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1864 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Geschlecht (WdK): Jungen
100. Napoleon's Zug nach Aegypte,: und Syrien. 667
und werden sich später an unsere Reihen anschließcn. Wehe aber, drei-
mal wehe denen, die sich für die Mameluken bewaffnen und gegen uns
kämpfen werden; für sie ist keine Hoffnung; sie werden zu Grunde gehen!"
Am 2. Juli um 1 Uhr Nachts bestieg Bonaparte, mit seinen Ge-
neralen und Officieren, Boote und gelangte, nahe bei dem Central-
Landungspunkte Marabu, glücklich ans Land/ Noch waren weder Pferde
noch Artillerie ausgeschifft. Dennoch war es höchst wichtig, so schnell
als möglich auf Alexandria vorzudringen, um diese Stadt, wo
möglich durch Ueberraschung, in die Gewalt zu bekommen und an ihr einen
haltbaren Punkt zu gewinnen. Deßhalb setzte er sich bereits um 3 Uhr
Morgens mit seinem in drei Colonnen gebildeten kleinen Heere in Be-
wegung. Der Sturm wurde, in Ermanglung aller Artillerie, mit in
Bereitschaft gehaltenen Leitern vollführt. Weder ein lebhaftes Muske-
tenfeuer, noch die herabgeschleuderten Steine hielten die Stürmenden
auf; selbst, daß General Kleber, von einer Kugel an der Stirne ge-
streift, zu Boden fiel (es war jedoch, wie sich bald zeigte, keine tobt«
liche Wunde), schien seine Grenadiere nur noch mehr zu entflammen,
den Tod, den vermeintlichen, ihres tapfcrn Führers zu rächen. Alle
drei Colonnen erstiegen glücklich die Mauern und alles, was auf den
Wällen und hinter denselben war, nahm die Flucht. General Menou
hatte die Ehre, nach sieben empfangenen Wunden zuerst in die Stadt
einzudringen.
An diesem und dem folgenden Tage (den 3. Juli) wurde inzwischen
die Landung der ganzen Armee bewirkt und beendigt. Bonaparte wünschte
ohne Zeitverlust auf Kairo zu marschiren, um theils den Mameluken
keine Zeit zu gönnen und sie, im Mittelpunkte der Macht ihrer Bey's,
zu vernichten, theils sich in den festen Besitz dieser großen bevölkerten
Hauptstadt zu setzen, die von den Muselmännern zu der Zahl der hei-
ligen oder geweihten Städte gerechnet wird.
Zwei Wege führen von Alexandria nach Kairo: der eine durch
einen Theil der Wüste, die sich nahe an Alexandria hinzieht, über die
Stadt Damanhour; der andere von der Nilmündung bei Rosette den
Strom hinauf, und beide treffen zuletzt wieder zusammen. Der Weg
über Rosette ist, zumal für eine Armee, minder schwierig; aber der andere
ist kürzer und deßwegen entschloß sich Bonaparte zu dem Marsche durch
die Wüste.' Bereits am 3.—6. Juli brachen die einzelnen Divisionen
unter Desaix, Bon, Reynier und Menou auf, diesen kürzern Weg ein-
schlagend. Bonaparte verließ am 9. mit seinem Generalstabe Alexandria
und kam am 10. zu Damanhour an, wo er die genannten Divisionen,
die auf dem directen Wege dahin marschirt waren, zusammen fand. Diese
hatten bereits alle Dualen des Klima's empfunden: die brennende,
von keiner einzigen Wolke bedeckte Sonne, den von ihren sengenden
Strahlen erglühenden Sand; diese Wüste überhaupt, die keinen schat-
tigen Baum, kein kühlendes Lüftchen darbietet, so daß selbst, wenn sie
bivouakirten, an keinen Schutz, keine Erholung, keinen Schlaf zu denken
war. Dazu gesellte sich bald der Hunger und die noch größere Qual
1914 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 277 —
Nils (Bei Assuan und Assiut!), die mit mehr als 60 Mill. Mark Kosten-
aufwand aufgeführt, etwa 70 — 80 000 da neuen Ackerbodens gewinnen
und etwa 300 000 ha, die bisher kümmerlich durch Schöpfräder bewässert
wurden, der regelmäßigen Befruchtung durch das Nilwasser zuführen
sollen. Das Stauwerk bei Assuan ist ein Granitdamm von fast 2 km Länge
und 28 m Höhe und besitzt 180 Öffnungen, durch die der Strom zur
Zeit der Hochflut seine gewaltigen Wassermassen ergießen kann.i) Bon
Dezember an aber werden diese Schleusen mittels Stahltüren nach und
nach geschlossen, um die Gewässer, welche srüher unbenutzt oder gar
Schaden verursachend dem Meere zueilten, anzusammeln, damit sie dann
in der regenarmen Zeit die Fruchtäcker Ägyptens je nach Bedarf zu
tränken vermögen. 2)
2. Handel und Verkehr haben sich in den letzten Jahren ganz bedeu-
tend gehoben. Den Nil beleben nicht nur zahlreiche Segelbarken, sondern
auch stattliche Dampfer und befördern Güter und Personen stromauf und
stromab. Eine bedeutsame Bahnlinie führt im Niltal aufwärts und ver-
bindet Alexandria, den Haupthafen des Landes, nicht nur mit Kairo,
sondern auch mit dem fernen Chartum am Zusammenfluß des Blauen und
Weißen Nil. In Alexandria und Kairo befinden sich große Handelshäuser
(Viele von ihnen sind im Besitz deutscher Kaufleute!), welche die Landes-
Produkte (Baumwolle, Zucker, Mais, Reis, Straußenfedern) aus- und
europäische Waren (Eisenwaren und Webwaren z. B.) einführen.
3. Einige Städte Ägyptens, die unter der Türkenherr-
schast zu bedeutungslosen Orten herabgesunken waren, haben
einen großartigen Aufschwung genommen.
a. Kairo ist die jetzt größte und schönste Stadt in ganz Afrikas)
Die niedrigen, blendend weiß getünchten Häuser haben flache Dächer
und sind zum Schutze gegen die Sonnenstrahlen mit Matten belegt.
Weit über sie hinweg ragen die zahllosen schlanken Minarets der
400 Moscheen. Auf den Hauptstraßen der Stadt ist das Menschen-
gewühl unbeschreiblich. Da bewegen sich Karawanen mit 10—20
schwer beladenen Kamelen vorwärts. Blumenmädchen halten den
Vorübergehenden ihre duftende Ware mit poetischen Worten entgegen,
so z. B. ihre Rosen: „Die Rose war ein Dorn,- vom Schweiße des
1) In einer Sekunde 15000 cbm!
2) Gegen die Festigkeit des Dammes sind vielfach Bedenken geltend ge-
macht worden. Man hat gesagt, dieser Damm bilde die größte Gefahr, die jemals
über dem Lande der Pharaonen geschwebt habe. Er werde eines Tages nach-
geben, und dann werde eine Woge über das Niltal hinstürzen, die auf unge-
heuere Entfernungen hin alles Lebendige wegfegen müsse. Andere Autoritäten
haben versichert, daß für seine Sicherheit nie etwas zu fürchten ist. Gewiß ist
das eine, daß die segensreiche Wirkung des Staudammes nicht zu leugnen ist.
Im Jahre 1905 wäre unzweifelhaft eine große Hungersnot über den größten
Teil Ägyptens hereingebrochen, wenn nicht der aufgespeicherte Inhalt der
riesigen Talsperre die Bewässerung ermöglicht hätte.
3) Kairo — 650000, Alexandria — 340000 Einwohner.
3. Bd. 2
- S. 547
1860 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
311. Kairo.
547
Armen des Nils, dein von Canopus und Pelusium, oder das Delta,
kommt hier also nur eigentlich in Betrachtung und zeigt auch in seinem
jetzigen, fast gänzlich verödeten Zustande noch, was cs dereinst gewesen
sein muß. Es gibt nicht leicht einen größeren Contrast, als die kurze Reise
von Alexandria nach Rosette dem Reisenden ihn darbietet. Wenn er um
jene Stadt nur eine öde Sandwüste sah, so erblickt er, so wie er Rosette
und dem Nil sich nähert, plötzlich die Natur in ihrer üppigsten Fülle,
und fängt an es zu begreifen, wie dieses Land eines der Hanptländcr
der Erde sein konnte. Die gewaltige Menge von Städten, die einst
das Delta ausfüllten, von denen hier nur Sais und Naukratis er-
wähnt werden mögen, geben einen Beweis von der hohen Cultur, deren
dieser Theil des Landes ehemals genoß. Doch fing sie erst an, als
Ober-Aegypten schon lange in seinem blühenden Zustande war, und
erreichte auch jenen hohen Grad wahrscheinlich erst in der letzten Pe-
riode der Pharaonen, wo Sais gewöhnliche Residenz ward, bis die
Anlage Alexandria's Unter-Aegypten überhaupt eine Wichtigkeit gab
und erhielt, wie sie ehedem Ober-Aegypten gehabt hatte. Allein die
Spuren dieses Glanzes und dieser Größe sind bis ans die wenigen
Denkmäler des alten Alexandria beinahe gänzlich verschwunden, und
selbst der Boden hat sich längs der Küste gar sehr verändert. Beträcht-
liche Theile des festen Landes, besonders die Gegenden, welche unter
dem Namen der Sümpfe so oft erwähnt werden, aber von Stämmen
bewohnt wurden, die von der Viehzucht lebten, sind in Seen verwan-
delt, welche durch das Stagniren gewisser Arme des Stroms entweder
entstanden oder doch vergrößert sind.
Auch Unter-Aegypten gibt einen ausfallenden Beweis davon, wie
nicht etwa bloß plötzlich durch große physische Revolutionen, sondern
auch durch das bloße Sinken der Cultur die Beschaffenheit und Ge-
stalt eines Landes sich verändern kann. Und wo mußte dieses auch
mehr als gerade hier geschehen, wo die Vernachlässigung der Dämme
und Canäle allein hinreichte, solche Veränderungen herbeizuführen?
311. Kairos.
(Nach C. v. Hailbronner, Morgenland und Abendland.)
Kairo, die Beschirmte, ist die Hauptstadt aller arabischen Länder,
die vornehmste arabische Stadt unserer Zeit. Sie gibt den Ton an,
so weit arabische Sitte und Sprache herrscht, und in ihr sehen wir,
was die Khalifcnpcriode Großes erzeugte und was jetzt noch das ara-
bische Wesen Höheres in sich trügt. Gelbgrau, gleich dem Grunde, der
sie trägt, erhebt sich die Saracencnstadt, wie keine andere auf den kühnen
Ausläufern des Mokattam-Gebirges. Ihr gegenüber thronen auf den *)
*) Die Vergleichung Kairo's mit Damaskus s. S. 605.
35*
1875 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 24
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 273 —
ragten die Masten hervor und ließen das siegreiche Banner der drei Farben stolz daherwehen. Alle Soldaten waren voll Muth, alle voll Zuversicht des glücklichen Erfolges und erwarteten voll Sehnsucht den Tag der Landung. Kleber, Desaix, Murat, Lannes, Regnier, Menou und mehre andere berühmte Feldherren, die schon manchen Lorbeer sich erfochten hatten, waren mit am Bord. Auch viele Künstler und Gelehrte nahmen an diesem abenteuerlichen Unternehmen Theil, in der frohen Erwartung, daß sie in jenem alten, vom Zauber des Wunderbaren umgebenen Lande der Pyramiden manche herrliche Entdeckung für Kunst und Wissenschaft machen würden.
Im Juni erschien die Flotte vor Malta. Die fast unüberwindliche Felsenfestung ward durch Verrath der französischen Ritter daselbst ohne Schwertstreich übergeben. Nachdem eine Besatzung von 4000 Mann hier zurückgelaffen war, ging die Fahrt weiter. Während derselben kreuzte der englische Admiral Nelson mit einer großen Flotte auf dem mittelländischen Meere hin und her, um die Franzosen aufzusuchen; und es war für diese eine außerordentliche Gunst des Zufalles, daß sie in dem engen Raume ungesehen an der feindlichen Flotte vorübersegelten. Am 1. Juli landeten sie bei Alexandria in Aegypten. In dem Augenblicke, wo sie an das Land fuhren, ward in der Ferne ein Schiff sichtbar, welches man für ein feindliches hielt. „O Glück," rief Bonaparte, „willst du mich verlassen? Nur noch fünf Tage, und Alles ist gerettet!" Das Glück blieb ihm treu. Das Schiff, welches man bemerkt hatte, war eine Fregatte der französischen Flotte selbst. Ungehindert schiffte Bonaparte seine Truppen aus, nahm gleich darauf Alexandrien mit Sturm und ruckte dann rasch gegen Kairo (Kähimh), die Hauptstadt des Landes. Um das Volk zu beruhigen und dessen Widerstand zu verhindern, erließ er an dasselbe eine Erklärung, in welcher er versicherte: „er sei als Freund des Sultans gekommen und habe durchaus nicht die Absicht, Aegypten zu erobern und Mohammed's Religion abzustellen; sein Angriff sei nur gegen die Mameluken, die Feinde des Sultans, gerichtet, um das Land von ihrer Tyrannei zu befreien." Allein die Pforte ließ sich durch solche Vorspiegelungen nicht täuschen und erklärte ihm den Krieg. In diesem fremden Erdtheile hatten die Franzosen mit außerordentlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Weg nach Kairo führte durch eine große Sandwüste, in welcher sie unablässig von den auflauernden ma-melukischen Reitern verfolgt wurden. Verloren war Jeder, der sich nur
Welter's Weltgesch. Iii. 24. Aufl. -io
1881 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard, Hechelmann, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 27
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
262
Meere hin und her, um die Franzosen aufzusuchen; und es war fr diese eine auerordentliche Gunst des Glckes, da sie ungesehen an der feindlichen Flotte vorb-rs-gelt-n. Am 1. Juli war endlich das geheim ge- ; haltene Ziel erreicht, sie landeten bei Alexandria in gypten. In dem Augenblicke, wo sie an das Land fuhren, ward in der Ferne ein Schiff sichtbar, welches man fr ein feindliches hielt. O Glck," rief Bona-parte, willst du mich verlassen? Nur noch fnf Tage, und alles ist ge-rettet!" Das Glck blieb ihm treu. Das Schiff, welches man bemerkt hatte, war eine Fregatte der franzsischen Flotte selbst. Ungehindert schiffte Bonaparte seine Truppen aus, nahm gleich darauf Alexandrien mit Sturm und rckte dann rasch gegen Kairo (Mhirah), Kitkupt-stadt des Landes. Um das Volk zu beruhigen und dessen Widerstand zu verhindern, erlie er eine Erklrung: er sei als Freund des Sultans gekommen und habe durchaus nicht die Absicht, gypten zu erobern und Mohammeds Religion abzustellen; sein Angriff sei nur gegen die Ma-meluken, die Feinde des Sultans, gerichtet, um das Land von ihrer Tyrannei zu befreien." Allein die Pforte lie sich durch solche Vorspie-gelungen nicht tuschen und erklrte ihm den Krieg. In diesem srem-den Erdteile hatten die Franzosen mit auerordentlichen Schwierigkeiten zu kmpfen. Der Weg nach Kairo fhrte durch eine groe Wste, in welcher sie unablssig von den auflauernden mamelukischen Reitern ver-folgt wurden. Verloren war jeder, der sich vom Heerhausen trennte-Aber ungeachtet aller Mhseligkeiten und Gefahren blieben die Franzosen stets heiteren Mutes. Scherzend nannten sie auf ihrem Zuge die Esel, welche das Gepck der Gelehrten trugen, ihre Halbgelehrten. So oft nun die Generale beim Heransprengen der Mameluken kommandierten: Das Viereck gebildet, die Gelehrten und Halbgelehrten in die Mitte!" lief jedesmal Gelchter durch die Reihen.
Schlacht bei den Pyramiden (1798). Am 21.Juli langten die Franzosen im Angesichte der Pyramiden an. Das Heer machte vor Erstaunen Halt, um biefe Riesenbenkmler zu begren, die aus einem so hohen Altertume dem Zahne der Zeit widerstanden haben. Als Bona-parte das Staunen seiner Soldaten sah, rief er voll Begeisterung aus: Franzosen, heute werdet Ihr den Beherrschern gyptens eine Schlacht liefern; vergesset nicht, da von den Hhen dieser Denkmler vier Jahr-tausende auf Euch herabschauen!" Und mit nie gesehenem Mute griffen die Franzosen die zahllosen Heeresmassen der Mameluken an und er-
1901 -
Kiel
: Lipsius & Tischer
- Autor: Lund, Heinrich, Suhr, Wilhelm
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Iv. Aus der weiten Welt.
247
155. Ein Besuch der Cheopspyramide.
Xtachdem wir bei Alexandria gelandet waren, fahren wir auf der erst kurz
Üjl vorher eröffneten Eisenbahn nach Kairo, wo wir einige Tage Aufenthalt
nahmen. Als wir die Cheopspyramide besuchten, hatten wir das Glück,
auf ihrer Spitze eine interessante physikalische Erscheinung zu beobachten.
Schon während unseres Kittes von Kairo zur Pyramide erhob sich ein
aufsergewöhnlich kalter Wüstenwind, der von einer eigentümlichen, rötlichen
Färbung des Horizonts begleitet war. Während unsers Aufstiegs mit Hülfe
der Araber, die stets bei den Pyramiden von Gizeh lagern und es sich nicht
nehmen lassen, die Besucher auf die über ein Meter hohen Stufen hinauf-
zuheben, nahm der Wind eine sturmartige Stärke an, so dass es einiger-
massen schwer fiel, sich auf der abgeplatteten Spitze der Pyramide zu halten.
Her Wüstenstaub war dabei so stark geworden, dass er als weiiser Nebel
erschien und uns den Anblick des Erdbodens gänzlich entzog. Er stieg all-
mählich immer höher empor und hüllte nach einiger Zeit auch die Spitze ein, auf
der ich mich mit meinen zehn Jngenieuren befand. Dabei hörte man ein
merkwürdiges, zischendes Geräusch, das keine Folge des Windes selbst sein
ko mite. Einer der Araber machte mich darauf aufmerksam, dass beim Auf-
heben seines ausgestreckten Fingers über seinen Kopf ein scharfer, singender
Ton entstand, der aufhörte, sobald er die Hand senkte. Ich fand dies be-
stätigt, als ich selbst einen Finger über meinen Kopf emporhob; zugleich
verspürte ich im Finger eine prickelnde Empfindung. Dass es sich hierbei
um eine elektrische Erscheinung handelte, ergab sich daraus, dass man
einen gelinden elektrischen Schlag bekam, wenn man aus einer Weinflasche zu
trinken versuchte. Durch Umhüllung mit feuchtem Papier verwandelte ich eine
solche, noch gefüllte Flasche mit einem metallisch belegten Kopf in eine
Leydener Flasche, die stark geladen wurde, sobald man sie hoch über den
Kopf hielt. Man konnte aus ihr laut klatschende Funken von etwa 1 cm
Schlagweite ziehen. Dies bestätigte die von den Reisenden schon früher
beobachteten elektrischen Eigenschaften des Wüstenwindes in ganz un-
zweifelhafter Weise.
Bald fand ich Gelegenheit, den Beweis zu führen, dass die Elektricität
auch als wirksame Verteidigungswaffe zu gebrauchen ist. Die Araber hatten
die aus unsern Weinflaschen hervorbrechenden Blitze gleich mit offenbarem
Misstrauen betrachtet. Sie hielten dann eine kurze Beratung, und auf ein
gegebenes Zeichen wurde jeder meiner Begleiter von den drei Mann, die
ihn hinausbefördert hatten, gepackt, um gewaltsam wieder hinabgetragen zu
werden. Ich stand gerade auf dem höchsten Punkte der Pyramide, einem
grossen Steinwürfel, der in der Mitte der Abplattung lag, als der Scheich
sich mir näherte und mir durch unsern Dolmetscher sagen liess, es wäre
beschlossen, dass wir sofort die Pyramide verlassen sollten. Als Grund gab
er an, wir trieben offenbar Zauberei, und das könnte ihrer Erwerbsquelle,
7. Bd. 2
- S. 161
1886 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
161
Ausland. Die Straßen dieses Stadtteils sind lang und breit, die
darin sowie auf dem schönen Marktplatze befindlichen Wohnungen ge-
schmackvoll; neben reichen Läden stehen Kaffeehäuser und Hotels; an-
geputzte Diener und prachtvolle Karossen verraten den Reichtum und
die europäische Gesittung seiner Bewohner.
Alexandria berechtigt von der Seeseite her keineswegs zu großen
Erwartungen. Die Küste Ägyptens, eine weite, wellenförmige, pflanzen-
leere Sandebene, ist häßlich; kein Gebirge, kein ansehnlicher Hügel
umzieht die Stadt, der schweifende Blick verliert sich in die Libysche
Wüste. Kommt man der Stadt näher, dann zeigen sich einige Er-
kennungspunkte: eine Warte, der Turm der Araber, dann der des
Marabuts, hierauf ein Mastenwald und endlich die Pompejussäule,
der Zeuge früherer Herrlichkeit; setzt inmitten von Schutthaufen stehend.
Vor der Stadt öffnen sich beide Häfen. Der Hafendamm trennt sie
und vereinigt die davorliegende Insel Pharus mit dem festen Land.
Auf ihr erhob sich einst der berühmte und als Weltwunder angestaunte
Leuchtturm, auf dessen Trümmern jetzt ein weit kleinerer steht.
Der östliche Hafen dient nur zur Aufnahme jener Schiffe, welche
Quarantäne zu halten haben, während der westliche zu jeder Zeit mit
Fahrzeugen bedeckt ist. Ein Hauptzirkel von Felsenriffen umgiebt ihn;
sie sind natürliche Wellenbrecher und schützen den Zugang zum Hafen
in solcher Weise, daß nur ein Linienschiff auf einmal einlaufen kann,
wobei es dem Kreuzfeuer der Hafenbastionen ausgesetzt ist. Diese
natürliche Schutzwehr macht den Hafen unangreifbar.
Alexandria gehörte einst zu den berühmtesten Städten der Welt;
in seiner Bibliothek wurden 700 000 Schriftrollen aufbewahrt und in
dem Serapistempel und den mit ihm verbundenen Schulen der
priesterlichen Weisheit lagen 200 000 andere; noch heut bezeichnet ein
Schuttberg die vormalige Tempelstätte. Die innere Stadt, von vier
schnurgeraden, eine Stunde langen und 30 Meter breiten Hauptstraßen
durchkreuzt, war mit Bildsäulen und Monumenten reich geziert, pracht-
volle Trinmphpforten führten ins Freie. Nur wenig Reste sind von
dieser vormaligen Herrlichkeit noch vorhanden.
Im Jahre 1882 (Juli) empörten sich die Ägypter gegen ihren Viee-
könig. An der Spitze der Rebellen stand Arabi Pascha, der mit seinen
Räuberbanden Alexandrien ausplünderte und einen großen Teil der
Stadt in Schutt und Asche legte.
5. Kairo.
Kairo, die Siegreiche, jetzt aber von den Eingeborenen Masr
genannt, ist die Hauptstadt Ägyptens und die größte Stadt in Afrika
mit 26 000 Häusern und mehr als 400 000 Einwohnern. In ganz
Ägypten und Arabien wird sie für die Königin der Städte, für den
Inbegriff alles Großen und Prächtigen gehalten, und die arabische
Geogr. Bilder. 2r Band. 11
1904 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Nilländer (ohne Abessinien).
25
sich nur Unredlichkeit, Treulosigkeit und Lügen-
haftigkeit paaren. Hierzu tritt noch bei vielen Wüsten-
bewohnern ein schlimmer religiöser Fanatismus, der die
Gier nach fremdem Gut zum Haß gegen dessen Besitzer steigert.
Im äußersten O Afrikas wird die Sandwiiste der Sahara
plötzlich durch den grünen Kulturstreifeu eines mächtigen Stromes,
des Nils, unterbrochen. So plötzlich ist der Übergang, daß wir
den Fuß schon auf grünes Land setzen, während der andere noch
im hellen Sande knirscht. Wir sehen ein Bild, wie wir es nirgend-
wo auf Erden fanden, und der Anblick des mächtigen Stromes be-
zaubert völlig unsern Sinn. Woher seine Wasserfülle, woher die
Fruchtbarkeit des Landes, das er durchfließt? Jahrtausende ist
dieses Lebensbild der Natur der Menschheit ein Rätsel geblieben.
Alte Kulturvölker, die an den Ufern des Nils zur Blüte gelang-
ten, haben wohl dem mächtigen Strom ihre Dankbarkeit in ihren
Kulturdenkmälern bezeugt, aber sein Geheimnis nicht ergründen
können. Erst unsere Zeit hat den Schleier gelüftet Nichts hat
dabei der Nil von seinem Ruhm eingebüßt, ja, die Kenntnis seines
Geheimnisses wird für das Land neuen, größeren Segen bedeuten.
Es ist ein seltsamer Anblick, den das Mündungsland des Nils vom
Meere aus darbietet. Dem Auge zeigt sich keine einzige hervorragende Erschei-
nung. Die Küste macht den Eindruck, als ob sie im Meere versinken wolle.
Die Stadt Alexandria ragt aus der Ferne so wenig hervor, als wäre sie
schon halb versunken. Erst bei der Einfahrt in den Hafen tauchen Moscheen
und Palmen vor uns auf, und Häuser europäischen und arabischen Stils werden
sichtbar.
Die Eisenbahnfahrt von Alexandria nach Kairo führt ebenfalls durch
völlig flaches Land. Man sieht Maisäcker und Baumwollenfelder, aber grüne
Wiesen fehlen. Mehr grau als grün ist die Farbe der endlosen Ebene. Mit
trägem Laufe windet sich der Nil, den wir bald überschreiten, durch dieselbe.
Zahlreiche Kanäle blitzen auf, und das Auge folgt den langen Linien der Dämme,
die das Land durchziehen und zugleich als Saumpfade dienen. Karawanen von
Eseln oder Kamelen, die sich im Gänsemarsch auf ihnen bewegen, verraten
dies. Die Ortschaften der Bewohner liegen auf maulwurfsartigen Hügeln, von
Gruppen von Dattelpalmen umgeben.
Keine Erscheinung der Ferne lockte bisher das Auge. Doch dort, an jener
Stelle zerreißt der Nebelschleier, und eigenartige Gestalten, riesengroß und
von dreieckiger Form, erscheinen: Die ägyptischen Pyramiden Sie
wachsen mit der Nähe ins Riesenhafte. Dann wird eine rötlich gefärbte Berg-
wand sichtbar, und von einem Felsvorsprunge glänzen die goldenen Kuppeln
und weißen Mauern eines prächtigen Baues, der Mehemed-Ali-Moschee.
Ein Wald von schlanken Säulen, von Minarets, wächst aus dem Boden, Palmen
und andere Bäume erscheinen, und nun begleiten uns grüne Gärten: wir sind
in Kairo angelangt.
Í
3. Die Nilländer (olme Abessinien).
a) Das Landschaftsbild.
Von Alexandrien nach Kairo.
1881 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Stoll, Heinrich Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
Malta. Landung bei Alexandria. 59
das damals im Besitze des Ordens der Johanniter war. Die Felsenfestung, die für unüberwindlich galt, wurde Bonaparte durch den Verrat der französischen Ritter, deren viele in dem Orden waren, ohne Schwertstreich übergeben. Bonaparte besetzte sie mit 4000 Mann. Als er darauf am 27. Juni wieder unter Segel ging, machte er erst den Truppen bekannt, daß es nach Ägypten ginge. Die Nachricht wurde mit Jubel aufgenommen. Am 1. Juli lag die Flotte vor Alexandria. Daselbst erfuhr Napoleon, daß einige Tage vorher der englische Admiral Nelson, einer der größten und kühnsten Seehelden, mit seiner Flotte ihn hier gesucht habe und dann wieder abgefahren sei. Nelson hatte mit dem größten Eifer das ganze Mittelmeer durchkreuzt, um die französische Flotte aufzusuchen; aber Napoleon war ihm glücklich entgangen. Jetzt beeilte er sich, seine Truppen möglichst schnell ans Land zu bringen. Am 2. Juli in der Nacht landete er mit einem Teile des Heeres und nahm am Morgen Alexandria mit Sturm. Au diesem und dem folgenden Tage wurde inzwischen die Landung der ganzen Armee bewirkt.
Ägypten gehörte zu dem türkischen Reiche; aber damals hatten die Mameluken, aus den Gegenden des Kaukasus hergebrachte Sklaven, die Herrschaft an sich gerissen und kümmerten sich wenig um den Oberherrn des Landes, den Sultan von Konstantinopel. Bonaparte machte daher in einer Proklamation bekannt, er komme, um Ägypten von der Tyrannei jener Sklaven zu befreien, und werde den Krieg führen im Interesse des Großherrn. Allein die Pforte ließ sich nicht täuschen und erklärte ihm den Krieg. Von Alexandria aus marschirte Bonaparte auf dem kürzesten Wege, durch die Wüste, auf die Hauptstadt des Landes, Kairo, los. Die Truppen litten unsäglich durch die Hitze, durch Hunger und Durst, und dabei wurden sie unablässig von den mamelukischen Reitern angefallen. Aber trotzdem verloren sie den Humor nicht. Sie nannten die Esel, welche das Gepäck der Gelehrten trugen, ihre Halbgelehrten. Wenn beim Erscheinen einer Mamelukenschar zur Abwehr ein Qnarrö
1893 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Bernecker, Ernst, Zweck, Albert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
62
durchsetzen, führen den Kampf mit den Wogen des Flusses noch fort,
und so sind 6 Katarakte entstanden, welche die Schiffahrt stark beein-
trächtigen (der Nil ist bis zum 5° u. Br. zu befahren).
In Ägypten hat der Strom eine langgestrekte Kulturoase geschaffen,
welche an manchen Stellen über 20 km breit ist. In einer Thal-
erweiteruug liegt Siüt, weiter aufwärts, begünstigt durch die Verbindung
mit dem Roten Meere, blühte einst das „huudertthorige" Theben.
Bei ^ Kairo treten dann die Felsplatten weiter zurück und geben
dem Nil Raum zur Deltabildung. Die Arme von Rosette und
Damiette.
Nebenflüsse können sich in dem trockenen Nubieu und Ägypten
nicht entwickeln; aber weiter s. füllen die tropischen Regen in nnsern
Sommermonaten (Juli bis September) den Strom derartig, daß er seine
User weit überschwemmt, einen fruchtbaren Schlamm zurücklassend.
Die Überschwemmungen nötigten die Bewohner zum Ackerbau,
zur künstlichen Anlage geschützter Wohnplätze, zu Berieselungsarbeiten
und anderen Beschäftigungen, welche die Geistesthätigkeit in Anspruch
nahmen (Steiubauteu wegen Mangel an Holz), und es erklärt sich
hieraus die uralte Kultur der Bewohner.
Die Felder liefern außer den europäischen Getreidearten auch
Zuckerrohr, Tabak und vor allem Baumwolle, deren Anbau in den
letzten Jahrzehnten mit besonderem Eifer kultiviert wird. * Kairo, am
Nilstrom oberhalb der Deltabildung gelegen, zählt gegen 400 T. E.,
* Alexandria, dessen Lage der vorzügliche Seehafen w. vom Nildelta
bedingt, 230 T.
3) Das Plateau von Barka schließt sich an die Felsplatten
von Nubieu und Ägypten und reicht bis zu den Syrten. — Die
weidereichen, mit dichten Waldungen besetzten Landschaften (der Öl-
bäum wächst wild, auch die Banane gedeiht schon) sind jetzt von einer
schmutzigen, faulen Bevölkerung spärlich bewohnt, trugen aber einst
blühende Griechenstädte (Cyrene).
Das Plateau ist im S. von einer Einsenknng begleitet, welche
z. T. unter die Höhe des Meeresspiegels sinkt und mit Oasen besetzt
ist (Siwah, die alte Oase des Jupiter Ammou). Die Eiuseukung und
damit die Oasenreihe begleitet weiter den W.-Abhang des ägyptischen
und nnbischen Plateaus (Gruppen der Großen und Kleinen Oase).
4) Der Atlas durch die Einbuchtung der beiden Syrten von
Barka getrennt, begleitet die in w. Richtung streichende Küste in 2
Parallelketten, welche ein unfruchtbares, mit Halfa- oder Espartogras
1896 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 197 —
Thätigkeit, um dem segenspendenden Wasser überall Eingang zu verschaffen.
Mit Hilfe von zahllosen Kanälen, Sammelbassins und Schöpfrädern leitete
man die Fluten des Nils auch über höher gelegene Flächen. War dann
der Nil wieder in sein altes Bett zurückgekehrt, so säete man und ließ
die Saat durch Ochsen eintreten. Im Dezember glich dann das ganze
Thal einem Garten, denn überall leuchtete srisches Grün. Die Ernte
fand im April und Mai statt und war oft so reichlich, daß die Korn-
Häuser (Josef!) den Segen kaum zu fassen vermochten.
Iii. Wie sieht es heute in Ägypten ans?
1. Heute trägt das Land überall Spuren des traurigsten
Verfalls.
Tie meisten der großartigen Bauwerke liegen in Trümmern, die
Obelisken sind umgestürzt, die Säulen zertrümmert, die Gemächer mit
Schutt gefüllt. Der Wüstensand verschüttet mehr und mehr die Kanäle,
die Adern der Fruchtbarkeit, und erreichte srüher manchmal der Nil
die Wüste, so erreicht jetzt oft die Wüste den Nil. (Wieso?) Die Nach-
kommen der alten Ägypter, die Fellah, sind arme, ungebildete Leute, die
unter der Knechtschaft der Türken und Araber und der Last fast uner-
schwinglicher Steuern senszen und in elenden Lehmhütten Hausen, die sie
manchmal mitten hinein in die Trümmer der Paläste und Tempel gesetzt
haben. Sie beschästigen sich meist mit Ackerbau und erbauen besonders
Baumwolle, Reis, Zucker, Hülsenfrüchte und Weizen und Mais.
2. Nur zwei Städte können heute noch Anspruch auf Be-
deutung machen, Kairo und Alexandria.
a. Kairo ist die größte und schönste Stadt in ganz Afrika. Die
Häuser haben flache Dächer und siud zum Schutze gegen die Sonnen-
strahlen mit Matten belegt. Weit über sie hinweg ragen die zahllosen,
schlanken Minarets der 499 Moscheen. Auf den Hauptstraßen der Stadt
ist das Menschengewühl unbeschreiblich. Da bewegen sich Karawanen
mit 19—29 schwer beladenen Kamelen vorwärts. Wasserverkäufer, die
mit ihren Kamelen das Wasser vom Nil in großen Schläuchen herbei^
holen, rufen fortwährend: „Möge Gott mir's vergelten!" und klirren
dabei mit ihren Bechern. Auf einem Platze halten die Eseltreiber mit
ihren glatt rasierten und bunt bemalten Eseln und bieten jedem Vor-
übergehenden ihre Dienste an. Sobald ein Herr den Esel besteigt, laufen
die Treiber nebenher und spielen den Führer. Begegnen sich 2 Araber,
so reichen sie sich die rechte Hand, bringen sie an die Lippen und an
die Stirn und sagen: „Friede sei mit dir."
Zu den auffallenden Erscheinungen in dem Gewühl der Straßen
gehören ferner die vermummten vornehmen Frauengestalten, welche auf
Maultieren sich durch das Gedränge hindurcharbeiten. Man sieht von
ihnen nichts, als gelbe und rote Pantoffeln nebst einem Paar dunkeln
Augen. Vom Kopf bis zu den Füßen verhüllt, steckt die ganze Gestalt
1876 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
80
Afrika.
Pflanzenerde, der sich' durch die Wüste zieht", mit der arabischen Gebirgskette im
Osten, aus der die alten Aegypter das Material (rosenrothen Granit, Sandstein und
Kalkstein) sür ihre Bauwerke nahmen, der libyschen im W. Nördlich von Kairo treten
die beiden Höhenzüge auseiuauder, und der Nil durchzieht vielarmig das frncht-
reiche Delta, mit deu beiden Hauptarmen bei Damiette und Rosette mündend.
In Aegypteu ist der Regeu eine Seltenheit, dagegen lassen die periodischen
Regen in Abyssinien, die im Monat März beginnen, den Nu drei Monate lang
über seine Ufer treten; dann gleicht das ganze Land einem Meere, auf welchem
Städte und Dörfer, Palmen- und Sykomorenhaine wie grüne Inseln schwimmen;
wiederum nach drei Monaten, da der Fluß im Fallen begriffen war, prangt der
Bodeu, durch den abgesetzten Schlamm befruchtet, mit üppigen Getreidefeldern,
und gleicht nach der Ernte einem wüsteuähulicheu Staubgefild. So wurde der
Nil der Schöpfer des Landes, den die alten Aegypter als einen Gott verehrten.
Die vorzüglichsten Naturprodukte des Alluvialbodens siud Reis, Mais,
Baumwolle.
Die Bevölkerung ist theils arabischer Abkunft, theils Nachkommenschaft der
Altägypter, die sich mehr oder weniger rein in der Bauernbevölkerung am untern
Nil, den Fellahin, am reinsten in den städtebewohnenden christlichen Kopten
erhalten hat. Die christliche Bevölkerung iu Alexandria und Kairo wächst sichtlich.
>
1911 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Heise, Ernst, Marquardt, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 198 —
schmücken die Stadt. In dem Gewühl der Straßen kann man neben
Gestalten der meisten afrikanischen Völker auch Vertreter fast
aller Nationen Europas und der übrigen Kontinente erkennen.
Karawanen durchziehen die Stadt. Groß ist die Zahl der Basare,
in denen orientalische Waren (welche z. B.) zum Verkaufe aus-
gelegt sind. Selbst die Brunnen der Stadt sind Meisterwerke
der Baukunst. Wasserträger, Eseltreiber, vermummte, vor-
nehme Frauengestalten, Zauberer, Schlangenbeschwörer, auf-
Abb. 70. „Cleveland" in Port Said vor dem Gebäude der Suez-Kanal-Gesellschaft.
Aus einem Führer der Hamburg-Amerika-Linie.
fallende Hochzeitszüge sind stereotype Erscheinungen in den
Straßen Kairos. (Abb. 67, 68, 69.) Die Stadt besitzt zudem
eine der bedeutendsten Hochschulen des Morgenlandes mit einer
sehr wertvollen Bibliothek. Westlich von Kairo liegen die Pyra-
miden von Gizeh. (Siehe oben!) Alexandria ist die Eingangspforte
zum Nilgebiet. Die Stadt hat 320000 Einw. Der berühmte
Hafenplatz ist eine Gründung Alexanders des Großen. Seine
heutige Bedeutung verdankt er der vermittelnden Handelsstellung
zwischen Europa und den asiatischen Kulturstätten. Das alte
Alexandria war umfangreicher und berühmter als Stätte der
1912 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Gieseler, Albert, Schulze, Hermann, Borchers, Emil, Baade, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 131
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
— 99 — Ii
Wasser nicht von selbst hinkommen kann, wird es durch Kanäle und Schöpfräder
hingeleitet. Bei Assuan ist ein riesiges Stauwerk. Ende Oktober verläuft sich das
Wasser und läßt einen fruchtbaren Schlamm zurück. Jetzt entwickelt sich ans den Äckern
eine große Rührigkeit. Der feuchte Boden wird mit Weizen, Mais, Baumwolle und
Zuckerrohr bestellt. Wenn es bei uns Weihnachten ist, stehen die Saatfelder in Ägypten
in schönster Pracht da. Immer stärker wird jetzt die Sonnenglut. Im April und Mai
findet die Ernte statt — und von da ab gleicht das Land einem wüstenähnlichen
Stanbgefilde, bis im Juli mit der Flut das Land wieder aufs neue erfrischt wird.
2. kewobner lind Städte. Weitaus der größte Teil von Ägypten ist
Wüstenland. Die Bewohner drängen sich daher im sehr fruchtbaren Niltale
Fellachendorf am Nil.
zusammen. (Auf 1 qkm 300 Bew.) Dieses Tal ist ein einziges Saatfeld, nur
selten durch kleine Dattelhaine unterbrochen. Die Bewohner Ägyptens heißen
Fellachen (d. h. Pflüger), wenn sie Mohammedaner, Kopten, wenn sie Christen
sind. Der Beherrscher Ägyptens führt den Titel Khediwe skediwj. Er ist dem
türkischen Sultan tributpflichtig. In Wirklichkeit sind die Engländer Herren des
Landes. Unter ihrer Schutzherrschaft hat sich Ägypten entwickelt.
Die bedeutendste Hafenstadt ist Alexandria (350 T.y von Alexander d. Gr. erbaut,
die Hauptstadt des Landes aber Kairo [fetro] (675 T.). Beide liegen am Nildelta, Kairo
da, wo das Nildelta beginnt, Alexandria an der Mündung des Nils. Am Nordende des
Suezkanals ist Port Said aufgeblüht. — Unter der Herrschaft Ägyptens steht das südlich
am Nil gelegene Nubien und der Ostsudän mit der Hauptstadt Lbartürn.
flbgiünien. (Doppelt so groß wie Preußen — 5 M. E.)
1. Abessinien umfaßt das mächtige Alpenland von Habesch, dessen
Gipfel im Winter mit Schnee bedeckt sind. Obgleich das Land in der heißen
7*
1914 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Baas, Karl, Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 151
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
159
Ii
der Blaue Nil und sein Nebenfluß, der Atbara, gewaltig an, und in rauschendem
Lause führen sie ihr Wasser dem Nil zu. Im Juli tritt dieser über seine Ufer, und
drei Monate lang ist das Land überschwemmt. Wo das Wasser nicht von selbst hin-
kommen kann, wird es durch Kanäle und Schöpfräder hingeleitet. Bei Assuan
ist ein riesiges Stauwerk. Ende Oktober verläuft sich das Wasser und läßt einen
fruchtbaren Schlamm zurück. Jetzt entwickelt sich aus den Äckern eine große Rührig-
keit. Der feuchte Boden wird mit Weizen, Mais, Baumwolle und Zuckerrohr
bestellt. Wenn es bei uns Weihnachten ist, stehen die Saatfelder in Ägypten bereits
in schönster Pracht da. Immer stärker wird jetzt die Sonnenglut. Im April und
Mai findet die Ernte statt — und von da ab gleicht das Land einem wüstenähnlichen
Staubgefilde, bis im Juli mit der Flut das Land wieder aufs neue erfrischt wird.
Fellachendorf am Nil.
2. Bewohner und Städte. Weitaus der größte Teil voll Ägypten ist Wüsten-
land. Die Bewohner drängen sich daher im sehr fruchtbaren Niltale zusammen.
(Auf 1 güm 300 Bew.) Dieses Tal ist ein einziges Saatfeld, nur selten durch kleine
Dattelhaine unterbrochen. Die Bewohner Ägyptens heißen Fellachen (d. h. Pflüger),
wenn sie Mohammedaner, Kopten, wenn sie Christen sind. Der Beherrscher
Ägyptens führt den Titel Khediwe skediwj. Er ist dem türkischen Sultan tribut-
pflichtig. In Wirklichkeit sind die Engländer Herrell des Landes. Unter ihrer Schutz-
herrschaft hat sich Ägypten gut entwickelt.
Die bedeutendste Hafenstadt ist Alexandria (350 T.), von Alexander d. Gr. erbaut, die
Hauptstadt des Landes aber Kairo [ieiro] (675 T.). Beide liegen am Nildelta, Kairo da, wo
das Nildelta beginnt, Alexandria an der Mündung des Nils. Am Nordende des Suezkanals
ist Port Said (50 T.), aufgeblüht. — Unter der Herrschaft Ägyptens steht das südlich am Nil
gelegene Nubien und der Ostsudan mit der Hauptstadt Chartum.
1918 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 281
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
99
n
Gewaltige Stauwerke regeln die Überschwemmung. Durch das Ricsenstauwerk
von Assuan kann jetzt siebenmal so viel Land wie früher fruchtbar gemacht werden.
Ende Oktober verläuft sich das Wasser und läßt einen fruchtbaren Schlamm
zurück. Der feuchte Boden wird mit Weizen, Mais, Baumwolle und Zuckerrohr
bestellt. Um Weihnachten stehen die Saatfelder in Ägypten in schönster Pracht
da. Immer stärker wird die Sonnenglut. Im April und Mai findet die Ernte
statt. Bon da an gleicht das Land einem wüstenähnlichen Staubgefilde, bis im
Juli mit der Flut das Land wieder erfrischt wird.
2. Bewohner und Städte. Weitaus der größte Teil von Ägypten ist
Wüstenland. Die Bewohner drängen sich daher im sehr fruchtbaren Niltale
Fellachendorf am Nil.
zusammen. (Auf 1 qkm 300 Bew.) Dieses Tal ist ein einziges Saatfeld, nur
selten durch kleine Dattelhaine unterbrochen. Die Bewohner Ägyptens heißen
Fellachen (d. h. Pflüger), wenn sie Mohammedaner, Kopten, wenn sie Christen
sind. Der Beherrscher Ägyptens führt den Titel Khediwe skediw). Er ist dem
türkischen Sultan tributpflichtig. In Wirklichkeit sind die Engländer Herren des
Landes. Unter ihrer Schntzherrschaft hat sich Ägypten entwickelt.
Die bedeutendste Hafenstadt ist Alexandria (350 T.), von Alexander d. Gr. erbaut,
die Hauptstadt des Landes aber Kairo [teiro] (675 T.). Beide liegen am Nildelta, Kairo
da, wo das Nildeila beginnt, Alexandria an der Mündung des Nlls. Am Nordende des
Suezkanals ist Port Said aufgeblüht. — Unter der Herrschaft Ägyptens steht das südlich
am Nrl gelegene Nubien und der Ostsudän mit der Hauptstadt Lbarrüm.
Hbsiilnign« (Doppelt so groß wie Preußen — 5 M. E.)
1. ^beninien umfaßt das mächtige Alpenland von Habesch, dessen
Gipfel im Winter mit Schnee bedeckt sind. Obgleich das Land in der heißen
7*
1858 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Höhere Realschule, Gymnasium, Privatanstalt, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die franz. Revolution (Dircctorialregierung). 333
gen zu einem längern Aufenthalt treffen mußte. Im Juli zog er von Alexandria
ans durch die ägyptische Wüste gen Kairo. Die Roth des Heeres in dem
glühenden Sonnenbrände ohne Wasser und hinreichende Lebensmittel war sehr
groß. In der Schlacht an den Pyramiden, „von deren Höhen vier
Jahrtausende auf die Kämpfer herabblickten," wurden diemamluken, die
damals unter türkischer Oberhoheit Aegypten beherrschten, besiegt, worauf Na-
poleon in Kairo einzog, eine neue Verwaltung, Polizei und Besteu-
erung nach europäischem Zuschnitt einrichtete und durch die Gelehrten und
Künstler, die sich beim Heere befanden, die Merkwürdigkeiten dieses Wunder-
landes durchforschen und die Denkmäler und Alterthümer sammeln und be-
schreiben ließ. So sehr indeß Bonaparte und seine Soldaten die Religionsge-
bräuche der Mohammedaner schonten und ihren Priestern, Moscheen, Ceremo-
nien und Gebräuchen alle äußere Achtung zollten, so entbrannte doch der Fana-
tismus in der Brust der Muselmänner und machte ihnen die Herrschaft der
Christen verhaßt. Dieser Haß wurde gesteigert als der französische Feldherr
Steuern und Umlagen auflegte und die Pforte, die sich durch Napoleons Vor-
spiegelungen von Freundschaft und Ergebenheit nicht täuschen ließ, die Mo-
hammedaner zum Kampf wider die Christen aufrief. Es entstand in Kairo eine
furchtbare Empörung, die nur mühsam durch die überlegene europäische Kriegs-
kunst unterdrückt ward, nachdem gegen 6000 Mohammedaner erschlagen wor-
den. Napoleon benutzte den Sieg zu Erpressungen und rückte dann den türki-
schen Truppen nach Syrien entgegen. Nach der Eroberung von Jaffa, wo'
er 2000 Arnauten, die er zum zweitenmal gefangen genommen, als Meineidige
erschießen ließ, schritt er zur Belagerung von St. Jean d'acre (Akkon). Hier
erfuhr Napoleons Glück den ersten Stoß. Die Türken, von dem englischen
Flottenführer Sidney Smith mit Belagerungsgeschütz versehen, schlugen
die stürmenden Feinde, trotz ihrer wunderbaren Tapferkeit, glücklich zurück.
Zugleich bedrohte ein türkisches Heer die europäischen Streiter im Innern des
Landes. Das letztere wurde zwar b ei Nazareth von Jun o t und am Berg
Tab or von Kleber besiegt und zersprengt, aber dennoch sah sich Bonaparte
genöthigt, als die Pest unter seinen Truppen ausbrach, Acre aufzugeben und
den Rückzug anzutreten. Alle Pferde wurden mit Kranken beladen; die Sol-
daten litten den schrecklichsten Mangel; die Gefahren und Kriegsleiden waren
furchtbar; Napoleon theilte alle Mühseligkeiten mit dem Geringsten seines
Heeres; ja er sott sogar ein mit Pestkranken gefülltes Hospital besucht haben.
Im Juni erreichte er Kairo wieder und schon im nächsten Monat schlug er bei
Abukir eine dreimal stärkere türkische Armee. Bald nachher erfuhr er aus'
einigen Zeitungsblättern die Unfälle der Franzosen in Italien, was einen sol-
chen Eindruck aus ihn machte, daß er sich zur Rückkehr nach Frankreich ent-
schloß. In aller Stille betrieb er mit großer Eile seine Abreise. Nach Ueber-
tragung des Oberbefehls über die ägyptische Armee an Kleber, fuhr Napoleon
mit etwa 500 Begleitern auf zwei Fregatten und einigen kleinen Fahrzeugen
aus dem Hafen von Alexandria ab und erreichte, von seinem Glücksstern ge-
leitet, unentdeckt von den Engländern die französische Küste, wo er bei Fre-
jus unter dem Jubel des Volks ans Land stieg.
§. 500. Der achtzehnte Brumaire. Nach seiner Ankunft in Paris
faßte Napoleon den Vorsatz, die Directorialregierung, die alles Ansehen und
alle Haltung verloren hatte, zu stürzen. Zu dem Ende versicherte er sich der in
Paris anwesenden Offiziere und Truppen und verabredete dann mit Sieyes,
einem der Direetoren, und mit seinem Bruder Lu clan Bonaparte, der zum
Präsidenten der Fünfhundert gewählt worden war, die Art der Ausführung.
21. Sitli
1798.
21. Oct.
1798.
Februar
1799.
M.märz.
15. Juli.
9. Oct.
1799.
1827 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Meineke, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Brigadeschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
434 Vii. Geographie der außereuropäischen Erdtheile.
Dörfern. Die herrschende Religion ist die Muhamedanische, aber auch Christen
und Juden werden geduldet. Man zahlt über 160,000 Koptische Christen
mit eigner, aber nur bei dem Gottesdienste gebräuchlicher Sprache, sonst wird
überall Türkisch und Arabisch gesprochen. Die Industrie besteht in wichtigen
Seiden- und Baumwollenfabrikaturen, Zuckerra-ffinerien, Pulverfabrikation,
Tuchweberei rc Der Handel, der theils zur See, theils durch Karavanen in das
Innere von Afrika und nach Arabien geführt wird, ist ziemlich bedeutend,
schmachtet aber unter den Monopolen des Vicekönigs, der dieser Türkischen
Provinz vorsteht, und der das Land in 14 Provinzen getheilt hat. Wir
behalten jedoch die gewöhnliche Eintyeilung bei.
1) Unter-Aegypten oder Bahri. Darin: Alexandria, Handels-
stadt und Festung am Mittelländischen Meere, mit 31z2 H., 12,500 E.
(einst 800,000), 2 Citadellen, 2 Häsen, welche allen Nationen offen stehen,
und bedeutendem Handel. Die nächste Umgebung der Stadt ist eine Wüste. —
Raschid oder Rosette, Stadt am westlichen Nilarme, mit 3360 H>,
13,440 E., Baumwollen- und Leinwandfbrkn.; Speditionshandel zwischen
Alexandria und Kairo. — Damiette (Damiat), Stadt am östl. Nil-
arme, mit 13,600 E., in einer sehr fruchtbaren Gegend. Hafen, Seiden-
sabrik, starker Handel mit Kaffee und Reiß.
Mittel-Aegypten oder Wostani. Darin: Kairo oder Ka-
hira, Hauptst. Aegyptens am rechten Ufer des Nils, der hier über 2900 F.
breit ist, mit 215,000 E. in 25,000 H. Hafen (er ist jedoch in der
Stadt Bu lack, die gewöhnlich zu Kairo gerechnet wird), Felsencastell,
300 Moscheen, 14 Kirchen, 2 Klöster, 36 Synagogen, viele Bazars,
65 öffentliche Bäder, Fbrkn., wichtiger Handel. — Gizeh oder Dschiseh,
Stadt am Nil, Kairo gegenüber. In ihrer Nahe sind die Ruinen der
alten Memphis, 4 große Pyramiden, wovon die größte 448 F. hoch ist und
710 F. Grundfläche hat, die Ruinen von Heliopolis, die berühmte Bild-
säule des Sphinx und das Mumienfeld, eine sandige Ebene mit meilenlangen
unterirdischen Gängen oder Gewölben, wo man die Mumien findet. —
Sakhara, Flk., südlich von Gizeh, mit 30 kleineren Pyramiden und
vielen Catacomben. — Suez, Handelsstadt in einer wüsten und sandigen
Gegend an der Spitze des Rothen Meeres, mit 580 E., Schiffswerften,
12 Moscheen und 1 Hafen.
3) Ober-Aegypten oder Said. Darin: Siut, Hauptstadt
von Ober-Aegypten, D Stunden vom Nil, an einem dahin geleiteten Ca-
nale; 15,000 E. bedeutender Handel; merkwürdige Grotten in der
Nähe. — Luxor, ®f. am Nil, mit den prächtigen Ruinen des alten The-
den. — Elephantine, Nilinsel mit 8 kleinen antiken Tempeln. —
Assuan, die südlichste Stadt Aegyptens, wo der Nil einen Wasserfall bil-
det. — Denderah, Df. mit merkwürdigen, trefflich erhaltenen Alter-
thümern.
Die Verb e re i.
So heißt der ganze nördliche Küstenstrich Afrika's, von Aegypten bis
zum Atlantischen Meere, welcher im S. an Biledulgerid und die Sahara
oder große Wüste grenzt, und einen Flächenraum von etwa 35,000 Ol. M.
einnimmt. Er wird von dem Atlasgebirge und seinen Zweigen, dem kleinen
Atlas, dem Schwarzen und Weißen Harusch und dem Tibbo - Febado - Ge-
birge durchzogen, und hat nur Küsten- und Steppenflüsse, von denen manche
im Sommer austrocknen. Die Einwohner sind Berbern (Ureinwohner),
wozu auch die Kabylen gehören, die im Gebirge unter eignen Schechs leben;
1867 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
251
und Sudan, sowie als Magazinplatz für die der Regierung gehörigen, au«
Oberägypten eingetriebenen Früchte wichtig. In Unterägypten, dem frucht-
baren Delta des Nils, liegen an verschiedenen Nil-Armen Damiette (37,000 E.),
welches an Ludwig den Heiligen von Frankreich erinnert, (1248), und Ro-
sette (18,300 E.), welches von Harun al Raschid gegründet sein soll und
starken Speditonöhandel zwischen Kairo und Alexandria vermittelt. Westlich
von Rosette liegt das Dorf Abukir, wo Nelson (1798) die französische
Flotte vernichtete. Alexandria, eine bedeutende Handelsstadt auf einer Land-
zunge, welche das Festland mit der Insel Pharos verbindet, besitzt 2 Häsen,
ist mit Kairo durch eine 25 M. lange Eisenbahn und mit Rosette durch
den 12 M. langen Mamudieh-Kanal verbunden. Die Stadt zählt 165,000 E.,
darunter 12,000 Franken, katholische und protestantische Kirchen, prachtvolle
Gebäude, ein italienisches und französisches Theater, viele vortreffliche Hospi-
täler, Lagerhäuser, Arsenale rc. Die Straßen sind eng, krumm und un-
gepflastert; die Stadt hat Mangel an gutem Trinkwaffer. Im Hafen liegen
Schiffe aller Nationen. Suez am rothen Meere in einer armseligen Gegend
ist als Hafen- und Handelsplatz für die englische Ueberlandpost von Be-
deutung , und ist mit Kairo durch eine Eisenbahn verbunden. Ebenso ist
eine Telegraphen-Verbindung zwischen Europa und Ostindien über Alexandria,
Kairo und Suez im Werke. (Der Suez-Kanal.)
Zu Aegypten gehört noch die Oase Siwah, einst durch ihr Orakel,
ihren Sonnenquell und ihre Palmenhaine berühmt, jetzt als Stationsort für
die Karawanen wichtig. Ihr Dattelhandel mit Aegypten ist bedeutend. Sie
soll 92' unter dem Meeresspiegel liegen und hat mehrere Seen. Die Haupt-
stadt heißt Siwah.
Ii. Nubien
(§ 94, Iii. 3) empfängt vom Nil die gleichen Wohlthaten wie Aegypten,
ist aber weniger gut angebaut. Es liefert dieselben Produkte, außerdem noch
Senncsblätter, Gold, Silber und Salz. Die bedeutenderen Orte sind Dongola
und Schendy, sowie am rothen Meer der Hafen Suakim. In der Nähe
von Schendy lag im Alterthum der Staat Meroö, von welchem aus sich
die Kultur über das Nilthal ausdehnte.
Zu Nubien gehören noch: 1) das ehemalige Neger-Königreich Sennaar mit
der Hauptstadt Sennaar. Khartum an der Vereinigung der Nilarme (15,000 E.);
2) die Landschaft Fazoglu (zwischen 10° und 11° N. B.) am blauen Nil ist reich
an Goldgruben, welche europäische Bergleute für den Vicekönig von Aegypten aus-
beuten. 1838 war daselbst die Stadt Mehemedopolis angelegt.
Iii. Die Dase Kordofan.
Kordofan ist im N. eine sandige Hochebene, welche in der Regenzeit
einen üppigen Graswuchs hat, im S. ein fruchtbares, waldiges Bergland.
Obeid, 40,000 E., Handel mit Sklaven und Straußfedern.
2. Das Paschalik (Ejalat) Tripolis.
(8000 Q.-M., 2 Mill. E.)
Tripolis nebst dem Hochland von Barka ist weniger fruchtbar als
Aegypten, doch wird Safran gepflanzt und auf die Vieh-, namentlich Pferde-
1867 -
Schleswig
: Schulbuchh. Heiberg
- Autor: Ingerslev, Christian Frederik, Grünfeld, Hans Peter Hansen
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Afrika.
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den zwei Hauptmündungen des Flusses und ist von
zahlreichen Kanälen durchschnitten*).
Das Klima ist sehr beständig und einförmig, der Som-
mer sehr heiß. In dem größten Theile Aegyptens regnet
es fast nie, aber der Regen wird durch die jährliche
Ueberschwemmung des Nils (vom Juli bis October)
ersetzt; von dieser hängt der Ertrag des Jahres ab**). Der
Flächeninhalt beträgt ungefähr 8000 Ihm.
Die Hauptprodukte sind Getreide und Baum-
wolle. In den Gebirgen sind Marmor und
andere Steinarten.
Die Einwohner, c. 3 Mill., bestehen aus Kopten (Nach-
kommen der alten Aegypter), Arabern, Türken und
anderen Völkerschaften. Die Kopten sind Christen, die übri-
gen Muhamedaner. Das Land ist eine Provinz der Türkei,
der Pascha oder Vicekönig ist aber erblich und in den inneren
Angelegenheiten unabhängig.
Kairo am Nil, Haupt- und Residenzstadt, hat
bedeutenden Handel. 400,000 E.
Alexandria, Handels- und Hafenstadt am mittel-
ländischen Meere, im Alterthume sehr große und
berühmte Stadt. 140,000 E.
Besonders gegen S. findet man noch merkwürdige
Denkmäler aus der alten Zeit, namentlich Pyramiden, Ruinen
von Tempeln, unterirdischen Begräbnissen u. dgl.
Die Berberei nebst Biledulgerid.
Wir bezeichnen mit diesem Namen die ganze Nord-
küste Afrikas im W. von Aegypten ***), etwa 38,000
Om. In dem westlichen Theile ist das bis 13,000 F.
*) Die Nordküste ist flach; Sand- und Schlammbänke reichen weit in
das Meer hinaus; längs der Küste liegen Küstenseen, durch schmale Land-
engen von dem Meere getrennt.
**) Wenn das Wasser mehr als 24 F. oder weniger als 16 F. über
seme gewöhnliche Höhe steigt, wird die Ernte schlecht.
***) Im engeren Sinne bezeichnet der Name „die Berberei" nur den
westlichen Theil, das Hochland des Atlas.