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1822 -
Leipzig
: Kummer
- Autor: Lippold, Georg Heinrich Christian
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
3*3
Abtheilung des Landes durch Bergketten begnügen, welche auf
sichere Nachrichten gegründet ist Hiernach giebt es einen
südlichen und nördlichen Theil von Tibet. Der erstere heißt
in den Nachrichten der Engländer inuner Baratt, der ttòvbfi«
che aber das eigentliche Tibet oder Tibet in eingeschränkter Be.'
dcutung.
Vor dem i ztcii Jahrhundert kannte man auch nicht ein«
Mal den Namen dieses Landes, wenigstens in Europa nicht.
Seitdem sind zwar einzelne Reisende darin eingedrungen; al«
leiir so lange es nicht von kundigen Männern nach verschiede«
nen Richtungen hin und seinem ganzen Umfange nach durch«
reist und untersucht wird, darf man stch keine befriedigende
Kunde deffllben versprechen. Was uns in neuern Zeiten die
Engländer bekant gemacht haben, bclrifr auch meistens nur
den Theil des Landes, durch welchen der Weg von Bengalen
aus nach der Hauptstadt T'ssulumbo führt. Vielleicht unter«
nehmen es die kühnen Dritten einst, das Innere des Landes
ganz zu durchreisen.
Butan ist von geringerm Unifange, als das eigentliche
Tibet. Seine äusserste Grenze gegen Bengalen hin erstreckt
sich bis zum 26\ Grade der Breite gegen Süden herab.
Man sieht also, daß es ciire sehr südliche Lage hat Aber auch
die südlichen Grenzen des eigentlichen Tibet erstrecken sich an
vielen Stellen bis zum -sstcn Grade der Breite urrd erreichen
au einigen fast den 27}«» Grad. Wenn die geographische
Breite allein das Klima bestimmte, so müßten diese Lander
schon zu den heißen oder sehr warmen gehören. Nimt man,
wie die Mehrcstcn zu thun pflegen, in Norden von Tibet die
Wüste Gobi oder Cobi zur Grenze an, so erstreckt sich auch
auf dieser Seite das Land nicht höher, als bis zum 3 5 bis
z 6sten Grad der Breite, folglich waren seine nördlichsten Thei«
Ic den südlichsten Endpunkten von Europa gleich Aber welch
ein Unterschied im Klima! Welche auffallende Kälte selbst in
Sen südlichsten Gegenden von Tibet! Diese Erscheinung er«
klärt
1901 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Pahde, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
109
8-Seite der ewige Schnee schon in etwa 4500 na Höhe beginnt,1
während er auf der il^-Seite nur bis zu 5300 m Seehöhe herab-
reicht. Die Pässe haben mehr als Mont Blanc-Höhe, und viele
Gipfel sind über 7000 in hoch. Der Gaurisankar (280/87°) ist
mit 8840 in der höchste,1 2 * 4 weiter östlich der Kintschindschinga mit
fast 8600 in der dritthöchste Berg der Erde. Der zweithöchste von
8620 ni, der Dapsang, gehört dem Karakorum [fardiorüm] an;2
dieses vom westlichen Himalaya durch das Thal des oberen Indus
geschiedene Hochgebirge besitzt die bedeutendste Kammhöhe (7300 m).8
Beim Kwen-lun ist diese zwar nicht so hoch, der Kamm selbst aber
noch weniger ausgewetzt, denn die der Niederschlagsquelle (s. o.)
näher liegenden Ketten entziehen den landeinwärts folgenden so viel
Feuchtigkeit, daß innen eine Ausfurchung durch fließendes Wasser
nur in sehr geringem Maße stattfinden kann. Der auch ohne solches
von der Höhe herabrollende Verwitterungsschutt, dessen feinere Teile
der Wind fortführt, hat die zwischenliegenden Becken muldenförmig
ausgefüllt, und zwar gilt das nicht bloß für die genannten Gebirge,
sondern auch für die zahlreichen Landrippen, zu denen der alte Kern
des Hochlandes von Tibet ehemals aufgewölbt ist. So ist Tibet
jetzt das wellenförmige, wohl 2 Mill. qkm umfassende, mächtigste
aller Hochländer mit einer Durchschnittsböhe von 4000 bis 5000 rnck
Im 0 läßt sich keine scharfe Grenze erkennen; dort wird die Lücke
zwischen dem Kwen-lun und dem O-Ende des Himalaya durch ein
System von nach 80 (später nach 8) gerichteten Parallelketten
ausgefüllt, die sich in die Halbinsel Hinter-Jndien hinein fort-
setzen. In den engen Längsthälern zwischen ihnen, mehrfach durch
ein Querthal von einer zur anderen Längsfurche übergehend, ent-
wickeln sich der Iang-tfe-kiang,5 6 * der Mekong und der Salwin;8
einzelne Teile der Flußläufe sind aber gerade dort noch nicht genau
erforscht. Dasselbe gilt von dem Stücke des Brahmaputra am
O-Ende des Himalaya. Dieser Strom selbst entsteht an der ldl-Seite
der Hauptkette des Himalaya bei 30°/82° (4600 m ü. d. M.) und
bezeichnet das wichtigste Längsthal des südlichen Tibet. Seiner
Quelle gegenüber entspringt der Satledsch, der weiter westlich den
1 Einzelne Gletscher rücken sogar bis in 3400, ja 3100 m Meereshöhe hinab.
2 Vgl. Diercke-Gaebler (1901), S. 25 n.
J Diese Höhe würde dem Kamm des Gebirges überall zukommen, wenn man
sich die Gipfel etwas erniedrigt, die Paßsättel entsprechend ausgefüllt dächte.
4 Vgl. Paß- und Gipfelhöhe des Himalaya, der von Tibet aus nicht so
mächtig erscheint. Selbst die tiefsten Punkte Tibets haben noch mehr als 3000 m
Meereshöhe.
5 Vgl. U., S. 41, Anmerk. 2.
6 Er ist für Flößerei (Tikholzj sehr wichtig, für Schiffahrt aber nicht brauch-
bar, da er auch im Unterlauf Stromschnellen und Sandbänke enthält. Vgl. auch
die Flußgebiete bei Diercke-Gaebler (1901), S. 21 o.
1908 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Fritzsche, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
254 Ostasien.
birgen hervorbrechen u»d den Boden ausreichend bewässern, findet sich ein
reicherer Pflanzenwuchs, besonders Wiesen und Matten wie in unseren Alpen.
Im Osten des Landes, wo zahlreiche große Ströme ihre Quelle haben,
wird infolge der reicheren Bewässerung das Pslanzenbild frischer. Dort
finden wir ausgedehnte saftige Wiesen, die im Sommer mit bunten Blumen
erfüllt sind. Auch im Südeu ist der Boden kulturfähiger.
Zusammenfassung: Die Unwirtlichkeit und Unfruchtbarkeit des Hoch-
lands von Tibet.
4. Welchen Einfluß hat die Unwirtlichkeit und Unfruchtbarkeit
auf die Kultur des Landes ausgeübt?
Das Hochland von Tibet ist nur schwach befiedelt. Die Bewohner,
deren Zahl ungefähr 2 Billionen beträgt, find Mongolen. Sie treiben
zum größten Teile Viehzucht und führen ein Wanderleben; nur im Süden
und Osten des Hochlands sind sie seßhaft. Hier beschäftigen sie sich neben
der Viehzucht auch mit Ackerbau, fertigen auch grobe Wollgewebe und Filze,
sowie einfache Metallgeräte für den Hausbedarf.
Der bedeutendste Ort Tibets ist Lhassa, die Stadt der Klöster und
Buddhatempel, die heilige Stadt der Buddhisten. In der Umgegend der
Stadt liegen gegen 3000 Klöster, die in abgeschlossenen Wüstenstrecken
und unzugänglichen Gebirgstälern erbaut sind und gegen 18 000 Mönche
beherbergen. Das Oberhaupt des Landes ist der Priesterkönig (Dalai Lama);
er wohnt in einem prachtvollen Palaste auf dem nahen Buddhaberge, der
10 000 Zimmer enthalten soll. Lhassa ist der Wallfahrtsort der Bnd-
dhisten; aus China, Siam, Ceylon und aus der Mongolei pilgern die
Gläubigen dahin, uni den Segen des Priesterkönigs zu empfangen.
sachliche Vertiefung: Warum ist das Hochland von den Menschen
größtenteils gemieden worden? — Wie hoch beläuft sich die Volksdichte? —
Warum treiben die Bewohner ein Nomadenleben? — Welchen Einfluß hat dies
auf die Siedelungsverhältniffe ausgeübt? — Warum sind die Bewohner iin
östlichen und südlichen Tibet seßhaft geworden? — Warum ist dort Acker-
bau möglich? — Warum ist das Gewerbe so gering entwickelt? — Wie
kommts, das Lhassa so große Bedeutung erlangt hat? — Warum hat man
den Wallfahrtsort der Buddhisten in eine so öde und schwer erreichbare
Landschaft verlegt? —
Zusammenfassung: Das Kulturleben im Hochlande von Tibet.
Rückblick und Zeichnung.
Das Hochland von Tibet.
1. Lage und Ausdehnung. 2. Bodenform und Umrandung. 3. Landes-
natur. 4. Volkszahl und Volksdichte. 5. Volksleben und Volksbeschäftigung.
3. Stück: Das Hanhai und feine Umrandung.
Ziel: Heut betrachten wir das große ausgetrocknete Meer Inner-
asiens.
1877 -
Halle
: Schmidt
- Autor: Cornelius, Carl Sebastian
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
74
Abnahme der Temperatur nach der Höhe.
Mittlere Temperatur
Höhe über der Meeresllädie. 'Cordilleras I de los Andes. Mexicanische Gebirge..
0 27,5° 26,0°
500 Tois. 21,8 19,8
1000 - 18,0 18,0
1500 - 14,3 14,0
2000 - 7,0 7,5
2500 - 1,5 1,0
Am Aequator muss jeder Höhe eine miltlere Temperatur entsprechen, welche mit derjenigen einer bestimmten Breite übereinkommt. Ein hoher Berg in der heissen Zone zeigt allmählig alle Klimate von der Hitze der Tropen bis zum Polareise. Und mit der Erhebung über die Oberfläche des Meeres findet ein ähnlicher Pflanzenwechsel statt wie mit der Entfernung vom Aequator nach den Polen hin. Meyen hat folgende acht Zonen unterschieden, welche eben so vielen Breitenzonen entsprechen. Die angegebenen Grenzen sind jedoch nicht in absoluter Schärfe zu nehmen. Oft treten Differenzen von 100 und mehr Fuss auf. So rücken namentlich an den südlichen Abhängen der nördlichen Halbkugel alle Vegetationsgrenzen höher hinauf als an der nördlichen Seile.
1) Region der Palmen und Bananen vom Meeresspiegel bis zu 1900 Fuss Erhebung.
2) Region der Farrenbäume und Feigen von 1900 bis 3800 F.
3) Region der Myrthen und Lorbeeren von 3800 bis 5700 F.
4) Region der immergrünen Laubhölzer von 5700 bis 7600 F.
5) Region der europäischen Laubhölzer von 7600 bis 9500 F.
6) Region der Nadelhölzer von 9500 bis 11400 F.
7) Region der Alpenrosen von 11400 bis 13300 F.
8) Region der Alpenkräuter von 13300 bis 15200 F.
Nach den Untersuchungen der Gebrüder Sch lagintweit reichen die Bäume im Himalaya sehr allgemein bis 11800 Fuss, und etwas tiefer findet man auch ausgedehnte Waldungen. In den Andes ist die Baumgrenze bei 12530 F., in den Alpen im Mittel 6400 Fuss. Der Getreidebau reicht im Himalaya nicht über 11800 Fuss; in Tibet ist seine Grenze bei 14700 F., in den Andes erreicht er die Höhe von 11800 F., in den Alpen im Mittel 5000 Fuss. Die mittlere Grenze des Graswuchses ist im Himalaya bei 15400 F., in Tibet bei 16500 l( uss. Die aus-serste Phauerogamengrcnze wurde in Tibet in einer Höhe von 19839 F., im Himalaya von 17500 F. gefunden. In den Alpen findet sieb dieselbe bei 12540 Fuss. — Allen scheinen im Himalaya bis zu Höhen über 11000 F. vorzukommen, Tiger ebenfalls noch bis 11500 und verschiedene Arten von Leoparden selbst noch bis 13000 Fuss. Hunde folgen den tibetanischen Hirten
1892 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Buchholz, Paul
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
78 Tibet.
gehört, ist sowohl in betreff seiner Ausdehnung als seiner Höhe
wegen eines des merkwürdigsten Thalgebiete der Erde. Den
östlichen Teil durchzieht der Brahmaputra, den westlichen der
Indus.
a) Tibet in weiterem Sinne erhebt sich in Form eines un-
geheuren, langgestreckten Kreissegments über die angrenzenden
Tiefländer und wird durch die scharf ausgeprägten, felsigen
Abfälle der Gebirge, die es wie unersteigliche Mauern aus
allen Seiten umschließen, von der Natnr zu einer Riesenfeste
erhoben. Aus allen vier Weltgegenden blicken dem Reisenden
entweder vereinzelt oder auch in mächtigem Zusammenhange
vereiste, spitze Berge von 6000 m durchschnittlicher Höhe ent-
gegen. Auf dem hohen Tafellande selbst sieht es trübe und
traurig genug aus. Die enorme Höhe und die davon abhängigen
klimatischen Verhältnisse zwängen die Vegetation in einen engen
Raum. Da findet man weder Bäume noch Ackerfelder, weder
Blumen noch Früchte; ja, die grünen Flächen inmitten der mit
Gies und Geröll ausgefüllten Muldeu, auf welchen der ver-
krüppelte Lavendel ein kümmerliches Dasein fristet, sind un-
schwer zu zählen. Die Luftströmungen bringen nicht die ge-
ringste Feuchtigkeit mit sich, und der spärlich fallende Schnee
genügt nicht, um der Erde Produktivität zu verleihen. Das
von der n. Umrandung des eigentlichen Tibet bis zu dem
Kuenlün sich erstreckende Gebiet ist abflußlos, mit zahlreichen
Salzseen von verschiedener Größe bedeckt und besteht wahrschein-
lich aus flachen Plateaus, die im Durchschnitt 5000 m hoch
sind. Erst im Quellgebiet der großen chinesischen Ströme ver-
ändert sich der Landschaftscharakter. Die tibetanischen Ansiede-
lungen liegen eigentlich nur in den breiten Thalebenen der großen
Gewässer, wo der Ertrag des Bodens durch eine geschickte
Kanalisierung gesteigert wird. — b) Im Gegensatz zu der
großen Armut des Pflanzenkleides, welche für 9?.-Tibet charak-
teristisch ist, steht der Reichtum an Tieren, die sich häufig in
Herden bis zu 1000 Stück ansammeln. Nur dadurch, daß sie
von einem Ort zum andern ziehen, können diese Tiermassen auf
den armseligen Weiden die nötige Nahrung finden. Als die
am häufigsten vorkommenden Säugetiere bezeichnet Prschewalski
den wilden Jack, das weißbrüstige Argali, den blauen Steinbock,
die Antilopen Orongo und Ada, den Chulan (wilden Esel) und
den gelbweißen Wolf. — c) Für den Menschen ist das Klima
1822 -
Leipzig
: Kummer
- Autor: Lippold, Georg Heinrich Christian
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— 33 5 —
so führen sie doch auch einen Vor theil herbei, der gewissermaßen
mit ihnen aussöhnt. Sie reinigen nämlich die ganze Atmo-
sphäre so sehr von allen Dünsten und Feuchtigkeiten, daß sich
in den Hcrbstmonaten viele Wochen hindurch auch kein Wölk-
chen am Horizont zeigt und der Himmel sich dem Auge in einer
Reinheit und Klarheit darstellt, die einem an sein düsteres va-
terländisches Klima gewöhnten Dritten ausserordentlich auffallen
muß. Saunde-.s ergöhte sich so sehr an diesem heitern Him-
mel des kalten Tibet, daß er mehr als einmal das Klima dieses
Landes glücklich nennt. Die Tibetaner sind auch dermaßen an
diese heitere Luft gewöhnt, daß sie mit fester Zuversicht und
völlig unbesorgt vor Regen ihr mühsam eibautes Getreide nach
der Erndte auf freiem Felde liegen lassen, bis sie Zeit übrig
haben, es auszudrcschen. Hinderte die Kalte nicht so man-
ches Jahr die Reifung, sie würden wegen des Regens in der
Erndte, der uns oft so viel schadet, nicht verlegen sein.
Die reine Luft in Tibet ist der Gesundheit sehr zuträglich
und cs giebt der Krankheiten daher weit weniger, als in
feuchten und warmern Landern, in denen ein öfterer Wechsel
der Witterung statt findet. Die häufigen Stürme, welche
den feinen Sand mit sich fortführen und der Schnee, der den
größten Theil des Jahres hindurch die Augen blendet, weil er
zumal häufig von,der Sonne beleuchtet wird, führen Augen-
krankheiren für den Menschen herbei, die nicht selten in Blind-
heit übergehen. In Butan hat der Mensch mir diesem bei
nicht zu kämpfen Dagegen giebt es hier ungemein häufig ei-
ne andere Krankheit, welche in einer Drüsengeschwulst am
Halse besteht. Sie findet sich bekamlich auch in-andern Ge-
birgsgegenden, namentlich häufig in Wallis. Daß sie nicht,
wie man gemeiniglich angenommen hat, dem häufigen Trin-
ken des Schnecwassers zugeschrieben werden darf, sieht man
recht überzeugend in diesem Lande. In Butan giebt cs weit
seltener und nur auf den höchsten Gebirgen Schnee; in Tibet
ist man das ganze Jahr hindurch mit Schnecgebirgcn umgeben
und
1822 -
Leipzig
: Kummer
- Autor: Lippold, Georg Heinrich Christian
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— 344 —
derselben aus der indischen Religion entlehnt sind, obgleich sie
in vielen Stücken von derselben abweicht. Auch mit der chi/
nesischen hat die tibetanische große Aehnlichkcit und ein Lama
versicherte einst selbst dein Europäer Bogst, daß diese drei Ne/
ligionen übereinstimmten. Die Tibetaner verehren manche
Gottheit der Indier und die Indier wallfahrten wiederum nach
Tibet und halten sich am Hofe des großen Lama auf.
Die Regierungsverfassung von Tibet ist sehr merkwürdig
dadurch, daß sie ganz auf Priestcrherrschaft beruhet. Die
Zahl der Priester, in der Landessprache Lama's genant, ist in
keinem Lande so groß, als in Tibet. Nach den vorhandenen
Nachrichten machen sie den größten Theil der Bevölkerung aus.
Diejenigen unter ihnen, welche nach Art der Mönche in karho/
1lsch.cn Ländern gemeinschaftlich in Klöstern beisammen leben,
dürfen durchaus nicht heira-then, welches hingegen den übrigen
nicht untersagt ist. Die Verehrung, in welcher die Priester
beim Volke stehen, übersteigt allen Glauben. Begegnet ein
Laie einem vornehmen Lama oder einem Mönch, der wegen sei/
ner Heiligkeit auf besondere Verehrung Anspruch zu machen be/
rechtigt ist, so muß er sich zur Erde niederwerfen und überdies
Nase und Mund zuhalten, damit sein unreiner Athem den hei/
ligcu Mann nicht entweihe. Es ist empörend, wie verächtlich
dagegen diese Priester das übrige Volk behandeln. Sie selbst
leben in gänzlicher Unabhängigkeit von allen nützlichen und noch/
wendigen Geschäften. Jede Arbeit, jedes Geschäft des bür/
gerlichen Lebens halten sie für entehrend und schimpflich für ih/
re geheiligte Person. Sie bauen das Feld nicht, sie bereiten
keine Speisen, verfertigen keine Kleidungsstücke u. s. w. Al/
les dies müssen die armen Laien für sie thun. Sie verleben
also ihre Tage in Trägheit und nähren sich in dem unfruchtba/
reu Lande vom Schmeiß ihrer Mitmenschen. Dafür ehren sie
aber dieselben nicht; nein, sie verachten alle gemcrbtreibende
Menschen als Auswurf und predigen ihnen sogar ewige Hol/
Unquai im künftigen Lehen für ihre Arbeit. Welch ein ver/
1914 -
Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Ambrosius, Ernst, Hinkel, Philipp
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
75. Tibet und seine Bewohner.
257
Millionen veranschlagt. Von den zahlreichen Stämmen in den Grenz-
gebieten Tibets, die zum Teil unter ihren eigenen Fürsten stehen, weiß
man wenig oder nichts, aber man wird wohl nicht fehlgehen, wenn man
annimmt, daß das Band, das sie an Tibet fesselt, ausschließlich ein reli-
giöses ist.
Geographisch wird Tibet im Süden durch das Kettengebirge des Hima-
Abbildung 93. Paß Su-bcischi (Kysyl Dawg.u), der vom Pamir nach Ost-Turkestan und
Tibet führt, von der Paßhöhe (5180 Meter) aufgenommen.
laja, der „Heimat des Schnees", begrenzt, dessen südliche Kette man als die
Südgrenze Tibets bezeichuen kanu.
Es würde durchaus irrtümlich sein, sich Tibet, weil es als ein Tafel-
land bezeichnet wird und in der Tat auch ein solches ist, als eine Ebene
vorstellen zu wollen. Es ist vielmehr ein unebenes Tafelland, das von so
vielen Bergketten durchzogen wird, daß man es eher als ein bergiges Land
mit meilenweiten Hochtälern bezeichnen kann, die sich zwischen den Bergen
wie die Finger eitler Hand hinziehen und in ihren oberen Teilen steinig sind.
Die südliche Kette des Himalaja, zwischen Tibet und Indien, besteht
aus eiuer Reihe von ungeheuren, mit Schnee bedeckten Gipfeln, deren zer-
Ambrosius u. Hinkel. Au5 allen Zonen. 17
1908 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Fritzsche, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
4. China und seine Nebenländer. 253
1. In welcher Landschaft Chinas hat das Tier die Herrschaft
erlangt?
Die Landschaft Chinas, in der das Tier die Alleinherrschaft erlangt
hat. ist das Hochland von Tibet. Dasselbe breitet sich zwischen Iran, Hindostan
und China aus und wird rings umschlossen von dem Himala yagebirge,
dem Karakorum und Küenlun. Es ist ähnlich wie das Hochland von
Iran ursprünglich ein gefaltetes Gebirgsland gewesen, die Falten sind aber
durch Schutt, Sand und Staub, der teils vom Winde, teils von den Flüssen
herabgetragen wurde, ausgefüllt worden. Dadurch haben sich ausgedehnte
Hochebenen gebildet und das ganze Gebirgsland hat dadurch den Charakter
eines Hochlands erhalten.
sachliche Vertiefung: Wie kommts, daß sich hier ein so gewaltiges Hoch-
land findet? — Wie mag dasselbe entstanden sein? — Wie kommts, daß
die Gebirgssalten zum größten Teil verschwunden sind? — Wie ist die
Umrandung zu erklären? — Wie ist die ungeheure Höhe derselben zu er-
klären? —
Zusammenfassung: Lage und Ausdehnung des Hochlands von Tibet.
2. Inwiefern hat auf dem Hochland das Tier die Herrschaft
erlangt?
„In diesen Gegenden", sagt Przewalsky, „ist nicht der Mensch, sondern
das Tier der Herrscher; die Zahl der Säugetiere beläuft sich von Nordtibet
bis zum Karakorum auf Millionen. Zwar ist die Tierwelt des Landes
nicht gerade artenreich und mannigfaltig, dafür treten sie aber in unglaublichen
Massen auf. Antilopen und Felsschafe, Pfeifhasen und Murmeltiere, Wühl-
mäuse und Hamster, wilde Jaks und Wildesel sristen ungestört vom Menschen
in zahllosen Herden ihr Dasein". Um so schwächer ist die Besiedelung Tibets
durch den Menschen. Die ganze Landschaft scheint geradezu von den Menschen
geflohen und der Herrschaft des wilden Tieres preisgegeben zu sein. Nur
hier und da finden sich einzelne Nomadenlager, die mit ihren Herden den
Weiden nachziehen. Viele Teile Tibets, besonders im Norden, sind völlig
menschenleer: nur im Süden sind einige Ansiedelungen zu finden. Hier
ist am oberen Brahmaputra die Stadt Lhassa entstanden.
Zusammenfassung: Tierreichtum und Menschenarmut des Hochlands
von Tibet.
3. Worin find Tierreichtum und Menfchenarmut Tibets begründet?
Das Hochland von Tibet ist ein Steppenland wie die Hochländer des
nordamerikanischen Westens. Der Boden der aus Schutt und Geröll be-
steht, ist trocken und unfruchtbar. Dazu kommt, daß das Klima infolge der
hohen Lage des Landes sehr rauh ist, und da das Hochland auch von sehr
hohen Randgebirgen eingeschlossen ist. so herrscht fast völlige Regenlosigkeit.
Deshalb ist das Innere von Tibet auch vorwiegend mit Salzseen. Tümpeln.
Sümpfen und Kieswüsten erfüllt, die nur mit Büschelgräsern und Salz-
pflanzen bedeckt sind. Nur an den Rändern, wo die Flüsse aus den Ge-
1834 -
Königsberg
: Bornträger
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Tibet.
163
Stadttheil bildet. Auch ist hier eine Art von Universität, und
alles, was gelehrt sein will, hält sich hier auf.
Auf der Insel Kiusiu oder Limo liegt die Stadt
Nangasaki in einer höchst malerischen Lage an einer Meeres-
bucht. Sie ist eng und unregelmäßig gebaut, wie alle japanische
Städte, aber eine große Volksmenge wogt beständig durch die
Straßen. Dies ist die einzige Stadt, nach welcher die Niederlän-
der und Chinesen kommen dürfen; aber man würde sich sehr irren,
wenn man glauben wollte, daß beide Nationen hier frei herum-
gehen dürften; im Gegentheil leben sie nicht besser als Gefangene.
Denn die Niederländer haben ihre Factorei auf einer kleinen Insel,
die durch eine hohe Mauer noch obendrein von der Stadt getrennt
ist, und die Chinesen dürfen nicht aus der Vorstadt heraus, in die
sie verwiesen sind.
Tibet.
Tibet ist eins der höchsten Länder der Erde. Es besteht aus
lauter Bergen und Thälern; überall sieht man Schneeberge in
die Lüfte steigen, am meisten im Südwesten, wo das höchste Ge-
birge der Erde, das Himälaya-Gebirge, ist, und die größ-
ten Bergriesen sich über die Wolken erheben. Hier drängen sich
die furchtbarsten Schneefelder, die schauderhaftesten Gletscher, wie
nirgends auf der Erde zusammen. Nirgends sieht man die Na-
tur in furchtbarerer und großartigerer Gestalt; denn alles was
die Alpen Helvetiens von großartigen Naturerscheinungen auf-
stellen, ist gegen Tibet nur Kleinigkeit. Es ist Schade, daß wir
über diese so höchst interessanten Gegenden doch nur sehr unvoll-
kommene Nachrichten haben. Im Norden ist der Mus tag, und
im Westen treten die drei ungeheuren Gebirge: Mus tag, Hi-
rn älaya und Hindu kusch, zusammen, und stellen wildere Na-
turscenen dar, als man sie irgendwo anders trifft.
Aus Tibet brechen einige der größten Ströme Asiens hervor:
der Indus (Sind), der Buramputer, der Jrawaddy, der
Menam-Kong und der Yan-Tse-Kian (blaue Fluß). An-
genehm soll Tibet nicht sein. Die wenigen Europäer, die es sa-
hen, schildern es als ein wildes, ödes, baumloses Land, dessen
Luft rauh und kalt sey. Tibet ist das Vaterland des Rhabar7
Ii*
1822 -
Leipzig
: Kummer
- Autor: Lippold, Georg Heinrich Christian
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
liegende Bengalen. Sebón das bloße Auge bemerkt die hohe
Lage von Tiber beim Herabsteigen von den butanlchen Grcnz-
gediegen in dasselbe. Nur mäßig nergr sich die Nordleite der-
selben nach Tiber hinein und die Flüsse und Bäche, welche von
den Gipfeln dieser Scheidegebirge nach Norden hinabfließen,
haben einen sanften Gang; diejenigen hingegen, welche nach
Süden, also nach Butan ihren Weg nehmen, stürzen sich rcif-
send schnell hinab und das Auge verfolgt ihren raschen Laus bis
zu dem Fuß des Gebirges.
Es bedarf keiner Erinnerung, daß Tibet nur sehr wenige
von den Gewächsen erzeugt, die rnan in Buran antrifft. Der
rauhe Sommer, der zugleich ziemlich kurz ist, laßt hier die
schönen Früchte nicht zum Gedeihen kommen, die Butan im
Ucberfluß hervorbringt. Gerste, welche hie und da auf dem
unfruchtbaren Boden gebaner wird, gelangt nicht jedes Jahr
zur Reife. In demselben Jahre, wo Saunders in Tibet war,
mußte man dieselbe grün abschneiden, weil die bereits um die
Mitte des Septembers eingetretenen Nachtfröste und der Schnee
gar nicht mehr erwarten ließen, daß sie reif werden könne.
Selbst früh um 5 Uhr noch stand das Thermometer auf dem
Gefrierpunkt und hin und wieder lag Schnee in der Ebene.
Aus Vieler Scptemberwitceiung laßt sich auf den eigentlichen
Winter in Tibet schließen. Der Engländer Bogle, welcher
früher hier war, fand in der Stadt Chamnanning, die unter
dem 31 sien Grade 39 Min. der Breite und nur um 8 Gra-
de oder i 20 deutsche Meilen nördlicher liegt als Bengalens
Hauptstadt Calcutta, im Winter im Zimmer das Fahrenh.
Thermometer 29° unter dem Gefrierpunkt. Im April waren
alle stehenden Gewässer noch mit Eis bedeckt und heftiges Schnee-
gestöber war anhaltend. Eben so fand der indische Fakir Puh-
rungier, welcher im Anfange des Jahres 1785 als Abgesandter
der Engländer nach Tibet geschickt wurde und im April die
Grenze des Landes erreichte, hier eine so große Kälte, be-
gleitet von so tiefem Schnee, daß er feine Reise nicht forkzu-
1811 -
Frankfurt am Mayn
: Andreä
- Autor: Uihlein, Joseph
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Tibet.
i35
und Arrakan rc. Malacca gehört mit ihrem
Gebiete den Holländern.
Loden und Luft: Diese sind fast eben dieses,
den wie in den Landschaften der westlichen Halbinsel.
Produkte: Man hat Getreide, Reis,
Baumwolle, Pfeffer, Oej/ ansehnliche Wal-
dungen von verschiedenen wohlriechenden Holzarten,
Gold, Silber, Eisen, Zinn und Edelsteine.
• 5. Tibet.
Grenzen: Tibet liegt im Norden von In-
dien , gegen Mitternacht grenzt es an die Bucharey
und Kalmukey; gegen Osten an China; gegen Westen
an die Republik der Se:ks.
Flüsse: Der Burem putter, welcher hier
entspringt, ist der Hauptfluß.
Religion: Die Einwohner bekennen sich zur
Religion des Dalai Lama, der tu diesem Lande
seinen Sitz hat.
Regierung: Tibet ist gegenwärtig von drey
Herren beherrscht. Die ganze Westhälfte und auch
der nördliche Theil stehen unter dem Dalai Lama.
Dieser herrscht als Pabst und Kaiser zugleich, und
genießt eine Art von göttlicher Verehrung, da man
ihn für einen eingefleischten Gott hält. Im südöst-
lichen Theile herrscht der Bogdolama; er wird
auch für einen vermenschten Gort gehalten. Butan
hat seinen eigenen Fürsten oder Rajah.
Städte: Lassa, die Residenz des Dalai
Lama, und Hauptstadt des ganzen Reiches.
Boden und Luft: Es ist das höchste Ge--
birgsland rn Asien, größtentheils kalt; es liefert
nebst vielen andern Artikeln die beste Schaafwolle
von der Welt, die die Tibetaner an die Kasch«
mirer verhandeln, woraus diese die weltberühmten
Schawts verfertigen.
1910 -
Halle a. S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 150 —
der größten Steppenseen Hochasiens; seine Tiefe ist gering, sein
Wasser salzig, meist leicht bewegt und fischreich. S-er, schon im
nö-en Tibet, liegt das Quellgebiet des Hoangho, eine von
Seen bedeckte Ebene von mehr als 4000 in Höhe. Jenseit des
Durchbruchs des Hoangho durch die Hauptkette setzt sich diese in
China fort und bildet die Wasserscheide zwischen Hoangho und
Jangtsekiang.
Auch Tibet, das höchste und ausgedehnteste Hochland der Erde,
im Mittel 4500 m hoch, ist ein gefaltetes Gebirgsland mit erheb-
licher Schutteinhüllung, aus welcher die Kämme und Gipfel noch
6000 bis 7000 m hervorragen. Man unterscheidet das w-e und
ö-e Tibet. Als Grenze zwischen beiden kann der Meridian von
Lhasa angesehen werden.
Die bedeutendste Anschwellung im w-en Tibet, der Kara-
korum, wird nach Lage und geologischer Beschaffenheit zum Hima-
laja gerechnet (S. 135). Auf ihn folgt unter dem Namen Gan gri
(Eisberg) und G a n g - D i s r i eine bis zu Sven Hedins letzter Reise
noch wenig erforschte Gebirgslandschaft; dem zusammenhängenden
Gebirgssystem hat Sven Hedin den Namen Transhimalaja
gegeben.
Der W und Nw ist abflußloses Gebiet mit Salzseen und
Sümpfen. Der bedeutendste der abflußlosen Seen ist der Tengri-
Nor, 4600 m hoch. Um alle diese Seen herrscht Vegetations-
losigkeit und Totenstille, während die selteneren Süßwasserseen mit
Abfluß von lieblichen Ufern umsäumt werden, zahlreiches Wild an-
ziehen und der Tummelplatz schreiender Wasservögel sind.
Das ö-e Tibet ist ein mächtiges Gebirgsland mit steilen,
zum Teil über die Firngrenze aufsteigenden Gebirgszügen, tiefen
Schluchten, hochliegenden Pässen und Ortschaften und wasserreichen
Flüssen. Hier liegen die Quellen der gewaltigen Ströme Ost- und
Südasiens: des Hoangho, des Jangtsekiang, des Mekong und des
Saluen. Die im So heraustretenden Ketten durchziehen die hinter-
indische Halbinsel, sich in fächerförmiger Teilung ausbreitend.
Der N von Hochasien ist das Hanhai; der Name bedeutet
ausgetrocknetes Meer. Es zieht bei einer durchschnittlichen Höhe
von 1200 in in flachem, nach N geöffnetem Bogen von der Pamir
bis zum Chingangebirge und zerfällt in zwei Becken: ein
kleineres w-es, das Tarimbecken, und ein größeres ö-es, die
Gobi oder S ch a - m o , d. i. Sandmeer mit ihrem w-en Ausläufer,
der D s u n g a r e i.
Das Hanhai dürfen wir uns nicht als eine weite, ebene Beckenlandschaft
vorstellen; überall tritt das Grundgebirge zu Tage. Dieses zerlegt das ganze Gebiet
in eine Anzahl ungleichartiger Teile, denen nur die fortschreitende Austrocknung
gemeinsam ist. Auch hier sind die Vertiefungen durch Sand, Staub und Geröll
ausgefüllt worden' anderseits haben Bewegungen des Bodens, Emporfaltungen
und Abbrüche, bis über die Tertiärzeit hinaus stattgefunden. Ausgedehnte
basaltische Decken finden sich in der ö-en Mongolei. Am Südrande des ö-en
Tienschan zieht ein Graben entlang, der sich bis — 130 m senkt.
1822 -
Leipzig
: Kummer
- Autor: Lippold, Georg Heinrich Christian
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— z;r —
der großen Entfernung schließen, in welcher man sie sehen kann.
In den Ebenen von Bengalen bei der Stadt Purnea erblickt
man nämlich nordwärts nach Tibet hin mächtige Schncegebir-
Ze. welche keine andern sein können, als die Scheidegebirge
zwischen Tiber und Butan. Die Entfernung aber, in wel-
cher sie in Bengalen gesehen werden, beträgt zwischen z/ und
z 8 deutsche Meilen In einer solchen Ferne erblickt man nir-
gends den Montblanc in Savoyen.
Schärfer und sichtbarer kann der Mensch die Grenzlinie
nirgends zwischen zwei Landern ziehen, als cs die Natur zwi-
schen Butan und Tibet gethan hat. Welch ein Comrast zwi-
schen beiden! Man empfindet nicht nur sogleich einen auffallen-
den Unterschied in der Temperatur der Luft, sondern Butan
zeichnet sich auch durch seine kräftige uird üppige Vegetation
vor Tiber aus. Ucberall erblickt das Auge von dem hohen
Standpunkt der Grcnzgcbirge nach Süden hinab dunkle Wäl-
der, grüne Fluren und fruchtbare Gefilde. Die Südseite des
Gebirges, also die Seite von Butan, ist bis gegen den Gipfel
mit Grün bekleidet und nur wenige Schritte auf den obersten
Spitzen sind kahl. Nach Norden oder nach Tibet hin öffnet
sich zwar dem Auge eine herrliche, unermeßliche Aussicht, die
durch Mannichfaltigkcic der Berge, Hügel und Ebenen gefallt;
allein alles ist hier öde und kahl, man erblickt keinen Baum,
keinen Scrauch, ja faßt keinen Grashalm. Ein paar taufend
Schritte führen hier aus einem fruchtbaren, anmuthigcn Lan-
de, wo für alle menschlichen Bedürfnisse reichlich gesorgt ist, in
eine Wüste, wo Boden und Klima sich vereinigen, den Pflan-
zenwuchs Zu hindern. Butan hat ein fruchtbares Erdreich;
Tibet ist sandig und mit Grand bedeckt. Die Temperatur der
Atmosphäre befremdet''«^ diese kurze Strecke nicht weniger.
Sie ist auffallend rauh und brachte in der zweiten Hälfte dcö
Septembers bereits derbe Nachtfröste mit Schnee. Aber um
wie viel hoher liegt nicht auch Tibet, als Butan! Das erstere
übertrifft darin das lcztcre weit mehr, als dieses das südlicher
lie-
15. Bd. 2
- S. 369
1860 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
252. Tibet.
369
Außer diesen beiden Hanptthicren machen Schafheerden den größ-
ten Reichthum der Mougolen in der Gobi aus, da sie ihnen die allgemeinste
Nahrung und Kleidung geben, Milch, treffliches Fleisch und Pelze.
252. Tibet.
(Nach C. Ritter, Erdkunde, und der Zeitschrift: Das Ausland, bearbeitet
vom Herausgeber.)
Die Nordseite der Mittel- und Ostgruppe des Himalaya-Systems
nimmt die Plateau-Landschaft des östlichen oder eigentlichen Tibet
ein, so weit sie von dem großen Strome Tibets, dem Dzangbo*), be-
wässert wird. Dieselbe erstreckt sich zwischen dem Kucnlun im Norden
und dem Himalaya im Süden, und zwar von den heiligen Doppelseen
am Kaitasa, wo Indus, Ganges und Dzangbo ihre benachbarten Quel-
len haben, bis zu den Schncegebirgen am Khu-khn-Nor in Sifan und
den chinesischen Grcnzproviuzen Szütschuau und Amman. Dieser un-
geheure Ftächenranm, an Breite fast der von ganz Deutschland gleich-
kommend, ist keineswegs eine einförmige Fläche, sondern durch viele
jenen beiden Hauptketteu untergeordnete und größtentheils parallele Ge-
birgszüge, so wie durch manche andere Nebengruppeu vielfach gegliedert
und angefüllt. Ein mittlerer Hauptgebirgszug theilt diese dritte oder
südlichste hohe Mittelebene Central-Asiens in eine nördliche und in eine
südliche Zone von Plateau-Landschaften, von denen jene Katschi genannt
wird, diese aber Tibet im engeren Sinne, oder Süd-Tibet. Jener
nördliche Theil ist so gut wie unbekannt, daher wird auch, wenn von Tibet
im Allgemeinen die Rede ist,.nur die südliche Zone gemeint, welche den
großen tibetanischen Strom Dzangbo und die einzig bekannten Residenzen
der Ober-Lama's von Teshu-Lumbu und L'hassa enthält und von drei Sei-
ten: von Westen, Osten und Nordosten, durch Reiserouten zugänglich ist.
Den Mittelpunkt des Culturlebens bildet die seltsame Capitale Ti-
bet's L'hassa, die Residenz des Dalai-Lama, umgeben von vier nach
den verschiedenen Wcltgegenden liegenden buddhistischen Klöstern, den
größten unter den 3000 Klöstern, die man in Tibet aufzählt. Na-
mentlich trägt der Berg Botala in der Nähe von L'hassa eine ganze
Gruppe von Tempel-, Kloster- und Palastgebäudcn. Aus einem seiner
drei Gipfel liegt der angeblich schon um 630 nach Chr. erbaute Palast
oder vielmehr das Kloster des Dalai-Lama mit einem Tempel, dessen
Höhe 367' betrügt und dessen Dach vergoldet ist, im Innern zählt
man 10,000 Zimmer voll Idole und anderer kostbarer und heiliger
Dinge. Der Prachtsaal dieses buddhistischen Vaticans, in welchem die
Tibetaner ihre Gebete um Sündenreinigung verrichten, enthält Wand-
gemälde historischen Inhalts und wahrscheinlich auch die chorographischen
*) Klaproth hält den Dzangbo für identisch mit dem Jrawaddy, sich auf chi-
pesische Angaben stützend, neuere Untersuchungen entscheiden für die Iden-
tität mit dem Dihong. Vgl. Lassen, indische Alterthumsknnde I. S. 65. Anm. 2.
Pütz, Charakteristiken zur vergleichenden Erdkunde. Ii. 24
1882 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Guthe, Hermann, Wagner, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
§. 84. Oberflächenform des asiatischen Continents. Pamir. Tibet. 437
läßt sich heute noch keineswegs entscheiden, welches Gebiet man den
Randgebirgen, welches man den innern Hochflächen zuzurechnen hat,
und die gleichen Schwierigkeiten bieten sich demjenigen dar, welcher
das Himalajagebirge nordwärts über das obere Judusthal und die
Mulde, in welcher der Sanyo gen Osten strömt, ausdehnen will.
Dieses vom 74« bis 95 0 östl. L. deutlich ausgeprägte Längsthal er-
scheint am ehesten zur Grenzmark zwischen dem Himalaja und der Tibe-
tanischen Massenerhebung geeignet. Selbst mit Ausschluß des Hoch-
gebirges im Süden jener Grenzlinie verbleibt für Tibet im weitesten
Sinn eine sich allmählich von Westen nach Osten senkende Fläche von
mindestens 36000 Ihm., 2 Mill. Iihkil., mit einer Mittlern Höhe, die
sicher erheblich die Zahl von 4000™ übersteigt! Dies ist besonders
im schmälern Westen, dem Gebiet der größten Anschwellung des Hoch-
landes, der Fall, welchem im Karakorüm Gebirge noch eine ge-
waltige Bergmasse aufgelagert ist. Wir werden dieses in Verbindung
mit den sich hier einander am meisten nähernden Randgebirgen später
noch näher betrachten und erst, wie beim Han-hai, die innern Hoch-
flächen noch weiter verfolgen. Zwischen dem 80° und 900 östl. L.
scheint die wellige Hochsteppe vorzuherrschen. Wenigstens führt der Weg,
welcher von Kiria im Tarimbecken (1400™, 811 /s0 östl. v. Gr.) in
südlicher Richtung das Kuen-lun Gebirge übersteigt 1)r über ein 5000ra
hohes Plateau, welches, ohne irgend bedeutendere Erhebungen zu tragen,
bis zu den Bergketten im Norden der Jndusquellen oder bis zu den
bedeutendsten Goldfeldern Tibets, wo Thok Dschalung, der höchste
ständig bewohnte Ort der Erde, 4977™, d. h. noch 160™ höher als
die Montblancspitze, gelegen ist2). Nach Westen hin dehnt sich diese
centrale Hochsteppe — das Hoch land von Khor — weithin als
ein mit zahlreichen Salzlachen und Salzseen bedecktes abflußloses Gebiet
aus, das für zahlreiche Schaaren wilder Esel, Antilopen und Moschus-
schase noch immer genügende Weidegründe zu bieten scheint. Dieser
Reichthum an vierfüßigen Thieren steht in Tibet mit der geringen Zahl
ohne Nutzen sind für diese Gebiete noch die entsprechenden Karten zu Ritter's „Asien"
und H. Berghaus' Karte von China vom I. 1843. S. S. 396. Leider reicht
das Blatt von Centralasien (Stieler Nr. 64) nur bis zum 98 0 ö. L., dagegen stellt
Chavanne's Karte von Centralasien auch den Ostrand noch mit dar. Die schematischen
Karten zu Nichthofen's China sind ebenso wie seine Erläuterungen zur Erfassung der
Hauptrichtungen der Gebirgszüge gerade hier von besonderem Interesse und mit be-
stechender Plasticität zeichnet uns Trelawny Saunders Tibet mit seinen südlichen Um-
sasfnngsmauern auf einer Karte, 1:5.300000 im Geogr. Magazine, 1877. Vergl.
auch hinsichtlich neuer Literatur Ganzenmüller's Tibet, nach den Resultaten geogr.
Erforschung früherer und neuerer Zeit, Stuttgart 1877, eine fleißige, aber nicht bis
zur kritischen Bearbeitung fortschreitende Darstellung der Landeskunde Tibets. Der
Name Tibet, den Eingeborenen uubekanut, hat sich bei Europäern seit langem voll-
ständig eingebürgert, dagegen herrscht über Ausdehnung, Anwenduug des Namen
Groß, Klein, West, Ost Tibet große Willkür. Bod -jul (Bodyul) soll einheimischer
Name sein. Neben letzterem enthalten unsere Karten noch die chinesischen Provinz-
namen.
') S. Geogr. Jahrb. Bd. Vi, 1876, S. 480, Globus Bd. 31, 1877, S. 136.
2) S. Geogr. Mitth. 1869, Taf. 6, 1:2.000000, nebst Tert.
1834 -
Münster
: Deiter
- Autor: Annegarn, Josef
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
358
China.
zweigen verbinden oft die getrennten Felsen. Die Thäler
sind reich an erhabenen Naturscenem Kurzum, Tibet ist
die asiatische Schweiz.
Ganz natürlich hat das Land ein kälteres Klima, als
man nach der südlichen Lage vermuthen sollte; ja, der
Winter ist strenger, als man ihn in Europa gewöhnlich
kennt.
Doch ist Tibet reich an vielen eigenthümlichen Pro-
dukten. Man hat hier Getraide, auch Reis (doch nicht
hinlänglich), Obst, Südfrüchte, den ächten Rhabarber (in
Tibet eigenthümlich), reiche Gold - und Silbergruben,
Quecksilber, weisses Kupfer, Mcirmor u. s. w. Ein wich-
tiges Product des Mineralreichs ist der Borax, den viele
Seen Tibets absetzen. Im Thierreich ist wichtig das Mo-
schusthier, noch mehr das grunzende schwarze Rindvieh
mit seidenhaarigem Schwänze; der Ochs dieser seltsamen
Thiere heißt Pack, die Kuh Dhch ihre langen Schwänze
mit langen Seidenhaaren werden im ganzen Orient ge-
schätzt, sind in der Hand des untersten Stallknechts und
des höchsten Fürsten, und dienen als Fliegenwedel, als
Schmuck für Pferde und Elephanten, als Zierde auf den
Helmen der Krieger, und zum letztern Zweck werden sie
von den Chinesen roth gefaxbt. Die Schafe Tibets haben
breite 40 Pf. schwere Fettschwänze, und liefern die feinste
Wolle in der Welt. Noch feiner ist die Wolle, welche
die tibetanischen Bergziegen im Winter vor der Brust
unter den längeren Ziegenhaaren haben, und aus dieser
Wolle werden in Caschemir die köstlichen Schawls verfer-
tigt. Ueberhaupt ist in Tibet das Thierreich sehr man-
nigfaltig , und die Tibetaner ernähren sich mehr von der
Viehzucht, als vom Ackerbau, der ihrem Boden weniger
zusagt..
Die Tibetaner sind nicht ohrif Bildung, verstehen den
Äcker-, Garten - und Bergbau, haben viele musikalische
Instrumente, seit uralter Zeit Buchdruckereien mit Lettern,
die in hölzerne Tafeln eingegraben sind.
Die Religion in Tibet ist die lamaische, doch nicht
bloß in Tibet gilt sie, sondern von der Wolga bis zur
Halbinsel Korea zählt sie über 100 Millionen Bekenner,
und auch die regierende Kaiserfamilie in China ist ihr zu-
gethan. Nach dem Glauben der Lamaiten wohnt ein gött-
liches Wesen zur Erlösung der Menschen in einem mensch-
1822 -
Leipzig
: Kummer
- Autor: Lippold, Georg Heinrich Christian
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
des Landes duldet durchaus kein Blutvergießen, auch nicht bei
Thieren; es dürfte folglich auch den Schlächtern kein Thier
verkauft werden, weil man vorauslehen muß, daß sie das Blut
desselben vergießen werden. Aber die Liebe zum Gewinn weiß
den Gewissensfcrupel zu heben. Man verpflichtet nämlich die
Käufer des Viehes, es ja nicht zu schlachten und so verkauft
man und kümmert sich weiter nicht darum, was die Käufer
thun. Eben so kauft man ihnen auch wieder das Fleisch ab,
indem man sein Gewissen bannt zufrieden stellt, daß man doch
nicht selbst ein Thier gelobtet habe.
Traurig würde es auch bei der so großen Unfruchtbarkeit
des Landes und dem Mangel an Sversen aus dem Gewachst
reich mit den Tibetanern stehen, wenn sie das Thicrfleisch
wirklich verschmähen wollten. In dem fruchtreichen Indien
mag der Mensch den Grundsätzen einer Religion huldigen, die
alles Blutvergießen verbietet: allein in Tibet zwingt der Man?
gel den Bewohner dieses kahlen Bodens, das Fleisch zu geniest
sen Es wirb denn auch, wie gesagt, allgemein genossen und
zwar aus Mangel an Brennmaterial ungekocht. Mau sizt e§
der Luft aus, die cs durch ihre Schärfe und Trockenheit der?
maßen zubereitet, daß es sich ohne Spur von Faulniß viele
Monate hindurch gut erhalt. Ausser diesem ausgedörrten
Fleische nähren sich die Bewohner von Tibet noch von Milch,
Butter, Käse und dem gcrmgen Ertrage ihrer Felder. Die?
se bringen, wie bereits angeführt wuide, nur in einigen wart
rnen, gegen die rauhen Winde geschüzren Thälern und Tiefen
etwas Weizen und einige Daumftüchre oder Obstarten hervor;
sonst liefert der geringe Ackerbau lauter Gerste. Das Meh!
davon wird zu Brei gekocht und dieser macht die Hauptnaht
rung aus dem Gewächsreiche aus Auch bereiter man Bier
aus Gerste, welches nebst Thte aus China das Getränk ist.
So arm Tibet an Vegembilien erscheint, so groß ist sckr
mineralischer Reichthum. Nach Georgi giebt es keinen Fluß
in diesem Lande, dee in seinem Sande nicht Goldstaub führen
sollte.
1915 -
Leipzig
: Hirzel
- Autor: Ule, Willi
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Physisches Elima.
299
der ewige Schnee auf (1er Süd-Seite, die von den Monsunwinden benetzt
wird, bis 3500 m, auf dem Abfalle zu dem wüstenhaften Tibet nur bis
4800 m herab.
Durch die lokalen klimatischen Verhältnisse wird die Abhängigkeit
dieser Grenze von der geographischen Breite zum Teil völlig aufgehoben.
Ihre höchste Lage linden wir daher nicht in den warmen Gegenden der
Erde, wo sie etwa 4000—5000 m erreicht, sondern auf dem trockenen Hoch-
lande von Tibet bei 6000 m. Auf der ozeanischen Südhemisphäre senkt
sie sich polwärts schnell und berührt schon unter 60° den Meeresspie-
gel; auf der weit trockeneren Nordhalbkugel schwebt sie selbst unter 80°
noch über diesem Niveau.
Für die Alpen stellte Hess ein stetes Ansteigen der Schneegrenze
von dem Nordrand nach dem Innern fest. Die gleiche Erscheinung
zeigten die Wald- und Siedlungsgrenzen sowie nach de Quervain die
Mittagsisothermen in 1500 m Höhe. Das Gebirge wird also um die
Mittagsstunden im Innern stärker erwärmt, und das bedingt zugleich
ein Aufsteigen der Höhengrenzen.
Die Klimate der Erde.
Physisches Klima.
Die Klimate der Erde lehnen sich in ihren großen Zügen an
das solare Klima an. Dieses wird nur durch den Jiinflußder Verteilung
von Wasser und Land, durch die vorherrschenden Luft- und Meeres-
strömungen, durch die Höhenlage und durch die Beschaffenheit des
Bodens in den einzelnen Zonen abgeändert. Es entsteht dadurch das
physische oder tellurische Klima.
In den gemäßigten Zonen rufen zunächst Wasser und Land die
großen Gegensätze von See- und Landklima hervor.
Das Seeklima ist gekennzeichnet durch eine verhältnismäßig hohe
Jahrestemperatur, hervorgebracht durch warme Winter, denen zwar
kühle, aber nicht übermäßig kalte Sommer gegenüberstehen. Beides
bedingt eine geringe jährliche Schwankung der Temperatur, der auch
eine geringe tägliche Amplitude entspricht. Der Wasserdampfgehalt der
Luit ist über den Meeren überall groß, daher fällt auch viel Regen und
ist der Himmel wolkenreich. Infolge der Wärme des Wassers in der
kalten Jahreszeit herrscht Winterregen. Die monatliche Barometer-
1901 -
Leipzig [u.a.]
: Bibliogr. Inst.
- Autor: Geistbeck, Alois
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Tibet und der Kwenlun. 23
Iich fehlt. Die Gipfel sind sanft und gerundet, Gletscher, Lisseen und Moränen decken die Ge-
hänge, Durchbruchsthäler und Siedelungen fehlen in seinen zentralen Teilen. Ls ist ein Step-
pengebirge von vollendeter Ausprägung.. Der Rüenlün erstreckt sich über fast qp Längengrade,
und in dieser Ausdehnung bleibt sein Streichen mit einer auf der Lrde einzig dastehenden Regel-
Mäßigkeit nach Gstsüdosten gerichtet. Diesem Gesetze fügen sich alle parallelketten des Gebirges
in dem weiten Räume zwischen dem Hanhai und den Quellen des Iangtsekiang. Lrst int
äußersten Osten durchbricht den hier als Nanschan bezeichneten Gebirgswall der Hoangho.
verläuft an den Abhängen der Vorhöhen die große chinesische Mauer. In seinen öst-
lichsten Teilen, den: Thinlingschan und Funinschan, verschmälert und erniedrigt sich das Ge-
birge, senkt sich in das Flachland der chinesischen Tiefebene hinab und endet nach v. Nicht-
Hofen erst bei Nanking, also nahe an der Rüste des Stillen Ozeans.
Himalaja, Rarakorum und Rüenlün umschließen das größte Hochland der Lrde, Tibet.
Seither betrachtete man es als eine Hochebene oder ein Tafelland wie Afrika oder Arabien,
eine Annahme, die sich bei genauerer Erforschung als irrig erwiesen hat. Der ganze nördliche
und mittlere Teil Tibets wird vielmehr von den parallelketten des Rüenlün erfüllt, so daß
also Tibet, wie Iran, ein gefaltetes Gebirgsland ist, in dem zahlreiche Retten in ostsüdöstlicher
Richtung nebeneinander herlaufen. Die vorhandenen Lbenen wurden dadurch gebildet, daß
von den Rämmen herab Schutt, Sand und Staub in die Thäler zusammengeschwemmt und
namentlich zusammengeweht worden sind, die den Höhenunterschied zwischen den Mulden und
den Sätteln der Faltenzüge allmählich ausgeglichen haben. Nur an den Rändern, wo die
Flüsse aus den Gebirgen hervorbrechen und den Boden ausreichend bewässern, herrscht frucht-
bares Land und findet sich eine reichere, meist alpine Wiesen- und Mattenvegetation, in den
Oasen auch Baumwuchs. Die inneren Teile Tibets dagegen erfüllen vorwiegend Salz-
steppen, bedeckt mit Salzseen, Sümpfen, Tümpeln und der üblichen baumlosen, fahlen Hoch-
steppenvegetation, die sich durch Büschelgräser, salzliebende Gewächse, Artemisien und ver-
kümmerte Nadelhölzer charakterisiert. Gegen Osten bessern sich mit der reicheren Bewässerung
diese Verhältnisse, das Pflanzenbild wird frischer, die Wiesenflora reichhaltiger, Blumen er-
füllen im Sommer die Steppe mit ihremduft, und in denflußthälern bieten frischgrüne Weiden
und weinumrankte hohe Pappeln einen anmutigen Anblick. Sind die extrem-kontinentalen
Rlimaverhältnisse Tibets einer reichen Artenentwickelung der Tierwelt ungünstig, so treten ^dafür
die vorhandenen Tiere in unglaublichen Massen auf, so daß die Schilderungen przewalskys
lebhaft an die Berichte über die süd- und ostafrikanische Steppentierwelt erinnern. Tharakteri-
stisch für das Gebiet ist der V}af (5. 96), der von den Tibetanern gezähmt und gezüchtet wird,
als Zug- und Reittier Dienste leistet und überdies durch seine Milch nützt. Antilopen, das Fels-
schaf, Pfeifhasen, Murmeltiere, Wühlmäuse und Hamster, der wilde l^ak, eine außerordentlich
starke Bisonart von imposanter Gestalt, und der Rulan, ein in Werden lebender Wildesel, fristen
auf der weiten Hochebene, vorläufig ungestört vom Menschen und unbehindert von Rälte und
Stürmen, in zahllosen Werden ihr Dasein. ,,In diesen Gegenden", sagt przewalsky, „ist nicht
der Mensch, sondern das Tier der Herrscher, die Zahl der Säugetiere beläuft sich von Nord-
tibet bis zum Rarakorum auf Millionen. Um so schwächer ist die Besiedelung Tibets durch
den Menschen. Das rauhe Rlima, die traurige Vegetation, der schroffe Temperaturwechsel,
die große Trockenheit der Luft, dies alles trägt dazu bei, diese Gegend von Menschen geflohen
und der Herrschaft des wilden Tieres überlassen zu sehen. Wir trafen nur hier und da einzelne
Nomadenlager (S. 93) an, die mit ihren Werden den Weiden nachzogen." Viele Teile Nord-
tibets sind sogar ganz menschenleer. <Lrst im Süden nimmt die Rulturfähigkeit des Landes etwas
zu. In bedeutender Höhe liegen dort zwischen Lhassa, am oberen Brahmaputra (3500 m), und
Lohane, am oberen Indus (3^00 m), einige Rulturoasen, in denen spärlicher Ackerbau, na-
mentlich Getreidebau, ermöglicht ist.
Die größte und wichtigste Stadt Tibets ist Lhassa, die Stadt der Rlöster und Buddha-
tempel, der Hauptwallfahrtsort der Buddhisten. Nicht weniger als \ 8,000 Mönche und
Nonnen sollen die Stadt und deren Umgebung bewohnen. Die Gesamtzahl der Stadtbevöl-
kerung wird auf 80,000 geschätzt. Der Regent des Landes ist der Priesterkönig Dalai Lama,
in dem das gläubige Volk den wiederum Mensch gewordenen Buddha erkennt. Aus China,
Siam, Teylon pilgern die Buddhisten hierher, um den Segen des Dalai Lama zu empfangen.