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1. Theil 3 - S. 344

1880 - Stuttgart : Heitz
344 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. härter verfuhr der östreichische General Lascy, der seine Soldaten ungescheut rauben ließ, was sie wollten. Die Wildheit der Obstreicher ging so weit, daß sie die königlichen Kutschen zerschlugen und selbst Hospitäler, Kirchen und Gräber beraubten. Nicht besser verfuhren die Sachsen mit dem Schlosse in Charlottenburg, wo sie Spiegel, Porzellan, Tapeten, Bildsäulen und Gemälde muth-willig zerstörten. Aber plötzlich hieß es: „Friedrich kommt! — Wie ein Gewitter rauschte er aus Schlesien herbei, und hurtig verließen die Feinde seine Residenz. Auf dieser Flucht begingen sie noch empörende Gräuel, wie sie nicht ärger von den Wallen-steinern verübt worden waren. Sobald der König die nichtswürdigen Rotten verjagt hatte, wandte er sich nach Sachsen, wohin sich der lauernde Daun auch schon wieder gezogen hatte und das er durchaus behaupten wollte. In der Absicht bezog er auf den Anhöhen bei Torgau am linken Elbufer ein festes Lager. Aber so spät es auch schon im Jahre war, so war doch Friedrich entschlossen, ihm das Land nicht so ruhig zu lassen. Am 3. November Nachmittags griff Friedrich die Oestreicher von der einen Seite an, während Zielen von der andern Seite gegen sie anrückte. Als der König aus dem Walde kam, der vor dem Feinde lag, empfing ihn ein so fürchterliches Feuer aus 200 auf einem Punkte stehenden Kanonen, daß die ältesten Offiziere so etwas nie gehört zu haben versicherten und ganze Rotten weggerafft wurden. Binnen wenigen Augenblicken lagen 5500 der besten preußischen Grenadiere todt oder verwundet da, und so oft auch neue Regimenter vorgeführt wurden, so hatten sie doch kein besseres Schicksal. Darüber brach die Nacht ein; erschöpft blieben die Preußen stehen, wo sie gerade standen; Friedrich selbst war verwundet (nur sein Sammtrock und sein Pelz hatten seine Brust geschützt), und die Schlacht schien verloren. Daun schickte Couriere mit der Siegesnachricht nach Wien, und von blasenden Postillons eingeholt, verkündigten sie dem jubelnden Volke den Sieg von Torgau. Aber zu früh! Das Kriegsglück änderte sich plötzlich. Zieten war nach hartem Kampfe so glücklich gewesen, die Anhöhen auf der andern Seite zu ersteigen und sich darauf zu behaupten, ohne daß Friedrich etwas davon wußte. Daun hielt es für mißlich, am fogenden Tage einen neuen Angriff abzuwarten, und zog während der Nacht in größter Stille über die Elbe. Eine schreckliche Nacht! Preußen und Oestreicher irrten durcheinander im Walde umher, ohne sich zu ihren Abtheilungen

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1. Abth. 1 - S. 314

1818 - Elberfeld : Büschler
3i4 Vii. Ztr. vom westph. Fried, bis jetzt. 16^6-1817. daß <r menschlich dachte und eine Plünderung verhütete; doch wurden einige königliche Luftschlös- ser umher von den Sachsen verwüstet und viele Denkmähler der Kunst zerstört. Acht Tage lang dauerte die Besetzung der Stadt und beträchtliche Geldsummen mußten gezahlt werden; dann ver- scheuchte der Ruf von dem Anzüge des Königs schnell die Gegner nach Sachsen und über die Oder. Die Schlacht bei Torgau. 3. No- vember. — Friedrich kam nicht allein seiner Hauptstadt, sondern vorzüglich des sächsischen Lan- des wegen. Während er in Schlesien beschäftigt war, hatte die Neichsarmee sich in Sachsen ein- gefunden, und da sie wenig Widerstand fand, sich des ganzen Landes bemächtigt; nun kam Daun mit seinem Heere dazu und legte sich in ein sehr festes Lager bei Torgau. Wollte der König das für ihn so wichtige Land nicht verloren geben, und zum erstenmahl das Winterlager auf seinem eigenen Boden nehmen, so mußte Sachsen noch vor dem Winter von Neuem erobert werden. Es blleb ihm keine Wahl; wie schon am Schluffe meh- rerer Jahre, mußte er noch einmahl einen großen Verlust gegen großen Gewinn zu setzen wagen. Diesesmahl schien sein Verderben unvermeidlich, wenn da< gefährliche Sviel mißlang ; er selbst scheint sich in diesem Falle auf seinen Tod gefaßt geniacht zu haben; und er war sehr nahe daran, die Schlacht zu verlieren. Der Angriff auf die starkverschanzten Weinberge von Torgau sollte am 3. November von zwei Seiten, durch zwei ver- schiedene Heeresabtherlungen, geschehen; der König wollte die eine, Zierhen sollte die andere im Rücken des Feindes gegen die Slvtitzer Höhen führen. Ein Wald verbarg des Königs Anrücken; aber ferne Züge verwickelten sich in demselben und hiel- ten sich a«f; und als er nun mit den Ersten her- auskam, hörte er schon ein starkes Feuern von Ziethens Seite und glaubte diesen <m vollen Kampfe.

2. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 207

1822 - Elberfeld : Büschler
I 207 Das Jahr 176 0. er lieft die Stadt nicht plündern,'so daß sic, mit Zahlung beträchtlicher Geldsummen, erträglich davon kam; nutz nach 8 Tagen schon erscholl die Nachricht, der König rücke heran, welches einzige Wort die Feinde eiligst aus der Stadt verscheuchte. Die Schlacht bei Torgau. 3. Nov.— Damit war dieser Feldzug indeß noch nicht vollendet, so spät cs auch schon im Jahre war. Der Feldmarschall Daun hatte die Absicht, seine Winterquartiere in Sachsen zu nehmen und dem Könige keinen Platz mehr in diesem Lande zu ver- statten; er hatte ein sehr festes Lager bei Torgau bezo- gen. Wollte Friedrich nicht zum erstenmahle den Winter auf seinem eignen Boden zubringen und dadurch das Ge- ständniß ablegen, daß seine Besiegung nun nahe sey, so mußte er noch eine große Schlacht wagen, und, es koste was es wolle, sich in Sachsen behaupten. Aber cs war ein sehr unsicheres Wagestück, denn die Oestreicher verstan- den es besser, als irgend ein anderes Heer, feste Stellun- gen zu nehmen; sie hatten die Weinberge bei Tvrgau auf das Furchtbarste verschanzt. Der König theilte sein Heer in zwei Theile; mit dem einen wollte er selbst von vorn die Weinberge stürmen, mit dem andern sollte der tapfere Ziethen im Rücken der Oestreicher die Siptitzcr Hö- hen angreifen. Aber in dem Walde, der vor der östreich- schen Stellung lag,' verwirrten sich einige Kolonnen der Preußen und-der Angriff geschah nicht ganz zu gleicher Zeit, wie der König bestimmt'hatte. Auchziethen kam, we- gen mancherlei Hindernisse, später an Ort und Stelle an, und nun wurden die einzelnen Angriffe der Preußen, trotz ihrer verzweifelten Tapferkeit, durch das entsetzliche Feuer ans 200 Kanonen, alle zurückgeschlagen. Ganze Reihert lagen neben einander hingestreckt, und die preußischen Ka- noniere konnten nicht einmahl znm Laden ihrer Stücke kom- men, sondern Geschütz und Pferde und Menschen wurden in Einem Augenblick niedergeschmettert. Den König selbst traf ein Streifschuß an der Brust, ohne ihn jedoch beson- ders zu verletzen. Ueber dem blutigen Gefechte brach die Nacht herein. Einzelne Haufen fochten sogar noch in der Dunkelheit und es ging so verworren durcheinander, daß um die, in der kalten Herbstnacht hier und da in der Tor- gauer Haide angezündeten Feuer, Oestreicher und Preu- ßen, Gesunde und Verwundete, sich sammelten und fried- lich neben einander wärmten, mit der Abrede, daß am Morgen diejenige Partbei sich zu Gefangenen ergeben soll-' te, deren Heer die Schlacht verloren habe; denn welche das sey, schien noch gar nicht ausgemacht. König Fried-

3. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 181

1837 - Elberfeld : Büschler
Das Jahr 1760* 181 Stadt nicht plündern, so daß sie, mit Zahlung beträchtlicher Geld- summen, erträglich davon kam; und nach 8 Tagen schon erscholl die Nachricht, der König rücke heran, welches einzige Wort die Feinde eiligsllaus der Stadt verscheuchte. Die Schlacht bei Torgau. 3. Nov.— Damit war dieser Feldzug indeß noch nicht vollendet, so spat es auch schon im Jahre war. Der Feldmarschall Daun hatte die Absicht, seine Winterquar- tiere in Sachsen zu nehmen und dem Könige keinen Platz mehr in diesem Lande zu verstatten; er hatte ein sehr festes Lager bei Tor- gau bezogen. Wollte Friedrich nicht zum erstenmale den Winter auf seinem eigenen Boden zubringen und dadurch das Geständnis; ablegen, daß. seine Besiegung nun nahe sey, so mußte er noch eine große Schlacht wagen, und, es koste was es wolle, sich in Sachsen behaupten. Aber es war ein sehr unsicheres Wagestück, denn die Oestreicher verstanden es besser, als irgend ein anderes Heer, feste Stellungen zu nehmen; sie hatten die Weinberge bei Torgau auf das Furchtbarste verschanzt. Der König theilte sein Heer in zwei Theile; mit dem einen wollte er selbst von vorn die Weinberge stür- men, mit dem andern sollte der tapfere Ziethen im Rücken der Oestreicher die Siptitzer Höhen angreifen. Aber in dem Walde, der vor der Oestreichischen Stellung lag, verwirrten sich einige Ko- lonnen der Preußen und der Angriff geschah nicht ganz zu gleicher Zeit, wie der König bestimmt hatte. Auch Ziethen kam, wegen man- cherlei Hindernisse, später an Ort und Stelle an, und nun wurden die einzelnen Angriffe der Preußen, trotz ihrer verzweifelten Tapfer- keit, durch das entsetzliche Feuer aus 200 Kanonen, alle zurückge- schlagen. Ganze Reihen lagen neben einander hingestreckt, und die preußischen Kanoniere konnten nicht einmal zum Laden ihrer Stücke kommen, sondern Geschütz und Pferde und Menschen wurden in Einem Augenblick niedergeschmettert. Den König selbst traf ein Streifschuß an der Brust, ohne ihn jedoch besonders zu verletzen. Ueber dem blutigen Gefechte brach die Nacht herein. Einzelne Hau-" fen fochten sogar noch in der Dunkelheit und es ging so verworren durcheinander, daß um die, in der kalten Herbstnacht hier und da in der Torgauer Haide angezündeten Feuer Oestreicher und Preußen, Gesunde und Verwundete, sich sammelten und friedlich neben einan- der wärmten, will der Abrede, daß am Morgen diejenige Parthei sich zu Gefangenen ergeben sollte, deren Heer die Schlacht verloren habe; denn welche das sey, schien noch gar nicht ausgemacht. König Friedrich wußte es auch noch nicht; sorgenvoll saß er auf den Stu- fen des Altares in der Kirche des Dorfes Elsnich, und schrieb Be- fehle. Der Kern seines Fußvolks lag auf dem Schlachtfelde; wenn der Kampfs am andern Morgen wieder anfangen mußte, so war der Ausgang für ihn sehr bedenklich. Aber sein treuer General Ziethen hatte in diesem Augenblick schon die Schlacht für ihn gewonnen. Bis 10 Uhr Abends focht er, in Gemeinschaft mit dem General Saldern, auf das Tapferste um die Siptitzer Höhen und eroberte sie wirklich; dadurch war die Schlachtordnung der Oestreicher durch-

4. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 177

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Schlacht bei Torgau. 1760. fjy summen, erträglich davon kam; und nach 8 Tagen schon erscholl die Nachricht, der König rückt heran: welches einzige Wort die Feinde eiligst aus der Stadt verscheuchte. Die Schlacht bei Torgau. 3. Nov. — Damit war dieser Feldzug indeß noch nicht vollendet, so spät es auch schon im Jahre war. Der Feldmarschall Daun hatte die Absicht, seine Winterquartiere in Sachsen zu nehmen und dem Könige keinen Platz mehr in diesem Lande zu verstatten; er hatte ein sehr festes Lager bei Torgau bezogen. Wollte Friedrich nicht zum erstenmale den Winter auf seinem eigenen Boden zubringen und dadurch das Geständniß ablegen, daß seine Besiegung nun nahe sei, so mußte er noch eine große Schlacht wagen, und es koste, was es wolle, sich in Sachsen behaupten. Aber es war ein sehr unsicheres Wagestück, denn die Oestreicher verstanden es besser, als irgend ein anderes Heer, feste Stellungen zu nehmen; sie hatten die Weinberge bei Torgau auf das furchtbarste verschanzt. Der König theilte sein Heer in zwei Theile; mit dem einen wollte er selbst von vorn die Weinberge stürmen, mit dem andern sollte der tapfere Ziethen im Rücken der Oestreicher die Süptitzer Höhen angreifen. Aber in dem Walde, der vor der östreichischen Stellung lag, verwirrten sich einige Kolonnen der Preußen und der Angriff geschah nicht ganz zu gleicher Zeit, wie der König bestimmt hatte. Auch Ziethen kam, wegen mancher Hindernisse, später an Ort und Stelle an, und nun wurden die einzelnen Angriffe der Preußen trotz ihrer verzweifelten Tapferkeit, durch das entsetzliche Feuer aus 200 Kanonen alle zurückzuschlagen. Ganze Reihen lagen neben einander hingestreckt und die preußischen Kanoniere konnten nicht einmal zum Laden ihrer Stücke kommen, sondern Geschütz und Pferde und Menschen wurden in einem Augenblicke niedergeschmettert. Den König selbst traf ein Streifschuß an der Brust, ohne ihn jedoch besonders zu verletzen. Ueber dem blutigen Gefechte brach die Nacht herein. Einzelne Haufen fochten sogar noch in der Dunkelheit und es ging so verworren durch einander, daß um die in der kalten Herbstnacht hier und da in der Torgauer Haide angezündeten Feuer Oestreicher und Preußen, Gesunde und Verwundete, sich sammelten und friedlich neben einander wärmten, mit der Abrede, daß am Morgen diejenige Partei sich Zu Gefangenen ergeben sollte, deren Heer die Schlacht verloren habe; denn welche das sei, schien noch gar nicht ausgemacht. König Friedrich wußte es auch noch nicht; sorgenvoll saß er aus den Stufen des Altares in der Kirche mniq fb $rie6 d«e. Der Kern des Fußvolks lag auf dem Schlachtfelde; wenn der Kampf am andern Morgen wieder anfangen mußte, so war der Ausgang für ihn sehr bedenklich. Aber sein treuer General Ziethen hatte in diesem Augenblick schon die Schlacht für ihn gewonnen. Bis 10 Uhr focht er, m Gemeinschaft mit dem General Saldern, auf das tapferste um die Schützer Höhen und eroberte sie wirklich; dadurch war die Schlachtordnung der Oestreicher durchbrochen und diese wollten daher am nächsten Morgen keine neue Schlacht wagen. Daun, der selbst verwundet war, befahl den Rückzug nach Dresden noch in derselben Nacht, und es geschah mit solcher Stille, daß die Preußen nichts merkten. Als der König in der ersten Dämmerung des Morgens hin-ansritt, fand er den Femd verschwunden und das Schlachtfeld in feiner Gewalt. Nun konnte er feinem Heere die wohlverdiente Wimerruhe gestatten und selbst fern Hauptquartier in Leipzig nehmen. 12

5. Theil 3 - S. 317

1839 - Leipzig : Fleischer
317 Schlacht bei Torgau, 3. November. — Ivahrendfriedrich in Schlesien ftand, hatten die Reichstruppen ganz Sachsen erobert; und nun zog sich auch Daun dahin, und lagerte sich auf den Anhöhen um Torgau, uns hier den Winter über zu bleiben. Aber es kam dem Könige alles darauf an, ihn daraus zu vertreiben, damit ihm nicht Sachsen ganz verloren ginge. Er war in einer ähnlichen Lage, wie vor der Schlacht bei Leuthen. Er bestimmte den Angriff aus den 3. November. Während er von vorn angreifen wollte, sollte Zielen von der andern Seite anrücken. Aber mehrere widrige Umstande mach- ten die Sache sehr mißlich. Als nämlich Friedrich mit den Grenadieren aus dem Walde, durch den er marschiren mußte, heraustrat, hörte er auf der andern Seite ein Kanonenfeuer. Es betraf nur einen Eroaten- angriff, aber er glaubte, Zielen sey schon im Handgemenge, und griff sogleich an, ohne die andern Truppen zu erwarten. Auch war es schon 2 Uhr Nachmittags, und der Tag nicht mehr lang. Die anrückenden Grenadiere wurden mit einem so fürchterlichen Feuer aus 400 Kano- nen empfangen, daß sie wie hingemäht reihenweise zu Boden stürzten. „Welche schreckliche Canonade!" rief Friedrich einem seiner Adjudanten zu; „haben Sie jemals dergleichen gehört?^ Binnen einer halben Stunde lagen 5ö00 Grenadiere todt oder verwundet auf dem Wahl- platze; der König selbst war, obgleich nur leicht, verwundet. Es rück- ten neue Colonnen heran; aber man focht mit wechselndem Glücke, und als die Nacht einbrach, hatten die Oestreicher alle Angriffe der Preußen zurückgeschlagen; und auch Zieten hatte nicht Vordringen können. Daun war vewundet, freute sich aber seines Sieges, und schickte Couriere mit der frohen Nachricht nach Wien ab. Es war eine schauerliche Nacht. Hülflos lagen Tausende von Verwundeten auf der kalten, feuchten Erde, und wimmerten nach Er- quickung, die ihnen Niemand zu reichen vermochte. In der torgauer Heide brannten unzählige Wachtfeuer. Die Verwirrung war zuletzt so groß gewesen, daß Oestreicher und Preußen durch einander standen, und selbst bei manchem Wachtfeuer Soldaten beider Heere friedlich bei einander saßen. Sie trafen das Abkommen, daß sie sich am Morgen dem ergeben wollten, der den Sieg behalten hätte. Friedrich selbst brachte die Nacht in den trübsten Gedanken zu. Die Schlacht schien verloren; sie zu erneuern, war mißlich, schien ihm aber doch nöthig. Er saß in der Kirche eines nahen Dorfes auf den Stufen des Altars, und schrieb beim schwachen Scheine einer Lampe Depeschen für seine Generale nieder. Sehnlichst wartete er auf den anbrechenden Tag, um zu hören, was aus Zieten geworden sey. Gegen Morgen trat Zieten in die Kirche, um dem König von dem erfochtenen Siege Rapport abzustatten. Friedrich schritt ihm, ohne ihn zu Worte kommen zu lassen, entgegen, und überhäufte ihn mit Vorwürfen, daß er zu spät

6. Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen - S. 263

1887 - Langensalza : Beyer
Friedrich d. Gr. als Kriegsheld. § 60. Die letzten Jahre des siebenj. Krieges rc. 263 von dem Schicksal Laudou's, so daß sein Eingreifen in die Schlacht den für Friedrich Ii. glücklichen Ausgang derselben nicht mehr hindern konnte. Als der Tag anbrach, war der Sieg bereits gewonnen. Derselbe war für Friedrich nach manchen Unfällen, die ihn in letzter Zeit getroffen, sehr wichtig; er erfüllte ihn und seine Truppen mit neuem Mut. c) Die Schlacht bei Torgau. Im Herbst des Jahres 1760 hatten sich die Österreicher unter Daun in Sachsen festgesetzt. Er stand in fester Stellung bei Torgau und machte Miene, in dem Lande zu überwintern. Dasselbe war aber für Friedrich von der größten Wichtigkeit; es hatte ihm jahraus, jahrein für diesen Krieg einen großen Teil der Lebensmittel, der Kriegskosten und Tausende Rekruten geliefert. Darum zog der König noch spät im Herbst 1760 nach diesem Lande und zwang am 3. November Daun zu der Schlacht-bei Torgau, der blutigsten des ganzen Krieges. Daun empfing die Preußen mit einem Kanonenfeuer, das noch nie feit Erfindung des Schießpulvers gehört worden war. 400 Kanonen donnerten hier auf engem Raum, und ihre Feuerschlünde sprühten unaufhörlich Tod und Verderben. Es war ein Bild der Hölle, die sich zu öffnen schien, ihren Raub zu empfangen. Die ältesten Krieger hatten nie solche Feuerscene gesehen; selbst der König brach wiederholt zu seinem Adjutanten in die Worte aus: „Welche schreckliche Kanonade! Haben Sie je eine ähnliche gehört?" Groß waren dementsprechend auch die Verluste der preußischen Armee. Die Nacht brach herein, und die Schlacht schien für Friedrich verloren; aber Ziethen, der den zweiten Teil der Armee befehligte, griff noch am Abend den linken Flügel des Feindes an und erstürmte die Höhen von Süptitz, wodurch der Sieg für die Preußen entschieden wurde. Der König hatte sich nach dem in der Nähe des Schlachtfeldes belegenen Dorfe Elsning begeben. Hier verbrachte er die Nacht in der Dorfkirche, da alle Häuser von Verwundeten überfüllt waren. Nachdem er sich seine eigene schmerzhafte Wunde, eiuen Streifschuß auf der Brust, hatte verbinden lassen, schrieb er seine Befehle für den folgenden Tag, wobei ihm die unteren Stufen des Altars als Sitz, die oberen als Tisch dienten. Er dachte an eine Erneuerung der Schlacht, da ihm Zietheu's Sieg noch nicht bekannt war. Wie war der König aber erstaunt, als er beim Anbruch des Tages das Schlachtfeld vom Feinde verlassen fand! Ein rührender Anblick war es, als der König seinen tapferen Ziethen, der ihm den Sieg meldete, vor allen Soldaten umarmte und ihm für den Sieg dankte. Friedrich konnte nun Sachsen wieder besetzen; nur Dresden mußte er noch dem Feinde lassen. tl) Wie es kam, daß Friedrich der Grosze unbesiegt aus dem siebenjährigen Kriege hervorging. In den ersten Tagen des Jahres 1762 starb Elisabeth, die Kaiserin von Rußland, und ihr Neffe Peter Iii. von Holstein wurde ihr Nachfolger. Dieser war aber ein begeisterter Bewunderer und Freund des großen Preußenkönigs, in dem er ein nachahmenswertes Vorbild sah. Er schloß sofort mit

7. Die Provinz Sachsen - S. 7

1898 - Magdeburg : Selbstverl.
7 Warum die sächsische Schweiz? — Die Elbe durchfließt das Königreich Sachsen in nordwestlicher Richtung. Bei Pirna tritt sie aus den Sandsteinfelsen heraus. Weiterhin kommt sie an Dresden und Meißen vorbei. Dresden ist die Hauptstadt des Königreichs Sachsen. Meiß'.en besitzt die älteste Porzellanfabrik in Deutschland. 4. Die Elbe im Reg.-Bez. Merseburg. Die Schwarze Elster. Die Höhen des sächsischen Berglandes begleiten die Elbe bis zu ihrem Eintritt in die Provinz Sachsen. Dieser Eintritt erfolgt oberhalb der Stadt Mühlberg. Bei Mühlberg wurde im Jahre 1547 der Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige von Karl V. geschlagen. Welchen Regierungs-Bezirk unserer Provinz durchfließt die Elbe zuerst? — Ihre Ufer sind von nun an meist flach, ja so niedrig gelegen, daß das Land durch starke Dämme vor Ueber- schwemmungen geschützt werden muß. Wodurch werden diese Ueberfchwem- mungen veranlaßt? Zu welcher Jahreszeit treten sie also gewöhnlich ein? — Nur an wenigen Stellen schieben sich Anhöhen, und auch dann nur ganz unbedeutende, an eines der beiden Flußufer heran. So ziehen die letzten Ausläufer des sächsischen Berglandes am linken Ufer bis Torgau entlang. Torgau treibt etwas Handel mit Holz und Getreide. 12000 Einwohner. Die Stadt besitzt ein Landgericht. Das ist ein höheres Gericht. Die niederen Gerichte heißen Amts- gerichte. Wer mit dem Urteilsspruche der Amtsgerichte nicht zufrieden ist, kann sich an ein Landgericht wenden. Dieses hat dann das von dem Amtsgerichte gefällte Urteil zu prüfen. Bei Torgau besiegte Friedrich Ii. mit seinem Husarengeneral Ziethen die Oesterreicher (3. November 1760). Friedrich Ii. regierte als König von Preußen von 1740 bis 1786. Mit Recht führt er den Beinamen „der Große". Groß war er als König und Regent seines Landes, indem er unablässig für die Wohlfahrt seines Volkes thätig war. Groß war er auch als Feldherr. Das hat er in den drei Kriegen gezeigt, die er mit Maria Theresia, der Kaiserin von Oesterreich, zu führen hatte. Da es sich bei diesen Kriegen um den Besitz Schlesiens handelte, so werden dieselben die schlesischen Kriege genannt. Der letzte derselben heißt auch der siebenjährige Krieg. Er dauerte nämlich 7 Jahre, von 1756—1763. In diesem Kriege kämpfte Friedrich der Große fast ganz allein, nur zeitweise von England unterstützt, gegen Oesterreicher. Russen und Franzosen. Viele Schlachten wurden in diesem Kriege geschlagen. Eine der blutigsten war die bei Torgau am 3. November 1760. Der österreichische Feldherr Daun hatte sich mit seinem Heere, das dem preußischen an Zahl überlegen war, auf den Anhöhen bei Torgau verschanzt. Friedrich beschloß, ihn hier anzugreifen. Er teilte sein Heer in zwei Teile. Mit der einen Hälfte wollte er selbst von vorn das österreichische Lager erstürmen, mit der andern Hälfte aber sollte der General Ziethen dem Feind in den Rücken

8. Theil 3 - S. 298

1827 - Breslau : Max
298 auch wirklich, bis dahin vorzudringen, und die unbefestigte Stadt einzunehmen. Zum Glück war der russische Befehlshaber, Ge- neral Tottleben, ein gutdenkender Mann, der die Stadt möglichst schonte. Desto härter verfuhr der östreichische General La sei-, der seine Soldaten ungescheut rauben ließ, was sie wollten. Die Wildheit der Oestreichcr ging so weit, daß sie die königlichen Kutschen zerschlugen, und selbst Hospitäler, Kir- chen und Gräber beraubten. Nicht besser verfuhren die Sachsen mit dem Schlosse in Charlottenburg, wo sie Spiegel, Porzellan, Tapeten, Bildsäulen und Gemälde muthwillig zerstörten. Aber plötzlich hieß es: „Friedrich kommt!" — Wie ein Gewitter rauschte er aus Schlesien herbei, und hurtig verließen die Feinde seine Residenz. Auf dieser Flucht begingen sie noch empörende Gräuel, wie sie nicht ärger von den Wallensteinern verübt wurden. Sobald der König die nichtswürdigen Rotten verjagt hatte, wandte er sich nach Sachsen, wohin sich der lauernde Daun auch schon wieder gezogen hatte, und was er durchaus behaup- ren wollte. In der Absicht bezog er auf den Anhöhen bei Torgau ein festes Lager. Aber so spät es auch schon im Jahre war, so war doch Friedrich entschlossen, ihm das Land nicht so ruhig zu lassen. Am 3. November Nachmittags griff Friedrich die Oestreicher von der einen Seite an, während Zie- then von der andern Seite gegen sie anrückte. Als der König aus dem Walde kam, der vor dem Feinde lag, empfing ihn ein so fürchterliches Feuer aus 200 auf Einem Punkte stehenden Kanonen, daß die ältesten Ofsiciere so etwas nie gehört zu haben versicherten, und ganze Rotten weggerafft wurden. Bin- nen wenigen Augenblicken lagen 5500 der besten preußischen Grenadiere todt und verwundet da, und so oft auch neue Regi- menter vorgeführt wurden, so hatten sie doch kein besseres Schicksal. Darüber brach die Nacht ein; erschöpft blieben die Preußen stehen, wo sie gerade standen; Friedrich selbst war ver- wundet, und die Schlacht schien verloren. Daun schickte Cou- ricre mit der Siegesnachricht nach Wien, und von blasenden Postillons eingcholt, verkündigten sie dem jubelnden "Volke den Sieg von Torgau. Aber zu früh! das Kriegsglück änderte sich' plötzlich. Ziethen war nach hartem Kampfe so glücklich gewesen,

9. Bilder aus dem sächsischen Berglande, der Oberlausitz und den Ebenen an der Elbe, Elster und Saale - S. 450

1883 - Leipzig : Spamer
450 Die Kämpfe an der Elbe. seine Armee durch den Mangel an Zufuhren in die schlimmste Lage geraten. Da entschloß er sich, auf eine Karte alles zu setzen: Daun mußte von Torgau vertrieben werden, dann konnte Friedrich mit seiner Armee den Winter wieder in Sachsen zubringen. Der 3. November wurde zur Ausführung des Planes bestimmt. Friedrich wollte mit der Hauptarmee die Stellung des Feindes umgehen und ihm in den Rücken fallen, Zieten dagegen sollte ihn mit der übrigen Armee von vorn im Schach halten und ihm womöglich zuletzt, wenn Friedrich ihn geworfen haben würde, in den Rücken fallen und ihn vernichten. Friedrich mußte mit seinem Heere einige Stunden durch die waldige Heide marschieren, welche westlich von Torgau sich ausdehnt, und langte erst gegen Mittag am Saume des Waldes gegenüber der feindlichen Stellung an. Da hörte er plötzlich an der entgegengesetzten Seite des österreichischen Lagers Kanonendonner, der immer stärker wurde. Er glaubte daher nicht anders, als Zieten habe die Schlacht bereits begonnen und sie sei aus jener Seite in vollem Gange, während doch Zieten nur auf eine vorgeschobene Abteilung gestoßen war und sich dabei genötigt gesehen hatte, die Artillerie zu gebrauchen. Um Zieten Erleichterung zu verschaffen, entschloß sich der König zum sofortigen An- griff, obgleich er noch nicht seine ganze Armee beisammen hatte und namentlich die Kavallerie durch den Wald zurückgehalten worden war. Doch Daun war von seinen Bewegungen unterrichtet und hatte seine Maßregeln danach getroffen. Als sich nun die preußischen Truppen anschickten, die Höhen zu erstürmen, wurden sie von einer furchtbaren Kanonade empfangen; Hunderte von Feuer- schlünden spieen Tod und Verderben auf sie, reihenweise wurden die Grenadiere hingestreckt, die übrigen mußten sich zurückziehen. Unterdes waren neue Truppen angekommen, und diese drangen jetzt vor; aber ein neues, noch schrecklicheres Kanonenfeuer begann, so daß selbst der König zu einem seiner Adjutanten sagte: „Hat Er je eiue stärkere Kanonade gehört? ich niemals!" Endlich gelang es den Preußen, den Verhau, welchen die Österreicher an dieser Seite errichtet hatten, zu übersteigen und sich hier zu behaupten; aber da kam schließlich öfter- reichische Reiterei und trieb sie abermals zurück. Die Reihen Friedrichs waren furchtbar gelichtet, ihr Mut aber noch nicht gebrochen. Zum drittenmal ging es gegen die Höhen, und ein neuer fürchterlicher Kamps entspann sich. Dem Könige wurden zwei Pferde unter dem Leibe erschossen, und ihn selbst traf eine Kugel. Er sank bewußtlos vom Pferde, und Schrecken ergriff die Seinen. Aber bald kam er wieder zu sich; die Kugel hatte die Brust nur gestreift und ihm den Atem benommen, die von ihr verursachte Wunde war nicht gefährlich. Der Kamps wogte hin und her, aber zuletzt mußten die Preußeu doch wieder zurückweichen. Die hereinbrechende Nacht hinderte die Fortsetzung, und Friedrichs Armee zog sich vom Schlachtfelde zurück. Friedrich selbst begab sich nach dem Dorfe Elsnig, und da alle Häuser voll von Verwundeten waren, nahm er sein Quartier in der Kirche. Er hatte noch nicht alle Hoffnungen ver- loren; der Feind, meinte er, habe auch große Verluste erlitten, und da Zieten noch in seinem Rücken stehe, werde er nicht wagen, seine Stellung zu behaupten. Des Königs Umgebung teilte diese günstige Anschauung nicht, und es vergingen einige Stunden in dumpfem Schweigen. Da kam plötzlich ein Bote von Zieten und brachte die Nachricht von dem noch in später Abendstunde erfochtenen Siege.

10. Teil 3 - S. 59

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 59 - hindern; besonders hausten die Sachsen in Charlottenburg, wo sie alle Kunstschätze der königlichen Schlösser grausam zerstörten. Da brach Friedrich schleunigst aus Schlesien auf, seine Hauptstadt zu befreien. Auf die Nachricht von seiner Ankunst stoben die Feinde nach allen Seiten auseinander, wobei sie nicht versäumten, die schändlichsten Grausamkeiten zu verüben und das brandenbnrgische Land zu einer Wüste zu machen. Nun konnte sich Friedrich wieder nach Sachsen wenden. Hier blieb noch ein schweres Werk [übrig. Während Friedrich auf dem Wege nach Berlin war, fiel fast ganz Sachsen in die Hände der Österreicher. Dann hatte die Absicht, seine Winterquartiere in Sachsen zu nehmen und dem Könige keinen Platz mehr in diesem Lande zu gestatten. Er hatte deshalb ein sehr festes Lager bei Torgau bezogen. Sachsen aber war für Friedrich von der größten Wichtigkeit: es hatte ihm jahraus, jahrein für diesen Krieg nicht nur einen großen Teil der Lebensmittel und Geldbedürsnisse, sondern mich Tausende von Rekruten geliefert. Wollte Friedrich zum erstenmale während des Krieges nicht seine Winterquartiere im eigenen Lande nehmen und dadurch das Geständnis ablegen, daß sein völliger Untergang nahe sei, so mußte er trotz der vorgerückten Jahreszeit noch eine große Schlacht wagen und, es koste, was es wolle, sich in Sachsen behaupten. Durch einen neuen Sieg über die Österreicher hielt er auch am besten die Russen, die noch immer an der Warthe standen, von einem abermaligen Einfall in Brandenburg zurück. Jetzt hieß es: Sieg oder Untergang. Da der vorsichtige Daun zu einer offenen Feldschlacht nicht zu bewegen war, so faßte Friedrich den kühnen Entschluß, das feste Lager der Österreicher bei Torgau zu stürmen, um entweder zu siegen oder ehrenvoll zu sterben. Aber es war ein schweres Wagestück, denn Daun hatte die Weinberge bei Torgau auf das furchtbarste verschanzt. Daher entspann sich hier der blutigste Kampf des ganzen Krieges, der letzte jener furchtbaren Sturmangriffe, an denen der siebenjährige Krieg so reich ist. Friedrich teilte sein Heer; mit der einen Hälfte wollte er selbst von vorn die Weinberge stürmen, mit der andern sollte der tapfere Zielen im Rücken der Österreicher angreifen und die Siptitzer Höhen nehmen. Auf diese Weise hoffte Friedrich, den Feind nicht nur zu schlagen, sondern ihn entweder gefangen zu nehmen oder zu vernichten und dadurch das Hauptheer Maria Theresias für den ferneren Verlauf des Krieges unschädlich zu machen. Kaum auf dem Schlachtfelde angekommen, griff der König mit wenigen Bataillonen den Feind an, während der größte Teil seines Heeres noch weit zurück war. Ein entferntes Kanonenfeuer ließ ihn glauben, daß auch Zieten den Kampf im Rücken des Feindes bereits begonnen habe. Doch war dem nicht fo. Dieser Irrtum war [von den verhängnisvollsten Folgen; denn nun

11. Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 67

1907 - Leipzig : Brandstetter
67 hinzukamen, fürchtete man, durch längeren Widerstand eine furchtbare Plün- derung über die Hauptstadt zu bringen, und ging auf Spandau und Branden- burg rückwärts. So zog der Feind ein. Zum Glück war der russische Heer- führer ein menschlich gesinnter Mann. Er ließ die Stadt nicht plündern, sondern begnügte sich mit einer Kriegssteuer von 1v2 Millionen Talern. Trotzdem aber vermochte er nicht alle Ausschreitungen seiner wilden Truppen zu hindern; besonders hausten die Sachsen in Charlottenburg, wo sie alle Kunstschätze der königlichen Schlösser grausam zerstörten. Da brach Friedrich schleunigst aus Schlesien auf, seine Hauptstadt zu befreien. Auf die Nach- richt von seiner Ankunft stoben die Feinde nach allen Seiten auseinander, wobei sie nicht versäumten, die schändlichsten Grausamkeiten zu verüben und das brandenburgische Land zu einer Wüste zu machen. Nun konnte sich Friedrich wieder nach Sachsen wenden. Hier blieb noch ein schweres Werk übrig. Während Friedrich auf dem Wege nach Berlin war, fiel fast ganz Sachsen in die Hände der Österreicher. Daun hatte die Absicht, seine Winterquartiere in Sachsen zu nehmen und dem Könige keinen Platz mehr in diesem Lande zu gestatten. Er hatte deshalb ein sehr festes Lager bei Torgau bezogen. Sachsen aber war für Friedrich von der größten Wichtigkeit: es hatte ihm jahraus, jahrein für diesen Krieg nicht nur einen großen Teil der Lebensmittel und Geldbedürfnisse, sondern auch Tausende von Rekruten geliefert. Wollte Friedrich zum erstenmal wäh- rend des Krieges nicht seine Winterquartiere im eigenen Lande nehmen und dadurch das Geständnis ablegen, daß sein völliger Untergang nahe sei, so mußte er trotz der vorgerückten Jahreszeit noch eine große Schlacht wagen und, es koste, was es wolle, sich in Sachsen behaupten. Durch einen neuen Sieg über die Österreicher hielt er auch am besten die Russen, die noch immer an der Warthe standen, von einem abermaligen Einfall in Brandenburg zurück. Jetzt hieß es: Sieg oder Untergang. Da der vorsichtige Daun zu einer offenen Feldschlacht nicht zu bewegen war, so faßte Friedrich den kühnen Entschluß, das feste Lager der Österreicher bei Torgau zu stürmen, um entweder zu siegen oder ehrenvoll zu sterben. Aber es war ein schweres Wagestück, denn Daun hatte die Weinberge bei Torgau auf das furchtbarste verschanzt. Daher ent- spann sich hier der blutigste Kampf des ganzen Krieges, der letzte jener furcht- baren Sturmangriffe, an denen der Siebenjährige Krieg so reich ist. Friedrich teilte sein Heer; mit der einen Hälfte wollte er selbst vorn die Weinberge stürmen, mit der andern sollte der tapfere Zieten im Rücken der Österreicher angreifen und die Siptitzer Höhen nehmen. Auf diese Weise hoffte Friedrich, den Feind nicht nur zu schlagen, sondern ihn entweder gefangen zu nehmen oder zu vernichten und dadurch das Hauptheer Maria Theresias für den ferneren Verlaus des Krieges unschädlich zu machen. 5*

12. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 296

1888 - Berlin : Hertz
296 Friedrich's kritische Lage; Schlacht bei Torgau. vor sich zu finden. Er verzagte nicht, sondern machte mehrere tapfere Angriffe und hoffte, der Kanonendonner werde Daun veranlassen, ihm zu Hülfe zu eilen. Aber ^er entgegengesetzte Wind ließ den Schall nicht zu diesem gelangen, und nach dreistündigem Gefechte sah sich Laudon von den Preußen aufs Haupt geschlagen. Früh um fünf Uhr war das Glück des Tages bereits entschieden; Laudon zog sich über die Katzbach zurück; Daun, von Rieten nachdrücklich angegriffen, folgte ihm dahin. Der Sieg bei Liegnitz gab Friedrich's Sache wieder eine günstigere Wendung, aber der Vortheil war wegen der großen Uebermacht der zahlreichen Feinde bei Weitem nicht entscheidend, und der König selbst schrieb darüber an den Marquis d'argens: „Ehedem würde die Begebenheit vom 15. viel entschieden haben; jetzt ist dieses Treffen nur eine leichte Schramme. Eine große Schlacht ist erforderlich, um unser Schicksal zu bestimmen. Nach aller Wahrscheinlichkeit wird sie bald vorfallen; dann wollen wir uns freuen, wenn der Ausgang für uns Vortheilhaft ist. Nie in meinem Leben bin ich in einer so kritischen Lage gewesen, wie in diesem Feldzuge. Glauben Sie gewiß, daß noch eine Art von Wunder erforderlich ist, um alle die Schwierigkeiten zu übersteigen, die ich vorhersehe. Es sind Herkulesarbeiten, die ich endigen soll und zwar in einem Alter, wo die Kräfte mich verlassen, wo die Kränklichkeit meines Körpers zunimmt, und um die Wahrheit zu sagen, wo die Hoffnung, der einzige Trost der Unglücklichen, selbst anfängt mir zu fehlen." ----------------- Dann fügte er hinzu: „Wenn der Streich, den ich im Sinne habe, mir glückt, dann wird es Zeit fein, sich der Freude zu überlassen. Ich weiß nicht, ob ich diesen Krieg überleben werde; geschieht es, so bin ich fest entschlossen, meine übrigen Tage in der Entfernung von den Unruhen, im Schooße der Philosophie und der Freundschaft zuzubringen." Der „Streich" aber, den der König nach der Liegnitzer Schlacht vorhatte, sollte ihm wieder gelingen. Schlesien war durch jenen Sieg größtenteils gerettet, aber die Russen waren unterdeß auf Berlin marfchirt und die Hauptstadt des Landes hatte sich ihnen ergeben müssen. Acht Tage lang schalteten sie dort als Herren und ließen von der Bevölkerung bedeutende Geldsummen aufbringen; da scheuchte sie die Nachricht von Friedrich's Herannahen auf. Der König hatte Schlesien eilig verlassen, um Sachsen und die Mark Brandenburg von den Feinden zu befreien. Er rückte zunächst gegen Daun, der sich in Sachsen mit den Reichstruppen vereinigt hatte: bei Torgau kam es am 3. 9touctttbcr 1 < too zur Schlacht. Friedrich stand wieder gegen eine große Uebermacht, aber er hörte aus keine ähnliche Abmahnung, indem er das Wagniß für nothwendig hielt und überzeugt war, durch eine Niederlage Dauu's dem Kriege auf einmal ein Ende zu machen. Der Kampf war einer der schwersten, den er je zu bestehen gehabt, bereits schien die Schlacht verloren, und Dauu hatte schon Siegesnachrichten an seine Kaiserin abgehen lassen, als der alte General Zieten durch sein kühnes Vorgehen die größten Vortheile für die Preußen errang, worauf Daun sich in der Nacht in großer Sülle zurückzog. Friedrich war bei Torgau immer mitten im ärgsten Feuer gewesen. Zwei Pferde wurden ihm unterm Leibe getödtet; eine Musketenkugel war durch Mantel, Rock und Weste gerade ans die Brnft gedrungen, aber dort so

13. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 71

1834 - Minden : Eßmann
71 brannten jedoch lustig die Wachtfeuer fort, die von Bauern aus den benachbarten Dörfern fleißig unterhalten wurden. Die Ostreicher sahen die Feuer und glaubten daher auch, die Preußen wüßten von Nichts. Darum blieb Daun bei seinem Plane. Friedrich ordnete aber auf dem neuen Platze ganz still sein Heer zur Schlacht. Alle standen bereit, auf das erste Wort loszubrechen. Ziethen und Seidlitz hatten sich auf die Erde gelegt und schlie- fen, Friedrich legte sich zu ihnen. Um 2 Uhr Morgens kam aber der Ruf: Der Feind ist da, und keine 400 Schritte mehr entfernt. Blitzschnell war Alles in Be- wegung. Nur zwei Minuten währte es, so standen die Regimenter schlagfertig, und 10 Minuten nachher war die blutige Schlacht in vollem Gange. Der General Laudon, welcher die Li>streicher befehligte, erschrak nicht wenig, daß er so plötzlich in den Kugelregen gerieth, aber als ein tapferer Mann wankte er nicht und ließ wüthend angreifen. Doch vergebens war seine An- strengung. Als die Sonne aufging, war,das Treffen entschieden, die Preußen Sieger, und die östreicher auf der Flucht. Bis 9 Uhr ruhten die siegreichen Krieger, dann machten sie sich auf und marschirten an dem Tage noch drei Meilen. Schlesien war gerettet. Die Torgau er Schlacht. Daun hatte sich aus Schlesien nach Sachsen gezogen und bei Torgau furcht- bar verschanzt. Friedrich durfte ihn in dieser Stellung nicht lassen, denn sonst mußte er selbst mit den Seinen im eigenen Lande überwintern, ^was er noch nie gethan hatte. Verlor er aber die Schlacht, so war sein ganzes Reich in Feindes Gewalt, da auch die Russen bis an die Oder Vergebungen waren. Unser Held war in schrecklicher Bedrangniß. Endlich faßte er einen kühnen Entschluß. Er ließ seine Generale kommen und sprach: ,,Jch habe Sie versammelt, um Ihnen zu sagen, daß ich Daun angreifen werde. Er ist gut gestellt, ich weiß es, aber zugleich befindet er sich in einem Sacke. Schlag ich ihn, so ist seine ganze Armee gefangen, oder in der Elbe ertränkt; werden wir geschlagen, so gehen wir unter, und ich zuerst. Dieser Krieg ermüdet mich, auch Sie muß er ermüden. Enden wir ihn also!" — Die

14. Teil 3 - S. 150

1889 - Hannover : Helwing
150 Friedrich der Große. vollständig verwüstet und ausgeplündert. Da kam die Nachricht: Der König kommt!" Sofort stoben die Feinde auseinander, die Russen durch die Neumark nach Polen, Lascy nach Torgau. (12. Okt.) Torgau. Um die Mark Brandenburg von ihren Drängern zu testeten, war Fnebnch aus Schlesien aufgebrochen. Schon in Guben ?lie£ von der Befreiung Berlins; deshalb wandte er sich westlich der Elbe zu, entschlossen, zu „siegen oder zu sterben." „Nie emen entehrenden Frieden unterzeichnen," schrieb er (28 Oft) an d Argens. „Entweder lasse ich mich unter den Trümmern meines Vaterlandes begraben, oder - falls, dieser Trost dem Schicksal, das mtch verfolgt, noch zu süß erscheinen sollte — werde ich meinem Unglück m r 3«l setzen. Nachdem ich meine Jugend meinem Vater, meine Mannesjayre memem Daterlande geopfert habe, glaube ich berechtig m sew' über mein Alter selber verfügen zu können. Habe ich für andere gelebt so will ich für mich sterben. Wenn man alles verloren und Hoffnung werter hat, dann ist das Leben eine Schande und der Tod Pflicht." Auf den ausdrücklichen Befehl der Kaiserin, Sachsen um jeden Preis E, halten, war Daun dorthin gezogen und stand jekt, durch Lascy verstärkt, mit 63 000 Mann und 360 Geschützen auf den Höhen nordwestlich von Torgau; den Schlüssel dieser Stellung bildete das hochgelegene Dorf Suptitz. Friedrich hatte die Elbe überschritten und marschierte von Dessau trnt nur 44 000 Mann und 130 Kanonen nach Torgau. westlich an dem östreichischen Lager vorbei, um Daun hervorzulocken; als dieser 3 Nov. aber stehen blieb, beschloß der König ihn in seiner festen Stellung an;u-1760 greifen. So erfolgte die Schlacht bei Torgau, die blutigste des ganzen Krieges. Friedrich faßte den kühnen Entschluß, sein ohnehin schon so kleines Heer zu teilen, und das feindliche Heer durch einen gleichzeitigen Doppelangriff derart zwischen zwei Feuer zu bringen, daß es, in der Mitte durchbrochen, in Trümmern nach der Elbe hinabgeschleudert werde. Ziethen marschierte mit 18 000 Mann rechts ab, um sich südlich der Süptitzer Höhe aufzustellen und anzugreifen, sobald jenseit dieser Höhe der Hauptangriff geschehen sein würde; diesen letzteren behielt Friedrich dem Hauptteile seines Heeres vor, den er selber führte. Um 7 Uhr brach er auf, um in weitem Bogen, durch einen Wald gedeckt, die Süptitzer Höhen im Westen zu umgehen. Ziethen, der nur einen kurzen Weg zu machen hatte, kam schon um 10 Uhr an einen starken vorgeschobenen Posten, den er überwältigte; da er zu seiner Rechten eine starke feindliche Aufstellung vermutete, die feine Flanke bedrohe, setzte er seinen Vormarsch gegen Süptitz nicht fort, sondern wandte^ sich weiter östlich in der Richtung auf Torgau. Alsbald richtete eine große östreichische Batterie ihr Feuer auf ihn, das Ziethen erwiderte; ein weiterer Angriff erfolgte von keiner Seite. Der König hatte eben mit feiner Vorhut den Waldessaum erreicht und entdeckt, daß er wegen der vor ihm liegenden sumpfigen Wiesen seinen Angriffsplan ändern müsse; da hörte er um halb zwei Uhr im Süden Kanonendonner. „Mein Gott," rief er erschrocken aus, „Ziethen greift schon an, und ich habe meine Infanterie noch nicht heran!" Sofort erging an die noch fernen

15. Die deutsche Geschichte - S. 553

1829 - Elberfeld : Büschler
Siebenjähriger Krieg. 553 */v\ »vunmimnmnvmminm v\v vw v\\iw vwv mwmuvwnvi Freunde sowohl als Feinde, ans Wagen mitziehend, und die er- beuteten Kartonen im Zuge der übrigen. Tie Spitze des Heeres legte an dem Lage noch drei Meilen zurück, und nun konnte der Weg nach Breslau und zu den Vorräthen nicht mehr ver- sperrt werden. Schlesien war größtentheils gerettet, aber in der Mark und in Sachsen ereigneten sich traurige Begebenheiten. Tie Russen hat- ten sich von Breslau wieder an der Oder hinuntergezogen, und ent- schlossen sich jetzt, 20,000 Mann in Verbindung mit 15,000 Oestrei- chern unter Lasci gegen Berlin zu senden. Gegen ein solches Heer konnte sich die Stadt mit einer schwachen Besatzung nicht vertheidigen; sie ergab sich den 4. Oktober dem russischen Gene- ral Totleb e n. Es war das Glück der Stadt, daß er mensch- lich dachte und eine Plünderung verhütete; doch wurden einige Königliche Lustschlösser umher von den Sachsen verwüstet und viele Denkmäler der Kunst zerstört. Acht Tage lang dauerte die Besetzung der Stadt, und beträchtliche Geldsummen mußten ge- zahlt werden; dann verscheuchte der Ruf vou dem Anzuge des Königs schnell die Gegner nach Sachsen und über die Oder. Die Schlacht bei T o r g a u. 3 November. — Friedrich kam nicht allein seiner Hauptstadt, sondern vorzüglich des sächsi- schen Landes wegen. Wahrend er in Schlesien beschäftigt war, hatte die Reichsarmee sich in Sachsen eingefunden, und da sie wenig Widerstand fand, sich des ganzen Landes bemächtigt; nun kam Daun mit seinem Heere dazu, und legte sich in ein sehr festes Lager bei Torgau. Wollte der König das für ihn so wichtige Land nicht verloren geben, und zum erstenmal das Win- terlager auf seinem eigenen Boden nehmen, so mußte Sachsen noch vor dem Winter von Neuem erobert werden. Es blieb ihm keine Wahl; wie schon am Schlüsse mehrerer Jahre, mußte er noch einmal einen großen Verlust gegen großen Gewinn setzen. Diesesmal schien sein Verderben unvermeidlich, wenn das gefähr- liche Spiel mißlang; er selbst scheint sich in diesem Falle auf seinen Tod gefaßt gemacht zu haben; — und er war sehr nahe daran, die Schlacht zu verlieren. Der Angriff auf die stark ver- schanzten Weinberge von Torgau sollte am 3. November von zwei Seiten, durch zwei verschiedene Heeresabtheilungen, gesche- hen; der König wollte die eine, Ziethen sollte die andere im Rü- cken der Oestreicher gegen die Siptitzer Höhen führen. Ein Wald verbarg des Königs Anrücken; aber seine Züge verwickelten sich in demselben und hielten sich auf; als er nun mit den ersten herauskam, hörte er schon ein starkes Feuern von Ziethens Seite und glaubte diesen im vollen Kampfe. Es war aber nur ein Vorvostengefecht, und Daun konnte noch seine ganze Kraft gegen des Königs Angriff wenden. Und als dieser in ungeduldiger Eile, ohne das andere Fußvolk und die Reuterei zu erwarten, leine Grenadiere gegen die Schanzen der Oestreicher führte, da empfing sie ein so mörderisches Feuer aus 200 Stücken Geschütz,

16. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht - S. 270

1899 - Breslau : Hirt
270 Friedrich Ii.: Der siebenjährige Krieg; Liegnitz und Torgau. Sachsens in seiner Gewalt und beschloß hier das Jahr 1759, in welchem ihm fast alle Unternehmungen verunglückt waren. 6. 1760: Liegnitz und Torgau. Auch in diesem Jahre erlitt Friedrich zuerst harte Schläge. Er versuchte vergebens, Dresden wiederzuerobern. Sein Feldherr Fouque (spr. Fuhkeh), auf den,er großes Vertrauen gesetzt hatte, fiel nach verzweifelter Gegenwehr den Österreichern in die Hände. Sein Heer war immer mehr zusammengeschmolzen, und die neuangeworbenen Krieger waren jung und wenig eingeübt. Sonst hatte er den Feldzug begonnen, jetzt mußte er abwarten, was die Feinde anfangen würden. Aber dennoch verlor der Heldenkönig den Mut nicht. Als die Österreicher und Russen in Schlesien einfielen, eilte er dorthin, um ihre Vereinigung zu verhindern. Bei Liegnitz wollten ihn die Feinde überfallen ; aber Friedrich hatte ihre Absicht gemerkt, empfing die Feinde kampfbereit und hatte morgens um 5 Uhr schon das eine Heer unter London vollständig geschlagen, bevor das andere unter Daun herbeieilen konnte. In dieser Zeit zogen einige Abteilungen Russen und Österreicher nach Berlin und brandschatzten es. Sowie aber der König seiner Hauptstadt zu Hilfe eiste, zogen die Feinde eiligst davon, und Friedrich konnte sich wieder gegen Daun wenden, der Sachsen fast ganz erobert hatte und auf dem Wege gen Magdeburg war. Friedrich konnte Sachsen nicht entbehren; er griff deshalb den Feind an, der sich auf den Höhen von Torgau verschanzt hatte, und es erfolgte die blutigste Schlacht des 1760 ganzen Krieges. (3. November.) Nachdem Friedrich vergebens versucht hatte, den Feind zu einer Schlacht in die Ebene zu locken, ließ er den alten ßieten im Süden des Feindes stehen, umging die Höhen und griff den Feind an. Doch da feine Truppen nach und nach ankamen und einzeln ins Feuer geführt wurden, vermochten sie nichts auszurichten. Daun fertigte schon einen Siegesboten nach Wien ab; aber die Preußen wichen noch nicht. Friedrich selbst war stets im dichtesten Kampfgewühl; drei Pferde wurden ihm unter dem Leibe erschossen, und eine Kugel flog ihm gegen die Brust und drang durch sämtliche Kleider, ohne ihn aber zu verwunden. Zielen sollte ebenfalls angreifen, wenn er vom Norden den Kanonendonner hörte; da die Windrichtung aber ungünstig war, wartete er den ganzen Tag vergebens auf das verabredete Zeichen. Erst gegen Abend griff er trotzdem an, und seinen frischen Truppen vermochten die Österreicher nicht länger zu widerstehen, sondern gingen über die Elbe zurück. Da in dem Dorfe, wo Friedrich sein Hauptquartier hatte, alle Häuser mit Verwundeten überfüllt waren, übernachtete er in der Kirche; auf den Stufen des Altars sitzend, schrieb er die Befehle für den folgenden Tag. Da brachte ihm mitten in der Nacht Zieten selber die Nachricht von dem erfochtenen Siege, und Friedrich war darüber so erfreut, daß er ihn umarmte. Mit Ausnahme Dresdens fiel Sachsen wieder in die

17. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 53

1868 - Wesel : Bagel
53 von Bauern aus den benachbarten Dörfern fleißig unterhalten wur- den. Die Oesterreicher sahen die Feuer und glaubten daher auch, die Preußen wüßten von nichts. Darum blieb Daun bei seinem Plane. Friedrich ordnete auf dem neuen Platze ganz still sein Heer zur Schlacht. Alle standen bereit, auf das erste Wort loszubrechen. Zielen und der Markgraf Karl hatten sich auf die Erde gelegt und schliefen; Friedrich legte sich zu ihnen. Um 2 Uhr Morgens kam der Ruf: der Feind ist da und keine 400 Schritte mehr entfernt. Blitzschnell war Alles in Bewegung. Nur zwei Minuten wahrte es, so standen die Regimenter schlagfertig da, und zehn Minuten nachher war die blutige Schlacht in vollem Gange. Der General Laudon, welcher die Oesterreicher befehligte, erschrak nicht wenig, daß er so plötzlich in den Kugelregen gerieth, aber als ein tapferer Mann wankte er nicht und ließ angreifen. Doch vergebens war seine Anstrengung. Als die Sonne aufging, war das Treffen ent- schieden, die Preußen Sieger, und die Oesterreicher auf der Flucht. Bis 9 Uhr ruhten die siegreichen Krieger, dann machten sie sich auf und marschirten an dem Tage noch drei Meilen. Schlesien war gerettet. Die Torgauer Schlacht. Daun hatte sich aus Schlesien nach Sachsen gezogen und bei Torgau verschanzt. Friedrich durfte ihn in dieser Stellung nicht lassen, denn sonst mußte er selbst mit den Seinen im eigenen Lande überwintern, was er noch nie gethan hatte. Verlor er aber die Schlacht, so war sein ganzes Reich in Feindes Gewalt, da auch die Russen bis an die Oder vorgedrungen waren. Unser Held war in großer Bedrängniß. Endlich faßte er einen kühnen Entschluß. Er ließ seine Generale kommen und sprach: „Ich habe Sie versammelt, um Ihnen zu sagen, daß ich Daun angreifen werde. Er ist gut gestellt, ich weiß es, aber zugleich be- findet er sich in einem Sacke. Schlag' ich ihn, so ist seine ganze Armee gefangen oder in der Elbe ertränkt; werden wir geschlagen, so gehen wir unter und ich zuerst. Dieser Krieg ermüdet mich, auch Sie muß er ermüden. Enden wir ihn also!" —Die Befehle zur Schlacht wurden gegeben, und der Kampf begann. Das preu- ßische Heer war in zwei Theile getheilt. Mit dem einen wollte Friedrich die Oesterreicher von vornangreifen, mit dem andern sollte Zieten die Feinde umgehen und in den Rücken fassen. So war der Plan. Der König griff zuerst an, aber 200 österreichische Kanonen donnerten aus den Schanzen und ließen nichts herankommen. Zu Tausenden stürzten die Preußen. Das Fußvolk konnte nicht einmal die Gewehre, die Kanoniere nicht die Kanonen losbrennen, denn Menschen und Pferde und Geschütz wurden in einem Nu niederge- schmettert. Den König selbst traf ein Streifschuß an der Brust. Schon wurde es Abend, und noch standen die Feinde unbeweglich

18. Der sächsische Kinderfreund - S. 37

1868 - Leipzig : Arnoldi
37 sein ältester Prinz Moritz, der bei des Vaters Ableben noch nicht das 20ste Jahr vollendet hatte, die Regierung. Moritz zeigte schon als Knabe einen Hellen Verstand. Es in allen Stücken zu einer großen Fertigkeit zu bringen, immer thätig zu sein, sich an etwas Großes zu wagen, das sprach sich bei ihm überall aus. Sein Vater Heinrich erkannte diesen Eifer mit Freuden und wendete daher Alles an, um den lebhaften Geist seines Sohnes recht auszu- bilden. Je mehr indeß Moritz fortschritt, desto weniger gefiel es ihm an dem väterlichen Hofe, wo es ihm viel zu ruhig zuging. Er bat daher, sich bei seinem Oheim Georg dem Bärtigen aufhalten zu dürfen; es ward ihm gewährt, und Georg erstaunte über den lebhaften Jüng- ling. Hier blieb er so lange, bis Heinrich und Georg wegen der lutherischen Lehre sich veruneinigten. Moritz wendete sich darauf nach Torgau zu seinem Vetter Friedrich dem Großmüthigen; dieser schätzte ebenfalls den jungen Vetter, ohne damals zu fürchten, daß er durch denselben um sein Land und um sein ganzes Lebensglück gebracht wèrd-en würde. Luther durchschaute den talentvollen Jüngling früh- zeitig. Denn als Luther einst bei dem Churfürsten in Torgau speis'te und von diesem gefragt wurde, was er von seinem Vetter Moritz halte, so gab er dem Fragenden in Moritzen's Gegenwart die Antwort: „Er solle zusehen, daß er sich nicht einen jungen Löwen aufzöge." Johann Friedrich erwiederte daraus in seiner Gutmütigkeit: „Ich hoffe das Beste." Kaum hatte Moritz die Regierung angetreten, als er an der Spitze von 5000 Mann nach Ungarn zog, um dort gegen die eindrin- genden Türken zu fechten. Bei der Stadt P e st h an der Donau fand er das Lager der Christen, welches von der türkischen Cavalerie oft umschwärmt ward. Der hitzige Moritz konnte nicht länger unthätig bleiben; mit seiner Reiterei stürzte er aus dem Lager auf die Feinde, eilte seinen Sachsen mit seinem schnellen Pferde voraus und sah sich plötzlich von den Türken umzingelt, die furchtbar auf ihn einhieben. Schon lag sein Pferd, und die Türken waren im Begriff, ihm den Kopf zu spalten; da warf sich der einzige Reitknecht, der bei ihm geblieben war, auf seinen Herrn und fing die feindlichen Hiebe so lange auf, bis die Sachsen herbeisprengten und ihren Herzog retteten. Sebastian von Reibisch — so hieß der treue Reitknecht — starb bald darauf an seinen Wunden. Moritz war gerührt von solcher Treue und ver- sprach den Aerzten so viel Gold, als der Körper seines Retters an Gewicht halte, wenn sie ihn wieder herstellen könnten; allein vergebens. Im folgenden Jahre kehrte der Fürst nach Sachsen zurück. In dem Kriege, welchen Kaiser Carl gegen Friedrich den Groß- müthigen unternahm, schlug sich Moritz auf die Seite des Kaisers,

19. Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der neuern und neuesten Geschichte - S. 223

1869 - Langensalza : Beyer
223 Oesterreicher mancherlei Ausschweifungen verübten; wahrhaft van- dalisch aber wütheten die Sachsen in der Umgegend von Ber- lin, besonders in Charlotten bürg. Glücklicherweise dauerte die Besatzung von Berlin nur 8 Tage. Die feindlichen Gäste machten sich davon, als sie hörten, daß Friedrich im Anzuge sei; doch mußte ihnen die Stadt noch eine beträchtliche Geldsumme zah- len. Als Friedrich erfuhr, daß schon sein Einmarsch Hilfe und Nettung gebracht, lachte er herzlich und wendete sich nun nach Sachsen, wo Dann bei Torgau ein festes Lager bezogen hatte. Des Königs Lage war jetzt wieder sehr mißlich; denn die Rus- sen standen an der Oder und konnten leicht den Einbruch in die Mark wiederholen; Daun aber hatte auf den Höhen von Süp- titz (unweit Tvrgau) eine fast unangreifbare Stellung eingenommen und hielt Sachsen größtentheils besetzt. Ließ ihn Friedrich jetzt unangetastet, so mußte er in seinem eigenen Lande überwintern; griff er ihn aber an und wurde geschlagen, so war er verloren. In dieser fast verzweifelten Lage berief er daher am 3. Rov. früh Morgens seine Generale zusammen, um sich mit ihnen zu berathen. Da der österreichische General Daun nicht aus seiner Stellung wich, so erklärte Friedrich den versammelten Generalen, ihn in feinem Lager angreifen zu wollen. Diese Erklärung erregte jedoch Bedenken; denn nmtt besorgte, hier ein zweites Kunersdorf zu fin- den. Endlich aber kam Ziethen noch angesprengt. ,,Komm Er, mein lieber Ziethen," sagte der auf diesen zueilende König, „ich habe voll Schmerzen ans Ihn gewartet; denn heute scheint's ein wichtiger Tag werden zu wollen. Entweder ich siege, oder ich wandre aus; denn meine Lage ist sehr mißlich."— ,,Ei was," rief der fromme Ziethen, „Sie müssen nicht an der Hilfe Gottes zweifeln. Er hat uns so oft beigestanden, Er wird es auch heute thun. Ihre Soldaten sind voll Muth, also nur auf Gott ver- traut !" *) Hierauf wurden sofort die Befehle zur Schlacht gegeben, und die Blutarbeit in und um Torgau begann. Die Oesterreicher, welche 65,000 Mann zählten, waren den Preußen um 20,000 Nach Andern soll Ziethen die Aeußerung gethan haben: Alle Dinge sind möglich, nur Eins ist schwerer als das Andere.

20. Die Neuzeit - S. 56

1905 - Leipzig : Hirt
Zweite Periode. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt. 87. e) Kunersdorf. Friedrich hatte sich in diesen Kriegsjahren ate einen der grten Feldherren aller Zeiten gezeigt; mit Bewunderung sah man, wie er bald hier, bald da den Feind packte, wo dieser es am wenigsten vermutete, wie er durch geschickte Stellung und Benutzung der Bodenverhltnisse die viel strkeren Feinde schlug, wie er seine Verluste schnell ergnzte, wie er auch jungen Mannschaften Begeisterung und Ausdauer einflte. In ganz Europa verfolgte man mit wachsender Teilnahme den Verlaus des ungleichen Kampfes. Mit zunehmender Sorge aber sah König Friedrich den Ereignissen entgegen. Das Krieg-fhren wurde fr ihn immer schwieriger: die Kassen waren erschpft, die englischen Hilfsgelder gengten nicht; viele seiner erfahrenen Generale waren tot, und die kriegsgefangenen Sachsen und sterreicher, die aus Not eingestellt wurden, waren ein schlechter Ersatz fr feine frheren be- 1759. whrten Soldaten. 1759 konnte er die Vereinigung der Russe mit den sterreichern nicht hindern und erlitt von ihnen eine schwere Niederlage bei Kunersdorf. Friedrich war der Verzweiflung nahe.11) Die Uneinigkeit der feindlichen Heerfhrer und der Abmarsch der Russen, denen es an Lebensmitteln fehlte, rettete ihn und feinen Staat vor der Vernichtung. f) Stegnitz und Torgau. Im folgenden Jahre zog Friedrich mit einem mhsam zusammengerafften Heere gegen die sterreicher nach 1760. Schlesien, wo es ihm gelang, sich durch deu Sieg bei Liegnitz Lust zu verschaffen. Dann verscheuchte er durch seine Annherung'russische und sterreichische Abteilungen, die Berlin brandschatzten, und griff feinen alten Gegner Daun, der bei Torgau eine feste Stellung hatte, an, um Sachsen wiederzugewinnen. Nach heiem Ringen wurde hauptschlich durch den Angriff des Husarenvaters" Zieten der Feind in die Flucht geworfen. (König Friedrich in der Dorfkirche zu Elsnig.) Sachsen und der grte Teil von Schlesien kamen wieder in preuische Gewalt. g) Die letzten Kriegsjahre. 1761 mute sich Friedrich, um gegen die vereinigten Russen und sterreicher das Feld zu behaupten, in einem befestigten Lager bei Bnnzelwitz halten. Seine Lage wurde immer gefhrlicher. Da trat in der grten Not der Wendepunkt ein. Die Kaiserin Elisabeth starb im Januar 1762, und ihr Nachfolger Peter Iii. schlo sofort Frieden und Bndnis mit Friedrich. Zwar wurde Peter nach sechsmonatiger Regierung entthront und ermordet, aber seine Gemahlin und Nachfolgerin Katharina Ii. besttigte den Frieden. Nach einigen preuischen Siegen war auch die Kampfeslust der brigen Feinde erschpft, und im Frieden zu Hubertusbura 17h3. i. I. 1763 behielt Preußen Schlesien. Welchen Umstnden hat Preußen den Sieg im Siebenjhrigen Rriege zu verdanken? Welchen Einflu mute er auf das Ansehen Preuens unter den europischen Mchten haben?