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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 55

1864 - Essen : Bädeker
55 Ebenen, welche von diesen Flüssen und vielen Bächen bewässert werden, sind sehr fruchtbar. Aber so ist es nicht überall; denn die rauhe oder schwäbische Alp, ein unfruchtbares Kalksteingebirge mit schroffen Felsen und bedeutenden Höhlen, durchzieht das Ländchen. Die Bewohner Würtembergs sind Schwaben, welche einst einen Haupt stamm der deutschen Völker ausmachten. Sie sind treu, herzlich, heiter, dabei fleißig und zu vielerlei Geschäften tüchtig. Auf den 360 Quadratmeilen, welche das Land enthält, wohnen 1,800,000 Menschen, also auf einer Quadratmeile 5000. Da muß fleißig gear- beitet werden, wenn jeder sein Brod finden will. Das thun denn auch die Würtemberger; viele aber wandern auch aus und suchen in der Ferne eine neue Heimath, oder treiben auswärts Handel, wie die sch war z- wälder Uhrmacher. Dabei behalten sie jedoch immer große An- hänglichkeit an ihre Heimath, und verlieren niemals ihre schwäbische Mundart, welche zwar breit, aber zugleich sehr gutmüthig klingt. Das Land ist mit kleinen Städten übersäet. Die Haupt- und Residenzstadt heißt Stuttgart, in einem nach dem Neckar zu- gehenden Thale, welches mit Reben und Obstbäumen reich bepflanzt ist. Ihre Einwohnerzahl ist auf 48,000 angewachsen, so daß man sie jetzt zu den großen Städten zählen kann. Besonders bemerkenswerth für jeden Deutschen ist das,dem in Würtemberg gebornen, großen Dichter Schiller errichtete Denkmal. Er allein würde sein Vaterland allent- halben berühmt machen; darum wäre es undankbar gewesen, wenn man sein Andenken in der Hauptstadt von Schwaben nicht geehrt hätte. Außer Stuttgart sind noch bemerkenswerth: Tübingen am Neckar in einer schönen fruchtbaren Gegend, eine Universitätsstadt mit einem berühmten Seminar, dem sogenannten Stift, zur Ausbildung evangelischer Geistlichen — und die Bundesfestung Ulm, mit einem evangelischen Dom, einer der schönsten Kirchen tn Deutschland. — Durch ein wohlgeordnetes Schulwesen hat die würtembergische Ne- gierung sehr viel zur Bildung des Volkes beigetragen, und eben Würtemberg, das Schwabenland, ist es, welches dem deutschen Volke viele berühmte Dichter, z. B. Friedrich v. Schiller, Ludwig Uhland, Justinus Kerner, Gustav Schwab u. a. gegeben hat. Neben der Anhänglichkeit an ihre Heimath zeichnen den schwäbischen Volksstamm auch Anhänglichkeit und Treue gegen den Landesherrn und gegen die Familie aus. So wird von den Frauen des Städtchens Weinsberg folgendes berühmte Beispiel der Treue erzählt. Als nämlich der deutsche Kaiser Konrad Iii. 1140 die Stadt, welche sich zu seinen Feinden gehalten hatte, belagerte, wehrten sich die Bürger so verzweifelt, daß er im Unwillen schwur, wenn er hineinkomme, werde er keinen, der die Waffen geführt, verschonen. Der Hunger zwang endlich die Stadt, sich zu ergeben, und kein Bitten und Flehen vermochte nun, den Kaiser zur Gnade zu bewegen. Nur den Weibern, beladen mit ihren besten Schätzen, wurde freier Abzug bewilligt. Als sich bald das Thor öffnet, was zeigt sich den mordlustigen Kriegern des Kaisers? Eine lange

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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 55

1863 - Essen : Bädeker
55 Ebenen, welche von diesen Flüssen und vielen Bächen bewässert werden, sind sehr fruchtbar. Aber so ist es nicht überall; denn die rauhe oder schwäbische Alp, ein unfruchtbares Kalksteingebirge mit schroffen Felsen und bedeutenden Höhlen, durchzieht das Ländchen. Die Bewohner Würtembergs sind Schwaben, welche einst einen Hauptstamm der deutschen Völker ausmachten. Sie sind treu, herzlich, heiter, dabei fleißig und zu vielerlei Geschäften tüchtig. Auf den 360 Quadratmeilen, welche das Land enthält, wohnen 1,800,000 Menschen, also auf einer Quadratmeile 5000. Da muß fleißig gear- beitet werden, wenn jeder sein Brod finden will. Das thun denn auch die Würtemberger; viele aber wandern auch aus und suchen in der Ferne eine neue Heimath, oder treiben auswärts Handel, wie die schwarz- wälder Uhrmacher. Dabei behalten sie jedoch immer große An- hänglichkeit an ihre Heimath, und verlieren niemals ihre schwäbische Mundart, welche zwar breit, aber zugleich sehr gutmüthig klingt. Das Land ist mit kleinen Städten übersäet. Die Haupt- und Residenzstadt heißt Stuttgart, in einem nach dem Neckar zu- gehenden Thale, welches mit Reben und Obstbäumen reich bepflanzt ist. Ihre Einwohnerzahl ist auf 48,000 angewachsen, so daß man sie jetzt zu den großen Städten zählen kann. Besonders bemerkenswerth für jeden Deutschen ist das dem, in Würtemberg gebornen, großen Dichter Schiller errichtete Denkmal. Er allein würde sein Vaterland allent- halben berühmt machen; darum wäre es undankbar gewesen, wenn man sein Andenken in der Hauptstadt von Schwaben nicht geehrt hätte. Außer Stuttgart sind noch bemerkenswerth: Tübingen am Neckar in einer schönen fruchtbaren Gegend, eine Universitätsstadt mit einem berühmten Seminar, dem sogenannten Stift, zur Ausbildung evangelischer Geistlichen — und die Bundesfestung Ulm, mit einem evangelischen Dom, einer der schönsten Kirchen m Deutschland. — Durch ein wohlgeordnetes Schulwesen hat die würtembergische Re- gierung sehr viel zur Bildung des Volkes beigetragen, und eben Würtemberg, das Schwabenland, ist es, welches dem deutschen Volke viele berühmte Dichter, z. B. Friedrich v. Schiller, Ludwig Uhland, Justinus Kerner, Gustav Schwab u. a. gegeben hat. Neben der Anhänglichkeit an ihre Heimath zeichnen den schwäbischen Volksstamm auch Anhänglichkeit und Treue gegen den Landesherrn und gegen die Familie aus. So wird von den Frauen des Städtchens Weinsberg folgendes berühmte Beispiel der Treue erzählt. Als nämlich der deutsche Kaiser Konrad Iii. 1140 die Stadt, welche sich zu seinen Feinden gehalten hatte, belagerte, wehrten sich die Bürger so verzweifelt, daß er im Unwillen schwur, wenn er hineinkomme, werde er keinen, der die Waffen geführt, verschonen. Der Hunger zwang endlich die Stadt, sich zu ergeben, und kein Bitten und Flehen vermochte nun, den Kaiser zur Gnade zu bewegen. Nur den Weibern, beladen mit ihren besten Schätzen, wurde freier Abzug bewilligt. Als sich bald das Thor öffnet, was zeigt sich den mordlustigen- Kriegern des Kaisers? Eine lange

2. Hohenzollerisches Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 173

1900 - Stuttgart : Daser
175. Schwäbische Dichter. Schiller und Uh land — die Namen haben in der deutschen Dichterwelt einen guten Klang, und unser Schwaben, das Heimat- land von Schiller und Uhland, darf auf sie, wie auf manch anderen seiner Söhne recht stolz sein. Lud w i g U h land war ein besonders begabter Dichter und ersann schon als Jüngling die schönen Lieder „Die Kapelle," „Des Knaben Berglied" und „Schäfers Sonntagslied". Seine Dichtungeil sind einfach und kräftig, dazu rein — nicht bloß der Form, sondern auch dem Inhalte nach —und endlich wahr und echt, indem sie vorn Herzen kommen und zum Herzen dringen. Ein Zeitgenosse und Freund Uhlands war Gustav Schwab. Beide haben zu Anfang des vorigen Jahrhunderts auf der Hochschule zu Tübingen sich für ihren Beruf vorbereitet, darauf als Professoren in ihren Geburtsstädten — Uhland in Tübingen, Schwab in Stuttgart — gewirkt und haben sich dann in die Stille des Land- und Privatlebens zurückgezogen, um ungehindert der Dichtkunst dienen zu können. „Das Gewitter" und „Der Reiter und der Bodensee" sind Gedichte von Schwab. — Friedrich Schiller wurde am 10. November 1759 zu Marbach in Württemberg ge- boren; sein Vater war Haupt- mann. Der junge Schiller wurde Zögling der „Hohenkarlsschule", einer militärisch eingerichteter! Lehr- und Erziehungsanstalt, wo er anfangs Rechtsstudien trieb, später aber Arzneiwissen- schaft studierte. Seine Lieblings- beschäftigung war Lesen und Dichten, und da beides durch die strenge Ordnung der Anstalt untersagt war, ist ihm der Aufent- halt dort stets verleidet gewesen. Schiller wurde Regiurentsarzt in Stuttgart, und als er auch jetzt in seinem Dichten behindert war, verließ er sein Heimatland und lebte in dürftigen Verhältnissen Schiller. Uhland.

3. Das Vaterland - S. 287

1856 - Darmstadt : Diehl
287 bewunderten seine fromme Standhaftigkeit. Aber aus seiner Asche entsprang ein blutiger Religionskrieg. Seine Anhänger in Böhmen, die Hussiten, rächten seinen Tov durch Abfall von dem Kaiser und durch Verwüstungen der benachbarten Länder, so daß man endlich einen Vergleich mit ihnen schließen mußte. 95. Das üünigreich Würteniltcrg. Obgleich nur ein kleines Königreich, hat Würtemberg doch vieles Merkwürdige. Es ist der rechte Sitz der Schwaben, welche einst einen Hauptstamm unter den deutschen Völkern ausmachten. Das Volk ist treu, herzlich, dabei sleissig und zu vielerlei Ge- schäften tüchtig. Das Sprüchwort, dass ein Schwabe erst mit 40 Jahren verständig werde, ist wohl nur insofern wahr, als die Schwaben aus allzu grosser Treuherzigkeit sich, so lange sie jung sind, leichter bethören lassen und erst nach gemachten Erfahrun- gen vorsichtiger werden. Ist doch Schwaben an Dichtern, Künst- lern, Gelehrten reicher als irgend ein deutsches Land. Freilich hat die würtembergische Regierung jetzt auch viel für die bessere Bildung des Volkes gethan, und es finden sich nur noch Wenige, welche nicht hinreichend im Lesen, Schreiben und Rechnen, sowie in der Religion unterrichtet sind. Ebenso haben die Gelehrten- schulen und die Universität Tübingen Viel geleistet, so dass Würtemberg unter die gebildetsten Länder Deutschlands gerech- net wird. Auch religiöser und wohlthätiger Sinn zeichnet die Würtemberger aus. Unter andern gibt es bei ihnen über 20 Ret- tungsanstalten für sittlich verwahrlosete Kinder. Auf den 360 Quadratmeilen, welche das Königreich beträgt, und welche viel Gebirgsland enthalten, wohnen 1 800000 Menschen, also auf einer Quadratmeile 5000. Da muss sleissig gearbeitet sein, wenn Jeder sein Brod finden will. Das thun denn auch wirklich die Wür- temberger. Viele aber wandern auch aus und suchen sich in der Ferne eine neue Heimath, oder treiben auswärts Handel, wie die schwarzwälder Uhrmacher. Dabei behalten sie jedoch immer grosse Anhänglichkeit an ihre Heimath und verlieren niemals ihre schwäbische Mundart, welche zwar etwas breit, aber zugleich sehr gutmüthig klingt. Die Hauptstadt des Landes ist Stuttgart in einem nach dem Neckar zu gehenden Thale, welches mit Reben und Obst- bäumen reich bepflanzt ist. Ihre Einwohnerzahl ist auf 46000 angewachsen, so dass man es jetzt zu den grossen Städten zählen kann, in welchen ansehnliche Gebäude, Kunst- und Naturalien- sammlungen, Theater und andere Vergnügungsanstalten nicht feh- len. Von allgemeinem Interesse für jeden Deutschen ist das dem aus Würtemberg gebürtigen grossen Dichter Schiller errichtete Denkmal. Er allein würde sein Vaterland allenthalben berühmt machen, darum wäre es undankbar gewesen, wenn man sein An- denken in der Hauptstadt von Schwaben nicht geehrt hätte. Das königliche Schloss in Stuttgart ist mit der gewöhnlichen Pracht

4. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 47

1853 - Essen : Bädeker
47 rauhe oder schwäbische Alp, ein unftuchtbares Kalksteingebirge mit schroffen Felsen und bedeutenden Höhlen durchzieht das Ländchen. Die Bewohner Würtembergs sind Schwaben, welche einst einen Hauptstamm der deutschen Völker ausmachten. Die Schwaben sind treu, herzlich, dabei fleißig und zu vielerlei Geschäften tüchtig. Auf den 360 Quadratmeilen, welche das Land enthält, wohnen 1,800,000 Menschen, also auf einer Quadratmeile 5000. Da nmß fleißig gear- beitet werden, wenn jeder sein Brod stnden will. Das thun denn auch die Würtemberger; viele aber wandern auch au§ und suchen in der Ferne eine neue Heimath, oder treiben auswärts Handel, wie die schwarz- wälder Uhrmacher. Dabei behalten sie jedoch immer große An- hänglichkeit an ihre Heimath, und verlieren niemals ihre schwäbische Mundart, welche zwar breit, aber zugleich sehr gutmüthig klingt. Das Land ist mit kleinen Städten übersäet. Die Haupt- und Residenzstadt aber ist Stuttgart in einem nach dem Neckar zugehen- den Thale, welches mit Reben und Obstbäumen reich bepflanzt ist. Ihre Einwohnerzahl ist auf 40,000 angewachsen, so daß man es jetzt zu den großen Städten zählen kann. Besonders bemerkenswerth für jeden Deutschen ist das dem aus Würtemberg gebürtigen großen Dichter Schiller errichtete Denkmal. Er allein würde sein Vaterland allent- halben berühmt machen; darum wäre es undankbar gewesen, wenn man sein Andenken in der Hauptstadt von Schwaben nicht geehrt hätte. Außer Stuttgart sind noch die Universitätsstadt Tübingen und die Bun- des-Festung Ulm bemerkenswerth. Durch ein wohlgeordnetes Schulwesen hat die würtembergische Regierung sehr viel zur Bildung des Volkes beigetragen, und eben Würtemberg, das Schwabenland, ist es, welches außer Schiller dem deuffchen Volke noch manchen berühmten Dichter, z. B. Hölty, Hebel, Uhland, Justinus Kerner u. a. m. gegeben hat. Neben der Anhänglichkeit an ihre Heimath zeichnen den schwäbischen Volksstamm auch Anhänglichkeit und Treue gegen den Landesherrn und gegen die Familie aus. So wird von den Frauen des Städtchens Weinsberg folgendes berühmte Beispiel der Treue erzählt. Als nämlich ein deutscher Kaiser die Stadt, welche sich zu seinen Feinden gehalten hatte, belagerte, wehrten sich die Bürger so verzweifelt, daß er im Unwillen schwur, wenn er hineinkomme, werde er keinen, der die Waffen geführt, verschonen. Der Hunger zwang endlich die Stadt, sich zu ergeben, und kein Bitten und Flehen vermochte nun den Kaiser zur Gnade zu bewegen. Nur den Weibern, beladen mit ihren besten Schätzen, wurde freier Abzug bewilligt. Aber als sich das Thor öff- net, was zeigt sich den mordlustigen Kriegern des Kaisers? Eine lange Reihe der Weiber, die, mit Zurücklassung ihrer liebsten Habe, ihre Männer, Väter und Söhne als ihre besten Schätze aus dem Rücken trugen. Obgleich mancher aus des Kaisers Gefolge diese List nicht gelten lassen wollte, so erklärte dieser doch, sein kaiserliches Wort

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 70

1873 - Essen : Bädeker
70 Das Land ist mit kleinen Städten übersäet. Die Haupt- und Residenzstadt aber ist Stuttgart in einem nach dem Neckar zu- gehenden Thale, welches mit Reben und Obstbäumen reich bepflanzt ist. Ihre Einwohnerzahl ist auf 91.000 angewachsen, so daß man sie jetzt zu den großen Städten zählen kann. Besonders bemerkenswerth für jeden Deutschen ist das dem aus Würtemberg gebürtigen großen Dichter Schiller errichtete Denkmal. Er allein würde sein Vaterland allent- halben berühmt machen; darum wäre es undankbar gewesen, wenn man sein Andenken in der Hauptstadt von Schwaben nicht geehrt hätte. Außer Stuttgart sind noch die Universitätsstadt Tübingen und die Festung Nlm bemerkenswerth. — Durch ein wohlgeordnetes Schul- wesen hat die würtembergische Regierung sehr viel zur Bildung des Volkes beigetragen, und eben Würtemberg, das Schwabenland, ist es, welches dem deutschen Volke viele berühmte Dichter, z. B. Schiller, Uhland, Justinus Kerner u. a. gegeben hat. Neben der Anhänglichkeit an ihre Heimath zeichnen den schwäbischen Volksstamm auch Anhänglichkeit und Treue gegen den Landesherrn und gegen die Familie aus. So wird von den Frauen des Städtchens Weinsberg folgendes berühmte Beispiel der,Treue erzählt. Als nämlich ein deutscher Kaiser die Stadt, welche sich zu seinen Feinden gehalten hatte, belagerte, wehrten sich die Bürger so verzweifelt, daß er im Unwillen schwur, wenn er hineinkomme, werde er keinen, der die Waffen geführt, verschonen. Der Hunger zwang endlich die Stadt, sich zu ergeben, und kein Bitten und Flehen vermochte nun den Kaiser zur Gnade zu bewegen. Nur den Weibern, beladen mit ihren besten Schätzen, wurde freier Abzug bewilligt. Aber als sich das Thor öffnet, was zeigt sich den mordlustigen Kriegern des Kaisers? Eine lange Reihe der Weiber, die, mit Zurücklassung ihrer liebsten Habe, ihre Männer, Vater und Söhne als ihre besten Schätze auf dem Rücken trugen. Obgleich mancher aus des Kaisers Gefolge diese List nicht gelten lassen wollte, so erklärte dieser doch, sein kaiserliches Wort müsse gehalten werden. Die Weiber hatten den Männern das Leben gerettet, und der Kaiser belohnte diese ihre Treue dadurch, daß er ihnen auch alle ihre Besitzthümer ließ. Von der Treue der Schwaben gegen den Landesherrn wird folgende Geschichte erzählt. Als Graf Eberhard von Würtemberg in seinem Alter in Wildbad sich erholen und die vielen Wunden, die er in den Schlachten für sein Land empfangen, heilen wollte, wurde er plötzlich von feindlichen Rittern dort eingeschlossen und wäre ohne Zweifel von ihnen gefangen worden, hätte ihn nicht ein treuer Unter- than gerettet. Ein Hirt war es; dieser eilte athemlos herbei, dem Grafen die Botschaft von den heranziehenden Feinden zu bringen. Aber damit begnügte sich der Mann nicht; er zeigte dem alten Herrn zugleich einen verborgenen Pfad zur Flucht, und als dieser nicht rasch genug den Berg hinaufsteigen konnte, nahm ihn der kräftige Schwabe

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 40

1872 - Essen : Bädeker
¿O A. Dèe übrigen Staaten Deutschlands. 29. Das Königreich Würtemberg. (2.) Das Königreich Würtemberg liegt westlich vom Königreiche Bayern. Es ist im Süden von der. Donau und im Norden von dem Neckar, einem Nebenflüsse des Rheines, durchflossen. Die weiten Ebenen, welche von diesen Flüssen und vielen Bächen bewässert werden, sind sehr fruchtbar. Aber so ist es nicht überall; denn die rauhe oder schwäbische Alp, ein unfruchtbares Kalksteingebirge, mit schroffen Felsen und bedeutenden Höhlen, durchzieht das Ländchen. Die Bewohner Würtembergs sind Schwaben, welche einst einen Hauptstamm der deutschen Völker ausmachten. Sie sind treu, herzlich, dabei fleißig und zu vielerlei Geschäften tüchtig. Auf den 360 Quadratmeilen, welche das Land enthält, wohnen 1,800,000 Menschen, also auf einer Quadratmeile 5000. " Da muß fleißig gear- beitet werden, wenn jeder sein Brod sinden will. Das thun denn auch die Würtemberger; viele aber wandern auch aus und suchen in der Ferne eine neue Heimath, oder treiben auswärts Handel, wie die schwarzwälder Uhrmacher. Dabei behalten sie jedoch immer große Anhänglichkeit an ihre Heimath, und verlieren niemals ihre schwäbische Mundart, welche Zwar breit, aber zugleich sehr gutmüthig klingt. -Das Land ist mit kleinen Städten übersäet. Die Haupt- und Residenzstadt aber ist Stuttgart in einem nach dem Neckar zu gehenden Thale, welches mit Reben und Obstbäumen reich bepflanzt ist. Ihre Einwohnerzahl ist auf 70,000 angewachsen, so daß man sie jetzt zu den großen Städten zählen kann. Besonders bemerkenswerth für jeden Deutschen ist das dem in Würtemberg gebornen großen Dichter Schiller errichtete Denkmal. Er allein würde sein Vaterland allent- halben berühmt machen; darum wäre es undankbar gewesen, wenn man sein Andenken in der Hauptstadt von Schwaben nicht geehrt hätte. Außer Stuttgart sind noch bemerkenswerth: Tübingen am Neckar in einer schönen fruchtbaren Gegend, eine Universitätsstadt mit einem berühmten Seminar, dem sogenannten Stift, zur Ausbildung evangelischer Geistlichen. — und die Festung Nlm, mit einem evangelischen Dom, einer der schönsten Kirchen in Deutschland. — Durch ein wohlgeordnetes Schulwesen hat die würtembergische Regierung sehr viel zur Bildung des Volkes beigetragen, und eben Würtemberg, das Schwaben- land, ist es, welches dem deutschen Volke viele berühmte Dichter, z. B. Friedrich von Schiller, Ludwig Uhland, Justinus Kerner, Gustav Schwab u. a. gegeben hat. Neben der Anhänglichkeit an seine Heimath zeichnen den schwäbischen Volksstamm auch Anhänglichkeit und Treue gegen den Landesherrn und gegen die Familie aus. So wird von den Frauen des Städtchens Weinsberg folgendes berühmte Beispiel der Treue erzählt. Als

7. Handbuch der Vaterlandskunde - S. uncounted

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
Handbuch der Vaterlan-skun-e Wlmxm-Svg, sein Land, sein Volk und sein Fürstenhaus. Für Schule und Familie bearbeitet von August Ludwig Meibel, Lehrer an der Bürgerschule in Stuttgart. « An's Vaterland, an's theure, schließ dich an Das halte fest mit deinem ganzen Herzen. Schiller. Stuttgart. L Schweizerbart'sche Berlagshandlung und Druckerei. 1858.

8. Der Jugendfreund - S. 302

1887 - Düsseldorf : Schwann
802 hervorragt. Wie schön es an dem See sein muß, sieht man auch daran, daß fünf verschiedene Staaten sich ein Stück seines Ufers angeeignet haben : im Süden die Schweiz, westlich Baden, nördlich Württemberg und Bayern, östlich Österreich, welches mit seinem Tyroler Lande daran stößt. 11 Das Königreich Württemberg. Das Königreich Württemberg liegt östlich vom Großherzog- tum Baden. Es ist im Süden von der Donau und im Norden von dem Neckar, einem Nebenflüsse des Rheines, durchflossen. Die weiten Ebenen, welche von diesen Flüssen und vielen andern Bächen und Flüßchen bewässert werden, sind fruchtbar. Aber so ist es nicht überntt; denn die rauhe oder schwäbische Alp, ein unfruchtbares Kalksteingebirge mit schroffen Felsen und bedeu- tenden Höhlen, durchzieht das Ländchen. Die Bewohner Württembergs sind Schwaben, welche einst einen Hauptstamm der deutschen Völker ausmachten. Die Schwaben sind treu, herzlich, dabei fleißig und zu vielerlei Geschäften tüchtig. Auf den 360 Onadratmeilen, welche das Land enthält, wohnen 1,970,300 Menschen, also auf einerouadratmeile 5000. Da muß fleißig gearbeitet werden, wenn jeder sein Brod finden will. Das thun denn auch die Württemberger; viele aber wandern auch aus und suchen in der Ferne eine neue Heimat, oder treiben auswärts Handel, wie die schwarzwälder Uhrmacher. Dabei behalten sie jedoch immer große Anhänglichkeit an ihre Heimat, imb verlieren niemals ihre schwäbische Mundart, welche zwar breit, aber zugleich sehr gutmütig klingt. Das Land ist mit kleinen Städten übersäet. Die Haupt- und Residenzstadt aber ist Stuttgart in einem nach dem Neckar zugehenden Thäte, welches mit Reben und Obstbänmen reich bepflanzt ist. Ihre Einwohnerzahl ist auf 117,300 angewachsen, so daß man sie jetzt zu den großen Städten zählen kann. Besonders bemerkenswert für jeden Deutschen ist das dem aus Württemberg gebürtigen großen Dichter Schiller errichtete Denkmal. Er allein würde sein Vaterland allenthalben berühmt machen; darum >väre es undankbar gewesen, wenn man sein Andenken in der Haupt- stadt von Schwaben nicht geehrt hätte. Außer Stuttgart sind noch die Universitätsstadt Tübingen und die Festung Ulm bemerkenswert. Durch ein wohlgeordnetes Schulwesen hat die Württembergische Regierung sehr viel zur Bildung des Volkes bei- getragen, und eben Württemberg, das Schwabenland ist es, welches dem deutschen Volke viele berühmte Dichter, z. B. Schiller Uhland, Justinus Kerner u. ä. gegeben hat. Neben der Anhänglichkeit an ihre Heimat zeichnen den schwä- bischen Volksstamm auch Anhänglichkeit und Treue gegen den Landesherrn und gegen die Familie aus. So wird von den

9. Europa - S. 237

1860 - Hannover : Pockwitz
237 Helden und Weise sind hier versammelt und herrschen mit gleicher Macht in ihrem eigenen freien Geisterreiche. Zeit, Raum und Rang — Alles was sie hier auf Erden trennte, ist verschwunden; alle irdischen Schranken sind gefallen, und die entfesselten Seelen begegnen sich und werden Eins im Elemente der Wahrheit und Schönheit. Ein und derselbe Strahl göttlichen Lichtes durchleuchtet die Züge dieser verschiedenen Köpfe. Wir fühlen uns nicht fremd hier, sondern unter theueren Freunden und Wohlthätern, in der rechten Heimath, in deren Luft die Seele frei athmet und ihre Flügel entfaltet. Zwischen den Büsten erheben sich, aus weißem carrarischen Marmor gebildet, die himmlischen Gestalten der Walkyren, weiche die Edeln in der Walhalla bewill- kommnen und ihnen deutsche Eichenkränze reichen. Marmorne Sessel und Kande- laber sind ringsum im weiten Saale vertheilt. Wir treten durch das hohe Mar- morthor wieder in's Freie und betrachten nun auch noch die Vorderseite des schönen Gebäudes, das hocherhaben auf seinen cyklopischen Mauern, weißglänzend im tief- blauen Himmel vor unseren Augen leuchtet, dann die Statuengrüppe des südlichen Giebelfeldes: Germania, umgeben von den Repräsentanten der vom französischen Joche befreiten Völker, Rauch's und Schwanthaler's Werk, das wie eine Mahnung zu ewiger Dankbarkeit und ewiger Vorsicht, weithin den Blicken sichtbar, diesen Tempel deutschen Ruhmes überragt. Nur mit Mühe trennen wir uns von diesem Prachtbaue, aber nicht ohne ein stolzes Gefühl, das uns zuruft: „Auch du bist ein Deutscher! Auch dir gehören jene Großen in der Halle!" 166. Das Königreich Würtemberg. Obgleich nur ein kleines Königreich, hat Würtemberg doch vieles Merkwürdige. Es ist der rechte Sitz der Schwaben, welche einst einen Hauptstamm unter den deutschen Völkern ausmachten. Das Volk ist treu, herzlich, dabei fleißig und zu vielerlei Geschäften tüchtig. Das Sprüchwort, daß ein Schwabe erst mit 40 Jahren verständig werbe, ist wohl nur insofern wahr, als die Schwaben aus allzugroßer Treuherzigkeit sich, so lange sie jung sind, leichter bethören lassen und erst nach ge- machten Erfahrungen vorsichtiger werden. Freilich hat die würtembergische Regie- rung jetzt auch viel für die bessere Bildung des Volkes gethan, und es finden sich nur noch Wenige, welche nicht hinreichend im Lesen, Schreiben und Rechnen, sowie in der Religion unterrichtet sind. Eben so haben die Gelehrtenschulen und die Uni- versität Tübingen viel geleistet, so daß Würtemberg unter die gebildetsten Länder Deutschlands gerechnet wird. Auf den 360 Q.-M., welche das Land beträgt, und welche viel Gebirgsland enthalten, wohnen 1,700,000 Menschen, also auf 1 Q.-M. fast 5600. Da muß fleißig gearbeitet sein, wenn Jeder sein Brod finden will. Das thun denn auch wirklich die Würtemberger; Viele aber wandern auch aus und suchen sich in der Ferne eine neue Heimath, oder treiben auswärts Handel, wie die schwarzwälder Uhrmacher. Dabei behalten sie jedoch immer große Anhänglichkeit an ihre Heimath und verlieren niemals ihre schwäbische Mundart, welche zwar breit, aber zugleich sehr gutmüthig klingt. ^ Die Hauptstadt des Landes ist Stuttgart in einem nach dem Neckar zu gehenden Thale, welches mit Reben und Obstbäumen reich bepflanzt ist. Ihre Einwohnerzahl ist auf 50,000 angewachsen, so daß man es jetzt zu den großen Städten zählen kann, in welchen ansehnliche Gebäude, Kunst- und Naturaliensamm- lungen, Theater und andere Vergnügungsanstalten nicht fehlen. Von allgemeinem Interesse für jeden Deutschen ist das dem aus Würtemberg gebürtigen großen Dichter Schiller errichtete Denkmal. Er allein würde sein Vaterland allenthalben berühmt machen, darum wäre es undankbar gewesen, wenn man sein Andenken in der Hauptstadt von Schwaben nicht geehrt hätte. 2 Meilen im N. von Stuttgart liegt die im 18. Jahrhundert angelegte zweite Residenz, das regelmäßig und schön gebaute Ludwigsburg (10,000 E.). Am Neckar liegt die Landesuniversität Tübingen (10,000 E.). Cannstadt (7000 E.) ist eine Handelsstadt, in einer überaus bevölkerten Gegend. In Marbach ist Schiller 1759 geboren. Tief im Schwarzwalde zieht das Wild bad mit heißer Quelle viele Fremde heran. Zu den merkwürdigen Orten Würtembergs gehört noch das Städtchen Weinsberg, von dessen Weibern ein berühmtes Beispiel der Treue erzählt wird. Als nämlich der deutsche Kaiser die Stadt, welche sich zu seinen Feinden gehalten hatte, belagerte,

10. Neuzeit - S. 396

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 396 — zarten und gemütvollen, tm die besten italienischen Poesien er* innernden Drama „Torquato Tasso" und in dem durch lebendige Schilderung und treffliche Charakterzeichnung hervorragenden Trauerspiel „Egmont", welche Werke bald nach Goethes Rückkehr über die Alpen an die Öffentlichkeit traten Nirgends aber erstrahlt des Dichters tiefes Erfassen und künstlerisches Gestalten so glänzend hell wie in dem großartigen Drama „Faust", der unvergleichlichen Arbeit eines ganzen Lebens, die der geniale Meister schon in der Jugend begann ■ und erst ein Jahr vor seinem Tode beendete. Von bedeutendem Einfluß auf sein poetisches Streben und Schaffen war auch sein inniges Freundschaftsverhältnis zu Schiller, dessen Natur die feinige in der glücklichsten Weise ergänzte, und der ihn eben so sehr anregte und förderte, wie er selbst von ihm Anregung und Förderung erfuhr. Als das wichtigste Produkt der gemeinsamen Wirksamkeit beider Männer gelten die „Xenien", Epigramme nach altrömischer Art, worin sie der gesamten abgeschmackten und oberflächlichen Tageslitteratur in satirischen Ausfällen zu Leibe gingen. Von Goethe entstammen außerdem dieser Periode die Tierfabel „Reinecke Fuchs", die Balladen „Erlkönig" und der „Sänger", der Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre", worin er das bürgerliche Leben nach den verschiedenen Ständen und Verufszweigen und namentlich das Schauspiel-tocfen und die Welt der darstellenden Künstler unübertrefflich zu schildern weiß, die reizende Idylle „Hermann und Dorothea", in welcher eine ältere Begebenheit mit glücklichem Takte an die großen politischen Zeitereignisse angeknüpft wird, und die Bearbeitung der französischen, von Voltaire verfaßten Dramen „Tancred" und „Mahomet". Später schrieb er die vorzügliche Selbstbiographie „Dichtung und Wahrheit", welche die schätzenswertesten Beitrüge zur Kenntnis der Sitten-nnd Litteraturgeschichte, der Personen und Zustände seiner Jugendzeit liefert, und jene Reihe kleiner Erzählungen, die als „Wilhelm Meisters Wände r jähre" erschienen und die harmonische Organisation der Gesellschaft anstrebten. Die Tage seines hohen Greifenalters verbrachte er in stiller Zurückgezogenheit, geistig frisch und thätig bis zum Tode, der ihn am 22. März 1832 von der Erde hinwegnahm. So unerreicht auch Goethe dasteht, so sind doch seine Dichtungen nicht in dem Maße Eigentum des Volkes geworden wie 1759 die Friedrichs von Schiller. Derselbe wurde am 10. 1&05 November 1759 zu Marbach in Schwaben als Sohn eines a würtembergischen Hauptmanns geboren und mußte auf den Wunsch des Herzogs die von dem letzteren auf dem Lustschlosfe Solitude gegründete und dann nach Stuttgart verlegte Karls-

11. Geographie von Mitteleuropa - S. 37

1912 - Regensburg : Manz
Das Neckarland. 37 reiche Gewerbetätigkeit, namentlich Metallgewerbe und Baumwollen- Industrie. In Schwaben ist das Fabrikwesen nach und nach aus dem alten Handwerk (im Mittelalter) herausgewachsen. Steinkohlenlager fehlen; deshalb ist man namentlich auf die Kohlen des Rheinischen Schiefergebirges angewiesen. Dagegen ist Württemberg reich an Salz. Zahlreiche Salzquellen sprudeln als Zeugen von tiefergelegenen Salz- schichten in den Neckargegenden empor und verschiedene Salzlager werden bergmännisch abgebaut. Sehr ergiebig sind namentlich die Salzlager von Friedrichshall und von Schwäbisch-Hall. Zahl- reiche Ortschaften und altertümliche Städte beleben die lieblichen Täler. Das schwäbische Stufenland gehört zu den am dichtesten bevölkerten Gebieten Deutschlands. Das Neckargebiet gehört überwiegend zum Königreich Würt- tembergs Die Bewohner sind meist Schwaben, im Norden und Nordosten Franken. 5. Die größeren Orte folgen dem Hauptfluß des Landes, dem Neckar. Dieser berührt zuerst Rottenburg, eine malerisch gelegene, alte Stadt, Sitz des katholischen Landesbischofes, dann Tübingen, die freundlich gelegene Universitätsstadt. An der aus dem Neckartal zum Schwäbischen Jura aufsteigenden Straße (und Eisenbahn) liegt das gewerbtütige Eßlingen, 32000 E., mit großer Maschinenfabrik. Etwas abseits vom Flusse, ziemlich in der Mitte des Landes, liegt die schöne Hauptstadt Stuttgart, 286000 E., mit bedeutender In- dnstrie (Textilindustrie, Chemikalien, Möbel ?c.) und regem Handel, ein Hauptsitz des deutschen Buchhandels; technische Hochschule. Die Stadt ist rings von Höhen eingeschlossen, die mit Reben bewachsen, von Villen und Gürten besetzt und von Wald gekrönt sind. Den Schloßplatz umgeben das Kgl. Residenzschloß, das Alte Schloß und andere hervorragende Gebäude. Anlagen ziehen sich bis Kannstatt^ am Neckar, welches wegen seiner salzhaltigen Eisenquellen als Kurort 1 Das Land hat sehr viele Dichter und Denker hervorgebracht (Wieland, Schiller, Uhland, Schwab, Schölling, Hegel, Kepler, Friedrich List ic.). Das Stammschloß der württembergischen Fürsten ist die Burg Wirtenberg auf dem Rothenberg (ö. von Stuttgart). ' Kannstatt war schon eine alte Römeransiedelung auf der Straße Ulm— Jura—pforzheim.

12. Die Geschichte Württembergs - S. 229

1875 - Tübingen : Fues
8. 56. Der schwbische Dichterkreis. 227 Als Dichter wandte sich Schwab der Sage und Erzhlung zu und bearbeitete mit groem Fleie Balladen und Romanzen. Er nahm sich hierin Uhland als Muster, mit welchem er innig befreundet war und dessen Schler er sich selbst nannte. Doch hat Schwab seinen Meister weitaus nicht erreicht. Seine Sprache ist klar, aber nicht immer wohlklingend, oft auch trocken. Auch vermochte er nicht, seinen Gedichten einen tieferen und allgemeineren menschlichen Gehalt mitzurheilen. So erzhlt er, aus zu groer Achtung vor der Ueberlieferung, die Sagen nicht im Sinne seiner Zeit, damit sie auf diese wirke, sondern im Sinne der Ursprungszeit: der Dichter mu dem Sagenforscher weichen. Die Darstellung gewaltiger Leidenschaften, Kmpfe und Verhngnisse ist nicht sein eigenthumlicher Kreis; er wird aber lebendiger, Heller, ergreifender, wenn es gilt, husliche Sitte, sinnliche Gestalt und Bewegung, landschaftliche Natur vor uns zu entfalten". Trotz seiner Vorliebe fr die Sagenstoffe Schwabens beschrnkte er sich doch nicht auf diesen engeren Kreis. Unter seinen Balladen zeichnen sich aus: das Gewitter", das Mahl zu Heidelberg", der Reiter und der Bodensee", Johannes Kant", u. a., unter seinen Romanzencyklen das Jugendleben des Herzogs Christoph von Wrttemberg", der Appenzeller Krieg". Schwab hat mit unter den ersten den Tn einer ernst sinnenden christlichen Poesie an-geschlagen. Der frh verstorbene Wilhelm Hauff schrieb in volksmigem Ton und jugendlicher Stimmung den Mann im Monde", die Memoiren des Satan", Phantasieen im Bremer Rathskeller". Am verbreitetsten ist sein Lichtenstein". Friedrich Hlderlin (geb. 1770 zu Lausten, gest. 184 3 zu Tbingen) schlo sich zunchst an Schiller an und ahmte ihn in seinen frheren Ge-dichten augenscheinlich nach. Dem Streben der Romantiker, auf das ltere Na-tionalleben der Deutschen zurckzugehen, blieb er fremd. Vielmehr gieng er in idealer Ueberspannung auf das alte Griechenthum, den hellenischen Geist, zurck. Das Jbeal, wornach er strebte, blieb ihm unerreichbar; der Weltschmerz, Mensch bleiben zu mssen, wo man Gott sein mochte, verzehrte ihn". Er dichtete den Hyperion", der sich durch eine reine, zum Sheil wahrhaft vollendet antike Form auszeichnet. Seine phantastische Vertiefung in das Hellenenthum, sowie die Un-fhigkeit, einer verbotenen Liebe zu der Mutter seiner Zglinge Herr zu werden, zerrtteten ihn krperlich und geistig. Vierzig Jahre lang lag die dstere Nacht des Wahnsinns aus ihm. In lichten Augenblicken schrieb er immer noch Verse, namentlich Oben, welche uerlich korrekt waren. Sein Beispiel mag jedem strebenden jungen Manne zur Warnung dienen und das Bewutsein rege er-halten, da alle Schrecken und Furien des Wahns losbrechen knnen, wenn man pflichtwidrigen Gefhlen, unmglichen Ideen und ausschweifenden Wnschen die Herrschaft der den Geist einrumt, der allein durch sittliche That, freudige Er-fllung der Pflicht, liebevoll thtige Beteiligung an der uns umgebenden gegen {lndlichen Welt sich gesund erhalten kann." Gustav Pfizer (geb. 1s07 zu Stuttgart) strebt Uhlanb und Schiller nach. Die schlichte Volksthmlichkeit des ersteren geht seinen Gebichten mehr ober weniger ab; vielmehr jtnben wir in denselben fters ein Haschen nach prchtigen Bildern und berhaupt nach uerem Glanz. Zu feinen besten Gebichten gehren der Welsche und der Deutsche" und Dichtungen epischer und episch Ivrischer Gattung". 15*

13. Handbuch für den deutschen Unterricht in den oberen Klassen der Gymnasien - S. 282

1872 - Köln : DuMont-Schauberg
282 Schubart. (1739-1791.) Christ. Friedr. Daniel Schubart. (1739-1791.) Geb. am 26. März 1739 zu Obersontheim in Schwaben, studirte Theologie, verlegte sich aber mehr auf Musik und Poesie, führte ein unstätel Leben, wurde Organist, Musikoirector, verlor seine Stelle wieder, wurde wegen Verletzung der Oesterreichischen Regierung 1777 verhaftet und saß zehn Jahre auf der Festung Hohenasperg im würtembcrgischen Neckarkceise. Seine Freilassung hatte er besonders der Hymne auf Friedrich den Großen zu verdanken. („Als ich ein Knabe noch war"). Er wurde Theater.director in Stuttgart, wo er ani 10. October 1791 starb. — Seine Poesie ist unstät wie sein Leben; zum Theil wild und zügellos, zum Theil aus dem ge- müthlichen Volksleben, und später geistlichen Liedern zugewandt. Im Pathetischen leitet ec von Klopstock auf Schiller über, auf welchen letzteren er entschiedenen Einfluß übte. Der ewige Jude. „Eine lyrisch! Aus einem finsteren Geklüfte Karmels Kroch Ahasver. Bald sind's zweitausendjahre, Seit Unruh' ihn durch alle Länder peitschte. Als Jesus einst die Last des Kreuzes trug Und rasten wollt' vor Ahasvcros' Thür, Ach! da versagt' ihm Ahasver die Rast Und stieß den Mittler trotzig von der Thür: Und Jesus schwankt', und sank mit seiner Last. Doch er verstummt. Ein Todesengel trat Vor Ahasveros hin und sprach im Grimme: „Die Ruh' hast du dem Menschensohn ver- sagt; Auch dir sei sie, Unmenschlicher, versagt, Bis daß er kommt!" Ein schwarzer höllentsloh'ner Dämon geißelt nun dich, Ahasver, Von Land zu Land. Des Sterbens süßer Trost, Der Grabesruhe Trost ist dir versagt! Aus einem finsteren Geklüfte Karmels Trat Ahasver. Er schüttelte den Staub Aus seinem Barte; nahm der aufgcthürmten Todtenschädel einen, schleudert' ihn Hinab vom Karmel, daß er hüpft' und scholl Und splitterte. „Der war meinvater!" brüllte Ahasveros. Noch ein Schädel! Ha, Noch sieben Schädel polterten hinab Von Fels zu Fels! „Und die — und die," Mit stierem, Vorgequollnem Auge ras't's der Jude: „Und die — und die — sind meine Weiber - Ha!" Noch immer rollten Schädel. „Die und die", Brüllt Ahasver, „sind meine Kinder, ha! Sie konnten sterben. — Aber ich Verworfner, Ich kann nicht sterben! Ach, das furchtbarste Gericht Hängt schreckenbrüllend ewig über mir. „Jerusalem sank. Ich knirschte dem Säug- ling, Ich rannt' in die Flamme. Ich fluchte dem Römer; Rhapsodie." Doch, ach! doch, ach! der rastlose Fluch Hielt mich am Haare, — und ich starb nicht. „Noma, die Riesin, stürzte in Trümmer; Ich stellte mich unter die stürzende Riesin, Doch sie stel und zermalmte mich nicht. Nationen entstanden und sanken vor mir; Ich aber blieb, und starb nicht! Von wolkengegürteten Klippen stürzt' ich Hinunter in's Meer; doch strudelnde Wellen Wälzten mich ans Ufer, und des Seins Flammenpfeil durchstach mich wieder. Hinab sah ich in Aetna's grausen Schlund, Und wüthete hinab in seinen Schlund. Da brüllt' ich mit den Riesen zehn Monden lang Mein Angstgeheul, und geißelte mit Seufzern Die Schwefelmündung. Ha! zehn Monden lang! Doch Aetna gohr, und spie in einem Lava ström Mich wieder aus. Ich zuckt' in Asch', und lebte noch! „Es brannt' ein Wald. Ich Rasender lief In brennenden Wald. Vom Haare der Bäume Troff Feuer auf mich — Doch sengte nur die Flamme mein Gebein, Und verzehrte mich nicht. „Da mischt' ich mich unter die Schlächter der Menschheit, Stürzte mich dicht ins Wetter der Schlacht, Brüllte Hohn dem Gallier, Hohn dem unbesiegten Deutschen: Doch Pfeil und Wurfspieß brachen an mir. An meinem Schädel splitterte Des Sarazenen hochgeschwungnes Schwert. Kugelsaat regnete herab an mir, Wie Erbsen auf eiserne Panzer geschleudert Die Blitze der Schlacht schlängelten sich Kraftlos um meine Lende, Wie um des Zackenfelsen Hüften, Der in Wolken sich birgt. Vergebens stampfte mich der Elephant; Vergebens schlug mich der eiserne Huf

14. Bd. 2 - S. 80

1854 - Leipzig : Engelmann
80 Deutschlands klassische Literatur. Schubart 1739—94. In dem Groffkophta, einem seiner unbedeutendsten Werke, sucht Goethe die Königin von aller Mitschuld in der bekannten Halsbandgeschichte (Lehrb. §. 703.) zu reinigen. In dem Bürgergeneral „wer- den große oder doch schreckliche Stoffe in einer kleinen, niedrig komischen Art behandelt, die zum Ernst zu oberflächlich, zum Spaß zu herb ist"; in den Aufgeregten kommt der Demokratismus im Vergleich zu den Aristokraten schlecht weg ; selbst in der Bearbeitung des Reinecke Fuchs (A. §. 34.) ist die Be- ziehung auf die Gegenwart fichtbar, so ungerecht es auch war, die schrecklichsten Uebel der Gesell- schaft, gegen die man sich erhoben hatte, mit dem unschuldigen Humor einer einfachen Zeit zu behan- deln. In der natürlichen Tochter erscheinen die Laster und Vergehen der höheren Stande in ein mildes Licht gerückt und durch die feine Sprache und einschmeichelnden Worte verhüllt. §. 85. Schillers Jugend. In Bayern und Schwaben hatten die Ideen der religiösen Aufklärung und politischen Freiheitzwar später, aber um so tiefer Wurzel geschla- gen. Der Illuminatenorden (Lehrb. §. 672.) und der Wieland'sche Kreis huldigten den durch die französische Literatur verbreiteten Ansichten und Wilh. Ludw. Weckhrlin und Daniel Schubart, zwei regellose Talente von unsittlichem Wandel, streuten, jener in kecken Zeitschriften („das graue Ungeheuer" u. a.), dieser in stürmischen Ge- dichten („die Fürstengruft" u. a.) religiöse Freigeistcrei und politische Freiheitsideen rücksichtslos aus. Jener büßte zwar sein kirchenfeindliches Streben mit Verfolgung, Schubart seinen Tyrannenhaß mit zehnjähriger Gefangenschaft auf dem Asperg ; aber der von ihm gestreute Same faßte Wurzel und nährte in der Jugend Freiheitsdrang und einen widerspenstigen Geist. Unter solchen Eindrücken erwuchs Friedrich Schiller aus Mar- bach in Schwaben, der Sohn einer frommen, sinnigen Mutter und eines strengen, ernsten Vaters, der im würtcmbergischcn Militär eine Hauptmannsstelle bekleidete. Frühe zeigte sich in dem Knaben ein strebsamer, hochfligender Sinn; die reiche Welt der Geschichte, die Reise des Columbus und die Thaten Alexanders füllten seine junge, phantasiereiche Seele mit kühnen Plänen; das wirkende, handelnde Leben, dem sich Goethe entzog, hatte für Schiller einen hohen Reiz; er hätte später begierig nach einer praktischen Thätigkeit gegriffen, hätten nicht beschränkte, enge Verhältnisse ihn gehemmt und genöthigt, sich in das Reich der Ideale zu flüchten. — „Diese ftrebsüchtige, freie Seele sollte ihr Feuer früh gedämpft fühlen." Ein pedantischer Schulmeister machte ihn linkisch und ängstlich; die strenge, militärische Zucht in der auf dem herzoglichen Schloß Solitüde errichteten Karls- fchu le, wo er Rechtswissenschaft studirte, erfüllte ihn mit Widerwillen ; weder die Juris- prudenz noch die Medicin, der er sich nach der Verlegung der Akademie nach Stuttgart zuwendete, vermochte seinen hochfliegenden Geist zu fesseln; er wandte sich von der vorge- schriebenen Wissenschaft weg nach der verbotenen Lecture, die er und einige gleichgesinnte Freunde sich mit List zu verschaffen wußten. Sie lasen Klopstock, Goethe's Götz und Werther, Gerstenbcrg's Ugolino, bewunderten die Gedichte Schubarts, mit dem Schiller mehrere Zusammenkünfte auf dem Asperg hatte, und ergötzten sich an Rousscau's Naturlebcn und an den Helden des Alterthums im Plutarch (Lehrb. §. 22-4). Mehrere lyrische Gedichte von Schiller (gesammelt in der „Anthologie auf das Jahr 1782") rühren aus dieser Zeit des Sturms und Drangs und fließen über vön Freiheitseifer, Hcldcnsinn und Männertrotz in bombastischer Großrednerci. Der Zwang der Akademie und die Subordination, unter die Schiller als Militärarzt zu stehen kam, steigerte die verbitterte Stimmung in solchem Grade, daß er im Vertrauen auf die Unterstützung des Mannheimer Thcaterintendanten Dalberg, der Schillers Räuber unter großem Beifall zur Aufführung gebracht (1782), aus Stuttgart entfloh, um sich ein freies Leben, wenn auch unter Roth und Sorgen zu gründen. Die Räuber sind die Frucht seiner tiefen Mißstimmung über, die verschrobenen Zustände der Welt, wodurch das Genie in die Bande der Convenienz und des Zunft- zwangs geschlagen werde, und gegen die „feige Schurkerei", die mit ihrem schleichenden Gifte verderblicher wirke, als große Laster und Verbrechen. Das Stück mit seinen Schau- der und Entsetzen erregenden Sccnen wirkte durch die Kühnheit der Sprache gleich einem Blitzstrahl.

15. Neue Landeskunde von Württemberg - S. 34

1910 - Stuttgart : Holland & Josenhans
34 Platz, dessen schönster Schmuck das neue Rathaus bildet. Auf dem alten Schloßplatz, zwischeu der ehrwürdigen Stiftskirche und dein alten Schlosse, erhebt sich das Denkmal unseres großen Dichters Schiller, und auf dem Karlsplatz steht das Reiterstandbild Kaiser Wil- Helms I. Am Anfang der langen Neckarstraße liegt der Wilhelms- Palast, die Wohnung unseres Königs. Iu dieser Straße sind auch die großen Sammlungen Stuttgarts: die Naturaliensammlung, die große Landesbibliothek mit mehr als 500 000 Büchern und die Ge- mäldesammluug. Hinter der Landesbibtiothek erhebt sich das mächtige Justiz g ebäude. Eines der großartigsten Bauwerke Stuttgarts ist das Landesgewerbemuseum an der Schloß- und Kanzleistraße, in dessen Sälen alte und neue Erzeugnisse des Gewerbefleißes ausgestellt siud. Unter den Kasernen der Stadt ist die große Infant er iekaserne an der Rotebühlstraße die größte. Auf einer Halbinsel des Feuersees erhebt sich die schöustgelegeue Kirche Stuttgarts, die herrliche Johanneskirche. Unter den katholischen Kirchen ist die gotische Marienkirche die schönste. Stuttgart ist aber auch eine Stadt der Schulen. Neben vielen Volks- und Mittelschulen hat es höhere Mädchenschulen, Realschulen, Gymnasien, eine Baugewerkschule, eine technische Hochschule, ein höheres Lehrerinnenseminar, eiue tierärztl. Hochschule, eiu Konservatorium für Musik, eine Kunstschule, eine Kunstgewerbeschule, Handelsschulen, eiue Fraueuar- beitsschule usw. Außerdem dienen der Geistesbildung die Theater, allen voran das Königl. Hostheater, die verschiedenen wissenschaftlichen Samm- lungen, die vielen, namentlich winters stattfindenden Konzerte, Vorträge usw. Stuttgart hat ferner eine bedeutende Industrie/ Es ist zwar keine rußige, rauchumnebelte Fabrikstadt, doch hat es bedeutende Maschinenfabriken, Trikotwebereien, viel Möbelindustrie und Klavier- fabrikation. Außerdem ist Stuttgart der größte Buchdruck- und Buchhandels- Platz Süddeutschlands. Für den Verkehr war Stuttgarts Lage iu einem abgeschlossenen Tal- kessel wenig günstig. Die Stadt verdaukt ihr Emporkommen rein der Fürsorge der lvürtt. Landesfürsten und der Rührigkeit ihrer Bewohner. Durch Tunnels führen die wichtigsten Eisenbahnen des Landes herein: die württ. Hauptbahn von Bretten nach Ulm und Friedrichshafen, die Gäu- bahn, die Schwarzwaldbahn, die Remsbahn, die Murrbahn, die obere und die untere Neckarbahn. Den Verkehr mit der Filderebeue vermittelt die Zahnradbahu nach Degerloch. Elektrische Bahnen durchkreuzen die Stadt nach allen Richtungen und führen auch iu die Vororte hiuaus. Längst schon reicht der Hauptbahnhos, auf dem täglich mehr als 200 Personenzüge ein- und ausfahren, für den gewaltigen Verkehr nicht mehr, weshalb ein neuer Riesenbahnhof im Bau ist. Die 270 000 Einwohner brauchen täglich eiue Meuge vou Lebensmitteln, die vom Gäu, vom Langen Feld und Schmidener Feld, von der Filderebene, dem Neckartal und noch weiterher nach Stuttgart kommen. Stuttgart ist eiue gute Absatzstelle für das ganze Land. Erzeugnisse der Industrie kommen nach Stuttgart herein, und um- gekehrt werden Stuttgarts Industriewaren hiuaus verschickt. Die Eisen- bahnen bringen aus allen Himmelsgegenden die Rohstoffe (Eisen, Holz, Baumwolle usw.) für die Fabriken, und Taufende von fleißigen Arbeitern und Arbeiterinnen kommen in der Morgenfrühe aus der ganzen Umgegend

16. Das Deutsche Reich - S. 35

1890 - Leipzig : Abel & Müller
— 35 — schwäbischen Hügellandschaft waren also die ersten Bilder, die vor die Seele des Kindes traten, und so lebendig prägten sich diese Heimat- lichen Bilder seiner Vorstellung ein, daß er, wie der Vater später schrieb „jedes kleine Bächgen ein »Neckarle« nannte." Tübingen, der Sitz der württembergischen Hochschule, ist die Geburtsstadt des größten neueren Dichters der Schwaben, Ludwig Uhlaud (geb.: 26. April 1787, gest.: 13. Nov. 1862), welcher seinen Landsleuten durch seine Balladen selbst die Geschichte ihres Heimatlandes zur Poesie erhob und dessen Lieder recht aus dem Herzen seines Volkes heraus gedichtet waren. Ein Beweis für die Volkstümlichkeit des Dichters: Als Uhland einst, in seinen späteren Jahren, auf der jetzt nach ihm benannten „Uhlandshöhe" bei Stuttgart wandelte, hörte er von einer Seite her, von drei Landmädchen angestimmt, das Lied: „Es zogen drei Bursche wohl über den Rhein", von der anderen, von Burschen angestimmt, das Lied: „Ich hatt' einen Kameraden". Was mochte der Dichter wohl empfinden, als er diesen Doppelgesang seiner Lieder zu sich heraufschallen hörte! Uhlands Dichtung übte einen nachhaltigen Einfluß auf die Poesie Schwabens und auf eine Anzahl neuerer Dichter, welche die sogenannte „schwäbische Dichterschule" bildeten. Die Vor- liebe zu der Naturpoesie, in engem Zusammenhange mit der Heimat- liebe, ist ihnen allen eigen. Als bedeutendste Vertreter dieser schwä- bischen Dichterschule gelten Gustav Schwab (geb.: 19. Juni 1792 zu Stuttgart, gest.: 4. Nov. 1850 ebendaselbst) und Justinns Kerner (geb.: 18. Sept. 1786 zu Ludwigsburg, gest.: 22. Febr. 1862 zu Würzburg). Von dem letzteren ist das schöne Lied, welches Du, lieber Leser, auf gemeinschaftlichen Spaziergängen mit Deinen Schnlgenoffen wohl schon öfters angestimmt oder mitgesungen hast: „Preisend mit viel schönen Reden Ihrer Länder Wert und Zahl, Saßen viele deutsche Fürsten, Einst zu Worms im Kaisersaal."-- Das Lied preist insbesondere die Treue der Württemberger und wir wollen ihnen diesen Ruhm der Treue ungeschmälert lassen, möchten jedoch bemerken, daß die Treue nicht nur eine Eigenschaft des schwä- bischen Volksstammes ist, sondern daß sie überhaupt allen Deutschen eignet und daß die schlichte deutsche Treue von alters her sprichwörtlich ist. Daran wird nichts geändert, wieviel auch in neuerer Zeit an der Treue gefehlt worden, und wir, mein junger Leser, wollen die Treue 3*

17. Teil 7 = (Für Prima) - S. 205

1906 - Leipzig : Freytag
205 aus wenigem viel zu machen, und wenn Sie meine Armut an allem, was man erworbene Erkenntnis nennt, einmal näher kennen sollten, so finden Sie vielleicht, daß es mir in manchen Stücken damit mag gelungen sein. Weil mein Gedankenkreis kleiner ist, so durchlaufe ich ihn eben darum schneller und öfter und kann eben darum meine kleine Barschaft besser nutzen und eñne Mannigfaltigkeit, die dem Inhalte fehlt, durch die Form erzeugen. Sie be- streben sich, Ihre große Ideenwelt zu simplifizieren, ich suche Varietät für meine kleinen Besitzungen; Sie haben ein Königreich zu regieren, ich nur eine etwas zahlreiche Familie von Begriffen, die ich herzlich gern zu einer kleinen Welt erweitern möchte. Ihr Geist wirkt in einem außerordentlichen Grade intuitiv, und alle Ihre denkenden Kräfte scheinen auf die Imagination, als ihre gemeinschaftliche Repräsentantin, gleichsam kompromittiert zu haben. Im Grund ist dies das Höchste, was der Mensch aus sich machen kann, sobald es ihm gelingt, seine Anschauung zu generalisieren und seine Empfindung gesetzgebend zu machen. Danach streben Sie, und in wie hohem Grade haben Sie es schon erreicht! Mein Verstand wirkt eigentlich mehr symbolisierend, und so schwebe ich als eine Zwitterart zwischen dem Begriff und der Anschauung, zwischen der Regel und der Empfindung, zwischen dem technischen Kops und dem Genie. Dies ist es, was mir, besonders in früheren Jahren, sowohl auf dem Felde der Speku- lation als der Dichtkunst ein ziemlich linkisches Ansehen gegeben; denn ge- wöhnlich übereilte mich der Poet, wo ich philosophieren sollte, und der philo- sophische Geist, wo ich dichten wollte. Noch jetzt begegnet es mir häufig genug, daß die Einbildungskraft meine Abstraktionen und der kalte Verstand meine Dichtung stört. Kann ich dieser beiden Kräfte insoweit Meister werden, daß ich einer jeden durch meine Freiheit ihre Grenzen bestimmen kann, so erwartet mich noch ein schönes Los; leider aber, nachdem ich meine moralischen Kräfte recht zu kennen und zu gebrauchen angefangen, droht eine Krankheit meine physischen zu untergraben. Eine große und allgemeine Geistesrevolution^ werde ich schwerlich Zeit haben in mir zu vollenden, aber ich werde tun, was ich kann, und wenn endlich das Gebäude zusammenfällt, so habe ich doch viel- leicht das Erhaltungswerte aus dem Brande geflüchtet. Sie wollten, daß ich von mir selbst reden sollte, und ich machte von dieser Erlaubnis Gebrauch. Mit Vertrauen lege ich Ihnen diese Geständnisse hin, und ich darf hoffen, daß Sie sie mit Liebe aufnehmen. Der Ihrige Schiller. 29. Äbrr Schiller und den Gang seiner Geistesentinicklung. Von W. v. Humboldt. Briefwechsel zwischen Schiller und W. v. Humboldt. 2. Ausg. Stuttgart, 1876. Vorerinnerung. Es gibt ein unmittelbareres und ein volleres Wirken eines großen Geistes als das durch seine Werke. Diese zeigen nur einen Teil seines Wesens. In

18. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 53

1859 - Essen : Bädeker
53 Hauptstadt des Landes! — Die Universitätsstadt! — Was wisst ihr von dem Gebirge Hannovers? — Jeder soll angeben, was er sich sonst noch in Han- nover gemerkt hat! — Zu welcher Religion bekennt sich der grösste Theil der Bewohner Hannovers? — Wie viel Staaten kennt ihr jetzt? — Nennet sie! — Zeichnet und beschreibet jetzt das Königreich Hannover! — 33. Das Königreich Würtemberg. ‘ (5 ) Das Königreich Würtemberg liegt westlich vom Königreiche Baiern. Es ist im Süden von der Donau und im Norden von dem Neckar, einem Nebenflüsse des Rheines, durchflossen. Die weiten Ebenen, welche von diesen Flüssen und vielen anderen Bächen und Flüß- chen bewässert werden, sind fruchtbar. Aber so ist es nicht überall; denn die rauhe oder schwäbische Alp, ein unfruchtbares Kalksteingebirge mit schroffen Felsen und bedeutenden Höhlen, durchzieht das Ländchen. Die Bewohner Würtembergs sind Schwaben, welche eiifft einen Haupt stamm der deutschen Völker ausmachten. Die Schwaben sind treu, herzlich, dabei fleißig und zu vielerlei Geschäften tüchtig. Auf den 360 Quadratmeilen, welche das Land enthält, wohnen 1,800,000 Menschen, also auf einer Quadratmeile 5000. Da muß fleißig gear- beitet werden, wenn jeder sein Brod flnden will. Das thun denn auch die Würtemberger; viele aber wandern auch aus und suchen in der Ferne eine neue Heimath, vder treiben auswärts Handel, wie die schwarz- wälder Uhrmacher. Dabei behalten sie jedoch immer große An- hänglichkeit an ihre Heimath, und verlieren niemals ihre schwäbische Mundart, welche zwar breit, aber zugleich sehr gutmüthig klingt. Das Land ist mit kleinen Städten übersäet. Die Haupt- und Residenzstadt aber ist Stuttgart in einem nach dem Neckar zu- gehenden Thale, welches mit Reben und Obstbäumen reich bepflanzt ist. Ihre Einwohnerzahl ist auf 48,000 angewachsen, so daß man sie jetzt zu den großen Städten zählen kann. Besonders bemerkenswerth für jeden Deutschen ist das dem aus Würtemberg gebürtigen großen Dichter Schiller errichtete Denkmal. Er allein würde sein Vaterland allent- halben berühmt machen; darum wäre es undankbar gewesen, wenn man sein Andenken in der Hauptstadt von Schwaben nicht geehrt hätte. Außer Stuttgart sind noch die Universitätsstadt Tübingen und die Bundes-Festung Ulm bemerkenswerth. — Durch ein wohlgeordnetes Schulwesen hat die würtembergische Regierung sehr viel zur Bildung des Volkes beigetragen, und eben Würtemberg, das Schwaben- land, ist es, welches dem deutschen Volke viele berühmte Dichter, z. B. Schiller, Uhland, Justinus Kerner u. a. gegeben hat. Neben der Anhänglichkeit an ihre Heimath zeichnen den schwäbischen Volksstamm auch Anhänglichkeit und Treue gegen den Landesherrn und gegen die Familie aus. So wird von den Frauen des Städtchens Weinsberg folgendes berühmte Beispiel der Treue erzählt. Als nämlich ein deutscher Kaiser die Stadt, welche sich zu seinen Feinden

19. Das Deutsche Reich - S. 31

1914 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Il Die Deutschen Mittelgebirge. 31 Gegenden am Main und Rhein. Da überdies der Boden ertragfähig und aufs sorgsamste bebaut ist, so zählt das Schwäbische Stufenland zu den schönsten und gesegnetsten Gegenden von ganz Deutschland (Abb. S. 30). Getreide, Wein und Obst gedeihen in Fülle („Dasneckartal hat Wein und Korn"), und die freundlichen Orte und altertümlichen Städte sprechen das Gemüt in hohem Maße an. Darum wohnt hier im Volke soviel Sangeslust, und es begreift sich, daß das schöne Schwabenland das „Land der Dichter" geworden ist; hier haben Schiller, Uhland, Schwab, Jnstinus Kerner, Mörike, Gerok, Hertz u. a. ihre Geburts- statten. Siedelungen. Naturgemäß folgen die ansehnlichsten Siedelungen der Haupt- flußader des Gebietes, dem Neckar. Dieser berührt zunächst die württembergische Bischofsstadt Rottenburg und die freundlich gelegene Universitätsstadt Tübingen, wird aber alsbald durch die Ausläufer des Jura nach Norden abgelenkt. Zu diesem Flußknie zieht von Ulm her die Albstraße über die Industriestädte Geislingen und Göppingen, ersteres bekannt durch seine geschmackvollen Metallwaren, letzteres nament- lich durch Webereien und Maschinenbau. Nahe der Vereinigung beider Straßen liegt das gewerbtätige Eßlingen, die erste Fabrikstadt des Landes, mit Lokomotivenbau; dann folgt in einer überaus reizvollen Talweitung des Keupers Stuttgart, 290000 Einw., wohl die fchönstgelegene Residenzstadt Süddeutschlands, umrahmt von waldgekrönten Höhen, blumenreichen Gärten, Weinbergen und Villen. Stuttgart ist auch der Sitz einer ansehnlichen Industrie und der Mittelpunkt des süddeutschen Buchhandels. Mit Stuttgart vereinigt ist Cannstatt. Nördlich davon Ludwigsburg, ehedem auch Residenz. Durch den Zufluß von Kocher und Jagst wird die Dampfschiffahrt auf dem Neckar wesentlich begünstigt, doch gehen die Schiffe bis Heilbronn herauf, das deshalb ein Hauptstapelplatz des Verkehrs und nach Stuttgart Württem- bergs ansehnlichste Handelsstadt ist. Bei Heilbronn finden sich auch reiche Salzlager, Aalen hat Eisenwerke und Gmünd, nahe dem Hohenstaufen, erzeugt Edelmetall- waren. Schwabens alte und höchst mannigfaltige gewerbliche Tätigkeit knüpft sich hauptsächlich an den Flußfaden des Neckars. 2. Die Gebirge Schwabens. Weniger fruchtbar sind naturgemäß die Gebirgsgegenden Schwabens, besonders Jura und Schwarzwald; doch bieten auch sie wertvolle Gaben, und ihre hohe landschaftliche Schönheit wie ihre stärkende Waldluft sind eine Quelle der Lebenskraft für die zahlreiche Bevölkerung der schwäbischen Fabrikstädte. Im Süden des Neckarstufenlandes erhebt sich der Schwäbische Jura oder die Alb, ein steil nach Norden abfallendes Kalkplateau. Zahlreiche Höhlen (Nebelhöhle bei Pfullingen), wasserarme, rauhe Stuttgart Jveckar •Jara Keuper Du Tujjgänge Profil von Stuttgart zum Schwäbischen Jura. und daher schwach besiedelte Hochflächen, aber malerische, von klaren Bergwässern durchströmte obstreiche Täler und ansehnliche Eisenlager (bei Aalen) bekunden seine Fischer-Geist deck, Erdkunde für höhere Schulen. Ausg. A. Iv. Teil. 3. Aufl. 3

20. Die Vaterlands- und Weltkunde - S. 42

1869 - Essen : Bädeker
42 Bevölkerung für bloßen Ackerbau zu dicht. Viel Geld kommt auch durch ein Bad in das Land, welchem wahrscheinlich der Staat seinen Namen verdankt, nämlich durch Baden-Baden. Schon seit den Zeiten der Römer hat man die dortigen heißen Heilquellen gekannt, und die schöne Natur der Umgegend lockt alljährlich Tausende von Frem- den hin, von denen freilich viele dem Glücksspiele zu Gefallen kommen. — Das Badische Städtchen Breiten ist der Geburtsort Melanchthons. Wiederholungsfragen! — Zeichnen und Beschreiben! — 28. Das Königreich Würtemberg? (24.) Das Königreich Würtemberg liegt östlich vom Großhcrzogthum Baden. Es ist im Süden von der Donau und im Norden von dem Neckar, einem Nebenstusse des Rheines, durchflossen. Die weiten Ebenen, welche von diesen Flüssen und vielen anderen Bächen und Flüßchen bewässert werden, sind fruchtbar. Aber so ist es nicht überall; denn die rauhe oder schwäbische Alp, ein unfruchtbares Kalksteingebirge mit schroffen Felsen und bedeutenden Höhlen, durchzieht das Ländchen. Die Bewohner Würtembergs sind Schw aben, welche einst einen Hauptstamm des deutschen Volkes ausmachten. Die Schwaben sind treu, herzlich, dabei fleißig und zu vielerlei Geschäften tüchtig. Aus den 360 Quadralmeilen, welche das Land enthält, wohnen 1,800,000 Menschen, also auf einer Quadratincile 5000. Da muß fleißig gearbeitet werden, wenn jeder sein Brod finden will. Das thun denn auch die Würtemberger; viele aber wandern auch aus und suchen in der Ferne eine neue Heimath, oder treiben auswärts Handel, wie die schwarz Wälder Uhrmacher. Dabei behalten sie jedoch immer große Anhänglichkeit an ihre Heimath, und verlieren niemals ihre schwäbische Mundart, welche zwar breit, aber zugleich sehr gutmüthig klingt. Das Land ist mit kleinen Städten übersäet. Die Haupt- und Residenzstadt aber ist Stuttgart in einem nach dem Neckar zu- gehenden Thal, welches mit Neben und Obstbäumen reich bepflanzt ist. Ihre Einwohnerzahl ist auf 70,000 angewachsen, so daß man sie jetzt zu den großen Städten zählen kann. Besonders bemerkens- werth für jeden Deutschen ist das dem aus Würtemberg gebürtigen großen Dichter Schiller errichtete Denkmal. Er allein würde sein Vaterland allenthalben berühmt machen; darum wäre es undankbar gewesen, wenn man sein Andenken in der Hauptstadt von Schwaben nicht geehrt hätte. Außer Stuttgart sind noch die Universitätsstadt Tübingen und die Festung Ulm bemerkenswcrth. ^isdertiolungsfragsn! — Zeichnen und Beschreiben! —