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1. Für den Unterricht in Mittelklassen berechnet - S. 233

1883 - Leipzig : Kesselring
Deutschland in den Jahren 18511871. 233 Gleichheit aller vor dem Gesetze aufrecht erhalten und zur Ausfhrung ge-bracht. Dazu suchte der Ruckschritt in der Begnstigung der hierarchischen Interessen eine weitere Sttze zu gewinnen. Am 18. August 1855 wurde mit dem ppstlichen Hofe ein Konkordat" abgeschlossen, in welchem der Konkordat katholischen Geistlichkeit eine grere Gewalt verliehen wurde, als dieselbe 1855. seit Jahrhunderten besessen hatte. Erst die Niederlagen im lombardischen Kriege (S. 229) fhrten zu der Einsicht, da eine freiere Gestaltung des Reiches notwendig sei. Eine solche trat ein mit dem Februar-Patent (26. Februar) von 1861, wodurch Februar-sterreich sich wieder den konstitutionellen Staaten einreihte. Ein Fortschritt Patent auf anderem Gebiet war das Patent vom 8. April 1861, welches den ltibl Protestanten Selbstndigkeit in Bezug auf Kirche und Schule gewhrte. In Preußen behtete zwar den König sein Rechtssinn, die 1850 Preußen, beschworene Verfassung (S. 221) zurckzunehmen, doch gewann auch hier die reaktionre Partei immer greren Einflu. Um diese Zeit (1850) erwarb der preuische Staat die hohenzollern- Hohenzol-scheu, im ehemaligen schwbischen Kreise gelegenen Lande, wo die Wiege lern, des preuischen Herrscherhauses gestanden (S. 105), indem die beiden daselbst regierenden Fürsten (Hohenzollern-Sigmaringen und Hohenzollern-Hechingen) zu guusteu des Hauptes ihres Stammes abdankten. Whrend die preu-ische Krone auf biefe Weise in Sddeutsch land festen Fu fate, sah sie sich andererseits veranlat, dem Frstentum Neuenbrg in der Schweiz, Neuenburg, das ein persnliches Besitztum des Knigs war, 1857 zu entsagen. Je mehr während dieser Zeit das politische Leben Deutschlands dar-niederlag. eine desto reichere Entwicklung zeigte sich auf Volkswirtschaft-Fortschritte, lichem Gebiet. Fr Handel und Verkehr geschahen durch den Bau von Eisenbahnen, durch Vermehrung der Telegraphenstationen, durch Erleichterung im Postverkehr, durch Handels- und Schiffahrtsvertrge wesentliche Fort-schritte. Vor allem trug dazu auch die Erweiterung des deutschen Zoll-Vereines (S. 217) bei, indem 1851 noch Hannover, Oldenburg und Braunschweig demselben beitraten. Eine besondere Frsorge Friedrich Wilhelm des Iv. war die Grndung einer preuischen Kriegsflotte, deren Kriegsflotte Notwendigkeit sich im dnischen Krieg (S. 222) dringend herausgestellt hatte. 1853. Sie hob sich in rascher Entwickelung besonders durch Erwerbung des Ge-bietes am Iadebnsen^ wo ein Kriegshafen angelegt ward (1853). Ein nicht minder reges Leben erblhte in Kunst und Wissenschaft, Kunst und und auch hier gewhrte Preuens König die dankenswerteste Frderung. Na- Wissen-mentlich war sein Kunstsinn auf Erhaltung und Wiederherstellung historischer Denkmler gerichtet, wovon die preuische Herrenburg zu Marienburg2 (S. 100) und der Klner Dom (S. 218) rhmliche Zeugnisse ablegen. Auch die Wissenschaft fand wrdige Vertretung und eifrige Frderung; vor allem glnzt der Name Alexanders von Humboldt, des Nestors der Natur-Wissenschaften (f 1859). In Kirche und Schule dagegen begnstigte man eine den Forderungen der Zeit entgegengesetzte Richtung. berhaupt empfand Friedrich Wilhelm Iv. tief den Widerspruch, welcher 1 Das Konkordat ist in sterreich 1870 infolgedessen, da der Papst sich fr unfehlbar erklrte (S. 232 Anm. 1.), aufgehoben worden. 2 Jade, Kstenflu im Groherzogtum Oldenburg, westlich von der Wesermn-dung. Marien brg, Stadt sdlich von Danzig, an der Nogat (S. 99 Anm. 3.).

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1. Deutsche Geschichte - S. 233

1912 - Halle a.S. : Schroedel
233 Die Beratungen des Parlaments gingen nur langsam vorwrts; denn die Abgeordneten waren der die wichtigsten Fragen nicht einig. Schon der den Umfang, den Deutschland haben sollte, stritten sie heftig. Die einen wollten sterreich mit allen nichtdeutschen Nebenlndern in das neue Vater-land aufnehmen: das waren die Gro deutschen. Die andern dagegen gedachten sterreich ganz auszuscheiden: sie hieen die Klein deutschen. Auch der die Regierungsform herrschten ganz verschiedene Meinungen. Eine Gruppe verlangte einen Kaiser, eine andre dagegen, die aus den Mittelstaaten kam, ein mehrkpfiges Direktorium von Fürsten; eine dritte hielt es gar fr richtig, smtliche Fürsten abzusetzen und eine groe Republik herzustellen. Schlielich brachte das Parlament doch eine Reichsverfassung zu-stnde. Die Mehrheit entschied sich fr Kleindeutschland und fr das Kaisertum und bot die Krone Friedrich Wilhelm Iv. an. Dieser aber wollte sie nicht ans den Hnden des Volkes, sondern der Fürsten empfangen: auch htte ihn die Annahme sicher in einen Krieg mit sterreich verwickelt, das kaum freiwillig aus Deutschland geschieden wre. So lehnte er die ihm zugedachte Wrde ab. Das Parlament hatte also ganz umsonst gearbeitet. Schon jetzt ver-loren die meisten Mitglieder alle Hoffnung und traten aus der Versammlung aus. Der Rest siedelte als Rumpfparlament nach Stuttgart der und setzte dort seine Beratungen fort. Als aber eines Morgens auf Befehl des Wrttembergischen Ministeriums der' Sitzungssaal geschlossen war, da gingen auch die letzten auseinander. Tiefe Trauer ergriff Tausende der den klglichen Ausgang des ersten Deutschen Parlaments. 4. Die preuische Verfassung. 1850. Aus all diesen Wirren trug Preußen doch einen Gewinn davon; im Jahre 1850 gab Friedrich Wilhelm Iv. dem Lande eine Verfassung. Damit wurde aus der absoluten Monarchie eine beschrnkte oder konstitutionelle. Seitdem teilt der König die ge-setzgebende Gewalt mit zwei Kammern, dem Herrenhaus und dem Ab-geordnetenhaus. Beide zusammen bilden den Landtag der Monarchie. 5. Industrie und Handel. Einen mchtigen Aufschwung nahm in jener Zeit die Industrie. In manchen Gewerben lief Deutschland dem Ausland den Rang ab. Elberfelder und Barmer Gewebe wurden berall bekannt-dte (Solinger Stahlwaren erregten Bewunderung; Krupps Geschtze und Borstgs Lokomotiven erlangten Weltruf. Das Eisenbahnnetz dehnte sich gewaltig aus, und im Jahre 1849 kam der elektromagnetische Telearavk zur Einfhrung. a rj Auch der berseeische Handel stieg; aber noch fehlte eine Marine, die ihm Schutz gewhren konnte. Da legte der König den Grund zu einer Kriegsflotte, die bald auf 57 Schiffe anwuchs. Von Oldenburg kaufte Preußen einen Streifen am Jadebusen, und es begann hier der Bau eines groartigen Kriegshafens, der 1869 als Wilhelmshaven erffnet wurde. x t$6' r?ic der Kunst. Friedrich Wilhelm Iv. war ein Freund der Kunst und erwarb sich um sie groe Verdienste. Zur Hebung der ? lerel?!ftete er m Berlin und Dsseldorf Malerschulen. Fr den Ans-van des Kln er Doms spendete er alljhrlich 150000 Mark. Auf seine

2. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 215

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 215 — des mächtigen Hohenzollerngeschlechtes. Das Stammschloß war zwar längst in Trümmer gesunken, wurde aber wieder neu und herrlich aufgebaut. Eine zweite Erwerbung war die des Hafengebietes am Jndebusen, welches der König vom Großherzogtum Oldenburg kaufte. Dortselbst wurde für die neu begründete und rasch emporblühende preußische Marine ein Kriegshafeu angelegt, der jedoch erst später vollendet worden ist und den Namen Wilhelmshaven erhielt. Friedrich Wilhelm Iv. als Landesvater. Handel, Verkehr und Gewerbthätigkeit. Trotz der gewaltigen Unruhen, die in seine Regierungszeit fielen, hat Friedrich Wilhelm mit unermüdlichem Eifer und hingebender Liebe in echt väterlicher Weise für seines Landes Wohl gesorgt. Handel und Verkehr nahmen einen bedeutenden Aufschwung. Weitere Eisenbahnstrecken und Telegraphenlinien wurden angelegt. Am 1. Januar 1849 durchflog die erste telegraphische Depesche Deutschlands Gaue, und vier Jahre später hatten die preußischen Telegrnphenlinien bereits eine Länge von 1427 Meilen. Der Seehandel erfuhr eine wesentliche Förderung durch die Gründung einer preußischen Kriegsflotte, die bald 57 Fahrzeuge mit 292 Kanonen zählte. Zum Befehlshaber der jungen Flotte ernannte Friedrich Wilhelm seinen Vetter, den Prinzen Adalbert, der für die Marineangelegenheiten immer ein sehr warmes Jntereffe bekundet hatte und sich auch in der Folge um vie-felbeu sehr verdient machte. Wie der Handel, so hob sich auch die preußische Industrie; namentlich gelangte die Erzeugung von Geweben und Eisenwaren aus eine hohe Stufe der Vollendung, und auf den Weltausstellungen zu Paris und London nahmen die Erzeugnisse aus diesen Gebieten eine ehrenvolle Stellung ein. Kunst und Wissenschaft. Vor allem aber hat Friedrich Wilhelm sich auch der Pflege der Künste und Wissenschaften gewidmet. Er berief die berühmtesten Gelehrten, Maler und Musiker nach Preußen, half jüngeren Talenten durch reiche Unterstützungen und ließ Denkmäler und prächtige Bauten aufführen, um den bildenden Künsten eine immer herrlichere Ausgestaltung zu geben. Krankheit und Tod. Im Jahre 1857 wurde der König von einer schweren Gehirnkrankheit heimgesucht, die sich bald derartig verschlimmerte, daß an eine Genesung

3. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart - S. 37

1902 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
37 besa, die Dnemark im Kriegsfalle schlieen konnte, kaufte Friedrich Wilhelm 1853 von Oldenburg ein Gebiet am Jadebusen zur Anlegung eines Kriegs Hafens, der als Sttze der Kriegsflotte diente und die Verbindung mit dem offenen Weltmeere sicherte. 4. Im Krimkriege blieb Preußen neutral, obgleich Rußland sich um seine Hilfe bemhte und sterreich die Truppen Preuens und Deutschlands fr sich gegen Ru-land gebrauchen wollte. Dadurch hielt es auch sterreich von entscheiden-dem Eingreifen ab und verdiente sich den Dank Rulands, den dieses in den Kmpfen 186471 abtrug, indem es neutral blieb. 5, Die Abtretung Neuenbrgs bereitete dem Könige persnlich tiefen Schmerz Diese Grafschaft hatte 1707 den König Friedrich I. von Preußen zu ihrem Herrscher gewhlt, und sie war seitdem durch Personalunion mit Preußen verbunden. Diese unnatrliche Verbindung war auf die Dauer unhaltbar; viel natrlicher war der Anschlu an die benachbarte Schweiz, mit der Neuenburg alle wirtschaftlichen Verhltnisse gemein hatte. Die republi-kanische Partei gewann bis 1848 die Mehrheit und erklrte die Abschaffung der Monarchie und den Anschlu an die Schweiz. Preußen konnte zu-nchst nichts dagegen thun. 1856 erregten die Kniglichen einen Aufstand gegen die republikanische Regierung, wurden aber geschlagen und gefangen Friedrich Wilhelm Iv. verlangte ihre Freilassung und drohte mit Krieg. Die Schweiz rstete; Frankreich trat auf ihre Seite, und sterreich ver-weigerte Preußen jede Hilfe. So mute um des Friedens willen Friedrich Wilhelm auf jedes Recht an Neuenburg verzichten, wogegen seinen An-hngern Straffreiheit zugesichert wurde. Ii. Frderung kirchlichen Lebens. Friedrich Wilhelm bekannte sich ans innerster Uberzeugung zum biblischen Christentum. Er suchte den Kirchen mglichste Selbstndigkeit zu geben, damit sie ihre Aufgabe am Volke um so segensreicher lsen knnten. 1. Er schuf 1850 den evangelischen Oberkirchenrat, der nur dem König als Oberbischof untergeordnet ist und die Angelegenheiten der evangelischen Kirche leitet. 2 Er frderte alle weige der inneren Mission", in deren Betreibung die Kirche ihr Leben erweist. 3. Der katholischen Kirche gab er ebenfalls ein hohes Ma von Freiheit, ein weit hheres, als sie in katholischen Staaten hatte. Iii. Forderung geistigen Lebens, l. Kunst. Friedrich Wilhelm ar em feinsinniger Kenner und hochherziger Gnner der Kunst. Er baute m Berlm das Neue Museum und das Opernhaus, betrieb den Ausbau des herrlichen Klner Domes und lie die Herrenburg zu wts * rblc Stammburg Hohenzollern wiederherstellen. - nch bte Dichtkunst pflegte er, besonders die romantische war seinem

4. Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart - S. 95

1903 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
95 aufzudrngen und die Widerstrebenden durch harte Strafen zu beugen suchten. 6. Friedrich Wilhelms weitere Regierung. Im Jahre 1850 erwarb Preußen die Frstentmer Hohenzollern-Hechingen und Sigma-ringen, deren Fürsten gegen ein Jahrgeld freiwillig abdankten. Der Krieg mit Dnemark hatte die Notwendigkeit einer preuischen Kriegsflotte gezeigt; Friedrich Wilhelm grndete sie. Um ihr die Verbindung mit dem offenen Weltmeere zu sichern, kaufte er von Oldenburg ein Gebiet am Jadebusen und legte dort einen Kriegshafen an. So hat Friedrich Wilhelm, wo er konnte, die sptere Gre Deutschlands vorbereiten helfen. Um als Oberbischof die Angelegenheiten der evangelischen Kirche besser verwalten zu knnen, setzte er 1850 den Oberkirchenrat als oberste geistliche Behrde ein. Zur Frderung der Kunst baute er in Berlin das Neue Museum und das Opernhaus und lie die Stammburg Hoheuzollern wieder herstellen. Auch die Dichter und Gelehrten be-gnstigte er und zog manche zum persnlichen Verkehr an seinen Hof, z. B. den Forschungsreisenden Alexander von Humboldt. Die lebhaften Erregungen der unruhigen Jahre hatten die Gesundheit des Knigs erschttert. 1857 wurde sein Leiden so schwer, da er seinem Bruder Wilhelm die Regierung bertragen mute, der sie zunchst ein Jahr als Prinz-Stellvertreter fhrte. Da aber des Knigs Zustand hoffnungslos wurde, trat Wilhelm als Prinzregent am 9. Oktober 1858 die Regierung an. Friedrich Wilhelm lebte noch einige Jahre, treu gepflegt von seiner Gemahlin Elisabeth. Er starb am 2. Januar 1861. Sein Nachfolger bezeugte ihm, da niemals eines Knigs Herz treuer fr seines Volkes Wohl geschlagen habe." Ii. Wilhelm der Groe 1858-l888. 1. Wilhelm I. bis 1864. 1. Wilhelm als Prinz. Prinz Wilhelm war der zweite Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und wurde am 22. Mrz 1797 zu Berlin geboren. Er war als Kind von zarter Gesundheit, und daher wandte die Knigin Luise ihm ihre besondere Liebe zu. In seinem Wesen hnelte er dem Vater; er war einfach, bieder und verstndig". Seine Lehrer rhmten an ihm die schnelle Auffassungsgabe, den praktischen Verstand, die groe Ordnungsliebe und den ernsten, gesetzten Charakter, alles Eigenschaften, die ihn besonders

5. Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 43

1917 - Breslau : Hirt
— 43 — Gesetze zu machen, hat der König mit zwei Kammern. Die erste Kammer ist das Herrenhaus, dessen Mitglieder vom Könige berufen werden; die zweite Kammer ist das Haus der Abgeordneten, dessen Mitglieder das Volk wählt. Der König läßt durch seine Minister den Kammern die Entwürfe zu neuen Gesetzen vorlegen. Sind nun die beiden Kammern mit dem Könige über einen Gesetzentwurf einverstanden, so erhebt der König ihn zum Gesetze und macht dies bekannt. 51 Zurückweisung der Kaiserkrone. Viele edle Deutsche wünschten jetzt, daß Deutschland wieder zu einem Kaisertume vereinigt werde. Die Kaiserkrone wurde Friedrich Wilhelm Iv. als dem edelsten der deutschen Fürsten angeboten. Dieser aber lehnte sie, wenn auch mit schwerem Herzen, ab, weil einige der deutschen Fürsten nicht damit einverstanden waren. Er erklärte dabei: „Der Kaiser von Deutschland muß auf dem Schlachtfelde erwählt werden." 6. Handel und Verkehr. Friedrich Wilhelm suchte Handel und Gewerbe zu heben. Schon unter Friedrich Wilhelm Iii. war die erste Eisenbahn von Berlin nach Potsdam eröffnet. Unter Friedrich Wilhelm Iv. ober wurde eine nach der andern erbaut. Der Staat unterstützte die Unternehmungen und baute auch selbst einige Bahnen, namentlich die lange Ost-bahn zwischen Berlin und Königsberg. Ebenso eifrig benutzte man die große Erfindung der Neuzeit, die Telegraphie. Am 1. Januar 1849 durchflog die erste telegraphische Depesche auf dem elektrischen Drahte Deutschland, und 1853 hatten die preußischen Telegraphenlinien bereits eine Länge von 1472 Meilen. 7. Marine. Um den Handel zur See zu schützen, wurden Kriegsschiffe gebaut, welche eine Seemacht „Kriegsflotte" bildeten. Zugleich erwarb der König von Oldenburg den Jadebusen und ließ hier gleich mit dem Bau des Kriegshafens beginnen, der später unter dem Namen Wilhelmshaven eröffnet worden ist. 8. Kunst und Wissenschaft. Ebenso förberte und Pflegte er die Kunst und Wissenschaft. Er selbst war ein gelehrter Mann und großer Kunstkenner. In der Umgegend von Potsdam legte er herrliche Gärten an und ließ darin Prächtige Bauten aufführen, zu denen er den Bauplan gefertigt hatte. Auch wurden viele Kirchen nach den Angaben des kunstverständigen Königs gebaut. Zum Bau des Domes zu Cöln, einer der schönsten Kirchen der Welt, gab er jährlich eine große Summe. 9. Hohenzollern. Im Jahre 1850 erwarb der König die Länder Hohenzollern-Hechingen und -Sigmaringen; das Stammland unserer Fürsten wurde mit Preußen vereinigt, und Friedrich Wilhelm Iv. ließ das verfallene Schloß schön ausbauen. 10. Tod. 1857 erkrankte der König an einer Gehirnlähmung; da er kinderlos war, übernahm sein Bruder Wilhelm als Prinz-Regent die Regierung. Am 2. Januar 1861 wurde Friedrich Wilhelm Iv. von seinem Leiden durch einen sanften Tod erlöst.

6. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 403

1912 - Habelschwerdt : Franke
403 echt monarchischer und christlicher Gesinnung. Er sah in der Wiederherstellung eines krftigen Knigtums die Vorbedingung fr die Lsung der Deutschen Frage". Seine Reden der die auswrtige Politik zeigten ihn fr die diplomatische Laufbahn in hohem Grade befhigt. Deshalb ernannte ihn Friedrich Wilhelm Iv. zum Bundestagsgesandten, obgleich die bliche Vorbereitung fr diesen Posten nicht vorangegangen war. Als Bismarck nach Frankfurt ging, vertrat er die Ansicht, da Osterreich die Fhrung in Deutschland zukomme. Er erkannte aber bald, da Preußen alsdann die Dienerrolle zugedacht sei. und wurde nun ein entschiedener Gegner der sterreichischen Politik Bismarcks Absicht war, nur die rein preuischen Interessen wahrzunehmen und unter Beseitigung des sterreichischen Einflusses Preußen zum fhrenden Staate in Deutschland zu machen. Um nicht im entscheidenden Augenblicke seine Plne durch russischen Einflu durchkreuzen zu lassen, suchte er zwischen Nuland und Preußen ein freundschaftliches Verhltnis anzubahnen. Der Ejnflu Bismarcks auf die preuische Politik zeigte sich zuerst, als sterreich in eine engere wirtschaftliche Verbindung mit Deutschland treten wollte. Im Jahre 1853 liefen die Vertrge ab. die Preußen mit den Staaten des Zollverein geschlossen hatte, und sterreich drang darauf, in den Zollverein aufgenommen zu werden Nach langen Streitigkeiten kam es zur Wiederherstellung des bisherigen Zollvereins; die alten Vertrge wurden bis Ende 1865 verlngert und Hannover, Oldenburg und Braunschweiq in den Zollverein aufgenommen. Mit sterreich wurde ein ^oll- und Handelsvertrag geschlossen. Die Griiudung der preuischen Flotte. Um diese Zeit machte sich bei dem wachsenden deutschen Seehandel der Manael emer Kriegsflotte immer mehr fhlbar, Bei dem traurigen Ausgauge der deutschen Nationalversammlung konnte sich die von ihr geschaffene kleine Flotte (<3. 393) nicht halten und wurde unter dem Gesptt des Auslandes ffentlich versteigert. Da der neue Deutsche Bundestag bte Grndung eiltet Kriegsflotte ablehnte, so ubernahm Preueni den Schutz der deutschen Seeinteressen f5? ī der Versteigerung der deutschen Flotte die betben^ besten Schiffe und schuf zur Heranbildung von Seeoffizieren das ^eekabetten-Jnstttut. an dessen Stelle 1866 die Marineschule c? rl lmt; 18.5p zeigte sich nach einer Pause von fast anderthalb Jahrhunderten wieder etn preuisches Kriegsschiff auf dem Weltmeere. 1853 erwarb Preußen von Oldenburg ein Gebiet am Iaebufen. wnaf-el Iee Snen Kriegshafen anlegen zu knnen. Weil Ausfuhrung der Bauten groe Schwierigkeiten bereitete, konnte 26'

7. Die deutsche Geschichte - S. 177

1855 - Essen : Bädeker
177 werden; da löste Preußen, um dieses sehr bedenkliche Ansinnen zu hin- tertreiben, seine außerdeutschen Provinzen wieder vom Reichsverbande, von einer Verbindung, die ihm, sonderlich durch den Dänenkrieg, so theuer zu stehen gekommen war. Einer der ersten Beschlüsse des Bun- destages war die Aufhebung der sogenannten deutschen Grundrechte, wie sie die Nationalversammlung festgestellt hatte. Dann verfügte er die Auflösung her deutschen Flotte, welche eben erst so schön be- gonnen hatte, weil außer Preußen nur noch sehr wenige Staaten sich für deren Erhaltung tnteressirten, und ihre Schiffe wurden versteigert. Preußen erwarb die besten, worunter die schöne Gefion von Eckern- förde. Es legte damit den Grund zu einer preußischen Marine, und 1853 hat es zur Anlegung eines Kriegshafens am Jahde- busen von Oldenburg einiges Gebiet angekauft. Eine engere Verbin- dung der deutschen Staaten lind ihren gesegneten Verkehr unter einander förderte Preußen dadurch sehr, daß es Hannover und Oldenburg zum Anschluß an den Zollverein brachte, und einen Handels- vertrag zwischen diesem und dem österreichischen Kaiserstaate er- wirkte. An äußerem Umfange hatte Preußen in etwa verloren, da ihm die Demokratie der Schweiz sein Neuchâtel raubte, das freilich von keinerlei Werth für dasselbe war. Dagegen gewann es (1849) die beiden Hohcnzollern, seines Königshauses Stammland, indem deren Fürsten sie aus eigenem, freiem Entschlüsse an die preußische Monarchie abtraten; deß zum Gedächtniß stiftete der König den hohenzollernschen Hausorden mit der Aufschrift: „Vom Fels zum Meer." Friedrich Wilhelms Iv. Streben ist unausgesetzt auf die allseitige Förderung der geistigen und irdischen Wohlfahrt seines Volkes durch Wissenschaft, Kunst, Handel und Gewerbe, Acker- und Bergbau, Kirche und Schule gerichtet. In wohlgeordneter bürgerlicher und religiöser Freiheit steht Preußen auf der höchsten Stufe. Die katholische wie die evangelische Kirche verwalten ihre inneren Angelegenheiten selbständig und dürfen sich innerhalb der Staatsgesetze frei bewegen, deßgleichen alle Sekten, die auf apostolischem Grunde stehen. Als vornehmstes Mitglied der evangelischen Kirche und als deren geborner Schirmherr widmet der König ihren Angelegenheiten die zarteste Aufmerksamkeit. War schon die Gründung des evangelischen Bi st h ums Jerusa- lem in Verbindung mit England sein Werk (1841), so auch die der deutschen Gemeinde zu Konstantinopel und die Vorbereitung anderer im Oriente. Die Gustav-Adolph-Stiftung hat in ihm einen eifrigen Protector, und die „innere Mission" nimmt unter seinem Vorgänge, insbesondere seit das „tolle" Jahr 1848 einen so tiefen Blick in die vielseitigen leiblichen und geistlichen Nothstände und Verderbnisse aller Klassen eröffnet hatte, eine immer weitere und gesegnetere Ausdehnung. Die deutschen Kirchentage, die eisenacher Kirchen-Conferen- zen, welche eine Einigung und Verständigung der vielen evangelischen Landeskirchen Deutschlands über ihre brennendsten Lebensfragen anbahnen sollen, erfreuen sich seiner wärmsten Theilnahme. Seiner Landeskirche gab er 1850 in dem evangelischen Obertirchenrathe, der die Bender: deutsche Geschichte. 12

8. Deutsche Geschichte - S. 233

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
233 Die Beratungen des Parlaments gingen nur langsam vorwrts; denn die Abgeordneten waren der die wichtigsten Fragen nicht einig. Schon der 'den Umfang, den Deutschland haben sollte, stritten sie heftig. Die einen wollten sterreich mit allen nichtdeutschen Nebenlndern in das neue Vater-land aufnehmen: das waren die Gro deutschen. Die andern dagegen gedachten sterreich ganz auszuscheiden: sie hieen die Klein deutschen. Auch der die Regierungsform herrschten ganz verschiedene Meinungen. Eine Gruppe verlangte einen Kaiser, eine andre dagegen, die aus den Mittelstaaten kam, ein mehrkpfiges Direktorium von Fürsten; eine dritte hielt es gar fr richtig, smtliche Fürsten abzusetzen und eine groe Republik herzustellen. Schlielich brachte das Parlament doch eine Reichsverfassung zu-stnde. Die Mehrheit entschied sich fr Klein deutsch! and und fr das Kaifertum und bot die Krone Friedrich Wilhelm Iv. an. Dieser aber wollte sie nicht aus den Hnden des Volkes, sondern der Fürsten empfangen; auch htte ihn die Annahme sicher in einen Krieg mit sterreich verwickelt, das kaum freiwillig aus Deutschland geschieden wre. So lehnte er die ihm zugedachte Wrde a 6. Das Parlament hatte also ganz umsonst gearbeitet. Schon jetzt verloren die meisten Mitglieder alle Hoffnung und traten aus der Versammlung aus. Der Rest siedelte als Rumpfparlament nach Stuttgart der und setzte dort seine Beratungen fort. Als aber eines Morgens auf Befehl des Wrttembergischen Ministeriums der Sitzungssaal geschlossen war, da gingen auch die letzten auseinander. Tiefe Trauer ergriff Tausende der den klglichen Ausgang des ersten Deutschen Parlaments. 4. Die preuische Verfassung. 1850. Aus all diesen Wirren trug Preußen doch einen Gewinn davon; im Jahre 1850 gab Friedrich Wilhelm Iv. dem Lande eine Verfassung. Damit wurde aus der absoluten Monarchie eine beschrnkte oder konstitutionelle. Seitdem teilt der König die ge-setzgebende Gewalt mit zwei Kammern, dem Herrenhaus und dem Ab-geordnetenhaus. Beide zusammen bilden den Landtag der Monarchie. 5. Industrie und Handel. Einen mchtigen Aufschwung nahm in jener Zeit die Industrie. In manchen Gewerben lief Deutschland dem Ausland den Rang ab. Elberfelder und Barmer Gewebe wurden berall bekannt; die Solinger Stahlwaren erregten Bewunderung; Krupps Geschtze und Borsigs Lokomotiven erlangten Weltruf. Das Eisenbahnnetz dehnte sich gewaltig aus, und im Jahre 1849 kam der elektro-magnetische Telegraph zur Einfhrung. Auch Der berseeische Handel stieg; aber noch fehlte eine Marine, die ihm Schutz gewhren konnte. Da legte der König den Grund zu einer Kriegsflotte, die bald auf 57 Schiffe anwuchs. Von Oldenburg kaufte Preußen einen Streifen am Jadebusen, und es begann hier der Bau eines groartigen Kriegshasens, der 1869 als Wilhelmshaven erffnet wurde. 6. Die Pflege der Kunst. Friedrich Wilhelm Iv. war ein Freund der Kunst und erwarb sich um sie groe Verdienste. Zur Hebung der Malerei stiftete er in Berlin und Dsseldorf Malerschulen. Fr den Ausbau des Klner Doms spendete er alljhrlich 150000 Mark. Auf feine

9. Bilder aus der brandenburgisch-preußischen und der deutschen Geschichte - S. 43

1906 - Breslau : Hirt
— 43 Gesetze zu machen, hat der König mit zwei Kammern. Die erste Kammer ist das Herrenhaus, dessen Mitglieder vom Könige berufen werden; die zweite Kammer ist das Haus der Abgeordneten, dessen Mitglieder das Volk wählt. Der König läßt durch seine Minister den Kammern die Entwürfe zu neuen Gesetzen vorlegen. Sind nun die beiden Kammern mit dem Könige über einen Gesetzentwurf einverstanden, so erhebt der König ihn zum Gesetze und macht dies bekannt. 5. Zurückweisung der Kaiserkrone. Viele edle Deutsche wünschten jetzt, daß Deutschland wieder zu einem Kaisertume vereinigt werde. Die Kaiserkrone wurde Friedrich Wilhelm Iv. als dem edelsten der deutschen Fürsten angeboten. Dieser aber lehnte sie, wenn auch mit schwerem Herzen, ab, weil einige der deutschen Fürsten nicht damit einverstanden waren. Er erklärte dabei: „Der Kaiser von Deutschland muß auf dem Schlachtfelde erwählt werden." 6. Handel und Verkehr. Friedrich Wilhelm suchte Handel und Gewerbe zu heben. Schon unter Friedrich Wilhelm Iii. war die erste Eisenbahn von Berlin nach Potsdam eröffnet. Unter Friedrich Wilhelm Iv. ober wurde eine nach der andern erbaut. Der Staat unterstützte die Unternehmungen und baute auch selbst einige Bahnen, namentlich die lange Ostbahn zwischen Berlin und Königsberg. Ebenso eifrig benutzte man die große Erfindung der Neuzeit, die Telegraphie. Am 1. Januar 1849 durchflog die erste telegraphische Depesche auf dem elektrischen Drahte Deutschland, und 1853 hatten die preußischen Telegraphenlinien bereits eine Länge von 1472 Meilen. 7. Marine. Um den Handel zur See zu schützen, wurden Kriegsschiffe gebaut, welche eine Seemacht „Kriegsflotte" bildeten. Zugleich erwarb der König von Oldenburg den Jadeliufen und ließ hier gleich mit dem Bau des Kriegshafens beginnen, der später unter dem Namen Wilhelmshaven eröffnet worden ist. 8. Kunst und Wissenschaft. Ebenso förderte und pflegte er die Kunst und Wissenschaft. Er selbst war ein gelehrter Mann und großer Kunstkenner. In der Umgegend von Potsdam legte er herrliche Gärten an und ließ darin prächtige Bauten aufführen, zu denen er den Bauplan gefertigt hatte. Auch wurden viele Kirchen nach den Angaben des kunstverständigen Königs gebaut. Zum Bau des Domes zu Cöln, einer der schönsten Kirchen der Welt, gab er jährlich eine große Summe. (J. Hoheuzolleru. Im Jahre 1850 erwarb der König die Länder Hohenzollern-Hechingen und -Sigmaringen: das Stamm land unserer Fürsten wurde mit Preußen vereinigt, und Friedrich Wilhelm Iv. ließ das verfallene Schloß schön ausbauen. 10. Tod. 1857 erkrankte der König an einer Gehirnlähmung: da er kinderlos war, übernahm sein Bruder Wilhelm als Prinz-Regent die Regierung. Am 2. Januar 1861 wurde Friedrich Wilhelm Iv. von seinem Leiden durch einen sanften Tod erlöst.

10. Die brandenburgisch-preußische Geschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart - S. 105

1903 - Berlin : Nicolai
105 setzten eine eigene Regierung ein. Von allen Seiten eilten Freiwillige aus Deutschland herbei, um ihnen beizustehen. Auch Bundestruppen, unter ihnen die preußischen Garden unter General Wrangel, kamen Schleswig-Holstein zu Hilfe. Wohl wurden die Dänen zurückgetrieben, allein der preußische Seehandel litt schwer durch die dänische Flotte, da wir keine Seemacht besaßen. Andere Mächte machten Miene, den Dänen beizustehen. Die Besorgnis, es möchte ein allgemeiner Krieg ausbrechen, bewog den friedliebenden König, seine Truppen zurückzurufen. Er wünschte nun, die Einigung Deutschlands dadurch herbeizuführen, daß er mit den Fürsten einen engern Bund (Union) schloß. Allein Österreich wirkte dem entgegen, weil es Preußen nicht mächtiger werden lassen wollte; die meisten Fürsten wollten sich diesem auch nicht unterordnen. So verlangte der König vergebens, mit dem Kaiser von Österreich abwechselnd den Vorsitz im Bunde zu führen, und daß ein deutscher Reichstag einberufen werde. Darüber drohte zwischen Preußen und Österreich und den mit diesem verbundenen deutschen Fürsten Krieg auszubrechen. Schon standen die Heere kampffertig einander gegenüber. Da gab der friedfertige König auch hier nach. Der Krieg wurde vermieden, aber die Einigkeit Deutschlands nicht hergestellt. Erwerbungen. Auch unter Friedrich Wilhelm Iv. erfuhr Preußen Zuwachs an Land. Die Hohenzollernschen Fürsten traten ihre Länder Sigmaringen und Hechingen an den König ab. Der Schleswig-Holsteinsche Krieg hatte bewiesen, wie machtlos Preußen den Seemächten gegenüber ohne Flotte sei. Der König ging deshalb daran, eine solche zu gründen. Da es aber an der Nordsee an einem preußischen Küstengebiet fehlte, erwarb er vom Großherzoge von Oldenburg einen Strich Landes am Jadebusen. Dort ist seitdem das wichtige Wilhelmshaven angelegt worden. Kunst und Wissenschaft. Der König besaß eine außergewöhnliche Bildung; er verkehrte daher gern mit geistvollen und gelehrten Männern. Zu seinem Umgange gehörte der berühmte Naturforscher Alexander von Humboldt. An die Universität Berlin berief er die bedeutendsten Gelehrten als Lehrer. Die Kunst wurde durch ihn lebhaft gefördert: die Bildhauerkunst, die Malerei, die Baukunst. Das Denkmal Friedrichs des Großen wurde vollendet, die Statue Friedrich Wilhelms Iii. entstand im Tiergarten, Aorks und Gnei-senans am Opernplatze, die Schloßbrücke erhielt einen künstlerischen

11. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 313

1896 - Breslau : Hirt
Friedrich Wilhelm Iv. 313 eine zügellose Volksherrschaft die Oberhand, unter welcher in der nächsten Zeit viel Unheil geschah. Zugleich waren die Blicke aller auf Frankfurt a. M. gerichtet. Hier trat in der Paulskirche die aus freien Wahlen des Volkes hervorgegangene deutsche Nationalversammlung zusammen, um eine neue Verfassung Deutschlands zu beraten. Als dieselbe vollendet war, bot die Nationalversammlung Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen die deutsche Kaiserkrone an. Dieser aber wollte die Kaiserwurde nicht aus den Händen des Volkes allein, sondern nur im Einverständnis mit allen Fürsten Deutschlands annehmen, und da solches ohne Gewalt nicht zu erreichen gewesen wäre, lehnte er die Krone ab. Infolgedessen löste die Nationalversammlung sich bald auf. Seinem eigenen Lande aber gab der König in Verbindung mit den Abgeordneten in Berlin eine neue Verfassung, dieselbe, welche mit geringen Änderungen noch 1850 heute besteht. Preußen bildet seitdem eine beschränkte Monarchie. Der König führt den Oberbefehl über das Heer; er hat das Recht, Krieg zu erklären und Frieden zu schließen, besetzt alle Stellen im Heere, sowie in den übrigen Zweigen des Staatsdienstes. Der König hat das Recht der Begnadigung; die Person des Königs ist unverletzlich. Die gesetzgebende Gewalt wird gemeinschaftlich durch den König und durch zwei Kammern ausgeübt; die erste ist das Herrenhaus, die zweite das Abgeordnetenhaus, die zusammen den Landtag bilden. Zum Herrenhause gehören im ganzen 269 Mitglieder und zwar außer den großjährigen Prinzen des Königlichen Hauses solche Mitglieder, welche der König mit erblicher Berechtigung oder auf Lebenszeit oder für die Zeit beruft, in welcher sie ein bestimmtes Amt bekleiden. Das Abgeordnetenhaus besteht aus 433 Mitgliedern, welche vom Volke gewählt werden. Wahlberechtigt ist jeder Preuße, welcher das 25. Lebensjahr vollendet hat und im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte ist; wählbar ist jeder wahlberechtigte Preuße, der 30 Jahre alt ist und wenigstens ein Jahr dem Staate angehört hat. Die Wahl ist eine offene und mittelbare, d. H. die „Urwähler" nennen mündlich den Namen derjenigen, welche als „Wahlmänner" den Abgeordneten wählen sollen. Dem Könige, sowie jeder Kammer steht das Recht zu, Gesetze vorzuschlagen; diese erlangen aber erst Gesetzeskraft, nachdem sie von dem Landtage genehmigt und vom Könige unterschrieben und veröffentlicht worden sind. c. Die späteren Jahre der Regierung Friedrich Wilhelms Iv. brachten für Preußen manches Segensreiche. Für Handel und Gewerbe wurde ein eigenes Ministerium eingesetzt; die Anwendung der Dampfkraft rief große Fabrikstädte, wie Essen, Elberseld-Barmen, Solingen n. a., ins Leben, und die preußische Industrie hob sich derartig, daß ihre Erzeugnisse auf den Weltausstellungen zu Paris und London eine ehrenvolle Stelle einnahmen. Weite Eifenbahnstrecken und Telegraphenlinien wurden angelegt, der Postverkehr erleichtert, die Fluß- und Seedampfschiffahrt vermehrt. Da sich im dänischen Kriege (1849) die Notwendigkeit einer deutschen Kriegsflotte herausgestellt hatte, erwarb der König (1853) von dem Großherzogtum Oldenburg ein Gebiet an der Nordsee zur Anlage eines Kriegshafens, der später den Namen Wilhelmshaven

12. Vaterländische Geschichte in der utraquistischen Volksschule - S. 74

1891 - Breslau : Hirt
74 Dritter Zeitraum. lartb. Niemand mochte aber glauben, daß es auch in Preußen zu einem wirklichen Aufstand kommen könne; denn seit Jahrhunderten konnte Preußen stolz sein auf seine Herrscher, welche die Wohlfahrt des Staates förderten. a. In Berlin wird ein Volksaufstand zu stände gebracht. Diese Unzufriedenen wollten an der Gesetzgebung teilnehmen. Bis zum Jahre 1848 hatten nämlich die Herrscher das Recht, allein Gesetze zu geben. Der König Friedrich Wilhelm Iv. konnte die Forderungen dieser unzufriedenen Leute nicht sofort erfüllen, und so wurde in Berlin ein Volksaufstand zu stände gebracht. Am 18. März drang ein Haufen Ruhestörer vor das königliche Schloß und beleidigte die Soldaten. Diese begannen den Schloßplatz zu säubern. Plötzlich fielen zwei Schüsse, ohne jemand zu treffen. „Wir sind verraten", schrie das Volk, „die Soldaten wollen friedliche Bürger morden; zu den Waffen!" In zwei Stunden waren die Hauptstraßen gesperrt, und nun begann ein furchtbarer Mampf. ^ Die Soldaten griffen um drei Uhr nachmittags an und kämpften bis in die Nacht hinein. Um dem Blutvergießen ein Ende zu machen, wurden am folgenden Tage die Soldaten aus der Stadt entfernt. Durch Milde, Geduld und durch feine Friedensliebe gelang es dem König, Ruhe und Ordnung in feiner Hauptstadt und in feinem Lande wiederherzustellen. b. Er giebt feinem Volke ein Staatsgrundgefetz. Am 31. Januar 1850 gab der König feinem Volke eine neue Verfassung, „das Staatsgrundgefetz". Die Hauptbestimmungen derselben sind: 1. Die Gesetze werden von dem König und von den Vertretern des Volkes bestimmt. 2. Zu jedem Gesetz ist die Übereinstimmung des Königs und der Vertreter des Volkes erforderlich. 3. Die Ausführung der Gesetze steht dem König zu. c. Dem König wird die Kaiserkrone angeboten. Seitdem suchte Friedrich Wilhelm Iv. den Frieden für Preußen zu erhalten. Einen solchen friedliebenden König wollten die übrigen Fürsten ehren und zum deutschen Kaiser erwählen. Aber er lehnte die deutsche Kaiserkrone ab, denn nicht alle deutschen Fürsten waren damit einverstanden. 4. Vergrößerung des Landes. Des Königs Krankheit und Lebensende. Im Jahre 1849 wurden die beiden Fürstentümer Hohenzollern - Sigmaringen und Hohenzollern-Hechingen an Preußen abgetreten. Vier Jahre später wurde von Oldenburg der Jadebusen gekauft und daselbst ein Kriegshafen für die preußische Flotte angelegt. Friedrich Wilhelm Iv. hatte keine Kinder. Im Jahre 1857 verfiel er in eine schwere Krankheit und konnte die Regierung nicht weiter führen. Er übergab sie feinem Bruder Wilhelm. Sein Leiden ertrug der König mit frommer Ergebung. Als er die Sprache verlor, da faltete er feine Hände

13. Neue und neueste Geschichte - S. 179

1880 - Dillenburg : Seel
— 179 — strebte es die Wiederherstellung des Bundestages, welcher vom Frankfurter Parlament aufgehoben worden war. Ein Streit des kurhessischen Ministers Hassenpflug mit den hessischen Ständen wegen Verfassungsverletzung veranlaßte die Mobilmachung des östreichischen und des preußischen Heeres. Der wieder zusammengetretene Bundestag sandte ein östreichisches und ein bairisches Heer ins Land, die Hessen zur Unterwerfung zu bringen; auch Preußen war bereit, dem Bundestag entgegenzutreten und mit Oestreich den Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland zu beginnen, aber die drohende Haltung Rußlands verhinderte diesmal den Ausbruch des Krieges. Noch einmal gab Preußen nach; der Bundestag wurde wieder hergestellt, und Oestreich trat wieder 'an die Spitze Deutschlands. d. Friedrich Wilhelms Iv. Verdienste. Friedrich Wil-helm's Regierungsjahre sind von reichem Segen für sein Land gewesen, besonders auch durch die Pflege christlichen und kirchlichen Sinnes. Er unternahm öfter Reisen durch das Land, um sich selbst von dem Zustande desselben zu überzeugen; seine Unterthanen durften ihm da jederzeit nahen und ihre Gesuche vorbringen. Als er einst auf einer solchen Reise in ein Städtchen kam, waren ihm die Bewohner desselben und die Schulkinder bis vor das Thor entgegen gekommen. Ein weißgekleidetes Mädchen überreichte dem König einen Strauß und sprach dabei ein sinniges Gedicht. Der König, dem das Kind gefiel, fragte es. indem er auf eine Blume hinwies: „Wohin gehört denn das?-„Ins Pflanzenreich," war die Antwort. „Und wohin gehört dieser Stein?" fragte er, auf einen Stein zeigend, weiter. .Ins Mineralreich/ antwortete das Kind. „Wohin gehöre ich denn?" war die dritte Frage. Ohne Zandern antwortete das Kind: „Ins Himmelreich." Da hob der König das Kind empor, küßte es, und eine Thräne erglänzte in seinem Auge. Auf alle Gebiete erstreckte sich des Königs Fürsorge: er hob die Industrie, setzte für Handel und Gewerbe ein eignes Ministerium ein, erleichterte den Postverkehr, vermehrte Fluß- und Seeschifffahrt, ließ Eisenbahn- und Telegraphenlinien anlegen. An der Nordsee erwarb er vom Großherzog von Oldenburg ein Gebiet*), welches später zur Anlegung eines Kriegshafens benutzt wurde. Kunst und Wissenschaft fanden treue Pflege und Förderung, und zahlreiche Anstalten christlicher Barmherzigkeit, Waisenhäuser, Krankenhäuser u. f. w. wurden gegründet. Im Verein mit England stiftete Friedrich Wilhelm in Jerusalem ein evangelisches Bisthum. *) Das Iahdeyebiet.

14. Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 331

1907 - Leipzig : Brandstetter
331 Verfassung wird gegeben, am 6. Februar vom Könige feierlich beschworen. Erwerbung der beiden Fürstentümer Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sig marin gen; Wiederaufbau der Burg Hohenzollern. 1853 Erwerbung des Jadebusens von Oldenburg, Anlegung des Kriegshasens Wilhelmshaven. 1858—1861 die Regentschaft des Prinzregenten Wilhelm. 1861, 2. Januar. Tod Friedrich Wilhelms Iv. Sein Begräbnis in der Friedenskirche zu Potsdam. 2. Geographische Ergebnisse. Das Königreich Preußen wird 1850 durch die Fürstentümer Hohen- zollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen vergrößert. 3. Kulturgeschichtliche Ergebnisse. 1842 wird in Gegenwart des Königs mit der Vollendung des Kölner Domes begonnen. In demselben Jahre brennt ein großer Teil Hamburgs ab. 1846 und 1847 entstehen infolge großer Hungersnot zahlreiche „Brot- tumulte" und „Kartoffelausstände." 1850 erringt sich das preußische Volk eine Verfassung. Dadurch wird die unbeschränkte in eine beschränkte Monarchie verwandelt. Dem Volke wird völlige Gleichheit vor dem Gesetz, Religionsfreiheit, Freiheit der Wissenschaft, Versammlungsfreiheit, Redefreiheit, Schutz der Person und des Eigentums usw. gewährt. V. Anwendung. 1. Inwiefern ist die Ablehnung der Deutschen Kaiserkrone durch Fried- rich Wilhelm Iv. als ein Glück zu betrachten? (Friedrich Wilhelm, zwar von hoher Gesinnung, aber doch unentschlossen, weichherzig, wankelmütig, viel zu nachgiebig, war nicht der geeignete Mann, die Deutsche Kaiserkrone zu tragen. — Österreich und Rußland, vielleicht auch andre deutsche Staaten, würden ihn mit Waffengewalt an der Übernahme zu hindern versucht haben. — Der darüber ausbrechende Krieg würde zweifellos zur Nieder- lage Preußens geführt haben, da dessen friedfertiger, unkriegerischer König im Wafsenhandwerk völlig unerfahren war, auch das preußische Heer nicht zahl- reich genug war gegen so überlegene Feinde. — Eine Niederlage Preußens zu dieser Zeit und aus solchem Anlaß würde ans lange Jahrzehnte hinaus die Vor- machtstellung Preußens in Deutschland untergraben und die baldige Er- neuerung des Kaisertums der Hohenzollern verhindert haben.)

15. Kaisers Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 240

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
240 101. Die Zeit Friedrich Wilhelms Iv. (1840-1861). hieß es. Im Mai des Jahres 1848 trat in der Paulskirche zu Frankfurt ein deutsches Parlament zusammen, um die Verfassung für das neu zu gründende Reich zu beraten. Dieses Reichsparlament bestand aus fast 600 vom Volke frei gewählten Abgeordneten aus allen Gauen Deutschlands. Unter ihnen waren viele kluge und wackere, für die Macht und Größe Deutschlands begeisterte Männer. Eine der ersten Maßnahmen des Parlaments war die Wahl eines vorläufigen Reichsverwesers; man nahm hierzu den beim Volke beliebten Erzherzog Johann von Österreich. Zunächst wurde dann der Bundestag aufgelöst. Darauf begannen die Beratungen über die Reichsverfassung; den ganzen Winter hindurch dauerten sie, und im März 1849 fand die Abstimmung über das künftige Oberhaupt statt. Mit der geringen Mehrheit von 4 Stimmen wurde das erbliche Kaisertum beschlossen, und dann wählte die Versammlung Friedrich Wilhelm Iv. zum deutschen Kaiser. Eine Abordnung begab sich nach Berlin, um den König um Annahme der Wahl zu bitten. Aber dieser lehnte am 3. April die Kaiserkrone ab; er wollte nur mit Zustimmung der Fürsten und Freien Städte an die Spitze Deutschlands treten. Welche Enttäuschung! Der Versuch, Deutschland zu einigen, war gescheitert. Allmählich löste sich das Parlament auf. Der letzte Rest verlegte schließlich seine Sitzungen nach Stuttgart, wo es erst mit militärischer Gewalt auseinander getrieben werden mußte. 6. Aufstände. Bundestag. Das Scheitern der monarchischen Verfassung brachte die republikanische Partei in die Höhe; in Sachsen, in der Pfalz und in Baden erregte sie Aufstände, die mit Hilfe preußischer Truppen niedergeschlagen werden mußten. Ohne Erfolg aber blieb Preußens Bemühen, eine Einigung unter den deutschen Fürsten herbeizuführen. Die leitende Stellung konnte es in Deutschland noch nicht gewinnen; in diese rückte vielmehr Österreich wieder ein, und der alte Bundestag, der schon tot war, lebte noch einmal auf (1850). 4. Preußens Erwerbungen. Unter der Regierung Friedrich Wilhelms Iv. hat Preußen einige friedliche Erwerbungen gemacht. Infolge der deutschen Einheitsbestrebungen überließen die Fürsten von Hohenzollern ihr Land an Preußen; im Jahre 1850 wurden die beiden Fürstentümer Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen als „hohenzollernsche Lande" dem preußischen Staate einverleibt. Damals befahl Friedrich Wilhelm auch den Wiederaufbau der Zollernburg. — Diesem Landgewinn steht ein Verlust gegenüber. Der König verzichtete auf das schweizerische Fürstentum Neuenburg (Neuschatel), das einst Friedrich l. erworben hatte, das aber schon seit 1814 zur schweizer Eidgenossenschaft gehörte und in dem der preußische König nur persönliche Hoheitsrechte gehabt hatte. — Dagegen erwarb Preußen noch einen Besitz an der Nordsee. Von Oldenburg kaufte es 1853 am Jahdebusen ein Stück Land, um dort einen Kriegshafen anzulegen; hier ist später die Stadt Wilhelmshaven entstanden. 5. Friedrich Wilhelms It. Ende. Im Jahre 1857 wurde der König von einem schweren Gehirnleiden befallen, worauf sein Bruder Wilhelm unter dem Titel „Prinz-Regent von Preußen" die Regierung

16. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 43

1881 - Breslau
— 43 — beruhten. Durch diese Verfassung wurden nämlich dem Volke größere Freiheiten verliehen, und seine Vertreter erhielten das Recht, an der Gesetzgebung teil zu nehmen, sowie Steuern zu bewilligen und zu versagen. Im Jahre 1850 traten bte beiden Kammern, das vom Volke gewählte Abgeordnetenhaus und das durch den König gebildete Herrenhaus, zum ersten Male zusammen, mit die vom König vorgelegten Gesetze ^n beraten. Seit dieser Einrichtung ist Preußen eine konstitutionelle Monarchie. Versuch, Deutschland zu einigen. Friedrich Wilhelm Iv. wurde von einer zu Frankfurt a. M. tagenden National-Versammlnng zum deutschen Kaiser erwählt, lehnte aber diese Würde ab, weil sie ihm nicht von den deutschen Fürsten angetragen worden war. Er versuchte, die letzteren unter seiner Führung zu vereinigen. Da aber Rußland sich diesen Bestrebungen feindselig zeigte, so mußte er in dem Vertrage zu Olmütz (1850) seineu Pläuen entsagen und in den deutschen Buud wieder eintreten. Gebietsvergröfierungen. Das Staatsgebiet erfuhr eine Vergrößerung, inbem bte Fürsten von Hohenzollern-Hechingen und -Sigmaringen 1850 ihre Gebiete au Preußeu abtraten. Zur Anlegung eines Kriegs-Hafens erwarb der Kötttcj von dem Großherzoge von Oldenburg ein kleines Gebiet an der Jahbe mit dem Jahbebusen. Ende des Königs. Im Jahre 1857 würde der Könip ernstlich krank und übergab, ba eilte Verschlimmerung seines Znstanbes eintrat, 1858 die Regierung seinem Bruder Wilhelm, welcher als Prinz-Regent bis zum 2. Januar 1861 regierte. Verdienste. Friedrich Wilhelm war einer der kenntnisreichsten Monarchen und eilt eiseriger Beförberer von Kunst und Wissenschaft. Er liebte beit Friebeit und suchte ihn dem Laude zu erhalten. Er war der letzte Alleinherrscher (absolute Monarch) Preußens und eröffnet die Reihe der konstitutionellen Könige. Wityekm I. Sein Regierungsantritt. Da Friedrich Wilhelm Iv. kinderlos starb, so folgte ihm sein 64 jähriger ältester Bruder Wilhelm auf dem Throne. Er wurde aut 22. März 1797 geboren und vermählte sich am 11. Juiti 1829 mit Augusta, Prinzessin von Sachsen-Weimar. Seine zwei Kinder sind der Kronprinz Friedrich Wilhelm und die Prinzessin Luise, Gemahlin des Großherzogs von Baden. Reorganisation des Heeres. Schon von Jugend ans beschäftigte sich der König vorzugsweise gern mit dem Militärwesen. Er erkannte, daß bei der wachsenden Macht Preußens eine Verbesserung der Wehrkraft des Volkes notwendig sei und hielt die Zahl der kriegsbereiten Truppen für eilte zu geringe. Mit dein Kriegsminister von Roon arbeitete er den Plan einer neuen Heereseinrichtung aus, den er ungeachtet vieler Hindernisse ausführte. Die neue Einrichtung sollte insbesondere den älteren Mannschaften, der Landwehr, zugute kommen, damit sie im Falle eines Krieges nicht mehr so zeitig oder gar nicht zu den Fahnen einberufen zu werden brauchten.

17. Studienfragen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 89

1910 - Breslau : Handel
89 2. (Sr kaufte 1853 zur Anlegung eines Kriegshafens von Oldenburg einen Küstenstrich am Jadebusen. 3. Er verzichtete 1857 auf Neueuburg, das sich 1848 von Preußen losgesagt hatte. 281. Inwiefern lief; Friedrich Wilhelm Iv. eilte Neugestaltung der Selbstverwaltung vornehmen? 1. Besondere Gesetze bestimmten die Vertretung und Verwaltung der Gemeinden. 2. Der Grundbesitz verlor seine Alleinherrschaft in der Selbstverwaltung und teilte die Herrschaft mit Kapital-besitz und Eriverbseinkommen. 3. Die Zusammensetzung der Gemeindevertretung, der Kreis-Versammlung, der Bezirksräte und der Provinzialstände wurde demzusolge eine andere (Einfluß des Dreif lassen-wahlst)ste ms). 282. Inwiefern war Friedrich Wilhelm Iv. ein Förderer des kirch- lichen Lebens der Evangelischen? 1. Er ]‘chiis 1850 zur Leitung der kirchlichen Angelegenheiten den evangelischen Oberkirchenrat. 2. Er begünstigte die Wirksamkeit der „inneren" Mission. 3. Er veranlaßte die Gründung zahlreicher Kirchengemeinden und den Bau vieler Gotteshäuser. 283. Inwiefern zeigte Friedrich Wilhelm Iv. grotzes Entgegen- kommen gegen die katholische Kirche? 1. Er legte den 1837 mit den Erzbischöfen von Cöln und Posen-Gnesen wegen der Mischehen ausgebrochenen Streit bei. 2. Er gestattete, daß Erlasse des Papstes in Glaubenssacheti fortan der Regierung nur mitgeteilt zu werden brauchten. 3. Er richtete im Kultusministerium eine katholische Abteilung ein, die bald zu großem Einfluß gelaugte. 284. Welche Fortschritte machte die Befreinng des Bauern- standes? 1. Die Wohltat der Regulierung wurde auch beu nicht spannfähigen Bauern zuteil. 2. Die Reallasten imirbeit sämtlich für ablösbar erklärt. 3 Die Ablösung würde durch Errichtung von Reutenbanken erleichtert.

18. Dritte Periode der Neuzeit, die Zeit der Umwälzungen - S. 69

1912 - Leipzig : Hirt
128 Die innerpolitische Entwicklung seit der Reichsgrndung. 69 So schuf der groe Staatsmann denn, in der Hoffnung, auf diesem Wege auch zugleich der sozialistischen Lehre den Nhrboden entziehen zu knnen, im Anschlu an die Kaiserliche Botschaft" vom November 1881") bte groen Arbeiterschutzgesetze der achtziger Jahre. Sie brachten die Kr anken-, die Unfall- und die Jnvaliditts- und Altersversicherung. +- Die Krankenversicherung verpflichtet alle abhngigen Arbeiter und Angestellten, deren Jahreseinkommen 2500 Mark nicht bersteigt, einer unter staatlicher Aufsicht stehenden Krankenkasse beizutreten. Der Versicherte zahlt zwei Drittel der Beitrge, den Rest der Arbeitgeber. Die Kasse gewhrt freie rztliche Behandlung und die ntigen Heilmittel, im Falle der Erwerbsunfhigkeit auch ein Krankengeld. Die Unfallversicherung bezieht sich auf alle Arbeiter und An-gestellten, deren Arbeit mit Gefahren verbunden ist, und deren Jahres-entkommen 5000 Mark nicht bersteigt. Die Kosten fallen ausschlielich den Arbeitgebern zur Last. Der durch einen Unfall Geschdigte erhlt eine Rente, die sich nach dem Grade der Erwerbsunfhigkeit abstuft. Durch das Gesetz der Invaliden- und Altersversicherung wird der erwerbsunfhige und der der 70 Jahre alte Arbeitnehmer durch den Bezug einer Rente sichergestellt. ^ 3. Ausbau der Wehrmacht. Die preuischen Heereseinrichtungen wurden im ganzen Reiche eingefhrt. Die Verwaltung bernahm fr alle Bundesstaaten, auer Sachsen, Bayern und Wrttemberg, der preuische Kriegsminister; diese drei Staaten haben ihre eigenen Kriegsminister. Trotz der glnzenden Siege mute Kaiser Wilhelm dem Heereswesen und dem Ausbau der Festungen die grte Sorgfalt zuwenden, weil die Nachbarstaaten sich bemhten, Deutschland darin zu berflgeln. Wenn du den Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor!" Die Zahl der Truppen wurde mehrmals betrchtlich vermehrt so 1880 und 1887 , die Ausrstung und Bewaffnung verbessert (Magazingewehr). Doch war es nicht immer leicht, vom Reichstage die Bewilligung der dazu ntigen Geldmittel zu erlangen. 1887 wurde im Kampfe um die Militrvor-lge, die einem etwaigen Kriege nach zwei Fronten Rechnung tragen mute, der Reichstag aufgelst. Die Neuwahlen brachten einen glnzen-den Sieg der die Regierung sttzenden Parteien^). Auch zur See suchte das neue Reich seine Rstung zu vervoll-stndigen. Schon unter Friedrich Wilhelm Iv. war der Bau einer pren-ischen Flotte begonnen worden. 1848 in der Zeit des nationalen Aufschwungs erwarb die Frankfurter Nationalversammlung Schiffe, die gegen Dnemark verwandt werden sollten, aber nichts ausrichten konnten. Der wiederhergestellte Bundestag lie sie versteigern, wobei einige in preuischen Besitz bergingen. Nun wurde an der Vermehrung der Flotte rstig gearbeitet und von Oldenburg ein Gebiet am Jadebusen zur Anlage des Kriegshafens Wilhelmshaven erworben. Die Regierung

19. Illustrierte preußische Geschichte - S. 247

1904 - Breslau : Hirt
7. Erhebung Preußens zu einem Verfassungsstaate unter Friedrich Wilhelm Iv. 247 Das Abgeordnetenhaus besteht aus 433 Mitgliedern, die vom Volke in offener indirekter Wahl gewählt werden. Die Legislaturperiode währt 5 ^ahre. ^eder Preuße welcher das 25. Lebensjahr vollendet hat und in der Gemeinde, trt welcher er seinen Wohnsitz hat, die Befähigung zu den Gemeindewahlen besitzt ist stimmberechtigter Urwähler. Wählbar ist jeder mindestens 30 ^ahre alte Preuße, der im Vollbesitz der bürgerlichen Ehrenrechte ist und mindestens ein ^ahr m Preußen gewohnt hat. (Aktives, passives Wahlrecht.) . Auf je 250 Einwohner ist ein Wahlmann zu wählen. Die Urwähler emev Wahlbezirks werden nach der Höhe der von ihnen zu entrichtenden direkten Staatssteuer in drei Abteilungen gebracht, so daß auf jede Abteilung em Drittel der Ge-fctmtfutrittte der ©teuerbetrage ctucr ilrrt)äi)ler entfällt. Die erste 21 bteiiung belteht aus denjenigen Urwählern, welche die höchsten Steuern zahlen. Die Wahlmänner des ganzen Bezirks wählen den Abgeordneten. Der Landtag wird vom Könige regelmäßig alljährlich und außerdem, so] oft es die Umstände erheischen, einberufen. Der König kann den Landtag auch vertagen und das Abgeordnetenhaus auflösen; in letzterem Falle muß eine Neuwahl stattfinden. Beide Häuser des Landtags beraten getrennt. Die Zustimmung des Landtags ist erforderlich zu jedem Gesetze, zur Feststellung des jährlichen Staatshaushalts, zur Aufnahme von Staatsanleihen, zur Einführung neuer und Erhöhung bisher schon erhobener Steuern, zum Abschluß von Verträgen, welche dem Staate neue Lasten auferlegen oder das Staatsgebiet ändern. Außerdem steht dem Landtage die Aufsicht über alle Zweige der Staatsverwal- Prinz Adalbert, tung zu. Das preußische Volk empfand beit Tag von Olmütz wie ein zweites Jena. Österreich aber triumphierte und suchte Preußen noch den Einfluß zu entreißen, welchen es als Vormacht des Zollvereins ausübte. Ta die unter den Zollvereinsstaaten abgeschlossenen Verträge mit dem Jahre 1853 abliefen, bot Österreich alles anf, um selber in den Zollverein ausgenommen zu werden und dadurch Preußens Übergewicht unschädlich zu machen, oder mit den süddeutschen Staaten einen neuen Zollverein zu schließen. Aber Preußen blieb fest, zudem waren die übrigen deutschen Staaten durch ihre Lage oder ihre wirtschaftlichen Verhältnisse aus Preußen angewiesen; deshalb erneuerten sie die alten Verträge abermals auf zwölf Jahre (bis Ende 1865), auch Hannover und Oldenburg traten jetzt bei. Zum Schutze des Handels übernahm Preußen für die übrigen Staaten des Zollvereins die Last der L>ee-wehr, erwarb Kriegsschiffe und kaufte 1853 von Oldenburg am Jadebusen ein Stück Landes zur Erbauung eines Kriegshafens, der 1869 unter dem Namen Wilhelmshaven eröffnet wurde. Die kleine Flotte vergrößerte sich unter der Leitung des Prinzen Adalbert allmählich und konnte

20. Realienbuch für Stadt- und Landschulen - S. 68

1900 - Osnabrück : Rackhorst
68 57. Friedrich Wilhelms Iii. Friedensarbeit. 1. Verwaltung und Landwirtschaft. Friedrich Wilhelm hatte nach der Wiederkehr des Friedens eine schwere Aufgabe zu lösen: die neu erworbenen Landesteile mußten dem Gesamtstaate eingegliedert und die durch den Krieg verursachte große Schuldenlast mußte abgetragen werden. Durch die treue Arbeit des Königs und seiner Beamten wurde diese Aufgabe gelöst; es konnten sogar noch große Summen für die Hebung des Volkswohls verwandt werden. Wie früher schon in den östlichen, so erhielten jetzt auch in den westlichen Provinzen Bürger und Bauern die volle Freiheit und Selbständigkeit, die Städte «Selbstverwaltung. Allen Gemeinden wurde gestattet, ihre Gemeindeländerei zu teilen und die Ländereien der einzelnen Besitzer zusammenzulegen. Schon vor dem Unglücks- semer Vaterstadt Gene, veschasngte ßch aber tuet nut Garten- und Ackerbau, stellte durch Versuche fest, welche Nährstoffe den verschiedenen Pflanzen besonders zuträglich seien, itub zeigte, daß man bei ge- eignetem Fruchtwechsel deu Boden alljährlich bebauen könne. Friedrich Wilhelm machte ihn zu seinem ersten Ratgeber in landwirtschaftlichen Dingen und schenkte ihm ein großes Gut, aus welchem Thaer eine Musterwirtschaft einführte und die erste landwirtschaftliche Lehranstalt errichtete. 2. Zollverein. Der Handel wurde vou lästigen Fesseln befreit, zunächst von der Thoraccise, die nicht nur die Waren verteuerte, sondern auch wegen der damit verbundenen Zeitvergeudung lästig war. Bis dahin mußten die Waren nicht nur verzollt werden, wenn sie die Grenzen eines Landes, sondern auch, wenn sie innerhalb desselben Landes die Grenzen einer Provinz überschritten. Sv gab es zwischen Bremen und Minden 22 Zollstätten. In Preußen wurden jetzt die Binnenzölle aufgehoben, so daß nur noch an der Grenze ein Zoll ge- zahlt zu werden brauchte. Aber die langgedehnten Grenzeil des Landes lvaren schwer zu überwachen; da der Osten und der Westen des König- reichs durch fremde Gebiete getrennt waren, so mußten zwei Zollgebiete gebildet werden. Deshalb bemühten sich preußische Staatsmänner, mit anderen deutschen Staaten ein gemeinsames Zollgebiet zil schaffen. Zu- nächst erklärten sich diejenigen Staaten dazu bereit, welche von Preußen umschlossen waren, nach und nach auch andere, so daß am 1. Januar 1834 ein Deutscher Zollverein ins Leben trat, der alle deutschen Länder außer Österreich, die Hansastädte, Hannover, Oldenburg und Mecklen- burg umschloß. Innerhalb des Zollvereins durften alle Wareli zollfrei versandt werden; der an den Grenzen erhobene Zoll wurde nach der Zahl der Einwohner auf die Bundesstaaten verteilt. Der inländische und ausländische Handel wuchs infolge dieser Vereinigung von Jahr zu Jahr; noch wichtiger lvar, daß der Zollverein sich wie' ein Band um die einzelnen Länder schlang und dadurch eine Bereinigung des deutschen Volkes zu einem Reiche vorbereitete. 3. Schule und Kirche. Die größere Selbständigkeit, welche Bürger und Bauern erlangt hatten, sowie die mannigfachen Neuerungen auf dem Gebiete des Gewerbes erforderten anch eine bessere Volksbildung. Deshalb wurde die Schulpflicht jetzt streng durchgeführt: jedes Kind