1854 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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mit genießbaren Pflanzen haben und deßhalb auch nicht so leicht mit
diesen verwechselt werden. Bei dem schwarzen Nachtschatten ist noch
zu bemerken, daß er mit der Kartoffel zu demselben Geschlechte ge-
hört. Es geht also unter den Pflanzen wie unter den Menschen,
wo man auch in derselben Familie sehr ungleiche Brüder und Vet-
tern findet. Der eine ist wohlthätig, freundlich und mild wie die
nährende Kartoffel, der andere heftig, unfreundlich und tückisch wie
Nachtschatten.
Auch die Schmerzen, welche unsere Brennnessel verursacht,
rühren von einem Gifte her, das aus den steifen Haaren in die
Wunde spritzt. Wie heftig dieses Gift ist, läßt sich daraus abneh-
men, daß bei unsern Nesseln das Gift, das in die Wunde kommt,
nicht einmal den 150,000ften Theil eines Grans beträgt. In Ostin-
dien aber wächst eine Nessel, die so gefährliche Wunden verursacht, daß oft
nur das Abnehmen des verletzten Gliedes gegen den Tod schützen kann.
Ebenso ist unser scheinbar unschuldiger Buchsbaum, der in die
Familie der Wolfsmilch gehört, so schädlich, daß in einer Gegend
Persiens, wo er sehr verbreitet ist, keine Kameele gehalten werden
können, weil man sie am Genuß dieser ihnen tödtlichen Pflanze nicht
zu hindern vermag.
Noch einer Giftpflanze muß ich hier gedenken, die vorzüglich
deßhalb so gefährlich ist, weil sie sich ungebeten und oft unbemerkt
unter das Getreide mischt; ich meine den betäubenden Lolch, der
auch Taumellolch und Schwindelhaber genannt wird. Er ist an
seinen Halmen, seinen Blättern und Blüthen leicht genug zu erken-
nen; aber wer schafft ihn aus dem Getreide heraus, unter dem er
zuweilen in großer Menge vorkommt? Da ist kein anderes Mittel,
als daß man das Korn, in welchem Lolch in größerer Menge vor-
kommt, mehr als einmal mit der Worfschaufel umwerfe; denn weil
das Tollkorn, der Same des betäubenden Lolchs, viel leichter ist,
als das gesunde Korn, so fliegt es beim Worfeln nie so weit vor,
als dieses, sondern bleibt unter der Spreu, die höchstens zum
Futter für die Thiere gebraucht wird. Brod von Getreide, in wel-
chem sich Lolch in großer Menge befindet, ist der Gesundheit sehr
nachtheilig; unverzeihlich aber ist es, wenn Brauer und Brenner
absichtlich Taumellolch zu ihrem Bier und zum Branntwein mischen,
um dadurch ihre Getränke noch berauschendec zu machen.