Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Für den Unterricht in Mittelklassen berechnet - S. 198

1883 - Leipzig : Kesselring
198 Aeue Geschichte. und hingen unordentlich herunter. Der spanische Tabak, von dem er stets zwei gefllte Dosen bei sich trug, entstellte selbst sein Angesicht. Das Auge aber behielt sein durchbohrendes Feuer. -Kaiser Joseph berlebte den groen König nur um einige Jahre. Der Schmerz, fast alle seine wohlgemeinten Entwrfe scheitern zu sehen, beschlen-nigte seinen Tod. In den Niederlanden brach (1789) ein offener Aufruhr aus, der ihn zur Rcknahme seiner wichtigsten Reformen veranlat, und in Ungarn nahm Adel und Volk eine so drohende Stellung an, da er sich zu Joseph 11 derselben Maregel entschlieen mute. Siech und mit gebrochenem Herzen f 1790. starb (20. Februar 1790) der menschenfreundliche Kaiser im 49. Jahre seines Lebens. Joseph war ein schner Mann, sein Auge blau und seelenvoll. Auf seinem ehernen Standbilde in Wien prangen die Worte: Joseph Ii., der o . Tt fr das allgemeine Beste nicht lange, aber ganz lebte." 1790 1792. Aus Joseph den Ii. folgte sein Bruder Leopold Ii. 1790-1792. 55. Deutschland: die Vorlufer des Befreiungskrieges 1809. Hofer, Schill und Sraunschweig. I. Frankreich 17891809. 2. Erhebung der Tiroler unter Hofer 1809. Vertreibung der baierischeu Truppen. Schlacht bei Wagram. Die Franzosen zurckgeworfen. Friede zu Wien. Kapitulation Hofers. Neuer Ausbruch des Kampfes. Gesaugen-nhme Hofers; sein Tod 1810. 3. (Das Knigreich Westfalen; Ubermut Napoleons gegen Preußen seit dem Frieden von Tilsit 1807.) Major Schill und Herzog Wil- Helm von Braunschweig 1809. 1. Am 14. Juli 1789 war mit dem Bastillensturm zu Paris die Frankreich franzsische Revolution ausgebrochen. Frankreich wurde am 21. Sep-von tember 1792 zur Republik erklrt und Ludwig Xvi.1 am 21. Januar 1793 1789-1809. h^erichtet. Aber General Bonaparte gab der Revolution eine andere Wendung. Nachdem er sich durch seine Kriegsthaten2 die Zuneigung der Franzosen erworben, ward er im November 1799 zum ersten Konsul, im August 1802 zum Konsul auf Lebenszeit und im Mai 1804 als Na-poleon I. zum Kaiser der Franzosen erklrt. Er schlug hierauf die ver-einigten sterreicher und Russen1 bei Ansterlitz (2. Dezember 1805). Auch Preuen1 wurde von ihm niedergeworfen; mit den Sachsen1 vereint, verlor es die Schlachten bei Jena und Auerstdt (14. Oktober 1806) und, mit Rußland verbndet, nach dem harten Kampfe bei Eylan (8. Februar 1807) die Schlacht bei Friedland (14. Juni 1807). Nichts schien dem franzsischen Eroberer widerstehen zu knnen. Noch einmal versuchte sterreich im Jahre 1809 den Kamps; aber nach dem Siege bei Aspern (21. Mai) wurde es bei Wagram (6. Juli) so geschlagen, da es sich zu dem harten Frieden von Wien (14. Oktober 1809) bequemen mute. Napoleon hatte 1 Ludwig Xvi. war 1774 seinem Grovater, Ludwig demxv. (S. 192), gefolgt. In sterreich folgte auf Leopold Ii. (s. o.) 1792 sein Sohn Franz Ii. 17921835^ Dieser legte 1806 die deutsche Kaiserkrone nieder (S. 200 Anw. 4.) und nannte sich Franzi. Kaiser von sterreich. In Rußland war der Nachfolger Katharina der Ii. (<g. 195.) deren Sohn Paul I. 1796-1801; dann folgte dessen Sohn Alexander I 18011825. In Preußen regierte seit 1797 der Sohn Friedrich Wilhelm des Ii ls 197): Friedrich Wilhelm Iii. 1797-1840. In Sachsen waren aus Friedrich August den Ii. (S. 192 Anm. 2.) 1763 Friedrich Christian und da dieser schon nach zwei Monaten starb, dessen Sohn Friedrich-Angust Iii. 1763 1827 gefolgt. o __ , . _ . . 2 Wir erwhnen: die Beschieung vou Toulou 1793; die Schlachten bei Lobt und Arkole 10. Mai und 15. November 1796, bei den Pyramiden und der Abu-kir 21. Juli und 1. August 1798 und den Sieg bei Marengo 14. Juni 1800.

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

1. Geschichte der Neuzeit - S. 251

1887 - Wiesbaden : Kunze
20. Die gesetzgebende Versammlung. 251 Justizminister eingesetzt. Als sich nun die Kunde verbreitete, daß verbündete Heere der Östreicher und Preußen (§. 21) heranrückten, um die Königsmacht wieder herzustellen, wurde von dem Pariser Gemeinderat, mit Danton und Marat an der Spitze, der Beschluß gefaßt, jeden Widerstand im Lande zu beseitigen und alle Gefangenen zu ermorden. In den grauenvollen Tagen vom 2.—7. September zogen Mörderbanden, welche von dem Stadtrat fogar Sold erhielten, von Gefängnis zu Gefängnis und töteten unter der Form eines Gerichtsverfahrens an 3000 Gefangene. Unter den Opfern dieser Tage befand sich auch die Freundin der Königin, die Prinzessin von La mb alle, welche ihre Anhänglichkeit an die königliche Familie mit dem Leben büßte. §. 21. Dec lationatsioiiuent. Am 21. September 1792 trat eine neue Nationalversammlung, der Nationalkonvent (Sept. 1792 bis Okt. 1795) zusammen, dessen Mehrheit aus Jakobinern bestand. Schon in der ersten Sitzung hob der Konvent das Königtum auf und erklärte Frankreich für eine unteilbare Republik. Östreichs und Preußens Angriffskrieg. Tie unglückliche Lage der königlichen Familie in Paris erfüllte alle Monarchen Europas mit tiefem Schmerze, besonders den Kaiser Leopold Ii. (1790—1792), Bruder Josephs Ii. und Schwager Ludwigs Xvi. Durch die Bitten und Vorstellungen der Emigranten, namentlich der ausgewanderten französischen Prinzen, welche zu Koblenz ihr Hoflager hielten, wurde Kaiser Leopold bewogen, den unglücklichen König aus den Händen seiner Quäler mit Gewalt zu befreien. Der Kaiser kam mit dem König Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen (§. 23) in Pillnitz bei Dresden 1791 zusammen, und hier wurde von beiden Fürsten die Vereinbarung getroffen, die Monarchie Frankreichs aufrecht zu erhalten. Je näher der Krieg heranrückte, desto größer ward der Übermut der Jakobiner. Sie setzten es nicht nur durch, daß die Besitzungen deutscher Fürsten in Lothringen und im Elsaß eingezogen wurden, sondern zwangen auch den König, seinem Schwager (18. März 1792) den Krieg zu erklären. Als diese Kriegserklärung in Wien anlangte, war Leopold Ii. eben gestorben und sein Sohn Franz Ii. als deutscher Kaiser (1792 —1806) ihm gefolgt. Dieser eröffnete nun mit Friedrich Wilhelm Ii. den Kampf gegen Frankreich. Die ersten Feindseligkeiten hatten schon an den Grenzen der östreichischen

2. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 87

1909 - Bamberg : Buchner
Leopold Ii. 87 das neue mit seiner brgerlichen Gleichheit geboren (4. bis 11. August 1789). 1789 Hjht Jauchzen vernahmen die freidenkenden Männer jenseits und diesseits des Rheins diese Kunde. Bald wurden der Hof und die Volksvertretung nach Paris verlegt (5. Oktober 1789), und um den Staat vor dem Bankerott zu retten, die Verstaatlichung des gesamten Kirchenguts beschlossen (Dezember 1789). Dann wird die neue Ve rfafsuug ' angenommen, die zwar der König nicht ohne weiteres anerkennt. Die Volksvertretung hatte vorerst ihren Zweck erreicht. Gleichzeitig hatten sich auch politische Par-teien, die Klubs der^^Marchisten, der gemigten und der radikalen Republikaner gebildet. Die letzteren nannte man nach ihrem Versammlung^ ort, einem alten Jakobinerkkster, Jakobiner. Ihr Fhrer war Robes-pierre. Der Fhrer der Monarchisten war Mir ab e au. Dieser, der sieht, wie die Gegenstze immer schroffer werden, und wie der Sturz der Monarchie droht, rt dem König, er solle Paris verlassen, sich in eine freisinnige, aber gemigte Stadt begeben und von da aus das Parlament auslsen. Allein Ludwig Xvi. zaudert. Erst als ihm der Tod den Grafen von Mirabean entrissen hatte (April 1791), reifte in ihm der Entschlu zur Flucht, aber nicht blo zur Flucht aus Paris, sondern ans Frankreich berhaupt. Allein unterwegs von einem Postmeister erkannt und angehalten, mu er wieder nach Paris zurck. Hier wird er solange seiner kniglichen Wrde entkleidet, bis er die Verfassung unterschrieben hat. Er unterschreibt (September 1791)2. Und nun htte man glauben sollen, da alles weitere in Ruhe und Ordnung verlaufen wre. Allein die verfassunggebende" Versammlung lste sich wider Erwarten nicht auf, fondern nahm nur einen andern Namen an und tagte als gesetz-gebende" Versammlung weiter (vom 1. jdktober 1791 bis zum 20. Sep-^^,^^^ tember 1792). In dieser Versammlung gewannen bald die Republikaners '' nicht anging. Die betroffenen Reichsstnde beschwerten sich aber in Paris ebenso der-geblich wie in Wien. , 1 Frankreich wird M) ep rtttn eut's eingeteilt, die im ganzen 245 Abgeord-nete auf je 2 Jahre in die Eine Kammer schicken. Diese Kammer hat gesetzgebende Gewalt, und der König kann nur mit ihrer Zustimmung Krieg und Frieden beschlieen. Umter werden Geschworenengerichte eingefhrt, und die Richter und Pfarrer vom Volk gewhlt. Letzteres, sowie die Aufhebung smtlicher Mnchsorden und die Abschahmg aller Titel und Wappen ging entschieden zu weit- 2 Sein Schwager, Kaiser Leopold Ii., freute sich herzlich dieser Annahme der Verfassung, weil er auch der Ansicht war, man wolle keine Republik, sondern nur eine konstitutionelle Monarchie in Frankreich. 3 Sie zerfielen in die gemigte Gruppe der Gixo njllitui-unb in die radikale der Jakobiner. Diese bildeten den sogenannten Berg, jene die Ebene. 353

3. Leitfaden und Lesebuch der Geschichte für Schulen - S. 92

1873 - Berlin : Prausnitz
92 Dritte Stufe. den Menschen schtzend, lie er sogar hohe Offiziere und Fürsten, als Betrger, Verbrecher berfhrt, Straen kehren, am Pran-ger stehen, Donauschiffe ziehen. Er verbesserte die Schulen und grndete viele neue, aber da er dazu die eingezogenen geistlichen Gter verwendete, machte man ihm zum Vorwurf, und vieles davon ward von Beamten veruntreut. Auch da er den Augarten austhat und zu einem Belustigungsort fr alle Men-schen" machte, da er, um den Bauernstand zu ehren, selber ein-mal vor vielem Volk den Pflug fhrte, war dem Adel ein Ansto. Und als er vollends unter allen Vlkern seines Reiches die deutsche Sprache und gleiche Verwaltung einfhren wollte, da schlug in Ungarn und in den Niederlanden die helle Flamme der Emprung aus. Sogar die Bauern wurden gegen ihn fanatistrt. Ans einem unglcklichen Kriege, den er mit Rußland im Bunde gegen die Trkei unternommen, mit siechem Krper zurckkehrend, mute er seine meisten Verordnungen und Gesetze widerrufen und aufheben. Darber brach ihm 1790 das Herz. Er starb, 49 Jahr alt, 1790. Da er keine Kinder hinterlie, folgte ihm fein Bruder Leopold Ii. Denis, die Sule des Pflgers. 'Gdke von Adlers-berg, Kaiser Joseph und der Ritter Staus. A. Grn, Joseph Ii. 2. Indessen war 1789 die sranzsische Revolution ausgebrochen. (Stufe 1. . 19. 20. Stufe 2. . 20. Stufe 4. . 55.) Der gutherzige Ludwig Xvi., zu schwach, den Sturm zu be-schwren, sollte ihm nur zu bald erliegen. Der entfesselten Wuth des Volkes, das die Bastille erstrmte, ihm all feine Macht und Wrde raubte und an die Stelle der kniglichen die Volkssouve-raiuett setzte, suchte er sich durch die Flucht zu entziehen. Aber er wurde als Gefangener nach Paris zurckgebracht, und seine Lage wurde trostloser als zuvor. Um die Gefahr, die allen Thronen Europas drohte, von 1791 Deutschland abzuhalten, schlssen Friedrich Wilhelm Ii. und Leopold Ii. zu Pillnitz ein Bndni, ihre Rechte und Throne gemeinschaftlich zu vertheidigen und dem König von Frankreich, wenn es sein mte, durch Waffengewalt wieder aufzuhelfen. In demselben Jahre starb Leopold Ii. Ihm folgte Franz Ii. Friedrich Wilhelm Ii. (17861797) war Friedrichs des Groen Nesse. Gutherzig und grom-thig, aber genuschtig, launenhaft, arbeitsscheu, lie er sich von Gnstlingen beherrschen, die selten zum Guten riethen. Zwar schaffte er im Anfang die Regie ab und hob das Ta-baks- und Kaffeemonopol ans und errichtete ein Oberschulcollegium.

4. Von 1648 bis zur Gegenwart - S. 113

1911 - Leipzig : Quelle & Meyer
Die französische Revolution und die Revolutionskriege 113 geholt und nach einem kurzen Scheinprozeß „hingerichtet“. Die Radikalen wollten durch diesen Massenmord die Wähler einschüchtern, damit sie entweder jakobinisch oder gar nicht wählten. § 103. Ursprung der Revolutionskriege. Die letzte Ursache u«ache der Revolutionskriege war der Gegensatz zwischen dem alten absolutistischen Europa und dem neuen demokratisch umgestalteten Frankreich. Die unmittelbare Veranlassung zum Krieg gab die Politik der Girondisten und das Verhalten der Emigranten. Diese wollten mit Hilfe der Großmächte die alten Zustände in Frankreich wiederherstellen. Die Girondisten dagegen hofften durch den Krieg die erlahmende revolutionäre Tatkraft des Bürgerstandes wieder wachzurufen, um dann im Innern ohne die Jakobiner die Republik zu errichten und nach außen das geschwundene Ansehen Frankreichs unter den Großmächten wiederherzustellen. Während Kaiser Leopold Ii. den Krieg vermeiden wollte, obwohl er geneigt war, seine Schwester Marie Antoinette zu unterstützen, zeigte sich Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen, der persönlich gegen die Revolution eingenommen war, ritterlich bereit, dem bedrängten Königspaar zu helfen. Katharina Ii. von Rußland aber hetzte die beiden deutschen Großmächte zum Kriege gegen die Revolution, um indessen in Polen freie Hand zu bekommen. Den äußeren Vorwand zum Kriege bildeten für Frankreich Veramas- . . 81111g die Rüstungen der Emigranten im Gebiete der rheinischen Kurfürsten, deren Abstellung vom Kaiser verlangt wurde, obwohl er dazu weder die Macht noch das Recht hatte. Leopold Ii. aber beschwerte sich darüber, daß durch die Revolution die Feudalrechte deutscher Fürsten im Elsaß ohne Entschädigung aufgehoben worden waren. Nachdem die Zwistigkeiten zwischen Preußen und Österreich beigelegt waren (§ 101), trafen sich Leopold Ii. und Friedrich Wilhelm Ii. in Pillnitz bei Dresden (August 1791) und forderten in einer Deklaration die übrigen Mächte dazu auf, „Mittel zu ergreifen, um den König von Frankreich instand zu setzen, eine angemessene Verfassung zu geben“. Dabei wußte Leopold sehr wohl, daß England gegen ein Eingreifen in Frankreich war, indessen wollte er die Emigranten und seine Schwester beschwichtigen. In Frankreich glaubte man, daß wirklich eine Einmischung Österreichs und Preußens in die inneren französischen Verhältnisse beabsichtigt sei. § 104. Ausbruch des Krieges. Zunächst wirkte die Annahme der Verfassung durch Ludwig Xvi. überall beruhigend. Gleich nach Eröffnung der Legislative jedoch trat die Gironde bereits mit Klagen über Kriegsstim-die Rüstungen der Emigranten auf. Der Kaiser erneuerte daraufhin Girondisten seine Beschwerden. Obwohl er persönlich für eine friedliche Politik Koch, Lehrbuch der Geschichte. V. 8

5. Teil 3 - S. 77

1874 - Leipzig : Teubner
schaft, die Einfhrung einer gleichmfsigen Besteuerung und jlie Gleichstellung aller Staatsangehrigen vor dem Gesetz. Zur Frderung der Landeskultur und Hebung der Industrie traf er Anstalten im Sinne Friedrichs des Grofsen, dem Handel erffnete er durch Vertrge mit der Pforte einen Weg nach dem schwarzen Meere. Am einschneidendsten waren seine Reformen auf kirchlichem Gebiet. Durch das Toleranzedikt 1781 wurde allen christlichen (Konfessionen freie Religionsbung und politische Gleichberechtigung gewhrleistet; die Mehrzahl der Klster ward aufgehoben und ihre Einknfte zu Unterrichtszwecken und zur Errichtung von Wolttigkeitsanstalten verwendet, der Klerus unter strenge staatliche Controle gestellt, die Abhngigkeit von Rom durch das Verbot nach Rom zu appellieren und ppstliche Bullen ohne das kaiserliche Placet zu verffentlichen, sowie durch zahlreiche andere Mafsregeln vermindert. Ein Besuch des Papstes Pius Vi am Wiener Hofe 1782 vermochte nichts an Josephs Entschlfsen zu ndern. Diese Reformen erschienen vielen Untertanen als Eingriffe in das Heiligtum der Kirche und des Rechts. Doch zum Aufstand fhrte die Unzufriedenheit nur in den streichischen Niederlanden, deren Bewohner ihre herkmmliche Verfassung durch die von Joseph eingefhrte Zentralisation der Regierung und Verwaltung bedroht sahen. Angeregt durch die Vorgnge in Frankreich erhob sich das Volk unter Fhrung des Advocaten van der Noot und erklrte 1790 das Land unter dem Namen Belgien fr unabhngig. Der Gram der das Mislingen seiner edelsten Absichten beschleunigte Josephs Ii Tod (20. Febr. 1790). Leopold Ii und Friedrich Wilhelm Ii. 94. Leopold Ii, jngerer Bruder Josephs Ii, bisher Grofsherzog von Toscana, welches Land er nun seinem zweiten Sohne Ferdinand abtrat, folgte Joseph in der Herrschaft der Oestreich und in der deutschen Kaiserwrde (1790 92). Obwol er als Grofsherzog von Toscana zeitgemfse Reformen eingefhrt hatte, so stellte er doch als Kaiser die meisten Mafsregeln seines Bruders in Staat und Kirche wieder ab; in der ufseren Politik suchte er ein gutes Verhltnis mit Preußen anzubahnen. Mit Waffengewalt unterwarf er Belgien von neuem und schlofs unter Aufopferung Belgrads den Frieden zu Szistowo mit den Trken 1791. Friedrichs des Grofsen Nachfolger, sein Neffe Friedrich Wilhelm Ii, 178697 gewann zwar durch Aufhebung von Monopolen, Milderung des Steuerdrucks und Sorge fr das hhere Unterrichtswesen (1787 Oberschulcollegium) Anerkennung, zeigte aber bald Mangel an Willenskraft und geriet in Abhngigkeit von unwrdigen Gnstlingen (Wllner, Bischofswerder u. a.).

6. Elementarbuch für den ersten Schulunterricht in der Geschichtkunde - S. 51

1824 - Gotha : Ettinger
des Menschengeschlechts. 51 ler Tapferkeit und Standhaftigkeit, daß ihnen England, nach einem Kampfe von 9 Jahren, ihre Unabhängigkeit zugeste- 1783 hen mußte. So entstand der nordame- rikanische Frepstaak, dessen Macht und Wohlstand rmmerfort im Wachsthume begriffen ist. Ausser Frankreich, hatte vornehmlich Hol- land den Nordamerikanern viele Unter- stützung angedeihen lassen. Darüber fiengen die Engländer mit den Hollän- dern Krieg an. Die Holländer waren l'8* zu einem Seekriege gar nicht vorberei- tet, und er fiel daher nachtheilig für sie aus. Die Feinde des Erbstatthalters, die sogenannten Patrioten, benutzten diesen Umstand, demselben seine Rechte zu entziehen. Daraus entstanden leb- hafte Unruhen, die jedoch durch ein Heer, welches der König von Preussen 1787 nach Holland schickte, bald unterdrückt wurden. Auch die österreichischen Niederländer wa- ren über ihre Regierung unzufrieden. Joseph Ii. änderte zu viel im Kirchen- undschulwesen. Dieß Mißfiel den Geist- lichen. Die Niederländer wollten sich nun so, wie ihre Nachbarn, die Fran- 1739 zosen, unabhängig machen. Sie thaten dieß zu der Zeit, als der Kaiser Joseph Ii. in den gefährlichen Türkenkrieg ver- wickelt war, als ihn eine tödliche Krank- heit in Wien zurückhielt. Leopold Ii. 179a brachte sie jedoch wieder zum Gehorsam. Die Franzosen, die von den Niederländern zum Vorbilde gewählt worden waren, trieben die Sache ungleich weiter. Der ländersüchrige Ludwig Xiv. und seine - D 2 Nach- .

7. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 300

1871 - Münster : Coppenrath
— 300 — Nichts sollte an die frühere Zeit des Königthums erinnern. Dann forderte die Partei der Wüthenden die Vernichtung des letzten Ueberrestes, das Blut des abgesetzten Königes und seiner Familie. 72. Erste Coalition oder Verbindung gegen Frankreich. Krieg gegen Oesterreich und Preußen (1792). — Die Lage des unglücklichen Königes erregte die Theilnahme und Besorgniß aller übrigen Monarchen, besonders des Kaisers Leopold Ii., der durch so enge Familienbande mit ihm verbunden war. Ihr Eifer für die Sache des Königes wurde noch angefeuert durch die Bitten und Vorstellungen der ausgewanderten französischen Prinzen, die zu Coblenz ihr Hoflager halten und dort die Ausgewanderten unter: ihre Fahnen vereinigten. Statt durch weise Mäßigung dem Kriege vorzubeugen, that der Nationalconvent gerade Alles, denselben herbeizuführen. zog alle Besitzungen ein, welche deutsche Fürsten im Elsaß und Lothringen hatten, und sprach der ganzen Welt übermüthig Hohn. Je mehr man sich rüstete, um den unglücklichen König mit Gewalt aus den Händen der Bösewichte zu befreien, um so frecher ward dessen Mißhandlung. Die Jakobiner zwangen ihn sogar, seinem Schwager Leopold Ii., der für ihn rüstete, selbst den Krieg zu erklären. Als diese Kriegserklärung, welch6 unter dem 20. April 1792 erlassen wurde, nach Wien fairv war der Kaiser Leopold Ii. eben gestorben. Ihm folgte sei" Sohn Franz Ii, welcher in Verbindung mit dem Könige von Preußen, Friedrich Wilhelm 11., den Krieg gegen Fran^ reich eröffnete. Beide ahneten wohl damals nicht, daß dieses Krieg, den sie mehr für einen raschen Trinmphzug hielten, 111 geringer Unterbrechung bis 1815 dauern und das Glück zah^ loser Familien untergraben würde. Unter Ansührung des als Feldherr hochberühmten ges Ferdinand von Braunschweig rückte ein preußisches Hecr' dem der König und seine zwei ältesten Söhne persönlich fotö'

8. Grundriß der deutschen und preußischen Geschichte - S. 155

1878 - Eisenach : Bachmeister
Zeittafel. 155 Deutsche Geschichte du? Brand, -preuß. Geschichte. , 1744-45: Zweiter schlesischer Krieg. r— (Sept.): Prag erstürmt. H/vr-nz/ f f,A 1748: Friede zu Aachen. ___ _ -v-T-p- i / , ^l-Alv-ktav/Zi^ ^ /b~ $9. ^Wv(‘L,s , " " //. /\ // O ' — (v. L>ez.): Wcymcyr ver r:emyen. ,/v< -j • /(f i'j ~ (po -^va4v<en,.i758 (25. Aug.): Schlacht bei Zorndorf. ^ / / . X ! — (14. Okt.): Ueberfall bei Hochkirch. A j - - ' yti piltu; r erb J 1759 (12. Aug.): Schlacht bei Kunnersdorf. . ... _ --- ~ • Äch - Jwnvio - /(ph Ah, ' 1745 (4. Juni): Schlacht bei Hohenftiedberg. fc/Z— (30. Sept.) „ „ Sorr. / __ (15. Dez.): ,, „ Kesselsdorf. (25. Dez.): Friebe zu Dresben. 1756—1763: Siebenjähriger Krieg. — (1. Okt.): Sieg bei Lowositz. — (16. Okt.): Gefangennahme der 17000 Sachsen bei Pirna. ‘11757 (6. Mai): Schlacht bei Prag. ! — (18. Juni): Niederlage bei Collin. ; — (5. Nov.): Schlacht bei Roßbach. — (5. Dez.): Schlacht bei Lenthen. /„V 1 ' V f Ji r^/r ^760 (15. Aug.): Schlacht bei Liegnitz. berufe t u’ ‘ (3- Nov.): Schlacht bei Torgau. 4'lbfra/ 1761: Lager bei Bunzelwitz. Us%. h »le 1^;’\^.'0 /9 H' ( ' Vi ’t' ^ - 1778 J Baie'rischer Erbfolgekrieg. 1785 s Der Fürstenbund. 178n Ausbruch der französ. Revolution. 1790 (14. Juli); Bundesfest. 1792 s Frankreich wird eine Republik. -1793 i Ludwig Xvi. ermordet. 479sti Erste Koalition. / V 0-t* tr /i h- ^ 179^ Friede zu Eampo Formio. H" -4798: Napoleon i. Egypten. 4799-: Zweite Coalition. 4800: Schlacht bei Marengo. (Hohenlinden.) 4801 (9. Febr.): Friede von Lüneville. 4803: Reichsdepntations-Hauptschluß. 4804 (18. Mai): Napoleon wird zum Kaiser erhoben. 4805p. Dritte Coalition. —, (2. Dez.): Dreikaiserschlacht b. Austerlitz. — ‘ Friede zu Preßburg. 4806: Stiftung des Rheinbundes u. Auflösung des deutschen Reiches. 1762: Schlacht bei Burkersdorf. '>1763 (15. Febr.): Friede zu Hubertsburg. 1770 ( 3. Aug.): Friedr. Wilh. 111. geboren. 1772: Erste Theilung Polens. 1786 (17. Aug.): Todestag Friedr. des Großen. 1791: Zusammenkunft in Pillnitz (Friedrich Wilhelm Ii. u. Leopold Ii.). 1792: Anspach u. Baireuth fallen an Preußen. 1792: Krieg gegen Frankreich. 1793: Zweite Theilung Polens. 1795 (15. Okt.): Friedr. Wilh. Iv. geboren. — (5. Apr.): Friede zu Basel. —: Dritte Theilung Polens. 1797 (16. Nov.): Thronbest. Fried. Wilh.iii. 1797 (22. März): Wilhelm I >th 1805". Vertrag zu Potsdam zwischen Friedr. Wilh. u. Kaiser Alexander. —: Haugwitz schließt mit Napol. den Vertrag von Schönbrunn. (8. Okt.): Kriegserklärung Preußens an Frankreich. (10. Okt.): Schlacht bei Saalfeld. (Prinz Louis Ferdinand's Tod.) (14. Okt.): Doppelschlacht bei Jena u. Auerstädt. (27. Okt.): Napoleons Einzug in Berlin. (7/8. Febr.): Schlacht bei Eylau. (14. Juni): Schlacht bei Friedland. — (9. Juli): Unglücklicher Friede zu Tilsit. 4606: Aufhebung der Erbunterthänigkeit. Neue 1807

9. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 270

1840 - Münster : Coppenrath
— 270 ihre Gebeine zerstreuet. Nichts sollte an die frühere Zeit des Königthumes erinnern. Dann forderte die Partei der Wüthenden die Vernichtung des letzten Überrestes, das Blut des abgesetzten Königes und seiner Familie. 63. Erste Coalition oder Verbindung gegen Frankreich. Hinrichtung Ludwig's Xvi. am 21. Januar 1793. Die Lage des unglücklichen Königes erregte die Theilnahme und Besorgniß aller übrigen Monarchen, besonders des Kaisers Leopold Ii., der durch so enge Familienbande mit ihm verbunden war. Ihr Eifer für die Sache des Königes wurde noch mehr angefeuert durch die Bitten und Vorstellungen der ausgewanderten französischen Prinzen, die zu Eoblenz ihr Hoflager hatten und dort die Ausgewanderten unter ihre Fahnen vereinigten. Statt durch weise Mäßigung dem Kriege vorzubeugen, that die Natio- nalversammlung gerade Alles, denselben herbeizuführen. Sie zog alle Besitzungen ein, welche deutsche Fürsten in Elsaß und Loth- ringen hatten, tind sprach der ganzen Welt übermüthig Hohn. Je mehr man sich rüstete, um den unglücklichen König mit Ge- walt aus den Händen der Bösewichtcr zu befreien, um so frecher ward dessen Mißhandlung. Die Jakobiner zwangen ihn sogar, seinem Schwager Leopold Ii., der sich für ihn rüstete, selbst den Krieg zu erklären. Als diese Kriegserklärung, welche unter dem 20. April 1792 erlassen wujde, nach Wien kam, war der Kai- ser Leopold Ii. eben gestorben. Ihm folgte sein Sohn Franz Ii., welcher in Verbindung mit dem Könige von Preußen, Fried- rich Wilhelm Ii., den Krieg gegen Frankreich eröffnete. Beide ahneten damals wohl nicht, daß dieser Krieg, den sie mehr für einen raschen Triumphzug hielten, mit geringer Unterbrechung bis 1815 dauern und das Glück zahlloser Familien untergraben würde.

10. Geschichte des deutschen Volkes - S. 357

1905 - Berlin : Vahlen
Einwirkung . Revol. auf Deutschland. sterreich u. Preußen geg. . Revol. 538540. 357 aber fr kaum zu vermeidende bel eines bergangszustands; dann aber, als die Kunde von den Greueln der Septembermorde, von der Hinrichtung des milden, persnlich tadellosen Knigs und von anderen, immer neuen Gewalttaten kam, emprte sich der sittliche Sinn des deutschen Volks gegen so wahnsinnige Verirrungen; Klopstock bekannte seinen Irrtum"; Schiller sang: Wo sich die Völker selbst befrei'n, Da kann die Wohlfahrt nicht gedeih'n, und Goethe mahnte: Nicht dem Deutschen geziemt es, die frchterliche Bewegung Fortzuleiten und auch zu wanken hierhin und dorthin. Dies ist unser! So lasset uns sagen und so es behaupten! 539. Auf die groen Staaten, Preußen und sterreich, die eine Geschichte, auf die sie stolz waren, und bei allen Mistnden doch Verhlt-nisse nach groartigerem Zuschnitt hatten, wirkte die Revolution wenig. Je kleiner und kleinlicher aber die Staaten waren und je nher sie dem Rheine lagen, desto leichter entzndeten sich die Kpfe. Hier gerade hatte man das Elend des verkommenen deutschen Reichs recht vor Augen, und am allerlebhastesten empfand man es in den geistlichen Gebieten ( 514), z. B. in Trier, Kln und Mainz. Die Bevlkerung begann der Steuer-druck, mangelhafte Gerechtigkeitspflege, Jagdunwesen, Lasten der Leibeigen-schast u. dergl. zu klagen. Selbst die ausschweifendsten republikanischen Lehren, selbst die jakobinischen Greuel schreckten sie nicht davon ab, sich den Neu-franken", die mit lockenden Worten alle Völker als Brder grten, anzuvertrauen. Und als nun sterreichs und Preuens Heere gegen die Republikaner unglcklich kmpften, wich das Vaterlandsgefhl, soweit ein solches in diesen zuchtlosen Staaten berhaupt noch vorhanden war, vllig der Lust am Neuen und den Freiheitsverheiungen der Sieger. Und so werden wir Städte wie Mainz, Kln, Koblenz, uralte heilige Grundfesten des Reichs, wie betrt den gleisnerischen Fremden in die Arme eilen sehen: freilich sollten sie den verrterischen Tausch bald bitter beklagen. 2. Osterreich und Preußen gegen die Revolution. Feldzug in der Champagne 1792. 540. Als in Paris die jakobinische Partei die Oberhand bekam und das Ansehen und Leben des Knigs selbst bedroht schien, begannen die deutschen Mchte zu berlegen, wie sie dem bsen Beispiel steuern und das monarchische Ansehen sttzen knnten. Das bisher herrschende selbstschtige Streben schien der Rcksicht auf grere Interessen zu weichen, und sterreich und Preußen schienen ihre Eifersucht vergessen zu wollen; eine durchaus ver-shnliche Gesinnung beherrschte wenigstens den zur Weichheit und Gromut geneigten Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen. Auerdem hatte die National-Versammlung Rechte deutscher Fürsten und Herren, die diese noch von alter Zeit her auf franzsischem Gebiete besaen, verletzt, und der aus diesen Kreisen erschallende Ruf nach Entschdigung fand mannigfachen Widerhall. Bei solcher Stimmung war es erklrlich, da die vor der Revolution aus Frankreich Geflchteten, die Emigranten, bei deutschen Fürsten, besonders bei den geistlichen Kurfrsten am Rhein, gastliche Aufnahme fanden und hier, leichtfertig, sittenlos und unverbesserlich bermtig wie sie waren, Rstun-gen gegen ihr Vaterland begannen ( 536). Zu Pillnitz bei Dresden kamen dann als Gste des Kurfrsten von Sachsen schon im Sommer 1791 Kaiser Leopold Ii. und König Friedrich Wilhelm Ii. zusammen, um gemein-

11. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 131

1882 - Mainz : Kirchheim
— 131 bittere Früchte. Die Niederlande fielen von Oesterreich ab 1788. In Ungarn gährte die Empörung, die Unzufriedenheit wuchs allenthalben. Joseph schaffte die Leibeigenschaft ab, ebenso die Standesvorteile des Adels und der Geistlichkeit. Die Todesstrafe hob er ausser glaubte, die lebenslängliche Zwangsarbeit könne dem Staate nützen, sah aber bald ein, daß die Zahl der Verbrecher erschreckend wuchs, und die Zuchthäuser keine wahren Besserungsanstalten waren. Am traurigsten ist seine Thätigkeit auf kirchlichem Gebiete (Josephinismus). Er hob über 700 Klöster auf, verbot die Erziehung der Geistlichen m Seminarien, ebenso die Wallfahrten und Prozessionen , den feierlichen Gottesdienst. Diese Neuerungen griffen sehr m das Gewissen des Volkes ein und verletzten auf* tiefste. Der greise Papst Pins Vi. unternahm 1782 selbst eine sjietse nach Wien, um den bethörten Monarchen auf bessere Wege zubringen; doch umsonst; die väterlichen Vorstellungen des Papstes wurden nicht beachtet. Trotz seiner Leutseligkeit gewarnt er die Liebe des Volkes nicht. Der Feldzug, den er mit Katharina Ii. von Rußland gegen die Türkei unternahm, brachte ihm feine Lorbeeren. Gefährliche Krankheiten decumerten fern Heer ; er selbst kehrte krank und lebensmüde 1788 nach Wien zurück. Wenige Tage vor seinem Tode sprach lr-bll.benjxtourbl9en Worte: „Ich wünsche, daß mein Grab-stetn tue Worte trage: Hier ruht ein Fürst, dessen Absichten rem waren, der aber das Unglück hatte, alle seine Pläne 3u ^hen. Joseph verschied in Wien am 20. Februar 1 ^ er keme Kinder hinterließ, folgte- ihm sein Bruder, der Großherzog von Toskana, als Leopold Ii 1790-1792. Er war durch das Unglück ^ ^ Bruders nicht klüger geworden, sondern regierte auch nach den Grundsätzen einer falschen Aufklärung. Er starb unerwartet 1792 nachdem er noch die Anfänge der französischen Revolution gesehen, die seine Schwester Marie Antoinette auf das Blutgerüst brachte. Sein Sohn Franz Il regierte als deutscher Kaiser bis zum b. August 180b. An diesem Tage löste Napoleon I das ehrwürdige römisch-deutsche Kaiserreich auf. 9* s

12. Geschichte der Neuzeit - S. 180

1895 - Hannover : Manz & Lange
180 ßie französische Staatsumwälzung' bis zum Sturz des Königtums. Versammlung verloren liatte1). Um dem Druck, den Paris auf ihn ausübte, zu entgehen, fasste er daher im Juni 1791 den Entschluss, mit seiner Familie an die niederländische Grenze unter den Schutz der dortigen österreichischen Truppen zu fliehen. Er führte ihn aus, wurde jedoch nahe bei der Grenze erkannt2) und angehalten3) und darauf mit Gewalt nach Paris zurückgeführt. Die Folge war, dass die Nationalversammlung die königliche Gewalt vorläufig aufhob und den König in Gewahrsam nahm, während anderseits sich bei Koblenz ein Emigrantenheer um den Grafen Artois sammelte und Kaiser Leopold Ii. und König Friedrich Wilhelm Ii. auf einer Zusammenkunft im Lustschloss Pillnitz4) im August 1791 eine Abrede zur Herstellung von Monarchie und Ordnung in Frankreich trafen. Erst nachdem Ludwig Xvi. — in voller Freiheit — die endlich vollendete Verfassung beschworen hatte, wurde er wieder in seine königliche Würde eingesetzt. Ii. Die Vorbereitungen zum Sturz des Königtums: die Zeit der gesetzgebenden Versammlung (Assemblee nationale legislative) vom 1. Oktober 1791 bis zum 20. September 1792. Am 30. September 1791 löste sich die verfassunggebende Versammlung auf. Am folgenden Tag trat die auf Grund dci neuen Verfassung gewählte gesetzgebende Versammlung zusammen; sie sollte innerhalb des Rahmens, den ihre Vorgängerin geschaffen, durch Erlass von Gesetzen das Werk der Neugestaltung Frankreichs vollenden. Obwohl aber die neue Volksvertretung , in welche nach einem Beschluss der Constituante kein Mitglied der letzteren hatte gewählt werden dürfen, zahlreiche Anhänger einer Entwicklung im gemässigten Sinn zählte5), trug das Benehmen der Emigranten, die eine Wiederherstellung der alten Zustände im Auge hatten, und der auswärtigen Mächte, in erster Linie Preussens und Österreichs, dazu bei, die schlimme Lage Ludwigs immer bedenklicher zu gestalten, und verschallte schliesslich den umstürzlerischen, von der Stadt Paris geförderten Bestrebungen das Übergewicht. *) Er starb an den Folgen seiner masslosen Ausschweifungen. 2) Vom Postmeister in Sainte-Menehould (sprich: menou), westlich von Yerdun. 3) In Varennes, westnordwestlich von Verdun. 4) Auf dem rechten Elbufer, oberhalb Dresdens. 5) Diese hatten den Klub der Feuillants (gleichfalls nach einem Kloster benannt) gebildet.

13. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 60

1872 - Heidelberg : Weiß
— 60 — dem vielgeplagten Bauernstande durch Aufhebung der Leibeigenschaft und Fronen empor; die Schulen erhielten eine zeitgemäßere Einrichtung; die Klöster, welche sich nicht mit Krankenpflege oder Jugendunterricht beschäftigten, wurden aufgehoben und ihr Vermögen zu gemeinnützigen Zwecken verwendet. Dabei suchte er sich durch eigene Anschauung zu überzeugen, ob seine Anordnungen vollzogen wurden. Er bekümmerte sich um alle Verhältnisse des bürgerlichen Gebens, machte sich bekannt mit der Lage der Armen und suchte der Not und dem Elend des Volkes auf jedmögliche Weise zu 'teueru. Bei seinem gutmütigen, herablassenden und gerechten Wesen wurde er bald der Abgott des Volkes. Jedermann in seinem Reiche sollte freie Religionsübung haben, -ues erschreckte den Papst Pins und er reiste selbst nach Wien, um den Kaiser auf andere Wege zu bringen. Joseph holte den heiligen Vater mit den größten Ehrenbezeugungen ein und fuhr mit ihm unter dem Jubel der Wiener in demselben Wagen nach der Haup' Uadt. Vier Wochen verweilte der Papst in Wien und erhielt von Joseph alle möglichen Beweise der Ehrfurcht und Hochachtung; aber cme Änderung der getroffenen Einrichtungen erreichte er nicht. Joseph versuchte auch in all seinen Staaten die gleichen Gesetze, die gleiche Steuer und das gleiche Gerichtsverfahren einzuführen. Vor dem Gesetze sollten alle gleich sein. Aber bei der Verschieden-artigfeit der österreichischen Staaten war dies Streben nach Einheit unmöglich. Der größte Teil des Volkes verkannte hierin die edle Absicht des Kaisers. Viele sahen sich in ihren bisherigen Vorrech-ten beschränkt oder in ihren eigennützigen Bestrebungen gehemmt. Belgien verweigerte die Steuern, lehnte sich auf und erklärte sich unabhängig. In Ungarn benützte der unzufriedene Adel und die erbitterte Geistlichkeit die Abneigung des Volkes gegen die deutsche Sprache und deutsches Wesen, so daß der Kaiser alle bisherigen Änderungen aufheben und die alte Verfassung Ungarns wieder herstellen mußte. Der Schmerz über das Scheitern seiner besten Absichten beschleunigte seinen Tod. Kurz vor seinem Ende schrieb er ddn sich selbst: „Ich kenne mein Herz; ich bin von der Redlichkeit meiner Absichten in meinem Innersten überzeugt und hoffe, daß, wenn ich einst nicht mehr bin, die Nachwelt billiger, gerechter und unparteiischer dasjenige untersuchen und prüfen, auch beurteilen wird, was ich für mein Volk gethan." ^ Joseph Ii. starb im 49. Jahre seines Lebens im Februar 1790. Da er keine Kinder hinterließ, folgte ihm fein Bruder Leopold, der bisher Großherzog von Toseana war. Obwohl Leopold Ii. nur Nttnige Jahre regierte, so gelang es feiner Mäßigkeit, feiner Ruhe

14. Von der Französischen Revolution bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts - S. 27

1912 - Langensalza : Beltz
Die Kriege gegen die Republik. 27 Inhaltsangabe: Der König von Preußen hatte sich mit dem deutschen Kaiser zum Kriege gegen die französische Republik verbündet, weil: 1. die neue Regierung in Frankreich die Rechte und Besitzungen deutscher Fürsten in Elsaß und Lothringen unterdrückt hatte. (Ergänzung durch den Lehrer: In jener denkwürdigen Nacht des 4. August 1789, wo das Jahrtausende alte Reich durch die Nationalversammlung gestürzt wurde, hatte man auch alle grundherrlichen Rechte aufgehoben; dadurch wurde auch eine Anzahl deutscher Reichsfürften in Elsaß und Lothringen geschädigt; die geistlichen Fürstentümer Trier, Mainz und Köln waren durch die neue Gesetzgebung gleichfalls berührt. Eine Entschädigung konnte die neue Regierung nicht gewähren.) 2. An Stelle der alten guten Ordnung und der rechtmäßigen Regierung herrschten jetzt in Frankreich Unordnung, Willkür, Gewalt. 3. Der König und seine Familie befinden sich in den Händen der Umstürzler, ihre Sicherheit, ihr Leben ist bedroht. 4. Frankreich hatte dem deutschen Kaiser den Krieg erklärt. Darum hatte sich Kaiser Leopold Ii. mit Friedrich Wilhelm Ii. gegen das aufrührerische Frankreich verbündet. Der König von Preußen war einer der mächtigsten deutschen Reichsfürsten, und deshalb war es seine Pflicht, gemeinsam mit dem Kaiser das Reich zu schützen. Die beiden Monarchen wurden nicht etwa durch Eroberungslust getrieben; sie hatten sich lediglich das Ziel gesetzt, die Anarchie im Innern Frankreichs zu beseitigen und Ludwig Xvi. Sicherheit und Freiheit wiederzugeben und ihn in seine Rechte einzusetzen. Überschrift? Zusammenfassung: Die Veranlassung L des Krieges. b)Auf welche Weise wollte man Frankreich ^wieder zu geordneten Verhältnissen zurückführen? In dem Kriegsmanifest heißt es weiter: „Überzeugt, daß der bessere Teil des französischen Volkes die Ausschreitungen einer Partei verabscheut, welche sie unterdrückt, und daß die große Mehrzahl der Einwohner mit Ungeduld den Augenblick der Hilfe erwartet, fordern Se. Majestät der Kaiser und Se. Majestät der König von Preußen die herrschende Partei aus, ohne Verzug zurückzukehren aus die Wege der Vernunft und der Gerechtigkeit, der Ordnung und des Friedens. Darum erkläre ich Unterzeichneter, Oberbefehlshaber der beiden Armeen: 1. Die beiden Verbündeten beabsichtigen nur das Heil Frankreichs, keineswegs aber, sich durch Eroberungen zu bereichern. 2. Sie werden keineswegs sich einmischen in die innere Regierung von Frankreich; sie wollen nur den König, die Königin und die königliche Familie aus ihrer Gefangenschaft befreien und Sr. Aller christlichsten Majestät die notwendige Sicherheit verschaffen. 3. Die Notivnalgarden werden aufgefordert, vorläufig zu wachen über Die Ruhe von Stadt und Land, über die Sicherheit von Leben und Eigentum aller Franzosen bis zur Ankunft der Truppen ihrer Kaiserlichen und Königlichen Majestäten oder bis anderes darüber bestimmt wird; dagegen werden diejenigen Nationalgarden, welche gegen die Truppen der beiden verbündeten Herrscher kämpfen und mit den Waffen in der Hand ergriffen werden, wie Feinde behandelt und bestraft werden als Rebellen gegen ihren König und als Störer der öffentlichen Ruhe. 4. Die Generale, Offiziere und Soldaten werden gleichfalls hiermit auf-

15. König Friedrich Wilhelm II. - König Friedrich Wilhelm IV. - S. 7

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
sucht >n vergessen. Diese Anschauungen wenigstens beherrschten den zur Weichheit und Großmut geneigten Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen. Außerdem hatte die Nationalversammlung Rechte deutscher Fürsten und Herren, die diese noch ans französischem Gebiet von alter Zeit her besaßen, verletzt, und das Reich konnte wohl aus Entschädigung dringen. Vorläufig wenigstens fanden die vor der Revolution ans Frankreich Geflüchteten, die E Migranten, bei deutschen Fürsten, besonders am Rhein, gastliche Aufnahme, und begannen hier, leicht- fertig, sittenlos und unverbesserlich übermütig wie sie waren. Rüstungen gegen ihr Vaterland. Zn Pillni tz bei Dresden kamen dann als Gäste des Kurfürsten vou Sachsen schon im Sommer 1791 Kaiser Leopold Ii. und König Friedrich Wilhelm Ii. zusammen, um gemeinsame Maßregeln zu nehmen. Auch Gras Artois, der jüngere Bruder Ludwigs Xvi., erschien hier, um ihre Teilnahme und ihr Einschreiten anznrnsen. Jedoch zögerte der klnge Leopold und hütete sich vor jeder bindenden Zusage. Um so mehr drängte Friedrich Wilhelm Ii. Doch hätte Leopold wohl noch lange den Krieg vermieden, wenn denselben die republikanische Partei in Frankreich nicht selbst herausgefordert hätte. Tie Nationalversammlung setzte den 1. März 1792 als den Termin an, an dem die Emigrantencorps sich ausgelöst haben müßten, widrigenfalls Frankreich den Krieg erklären werde. Gerade aber an diesem Tage starb Kaiser Leopold. Sein junger Nachfolger, F r a n z Ii. (1792—1835), war mehr zum Kriege geneigt, und jetzt gerade gelangte in Frankreich jenes girondistische Ministerium an die Regierung, das am 20. April 1792 dem Kaiser wirklich den Krieg erklärte. Natürlich fehlte es dabei nicht an Phrasen gegen die Feinde Der Freiheit, gegen die »hörde d’esclaves, de traltres, de rois conjures.« Aber Frankreich, ausgelöst im Innern, mit zerrüttetem Heer und Finanzwesen, hätte trotz aller Prahlerei einem schnellen Angriff von außen nicht widerstehen können. Nur war die Wehrkraft des deutschen Reichs gleichfalls nichtig, einzelne Staaten, wie das nun vereinte Pfalz und Bayern, suchten schon jetzt bei dem Reichsfeinde Neutralität, und die Großmächte verloren die kostbare Zeit und verdarben ihre Sache bald durch Zwiespältigkeit. Erst im August überschritten die Preußen von Luxemburg Her die Grenze, während die Österreicher von den Niederlanden und vom Oberrhein ans sich anschließen sollten. Schon Diese Heere erreichten nicht die verabredete Zahl. Verhängnisvoll aber ward im Hauptheer der doppelte Oberbesehl. Friedrich Wilhelm Ii. war für schnelles Vorgehen; sein Oberfeldherr, der für den besten des Zeitalters galt, Herzog K a r l W i l h e l nt Ferdin a n d v o n B r a u uschweig, für langsames, bedächtiges Operieren. Dadurch litten alle Maßregeln an schlimmwirkenden Widersprüchen. Voraus ging dem Heere ein von Emigranten verfaßtes M a n i s e st an die Franzosen, welches drohte, jede Stadt zu zerstören, die sich widersetze, Paris aber in einer für alle Zeiten denkwürdigen Weise zu züchtigen, wenn dem Könige Ludwig Xvi. ein Haar gekrümmt werde. Tiefe hohlen Prahlereien, die damals wirkungslos zu Boden fielen, gaben später den französischen

16. Vom Untergang des Karolingerreichs bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 186

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
186 Das Zeitalter des Emporkommens Preuens. 16481786. mnnlicher Entschlossenheit ein warmes, srommes, mitfhlendes Ge-mt. Sie hatte die Verwaltung des Landes einheitlicher gestaltet, die Einknfte gehoben, das Heer verstrkt und fortgebildet, auch Handel und Industrie betrchtlich gefrdert. Streng katholisch, hie sie die Bedrckung der Evangelischen gut, die infolgedessen in groer Anzahl auswanderten; andrerseits wahrte sie dem ppstlichen Stuhle gegenber ihre Hoheitsrechte. Als im Jahre 1773 Papst Clemens Xiv. den Aufhebung Jesuitenorden, der bereits zuerst aus Portugal, dann aus des Jesmten- w 1 , 1778 Spanien, Neapel und Frankreich vertrieben worden war, auf das Drngen dieser Staaten aufhob, wies sie ihn ebenfalls aus ihren Staaten aus. 765^80) Joseph Ii. war erfllt von dem strksten Ttigkeitsdrang, von bis 1790 menschenfreundlichster Gesinnung, von dem lebhaftesten Verlangen/ sein Volk zu beglcken und sterreich nach innen und nach auen groß und stark zu machen, zugleich aber auch von brennendem Ehrgeiz, groem Eigenwillen und der fr das Zeitalter der Aufklrung charakteristischen Miachtung des historisch Gegebenen. Auf kirchlichem Gebiete wich er stark von den berzeugungen seiner Mutter ab. Durch das Toleranz-edikt gewhrte er den Protestanten die brgerliche Gleichberechtigung; im Geiste seiner Zeit hob er eine groe Menge von Klstern auf und unterstellte die Kirche der staatlichen Aufsicht, Maregeln, die auch eine Reise des Papstes Pius Vi. nach Wien nicht rckgngig zu machen ver-mochte. Seine wichtigste soziale Maregel war die Aufhebung der Leibeigenschaft der Bauern. Er war ein besonderer Gnner der Musik; damals lebten Haydn und Mozart in Wien, wohin auch Beethoven bersiedelte. Das Ziel seiner inneren Politik war, sterreich-Ungarn zu einem gleichmig regierten, zentralisierten Ein-heitsstaat mit deutschem Geprge zu machen; ein Bestreben, das in Ver-bindung mit seinen einschneidenden kirchlichen, sozialen und politischen nderungen den erbitterten Widerstand der Landstnde hervorrief. In den Niederlanden brach ein Aufstand aus; auch Ungarn drohte sich zu erheben. Der Krieg, den Joseph gleichzeitig im Bunde mit Ru-land gegen die Trken fhrte, war zwar zuletzt erfolgreich; in-dessen drohte ein Zusammensto mit Preußen, das mit der Trkei ein Bndnis schlo. Leopold Ii. In dieser schwierigen Lage starb Joseph. Ihm folgte sein Bruder 1 1792tleopold Ii., bisher Groherzog von Toskana, der durch eine kluge und mavolle Politik den von inneren und ueren Gefahren bedrohten Staat rettete, mit Preußen einen Vertrag, mit der Trkei Frieden

17. Deutsche Geschichte vom Ausgange des Mittelalters - S. 88

1910 - Berlin : Singer
Sie fanden bereitwillige Hilfe bei den deutschen Zwergdespoten, die nun in ihrer Weise gegen den Stachel der französischen Revolution zu lösen versuchten. Namentlich die geistlichen Kirchenfürsten am Rhein gestatteten gegen alles Völkerrecht dem adligen Emigrantengesindel, das vor der Revolution aus Frankreich geflohen war, den Krieg gegen seine Vertreiber aus deutschem Boden zu rüsten. Waren diese Rüstungen auch nicht gefährlich, so reizten sie doch das französische National-gesühl um so mehr, als der französische König und namentlich die französische Königin, eine österreichische Prinzeß, durch landesverräterische Umtriebe auswärtige Mächte zum bewaffneten Einbruch in Frankreich aufzustacheln versuchten. Als nun gar das Königspaar im Sommer 1791 einen mißglückten Fluchtversuch machte, brach eine elementare Aufregung in Frankreich aus; man nahm an und war damit auch ganz auf der richtigen Fährte, daß der König beabsichtigt hatte, an der Spitze fremder Heere nach Frankreich zurückzukehren und die absolute Monarchie wiederherzustellen. Er mußte nunmehr die empfindlichsten Demütigungen auf sich nehmen. Dadurch wurden die großen Mächte in Deutschland mobil gemacht, in erster Reihe der deutsche Kaiser Leopold Ii., ein Bruder der französischen Königin, und dann auch der König Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen, der anfangs mit der französischen Revolution kokettiert und durch seinen Gesandten in Paris sogar mit der demokratischen Partei der Pariser Nationalversamlung vertrauliche Beziehungen angeknüpft hatte — nicht aus Begeisterung für die Ziele der Revolution, sondern aus neidischer Schadenfreude über die Schädigung der französischen Monarchie, in dem Bestreben, die Eier der hohen-zollernschen Hauspolitik an dem revolutionären Feuer zu kochen. Sobald er jedoch merkte, daß mit diesem Feuer nicht zu spaßen sei, verfiel er in die entgegengesetzte Stimmung und spielte den irrenden Ritter, der mit seinem rostigen Spieß gegen den Drachen der Revolution auszog. Immerhin war das Säbelgerassel, worin sich der österreichische Kaiser und der preußische König gefielen, noch nicht sehr ernst gemeint. Aber nunmehr erwachte die Kriegslust auch in der Pariser Nationalversammlung, die im Herbst 1791 neu gewählt worden war und von den Girondisten beherrscht wurde, einer republikanischen Bourgeoispartei, die ihren Hauptsitz in den südwestlichen Handelsstädten Frankreichs hatte und mit der wachsenden Herrschaft der Pariser Jacobiner sehr unzufrieden war. Sie schürte die kriegerische Stimmung, die die deutschen Heraus-

18. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 103

1912 - Breslau : Hirt
59. Die gesetzgebende Versammlung. Ausbruch des Krieges. 103 Andrerseits waren im Reiche viele Stnde, die im Elsa Besitzungen hatten, schwer dadurch geschdigt worden, da die Franzosen die Neue-rungen ihrer Verfassung auch hier eingefhrt hatten, ohne auf sie Rck-ficht zu nehmen. Sie hatten deshalb beim Kaiser und beim Reichstage Beschwerde eingelegt. Kaiser Leopold Ii. und Friedrich Wilhelm Ii. waren im Jahre 1791 znsammengekommen, um sich der gemeinsame Maregeln zum Schutze ihrer Staaten gegen die von Frankreich drohenden Gefahren zu verstn-digen. Sie hatten vereinbart, dahin wirken zu wollen, da der König von Frankreich in den Stand gesetzt werde, die Grundlagen einer monar-chischen Regierung mit vlliger Freiheit wieder zu befestigen". Endlich reizten die Emigranten an den rheinischen Hfen zum Kampfe gegen die Verschwrer an. Ans dieser gespannten Lage mute ein Krieg hervorgehen. Als er ausbrach, war das Knigtum das erste Opser, das er forderte. Ludwig Xvi. hatte der gesetzgebenden Versammlung gegenber einen schwierigen Stand. Als er gegen ihre Beschlsse, welche die den Eid verweigernden Priester und die Emigranten mit schweren Strafen bedrohten, sein Veto eingelegt hatte, wozu er nach der Verfassung berechtigt war, rief er eine ungeheure Aufregung hervor. Es war ihm daher nichts briggeblieben, als seine Ratgeber zu entlassen und ein Ministerium aus Girondisten zu berufen. Von diesem gedrngt, erklrte er endlich sterreich den Krieg. Ob-wohl er also den Wnschen der Versammlung niemals einen ernsthaften Widerstand entgegensetzte, sondern ihnen regelmig nachgab, konnte er doch keinen Beifall finden. Man wollte ihn beseitigen. Als die ersten ungnstigen Nachrichten vom Kriegsschauplatze ein-liefen, strmten aufgehetzte Volkshaufen am 10. August unter den Klngen der damals aufkommenden Marseillaise die Tnilerien, um ihn zu er-morden. Er flchtete sich in den Sitzungssaal der Versammlung und sand hier mit den Seinigen vorlufigen Schutz. Der Schweizergarde, die das Schlo verteidigen wollte, sandte er den Befehl, nicht zu feuern; gleichwohl wurde die treue Schar beim Abzge aus dem Schlosse nieder-gemacht. Darauf wurde die Ausbung der kniglichen Gewalt einst-weilen untersagt, der König nach dem Temple bergefhrt und hier gefangengehalten. Aber die Dinge trieben weiter: es sollte eine neue Versammlung, der Nationalkonvent (Convention nationale), gewhlt werden, der dem Volke eine neue, selbstverstndlich vllig republikanische Verfassung geben sollte. Um dies durch Schrecken einzuschchtern und die Mehrheit in den knftigen Versammlungen sich zu sichern, lieen der jakobinische Gemeinderat von Paris und der Justizminister Danton, die jetzt die vollziehende Gewalt ausbten, die politischen Gefangenen in den Pariser Gefngnissen, darunter Frauen und Kinder, ohne Gericht und Urteil ermorden. (Sep-tembermorde.)

19. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 380

1911 - Leipzig [u.a.] : Teubner
- 380 - Trotz aller inneren Auflsung war die Revolution dem franzsischen Volke zum Segen; sie machte die bislang gebundene Volkskraft der unteren Volksschichten frei und gab ihr bei dem Zusammenstoe mit den benach-Karten monarchischen Staaten eine groe berlegenheit. Nicht mehr die Vornehmheit, sondern die Tchtigkeit galt. Dem deutschen Volke brachte die Revolution zunchst den ungesunden Zuwachs an vornehmen, aber arbeitsscheuen und meist sittlich verkommenen Emigranten" und spter die schwersten Schdigungen durch die Kriege mit dem revolutionren Frankreich. Freilich nicht zum Unglck sank dadurch auch das alte Deutsche Reich mit seinem morschen Bau und den berlebten mittelalterlichen Ein-richtungen dahin. Fragen: Wodurch wurde die Finanznot in Frankreich hervorgerufen? Welche Aufgabe hatten die einberufenen Reichsstnde? Welche zweideutige Rolle spielte der Herzog von Orleans? Erklre die Bedeutung von kon-stitnierende", gesetzgebende" Versammlung, Nationalkonvent"! Wie zeigte sich das Knigspaar bei seinem Ende? Wie schildert Schiller in dem Lied von der Glocke" das Wten der Revolutionsweiber? 78. Friedrich Wilhelm Il von Preußen (17861797) und Napoleon I. von Frankreich. 1. Friedrich Wilhelms Ii. Wesen und Regierung. Er war ein Neffe Friedrichs des Groen, hatte aber weder den Geist noch die Kraft, den Staat seines groen Oheims auf seiner Ruhmeshhe zu erhalten. Sein Wahlspruch war: Aufrichtig und standhaft." Er hob den Alleinhandel des Staates mit Tabak und Kaffee auf und entfernte die franzsischen Verwaltungsbeamten, was im Lande als Wohltat empfunden wurde. Auch befrderte er viele Brgerliche zu hheren Stellen, fhrte statt des Anredewortes Er" das hfliche Sie" ein und verwandte viel Sorgfalt auf das Schulwesen. Unter ihm wurden die noch heute be-stehenden Bildungsanstalten fr Offiziere und rzte errichtet. Im Theater lie er statt der franzsischen deutsche Schauspiele auffhren. In Berlin lie er das schne Brandenburger Tor mit der Siegesgttin auf einem Wagen mit vier Rossen errichten. Unter ihm wurden die ersten Stein-straen (Chausseen) in Preußen angelegt. Aber seine Gutmtigkeit, die vielfach mibraucht wurde, artete in Schwche, seine Freigebigkeit in Ver-schwendung aus. Seinen Hang zum Wunderbaren und zur Geisterseherei und seine geringe geistige Widerstandsfhigkeit beuteten Gnstlinge, wie der General von Bifchoffswerder und der ehemalige Theologe, sptere Minister Mlln er, fr ihre selbstschtigen Zwecke aus. Obgleich am Hofe ein ppiges, ja sittenloses Treiben herrschte, so wollte man doch im Lande mit dem alten Glauben auch die alte Sittlichkeit zurckrufen. 1788 Darum erlie der Minister Wllner ein Edikt (1788), worin er von allen Geistlichen und Lehrern strenges Festhalten an der Kirchenlehre forderte und jede willkrliche Auslegung verbot. Dieser Zwang machte viel bses Blut in jener Zeit der Aufklrung. 2. Der erfolglose Krieg gegen Frankreich. In Pillnitz verband sich Friedrich Wilhelm mit Kaiser Leopold Ii., um den Umsturzgeist

20. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 173

1910 - Breslau : Dülfer
Der Niedergang Preußens unter Friedrich Wilhelm Ii. 173 mobilisierten Armee für die zerrütteten Finanzen des Staates nicht länger zu ertragen waren, bot der König dem Nachfolger Josephs Ii., Leopold Ii., die Kaiserkrone an, als dieser ihm mit nachgiebigen Erklärungen entgegenkam. \7yo schloß Preußen mit Österreich den Vertrag von Reichenbach auf Grund des „status quo“ ab, einen Frieden, von dem Leopold aufatmend urteilte: „Es ist der am wenigsten schlechte Friede, den wir schließen konnten." Die letzte günstige Gelegenheit, die gefährliche österreichische Nebenbuhlerschaft zu beseitigen und die heillose Wirrnis der Reichs- politik zu lichten, war für Preußen unwiederbringlich dahin. £. Dem Reichenbacher vertrage folgte der Sturz Hertzbergs, der doch wenigstens den stolzen Gedanken der gebliebenen Machtstellung Preußens festgehalten hatte. Sein gänzlich unfähiger Nachfolger Bifchoffswerder schloß \7y\, seine Be- fugnisse weit überschreitend, mit Leopold Ii. zu Wien einen Vertrag ab, nach welchem sich beide Mächte zur gegenseitigen Garantie ihrer Staatsgebiete verpflichteten, und das in einem Augenblicke, wo Preußen im Begriff war, nun dennoch den Krieg gegen Österreich zu eröffnen, das den Verpflichtungen des Reichenbacher Vertrages nicht nachgekommen war. 6. Durch die großen Landerwerbungen aus dem Beuteanteil der zweiten und dritten Teilung Polens wurde der preußische Staat zwar erheblich vergrößert, verlor jedoch seinen rein deutschen Charakter und wurde in seiner inneren Festigkeit bedenklich geschädigt; noch zweifelhafter wurde der Wert der polnischen Eroberungen dadurch, daß Preußen infolge seiner Beteiligung an dem Streit um die Trümmer des Polenreiches verhindert war, der von Frankreich drohenden Gefahr rechtzeitig energisch entgegenzutreten. «. Die zweite Teilung Polens. In Polen war J79j eine neue Verfassung angenommen worden, welche die alten Übelstände wenigstens zum Teil beseitigen sollte (Umwandlung des Staates in eine Lrbmonarchie, Aufhebung des liberum veto, Verbesserung des Rechtswesens). Preußen, das sich mit Polen gegen die Kaiserreiche verbündet hatte, schien die polnischen Reformbestrebungen unterstützen zu wollen. Bald aber bildete sich unter dem polnischen Adel eine Partei zur Aufrechterhaltung „der alten Freiheit" (Kon- föderation von Targowitz). Auch der König (poniatowski) trat dieser Konföderation bei und rief die Hilfe Rußlands an. Aus leicht begreiflichen Gründen stellte sich Katharina Ii. sofort auf die Seite der Konföderierten und ließ zu ihrem Schutze Truppen in Polen einrücken. Friedrich Wilhelm Ii. schloß sich dem Vorgehen Rußlands aus folgenden Gründen an: er wollte Rußland die polnische Beute nicht allein über- laffen, er fühlte sich dadurch bedroht, daß die Verbindung Sachsens und Polens durch Übertragung der erblichen Krone Polens an das sächsische Fürstenhaus dauernd gemacht werden sollte, und endlich veranlaßte ihn auch die Verbrüderung der polnischen Fort- schrittspartei mit den französischen Revolutionären dazu, im Bunde mit Rußland den „Mächten des Umsturzes" entgegenzutreten. Infolge der durch die Zügellosigkeit des Adels verschuldeten Uneinigkeit der polnischen Patrioten unterlag ihr tapferer Führer Kosciuszko den Russen j792 bei Dubienka; er und andere Häupter der Erhebung mußten ins Ausland flüchten. Auf dem Reichstag zu Grodno erzwangen die Sieger die Abtretung neuer Gebiete des Polenreiches unter dem Vorwände, die Grenzen dieses revolutionären Staates im Interesse der eigenen Sicherheit einschränken zu müssen. Preußen erhielt Danzig, Thorn und die Woiwodschaften Posen, Gnesen und Kalisch (über jooo Lpuadratmeilen). ß. Die dritte Teilung Polens. Das übermütige und herausfordernde Auftreten des russischen Gesandten (Igelström) veranlaßte 1794 einen Aufstand der Polen, an dessen Spitze der zurück- gekehrte Kosciuszko stand und der mit einer Niedermetzelung der in Warschau an- wesenden Russen begann. Alsbald rückte ein preußisches Heer ein, das Kosciuszko zwar eine Niederlage beibrachte, Warschau aber nicht zu erobern vermochte. Erst