1807 -
Soest
: Floß
- Autor: Ehrlich, Carl Gotthilf, Frenzel, Franz Christoph
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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Thor Zeinen (haften angelegt, der ihm zum Vergnügen,
und denen zum Segen gereichte, welche darin arbeiteten,
und ihren Unterhalt verdienten. Hinter seinem Garten
hatte ein Ackermann ein Stuck Land liegen, welches er
wenig nutzte. R * * wollte es ihm abkaufen, und ihm
bezahlen, was er verlangte. Der Ackermann aber gab
ihm eine ungesittete Antwort. Nach einigen Jahren
kam dieser Mann von selbst, und bot R * * seinen Acker
zum Verkauf an. Der Kaufmann wunderte sich; er-
fuhr aber, daß der Mann durch Mißwachs und andere
Uuglncksfälle in Schulden gerathen war. Er bediente sich
nicht der Noth des Armen zu seinem Nutzen: sondern er
gab ihm viermal mehr Geld, als er für den Acker for-
derte, und als er werth war. Ueber dieß lieh er ihm
noch einige hundert Thaler ohne Zinsen, sich wieder zu
helfen. Der Ackermann ging-mit Thränen der Freude
von ihm weg, indem er ausrief: Wie soll ich das ver-
gelten! Da ich helfen kann, antwortete der Men-
schenfreund, so thue ich jetzt mehr nicht als meine
Schuldigkeit.
X« hat niemals davon geredet; aber der Acker-
mann hat selbst diese großmüthige Handlung ausgebrei-
tet, und von der Güte geredet, die er durch seine ehe-
malige grobe Antwort nicht verdienet hatte. R hat
oft versichert, daß er den Reichthum blos deswegen
schätze, weil er ihm das Vergnügen, wohlthun zu kön-
nen, gewahrte, und ihm ein Mittel würde, die Thrä-
nen der Elenden abzutrocknen, oder in Freudenthränen
zu verwandeln. Dann erst ergetzte ihn sein Geld, wenn
er sich mit dem Gedanken niederlegen könnte, daß er,
durch dessen Hülfe, wieder einen Menschen aus seiuem
Kummer errettet habe.
Der großmüthige Erretter.
einer Ueberschwemmung des Flusses Adigo riß
die Fluht eine Brücke zu Verona weg, bis auf deu mit*
telsten Bogen, ans welchem ein Haus stand. Man sab
vom