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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 170

1863 - Essen : Bädeker
170 Geschlecht hat ebenfalls einen schlanken Wuchs, und eine sehr weiße Hautfarbe zeichnet die Mädchen in Norddeutschland und die Groß- städterinnen aus. Die gewöhnlichsten Nahrungsmittel in Deutschland sind Roggen- (Schwarz-) Brod, in Westphalen Pumpernickel genannt, und Weizen- (Weiß-)Brod — Kartoffeln, besonders in den Gebirgsgegenden, wo man sie täglich genießt und sie auf die mannigfaltigste Weise wohlschmeckend zu bereiten weiß — Fleisch und Fische mehr in Norddeutschland als in Süddeutschland — Mehlspeisen und Gemüse mehr in Schwaben, Baiern und Österreich als im Norden — Kaffee, seit 100 Jahren all- gemein verbreitet und bei den niedern Ständen oft die Stelle der Mahlzeit vertretend — Bier, am meisten in Norddeutschland, in Sachsen und Baiern — Wein mehr im Süden als im Norden, Obstwein in den Maingegenden am stärksten verbreitet, Branntwein mehr im nördlichen Deutschland — Milch vorzugsweise in den Alpenländern — Thee an den Küsten der Nordsee. Sehr verbreitet ist auch das Rauchen und Schnupfen des Tabaks; allein das Kauen des- selben gilt für gemein und findet sich nur bei der geringsten Volksklasse. Eine allgemeine Nationaltracht haben die Deutschen nicht. Die ewig wechselnde, oft lächerliche Mode regiert besonders in den Städten um so mehr, je größer sie sind, indem die höheren Volksklassen zu- meist den Modegesetzen gehorchen, welche Paris vorschreibt. Man findet bei den Deutschen alle Arten von menschlichen Woh- nungen, von den elendesten Hütten bis zu den prächtigsten Palästen. Die Dörfer in Süddeutschland, besonders in den Rheingegenden, zeigen viele im städtischen Geschmacke erbaute Häuser, gepflasterte Straßen, und übertreffen oft an Bauart und Einwohnerzahl die Landstädte Nord- deutschlands. Die Ackersleute wohnen aber gewöhnlich auf einzeln liegenden Höfen, deren mehrere zusammen einen Weiler ausmachen. Ganze Striche solcher Weiler, mit ihren Gärten, Äckern, Wiesen — mit ihren die einzelnen Höfe umgebenden Eschen, Linden, Ulmen — mit ihren Obstbäumen, welche oft kleine Wäldchen bilden und dem ermüdeten Landmann Schatten, so wie seinem Hause Schutz gegen die Stürme gewähren — haben oft das Ansehen eines Parkes, aus dem hier und da die Spitze eines Kirchthurmes freundlich hervorsieht. Die armseligsten Wohnungen der Landleute trifft man aber im Osnabrück'schen und in einem Theil von Ostfriesland, die oft nur aus Rasen oder Torf aufgeführt und mit ein paar Sparren und Stroh bedeckt sind, so daß der Reisende oft im Zweifel ist, ob er eine menschliche Wohnung oder einen Viehstall erblickt. Was endlich das Volk der Deutschen in Hinsicht seiner Geistes- bildung anbelangt, so können wir kühn behaupten, daß kein Volk die Deutschen an geistiger Bildung übertrifft; denn nirgends ist mehr für Volksunterricht und Volksbildung geschehen, als in Deutschland. Von Charakter gilt der Deutsche für ehrlich, bieder, fleißig, ausdauernd und besonnen. Von deutscher Treue und Tapfer-

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1. Geographie von Deutschland - S. 49

1844 - Lüneburg : Engel
49 ähnlichen deutschen Provinz ist die Viehzucht sehr bedeutend? 4. Was findet man vorzüglich in Westphalen und Osnabrück? Dasselbe findet man besonders noch in Baiern. 5. Ich habe Dir schon gesagt, in welchen Gegenden Deutschlands die bedeutendste Schafszucht sei — in welchen?—Wo findet man viele Haidschnucken? 6. In welchen Gegenden wird die Bienenzucht stark betrieben? 7. In den Gebirgswaldern giebt es viel Wild. Wo findet man selbst noch Baren, Wölfe, Gemsen, Murmelthiere? (Fischfang an den Strömen ernährt Tausende.) B. Aus dem Pflanzenreiche. 8. Wie ist das Klima der südlich liegenden Länder Europa's im Vergleich mit dem der nördlichen beschaffen? 9. Aber wie wird auch das Klima desto mehr, je höher ein Land liegt? und wie ist es in unbebau- ten Gegenden und da, wo große Waldungen sind, beschaffen? 10. In Süddeutschland herrscht eine milde Luft und großer Pflanzenreichthum; in Norddeutschland hat man neben Haide, Moor und Sand einen niedri- gen, fetten, schlammigen Boden. Wie nennt man den? Wie ist in Norddeutschland die Luft be- schaffen, besonders nach dem Meere zu? 11. Deutschland ist reich an Getreide. Was rechnest Du dazu? 3

2. Belehrendes Lese- und Unterrichtsbuch für badische Volksschulen - S. 205

1849 - Karlsruhe : Groos
Geschichte der Deutschen. 205 Sätze generi die Misbräuche und die Ausartung der röm. Kirche an die Schloßkirche zu Wittenberg zur öffentlichen Verhandlung darüber an, mit welchem Schritt die Reformation ihren An- fang nahm. Auf dem Reichstage zu Wonns 1521 berief sich Luther vor K ai scr K ar l V. auf das Z e u g n i s d e r h c i l i g en Schrift, alo derselbe von ihm den Widerruf und die Zurück- nahme aller seiner Schriften forderte. Den 25. Juni 1530 über- gaben zu Augsburg die lutherischen Stände vor Kaiser und Reich ihr Glaubensbekenntnis (augsburgifche Confessi'on, Augustana). Dadurch, daß die Herzoge von Baiern und der Bruder des Kaisers in den östreichischen Ländern den Fortgang der Reformation auf jede Weise gewaltsam unterdrückten und sich dem römischen Einflüsse hingaben, spaltete sich Deutschland in ein protestantisches und katholisches. Norddeutschland nahm vorzugsweise die evang. Lehre an, Baiern und Oestreich dagegen oder Süddeutschland hielten au der kathol. Kirche fest. Als der Orden der Jesuiten aufkam (1540), reizten diese die östreichische Regierung so lange an, bis dieselbe die kirchliche Freiheit Böh- mens, das zum größten Theil protestantisch geworden war, be- schränkte und dadurch den Ausbruch des dreißigjährigen Kriegs herbeiführte (1018—1048), durch den ganz Deutsch- land verwüstet worden ist. Der westphälische Friede gewährte gleichmäßig Lutheranern wie Reforinierten volle Anerkennung ihrer kirchlichen Freiheit und Selbständigkeit. Von dieser Zeit an gewann Frankreich Einfluß auf Deutschland, das denselben zur Schwächung, theilwcisen Verwüstung und Verkleinerung Deutschlands, so wie zur Erhaltung der innern Uneinigkeit bis Jetzt benützt hat. Neben der kaiserlich - östreichischen Macht bildete sich eine zweite, und zwar evangelische Großmacht in Deutschland, die preußische, welche unter ihrem König Fried- rich Ii. ihre Größe und Anerkennung errang (1740 — 1180), während daö übrige Deutschland in seiner innern und äußern Macht durch falsche Bildung auf seinen Hochschulen und über- handnehmenden Unglauben immer tiefer sank. Der aus der französischen Umwälzung (1789—1804) hervorgegangcnc fran- zösische Kaiser Napoleon löste 1800 das weit herabgekommene deutsche Reich auf. 1813 erhoben sich die deutschen Stämme

3. Erster Band, Deutschland im Allgemeinen enthaltend - S. 700

1836 - Stuttgart : Scheible
700 Bewohner. §. 5. Unter den höhern Ständen ist auch in Deutschland, wie in den übri- gen Ländern Europas, die Nahrung außerordentlich mannichfaltig, was man besonders in den großen Seestädten und Hauptstädten, z. B. in Hamburg, Berlin und Wien am besten beobachten kann. Alle Erdtheile liefern zur Besetzung der Tafeln. Beim Mittelstände findet man, daß er sich (die Gewürze ausgenom- men) meist mit den Erzeugnissen des Vaterlandes begnügt, und bei der unteren Volksklasse trifft inan, daß sie von den Erzeugnissen der Heimat lebt. Verschiedene Gegenden und Landstriche haben, je nachdem das Land es bietet, vorzugsweise besondere Lieblmgsspeisen und Getränke. Im nördlichen Deutschlands und auf den Alpen werden mehr Speisen aus dem Thierreiche, dort viel Fleisch, Fische, Butter, Schmalz, Käse und Eier, hier besonders Milch und Käse genossen, während im mittlern und südlichen Deutschland mehr Pflanzenkost zur Nahrung dient. Kartof- feln und Brod findet man durch ganz Deutschland verbreitet, und jene in manchen Gegenden so häufig, daß sie in einzelnen Strichen, z. B. bei den Bewohnern des Erzgebirges, das Hauptnahrungsmittel bilden. Das Brod ist im Allgemeinen in Norddeutschland nicht so weiß, als in Süd- deulschland, wo es in manchen Gegenden auö Spelz oder Waizen, seltener aus Roggen bereitet wird, während es in Norddeutschland hänfi- ger aus Roggen, als aus Waizen ist. Obst wird mehr im mittlern und südlichern Deutschland, als in Norddeutschland, wo man es häufiger ge- dörrt als frisch genießt, gegessen. Eben so sind Mehlspeisen und Ge- müse im südlichen Deutschland weit häufiger, als im nördlichen, wäh- rend dagegen Grütze (von Buchwaizen, Hafer, Gerste, Reis u. s. w.) im nordöstlichen Deutschlands eine beliebte Speise ist. Von Getränken wird Bier am häufigsten genossen, und besonders ist es das allgemeine Getränk in den Landschaften, in welchen kein Wein gebaut, oder kein Obstwein (Zider und Most genannt) bereitet wird. Im Allgemeinen ist das Bier am besten in Baiern und Böhmen, und wird im erstgenannten Lande in erstaunlicher Menge verbraucht. In einzelnen Gegenden des. nördlichen Deutschlands wird zwar auch sehr gutes (in Stettin vielleicht das beste) Bier gebraut, im Ganzen genommen ist aber das Bier in Norddeutschland nicht so gut, als in Baiern. Der Wein ist allgemeines Getränk in den Rheinlanden und wird auch in dem Erzherzogthmn Oesterreich häufig getrunken. Im nördlichsten Deutschland, wo kein Wein- bau ist, wird Wein in der Regel nur von Wohlhabenderen getrunken, und es sind daselbst meistens nur französische Weine vorherrschend. Schnaps, welcher in Norddeutschland aus Getraide, in Süddeutschland aus Obst bereitet wird, wird besonders in den Küstenländern, welche die

4. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 177

1873 - Essen : Bädeker
177 oder mildere Luft, Nahrung, Lebensweise, selbst Bildung und Kleidung tragen zu dieser Abweichung bei. Im allgemeinen bemerkt man an den Männern einen hohen, schlanken Wuchs. Das Gesicht ist oval, die Hautfarbe weiß, und Haare und Augen heller im Norden, als im Süden. In Norddeutschland findet man meist blaue und hellgraue, in Süddeutsch- land vorherrschend dunkelgraue und dunkelbraune Augen. Das weibliche Geschlecht hat ebenfalls einen schlanken Wuchs, und eine sehr weiße Haut- farbe zeichnet die Mädchen in Norddeutschland und die Großstadterinnen aus. Die gewöhnlichsten Nahrungsmittel in Deutschland sind Roggen- brod, in Süddeutschland weißer als in Norddeutschland, wo besonders in Westphalen das unter dem Namen Pumpernickel bekannte Brod zu Hause ist; Kartoffeln, besonders in den Gebirgsgegenden, wo man sie täglich genießt und sie auf die mannigfaltigste Weise wohlschmeckend zu bereiten weiß; Fleisch und Fische mehr in Norddeutschland als in Süddeutschland; Mehlspeisen und Gemüse mehr in Schwaben, Baiern und Österreich als im Norden; Kaffee, seit 100 Jahren.all- gemein verbreitet und bei den niedern Ständen oft die Stelle der Mahl- zeiten vertretend; Bier, am meisten in Norddeutschland, in Sachsen und Bayern; Wein mehr im Süden als im Norden, Obstwein in den Maingegenden am stärksten verbreitet, Branntwein mehr im nörd- lichen Deutschland; Milch vorzugsweise in den Alpenländern; Thee an den Küsten der Nordsee. Sehr verbreitet ist auch das Rauchen und Schnupfen des Tabaks, allein das Kauen desselben gilt für gemein und findet sich nur bei der geringsten Volksklasse. Eine allgemeine Nationaltracht haben die Deutschen nicht. Die ewig wechselnde, oft lächerliche Mode regiert besonders in den größern Städten und verbreitet sich von hier aus auch über die Dorf- und Landbewohner. Man findet bei den Deutschen alle Arten von menschlichen Woh- nungm, von den elendesten Hütten bis zu den prächtigsten Palästen. Die Dörfer in Süddeutschland, besonders in den Rheingegenden, zeigen viele im städtischen Geschmacke erbaute Hauser, gepflasterte Straßen und übertreffen oft an Bauart und Einwohnerzahl die Landstädte Nord- deutschlands. Die Ackersleute wohnen aber gewöhnlich auf einzeln lie- genden Höfen, deren mehrere zusammen einen Weiler ausmachen. Ganze Striche solcher Weiler, mit ihren Gärten, Äckern, Wiesen — mit ihren die einzelnen Höfe umgebenden Eschen, Linden, Ulmen — mit ihren Obstbäumen, welche oft kleine Wäldchen bilden und dem ermüdeten Landmann Schatten, so wie seinem Hause Schutz gegen die Stürme gewähren — haben oft das Ansehen eines Parkes, aus dem hier und da die Spitze eines Kirchthurmes freundlich hervorsteht. Die armseligsten Wohnungen der Landleute trifft man aber im Osna- brück'schen und in einem Theile von Ostfriesland, die oft nur aus Rasen oder Torf aufgeführt und mit ein paar Sparren und Stroh bedeckt sind; so daß der Reisende oft im Zweifel ist, ob er eine menschliche Wohnung oder einen Vjchstall erblickt. Haestrrtz Lesebuch für Obern. Simultan-Ausgabe, 12 t

5. Die Lande Braunschweig und Hannover - S. 136

1880 - Hannover : Klindworth
136 Die Begründung Welfischer Macht in Norddeutschland. den Hohenstaufen Konrad, und als dieser den Herzog aufforderte, die Reichsinsignien herauszugeben und ihn als Oberherrn anzuerkennen, Heinrich sich aber dessen weigerte, wurde er in die Acht und des Herzogsamtes über Baiern und Sachsen verlustig erklärt, und von allen Seiten erhoben sich des Herzogs Nachbaren wider ihn. Während des Kampfes starb Heinrich (1139), gerade als es schien, daß man zu einem friedlichen Abkommen gelangen könnte. Er hinterließ nur einen Sohn, Heinrich, dem mit Recht der Beiname des Löwen schon von den Zeitgenossen beigelegt ist, denn an Schnelligkeit der Entschließung, an Raschheit der Ausführung, an persönlichem Muthe und unbezwinglicher Tapferkeit wurde er von niemandem übertroffen. Anfangs schien es, als sollte dem jungen, noch unmündigen Welsen nichts als das väterliche Stamm-Erbe bleiben, aber obwohl Baiern allerdings von den Anhängern der Welfen nicht gehalten werden konnte, so fand er doch im Sachsen- lande so viel Anhänger und treue Freunde, daß Kaiser Konrad sich (1142) veranlaßt sah, ihm die Herzogswürde über dieses Land zu erneuern. Baiern aber schien um so mehr verloren, als Heinrichs Mutter Gertrud es nicht verschmähete, dem Markgrafen Heinrich Jasomirgott von Oesterreich, welchem die Herzogswürde von Baiern übertragen war, ihre Hand zu reichen und damit des Sohnes Sache aufzugeben. Was somit im Süden verloren war, suchte indeß Heinrich im Norden wieder zu erwerben. Seit dem Jahre 1147 begann er seine Eroberungszüge gegen die Slaven jenseit der Elbe, und das hier eroberte Land (es bildet wesentlich die Grundlage der jetzigen Mecklenburgischen Lande) wurde mit Kirchen, Burgen und Städten reichlich besetzt. So verdankt auch die später so mächtig sich entwickelnde Stadt Lübeck, das Haupt des Hansabundes, ihm ihren Ursprung. König Konrad starb im Jahre 1152, und zu seinem Nachfolger ward sein Neffe Friedrich, der Rothbart, gewählt, dessen Mutter Jutta eine Schwester Heinrichs des Stolzen war, so daß also die nächsten Bande der Verwandtschast die beiden bedeutenden Männer verbanden. Kaiser Friedrich, der es als die Hauptaufgabe seines Lebens betrachtete, des Reiches Ansehen in Italien wieder herzu- stellen und zu sichern, mußte sich dazu in Deutschland die geeigneten Kräfte zu verschaffen suchen und daher vor allem danach streben, sich der Freundschaft und Hülfe Heinrichs zu versichern. Auf dem Reichstage zu Goslar 1154 erhielt Heinrich das Versprechen, daß er wieder in die Herzogswürde von Baiern eingesetzt werden solle. Und nun begleitete er den Kaiser auf dem Römerzuge (1155), den

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 173

1859 - Essen : Bädeker
173 pflegen, mögen sie in der Schweiz, im Elsaß, in Schleswig, in Ungarn re., oder gar in Amerika wohnen. „Ans Vaterland, ans theure, schließ dich an, Das halte fest mit deinem ganzen Herzeni Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft; Dort in der fremden Welt stehst du allein, Ein schwaches Rohr, das jeder Sturm zerknickt." 2. Das deutsche Volk. In Hinsicht der körperlichen Beschaffenheit weichen die Deut- schen nach den einzelnen Landstrichen stark von einander ab. Rauhere oder mildere Luft, Nahrung, Lebensweise, selbst Bildung und Kleidung tragen zu dieser Abweichung bei. Im allgemeinen bemerkt man an den Männern einen hohen, schlanken Muchs. Das Gesicht ist oval, die Hautfarbe weiß, und Haare und Augen heller im Norden, als im Süden. In Norddeutschland findet man meist blaue und hellgraue, in Süddeutsch- land vorherrschend dunkelgraue und dunkelbraune Augen. Das weibliche Geschlecht hat ebenfalls einen schlanken Wuchs, und eine sehr weiße Haut- farbe zeichnet die Mädchen in Norddeutschland und die Großstädterinnen aus. Die gewöhnlichsten Nahrungsmittel in Deutschland sind Roggen- (Schwarz-) Brod, in Westphalen Pumpernickel genannt, und Weizen- hweiß-)Brod — Kartoffeln, besonders in den Gebirgsgegenden, wo man sie täglich genießt und sie auf die mannigfaltigste Weise wohlschmeckend zu bereiten weiß — Fleisch und Fische mehr in Norddeutschland als in Süddeutschland — Mehlspeisen und Gemüse mehr in Schwaben, Baiern und Österreich als im Norden — Kaffee, seit 100 Jahren all- gemein verbreitet und bei den niedern Ständen oft die Stelle der Mahlzeit vertretend — Bier, am meisten in Norddeutschland, in Sachsen und Baiern — Wein mehr im Süden als im Norden, Obstwein in den Maingegenden am stärksten verbreitet, Branntwein mehr im nördlichen Deutschland — Milch vorzugsweise in den Alpenländern — Thee an den Küsten der Nordsee. Sehr verbreitet ist auch das Rauchen und Schnupfen des Tabaks, allein das Kauen des- selben gilt für gemein und findet sich nur bei der geringsten Volksklaffe. Eine allgemeine Nationaltracht haben die Deutschen nicht. Die ewig wechselnde, oft lächerliche Mode regiert besonders in den Städten um so mehr, je größer sie sind, indem die höheren Volksklassen zu- meist den Modegesetzen gehorchen, welche Paris vorschreibt. Man findet bei den Deutschen alle Arten von menschlichen Woh- nungen, von den elendesten Hütten bis zu den prächtigsten Palästen. Die Dörfer in Süddeutschland, besonders in den Rheingegenden, zeigen viele im städtischen Geschmacke erbaute Häuser, gepflasterte Straßen, und übertreffen oft an Bauart und Einwohnerzahl die Landstädte Nord- deutschlands. Die Ackersleute wohnen aber gewöhnlich auf einzeln liegenden Höfen, deren mehrere zusammen einen Weiler ausmachen. Ganze Striche solcher Weiler, mit ihren Gärten, Äckern, Wiesen — mit ihren die einzelnen Höfe umgebenden Eschen, Linden, Ulmen —

7. Mittlere und neue Geschichte - S. 459

1877 - Leipzig : Senf
Iv. Die Geschichte vom Juli 1867 bis Juli 1871. 459 Vertreter Hessens im Bundesrath, den Antrag bekämpfte als nicht zur Kompetenz des Zollparlaments gehörend, bekannte sich Bismarck entschieden als einen Gegner dieser Ansicht und betonte auch gegenüber dem Württemberg«: Probst, einem Mitgliede der süddeutschen Fraktion, der in seinem Warnen vor Uebergriffen des Zollparlaments auf das Mißtrauen Frankreichs hingewiesen hatte, daß ein Appell an die Furcht in deutschen Herzen niemals ein Echo findet. Eben so erquickend wie diese Rede Bismarcks waren am 18. Mai 1868 die Worte Völk's, eines hervorragenden Mitgliedes der deutschen Partei aus Baiern, deren Schluß: „jetzt ist Frühling geworden in Deutschland" eine entzündende Wirkung hatte. Freilich außer der Annahme des Handelsvertrages mit Oesterreich hatte die Session des Zollparlaments von 1868 keinen Erfolg, denn die beabsichtigte Tarifreform wurde vom Bundesrath zurückgezogen, als die als Gegengabe geforderte Besteuerung des Petroleums und zum Theil auch des Tabaks nicht gewährt wurde. Ebenso verlief die Session des Zollparlaments von 1869 frnchslos, als auch die Besteuerung des Petroleums wieder für eine Tarifreform gefordert wurde. Aber das Zollparlament von 1870 sollte nicht so fruchtlos endigen; eine Tarifreform kam zu Stande, als der Kompromiß von Patow angenommen wurde, aus die Garnzollermäßigung zu verzichten, den Roheisenzoll auf 21/a Sgr., den Reiszoll auf 15 Sgr. zu ermäßigen, dagegen den Kaffeezoll auf 5 Thaler 25 Sgr. pro Centner zu erhöhen. Nur durch Kompromisse kann ein wahrhaftes parlamentarisches Leben gedeihen, wie in derselben Zeit ja auch das so heilsame Strafgesetz nur durch ein Kompromiß zu Stande kam, wie ja auch vorzugsweise dies die parlamentarische Geschichte von England zeigt, ein unnachgiebiges Festhalten an Principien ist im Staatsleben nur gefährlich, das Bessere war stets der Feind des Guten. In der Zeit, als diese erfreulichen Eompromisse das Staatsleben Norddeutschland förderten, hatten die Ultramontanen in Baiern den Fürsten von Hohenlohe, dessen Nochfolger Graf Bray wurde, gestürzt, ebenso wie die Volkspartei in Württemberg den preußisch gesinnten Kriegsminister Wagner, dem Suckow folgte, der den Demokraten auch nicht behagte. Während nun die Ultramontanen in Baiern und die Demokraten in Württemberg sich anstrengten die Militärverfassung in ihren Ländern zu verschlechtern und so den stärksten Pfeiler der Allianz mit Preußen niederzureißen, vereitelte die Kriegserklärung von Frankreich und die feste Haltung des greisen Heldenkönigs Wilhelm in Ems gegenüber der unverschämten Forderung Frankreichs alle ihre Bestrebungen, die Allianz Süd- und Norddeutschlands wurde darauf hoffentlich

8. Neuere Zeit - S. 59

1882 - Braunschweig : Bruhn
59 Ursachen der Niederlage fr die Protestanten: a. Uneinigkeit und zgernde Kriegfhrung. b. Abfall und Einfall des Moritz. 1548 Reichstag zu Augsburg ^). Karl auf dem Hhepunkt seiner Macht: Ganz Deutschland mit Ausnahme der norddeutschen Städte (Magde-brg Reichsacht) liegt, gnadeflehend oder Belohnung erwartend, zu den Fen des mchtigen Kaisers. Er hat sein Ziel erreicht. Er ist Herr in Deutschland. Resultat: Augburger Interim, d. i. Glaubensformel zur Bereinigung des alten und des neuen Glaubens. Alle Streitpunkte sind im katholischen Sinne entschieden, den Prote-stanten ist nur Kelch beim Abendmahl und Priesterehe gewhrt. Politischer Fehler: Karl miversteht gnzlich die Bewegung der Geister, besonders den deutschen Volksgeist. Der Protestantismus war aus innerem Drange des Gewissens im Volke hervorgegangen und lie sich durch frstlichen Machtspruch nicht ausrotten. Karl besa Klugheit in rein politischen, erstaunliche Kurzsichtigkeit in religisen Dingen. Der katholische Glaube war ihm etwas Angelerntes, der protestantische etwas ganz Unverstandenes. Er machte sich Katholiken und Protestanten zu Feinden. Der Papst und der Herzog von Baiern nahmen das Interim nicht an. Annahme von protestantischer Seite nur durch: Joachim von Brandenburg, Erich von Braunschweig. _ Ablehnung durch: Johann Friedrich, Anhalt, Zweibrcken, Johann von Kstrin, Magdeburg und andere Städte, sowie alle protestantischen Prediger. Interim in Sddeutschland mit Gewalt eingefhrt, in Norddeutschland ohne Erfolg und meist nur zum Schein Einfhrung versucht. Moritz lt es durch das Leipziger Interim" abschwchen. Karl hatte seine Macht mibraucht. Sein Krieg war nicht eine Exekution der Reichsgewalt, sondern ein persn- licher Kampf der Habsburger gegen die Hausmacht der Fürsten. Die Fürsten wuten, was sie von dem herrschschtigen, herzlosen, wort- brchigen Herrn zu erwarten hatten. Man durchschaute des Kaisers spanische Politik. Die Deutschen waren ihm mit Vertrauen entgegengekommen. (Friedrich der Weise hatte ihm die Krone verschafft). Seit der Schlacht bei Mhlberg war er bei den Deutschen verhat. 1) Siehe Bericht des v. Sastrow bei G. Frey tag Iii. p. 139160,

9. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 152

1837 - Elberfeld : Büschler
152 1u, Iektr. Die neuere Zeit, von der Reformation bis jetzt. ,C < Vx Stürme ab, und Wallenstein mußte, nach einem Verluste von wenig- stens 12,009 Mann, unverrichteter Sache von ihren Mauern ab- ziehen, obgleich er in seinem Zorne gelobt hatte: „er wolle die stolze Stadt herabreißen, und wenn szz mit Ketten an den Himmel gebunden wäre." *, v* * Yhty " ^ Uebrigens galt Pommern als ein befreundetes Land; mit Dä- nemark war Friede, und überhaupt kein Feind mehr vorhanden; und dennoch blieb Wallenstein mit seinem Heere, das er bis auf 100,000 Mann vermehrt hatte, unbeweglich in Norddeutschland stehen und sog dasselbe auf das Unerhörteste aus. Seine geworbenen Haufen '^verübten die schrecklichsten Grauelthaten, brannten und mordeten, und von allen Seiten kamen die bittersten Klagen bei dem Kaiser ein. Es half aber nichts, denn des Feldherrn Wille schien mächtiger zu seyn, als selbst der des Kaisers. Endlich drangen alle Fürsten des Reiches, vor allen der Herzog von Baiern, auf dem Reichstage zu Regensburg 163)0 so einstimmig in Ferdinand, daß er sich cnt- ^ schließen mußte, Walkenstein den Oberbefehl zu nehmen. Dieser zog sich stolz auf feilte Güter zurück, indem er sagte: „Der Kaiser habe mit dem Abdanken seines Heeres den edelsten Stein aus seiner Krone weggeworfcn." * Der Th eil des kaiserlichen Heeres, der nicht entlassen wurde, vereinigte sich mit dem Heere der Ligue unter dem Oberbefehle Tilly's, und war dazu bestimmt, die Vortheile des bisherigen Waffenglücks ganz durchzuführen. Dem Kaiser Ferdinand nämlich schien jetzt der günstige Augenblick gekommen zu seyn, von den Protestanten einen großen Theil der eingezogenen geistlichen Güter zu- rückzufordern; und am 6. Mai 1629 erschien daher ein kaiserliches Edikt, nach welchem sie alle Güter, die sie seit dem Passauer Ver- . trage von 1552 in Besitz genommen hatten, herausgeben sollten: , nämlich 2 Erzbisthümer, Bremen und Magdeburg, 12 Bisthümer 'und eine beträchtliche Menge von kleineren Stiftern. Dieser Befehl, den man das Reftitutionsedikt nennt, verbreitete die größte ■y Bestürzung im evangelischen Deutschland; nicht weniger ein Beschluß der Ligue: „keines der Lander, die durch ihre Waffen erobert waren, herauszugeben, bis der Bund des Ersatzes seiner Kriegskosten gewiß wäre." Diese mochten sich schon sehr hoch belaufen, und demnach schien manches Land in ihrem Besitze bleiben zu müssen. Einen Theil der pfälzischen Länder, nebst der pfälzischen Churwürde, hatte der Kaiser schon vorlängft seinem treuen Bundesgenossen, dem Herzog Maximilian von Baie'cn, gegeben. 46(i 7 r% ^---------- öc /¥ 71. Gustav Adolph in Deutschland. 1680—1632. Es war seit der Entstehung der neuen Religionsparthei viel- leicht noch kein so gefährlicher Augenblick für dieselbe dagewesen, als der jetzige-; denn wo ein so eifriger und entschlossener Kaiser, wie Ferdinand Ii., im Siege stehen bleiben werde, konnte niemand vor- aussehen. Da trat unerwartet ein neuer Kampfer für die evangeli- >t f- Sc«wf fbi- \l£u n -Gf Qus? ■ fl? f »■-/ /’/f w \ t 'v -f; ________L.______

10. Die Erde und ihre Bewohner - S. 408

1833 - Stuttgart Wien : Hoffmann Gerold
408 Europa, Deutschland, Bewohner. Lech, dem Inn und der Donau, die sogenannten Altbaiern, welche et- wa um einen Kopf kleiner sind, als die Holsteiner, Mecklenburger, Pommern, Westfalen und Knrhessen. Die stärksten Knochen haben die Bewohner des Alpengebirges. Die Gesichtszüge sind in den gebirgigen Gegenden schärfer ausgeprägt als in den ebenen Landstrichen. Das weibliche Geschlecht ist, wie das männliche, ebenfalls in Norddeutsch- land größer als in Süddeutschland, und man trifft daselbst, besonder- bei den Großstädterinnen, sehr weiße Hautfarbe. Als Mittelgröße für hie Männer darf man in Deutschland 5 Fuß 6 Zoll (reinisch) anneh- inen. Was die Nahrungsmittel betrifft, so werden im nördlichen Deutschland weit mehr Speisen aus dem Thierrei'ch (Fleisch und Fische) und weniger Gemüse genossen, als in Süddeutschland, wo Fische weit seltener sind. Im nördlichen Deutschland wird viel geräuchertes Fleisch (Spickgänse und Schinken) gegessen, in Süddeutschland siedet man den geräucherten Schinken vorher, und liebt mehr gebratenes Geflügel (Hühner und Gänse) als geräuchertes Fleisch. Während in mehren Strichen Norddeutschlands die Speisen mit sehr vielen Gewürzen berei- fet werden, wird in Süddeutschland meist sehr wenig Gewürz beim Kochen angewendet. Das Brod ist in Süddeutschland im Allgemeinen weißer, als in Norddeutschland, dort in mehren Strichen aus Dinkel oder Spelz, hier meist aus Roggen, seltener aus Walzen. Kartoffeln werden im Süd und Nord häufig gegessen, Obst mehr in den Mittlern und südlichen Ge- genden, und an Statt der in den Mittlern und südlichen Strichen häu- figen Mehlspeisen, im Norden Grütze aus Buchwaizen oder Hafer. Bier trifft man im Allgemeinen zwar im ganzen Lande, doch in den Weingegenden manchmal Striche von mehren Meilen, wo keines zu habey ist; am häufigsten wird Bier in Baiern, wo es auch im Allge- meinen am besten ist, genossen; Wein wird am meisten im Reinlande und im untern Theile des Donaulandes, Kaffee überall, Thee mehr in Nord- als in Süddeutschland, Schnaps häufig in Norddeutschland und selten im südlichen Deutschland getrunken. In Norddeutschland ist der Branntwein aus Getraide, in Süddeutschland meist aus Obst (Pflau- men oder Kirschen). Most oder Obstwein (Zider) wird im südwestli- chen Deutschland, wy er das Getränk der ärmeren Volksklassen ist, häufig getrunken, Die deutsche Sppach? wird gewöhnlich in das sogenannte Hochdeutsche, welches man als mit der Schriftsprache gleichbedeu- tend nimmt, und in daß Plattdeutsche, welches im nördlichen

11. Bd. 1 - S. 349

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
101. Nord- und Süddeutschland. 349 sungen", d. h. es findet in ihnen ein mannichfaltiger Wechsel in Höhe und Tiefe, Stärke und Schwäche der Töne statt, ein Anschwellen und Sinken der Stimme, wodurch die Sprache eine weit bedeutendere Modulation für das Ohr darbietet, als die des Niederdeutschen. Dieser spricht mehr glatt weg und eintöniger, ohne die Stimme zu heben und zu senken. Seine Sprach- weise scheint ein Spiegelbild der Einförmigkeit seines Landes zu sein, sie ist weicher, flüssiger, gleichsam wässeriger, wie sein Land, die des Oberdeutschen farbiger, saftiger, volltöniger, aber auch rauher. Es gab im Mittelalter eine Zeit, wo in Deutschland sowohl die Masse des Volks als auch die Gebildeten in jenen beiden Hauptdialekten redeten und wo daher auch zwei Schrift- und Literatursprachen existirten, eine nord- oder niederdeutsche und eine süd- oder hochdeutsche. Doch wurde das Nieder- deutsche aus den Kreisen der Gebildeten und der Literatur allmählich ver- drängt und hielt sich als Literatursprache nur noch in Holland. 2. Menschenschlag, Körperbau. Im Ganzen kann man wohl sagen, daß der kräftigere und größere Menschenschlag in Norddeutschland zu Hause ist. Das gesetzmäßige Militär- maß ist in Preußen und Mecklenburg etwas größer als in Würtemberg und Baiern. Freilich gibt es im Norden auch mehrere kleine Stämme, z. B. die Sachsen am Erzgebirge, und hier und da in Thüringen, so wie es umgekehrt im Süden sehr kräftige und große Gestalten gibt, z. B. in den Voralpen und im Schwarzwalde. Nordische Kraft ist aber noch jetzt kein leeres Wort. Der mecklenburger Bauer, der friesische Marschbewohner, der pommersche Viehzüchter, der norddeutsche Matrose und die Packträger und Waarenver- lader in den norddeutschen Hafenstädten leisten Kraftäußerungen, die im Süden unerhört wären. Der Körperbau der Süddeutschen ist fast durchweg gedrungener. Die süddeutschen Weinculturstriche, Obst- und Gemüsebaugegenden haben nament- lich überall ein nicht so starkes Geschlecht, wie die norddeutschen Marschen, Haide- und Ackerbaudistricte. Die Gesichtszüge sind in Süddeutschland im Ganzen mehr abgerundet, in Norddeutschland länglicher und ovaler, auch sind sie im Süden markirter, im Norden verwischter, so wie auch der Ton der Stimme im Süden durchweg voller und metallreicher, im Norden matter und feiner ist, als im Süden. 3. Temperament, Charakter, geistige Anlagen, Religion. Am meisten aber gehen die Nord- und Süddeutschen in Bezug aus Anlagen des Geistes und Gemüths auseinander. Kaltes Blut, Phlegma, melancholisches Temperament, größere Ruhe, Vorherrschen der Verstandes-

12. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 175

1853 - Essen : Bädeker
175 Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft; Dort in der fremden Welt stehst du.allein, Ein schwaches Rohr, das jeder Sturm zerknickt. 2. Das deutsche Volk. In Hinsicht der körperlichen Beschaffenheit weichen die Deutschen nach den einzelnen Landstrichen stark von einander ab. Rauhere oder mildere Luft, Nahrung, Lebensweise, selbst Bildung und Kleidung tragen zu dieser Abweichung bei. Im allgemeinen bemerkt inan an den Männern einen hohen, schlanken Wuchs. Das Gesicht ist oval, die Hautfarbe weiß, und Haare und Augen heller im Norden, als im Süden. In Norddeutschland findet man meist blaue und hell- graue, in Süddeutschland vorherrschend dunkelgraue und dunkelbraune Augen. Das weibliche Geschlecht hat ebenfalls einen schlanken Wuchs, und eine sehr weiße Hautfarbe zeichnet die Mädchen in Norddeutsch- land und die Großstädterinnen aus. Die gewöhnlichsten Nahrungsmittel in Deutschland sind Rog- genbrod, in Süddeutschland weißer als in Norddeutschland, wo beson- ders in Westphalen das unter dem Namen Pumpernickel bekannte Brod zu Hause ist; Kartoffeln, besonders in den Gebirgsgegenden, wo man sie täglich genießt und sie auf die mannigfaltigste Weise wohl- schmeckend zu bereiten weiß; Fleisch und Fische mehr in Norddeutsch- land als in Süddeutschland, Mehlspeisen und Gemüse inehr in Schwa- den, Baiern und Österreich als im Norden; Kaffee, seit 100 Jahren allgemein verbreitet und bei den niedern Ständen oft die Stelle der Mahlzeiten vertretend; Bier, am meisten in Norddeutschland, in Sachsen und Baiern; Wein mehr iin Süden als im Norden, Obstwein in den Maingegenden am stärksten verbreitet, Branntwein mehr im nördlichen Deutschland; Milch vorzugsweise in den Alpenländern; Thee an den Küsten der Nordsee. Sehr verbreitet ist auch das Rauchen und Schnu- pfen des Tabaks,- allein das Kauen desselben gilt für gemein und findet sich nur bei der geringsten Volksklasse. Eine allgemeine Nationaltracht haben die Deutscheil nicht. Die ewig wechselnde, oft lächerliche Mode, regiert besonders in den Städten um so mehr, je größer sie sind, indem die höheren Volksklassen den Modegesetzen gehorchen, welche Paris vorschreibt. Man findet bei den Deutschen alle Arten von menschlichen Woh- nungen, von den elendesten Hütten bis zu den prächtigsten Palästen. Die Dörfer in Süddeutschland, besonders in den Rheingegenden, zeigen viele im städtischen Geschmacke erbaute Häuser, gepflasterte Straßen und übertreffen oft an Bauart und. Einwohnerzahl die Landstädte Nord- deutschlands. Die Ackersleute wohnen aber gewöhnlich auf einzeln lie- genden Höfen, deren mehrere zusammen einen Weiler ausmachen. Ganze Striche solcher Weiler, mit ihren Gärten, Äckern, Wiesen — mit ihren die einzelnen Höfe umgebenden Eschen, Linden, Ulmen — mit ihren

13. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 8

1894 - Münster : Aschendorff
Eine weit schwierigere Aufgabe wurde dem Kronprinzen in dem Kriege gegen Österreich im Jahre 1866 zugedacht. Er wurde zum Befehlshaber der zweiten Armee ernannt, die er glücklich durch die schlesischen Gebirgspässe nach Böhmen führte. Hier erfocht er mehrere Siege und trug durch sein rechtzeitiges Eintreffen trotz der ihm entgegenstehenden großen Hindernisse am meisten bei zu dem glücklichen Ausgange der Entscheidungsschlacht bei Köuig-grätz am 3. Juli. König Wilhelm überreichte am Abende der Schlacht seinem tapferen Sohne persönlich unter Frenden- und Dankesthränen das höchste militärische Ehrenzeichen, den Orden pour 1g mörite. Noch rühmlichere Lorbeeren erwarb sich der Kronprinz in dem französischen Kriege von 1870 und 1871. Wiederum zum Befehlshaber einer großen Armee ernannt, die aus Preußen, Baieru, Württembergern und Badenern bestand, überschritt er zuerst von den deut* sch eit Heerführern die französische Grenze. Er erfocht die ersten glänzenden Siege bei Weißenburg und Wörth und trug dann später wesentlich dazu bei, daß der Kaiser Napoleon bei Sedan gefangen genommen wurde. Und als sein Vater am 18. Januar 1871 im Königsschlosse zu Versailles die deutsche Kaiserwürde annahm, war er der erste, der ihm seinen Glückwunsch aussprechen konnte. Er selbst war jetzt Kronprinz des deutschen Reiches. Schon vorher hatte ihm sein Vater zur Anerkennung seiner Tapferkeit und der vorzüglichen Führung des Heeres den Nang eines General-Feld-marschalls verliehen, eine Ehre, die bisher noch nie einem preußischen Prinzen zuteil geworden war. Ruhm- und sieggekrönt kehrte er in die Heimat zurück und hielt an der Seite seines greisen Heldenvaters seinen Einzng in Berlin. Das deutsche Reich war infolge dieses Krieges wiedererrichtet worden. Dem Kronprinzen, der die verschiedenen deutschen Volksstämme vereint zu Kampf und Sieg geführt hatte, fiel jetzt die schöne Aufgabe zu, die auf den Schlachtfeldern erkämpfte Einheit im friedlichen Verkehre zu befestigen. Keiner war dazu besser geeignet, als „unser Fritz", wie der Kronprinz in ganz Deutschland genannt wurde. Wenn er zu Truppenbesichtigungen oder Manövern nach Baiern oder Württemberg kam, wurde er von Heer und Volk mit demselben Jubel begrüßt und mit derselben Liebe empfangen, wie in den preußischen Landesteilen. In Süddeutschland hieß er ebenso „unser Fritz" und „unser Kronprinz", wie in Norddeutschland. Ebenso wie im Vaterlande, erregte seine stattliche Gestalt und sein leutseliges Wesen auch überall im Auslande, wohin er kam, Aussehen und Bewunderung. Im Jahre 1869 machte er im Aufträge seines königlichen Vaters eine große Reise in den Orient zur Eröffnung

14. Theil 4 - S. 354

1880 - Stuttgart : Heitz
354 Neueste Geschichte. 3. Periode. sich mit Oestreich über die beiderseitige Stellung zu Deutschland auseinandersetzen mußte. Da dies auf friedlichem Wege nicht möglich erschien, mußten die Waffen entscheiden. Die Schritte, welche Oestreich jetzt unternahm und bei welchen es von dem sächsischen Minister v. Benst auf das leidenschaftlichste unterstützt ward, zeigten bald, welchem Ziele man zustrebte. In Preußen erkannte man bald die volle Bedeutung der Lage, und obwohl König Wilhelm, seiner eigenen, oft wiederholten Versicherung nach, alles aufbot, um den Frieden zu erhalten, versäumte man doch nichts, um den Krieg, wenn er ausbräche, mit Erfolg führen zu können. Man begnügte sich auch nicht mit militärischen Rüstungen; man berief sich auf das deutsche Nationalgefühl, und da Oestreich mittels des in der allgemeinen Meinung längst gerichteten Bundes über Preußen obzusiegen dachte, trat Graf Bismarck mit einem neuen Bundesreformplane hervor, auf Grund dessen fortan Preußen die militärische Führung Norddeutschlands übernehmen,.Oestreich mit Baiern im Süden vorherrschen, das deutsche Volk aber durch ein von ihm erwähltes Parlament vertreten werden sollte. — Inzwischen setzte Oestreich seine Rüstungen fort und nöthigte dadurch den König von Preußen, auch -seinerseits die Mobilmachung der preußischen Armee anzuordnen (Anfang Mai). Vergeblich versuchte Kaiser Napoleon, von England und Rußland unterstützt, zwischen den beiden Rivalen zu vermitteln; sein Versuch scheiterte an dem Widerstreben Oestreichs, welches seinen Eintritt in die vorgeschlagene Conserenz von Vorbedingungen abhängig machte, deren Zugestäuduiß die Conserenz gegenstandslos gemacht hätte. Es beharrte nämlich darauf, daß kein Beschluß gefaßt werde, durch welchen eine d^r Conserenz-Mächte eine Vergrößerung erhielte und daß die venetianische Frage von dem Conserenz-Programm gestrichen werde. — So blieb denn die Waffenentscheidung allein noch übrig und Preußen, zum Kriege gedrängt, bewies jetzt, daß es denselben nicht aus Mangel an Selbstvertrauen habe vermeiden wollen. Vorher schon waren auch Unterhandlungen mit Italien eingeleitet worden, welche zu einer Allianz Preußens und Italiens sür den Fall eines Krieges mit Oestreich geführt hatten. Schlag auf Schlag folgten sich die letzten Schachzüge der Diplomatie, um dem letzten Beweisgründe der Herrscher (ultima ratio regum), den Kanonen, freies Feld zu geben. Oestreich brachte nach dem Einmarsch der Preußen in Hol-

15. Bilder-Geographie für die Jugend - S. 36

1850 - Dresden : Türk
36 25. Stunde. Gebirge. Seen. 1. Norddeutschland ist eine große Tiefebene, welche gegen die Meeresstuthen durch künstliche Damme, Deiche, geschützt wird. Nur das Harzgebirge erhebt sich rund aus der Ebene. Sonst ist nur der Teutoburger Wald als ein Gebirge zu betrachten. 2. Die Mitte Deutschlands ist von Mittelgebirgen von 2000—5000 Fuß Höhe durchzogen. Dazu gehören die Sudeten, das Riesengebirge, das Erzgebirge, das Fichtelgebirge, der Fran- kenwald, Thüringerwald, das Rhöngebirge, der Spessart, Wester- wald, das Vogelsgebirge. Jenseits des Rheins liegen die Voge- sen, die Haardt, die Eifel. 3. Süddeutschland ist am reichsten an Gebirgen. Der Odenwald, Schwarzwald, die rauhe Alp sind weniger hoch, bis 4500 Fuß, aber das höchste Gebirge Europas, die Alpen, er- strecken sich nachtyrol, Südbaiern, Steiermark, Salzburg, Karn- then und Krain, und die höchsten Berge der Groß glückn er und Or tles sind gegen eine halbe Meile in gerader Linie hoch und mit ewigem Schnee bedeckt. Gegen Osten sind schon die Karpathen, und der Böhmerwald, dasmährische Gebirge trennen Böhmen von Baiern und Mähren. 4. Seen hat Deutschland viele und theilweis schöne, doch nicht große. Der größte und schönste ist der Bodensee, durch welchen der Rhein stießt. Außerdem finden wir in den Alpen- Fragen: Hat Norddeutschland viel Gebirge? Welche Ge- birge durchziehen Mitteldeutschland? Welche Gebirge sind in Süd- deutschland zu bemerken? Welches sind die höchsten Berge der Alpen in Deutschland? Welches Gebirge trennt Böhmen von Baiern? Welches ist der größte See in Deutschland?

16. Deutsche Geschichte von der ältesten Zeit bis zum Ende des Großen Krieges - S. 469

1901 - Halle : Gesenius
469 —- zum Teil einen Bund, die Union genannt,.an deren Spitze der Kurfürst von der Pfalz trat. Da dieser aber reformierter Konfession war, so hielten sich die lutherischen norddeutschen Fürsten zurück, und damit war die böse Spaltung auch politisch geschaffen. Die Katholiken blieben nicht dahinten; sie bildeten einen Gegenbnnd, die Liga genannt, deren Führung der Herzog von Baiern übernahm. Er konnte auf das Einvernehmen aller Katholiken Deutschlands rechnen; denn diese waren einig. Wiedergabe nach Kernfragen. Erzähle! h) So bereitete sich der Zusammenstoß vor. Als Kaiser Rudolf Ii. starb und sein Bruder Matthias ihm im Reiche nachfolgte, war ganz Deutschland in zwei feindliche Lager anseinandergeriffen, die Protestanten hüben, die Katholiken drüben. Die Religionskämpfe, die in Frankreich, in England, in den Niederlanden bereits stattgefunden hatten, warfen ihren Flammenschein auch nach Deutschland hinüber. Einzelne Erb- und Thronstreitigkeiten zwischen protestantischen und katholischen Fürsten bildeten die Vorpostengefechte des großen Kampfes, der entbrennen sollte. Die Erbitterung stieg, und es war vorauszusehen, daß die beiden Feinde, um sich zu vernichten, wie einst Moritz von Sachsen selbst ausländische Hilfe herbeiholen würden. Nicht ein deutscher, sondern ein europäischer Krieg stand bevor, der, auf deutschem Boden ansgefochten, die Lage des deutschen Reiches und Volkes gänzlich umgestalten sollte. Wiedergabe nach Kernfragen. Erzähle! Zusammenfassung. Vertiefung. Es war jedenfalls angebracht, daß die evangelischen Fürsten sich vereinigten. Aber jetzt zeigte sich das Unheilvolle der Spaltung des evangelischen Bekenntnisses. Da der Pfälzer Kurfürst reformiert war, blieben die lutherischen Fürsten Mittel- und Norddeutschlands der Union fern. Sie hätten sich eher mit den Katholiken vereinigt als mit den Reformierten. Darüber frohlockten die Katholiken, die festgeschlossen ihrerseits die Liga den Gegnern gegenüberstellten, an deren Spitze ein kriegerischer Fürst, der Baiernherzog Maximilian trat. Nun fehlte bloß noch ein mächtiger strengkatholischer Kaiser; Rudolf und sein Bruder Matthias waren nicht stark und nicht kriegerisch genug. Da aber schon die Bünde einander feindlich gegenüberstanden, so war der Zusammenstoß auch so unvermeidlich. Man hatte das Beispiel des Religionskrieges in den Nachbarländern bereits gehabt. Und das Beispiel reizt immer. Es mußte ein Kampf auf Leben und Tod beginnen. Und da man einander überflügeln wollte, mußte man von außen her Hilfe nehmen; die Franzosen und Niederländer hatten das auch gethan. Moritz von Sachsen hatte gleich-

17. Das Wissenswertheste aus der deutschen Geschichte und der Weltgeschichte - S. 25

1868 - Langensalza : Greßler
Weltgeschichte. 25 Aufgelöst wurde dieser Bund 1866 durch das feindliche Auf- treten Oesterreichs gegen Preußen, welches den gewaltigen, schon früher erwähnten Krieg, in demselben Jahre zur Folge hatte. Jetzt besteht Deutschland aus drei Gruppen: Norddeutschland unter Preußens Führung, Süddeutschland (Baiern, Würtem- berg, Baden und Hessen-Darmstadt) und der österreichisch-deutsche Theil. — Möge mit Gottes Hülfe bald die Zeit kommen, wo Deutschland in seiner alten Herrlichkeit wieder vollständig ge- eint dasteht! ii. Weltgeschichte. 1. Die Aegypter. Die alten Aegypter, welche oft in der Bibel erwähnt wer- den, bewohnten einen langen, vom Flusse Nil durchströmten Strich Landes im Nordosten Asrika's, und stammten wahr- scheinlich von dem im südlichen Asien lebenden Volke der Inder. Diese Inder zeichneten sich schon früh durch hohe Bildung aus, theilten sich in mehrere Gesellschaftsklassen (Kasten), von denen die der Priester die vornehmste war, und verehrten drei Götter: Brama (den Schaffenden), Wisch nu (den Erhalter) und Schiwa (den Zerstörer). Großartig waren die Felsenbauwerke der Inder, namentlich ihre Tempel, die noch jetzt die Be- wunderung der Reisenden erregen. — Wie die Inder, so theilten sich auch die Aegypter in mehrere Kasten und zeichneten sich gleichfalls durch ihre großartigen Bauwerke aus. Dergleichen waren die 300 — 500 Fuß hohen steinernen Pyramiden, die 50 —150 Fuß hohen, aus einem einzigen Stein bestehen- den und spitz zulaufenden Obelisken und das aus 3000, theils über, theils unter der Erde mit einander verbundenen Sälen bestehende Labyrinth (Jrrsaal). — Auch die Aegypter waren Heiden. Außer der Sonne, welche sie als den Gott

18. Aus Deutschlands Urgeschichte - S. 37

1908 - Leipzig : Quelle & Meyer
Ii. Die jüngere Steinzeit oöer öle neolithische Periode. Die mittlere Steinzeit, eine Übergangrstufe von der älteren zur jüngeren Steinzeit. (vordringen des Menschen in Norddeutschland. Die Muschclhaufen.) (Erft eine geraume Weile nach der Eiszeit konnte ganz Deutschland von Menschen bewohnt werden. Die ehemals mit (Eis bedeckten Strecken Nord- und Süddeutschlands überzogen sich zunächst mit Moos und Flechten,- dann drang langsam der Wald ein. Gleichsam als Vorposten schickte er die genügsamen und zählebigen Nadelhölzer, vornehmlich die Föhre, ins unwirtliche Land. Man findet nämlich in den nordischen „Waldmooren" zu unterst Föhrenstämme. Später erscheint die (Eiche, dann die Buche, welche noch heute in Norddeutschland und auf den Gstseeinseln herrliche Wälder bildet. vielleicht ist der Mensch schon vor der Föhrenzeit nach Norddeutschland gekommen, indem er dem Renntiere, das sich beständig weiter nach dem Norden zurückzog, folgte. Sichere Spuren hat er aber erst im Föhrenalter hinterlassen. Nach wie vor durchstreiften damals Jägerhorden das Land. Mit Vorliebe scheint man (Elche und Hirsche gejagt zu haben. Daher wurden jetzt die Harpunen, die man in der Renntierzeit so zierlich aus Renntiergeweih zu verfertigen wußte, aus Hirschhorn geschnitzt. Die Form ist nur wenig verändert (Fig. 14). Reichere Funde stammen aus etwas jüngerer Zeit. Wegen neuer, wichtiger (Errungenschaften, die damals zuerst auftraten, rechnen viele Forscher diesen Rbschnitt zur jüngeren Steinzeit. Die sonderbarste (Erscheinung derselben sind die Muschelhaufen.

19. Die Lande Braunschweig und Hannover - S. 135

1880 - Hannover : Klindworth
Stiftung des Herzogthumes Braunschweig-Lüneburg. 135 und Ravensburg seine Stammburgen, und in dem von ihm ge- gründeten reichen Kloster zu Weingarten seine Grabstätte hatte. Kaiser Heinrich Iv hatte dem Welsen Wels Vi das Herzogthum Baiern übertragen, der es 1101 an seinen Sohn Wels Vii vererbte, während dessen jüngerer Bruder, Heinrich der Schwarze, wie eben erzählt, sich einen großen Länderbesitz in Norddeutschland erheiratet hatte. Als nun im Jahre 1120 Wels Vii ohne Nachkommen starb, ging die Herzogswürde von Baiern auf Heinrich über, der somit im Norden und im Süden von Deutschland gleich ansehnlichen Besitz hatte. Aber die Macht des Geschlechtes sollte noch höher steigen. Nach dem Aussterben der Fränkischen Kaiser mit Heinrich V (1125) wurde Lothar (Luther), Graf zu Süpplingenburg, zum Kaiser erwählt. Nach ihm ist das Braunschweigische Städtchen Königs- lutter benannt, welches sich um und neben einer von ihm ge- gründeten Benedictiner-Abtei entwickelt hat. In der noch jetzt er- haltenen Stiftskirche, dem schönsten Werke Romanischer Baukunst in Nordwestdeutschland, hat er auch seine Ruhestätte gesunden. Er besaß als väterliches Erbgut die Supplingenburgischen Besitztümer (den nordöstlichen Theil des Herzogthumes Braunschweig), und durch Heirat mit Richenza oder Richza, der Erbtochter der Northeimer Grafen, deren Güter aus den Fürstentümern Göttingen und Gruben- hagen und der Gegend von Braunschweig, welche letztere die Nort- heimer selbst von den Brunonen ererbt hatten, bestanden. Diesen, bei der damals schon eingetretenen Zersplitterung des Reiches in so zahlreiche weltliche und geistliche Herrschaften, sehr bedeutenden Güter- besitz vererbte er durch seine einzige Tochter Gertrud an den Welsen- herzog Heinrich den Stolzen, den ältesten Sohn Heinrichs des Schwarzen, der dem Vater 1126 auch in dem Besitze der Lüne- burgischen (Billingischen) Güter und in der Herzogswürde von Baiern nachfolgte. Die Herzogswürde über Sachsen ward ihm vom Kaiser Lothar 1127 übertragen. Der jüngere Sohn Heinrichs des Schwarzen, Welf Viii, erhielt die Stammlande in Schwaben. Somit besaß Heinrich der Stolze einen Länderbesitz, wie kein anderes der damaligen großen Geschlechter Teutschlands, und mochte daher mit Recht glauben, als Kaiser Lothar auf der Heimkehr von Italien im Jahre 1137 gestorben war, daß kein anderer Fürst des Reiches geschickter sei, die Kaiserkrone zu tragen, als er. Waren doch schon die Reichsinsignien von der Kaiserin Witwe Richenza ihm, als des verstorbenen Kaisers Tochtermanne, überliefert. Aber es kam anders. Eine Anzahl Deutscher Fürsten wählte zu Mainz

20. Das Deutsche Reich - S. 356

1901 - Langensalza : Beyer
356 Hi- Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Norddeutschlands. b) Mit seinen 13 Provinzen hat es Anteil an allen drei Bodenstufen Deutschlands. c) Obwohl es sich mit seiner Hauptmasse im norddeutschen Tieflande ausbreitet, so greift es doch, auch weit hinein in das deutsche Mittelgebirge, ja bis in das deutsche Alpenvorland und umspannt so das Land „vom Fels zum Meer". d) Es erstreckt sich über die ganze Breitenausdehnung Deutschlands von der „Maas bis an die Memel". e) Preußen hat Anteil an allen Stromsystemen der deutschen Land- schaften und hat auch die Küsten der deutscheu Meere iu seinem Besitze. (Welche Provinzen werden von den einzelnen Stromsystemen berührt? I) Fast alle deutscheu Volksstämme sind in dem preußischen Staate vereinigt. (Welche? Wo haben sich diese angesiedelt?) g) Preußen umfaßt die größten Jndustriebezirke und die ausgedehntesten Ackerbaugebiete des deutschen Reiches. (Welche? Wo?) Ii) Preußen weist unter allen deutschen Staaten auch die meisten (22) Großstädte aus. (Welche sind es? Wo liegen sie? Verteilung? Welchen Umständen verdanken sie ihr Wachstum?) Zusammenfassung: Preußen, die deutsche Vormacht. Iv. Stück: Zeichnung 5er Skizze. Die Zeichnung dürfte wenig Schwierigkeiten bereiten, da die einzelnen Skizzen, die in den Einheiten Nr. 14. 15. 16 entworfen worden sind, nur zusammengesetzt und aneinandergefügt zu werden brauchen. Selbstverständlich muß der Maßstab um etwas verkleinert werden. Verknüpfung: Juwiefern kann Norddeutschland in jeder Beziehung als ein einheitliches Landschaftsgebiet bezeichnet werden? 1. Worin tritt die Einheitlichkeit Norddentfchlands hervor? I. Norddeutschland, eine natürliche Einheit. a) In Norddeutschland ist vorwiegend nur eine Bodenform ausgeprägt, uämlich das Tiefland. b) Eine Bodenformation, nämlich das Schwemmland, baut den Boden Norddeutschlands auf. Ii. Norddeutschland, eine politische Einheit. Ein Staat, nämlich das Königreich Preußen, ninimt den größten Teil des norddeutschen Tieflandes ein und hat sich hier zur deutschen Vormacht entwickelt. Iii. Norddeutschland, eine wirtschaftliche Einheit. Norddeutschland stellt ein weites Ackerbaugebiet dar. in welchem die Landwirtschaft die Haupterwerbsquelle bildet. Das weite Tiefland und der alte Gletscherboden, die vorherrschende Landwirtschaft und der machtvolle Großstaat kennzeichnen Norddeutschland als ein einheitliches Land- schaftsgebiet.