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1. Hülfsbuch für den ersten Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 29

1877 - Mainz : Kunze
29 Heeres. Karl rckte tief erzrnt herbei; die Sachsen hatten nicht den Muth sich in einen Kampf einzulassen. Der zurckgekehrte Wittekind floh. Karl erzwang die Auslieferung der Rdelsfhrer unter frchterlichen Drohungen. Vier Tausend fnfhundert Sachsen wurden zum Tode verurtheilt und an einem Tage zu Verden an der Aller erbarmungslos ent-hauptet. Ein Schrei des Entsetzens ging durch das ganze Land. Die Sachsen erhoben sich in verzweifeltem Muthe, die Friesen schlssen sich an sie an, und Wittekind kehrte zurck. Karl eilte herbei, bei Detmold kam es im Jahr 783 zu einer blutigen , aber unentschiedenen Schlacht. An der Hase bei Os-nabrck wurde einen Monat spter eine zweite Schlacht ge-liefert, in welcher Karl vollstndig siegte. Furchtbare Verheerungen in den Jahren 784 und 785 zwangen die Sachsen zur Unterwerfung , auch Wittekind verlor alles Vertrauen zu der Sache der Sachsen und zu seinen Gttern. Er kam im Sommer 785 zu Karl auf die Villa Attigny in der Champagne und lie sich mit seiner Gemahlin taufen. Obgleich mit dem Abfalle Wittekinds die Kraft der Sachsen gebrochen war, so standen sie doch wieder auf, und lange Kriege muten gefhrt werden. Erst 804 war der Friede ge-sichert. Die Volksfreiheit. die Religion war zerstrt: das Land wurde der Grafengewalt und den Satzungen der Kirche unter-warfen, der harte und verhate Zehnte auferlegt; acht Bis-thmer wurden errichtet, die das Christenthum im Lande be-festigen sollten: Osnabrck, Paderborn, Mnster, Minden, Verden, Bremen, Hildesheim und Halberstadt. Das etwas spter ent-standen Kloster Neu-Corvey wurde besonders eine Sttte christ-licher Cultur fr das nrdliche. Deutschland, wie es Fulda fr das mittlere und St. Gallen ft das sdliche war.- Krieg gegen Tassilo von Bayern 788. Karl hatte die herzogliche Gewalt in der Bretagne, Aquitanien, in Allemanien abgeschabt und das Land der Gewalt der von ihm abhngigen Grafen unterworfen. In Bayern aber war Tassilo noch Herzog und herrschte fast ganz selbstndig; auf Anrathen

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1. Das Mittelalter - S. 97

1912 - Nürnberg : Korn
— 97 — er kommt mit den Jünglingen." Adalwin sprang vom Pferde, führte es ain Zügel hinter sich und sprach: „Ich komme nicht als Feind, sondern als Freund. Mit diesem Brief hier sendet mich König Karl; diese Jünglinge sollen in deiner Gewalt bleiben, wenn ich dich nicht sicher zurückbringe vom Hof meines Königs." Da führte Widukind die fränkischen Gäste in seinen Hos, und sie redeten lange miteinander. Mehrere Wochen darnach ritt der Franke Adalwin mit den Herzogen Widukind und Abbio und einer kleinen Schar Sachsen durch das Frankenland. Als sie einmal durch ein Dorf kamen, liefen die Leute aus den Häusern und sahen ihnen nach, und die Arbeiter 'auf dem Felde legten die Sichel weg und deuteten mit den Fingern nach dem gefürchteten Mann mit dem schwarzen Roß im roten Schild: „Das ist Widukind!" Und dann ritten sie durch Karls Felder und Wiesen und vorüber an seinen Weinbergen und kamen im Winter zum Hofe des Königs. An der Pforte begrüßte der König seine Gäste; fest schauten sich Karl und Widukind in die Augen, und sie fanden Gefallen aneinander. In den nächsten Tagen führte der König die Sachsen in die festlich geschmückte Kirche; er reichte Widukind das weiße Taufkleid und bot ihm die Hand, als er aus dem Taufbecken heraufstieg. Als aber Widukind wieder heimkam als Christ und den Sachsen von seinem Freunde Karl erzählte und ihnen die Taufgeschenke zeigte, da sprach ein sächsischer Bauer: „Wer soll da noch zu den Göttern beten, wenn sogar Widukind sich taufen läßt?" Tassilos Absetzung. (788.) König Kart ritt von feinem Hofe Ingelheim hinab in die Rheinebene zur Heerschau. Dort waren die Krieger aufgestellt; jeder hielt seinen Speer und seinen Schild in der Hand, und das blanke Metall blitzte in der Sonne. Zwischen den Reihen schritten die Grasen von Mann zu Mann und beschauten die Waffen. Abgesondert von den übrigen standen die Bayern, und vor ihnen hielt zu Pferde Tassilo, ihr Herzog. Als Tassilo nach der Heerschau in die Pfalz zurückkehrte zur Reichsversammlung, da wurde er am Eingänge umringt und fränkische Krieger nahmen ihm die Waffen ab. Und wie sie den Gefangenen über den Hof führten, da sah er einen Wagen stehen, und von dem Wagen trugen die Diener goldene und silberne Trinkbecher und Schalen, Armreifen und Halsketten ins Haus. Tassilo erkannte Stück für Stück; das war alles aus seiner Schatzkammer. Jetzt führte ein Reiter ein Pferd am Zügel zum Tore herein; und die Frau, die darauf faß, war Tassilo bekannt; das war seine Gemahlin, die Herzogin Luitberga. Hinter ihr ritt ohne Waffen Theodo, Scheiblhuber, Deutsch« Geschichte. I. Band. 3. Auflage. n

2. Lehr- und Lesebuch für den Deutschen Geschichtsunterricht - S. 27

1892 - Halle (Saale) : Schroedel
König Karl berief 788 eine Versammlung uach der Pfalz zu Ingelheim Hier erschien anch auf des Herrschers Befehl Tassilo, wie auch seine' brigen Vasallen. Da begannen die Getreuen aus Bayern zu flaqen, da Tassilo nicht die gelobte Treue bewahre, sondern nachdem eisernen Sohn und andere Geiseln gegeben und Eide geschworen habe, ans den Rat seines Weibes Lintberga treulos geworden sei. Und dies der-mochte mich Tassilo nicht abzuleugnen. Er bekannte Gewehr da er auch nach seiner Unterwerfung noch an die Avaren gesendet, die Vasallen des Knigs zu sich beschieden und ihrem Leben nachgestellt habe. Uni seinen Leuten befahl er. als sie den Eid leisteten, da ste dabei ander? im Sinne trgen und treulos den Eid ablegten, und was noch mehr, er gestaut) ein, gesagt zu haben, auch wenn er zehn Sohne habe, wolle er sie lieber alle verlieren, als da es bei dem Vertrage bliebe und das Bestand habe, was er beschworen. Auch habe er ausgesprochen, besser sei der Tod als ein solches Leben. Als er nun alles dessen uberfuhrt war. da gedachten Franken und Bayern, Langobarden und Sachsen und alle, welche aus den Lndern des Reiches zu dieser Versammlung ge-kommen waren, seiner frheren Vergehen, und wie er den König Pippin auf dem Heereszug verlassen habe, was man zu deutsch Herisliz nennt, und -erklrten den Tassilo des Todes schuldig. Aber, obgleich alle ern-stimmig das Todesurteil verhngt wissen wollten, so wurde doch der gndige König Karl von Mitleid ergriffen und bewog ans Liebe zu Gott, und weil Tassilo sein Blutsverwandter war. die Diener Gottes und seine Getreuen. des Herzogs Leben zu schonen. Und da der milde König den Tassilo fragte, was er thun wolle, bat jener, datz man ihm gestatte, zum Mnch sich scheren zu lassen und in em Kloster zu gehen, damit er fr so viele Snden Bue thne und seine Seele rette. Dasselbe Urteil wurde auch der seinen Sohn Theodo gefllt. Er wurde geschoren und ins Kloster geschickt und wenige Bayern, die in der Feindschaft gegen König Karl verharren wollten, muten in die Verbannung gehen. y a J ' Lorscher Annalen. Zug gegen die Slaven. 789. Es giebt in Germanien ein slavisches Volk, das am Ufer des Meeres sitzt und in seiner eigenen Sprache die Welatabeu, in der frnkischen aber die Wilzen heit. _ Es war dies Volk von jeher feindselig gegen die Frauken und pflegte lerne Nachbarn, die den Frauken unterworfen oder mit ihnen verbndet waren, mit seinem Hasse zu verfolgen und mit, Krieg heimzusuchen. Da der König der Ansicht war, da man solchen bermut nicht langer erdulden knne, beschlo er zum Kriege auszuziehen, rstete ein groes Heer ans und ging bei Kln der den Rhein. Von dort aus nahm er seinen Weg durch Sachsen, und als er an die Elbe kam, schlug er an ihrem Ufer em Lager auf. Dann erbaute er zwei Brcken, von denen er dte^eme an beiden Enden mit einer Verschanznng schirmte und durch eine Besatzung sicherte. Er selbst berschritt den Flu und fhrte das Heer m das Land der Wilzen, wo er alles mit Feuer und Schwert zu verwsten be-fahl. Obwohl aber jenes Volk voll Kriegsmut war und auf die Zahl ferner Streiter vertraute, vermochte es doch nicht lange dem Angriffe des kniglichen Heeres zu trotzen, und als man zur Stadt des Dragawit kam, der sich vor allen den Fürsten der Witzen durch Adel des Geschlechtes und die Wrde, die ihm sein hohes Alter verlieh, auszeichnete, zog jeuer sogleich mit all den Seiueu aus der Stadt Dem Könige entgegen, stellte die verlangten Geiseln und versprach mtter Eid dem Könige und den Franken die Treue zu bewahren. Seinem Beispiele folgten alle die brigen Groen und Fürsten

3. Vom fränkischen Gaukönig zum römischen Kaiser - S. 177

1910 - Ansbach : Seybold
Karl und Tassilo. \77 Sachsen und Thüringer die bayrische Grenze und sammelten sich bei pförirtg in der Nähe von Ingolstadt. 3m Westen versammelte Karl selbst auf dem Lechfelde den Heerbann der Neustrier, den eine mächtige Flotte über den Rhein geführt hatte. wie Einhard meint: der größte Krieg, der je geführt ward, es schien bevorzustehen; aber er kam nicht zum Ausbruch. . . . Da- mals verfocht die Kirche die Sache der siegesgewissen Übermacht, der geschichtlichen Notwendigkeit und, indem sie für die Heiligkeit geschworener Lide eintrat, der allgemeinen Sittlichkeit; so siegte sie, mit der Mehrzahl der weltlichen Großen verbündet, bei der großen Masse leicht über trotziges Stammesgefühl und Anhänglichkeit an das heimische Herrscherhaus und ein allgemeiner Abfall des Volkes beraubte Tassilo aller Mittel zum Widerstande. Riezler I, ^65—^67. ... Am Z. Oktober 787 stellte er sich im Lager Karls auf e» dem Lechfelde. (Er mußte sich in allem schuldig bekennen und sein Herzogtum als verwirkt dem Frankenkönig symbolisch (unter Überreichung eines Stabes mit einer männlichen Figur an der Spitze) auflassen. Als Lehen erhielt er es nach Erneuerung der früheren Eide zurück. Fortan ist nicht bloß der Herzog Vasall, auch sein Herzogtum ist ein Lehen des Frankenkönigs. . . . Das gesamte Volk der^bayerischen Lande muß dem Frankenkönig den Treueid leisten. Zugleich wurde dem Herzog die Stellung weiterer \2 Geiseln auferlegt, darunter des eigenen Sohnes (Theodo), den er bereits zum Mitregenten angenommen hatte. Döberl I, i\. ... Damals wahrscheinlich ward jene Bestimmung in das ?o volksrecht aufgenommen, deren herber Ton die äußerste* Erniedrigung des bayerischen Fürsten verrät. Sollte der vom König eingesetzte Herzog, heißt es da, so kühn oder hartnäckig sein, so leichtsinnig, frech, aufgeblasen, übermütig oder rebellisch, daß er einen Befehl des Königs mißachtet, so soll er des Geschenks der herzoglichen wurde verlustig gehen. Riezler I, *68. )m Sommer des folgenden Wahres fand ein Reichstag zu ?i Ingelheim statt, wie die anderen königlichen Vasallen findet sich auch der Bayernherzog ein. )n offener Versammlung wird er entwaffnet und festgenommen. Döberl I, Und die (Setreuen aus Bayern huben an und sprachen, Tassilo 72 bewahre nicht bte gelobte Treue, fonbem nachbem er feinen Sohn mit anbem Q?etieln gegeben und Eibe geschworen, fei er auf Anraten feines Weibes £iutberga treulos geworben. Das konnte auch Tassilo nicht ableugnen, vielmehr geftanb er ein, nachher zu den Avaren geschickt, die Vasallen des Königs zu sich gerufen und nach ihrem Leben getrachtet zu haben; und als feine Leute'ben Lib leisteten, gebot er ihnen, es anders babei in ihrem Sinn zu meinen und trügerisch zu 1 rooren. Und was noch mehr, er geftanb gesagt zu haben, wenn er auch zehn Falk, Geschichtsunterricht, Ii. Heft. "

4. Hilfsbuch für den Unterricht in der Deutschen Geschichte - S. 47

1896 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
2. Karl der Große. 47 Sachsen (angeblich 4500) enthaupten. Jetzt raffte sich das ganze Volk zu verzweifeltem Widerstande auf. Aber Karl siegte in zwei Schlachten (bei Detmold und an der Hase), so daß die Kraft der Sachsen allmählich erlahmte. Widukind ließ sich mit andern sächsischen Edlen taufen (785). Später soll er das Kloster Enger bei Herford gestiftet haben, in dessen Kirche man noch heute sein Grab zeigt. Sein Andenken blieb unter seinen Stammesgenossen lebendig und wurde mit einem reichen Kranze von Sagen geschmückt. o) Die letzten Aufstandsversuche (793—804) und die Errichtung der sächsischen Bistümer. Nach achtjähriger Ruhe loderten noch einmal gefährliche Aufstände empor. Als ein treffliches Mittel, das Feuer zu dämpfen, erwies sich die Verpflanzung sächsischer Familien nach dem fränkischen Reiche1 und die Ansiedelung fränkischer Kolonisten im Sachsenlande. Das Christentum that dann das übrige, um die Sachsen fester an das Frankenreich zu ketten. Allmählich, zum Teil erst unter Karls Nachfolger, wurden folgende acht Bistümer gegründet: Münster, Osnabrück, Paderborn. Minden, Bremen, Verden, Hildesheim, Halberstadt. ^ So zähe die Sachsen an ihrem Heidentum festgehalten hatten, ebenso innig umfaßten sie nun die christliche Lehre. Der beste Beweis hierfür ist der bald nach den Sachsenkriegen entstandene Heliand, eine dichterische Bearbeitung der Lebens- und Leidensgeschichte des Heilandes in sächsischer Mundart. e) Die Bedeutung der Sachsenkriege für die deutsche Geschichte. Durch die Sachsenkriege wurde der letzte deutsche Stamm, der Hauptvertreter des niederdeutschen Volkstums, für das Christentum gewonnen und in dieselbe staatlich-kirchliche Gemeinschaft mit den übrigen Deutschen eingeführt. Erst dadurch ist die Bildung einer deutschen Nation möglich geworden, welche auf der Verbindung der füd-, mittel-und norddeutschen Stämme zu einem staatlichen Ganzen beruht. c) Der Krieg gegen Tassilo und die Aushebung des Herzogtums Bayern. Der Herzog Tassilo (S. 45) wurde von Karl durch die Entfaltung einer gewaltigen Heeresmacht zur Huldigung gezwungen. Aber er gab den Versuch nicht auf, sein Herzogtum selbständig zu machen, und verband sich sogar mit dem wilden Nomadenvolke der Avaren (s. unten). Karl lud ihn vor eine Reichsversammlung. Tassilo wurde zum Tode verurteilt, aber vom Könige begnadigt und, wie einst Desiderins, in ein fränkisches Kloster geschickt (788). Mit dem Sturz der Agilol-fiuger wurde das Stammesherzogtum in Bayern und damit die Gefahr 1 An diesen Vorgang erinnern noch heute zahlreiche Ortsnamen, wie Sachsenhausen bei Frankfurt a. M.

5. Leben Karls des Großen - S. 54

1911 - Düsseldorf : Schwann
54 dessen Besieger Karl hegte, mit den aufrührerischen Lango-bardenherzögen Adalgis und Arichis verschwägert, ferner im Besitze der Alpenpässe, war Tassilo eine beständige Gefahr für das Frankenreich. Unter dem Druck dreier zum Einfall bereiten Heere stellte er sich im Lager Karls auf dem Lechfelde. Er mußte sich in allem schuldig bekennen und sein Herzogtum als verwirkt dem Frankenkönig sinnbildlich (unter Überreichung eines Stabes mit einer männlichen Figur an der Spitze) auflassen. Als Lehen erhielt er es dann nach Erneuerung der früheren Eide zurück. Im Sommer 788 fand ein Reichstag in Ingelheim statt. In offener Versammlung wurde Tassilo entwaffnet und festgenommen. ,,Der König entbot ihn und verwehrte ihm die Rückkehr.“ Das sind die einzigen Worte, mit denen Einhard der für Bayern wie für das Frankenreich so folgenschweren Ereignisse des Jahres 788 gedenkt. Für das Frankenreich selbst bedeutete Bayern eine äußerst wertvolle Erwerbung. Nunmehr hatte Karl nicht bloß die Tiroler Pässe in seiner Gewalt, er beherrschte auch die Donaustraße und damit den Weg ins oströmische Kaiserreich. Zugleich war das Frankenreich zu einem gewissen äußeren Abschluß gebracht; alle westgermanischen Stämme, die nachmals das römisch-deutsche Reich bilden sollten, hatte Karl jetzt vereinigt. (Nach Döberl, Entwicklungsgeschichte Bayerns I. 71—74.) Aufgabe: Tassilo und Heinrich der Löwe, ein Vergleich. Zu Kapitel 12. Krieg gegen die Slaven 789, Zug bis zur Peene. Durch die Bezwingung Sachsens und Bayerns waren auf der einen Seite die Slaven, auf der anderen die Avaren unmittelbare Nachbarn des fränkischen Reiches geworden. „Auch die Kämpfe gegen die Slaven hatten den Zweck, die neuerlichen Grenzen des Reiches im Osten, hier die Gebirgsumwallung Böhmens und den Mittellauf der Elbe zu sichern, und zwar durch eine, wenn auch lose Abhängigkeit der jenseitigen Grenzvölker.

6. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 47

1899 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Sachsen (angeblich 4500) enthaupten. Jetzt raffte sich das ganze Volk zu verzweifeltem Widerstande auf. Aber Karl siegte in zwei Schlachten (bei Detmold und an der Hase), so daß die Kraft der Sachsen allmählich erlahmte. Widukiud ließ sich mit andern sächsischen Edlen taufen (785). Später soll er das Kloster Enger bei Herford gestiftet haben, in dessen Kirche man noch heute fein Grab zeigt. Sein Andenken blieb unter seinen Stammesgenossen lebendig und wurde mit einem reichen Kranze von Sagen geschmückt. <3) Die letzten Ailfstandsversuche (793—804) und die Errichtung der sächsischen Bistümer. Nach achtjähriger Ruhe loderten noch einmal gefährliche Aufstände empor. Als ein treffliches Mittel, das Feuer zu dämpfen, erwies sich die Verpflanzung sächsischer Familien nach dem fränkischen Reiche1 und die Ansiedelung fränkischer Kolonisten im Sachsen-lande. Das Christen tu m that dann das übrige, um die Sachsen fester nn das Frankenreich zu ketten. Allmählich, zum Teil erst unter Karls Nachfolger, würden folgende acht Bistümer gegründet: Münster, Osnabrück, Paderborn, Minden, Bremen, Verden, Hildesheim, Halberstadt. So zähe die Sachsen an ihrem Heidentum festgehalten hatten, ebenso innig umfaßten sie nun die christliche Lehre. Der beste Beweis hierfür ist der °ald nach den Sachsenkriegen entstandene Heliand, eine dichterische Bearbeitung °er Lebens- und Leidensgeschichte des Heilandes in sächsischer Mundart. e) Die Bedeutung der Sachsenkriege für die deutsche Geschichte. Durch die Sachsenkriege würde bcr letzte deutsche Stamm, der Haupt-Vertreter des niederdeutschen Volkstums, für das Christentum gewonnen und in dieselbe staatlich-kirchliche Gemeinschaft mit den übrigen Deutschen eingeführt. Erst dadurch ist die Bildung einer deutschen Nation möglich geworden, welche auf der Verbindung der siid-, mittel-Unb norddeutschen Stämme zu einem staatlichen Ganzen beruht. c) Der Krieg gegen Tassilo und die Aufhebung des Herzogtums ^llyern. Der Herzog Tassilo (S. 45) wurde von Karl durch die Ent-Tastung einer gewaltigen Heeresmacht zur Huldigung gezwungen. Aber cr gab den Versuch nicht auf, feilt Herzogtum selbstäubig zu machen, und ^daiib sich sogar mit dem wilben Nomabenvolke bcr A baren (s. unten). atl lud ihn vor eine Reichsversammlung. Tassilo wurde zum Tode verurteilt, aber vom Könige begnadigt und, wie einst Desiberius, in ein linkisches Kloster geschickt (788). Mit dem Sturz bcr Agilol-T'ttstcr würde das Stammesherzogtum in Bayern und beunit die Gefahr 1 An diesen Vorgang erinnern noch heute zahlreiche Ortsnamen, wie Sachsen* sausen Bet Frankfurt ct. M.

7. Vom fränkischen Gaukönig zum römischen Kaiser - S. 233

1910 - Ansbach : Seybold
Die Absetzung Tassilos. 233 (Eine leichte Zornröte überflog das Gesicht seiner Gemahlin und in befehlenbem Tone sprach sie: „Ziehe das Schroert gegen unsern Tobfeinb und wenn bu allein nicht stark genug bist, so schicke Boten zu den Avaren. Sie helfen bir gerne gegen den, der alle nieberbeugt ober verbirbt.“ Lin Diener trat nun herein und melbete, daß das Abenbbrot im Speisesaal aufgetragen sei. — Die Gesinnung des Herzogs und feiner Gemahlin konnte dem Frankenkönig nicht verborgen bleiben; nahm boch Tassilo dem Bifchof von Freifing große Höfe weg, weil biefer dem König Karl und den Franken treuer fei als ihm. Lines Tages erschienen in der Herzogsburg zwei Abgefanbte des Frankenkönigs, ein Bifchof und ein Graf, und luben ihn ein nach tüorms zu kommen. Der Herzog aber war sofort entschlossen nicht borthin zu reifen. (Er setzte fein ganzes Vertrauen auf feine Bayern, die ihm bisher treu zur Seite stauben. Doch erinnerte er sich auch des Schicksals feines Schwiegervaters und fürchtete um fein Leben. Da freute sich der lanbergierige Frankenkönig. Nun hatte er einen hinreichenden Grunb, mit einem Heere nach Bayern zu ziehen. Von brei Seiten her brachen die Kriegsfcharen in das Land ein. Der fränkische Heerbann rückte unter Karl selbst von Westen her bis au den Lech; die ©stfranken, Thüringer und Sachsen marschierten von Horben her gegen die Donau bis Pföring unterhalb Ingolstabt und das italienische Heer zog von Süben herauf und lagerte sich bei Bozen. Herzog Tassilo erließ sogleich ein Aufgebot, aber welch bittere (Enttäuschung! Die Bischöfe weigerten sich, den eibbriichigeu Herzog zu unterstützen und die Großen des Laubes ließen ihm sagen: „Der Frankenkönig vertritt eine gerechte Sache. 3hm stimmen wir zu." Bischöfe und Grafen überrebeten sogar das Volk keine Hand zu rühren und so staub der Herzog ganz verlassen ba. Ls blieb ihm nichts anberes übrig als Karls Gnabe an* zuflehen. Am 3. Oktober erschien Tassilo ohne Heer vor feinem Feind auf dem Lechfelb, wo viele tausend Zelte aufgefchlagen waren. „Dein ist mein Land!" sprach Tassilo bemütig und überreichte dem König einen Stab, der an der Spitze eine männliche Figur zeigte. Karl gab dem Herzog den Stab zurück und biefer beschwor nun aufs neue, daß er König Karl als feinen Herrn anerkenne. Der mächtige war aber bamit nicht zufrieben. (Er ließ auch das Volk den Treueib leisten und bamit war Karl der oberste Herr über ganz Bayern. )n das bayerische Rechtsbuch würde folgenbe Bestimmung aufgenommen: Sollte der vom König eingesetzte Herzog so kühn ober hartnäckig fein, so leichtsinnig, frech, aufgeblasen, über-

8. Im alten Reich - S. 50

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 50 — als alle andern. Lind auch daran hat er noch gedacht: er ließ viele Straßen in seinem Reich bauen und führte sogar schon etwas Post ein. Das konnte freilich nur wenig sein, und das war ein großer Schade, und das Reich konnte dadurch leicht wieder in Stücke gehen. Denn nun brauchte bloß einmal ein König aufzukommen, der nicht so stark war, daß er immerfort im Lande auf schlechten Wegen herumreiten konnte, dann erfuhr der König nicht, was in den fernen Landesteilen passierte, und seine Befehle kamen nicht schnell hin, und so konnte das Land garnicht recht zusammengehalten werden. And darum ist dann auch wirklich späterhin das Reich viel rascher auseinandergefallen, als es sonst passiert wäre. Bei Karl dem Großen selbst konnte so etwas freilich nicht vorkommen. 3n einem Teil seines Landes, in Bayern, versuchte es mal ein Lerzog, sich loszureißen, der hieß Tassilo. Die Lerzöge von Bayern waren eigentlich solche großen Grundherren, wie es sie bei den alten Deutschen überall gab, wie auch Lermann der Cherusker und Widukind gewesen waren, und weil die Bayern immer im Osten so viel kämpfen mußten gegen die Slawen und gegen die Ungarn, hatten sie sich von dem Tapfersten unter ihren Adligen anführen lassen, und so war er ihr Lerzog geworden. Tassilo aber hatte eine Tochter des Langobardenkönigs geheiratet und war dem König Karl untreu geworden und hatte die Lehnstreue gebrochen, die er Pippin dem Kleinen geschworen hatte. Da ließ Karl den Leerbann im Reich gegen ihn aufbieten und kam mit Sachsen und Franken und Alemannen und Schwaben gegen ihn gezogen. Wie Tassilo die Leeresmasse sah und sah den gewaltigen König, da kriegte er ebensolche Angst wie sein Schwiegervater, der Langobardenkönig, als er vom Turm schaute. Er kam zu Karl und kniete vor ihm nieder und schwor ihm einen heiligen Eid, er wolle nie wieder die Lehnstreue brechen und wollte mit seinem Leerbann zu Karl ziehen, wann und wo er ihn immer brauchte. Aber heimlich dachte er: „Was ich aus Angst schwöre, das gilt nicht," und er schickte zu den alten Landesfeinden, zu den Avaren und ließ ihnen sagen: „Seist ihr mir auf den Thron, so will ich euch zu Land verhelfen." And die schickten ihm auch richtig Lülfe. Als er aber mit den schlitzäugigen und gelbgesichtigen Burschen ankam und wollte seine Bayern bereden, daß sie nun mit ihm gegen den deutschen König ziehen sollten, da kriegten die denn doch einen Ekel vor solchem iberzog und sagten: „Was, sind denn nicht die Franken und alle Deutschen unsere Brüder, und er will diese Lunde ins Land

9. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 77

1891 - Dresden : Höckner
— 77 — Ein gegen die Sorben bestimmtes ostfränkisches Heer, das zum erstenmale durch ein sächsisches Aufgebot verstärkt werden sollte, wandte sich gegen die Aufständischen und wurde am Süntel-gebirge zusammengehauen. Das furchtbare Blutbad von Verden 782 entfachte den Aufruhr im ganzen Sachsenlande, 782 aber in den ersten entscheidenden Feldschlachten des ganzen Krieges, bei Detmold und an der Hase 7^3, wurden die 783 Sachsen niedergeworfen und das Land dann bis zur Elbe verwüstet. 7. Indessen erst wiederholte verheerende Streifzüge des Königs erschöpften endlich die Widerstandskraft des zähen Volkes. Weihnachten 785 erschienen Widnkind und sein Genosse Abbio 785 nebst anderen sächsischen Edlen huldigend in der Königspsalz zu Attigny (an der Aisne in der Champagne) und ließen sich taufen. Spätere Erhebungen hatten keinen Erfolg. Karl siedelte in der Folge wiederholt zahlreiche sächsische Familien in anderen Teilen seines Reiches an und verpflanzte fränkische Kolonisten nach Sachsen (vgl. die Ortsnamen). 8. In dem seit 765 thatsächlich wieder unabhängigen Baiern hatte der Herzog Tassilo in fortwährenden Kämpfen gegen die benachbarten Slawen (Slovenen) und durch eifrige Pflege der Mission im Südosten wie durch Befestigung der baierischen Kirche eine erfolgreiche Thätigkeit entfaltet. Als aber mit dem Langobardenreiche auch die Stütze der baierischen Selbständigkeit gefallen war und der Herzog trotz seines Treueides sich weigerte, 787 auf dem Wormser Reichstag zu erscheinen, ließ Karl 3 Heersäulen in Baiern einbrechen. Da unterwarf sich Tassilo im Lager vor Augsburg dem König, trat nachher aber doch mit den unzufriedenen Langobarden (s. Gemahlin Liutbirg) und selbst mit den Avaren in verräterische Verbindung. Jetzt wurde er von den eigenen Landsleuten verklagt und vom Königsgericht zu Ingelheim wegen Fahnenflucht (herisliz) zum Tode verurteilt, vom König aber zur Klosterhaft begnadigt (788^. Das letzte Stam- 788 mesherzogtnm Baiern wurde aufgehoben und dem fränkischen Staate einverleibt. 9. Die Unterwerfung Baierns entschied auch das Schicksal der räuberischen Avaren, welche seit dem Abzug der Langobarden (S. 54) in Ungarn, Siebenbürgen und der Walachei ein mächtiges Reich gebildet und viele slawische Stämme von sich abhängig gemacht halten. Als sie 788 dem Rufe Tassilos folgend in Baiern und Italien einbrachen, wurden sie zurückgeschlagen

10. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 163

1916 - Leipzig : Ploetz
Karl der Große. 163 Aufbruch von Worms zur Wiederherstellung der von den Sachsen zerstörten Eresburg und Zug bis zur Lippe, 777 Maifeld in Paderborn. 778. Zug nach Spanien, veranlaßt durch ein Hilfsgesuch des Emirs von Saragossa gegen den Kalifen Abdurrahman von Cordova (S. 158). Pamplona erobert, Sara- gossa belagert. Beim Rückzuge überfallen die Basken im Tal Roncesvalles die Nachhut des Heeres. Tod des in der Sage gefeierten Helden Roland. Infolgedessen gehen die spanischen Eroberungen verloren. Inzwischen neue Erhebung der Sachsen unter Widukind. Karl siegt 779 bei Bocholt an der Aa (nördlich von Wesel), zieht 780 von der Eresburg aus nach Lippspringe und von da bis zur Elbe. Die Sachsen unterwerfen sich, Einführung des Christentums. 781. Zug nach Italien, Zusammenkunft mit dem Papste in Rom. 782. Abermals Aufstand der Sachsen unter Widukind. Sie vernichten ein fränkisches Heer, das mit ihnen zusammen die wendischen Sorben bekämpfen soll, am Berge Süntel. Deshalb Strafgericht zu Verden an der Aller, 4500 Sachsen an einem Tage enthauptet. 783 infolge dieser Bluttat neuer, furchtbarer Aufstand. Karl siegt erst bei Det- mold, dann an der Hase, dringt verwüstend bis zur Elbe vor. 785 unterwirft sich Widukind und wird Christ. Einführung der fränkischen Graf schaf isverfassung in Sachsen. Anfänge des städtischen Lebens knüpfen sich an die nach und nach gegründeten Bischof sitze: Bremen, Münster, Paderborn, später Osnabrück, Verden, Minden; dazu kommen unter Ludwig dem Frommen Hildesheim und Halber- stadt. 787. Neuer Zug nach Italien; Herzog Arichis von Benevent unterwirft sich. 788. Aufhebung des Herzogtums Bayern nach zwei- maliger Empörung des Herzogs Tassilo; dieser wird in ein Kloster geschickt. 789. Krieg gegen die Slaven (Wenden); Karl zieht von Cöln aus durch Sachsen, überschreitet die Elbe, dringt bis zur Peene vor. 791. Krieg gegen die Avaren (S. 154, 159), die Tassilo unterstützt hatten; Zug von Regensburg aus bis zur Raab. 794. Karl und sein gleichnamiger ältester Sohn unter- drücken einen neuen Aufstand der Sachsen, mit zwei getrennten Heeren eindringend. Fernere Züge 795 — 799, . 11 *

11. Von den Anfängen der Germanen bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges : Lehraufgabe der Unterprima - S. 50

1911 - Leipzig : Teubner
50 Zweiter Zeitraum. die Errichtung eines.germanischen Gesamtstaates vor Augen. Seine Kriege gegen die Sachsen, die 772 mit einem Angriff auf die Eres brg an der Stemel erffnet wurden, haben, vielfach unter-brachen, der 30 Jahre gedauert. Zh ihre Unabhngigkeit und ihren Glauben verteidigend, erhoben sich die Sachsen immer wieder, so da die Erbitterung auf beiden Seiten zu immer grerer Wildheit fhrte (hinterlistige Vernichtung eines Frankenheeres am Sunt el; Massen-Hinrichtung gefangener Sachsen bei Verden). Aber als der westflische Volksheld Widukind, der lange Zeit die Seele des Widerstandes gewesen war, nach einer schweren Niederlageanderhaase (783) den weiteren Kampf aufgab und sich taufen lie, erlahmte die Ab-wehr allmhlich; doch trat vllige Ruhe erst ein, als^viele Taufende ins frnkische Gebiet.kerpflanzta)aren *) und Verwstungen und Gter-eiuziehuug das Land erschpft hatten. Staat und Kirche Mit uerster Strenge wurde bei der Einrichtung der srnki-scheu Grafschaftsverfassung, vor allem bei der Einfhrung des Christentums verfahren. Furchtbare Strafen erzwangen die Taufe, die Abschaffung aller heidnischen Gebruche und die Errich-tnng und Ausstattung von Kirchen, Klstern und Bistmern. Zur Sicherung des Christentums und damit auch der frnkischen Herrschaft entstanden auf schsischem Boden die acht Bistmer: Osnabrck, Mnster, Minden, Paderborn, Bremen, Verden, Hildes-heim, Halberstadt. Einverleibung Ehe noch die Unterwerfung Sachsens vllig durchgefhrt war, war Karl gegen den Herzog von B a y e r n, den Agilolfinger Tassilo, vor-gegangen, der sich zwar durch die Ausbreitung des Christentums unter den in die Ostalpen eingedrungenen Slawen sehr verdient gemacht hatte, aber sich der frnkischen Oberhoheit entziehen wollte. Mit seiner Absetzung und der Einverleibung Bayerns war der letzte ger-manische Stamm auf dem Boden des spteren Deutschlands dem Frankenreiche eingefgt. 2. Weitere Kmpfe zum Schutz der Reichsgrenze. Der notwendige Schutz de^Greuzen, die allenthalben von kampflustigen Nachbarn be-droht waren, veranlasste Karl zur Errichtung her sog. Marken, d. h. von besonders befestigten Grenzlandschaften, deren Markgrafen" wei-tergehende militrische Rechte erhielten, als sie sonst die Grafen besaen. Die Spanische So entstand im Sden diesjjjajlijjchemiui als Folge von Karls Ein-mxl Mischung in den zwischen den Abbasiden und den Omaijaden ausgebroche-nett Thronfolgekampf (f. S. 44). Wertvoller als der mit groen Opfern erkaufte (Tod Rolands bei Roncesvalles) und doch nur vorber-gehende Erwerb des Landes bis zum Ebro und der Austausch von 1) Vgl. Sachsenhausen gegenber Frankfurt am Main.

12. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 6

1888 - Erlangen : Deichert
6 I. Die Zeit der Volksherzoge 554 -948. Herzogen von Alemannien, Aquitanien und Sachsen sich verband, schlug ihn Pippin 743 am Lech, nahm ihn gefangen und gab ihm Bayern nur als frnkische Provinz und wahrscheinlich um einen Teil des Nordgaus verkleinert zurck. Ein noch schlimmeres Los hatte Odilos Sohn und Nachfolger Tassilo Ii. Gleich nach Odilos Tode bemchtigte sich Grifo des Herzogtums und des jungen Tassilo, bis er selbst von Pippin gefangen genommen wurde. Tassilo erhielt das Herzogtum zurck, fr das er in seinem 14. Jahre seinem Oheim Pippin zu Compigne den Lehenseid schwren mute 757. Dann mute er als Vasall die Kriege des Frankenknigs mitmachen oder im Frieden sich von frnkischen Sendboten berwachen lasten. Im Unwillen der solchen Zwang verlie er bei einem Zuge gegen Aqui-tanien 763 das Frankenheer und kehrte nach Bayern zurck. Er besiegte die Slaveu, grndete an ihrer weit nach Westen vorgerckten Grenze die Klster Jnnichen im Pusterthal und Kremsmnster im Trauugebiete, ernannte, unbekmmert um den frnkischen Ober-Herrn, seinen Sohn Theodo zum Mitregenten und strkte sich wider die Franken durch einen Bund mit dem Langobardenknig De-siderius, dessen Tochter Liutberga er heiratete. Aber gegen Pippins Nachfolger Karl den Groen verlor zuerst Desiderius Krone und Freiheit, und sieben Jahre spter wurde auch Tassilo gezwungen, den Lehenseid abermals zu schwren 781. Als er von neuem eigen-mchtig handelte, zwang ihn Karl durch seine Heere zur dritten Eidesleistung. Die erzwungenen Eide nicht achtend schlo nun Tas-silo, wie die frnkischen Annalen erzählen, insgeheim einen Bund mit den Avaren. Aber auf der Reichsversammlung zu Ingelheim, wo er erschien, wurde er seines Eidbruchs unerwartet berfhrt und zum Tode verurteilt1). Karl milderte das Urteil dahin, da er *) Annales Nazariani (monasterii sancti Nazarii, gegen Ende des 8. Jahrhunderts geschrieben, bei Pertz Monumenta Germaniae historica, Scrip-tores Tom. I): Dessilo autem dux Beiweriorum venit in Franciam ad regem Francorum Carolum ad villam quae appellatur Ingolumlieim. Post liaec ergo transmisit jam praefatus rex legatos suos in Beiweriam post uxorem ac liberos jam praefati ducis; qui studiose atque eflicaciter jussio-neni regis implentes, adduxerunt haec omnia una cum tliesauris ac fa-milia eorum copiosa valde ad jam dictum regem. Cumque haec ita age-

13. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 17

1868 - München : Lindauer
Bajoarien unter dem Agilolfinger Tassilo Ii. 17 Thron gestoßen und diesen selbst eingenommen hatte, seinen zwölfjährigen Neffen ganz an sich, machte ihn, der das vierzehnte Lebensjahr eben erst angetreten, aus der Volksversammlung zu Compiegne (Compendium) im Jahre 757 wehrhaft und ließ sich und seinen Söhnen Karlmann und Karl vor den Großen Franziens und Bajoariens feierlich den Lehenseid leisten. Auf diese Weise förmlich zum Vasallen des fränkischen Königs herabgedrückt, mußte Tassilo an der Spitze bajoarischer Krieger dem Pippin auf seinem Zuge gegen die Sachsen Heerfolge leisten, ohne für sich und sein Land auch nur den geringsten Vortheil zu ziehen. Als er darauf mit seiner Streitmacht vier Jahre hinter- einander (760, 761, 762, 763) zu Pippins Zügen gegen die Aquitanier aufgeboten wurde, ergriff ihn auf dem letzten dieser Züge ein solcher Unmuth, daß er unter dem Vorwände einer Un- päßlichkeit plötzlich mit seinen Kriegern das fränkische Lager verließ und heimkehrte, fest entschlossen, das fränkische Joch abzuschütteln (763). Eine im Jahre 763 nach Aschhaim (eine Ortschaft zwischen München und Erding) berufene Versammlung der geistlichen und weltlichen Stände Bajoariens scheint diesen Schritt, so gewagt er auch war, gutgeheißen und zu dem Bündnisse gerathen zu haben, welches Tassilo gleich nach Beendigung des Landtags mit dem von den Franken gleichfalls bedrohten Longobardenkönig Desiderius zum Schutze wider das Frankenreich einging. Pip- pin, der ob der drohenden Haltung der Aquitanier keine ansehnliche Kriegsmacht nach Bajoarien werfen konnte, gedachte später Rache zu nehmen, ward aber, als ihm hiefür der rechte Augenblick gekommen schien, durch die von Tassilo angerufene Vermittlung des Papstes Paul I von der Ausführung seines Vorhabens zurückgehalten. Er schied, mit seinem Neffen Tassilo vollständig ausgesöhnt, im Jahre 768 aus diesem Leben. Des Verlebten älterer Sohn, Karl, mit dem Zunamen der Große (768 — 814), der anfänglich mit seinem Bruder Karlmann gemeinschaftlich, und nach dessen plötzlichem Tode (771) allein im Frankenreiche herrschte, ließ Bajoarien viele Jahre hindurch in Ruhe, obschon er es mit steigendem Unbehagen wahr- nahm, wie Tassilo durch seine Vermählung mit des Longo- bardenkönigs Desiderius Tochter Luitberga (769) Bajoarien Sattler, bayer. Geschichte. 2

14. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 47

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
I. Das Iheokratische Weltreich Karls des Großen. 47 auch die Zehntpflicht, die bei der Abneigung des freien Germanen gegen Steuerzahlung natürlich auf schweren Widerstand stieß. „Die Zehnten brachen die Treue der Sachsen," bemerkt ein Zeitgenosse. Auf jeden Widerstand gegen staatliche wie kirchliche Gebote setzte das Capitulare von Paderborn (774?) die Todesstrafe; immerhin waren manche Bestimmungen nicht härter als die herkömmlichen Satzungen der Sachsen. Alsbald wurde in dem eroberten Lande die fränkische Grafschaftsverfassung eingeführt; die Grafen mußten bei der Befriedung und Bekehrung des Sachsenlandes mit den Bischöfen der neu eingerichteten Bistümer Land in Äand gehen. Der Erfolg zeigte sich bald. Nachdem die Unterwerfung einmal erzwungen war, faßte die Kirche schnell festen Fuß; schon nach einem Menschenalter entstand in Sachsen der „Äeliand". Die friesischen Gebiete wurden nun ebenfalls dem Reiche langsam angegliedert. Auch Bayern verleibte Karl dem Frankenreich völlig ein. Obgleich schon längere Zeit in Abhängigkeit, hatte der Bajuvaren-stamm doch sein eigenes Herzogtum behalten. Beziehungen des letzten Bayernherzogs, des kraftvollen Tassilo, zu den Erben des entthronten Langobardenkönigs nötigten Karl jedoch, die Selbständigkeit Bayerns völlig aufzuheben. Tassilo wurde ohne Widerstand des Volkes abgesetzt und in ein Kloster verwiesen. Damit war die letzte der stammesherzoglichen Gewalten beseitigt. Sie wurden überall durch Grafen ersetzt, die Karl selbst ernannte. Er entnahm sie allen Stämmen seines weiten Reiches, ohne sich bei ihrer Wahl immer an vornehmen Stand zu binden. Nur die Tüchtigkeit sollte für die Auswahl auch der hohen Beamten entscheidend sein. Der Graf war oberster Gerichtsbeamter; er hatte die Verkehrspolizei; er mußte für die Instandhaltung der Wege und Brücken durch Fronden der Anlieger sorgen, die Abgaben und Steuern eintreiben und im Kriege das Aufgebot seines Gaues führen. Bei der Ausdehnung des Reiches war freilich eine wirksame Überwachung der gräflichen Amtsführung schwierig. Sie wurde durch Königsboten ausgeübt, die zu zweien, jeweils ein Geistlicher und ein Laie, alljährlich im Aufträge und an Stelle des Königs die Landesteile besuchen, in politischer wie kirchlicher Beziehung nach dem Rechten sehen und die Untertanen vor Mißbrauch der gräflichen Gewalt schützen mußten. Diese Reichseinrichtung, eine der fruchtbarsten Ordnungen karolingischer Lerrschergabe, ist später langsam verfallen. Der Los hatte keine ständige Residenz, zog vielmehr von einer Königspfalz zur andern. Die wichtigsten Pfalzen waren: Lüttich, Äeristal, Ingelheim, Worms, Schlettstadt, Regensburg. Die Reichsteile, in denen er sich gerade aufhielt, hatten nach bestimmten

15. Vom fränkischen Gaukönig zum römischen Kaiser - S. 174

1910 - Ansbach : Seybold
Um der ewigen Liebe willen und um des Teufels Wohnung zu entgehen, mir aber die Freude, bei Christo wohnen zu dürfen, zu sichern, habe ich, Tassilo, der erlauchte Mann und Herzog, im 30. ) ahre meiner Regierung und mit mir mein geliebter Sohn Theodo im ersten )ahre seines Herzogtums, im Geiste erwogen, daß ich von dem, was mir die Gnade des Herrn verliehen, einiges wiederum Gott darbringen sollte; denn meine Vorfahren seligen Angedenkens haben, soviel sie konnten, ihre Güter Gott geweiht, sie erbauten Kirchen und bereicherten sie mit ihren Schätzen; auch Klöster zu bauen beeiferten sie sich und versahen sie mit nicht geringem Dermögen1). wohl aber hat Tassilo als Pippins Vasall dessen Kriege mitgemacht, Feldzüge in das entfernte Sachsen wie in das noch fernere Aquitanien. . . . Auf dem vierten aquitanischen Feldzug 763 verließ Tassilo eigenmächtig das £)eer des Frankenkönigs. . . . Don diesem Feldzug begab sich Herzog Tassilo von Bayern (763) unter dem falschen Vorwand einer Krankheit nach Hause mit dem festen Entschluß abzufallen und nie wieder vor dem König zu erscheinen. Einhards )ahrb. . . . Herzog Tassilo und seine Bayern waren langst ungehalten über die Heeresfolge nach den entfernten Gegenden des Frankenreichs; die Interessen der Bayern lagen auf einem anderen Schauplatze, im Südosten, gegenüber Slaven und Avaren. . . . Der Augenblick des Abfalls war gut gewählt; ... der aquitanische Krieg nahm die ganze Kraft König Pippins fast bis zu seinem Lebensende in Anspruch. Tassilo suchte und fand überdies einen Rückhalt an der Kurie und am Longobardenkönig, dessen Tochter Liutbirga er später (vermutlich 766) heiratete. Die tatsächliche Unabhängigkeit blieb auch bestehen, als nach dem Tode Pippins dessen Söhne Karl und Karlmann folgten; die Teilung der Regierungsgewalt bedeutete eine Schwächung des Reiches; die beiden Brüder trennte überdies tiefgehender Zwiespalt. Der Vermittlung des Abtes Sturmi von Fulda gelang sogar im )ahre 769 die Herstellung eines freundschaftlichen Verhältnisses zwischen Karl und Tassilo unter stillschweigender Anerkennung der bayerischen Selbständigkeit. . . . Volle \8 3ahre behauptete Tassilo seine Unabhängigkeit. Döberl I, 32 ff. Es war ein weites Gebiet, das Tassilo beherrschte: Don den Gehängen des Fichtelgebirges reichte es bis zur Einmündung des Eisack in die Etsch, vom Lech, dem alten Grenzfluß gegen die Alamannen, bis zur Enns, zum großen Teil Alpenhochland, in dessen mächtigen Bergketten noch Wisent, Auerochsen und Steinbock hausten. . . . )n breiten Schichten lagern die verschiedensprachigen Namensformen der ®rte übereinander, keltisch-römische, slavische und^ deutsche, ein beredtes Zeugnis der wechselvollen Geschichte des deutschen Südostens. Noch hatten sich Beste von Romanen erhalten; ziemlich zahlreich saßen sie als zinspflichtige Holden auf den Höfen der Salzburger Kirche; längs der nörd- x) Aus dem Stiftungsbrief im Urkundenbuch für Kremsmünster; mitgeteilt bei Schwann S. 3^5.

16. Lehrbuch der Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 18

1904 - Gotha : Perthes
Arabisch-spanischer Krieg. Siegreich drang Karl bis zum Ebro vor; aber auf dem Rckzge erlitt seine Nachhut in den westlichen Pyrenen durch die Basken, der Sage nach in dem Passe von Roncevalles, eine empfindliche Niederlage (778). Unter den Erschlagenen befand sich der Mark-gras der britannischen Seekste, Hrnodland (Roland). Der eroberte Land-strich am sdlichen Abhnge der Pyrenen ging wieder verloren, wurde aber spter zurckgewonnen und dann als spanische Mark eingerichtet. Whrend Karl nach Spanien zog, kehrte Widnkind, der Fhrer (Herzog) der Westfalen, der zu den Dnen (nrdl. von der Eider) geflohen war, nach Sachsen zurck und rief die Seinen zu den Waffen. Karl hoffte jeden Widerstand durch das furchtbare Strafgericht bei Verden [ferden] an der unteren Aller, wo er der berlieferung nach 4500 Sachsen enthaupten lie, vernichten zu knnen (782), rief aber dadurch gerade den gefhrlichsten Auf-rhr wach. In den Niederlagen bei Detmold (an dem sdostl. Teutoburger Walde) und an der Hase brach sich allerdings die Kraft der Sachsen. Widnkind, die Seele aller Aufstnde, erkannte die Zwecklosigkeit weiteren Kmpfens und trat zum Christentum der (785). Die spteren Kmpfe (792804) haben die Eroberung nicht in Frage gestellt. Alles Land stlich bis zur Elbe und Saale und nrdlich bis zur Eider war dem frnkischen Reiche gewonnen. Durch blutige Gesetze wurde den Sachsen das Christentum aufgezwungen. Zu Bischofssitzen wurden in der Folge bestimmt: Osnabrck, Mnster, Paderborn, Minden, Verden, Bremen, Hildesheim und Halberstadt. Z)er Waiern- und Awarenkrieg. Wie der Sachsenstamm, so wurde der Stamm der Baiern, deren Herzog Tassilo die Verbindung mit dem Frankenreich gelst hatte, unterworfen. Das Herzogtum ward aufgelst und Tassilo samt seinen Shnen ins Kloster verwiesen (788). Die stlich von den Baiern sitzenden ruberischen Awaren, ein den Hunnen verwandter trki-scher Stamm, wurde in den nchsten Jahren vernichtet. Der schsische und der bairisch-awarische Krieg brachten Karl den Groen auch mit den Slawen in Berhrung, die, zwischen Ostsee und Adriatischem Meere sich ausbreitend, in die Gebiete bis zur Elbe und Saale, in Bhmen und Mhren und in die Ostalpen eingedrungen waren. Die Bekehrung der sd-slawischen Völker zum Christentum wurde dem Bistum Salzburg bertragen. V .r panenertcg. Seitdem die Sachsen das Christentum angenommen hatten, traten die Dnen, die von Skandinavien aus in die von den Jten und Angeln gerumten Striche der jtischen Halbinsel eingewandert waren (vgl. S. 13), als erbitterte Feinde des Frankenreiches auf und zwangen Karl zum Kriege. Zu einem entscheidenden Kampfe kam es jedoch nicht. Die Eid er ward der Grenzflu zwischen dem frnkischen und dem dnischen Reiche. Zu seiner Sicherung zog der Dnenknig einen Wall (den Anfang des Dane-wirks) von der Schlei sdwestlich der die Halbinsel bis zu den Smpfen des Eidergebietes. Das zwischen (Sider und Schlei liegende Gebiet wurde von Karl als dnische (schleswigsche) Mark eingerichtet. b) Die bernahme des Kaisertums. Das Reich Karls reichte von dem Ebro bis zur Eider, von den Ksten der Nordsee bis zu den Sdgestaden Italiens; es war eine Welt-

17. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 33

1910 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Kapitel Vii. Das Reich Karls des Großen. 33 können, wenn sie gleich alle gemeinsam gegen Karl gefochten hätten. Doch nur stammweise wehrten sie sich, bis ihnen die allen gemeinsame Gefahr bewußt wurde. Das war besonders der Fall nach dem Blutbad zu Verden, wo Karl ein furchtbares Gericht über abgefallene Sachsen verhängte. Endlich ist 803 der Krieg beendet worden. Eine große Straße, der Hellweg über Paderborn, Soest, Dortmund an den Rhein sicherte die Verbindung zwischen Sachsen und dem fränkischen Reiche. Karl hatte im Kampf gegen die Sachsen Verbündete gehabt, die östlich der Elbe wohnenden Wenden. Diese verteilten sich so, daß die Obotriten im heutigen Mecklenburg, die Milzen in der Mark Brandenburg, die Sorbeu östlich der Saale (heutiges Königreich Sachsen) wohnten. Karl sicherte sich aber gleichzeitig die Oberherrschaft auch über diese Stämme und brachte dadurch diese einst germanischen Lande wieder in Zusammenhang mit dem Reichsgedanken. Einen Teil der Wenden führte Karl sogar über die Elbe herüber und siedelte ihn im heutigen Wendland und der heutigen Altmark an. Die Sachsen, die hier gewohnt hatten, verpflanzte er in fränkische Lande. Sachsenhausen bei Frankfurt ct. M. soll daher seinen Namen haben. (Ytx. , , r r r „ Kleines Reiterbild Karls des Großen. Wie tue Sachsen, mußte sich auch der selbständig gewordene Bayrische Staat unter dem politisch wenig befähigten Herzog Tassilo aus dem Hause der Agilolsinger unterwerfen. Tassilo kam wie sein Schwiegervater Desiderius ins Kloster 788. Gleich daraus, in den neunziger Jahren, wurde das mongolische Reitervolk der Avareu in den Steppen Pannoniens (Ungarn) aufgerieben. Be- Philipp, Leitfaden für den Geschichtsunterricht. Iv. 3 Wenden. Bayern. Avaren.

18. Abriß der bairischen Geschichte - S. 7

1882 - Heidelberg : Winter
Kap. 2. § 10 u. 11. Grifo. Tassilo. 7 liefern, worauf er Baiern für Tassilo Iii feit dem Jahre 749 verwalten ließ als fränkisches Lehen. Nachdem Tassilo bis in sein 14. Jahr in Pippins Gefolge mehreren Feldzügen nach Italien beigewohnt und Pavia mit erorbert hatte, ward er auf der Reichsversammlung zu Compiegne im Jahre 757 wehrhaft gemacht und schwur den Lehnseid; alsdann mußte er wahrscheinlich mit seinen Baiern dem Könige Pippin gegen die Sachsen und Aquitanier Heeresfolge leisten. Nach einigen Jahren, als er das Drückende der Abhängigkeit fühlte, verließ er auf einem Feldzuge gegen die letzteren mit feinen Baiern unversehens das fränkische Lager und eilte in sein Land, wo er von seinem Volke mit Jubel aufgenommen wurde. Von da an (763) strebte Tassilo nach Unabhängigkeit und suchte sich eine Stütze durch Verbindung mit den Langobarden, insbesondere durch seine Vermählung mit Luitbirg, der Tochter des langobardischen Königs Desiderius, wobei er die dem Herzog Grimoald entrissenen Alpengaue wahrscheinlich zurückerhielt. Er hielt verschiedene Landtage, deren Ergebnisse die Decreta Tassi-lonis enthalten, und besiegte die Karantnnen (772), machte (777) seinen Sohn Theodo, ohne bei dem fränkischen Hofe anzufragen, zu seinem Mitregenten und behauptete eine unangefochtene Unabhängigkeit. Als aber König Karl den König Desiderius bekämpfte und das langobardische Reich der fränkischen Herrschaft unterwarf, wagte auch Tassilo nicht Hilfe zu bringen, bald konnte er sich der Heerespflicht nicht mehr entziehen; denn als König Karl 778 den Zug gegen die Araber in Spanien unternahm, mußte Tassilo ihm einen Teil seines Heeres dahin folgen lassen und nachher 781 zu Worms aufs neue den Lehnseid ablegen. Im Jahre 782 gründete er zu Chiemsee die erste Schule in Baiern, auch stiftete oder vergrößerte er die Benediktiner-Klöster Krems münster, Lorch, Wessobrunn, Thierhaupten, Mondsee u. a. (In Kremsmünster wird noch der Stiftungsbecher bewahrt, den er dem Kloster geschenkt hat.) (11.) Weil aber Tassilo sich wieder unabhängig zu machen suchte, rückte König Karl nach vergeblichen Bemühungen des Papstes Hadrian um^ Vermittlung 787 mit drei Heeren in Baiern ein und brachte den Tassilo, dem der Widerstand der Kirche und des Adels auch das Volk entfremdet hatte, dahin, daß er in Karls Lager am Lech erschien, neuen Gehorsam gelobte und seinen Sohn als Geißel stellte. Desungeachtet ließ er sich, angereizt von seiner Gemahlin, die den Sturz ihres Vaters Desiderius nicht verschmerzen konnte, zu einem wiederholten Abfall verleiten und verband sich sogar mit den Avaren. Deshalb lud Karl ihn vor die Reichsversammlung zu Ingelheim, wo er von den Großen der verschiedenen Nationen wegen mehrmaligen Bruchs des Lehnseides zum Tode verurteilt, aber von Karl begnadigt und in ein Kloster 788 (St. Goar) verwiesen wurde. Seine ganze Familie mußte, getrennt von ihm, sein Los teilen. Baiern aber, als einen Teil des Frankenreiches, nahm Karl unter seine unmittelbare Verwaltung. Die Avaren, welche auf Tassilos Ruf herbeigekommen waren, wurden von Franken und Baiern vereint aus dem Jpserfeld und später an der Donau noch einmal geschlagen und in Baiern die Herzogswürde abgeschafft. Weil aber Tassilo seine Klostereinsamkeit nur mit höchstem Unmute ertrug

19. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 47

1915 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Karl der Groe. 47 Volk zu verzweifeltem Widerstande auf. Aber Karl siegte in zwei Schlachten bei Detmold und an der Hase. Widnkind lie sich mit andern schsischen Edelleuten taufen (785). Spter soll er das Kloster Enger bei Herford gestiftet haben, in dessen Kirche man noch heute sein Grab zeigt. Sein Andenken blieb unter seinen Stammesgenossen lebendig und wurde mit einem reichen Kranze von Sagen geschmckt. o) Die letzten Aufstandsversuche (793804) und die Errichtung der schsischen Bistmer. Nach achtjhriger Ruhe loderten noch einmal gefhrliche Aufstnde empor. Als ein treffliches Mittel, das Feuer zu dmpfen, erwies sich die Verpflanzung schsischer Familien nach dem frnkischen Reiche i und die Ansiedlung frnkischer Kolonisten im Sachsen-lande. Das Christentum tat dann das brige, um die Sachsen fester an das Frankenreich zu fetten2. Allmhlich, zum Teil erst unter Karls Nachfolger, wurden folgende acht Bistmer gegrndet: Mnster, Osna-brck, Paderborn, Minden, Bremen, Verden, Hildesheim und Halberstadt. So zhe die Sachsen an ihrem Heidentum festgehalten hatten, ebenso innig umfaten sie nun die christliche Lehre. Der beste Beweis hierfr ist der bald nach den Sachsenkriegen entstandene Heliand, eine dichterische Bearbeitung der Lebens- und Leidensgeschichte des Heilandes in schsischer Mundart. -) Die Bedeutung der Sachsenkriege fr die deutsche Geschichte. Durch die Sachsenkriege wurde der letzte deutsche Stamm, der Haupt-Vertreter des niederdeutschen Volkstums, fr das Christentum gewonnen und in dieselbe staatlich-kirchliche Gemeinschaft mit den brigen Deutschen eingefhrt. Erst dadurch ist die Bildung einer deutschen Nation mglich geworden, welche auf der Verbindung der fd-, mittel-und norddeutschen Stmme zu einem staatlichen Ganzen beruht. c) Der Krieg gegen Tassilo und die Aufhebung des Herzogtums Bayern. Der Herzog Tassilo (S. 45) wurde von Karl durch die Ero faltung einer gewaltigen Heeresmacht zur Huldigung gezwungen. Aber er gab den Versuch nicht auf, sein Herzogtum selbstndig zu machen, und verband sich sogar mit dem wilden Nomadenvolke der Avaren (S. 48). Karl lud ihn vor eine Reichsversammlung. Tassilo wurde zum Tode verurteilt, aber vom König begnadigt und, wie einst Desiderins, in ein frnkisches Kloster geschickt (788). Mit dem Sturze der Agilol-singer wurde das Stammesherzogtum in Bayern und damit die Gefahr 1 A" diesen Vorgang erinnern noch heute zahlreiche Ortsnamen, wie Sachsen-hausen bei Frankfurt a. M. ^ Den Sieg des Christentums der das Heidentum im alten Sachsenlande feiert F. W. Weber in seinem Epos Dreizehnlinden".

20. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 39

1911 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Karl der Große. 39 Volk zu verzweifeltem Widerstande auf. Aber Karl siegte in zwei Schlachten, bei Detmold und an der Hase, so daß die Kraft der Sachsen allmählich erlahmte. Widukind ließ sich mit andern sächsischen Edeln taufen (785). Später soll er das Kloster Enger bei Herford gestiftet haben, in dessen Kirche man noch heute sein Grab zeigt. Sein Andenken blieb unter seinen Stammesgenossen lebendig und wurde mit einem reichen Kranze von Sagen geschmückt. 4. Tie letzten Aufstandsversuche (793—804) und die Errichtung der sächsischen Bistümer. Nach achtjähriger Ruhe loderten noch einmal gefährliche Aufstände empor. Als ein treffliches Mittel, das Feuer zu dämpfen, erwies sich die Verpflanzung sächsischer Familien nach dem fränkischen Reiche ^ und die Ansiedelung fränkischer Kolonisten im Sachsenlande. Das Christentum tat dann das übrige, um die Sachsen fester an das Frankenreich zu ketten. Allmählich, zum Teil erst unter Karls Nachfolger, wurden folgende acht Bistümer gegründet: Münster, Osnabrück, Paderborn, Minden, Bremen, Verden, Hildesheim und Halberstadt. So war durch die Sachsenkriege der letzte deutsche Stamm, der Hauptvertreter desniederdeutschenvolkstums, in dieselbe staatlich-kirchliche Gemeinschaft mit den übrigen Deutschen eingeführt. Mit großer Innigkeit umfaßten die Sachsen die christliche Lehre. Der beste Beweis hierfür ist der bald nach den Sachsenkriegen entstandene Heliand, eine dichterische Bearbeitung der Lebens- und Leidensgeschichte des Heilandes in sächsischer Mundart. c) Ter Krieg gegen Tassilo und die Aufhebung des Herzogtums Bayern. Der Herzog Tassilo (S. 37) wurde von Karl durch die Entfaltung einer gewaltigen Heeresmacht zur Huldigung gezwungen. Aber er gab den Versuch nicht auf, sein Herzogtum selbständig zu machen, und verband sich sogar mit dem wilden Nomadenvolke der Avaren (S. 40). Karl lud ihn vor eine Reichsversammlung. Tassilo wurde zum Tode verurteilt, aber vom Könige begnadigt und, wie einst Desiderius, in ein fränkisches Kloster geschickt (788). Das Stammesherzogtum in Bayern wurde aufgehoben und damit die Gefahr beseitigt, daß Bayern eine von den übrigen deutschen Stämmen getrennte Entwicklung nahm. cl) Tie Heerfahrt nach Spanien (778) und die Gründung der spanischen Mark (801). Als Karl den Reichstag zu Paderborn abhielt (S. 38), erschien eine Gesandtschaft des arabischen Fürsten von Barcelona, der von einem benachbarten arabischen Herrscher schwer bedrängt wurde. Der König sagte seine Unterstützung zu. Doch der spanische 1 An diesen Vorgang erinnern noch heute zahlreiche Ortsnamen, wie Sachsenhausen bei Frankfurt a. M.