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1. Die Weltgeschichte - S. 91

1881 - Gießen : Roth
Wenzel. yi |Dbe eines Kaisers Kmpfe unter den Nachfolgern ausbrachen. 5uf Lubwiq den Rmer folgte in Branbenburg fein Bruder Otto ,er Faule. Diesem entri' Karl Iv. Branbenburg (1373) und Lehnte bomit seinen unmnbigen Sohn Wenzel. So wrben die Luxemburger 42 Jahre lang (1373-1415) die Kurfrsten von Aanbenbnrg. Auch Schlesien, die Lausitz und die Oberpfalz brachte Iv. an fein Haus. Fr fein Land Bhmen hat Karl Iv. gethan. Er lie bentsche Ansiedler in's Land kommen, sorgte jr Aderban und Handel, grnbete neue Stbte und Drfer; auch *e9te et im Jahre 1348 die erste bentsche Universitt in Prag whrenb es in Italien zu Bologna und in Frankreich zu schon frher Universitten gab. Wenzel (1378-1400). 78. Auf Karl Iv. folgte fein Sohn Wenzel (13781400), ein infamer und gewciltthtiger Fürst, der sich fast nur in Bhmen Aufhielt und wenig sich um's Reich kmmerte. (Sein jngerer trber Sigesmunb erhielt nun die Mark Branbenburg, die er durch Wsfenme Statthalter regieren lie, welche durch Erpressungen und ^waltihtigkeiten die Roth des Volkes auf's Hchste steigerten.) Da Menzel durch Verfchwenbung arm geworben war, so brckte er Abel Geistlichkeit. Jagb war feine Hauptbeschftigung; er war von Aen Hunben bestnbig umgeben, welche er auch bisweilen aus Renschen hetzte; feine erste unbescholtene Gemahlin soll von einem lachen Jagbhuube erwrgt worben sein. Er gerieth in Streit nicht Q^in mit den Brgern Prags, sonbern auch mit feinen Abeligen Und mit der Geistlichkeit. Den heiligen Nepomuk, einen unbescholten Geistlichen, lie er, weil er ihm widersprach, in Prag von der ^olbaubuttke herabstoen. Hierbnrch steigerte er die Erbitterung bet Bhmen fo sehr gegen sich, ba die bhmischen Abeligen es wa-Sen konnten, den Wenzel gefangen zu nehmen und auf das Schlo |U Prag in Haft zu bringen. Erst als das beutfche Reich _ deshalb en Bhmen mit Krieg brohte, wrbe Wenzel wieder freigegeben-Es war kein Wunber, ba es bei einem solchen Kaiser in entfchlanb selbst brunter und drber ging. Kein Landfriede wurde Ehalten, die Zeit des Faustrechts und der Raubritter war wieder J?- Namentlich entbrannte feit dem Jahre 1388 in Schwaben bei ^tbtefrieg. Die Stbte in Schwaben, Franken imb am Rhein Meten den' schwbischen Stbtetmnb; dieser lag im Streit nut dursten und Rittern, besonbers mit Graf Eber Harb dem rei* ner (Rauschebart) von Wrttemberg. Sein Sohn Ulrich hatte bte

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1. Mittelalter - S. 437

1911 - Kempten : Kösel
Kaiser Karl Iv. 437 alle Wochen gar manche Schar mit eifjlent kam. Danach machten sich auch Frauen auf und fuhren auch der Land und geielten sich. Danach unter-nahmen auch junge Knaben und Kinder die Geielfahrt. Und wie es zu Straburg ergangen ist, also war es am Rheine in allen Stdten; dasselbe war in Schwaben, in Franken, im Westreich und in vielen Gegenden deutschen Landes. 9. Kailer Karl Iv. Th> Lindner, Geschichte des Deutschen Reiches vom Ende des 14. Jahrhunderts bis zur Reformation. (Braunschweig, C. A. Schwetzschke & Sohn.) Karl Iv. ist unter den deutschen Kaisern der vielgewandte Odysseus. Wie er an Bildung den zeitgenssischen Fürsten weit berlegen war er sprach fnf Sprachen; seine literarische Befhigung hat er dargetan in einer Selbst-biographie, feinen knstlerischen Sinn durch den Dom zu Prag uno das Schlo Karlstein1), seinen wissenschaftlichen Eifer durch die Grndung der erften deutschen Hochschule in glnzender Weise bettigt so bertraf er sie auch in der Regierungskunst. Unermdliche Ttigkeit, welche selbst schwere krperliche Leiden Schlo Karl st ein in Bhmen. >Aus Stacke, Deutsche Geschichte.) nicht achtete, zeichnete ihn aus. Die Lebhaftigkeit des Geistes lie auch die Hnde nicht gern ruhen; in Muestunden beschftigte er sich mit Schnitzarbeiten; selbst wenn er Vortrge anhrte, liebte er es an Holzstben herumzuschneiden. Er wute stets genau, was er wollte, und erreichte es meist, weil er nur mit den gegebenen Verhltnissen rechnete. Ging einmal eine Sache nicht, wie er wnschte, so stand er davon fr den Augenblick ab; aber sicher kam er wieder darauf zurck. Ihm war die hohe Meisterschaft eigen selbst die Feinde seinen Interessen dienstbar zu machen. Mit kluger List sie zu gewinnen, zu umgarnen, selbst zu tuschen, zog er weit einem offenen Kampfe vor. Immer suchte er *) Schlo Karlstein liegt 20 km sdwestlich von Prag.

2. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 188

1858 - Osnabrück : Rackhorst
¡r — 188 — Prag. Wir fuhren eiligst an dem Invalidenhause vorüber, wel- ches dem berühmteren Pariser nur wenig an Größe nachgeben soll; bald rollte der Wagen durch die Festungsthore der Haupt- stadt des Landes, der Paß ward uns abgefordert, und wir be- zogen, nachdem wir bei mehreren Gasthöfen ersten Ranges, z. B. dem Roß, dem Engel u. s. w. wegen Ueberfüllung abgewiesen worden waren, einige Zimmer in der „Stadt Wien". Rach dem Umkleiden begann ich, der ich die böhmische Hauptstadt schon durch mehrmaligen Besuch kannte, meinem Gefährten die Schön- heiten dieses deutschen Roms, wie man Prag schon oft genannt hat, zu zeigen. Der nächste Gang führte uns über den schönsten Platz oder die schönste Straße, den Graben; er trägt also zufällig denselben Namen, wie der besuchteste Theil von Wien, der ja auch nichts anders, als eine breite Straße ist, nur möchte ich dem Prager noch den Vorzug geben; er ist nämlich geräumiger, und von nicht minder palastartigen Häusern besetzt, wo ein glänzender Laden den andern verdunkelt, aus denen ein fortwährendes Ge- wühl hervorströmt, und Wohlhabenheit, ja Reichthum aus allen Fenstern spricht. Wir machten alsdann einen kleinen Umweg, um durch den sogenannten Pulverturm hindurch, der ein merkwür- diges, kolossales, im schönsten gothischen Stile viele Stockwerke hohes Mittelding zwischen Turm und Haus, eine Art Triumph- bogen ist, um die sogenannte Altstadt hindurch in den Theil der Stadt zu gelangen, der ein Seitenstück zu dem römischen Ghetto rst, nämlich zur Iudenstadt, denn nach derselben war mein juri- stischer Begleiter außerordentlich begierig. Verlange nicht, daß ich mich in diesem unansehnlichsten und ältesten Theile der Stadt, der ein Tempel der in üblem Gerüche stehenden Göttin Mephitis zu sein scheint, mit meiner Schilderung aufhalte. Du folgst mir lieber zu einer der beiden Brücken, entweder über die steinerne, welche schon Kaiser Karl Iv. *) errichtet hat. der bekanntlich von mischen Hauptflusses, der bei der alten Stadt Melnik, die durch ihren Wein und ihren Hopfen (Melnik heißt Hopfenstadt von dem slavifchen mol — Hopfen) berühmt ist, in die Elbe fällt und sie schiffbar macht. *) Von Karl Iv., dessen Lieblingsrestdenz Prag war, wurde 1348 die altberühmte Universität, nach Heidelberg (1346) die älteste Deutschlands, gestiftet. Sie ist gegenwärtig besonders durch ihre medi- cinische Facultät im Auslände berühmt und zählt 1200—1400 Stu- denten; in ihrer Blütezeit soll sie 60,000, nach andern 40,000, oder, wie von allen zugegeben wird, 20,000 Studenten gehabt haben,

3. Geschichte des Mittelalters - S. 225

1883 - Münster : Coppenrath
225 gehrten, jene wollten das Stabt-Regiment behalten, diese es fr sich gewinnen. Im Reiche aber standen die Fürsten, die Ritterschaft und die Städte fast aller Orten feindlich gegenber. Jeder wollte mehr Macht besitzen, jeder trdchtete daher die Stellung des anderen zu untergraben; so haderten bald Fürsten mit den nachbarlichen Stdten, bald die Ritter mit den Groen, welche sie unter ihre Botmigkeit zu bringen suchten. Vornehmlich in Schwaben, wo Eberhard der Greiner" oder der Rauschebart" sich eine unabhngige Frstenmacht zu grnden wnschte, tob-ten endlose Fehden dieser Art. Karl Iv. schien sich um diese zerrtteten Zustnde des deutschen Landes, wie auch um die Wahrung seiner Hoheitsrechte daselbst wenig zu kmmern. Er sorgte fast nur fr die Vergrerung seines Hauses, und hierin war er sehr glcklich. Er erwarb Brandenburg, die Lausitz, ganz Schlesien und einen Teil der Oberpfalz. Besonders begnstigte er sein Erbland Bhmen, so da man spter mit Recht von ihm sagte, er sei ein Kater Bhmens, aber ein Stiefvater Deutschlands gewesen. Karl nahm zu Prag seine Residenz und schmckte sie mit den herrlichsten Gebuden und Anlagen. Prag sollte der leuchtende Mittelpunkt nicht nur von Bhmen, sondern vom ganzen deutschen Reiche werden. Hier errichtete er auch zur Bildung seiner Bhmen im Jahre 4348 nach dem Muster der Universitten von Paris und Bologna die erste deutsche Universitt, welche schon bald nach ihrer Stiftung siebentausend Studierende zhlte. Fr das wissenschaftliche Streben des deutschen Volkes ist diese Schpfung von groer Wichtigkeit gewesen, nicht allein weil seitdem stets Tausende unserer Nation in Prag den Studien oblagen, sondern noch mehr, weil die Grndung dieser ersten deutschen Universitt sehr bald den Ansto dazu gab, eine ganze Reihe anderer auf heimischem Boden zu errichten. So entstanden deutsche Universitten: zu Wien (1365), Heidelberg (1386), Kln (1388), Erfurt (1392) und zu Wrzburg (1402). Die goldene 33uiie (1356). Das Wichtigste, was Deutsch-land Karl Iv. zu verdanken hat, ist jenes berhmte Reichsgrundgesetz, die goldene Bulle. Durch diese wurde im Jahre 1356 das ausschlieliche Wahlrecht des deutschen Kniges sieben Kurfrsten *), drei *) Von dem altdeutschen Worte fren", d. i. whlen. Welters Weltgesch. Ii. 30. Aull. 15

4. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 193

1858 - Osnabrück : Rackhorst
193 hier einen Kelch, der aus 1000 Kremnitzer Dukaten verfertigt worden ist, so daß man wohl Grund hat, diese Schatzkammer ein kleines Seitenstück des Dresdner grünen Gewölbes zu nennen. Doch es ist Zeit, dich endlich in die Altstadt zurück zu geleiten, in welche wir über die steinerne Prachtbrücke gelangen, zu der die beiden, am Anfänge und Ende sich erhebenden gothischen Türme vortrefflich passen. Sie ist 35% Fuß breit, mit eisernen Trottoirs versehen, 1790 Fuß lang, also 390 Fuß länger, als die nicht minder berühmte Dresdner Elbbrücke, deren Länge bloß 1400 Fuß beträgt, und mit 28 Statuen geschmückt, von denen die, nicht ganz in der Mitte, wenn man vom Hradschin in die Altstadt geht, linker Hand stehende des heil. Johannes von Nepomuk die gelungenste und die einzige von Bronze ist, denn die andern sind aus demselben Material, aus dem die ganze Brücke besteht, aus Sandstein. Ein lebhaftes Gewühl von Menschen und Wagen herrscht hier vom frühesten Morgen bis spät in die Nacht, dem die jetzige Rivalin, die erst seit wenigen Jahren in zu großer Nähe über die sogenannte Schützeninsel führende Ketten- brücke wenig Eintrag gethan zu haben scheint, theils wegen allzu großer Nähe, theils weil der Gebrauch derselben erst von Erlegung eines, freilich unbedeutenden Preises, ich glaube von 1 oder 2 Kreuzern, abhängig ist. Beide Brücken können übrigens recht gut als Repräsentanten ihrer Zeit gelten; an der steinernen baute man von 1348 — 1507, und sie sieht so ehrwürdig und gediegen aus, als das angedeutete Jahrhundert selbst; die Ketten- brücke hingegen ist im Verlauf von zwei Jahren entstanden, und wohl geeignet, den Namen ihres hauptsächlichsten Gründers mit Ehren auf die Nachwelt zu bringen. Sie übertrifft die erstere an Eleganz und Nettigkeit, und nirgends ist das 14. und 19. Jahr- hundert so würdig, und so nahe aneinander im Mikrokosmus dargestellt, wie hier. Noch habe ich kein Wort von der Neustadt gesprochen, die von Karl Iv. herrührt. Ihre Straßen sind breiter und regel- mäßiger, als in den übrigen Stadttheilen, auch befindet sich hier der größte Platz Prags, der sogenannte Viehmarkt, länglich vier- eckig, dessen eine Seite das riesenmäßige Krankenhaus einnimmt. Die hier gelegenen Kirchen verdienen, vom künstlerischen Stand- punkte aus betrachtet, einen Besuch, z. B. die höchste Kirche Prags zu Maria Schnee, die St. Stephanskirche, mit einem trefflichen Gemälde am Hochaltar, die Taufe Christi am Jordan vorstellend, vom Maler Zimbrecht. Auch das Rathhaus rührt von Karl Iv. her, aber nicht in seiner gegenwärtigen Gestalt. 13

5. Griechische und römische Geschichte, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Mittelalters - S. 123

1905 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Karl Iv. 1347-1378. 123 Kirche begnstigte ihn. Wieder drohte der Ausbruch eines Brgerkrieges; da starb Ludwig der Bayer in Tirol, wo er der Brenjagd oblag. 2. J)ie luxemburgischen Könige. 13471437. Karl Iv. 1347-1378. 86 Karl Iv., der allmhlich allgemeine Anerkennung fand, war ein kluger und umsichtiger König, dazu wissenschaftlich gebildet und sprachen-kundig, der gelehrteste unter den deutschen Knigen. Als Regent Bhmens war er einer der tchtigsten Fürsten des Mittelalters, fr das deutsche Reich hat er weniger geleistet. Die Anfnge seiner Regierung waren fr Deutschland und einen groen Teil Europas unheilvoll; denn aus dem Orient wurde eine Seuche eingeschleppt, der schwarze Tod", der viele $ersare Menschen, an manchen Orten ein Drittel der Bevlkerung und mehr, dahinraffte. Im Zusammenhange damit kam es zu Verfolgungen der Juden, denen man hier und da vorwarf, sie htten die Brunnen ver-giftet. Zugleich taten sich an vielen Orten Leute zu gemeinsamen B-bungen und Geielungen zusammen und durchzogen als Flagellanten in ganzen Scharen die Städte und Drfer, wurden aber bald eine Gefahr fr die ffentliche Ordnung, so da die Behrden gegen sie einschreiten muten. In Bhmen und den bhmischen Nebenlndern Mhren und Schlesien hat sich Karl zunchst der Verwaltung angenommen. Er hob ttigfeit, die Staatseinnahmen und widmete besonders dem eintrglichen Silber-bergbau seine Sorgfalt. Er sorgte sodann fr den Frieden und die ffent-liche Sicherheit und trat dem Fehdewesen scharf entgegen. Er beschtzte und frderte den Handel, zumal die Fluschiffahrt, und begnstigte die Städte, vor allen Prag, das er durch den Bau eines groartigen Doms verschnte. Endlich aber trat er auch als Beschtzer hherer Bildung auf: er hat in Prag die erste deutsche Universitt gegrndet. Nachdem er im Jahre 1373 durch Vertrag gegen eine Geldzahlung auch Branden-brg von dem letzten Wittelsbacher erworben hatte, kam seine frsorgliche Ttigkeit auch diesem Lande zugute. Fr das Reich ist seine Regierung dadurch wichtig, da unter ihm Megoidene auf mehreren Reichstagen das wichtige Reichsgesetz festgestellt wurde, das man nach der goldenen Kapsel, welche das Siegel der Urkunde einschliet, die Goldene Bulle nennt. Durch dieses Reichsgesetz wurde festgestellt, da, wie es nun schon ein Jahrhundert lang Brauch war, nur den sieben Kurfrsten die Wahl des deutschen Knigs zustehe. Die Erzbischfe von

6. Die Geschichte des Mittelalters - S. 517

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
105. Karl Iv. 517 Er begann die größten Unternehmungen und gab sie bald wieder auf, denn es war keine große Idee, welche ihn dazu getrieben, sondern das Streben, sich persönlich augenblickliche Macht und Ruhm, oder nicht selten auch möglichst viel Geld zu verschaffen. Gewiß hat das Geschick, das ihn früh auf den Thron erhoben (als er kaum 14 Jahre alt war) und sich selbst überlassen hatte, zu dieser Unbeständigkeit des Charakters nicht wenig beigetragen. Ganz anders sein Sohn Karl. Niemand liebt den Krieg weniger als er, ohne ihn gerade zu fürchten. Durch kluge Unterhandlungen kommt er noch glücklicher zum Ziele, als sein Vater durch das Schwert; denn er ist sehr verschlagen, er kennt eben so die Schwächen der Menschen wie das Verhältniß der Staaten. Er besaß die hohe Meisterschaft, selbst die Feinde seinen Jntereffen dienstbar zu machen. Mit kluger List sie zu gewinnen, zu umgarnen, selbst zu täuschen, zog er weit einem offenen Kampfe vor. Durch feine Mutter Elisabeth ein Abkömmling des alten Fürstenhauses, ist er den Böhmen theuer und gewinnt sie völlig durch freundliche Herablassung. Er hat in Paris die Wissenschaften liebgewonnen, spricht mit feinen Unterthanen böhmisch oder deutsch, mit Franzosen und Italienern in deren Sprache, ist es nöthig, auch lateinisch und schreibt seine Geschichte selbst; seinen künstlerischen Sinn bethätigt er durch den Dom zu Prag und das Schloß zu Karlstein, seinen wissenschaftlichen Eifer durch die Gründung der Universität zu Prag, der ältesten in Deutschland (lj48), welche bald die <5tu= deuten nach Tausenden zählte. Umgeben von Gelehrten und Künstlern, die er aus fernen Ländern an sich zieht, baut er Kirchen, Paläste und Brücken, legt neue Dörfer und Städte an, erweitert die alten und besetzt sie mit Ansiedlern. Während einer Hungersnoth in Prag ernährt er Tausende, doch müssen sie arbeiten, und er gründet die Neustadt. Unermüdliche Thätigkeit, welche selbst schwere körperliche Leiden nicht achtete, zeichnete ihn aus. Er mißt selbst die neu anzulegenden Straßen aus und bestimmt ihre Richtung. Unter seinen Augen erhebt und bevölkert sich die neue Stadt, dann übersieht er froh, was er geschaffen, und spricht voll Selbstgefühls zu den Fremden, denen er's zeigt: „Das ist mein Werk!" Breslau erweitert er um mehr als die Hälfte feines früheren Umfanges; Flüsse macht er schiffbar, verbessert den Ackerbau, pflanzt Burgunder-Reben in Melnik, bringt selbst Mohammedaner nach Prag, um kostbare Zeuge von ihnen weben zu lassen, und hindert sie nicht in der Ausübung ihrer Religion, obgleich er sie von den Christen absondert. Ueberall ist er besorgt für das Wohl feiner Unterthanen, für die Erhaltung des innern Friedens zum Schutze des Handels und zur Beförderung der Gewerbe. In Prag fitzt er stundenlang vor seinem Schlosse, hört Klagen an und spricht Recht. Er hält überall auf Ordnung und weiß wirtschaftlich seine Erb-Länder in den blühendsten Zustand zu erheben; er bestellt seine Aemter mit tüchtigen Männern und versteht es, diese zu belohnen. Voll Verstaub, fehlt ihm jebe romantische Empsinbung. Er ist kein

7. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 97

1905 - Breslau : Dülfer
Karl Iv. 97 Manche Ortschaften sollen damals ganz ausgestorben sein; in andern vermochten die Uberlebenden die Menge der Toten nicht zu bestatten, so da die Leichname in den Husern verwesten und so die Gefahr noch vermehrten. Zu dieser Zeit fanden die Fahrten der Geielbrder statt. b. Karls It. Regierung. Als Karl Iv. 1349 die Alleinherrschaft erworben hatte, dachte er zwar daran, in Deutschland den Landfrieden zu errichten; allein seine Sorge um Bhmen lie ihn nicht dazu kommen. Spter sah er es sogar ruhig mit an, da in Sddeutschland die Fürsten und Herren die reichen Städte befehdeten. Da halfen sich diese selbst und vereinigten sich zu dem groen schwbischen Stdtebund", der mehrere Jahrzehnte erfolgreich gegen die Ritter kmpfte. Weil Karl Iv. im Reiche alles drunter und drber gehen lie, nannte man ihn des Deutschen Reiches Stiefvater"; dagegen sorgte er fr seine Haus- und Stammlnder wie ein rechter Vater. Zunchst besttigte er die Sonderrechte und Privilegien Bhmens; sodann gab er fr dieses Land ein Gesetzbuch heraus, das die Verwaltung regelte, so z. B. das Fehdewesen strenge untersagte. Weiter sorgte er fr die Vergrerung und Verschnerung der Hauptstadt Prag, lie der die Moldau eine steinerne Brcke bauen und eme hohe, feste Mauer um die Stadt auffhren. Mit Genehmigung des Papstes grndete er 1348 in Prag eine Universitt, die erste in Dentschand, 1348 ote bald eine solche Blte erreichte, da sie von mehreren Tausenden von Studenten besucht wurde. Im Innern des Landes frderte er Handel und Gewerbe, be-rief deutsche Ansiedler, die den Ackerbau hoben, grndete neue Städte, z. B, Karls-bad, und zog Knstler und Gelehrte an seinen Hof. Mit Recht bezeichneten ihn also die dankbaren Bhmen als ihren Bater. Jtn Jahre 1354 zog Karl Iv. der die Alpen, aber nur mit 300 Rittern. In Mailand besttigte er gegen eine hohe Geldsumme die Herrschaft des Visconti. In Rom lie er sich mit der Kaiserkrone schmcken. Ein besonderes Verdienst hat sich Kaiser Karl Iv. noch dadurch er Horben, da er ein neues Reichsgrundgesetz beraten und festsetzen lie, durch das hauptschlich die Wahl des Kaisers und die Rechte der Kur-Arsten geregelt wurden (1356). Man nennt das Gesetz die goldene 1356 -ttlle , weil das Siegel des Gesetzes in einer goldenen Kapsel llat. bulla) aufbewahrt wurde. . Iie Bestimmungen, welche die Neuwahl eines Kaisers betreffen, lauten: er Erzbischof von Mainz soll binnen vier Wochen den Kurfrsten den Tod des Kaisers anzeigen und innerhalb dreier Monate die Kurfrsten zur Neuwahl nach S V* am 3ram einberufen. Bei der Wahl soll die Mehrheit der Stimmen ttschetden. Der Neugewhlte soll sogleich die Sehen, Privilegien und Rechte der Kurherren besttigen. Die Kaiserkrone stammt von (Sott. Sie wird durch Wahl der Kurfrsten einem wrdigen Herrn bertragen; der Papst hat sich nicht in die Verhandlungen einzumischen." Die Kurfrsten erhielten durch dieses Gesetz solche Rechte, da ste hinfort in ihren Lndern fast ganz unabhngig vom Kaiser regierten. tote fonnten Zlle erheben, durften Geld prgen lassen; ihre Untertanen konnten tc baer vor das Gericht des Kaisers gezogen werden. Die schon r @ ^offene Einrichtung der Willebriefe wurde nun gesetzlich gutgeheien. Der Kaiser mute weiter die Kurfrsten alljhrlich als seinen Rat" zusammen* Lewin u. Vahlbruch. Deutsche Geschichte. 7

8. Für die mittleren und oberen Klassen - S. 111

1917 - Leipzig : Freytag
Böhmisch-mährisches Becken. Ill schlagshöhe von kaum mehr als 50 cm. Dort herrscht im Sommer hohe War m e, da sich unter dem Schutze der Gebirge gegen die kalten Nordwinde das regenärmere und wolkenfreiere Becken stark erhitzt. Wirtschaftliche Verhältnisse. Ein solches K1 i m a ist dem Ackerbaue sehr förderlich gewesen. Freilich § 70. unterstützt diesen auch fruchtbarer Boden, der namentlich das ebenere Nordböhmen Acker' und weite Gebiete Mährens bedeckt. Am ertragreichsten ist die Niederung an bau-der mittleren March, die H a n n a, deren wohlhabende Bauern, die H a n n a k e n, vornehmlich Weizen bauen und gute Pferde züchten. Neben Getreide gedeiht in vielen Gegenden die Zuckerrübe und an dereger der Hopfen. Sehr umfangreich ist der Obstbau, besonders in Mähren, in dessen Süden noch Wein gebaut wird. Aber das Becken ist auch reich an Mineralschätzen. Hier liegt eine mächtige Bod0n* Urgebirgsscholle, der Steinkohlen- und braunkohlenführende Formationen auf- sct|nä*ze’ lagern. Jene finden wir besonders an der Beraun, diese an der Eger. In das mähri- dustrie. sehe Odergebiet reicht das schlesische Kohlenlager noch hinein. Verarbeitet werden zunächst die Produkte des Bodens, so das Eisen, das am böhmischen Mittelgebirge gewonnen wird, ferner die Porzellanerde im Egertale und zu Glas die quarzreichen Gesteine im Böhmerwalde. Die Erträge des Ackerlandes bedingen Zuckerfabriken und Bierbrauereien. In den unfruchtbaren Gebirgen im Norden, namentlich im Erzgebirge und in den Sudeten, hat die Verarbeitung von Wolle, Leinen und Baumwolle lebhafte Gewerbtätigkeit erzeugt. Diese industrielle Entwicklung steht im engen Zusammenhange mit der Handel, günstigen Stellung der Länder im mitteleuropäischen Verkehre. Es herrscht ein sehr reger Handel. Zu seiner Förderung sind zahlreiche Schienenwege angelegt. Die böhmisch-mährischen Lande sind infolgedessen die industriereichsten Teile Österreich-Ungarns und kommen in dieser Hinsicht den benachbarten deutschen Gebieten nahezu gleich; sie sind mit 120 Einwohnern auf 1 qkm auch die dichtest bevölkerten der Monarchie. Bewohner und Siedlungen. 0 ^ n 0 8 r a P h i s c h e r Hinsicht bestehen wenig glückliche Ver- §71. hältnisse. Leidenschaftlicher als irgendwo in Österreich wütet dort der Kampf Ethn0“ zwischen Slawen und Deutschen. Ursprünglich wohnten hier die k e 11 i- graphi9' sehen Bojer, die dem Lande Böhmen seinen Namen gegeben haben Sie wurden verdrängt durch die germanischen M a r k o m a n n e n, die zur Zeit der ö erwanderung den slawischen Tschechen weichen mußten. Heute sind die Deutschen m der Minderzahl; die etwa zweimal so zahlreichen Tschechen bemühen sich erfolgreich, ihnen die führende Stellung abzuringen. Die Deutschen wohnen namentlich in den Grenzgebieten sowie in den großen Städten. Schlesien is ast ganz deutsch, nur in seinem Osten wiegen die Polen vor. Politisch zerfällt das Gebiet m das Königreich Böhmen, die Markgrafschaft Mähren und das Herzogtum Schlesien. & Die Hauptstadt des Königreiches Böhmen ist das „goldene“ Prag (233 000) Sied-malensch zu beiden Seiten der Moldau gelegen. Hoch ragt auf dem linken Ufer '“"gen' der prächtige Hradschin, d. i. der Schloßbezirk, auf, der uns an die glänzende B°hmen’ rgangenheit der Stadt erinnert. In Prag wurde von Karl Iv. die erste deutsche

9. Geographische Charakterbilder aus Deutschland (Alpenland, Deutsches Reich und Deutsch-Österreich) - S. 277

1885 - Leipzig : Fues (R. Reisland)
Am St. Nepomukstag in Prag. 277 von Prag. Da wohnen an 9000 Juden in kaum 300 Hänsern zu- sammeugedrängt. Wir treten in eine Gasse ein, die kaum die Breite hat, daß ein Wagen hindurchfahren kann, und deren Tageshelle durch die finstern, hohen, mittelalterlichen Häuser und Spelunken, die sie zusammensetzen, um ein Bedeutendes beeinträchtigt wird. Die meisten Erdgeschosse dieser Häuser bilden Speicher und Gewölbe, die tief in das Innere derselben hineintreten und mit allem möglichen Trödel- kram gefüllt sind. Tausenderlei brauchbare und unbrauchbare Gegeu- stände sind vor die Thüren auf die Gasse geschleppt, um Kauflustige anzulocken. In den höhlenartigen Verließen der Häuser selbst aber sind Schnitt- und andere Waren von billigen Stoffen angehäuft. Dazwischen treibt sich nun eine Bevölkerung umher, die im ganzen und einzelnen mit diesen Umgebungen im vollkommensten Einklänge steht. In großer Menge sind zigeunerhafte Weiber mit verschrumpften Gesichtern vertreten; selten dagegen erblickt man ein frisches Gesicht und eine anmutige Gestalt. Scharen von halbnackten, lumpenbedeckten, sich balgenden Kindern drängen sich überall. Unangeschrieen, nnan- gttastet schreitet fast niemand, am wenigsten aber ein Fremder, durch diese verräucherten Gassen, denn die Bewohner derselben wittern mit natürlichem Instinkt heraus, wer sich aus Neugierde oder aus irgend einem anderen Grunde herverirrt. „Blankes Herrchen", „gnädiges Herrchen", sind Ausdrücke, die man tausendmal an einem Tage hier Zu hören bekommt, und dabei strecken sich die gelben mageren Hände irgend einer Alten von Endor zitternd nach einem Arme oder einer Hand aus, die zufällig in ihren Bereich kommt, um ihreu Eigentümer zu bewegen, sich irgend einen abgelegten Plunder anzusehen, wie er überall in schimmeliger Fülle aufgehäuft liegt. Begierig zeigen auf Fremde lauernde Juden die beiden Hauptmerkwürdigkeiten: die Alt- neuschule, eine sehr alte, durch Lampenqualm im Innern völlig ge- schwärzte Synagoge, und den seit Josephs Ii. Zeit nicht mehr be- nutzten Begräbnisplatz. Tausende von emporragenden, aber in allen möglichen Neigungen zum Horizont stehenden und fallenden, schwarz- grauen, bemoosten, mit hebräischen Charakteren bedeckten Leichensteinen sind von Gesträuch aller Art und Schlingpflanzen überzogen. Nur enge Fußsteige winden sich durch diesen Filz. Der gewaltige Menschenstrom reißt uns westwärts auf die Brücke. Karl Iv. hat 1358 den Grund zu diesem imposanten Bau gelegt, der aber erst 1503 ganz vollendet war. Die Brücke ist 500 m lang, 10 m breit und ruht auf 16 Bogen. Die Geländer sind mit 28 meist stark verwitterten Bildsäulen geschmückt. Ein vergoldetes

10. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 243

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
—2-13 Tvf-e*-'— Kurfürsten Willcbriefe aus und erhielten die Belu-nung. Die Wahl falle vom Erz- bischof von Mainz nach Frankfurt am Main ausgeschrieben werden. Wer nicht persönlich oder durch schriftlich Bevollmächtigte erscheint, verliert für dieses Mal sein Recht. Die Wählenden beschwören, ohne Privatrücksi'cht zu wählen und sich nicht zu trennen,, bis die Wahl einstimmig oder durch Mehrheit geschehen. Die Krönung geschieht zu Aachen durch den Erzbischof von Cöln. Während der Thron- erledigung ist der Rheinpfalzgraf am Rhein, in Schwaben und überhaupt in den Ländern fränkischen Rechts, der Herzog von Sachsen in denen sächsischen Rechtes Reichöverweser. — Die Unterthanen und Stände der Kurfürsten können, außer im Fall verweigerter Justiz, vor keine kaiserliche Gerichte geladen werden, noch an sie appelliren. Die Kurfürsten haben die kaiserlichen Regalien der Bergwerke, Münzen, Zölle, Judcnschutz u. s. w. Dann wurden noch Bestimmungen über den Landfrieden gegeben, z. B. daß, wer in unredlicher Fehde dem Lehensherrn die Lehen aufkündigt und sie dann wieder augreift und sich zueignet, dieselben verwirkt haben solle, daß Verbindungen der Städte oder einzelner Personen ohne Wissen und Willen ihren Landesherren abgethan sein, keine Pfahlbürger mehr gelten sollen u. s. w. Nur die ersten 23 Capitel dieses in lateinischer Sprache verfaßten ersten wirklichen Neichsgrundgesetzcs wurden am to. Jan. 1356 in Nürnberg, die sieben letzten Capitel ain 25. Dcc. 1356 zu Metz bei einem neuen Reichshofe bekannt gemacht, und der ganzem Urkunde ein goldenes Maje- stätssiegel oder Butte angehängt, daher das ganze Gesetz den Namen der gol- denen Bulle erhielt. Die großen Vorrechte, die den Kurfürsten, besonders durch ihr ausschließliches Wahlrecht, worüber gar manche davon Ausgeschlossene unzu- frieden waren, darin zugesprochen wurden (und Karl Iv. hatte ja selbst ein Kurland), machten nicht nur das Septcmvirat, sondern auch die Aristokratie in Deutschland gesetzlich und verfassungsmäßig. Vierzehntes Haupt st ü ck. Geschichte Deutschlands und der Deutschen von Karls l»r. goldener Bulle bis zu Wenzeslaws Absetzung. Der mehr feige, als tapfere, und eigennützige Karl Iv. hatte aber auch Eigen- schaften, welche die gerechte Geschichte nicht unerwähnt lassen darf. Seine Klugheit im Unterhandeln brachte ihn weiter, als Andere der Krieg. Er hatte in Paris fleißig studirt; er ehrte die Wissenschaften, denen er 1348 in Prag einen Haupttempel nach dem Muster des französischen in der neuen und ersten deutschen Universität errich- tete. Er war der böhmischen Sprache, aber auch der französischen und italienischen mächtig und schrieb sein eigenes (noch vorhandenes) Leben in italienischer Sprache nieder. Gelehrte und Künstler zog er an sich; wie gern hätte er Petrarca, den er znm kaiserlichen Pfalzgrafen ernannte, zum Erzieher seines Sohnes gewonnen! Sein Aeußeres war unansehnlich, klein und gebückt, vielleicht ausgewachsen, dabei der Kopf durch Breite, schwarzes Haar und hohe Backenknochen an das slavische Blut seiner Mutter erinnernd. Niemand sah er gerade und offen an. Dabei war er von Natur kalten und zurückhaltenden Wesens, übrigens so gesund, daß er im 5vsten Jahre den ersten Zahn verlor und einen andern dafür bekam. Seine Haupt- 16 *

11. Kulturbilder aus Deutschlands Vergangenheit - S. 81

1890 - Leipzig : Gräbner
11. Die Bedeutung der Kreuzzüge. 81 die Universitäten als Sitze der Wissenschaften entstanden (1348 in Prag die erste in Deutschland unter Karl Iv.). Von nun an hörten die Geistlichen und Mönche auf, ausschließliche Bewahrer der geistigen Habe des Volkes zu sein; die Volkssprache wnrde zur Schriftsprache, und Leseu und Schreiben, früher' fast lediglich von Mönchen geübt, wurden allgemein verbreitete Fertigkeiten. Dadurch faudeu namentlich die Urteile über deu inneren Verfall der Kirche, über die maßlose Unsittlichkeit, Verschwendung und Unwissenheit der Päpste, den weltlichen Sinn der Äbte und die schlechte Zucht der Klostergeistlichen einen immer regeren Austausch und bereiteten so langsam die Reformation vor. Während somit die Kirche, die dem Ausbau eines einigen deutschen Staates fortwährend entgegengearbeitet hatte, in den gewaltigen Kreuzzügen die großartigsten Handlungen ihrer Macht bethätigte, half sie zugleich durch dieselben das deutsche Volk aus den Banden der Verfinsterung und der päpstlichen Hierarchie befreien und baute unbewußter Weise aus den Trümmern der alten Ordnung ein neues Selten auf, den Völkern zum Heil, ihrer Herrschaft zum Verderben. Und wenn auch zugegeben werden muß, daß mit den Kreuzzügen eine vermehrte Raub- und Fehdelnst des verworfensten Teiles der Ritterschaft, eine erhöhte Üppigkeit und Verweichlichung mancher Stünde herbeigeführt worden ist, so darf darum doch nicht die segensreiche Bedeutung derselben unterschätzt werden. 12. Das btntfdjr Kaisertum. Als Karl d. Gr. sein Weltreich begründet hatte, erhielt Karolinger, seilte Macht mit der Verleihung der Kaiserwürde die volle Bedeutung. Das alte deutsche (fränkische) Königtum ging ganz in das Kaisertum auf. Der Kaiser erschien jetzt als der oberste Herrscher und Beschirmer der ganzen Christenheit. Von ihm Böe, Kultnrbilder. 6

12. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 52

1895 - Gera : Hofmann
52 Drittes Buch. I. Abschnitt: Bilder aus der äußeren Geschichte. eine Doppelwahl erfolgt. Eine Kirchenspaltung stand bevor. Karl Iv. mußte es seinen Söhnen überlassen, die Einigkeit herzustellen; am 29. November raffte ihn in Prag, das er zu einem der vornehmsten Plätze Europas erhoben, ein schleichendes Fieber hinweg. „Habe deine Freunde lieb und sitze friedesam, und wenn du etwas mit Güte erreichen kannst, so laß den Krieg. Erweise jedem Zucht und Ehre. Habe den Papst und die Pf aff heit lieb und die Deutschen zu Freunden, so magst du desto besser in Frieden bleiben." Das war das Regierungsprogramm, welches er seinem Sohne eingeprägt hatte. Werfen wir einen Blick zurück auf die Persönlichkeit Karls und auf sein Walten. König Karl war an Bildung den zeitgenössischen Fürsten bei weitem überlegen, er sprach fünf Sprachen: seine litterarische Befähigung hat er in seiner Selbstbiographie bargethan; seinen künstlerischen Sinn durch den Dom zu Prag und das Schloß Karlstein, seinen wissenschaftlichen Eifer durch die Gründung der Universität Prag, der ersten deutschen Hochschule, bestätigt. Unermüdliches Wirken zeichnete ihn ans; körperliche Leiden achtete er gering. Seine Lebhaftigkeit gestattete so wenig den Händen, wie dem Geiste unbedingte Ruhe; in Mußestunden beschäftigte er sich mit Holzschnitzerei, selbst wenn er Vorträge hörte, pflegte er an Holzstäbchen herumzuschneiden. Die Eigenart seiner Regierungskunst und seines Charakters hat ein neuerer Geschichtschreiber in folgenden Zügen vortrefflich beschrieben: „Karl Iv. ist unter den deutschen Kaisern der vielgewandte Odysseus. Er wußte stets genau, was er wollte, und erreichte es meist, weil er nur mit den gegebenen Verhältnissen rechnete, nie das Unmögliche erzwingen wollte. Meisterhaft verstand er es, selbst die Feinde seinen Interessen dienstbar zu machen. Mit kluger List sie zu gewinnen, sie zu umgarnen, selbst zu täuschen, zog er einem offenen Kampfe bei weitem vor. Er vertraute dem Schwerte nicht, obwohl er es in der Jugend mit Ehren geführt hatte. Allerdings konnte es nicht fehlen, daß er durch trugvolles und listiges Wesen die Würde des Herrschertnms nicht selten bloßstellte. Gern zeigte er öffentlich Frömmigkeit und kirchlichen Sinn, unermüdlich sammelte er Reliquien, spendete er zu frommen Stiftungen. Er führte gegen die Päpste die ergebenste Sprache, aber hoch über seiner Devotion stand ihm sein Interesse. Sparsam und haushälterisch im täglichen Leben, scheute er große Opfer nicht, wo sie größere Vorteile erwarten ließen; schlicht und einfach, entfaltete er doch allen Pomp, wenn es galt, durch die Majestät feiner Erscheinung zu imponieren." Glänzende Erfolge hat Karl Iv. errungen, dennoch fand er bald nach feinem Tode die härteste Verurteilung, und gedankenlos wird noch heute das geflügelte Wort Maximilians nachgesprochen, daß er der Erzvater Böhmens, aber ein Erzstiefvater des Reiches gewesen sei. Tiefere Forschung, ruhige Überlegung wird aber auch die Vorzüge des Mannes erkennen lehren, der in der Goldnen Bulle dem Reiche eine feste Gestaltung zu geben suchte, dessen Hauptfehler darin bestand, daß er in einer selbstsüchtigen, an Idealen leeren Zeit ein praktischer Staatsmann gewesen ist.

13. Die Geschichte der Deutschen - S. 330

1824 - Herborn : Krieger
0 330 ntfiesiautat (Dicnstmannfchaft S. 236) ge- geben. Immer hatten die Ministerialen bei der Wahl oder Ernennung des Grafen, Herzogs oder Btschoffs großen Einfluß, ihr Verein war ge, wißer Maßen der Staatsrath des Landes, und die Berathungen, welche die Fürsten bei Gelegenheit der Hofrage mit ihnen pflogen, wa, ren die Anfänge der Landtage. Das Recht der Städte, neben der Geistlichkeit und der Riltersch aft ans Landtagen zu erscheinen, gründete sich ursprünglich darauf, daß die ersten Behörden herrschaftliche Dienstmannen gewesen waren, in deren Rechte um diese Zeit der dritte Stand, als er die Theilnahme an der Stadtverwaltung erwarb, auch einrückte. — Ein anderes, bedeutenderes lag in dem Streben, bei der endlich vollendeten Landeeherrlichkeit der Fürsten, hergebrachte Gerechtsame, welche di- Städte kraft ihrer Privilegien, die Ritterschaft kraft der durch das Lehn, und Dienstrecht de, stimmten Normen besaß, gegen Eingriffe, vor, nehmlich gegen willkürliche und übermäßige Aus, fchretbung von Beden, zu schirmen. — Das erste berechtigte, das zweite berechtigte und be, stimmte zugleich die Stande zu engeren Verbindungen, die allmählich mit dem be, stimmten Recht erscheinen, das Land gegen den Landesherr« zu vertreten. Durch die in der goldenen Bulle ihnen zu, erkannten Vorrechte und durch Errheilung von teid bestimmte Karl Iv. die Kurfürsten zur lahl seines Sohnes Wenzel (16:en Iun. 1576) und starb am 29sten Nov. 1578). Viel hat er für Böhmen durch Gründung der Universität Prag, durch Unterstützung und Hebung der Ge- werbe und strenge Handhabung der Gesetze ge, l^an; aber das Reich harre, wie nachmals der

14. Theil 2 - S. 227

1867 - Breslau : Max
Cola di Rienzi. 225 die Stadt und schloß sich in die Engelsburg ein. Drei Tage darauf kehrten die Barone nach Rom zurück und der frühere Zustand der Gesetzlosigkeit trat wieder ein. Cola hielt sich einen Monat in der Engelsburg auf; dann ging er insgeheim fort und wandte sich nach Deutschland an Kaiser Karl Iv., den er in Prag fand und für die Befreiung Roms zu begeistern suchte. Aber Karl hatte für nichts Sinn, als was ihm unmittelbaren Vortheil versprach. Er ließ im Gegentheil den Tribun greifen und schickte ihn, nachdem er ihn in Prag im Gefängnisse schmachten lassen, von zwei Häschern begleitet, nach Avignon an Papst Clernens Vi. Ohne Zweifel hätte ihn dieser mit Gefängniß oder am Leben bestraft, wenn er nicht bald daraus gestorben wäre. Der folgende Papst (Jnno- cenz Vi.) beschloß, den Einfluß Cola's zu benutzen, um die im Kirchenstaate herrschenden Edeln sich wieder zu unterwerfen. Er sandte ihn (1354) mit einem Cardinallegaten nach Rom zurück. So- bald sich hier das Gerücht verbreitete, daß Cola di Rienzi sich der Stadt nähere, eilten die Römer, eingedenk der Ruhe und Sicher- heit während seiner Verwaltung, ihm haufenweise nach Monte- fiascone entgegen und luden ihn dringend ein, recht bald nach Rom zu kommen, wo die allgemeine Liebe ihn erwarte. Cola kam, und lauter Jubel empsing ihn; denn man hatte seine thö- richte Eitelkeit vergessen und nur für die Segnungen seiner Ver- waltung das Gedächtniß bewahrt. Aber die Freude dauerte nicht lange. Die Erfahrung und Abwesenheit hatten ihn nicht gebessert; seine Eitelkeit und Prahl- sucht waren geblieben Dazu war es schwer, zugleich den Wün- schen des Volks und denen des päpstlichen Legaten zu genügen. Es fehlte ihm an Geld, seine Soldaten zu bezahlen, und da er das Volk besteuern mußte, entstand allgemeine Unzufriedenheit. Eines Tages erhob sich das Volk in zwei Vierteln der Stadt, durchzog unter dem Ruse: „Viva il popolo! A basso il tradi- tore Cola di Rienzi!“ (Es lebe das Volk; nieder mit dem Ver- räther Cola di Rienzi!) die Straßen und wandte sich nach dem Capitol, wo der Palast des Tribuns stand. Kaum zeigte sich hier der drohende Hause, als die Minister, die Diener, selbst die Wachen den Tribun verließen. Durch drei Personen, die ihm in der Stunde der Roth allein treu blieben, ließ er die Thore des Palastes schließen. Das wüthende Volk legte Feuer an. Während dessen warf sich Cola in seine Ritterrüstung, ergriff die Weltgeschichte für T-üchler Ii 14. Aufl. 15

15. Europa (mit Ausschluß des Deutschen Reiches) - S. 277

1887 - Breslau : Hirt
54. Prag. 277 in Prag giebt es, wie überall, viele außerordentlich wohlhabende Familien, die sich in den schönsten Teilen der Stadt niedergelassen haben. Südlich von der Josephstadt liegen die Alt- und Neustadt. Der bedeutendste Platz in der ersteren ist der Ring (Marktplatz). An demselben liegen sich das Rathaus und die Tein- kirche gegenüber. Die größte Merkwürdigkeit des Rathauses ist die astrono- mische Uhr, welche vor 400 Jahren verfertigt wurde und nach jedem Stunden- schlage die 12 Apostel, den Tod und einen krähenden Hahn erscheinen läßt. Die Teinkirche, welche zwei Haupttürme hat, vou denen jeder wieder mit acht kleinen Türmen besetzt ist, war lange Zeit die Hanptkirche der Hussiteu. Süd- lich vom Riuge befindet sich das deutsche Landestheater und das Carolinnm (die Universität). Auch das umfangreiche Clementinum in der Nähe der Karls- brücke dient Universitätszwecken. Von der Ausdehnung des letzteren kann man sich einen Begriff machen, wenn man hört, daß es n. a. zwei Kirchen, sieben größere und kleinere Höfe und drei Thore enthält. Zu den schönsten Plätzen Prags gehören die Quais oberhalb und unterhalb der Karlsbrücke auf dem rechten Ufer. Zugleich hat man von hier aus prächtige Blicke uach der Klein- feite und dem Hradfchiu. Unterhalb der Karlsbrücke erhebt sich das großartige Künstlerhaus (Rudolfinum), welches Räume für ein Konservatorium und eiue Malerakademie, Ausstellungssäle für bildende Künste, einen großen Konzertsaal u. f. w. enthält und von den prächtigsten Parkanlagen umgeben ist. Wer von den Bewohnern des rechtsseitigen Prag sich an frischer Luft und Pflanzengrün erquicken will, findet beides in dem beliebten Stadtparke oder auf den? mit schönen Baumreihen besetzten Wenzelsplatze oder in den Parkanlagen des Karls- Platzes, der den größten Platz von Prag bildet. Sechs Brücken, unter denen sich zwei Eisenbahnbrücken befinden, setzen die beiden Ufer der Moldau iu Verbindung. Wo die Franzenskettenbrücke über den Fluß führt, liegen drei Moldauinfeln nahe beisammen. Die größte von ihnen, die Schützeninsel, dient dieser Brücke als Stützpunkt. Etwas kleiner ist die Sophieninsel, der Sammelplatz der vornehmen Welt. In der Nähe liegt auf Altstädter Seite am Ende der Ferdinandsstraße das böhmische National- theater. Der fast vollendete Ban wurde im Jahre 1881 ein Raub der Flammen, ist aber jetzt in aller Pracht wieder erstanden. Die älteste und merkwürdigste der Brücken Prags ist die Karlsbrücke, die unter Karl Iv. begonnen wurde. Schöne und altertümliche Türme zieren die Enden der Brücke. 28 Bildsäulen erheben sich zu beiden Seiten aus den Pfeilern derselben. Unter ihnen be^ findet sich die des heiligen Nepomuk, welcher in Böhmen sich eines hohen An- sehens erfreut und der Sage nach vom König Wenzel in die Moldau gestürzt wurde. In der Mitte des Monats Mai feiert man diesem Heiligen zu Ehren in Prag ein achttägiges Fest, das Johannesfest genannt, zu welchem Tausende von Menschen herbeiströmen. In diesen Tagen ist die Brücke allabendlich von

16. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 227

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 29. § 161. Kaiser Karl Iv. (Erste deutsche Universität in Prag.) 227 seine diplomatische Gewandtheit, welche er am Hofe von Frankreich und Avignon sowie in Italien gewonnen hatte, und durch seine berechnende, stets auf den eigenen Vorteil bedachte Klugheit erhielt er sich in derselben. Hierin erwies er sich als Begründer der modernen deutschen Staatskunst. Aus Karls Iv früherem Leben sei zum Verständnis seines Charakters hier nur folgendes nachgeholt. Er war in Prag geboren, wurde von seinem launenhaften Vater 1323 in seinem 8. Jahre zu seinem Oheim, dem König Karl Iv, nach Paris gesandt, wo er eine wissenschaftliche Bildung erhielt, so daß er später sät den gelehrtesten Fürsten des Mittelalters galt; er sprach und schrieb die böhmische, französische, deutsche, italienische und lateinische Sprache. In seinem 17. Jahre ward er von seinem Vater bei dessen abenteuerlichem Versuche, sich in der Lombardei festzusetzen, zum Statthalter der Lombardei gemacht. Da er sich aber darin ungeachtet einiger Siege nicht halten konnte, erhob ihn sein Vater 1333 zum Markgrafen von Mähren und Statthalter von Böhmen. Als solcher faßte er den Plan, Prag nach dem Muster der französischen und italienischen Städte zu verschönern und sein czechisches Vaterland auf eine höhere Stufe der Kultur zu heben. Er stellte zunächst die Unordnung im Finanzwesen ab, führte eine allgemeine Steuer ein und sorgte für bessere Verwendung der Einkünfte. In dem Maß, als er dadurch die Liebe der Böhmen gewann, erregte er die Eifersucht seines Vaters, der ihn sogar aus seiner Nähe verwies, aber ihn bald wieder ins Amt einsetzte. Als dann sein Vater, der sich meistens in Frankreich aushielt, in einem Feldzug daselbst um eins seiner Augen kam, erkannten die böhmischen Stände 1341 den nun 25jährigen Karl als Kronerben an, worauf es ihm gelang, die schlesischen Herzoge zur Anerkennung der böhmischen Lehenshoheit zu vermögen, wie er denn überhaupt darauf ausging, Böhmen zur Grundlage seiner künftigen Kaisermacht zu machen, welche ihm vom Papst bei feiner Wahl zum römischen Könige in Aussicht gestellt wurde. Schon bei seiner Krönung zum böhmischen König (2. Sept. 1347) hatte er Prag zu 'seiner Residenzstadt erhoben; er erweiterte sie nachher durch Anlegung der Neustadt und sorgte durch Verleihung von Freiheiten und Rechten unermüdet für ihren Flor. Einem schon früher von ihm gefaßten Plane gemäß stiftete er unter Mitwirkung des ihm befreundeten Dichters Petrarca in Prag die erste deutsche Universität den 7. April 1348 nach den Einrichtungen der Universitäten zu Paris und Bologna und erklärte sie ausdrücklich als eine Lehranstalt für ganz Deutschland, indem er die akademische Bürgerschaft nach vier Nationen einteilte, in die böhmische, zu welcher die Ungarn und ungarischen Slaven, in die polnische, zu der die Schlesier, Russen und Litthauer, in die bairische, zu der die süddeutschen und rheinischen Stämme, in die sächsische, zu der die Norddeutschen, Dänen und Schweden gerechnet wurden. Wie sehr er damit dem Bedürfnis entgegenkam, ersieht man daraus, daß diese Universität bald nach ihrer Stiftung 5000 bis 7000 (fünfzig Jahre nachher sogar 20,000) Studierende zählte, von denen viele vorher ihre Bildung im Ausland gesucht hatten. , Am Stiftungstage derselben erklärte er Böhmen für ein Erbland seines Hauses, um dadurch die in Wahlreichen gewöhnlichen Parteiwirren abzuschneiden. Auch legte er im Jahre 1350 (und wiederholt 1355) den böhmischen Ständen ein neues Gesetzbuch zu einer gründlichen Verbesserung der Rechtspflege und zur Abstellung des Fehdeunfugs und Raubwesens vor, konnte es aber nicht zur Annahme bringen und mußte sich begnügen, durch andere Übereinkünfte den ärgsten Mißbräuchen abzuhelfen. Nachdem er sodann die Ob er Pfalz (als Mitgift seiner zweiten Gemahlin) 15*

17. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 202

1906 - Paderborn : Schöningh
202 v- Wei: Die Anfange der hussitischen Bewegung. bhmischen Könige haben Einwanderungen von Deutschen zur geistigen und materiellen Hebung des Volkes bentzt. Aus Deutschland kamen nicht nur Geistliche, sondern Handwerker, Bauern und Kaufleute nach Bhmen; selbst ein bhmischer Geschichtschreiber, Palacky. mu eingestehen: Die Deutschen waren von den Knigen Bhmens vorzglich wegen ihrer Betriebsamkeit ins Land aufgenommen worden. Auch entsprachen sie dem in sie gesetzten Ver-trauen und erwiesen sich dem Lande hchst ntzlich, insbesondere im Pergbau, in^Roden und im Urbarmachen der vielen Wlder an den Grenzen des Landes. Ihnen zunchst verdankt man die hohe Blte der Silberbergwerke von Kuttenberg und Deutschbrod, welche auf die Vermehrung des Wohl-standes im Lande und somit auch der Macht des Staates so groen Einflu hatten. Fr sie und grtenteils durch sie wurde der bhmische Brgerstand geschaffen, folglich auch die Gewerbttigkeit im Lande neu belebt und gehoben, ihre Anstellungen gaben auch mittelbaren Anla zu der seit Ottokar Ii. so eifrig betriebenen Emanzipation * der Bauern." Als der Stamm der Przemis-liden ausstarb, kamen Deutsche als Könige nach Bhmen. Der Kaiser Karl Iv. war sogar daran, Bhmen zum Hauptland des deutschen Reiches zu Mchen. In der Goldenen Bulle hat der König von Bhmen eine der sieben Stimmen zur Wahl eines deutschen Knigs. Bhmen war durch Johanns Verschwen-dung erschpft, als Karl Iv. die Regierung antrat; wenn er es auf einmal mit Prachtbauten berdecken konnte, so hat er gewi Reichsmittel mit dazu verwendet, obschon er es nicht eingestehen wollte, sicher mit deutschen Mitteln hat er die Universitt Prag gestiftet, und weil sie in Prag die Residenz ihres Knigs sahen, zogen deutsche Professoren und Studenten in Masse dahin.2 Bhmen war also ein Reichsland und die Deutschen keine Fremdlinge darin, wie sie Hus zu behandeln und gegen sie den Nationalha der Tschechen bis zur Verjagung der deutschen Hunde" zu entflammen pflegte. Hus blo als Reformator zu betrachten, der das Werk frherer Eiferer fr christliche Sitte nur fortgesetzt habe, reicht nicht aus. In der Tat traten vor ihm groe Redner, begeisterte Eiferer fr christliche Zucht auf. .. Was blo die Reform anlangt, haben andere zu seiner Zeit Tieferes, Schrferes. Greres gesagt, ohne von der Kirche deshalb verurteilt zu werden. Johann Hus ist ein Bauernsohn aus Husinec im Prachtner Kreis an der bayrischen Grenze, geboren 1370; seine Eltern waren wohlhabende und freie Leute; von der kniglichen Burg Hus (= auca, Gans) seines Marktfleckens hat er seinen Namen Hus. der seine Jugendgeschichte sind keine Nachrichten mehr vorhanden; wir wissen nur. da er in Prag studierte. 1 Befreiung. 2 Wenn aber sptere Chronisten zum Jahre 1409 berichten, da 36000 Magister und (Studenten und davon 20 000 Deutsche gewesen seien, so bertreiben sie wohl ums Zehnfache. Doch mag das Verhltnis der Deutschen zu den Nichtdeutschen annhernd richtig damit ausgedrckt sein.

18. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 71

1901 - Glogau : Flemming
— 71 — Steinhaufen das Land bedecken und die eisige Bora über den Boden fegt. Außer diesen physikalischen Gegensätzen werden wir in merkan- Wischer und wirtschaftlicher Beziehung genug Unterscheidungen inner- halb der völkerreichen Monarchie vorfinden, und wir wollen zu diesem Zwecke die vornehmsten Landschaften nacheinander einer Besprechung unterziehen. Man zählt im Osterreichischen Alpen-, Sudeten-, Karpaten- und Karstlandschaften auf. Wir wollen zunächst mit den Sudetenland- schasten beginnen. Voran steht Böhmen, das nördlichste Kronland — aber darum nicht das schlechteste. Es ist ein von Sw nach No ab- gedachtes Terrassenland von archäischer Bodenformation mit jüngerem Eruptivgestein und hat daher Kohlen, was für Österreich sehr wesent- lich ist. Denn das salz- und eisenerzreiche Gebiet der Ostalpen steht nun in blühendstem Austausch mit dem kohlenreichen, aber salzarmen Böhmen. Aber auch sonst ist Böhmen ein Industrieland ersten Ranges und hat in seinem Nordostrande eine Volksdichtigkeit von über 150 Menschen auf 1 □km. Reichenberg blüht durch Baum- Wollenwebereien, nach den Gebirgen zu liegen die Glashütten, und neuerdings wird der schöne böhmische Hopfen verwertet zur Vier- brauerei. Pilsen genießt darum Weltruf. Dagegen ist der Ruhm des böhmischen Weines zurückgegangen. Im 16. Jahrhundert gehörte er zu den gesuchtesten, und der Wachtmeister in dem Schillerschen Wallen- stein schlürft mit Behagen sein Gläschen Melniker. Die böhmischen Edelsteine sind gleichermaßen bekannt, namentlich die Granaten. Zudem i)t das Land äußerst fruchtbar an Getreide, und wenn wir südwärts nach Mähren vordringen, so gelangen wir an das „mährische Kanaan", die reiche Getreideebene der Hannaken. Der natürliche Mittelpunkt des Landes ist Prag, das böhmische Nürnberg, eine herrlich gelegene, turmreiche Stadt mit lebhaftester Industrie. Aber das macht sie nicht allein jedem Deutschen wert, vielmehr haben in Böhmens Blüteperiode die Luxemburgischen Regenten hier die erste deutsche Universität gestiftet, die kurz vor dem Auszuge der deutschen Stu- deuten 30000 Universitätsgenossen gezählt haben soll. Der Luxem- burger Karl Iv. ist überhaupt in jeder Beziehung Böhmens Wohl- thäter gewesen, was ihm auch die Bezeichnung eintrug: Böhmens Vater, des heiligen römischen Reiches Erzstiesvater. Die Karlsbrücke in Prag und sein Standbild an derselben verewigen den Namen dieses thätigen und erfolgreichen Regenten. — Gewiß haben die Tschechen in Böhmen allen Grund, den Deutschen dankbar zu sein; das Land hat überdies immer in der engsten Beziehung zu Deutsch- laud gestanden, Böhmens Herrscher war einer der 7 Kursürsten des Reiches und versah auch bei der Krönung sein Erzamt: „es schenkte der Böhme des perlenden Weins". Und dennoch hat, wie ich schon oben erwähnte, der tschechische Übermut in den letzten Jahrzehnten

19. Leitfaden der deutschen Geschichte für die mittleren Klassen - S. 69

1900 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Innere Wirren Deutschlands gegen Ende des Mittelalters 1378—1517 (1492). 69 2. Er ging auf in der Thätigkeit für seine Erbländer Böhmen, Mähren und Schlesien, zu denen er 1373 von den Wittelsbachern ^Brandenburg durch Kauf die tiefverschuldete Mark Brandenburg erwarb. In Tanger- £Z£J?Xiet münde (a.d.elbe) und in Prag richtete er seine Residenzen ein, ließ sich durch fremde"meister prächtige' Schloßbauten herstellen („Hradschin"), rief Künstler und Gelehrte herzu (Prag: die erste dei^Jmwät) w.^tibet und ließ die Bewohner seiner Länder alle Wohlthaten einer geordneten, deutsche umversi. glücklichen und gerechten Regierung empfinden. Daher nannte ihn einer tat-seiner Nachfolger Böhmens Vater und des heiligen römischen Reiches Erzstiefvater. 3. Indessen verdankte ihm Deutschland eine Einrichtung, die bestanden hat, solange das alte Reich bestand. Was die Kurfürsten 1338 zu Reuse beschlossen hatten, erhob er 1356 zum dauernden Reichsgesetz. i3s6 Karl iv.. Nachdem er sich in aller Eile in Rom die Kaiserkrone geholt hatte, lud^°s^Rnchs-er 1356 von weltlichen und geistlichen Fürsten und Bürgermeistern der denen Bulle". Reichsstädte alle, die kommen wollten, nach Nürnberg und später nach Metz zum Reichstage. Was auf diesen Reichstagen beschlossen wurde, wurde nach der Goldblech-Umhüllung (bulla) des großen Wachssiegels, das sich an den Ausfertigungen befand, der Kürze halber die „Goldene Bulle" genannt. Sie enthielt außer der Regelung der Königswahl vor allem allerlei Bestimmungen über die Wahlfürsten. Außer den vier rheinischen Kurfürsten (S. 67), von denen der Mainzer die Würde eines deutschen Kanzlers, der Pfälzer das Ehrenamt eines Erztruchseß er-hielt, wurden der Herzog von Sachsen, der Erzmarschall, der Markgraf A von Brandenburg, der Erzkämmerer, und der König von Böhmen, der Erzmundschenk, mit der Kurwürde ausgestattet. Die Kurwürde vererbt^ sich mit dem Kurlande immer auf den ältesten Sohn. Den Kurfürsten wurden für ihre Länder noch mehr von den königlichen Hoheitsrechten eingeräumt, als die übrigen Landesherren besaßen, z. B. machte sie der König zu obersten Richtern für ihre Unterthanen an seiner Statt. Überhaupt sollten sie mehr als die anderen Fürsten fortan die „Säulen" des Reiches sein. 8. Kapitel. Das deutsche Reich im letzten Jahrhundert des Mittel-alters. Seine weltlichen und kirchlichen Wirren. Überblick über die übrigen Reiche Europas. § 68. Die nächsten Nachfolger Karls Iv. Die Städtekämpfe. 1. Feste Stützen waren dem Reiche bald nötiger als je. Karl Iv. kümmerte sich zuletzt wenig mehr um dasselbe; auf ihn folgte 1378 sein

20. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 248

1894 - Dresden : Jacobi
248 Diese hatte er auch dringend ntig, da die Wittelsbacher in Bayern und Brandenburg den Kampf mit Energie gegen ihn fortsetzten und 1349 ut dem tapfern, kampfeslustigen Grafen Gnther von Schwarzburg einen Gegenknig aufstellten. Doch hatten seine Gegner wenig Glck. In Brandenburg stellte der König gegen Ludwig von Bayern den falschen Waldemar auf; Gnther erkrankte bald, verzichtete deshalb gegen eine Geldsumme auf die Krone und starb bald darnach. Die Wittelsbacher fanden es nun fr geraten, sich mit Karl Iv. zu einigen. Letzterer erklrte jetzt Waldemar fr einen Betrger und belie die Wittelsbacher in ihrem ganzen Besitz, wogegen diese ihn als rechtmigen König anerkannten. Zur Zeit dieser Thronstreitigkeiten wtete in Deutschland eine wtende Pest, der schwarze Tod" genannt. Pltzlich wurden die Leute von inner-licher Hitze befallen, litten groe Schmerzen und starben meistens nach kurzer Zeit. Manche Ortschaften sollen damals ganz ausgestorben sein; in anderen vermochten die berlebenden die Menge der Toten nicht zu bestatten, soda die Leichname in den Husern verwesten und so die Ge-fahr noch vermehrten. (Zu dieser Zeit Fahrten der Geielbrder.) t>) Karls Iv. Regierung. Als Karl Iv. 1349 die Alleinherrfchaft erworben hatte, dachte er zwar daran, in Deutschland einen Landfrieden zu errichten; allein feine Sorge um Bhmen lie ihn nicht dazu kommen. Spter sah er es sogar ruhig mit an, da in Sddeutschland die Fürsten und Herren die reichen Städte bekriegten. Da halfen sich diese selbst und vereinigten sich zu dem groen schwbischen Stdtebund", der mehrere Jahrzehnte erfolgreich gegen die Gegner Empte. Weil Karl Iv. im Reiche alles drunter und drber gehen lie, nannte man ihn des deutschen Reiches Stiefvater"; dagegen sorgte er fr seine Hausgter und Stammlnder wie ein rechter Bater. Zunchst besttigte er alle Sonderrechte und Privilegien Bhmens. Sodann gab er fr dies Land ein Gesetzbuch heraus, welches die Ver-waltung regelte, so z. B. das Fehdewesen strenge untersagte. Weiter sorgte er fr die Vergrerung und Verschnerung seiner Hauptstadt Prag, lie der die Moldau eine steinerne Brcke erbauen und eine hohe, feste Mauer um die Stadt auffhren Mit Genehmigung des Papstes grndete er 1348 eine Universitt in Prag, welche bald eine solche Blte erreichte, da sie von mehreren Tausenden von Studenten besucht wurde. Im Innern des Landes frderte er Handel und Gewerbe, berief deutsche Ansiedler, welche den Ackerbau hoben, grndete neue Städte, z. B. Karlsbad, und zog Knstler und Gelehrte an seinen Hof. Mit Recht konnten ihn die dankbaren Bhmen als ihren Vater" bezeichnen. Im Jahre 1352 zog Karl Iv. der die Alpen, aber nur mit 300 Rittern. In Mailand besttigte er gegen eine hohe Geldsumme die Herrschaft des Visconti. In Rom lie er sich mit der Kaiferkrone schmcken. Ein besonderes Verdienst hat sich Kaiser Karl Iv. noch dadurch erworben, da er ein neues Reichsgrundgesetz beraten und festsetzen lie, durch welches hauptschlich die Wahl des Kaisers und die Rechte der Kur-