderten Niedersachsen nicht langer halten. Dagegen warf er sein Auge auf das Kur- fürstcnthum Sachsen, welches bis jetzt am wenigsten gelitten hatte, und verlangte vom Kurfürsten, daß er seine Soldaten zu ihm stoßen ließe, und die verlangten Lieferungen Hergabe. Johann Georg machte Umstande. Da schickte Tilly gleich seine Vortruppen ins Land, die damit ansingen, einige Städte aus- zuplündern. Und das war nur das Vorspiel; denn nun rückte Tilly mit dem eigentlichen Heerhaufen erst auf Leipzig los, be- schoß es mit Bomben, und nahm es ein. Der Kurfürst wußte sich vor Angst und Schrecken nicht zu lassen. Wie bereitete er jetzt, nicht das Bündniß mit den Schweden angenommen zu haben! ,,Vielleicht ist es noch Zeit," dachte er. Geschwind schickte er einen Gesandten an Gustav Adolph, und ließ ihn flehentlich bitten, ihm doch eilends zu Hülfe zu kommen. Gu- stav war damals in Brandenburg. Er freute sich heimlich über die Verlegenheit des unklugen Kurfürsten, und antwortete ganz kalt: ,,Es thut mir leid, daß der Kurfürst sich in Noth befin- det; aber er ist selbst schuld, und, hatte er mir geglaubt, so würde er nicht in der Verlegenheit seyn, und Magdeburg noch stehn. Jetzt sucht er mich nur, weil ihn die Noth zwingt." — Da der Gesandte fortfuhr zu bitten, so rief er endlich: ,,Gut! ich verlange, daß mir der Kurfürst Wittenberg einraumt, daß er seinen ältesten Sohn als Geisel schickt, daß er meinen Soldaten eine dreimonatliche Löhnung giebt, und alle seine schlechten Rathgeber mir ausliefert. Will er das nicht, so mag er sehen, wie er fertig wird." Als Johann Georg dies hörte, rief er ungeduldig: „Mein Gott! nicht nur Wittenberg, sondern ganz Sachsen soll ihm offen stehn; ich will mich und meine ganze Familie ihm zu Geiseln geben. Kehrt geschwind zu ihm zurück, und sagt ihm, er solle mit mir gewiß zufrieden seyn!" — Gustav war gerührt über die Angst des schwachen Mannes, und großmüthig genug, alle jene Bedingungen fallen

14. Bd. 2, Abth. 1 - S. 286

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
286 Teutschland. seines Bruders Johann Georg I. Nicht allem verwüsteten Theurung und die Kipper und Wipper, welche Die Münzsorten dergestalt verfälschten, daß an manchen Orten ioo Thlr. Münze kaum 5 Thlr. Sil- der hielten, das Land, sondern es kam noch ein schreck- licher Krieg dazu, in dessen Gefolge Pest, Hungers- nokh und alles mögliche Elend giengen. Schon r 618 trugen die misvergnügten Böhmen ihm die Krone an, die er aber nicht nur selbst, theils aus Vorlrebe für Oesterreich, theils weil er sich bewußt war, dem mächtigen Ferdinand nicht widerstehen zu können, ausschlug, sondern von deren Annahme er auch den unglücklichen Friedrich von der Pfalz' abzuhalten sichte. Ja die Schmeicheleien der österreichischen Parthey, und die Privatfeindschafc seines Beichtva- ters, des D. Hoe, wider die Reformirten überhaupt, und den pfälzischen Hosprediger insbesondre, brachten ihn endlich dahin, daß er gänzlich ans kaiserliche Sei- te trat. Indessen bestand diese Freundschaft nicht lange: die böhmischen Unruhen war-en kaum beendigt, als Ferdinands Restitutionsedikt den protestantischen Fürsten eben nicht die beste Aussicht eröffnete, und jeden, der etwas dabey zu verlieren hatte, mit Furcht erfüllte. Nun berief Johann Georg die protestanti- schen Stände nach Leipzig, wo er ein Bündniß zu errichten suchte, welches sowohl der Macht des Kai- sers, als des Königs von Schweden, der eben da- mals in Teutschland eingerückt war, das Gleichge- wicht halten sollte. Nachdem aber der kaiserliche Ge- neral Tilly Magdeburg Zerstört hatte, und mit 40000 Mann gegen Sachsen im Anmarsche war, blieb auch dem Kurfürsten kein ander Mittel übrig, als sich dem so gefurchteren Gustav Adolph irr die Ar- me zrr werfen. In der Nahe von Leipzig bey dem Dorfe Breitenfeld siel 1631 das erste Treffen vor, in welchem Tilly gänzlich geschlagen ward. Leider ist

15. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 78

1910 - Halle a.S. : Schroedel
78 Meisters Dr. Hahn Quartier. Da haben ihn die Hallischen Bürger in nächster Nähe gesehen und sich bemüht, durch demütiges Grüßen sein Wohlwollen zu erringen, freilich umsonst; denn Tilly sah finster vor sich hin und dankte niemandem. 4. In der größten Spannung wartete man nun der Dinge, die da kommen würden. Man war auf den Einmarsch der Tillyschen Armee und die Plünderung der Stadt gefaßt; aber merkwürdig, die Truppen näherten sich nicht. Als es endlich in dem Lager lebendig ward, geschah es nur, um sich breit auszudehnen bis nach Ammendorf und Merseburg hin. Die Stadt sollte also geschont werden auf kosten des Landes. Die Bauern schrien unter den Mißhandlungen und Gewalttaten der Pan- duren Ach und Weh; indes die Bürger sollten auch nicht zu kurz kommen. Nachdem die Unholde draußen alles gewissenhaft abgegrast halten, kamen sie in Massen durch das Hamstertor in die Stadt herein und trieben da ihr Handwerk in derselben Weise. Tilly schien's in Halle auch zu gefallen. Tag auf Tag verging, ohne daß er Miene machte zum Aufbruch nach Leipzig, wo König Gustav Adolf sich mit dem sächsischen Kurfürsten Johann Georg, der dem Kaiser den Absagebrief geschrieben, vereinigt hatte. Zehn volle Tage ließ er seine Horden mit den Bürgern auf pandurisch reden und sie zur Verzweiflung treiben, da endlich — es war am frühen Morgen des 2. September — wurden die Schläfer durch Trompetentöne aufgeweckt. In geschlossenen Zügen kam die ganze Tillysche Armee zum Tore herein, aber nur zum Durchmarsch durch die Stadt, und nahm die Richtung auf Leipzig. Man wünschte ihnen viel Glück auf den Weg und meinte damit das Straf- gericht Gottes über den Würger von Magdeburg.------------------ 5. Nun war es still geworden auf den Straßen und Gassen der Stadt. Alle Arbeit ruhte; denn alles war erfüllt und dahingenommen von der Erwartung eines großen, weltgeschichtlichen Ereignisses, des Ning- kampfs zwischen dem sieggekrönten Schwedenkönig und dem kaiserlichen Generalissimus, den bisher niemand hatte überwinden können. In den Trinkstuben steckte man die Köpfe zusammen, an den Röhrbrunnen sam- melten sich Weiber und Mädchen, als nach etlichen Tagen, am 6. Sep- tember, ein fahrender Händler die Mär brachte, Tilly habe die Stadt Leipzig ohne einige Mühe genommen. Immer schwüler ward die Luft, immer schwerer das Atemholen. 6. Am Abend des folgenden Tages schritten drei Männer lustwandelnd zum Galgtor hinaus, zwei aus dem Rat und ein Weißgerbermeister. Die Sonne war schon hinter der Heide hinabgetaucht, und am Himmel stand nur noch ein Streifen Abendrot. Es hatte einen schönen Tag gegeben, und der Abend lud zum Lustwandeln ein. Wenn man nur bessere Stim- mung hätte finden können. Noch wußte man nicht, was draußen ge-

16. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 79

1912 - Halle a.S. : Schroedel
79 Meisters Dr. Hahn Quartier. Da haben ihn die Hallischen Bürger in nächster Nähe gesehen und sich bemüht, durch demütiges Grüßen sein Wohlwollen zu erringen, freilich umsonst; denn Tilly sah finster vor sich hin und dankte niemandem. 4. In der größten Spannung wartete man nun der Dinge, die da kommen würden. Man war auf den Einmarsch der Tillyschen Armee und die Plünderung der Stadt gefaßt; aber merkwürdig, die Truppen näherten sich nicht. Als es endlich in dem Lager lebendig ward, geschah es nur, um sich breit auszudehnen bis nach Ammendorf und Merseburg hin. Die Stadt sollte also geschont werden auf Losten des Landes. Die Bauern schrien unter den Mißhandlungen und Gewalttaten der Pan- duren Ach und Weh; indes die Bürger sollten auch nicht zu kurz kommen. Nachdem die Unholde draußen alles gewissenhaft abgegrast hatten, kamen sie in Massen durch das Hamstertor in die Stadt herein und trieben da ihr Handwerk in derselben Weise. Tilly schien's in Halle auch zu gefallen. Tag auf Tag verging, ohne daß er Miene machte zum Aufbruch nach Leipzig, wo König Gustav Adolf sich mit dem sächsischen Kurfürsten Johann Georg, der dem Kaiser den Absagebrief geschrieben, vereinigt hatte. Zehn volle Tage ließ er seine Horden mit den Bürgern auf pandurisch reden und sie zur Verzweiflung treiben, da endlich — es war am frühen Morgen des 2. September — wurden die Schläfer durch Trompetentöne aufgeweckt. In geschlossenen Zügen kam die ganze Tillysche Armee zum Tore herein, aber nur zum Durchmarsch durch die Stadt, und nahm die Richtung auf Leipzig. Man wünschte ihnen viel Glück auf den Weg und meinte damit das Straf- gericht Gottes über den Würger von Magdeburg. —--------------- 5. Nun war es still geworden auf den Straßen und Gassen der Stadt. Alle Arbeit ruhte; denn alles war erfüllt und dahingenommen von der Erwartung eines großen, weltgeschichtlichen Ereignisses, des Ning- kampfs zwischen dem sieggekrönten Schwedenkönig und dem kaiserlichen Generalissimus, den bisher niemand hatte überwinden können. In den Trinkstuben steckte man die Köpfe zusammen, an den Röhrbrunnen sam- melten sich Weiber und Mädchen, als nach etlichen Tagen, am 6. Sep- tember, ein fahrender Händler die Mär brachte, Tilly habe die Stadt Leipzig ohne einige Mühe genommen. Immer schwüler ward die Luft, immer schwerer das Atemholen. 6. Am Abend des folgenden Tages schritten drei Männer lustwandelnd zum Galgtor hinaus, zwei aus dem Rat und ein Weißgerbermeister. Die Sonne war schon hinter der Heide hinabgetaucht, und am Himmel stand nur noch ein Streifen Abendrot. Es hatte einen schönen Tag gegeben, und der Abend lud zum Lustwandeln ein. Wenn man nur bessere Stim- mung hätte finden können. Noch wußte man nicht, was draußen ge-

17. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 110

1880 - Halle : Anton
110 Acht erklärt und von Tilly und Pappenheim mit starkem Heer belagert. Heldemnüthig vertheidigten sich die tapfern Bürger, sie hofften auf Gustav Adolf, der Hilfe versprochen hatte. Aber ehe die Schweden kommen konnten, unternahm Tilly auf Pappenheims Drängen noch einen Hauptsturm. Zuvor hatte er einen Theil seines Geschützes wegführen und das Lager abbrechen lassen. Frohlockend sahen dies die Belagerten; sie meinten, die Schweden seien in der Nähe und Tilly bereite sich zum Abzug. Sorglos überließen sie sich der langentbehrten Ruhe; um so schrecklicher war ihr Erwachen. In früher Morgenstunde erstiegen die Kaiserlichen die schlecht bewachten Wälle und erstürmten die Stadt. Umsonst warfen sich ihnen die aus dem Schlafe aufgeschreckten Bewohner todesmuthig entgegen; sie mußten der Uebermacht weichen. Plündernd und mordend durchzogen nun Pappenheims und Tillys Schaaren die Straßen. Was ihnen begegnete, wurde niedergemetzelt; selbst Greise, Frauen und Säuglinge verschonten sie nicht; die letzteren wurden mit langen Spießen durchstochen, dann an denselben zappelnd und schreiend in den Gassen umhergetragen und zuletzt in die Flammen geschleudert. Am Ende zündeten die entmenschten Sieger die unglückliche Stadt an; in 12 Stunden war sie ein Schutt- unv Aschenhaufen; die Domkirche, ein Kloster und einige Fischerhütten an der Elbe, — das war alles, was übrig blieb, und von 35000 Menschen waren 30000 durch Feuer und Schwert umgekommen. — Einige Tage später hielt Tilly seinen Einzug in die zerstörte Stadt und feierte im Dome ein Siegesfest. „Seit Troja's und Jerusalems Zerstörung ist kein solcher Sieg erfochten worden," schrieb er an den Kaiser. 2. Nach der Zerstörung Magdeburgs wendete sich Tilly nach Kursachsen. Er wollte den Kurfürst Johann Georg, der sich in der letzten Zeit vom Kaiser getrennt hatte, zwingen, sich wieder an denselben anzuschließen. Zu dem Zwecke wurden die Städte geplündert und viele Dörfer verbrannt. Jetzt wandte sich Johann Georg hilfeflehend an Gustav Adolf und bat, er möge sich mit ihm verbinden. Der Schwedenkönig, der früheren Weigerung des Kurfürsten eingedenk, forderte, derselbe möge ihm zuvor die Festung Wittenberg einräumen und seinen Sohn als Geisel stellen. In seiner Herzensangst rief Johann Georg aus: „Nicht nur Wittenberg, sondern ganz Sachsen soll er zum Unterpfand haben, und nicht nur meinen Sohn, sondern meine ganze Familie, ja mich selbst will ich ihm als Geisel geben." Gustav Adolf kam und vereinigte sein Heer mit dem sächsischen. Bei Breitenfeld — ein Dorf bei Leipzig — stieß er mit den Kaiserlichen zusammen. Hier wurde der bis jetzt in 36 Schlachten unbesiegte Tilly im September 1631 geschlagen. Tilly selbst gerieth dabei in große Lebensgefahr. Ein schwedischer Rittmeister, der lange Fritz genannt, holte ihn auf der Flucht ein und hieb mit seinem Pistol so lange auf ihn los, bis ihn eine feindliche Kugel zu Boden streckte. — Aus der Siegesstätte kniend, rief Gustav Adolf mit emporgehobenen Händen: „Dank dir, o Gott, Dank dir für diesen Sieg!" Jmfrühling des folgenden Jahres 1632 brach er in

18. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. 52

1902 - Leipzig : Barth
52 ----- und dem Hause Österreich bis zum dreißigjährigen Kriege. Als aber im Anfange dieses Krieges unser Kurfürst dem Kaiser Ferdinand Ii. gegen die rebellierenden Böhmen half und dem Kaiser noch außerdem bares Geld vorschießen mußte, da gab der Schuldner seinem Gläubiger im Jahre 1623 die Lausitzen unterpsändlich statt der berechneten 72 Tonnen Goldes, und späterhin, im Prager Frieden 1635, überließ er sie bleibend und erblich an Sachsen. Doch während der langen Regierungszeit Johann Georgs und in den Drangsalen des Krieges sind natürlich im Innern des Vaterlandes manche Veränderungen vorgegangen, die ihr gern kennen lernen möchtet. Wir wollen jetzt noch der bemerkenswertesten kürzlich gedenken. Am Hofe des Kurfürsten sah es jetzt ganz anders aus, als einst am Hofe eines Markgrafen. Da gab's außer dem Kanzler, Hofmarschall und mehreren Geheimräten weit über hundert höhere und niedere Beamte und Diener, die alle zur Umgebung des Landesherrn gehörten. Im Jahre 1614 zog Johann Georg einst nach Naumburg mit einem Gefolge von ungefähr 100 Dienern, 700 Pferden und 23 Trageseln. — Das Kriegsheer war immer noch kein stehendes, sondern ward nur auf kurze Frist angeworben und dann entlassen. Es kostete in dieser Zeit unerschwingliche Summen, da ein Gemeiner wöchentlich 14 Gr., ein Offizier von 10 bis 50 Thlr. erhalten mußte. Auch kamen im dreißigjährigen Kriege bei den sogenannten Defensionen: die ersten Monturen in Sachsen auf, ein „Röcklein, gelbe Hofen, gelbe Strümpfe und weißer Hut mit gelber Schleife". Die Steuern vermehrten sich natürlich in den Kriegsjahren bis ins unendliche. So entstand damals (1645) auch die nach den vier Jahreszeiten zu entrichtende Quatembersteuer*) und viele andere mit ihr. Da nun der Feind unaufhörlich auch Steuern erhob, Raub und Plünderung verübte, so war's kein Wunder, daß an manchen Orten die Einwohner lieber auswanderten, als sich von fremden und von Landessoldaten so schrecklich plagen ließen. — Das Münzwesen war jetzt erbärmlich herabgekommen. Alles gute Geld verschwand sogleich, und elendes, fast ohne allen Silbergehalt wurde dafür eingeführt. Ein Edelmann, der einst 1500 Gulden solch schlechtes Geld verwechselte, bekam dafür nichts weiter, als einen silbernen Löffel und ein Fischkeßlein. In Leipzig gab man oft achteckige Messingbleche mit dem Ratssiegel gestempelt, ja sogar Lederstückchen als Münze aus. Daher stiegen auch die Preise der Lebensmittel unglaublich: ein Scheffel Korn kostete 20 bis 50 Gulden, ein Faß Bier 50 Gulden, 1 Pfund Fleisch 7 bis 12 Gr. — Wie sehr Wildbret und selbst reißende Tiere damals überhand genommen hatten, *) Der Name ist von quatuor tempora hergenommen.

19. Bd. 4 - S. 161

1786 - Dresden Leipzig : Hilscher
Johann George I. 161 zugestanden war. Die Schweden blieben auch nach dem geschloffenen Frieden noch auf zwei Jahr in der Gegend von Leipzig, und giengen nicht eher aus Sachsen, als bis ih- nen die bewilligten fünf Millionen bezahlt wurden, wozu der Kurfürst von Sachsen al- leine 246/864 Gulden beitragen muste. Dies war der Ausgang des so verderblichen dreißig- jährigen Krieges, wobei viele deutsche Ge- genden, Sachsen aber am meisten, gelitten hatten. Die Früchte dieses Friedens genoß Kur- fürst Johann George der Erste noch sechs Jahre, in welcher er durch wohlthatige An- stalten dem gedrückten Lande, soviel stchs nur immer thun lies, wieder aufzuhelfen suchte. Er reiste selber im Lande herum, um zu er- fahren, wo seine Hülse am nöthigsten sey. Er machte verschiedene Verbesserungen in Rücksicht der Kammergüter, und erwies sich gegen Nothleidende fürstlich wohlthatig. Er legte auch für die aus Böhmen vertriebenen Lutheraner an der böhmischen Grenze eine Stadt an, welche nach seinem Namen Jo- hanngeorgenstadc genannt wurde. Im L

20. Für die dritte Bildungsstufe - S. 502

1855 - Hamburg : Kittler
502 kürzlich ganz Italien und Deutschland in Schrecken gesetzt hatte. Tilly selbst dankte seine Rettung nur dem Ungefähr. Obgleich von vielen Wunden ermattet, wollte er sich einem schwedischen Rittmeister, der ihn einholte, nicht gefangen geben, und schon war dieser im Begriff, ihn zu tödten, als ein Pistolenschuß ihn noch zur rechtenzeit zu Boden streckte. Aber schrecklicher als Todesgefahr und Wunden war ihm der Schmerz, seinen Ruhm zu überleben, und an einem einzigen Tage die Arbeit eines ganzen Lebens zu verlieren. Nichts waren jetzt alle seine vergangenen Siege, da ihm der einzige entging, der jenen allen erst die Krone aufsetzen sollte. Nichts blieb ihm übrig von seinen glanzenden Kriegsthaten, als die Flüche der Menschheit, von denen sie begleitet waren. Von diesem Tage an gewann Tilly seine Heiterkeit nicht wieder, und das Glück kehrte nicht mehr zu ihm zurück. Selbst seinen letzten Trost, die Rache, entzog ihm das ausdrückliche Verbot seines Herrn, kein entscheidendes Treffen mehr zu wagen. — Drei Fehler sind es vorzüglich, denen das Unglück die- ses Tages beigemessen wird: daß er sein Geschütz hinter die Armee aus die Hügel pflanzte; und daß er den Feind ungehindert sichln Schlachtordnung stellen ließ. Aber wie bald waren diese Fehler, ohne die kaltblütige Besonnenheit, ohne das über- legene Genie seines Gegners verbessert! Tilly entfloh eilig von Halle nach Halber- stadt , wo er sich kaum Zeit nahm, die Heilung von seinen Wunden abzuwarten, und gegen die Weser eilte, sich mit den kaiserlichen Besatzungen in Niedersachsen zu verstärken. Der Kurfürst von Sachsen hatte nicht gesäumt sogleich nach überftandener Gefahr im Lager des Königs zu erscheinen. Der König dankte ihm, daß er zur Schlacht gerathen hätte, und Johann Georg, überrascht von diesem gütigen Em- pfang, versprach ihm in der ersten Freude — die römische Königskrone. Gleich den folgenden Tag rückte Gustav gegen Merseburg, nachdem er es dem Kurfürsten über- lassenhatte, Leipzig wieder zu erobern. Fünftausend Kaiserliche, welche sich wieder zusammengezogen hatten und ihm unterwegs in die Hände fielen, wurden theils niedergehauen, theils gefangen, und die meisten von diesen traten in seinen Dienst. Merseburg ergab sich sogleich; bald darauf wurde Halle erobert, wo sich der Kur- fürst von Sachsen nach der Einnahme von Leipzig bei dem Könige einfand, um über den künftigen Operationsplan das Weitere zu berathschlagen. Erfochten war der Sieg, aber nur eine weise Benutzung konnte ihn entschei- dend machen. Die kaiserliche Armee war aufgerieben, Sachsen sah keinen Feind mehr, und der flüchtige Tilly hatte sich nach Braunschweig gezogen. Ihn bis dahin zu verfolgen, hätte den Krieg in Niedersachsen erneuert, welches von den Drang- salen des vorhergehenden Kriegs kaum erstanden war. Es wurde daher beschlossen, den Krieg in die feindlichen Lande zu wälzen, welche unvertheidigt und offen bis nach Wien den Sieger einluden. Man konnte zur Rechten in die Länder der ka- tholischen Fürsten fallen, man konnte zur Linken in die kaiserlichen Erbstaaten drin- gen, und den Kaiser selbst in seiner Residenz zittern machen. Beides wurde erwählt, und jetzt war die Frage, wie die Rollen vertheilt werden sollten. Gustav Adolf au der Spitze einer siegenden Armee, hatte von Leipzig bis Prag, Wien und Preßburg wenig Widerstand gefunden. Böhmen, Mähren, Oesterreich, Ungarn waren von Vertheidigern entblößt, die unterdrückten Protestanten dieser Länder nach einer Ver- änderung lüstern; der Kaiser selbst nicht mehr sicher in seiner Burg; in dem Schrecken des ersten Ueberfalls hätte Wien seine Thore geöffnet. Mit den Staaten, die er dem Feinde entzog, vertrockneten diesem auch die Quellen, aus denen der Krieg bestritten werden sollte, und bereitwillig hätte sich Ferdinand zu einem Frieden ver- standen , der einen furchtbaren Feind aus dem Herzen seiner Staaten entfernte. Einem Eroberer hätte dieser kühne Kriegsplan geschmeichelt, und vielleicht auch ein glücklicher Erfolg ihn gerechtfertigt. Gustav Adolf, eben so vorsichtig als kühn,